Zeit für meine übliche Endbewertung.
Villainess Level 99
Die "Villainess-Anime" kann man inzwischen fast schon als eigenes Genre (bzw ein Subgenre von Isekai) betrachten, gibt gefühlt immer mehr davon, und meist sind sie auch recht unterhaltsam, auch wenn bisher noch keiner dabei war, der mich völlig vom Hocker gehauen hat. Dasselbe gilt auch für diesen Anime, der vor allem durch seine Hauptcharakterin Yumiella glänzte, deren monotone Art in Kombination mit ihrer "Overpoweredness" sehr lustig dargestellt ist. Und mit Patrick gab es auch ein sehr cooles Love Interest für sie, auch wenn sie für 90% der Handlung zu dense war, um zu verstehen, dass er ein Love Interest ist. Man muss Yumiella aber zugute halten, dass sie es im Gegensatz zu vielen anderen dense MCs doch noch irgendwann kapiert hat.
Der Anime war also dank der Charaktere durchaus unterhaltsam, abgesehen davon hat er jedoch leider nicht allzu viel zu bieten. Das Setting und die Lore sind jedenfalls ziemlich klischeehafter Standard, und in Sachen Animation sollte man auch nicht allzu viel erwarten.
The Wrong Way to Use Healing Magic
Ein weiterer Isekai, der recht ähnlich anfängt wie viele andere, nämlich mit der Beschwörung zweier Helden (aka High School Students) in eine Fantasy-Welt... but wait, there is more! Der eigentliche Hauptcharakter ist nämlich keiner der beiden Helden, sondern ein zufällig mit in den Beschwörungskreis geratener Mitschüler, was ein interessanter Twist für die Prämisse ist. Der MC verfügt über Heilungsmagie, und statt zum typischen Heiler zu werden, wird er stattdessen zu einer Art Kampfheiler ausgebildet, indem er sich wiederholt beim Training selbst heilt und dadurch den Muskelaufbau begünstigt. Eigentlich ne ziemlich coole Idee, und auch recht gut umgesetzt. Stellenweise neigt der Anime zu Klischees, und er ist jetzt im Gesamten nichts super außergewöhnliches, aber dennoch definitiv ein guter Vertreter des Genres.
Zwischendrin gab es mal zwei reine Flashback-Episoden, die waren meines Erachtens der Tiefpunkt des Anime, weil sie extremst vorhersehbar waren und halt ein paar Charaktere vorgestellt haben, von denen man halt bereits wusste, dass die sowieso in ein paar Minuten sterben werden, und der Anime hat sich einfach viel zu viel Mühe dabei gegeben, diese Charaktere als liebenswert darzustellen für den Schockeffekt dann, wenn sie sterben... hat halt bloß überhaupt nicht funktioniert. War halt irgendwie so ein Musterbeispiel für "flashbacks done wrong".
Zum Glück wurde es danach wieder besser, sodass ich den Rest des Anime noch genießen konnte.
The Unwanted Undead Adventurer
Ein Fantasy-Anime mit einem Hauptcharakter, der anfangs stirbt und zu einem Untoten wird, dadurch aber ein paar neue Fähigkeiten erhält, die es ihm erlauben, langsam stärker zu werden und sich weiterzuentwickeln und dabei nach und nach wieder menschlicher zu werden, nachdem er zuerst als Skelett startet. Dieser Anime war besser als erwartet, und das liegt unter anderem daran, dass Rentt, der Hauptcharakter, bereits erwachsen ist und deutlich weniger ungestüm als viele andere Fantasy- oder Isekai-MCs. Er verlässt sich nicht einfach nur auf seine neugewonnene Stärke, sondern geht klug und vorsichtig vor. Dabei gibt er die Wichtigkeit eines bedachten Vorgehens auch an jüngere Abenteurer weiter, für welche er teilweise die Funktion eines Lehrers und Vorbilds einnimmt, was einfach mal etwas anderes war als in vielen ähnlichen Anime.
Dazu kommt mit Lorraine eine tolle weibliche Charakterin, die Rentt dabei hilft, mit seiner neuen Existenz als untotes Monster klarzukommen, und ihn dabei erforscht. Die Freundschaft der beiden ist finde ich sehr gut geschrieben, zumal der Anime auf "show, don't tell" setzt, um zu zeigen, wie lange sie sich schon kennen und wie sehr sie einander vertrauen. Es gibt dabei auch eine gewisse romantische Spannung zwischen ihnen, die jedoch eher subtil ist und auf recht erwachsene, anime-untypische Weise gehandelt wird... vielleicht, weil sie halt einfach beide erwachsen sind.
Die Action in diesem Anime ist auch akzeptabel, in Sachen Animationen darf man aber auch hier wie schon bei den beiden vorherigen Anime nichts allzu außergewöhnliches erwarten, es ist ziemlicher Durchschnitt.
Shangri-La Frontier
Dieser fantastische Gaming-Anime ging in dieser Season so gut weiter wie in der vorherigen, und lieferte mit Wethermon einen mehrepisodischen Kampf vom feinsten, mit drei Charakteren, deren Interaktionen allein den Anime noch für eine Ewigkeit tragen könnten. Ich habe die zweite Hälfte jedenfalls sehr genossen und freue mich auf etwaige weitere Staffeln mit Sunraku und Co, zumal die Welt von Shangri-La auch Ansätze einer sehr interessanten Lore hat, die mit weiteren Kämpfen gegen Unique Bosses wie Wethermon nach und nach weiter aufgedeckt werden könnte. Aber selbst wenn sich der Rest nur darum drehen würde, wie Sunraku sich halbnackt durch das Spiel solot, wäre es immer noch äußerst unterhaltsam.
The Apothecary Diaries
Ja, ich habe ihn endlich angefangen, nachdem ich ihn in der vorherigen Season ignoriert hatte. Nachdem Raichu-chan ihn mir immer wieder empfohlen hat, habe ich mich vor ein paar Wochen endlich mal dran gesetzt, und wie nicht anders zu erwarten, ist dieser Anime toll. Maomao ist eine wundervolle Hauptcharakterin, die manchmal mehr wie eine Detektivin rüberkommt als wie eine Apothekerin, und dabei oft nicht nur ihre Klugheit beweist, sondern auch einen Sinn dafür, wann man gewisse Dinge unausgesprochen lässt. Kombiniert mit ihren medizinischen Fähigkeiten ergibt das eine der interessantesten Hauptcharakterinnen, die ich seit Langem gesehen habe (naja, gut, stimmt nicht ganz, weil gleichzeitig Frieren gelaufen ist, aber wenn wir Frieren mal ignorieren, kann man die Aussage so stehenlassen).
Die anderen Charaktere müssen sich aber auch keineswegs verstecken, vor allem Jinshi trägt auch viel zur Qualität dieses Anime bei, da seine Interkationen (und Missverständnisse) mit Maomao einfach köstlich sind (fast so köstlich wie Gift in Maomaos Augen). Das Setting ist ebenfalls interessant, sehr stark ans imperiale China angelehnt, aber scheinbar in einem fiktionalen Land.
Ganz fertig bin ich mit dem Anime noch nicht, aber ich bezweifle, dass die das Ende so sehr verhauen können, dass ich meine Meinung über ihn noch ändere.
Solo Leveling
Ich kannte ja den Manhwa schon und war von dem her recht gehypt auf diesen Anime, und ich muss sagen, er hat nicht enttäuscht. Das Quellenmaterial wurde wunderbar adaptiert und stellenweise sogar noch um ein paar kleine, keineswegs schlechte Szenen ergänzt, und die Animationen fand ich im Gegensatz zu manch anderen hier sehr gelungen, auch schon vor dem Igris-Kampf, der aber definitiv der Höhepunkt dieser Staffel war. Bin richtig froh, dass bereits mehrere Folgestaffeln angekündigt wurden, was wohl bedeutet, dass sie den gesamten Manhwa adaptieren. Wäre schade gewesen, wenn nicht, denn so gut diese Staffel auch war, ist sie im Grunde dennoch nur der Prolog. Die richtige Story beginnt erst jetzt, und sie steht im Zeichen eines einzelnen Wortes.
Arise.
Frieren
Ich werd versuchen, mich kurzzufassen. Meisterwerk. Das wars, danke für eure Aufmerksamkeit.
Okay, aber im Ernst, ich hab letztes Mal schon so viel drüber geschrieben und hab nicht wirklich was zu ergänzen, außer halt über die Geschehnisse der zweiten Hälfte zu sprechen, aber dann würde ich niemals mehr aufhören. Frieren ist ohne zu übertreiben mit Abstand einer der besten Anime, die ich je gesehen habe. Die Charaktere sind wundervoll und sympathisch, das Setting und die Lore extrem interessant, die Animationen ein einziges Kunstwerk, ob nun in ruhigen oder actionreichen Szenen, und die Story fesselnd und gelassen zugleich, sowie melancholisch und hoffnungsvoll, und Frieren ist darüber hinaus auch noch etwas gelungen, womit sich die meisten anderen Anime richtig schwer tun: Es hat die Kunst der Flashbacks gemeistert, auf eine Weise, als würden zwei Geschichten zugleich erzählt werden, obwohl sie chronologisch weit auseinander liegen, nein, eigentlich drei Geschichten, wenn man Flammes Ära mitzählt, aber sie sind alle auf so gekonnte Weise miteinander verwoben, dass die ständigen Flashbacks nicht im geringsten stören, sondern die Handlung auf ein noch höheres Niveau heben. Und das konstant, 28 Folgen lang, während viele andere Anime schon damit zu kämpfen haben, für nur 12 Episoden eine konsistente mittelmäßige Qualität aufrecht zu erhalten. Frieren ist in jeglicher Hinsicht außergewöhnlich, und ich hoffe inständig, dass die zweite Staffel ebenso gut wird. Laut Manga-Lesern ist der "first class mage exam"-Arc sogar einer der schwächeren, und wenn das stimmt, dann kommen da noch einige großartige Arcs auf uns zu. Bleibt also nur zu hoffen, dass es auch in Sachen Animation, Musik und so nicht nachlässt.
So, nun also zur Endbilanz. Ich habe beschlossen, Frieren hiervon auszuschließen, weil es letztes Mal bereits fast sämtliche Kategorien abgeräumt hat. In den Honorable Mentions werde ich es trotzdem erwähnen, weil würde sich einfach falsch anfühlen, es nicht zu tun.
Anime of the Season
Solo Leveling
Honorable Mentions: Frieren, Shangri-La Frontier, Apothecary Diaries
Bestes Opening
"Danger Danger" by FZMZ (Shangri-La Frontier)
Honorable Mentions: Solo Leveling, Frieren
Bestes Ending
"request" by krage (Solo Leveling)
Honorable Mentions: Shangri-La Frontier, Unwanted Undead Adventurer, Frieren
Bester Soundtrack
Solo Leveling
Honorable Mentions: Frieren, Shangri-La Frontier
Beste Visuals
Solo Leveling
Honorable Mentions: Frieren, Shangri-La Frontier, Apothecary Diaries
Best Girl
Maomao (Apothecary Diaries)
Honorable Mentions: Frieren (Frieren), Fern (Frieren), Cha Hae-In (Solo Leveling), Yumiella (Level 99 Villainess), Lorraine (Unwanted Undead Adventurer), Suzune (Wrong Way to Use Healing Magic), Arthur (Shangri-La Frontier),
Best Boy
Sung Jinwoo (Solo Leveling)
Honorable Mentions: Stark (Frieren), Sunraku (Shangri-La Frontier), Okatsu (Shangri-La Frontier), Patrick (Level 99 Villainess), Rentt (Unwanted Undead Adventurer), Jinshi (Apothecary Diaries)