Wow, vielen dank, für euer Feedback, wir werden die Antworten auf eure Kommentare nun meist vor dem neuen Kapitel posten. Aber jetzt viel Spaß!
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Kapitel 2
Monster - Sicht von Jane
„Oh Jane..Wie schön dich zu sehen. Hast du gut geschlafen?“, sagte Aro mit seiner ausdrucklosen Stimme.
Aro nahm meine Hand. Wie gut nicht sprechen zu müssen, wenn der neben einem Gedanken lesen konnte. Es war kalt im großen Saal und ich knöpfte mir meinen Mantel zu. Natürlich wollte ich nicht, dass irgendjemand bemerkte, dass mir kalt war, also wartete ich bis mich niemand anschaute, wandte mich von Aro und den anderen ab und knöpfte mir Knopf für Knopf zu.
„Komm, Schwester. Sie werden bald eintreffen“, äußerte sich Alec.
Vielleicht sah man es nicht, aber ich und Alec, wir hatten so ein inniges Verhältnis. Ich liebte ihn, wie man einen Bruder liebte und er mich, wie man seine Schwester liebte. Als Volturi lernten wir unsere Gefühle nicht preiszugeben. Wir hatten sie und daran wollten und konnten wir nichts ändern, aber Aro meinte immer ein richtiger Volturi würde wissen mit seinen Gefühlen umzugehen und das würde für Aro bedeuten, sie einfach gar nicht zu vermerken und so ‚königlich‘ wie möglich zu sein. Gefühle sind eine Schwachstelle, ein Leck im Herzen, das nicht zu flicken ist, selbst nicht für einen Vampir, für ein seelenloses Monster, welches dazu verdammt ist für immer grausam zu sein. Ich hasste es nicht, ein Vampir zu sein. Ich liebte es. Ich hatte eine wunderbare Gabe, eine Gabe, wie es niemand anderes hatte. Ich war auf eine gewisse schmerzvolle Art besonders. Was nicht unbedingt schlecht war. Nicht für mich und meinen Bruder. Ein Volturi war nicht gütig. Ein Volturi war auch kein Engel. Ein Volturi war ein Vampir. Ein Monster.
„Oh, Heidi, wie schön, dass du eintriffst. Du hast uns etwas mitgebracht?“, horchte Aro nach.
Caius redete fast nie. Zumindest überließ er Aro lieber das Wort. Von Marcus konnte man aber noch weniger erwarten. Außer einem erwartungsvollem Stöhnen oder einer Zustimmung für Aros Vorschläge sprach er nie. Wahrscheinlich wegen seiner Frau. Sie wurde getötet. Abends wenn Aro mir gute Nacht wünschte, erzählte er mir manchmal auch Geschichten. Geschichten aus seiner früheren Zeit. Er sagte auch, er hätte Marcus Frau umgebracht, aber so recht glaubte ich ihm das nicht. Er erzählte mir auch, wie er Alec und mich verwandelte, wie er uns damals vor dem Scheiterhaufen gerettet hatte. Ich liebte Aro wie einen Vater und Aro mich wie eine Tochter, aber natürlich durften wir auch dies nicht zugeben. Alec hatte er schon lange nicht mehr Gute Nacht gewünscht, geschweige denn ihm eine Geschichte erzählt. Wahrscheinlich nicht, weil er ihn weniger mochte, sondern weil Alec noch lernen musste. Er konnte noch nicht so gut seine Gefühle unterdrücken wie die anderen und hatte manchmal noch große Probleme damit, nicht zu sagen, wie er sich fühlte.
Ich unterbrach meinen Gedankengang und wandte mich dem Dessert zu. Während Alec schon über einer jungen Frau hing und seine Zähne fest in ihrem Arm gedrückt hatte, amüsierte sich Aro mit den Angstschreien der ‚Gäste‘. Das sie wahrscheinlich nicht als Gäste wieder nach Hause gehen würden, sondern als tote Seelen im Himmel oder in der Hölle landen würden, da waren wir uns sicher. Ich wusste, dass ich und Alec auch, wahrscheinlich als Mensch in der Hölle gelandet wären, wenn wir damals auf dem Scheiterhaufen verbrannt geworden wären. Aber komischerweise störte es uns kein bisschen. Was heißt komischerweise? Aro hatte uns trainiert. Trainiert zu lieblosen Kampfmaschinen. Ich liebte ihn zwar, aber ganz im Inneren empfand ich nur Hass und Verachtung für ihn. Kein Mensch der Welt hatte es verdient, so behandelt zu werden. Aber ich konnte und wollte mich nicht wiedersetzen. Ich wusste, dass Alec es liebte bei den Volturi zu sein und endlich so behandelt zu werden, wie er es immer wollte. Man konnte es mir zwar nicht ansehen, aber tief in mir beneidete ich die Cullens. Ich war eifersüchtig, eifersüchtig auf eine tolle Familie, Freunde und Personen, die einem Liebe und Aufmerksamkeit schenken. Ich wusste zwar, dass ich hier bei den Volturi niemals richtig glücklich sein würde, aber es war keine Alternative das hier abzubrechen. Diese Sicherheit, diesen Schutz von Aro und den anderen, vor der Welt, nicht der Welt wie wir sie kennen, vor der Welt des Bösen und Abscheulichen. Mit diesen Gedanken fühlte ich mich auf einmal immer wohler hier und wollte schon fast gar nicht mehr weg.
Ehe ich mich versah, sah ich nur noch leblose Leichen auf dem Boden, wie sie vor Blut nur so trieften und kein Anzeichen von Lebendigkeit zeigten.
„Ich werde gehen“, sagte ich mit meiner lieblichen Stimme.
„Wohin, Schwester?“, rief Alec noch hinter mir her.
„Auf mein Zimmer.“
Ohne ein Wort verließ ich den großen Saal.
„Du darfst hier jetzt saubermachen, Heidi.“, rief ich hinter mir her.
Ich ging die steinerne Wendeltreppe, die rauf in den Turm führte, langsam hinauf. Der Fahrstuhl war kaputt und das bedeutete, Laufen für uns alle. Für einen Vampir sollte das aber wirklich kein Problem darstellen. Mein und Alecs Raum war ganz oben im Turm, wir teilten uns ein kleines Zimmerchen, in dem wir uns selten aufhielten. Wo Aro, Caius und Marcus ihre Unterkunft hatten, wussten wir nicht, wir wussten nur dass sie nicht hier war. Sie war wahrscheinlich irgendwo in einem Dorfkeller, da wo Marcus seine Galerie mit alten Bildern hatte. Caius hatte mir viel von seiner Vergangenheit als Vampir erzählt und davon, wie er zu den Volturi gekommen war und wie gebildet sie damals noch waren.
Plötzlich kam Heidi in elegantem Schritt in mein Zimmer hereingeplatzt.
„Jane? Aro lässt nach Euch rufen.“
„Ich bin doch gerade erst hochgegangen“, sagte ich ein wenig genervt.
„Tut mir leid“, entgegnete sie.
„Schon gut. Sagt ihm, ich komme gleich.“
Ich wusste, dass Aro es hasste, wenn ich nicht kam, wenn er es wollte. Also ging ich extra langsam, um ihm ein bisschen auf die Palme zu gehen. Vielleicht würde er mich dann den restlichen Abend in Ruhe lassen und ich würde hier auch mal rauskommen. Ich hatte schließlich keine Lust, mein restliches, unendliches Leben in diesem Turm zu verbringen.
Felix öffnete mit einem kleinen Stoß, die riesige Eisentür, die in den genauso riesigen Saal führte, der von beigefarbenen, korinthischen Säulen umsäumt war. Felix war ein besonderer Vampir. Er war zwar längst nicht so besonders wie ich und Alec, aber er war besonders. Er war sehr stark. Na ja, sehr stark war gar kein Ausdruck. Er war der Stärkste, zumindest protzte er damit immer rum. Demitri war ein Tracker. Er war aber noch lange nicht so besonders wie wir. Wir hatten einfach diesen Seltenheitswert und da wir diesen hatten und es auch wussten, warum sollten wir es nicht immer wieder erwähnen?
„Jane. Schön, das du wieder da bist“, räsonierte Aro.
„Was gibt es denn, Meister?“, erwiderte ich mit meiner betörenden Stimme.
„Wir haben soeben eine Nachricht von Edward Cullen und seiner Menschenfreundin Bella erhalten.“
„Fahrt fort, Meister.“
„Jedenfalls werden sie heiraten. Und wir sind dazu eingeladen."
„Ist sie denn schon ein Vampir, Meister?“
„Ich werde es sehen. Wir werden es sehen.“
„Wann denn, Meister?“
„Bald, Jane.“
Ich verließ den großen Saal ohne einen Ton von mir zu geben. Nur meine Schuhe klackerten in Aros herzhaften Lachen.
Wieder lief ich in den hohen Turm und setzte mich in Alecs blauen Sessel. Ich spürte einen Windzug um meine Haare und Alecs kalte Hände in meinem Nacken.
„Was ist, Bruder?“
Ich nannte ihn immer Bruder, da die meisten Leute gar nicht erst vermuteten, dass wir beide Geschwister waren. Ich kannte es gar nicht anders, genauso wie er es nicht anders kannte.
„Darf ich nicht nach meiner kleinen Schwester schauen ?“
Er liebte es, mich zu ärgern. Nicht weil er wusste, dass ich ganz genau wusste, dass er etwas von mir wollte, sondern dass er mich kleine Schwester nannte, hasste ich abgrundtief. Trotzdem versuchte ich die Nerven zu behalten und nicht wie gewöhnlich auszurasten und Theater zu machen. Denn dann würde ich, wie ich es schon einige Male erlebt hatte, blöd vor Aro dastehen und das konnte ich gar nicht ausstehen.
"Was ist ?", sagte ich ruhig.
"Du weißt hoffentlich, dass ein Wolf anwesen sein wird."
Entsetzt durchbohrte ich seine Blicke.
Doch dann tauchte Carlisle plötzlich, wie aus dem Nichts auf, ein perfekter Moment um ihn zur Rede zu stellen.
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