Das ist kein Verbrechen, das ist Gerechtigkeit ...
Wow, ganz gefährliche Aussage. Gerechtigkeit ist subjektiv, es gibt keine objektive. Das einzig gerechte in diesem Beispiel wäre, wenn die Tat ungeschehen gemacht werden würde.
Ich bin sehr froh, daß Selbstjustiz verboten ist. Wo kämen wir da auch hin? Auge um Auge? Fände ich wirklich nicht toll. Selbstjustiz geht aus Rache (oder gibt es noch andere Gründe?) hervor, und wer auf Rache aus ist, hat keinen klaren Kopf. Und wer keinen klaren Kopf hat, handelt unüberlegt, was wiederum zu Konsequenzen führen kann, die man nicht erwartet/gewollt hat. Und was ist mit den Fällen, wo es strittig ist, wie eine Tat wirklich abgelaufen ist bzw. die falsche Person beschuldigt wird? Ist das dann auch noch gerecht?
Zum Thema an sich: Ich bin froh über unser Justizsystem. Sicherlich gibt es Mängel, aber wenn ich es mit anderen Systemen vergleiche, bin ich echt froh. Immerhin werden alle auf der gleichen Grundlage behandelt, Gleiches wird gleich bestraft, Emotionen und Moral haben bei der Urteilsfindng weniger Gewicht. Wenn wir nach Amerika oder England gucken, wo es Geschworene gibt, kann einem manchmal schlecht werden. Das ist ziemliche Willkür, und wenn ich sehe, daß hierzulande schon Leute von Rechtsverdrehern sprechen, frag ich mich, was ihr dann davon halten müßt.
Natürlich muß ein Strafverteidiger das Bestmögliche für seinen Klienten rausholen, dafür ist er ja da. Wenn er gegen ihn arbeiten würde, dann könnten wir uns gleich den Prozeß schenken. Es soll ja Gleiches mit Gleichem bestraft werden. Das ist natürlich eine perfide Situation, erst recht, wenn man weiß, daß die Person schuldig ist und man nun versucht, Umstände zu finden, die das Strafmaß mildern können, aber wie solls denn anders gehen?
Ob höhere Strafen an sich etwas ändern würden, weiß ich nicht. Ist ja immerhin erfreulich, wenn schonmal 30% ihre Taten bereuen und nicht wieder straffällig werden. Aber liegt das dann daran, daß sie eine Strafe ableisten mußten oder einfach, weil sie von sich aus zu einer Einsicht gekommen sind? Die Leute, die immer wieder rückfällig werden, sind vermutlich einfach zu sehr drin, um herauszukommen. Wege in die Kriminalität gibt es sicherlich viele, aber heraus verhält sich das ganz anders. Wenn man in einem bestimmten Milieu aufgewachsen ist, nach dem Gefängnis wieder in das zurückkehrt, die gleichen Leute trifft, wie soll sich dann etwas ändern? Wenn ich vor dem Gefängnis keine Geld hatte und deswegen geklaut, woher soll ich auf einmal Geld haben,w enn ich aus dem Gefängnis herauskomme? Da ist doch egal, ob ich da zwei Jahre oder zehn gesessen habe. Wenn ich kein Geld habe, keinen Job kriege (vielleicht, weil ich im Gefängnis war), was mach ich dann?
Wobei hier sicherlich auch viele unterscheiden zwischen vergleichsweise "harmlosen" Verbrechen und den moralisch besonders fiesen Verbrechen wie Vergewaltigung und Mord. Zumindest ist die Empörung größer, wenn Täter aus der zweiten Kategorie "zu wenige" Jahre Strafe erhalten, wohingegen bei einem handelsüblichen Dieb kein Hahn danach kräht.
Ich denke, an den Strafen an sich müßte gar nicht so viel gedreht werden. Wen es jetzt schon abschreckt, der braucht nicht mehr und wen es jetzt noch nicht abschreckt, wird vermutlich auch nicht von mehr abgeschreckt. Ich denke, das würde einen wirklich geringen Prozentsatz ausmachen. Viel wichtiger ist die Nachbetreuung, wobei ich nichtmal unbedingt Überwachung meinte, sondern vielmehr das Eingliedern in die Gesellschaft. Daran scheitert es ja eben zumeist, weswegen die Leute rückfällig werden, weil sie auf legalem Wege einfach nicht zurechtkommen. Natürlich variiert das von Straftat zu Straftat, bzw. von Mensch zu Mensch. Ein Vergewaltiger kann ja super angepaßt sein und sein Zeug im Verborgenen durchführen. Da sind natürllich andere Maßnahmen angebrachter.