-- Brian Norwood --
Nun also stand der Moment der Wahrheit bevor, Brian sollte sein Pokemon erhalten, mit dem er von nun an auf Reisen gehen sollte, eine Reise, die in einer neuen Region beginnen sollte. Seine bisherige Anreise wollte er nicht dazuzählen. Den Weg von Azuria City nach Saffronia hatte er schon so oft gemacht, daß man diesen Part kaum erwähnen mußte. Die Fahrt mit dem Zug nach Dukatia war allerdings von einem anderen Kalliber.
Die letzten Wochen hatte er auf die Fahrkarte gespart, denn für ihn stand fest, wenn er schon in die Welt ziehen wollte, dann gleich richtig. Zwar konnte er nicht behaupten, viel in Kanto herumgekommen zu sein, aber Johto war von Anfang an attraktiver für ihn, zumal man so schnell und leicht dort hinkommen konnte. In Dukatia City angekommen verschlug es ihm die Sprache. Diese Stadt mit seinen zahlreichen Hochhäusern war noch größer und erst recht erdrückender als Saffronia, welches er schon nicht sonderlich mochte. Umso erfreuter war er, als eine Gruppe vom "Fest des Lebens" in Teak City sprach. Brians Neugier war geweckt und er wollte nichts lieber als diesen riesigen Moloch zu verlassen. Mit einem Flyer in der Tasche und einer kurzen Wegfrage an einen Einheimischen schwang er sich auf den Sattel seines Fahrrads und trat in die Pedale gen Norden.
In Teak City angekommen wurde Brian sofort von der durch die Legenden geprägte Atmosphäre erfaßt. So ließ er es sichauch nicht nehmen, sich wie viele ande einen Kimono zu leihen. Sorgfältig stellte er sein Fahrrad in einer Nebengasse ab, damit es die Menschenmengen, die durch die Straßen zogen, nicht behinderte. Er wählte einen hellblauen Kimono mit weißen verschnörkelten Mustern.
Wieder auf der Straße bemerkte er, daß diese nun deutlich leerer waren als zuvor. Einzelne Personen eilten in eine bestimmte Richtung. Brian lief ihnen nach und kam zu dem Platz, an dem sich alle versammelt hatten. Eine Bühne war aufgebaut und nun begannen zunehmend Jugendliche diese zu betreten. Er fragte einen beistehenden Passanten, was denn dort vor sich ginge und erhielt als Antwort, daß die Kinder und Jugendlichen die Chance erhielten, sich ein Ei auszuwählen, um ihr erstes Pokemon zu erhalten.
Ein Schock durchfuhr Brian, um ein Haar hätte er diese Gelegenheit versäumt und während er sich noch darüber freute, doch noch davon erfahren zu haben, traten weitere Personen auf die Bühne. Zu seinem Glück schaltete er schnell und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Er schaffte es sogar, andere zu überholen, so daß er nicht der Letzte war oder noch schlimmer, sogar leer ausging. Die Auswahl war etwas eingeschränkt, da schon einige auf der Bühne waren und sich sozusagen die Glanzstücke herausgesucht hatten. Unweigerlich fiel der Blick des Jungen auf ein Ei, welches zwischen all den kleinen Kunstwerken etwas aus der Reihe zu fallen schien. Ein Kind hatte recht dilletantisch versucht, Menschen und Pokemon auf sein Ei zu malen, anstatt sich an bunten Mustern zu orientieren, wie die anderen dies gemacht hatten. Brian entfuhr ein kurzes Prusten und er steuerte genau auf dieses Ei zu, in Gedanken bei seinen eigenen Zeichenkünsten, die ein ähnliches Ergebnis produziert hätten. Ein kleiner Teil von ihm mochte ebenfalls aus Mitleid gehandelt haben, da dieses Ei scheinbar sogar so abschreckend war, daß sich bisher nicht einmal jemand bei den nebenliegenden niedergelassen hatte, obwohl diese wirklich ansehnlich waren.
Nachdem die Eier freigegeben waren, zögerte Brian zunächst. Was sollte er denn einem Ei sagen? Er blickte sich um und fing kurz den Blick eines braunhaarigen Mädchens auf, welche ebenfalls diesen Gedanken zu haben schien. Doch als auch sie sich zu ihrem Ei niederließ, kam Brian in Handlungsdruck. Behutsam hob er es an und blickte es eindringlich an. Die Schale fühlte sich besonders stabil und vorallem glatt an. Ohne es zu bemerken war er tief beeindruckt und verfiel in eine Art Starre der Faszination. Er wurde aus dieser gerissen, als die ersten vergnüglichen Laute erklangen, da einige der anderen Eier geschlüpft waren. Brian beschloß, erst einmal cool an die Sache zu gehen, das würde ihm sicherlich den Respekt des Pokemons und vorallem der umstehenden Leute sichern.
"Also, hey du, Pokemon. Da hast du ja echt Glück gehabt mit dem Maler deines Eis, zum Glück sind Äußerlichkeiten nicht alles. Hähä."
Eine Reaktion blieb aus und Brian kam sich unglaublich dumm vor. Er versuchte es erneut.
"Ähh, also mein Name ist Brian, Brian Norwood. Ich hoffe, du hörst mich da drin. Weißt du, ich habe ein bißchen Ahnung von Beeren, weißt du? Meine Mutter hat mir das beigebracht und wenn du mit mir kommst, kann ich dir garantieren, immer die besten und frischesten Beeren für dich zu haben. Zusammen können wir die Welt erkunden, weißt du? Denn ich bin gar nicht von hier, sondern aus Kanto. Kennst du das? Ach, was red ich da, woher solltest du es kennen? Aber ich würde es dir eines Tages gern zeigen, auch meine Heimat, Azuria City, die Stadt der Wasserpokemon-Arena."
Ob die letzte Information nun der Auslöser war oder der Eibewohner von Brians netter Art überzeugt wurde, wird wohl ein Rätsel bleiben, aber die Schale bekam Risse und aus diesen trat gleißendes Licht, so daß Brian seine Augen zusammenkneifen mußte. Plötzlich stieß ein kleines Horn aus einer der Lücken, zerteilte das Ei in quasi zwei Hälften, die daraufhin zerbröckelten und die Einzelteile fielen zu Boden. Ein energisches "Juuu!" richtete sich an Brian. Dieser riss seine Augen auf und starrte in das erwartungsvolle Gesicht seines neuen Begleiters.
"Ein Wasserpokemon?" fuhr es ihm durch den Kopf. "Das ist doch ein Scherz, oder?"