Geriha war selber gerade erst von der Toilette zurück ins Bett gehuscht, als das Mädchen, Serena, das Zimmer betrat. Obwohl er versuchte zu wirken als wenn er schlief, wobei er hoffte, dass sein leises Schnarchen authentisch klang, sprach sie ihn an. „Deine Sorge von vorhin ist völlig unbegründet. Wir wollen uns die Turmruine ansehen. Und ich wüsste nicht, dass man große Vorsicht walten lassen müsste, wenn man sich ein verbranntes Gebäude von außen ansehen will.“ Na toll... müssen die Leute mich immer an jedes meiner Fettnäpfchen erinnern? Aus dem Augenwinkel beobachtete er schweigend, wie sie ihr neues, nun schlafendes Frizelbliz auf einem Bett absetzte und ins Bad ging.
Kurz darauf erschien sie in einem Nachthemd. Geri wandte schnell den Blick ab, er wollte nicht erscheinen, als würde er spannen. Dennoch murmelte er eine verspätete Antwort. Sie schien eh zu wissen, dass er nicht schlief. „Das kommt davon, wenn man nur mit halbem Ohr zuhört. Den Part mit ‚nicht reingehen‘ hab ich total verschwitzt.“ Dennoch hatte er das Verlangen sich zu rechtfertigen. „Ich muss aber auch zugeben, dass ich in dem Moment gerade etwas abgelenkt war. Sorry, aber man kann ja auch nicht alles mitbekommen.“ Irgendwie schien es ihm leichter mit ihr bzw. überhaupt zu reden, wo nun niemand anderes anwesend war.
Serena musste bei dem leicht ungelenken Versuch des Jungen, sich herauszureden, leise Lachen. Dann setzte sie sich, noch immer schmunzelnd auf die Decke ihres Bettes. „Für gewöhnlich mischt man sich auch nur in fremde Gespräche ein, wenn man wirklich was dazu sagen kann.“, meinte sie leicht feixend.
Geri hoffte das sie nicht sah, wie er rot wurde. Es war schon peinlich genug. „Ist auch eigentlich nicht meine Art.“, gab er zu, „Aber ich glaube, mein Einwand war nicht ganz unberechtigt, oder?“ Dann versuchte er schnell das Thema zu wechseln. „Wer war eigentlich der blonde Kerl mit den blauen Klammotten? Scheint ja hier 'ne riesen Nummer zu sein.“
„Wie, du kennst Jens nicht? Er ist der Arenaleiter der Stadt und somit einer der bekanntesten Personen Johtos.“, wunderte sich die Blauhaarige. Doch plötzlich musste sie herzhaft gähnen, weshalb sie wieder aufstand und die Decke vorsichtig zurückschlug, um Frizelbliz nicht zu wecken. Aber der kleine Donnerhund schlummerte selig. Lächelnd kroch seine Trainerin nun unter die Bettdecke. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, wir wollen nur etwas über die Legende von Teak City erfahren, die Erzählungen heute haben uns neugierig gemacht.“, behauptete Serena und wurde sofort rot an den Wangen, wie immer, wenn sie nicht ganz die Wahrheit sagte, wobei es diesmal noch nicht mal gelogen war. Sie konnte einfach nicht schauspielern.
„Und Kimonos werden auch von alleine schmutzig, nicht wahr?“, platzte der junge Mann plötzlich heraus. Hastig dämpfte er seine Stimme, um die beiden Pokémon nicht zu wecken. Aber er war zu neugierig. „Außerdem habt ihr dreingeschaut, als hättet ihr einen Geist gesehen. Was war da denn nun eigentlich los?“ Er war froh, endlich wieder in ihre Richtung gucken zu können, statt dauernd an die dunkle Wand zu starren.
„Ähm“, entfuhr dem Stuntgirl und ergriff die Flucht nach vorn, „Du willst doch nicht etwa vom Thema ablenken.“ Zum Glück konnte er nicht sehen, wie sie unter der Decke nervös zu zappeln begann. Um ihren kleinen Partner nicht aufzuwecken, verschränkte sie die Arme außerhalb der Decke vor der Brust.
Das überraschte Geri komplett. Wie hat sie gemerkt, dass er nur davon ablenken wollte, dass er den Arenaleiter nicht kannte? „Naja, ich- ich bin eben nicht von hier.“ Es fiel im schwer nicht zu stammeln. „Meinst du, ob- ob er gegen mich kämpfen würde?“
Serena war erstaunt, dass sich der Junge wirklich hatte ablenken lassen. Sie konnte ihre Verwunderung auch nicht verbergen und hoffte inständig, dass er diesen Gesichtsausdruck auf seine Aussage beziehen würde. Dann aber fasste sie sich wieder und warf einen Blick auf sein Fukano an. „Ich denk mal schon, wenn deine Pokémon stark genug sind. Aber ganz ehrlich, dein Freund da sieht noch recht klein aus, meinst du, er hätte gegen Jens, der für sein Talent mit Geistpokémon bekannt ist, eine Chance?“
„Ich meinte ja auch keinen richtigen Arenakampf. Eher nur zur Übung. Dafür sind die Arenaleiter ja eigentlich da, oder? Um zu testen wie gut man ist und was man noch tun kann um besser zu werden?“, entgegnete er ausweichend. Der Junge kam sich so dumm vor. Sie musste ihn für den letzten Volltrottel halten. Er spürte das ihm seine Haare mittlerweile fast senkrecht zu Berge standen und hoffte, dass sie es nicht sah. Erst jetzt kam ihm der Gedanke, dass sie ihn nur ablenken wollte. Sie hat Geheimnisse? Schön, soll sie sie meinetwegen haben. Dennoch wollte er mehr wissen. „Ihr wollt doch morgen zur Ruine. Was dagegen wenn ich mitkomme? Die Legende... klingt interessant.“
„Nein, überhaupt nicht, es wird sicher lustiger, wenn mehr Leute dabei sind. Und wir haben uns auch schon überlegt, als Gruppe gemeinsam auf Reise zugehen, möchtest du uns nicht begleiten?“, freute sich das Stuntgirl, „Wie heißt du eigentlich?“
Eine Sorge weniger. „Hatte ich zwar vorhin schon erwähnt, aber ich kann es gerne wiederholen. Ich heiße Geriha.“, sagte er, erleichtert, diesmal seinen ganzen Namen zu nennen, „Und du bist Serena, richtig? ‘Tschuldige nochmal, dass ich so in euer Gespräch geplatzt bin, sowas mache ich eigentlich nicht. Aber ich glaube das merkt man.“ Er dachte kurz nach. „Und was das zusammen reisen angeht... vielleicht. Ich werde morgen mal mit meinem Kumpel darüber reden.“ Dabei lächelte er und strich sanft über Fukanos Fell, welches immer noch neben ihm schlief und wie im Traum zuckte.
„Kein Problem, dir ist bestimmt niemand sauer und morgenfrüh haben es alle wieder vergessen.“, schmunzelte die junge Frau und gähnte herzhaft, „Sei mir nicht böse, aber ich bin echt fertig. Man wird nicht jeden Tag plötzlich Trainer von einem Babypokémon, dass in seinen Armen schlüpft und steckt plötzlich im Abenteuer seines Lebens.“ Sie streckte sich ausgiebig und kuschelte sich in ihr Kissen. Ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, fielen ihr die Augen zu und sie versank im Schlaf.
„Nacht.“ murmelte er noch halbherzig. Soso, das Abenteuer deines Lebens, hm? Na, ich krieg schon noch raus, was das ist. Und damit drehte er sich um und schlief ebenfalls wieder ein.
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Geri wachte früh auf. Ohne den Kopf zu bewegen, sah er sich in dem noch recht dunklem Zimmer um. Die anderen schienen alle noch zu schlafen. Schwerfällig setzte sich der junge Mann auf und reckte sich. Von seinen Bewegungen geweckt, erwachte auch Fukano und schaute erwartungsvoll auf. Geri hob einen Finger an die Lippen und bedeutete ihm leise zu sein. „Pssssst...“ Fukano bellte freudig zur Antwort und Geri hielt ihm aufgeschreckt schnell das Maul zu. „Was habe ich gerade gesagt?“ zischte er durch zusammengebissene Zähne, während er mit seinem Freund rang, der sich wehrte und versuchte sich zu befreien. „Du weckst nur alle auf.“ Fukano hörte auf zu zappeln und hielt still.
Als Geri sich sicher war, dass Fukano nicht wieder einen solchen Radau veranstalten würde, schwang er sich leise und behände aus dem Bett. Er warf einen Blick aus dem Fenster, wobei er ein Gähnen unterdrückte. Es war immer noch recht dunkel, die Sonne war nur so gerade eben überm Horizont auszumachen. Ansonsten herrschte Ruhe, das Fest war zu Ende. Oder ist es lediglich pausiert? Egal. Schnell schnappte er sich seine Sachen und ging ins Bad.
Nach dem täglichen 10-minütigen Kampf gegen seine Haare (es stand mittlerweile ca. 5000:0 für die Haare) und nachdem er Schuhe, Weste und Kappe angelegt hatte, verließ er zusammen mit Fukano das Zimmer so leise wie möglich. „Lass uns ein wenig trainieren. Kann jedenfalls nicht schaden.“ Fukano bellte zustimmend. Immerhin war er kein Morgenmuffel.
Als sie durch die Eingangshalle marschierten, nickte er Schwester Joy kurz zur Begrüßung zu. „Guten Morgen. Ich komme gleich wieder. Dauert nicht lange.“ Gleichzeitig fragte er sich, Schläft die eigentlich auch mal? Zusammen gingen die beiden dann auf das Übungskampffeld hinter dem Pokémon-Center. „So, mein Freund. Dann wollen wir mal schauen, was du so alles drauf hast.“ Fukano bellte aufgeregt. Hier brauchte er nicht leise zu sein. „Gut!“ Geri wies mit seiner Hand in den Himmel. „Dann zeig mal deine Glut-Attacke!“
Später, trotteten die beiden keuchend und verschwitzt zurück. Nachdem sie alle Attacken durchgegangen waren und versucht hatten ein wenig an einer Strategie rum zu tüfteln, waren sie zuletzt noch ein paar Runden um das Kampffeld gelaufen, um nochmal etwas auszuklingen. „Das war doch gar nicht mal so übel. Ich freue mich schon auf unseren ersten richtigen Kampf.“ Fukanos blaue Augen blitzten bei diesen Worten freudig auf. „Ja, ich weiß, dass du es kaum noch abwarten kannst. Ist bei mir nicht anders. Aber vorher sollten wir noch rausfinden, was bei den anderen so abgeht, okay?“ Fukano nickte.
Im Center herrschte inzwischen reges Treiben. Doch wohl nicht etwa wegen uns? Jedoch erwiesen sich seine Sorgen als unbegründet, da anscheinend die meisten Trainer nur einfach von selbst nun langsam in die Gänge kamen. Als sie erneut ihr Zimmer aufsuchten, waren die anderen neuen Trainer auch schon weg. Wo sind die denn alle hin? Nachdem Geri sich und Fukano schnell gewaschen hatte, beschlossen sie Schwester Joy zu fragen, die auf den Speisesaal verwies. Dort entdeckten sie schnell die anderen und Fukano sprintete sogleich zu den jungen Pokémon.
Geri wartete eine Moment, nur um sich zu vergewissern, dass sein kleiner Freund nicht zu stürmisch an die Sache heranging. Denn obgleich Fukano auch noch jung war, war es nicht zu übersehen, dass es sowohl ein klein wenig größer war, als auch schon etwas sicherer wirkte. Als Geri sicher sein konnte, dass alles problemlos verlief, stellte auch er sich sein Frühstück zusammen und ging zu dem Tisch, neben dem der neuen Trainer. Er konnte sich noch nicht dazu durchringen, sich dazu zusetzen, nickte ihnen jedoch freundlich zur Begrüßung zu. Dann begann er hastig sein Essen in sich rein zuschaufeln.
Nicht lange danach gingen sie Richtung Turmruine. Geri hielt sich hinten in der Gruppe. Es war ihm immer noch unangenehm von so vielen unbekannten Leuten umgeben zu sein, jedoch hatte das mysteriöse Gefasel der blauhaarigen ihn in seiner Entscheidung bestärkt, mit den anderen zu gehen. Es konnte ja schlecht Zufall sein, dass diese Leute nach ihrem komischen Verhalten dorthin gingen, ohne den Grund preiszugeben. Dennoch gefiel es ihm nicht, aber seine Neugier war nunmal stärker. Lediglich Fukano schien sich wohler zu fühlen und tobte aufgeregt hin und her. Wie kann man nur so viel Energie haben?
Vor dem Turm blieb die Gruppe stehen. Schweigend betrachtete Geri das einstmals stolze Bauwerk. Das meiste was von den Mauern noch übrig war, war geschwärzt. Trümmer lagen herum und überall begannen sich wieder Pflanzen breit zu machen. Tja, am Ende holt sich die Natur immer alles zurück... Erleichtert sah Geri, dass das Gebiet um den Turm zudem abgesperrt war. Es durfte also niemand unerlaubt hineingehen. Genau in diesem Moment murmelte Serena etwas und fragte dann laut: „Mich würde es ja brennend interessieren, wie es drinnen aussieht. Kommt jemand mit?“
Geri konnte sich nicht bremsen ob dieser Regelwidrigkeit, trat vorsichtig hinter sie und erinnerte sie trocken flüsternd: „Soso, wir wollen uns nur ‚ein ausgebranntes Gebäude von außen ansehen‘, ja?“
„Ich will ja nur reinschauen, um zu wissen, wie es drinnen aussieht.“, murmelte das Stuntgirl schuldbewusst und lächelte abenteuerlustig.
„Dann komme ich aber mit. Wenn was schief läuft will ich wenigstens helfen können. Und wie ich mein Glück kenne, wird DEFINITV was schief laufen.“ Außerdem will ich nun selber wissen, was da drin passiert ist, dachte er noch beiläufig. Er seufzte dennoch, da er Regelübertritte nie gemocht hatte.
Aber was sein muss, muss eben sein.
OT: Gemeinschaftspost mit Sheewa, zumindest was die Dialoge betrifft. Was ein Text, könnte glatt als 2 Posts durchgehen. Aber ich will nicht den Anschluss verlieren und ich ja sowieso etwas später als alle anderen eingestiegen bin. Zudem scheint hier ja eh gerade tote Hose zu sein... Egal, ich hab meinen Part geleistet.
An dem etwas holprigen Gespräch merkt man glaub ich, dass Geriha es nicht gewöhnt ist mit anderen länger zu reden. Ist schon ein Wunder, dass er es überhaupt getan hat.
Wenn wieder was nicht stimmt, melden, damit ich mich wieder schämen kann.^^