"Ich würde jetzt auch nicht sagen, dass mich das groß beschäftigt. Als großer Bruder fühlt es sich nicht richtig an...", sprach Joshua und trank mit einem emotionslosen Blick einen Schluck Tariiza. "Geht mir auch so", antwortete ich, "ich habe das Gefühl, als großer Bruder darf man sich so was nicht ansehen lassen. Die jüngeren Geschwister brauchen einen in solchen Momenten...und wie sähe das aus, wenn gerade diese sich deswegen aus dem Konzept bringen lassen?" Está nickte, trank seinen Energydrink aus, zeigte Danny mit einer Geste, dass er noch einen haben möchte und antwortete dann :"Besonders der Gedanke, dass wir nun voll für unsere Geschwister verantwortlich sind...läuft mir eiskalt den Rücken runter." Danny, der mit 13 Jahren ebenfalls seine Eltern verlor, reichte Está den Drink und antwortete :"Ach...so schlimm ist das nicht. Gut, mir fallen selbst noch Situationen ein, in denen ich für die Dummheiten meines Bruder geradestehen musste, aber das hab ich hingenommen und mich mit meiner Verantwortung abgefunden!" - "Ja, aber es ist dann so, als müsste man sich praktisch sein ganzes Leben mit seinen jüngeren Geschwister befassen. Ich hoffe, dass Kahiko irgendwann auf sich selbst aufpassen kann...aber besonders im Krieg, von dem man ja nicht gerade erwarten kann, dass er in fünf Jahren vorbei ist, kann das zu einem Problem werden. Kazyero nervt!", antwortete ich und schlug meinen Kopf auf den Tresen. "Ihr seid alle so richtige Schweine!", sate Joshua und nahm einen kräftigen Schluck von seinem Getränk, "Ihr habt eure Geschwister alleine an der Backe. Ich hab wenigstens noch meine große Schwester Sophia, die sich auch mit Freuden um Butters kümmert!" Langsam hob ich meinen Kopf wieder, sah Joshua unglaubwürdig an und antwortete :"Silla! Das glaubst ja auch nur du! Ich meine, was willst du von einer 17-Jährigen erwarten, dass sie sich ewig mit dir um deinen Bruder kümmern kann?!" - "Aplaja...Lecio, Butters ist aber auch einer, der viel einstecken kann...", antwortete Joshua etwas nervös, woraufhin ich entgegnete :"Qiez, Silla! Weißt du noch, als er auf dem Spielplatz Sand in die Augen bekam? Und stell dir vor, der Junge hat nur ganze 20 Minuten lang geheult!" Daraufhin fingen Está, Montana und Danny an, laut zu lachen. "Ya wessa, Jay! Und über deinen...Zäl, wollen wir ja gar nicht erst reden!", sprach Joshua etwas gereizt. Montana, der schon länger nichts mehr gesagt hatte, sondern sich mehr auf seinen Kir konzentrierte, sprach :"Ach komm, Yoshi! Butters ist acht und Kahiko ist 14...das kann man nicht vergleichen!" Mit einem teuflischen Blick antwortete Yoshi :"Wer sagt denn, dass ich von der Gegenwart rede?" - "Ay, crivet!", sprach ich etwas geschockt, "Halt bloß die Fresse, was das angeht!" Und um zu verhindern, dass mir Yoshi für die nächsten 20 Minuten wieder Selbstmordgedanken hervorruft, trank ich den Rest Candiar aus meiner Fleische auf Ex aus. Anschließend spürte ich eine leichte Benommenheit. Trotzdem orderte ich noch eine Flasche. "Käran Szej Led!", sagte Joshua, "Kein Grund, dich deswegen jetzt ins Koma zu trinken!" - "Bitte...", knurrte ich, "sagt mal. Montana und Está...habt ihr auch Waffen?" Daraufhin griff Montana in seine Tasche, holte eine Pistole und ein Kampfmesser heraus und zeigte sie mir :"Klar. Einfach vom Militär bekommen. Einmal ne Gat-28, nette Pistole aus Techoras und ein Army-Kampfmesser. "Caviza! Und du Está?", antwortete ich, woraufhin Está zwei Dolche, mit Drachensymbolen zückte und einige Shurikens. "Nèz caviza! Wo hast du denn die Shurikens her?", fragte ich neugierig. "Von meinem Onkel. Der war mal ein Jahr in Japan und hat die mitgebracht. Ich finde die Dinger ziemlich nice!" - "Ach, Está mit seinem Englisch-Tick!", sprach Montana lachend und spielte damit auf das "nice" an. Ich sprach daraufhin :"Aplaja, zum Glück hat jeder etwas, womit er sich verteidigen kann. Väyn cer led!" - "Ey, Jay. Zeig mal dein Schwert am Rücken!", sagte Montana. Ich nahm das Schattenschwert von meinem Rücken und zog es aus deiner Hülle. Está, Montana, Danny schauten es fasziniert an. Para faro...ich konnte es mir nicht verkneifen, die faszinierende Geschichte zu Drako zu erzählen.
„Swäl.“begrüßte ich die Empfangsdame.
„Swäl, wie kann ich euch helfen?“erwiderte sie freundlich.
Roumald fragte: „Können sie uns sagen, wo wir Schwert- und Bogenmeister finden können?“
„Ich werde einmal im Computer nachsehen…Es gibt einen Großmeister in Aphaio, der Schwert, Bogen und noch vieles mehr beherrscht, ist das was für euch?“
„Qiez, können sie uns bitte sagen, wo wir ihn finden?“meinte Fabés aufgeregt.
„Ihr findet ihn in den Aphaiokatakomben.“
Wir sahen die Dame verwirrt an.
„IN den Katakomben?“fragten wir vier im Chor.
„Qiez, er wohnt tatsächlich dort unten, und das schon seit zwanzig Jahren. Er ist fünfzig Jahre alt und heißt Sorao Piaré. Aber man munkelt, dass er nicht mehr so helle ist, aber dies sind nur Gerüchte. Ihr findet die Katakomben wenn ihr vom Rathausplatz nach rechts zum Schwerterplatz geht.“
„Vielen Dank für die Informationen, kialz!“sagte ich und wir verließen das Rathaus.
Wir gingen zum besagten Schwertplatz und sahen einen menschenleeren Platz, in der Mitte stand eine Wache vor einer Absperrung, ich konnte nicht erkennen, was hinter ihr war. Wir gingen auf den Soldaten zu und Carlos fragte ihn: „Entschuldigung, wissen sie, wo wir die Katakomben finden?“
Die Wache sah uns musternd an ging einen Schritt zur Seite und zeigte auf eine Treppe, die in den Erdboden ging.
„Dort rein, hier ist eine Taschenlampe.“
Der Soldat gab uns eine Taschenlampe und wir betraten die Katakomben mit flauem Gefühl im Magen. Als wir unten angekommen waren, war es stockdunkel, ich sah nicht einmal meine Hand, geschweige denn irgendetwas in dieser Schwärze. Ich schaltete die Lampe an, vor uns war ein modriger Holzweg, an den Wänden hingen Skelette, Totenköpfe waren auf Speere aufgespießt worden, überall waren Spinnennetze. Wir alle hatten große Angst, verdammt große Angst. Sei wie Jay, hab keine Angst!, dachte ich mir immer wieder, aber trotzdem zitterte ich am ganzen Körper. Als wir nach einer Weile endlich den Gang verließen und in einen großen, runden Raum kamen, entfachten sich plötzlich alle Fackeln an den Wänden und die einzigen zwei Ausgänge wurden durch Fallgitter versperrt, wir saßen in der Falle.
Rücken an Rücken standen wir in der Mitte des Raumes, als wir eine krächzende Stimme hörten: „Wer seid ihr und was macht ihr an so einem unheimlichen Ort?“
„W-Wir suchen Sorao Piaré.“sagte ich ängstlich.
„Warum sucht ihr ihn?“fragte die immer Stimme, die immer näher zu kommen schien.
„W-Wir wollen ihn darum bitten, dass er uns unterrichtet.“sprach Roumald, er hatte gleich viel schiss wie ich.
„Hahahaha! Euch schmächtige Gestalten soll ich trainieren, ihr habt sie doch nicht mehr alle.“
Wir drehten uns alle zu dem Eingang, aus dem wir gerade gegangen waren und sahen einen Mann mit langen, braunen Haaren, einem Stoppelbart und alten, zerrissenen Klamotten. Er hatte grüne Augen und ein rotes Kopfband um den Kopf.
„Bist du Sorao Piaré?“fragte ich etwas verwirrt, da ich ihn mir anders vorgestellt habe.
„Qiez, der einzig wahre. Ich soll euch trainieren? Dann beweist, dass ihr das Zeug habt, meine Schüler zu werden. Wie heißt ihr?“
„Faro ce Roumald Houssand.“
„Faro ce Carlos de la Merta.“
„Faro ce Fabés Shiqo.“
„Faro ce Kahiko Veljeta.“
Wir sahen ihn ernst an, dann gab er uns die Erste von drei Prüfungen.
"Also ich muss sagen, dass das ziemlich geil ist!", sprach Montana, der genauso wie ich, sein Blick nicht mehr von meinem Schwert abwenden konnte. "Serwerla! (Sicher doch!)", antwortete ich. Daraufhin sagte Está :"Angesichts der Tatsache, dass einer deiner Vorfahren Imperator war und du dieses abnormal geile Schwert hast, MUSST du einfach Imperator werden! Väyn hechor dravez! (Das musst du!)" - "Ja, mag schon sein!", entgegnete ich selbstsicher grinsend, steckte das Schwert wieder in seine Hülle und legte es wieder an meinem Rücken an. "Echt, Leute. Stellt euch mal vor, der beste Freund des Imperators zu sein. Da gäbe es Sonderrechte, ne Jay?, meldete sich Yoshi zu Wort. "Bruder, keine Ahnung", entgegnete ich nachdenklich, "ich weiß noch nicht einmal, wie der Job eines Imperators aussieht. Auf was man achten muss und so weiter. Techoras regieren ja schön und gut, aber ich weiß nicht, was man sich in der Position leisten kann...und besonders, ohne sich unbeliebt zu machen!" - "Stimmt auch wieder...", antwortete Montana und trank einen Schluck, "naja...kriegst du sicher schon irgendwie hin! Aber weißt du auch, wie du mit dem Schwert umgehst, geschweige denn Elemente damit beherrschst?" - "Weder noch", antwortete ich, überrascht, dass Montana und sicher auch Está und Joshua von den Elementen wussten, "aber mein Opa sagte, es gäbe in irgendeiner Stadt, dessen Name ist gerade vergessen habe, einen Lehrmeister, der mir das ganze zeigen kann." Está sah mich unsicher an und fragte :"Und gehst du da hin?" Daraufhin antwortete ich ebenfalls unsicher :"Ich weiß nicht...einerseits wisst ihr, wie ich hasse, mir von anderen was sagen oder erklären zu lassen..." Sofort ertönte von allen dreien im Chor "Ay qiez!" (Oh ja!) begleitet von einem bestätigenden Nicken. "Andererseits finde ich dieses Schwert echt geil und will auf jeden Fall wissen, wie man damit umgeht!", vollendete ich meinen Satz, ohne natürlich zu vergessen, mir meine Unentschlossenheit auch in der Stimme anhören zu lassen. "Tja, Jay. Du musst dich entscheiden...also ich würde so ein Schwert nicht einfach ignorieren, es könnte ziemlich mächtig sein!", antwortete Joshua, der mir schon ziemlich oft bei Entscheidung geholfen hat. Naja, normalerweise betrinke ich mich, wenn ich nicht weiter weiß...aber hier schien es wohl nicht von Nöten zu sein. "Alles klar!", stand ich auf und war mir meiner Entscheidung bewusst, "Dann werde ich eben lernen, wie man mit dem Schwert umgeht!" - "So will ich das hören! So und nicht anders!", entgegnete Montana mit einer Kommandantenstimme. Ich nickte und ließ mich sofort wieder auf den Stuhl fallen, weil mir von dem Alkohol etwas schwindelig war. Nach einer Minute Stille fiel mir plötzlich ein, dass sich Kahiko noch gar nicht bei mir gemeldet hatte. Ich fragte mich, wo mein Bruder sich rumtrieb. Gut, er war mit seinen Freunden unterwegs, aber ich hätte irgendwie erwartet, er würde mal anrufen...hat er sonst auch immer gemacht...naja, damals lebten unsere Eltern auch noch und wenn ich nicht rund um die Uhr auf ihn aufgepasst hätte, hätten meine Eltern mir dir Hölle heiß gemacht. Ich hab Kahiko zwar damals auch schon ab und zu alleine gelassen, aber meinen Eltern nie was gesagt...und rausgefunden hatten sie es auch noch nie. Aplaja, ihm wird schon nichts passieren, er hat ja seinen komischen Bogen da...
„Also“, fing Sorao an, „eure erste Prüfung besteht darin, dass ihr mir dieses Buch dort holt.“
Er zeigte auf ein Buch auf einem Sockel am Ende einer mit Fackellicht beschienene Gang. Auf den ersten Blick sah es aus wie eine normale Gasse, aber irgendwas machte mich misstrauisch.
„Ihr müsst im Team arbeiten, um dieses Ziel zu erreichen. Ich bin gespannt, wie ihr das schafft.“
„Das ist doch nur ein normaler Gang, was soll daran schwer sein?“meinte Roumald irritiert.
Roumald wollte gerade den Gang betreten, als plötzlich der Boden unter seinen Füßen nachgab und er schnell wieder zurückging. Nun war ein Loch in diesem sonst scheinbar normalen Gang.
„Es gibt nur einen Weg über diesen Gang, der Rest führt in die Tiefe. Ihr müsst als Team arbeiten und eure Elemente einsetzten um da heil rüberzukommen.“
„Unsere Elemente? Wie sollen wir das anstellen?“fragte Fabés verwirrt.
„Das ist euch überlassen.“sagte Sorao grinsend.
Na toll, dachte ich als ich meinen Bogen zückte und mir einmal den Gang ganz genau ansah. Wir müssen unsere Elemente verwenden? Nur, wie?
„Schieß die Fackeln aus.“meinte Fabés zu mir.
„Die Fackeln ausschießen? Wie soll das denn gehen? Die Pfeile fangen ja dann Feuer.“sagte ich skeptisch.
„Du hast doch Lichtpfeile, die werden das schon machen.“
Ich zuckte mit den Schultern und zielte auf die Fackelreihe. Ich spannte den Bogen und ließ los. Der Pfeil sauste durch die Fackeln und Fabés hatte Recht, die Fackeln erloschen. Dann schoss ich auch auf der anderen Seite die Fackeln aus. Es war komplett dunkel.
„Schieß noch einen Pfeil, Kahiko.“sprach Fabés in der Dunkelheit.
Ich tat wie mir Befahl. Sobald ich den Pfeil geschossen hatte, sah man am Boden gewisse Platten aufleuchten, doch nach einigen Augenblicken erloschen sie wieder.
„Die Platten, die aufleuchten, sind die festen Platten. Roumald, du bist der wendigste und der beste Springer von uns. Da die Platten eher weit voneinander entfernt sind, wirst du deshalb hinüber hüpfen. Kahiko wird immer wieder Pfeile schießen, damit du den Pfad siehst. Carlos hilft dir, auf die ersten Platten zu kommen, da diese weit weg von uns sind.“ erklärte Fabés, worauf wir bejahten. Ich schoss wieder einen Pfeil, worauf Carlos seine Hände wie bei einer Räuberleiter zusammentat und Roumald auf ihn zulief und mit dem Drall durch den Schwung , dem Carlos ihm mit seinen Händen gab, sprang Roumald auf die erste Plattform, dann wurde es wieder dunkel.
„Pass auf, dass du mich nicht triffst, Kahiko!“meinte Roumald worauf ich grinsen musste.
„Keine Sorge, wird schon schiefgehen.“erwiderte ich und schoss den nächsten Pfeil.
"Ich frage mich wirklich, wie ich eigentlich mit meinem Element umgehen kann...", sagte ich mit einem nachdenklichen Blick. Daraufhin antwortete Está :"Ich hab schon einiges darüber gelesen...vielleicht könnte ich dir helfen!" Ich trank den letzten Schluck aus meiner Flasche und fühlte mich auf einen Schlag noch etwas schwindeliger. "Ach ja? Glaubst du wirklich, du kannst mir zeigen, wie ich Schatten beherrsche?", fragte ich Está etwas misstrauisch. Es wäre natürlich richtig klasse, wenn er das könnte...und zutrauen könnte ich es ihm auch, schließlich ist Está der Schlauste hier von uns. "Ich kann's versuchen, sollen wir es gleich mal ausprobieren?" Ich nickte nur stumm. "Okay, suchen wir uns dafür dann besser einen abgelegenen Ort aus!", sagte Yoshi und trank den letzten Schluck Tariiza aus. Das Gleiche machten auch Está und Montana. Wir reichten Danny die Flaschen und Yoshi gab ihm noch einen Geldschein. "Gryvezo! Wir sehen uns dann!", verabschiedete sich Danny lässig. "Auf jeden Fall!", antwortete Yoshi und verließ mit uns die Bar. "So, ich schlage vor, wir gehen in den Park, da gibt es einige gute...ich sage mal 'Verstecke', wo wir das ungestört machen könnten!", schlug Está vor und richtete seinen Blick gen Osten. "Okay, wieso nicht.", entgegnete ich und ging zusammen mit Está, Yoshi und Montana in Richtung Park. Der war von hier auch nicht gerade weit. Als wir uns ihm näherten, gingen wir über eine hölzerne Brücke, die schon ziemlich alt, aber noch recht stabil aussah. Unter der Brücke ein Fluss, in dem etliche Fische schwammen. Natürlich konnten es sich Montana und Está nicht verkneifen, in den Fluss zu spucken und zu wetten, wer die meisten Fische trifft. Das erinnerte mich gleich an den Park in Kaleon. Auch von einem Fluss umgeben, über dem sich ebenfalls eine Holzbrücke befand, veranstalteten die Beiden immer ein Wettspucken. Ansonsten legten wir uns ab und zu auf dicke Äste und chillten dort etwas, spielten Fußball oder vertrieben uns anders die Zeit."Kommt ihr mal?!", rief ich, als Yoshi und meine Wenigkeit schon ein kleines Stück weitergegangen waren, aber Montana und Está noch mit Spucken beschäftigt waren. Daraufhin rannten die Beiden sofort zu uns. Wir gingen zusammen weiter durch den Park. Es war wirklich ein sehr schöner Park, Wiesen, die in einem prächtigen Grün in's Auge stachen, ein großer Spielplatz, auf dem sich glücklich aussehende Kinder vergnügten, während die Eltern auf den hölzernen Bänken saßen und sich unterhielten und etliche Apfelbäume, von denen ich mir einen Apfel nahm und ihn aß. Weiterhin gab es steinige Wege, teilweise ziemlich schattig, von den hohen Bäumen, aber wirklich perfekt, um einmal die Seele baumeln zu lassen. Das erinnert mich alles so sehr an Kaleon...meine Heimatstadt...wie sehr ich sie vermisse. 15 Jahre lang lebte ich in dieser Stadt, lernte, sie zu lieben, sie zu achten und meine Zeit in ihr voll auszukosten. Der Gedanke daran, dass das alles nicht mehr da ist, ist wirklich ärgerlich. Trotzdem weinte ich dieser Stadt keine Träne nach. Sie hatte auch ihre schlechten Seiten, dafür genoss ich die Guten aber in vollen Zügen. "Okay, hier könnte ein guter Platz sein!", sprach Está und schob einige Büsche und Äste beiseite, woraufhin wir an einem kleinen schattigen Plätzchen ankamen, über dem hier und da einige Eichhörnchen und Kaninchen huschten. "So, bereit für den Unterricht, Jay?", fragte Está mich, woraufhin er von mir die Antwort bekam :"Treib es nicht zu weit, Está!" - "Käran Szej led. So, dann stell dich einmal in die Mitte und ich versuche, dir zu erklären, wie man Schatten beschwört. Ich biss noch einmal in meinen Apfel, warf ihn anschließend weg und stellte mich in die Mitte des kleinen Platzes. "Dann lass mal hören, Sherlock!", sprach ich zu Está, gespannt darauf, was gleich passieren würde.
„Led, gleich bist du dort Roumald!“rief Carlos etwas erleichtert.
Ich holte gerade den letzen Pfeil aus meinem Köcher und sagte laut zu Roumald: „Jetzt musst du schnell sein, ich hab nur mehr einen Pfeil!“
„Quer? Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“fragte Roumald etwas aus der Fassung.
Ich bejahte während er laut fluchte. Ich spannte den Bogen und ließ los. Die Platten leuchteten, Roumald sprang so schnell er konnte, doch als er die vorletzte Platte erreichte, erlosch das Licht und es war wieder stockdunkel. Ich hörte etwas hinunter brechen und rief sofort. „Roumald! Alles in Ordnung?“
„Q-Qiez…Ich bin beim Buch…“keuchte Roumald.
Plötzlich wurde der Gang wieder durch den Fackelschein erhellt und Roumald hielt das Buch in der Hand.
„Nur eine Frage…Wie komm ich wieder zurück? Muss ich wieder springen?“fragte Roumald, worauf Sorao meinte: „Keine Sorge, du musst nicht wieder springen.“
Sorao zog seinen Bogen vom Rücken, welchen ich erst jetzt bemerkte, da man ihn von vorne nicht sah, und sagte, wir sollen hinter ihm gehen. Der Bogen hatte eine glänzende Oberfläche und viele braune und ockerfarbene Verzierungen. Er zog einen Pfeil aus dem Köcher, den er am Rücken trug, spanne ihn ein und schoss in die Tiefe als auf einmal vor ihm Säulen empor schossen, die aber wieder runterfuhren und auf gleicher Höhe wie der alte Pfad stehenblieben.
„Lassen sie mich raten, ihr Element ist Gestein, oder?“fragte Fabés erstaunt.
„Qiez, das ist es. Jetzt kannst du rüberkommen.“meinte Sorao grinsend.
Roumald musterte zuerst etwas skeptisch den Säulenweg, ging dann aber schnell drüber.
„Was sollen wir jetzt mit diesem Buch?“meinte Carlos irritiert.
„Das wird euch noch nützlich sein. Folgt mir nun zur zweiten Prüfung.“meinte Sorao.
Wir nickten und folgten ihm aus dem Gang in einen runden Raum, der aber um einiges größer war als der runde Raum zuvor. In der Mitte des Raumes blieben wir stehen.
„Die Katakomben waren einmal die geheime Trainingsstätte der Imperatoren von Techoras, der Imperator vor West, Lyko Träynce, trainierte auch hier, aber West trainiert hier nicht mehr, da er es für zu altmodisch, unsicher, gefährlich und schmutzig hält. Aber es gibt hier noch einige Trainingsapparaturen, die noch ganz gut in Schuss sind, und mit denen werdet ihr nun in der zweiten Prüfung konfrontiert. Jeder Einzeln, da ja jeder eine andere Waffe besitzt. Du mit den Tomahawks, Roumald, richtig? Du fängst an.“
Roumald bejahte selbstbewusst-zumindest versuchte er, selbstbewusst zu sein-und Sorao ging zu einer Wand des Raumes an dem ein Holzkasten war.
„Ihr anderen drei kommt zu mir, Roumald bleibt in der Mitte.“sprach Sorao.
Wir liefen schnell zu ihm und Roumald zog seine beiden Tomahawks.
„Bereit?“fragte Sorao herausfordernd.
„Qiez, das bin ich.“erwiderte Roumald während Sorao einen Hebel im Holzkasten umlegte.
"Okay, Jay. Ich erkläre dir mal, worauf es bei der Elementbeherrschung ankommt", fing Está an, zu erklären, während ich versuchte, aufmerksam zu sein, "in dir und auch jedem Anderen, der Elemente beherrscht, steckt die so genannte 'Elementare Kraft', die auch 'Qajô' genannt wird und dafür sorgt, dass dein Element mit der Umwelt interagieren kann und du somit auch die Kontrolle darüber hast. In deinem Fall geht es um die Tageszeiten, Schatten und teuflische Gestalten, wie Dämonen. Das Qajô macht es also möglich, mit genau diesen Dingen zu interagieren, die halt aus deiner Umwelt erzeugt werden. Tageszeiten erkennst du im Himmel und Schatten siehst du überall."
Ich hörte Está interessiert zu, obwohl ich eigentlich nicht der Typ bin, in dessen Genen eine lange Aufmerksamkeitsspanne hockt und darauf wartet, sich die längsten Geschichten anzuhören...meine Geschwister und besonders meine Lehrer könnten ein Lied darüber singen. Naja, obwohl ich ziemlich gut in der Schule bin, habe ich gelernt, dass Minimum an Aufmerksamkeit, das ich besitze, auszuschöpfen. Und ich kann mich nicht beklagen, ich habe einen Notendurchschnitt von 1,9 und bin trotzdem jemand, der nach fünf Sekunden nicht mehr zuhört. "So. Fangen wir mit was Leichtem an!", sprach Está, während ich mir seine vorherige Predigt durch den Kopf gehen ließ. "Als Erstes solltest du natürlich in der Lage sein, einen Schatten zu beschwören. Bei Beschwörungen spielt die Gestik eine Rolle, du musst die Schatten praktisch wie Marionetten steuern. Aber das erkläre ich dir gleich alles noch in Ruhe. Versuch erst einmal einen Schatten aus den Boden zu beschwören. Streck mal deine Hand aus, mit dem Handrücken nach oben." Ich tat einfach mal was er sagte und streckte meine linke Hand aus.
"Und jetzt?", fragte ich.
Daraufhin antwortete Está prompt :"Jetzt musst du deine elementare Kraft, also dein Qajô in deine Fingerspitzen verlagern. Sie stellen gleich die Kontaktpunkte zwischen dir und dem zu beschwörenden Schatten dar."
"Und wie soll ich das bitte machen? Soll ich mich kopfüber von einem Baum hängen lassen, damit das Qajô mitsamt meinem Blut komplett in meine Hand fließt, oder wie?", fragte ich etwas ratlos, weil ich keine Ahnung hatte, wie ich das, was mir Está sagte, jetzt anstellen sollte.
"Konzentrier dich einfach, Jay!", antwortete Está knurrend, "Zur Not stell dir einfach ganz fest vor, wie das Qajô in deine Hände fließt! Wenn du glaubst, dass du soweit bist, heb deine Hand und wir werden sehen, ob du einen Schatten beschwören kannst!" Ich schloss daraufhin meine Augen und stellte mir das Qajô in meinem Körper als fließende Energie vor, die von meinem ganzen Körper in die Fingerspitzen meiner linken Hand flossen. Währenddessen atmete ich stetig tief ein und aus und versuchte, meine Umgebung komplett auszublenden. Das Zwitschern der Vögel, das von den Eichhörnchen in den Bäumen verursachte Rascheln der Blätter, leises Menschengerede...einfach alles. Nachts würde mir so etwas viel leichter fallen, aber was bringt mir ein Schatten nachts, wenn ich nichts sehen kann, geschweige denn, wenn MAN den Schatten nachts nicht sehen würde. Nach einer halben Minute fühlte ich ein seltsames Gefühl in meinen Fingerspitzen, ein Gefühl, als würde jemand ganz leicht an meinen Fingern ziehen. Intuitiv hob ich meine Hand, öffnete meine Augen und schaute, ob ich einen Schatten beschworen hatte. Doch leider war dem nicht so. Auch das Gefühl in meinen Fingern war wieder weg.
"I-Ich habe gerade etwas gespürt...ich habe wirklich das Qajô in meinen Fingern gespürt!", sprach ich und sah dabei in Estás Richtung.
Er entgegnete daraufhin :"Ja, sei aber nicht sparsam damit. Heb zuerst die Hand, wenn du dir ganz sicher bist, dass es genug ist. Und konzentrier dich!" Ich wiederholte den Vorgang von eben und verharrte noch etwas länger in dieser starren und ruhigen Position. Als ich wieder dieses Ziehen in meinen Fingern spürte, versuchte ich, mich dennoch zu konzentrieren, bis es stärker wurde. Und das wurde es nach einiger Zeit auch. Als ich das Gefühl hatte, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen sei, hob ich blitzschnell meine Hand und öffnete meine Augen. Doch leider wieder nichts...
"Ja, gut. Manchmal kann es ein paar Anläufe dauern!", sprach Está, der mich dabei die ganze Zeit beobachtete.
"Vielleicht stört dabei der Handschuh!", antwortete ich und sah auf meinen schwarzen Handschuh, der ziemlich geil an meiner linken Hand aussah.
Nein, keine Sorge! Handschuhe oder andere Gegenstände beeinflussen das nicht. Du musst es einfach öfters versuchen, irgendwann wird es schon funktionieren...mehr oder weniger!", antwortete er.
Ich wiederholte den Vorgang immer wieder, doch ich hatte einfach keinen Erfolg. Ich wiederholte ihn viermal, fünfmal, sechsmal, siebenmal...und plötzlich! Beim achten Mal stieg aus dem Boden ein Schatten empor, der etwa meine Größe hatte. Ich sah ihn mit großen Augen an. Ein großes, schwarzes, menschen- und formloses Geschöpf, welches ruhig in der Luft schwebte und wohl auf einen Befehl wartete. "Alter, ist das geil!", sprach Yoshi, als er staunend den Schatten anstarrte. Auch Montana und Está war die Überraschung deutlich anzusehen. "Gut, gut, Jay. Versuche jetzt, nicht dein Qajô wieder aus deinen Fingern fließen zu lassen. Konzentrier dich und versuche, es weiter drinnen zu halten! Wenn deine Energie wieder entfließt, hat der Schatten auch keine Quelle mehr, aus die er Energie beziehen kann und verschwindet!", rief Está mir zu.
"Okay! Und wie kontrolliere ich den Schatten jetzt?!", fragte ich Está.
"Das erkläre ich dir jetzt!", entgegnete Está und weckte in mir den Verdacht auf eine weitere lange Erklärung...
„Jetzt bist du dran, Kahiko. Wenn du es schaffst, gibt es die letzte Prüfung, wenn du es nicht schaffst, dann verschwindet ihr aus den Katakomben.“meinte Sorao.
Ich ging in die Mitte des Raumes und sah zu den Anderen. Roumald und Fabés hatten die Prüfung gerade so bestanden, Carlos hatte sie vergeigt. Jetzt hing alles an mir, dachte ich als ich meinen Bogen in die Hand nahm.
„Bist du bereit, Kahiko?“fragte Sorao.
Ich nickte und er legte einen Hebel um. Plötzlich schossen überall runde Zielscheiben aus Schlitzen in der Kuppel, ich versuchte, sie zu treffen. Die ersten gingen noch, aber die Ziele kamen immer schneller und verschwanden immer schneller, was es mir als Anfänger sehr schwer machte, aber bis jetzt habe ich nur ein paar nicht getroffen. Ich konzentrierte mich sehr, doch auf einmal hörte ich etwas hinter mir, es hörte sich an als würde jemand seine Waffe ziehen. Ich drehte mich schnell um, spannte den Bogen. Geschätzte fünf Meter vor mir war eine Puppe mit einer Waffe in der rechten Hand, mit der sie wild herumfuchtelte, sie kam immer näher. Die Puppe bewegte sich durch eine Schiene am Boden vorwärts. Ich zielte kurz und traf die Puppe am Kopf, worauf diese einen geschätzten Meter vor mir stehen blieb.
„Led, du hast bestanden. Kommen wir jetzt zur letzen Prüfung.“meinte Sorao als er zu mir ging.
„Und die wäre?“fragte Roumald etwas skeptisch.
„Ihr drei werdet gemeinsam gegen mich antreten. Wenn ihr mich besiegt, habt ihr bestanden.“
Wir sahen ihn ungläubig an. Normalerweise wären wir im Vorteil, da wir ja Vier gegen Einen waren, aber er war ja auch ein Großmeister, was die Sache sicher um so einiges erschwerte.
„Wir alle sollen gegen sie antreten? Ist das ihr Ernst?“meinte Fabés skeptisch.
„Qiez, das ist mein Ernst. Ihr müsst aber eure Elemente einsetzen, sonst kommt ihr gegen mich glaub ich nicht weit.“sagte er herausfordern, worauf wir uns um ihn aufstellten. Jeder von uns war in etwa zehn Meter von ihm entfernt.
„Seid ihr bereit für die letzte Prüfung?“fragte er uns während er seinen Bogen in die Hand nahm.
Wir bejahten laut und er rief: „Dann geht´s jetzt los!“
Er schoss blitzschnell vier Pfeile in den Boden, einen vor Roumald, einen vor Carlos, einen vor Fabés und einen vor mir, plötzlich fing die Erde an zu beben und aus dem Boden schoss eine Gesteinswand, im Zentrum dieser Mauer war Sorao. Drüber konnte man nicht, da die Mauer bis zu Kuppel reichte, drunter konnte man sowieso nicht, also blieb nur der direkte Weg durch.
Carlos, Fabés und Roumald liefen zu mir und Fabés meinte: „Wie sollen wir nur diese Mauer knacken? Das ist unmöglich!“
„Er meinte, wir sollen unsere Elemente einsetzen, versuchen wir es einfach einmal. Welche Elemente habt ihr?“fragte ich.
„Frio Qajô ces Vileno.“sagte Roumald.
„Frio Qajô ces Giugeno.“sprach Carlos.
„Frio Qajô ces Eliuez.“antwortete Fabés.
„Was mein Element ist, wisst ihr ja. Also, wie können wir die Mauer durchbrechen? Blind darauf rumschlagen wird wohl nichts bringen.“meinte ich während wir vier die brachiale Mauer ansahen.
Montana und Joshua begutachteten den Schatten genau so interessiert, wie Está und ich. "So. Du hast jetzt einen Schatten beschwört, heißt aber natürlich nicht, dass du das perfekt drauf hast. Das übst du am Besten öfters, damit du das auch sicher hast!", sprach Está, woraufhin ich antwortete :"Alles klar, Está. Ich steche dich dann später ab!" Ein lautes Lachen konnten sich Montana und Joshua nicht verkneifen, nur Está blieb ernst. "Witzig, Jay. Aplaja, ich erkläre dir jetzt einfach mal, wie du Schatten kontrollierst. Dafür brauchst du jetzt beide Hände und deine Gedankenkraft. Dafür musst du versuchen, einen kleinen Teil deines Qajôs in deinen Kopf zu verlagern und den Rest gleichmäßig in beiden Händen. Wenn du das geschafft hast, versuch einfach mal, mit deinen Händen die Bewegungen des Schattens zu steuern. Wenn du zum Beispiel deine linke Hand hebst und sie rapide nach links fallen lässt, fliegt der Schatten nach links. Je nach dem, wie hoch du deine Hand hälst, kannst du auch die Flughöhe bestimmen. Mit der rechten Hand kannst du ihn nach rechts lenken. Soll er ganz auf den Boden oder wieder in den Boden zurückkehren, lass einfach deine Arme hängen. So bekommt er keinen Kontakt mehr zu deinem Qajô. Die Kunst dabei ist es, erst langsam zu versuchen, mit deinen Gliedmaßen den Schatten zu kontrollieren und anschließend nur mit deinen Gedanken und deinem Schwert. Aplaja, versuch erst mal das, was ich dir gerade erklärt habe!"
"L-Leech. Väyn faro akya! "
Ich schloss erneut meine Augen und konzentrierte mich darauf, mein Qajô in die benötigten Bereiche zu verlagern. Nach etwa einer Minute völliger Konzentration und Ruhe, spürte ich einen Teil des Qajôs in meiner rechten Hand, dafür aber etwas weniger in meiner Linken. Tief ein- und ausatmend versuchte ich nun, einen weiteren Teil meiner elementaren Kraft in meinen Kopf zu verlagern. Und obwohl ich schon fast aufgab, spürte ich nach drei weiteren Minuten einen leichten Schmerz in meinem Kopf, von dem ich ausging, dass es das Qajô war. Ich öffnete meine Augen und warf meine linke Hand nach links und beobachtete, wieder Schatten auch tatsächlich in diese Richtung schwebte.
"Perfekt! Jetzt steuere den Schatten mit beiden Händen durch die Luft!", rief Está, wora ufhin ich nickte, meine rechte Hand hob und den Schatten durch die Luft manövrierte. Und tatsächlich gelang es mir auch, den Schatten gut zu kontrollieren. In meinen Gedanken suchte ich mir konkrete Punkte aus, zu denen der Schatten fliegen sollte. Und ich hatte es auch ganz gut drauf, ihn dort hin schweben zu lassen. Nur langsam spürte ich, wie meine Arme sich immer schwerer anfühlten und die Kontrolle über den Schatten langsam abbrach. Er flog mit vollen Karacho über die Köpfe von Montana, Está und Joshua, welche sich daraufhin instinktiv duckten. "Contrâ!", rief ich etwas hilflos.
"Jay, copa gir zevaro mangar!", rief Está laut.
Ich senkte meine Hände und der Schatten fiel in den Boden und verschwand. Ich lief zu meinen Freunden und fragte :"Contrâ! Alles okay?" Sie nickten alle drei gleichzeitig.
"Was war nur gerade los?", fragte ich und schaute dabei Está an. "Das Qajô einzusetzen, um einen Schatten zu bewegen, verbraucht einiges an Energie. Darum ist so etwas auch eine Sache von Ausdauer und viel Übung, um mit der Zeit immer weiter zu verhindern, dass so etwas passiert. Gut, dass du mit diesem Schatten noch keine Kampfübungen gemacht hast...sonst wären Montana, Yoshi und ich wohl jetzt Kleinholz. Aplaja, wie dem auch sei, am Besten, du lässt es für heute gut sein, das war schon wirklich klasse, was du da hingekriegt hast!"
"Gryvezo!", antwortete ich und schaute in den Himmel, der sich so langsam verdunkelte. "Wir sollten uns besser auf den Weg machen! Hab keinen Bock ohne mein Augenlicht in einer wildfremden Stadt herumzulaufen!", schlug ich vor. Meine Freunde nickten und wir liefen zusammen aus dem Park raus.
„Leech, jede Mauer hat einen wunden Punkt, aber die Schwierigkeit ist, ihn zu finden. Wenn ich mir das hier so ansehe würde ich sagen, dass die Wand ganz oben am schmälsten ist, dort müssen wir sie durchbrechen.“meinte Fabés während er die Wand musterte.
„Wand am schmalsten Teil durchbrechen, leech. Aber wie kommen wir da hoch? Das sind doch sicher zehn Meter, wenn ich noch mehr!“seufzte Carlos skeptisch.
„Carlos, versuch einen Gesteinsdamm unter Roumald, Kahiko und mir zu erbauen.“sagte Fabés worauf Carlos verwirrt fragte: „Und wie um Himmelswillen soll ich das machen? Ich hab so etwas noch nie vorher gemacht!“
„Zieh dein Schwert, konzentriere dich nur auf es und auf den Damm, der UNTER uns erscheinen soll. Wenn du merkst, dass dein Schwertarm kribbelt, und zwar stark, dann schlag gen Boden.“
Als Carlos nickte, mussten Roumald und ich kurz lächeln, da sich bei uns beiden sicher das gleiche Bild im Kopf abspielt. Carlos schloss die Augen und ließ den Kopf hängen. Nach geschätzten fünf Minuten schlug er mit aller Wucht gegen den Boden. Plötzlich tauchte unter uns ein Gesteinsdamm herausschoss.
„Néz led Carlos!“riefen Roumald und ich, aber Fabés meinte etwas ängstlich: „Wenn er den Damm nicht zum stehen bringt, dann kleben wir gleich an der Decke, ich würde also eure Stimmen für etwas anderes verwenden!“
Roumald und ich sahen Fabés irritiert an, dann sahen wir beide zur Decke hinauf, schnell riefen wir: „Halt die verdammte Mauer auf!“
Carlos schlug erneut gegen den Boden und geschätzte zwei Meter von der Decke entfernt blieb der Damm stehen.
„Led, Kahiko, Roumald, ihr müsst zusammen die Mauer durchboren. Da der Gesteinsdamm direkt an der Mauer anschließt, wird Roumald ganz zu ihr gehen, Kahiko bleibt ein paar Schritte von ihr entfernt.“
Wir taten wir uns befiehl und warteten auf die nächsten Anweisungen.
„Ihr müsst jetzt gleichzeitig agieren. Wenn ich ´Los´ schreie, dann schießt Kahiko einen Pfeil gegen die Mauer und du schlägst gegen sie mit beiden Tomahawks. Wichtig ist, dass ihr beide den gleichen Punkt trefft.“
Wir sahen etwas ungläubig an.
„Erstens, wie sollen wir beide genau denselben Punkt treffen, und zweitens, mit was soll ich schießen? Die Pfeile, die mir Sorao zuvor gab, hab ich komplett bei der einen Prüfung aufgebraucht.“meinte ich worauf Fabés mir einen fragenden Blick zuwarf.
„Das in deinem Köcher sind doch Pfeile, oder? Also hast du ja doch welche.“
Ich sah über meine Schulter und sah, dass ich wirklich noch Pfeile drin hatte, eigentlich war der Köcher sogar voll.
„Leech, dann geht´s jetzt los.“meinte ich während ich zur Wand sah.
Es ging schon langsam auf den Abend zu, der Himmel nahm eine für mich angenehme dunklere Farbe an, die Menschen gingen so langsam auch nach Hause und ich ging mit Está, Montana und Yoshi ebenfalls nach Hause. Naja, "nach Hause" klingt irgendwie komisch...schließlich ist mein Zuhause in Kaleon gewesen...und jetzt scheint es wohl in Aphaio zu sein. Daran werde ich mich gewöhnen müssen.
"Jay, soll ich dir morgen noch ein paar Dinge zeigen?", fragte Está mich, woraufhin ich antwortete :"Serwerla, wieso nicht."
"Okay, machen wir dann irgendwann morgen!", antwortete er. Den restlichen Weg verbrachten wir vier stumm. Ab und zu sahen wir in den düsteren Himmel oder auf die leeren Straßen. Die Stadt hatte nur wenig Laternen, vielleicht weil die Polizisten draußen mit Taschenlampen rumliefen und sich zu spät auch niemand mehr draußen aufhalten sollte. Obwohl es mitten im Hochsommer war, ging die Sonne meistens schon um 20.45 Uhr unter. Um 21 Uhr müssen wir in unseren Häusern sein.
"Leute, langsam schlägt meine Nachtblindheit an...", sprach ich, woraufhin Yoshi antwortete :"Kein Problem, wir helfen dir, den Weg zu finden!"
"Danke, wäre echt nett!"
In Kaleon wäre dies kein Problem...diese Stadt kannte ich so gut, wie mein Zimmer, weshalb ich es auch schon ziemlich oft riskierte, nachtblind nach Hause zu gehen. Das funktionierte eigentlich in den meisten Fällen gut. "Wir sind gleich da", sprach Montana. Kurze Zeit später hielt jemand seinen Arm vor mich und symbolisierte mir damit, dass ich stehen bleiben sollte. "Tür", sagte Yoshi, woraufhin ich meinen Schlüssel aus meiner Tasche rausholte und ihn ihm gab. Joshua schloss die Tür auf, ging kurz rein und machte das Licht an, sodass ich wieder was sehen konnte. Anschließend gab er mir den Schlüssel wieder und ich ging rein.
"Vielen Dank", sprach ich zu Joshua.
"Kein Problem. So, Leute, wir sehen und morgen wieder, ne?"
"Klar, wir können ja irgendwie per WhatsApp oder so ausmachen, wann und wo.", entgegnete Montana.
"Alles klar", entgegnete ich, "bis morgen dann!"
Die Anderen verabschiedeten sich ebenfalls und gingen. Ich schloss die Tür und ging die Treppe zu meinem Zimmer hoch. Anschließend schaltete ich das Licht an und schaute mir kurz mein Zimmer an, um mir zu merken, was wo steht. So etwas kann ich mir ziemlich gut schnell einprägen. Danach schaltete ich das Licht aus und legte mich auf mein Bett. Da fiel mir plötzlich ein, dass mein kleiner Bruder noch gar nicht da war. Was macht er denn so spät? Ja, die Betonung liegt auf "so spät", normalerweise nimmt er das Schutzgesetz so ernst, dass er vor 19:30 Uhr nicht mehr rausgeht. Aber jetzt um diese späte Uhrzeit noch weg zu sein, ist merkwürdig. Ich beschloss, auf Kahiko zu warten, holte meine Kopfhörer raus und steckte sie in mein Handy. Anschließend steckte ich mir die Stöpsel in die Ohren und entsperrte mein Handy. Ich wählte einen Track von Vynäko aus, der natürlich die Thematik der schweren Gewalt, Waffengewalt und des Drogenmissbrauchs beinhaltete. Ich bin mal wirklich gespannt, wann mein Bruder wiederkommt...
„Diesen Punkt müsst ihr treffen.“sagte Fabés und kreiste um einen Bereich auf der Mauer.
„Und wie sollen wir uns diesen Punkt merken?“fragte Roumald skeptisch.
„Ich werde hier stehen und darauf zeigen. Wenn ihr dann beide gleichzeitig anfängt, werde ich mich ducken und hoffen, dass mir nichts passiert.“meinte Fabés während wir ihn perplex ansahen.
„Macht euch einfach keine Gedanken um mich und schießt, leech?“
Roumald und ich nickten und machten uns bereit. Ich spannte einen Pfeil in die Sehne und Roumald holte aus. Als Fabés ,Jetzt´ schrie, schlug Roumald zu und ich ließ los, plötzlich durchflutete gleißendes Licht den Raum und Wasser schoss gegen die Mauer. Das Licht ließ nach und tatsächlich, die Mauer war durchbrochen.
„Ist ja alles schön und gut dass wir jetzt die Mauer durchbrochen haben, aber schon einmal nachgedacht, wie wir im Inneren wieder runterkommen?“fragte ich als Fabés gerade aufstand.
„Roumald, du musst eine Wasserrutsche erschaffen, damit wir runterkommen.“entgegnete Fabés, als hätte er meine Bemerkung gar nicht gehört.
Roumald nickte, zog seinen zweiten Tomahawk und schloss die Augen. Nach geschätzten drei Minuten schlug Roumald mit seinen Schwertern überkreuzt durch die Luft. Zuerst sah es ganz gut aus, es bildete sich etwas rutschenförmiges, doch dann plätscherte das Wasser im Inneren zu Boden.
„Komm schon, Roumald. Du schaffst das!“sagten Fabés und ich laut zusammen, worauf Roumald wieder seine Tomahawks überkreuzte.
Nach nur ein paar Augenblicken schlug er wieder mit den Schwertern überkreuzt durch die Luft, da bildete sich eine riesige Rutsche aus Wasser vor uns.
„Izara! Ich weiß nicht, wie lang ich das so lassen kann.“meinte Roumald als er, Fabés und ich zur Rutsche gingen.
Da die Rutsche so breit war, rutschten wir alle zusammen. Nach kurzer Zeit erreichten wir den Boden und hinter uns verschwand die Rutsche. Platschnass standen wir vor Sorao, der grinsend am Boden saß.
„Da ihr ja alle sowieso schon so außer Puste seid und das für totale Anfänger wirklich eine Meisterleistung war, lass ich das mal als Prüfung bestanden gelten. Glückwunsch!“meinte Sorao, während er aufstand und die Mauer wieder im Boden verschwand.
„Para? Haben wir bestanden?“fragte Carlos, worauf wir lächelnd nickten.
„Ihr solltet jetzt lieber nach Hause gehen, es ist schon nach einundzwanzig Uhr. Ich komme deshalb mit euch. Aber was hier heute passiert ist, dürft ihr niemanden sagen.“meinte Sorao während wir die Katakomben verließen.
Draußen angekommen, schien der Mond und warf sein silbernes Licht über die Stadt, die darauf zu glänzen begann. Sorao begleitete uns bis zu der Siedlung und meinte, wir sollten morgen um Ein Uhr wieder in den Katakomben sein. Wir bejahten und gingen zu unseren jeweiligen Häusern. Als ich vor dem Haus von Jay und mir stand, sah ich, dass im oberen Stock noch Licht brannte. Ich sperrte die Tür auf und betrat das Haus, da hörte ich hinter mit jemanden die Treppe runterkommen.
„Wo warst du?“hörte ich Jay fragen und ich überlegte mir eine gute Ausrede.
MFG
Kiro