Und es muss ja auch nicht immer nur durch Lehrpersonal verwirklicht werden. Es gibt viele Möglichkeiten, wie ein Kind ein Defizit an Bildung aufholen kann. Durch Lerngruppen, Hilfe von Mitschülern, der schon angesprochenen Nachhilfe, etc. Oft wird das Problem als zu gravierend aufgefasst, als dass man daran etwas ändern könnte. Das ist es aber nicht mal unbedingt. Wichtig ist vor allem, dass Probleme erkannt werden. Der Lehrer sollte dem Schüler nicht nur einfach eine fünf hinknallen und sagen "Beim nächsten Mal kannst du das aber besser", er sollte ihm auch Möglichkeiten aufzeigen, wie er sich denn tatsächlich verbessern kann.
Für Lerngruppen, Nachhilfe etc. - das sind alles Sachen, wo unser Bildungssystem eben nicht greift bzw. irgendwo auch versagt, weil unsere Lehr- und Stundenpläne für etwa Sozialkompetenzen und Persönlichkeitsbildung keine Zeit haben. Sicherlich tauchen in allen Fachbereichen gewisse Schlüsselkompetenzen auf, wenn der Lehrkörper aber denkt, dass er mit "Macht mal zu fünft Gruppenarbeit - wenn's am Ende alle oder nur einer präsentiert, ist's mir aber auch egal" beispielsweise Teamfähigkeit fördert, dann versagt hier eben das Lehrpersonal genau da, wo es eigentlich da sein sollte.
Klar könnte ein Lehrer umfassendereres Feedback geben als die Note, aber ganz ehrlich, wo ist die Zeit dafür, sich mit 30 Schülern auch nur 5 Minuten hinzusetzen, nebenbei noch die Musterlösung mit allen zu besprechen und das alles, wenn man vielleicht sowieso nur 2-3 Wochenstunden mit der Klasse hat.
Um überhaupt so eine Rückmeldung geben zu können, die aus mehr als einem platten "Du musst mehr lernen" besteht, muss ein Lehrer seine Schüler kennen - und auch das gestaltet sich in der Qualität schwierig, denn wie soll sich ein Lehrer, der vielleicht noch 6 andere Klassen und unterm Strich knapp 200 Schüler hat, welchen Lerntyp ein Schüler etwa hat, oder ob dass der Hans Müller aus der 7a war, dessen Eltern sich gerade trennen und darunter seine Noten leiden oder vielleicht doch der Hans Huber aus der 8a.
Darüber hinaus muss der Lehrer auch überhaupt erst die Fähigkeit haben, sowas erkennen zu können und vor allem damit umzugehen - und da gehört, zumindest meiner persönlichen Meinung nach, auch ein Stückchen Berufung dazu - und das ist schlicht nicht gegeben, wenn ein Großteil der z.B. aktuellen Lehramtsstudenten sagt, er macht sein Studium als "Notlösung" bzw. aus allen möglichen Gründen, aber nicht, weill er/sie, später mal mit Kindern/Jugendlichen arbeiten möchte.
Aber genau das, nämlich die Lehrerausbildung, soll verbessert werden und das emfpinde ich, was die individuelle Förderung, die in der aktuellen Situation an vielen Schulen räumlich und zeitlich kaum möglich ist, als ersten, positiven Ansatzpunkt.
Genau das sollte aber nicht der Fall sein. Der Grad an Bildung sollte nicht vom sozialen Hintergrund eines Kindes abhängen. Tut er momentan aber.
Nicht nur momentan - das was früher schon so, ist es jetzt und wird es auch immer bleiben, weil ich hier nie eine durch und durch soziale Gerechtigkeit schaffen kann.
Früher war es vielleicht, dass der Sohn vom Schreiner auch Schreiner zu werden hatte, heute ist es, dass Eltern nicht mehr Bildung mitgeben können, als Sie selber haben - die Ursache, nämlich etwa die Bildung/Umfeld der Eltern, wird immer die Gleiche bleiben, weil das alles schon im Kleinkindalter, da wo noch kein Bildungssystem greift, beginnt.
Wenn Eltern, Verwandte und unter Umständen deren Freunde - also eben das Umfeld eines Kindes, beispielsweise nur sehr schlecht deutsch oder "unter sich" eben nur in der Muttersprache sprechen, da kann ich beispielsweise in Kitas fördern wie ich möchte, wenn das Umfeld selbiges nicht hergibt, wird sich das Kind im Grundschulalter eben schwer tun. Wenn die Eltern und das Umfeld in der Freizeit, die eben immer noch den größten Teil einnimmt, nicht fördert oder Angebote annimmt, dann haben jegliche Förderangebote und Förderungen in der Schule oder sonst wo bis zu einem gewissen Alter eben wenig Wirkung, weil das Umfeld zu sehr prägt.
Eltern vermitteln einem Kind auch immer das, was sie selbst für richtig halten. Wenn ich es mit meinem Hauptschulabschluss auch in ein ordentliches Berufsleben geschafft habe und der Meinung bin, dass ein Hochschulabschluss total überbewertet wird, werde ich meinem Kind nicht gegenteiliges vermitteln, nur weil der aktuelle Trend ein Hochschulrun ist, sondern sagen "Schau, aus uns ist auch was geworden und dir geht es doch auch gut.", selbst wenn das nur aus Verbitterung rührt.
Und kein Bildungssystem wird es je leisten können, diesen Faktor so zu minimieren, dass man in der Hinsicht von sozialer Gerechtigkeit in puncto Bildung sprechen könnte.