Da ich mittlerweile scheinbar in einem Alter bin, in dem um mich herum fröhlich geheiratet und vermehrt wird, habe ich in den letzten Jahren zahlreiche Diskussionen zum Thema "wie nennen wir nur unser Kind?" mitbekommen.
Das Fazit, dass ich daraus gezogen habe ist;
Es ist um einiges leichter als Außenstehender über "beschissene" Kindernamen zu lästern als sich den perfekten Namen auszudenken.
Traditionelle Namen klingen entweder altbacken (wie Hans, Reinhard, Margarete, Adelheit)
oder sind so häufig dass du damit rechnen kannst dass dein Kind mindestens einen anderen Mitschüler in der Klasse hat der genauso heißt (wie Elias, Maximilian, Marina, Marie/Maria).
Das führt zum nächsten Problem: lieber ein Name den viele haben (dann wird das Kind vermutlich oft mit Nachnamen angeredet) oder ein sehr ungewöhnlicher Name (den muss das Kind dann vermutlich den Rest des Lebens buchstabieren und wird vielleicht wenn der Name zu extrem ist nicht ernst genommen).
Das mit dem Namen aus "fremden" Kulturen ist auch so ne Sache und kommt vermutlich immer auf den Einzelfall an. Ich habe zum Beispiel einen italienischen Vornamen obwohl meine Familie deutsch ist mit tschechischen und polnischen Wurzeln. Ich fand das nie schlimm und ich hatte auch nie das Gefühl, dass Leute mit italienischer Abstammung es anstößig fanden, dass ich einen Namen aus ihrer Kultur habe obwohl ich nicht zu dieser Kultur gehöre.
Das Nächste Problem, dass bei Namensgebung immer wieder auftaucht sind Assoziationen zu anderen Namensträgern. Als Elternteil nennst du dein Kind nicht so wie das Nachbarskind dass dich früher immer gehänselt hat oder wie den Chef der dich ausgebeutet hat oder den Professor der dich durchs Examen hat fallen lassen. Namen von Expartnern fallen in der Regel auch weg. Bei 2 Elternteilen sind das schon eine ganze Menge Namen die Tabu sind. Und natürlich Namen die generell eine negative Assoziation bringen wie "Adolf"
Das Kind nach etwas zu benennen wovon man ein Fan ist, finde ich jetzt grundsätzlich nicht verkehrt, warum nicht das was man liebt nach etwas benennen was man liebt. Kommt auf den Einzelfall an.
Als Harry Potter Fan sein Kind Harry zu nennen ist sicherlich weitaus unproblematischer als es Voldemort zu nennen. Wenn das Kind keinen Bock auf HP hat und gefragt wird warum es Harry heißt kann es immer noch sowas sagen wie "Wegen Prinz Harry".
Und auch beim Thema Pokemon sehe ich das nicht ganz so schlimm wie viele hier. Wie gesagt, kommt auf den Einzelfall an.
"Pikachu" fänd ich zum Beispiel auch nicht so die schönste Wahl. Aber die im Anfangspost genannten Namen sind doch eigentlich ganz neutral, d.h. wenn das Kind nicht will, kann es den Namen auch ohne Namensgebungskontext benutzen:
Roselia wäre sogar mir als Pokemonfan gar nicht auf den ersten Blick als Pokemonname aufgefallen weil es einfach so viele verschiedene Namen gibt die in Verbindung zur Rose stehen.
Da Onyx wie bereits erwähnt ein Mineralgestein ist, finde ich den Namen auch nicht so super extravagant.
Star finde ich jetzt persönlich nicht so schön aber ich würde nichts gegen den Namen Luna sagen und das heißt Mond also liegt es nicht daran dass ich Himmelskörper generell schlecht als Namen finde. Der Pokemon Bezug erschließt sich mir bei Star auf jeden Fall überhaupt nicht.
Eevee finde ich jetzt auch nicht so schlimm. Wenn dem Kind der Name später nicht mehr gefällt stellt es sich einach als "Eve" vor und dann wird jeder davon ausgehen dass Eevee einfach nur eine außergewöhnliche Schreibweise für Eve sein soll.
Ivy, Ash und Shay sind jetzt für den englischen Sprachraum auch nicht super extravagante Namen.
Auf jeden Fall was das Thema Hänseln angeht: Jeder Name kann verunstaltet werden und es gibt immer einen Grund weswegen man ein anderes Kind hänseln kann. Wenns nicht der Name ist, ist es die Brille, die Kleidung, die Aussprache, die Frisur, die Nase, der Rucksack, das Federmäppchen oder sonst irgendwas. Kinder finden immer irgendwas.
Letztendlich lässt sich ohnehin nicht mit Sicherheit vorhersagen wie Namen die jetzt gegeben werden in der Zukunft, wenn das Kind in der Schule ist, wahrgenommen werden. Denn wenn jetzt ganz viele Eltern sehr außergewöhnliche Namen verteilen sind außergewöhnliche Namen in Zukunft nicht mehr außergewöhnlich. Und sollte sich ein Name als ganz große Katastrophe herausstellen gibt es immer noch die Möglichkeit einer Namensänderung.