Beiträge von Tyto
Die Kronen-Schneelande erwartet euch!
Alle Informationen zum zweiten Teil des Erweiterungspasses "Die Schneelande der Krone" findet ihr bei uns auf Bisafans:
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würde auch gerne mitmachen, gerne über postweg
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bin dabei :D
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Mit der Hochbahn war ich sehr zügig zu Hause. Die kurze Strecke zwischen der Station von Ian bis zu mir, konnte ich auch schnell hinter mich bringen. Ein kurzen Blick auf mein Handydisplay verriet mir das ich mehr als pünktlich war und ich keine Sekunde zu spät an der Haustür stand. Mit meinen Eltern hatte ich vereinbart, falls ich mich nicht meldete, spätestens um zehn Uhr zu Hause zu sein und daran hielt ich mich auch. Ich schloss mit dem dazu passenden Schlüssel die Haustür auf. Instiktiv griff ich nach dem Lichtschalter, damit ich meine Jacke ordentlich in die Garderobe hängen konnte. Auch in der Küche brannte kein Licht. Waren meine Eltern schon im Bett? Konnte ich mir fast nicht vorstellen, wenn meine Mutter nicht wusste wo ich war und bis zehn nicht auftauchte, machte sie vorher kein Auge zu. Doch als ich weiter lief sah ich einen schwachen Lichtschein und hörte Geräusche die mir sagten, dass sie vor dem Fernseher saßen. Als ich weiter dem Geräusch nachging, entdeckte ich die Beiden auf der Couch sitzend. Bei genauerem Hinsehen, erkannte ich sogar das meine Mutter eingeschlafen war. Ich räusperte mich kurz um mich bemerkbar zu machen. "Guten Abend, Mike,"begrüßte mich mein Vater als er mich erkannte. Ich hob zum Grüß nur die Hand. "Ich gehe gleich ins Bett", sagte ich noch bevor ich mich umdrehte um nach oben zu gehen. Mein Vater war wesentlich unkomplizierter als meine Mom , was wohl daran lag, dass wir nur selten miteinander redeten. Nicht das wir gar nichts redeten, aber unsere Gespräche waren niemals tiefgründig. Aus irgendeinem Grund kam meine Mutter ihm immer zuvor. Das macht die Beziehung zu meinem Vater doch sehr einfach. Es gab Momente, da versuchte er mit mir über wichtige Dinge zu reden. Zuletzt erst als Chloe und ich zusammen gekommen waren. Dieses peinliche Aufklärungsgespräch, welches mein Vater versuchte mit mir zu führen, war wohl das peinlichste welches er mit mir führen musste. Damals ist er mit einem hochrotem Kopf aus meinem Zimmer marschiert, nachdem er mir ein Kondom in die Hand gedrückt hatte. Welches übrigens immer noch in der Schublade meines Schreibtisches lag. Dieser Moment hätte ich eigentlich nutzen können, ihm sagen können das ich das gar nicht brauche, doch ich WeichTogepie hatte mich mal wieder nicht getraut. Im nachhinein hatte ich das Gefühl, das wahrscheinlich meine Mutter in dazu gedrängt hatte. Ein Vater-Sohn-Gespräch eben. Alles in allem meinen es meine Eltern nur gut mit mir, dass sie mich beschützen wollen, in jeglicher Hinsicht, auch wenn sie es manchmal übertrieben. Das konnte ich ihnen keines Falls übel nehmen. Schließlich lassen sie mir eine großes Stück Freiraum. Gerade was das mit mir und Chloe angeht. Völlig Gedankenversunken stampfte ich die Treppen hoch. Ich war müde. Der ganze Tag hing mir noch nach wie meine kleine persönliche Regenwolke. Die letzten paar Tage generell waren sehr anstrengend und in den Nächten zuvor hatte ich auch wenig Schlaf bekommen. Hundustermüde war für meinen Zustand kein Ausdruck. Aber es gab so viele Dinge, über die ich mir große Sorgen machte. Die Nachrichten, die verrieten, dass sie uns insgeheim suchten. Die Gruppe Jugendlicher, denen wir eine riesen Summe Bargeld gestohlen hatten. Die riesige Summe Bargeld. Der riesen Streit mit Ian und Luca. Die vielen Arbeiten die noch in der Schule anstanden und die riesige Menge die ich dafür noch lernen musste. Irgendwie schien mir gerade alles ein wenig über den Kopf zu wachsen. Mein riesiger Schlafmangel die von meinen riesigen Problemen her rührten. Meine letzte Unterhaltung mit Ian, und das er sehr, sehr wahrscheinlich wieder was floinkdummes (saudummes) vorhatte. Ich hätte zu gern gewusst was, aber dann wäre ich mit Sicherheit nicht mehr im Stande gewesen nein zu sagen und würde mich wieder in was reinstürzen, das mich nur in Schwierigkeiten brachte. Aber was ist, wenn ihm dabei etwas passiert? Wenn er erwischt wird, egal was er vor hatte. Ich könnte es niemals verhindern, ob ich jetzt mitmache oder nicht, aber ich könnte abwägen was für Folgen das Ganze hätte oder welche Konsequenzen es mit sich zog. Und aus diesem Wissen heraus könnte ich eventuell noch mit im reden, ihm ausreden es nicht zu tun. Doch Chloe hatte mich davor gewarnt und sie hatte Recht. Ich hätte viel zu verlieren. Ian macht keine halben Sachen und als er mich vorhin nicht gefragt hatte, dann wird er es im Nachhinein auch nicht tun. Weil er mich da nicht mit hinein ziehen will. Was nur meine Vermutung verstärkte, dass er da was Übles vorhat. Meine schulische Ausbildung war mir sehr wichtig und die berufliche Karriere danach, die ich mir schon so sorgfältig geplant hatte durfte ich nicht einfach so aufs Spiel setzen, nur weil ich etwas für ihn empfinde. Bei diesem Gedanken war mir direkt zum Schreien oder zum Heulen zumute, weshalb ich verzweifelt die Hände vors Gesicht schlug. Eine verdammte Zwickmühle, in der ich schon lange festsitze und an dieser sich niemals etwas ändert, wenn ich mich nicht für eine Richtung entscheide. Kann ich es sagen? Bekomme ich die Worte über die Lippen in seiner Gegenwart? Sofort schnürte sich mein Hals zu. Ich stand verloren in meinen Zimmer. Würde es Sinn machen, mit allem etwas kürzer zu treten. Ian aus meinem Leben auszuschließen. Ihn nicht mehr sehen? So viele Fragen die ich mir immer wieder auf´s neue stellte ohne eine Antwort zu bekommen. Das frustrierte mich. Doch ich bekomme ihn einfach nicht mehr aus meinen Kopf. Wie ich Ihn heute gesehen habe. Das Bild, als er mit einem blutverschmierten Gesicht im Bad saß. Als er den Pullover auszog. Nein, scheiße verdammt Nein! Ich schüttelte heftig mit dem Kopf um diese Bilder aus meinem Kopf zu kriegen. Ich stand einfach nur geistig abwesend da. Ich schweifte meinen Blick über mein Zimmer und meine persönlichen Gegenstände die sich darin befanden- und wunderte mich aus heiterem Himmel über mein penibel aufgeräumtes Zimmer. So ordentlich und sauber wie immer. Wie kann das nur sein, wenn meinem Inneren das komplette Gegenteil herrscht. Ich musste schnell auf andere Gedanken kommen bevor ich noch völlig den Verstand verliere, aus diesem Grund musste ich schnell hier raus und entschied mich meine Zähne zu putzen und zog mir dabei auch gleich noch etwas frisches an. Das bringt alles nichts. Als ich dann doch etwas später auf meinem Bett lag, war an schlafen nicht mehr zu denken und schaltete deshalb den Fernseher an. Ich dachte mir die Nachrichten anschauen würde nicht schaden und falls sie wieder über die Diebstähle während der Parade berichteten, wollte ich da nichts verpassen. Doch es kam zu meiner Erleichterung nichts dergleichen. Danach kam nichts mehr interessantes. Ich schaltete das Gerät wieder aus und damit auch meine Ablenkung. Hellwach lag ich da. Ich schnaufte ein paar Mal genervt aus. Jede Kleinigkeit war mir willkommen, die mich nicht an meine Probleme erinnerten. Die Geräusche von draußen waren diese Kleinigkeit und ich lauschte ihnen. Jetzt als ich genauer hinhörte kamen sie mir so verdammt laut vor. Fahrende Autos. Menschen, Pokemon, Musik, die Hochbahn die alle fünf Minuten bremste, hielt und dann wieder hupend davon fuhr. Der Lärm einer Stadt die niemals schläft. Genau wie ich. Zumindest fühlt es sich so an. Der Lärm, das Chaos gegen das ich gerne anschreien möchte, daraufhin es zumindest keinen kurzen Moment verstummt. Einen Moment, den ich zum Einschlafen nutzen konnte.
Ich rannte zur Haustür und klingelte viermal, mein Geheimzeichen für Ian. Er musste direkt hinter der Tür gestanden haben, denn er öffnete sie sofort und zog mich ins Haus.
"Wird langsam Zeit", knurrte er und deutete auf die Treppe. "Siehst du diese Anhöhe?", fragte er und redete dabei wie ein Soldat in einem Kriegsfilm.
"Jawohl, Sir!", antwortete ich und schlug die Hacken zusammen.
"Noch vor dem Morgengrauen muss sie uns gehören."
"Maschinengewehre oder Sturmausrüstung, Sir?"
"Wohl übergeschnappt!", bellte er. "Wie sollten wir die schwere Ausrüstung denn durch diesen Schlamm schleppen?" Er deute in Richtung Teppich.
"Dann also Sturmausrüstung, Sir", nickte ich beipflichtend.
"Und falls sie uns schnappen", grunzte er warnend, "heb die letzte Kugel für dich selbst auf."
Immer einen letzten Ausweg in der Hinterhand.
Wir stürmten die Treppe wie ein Trupp Soldaten, feuerten nicht vorhandene Schüsse auf nicht vorhandene Feinde ab. Es war kindisch, machte aber einen Mordsspaß. Ian büßte unterwegs ein Bein ein, und ich musste ihn bis nach oben schleppen.
"Ihr habt mir mein Bein genommen", brüllte er vom Treppenabsatz, " und vielleicht nehmt ihr mir noch mein Leben, aber mein Land kriegt ihr nie und nimmer!"
Es war eine bewegende Ansprache. Zumindest setzte es seine große Schwester in Bewegung, die unten aus der Küche kam, um nachzusehen, was der Lärm zu bedeuten hatte. Als sie uns erblickte, lächelte sie und fragte, ob wir etwas essen oder trinken wollen. Ich mochte nichts, aber Ian erwiderte, er wolle gern ein bisschen Kaviar und Champagner. Wir lachten darüber, aber Leila verdrehte nur die Augen und verschwand wieder in der Küche. Den Rest musste ich ihn die Treppe hoch schleifen. Mit beiden Armen musste ich ihn mit aller Kraft die ich besaß die Treppen hochzerren. Oben angekommen faselte Ian noch etwas, das ich Ihn zurück lassen sollte und das die Mission alles ist was zählt.
Kurz drauf waren wir in seinem Zimmer angekommen und legten uns auf sein Bett. Es war ein Hochbett und wir starten gegen die Unterseite der darüber liegenden Matratze von Luca. Wir waren allein. Ich brauchte eine Weile bis sich meine Atmung normalisierte, nach der Anstrengung die es mich gekostet hatte Ian die Treppe hoch zu schleifen. Doch jetzt lagen wir friedlich in seinem Bett und quatschten ein wenig. Erst über Schule, dann über unsere Freunde und wie doof sie manchmal waren.
„Auch wenn er ein lustiger Typ ist, aber manchmal kann ich Samuel nicht leiden, “, stellte Ian fest und ich nickte nur zustimmend. Ich starrte ihn von der Seite an.
"Auf dich kann ich mich immer verlassen." Mir rutschte fast das Herz in die Hose als er sich zu mir drehte und mir das direkt ins Gesicht sagte. Kurz darauf spürte ich jeden Herzschlag doppelt so fest in meine Brust hämmern, als ich versuchte zu realisieren, was er gerade dabei war zu tun. Er rutschte ein Stück näher in meine Richtung, unser Blickkontakt brach dabei nicht ab. Ich spürte und schmeckte flüchtig seinen Atem auf meiner Haut, kurz bevor ich mich entschied die Luft anzuhalten. Die Haut brannte kurz darauf an dieser Stelle, doch ich wäre der letzte gewesen der wollte das das aufhört. Ich versuchte nicht daran zu denken, falls denken für mich gerade überhaupt möglich ist. Feuerrot im Gesicht lag ich direkt vor ihm. Blinzeln war für mich keine Option. Seine Augen waren klar und leuchtend und sie starrten mich direkt an. Ich verschluckte mich fast an meiner eigenen Spucke als er noch einmal ein ganzes Stück näher kam. Die Lücke zwischen unseren Lippen hätte nur noch ein Blatt Papier ausfüllen können und ich dachte mein Herz würde jeden Moment aussetzen. Kurz vor dem Kuss schloss es sanft seine Augen.Mit einem so heftigem Ruck, mit dem selbst ich nicht gerechnet hatte saß ich geschockt und nach Luft schnappend lichtelgerade in meinem Bett. Ich brauchte nicht lange um zu verstehen, dass das bloß ein Traum war. Doch der kleine Traum ging mir bis ins Mark und ich brauchte eine ganze Weile bis ich meine Gefühle unter Kontrolle hatte. Noch immer schwer atmend schaute ich mich in meinem vertrautem Zimmer um. Auf der Suche nach etwas ließ ich meinen Kopf hin und her wandern. Doch mein Verstand spielte mir nur Streiche und kam mit der massiven Sinnesüberflutung selbst nicht zurecht. Eine leichte Panik überkam mich als ich das wonach ich suchte nicht fand und dabei wusste ich noch nicht einmal was. In meinem Zustand dachte ich, jeden Augenblick den Boden unter meinen Füßen zu verlieren und hier war nicht woran ich mich halten konnte. Das war es! Das wonach ich suchte, Halt. Nach etwas an dem ich mich halten konnte, doch das war nicht hier. Denn die einzige Konstante in meinem Leben, an der ich mich halten konnte, das war Chloe, die jetzt nicht hier war. Nicht Ian, nicht meine Eltern, nein. Sie wussten von nichts. Chloe ist momentan die einzige Person die mich verstand und die mir jetzt helfen konnte. Ich beruhigte mich bei dem Gedanken an Chloe und wie es wohl sei sie jetzt bei mir zu wissen. Eine gefühlte Ewigkeit brauchte es bis sich mein Puls beruhigte und normale Geschwindigkeit annahm. Umso erleichter war ich als ich doch zügig in den Schlaf fand.
Mein Wecker klingelte und es war Zeit für die Schule. Ich beeilte mich mit dem Waschen, Anziehen und Frühstücken, denn ich hatte ein Ziel. Ich musste heute den Zug früher erwischen, denn ich musste unbedingt mit Chloe sprechen. Das Ziel beflügelte mich ein wenig und brachte mir ein wenig Selbstvertrauen zurück, das ich sicher gleich noch brauchte. Ich würde Chloe erst auf dem Schulhof antreffen, da sie aus einem völlig anderen Stadtteil kam und somit einen anderen Zug nahm um in die Schule zu kommen. Im Zug angekommen, machte ich mir noch nicht einmal die Mühe einen Sitzplatz zu suchen ich war zu aufgeregt um wirklich still sitzen zu bleiben. An der Schulstation angekommen musste ich kurz meinen Schal ein wenig enger um meinen Hals ziehen, als ich die furchtbare Kälte beim Aussteigen bemerkte. Ich eilte über den kurzen Weg zwischen Schule und Bahnstation und über den Schulhof, den ich wollte keine Zeit verlieren. Aus der Ferne konnte ich dann endlich Chloe ausmachen, die wie üblich mit Lisa und Jenny an unserem Tisch stand. Nach einer Weile erkannte auch sie mich und war sichtlich erstaunt mich hier so früh zu sehen. Wir begrüßten uns umarmten uns, wobei sie mir wie fast immer noch einen Kuss auf die Wange drückte.
"Womit habe ich die Ehre, dich hier so früh anzutreffen", fragte sie mich übertrieben gespielt höfflich.
"Ich muss mir dir sprechen", war meine knappe, fast zu schroffe Antwort auf ihre zuvor freundliche Frage. Ihr Lächeln wandelte sich zu einer festen Miene indem sie die Lippen aufeinander presste. "Jetzt sofort?" Sie sah mich ungläubig an.
"Ja jetzt sofort." Ich duldete keinen Aufschub mehr. "Alleine unter vier Augen am Besten", setzte ich noch nach. Sie sah mich genauer an und musste etwas gesehen haben oder meine Dringlichkeit gespürt haben, denn sie nickte mir zu und wir enfernten uns einige Meter von Jenny und Lisa, bei dennen wir uns für die Unannehmlichkeiten entschuldigt hatten. Chloe wirkte geknickt als sie sich zu mir wandte. "Was gibt es so dringendes, weshalb du sofort mit mir reden musst?" Ihre Stimme wirkte noch brüchiger als zurvor, nachdem sie beschloss nicht auf meine Antwort zu warten und weiter redete. "Sag mir bitte nicht das du mit mir schluss machen willst."
"Was?! Nein, wie kommst du darauf?" Auf diese Aussage war ich selbst nicht vorbereitet und brachte mich selbst aus dem Konzept.
"Ich weiß es nicht, vielleicht weil du hier so früh auftauchst, was du sonst nie machst und mich sofort sprechen musst." Sie klang dabei ein wenig verlegen und ihr war es sichtlich peinlich das sie die falschen Schlüsse daraus gezogen hatte, denn sie lief rot an. Obwohl wir nur eine Zwecksbeziehung hatten, gab es mir dennoch ein gutes Gefühl, dass ihr das so nahe ging. Es ist schön zu wissen das ich ihr wichtig war, egal in welcher Hinsicht. "Ich will doch nicht mit dir Schluss machen", sagte ich um musste dabei fast lachen, weil die Vorstellung allein schon lustig war. "Selbst wenn, wird sich das Verhältnis zwischen uns nicht ändern, du wirst immer meine Freundin bleiben, zwar nicht meine feste Freundin aber das ich ein anderes Thema." Das Ganze lenkte mich für einen Augenblick von meinen tatsächlichen Problemen ab. Chloe hingegen fand es überhaupt nicht lustig das ich mich auf ihre Kosten amüsierte. "Haha", lachte sie gekünstelt,"über was wolltest du dann mit mir reden?" Bäm. Hallo Alltag. Da war er wieder und erschlug mich fast. Sofort erstarb mein Lächeln.
"Ich muss mir dir reden über... ähm..." Mehrere Male stockte meine Stimme und ich konnte meine Gedanken und Sätze nicht mehr formulieren die ich mir den Abend zuvor zurecht gelegt hatte. Warum fiel mir es so schwer darüber zu reden. Reine Sinnesüberflutung. Blackout, und meine Worte waren weg.
"Über was nun? Sprich schon!"Sie wurde ungeduldig und tippelte mit den Füßen vor sich hin. "Ich wollte,... ich,... ich kann nicht" stotterte ich wie ein vollkommener Trottel. Was ist nur los mit mir? Chloe sah mich auf einmal besorgt an, so kannte sie mich nicht, ich erkannte mich sogar gerade selbst kaum wieder. Es fühlte sich an als hätte mein einen Zug mit voller Geschwindigkeit gestoppt. Nicht einfach so. Nein. Sondern mit vollem Eisen.
"Mike. Wenn du mir was sagen möchtest, dann sag es, wenn du es nicht kannst, dann kann ich dir leider auch nicht helfen, selbst wenn ich es möchte und das möchte ich." Sie ergriff meinen Arm um mir zu versichern, dass sie es ernst meint und das wiederum löste einen Teil meiner Angst.
"Ich kann das alles nicht mehr, das mit Ian."
"Was genau meinst du," hakte sie sofort nach.
"Alles eben. Ich zerbreche mrt mittlweile jeden Abend den Kopf darüber, ich finde einfach keinen Schlaf mehr und liege nächtelang wach." Eine gewaltige Hemmschelle in mir brach und löste sich auf und kurz drauf erzählte ich Chloe etwas was ich vorher nie tat. Das Thema Ian wollte ich niemals an die große Glocke hängen aber nun war es soweit.
"Ich sehe ihn überall. In der Schule, ich sehe ihn in der Pause, nach der Schule. Am Wochenende, ich sehe ihn sogar wenn ich meine Augen schließe und weißt du was ich da noch sehe?"
Sie schüttelte nur mit dem Kopf.
"Dann stelle ich mir Dinge vor die ich gerne mit ihm tun würde!" Noch bevor ich es richtig ausgesprochen hatte und realisierte was ich da gerade gesagt hatte, wünschte ich mir eine Erdspalte herbei in der ich versinken konnte. Mit hochrotem Kopf stand ich nun vor ihr und es entstand eine unangenehme Stille zwischen uns und ich wünschte mir sie würde endlich etwas sagen, irgendwas. Doch das tat sie nicht. Nicht eine Silbe kam über ihre Lippen stattdessen nahm sie mich ihn den Arm. Ich erwiderte ihre Umarmung und drückte sie ebenfalls fest an mich, weil es mir gut tat. Damit hatte ich nicht gerechnet. Doch es drückte mehr aus, als sie je hätte sagen können.
"Egal für was du dich entscheidest Mike, ich werde hinter dir stehen."Vielen Dank für´s Lesen. Ich hoffe es hat keinen Abbruch am Interesse getan, dass zwischen den Kapitel doch so viel Zeit verstrichen ist. Die nächsten werden schneller folgen. Und eine Entschuldigung für die vielen Fehler!
LG Tyto
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Bin auch dabei.
Also kann ich das Ei ganz nach meinem belieben gestalten, aber passend zu dem Elternpaar, d.h. es muss nicht so wie im Spiel aussehen?
Also ein Ei mit einer Farbe und ein paar Punkte darauf. was ich meine z. B. ein Pinsir-Ei, ein Ei das Pinsirhörner hat. Jetzt mal ganz weit her geholt. Kann/darf ich sowas machen? -
Entstehung von JirachiProgramm: Artwaever
Dauer: ca. 4 - 5 hhttps://abload.de/img/jirachi7bsufn.jpg
Entstehung von Traunfugil
https://abload.de/img/traunfugil0uksvj.jpg
Bild noch in Bearbeitung
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In und Bild auch schon fertig :D
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Seit dem März 2013 haben sich über die Jahre doch ein paar Bilder angesammelt. Noch einmal eine kleine Übersicht/Collage wobei nicht jedes Bild dabei ist. Stets mit der Hoffnung das es noch wesentlich mehr werden.Auch hier an der Stelle ein Dankeschön, an die Personen die regelmäßig hier sind und Kritiken und Danksagungen da lassen.
Da ich vor ein, zwei Monaten umgezogen bin, konnte ich leider nicht die Zeit dazu finden auf die einzelne Kritik einzugehen, was ich aber hier und jetzt ändern möchte. An dieser Stelle sollte auch schnell gesagt sein, das meine Fanfiction unter dem Zeitmangel sehr gelitten hat und es hoffentlich keinen Abbruch an der Leserschaft getan hat. Aber dazu mehr, beim veröffentlichen des nächsten/neuen Kapitels.Natürlich habe ich für das neue Update wieder ein paar neue Bilder im Gepäck, bei dem ich mich sehr auf das PDP konzentriert habe.
Desweiteren, hatte ich die Idee, für meine Fanfiction mehr aus der eigenen Feder zu produzieren, dabei hatte ich sehr viel Spaß an diesen beiden Bildern, die eine Anlehnung zum 3. Kapitel sind, als das Lieblingsfußballteam von meinem Hauptprotagonisten verloren hatten.Irgendwie hatte ich super viel Spaß dabei, dass davon zu 100 % mehr folgen werden, die natürlich mit in die Geschichte einfließen werden. Anregungen habe ich mir an den amerikanischen Football-Teams geholt und sollten auch mit Stadt und in Kombination eines Logos/Tiers (in diesem Fall Pokemon) gebracht werden.Sowas ähnliches gab es im Forum auch schon, was mir stehts in Erinnerung blieb.
Zu meinem Bedauern, leidet die Bildqualität immer stark unter den Größenangaben, falls jemand einen Tipp hat um dieses zu umgehen oder wie man es besser machen kann, würde ich mich sehr freuen.
Danke für deine beiden sehr ausführlichen Kommentare, es hat mich wirklich sehr gefreut und positiv Überrascht. Vor allem die für die Voltilamm-Skizze, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet, was mich ein wenig ins Grübeln gebracht hat. Dadurch bin ich zu dem Entschluss gekommen, keine unfertigen und unsauberen Arbeiten zu posten.
Zitat von CáithlynIch habe noch niemals Feder und Tinte verwendet und kann mir gut vorstellen, dass das keine einfache Aufgabe ist. Deswegen werde ich dir allgemein etwas zu den Outlines sagen, denn die sind in diesem Bild meiner Meinung nach das größte Manko. Das Problem ist allerdings, dass einige der Linien recht unsauber gezogen sind. Man sieht es vor allem an Guardevoirs Gesicht und Flunkifers Mäulern und Zähnen, an denen die Linien oft überlappen und recht wackelig erscheinen.
Ist mir leider vorher nicht aufgefallen, aber jetzt wo du es sagst und man genauer hinschaut fällt es einem auf. Leider wirken Outlines sehr schnell unsauber wenn sie nicht zu 100 % gezogen sind. Wobei es wieder Unterschiede gibt und auch eine "wackelige" Linie gut aussehen können. Mit Feder ist das Ganze aber nicht so einfach, zumindest fällt es mir nicht leicht, den ein kleiner Fehler mit Tinte kann das komplette Bild zerstören. Dennoch werde ich deinen Tipp beim nächsten Mal beherzigen.
Zitat von CáithlynHier würde ich dir empfehlen, darauf zu achten, dass deine Schatten-Flächen/Bleistift-Flächen sauber ausgefüllt sind. Gerade an den äußeren Kanten sieht es recht gut, da hier noch kleine, weiße Flächen vorhanden sind (Siehe zum Beispiel die Spitze von Flunkifers Maul im oberen Teil des Bildes, aber auch in Guardevoirs Kleid), oder aber über die Striche hinausgemalt wurde. Da die Bleistift-Stellen relativ harte Konturen besitzen, es also mehr in Richtung Cellshading geht, würde ich dir empfehlen, die Flächen auch so präzise wie möglich einzuzeichnen und auszufüllen, das wirkt ordentlicher und harte Konturen können bei einem stilisierten Outline-Stil auch zur "Härte" des Bildes beitragen.
Da muss ich auch hier gestehen, fehlt mir einfach die Übung an dem comichaften Stil. Ich tue mir einfach noch ein wenig schwer damit, was man deutlich bei Zorro und Sanji sieht. Aber ich werde daran arbeiten. Umso komischer wirkt es dann auch leider das mir realistische Zeichnung deutlich leichter fallen. Ich habe sehr viel in Planung, was dies betrifft um mich stetig zu verbessern.
Zitat von CáithlynHattest du für deine Bilder Vorlagen? Das Genji&Mercy-Bild kommt mir nämlich relativ bekannt vor. Das ist kein Vorwurf, denn Vorlagen können helfen, ein Gefühl für die Basics des Zeichnens zu bekommen, allerdings würde ich dich darum bitte, solltest du Vorlagen verwendet haben, dies zu erwähnen und, wenn möglich, die Vorlagen auch zu verlinken.
Das Stimmt. Für Genji + Mercy habe ich wirklich eine Vorlage verwendet. Das Gleiche gilt auch für Zorro und Sanji. Ich benutze hin und wieder welche, da mir das Motiv in dem Moment einfach gefällt. Ich werde die Links noch ergänzen und in Zukunft immer einfügen, falls das Bild nicht mein eigenes ist.
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Mal seit langem wieder etwas Neues!
*kleine Webaraks von meine Gallerie entfernen*
Hallo, ich war leicht entsetzt wie lange ich schon keine Bilder mehr gepostet habe. Lag wohl daran das ich umgezogen bin und längere Zeit weder PC noch Internet hatte. Aber ich war dennoch fleißig in der Zwischenzeit.Hallo @Seido. ich weiß es ist schon ewig her das du mir die Outlines von Law überlassen hast, aber jetzt hier, Voila!
Ich hoffe sie gefallen dir, wobei ich sagen muss das mit das colorierte Bild nicht so gut gefällt wie die Zeichnung. Hat mir übrigend sehr viel Spaß gemacht und bin immer wieder bereit für solche Schandtaten :D.https://abload.de/img/img0016luso.jpg
Dieses Bild sollte eigentlich für das Pokedex-Projekt dienen hat es aber leider wie immer nicht geschafft.
https://abload.de/img/img002yhy1c.jpg
Mal wieder seit langem der beste Nebencharakter bei One Piece und hat es quasi gleich in mein Herz geschafft. *Hust
Die Idee dazu kam mir irgendwann und hat mich nicht mehr in Ruhe gelassen bis ich es auf Blatt hatte. Hat mich aber bis zu 3 Std. gekostet.https://abload.de/img/img010qfudv.jpg
Outlines mit Feder/schwarzer Tinte
Effekte mit Feder/roter Tinte
Schattierung mit Bleistift
https://abload.de/img/img005blapl.jpgBin ich leider nicht mit zufrieden, selbst wenn es eine schnelle Zeichnung war von ca 30 min.
Bin noch am Üben, Manga, Animes liegen mir noch nicht so! Vielleicht kann mir jemand dazu ein paar Tipps da lassen, weil ich mich auf diesem Gebiet unbedingt steigern möchte. Selbe gilt auch für die Zorro-Zeichnung.https://abload.de/img/img007b6qva.jpg
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Mom war hier und sie kam mit ihrem langen Pyjama und barfüßig die Treppe herunter stolziert. Sie betrachtete das Szenario, dass sich ihr gerade bot. Der Backofen lief immer noch obwohl keine Plätzchen mehr drin waren. Meine Nase blutete immer noch und ich versuchte es mit dem Handrücken aufzuhalten. Vergeblich. Anni riss sich von mir und stürmte zu ihrer Mutter, die sie sofort in die Arme nahm. Dort vergrub sie ihr Gesicht in die braunen Haare unserer Mutter. Luca hatte sich inzwischen ein wenig erholt, war aber immer noch von dem heftigen Sturz angeschlagen. Beim Versuch aufzustehen, wollte Mike ihm helfen und hielt ihm eine Hand hin, doch er ignorierte die freundliche Geste meines Freundes. Sein Stolz war definitiv angekratzt. Die Miene meiner Mutter veränderte sich stätig, je nachdem was sie sah wurde sie wütend, entsetzt und als sie mich erblickte, sah ich Enttäuschung in ihren Augen. Ich warf ihr deswegen einen finsteren und ernsten Blick zu. "Was ist hier passiert?", fragte sie und hätte am liebsten die Frage wieder zurückgenommen als alle anfingen durcheinander auf sie einzureden. Etwa fünf Minuten ließ sie es über sich ergehen bis sie uns anschrie, "Stopp! Ich will nichts mehr hören! So, Anni und Paul ihr geht euch fertig machen und sofort ins Bett." Sie ließ mein Schwester von ihrem Arm herunter und beide rannten ohne Wiederworte die Treppen hinauf. "Und ihr zwei", sie deutete auf Luca und mich," ihr werdet die Küche aufräumen. Ich will später nichts mehr von diesem Chaos hier sehen." Sie meinte es ernst, obwohl ich ihr das nicht abkaufte. Ich zuckte mit den Schultern und sah sie gelangweilt an bevor ich die Hand erhob. Ich streckte sie aus und hielt sie seitlich an meine Schläfe. "Aye Aye, Sir", sagte ich sarkastisch und schenkte ihr keinen Respekt, sie hatte auch nie welchen für mich übrig. "Falls es dir nichts ausmacht, werde ich schnell mein Gesicht waschen." Mein halbes Gesicht war voller Blut, auch wenn es mittlerweile aufgehört hatte. Noch bevor sie mir eine Antwort geben konnte ging ich an ihr vorbei, bedacht sie nicht anzurempeln. Oben angekommen öffnete ich die Badezimmertür und bemerkte hinter mir Mike, der mir gefolgt sein musste. Ich ließ ihn mit ins Bad. Drinnen klappte ich den Toilettendeckel herunter und setzte mich erst einmal darauf. Als ich meinen Kopf senkte begutachtete ich meine Hände, die völlig verschmiert waren und seufzte einmal schwer aus. Durch das ganze Chaos hatte ich vergessen wie sehr mir meine linke Gesichtshälfte weh tat. Ich tastete vorsichtig mit den Fingerspitzen meine Nase ab. Zischend zog ich die Luft ein als ich eine schmerzempfindliche Stelle traf. Mike der mich die ganze Zeit beobachtet hatte, kam mit einem nassen und kalten Lappen auf mich zu und fing an die Blutreste aus meinem Gesicht zu wischen und zu tupfen. Er war vorsichtiger als ich zu mir selbst war, weshalb es kaum weh tat. Das tat er ständig, wegen dieser Arztgeschichte, aus diesem Grund ließ ich ihn einfach gewähren. Er hatte darüber mehr Ahnung als ich oder andere und das war durchaus praktisch. Bei meiner Verletzungsrate. Außerdem hatte er für sowas einfach geschicktere und ruhigere Hände als ich."Wie sieht´s aus?" fragte ich ihn, und hoffte auf eine positive Antwort. "Ach, es geht, ich habe dich schon mit viel schlimmeren Verletzungen gesehen", entgegnete er mir mit einem müden Lächeln. "Wie es scheint ist sie nicht gebrochen, aber ich denke ein Hämatom am unteren linken Auge bleibt dir nicht erspart, du solltest es auf jeden Fall kühlen", stellte er fest. Manchmal hatte ich den Glauben, dass er sich insgeheim freute wenn ich verletzt wurde und dann hinterher Arzt spielen durfte, ich war ja auch das perfekte Opfer dafür. Als er fertig war wusch er den Lappen mit kalten Wasser wieder aus, bis kein Blut mehr zurück blieb. Ich erhob mich vom Toilettensitz und kam zu ihm rüber, damit ich mich im Spiegel betrachten konnte. Es tat mir sichtlich weh als ich wegen meiner Haare die Nase rümpfte. Verfluchte Scheiße. Warum musste auch immer mir sowas passieren. Ich nutzte die Gunst der Stunde und bat Mike mir die Haare runter zu rasieren.
"Hast du wieder irgendwelche Drogen genommen?" fragte er mich lässig, als wäre es das normalste der Welt als er den Badeschrank öffnete um den Trimmer raus zu holen. "Nein, seit der Wette mit meiner Mom hab ich nichts angefasst." Mike steckte den elektrischen Rasierer in die Steckdose und prüfte die Schnitthöhe. "Ein Jahr wirst du doch noch durchhalten" meinte er und schaltete das Gerät ein. Ich zog meinen Pullover über den Kopf aus und pfefferte ihn in die nächstbeste Ecke. "Ja klar, mich wundert nur das meine Mom so lange durchgehalten hat. Hätte ich ihr gar nicht zugetraut." Ich ging in die Hocke und beugte meinen Kopf über die Badewanne, die auch gleichzeitig unsere Dusche ist. Mike setzte die Maschine am Nacken an und rasierte der Länge nach, bis nach vorne zur Stirn, die Haare herunter. Ich wusste nicht wieso, aber ich mochte es und bereitete mir immer einen wohligen Schauer der eine Gänsehaut verursachte. Eine Weile sagten wir nichts und ich lauschte dem surrenden Geräusch. Immer mehr Haarbüschel flogen an mir vorbei und landeten in der Wanne. Ich unterbrach die Stille mit meiner kratzigen Stimme. "Ich dachte, sie würde wieder in die nächst beste Kneipe flüchten und sich dort irgendeinen Typen anlachen. Nachts betrunken Heim kommen..." Ich rieb mir die Stirn, da mich die losen Haare im Gesicht juckten. Oder wollte ich mich nur von dem Gedanken ablenken, dass mir das in letzter Zeit ständig passierte, obwohl ich es selbst bis auf den Tod hasste. Ich musste unbedingt damit aufhören. Die Stimme von Mike riss mich aus meinen Gedanken. "Ich bin fertig," verkündete er stolz. Ich rieb mir einmal über den frisch rasierten Schädel um mich zu überzeugen. Im Spiegel konnte ich erkennen das er ganze Arbeit geleistet hatte. "Perfekt." Ich lächelte mein eigenes Spiegelbild an, welches so vollkommen anders aussah wie noch vor zehn Minuten. Mit der kürzeren Frisur wirkte ich definitiv älter und mein halbblaues Auge ließ mich gefährlich aussehen. Wahrscheinlich ein Grund warum die Leute Angst vor mir hatten und mich größten Teils mieden. Ich entfernte noch ein paar Haare aus meinem Gesicht, wobei ich darauf achtete nicht meine Nase zu berühren und fuhr mir ein Paar mal über die nackte Brust um auch dort die Haarreste los zu werden. Leichter gesagt als getan, um eine weitere Dusche kam ich wohl nicht herum. Doch erst sollten wir wieder zurück in die Küche, schließlich herrschte dort bestimmt immer noch das reinste Chaos. Mike hatte in der Zwischenzeit den Trimmer gereinigt und wieder zurück in den Schrank verstaut. " Wir sollten mal schauen was in der Küche los ist." Den Pullover von vorhin konnte ich nicht mehr anziehen und landete direkt im Wäschekorb als ich ihn aufhob und prüfte. Ich verließ das Bad, huschte schnell in mein Zimmer um im Schrank etwas neues heraus zu kramen. Mein Lieblingspulli fiel mir sofort in die Hände. Ich hatte ihn schon ewig, sah aber verhältnismäßig zu meinen anderen Klamotten noch sehr gut aus. Es ist ein schwarzer Kaputzenpulli, wobei die Innenseite Blau war. Ich mochte ihn einfach, er saß perfekt und war super bequem. Mike wartete im Flur auf mich und folgte mir wieder runter in die Küche. Das selbe Chaos herrschte hier immer noch nur hatte sich die Szene erheblich verändert. Von Luca war weit und breit nichts zu sehen. Meine Mom hatte beide Hände vor´s Gesicht geschlagen und hatte vor sich eine Tasse Tee stehen, welchen ich durch den Beutel am Rand erkannte. Der Backofen war bereits ausgeschalten. Als meine Mutter hörte das jemand die Treppe runter kam blickte sie auf. Ihre Augen waren ganz glasig und sahen müde aus. "Was ist los?", wollte ich wissen. Doch auf meine Frage hin schüttelte sie nur mit dem Kopf. "Wo ist Luca?" Den mir seine Abwesenheit schon zuvor aufgefallen war. "Er hat nicht eingesehen hier aufzuräumen und ist verschwunden." Sie schloss ihre langen dünnen Finger um die dampfende Tasse vor sich. "Was meinst du er ist verschwunden?", fragte ich genervt nach. "Er hat seine Jacke genommen und ist die Tür raus," sagte sie achselzuckend. Unter ihren Augen bildete sich ein nasser Rand. Oh nein, das darf doch jetzt nicht wahr sein. Innerlich bettelte ich, dass sie jetzt nicht anfing zu weinen. Früher als Kind kam ich immer zu ihr als sie weinte und tröstete sie indem ich sie in den Arm nahm, wie Kinder das eben mal so tun. Das habe ich mir über die Jahre abgewöhnt, inzwischen ignorierte ich es meistens. "Was ist wenn er nicht mehr zurück kommt?" Sie gab sich wirklich alle Mühe ihre Tränen zurück zu halten. "Der kriegt sich schon wieder ein und kommt zurück, "versuchte ich gegen meinen Willen sie zu beruhigen. „Die kleinen hören noch auf mich aber ihr beide tanzt mir mittlerweile auf der Nase herum, wie Leila kurz bevor sie auszog,“ erklärte sie und nahm einen großen Schluck von ihrem Tee. Daher wehte der Wind. Das hatte ihr damals schwer zu schaffen gemacht als Sie das Haus verließ. Sie konnte sie nicht aufhalten oder umstimmen. Das würde sie bei mir auch nicht schaffen, das Einzige was mich eigentlich noch hier hielt waren meine jüngsten Geschwister, die ich beim besten Willen nicht zurück lassen konnte. Ein Dach über den Kopf würde ich da draußen schon finden, im schlimmsten Fall würde ich Samuel fragen ob bei ihm in der WG noch ein Platz frei wäre. Aber dann würde hier alles im Chaos versinken, niemand würde aufräumen, niemand würde kochen, die Wäsche waschen, Hausaufgaben kontrollieren, die kleinen zu Bett bringen oder nachts trösten wenn sie vor lauter Angst nicht schlafen konnten. Die Person die vor mir am Tisch saß kam mir mittlerweile wie eine Fremde vor, sie war nicht mehr meine Mutter wie ich sie früher kannte. Sie entzog sich jeglicher Verantwortung. Gut, ich konnte verstehen das sie, wenn sie von der Nachtschicht kam und sich den Vormittag schlafen legte, ihr Ruhe haben wollte. Aber sie war kaum zu Hause und verpasste alles. Anni die ihren letzten Milchzahn verloren hatte. Paul, der dank meiner Hilfe bessere Noten mit nach Hause brachte. Aber das Alles kümmerte sie nicht. Sie saß hier und versank in Selbstmittleid. Was mich wütend machte. Nach dem sie ihre Tasse leer getrunken hatte, stand sie auf, stellte das Geschirr in die Spüle und sah sich um. „Was soll ich nur tun?“ fragte sie und sah dabei noch bemitleidenswerter aus wie zuvor. „Am besten gar nichts, wie immer“, fuhr ich sie an. Wie konnte man nur so in Selbstmitleid versinken, dafür hatte ich kein Verständnis. „Verschwind einfach wieder dahin wo du herkamst und überlasse das mir, wie du es mit allem auch immer wieder tust.“ Als ich die Worte ausgesprochen hatte, konnte ich sie nicht mehr zurück nehmen. Der Ernst den ich den Worten verlieh halte selbst in meinen Ohren wieder. Meine Mutter hatte den Mund geöffnet, als wollte sie etwas sagen. Doch sie schloss ihn wieder und verschwand aus der Küche, ohne sich noch einmal umzudrehen. Genervt atmete ich schwer aus. So gemein wollte ich nun auch nicht zu ihr sein. Aber vielleicht verstand sie es ja nicht anders. Mike war immer noch hier, ich bin froh das er sich in solche Angelegenheiten nicht einmischte, zumindest gab er sich immer ruhig. Keine Ahnung ob er es mit Absicht tat oder nicht wusste was er dazu sagen sollte. Ich wollte ihn auf keinen Fall mit in diesem Familienchaos drin haben. Nicht, dass es ihn nichts anging, aber wegen mir oder jemanden aus meiner Familie sollte er sich keine Sorgen machen. Außerdem konnte ich nicht mit ansehen wie meine Mutter vor meinen Augen in Selbstmitleid versank. So sehr Sie sich auch verändert hatte, sie war schließlich immer noch meine Mutter. Manchmal hatte ich einfach das verlangen sie an den Schultern zu packen und wach zu rütteln, seit mein Vater sie verlassen hatte, an den ich keinerlei Erinnerungen habe, hat sie sich sehr verändert. Sie hat sich quasi innerlich zurück gezogen und das meine Schwester so früh ausgezogen war, machte er mindestens genau so viel zu schaffen. Aber hier drehte es nicht um meinen Vater oder um meine Schwester, sondern um uns vier, die immer noch hier sind. Natürlich sind Probleme vorprogrammiert, wenn zwei hormongesteuerte Teenager auf zwei kleine Kinder aufpassen sollten. Ich versuche mich jeden Tag zusammen zu reisen, aber manchmal brauche auch ich einmal meine Auszeit, schließlich habe ich auch andere Dinge im Kopf und möchte mit meinen Freunden Party machen, anstatt zu Hause zu sitzen und den Haushalt zu schmeißen. Viele Gedanken überschlugen sich gerade in meinem Kopf und irgendwie kam ich immer auf zwei Ergebnisse, entweder meine Mom wachte aus ihrem Traum auf und nahm wieder die Verantwortung oder es lag alles an mir. Wobei ich für die erste Variante noch Hoffnungen hatte. Schließlich hat sie seit unserer Wette ihr Verhalten erheblich verbessert, wobei sie durch die Arbeit auch wieder weniger Zeit hatte. Alles hatte seine Vor- und Nachteile. Ich bemerkte Mike erst wieder, als er eine Hand fürsorglich auf meine Schultern legte. „Ich weiß zwar nicht wo du gedanklich wieder unterwegs bist, aber wenn du willst, helfe ich dir aufräumen. Danach würde ich gerne etwas essen gehen“, sagte er und sah mich verständnisvoll an. Manchmal wusste ich nicht, womit ich ihn verdient hatte. Ich nickte. „Das hört dich gut an, wenn du willst lade ich dich auch ein.“
Mike widmete sich dem dreckigen Geschirr, während ich mit dem Staubsauger das Mehl wegsaugte und hinterher mit dem Waschlappen über sämtliche Oberflächen wischte. Es ging schneller als gedacht und mit Mike brauchte ich gerade mal zwanzig Minuten, danach sah es hier ordentlicher aus als zuvor. Wir hatten uns geeinigt zu Nimas Frittenbude rüber zulaufen, das war jetzt die schnellste und einfachste Variante. „Danke. Für alles.“ Ich musste ihm einfach danken, einfach das er immer wieder für mich da war und mir aus jeder Situation heraushalf ohne nachzufragen. Das rechnete ich ihm sehr hoch an. Er lächelte mich an, während wir unsere Jacken anzogen. „Du weißt das du das nicht brauchst“, sagte er zu mir als würde ich mich für irgendetwas banales bedanken. Ich hatte ihn wirklich nicht verdient. Ich zog die Tür hinter mir ins Schloss, als wir uns auf den Weg machten. Wir gingen schweigend einen Schritt vor dem anderen und brauchten eine Weile, bis wir am Imbiss ankamen. Dort bestellte jeder das was er haben wollte, bei mir war es eine große Portion Pommes Frites und Mike bestellte sich einen Hotdog mit Röstzwiebeln. Dampfend bekamen wir beide Portionen an unseren Stehtisch gereicht. Dank meiner an den Fingerspitzen offenen Handschuhen, musste ich sie zum Essen nicht ausziehen so wie Mike. Ich pickte mir nach und nach die dampfenden Pommes aus der Schale und ertränkte sie stellenweise in dem Ketchup. Das warme. fettige Essen fühlte sich einfach fantastisch an und füllte schnell meinen leeren Magen. Der Tag brachte doch noch ein annehmbares gutes Ende, wenn man das so nennen konnte. Wo Luca wohl hin verschwunden ist? Ob er die Nacht woanders verbrachte? Sollte mir recht sein, er wird schon wieder auftauchen. Da machte ich mir weniger Sorgen als unsere Mom. Schließlich sind mein Bruder und ich gar nicht so unähnlich. Als wusste Mike was ich gerade dachte, fragte er mich nach Luca und ob ich vorhatte ihn suchen zu gehen. „Nein, das wäre übertrieben, der taucht wieder auf sobald er sich beruhigt hat.“
„Wie sieht es aus mit Samstag?“ , fragte Mike mich vorsichtig. Daran hatte ich seit heute Morgen gar nicht mehr gedacht. Aber ich bin zu dem Entschluss gekommen das es zu riskant war. Jetzt nachdem nach uns mehr oder weniger gesucht wurde. Ich konnte mir sogar vorstellen, das gar nicht groß was von der Polizei aus unternommen wird. Taschendiebe gab es in so einer riesigen Stadt wie Sand am Meer.„Ich werde nicht hingehen“, war mein Antwort und ich sah in Mike´s Gesicht, wie ihm ein Stein vom Herzen fiel. Warum machte er das bloß? Wieso wollte er mitkommen, zwang sich regelrecht dazu, auch wenn er es eigentlich gar nicht wollte. Wenn er nein gesagt hätte, wäre das auch in Ordnung gewesen. „Ich habe aber dafür einen anderen Plan, wahrscheinlich.“ Nachdem ich das gesagt hatte schaute mich Mike verwundert an. „Was für einen Plan?“ Doch ich schüttelte nur mit dem Kopf, denn es war kein ausgereifter Plan sondern nur eine Schnapsidee. Wenn ich ihm sagen würde, dass ich eigentlich vorhatte das Haus beziehungsweise, die Unterkunft, was auch immer es war, auszuspionieren, würde er durchdrehen. Es war aber möglich, dass ich dadurch etwas über sie herausfand. Ich fand es mehr als nur merkwürdig das so junge Leute so viel Bargeld bei sich trugen. Das ist selbst für einen Pokemon-Trainer oder Ranger eine Menge Geld. Da steckte definitiv mehr dahinter und ich wollte herausfinden was. Eine direkte Konfrontation, ist leider durch die momentane Situation unmöglich. Egal was es war, es steckte mehr dahinter und ich witterte meine große Chance. Ich musste es zumindest versuchen. Das blonde Mädchen hatte gemeint, das sie am Samstag in Wailiquide gehen, das heißt, dass eventuell niemand im Haus ist. Die perfekte Möglichkeit dort ein wenig herum zu schnüffeln. Zum Glück hatte ich so ein gutes Gedächtnis, die Adresse wusste ich noch immer auswendig. Dennoch werde ich sie googeln müssen, um die Straße zu finden. Ich stopfte mir die letzte Pommes in den Mund bevor ich den leeren Pappteller in die Tonne warf. Seitdem ich Mike den Plan erwähnt hatte schaute er mich immer wieder durchdringlich mit zusammengekniffenen Augen an.
„Was auch immer du da „planst“, sei bloß vorsichtig“, sagte Mike als wir uns auf den Weg zur Bahnstation machten. Seine Hände hatte er in seine Hosentaschen gesteckt um sie vor der Kälte zu schützen.
„Wann war ich mal nicht vorsichtig?,“ witzelte ich und stieß ihn seitlich an, er wiederum verdrehte nur die Augen. „Ich werde schon aufpassen“, sagte ich nun etwas ernster.
„Um ehrlich zu sein, will ich gar nicht wissen was du vor hast, aber ich habe keine Lust, dich deswegen im Knast besuchen zu müssen.“ Ich grinste über seine Wortwahl und erfreute mich das er mich so gut kannte. Ich bemerkte erst wie spät es war, nachdem ich Mike zum Bahnhof begleitet hatte und dann den Weg nach Hause angetreten war. Ich stand in der Küche. Die Stille kam mir an diesem Ort gerade seltsam vor, wenn man bedachte was hier vor eine paar Stunden noch los war. Lucas Jacke und Schuhe waren immer noch nicht hier. Er würde heute Nacht nicht mehr nach Hause kommen. Da war ich mir sicher. Müde begab ich mich ins Badezimmer, machte mich fertig und legte mich in mein Bett. Ungewohnt ruhig, ohne das Geschnarche meines Bruders, dachte ich mir bevor ich in den Schlaf fand.Zitat von RusalkaMich persönlich stört aber noch etwas, dass bisher kaum auf Pokémon eingegangen wurde.
Ja, mir persönlich wäre es auch lieber wenn ich gleich mit dem Bezug zu Pokemon anfangen hätte können, da aber meine beiden Charaktere Ian und Mike erst später damit konfrontiert werden, war es mir bis jetzt einfach nicht möglich, ohne komplett von der Geschichte abzuweichen. Es wird sich alles noch aufklären und es wird zu 100 % mit Pokemon zu tun haben.
Und wie du schon sagtest, bin ich die ersten Kapitel mehr auf die Charakterzüge der jeweiligen Personen eingegangen, weil das später eine sehr wichtige Rolle spielen wird.
Erst ab Kapitel 9 - 10 geht es erst richtig los! Es wird eine recht lange Geschichte und manchmal möchte ich an bestimmten Punkten/Stellen mir mehr Zeit lassen, als an anderen.
Danke natürlich für deine Worte und Kritik :D Ich hoffe das es bis hier hin nicht zu langweilig ist so ohne Pokemon.
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Nachtschicht eingelegt :) Neues Kapitel ist da!
Kapitel 6
Als der Wecken von Luca los ging, fuhr Anni neben mir vor Schreck zusammen. Dabei trat sie mir aus versehen mit ihrer Ferse direkt in die Eier. Ich fuhr lautstark und krampfhaft zusammen und versuchtesofort den Schmerz weg zu atmen, der sich schon nach oben hin ausbreitete. Ichkonnte mir durchaus bessere Varianten vorstellen geweckt zu werden. Luca standohne Kommentar auf, stellte den Wecker aus und verließ das Zimmer. Es brauchtenicht lange, da saß Anni schon an der Bettkante um ebenfalls aufzustehen. DerSchmerz ließ einfach nicht nach, ich bewegte mich um mich anders zu positionieren,bis ich mich schließlich alle Viere von mir gestreckt über mein Bett krümmte.Anni bemerkte es und fragte mich besorgt ob es mir schlecht sei.
"Nein, nein. Alles gut," log ich. Eswurde schon allmählich besser. "Machst du mir einen Gefallen? Schaltest dumir bitte die Kaffeemaschine an wenn du runter gehst?" Sie nickte mir zurBestätigung zu. "Willst du schon so früh raus?" fragte sie micherstaunt.
"Ja", ächzte ich und ließ mich nocheinmal rücklinks auf mein Bett fallen. Bevor sie das Zimmer verließ beugte siesich zu mir runter und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
"Du bist der beste Bruder der Welt",flüsterte sie und war dann verschwunden. Ich lächelte. Der beste Bruder derWelt hatte was Besseres verdient als so früh am Morgen in die Eier getreten zubekommen. Ich wusste das sie es nicht mit Absicht getan hatte, darüber hattenwir eine ausführliche Unterhaltung. Dass sie mich niemals dort treten soll,egal wie wütend sie auf mich war. Ichdöste noch einmal für circa fünfzehn Minuten ein , bevor ich mich dazuaufraffen konnte aus meinen gemütlichem Bett zu steigen. Früh aufstehen war sogar nicht mein Ding, weshalb ich kaum die Augen aufbrachte und ich mir auf demWeg ins Bad den kleinen Zeh am Türrahmen anstieß. Verdammte Scheiße!Warum tat das nur so fürchterlich weh. Ich verfluchte so einiges, bis ich imBad ankam. Der Tag fing ja schon mal sehr prickelnd an. Die Dusche konnte meineGefühlslage ein wenig anheben, was aber durch mein Spiegelbild gleich wiederzunichte gemacht wurde. Ich putzte mir die Zähne und betrachtete mich währenddessenim Spiegel. Ich verzog das Gesicht, wobei ich aufpassen musste das mir derZahnpasterschaum nicht aus dem Mund lief, als ich an meinen schwarzen Haarenzog. Ich hasste es wenn sie so lange waren, weil je länger sie wurden, destolockiger wurden sie auch. Ich musste Mike bitten wieder alles mit dem Trimmerrunter zu holen. Nichts sah bescheuerter aus, als ich mit Locken. Nachdem ichim Bad fertig war, zog ich mir frische Klamotten an und fühlte mich gleich vielwohler. Ich ging gemächlich die Treppen runter, bedacht nicht irgendwo zustolpern, jetzt noch die Stufen runter zu fliegen, dass wäre nämlich die Krönungder Tages. Der mir bislang schönste Anblick bis jetzt, war die von Anni eingeschalteteKaffeemaschine. Mit Wasser, Filter und Kaffeepulver gefühlt. Ich musste nurnoch den Knopf betätigen. Warum nicht jeden Morgen so? Lässt sich bestimmt inder nächsten Familien-Krisen-Sitzung ausdiskutieren. Ich bin froh, dassmittlerweile alle selbstständig das Haus verließen um in die Schule zu gehen.Um viertel vor acht war ich der letzte im Haus, weshalb ich mich mit einerZigarette und meinem wundervoll duftenden Kaffee alleine an den Küchentischsetzte. Die erste Stunde verpasste ich auf jeden Fall, nichts was mich in Panikversetzte. Nachdem ich mein "frühstück" hatte, nutzte ich die Zeitdie mir hier blieb um aufzuräumen. Jeder nahm sich Geschirr aus den Schränken,stellte das Benutzte aber nie in die Geschirrspülmaschine. In der allmorgendlichenHektik ließ jeder seinen Mist einfach überall stehen. Klamotten wurden in Eckengepfeffert, genauso wie Spielsachen oder die Sportsachen von Luca flogen auchimmer woanders herum. Eine Waschmaschine bekam ich voll und stellte den Timerso ein, dass die Wäsche fertig ist, wenn ich später nach Hause komme. Ichrechnete die Zeit die ich auf der Bank und zum Einkaufen brauchte mit ein. Ichhabe mir fest vorgenommen, heute das Geld für die Stromrechnung zu überweisen.Außerdem schmiedete ich mir einen Plan zurecht, wie ich die Stimmung heuteAbend ein wenig heben konnte um die freudige Nachricht der bezahlten Rechnungmitzuteilen. Als ich alles Wichtige erledigt hatte suchte ich mir eine Jacke,die ich anziehen konnte. Die von gestern hing noch halb nass über der Couch, woich sie schließlich ließ. Ausgestattet mit Rucksack, Zigaretten und warmerKleidung verließ ich endlich das Haus mit gutem Gewissen alles zu erledigen wasich mir vornahm. Der typische Weg zur Schule, kam mir mit der Zeit durch dieRoutine immer Kürzer vor. Dort angekommen schaffte ich es gerade noch so in diezweite Stunde. Deutsch, so langweilig wie immer, wobei die Lehrerin keineBemerkung machte wegen meines Zuspätkommens sondern darüber das ich überhaupthier war. Ich grinste bloß und ließ mich wegen sowas nicht beirren. Sie war inder Stunde schnell genervt von mir, da ich mich zu jeder Frage die sie stelltemeldete und auch immer eine Antwort wusste bis sie mich nicht mehr dran nahm umanderen Schülern eine Chance zu lassen. So schaffte man sich schnell seineRuhe. In der Pause war ich der letzte der an unserem Gruppentisch ankam. Chloehing Mike um den Hals, Jenny und Lisa, die Flittchen der Schule waren geradedabei sich die Nägel zu lackieren und Stan stand daneben und versuchte vergeblichsich den Beiden zu nähern. Als ich Chloegenauer betrachtete musste ich unwillkürlich an das Gespräch gestern zwischenSamuel und mir denken. Sie trug meistens Strümpfe, selbst im Winter, doch heutehatte sie hautenge Jeans an, Wildlederstiefel und eine weiße Daunenjacke. Aufdem Kopf hatte sie eine gestrickte graue Mütze mit Bommel auf. Ihr blondes Haarhing ihr seitlich aus der Mütze und legten sich über ihre Schultern.
Ich musste Samuel nicht anlügen, sie istwirklich sehr hübsch. Aber ein absolutes Tabu. Niemals würde ich mich wagen andie Freundin meines besten Freund ran zu machen. Ich gönne es ihm viel lieber."Hey, morgen", schmiss ich in die Runde um mich bemerkbar zu machen.Jeder begrüßte mich. Erst als sich Mike aus Chloe´s griff lösen konnte und aufmich zukam, bemerkte ich das er heute ebenfalls eine andere Jacke anhatte genauwie ich. Normalerweise besaß er eine graue Winterjacke mit weißer Fütterung,aber heute hatte er eine dunkelgrüne an. Also wenn man mich fragte keineVerbesserung zur Vorherigen, eher schlechter. "Ich muss kurz mit dirreden", sagte er zu mir mit gedämpfter Stimme und lief an mir vorbei. Ichfolgte ihm. Soweit bis wir außer Hörweite unserer Gruppe waren. Ich schautenoch einmal zurück um festzustellen, dass es kaum einen Interessierte außerChloe, die misstrauisch rüber schaute.
"Schicke Jacke", sagte ich sarkastisch,als Mike kein Ton herausbrachte. Er schaute mich nervös an. "Genau darumgeht es, hast du gestern Abend noch die Nachrichten geschaut?" Er schautesich immer wieder nervös um, als hätte er angst jemand könnte uns hören oderbeobachten. Ich schüttelte mit dem Kopf. "Nein, wieso?"
Mike befeuchtete seine Lippen bevor er weitersprach. "Gestern wurde in den Nachrichten über Taschendiebe bei der Paradeberichtet," beantwortete er mir mit zittriger Stimme meine Frage. DasKlang im ersten Moment gar nicht gut. Mike sprach weiter, "die Polizeiübernimmt diesen Fall, vermutet aber durch den Mangel von Beweisen undfehlenden Zeugen die Fahndung einzustellen." Das Klang doch schon besser.
"Das ist doch gut für uns," ich versuchte Mike zu beruhigen der schondie ganze Zeit ein wenig blas um die Nase wirkte.
"Für den ersten Moment, ja. Aber stell die vor, dass blonde Mädchenverpfeift uns. Und noch schlimmer, sie weiß wie wir aussehen und unsereNamen." Jetzt ließ er das Mauzi aus dem Sack. Deshalb die andere Jacke.Damit er nicht in die Täterbeschreibung passte. Geschickter Schachzug und nachder Aussage wurde mir auch ein wenig mulmig in der Magengegend. Das sah wiederumsehr schlecht für uns aus. In Panik musste man wegen dieser Tatsache jetztnicht ausbrechen, wie viele Menschen gab es hier in der Stadt, die Ian oderMike hießen, Tausende. Außerdem ein dunkelblonder und dunkelhaariger Junge?Hallo, das könnte jeder sein. Mindestens jeder Zweite besitzt eine schwarzeoder graue Jacke, sehr schwierig, da jemanden zu finden aus solch einemEinheitsbrei. Diese Erkenntnis teilte ich Mike mit und konnte ihn zumindest einwenig beruhigen. Wie immer. Er bekam sogar wieder ein wenig Farbe ins Gesicht.Auf einmal klingelte es. Die Pause war vorbei. Sie war alles andere alsentspannend. Zumal ich mir keine Zigarette anstecken konnte. Weswegen ich einwenig genervt in die nächste Stunde ging.
Der Schultag wollte einfach nicht vorbeigehen. Mit den vielen Aufgaben die mir noch im Hinterkopf lungerten, hatte ichsowieso keine Lust auf Schule. Aberwegen Mike´s nicht besser werdender Stimmung, wollte ich ihn jetzt nichtalleine zurücklassen und würde ein andermal die Schule schwänzen. Ich redete solange auf ihn ein, bis ich ihn einlud, heute Abend mitzukommen. Ich hatte mirüberlegt, Zutaten für Plätzchen zu kaufen, damit ich Anni von letzter Nachtablenken konnte, außerdem ein guter Zeitpunkt, mal wieder etwas mit der Familiezu unternehmen und da gehörte Mike selbstverständlicher weise mit dazu. Erwilligte sogar ein, er möchte auch später mit zu Bank und auch einkaufen. Ichdenke mal das er nach solchen Nachrichten sicherlich nicht alleine rumlaufenwollte. Er hatte mein Mitgefühl, irgendwie fühlte ich mich auch besser wenn erin meiner Nähe blieb. Für alle Fälle. Durch ein Wunder klingelte es nachqualvollen Stunden zum Schulschluss. Wir machten uns gleich auf den Weg zurBank, wo ich die Summe auf das Konto erst einzahlen musste, um die Überweisungerst tätigen zu können. Ohne Probleme tippte ich die richtige Summe undBankverbindung in das Gerät. Dann waren auch knapp sechstausend Pokedollareinfach fort und damit auch eine große Last, die ich die letzten Tage mit mirtrug. Das Einkaufen war wieder interessanter und ich war heilfroh Mike dabei zuhaben, da ich überhaupt keinen Schimmer hatte, was wir alles brauchten. Fastalles mussten wir "neu" kaufen, da ich wusste das wir das Meistenicht Zuhause hatten. Gemeinsam machten wir uns mit den Taschen vollerLebensmittel auf den Weg zu mir nach Hause. Ich übergab Mike meine Taschen umdie Haustür auszuschließen. Der allgemeine Geräuschpegel kam mir entgegen. DerFernseher lief und Paul saß halb sitzen, halb liegend davor. Anni kam die Treppenheruntergesprungen.Ich ließ die Haustürwieder zurück ins Schloss fallen und Mike machte sich auf den Weg in die Küchewährend Paul ihm neugierig folgte. Den Fernseher hatte er angelassen. MeineSchwester hingegen sprang mir in die Arme und freute mich zu sehen. "Hastdu uns was mitgebracht?" fragte sie aufgeregt. Die Einkaufstaschen warenihr nicht entgangen.
"Allerdings", sagte ich lächelnd undwir gingen beide in die Küche. Dort war Mike gerade dabei die Tütenauszuräumen. Anni hüpfte auf einen der freien Stühle um wie Paul, besser rein schauenzu können. Ich gesellte mich zu meinem besten Freund und half ihm dabei."Ich dachte mir, da in zwei Wochen Weihnachten ist, könnten wir ein paarPlätzchen backen", verkündigte ich mein Vorhaben und erfreute mich riesigüber ihre Reaktionen darüber. Anni hüpfte begeistert auf und ab und beidejubelten. Auch hier war ich wieder froh Mike eingeladen zu haben, anderenfallswürden wir noch bis Mitternacht hier sitzen, er wusste die Menge die wir füreinen einfachen Butterteig brauchten und stellte sich sehr geschickt beimAusrollen des Teiges an. Anni und Paul stachen wie die Wilden die Förmchen,bestehend aus Tannenbäumen und Sternen, in den Teig. Ich konnte nicht sagen,wie es dazu kommen konnte, aber zwischendurch begannen Mike und ich mit einerMehlschlacht, wobei ich immer noch behaupte das er angefangen hatte. Wermeinte, mein ausgestochener Stern sei eine traurige und armselige Zumutunghatte es auch nicht besser verdient. Wir lachten immer noch über uns selbst, daüberall, in den Harren und Klamotten das Mehl hängen blieb. Paul hatte einwenig mitgemacht, Annie ist lachend und schreiend davon gerannt als ich sieabschmeißen wollte. Kam aber wieder mit Tränen in den Augen zurück in dieKüche, als ich schwor ich würde nicht mehr versuchen sie abzuwerfen. Hinterherlandete doch eine Ladung in ihrem Gesicht. In der Zwischenzeit verbreitete sichein himmlischer Duft von frisch gebackenen Plätzchen in der ganzen Wohnung unddie aufgelockerte Stimmung ließ Mike und mich auf andere Gedanken kommen. DasThema heute Morgen hatten wir mittlerweile völlig vergessen und genossen denAugenblick mit meinen beiden jüngsten Geschwistern. So unbeschwerte Tage hattenMike und ich selten, seit dem Zwischenfall mit Paul, unserem ehemaligemSchulkameraden. Ich kann nicht sagen warum, aber seitdem ist Mike anders zumir. Wir trafen uns zwar immer noch so oft wie früher aber da gab es dieseDistanz zwischen uns, immer mit einem gewissen, kalten Abstand zu mir.Vielleicht nahm er sich die Sticheleien von Paul einfach zu sehr zu Herzen. Mirfehlten diese Momente ungemein und deshalb genoss ich diesen Augenblick derWärme der sich gerade bot. Mein Bruder Paul und Anni die vor dem Ofen saßen undden Plätzchen zusahen wie sie einen leichten braunen Rand bekamen. Die Küche,die komplett durcheinander ist aber eine Gemütlichkeit ausstrahlte. Nicht zuguter Letzt durch den Backofen, der die Hitze abgab. Im Hintergrund lief nochder Fernseher und ließ nie eine peinliche Stille entstehen, Wobei das hiernicht möglich ist, nicht mit meiner Familie oder Mike. Der sich erfreut überden Tisch lehnte. Ich schaute ihn an und musste immer noch über das Mehl inseinen Haaren schmunzeln. Das erste Mal seit langem, dass er mitmachte undkeinen bissigen Kommentar von sich ließ wenn ich ihn anfasste. Wie früher, alsman keine anderen Sorgen hatte, als die Entscheidung mit was für einemSpielzeug man als nächstes spielen wollte. Er hatte sich so sehr verändert, unddoch war er noch der Gleiche. Machte das Sinn? Wir haben uns Beide verändertaber dadurch das wir uns miteinander verändert hatten, fiel es einem erst beigenauerem Hinsehen auf. Er blickte verstohlen zu mir auf, doch er blickte nichtgleich wieder, wie sonst immer, weg. Seine grünen Augen huschten hin und herals wollte er versuchen herauszufinden was ich dachte. Es fühlte sich so an alswürde er gerade versuchen meine Gedanken lesen und dann war dieser Moment da.Dieser Moment, in dem ich ihm am liebsten sagen würde, das ich ihn einfachliebe, was aber niemals geschehen würde, da wir im Innern es schön längstwussten. Und als ob er tatsächlich darauf kam was ich gerade dachte zogen wirim gleichen Moment die Lippen zu einem Lächeln. Mir wurde auf einmal ganz warmums Herz und ich wusste ich hatte meinen alten Mike wieder zurück. Doch kaumwar dieses Hochgefühl da, ging es auch wieder bergab. Mikes Miene verhärtete sichund er legte die Stirn in Falten. Sein Lächeln erstarb und ich sah diesesdezente Zucken seiner Mundwinkeln, als hätte er Schmerzen und wendete sich dannwieder von mir ab. Was war nur geschehen? Was hatte diesen Moment zerstört?Noch bevor ich ihn fragen konnte was los ist, ging er ohne ein weiterenKommentar zum Backofen um die fertigen Plätzchen auf dem Blech mit denHandschuhen herauszuholen. Mit meinem geistig verwirrten Zustand stand ich ganzperplex da und verpasste fast die Ankunft von Luca. Dieser von der Arbeit nachHause kam. Er sah nicht begeistert aus, als er die Küche sah.
"Was ist denn hier passiert?" Inseinem Ton lag eine gewisse Aggressivität, die mich selbst aggressiv machte."Plätzchen sind passiert", gab ich ihm im gleichen Tonfall zurück. Erschaute mich entsetzt an. "Ich mach die Schweinerei ganz sicher nichtsauber," sagte er verächtlich. "Ich geh bestimmt nicht den ganzen Tagarbeiten um dann hier weiter zu machen, ich glaube ihr habt sie nicht mehralle, wie es hier aussieht." Seine blonden Haare lagen ein wenigplattgedrückt auf seinem Kopf. Durch seinen Sicherheitshelm, den er fast denganzen Tag tragen musste, ließ es sich kaum vermeiden. "Genau das ist es,du machst außer arbeiten nichts! Genau wie gestern, warum hast du dich nicht umAnni gekümmert als ich weg war? Was ist dein Problem?" Ich wusste nichtwas mich zu diesem Satz geritten hatte, aber das Verhalten von Luca, welches ersich die letzten paar Wochen angeeignet hatte ging allmählich zu weit und ichhatte genug davon.
"Ach ja! Und was ist mit dir du möchte gern Oberschlau. Schwänzt die ganzeZeit Schule um danach mit Mike einen drauf zu machen und ein Bier nach demanderen zu kippen? Schau mich bloß nicht so an, denkst du ich rieche deineAlkoholfahne nicht wenn du mitten in der Nacht nach Hause kommst?" Autsch,das hatte gesessen.
Anni fing an zu weinen. "Hört sofort damit auf", schlurzte sie. Doch ich beachtete sie nicht, dass zwischen Luca und mir musste hier und jetzt geklärt werden. Streit gab es hier immer mal wieder, schließlich waren wir auchkeine perfekte Familie. Pff, davon waren wir weit entfernt. "Erzählmir nicht, ich reiße mir nicht für diese Familie den Arsch auf. Eigentlichsollte das mal wieder seit langem ein schöner Abend werden. Aber jetzt kommstdu und ruinierst alles. Dabei wollte ich verkünden das die Stromrechnungbezahlt ist. Also steck dir dein Geld von deiner ach so schweren Arbeit sonstwo hin!"
"Komm schon Ian, lass gut sein",mischte sich nun Mike ein. Er versuchte mich am Arm zu packen und mich von Lucawegzuziehen. Erst jetzt fiel mir auf das ich meine Hände zu Fäusten geballthatte. "Ganz sicher nicht!" Denn ich sah bei Luca ebenfalls dieangespannte weiße Haut über den Knöcheln seiner Fäuste. Hier brannte die Luftund das nicht durch den Backofen. Ich überlegte schon wie ich ihn am besten zurRage bringen konnte, denn ich wollte diesen Kampf. Mein Blut voller Adrenalinpulsierte bereits durch meinen Körper und ich hielt mich für alles bereit undLuca ergriff wieder das Wort, "an deiner Stelle würde ich mich schämen.Nachts betrunken ins Haus zu stolpern," er bohrte an meinem verwundbarstenPunkt, den er genau kannte."Mhm... erinnert dich das nicht an was?",verspottete er mich und lachte mich dabei aus als er meine entsetzte Miene sah."Hör sofort auf damit!"
"Womit? Damit, dass du genau wie sie geworden bist?" Er genoss esmich leiden zu sehen. Ich schaute rüber zu Anni, die immer noch verheult dastand und sich nicht traute sich zu bewegen, auch Paul war ganz still geworden.Mir zerbrach fast das Herz als ich in ihre Gesichter blickte und die Angstdarin sah. Was tat ich eigentlich hier? Ich löste meine Fäuste und die ganzeWut fiel von mir ab. Genau das wollte er doch, das ich auf ihn los ging? DiesenWunsch werde ich ihm nicht erwidern. Und aus irgendeinem Grund schien Mikebezüglich meiner Reaktion verblüfft zu sein. "Alles ok?" fragte ermich misstrauisch. Ich nickte. Anscheinend war die Sache gegessen. Luca beugtesich voller Wut zu seinem Rucksack und wollte gerade die Treppen hochstürmen,da beging ich einen riesen Fehler.
"Du hättest eh keine Chance gegen michgehabt", sagte ich schmunzelnd und wusste im nächsten Moment nicht wie mirgeschah. Wutentbrannt kam Luca auf mich zu, noch bevor ich meine Arme zurAbwehr hochreisen konnte verpasste er mir mit voller Wucht eine. Direkt auf dieNase. Ich taumelte rückwärts und dachte ich würde jeden Moment zu Boden fallen,doch zu meinem Glück stand Mike immer noch hinter mir, der mich gerade sohalten konnte und mir wieder aufhalf.
"Leg dich ja nicht mit mir an," drohte er mir und war ebenfallswieder dabei nach oben zu gehen. Ach ja, dem werde ich es zeigen, Körperkraftist nicht alles. Ich beachtete meine blutende Nase nicht als ich mich Lucazuwendete," das war schon alles?" Jetzt wollte ich es wissen, unddieser Satz erzielte genau die Wirkung die ich haben wollte. Jetzt kam er nichtauf mich zu, sondern stürmte auf mich los. Perfekt. Ich kam ihm mit aller Kraftentgegen wobei ich kurz vor unserem Zusammenprall ein wenig in die Knie ging.Völlig perplex flog er über meine Schulter und seine ganze Kraft arbeitete nungegen ihn. Er kam heftig zu Boden. Er schlug mit dem Rücken und Hinterkopf aufden Fliesen auf. Er ächzte und ring dann nach Luft, die ihm durch den Aufprallaus den Lungen gepresst worden ist. Ich war ebenfalls leicht entsetzt da ichnicht mit so einem heftigen Aufprall rechnete und irgendwie tat er mir füreinen kurzen Moment leid. Anni ging weinen auf mich zu und drückte ihr Gesichtin meinen Pullover. Meine Nase hatte immer noch nicht aufgehört zu bluten undtropfte meine ganze Kleidung voll.
"WAS IST HIER LOS!!!"schrie eine weibliche Stimme hinter mir und meinHerz hörte für einen kurzen Moment auf zu schlagen. Jetzt wünschte ich mir einLoch herbei, in das ich verschwinden konnte.Edit: Habe den Text noch einmal überflogen und ein paar Fehler ausgemerzt, wahrscheinlich nicht alle gefunden, aber bestimmt besser als vorher. Kapitel 7 wird dieses Wochenende erscheinen oder im Laufe der nächsten Woche.
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Okay, ich bin selbst über mich erstaunt. So schnell hab ich bis jetzt noch nie ein Kapitel geschrieben, wobei ich mich in dieser Beziehung eh bessern wollte. schließlich arbeite ich schon sehr lange daran und bin jetzt erst beim 5. Kapitel und noch lange nicht dort wo ich sein möchte. Leider fallen mir während dem Schreiben immer viele Ideen ein die ich einbringen möchte, welche ich dann erst sortieren muss, damit es eine flüssige Geschichte bleibt.
Wie schon zuvor erwähnt, kein Beta-Leser, also Fehler schon vorprogrammiert. Aber ich versuche mein Bestes in der kurzen Zeit.Wie immer, viel Spaß beim Lesen.
Nun war ich in der riesigen Fabrikhalle ganz alleine. Ich rauchte genüsslich meine Zigarette. Meine Beine zog ich weiter an meinen Körper heran. Nicht das es heute sonderlich hell war, aber seitdem die Sonne unterging und je dunkler es wurde, umso kälter wurde es auch. So langsam machte es sich bemerkbar das ich hier schon den ganzen Nachmittag saß. Immer wieder überkam mir ein Schauer der Kälte und auf meiner zusammengezogenen Haut bildeten sich kleine Punkte. Gänsehaut. Immer wieder zuckten auch meine Muskeln unkontrolliert um meinen Körper zu wärmen. Alles in mir schrie ich soll endlich nach Hause oder mir einen warmen Ort suchen, wo ich mich wärmen konnte, doch nur mein Kopf, mein Verstand schrie zurück. Egal wie kalt mir gerade war ich genoss die Stille. Vielen würde es nach einer halben Stunde oder Stunde Alleinsein schon langweilig werden, nicht so bei mir. Ich schnipste den Filter der fertig gerauchten Zigarette auf den Hallenboden vor mir und lehnte meinen Kopf zurück an die Wand. Autsch. Das war etwas zu schnell. Ich haute mir den Hinterkopf an der Wand an.Als der Schmerz nachließ schloss ich meine Augen und atmete die kristallklare Luft ein. Normalerweise mochte ich die Kälte nicht aber das war fantastisch. Ich ließ die Luft lange in meinen Lungen bis ich sie geräuschvoll wieder ausstieß. Es war schön zu wissen das nur ich die Kraft dazu besaß diese Stille zu brechen. Mein Leben um mich herum war sonst alles andere als Still, weshalb ich solche Orte unglaublich gerne aufsuchte um einfach mal für mich zu sein. Und manchmal hatte ich das Gefühl, so wie heute, diese Stille in mich einzusaugen zu können. Zuhause würden nur wieder vier Münder warten, jeder mit einer anderen Forderung, einer Frage, einer Bitte. Jeder wollte immer etwas von mir, egal was, es reichte von Hausaufgaben kontrollieren, Wäsche waschen bis hin zur Gute-Nacht-Geschichte am Abend. Und wenn die kleinen mal einen Alptraum hatten kamen sie auch mitten in der Nacht in mein Bett gekrochen. Alles was ich gerne mache. Ich würde alles für die Kleinen tun, aber irgendwann zerren die ganzen Aufgaben an meiner Kraft und meinen Nerven, weshalb ich mir auch hin und wieder eine Auszeit hier oder im Quinn´s gönnte. Das war das Stichwort. Die Bar wartete sicherlich schon auf mich. Ich erhob mich langsam, darauf bedacht meine Muskeln nicht gleich zu überfordern. Ich war mindestens eine dreiviertel Stunde bis Stunde unterwegs, zwischendurch musste ich auch einmal umsteigen, bis ich endlich vor der Kneipe stand.
Das Quinn´s war mäßig voll. Mit meinem Eintreten, brachte ich einen Schwung kalter Luft von draußen mit hinein. Diverse Unterhaltungen wurden kurz unterbrochen, manche Köpfe erhoben sich um zu begutäugeln wer gerade in ihr Heiligtum eintrat. Alles mir bekannte Gesichter, die mir dümmlich und alkoholisiert entgegen starrten. Als sie bemerkten das ich kein Fremder war, wurde das gerade so spannende oder wichtige Gespräch wieder aufgenommen. Davon ließ ich mich nicht beirren und lief zielsicher durch die Kneipe direkt an den Tresen der überschaubaren Bar. Direkt dahinter stand auch schon der in die Jahre gekommen Besitzer dieser Spelunke. Quinn Cavanaugh, der alte Mann mit grauem Bart und passender grauen Beatles-Frisur war früher einst einmal ein Pokémon-Trainer. Aus den unendlich vielen Abenden die ich hier schon verbracht hatte,wusste ich aus seinen Erzählungen , das er damals mit vierzehn Jahren, wie viele jungen Menschen in diesem Alter, das Elternhaus verlassen hatte. Hier kamen niemals Polizisten her die das Alter kontrollierte und Quinn würde einen zahlenden Kunden nicht verscheuchen. Er erzählte immer gerne über diese Zeit wenn man ihn darauf ansprach. Vor allem über die vielen Orte die er auf seiner Weltreise gesehen und besucht hatte. Er verbrachte sogar mehrere Jahre im Wüstenresort, welches sich ungefähr vierhundert Kilometer nördlich von Stratos City befindet. Doch Gerüchten zufolge musste er irgendwann heimkehren, da sein Vater im Sterben lag, das passierte alles vor meiner Zeit. Er übernahm damals diese Kneipe hier, das einzige was sein Vater besaß. Mit dem Gebäude und Grundstück, erbte er auch leider die Schulden, wodurch er gezwungen war seine Pokemon zu verkaufen. Sowas ist illegal und nur auf einem Schwarzmarkt möglich. Mit diesem Geld konnte er sich über Wasser halten. Diese Geschichte kannte hier jeder, aber wer schlau war sprach ihn niemand über seine verkauften Pokemon an. Darauf reagierte er unglaublich gereizt und verteilte auch für eine gewisse Zeit Hausverbot für diese Person, die es sich doch einmal wagte. Das einzige Pokemon das er noch besaß war ein Zytomega, welches er für kein Geld der Welt verkaufte. Quinn war gerade dabei mit einem Geschirrtuch Gläser zu polieren und schob sich kurz die schmierige Brille zurecht als er merkte, wie ich dem Tresen näher kam.
"Mensch, Ian, freut mich dich zu sehen, was kann ich für dich tun? Das Übliche?", fragte er mich immer auf seine eigene freundliche Art. Er war ein Mann der direkten Worte, wenn ihm was nicht passte, hatte er keine Scheu es zu sagen und das respektierten hier alle. Die Anwesenden hier waren eh zu alkoholisiert um ihm das Übel zu nehmen. Oder sie wollten sich nicht mit dem Mann anlegen, der ihnen den Alkohol verkaufte. Ich hatte zu meinem Glück noch nie einen Streit mit ihm, er freute mich immer zu sehen und nannte mich einen gescheiten Jungen.
"Ein Guinness für mich wenn es geht."
"Klar, mach ich dir."
Ich klopfte einmal mit der flachen Hand auf den Tresen, eine Geste zum Dank. Ich hatte nämlich zwei meiner ehemaligen Schulkameraden in der Ecke, in der unser Stammtisch stand, gesehen. Auf den Weg dorthin zog ich meine Jacke aus um sie dann direkt auf die Eckbank legen zu können. Beide schauten zu mir auf.
"Hey, Ian, altes Haus, lange nicht mehr gesehen." Ich klatschte Samuel´s Hand hab die er mir zur Begrüßung hin streckte. Und auch die von Kiran, ein indischer Junge, der ebenfalls bei uns zur Schule ging. Alte Freunde, die nach der Mittelstufe gleich ihre Ausbildung angefangen hatten. Eigentlich das selbe was ich auch wollte, aber meine Mutter mich dazu gedrängt hatte, mit der Schule weiter zu machen. Ich nahm auf dem freien Stuhl Platz.
"Stimmt, bei euch alles klar soweit?" fragte ich nach. Smalltalk eben. "Ja geht, die Woche zum Glück keine Montage, weißt du." Samuel arbeitete glaube ich als Elektriker und musste ab und zu mal in einer anderen Stadt oder einem Stadtteil außerhalb arbeiten.
„Was ist mit dir Kiran, arbeitest du immer noch im Supermarkt im Nordsektor?“ fragte ich ihn aus reiner Höflichkeit, nicht das es mich wirklich interessierte.
Kiran war eher der schüchterne Typ, er redete nicht viel, selbst nach ein paar Bier blieb er stumm. Ein einfaches ja brachte er hervor um meine Frage zu beantworten. "Wie stehts mit dir? Immer noch der Streber wie damals?" Samuel hingegen unaufhaltbarerer Schwätzer, wenn er mal nichts zu sagen hatte, wusste man das etwas mit ihm nicht stimmte. In der Zwischenzeit brachte Quinn mein Bier an den Platz, woraufhin ich mich dafür bedankte und er schließlich wieder hinterm Tresen zu seinen Gläsern verschwand.
"Ich gehe immer noch genau so ungerne in die Schule, wie ihr damals, da hat sich rein gar nichts geändert", antwortete ich ihm gelassen. "Und was ist mit deiner Schwester, ist die immer noch so heiß?" fragte er nun aufdringlicher. Seit dem er sie einmal bei mir Zuhause am frühen Morgen in Hotpants und einfachem Top ohne BH gesehen hatte fragte er immer nach ihr. "Ja und immer noch verheiratet." Bei solchen Sachen musste man einfach mitspielen, obwohl ich es nicht leiden konnte, wenn er so über meine älteste Schwester sprach. Am liebsten hätte ich ihm in die Fresse geschlagen. Zur Ablenkung nahm ich einen großen Schluck vom Guinness und wischte mit dem Ärmel den Schaum von der Oberlippe, als ich das Glas wieder abstellte. Doch Samuel ließ sich nicht von meinen feindseligen Unterton beirren. "Was ist eigentlich mit deiner besseren Hälfte? Durfte er nicht mit?" Er ließ einfach nicht locker mit seinen dummen Sprüchen, ich blieb aber ruhig. Dafür kannte ich ihn lang genug um mich über sowas aufzuregen. "Du meinst Mike?", fragte ich und mimte den unwissenden, obwohl ich wusste das er ihn meinte. "Wenn er wollte wäre er hier. Er ist denk ich schon wieder zu Hause." Noch bevor Samuel einen weiteren Kommentar raushauen konnte, kam ich ihm zuvor. "Er hat eine Freundin." Die Antwort für alles, wenn man keine Zeit für seine Freunde fand. Aber noch bevor ich merkte was ich jetzt schon wieder los getreten hatte sah ich die immer größer werdenden Augen Samuel´s. Er wuschelte sich durch sein schon ohnehin zu Berge stehendes Haar. "Sieht sie gut aus? Ich meine ist sie heiß?" Ich verschluckte mich fast an meinem Bier. Fragte er mich das jetzt allen ernstes über die Freundin meines besten Freundes? "ja, ist sie. Sehr sogar", sagte ich ihm, mit dem Wissen, dass er sich mit keiner anderen Antwort zufrieden gab, ohne weiter abfällig zu werden. "Wirklich?" Er war sichtlich erstaunt. "Das hätte ich dem Spinner gar nicht zugetraut. Ist der immer noch so, nun ja, spießig?" Wobei er das Wort spießig extra betonte. Ich wusste vorauf er hinaus wollte. Ich habe ihn schon fast ein Jahr lang nicht mehr gesehen, aber er könnte mit den nervigen Fragen echt langsam mal aufhören. Ich zuckte mit den Schultern, soll er doch denken was er will, aber ich würde nie schlecht über Mike reden, nur um ihn die Antwort zu geben die er hören wollte. Ich wusste genau warum er das letzte Wort so betont hatte und schenkte ihm deshalb einen finsteren Blick, woraufhin er eine Weile verstummte. Da war es, dieses peinliche Smalltalk-Schweigen, wenn man schon eigentlich alles gesagt hatte und nicht mehr wusste, was man Fragen sollte. Das ich mit den beiden auf die Schule ging ist schon knapp drei Jahre her. Um ehrlich zu sein, waren wir damals immer zu Fünft. Samuel, Kiran, Paul, Mike und ich. Paul (hat den gleichen Namen wie mein jüngster Bruder) war immer ein wenig das schwarze Voltilamm der Herde. Dadurch das er ein Jahr sitzen geblieben ist, war er ein Jahr älter als wir und genau so groß wie ich. Ich war schon immer größer als die anderen in meiner Klasse. Paul hingegen hatte aber das doppelte an Gewicht, weshalb er gerne auf Kleinere und Schwächere herumhackte und ihn deshalb keiner leiden konnte. Wir mochten ihn auch nicht, waren aber die einzigen die ihn akzeptierten. Er wusste immer alles besser, behauptete Dinge die gar nicht stimmten, nur um im Mittelpunkt stehen zu können. Der Grund warum ich ihn nicht leiden konnte und ihn ständig auf seiner Fehler hinwies, es machte mir Spaß ihn als Trottel da stehen zu lassen. Der Grund warum er mich nicht leiden konnte. Es ging so weit, das wir versuchten uns aus dem Weg zu gehen. Irgendeines Tages aus heiterem Himmel, fing er an sich über Mike und mich lustig zu machen. Er meinte es sei unnormal, wenn zwei Jungs in einem Bett schliefen. Das taten Mike und ich oft. Wir schliefen ständig beim jeweiligen anderen und da wir in meinem Zimmer Zuhause keinen Platz für eine Matratze auf dem Boden hatten, schlief Mike eben neben mir im Bett. Ich dachte das wäre die normalste Sache der Welt, es fühlte sich nie komisch oder falsch an. So habe ich das nie gesehen, Mike war schon immer mehr wie ein Bruder für mich und daran hat sich bis heute nichts geändert. Ein weiteres Mal bin ich beim Spielen in den Bach gefallen und war bis auf die Knochen nass. Da der Weg zu Mike kürzer war als der zu mir, lieh er mir seine Klamotten aus. Ich konnte mir nicht erklären woher er das wusste, aber ab diesen Zeitpunkt beschimpfte er uns und machte abfällige Bemerkungen über unsere enge Freundschaft. Am Anfang waren es noch sarkastische Bemerkungen, nichts ernst gemeintes, was sich aber mit der Zeit änderte. Aus einer kleinen Bemerkung wurden fiese und beleidigende Sprüche. Zuliebe unserer fünfer Gruppe, ließ ich es all die Jahre über mich ergehen. Mike ebenfalls, er hatte keine andere Wahl, er war einfach nicht der Typ um sich gegen solche Schwachmaten zu wehren. Er sagte hin und wieder das er mit dem Quatsch aufhören soll, aber Paul lachte bloß darüber. Bis schließlich Paul vor zwei Jahren das Fass zu überlaufen brachte.
Nach der Mittelstufe versprachen wir uns, uns regelmäßig noch zu treffen, was durchaus geklappt hat. Meistens endeten unsere Treffen in Kneipentouren, wo hin und wieder mal jemand verloren ging. Wir waren damals auf dem Heimweg, Samuel hatten wir in der letzten Kneipe zurück gelassen, da er gerade dabei gewesen war, sich ein Mädchen klar zu machen. Gut gelaunt, singend und stark alkoholisiert waren wir dabei zu unserer Zugstation zu stolpern. In einer Seitenstraße bin ich ein paar mal auf die Fresse geflogen, aus dem Grund mich Mike versuchte zu stützen. Woraufhin ich ihn beim nächsten Mal, als ich stolperte, mit riss und wir gemeinsam hinfielen. Durch den Alkohol spürten wir keinen Schmerz und lachten uns gegenseitig aus. Paul hatte nichts besseres zu tun als zu behaupten, das wir uns ein Zimmer suchen sollten und das sich niemand so was ekliges anschauen will. Kiran sagte wie üblich nichts. Unser lachen verstummte daraufhin schlagartig und dann passierte alles ganz schnell. Mit den Worten, das es mir jetzt reicht ging ich auf ihn los. Ein Mensch der noch bei allen Sinnen war, würde sich niemals mit Paul anlegen. Aber ich rechtfertigte mich heute noch damit, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht zurechnungsfähig war. Selbst Paul war erstaunt darüber wie schnell ich wieder auf den Beinen war, das er sich kaum wehren konnte als ich auf ihn losstürmte. Mit voller Wucht prallte ich gegen ihn und riss ihn anschließend mit mir zu Boden. Ich weiß es noch, wie als wäre es gestern gewesen, als ich mich über ihn beugte und mir einen sicheren Stand verschaffte. Damit ich weit ausholen konnte und ihn mit der rechten Faust, mit aller Kraft die ich aufbringen konnte, auf sein Gesicht einschlug. Die Wut, die sich die ganze Zeit aufgestaut hatte und mit jeder weiteren dummen Bemerkung wuchs. Sein Gesicht flog nach jedem Schlag zur Seite. Das Adrenalin floss durch meinen Körper und berauschte mich. Wäre Mike nicht gewesen, wüsste ich nicht wie weit ich gegangen wäre. Er versuchte mich aufzuhalten, versuchte mich am rechten Arm zu packen, damit ich nicht mehr zuschlagen konnte. Aus meiner Raserei heraus schlug ich ihn ebenfalls mit dem Ellenbogen beiseite worauf er vor Schmerz aufstöhnte und nach hinten strauchelte. Dieses Geräusch blieb mir besser im Gedächtnis als das Schmerzgestammel welches Paul von sich gab. Der Moment an dem ich mich von meinem Opfer abwendete um nach Mike zu schauen. Durch den Adrenalinstoß nahm ich alles nüchterner wahr als es mir zu diesem Zeitpunkt lieb war. Ich spürte wie mein Herz wie wild schlug. Ich wusste nicht mehr welche Faust mehr weh tat, die linke die sich krampfhaft um Pauls Jacke geschlossen hatte, ein Reflex der mir vorher nicht aufgefallen war. Oder die Rechte mit der ich zuschlug. Das war alles nicht mehr wichtig, als ich sah das Mike aus dem Mundwinkel blutete. Wegen mir. So schlecht hatte ich mich in meinem Leben noch nie gefühlt. Mike und ich hatten in unserem Leben noch nie wirklich streit, wir hatten uns noch nie geprügelt. Wegen mir hatte er eine aufgeplatzte Lippe. Noch Wochen danach entschuldigte ich mich unendliche Male bei ihm, auch aus dem Grund, dass er richtig Stress mit seinen Eltern hatte deswegen. Kiran brachte Paul damals noch in die Notaufnahme. Pauls Eltern überredeten ihn dazu, Anzeige gegen mich zu erstatten, die Folge: Sozialstunden wegen schwerer Körperverletzung. Er hatte ein blaues Auge und ein gebrochener Nasenrücken. Nach dieser Nacht traute er sich nicht mehr in unsere Nähe oder ins Quinns und das war auch gut so. Würde ich gar nicht einsehen, wegen ihm nicht mehr hierher zu kommen, so wie heute. Die Zeit verging, Samuel und Kiran sind nach zwei weiteren Bier irgendwann gegangen. Wir hatten noch ein wenig über die Schule und Arbeit geplaudert. Danach trank ich ebenfalls noch zwei Guinness bei Quinn an der Theke, bevor ich nach Hause ging. Der Heimweg gestaltete sich sehr ungemütlich, denn in der Zwischenzeit hatte es angefangen zu regnen und es kam als unangenehmer Schneeregen herunter. Mir fing sofort an die Nase zu laufen. Durch die rutschigen Stellen, kam ich nur langsam voran und brauchte fast doppelt so lange nach Hause als sonst. Schon als ich unseren Vorgarten durchquerte fing ich an nach meinen Schlüssel zu kramen. Ich wollte ihn gerade in das Schloss schieben, als mir jemand von ihnen die Tür öffnete. Die kleine verschlafene Anni stand mir mit ihrem Schlafanzug entgegen. Sie ging einen Schritt beiseite um mich hinein zu lassen. Drinnen entledigte ich mir meine nasse Jacke und warf sie über die Couchlehne. Auch mein Haar war komplett nass und ich versuchte sie mit der Hand ein wenig trocken zu reiben. Ich ließ bewusste das Licht aus, es war durch die Straßenlaternen hell genug hier drin.
"Warum bist du noch nicht im Bett, ist doch schon längst Schlafenszeit?"
Ich schaute prüfend auf die Uhr. Halb eins.
"Ich kann nicht schlafen."
"Warum nicht? Wieder angst vor dem Monster im Kleiderschrank?"
Sie nickte. Wusste ich es doch. Ich ging in die Hocke, damit ich besser und leiser mit ihr reden konnte, um niemanden zu wecken.
"Du brachst doch keine Angst zu haben, deine Mama ist doch da."
Sie schüttelte langsam mit den Kopf.
"Sie ist arbeiten", verischerte sie mir. Ich sah wie ihre Augen langsam feucht wurden.
"Oje, und was ist mit Luca?", fragte ich sie mitfühlend. Irgendjemand musste doch nach ihr schauen wenn ich mal nicht hier bin. Normalerweise ging die Verantwortung für die Kleinen immer an den ältesten Anwesenden im Haus, wenn unsere Mom arbeiten war.
"Der schläft und schnarcht wie ein Ursaring. Ich hab ihn versucht zu wecken, aber er hat mich nur weggeschubst," erklärte sie mir, dabei kullerte ihr die erste Träne über die Wange.
Ich breitete meine Arme aus. "Komm her." Sie ließ sich direkt in meine Arme fallen. Stille, nichts machte mehr ein Geräusch. Das Licht der Straßenlaterne färbte die Wohnzimmermöbel in einen unnatürlichen gelborangenen Ton. Alles sah hier im dunkeln so anders aus. Hin und wieder tropfte der Regen in meinen Haaren auf Anni´s Schlafanzug, doch es schien ihr nichts auszumachen. Sie fühlte sich so viel wärmer an als ich, aber kein Wunder bei der Kälte da draußen. Mit der Zeit musste ich anfangen durch den Mund zu atmen, weil meine Nase zu ging. Irgendwas brütete ich aus. Auf eine Erkältung hatte ich sowas von gar keine Lust. Ich atmete resigniert und lautstark aus.
"Du stinkst nach Alkohol."
Es war so still geworden, dass einem das Ticken der Wanduhr unnormal laut vorkam. Hass kam in mir auf, Hass auf mich selbst. Darauf das ich nicht gleich nach Hause gegangen bin. Darauf das ich nicht hier war und mich um Anni kümmern konnte als sie mich brauchte. Ich drückte sie ein wenig fester an mich, um ihr die Sicherheit zu geben, die sie jetzt braucht und sonst keiner geben konnte. Dieser Moment erinnerte mich an meine eigene Kindheit zurück. So ein großes, leeres Haus konnte für ein Kind sehr erschreckend sein. Viele Nächte wiegte mich Leila, meine älteste Schwester, in den Schlaf, als ich bitterlich weinte und nach meiner Mutter rief, die wie so oft nicht Zuhause war. Anni sollte nicht das gleiche durchmachen wie ich.
"Hast du viel getrunken?", wollte sie wissen. Ich schüttelte vorsichtig mit dem Kopf.
"Nein." Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, den ich nicht runterschlucken konnte, und an dem ich fast zu ersticken drohte. Jetzt musste ich aufpassen das ich nicht in Tränen ausbrach. Ich wollte niemals so werden wie sie.
Anni merkte das etwas nicht stimmte und trat einen Schritt zurück. Sie schaute in mein Gesicht und bemerkte meine nassen Augenränder. Sie sagte nichts. Es machte mich stolz und auch gleichzeitig angst das sie stärker war als ich. Sie erwiderte mein Lächeln. Ich musste es zumindest versuchen, stark zu sein.
"Komm, lass uns nach oben gehen, du darfst auch in meinem Bett schlafen", verspach ich ihr. Sie schlang wieder ihre Arme um meinen Hals und ihre Beine um meinen Bauch als ich sie hochhob und die Treppe hinauf brachte. Sie hatte vorhin Recht. Luca schnarchte wirklich ruhig und zufrieden vor sich hin. Ich zog meine Jeans aus und suchte ein passendes T-shirt im Kleiderschrank, welches ich zum Schlafen verwenden konnte. Danach machten wir es in meinem Bett gemütlich. Durch die ganze Aufregung schlief Anni sofort ein und ich schaute das sie auch ja überall zugedeckt war. Verärgert hört ich mir noch eine Weile das Geschnarche an. Das wird definitiv noch ein Nachspiel haben. Meine Augenlieder wurden immer schwerer. Bevor ich schließlich einschlief, doch ich dachte immer wieder an den selben mich quälenden Satz.
Ich wollte niemals so werden wie sie... -
So ein paar Worte vorab. Erst einmal ein Dankeschön an dich @Rusalka, das du so fleißig mit liest und Kommis da lässt, da weiß ich wenigstens voran ich bin und an was ich weiter arbeiten muss. Zweitens möchte ich mich entschuldigen das es immer so lange dauert mit den Kapiteln und man hoffentlich, dennoch mit der Geschichte hinterher kommt. Außerdem würde mich interessieren ob es Schwierigkeiten gab mit dem Sichtwechsel, ich hatte am Anfang meine Befürchtungen das es zu kompliziert wird, wusste aber sonst nicht wie ich beide (Ian und Mike) besser in Szene setze und ihre Gefühle und Eigenarten besser präsentieren kann.
Da ich eigentlich vorhatte dies öfter/regelmäßig zu Wechseln, damit man beide Seiten mitbekommt und beide besser kennen lernt.
Außerdem befinden sie sich auch nicht immer am selben Ort und kann somit spielerisch Orte miteinander verbinden, damit es einfach größer wirkt. Drittens muss ich mich nochmal entschuldigen, leider habe ich zur Zeit keinen Beta-Leser der mir ein wenig mit der Rechtschreibung, Grammatik usw. hilft. Das bedeutet, dass sich im Text wahrscheinlich wesentlich mehr Fehler befinden wie zuvor, was ich sehr bedauere und mir auch jetzt schon leid tut :( Ich hoffe man kann es trotzdem lesen und verstehen und stört nicht so sehr xDSo jetzt allgemein. Ich tue mir ein wenig schwer passende Namen zu meinen Kapiteln zu finden, ohne dabei nicht zu viel zu verraten. Weshalb ich beschlossen habe diese ganz zu streichen. Klingt jetzt erst mal wahrscheinlich doof, aber ich werde mir eine Alternative dafür ausdenken. Sonst wirkt es so lieblos und leer. Aber bis dahin bleibt es so stehen. Vorarbeit ist für mich angesagt.
Aber jetzt genug von mir.Viel Spaß nun mit dem Kapitel!
Kapitel 4
Glück ist das Einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt.
Das gewohnte Geräusch das die Bälle machten, wenn man auf den Knopf drückte war nun im ganzen Zimmer zu vernehmen. Auch ich wollte nicht länger warten und betätigte ebenfalls den Mechanismus. Ein Energiestrahl schoss aus dem metallenen Ball und flog direkt auf meinen Tisch zu, um das Geschöpf dort zu materialisieren. Wie es wohl auf mich reagieren wird? Hoffentlich erschreckt es nicht gleich. Ich sollte auf es einreden, Mrs. Winton meinte wir sollen gleich eine Verbindung zu ihnen aufbauen. Wie soll das gehen? Der Strahl nahm langsam eine Form an. Das Wesen stand nun auf vier Pfoten vor mir auf dem Tisch. Sein Kopf war im Vergleich zu seinem restlichen Körper sehr groß. Die ovalen Ohren standen ihm zu beiden Seiten ab und sein hellblaues Fell glänzte unter dem künstlichen Licht der Leuchtstoffröhren. Mit seinen großen gelben Augen schaute es sich ein wenig ängstlich im Raum um, gab aber kein Ton von sich. Trotz allem, zeigte das Kleine nicht nur Angst, sondern auch Neugierde. Es beobachtete das Geschehen, wie meine Mitschüler alle ihre Pokemon begrüßten und bereits die ersten Versuche unternahmen, einen Kontakt aufzubauen. Die Nase streckte es in alle Richtungen und schien sämtliche Gerüche aufnehmen zu wollen. Das war ein Hinweis, dass mein Pokemon sich wohl sehr nach dem Geruch orientierte. Leider konnte ich das wundervolle Geschöpf noch nicht richtig zuordnen. Die meisten Pokemon der Einall-Region kenne ich schon, doch dieses ihr stammte definitiv aus einer anderen.Welchen Typ es besaß war mir auch noch nicht klar. Oftmals konnte man jenes an der Farbe des Fells oder des Körpers sehr gut feststellen. Wasserpokemon sind meistens blau und Pflanzenpokemon grün. Das Pokemon vor mir war zum größten Teil blau hatte aber an den Hinterbeinen ein dunkleres Fell. Nachdem ich das Meiste niedergeschrieben hatte, welches mir die erste Begutachtung des Pokemon auffiel versuchte ich zum ersten Mal Kontrakt aufzunehmen.
„Hallo Kleiner“, begrüßte ich es mit ruhiger und sanfter Stimme.
Es bekam einen kleinen Schrecken, als ich es ansprach und wäre beinahe von der Tischkante geflogen, als es mit dem Kopf nach unten schaute.
Augen und Ohren waren auf mich gerichtet. Durchdringlich schaute es mich an, als hätte es mich zuvor nicht einmal wahrgenommen. Um ehrlich zu sein hat es mich gekonnt ignoriert. Noch immer hefteten die runden Gelben Augen auf meinen. Gelb traf auf grün. Ob es wohl abwägte mir zu vertrauen oder sich aus dem Staub zu machen. Aus diesem Grund versuchte ich erst gar nicht, mich auf den Kleinen zuzubewegen. Was wäre wenn es dann aus Angst vom Tisch sprang?
„Fruuu“ Beinahe hätte ich das Geräusch überhört, welches aus dem Pokemon kam. Ich glaube jetzt hatte ich seine Aufmerksamkeit, denn es setzte sich vor mich und wartete auf eine weitere Reaktion meinerseits. Aufgeregt wedelte sein Schweif hin und her, was mir ein grinsen entlockte. Der größte Teil der Anspannung fiel von mir, es war doch einfacher als ich dachte. Ich hatte mir völlig umsonst Sorgen gemacht. Pokemon sind doch sehr kontaktfreudige Wesen oder gab es da doch Unterschiede von Art zu Art?
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und streckte meine Hand nach dem Pokemon aus, dass mich immer noch erwartungsvoll anstarrte. Ohne zu zögern kam es mir entgegen und legte seinen Kopf in meine Handfläche. Es ließ sich ohne weitere Probleme streicheln und schnurrte zufrieden vor sich hin. Offenbar kannte der Kleine das schon und hatte überhaupt keine Scheu oder Angst vor menschlichem Kontakt. Sein hellblaues Fell fühlte sich unerwartet weich und sehr zart an. „Na Kleiner, das gefällt dir.“ Mit einem zufriedenen Schnurren gab er mir Recht. Wusste ich eigentlich ob es ein männliches Pokemon ist? Ich hatte es instinktiv als männlich eingestuft ohne es genau zu wissen, doch ein prüfender Blick verriet mir, dass ich richtig lag. In Pokekunde hatte ich gelernt, dass sich viele von Ihnen durch kleine Merkmale unterscheiden ließen. Bei vielen Pokemon, sind die Männlichen größer und kräftiger als die Weibchen. Bei Käfer-Pokemon wiederum haben die Weibchen oftmals das Sagen. Nicht nur in der Größe unterscheiden sich die Geschlechter, auch oft von der Farbe und Struktur des Fells oder Gefieders. Selbst wenn sie von derselben Gattung abstammten, waren sie doch alle einzigartig und genau diese Einzigartigkeit machte mir so viel Freude. Sie bestärkte mich in meinem Vorhaben einmal Arzt zu werden. Deshalb musste ich immer genau wissen wer oder was ich vor mir habe um schnell und richtig handeln zu können. Genau aus diesem Grund ist eine gute Beobachtungsgabe Pflicht. Da ich feststellen konnte, dass sich den Kleinen ohne Bedenken anfassen lässt, dürfte es für mich kein Problem sein ihn rüber zu den Waagen zu bringen um meine Studie fortzuführen. Er freute sich als ich ihn durch das halbe Klassenzimmer trug und beobachtete die anderen Pokemon, die ebenfalls durch die Gegend getragen wurden. Ich musste einen kleinen Moment warten bis eine Waage frei wurde, in dieser Zeit, hatte sich das Pokemon auf meinem Arm gemütlich gemacht und schien sich darin wohl zu fühlen. Ich musste einen kleinen Moment warten, bis eine Waage frei wurde. In dieser Zeit, hatte sich das Pokemon auf meinem Arm gemütlich gemacht und schien sich sichtlich darin wohl zu fühlen. Kaum war ich an der Reihe, setzte ich den Kleinen in die dafür vorgesehene Schale um sein Gewicht zu bestimmten. Er brachte gute acht Kilo auf die Waage. Danach maß ich ihn mit dem Zollstock der gleich daneben lag, bis ich wirklich alle Maße vom Kopf bis zum Schwanzende hatte. Mit meinem Notizen und dem kleinen Wicht im Arm, machte ich mich wieder auf den Weg zurück zu meinem Platz. Es wird langsam Zeit, dass ich meine Notizen zu einem ordentlichen Text aufs Blatt bringe. Zurück am Tisch setzte ich das Pokemon ab und machte mich gleich ans Werk, schließlich wollte ich bei so einem spannenden Projekt eine gute Note erzielen. Kaum flog mein Stift übers Blatt, wurde ich auch schon wieder aufgehalten. Der Kleine versuchte ständig meinen Stift zu fangen, was mich aus dem Konzept und zum Lachen brachte. Ich kraulte ihm freudig unter dem Kinn, was ihm natürlich gefiel. Wir hatten zwar noch nicht sehr viel Zeit miteinander verbracht, doch die Stimmung zwischen uns passte und es war nicht schwer für mich den Kleinen in mein Herz zu schließen. Die kleinen Pausen die mir dadurch immer boten, nutzte ich um mich im Klassenzimmer umzuschauen. Es war immer noch ein wenig durcheinander, viele unterhielten sich mit seinen Unterrichts-Partnern. Doch einige waren schon drauf und dran viele Seiten mit ihren Forschungsergebnissen nieder zu schreiben. Selbst David Rush, unser Schlägertyp der Schule, denn ich absolut nicht leiden konnte, arbeitete ungewohnt fleißig vor sich hin. Chloe, meine Freundin, war ebenfalls über ihrem Blatt gebeugt. Ich beobachtete sie das erste Mal, seitdem wir die Pokemon von Mrs. Winton erhalten hatten. Ihr Pokemon stand regungslos neben ihr auf dem Tisch und machte nicht den Anschein sich aus dem Staub zu machen, wenn man es nicht im Auge behielt. Wie meines hatte es einen hellblauen Körper und auch hier war der Kopf im Vergleich zum Körper recht groß. Es besaß keine Arme, jedoch aber zwei rote Antennen die ihm seitlich aus dem Kopf ragten. Die Körperform und die Flosse am Ende deuteten stark auf ein Wasserpokemon hin. Eine Nase, feuchte Nase, die mich am Arm stupste holten mich aus meinen Gedanken und meine Konzentration war wieder auf mein eigenes Pokemon gerichtet. Er suchte die Aufmerksamkeit und schien es gar nicht zu mögen wenn ich sie ihm nicht gewährte. Er erinnerte mich ein wenig an Ian, aufgeweckt, gut gelaunt und seine Aufmerksamkeitsspanne war der eines Goldinis, denn kaum kümmerte ich mich mal nicht um den Kleinen, fand er die Steckdosen am Ende des Tisches interessanter. Eigentlich wollte ich weiterschreiben und die Gunst der Stunde zu nutzen. Doch dann wäre mir ein kleines jedoch entscheidendes Detail entgangen. Als mein Pokemon mit der Pfote in die Steckdose fasste, gab es einen kleinen Funken. Ich wollte schon eingreifen, doch als ich merkte, dass es ihm nicht im Geringsten ausmachte, sondern wieder und wieder erfreut reinlangte, fiel der Groschen. Das Pokemon vor mir musste ein Elektro-Pokemon sein. Zu einhundert Prozent war ich mir nicht sicher, aber es erklärte mir die Situation die sich vor meinem Auge abspielte. Leider genau zu diesem Zeitpunkt, meldete sich Mrs. Winton wieder zu Wort.
„So meine lieben Schüler, da die Doppelstunde gleich vorüber ist, möchte ich euch bitten, all eure Notizen mit einem Namen zu versehen und das Pokemon zurück in seinen Ball zu rufen um mir dann beides nach vorne zu bringen.“ Während sie sprach, wurde das Getuschel immer leiser.
„Ihr müsst den Pokeball auf das Pokemon richten, wenn der Infrarotstrahl das Pokemon erfasst, wird es automisch zurück in den Pokeball gezogen“, erklärte uns Mrs Winton, als sie die Unwissenheit von uns Schüler bemerkte. Schade, sind die zwei Stunden wirklich so schnell an mir vorbei gezogen? Ich nutzte den kleinen Augenblick, als alle wieder ein wenig lauter wurden und setzte neben meinen Namen eine weitere Notiz auf meine Arbeit, die wie folgt lautet: Pokemontyp = Elektro
Es war von vornherein nur eine Vermutung meiner Beobachtung, genau wusste ich es nicht, aber ich dachte mir ich schreibe lieber etwas vermutetes hin als gar nichts. Kurz drauf nahm ich den Pokeball in die Hand und richtete ihn auf das Pokemon. Es zerbrach mir fast das Herz, als ich das enttäuschte und traurige Gesicht sah, bevor es sich materialisierte und im Pokeball verschwand.
„Wir werden uns bestimmt bald wieder sehen“, flüsterte ich gegen den Ball. Ich wusste nicht ob mich der Kleine noch hörte und warum ich das sagte oder tat. Wahrscheinlich um mein eigenes Gewissen zu beruhigen. Ich vermisste seine quirlige und aufdringliche Art die nach Aufmerksamkeit schrie bereits jetzt schon. Um nicht länger darüber nachzudenken, erhob ich mich und brachte meine Unterlagen vor zu Mrs Winton, die Jene mit einem Lächeln und einem Dankeschön entgegen nahm. Sie war immer so freundlich. Den Ball hingegen legte ich auf den Tisch daneben, wo sie zum Unterrichtsbeginn lagen. Kaum hatte ich mich zurück auf meinen Platz gesetzt, klingelte es auch schon. Schulschluss für heute, zumindest für mich. Chloe und ich packten unsere Tasche und verließen das Klassenzimmer Richtung Schulhof. Ich wusste das Chloe heute Mittag noch Unterricht hat und leistete ihr deshalb noch ein wenig Gesellschaft in der Mensa. Wir sprachen üben den Unterricht und unsere ersten Eindrücke. Auch sie war darauf gekommen, dass vor ihr ein Wasserpokemon stand. Sie entschuldigte sich sogar das sie mir keine Beachtung geschenkt hatte und ich hatte mir schon sorgen gemacht das sie mir böse sein könnte, das ich sie ebenfalls die ganze Zeit ignoriert hatte.
„Was machst du heute Nachmittag noch?“ fragte mich Chloe nach einer Weile.
„Ich gehe zum Industriehof mit Ian, wir wollen noch mal über die Sache von gestern sprechen, außerdem muss ich ihm noch sagen, dass du am Samstag nicht mit möchtest.“ Ich rieb mir den Hinterkopf und dachte dabei an unsere Unterhaltung im Klassenzimmer zuvor.
Chloe schaute mich durchdringlich an, so als wollte sie versuchen meine Gedanken zu lesen. Ich empfand es als sehr unangenehm um wich ihrem Blick aus.
„Willst du da unbedingt hin oder machst du es für ihn?“ fragte sie mich besorgt. Das ging zu weit, wegen sowas bracht sie sich keine Sorgen zu machen. Es ist ja schließlich meine Sache mit wem ich wo hingehe und was ich möchte und was nicht.
„Na klar möchte ich da hin“, versicherte ich ihr. Sie zog ihre Stirn in Falten. Überzeugt hatte ich sie nicht.
„Bist du dir sicher? Mike, mach doch nicht immer das was er will“, sagte sie, diesmal etwas energischer. Sie schaute mich immer noch durchdringlich an, doch ich konnte ihrem Blick nicht standhalten und wendete mich wieder ab. Mittlerweile saßen wir an einem großen Gruppentisch, jedoch nur zu zweit. Montags hatten die wenigsten Schulunterricht am Nachmittag, deshalb kann es durchaus sein, dass sich die Anzahl der Schüler bis zum Mittag stark minimiert hat. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, dies war eine Angewohnheit, die ich mir über die Jahre mit Ian angeeignet hatte. Ich schaute mich in der Mensa um und stellte fest das sich einige Schüler hier versammelt hatten, um gemeinsam ihre Hausaufgaben erledigten, die sich bereits heute Vormittag schon angesammelt hatten. Die Mensa ist ein sehr großer Raum, etwa so groß wie eine Sporthalle, welcher direkt an der Kantine grenzte. Diese beiden Räume trennten große Glasscheiben, damit man in den jeweiligen Raum schauen konnte. Dadurch war es mir möglich in die Kantine reinzuschauen, um das rege Treiben dort zu beobachten. Die Gerichte dort waren größtenteils genießbar, nur selten gab es dort etwas was man nicht essen konnte. Im Großen und Ganzen war es nicht verkehrt dort essen zu gehen. Als ich meine Mitschüler darin essen sah, knurrte mir der Magen. Ich sollte mich wohl langsam auf den Weg zum Industriehof machen. Die Mittagspause dürfte nicht mehr so lange sein, das heißt das meine Freundin nicht mehr lange auf ihre nächste Unterrichtsstunde warten musste.
"Ich glaube ich mache mich langsam auf den Weg", sagte ich zu ihr, als ich mich von meinem Platz erhob und meinen Rucksack über meine Schulter warf. Chloe schaute auf und streckte mir ihre Wange hin als ich mich zu ihr herunterbeugte um sie genau dort zu küssen.
"Denk an meine Worte", erinnerte sie mich.
"Mach ich." Ich würde es zumindest versuchen, schließlich hatte sie nicht ganz Unrecht. Mit schnellen Schritten verließ ich die Mensa. Kaum hatte ich die Tür Richtung Schulhof geöffnet, klingelte es auch schon. Ich musste den Schulhof überqueren um zum Bahnhof zu gelangen. Das Wetter hatte sich im Vergleich zu heute Morgen verschlechtert. Die Sonne versteckte sich nun komplett hinter den mittlerweile dunkelgrauen und bedrohlich aussehenden Wolken. Der kalte Wind pfiff mir um die Ohren und ich verfluchte mich selbst, dass ich mir heute Morgen keine Mütze aufgezogen hatte. Am Bahnhof angekommen machte ich einen kurzen Abstecher zum Imbiss, welchen viele Schüler nach der Schule oder auch während der Pause aufsuchten. Der Besitzer machte mit diesem Standort das Geschäft seines Lebens. Dort besorgte ich mir etwas zu Essen und bestellte für Ian gleich etwas mit. Diese ließ ich mir gleich zum Mitnehmen einpacken und verstaute alles vorsichtig in meinem Rucksack. Am Bahnsteig wählte ich den Zug, welcher mich zum Industriehof brachte. In diesem Zug, gab es selten Passanten, zumindest nicht um diese Uhrzeit. Zum Feierabend war dieser Zug jedoch randvoll, deshalb musste man darauf achten um welche Uhrzeit man diesen nahm. Aber noch ging es, so dass ich keine Angst haben musste, keinen Sitzplatz mehr zu bekommen. Die Fahrt dauerte nicht länger als eine viertel Stunde, als dann die Durchsage für den Hof kam, erhob ich mich und stieg aus als der Zug endlich stehen blieb. Früher, als die Firma noch produzierte, benutzen viele Arbeiter diese Route. Nachdem die Firma stillgelegt wurde änderten sie sogar den Fahrplan, so wenige benutzten die Fahrmöglichkeiten noch. Deshalb halten die Züge hier nicht mehr so regelmäßig, weshalb man darauf achten musste pünktlich hier zu sein, sonst konnte es durchaus passieren, dass man ein bis zwei Stunden auf den Nächsten warten musste. Ich nahm die Treppe hinunter, die direkt auf die Straße führte, welche ich nehmen musste um direkt zum Industriehof zu gelangen. Keine fünf Minuten brauchte ich um den Zaun zu erreichen, welcher den Firmenbereich abgrenzte. Dort angekommen nahm ich den Weg links vom Zaun und lief direkt an die Stelle, von wo aus man auf das Gelände gelang. Obwohl hier niemand mehr war, kam es durchaus vor, das Polizisten die Zäune kontrollierten, um Fremdlinge wie uns davon abzuhalten das Grundstück zu betreten oder vom Gelände zu scheuchen. Ich vermutete, dass das Grundstück immer noch der Firma gehörte. Der Eingang befand sich abgelegen zwischen zwei hohen Gebäuden und verbarg sich hinter Paletten. Die erste Schob ich beiseite um den geheimen Durchgang frei zu legen. Gebeugt musste ich durch den Eingang schlüpfen, größer war er nicht. Auf der anderen Seite angekommen, schob ich jene Palette wieder zurück auf ihren ursprünglichen Platz. Bloß fünf weitere Meter musste ich gehen um die nächste Tür zu erreichen, welche direkt in das Fabrikinnere führte. Es war eine schwere Metalltür, die nicht verschlossen ist, zu der man sich Eintritt verschaffen konnte. Sie quietschte leicht als ich sie öffnete, eintrat und vorsichtig hinter mir ins Schloss zurückfallen ließ. Der erste Korridor war sehr dunkel, aber über die vielen Jahre die ich schon hier war, wusste ich wo ich lang musste um genau in das Innere zu gelangen. Viele Wege führten hier rechts und links in Büroräume, doch ich lief direkt gerade aus und gelang schließlich in der großen Fabrikhalle. Die Halle war riesig und wirke noch größer, wenn man darin stand und noch größer wenn man sie komplett durchqueren musste, so wie ich gerade. Ganz am anderen Ende konnte ich Ian ausmachen, der auf von uns errichteten Podest aus Paletten saß. Früher wurde in dieser Fabrik Kleidungsstücke für Pokemon hergestellt. Viele Leute kauften diese um ihre Lieblinge für eine Show einzukleiden. Darum befanden sich hier auch noch jede Menge Rollen Stoff in den verschiedensten Farben und Formen. Mit diesen Stoffen, hatten wir unsere kleine Sitzecke bezogen. Dadurch war es nicht ganz so kalt und unbequem. Als ich Ian endlich erreichte, begrüßte ich ihn mit einem kurzen Hallo, er nickte mir nur zu. In der linken Hand hielt er eine Zigarette und in der Rechten ein Bier. Neben ihm standen drei weitere Flaschen. Ich nahm mir eines davon und Ian´s Feuerzeug, welches ebenfalls neben ihm lag um den Deckeln von der Flasche aufzuhebeln.
Ich nahm einen großen Schluck, bevor ich mich auf meinen Platz niederließ. Das Bier war eiskalt und schmeckte himmlisch. Perfekt um nach der Schule zu entspannen und runter zu kommen. Wir saßen eine Weile und tranken unser Bier, bis Ian die Stille brach.
„Hast du Chloe gefragt? Wegen Samstag?“
„Ja, habe ich.“
„Und?“
„Nun ja, du hättest sie nicht anmachen sollen, heute Vormittag“, gab ich ihm als Antwort. Er verzog das Gesicht. Erfreut war er nicht, aber irgendetwas schien ihn zu belustigen.
„Ach, wir brauchen Cloe nicht oder? Wenn wir zu weit hingehen, wird es bestimmt auch lustig.“ Ian nahm es anscheinend für selbstverständlich, dass ich mit ihm dort hingehe, aber im Grunde genommen, wusste ich gar nicht was ich von dem Ganzen halten soll. Ich meine, wir haben das blonde Mädchen gestern beklaut. Immer wieder hört man, dass Täter zu Ihrem Tatort zurückkehren, wäre es dann nicht sinnvoll von ihr fern zu bleiben? Was ist wenn sie es schon herausbekommen hatten, das in ihrer Tasche etwas fehlte. Mit Sicherheit wussten sie es schon.
"Ich weiß nicht, ob ich überhaupt mitgehen möchte, ich überlege es mir noch", sagte ich zu Ian um mir alle Karten offen zu lassen. In der Zwischenzeit hatte ich das zuvor gekaufte Essen ausgepackt und das Reis mit Curry Ian in die Hand gedrückt. Er nahm es dankend an. Ich wiederum fing an in meinen Spaghetti´s herumzustochern.
"Soll mir recht sein, ich werde auf jeden Fall hingehen“, behauptete Ian mit vollem Mund. Es klang schon so als könnte man ihn davon nicht mehr abhalten.Wir aßen eine Weile schweigend vor uns hin. Er hatte den Reis gerade so verschlungen und schabte zum Schluss in der Pappbox herum bis er sie seufzend beiseite stellte. "Bin ich satt!" er schnaufte noch einmal durch, nahm die leere Verpackung und warf sie in die große Metalltonne, die früher anscheinend für Stoffreste diente. Dort warfen wir all unseren Müll hinein, groß genug war sie allemal. Über die Jahre hat sich dort jedoch schon einiges angesammelt, wir konnten von Glück reden, dass immer wieder wilde Pokemon auftauchten um sich die Essensreste zu ergaunern. Andernfalls würde das ganze bis zum Himmel stinken. Ian, der nun auf dem Podest stand, legte seinen Kopf in den Nacken um seine Bierflasche auszutrinken. Ich beobachtete ihn dabei. Wie sich sein Kehlkopf auf uns ab bewegte bei jedem Schluck.Kaum hatte er sie leer getrunken, schleuderte die Bierflasche mit aller Kraft und im hohen Bogen durch die Halle. Sie zersprang in unendlich viele Teile und die Scherben schlitterten noch weiter in alles Richtungen auf dem Boden. Das Geräusch des zerberstenem Glas hallte in meinem Ohr noch lange nach. Kurz darauf nahm er wieder neben mir Platz. Ich schüttelte bloß den Kopf. Woher er immer seine immense Zerstörungswut hatte. Ein Mitgrund, warum er sich ständig prügeln will. Ich schaute mich in der Halle um und begutachtete die kaputten Fenster, die alle auf Ians Kappe gingen. Die meisten vom Fußballspielen, andere wiederum einfach aus seiner Zerstörungswut. Ich konnte schon immer beobachten, dass es ihm sehr viel Spaß machte, Dinge kaputt zu hauen.
"Und bereit?"
Ians Frage unterbrach meine Gedanken. Ich musste zuvor erst meine Kaureste herunter schlucken um ihm antworten zu können.
"Für was?"
"Den Umschlag, ich habe ihn dabei." Er zog ihn aus seinem Rucksack. Wenn er nichts gesagt hätte, hätte ich ihn völlig vergessen.
"Klar, mach ihn auf", forderte ich ihn auf und stellte mein Mittagessen beiseite. Er drehte den Umschlag um und brach den Wachssiegel. Sehr altmodische Variante. Er griff hinein und zog ein Blatt Papier heraus. Ein Briefpapier. Dabei rollte ihm etwas auf den Schoß. Es waren zwei fette Geldbündel. Beim ersten Blick konnte man unmöglich erkenne wie viel es war. Doch der Aufdruck der Noten verriet, dass es eine ganze Menge sein musste.
„Verdammt, wie viel ist das?“ brachte ich schockiert hervor. Wie konnte man nur so viel Bares bei sich tragen, das ist mir ein Rätsel. Am liebsten hätte ich sofort einen genommen und nachgezählt, doch ich traute mich nicht. Ich hatte mir die Frage schon gestern gestellt, doch jetzt umso mehr. Wer waren diese Leute? Ian der den Brief immer noch festhielt las ihn nun laut vor und reichte ihn mir anschließend.Auftragskarte #23/34
Teamaufstellung: Team Beta
Zielort: Stratos City
Unterkunftsstellung: Hotel zum Pixiflügel
Zimmer 418
Außenquartier Einall-Region (Stratos City)
Second Street 55, SC59981
Schlüsselkey: 3388Aufgabe/Gesuch: Findet einen Jungen, braune Haare, braungrüne Augen, ca. 14 Jahre alt, aus mittelständigen Verhältnissen, Mittelstufe der Stratos Schule für heranwachsende Trainer.
Frist: 2 WochenGruppenentlohnung: 20.000,00 Pokédollar
Gegenstände: -
Auch ich las mir den Brief noch einmal durch. Das Papier auf dem der Auftrag drauf stand war etwas dicker als gewöhnliches Papier und hatte etwas kartonartiges. An den Rändern hatte das Blatt eine leichte gelbe Farbe. Es war definitiv alt. Wer benutze sowas noch? Ich hob das Blatt hoch gen Fenster, in der Hoffnung das man durch den Lichtschein irgendetwas verborgenes entdecken würde. Doch es war nicht zu sehen. Ich betrachtet mir eine Weile den Stempel, der am Ende der Worte gedrückt wurde. Für mich sah das aus wie ein blauer sechseckiger Stein, welche Bedeutung dieser hatte wusste ich leider nicht. Könnte alles mögliche bedeuten. Während dieser Zeit hatte Ian anscheinend nichts besseres zu tun als die zwei Geldbündel zu zählen, was ich mitbekam als ich den Brief wendete um sicher zu gehen das auch auf der Rückseite nichts mehr war. Ich konnte mir die Poké-Dollar-Zeichen in seinen Augen vorstellen und widmete mich kopfschüttelnd dem Geschriebenem auf der Vorderseite des Briefs. Laut den Informationen mussten sie einen Jungen finden der angeblich hier in Stratos City lebte. Aber warum? Was hatte sie dann mit ihm vor, wenn sie ihn erst einmal hatten? Davon stand hier rein gar nichts. Sämtliche Wärme, die noch vorhanden war wich auf einmal aus meinem Körper, meine Hände schwitzig und mein Atem flacher. Kaum hatte ich diesen Gedanken, wurde ich ihn auch nicht mehr los und kreiste in meinem Kopf hin und her. Was ist wenn sie diesem Jungen etwas antun wollten, schlimmer noch, wenn sie ihn umbringen wollten? Der Gedanke war so absurd, diese Personen waren doch nicht viel älter als wir, aber je länger ich darüber nachdachte, desto logischer fand ich das Ganze. Das Geld, mit Sicherheit Lösegeld. Konnten diese Menschen wirklich so etwas wie Söldner sein? Gab es sowas überhaupt noch, über so etwas habe ich mir bis jetzt noch nie Gedanken gemacht. War dieses blonde Mädchen zu so etwas fähig? Ich konnte es mir beim besten Willen nicht vorstellen, bei dem schwarzhaarigen... durchaus möglich, der hatte vielleicht eine finstere Miene drauf. Als wollte er uns beim lebendigem Leib fressen. Ein rascheln warf mich aus meiner Gedankenbahn. Ian war gerade allen ernstes dabei mit dem Geld vor seinem Gesicht zu wedeln! Mit mehreren Scheinen formte er eine Art Fächer. "Ist das dein Ernst?!", fragte ich ihn und zog eine Augenbraue nach oben.
"Was denn? Ich habe nur das Geld gezählt. Außerdem wollte ich wissen wie so viel Geld auf einem riecht", antwortete er mir ganz unschuldig. Manchmal hat er echt einen Rad ab.
Und was ist mit dem Brief?" Ich fuchtelte ein paar mal damit.
"Was soll damit sein?"
"Machst du dir keine Sorgen?" fragte ich ihn und hoffte auf ein wenig Mitgefühl für den Jungen und ihn wach zu rütteln, dass das Ganze ernster ist als er es sich anscheinend wieder vorstellt.
"Warum soll ich mit Sorgen machen? Es ist nur ein Brief, anscheinend ein Auftrag, wer weiß was er wirklich zu bedeuten hat? Vielleicht ist der Junge den sie suchen ein Krimineller auf der Flucht", entgegnete er mir achselzuckend. Also hatte er sich auch schon ein paar Gedanken zurechtgelegt. So wie er es sagte konnte es natürlich auch sein, diese Tatsache beruhigte mich ein wenig. Doch da kam mit ein weiterer Gedanke.
"Du meinst allen ernstens, das wir Polizisten oder ähnliches beklaut haben? Seit wann werden die mit Bargeld bezahlt?" fragte ich ihn diesmal ein wenig spöttisch. "Das macht überhaupt gar keinen Sinn."
"Ach wo denkst du hin, es gibt viele Dinge die dagegen sprechen. Zuerst ihr Alter, viel zu jung um Polizisten zu sein und natürlich bekommen die kein Bargeld als Vorauszahlung", sagte er mir spielerisch und machte mit seinen Händen dabei viele Gestiken.
"Vorauszahlung?", fragte ich nach.
"Ja, Vorauszahlung, schau mal." Er nahm mir den Brief aus meiner Hand und deutete auf die Summe die daraufstand.
"Und was verrät mir daran, dass das jetzt eine Vorauszahlung ist?", fragte ich genervt nach, da ich nicht gleich dahinter stieg auf was er hinaus wollte.
"Ganz einfach, ich habe hier in der Hand zehntausend Pokédollar und als Entlohnungssumme steht hier aber zwanzigtausend geschrieben." Er tippte nochmal auf die Summe um es mir deutlicher zu machen.
"Ok, schön und gut, aber die Summe der Scheine im Umschlag bestätigt noch lange nicht, das sie nur die Hälfte bekommen haben, oder?" stellte ich fest.
"Vielleicht haben Sie es ja schon ausgegeben?", setzte ich nach.
"Kann auch sein, aber ich bin der Meinung, dass das weniger Sinn ergibt. Stell dir mal vor, du möchtest das jemand etwas für dich tut, würdest du ihm schon die ganze Summer aushändigen? Obwohl der Job noch nicht erledigt ist?", erklärte Ian mir. Wenn er es so formulierte, klang es logisch. Es fühlte sich an als würde mir Ian eine schwierige Aufgabe erklären, da benutze er auch einfache Darstellungen, was mir ungemein half.
"Egal was sie sind, wenn sie Kriminelle suchen, dann suchen sie definitiv den Falschen, der schlimmste sitzt hier neben mir." Er lachte bloß über meine sarkastische Bemerkung.
"Was glaubst du denn was sie sind?", fragte er und lächelt dabei. Dieses spitzbübische, sanfte Lächeln, machte mich ganz nervös. Ich versuchte meinen Gedanken zu sortieren und an nichts anderes zu denken, als über diesen Brief und kam an den Anfang meines Gedankenkarussells. Als ich sie noch als Söldner abgestempelt hatte.
"Ich glaube so etwas wie Söldner oder Serienkiller", sagte ich verlegen und als ich die Worte ausgesprochen hatte und sie hörte wusste ich erst jetzt wie doof sich das anhörte. Ich wartete drauf das Ian mich wegen meiner Theorie auslachte. Doch es passierte nichts. Ich schaute zu ihm rüber und seine eisgraublauen Augen, die der Wahnsinn sind, trafen auf meine. Er sah mich besorgt an. "Du machst dir zu viele Gedanken darüber, erschreckende noch dazu," über seine Worte musste er selbst lächeln. Das überzeugte mich nicht. Er fuhr fort, diesmal sanfter,"Mike". Ein wohliger Schauer überkam mich, wenn er meinen Namen so aussprach. Verdammt, konzentrier dich. Konzentrier dich. Das wiederholte ich ein paar mal wie ein Mantra, welches in letzter Zeit zunahm. "Mach dir doch keine unnötigen Gedanken über Probleme, wo überhaupt gar keine sind, zumindest nicht für uns." Der letzte Satz sagte er diesmal ein wenig energischer. Ich konnte mich beruhigen und atmete den angestauten Stress einfach aus.
"Was glaubst du denn wer oder was sie sind?" fragte ich ihn, da ich seine Meinung hören wollte. Bei solchen Sachen hörte ich ihm gerne zu, er kam auch immer auf die besten oder unsinnigsten Sachen. "Puh, ich denke eher an Pokemon-Ranger zumindest so etwas in der Art. Gibt es nicht sogar Organisationen, die Probleme normaler Menschen wie uns aufnimmt und an fähige oder gemeldete Trainer weitergibt?" Er formulierte das Ganze zu einer Frage, da er sich anscheinend selbst nicht sicher war ob er damit recht hatte und um meinen Rat fragte. Doch ich zuckte nur die Schultern. Das Einzige was ich wusste, ist das es tatsächlich solche Pokemon-Ranger gab und diese selbst noch im Teenageralter waren. Das machte viel mehr Sinn als meine Theorie mit den Söldnern, ich lachte innerlich über mich selbst.
"Ich geb dir Recht, das klingt wirklich logischer als Söldner," antwortete ich ihm lachend.
"Na siehst du, sagte ich dir doch, du sollst dir keine Sorgen machen." Er stimmte in mein Lachen mit ein.
"Das heißt du willst das Mädchen namens Rose immer noch treffen", fragte ich nach.
"Aber na klar! Sowas lass ich mir doch nicht entgehen." Er zwinkerte mir zu. Ich fühlte mich nach dieser Erkenntnis gleich viel besser, ja sogar ein wenig erschöpft, nach dieser Gefühlsachterbahn die immer mehr in meinen Inneren tobte. Plötzlich kam eines der Geldbündel in meine Richtung geflogen und landete auf meiner Hose. Ich konnte es noch rechtzeitig aufhalten, bevor es herunterfiel.
"Kriegsbeute, ich dachte wir machen Hälfte, Hälfte," antwortete mir Ian auf mein fragendes Gesicht. "Spinnst du? Das kann ich doch nicht annehmen, du brauchst es dringender als ich", brachte ich entsetzt hervor.
"Nimm´s einfach," sagte er und rollte mit den Augen dabei. "Du hast mir schließlich geholfen, außerdem hab ich bereits genug für die Rechnung und darüber hinaus noch etwas für die Haushaltskasse und meinen eigenen Geldbeutel." Er zog dabei nur eine Seite nach oben zu einem Lächeln. Da ist es wieder, das lächeln das ich so an ihm mag. Auch wenn er in manchen Situationen ein riesiges Arschloch war, in dieser Hinsicht war er wirklich immer sehr großzügig und bedacht fair zu sein. Auch wenn er nicht viel besaß, teilte er gerne, gerade mit mir, er war keines Wegs geizig. Dennoch war ich mir wegen der gewaltigen Summe unsicher, öffnete jedoch den Reißveschluss meines Rucksacks und ließ das Bündel darin verschwinden. Ich musste mir ein gutes Versteck aussuchen, damit es niemand findet. Sowas konnte ich unmöglich offen in meinen Rucksack oder Zimmer liegen lassen. Meine Eltern würden mich umbringen. Es wurde draußen immer dunkler, sowie in der Fabrikhalle, hier hatten wir leider kein Licht. Der Nachteil im Winter, im Sommer konnten wir uns hier wesentlich länger aufhalten. Selbst wenn es hier Licht gäbe würden wir es nie nutzen, es würde zu viel Aufmerksamkeit auf uns lenken. Ich musste mich langsam auf den Heimweg begeben, sonst würden sich meine Eltern Sorgen machen und wenn das geschah wäre ich nicht mehr sicher. Sie rufen mich dann tausend mal auf dem Handy an und würden sogar die Polizei benachrichtigen. Was durchaus schon vorgekommen ist! Ich schaute vorsichtshalber mal auf mein Handy. Keine Anrufe, nur ein paar Nachrichten von Chloe, die fragte wie es mir geht und wie es gelaufen ist. Ich antwortete ihr schnell und ließ mein Handy in meine Jackentasche zurück gleiten. "Ich mache mich gleich auf den Weg, was hast du heut noch vor?"
"Ach, keine Ahnung, ich werde denke ich noch ins Quinn´s gehen und danach nach Hause und du?" fragte er zurück. "Ich geh jetzt nach Hause und mach meine Hausaufgaben, ich nehme den Brief mit wenn es dir nichts ausmacht." Er schüttelte den Kopf und mit ihm die Zigarette die er sich gerade ansteckte. Gut, den Brief verstaute ich in meinem Rucksack und hievte ihn anschließend auf meinen Rücken. "Dann bis morgen, trink nicht zu viel", ermahnte ich ihn bevor ich mich aus dem Staub machte. "Kann ich nicht versprechen." Er hob kurz seine Hand zum Abschied. -
- Username: Rehabed
- Spielername: Rehabed
- Team: Weisheit (blau)
- Region: Karlsruhe
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Ich möchte mich für die lange Pause entschuldigen und hoffe das man geschichtlich trotzdem noch hinterher kommt. Von meiner Seite versuche ich wieder aktiver an meine Geschichte zu arbeiten, da ich noch ganz am Anfang stehe und ich sie gedanklich eigentlich schon fertig habe. An Rusalka noch ein Dankeschön das du meine Geschichte so interessiert verfolgst, aber weiteres im Spoiler.
Kapitel 3
Leise schloss ich die Haustür hinter mir zu. Die Schuhe streifte ich mir von den Füßen ab und ließ sie auf dem Teppich zurück, um keinen Schmutz im Haus zu verteilen. Meine Jacke hängte ich sorgfältig über einen Kleiderbügel in der Garderobe. Im Vergleich zu draußen, war es hier drin sehr warm. Ich ging vom Flur direkt in die Küche. Ich war nicht sonderlich überrascht, als ich hier meine Eltern vorfand. Sie waren gerade dabei, das Abendessen vorzubereiten. Wir hatten eine sehr große Küche mit weißen Fronten an den Schränken und eine dunkelbraune Arbeitsfläche, in der Mitte gab es eine Insel, an dem drei Barhocker standen. Diese trennte den Küchenbereich von dem Esszimmer. Chloe saß auf einem dieser Hocker. Sie bemerkte mich als erstes.
„Hi Mike, da bist du ja.“ Sie kam zu mir herüber, drückte mich kurz und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Meine Eltern drehten sich erstaunt zu mir um und grüßten mich ebenfalls. Chloe hatte einen langen Rock an, der ihr bis zu den Knien ging, darunter trug sie schwarze Strümpfe, die gut zu ihrem grob gestrickten, hellgrauen Oberteil passten.
„Du siehst hübsch aus“. Mein Kompliment ließ sie erröten.
„Danke. Wo warst du heute?“, fragte sie mich. Ich schaute kurz auf, um zu prüfen, ob meine Eltern mir zuhörten. Sie schauten mich an und warteten auf eine Antwort.
„Ich war bei Ian lernen, das weißt du doch“, log ich. Meine Freundin brauchte einen Moment, bis sie verstand, dass ich die Wahrheit nicht vor meinen Eltern sagen konnte, sie hatte mich nämlich sofort durchschaut.
„Achso, ja stimmt, das hatte ich ganz vergessen.“ Sie spielte mit und mimte die Ahnungslose. Ich war ihr dankbar dafür, meine Eltern bemerkten meine Lüge zum Glück nicht, ganz im Gegenteil, sie freuten sich, dass ich wieder da war und ich etwas für die Schule getan hatte. Kurz darauf drückte mir meine Mutter vier Teller in die Hand.
„Spatz, das Essen ist gleich fertig, magst du schnell den Tisch decken?“
Sie fragte nur aus Höflichkeit, denn ich wusste, dass das eher ein Befehl war. Ich nickte kurz und trug die Teller rüber zum Esszimmertisch. Chloe blieb nicht verschont, mit Besteck bewaffnet folgte sie mir. Als wir fertig waren, beugte sie sich über den Tisch zu mir rüber.
„Wo warst du wirklich?“, flüsterte sie, darauf bedacht, dass nur ich sie hörte.
„Sag ich dir später“, flüsterte ich zurück. In diesem Augenblick kam meine Mutter mit einer großen Schüssel voll dampfendem Nudelauflauf. Ich war verdammt hungrig, stellte ich fest, als mein Magen sich mit einem lauten Grummeln meldete.Mit Bauchschmerzen schleppte ich mich hoch in mein Zimmer. Chloe versprach mir, dass sie gleich nachkäme, sobald sie mit dem Abwasch geholfen hatte, den sie an meiner Stelle machte. Mein Zimmer war so ordentlich wie immer, links in der Ecke stand mein Bett, welches man nur von einer Seite besteigen konnte, da die andere direkt an der Wand stand. Gleich daneben befand sich mein Nachtschränkchen mit einer kleinen Leselampe. Zwischen dem Bett und dem Schrank, der ganz hinten rechts in der Ecke stand, gab es ein Fenster. Gegenüber vom Fenster, an der Wand, stand mein Schreibtisch, auf dem meine Hausaufgaben für morgen lagen, die ich jetzt noch schnell einpackte. Danach legte ich mich auf mein Bett und schaltete den Fernseher ein, den ich letztes Jahr von meinen Eltern zum Geburtstag bekommen hatte. Meist lief eh nur langweiliges Zeug das mich nicht interessierte, deshalb zappte ich so lange durch, bis ich schließlich beim Sportkanal hängen blieb. Fußball. Ich mochte Fußball, als Kind war ich in einem Verein Mitglied, aber das war schon ein paar Jahre her. Ian und ich kickten bei Gelegenheit auf dem Industriehof, welchen wir immer aufsuchten, um ungestört zu sein. Der Industriehof hatte vor vielen, vielen Jahren zugemacht und mit der Zeit verfiel das ganze Gebäude, da sich niemand mehr darum kümmerte. Das Gelände war umzäunt, doch wir fanden eine Stelle zwischen zurückgelassenen Paletten, an der wir reinschlüpfen konnten ohne gesehen zu werden. Es war ein idealer Ort, um abzuhängen. Beim Sportkanal zeigten sie nur die Endergebnisse der dieswöchigen Spiele und deren Highlights. Mein Team, die Stratos Tohaido´s hatten leider zwei zu null verloren.
Enttäuscht rieb ich mir das Gesicht. Ich schaute auf meinen Wecker, der mir neun Uhr anzeigte, eigentlich noch keine Zeit, um ins Bett zu gehen, doch ich war Hunduster-Müde. Deshalb stand ich auf, zog ein frisches T-Shirt aus meinem Schrank und ging ins Bad, dort ging ich schnell duschen, putzte mir die Zähne und zog mir frische Sachen an. Als ich zurück in mein Zimmer kam, stand Chloe mitten im Raum und zog sich um, sie hatte einen süßen Pyjama mit Pichu´s drauf.
„Ist das Bad frei?“ Ich nickte als Antwort. Sie verschwand kurz und tauchte erst wieder auf, als ich schon im Bett lag. Sie zog die Bettdecke zurück, legte sich neben mich und zog sie dann wieder hoch bis zum Kinn. Den Fernseher hatte ich zuvor schon ausgeschalten, meine Nachttischlampe war nun die einzige Lichtquelle in meinem Zimmer und spendete genug Licht, um noch alles zu erkennen.
„Mir ist kalt“, sagte sie zu mir.
„Dann komm her, ich drück dich warm“, bot ich ihr an und hob ein wenig die Decke hoch.
„Ist das auch in Ordnung für dich?“ Sie machte sich immer viel zu viele Sorgen.
„Na klar! Ich bin doch schließlich dein Freund“, sagte ich zu ihr und musste schmunzeln. Daraufhin kuschelte sie sich an mich, legte ihren Kopf auf meine Brust und drückte ihre eiskalten Hände und Füße an mich. Vor der Kälte war ich nicht gewappnet und schreckte lachend zurück.
„Du bist ja eiskalt.“
„Ich hab´s dir doch gesagt.“ Sie fing ebenfalls an zu lachen. Wir hatten selten solche Momente. Wir hatten keine körperliche Beziehung, sondern eher eine praktische, wie ich sie gerne nannte. Sie schlief nicht sehr oft bei mir oder ich bei ihr, da sie meistens um diese Uhrzeit noch kellnerte, um damit ihr Studium zu finanzieren. Heute hatte sie ausnahmsweise mal frei, da sie eine Schicht mit ihrer Kollegin getauscht hatte.
„Wo warst du heute den ganzen Tag?“ Kurz musste ich überlegen, ob ich ihr die Wahrheit sagen konnte, entschied mich aber, es doch zu tun.
„Ich war heute bei der Parade mit Ian“, antwortete ich ihr wahrheitsgemäß. Wenn Chloe und ich uns mal sahen, versuchten wir immer, uns alles zu erzählen, was wir gemacht hatten, was uns Spaß gemacht hatte oder was uns auch mal auf die Palme brachte. Sie war ein mehr als angenehmer Ausgleich zu Ian. Denn bei ihm konnte alles nicht schnell genug gehen, in dieser Hinsicht war er doch ein sehr sprunghafter, aber immer stets gutgelaunter Mensch und genau das mochte ich so sehr an ihm. Mein Leben wäre sonst nur halb so interessant, wenn ich nicht stets irgendeinen Mist mit ihm baute. Durch die Erinnerungen, die gerade in mir wachgerufen wurden, musste ich grinsen.
„Ich will auch mitlachen“, meldete sich Chloe amüsiert zu Wort, die mich offensichtlich die ganze Zeit beobachtet hatte.
„Nichts Wichtiges, ich habe nur an Ian gedacht.“ Sie drehte sich auf ihren Bauch und stützte ihren Kopf mit beiden Händen, um mich besser sehen zu können.
„Was habt ihr auf der Parade gemacht? Ich dachte, Ian mag solche Veranstaltungen nicht?“, fragte sich mich und wartete meine Reaktion ab. Ich lehnte mich ein wenig zu ihr rüber.
„Ich sag es dir, aber du darfst es niemandem sagen, einverstanden?“, flüsterte ich.
Sie nickte, zum Zeichen, dass sie es verstanden hatte.
„Kannst du dich an die Geschichte erinnern, die vom Weihnachtsmarkt, die ich dir mal erzählt habe, die, die erklärt, warum meine Eltern Ian nicht so sonderlich mögen?“, fragte ich sie. Sie nickte wieder, sie verstand jedoch noch nicht, vorauf ich hinaus wollte.
„Nun ja, das haben wir heute wieder gemacht, auf der Parade, wir wollten…“.
„Ihr habt WAS?!“, schrie sie mich an. Ich legte schnell meine Hand auf ihren Mund.
„Schhhh…, Willst du, dass meine Eltern dich hören?“ Mein Herz schlug auf einmal schneller, leichte Panik stieg in mir auf. Ich wollte mir nicht ausmalen was passierte, wenn meine Eltern ins Zimmer kamen und fragten, was los sei und Chloe ihnen dann alles erzählte.
„Du darfst es ihnen nicht sagen, du hast es mir gerade noch versprochen“, erinnerte ich sie.
Ich nahm langsam meine Hand zurück, bereit, sie wieder drauf zu legen, falls sie nochmal so schreien würde. Doch sie blieb ruhig.„Bitte, es darf wirklich niemand wissen“, flehte ich sie an. Sie sah mich scharf musternd an, als überlegte sie noch, was sie antworten sollte.
„Ok, ich verspreche es. Aber was habt ihr euch nur dabei gedacht? Ihr hättet erwischt werden können, stell dir mal vor, was passiert wäre.“ Sie war immer noch ein wenig aufgebracht. Das verstand ich, die gleichen Befürchtungen hatte ich auch, bevor ich Ian heute Morgen noch zustimmte. Bei einer Verwarnung wäre es dieses Mal garantiert nicht geblieben.
„Keine Ahnung, ich wollte ihm nur helfen.“
Chloe schüttelte verständnislos ihren Kopf, ich konnte es ihr noch nicht einmal verübeln.
„Für was habt ihr das Geld gebraucht?“
„Für eine Stromrechnung, du weißt, sie haben nicht so viel Geld.“ Seine Rabenmutter kümmerte sich ja nicht um solche Sachen. Beinahe wäre mir dieser Satz auch noch herausgerutscht. In dieser Hinsicht tat Ian mir Leid, dass er so einen verantwortungslosen Elternteil hatte, und dass er schon jetzt so viel Verantwortung übernehmen musste, wahrscheinlich schon sein ganzes Leben lang. Aber ich hatte auch schließlich nicht das Recht dazu, hinter ihrem Rücken zu Urteilen.
„Es ist ja nichts passiert“, versicherte ich ihr.
„Es hätte aber was passieren können.“
„Ist es aber nicht.“
„Hat es sich wenigstens gelohnt?“ fragte sie. Ich zuckte mit den Schultern.
„Du weißt gar nicht, wie viel?“ fragte sie entsetzt. Ich zuckte wieder mit den Schultern, mir war es relativ egal, wieviel es war, ich wusste, Ian würde es mir morgen schon sagen, wenn nicht, würde ich ihn fragen. Das Wichtigste für mich war, dass ich ihm helfen konnte, das Geld spielte hierbei keine Rolle, für mich zumindest.
„Du hast ihn wirklich sehr gern, hm?“, fragte sie nun sanft. Über dieses Thema wollte ich nun wirklich nicht mit ihr reden, das ging sie auch nichts an. Ich fragte sie auch nicht nach Mazen, in den sie verknallt war und sich nicht traute, ihn anzusprechen. Ich atmete tief ein und wieder aus.„Ich bin müde, lass uns schlafen“, sagte ich schroffer, als ich wollte und knipste die Nachttischlampe aus. Kaum war das Licht aus, verflüchtigte sich meine Müdigkeit und ich lag hellwach in meinem Bett. Chloe war die Einzige, die davon wusste, welche Gefühle ich für Ian hatte.
„Tut mir leid“, entschuldigte ich mich bei ihr wegen meiner schroffen Art, ich wusste, dass sie es nur gut meinte.
„Kein Problem, ich wünsche dir eine gute Nacht“, sagte sie verständnisvoll.
„Danke, wünsche ich dir auch.“
Es brauchte eine Weile, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Mit der Zeit wurde es aber immer besser, sie gewöhnten sich an die Straßenlaterne, die jede Nacht in mein Zimmer schien. Das Licht störte mich nicht, ganz im Gegenteil, es beruhigte mich, da ich selbst in später Nacht alles in meinem Zimmer erkennen konnte. Nicht, dass ich direkt Angst im Dunklen hatte, aber als angenehm empfand ich es auch nicht. Ian hingegen mochte die Dunkelheit. Er verbarrikadierte sich regelrecht wenn er schlief, laut seiner Aussage konnte er sonst nicht schlafen. Meine Gedanken schweiften von einem Thema zum anderen. Ich ließ auch den heutigen Tag vor meinen Augen Revue passieren und je mehr ich darüber nachdachte, umso bescheuerter fand ich das Ganze. Wir hatten echt verdammt viel riskiert, vor allem für diesen dummen Briefumschlag. Ich hoffte für Ian, dass es sich gelohnt hatte. Warum ließ ich mich immer wieder von ihm überreden, solche verrückten Dinge zu tun? Ich stellte mir oft diese Frage, obwohl ich die Antwort schon wusste und das nervte mich tierisch. Ich wusste, dass es irgendwann soweit war, dass ich meinen Eltern, meinen Freunden und auch Ian gestehen musste, ihnen sagen musste, dass ich nicht so war, wie sie alle dachten.Doch ich hatte furchtbare Angst. Angst vor ihren Reaktionen. Wie würden sie überhaupt reagieren? Ich konnte es selbst bei meinen Eltern nicht einschätzen. Mein Vater? Was würde er sagen? Würde er überhaupt etwas sagen? Würden sich meine Freunde in der Schule von mir abwenden? Ian. Wie würde er mit der Wahrheit umgehen? Hatte er Verständnis, so wie Chloe? Alles Fragen über Fragen, auf die ich keine Antwort wusste, wenn ich nicht gestand, wenn ich mich nicht outete. Ich lag fast tagtäglich hier und zerbrach mir darüber den Kopf. Wann sollte ich es tun? Sollte ich es überhaupt tun? Ich musste. Es machte mich schon jetzt verrückt in solch einer Zwickmühle zu stecken. Es war ein Fluch, nicht so sein zu können, wie man eigentlich war und ich wusste, je länger ich wartete, umso schlimmer würde es werden. Es dauerte eine Ewigkeit, bis ich in den Schlaf fiel. Um halb Zwölf schaute ich das letzte Mal auf die Uhr. Mein letzter Gedanke war, dass mein Geheimnis vorerst bei mir und Chloe sicher war.
Ich hatte eine furchtbare Nacht. Immer wieder weckte mich der Lärm von draußen. Egal ob es Sirenen waren oder zwei Felilou, die sich gerade einen territorialen Kampf lieferten. Jedes Mal brauchte ich mindestens eine Viertelstunde, bis ich wieder in den Schlaf fand, solange, bis mich das letzte Mal der Wecker von Chloe um halb sechs wachrüttelte. Sie stand immer eine halbe Stunde vor mir auf, um sich im Bad fertig zu machen, danach kam sie zu mir und weckte mich ein zweites Mal. Als wir dann beide fertig waren mit Zähneputzen und Umziehen, gingen wir gemeinsam die Treppen runter um zu frühstücken. Meine Eltern ließen die Sachen für uns meistens auf dem Tisch stehen, wenn sie vor uns aus dem Haus gingen. Erst am Frühstückstisch wechselten wir das erste Mal wieder ein paar Worte.
„Hast du gut geschlafen?“
„Nein, nicht so wirklich und du?“ fragte ich meine Freundin.
„Ich habe sehr gut geschlafen. Nachdem es nicht mehr so kalt war“, sagte sie amüsiert. Sie beeilte sich mit dem Frühstück, da ich wusste, dass sie schon den ersten Zug um sieben Uhr erwischen wollte. Sie schmierte sich das letzte Brötchen und packte es in ihre Schultasche.
„Wir sehen uns später in der Pause?“, fragte sie mich, als sie sich ihre Winterstiefel anzog und den Schal um ihren Hals wickelte.
„Natürlich, bis später“, rief ich ihr noch nach, bevor sie die Haustür hinter sich schloss.Ich ließ mir Zeit und packte erst alle Sachen zusammen, nachdem ich fertig war und ich keinen Bissen mehr runter bekam. Schnell sammelte ich die wichtigsten Sachen ein, wie Schultasche, Handy und meine Brille, die ich gestern in der Jackentasche vergessen hatte. Ich drehte mich kurz prüfend um, ob ich auch alle Lichter ausgeschaltet hatte und schloss erst die Tür, als ich mir sicher war. Nur zehn Minuten brauchte ich von zu Hause bis zu meiner Station. Dort standen neben mir noch viele andere Schüler, die auf den Zug warteten. Ich nahm immer den späteren Zug, da ich wusste, wenn Ian sich die Mühe machte aufzustehen, dann würde er diesen hier nehmen. Nach etwa drei Minuten fuhr er schließlich ein und ich konnte im hinteren Bereich einsteigen. Der Vorteil, wenn man weiter außerhalb wohnte lag darin, dass noch einige Plätze frei waren und es sich erst nach der Hälfte der Strecke so füllte, dass man stehen musste. Ich hielt Ausschau nach Ian, konnte ihn aber auf unserem gewohnten Platz nicht finden. Wieso war es mir irgendwie klar, dass er heute die ersten Stunden schwänzen würde? Alleine nahm ich auf dem Doppelsitz Platz und verstaute die Tasche im Fußraum. Ich konnte Ian noch nicht einmal eine Nachricht mit meinem Handy schicken, da er selbst keines besaß. Er würde schon irgendwann auftauchen, wie immer. Ist ja nicht so als wäre das eine Seltenheit bei ihm, sondern eine Gegebenheit. Nach circa zwanzig Minuten kam ich an unserer Schule an, der Stratos High. Die Schule bestand aus mehreren Gebäuden. Einmal die Klassensäle, dort fand der normale Unterricht statt, wie Mathe, Deutsch und Biologie. Dieser Bereich wurde als Block A bezeichnet. Dann gab es noch die Sportanlagen, welche sich im Block B befanden und etwas außerhalb lagen. Die Anlagen wurden nicht nur von Schülern verwendet, sondern auch gerne mal von der Stadt, die dort Veranstaltungen austrug. In Block B hatten wir auch eine große Festhalle, die die Theatergruppe gerne nutzte, da dort eine Bühne bereitstand. Block C teilte sich nochmals in drei Bereiche auf. Bereich eins war das Labor, der zweite Bereich war die Werkstatt und der dritte war die Mensa, dort konnten wir uns während den Pausen aufhalten. Einen Kiosk und eine Kantine gab es dort auch. Das Lehrerzimmer wiederum befand sich im ersten Block. Da ich in den ersten beiden Stunden Mathe hatte, schlug ich den Weg Richtung BA ein. Diese Kürzel benutzte hier jeder, selbst die Lehrer. Es war kurz vor acht, als ich vorm Klassenzimmer ankam. Wie jeden Montagmorgen mussten wir auf unseren Mathelehrer Mr. Brown warten. Ein paar Minuten nach Unterrichtsbeginn, tauchte er endlich auf, mit einer Tasse Kaffee in der Hand und in der anderen schon den Schlüssel, bereit uns gleich die Tür aufzuschließen. Er kam meistens zu spät, wenn Ian mal montags zur rechten Zeit erschien, dann machte er sich ständig über unseren Mathelehrer lustig, dass er nur zu spät käme, da er zu fett war und sich morgens lieber noch die Zeit nahm, um sich einen weiteren Donut reinzuschieben. Zwar mochte ich Ian´s Wortwahl nicht immer, aber die Tatsache, dass Herr Brown das Doppelte, wenn nicht sogar das Dreifache von mir war, konnte man nicht abstreiten. Als das Klassenzimmer offen war, nahm jeder seinen gewohnten Platz ein und packte seine Hausaufgaben aus. Von Ian war mal wieder weit und breit keine Spur und mein rechter Platz blieb leer. Die erste Stunde verbrachten wir damit, die Hausaufgaben zu korrigieren, welche Mr. Brown immer gerne ausführlich besprach und Schüler, die Unklarheiten hatten, aufklärte. In der zweiten Stunde kam dann wieder ein neues Thema dran. Die Doppelstunde am Montag machte mir gar nichts aus, ganz im Gegenteil, sie machte mir richtig viel Spaß, gerade weil Mr. Brown so ein angenehmer und gemütlicher Lehrer war, nur selten musste er streng werden, da die Hälfte der Klasse um diese Uhrzeit sowieso noch schlief. Pünktlich läutete die Glocke die erste Pause ein. Ich packte schnell meine Sachen, da ich wusste, dass Chloe in Block C auf mich wartete.
Als ich über den Pausenhof lief bemerkte ich, dass sich die Nebelbänke durch die Sonne langsam verflüchtigten. Die Bäume und Pflanzen hatten aber dennoch einen Frostschimmer, der in der Sonne wunderschön glitzerte. Die Luft roch sauber und erzeugte beim Ausatmen eine kleine Dunstwolke vor der Nase und dem Mund. Vor der Kantine und dem Kiosk gab es sehr viele Tische, an denen man Platz nehmen konnte, um sein gekauftes oder mitgebrachtes Essen zu verspeisen. In der Ferne konnte ich Chloe an ihrem rosa Schal erkennen und zu meiner Verwunderung auch Ian. Er saß auf einem der Tische und stellte seine Füße auf der darunter liegenden Sitzbank ab. Neben ihm stand ein Pappbecher mit Kaffee.
„Hi“, begrüßte ich sie alle, Chloe nahm ich kurz in den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Neben ihr standen ihr besten Freundinnen Lisa und Jenny, die mit ihr in dieselbe Klasse gingen, beziehungsweise fast die gleichen Kurse teilten. Neben Ian saß Stan, der seine Pausen immer bei uns verbrachte. Chloe und Stan kannten sich schon sehr lange, wie lange wusste ich leider nicht und woher auch nicht. Stan war so ein richtiger Durchschnittstyp, durchschnittlich groß, durchschnittlich gebaut und auch eine durchschnittliche Frisur. Braune Haare, braune Augen. Er interessierte mich nicht, ich fand ihn noch nicht einmal hübsch, aber er gehörte einfach zu unserer Clique. Ich wusste, ich durfte ihn nicht so anstarren, aber ich tat es trotzdem. Ian hatte die gleiche schwarze Jacke an wie gestern und wie immer eine blaue Jeans. Er trug schwarze Handschuhe, die an den Fingerspitzen offen waren, mit denen er gerade geschickt eine Zigarette drehte. Ich beobachtete ihn, wie er die fertige Zigarette zwischen seine Lippen heftete, wie er leicht die Augen zusammenkniff, was er immer tat, wenn er nach dem Feuerzeug in seiner Jackentasche suchte.Wie lässig er auf dieser Bank saß und wie sexy er damit auf mich wirkte. Mit einer Hand hielt er das Feuerzeug und mit der anderen schützte er die Flamme. Ich fühlte mich wie ein Perverser, der die ganze Zeit sein Opfer beobachtete. Eigentlich konnte ich es überhaupt nicht leiden, wenn er rauchte, am liebsten hätte ich ihm das Ding gleich wieder aus der Hand geschlagen und doch gehörte es zu Ian, es war ein Teil von ihm. Kaum hatte er die Hände runtergenommen, blickte er zu mir auf. Es traf mich wie ein Blitz, wie, als hätte mich jemand beobachtet und angeschrien, wie ein Kind, das etwas Unerlaubtes tat, das ihm seine Eltern zuvor noch verboten hatten. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Genervt über mich selbst brach ich schnell den Augenkontakt ab, den ich sowieso nie lange halten konnte. Diese blaugrauen Augen, die mich wahnsinnig machten.
„Hey, darf man hier nicht mal mehr eine Zigarette rauchen, ohne, dass du gleich sauer auf mich bist?“ fragte er entrüstet. Er zog zu meiner Erleichterung die falschen Schlüsse. Wie auch immer. Ich schüttelte bloß den Kopf, mehr an mich zur Warnung und dass ich die Bilder aus dem Kopf bekam. Unter meiner Jacke staute sich schon die Hitze. Das Klingeln zur nächsten Stunde befreite mich von meinen Qualen und es gelang mir, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Ich verabschiedete mich von Chloe und den anderen und schlenderte mit Ian wieder zurück Richtung Block A. Wir hatten jetzt gemeinsam zwei Stunden Biologie. Unsere Biologielehrerin war noch sehr jung und arbeitete hauptsächlich mit Aufgaben, die wir als Team lösen und bearbeiten sollten. Dadurch entstand im Klassenzimmer immer ein noch angenehmerer Geräuschpegel. Deshalb fiel es niemandem auf oder hörte zu, wie ich mich mit Ian wegen gestern unterhielt.
„Bist du gestern noch gut nach Hause gekommen?“ wollte ich von ihm wissen.
„Ja klar, habe aber noch einen kurzen Abstecher ins Quinn´s gemacht.“
Er war also noch in unserer Stammkneipe, aber seinem Geruch nach zu urteilen, hatte er es nicht übertrieben. Er hatte mal keine Alkoholfahne.
„Und was ist mit dem Brief, also dem Umschlag?“
„Ich habe ihn noch nicht aufgemacht“, gestand er. Er lächelte. „Das wollte ich eigentlich heute Mittag mit dir machen. Hast du nach der Schule Zeit?“ fragte er mich. Ich freute mich, dass er dabei an mich dachte.
„Ja, ich hab Zeit“, stimmte ich zu.
„Industriehof?“
„Industriehof“, bestätigte ich. „Hast du wenigstens das restliche Geld nachgezählt?“
„Ja habe ich.“
„Und?“
„Knapp dreitausend Dollar“, verkündete er erfreut. Das Geld würde aber niemals für die Rechnung reichen. Er sah mein enttäuschtes Gesicht.
„Den Rest bekomme ich auch so noch irgendwie zusammen, ich lass mir schon was einfallen.“ Er versuchte mich mit seinen Worten aufzubauen. Für eine Weile arbeiteten wir stillschweigend vor uns hin.
„Hast du Chloe wegen Samstag schon gefragt?“, unterbrach Ian die Ruhe. Ich schüttelte den Kopf, das hatte ich ganz vergessen.
„Ich frage sie aber gleich in der fünften und sechsten Stunde, da haben wir zusammen Poké-Kunde“ antwortete ich ihm. Die Unterrichtsstunde zog sich ein wenig in die Länge oder lag es daran, dass ich es kaum erwarten konnte, meinen Nachmittag mit Ian zu verbringen? Auch diese Doppelstunde wurde durch ein Klingeln zur Pause beendet. Unser Treffpunkt: Der gleiche Tisch vor dem Kiosk wie in der ersten Pause. Auch nun warteten die anderen schon auf uns.„Freust du dich auch schon auf die Poké-Kunde? So wie es aussieht, dürfen wir heute mit einem echten Pokemon arbeiten“, teilte Chloe mir erfreut mit. Sie freute sich riesig darüber und klammerte sich an meinem Arm fest. Ich freue mich mit ihr darüber.
Unsere Lehrerin hatte schon einmal ein Pokemon in die Unterrichtsstunde mitgebracht, doch letzte Woche kündigte sie an das wir heute sehr wahrscheinlich jeder eines zur Studie bekommen können. Natürlich nur leihweise. Den Pokemon durfte man nur dann besitzen, wenn man einen entsprechenden Ausweis besaß. Diesen jeder Trainer haben musste um ein Pokemon überhaupt besitzen zu dürfen. Das waren nun mal die Vorschriften. So einen Ausweis bekommt man schon mit vierzehn Jahren, wenn man sich entscheidet Trainer zu werden. Der einzige Haken an der Sache ist, dass dieser Ausweis und die Reise, wenn man sich dafür entschied, unglaublich teuer sind. Schon allein die Startgebühren, welchen die Aufenthalte und Übernachtungen im Pokemon-Center beinhalteten, konnte sich kaum jemand leisten. Geschweige denn, die Kosten eines Pokemon, welches einem zur Verfügung gestellt wird und deren Kosten für die Behandlungen nach einem Kampf oder ähnliches. Normalerweise wollte ich mich für solch einen Ausweis anmelden, daraus wurde leider nichts, da sich meine Eltern dagegen entschieden hatten. Sie meinten ich solle etwas Besseres aus meinem Leben machen und schickten mich auf die Stratos High. Den Poke-Kunde Kurs belegten Chloe und ich als Leistungskurs, da sie eines Tages mal als Krankenschwester in einem Pokemon-Center arbeiten möchte. Natürlich ist dafür ein super Notendurchschnitt notwendig und da ich auch gerne als Arzt für Pokemon arbeiten möchte brauche auch ich solch einen guten Notendurchschnitt. Nach der Schule ist für solch einen Beruf erst mal eine jahrelange Ausbildung Pflicht, bevor man sich überhaupt einen Pokemon nähern darf. Aber ich wollte schon immer mit Pokemon arbeiten. Vor vielen Jahren war ich mit meinen Eltern auf einem Jahrmarkt unterwegs. Dort gab es ein Streichelzoo für Kinder, damals konnte man dort kleine Haspiror und Mähikel füttern. Als mich dann zu dieser Zeit eines dieser Pokemon anstupste und nicht mehr von meiner Seite wisch, war es fortan immer mein Wunsch mit diesen wunderbaren Pokemon zu arbeiten. Heute durften wir das erste Mal eines studieren und die schon gelernten Sachen anwenden. Also war ich genau so aufgeregt wie Chloe.
„Ist ja echt zum Kotzen wie ihr euch aufführt“, meinte Ian genervt, der immer etwas allergisch auf dieses Thema reagierte. „Wir dürfen heute mit echten Pokemon arbeiten“, äffte Ian Chloe übertrieben nach. „Gibt es auch unechte?“ fragte er scherzend, um das Ganze noch lächerlicher wirken zu lassen. Ich weiß nicht warum, aber Ian hatte manchmal seine Phasen in dem er einfach nur ein riesiges Arschloch ist. Eigentlich sollte ich etwas sagen und meine Freundin verteidigen, doch sie war schon dabei ihn anzufauchen.
„Nur weil du Pokemon nicht ausstehen kannst, heißt das noch lange nicht das andere sie nicht mögen, geschweige denn lieben“, schrie Chloe in an.
„Das habe ich nie behauptet“, meinte Ian uns grinste dabei, was meiner Freundin gar nicht gefiel, denn sie schnaufte aufgebracht.
„Komm lass uns vor dem Klassenzimmer warten.“ Sie schlang ihren Arm unter meinem und zog mich unfreiwillig mit.
„Bis später“
Das war das einzige was ich ihm noch hinterher rufen konnte.Immer noch genervt zog sie mich bis zum Klassenzimmer in Block C, wo meistens die Poke-Kunde stattfand. Chloe beruhigte sich ein wenig als sie feststellte, dass das Klassenzimmer offen stand. Als wir eintraten ließ sie sogar meinen Arm los. Anders wie unser Mathelehrer Mr. Brown ist unsere Lehrerin für Poke-Kunde, Mrs. Winton immer bestens vorbereitet. Sie saß schon still arbeitend vorne am Lehrerpult und begrüßte uns kurz als sie uns bemerkte. Erst als ich mich umschaute, merkte ich neben unserer Lehrerin, den Tisch mit mindestens zwanzig Pokebälle. Bei diesem Anblick schlug mein Herz gleich doppelt so schnell. Also stimmt es, wir dürfen heute mit einem Pokemon arbeiten. Zuvor dachte ich, dass wir wieder nur bei einem unsere Studien durchführen dürfen. Doch die Anzahl der Bälle verriet mir, dass wohl heute jeder eines bekommt. Meine Vorfreude stieg an. Auf so etwas habe ich mich schon ewig gefreut und hatte es unserer Lehrerin letzte Woche nicht ganz geglaubt, als sie es verkündete.
Chloe und ich nahmen unsere gewohnten Plätze ein, welche zwei Tische im mittleren Bereich des Klassenzimmers waren.
Das hier war kein gewöhnliches Klassenzimmer, wie die in Block A in denen der normale Unterricht abgehalten wird. Hier besaß jeder seinen eigenen Tisch und musste keinen teilen. Dennoch hatten meine Freundin und ich einen direkte nebeneinander. Außerdem gab es an jedem Tisch ein kleines Waschbecken und eine Steckdosenleiste, mit verschiedenen Anschlüssen. Für die Handwerker und Künstler sehr praktisch, hier in der Poke-Kunde brauchten wir diese eher selten. Wir waren die Ersten, deshalb verhielten wir uns leise und flüsterten nur miteinander um unsere Lehrerin nicht zu stören, die sich wieder ihren Unterlagen widmete.
„Chloe, ich muss dich was fragen.“
„Schieße los.“
„Hast du am Samstag Zeit?“
Sie überlegte kurz.
„Ich weiß noch nicht, kann sein das ich arbeiten muss, wieso?“
„Ian und ich gehen am Samstagabend ins Wailiquide und wollten dich fragen ob du mit möchtest?“
Sie schaut mich mit großen Augen an.
„Zja, sag deinem Ian, dass er sich das hätte vorher überlegen sollen, bevor er mich so blöd anmacht.“ Das Thema brachte sie schon wieder ein wenig auf die Palme und mich ihre Wortwahl auch.
„Er ist nicht mein Ian“, blaffte ich zurück.
Aus irgendeinem Grund wusste ich, dass das Thema hiermit beendet war. Aber ich wollte nicht, ich wollte nicht, dass wir uns wieder wegen ihm stritten.
„Es tut mir leid.“
Was tut dir leid?“ fragte Chloe verwirrt.
„Das Ian dich vorhin so angeschnauzt hat, ich hätte was sagen sollen.“
„Du brauchst dich doch nicht wegen ihm bei mir zu entschuldigen“, sagte Chloe, ihre Stimme und Gesichtszüge wurden wieder etwas weicher. Wahrscheinlich eher aus Mitleid. Sie strich mir über die Schulter und lächelte mich aufbauend an.
„Ich weiß“, antwortete ich ihr. Keine Ahnung warum ich das tat, aber ich hatte das Gefühl es zu müssen, wer sonst würde sich für sein Fehlverhalten entschuldigen. Ian selbst? Dafür war er zu stolz. Bei dem Gedanke schüttelte ich grinsend den Kopf. Es klingelte wieder. Das Zeichen, dass die Pause nun vorbei war. Ich sollte mir deswegen keine Gedanken machen, deshalb konzentrierte ich mich wieder voll und ganz auf die vielen Pokebälle die vor uns lagen.Wie sich herausstelle waren wir nicht die Einzigen, die die Bälle erstaunt ansahen, reges Getuschel ging los, als sich immer mehr Schüler im Klassenzimmer wieder fanden. Mrs. Winton wartete geduldig ab. Bis die letzten Schüler den Saal betraten, diesen befahl sie die Tür hinter sich zu schließen und Platz zu nehmen. Sie stand auf verschränke die Arme und wartete auf die Aufmerksamkeit der Schüler, schnell war es muckspichustill.
„Willkommen zur Poke-Kunde. Wie letzte Woche schon angekündigt, wird jeder von euch seine eigene Studie an dem von mir zugeteilten Pokemon durchführen.“
Es war so still das man hätte eine Nadel fallen hören.
„Damit der Ablauf heute nicht ins Stocken gerät, bitte ich euch mir gut zuzuhören und meinen Anweisungen zu befolgen.“
Sie machte dabei ein paar Schritte zur Seite und befand sich nun vor dem Tisch mit den Bällen.
„Ich werde der Reihe nach eure Namen aufrufen. Derjenige Tritt nach vorne und holt sich bei mir seinen Pokeball ab. Danach setzt ihr euch wieder und lasst das Pokemon so lange im Ball bis jeder eines hat und ich euch das Kommando gebe ihn zu öffnen.“ Sie legte wieder eine Pause ein.
„Bitte, das meine ich wirklich ernst. Bitte versucht Ruhe zu bewahren um die Pokemon nicht gleich zu erschrecken. Sobald es befreit ist, dürft ihr mit eurer Studie beginnen. Wie wir es zuvor schon geübt und im Unterricht zuvor besprochen hatten. Versucht euch zu erinnern und verwendet das Lehrbuch nur im äußersten Notfall. Das erste wird wohl sein, das ihr euch mit ihm anfreundet, dass es euch zuhört. Ihr sollt die Aufmerksamkeit der Pokemon für euch gewinnen. Danach werdet ihr es Messen und Wiegen, dafür habe ich euch an der hinteren Wand ein paar Utensilien bereitgestellt.“ Sie deutete mit einer Hand an uns vorbei und wir folgten ihrem Blick. Tatsächlich da hinten standen mehrere Waagen und flexible Messbänder.
„Wie gesagt danach führt ihr eure Studie weiter. Schließlich sollt ihr herausfinden wer vor euch steht, mit wem ihr es zu tun habt. Am Ende der Stunde werde ich dann alle Pokebälle und eure Notizen einsammeln und bewehrten. Nun lange Rede, kurzer Sinn, ich würde sagen wir fangen einfach mal an“, verkündete sie erfreut und nahm sich ihre Liste mit den Namen aller Schüler zu sich und begann nach und nach die Schüler aufzurufen. Meine Anspannung wuchs nach jedem Namen.
„Brewster, Chloe.“ Meine Freundin stieg tapfer auf um ihren Ball abzuholen und lächelte als sie wieder neben mir war und ihn mir voller stolz präsentierte. Was für eins hatte sie wohl? Mit welchem System wohl unsere Lehrerin vorgegangen ist, entschieden hat, welches Pokemon wir bekommen.
„Hill, Michael“, rief sie meinen Namen auf. Nun war es endlich soweit. Mit wackeligen Beinen machte ich mich auf den Weg vor zum Lehrertisch. Sie drückte ihn mit in die Hand. Er war schwerer als ich dachte und fühlte sich in meinen Händen sehr kalt an. Metallisch.
Um nicht im Weg zu stehen, machte ich mich schnell wieder auf den Weg zurück auf meinem Platz.
Die restlichen Namen interessierten mich nicht mehr. Meine volle Konzentration galt nun diesem Ball, mit dem roten metallenen Deckel und der metallenen weißen Unterseite. Wenn man ihn genauer betrachtete, erkannte man die Maserung der Fräsmaschine. Diese Dinger wurden mit Sicherheit in einer großen Fabrik maschinell hergestellt. Eine schwarze Einkerbung trennte die beiden Kappen voneinander und in der Mitte gab es einen weißen Knopf. Ich wusste aus dem Unterricht, dass man auf diesen Knopf drücken musste um das darin befindende Pokemon zu befreien. So in Gedanken versunken, hätte ich beinahe den Startschuss verpennt.
„So meine Lieben. Es müsste jetzt jeder einen Ball haben.“ Ihr Blick ging prüfend über alle Tische.
„Nun gut, ich möchte euch nur noch einmal daran erinnern, behutsam mit ihnen umzugehen, falls ich sehe das sich jemand nicht korrekt verhält, werde ich euch verwarnen und gegebenenfalls auch das Pokemon wieder weg nehmen. Falls es dazu kommen sollte, gibt es am Ende Punktabzüge, also benehmt euch“, sagte sie warnend und schaute ernst in manche Gesichter. In meine Richtung schaute sie nicht.
„Außerdem bitte ich darum für den ersten Moment ruhig zu bleiben, wir haben hier Baby-Pokemon, außer ihrer Mutter und dem Züchter, haben sie von der Welt noch nicht sehr viel gesehen. Auch wenn sie keine Gefahr darstellen sollten, möchte ich euch trotzdem warnen, es sind immer noch Pokemon und selbst in den kleinsten steckt eine immense Kraft. Jetzt möchte ich euch nicht mehr länger hinhalten. Ihr dürft die Pokebälle nun öffnen.Zitat von RusalkaIch muss zugeben, dass mich die Atmosphäre dort am Bahnhof und in der Umgebung - vielleicht allein schon wegen deiner Schreibweise - stark an ein London des 19 Jahrhunderts erinnert hat.
Freut mich, dass es dich so sehr daran erinnert, für mich leider nur etwas traurig (bezugnehmend auf meine schlechte Arbeit, also keineswegs wegen dir :o ), dass ich mir eigentlich Stratos City mehr wie New York oder Chicago vorstelle. Ich muss mehr üben die Umgebung besser zu beschreiben, was mir ein wenig schwer fällt, wie es scheint xD
Das war es mal wieder von mir, ich hoffe dir hat das 3. Kapitel gefallen.
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