Frohe Ostern!
Zunächst einmal der Gesamteindruck: Dieser Wettbewerb war sichtlich schwerer als erwartet! Die Teilnehmer standen gleich vor mehreren Herausforderungen: Ein passendes geschichtliches Ereignis musste her, es musste sinnvoll erzählt werden UND dann musste auch noch ein sinnvoller Pokémonbezug da rein. Nexy freut sich sicher schon, dass ich hier direkt mit dem Edge-Vote anfange, aber ich mache mich nunmal gerne mit ausführlicher Kritik unbeliebt, denn: Meines Erachtens nach ist es keinem Teilnehmer gelungen, diese drei Dinge alle unter einen Hut zu bringen. Besonders der Pokémon-Bezug wirkt an den meisten stellen forciert (weil ist er ja auch...). Offensichtlich steht man immer vor der Wahl "Mache ich alle Charaktere zu Pokémon oder gibt es einfach Pokémon in meiner Erzählung?". Ich habe das Gefühl, niemand hat sich mit letzterem einen wirklichen Gefallen getan, denn auf diese Weise sind Pokémon zwar irgendwo drin in der Story, aber meist nur als Requisiten, die man auch hätte rausstreichen können - naja, macht ja auch Sinn, denn offensichtlich haben die nichts zur Geschichte der Menschheit beigetragen. Macht man nun alle seine Figuren zu Pokémon, muss man sich aber auch nach der Sinnhaftigkeit fragen, denn: Welche neuen Qualitäten gewinnen sie dadurch? Sind sie nur Pokémon, weil sie es sein müssen? Bei manchen bekommt man diesen Eindruck. Ich glaube, man hätte hier seine Szenarien eigentlich nach der Fragestellung aussuchen müssen "Wo hätten Pokémon sich sinnvoll einbringen können?" - die Expedition in die Antarktis, möglich gemacht durch den Flammkörper eines Magcargo. Maschock, die beim Bau der Pyramiden helfen... sämtliche Kriege! Naja, hinterher ist man immer schlauer, nech?
All that said, muss ich jedenfalls sagen, dass ich mit dem Ergebnis nicht ganz so zufrieden bin, wie ich's sein könnte. Gehen wir mal nach und nach durch, warum:
Abgaben 01 und 05 L'Incendie de Pompeii: Wo soll man da anfangen... Zunächst mal vllt da, dass ihr beide eure Hausaufgaben nicht gemacht hab. 5 Minuten im Internet und ich hab bereits gelernt, was in Pompeii wirklich passiert ist: Der Vulkan war bereits einen Tag ausgebrochen, bevor alle gestorben sind. Gestorben sind sie auch nicht, weil sie alle von der Lava überrollt wurden (dann wären das alles doch gar nicht so gut erhalten), sondern quasi durch eine Welle extrem heißen Gases. DANN folgte die Asche, die alles so schön abgedeckt hat. 15 Jahre zuvor hatte es da schonmal ein Erdbeben gegen, so dass das römische Ferienörtchen Pompeii ohnehin schon nahezu verlassen war. Da baute niemand groß auf. Die Römer hatten da ihre Ferienhäuser und sind dahin einfach nicht mehr zurückgekehrt, weil sie sich ohnehin um ihr Leben fürchteten. Wer noch da war, waren Sklaven und einfache Leute. Und mit Sicherheit btw kein König.
Auch wenn offensichtlich alle Hauptfiguren tot sind, ist das die einzige Abgabe, in der die Protagonisten quasi vor Ort noch sterben... und... wirklich? Habt ihr euch die erhaltenen Körperabdrücke aus Pompeii mal angesehen? Glaubt ihr, die haben sich einfach ruhig irgendwo hingesetzt und sich gedacht "Joar... Pech"?? Habt ihr mal einen Menschen in Todesangst erlebt? Man hätte ja vllt sagen können, dass man sich der Entscheidung der - Achtung! - Götter fügt, die gabs damals ja..., aber dass sich gleich in zwei Geschichten die Protagonisten innerhalb von 3 Minuten mit ihrem Schicksal abfinden? Keine Angst, keine Panik, keine Stages of Grief? Ich verschreibe euch beiden je 5 Folgen Attack on Titan, damit ihr euch mal mit nem Todeskampf auseinandersetzt.
Pokémonbezug übrigens: Abgabe 1 versucht iwie noch, die Fähigkeiten der Pokémon reinzubringen, aber ehrlich gesagt auch nich ganz so glaubwürdig. Da sind Magmar. Es gibt Feuer-Pokémon. Sag mir nicht, die können mit der Lava nich iwas machen. Es gibt auch Flug-Pokémon, die zahllose Leben retten könnten. Wäre wirklich die Lava das Problem gewesen, hätten die echten Römer in einer Welt voller Pokémon das Problem vermutlich relativ leicht lösen können.
tl;dr: diese Abgaben haben aus meiner Sicht sowohl historisch als auch psychologisch leider wenig zu bieten.
Abgabe 02: Ich habe mich beim Lesen gelangweilt. Hier der Versuch einer Erklärung, warum das wohl so war: Der "Hauptcharakter" ist unsympathisch. Soller auch sein, ich glaube, niemand versucht, mir Sympathie für Mary-Ann abzuluchsen. Allerdings macht das auch den gesamten "Konflikt" nicht. Der ist offensichtlich keiner. Marie-Antoinettes größtes Problem war ja, woher sie wohl Kuchen kriegen würde und insofern, ist es sehr schwierig, während das Volk draußen verhungert, sich auf ihre Seite zu stellen. Gleichzeitig ist der Text aber auch beinahe sachlich in der Darstellung *ihrer* Probleme, so dass ich auch nicht das Gefühl kriege, dass mir hier verkauft soll, wie überzogen Mary-Anns "Problemchen" sind. Sprich: Weder kann ich mich mit ihr identifizieren, noch kann ich sie wirklich für ihre offensichtlich absurden First-World-Problems (und das waren sie zu dieser Zeit wirklich!) verteufeln. Daher dümpelt das für mich irgendwo im Nichtssagenden rum.
Schwach auch der Pokémonbezug: MA hatte ein Coifwaff, yay. Pokémon spielen hier wirklich keine wichtige Rolle sondern erscheinen eher reingeschrieben, weil sie mussten. Ja, das ganze spielt in Kalos, okay, aber das macht den Braten iwie auch nicht fett, weil Kalos der Story nichts gibt. Es wurde nichtmal ein PokéCenter angezündet oder so.
Abgabe 06: Good luck, Mister Gorsky. Was ist da los!? Seriously. Warum sind die Namen abgeändert? Wem bringt das was? Welchen Sinn hat es, dass die Protagonisten Pokémon sind? Das hätten zwei meterhohe Amöben sein können und es hätte nichts an dieser Geschichte geändert. Was ist mit Weltraum-Pokémon? Wo sind Piepi, Lunastein, Jirachi? Hier hätte man so viel mehr rausholen können. Das war sicher ne nette Erzählung der Mondlandung, aber mehr leider auch nicht.
Und damit zu meinen Favoriten:
Vorweg: Ich hätte gerne [2 1 0] gevotet, darf aber nicht. Nicht nur muss ich 3 Abgaben bewerten, ich muss auch 6 Punkte verteilen. Ich sags euch ehrlich: Ich hätts eigentlich nicht getan.
Abgabe 03: Das gute an dieser Abgabe ist die Wahl einer sehr dankbaren Geschichte, die mir bisher im Übrigen unbekannt war. Die Protagonisten sind Pokémon, was ihnen eigentlich nur einbringt, dass sie selber schwimmen können. Das ist irgendwie auch schon alles, der Bezug ist also irgendwie nicht besser als anderswo. Etwas holprig auch das Lesen all dieser spanischen Namen. Überzeugt hat mich hier aber alles in allem die Pointe, die gut vorbereitet war und der Geschichte den nötigen Edge gegeben hat. Daher gibts die meisten Punkte (also 3, obwohl ich für den schwachen Pokémon-Bezug nur 2 geben wollte).
Pluspunkt auch: Niemand stirbt in dieser Abgabe!
Abgabe 04: Las sich aus meiner Sicht am angenehmsten. Der Titel und alles nahmen natürlich vorweg, worum es hier gehen würde, so dass das ein bisschen pointenlos war und ehrlich gesagt auch lang erschien. Also da zählen sich gefühlt seitenweise Omen auf, ohne, dass was passiert (Vorteil: Immerhin stirbt niemand!!). Der Pokémonbezug ist ein bisschen schwach, aber das mit den lateinischen Namen ist ein netter Touch (auch wenn ich sagen würde, dass die Römer durchaus Habitac gesagt hätten). Dafür und den guten Lesefluss gibts den zweiten Platz bei mir.
Abgabe 05: Moment mal! Die hatte ich doch schon! Stimmt, aber ich muss ja irgendwen jetzt noch bepunkten. Deshalb gibt es einen Trostpunkt trotz aller Unakuratheit. Konkret für die beste Einbindung von Pokémon innerhalb all dieser Abgaben. Ich glaube, wenn man iwie noch römische Mythologie reingenommen hätte, hätte man mehr rausholen können, aber Entei und Reshiram(?) waren ein guter Ansatz immerhin!
Oh und fast vergessen:
Abgabe 07: Die obligatorische Hitler-Abgabe. Aber: Wo ist in dieser Szene eigentlich Himmelsfegelein? Wenn er sich ohne Befehl entfernt hat, ist das Fahnenflucht, Verrat! Ich will Himmelsfegelein sehen! Sofort! Bringen Sie mir Himmelsfegelein! FEGELEIN! FEGELEIN! FEGELEIN!
Und damit die Punkte:
ID: 79060
A3: 3
A4: 2
A5: 1
Edit: Kurzer Nachkappt zu A2: Das Französisch zum Schluss ist falsch. La populace est morte, vive la reine! Musste mein innerer Klugscheißer noch unbedingt anmerken, weil das für mich in die (Nicht-)Bewertung einfloss. Wenn man sich schon dazu hinreißen lässt, ne andere Sprache drinzuhaben...