Abgabe 02 – Liebesgeständnis
Stilistisch ist diese Abgabe eigentlich ganz schön und doch fühle ich mich vom Ende überfordert. Was will dieser Schatten von mir? Und was dieses „denn“? Meine persönliche Theorie ist, dass es hätte „dann“ heißen sollen – oder ich bin ein Kunstbanause und sehe den genialen Kniff nicht…
Du weißt und scheußlich schreiben sich übrigens mit ß weil wegen Diphthong.
Abgabe 03 – Stehaufmädchen
Schöne Abgabe, die Sonne hier als Metapher. Der Text hoffnungsvoll ohne gleich kitschig zu sein, auch wenn diese Art von Charakter natürlich schon ein Klischee ist. Unpassend finde ich allerdings den Titel. Zum Stehaufmädchen fehlt diesem hier der Aspekt des Umgeworfen Werdens. Diese hier scheint sich ja nicht einmal umwerfen zu lassen.
Abgabe 04 – Sonnenballade
Ich mach’s ja sonst nicht, um niemandem auf die Füße zu treten, aber dann meckern Leute immer über nicht ausreichend ausführliches Feedback (und dann meckern sie über zu harsches Feedback…), deshalb muss ich dieses Gedicht jetzt doch mal eben ein bisschen kritisch auseinandernehmen.
Der Titel – ich zitiere mal von Wikipedia: „In der deutschsprachigen Literatur wird seit dem 18. Jahrhundert ein mehrstrophiges, erzählendes Gedicht als Ballade bezeichnet.“
Selbst wenn wir die Mehrstrophigkeit mal übergehen – das hier ist immer noch keine Ballade. Ode hätte es vielleicht besser getroffen.
Weiter im Text:
Leuchtend ist die Hülle KOMMA die dir gegeben ist.
Hell erstrahlst du die Weiten des Nichts. – Nein. Man kann jemanden/etwas BEstrahlen, aber ERstrahlen tut man immer selbst.
Sichtbar noch von unvorstellbaren Entfernungen. – Aus. Aus Entfernungen.
Erstaunlich ist der Prozess, der dich am Leben hält. – hier jetzt mal inhaltlich: Ist der Prozess so erstaunlich? It’s basic physics really. Vor allem aber: Nachdem es vorher so ein bisschen Pathos war, wird’s hier plötzlich wissenschaftlich. Dieser Bruch zerreißt mir den Vers ein bisschen, der auch für sich alleine stehen bleibt, weil die wissenschaftliche Richtung nicht weiter eingehalten wird.
Massig in deiner Form lässt du andere um dich kreisen. – Ich muss nicht wirklich erklären, dass massig zumindest in diesem Zusammenhang kein Attribut der Form sein kann. Reiner Calmund ist vielleicht massig in seiner Form, aber die Sonne ist eine Kugel, da schwabbelt nichts oder so und die Form hat ja auch wenig mit der Masse zu tun, die wiederum die Ursache für die Gravitation ist.
Essenziell für das Leben unserer Welt und doch kaum gewürdigt. – Excuse me? Kaum gewürdigt? Weißt du, wieviele Kulturen die Sonne angebetet haben? Heute beten wir ja nicht mehr so viel, aber wir betreiben Sonnenforschung, versuchen ihre Energie zu sammeln… von all diesen furchtbaren Leuten, die den Sommer lieben und sich dann rauslegen mal ab. Man kann viel behaupten aber nicht, dass die Sonne wenig gewürdigt wird, rlly.
Gefährlich für jene, die deine Nähe suchen. – Wo kann ich mich für die nächste Pilgerreise zur Sonne anmelden?
Harmlos schläfst du am Firmament und wachst über uns. – Gerade war sie noch gefährlich. Wasn nu? Die Antithese geht hier irgendwie nicht auf.
Fazit: Jede Menge feierliches Geschwurbel, das an sich selbst scheitert. Das bisschen Inhalt, das da ist, ist dann leider auch sehr wenig überzeugend.
Abgabe 05 – Lebenszone
Mein persönlicher Gedanke bei „gnädig ist das falsche Wort“ war in etwa „warum benutzt du es dann?“ – dass das ein Stilmittel sein sollte, ist mir natürlich klar, aber irgendwie kommt es etwas unbeholfen daher, ich glaube, das hätte man eleganter lösen können.
Murphys Gesetz sagt im Übrigen in etwa „wenn etwas schief gehen kann, wird es auch schief gehen“ – ich weiß nicht so ganz, warum ich dem Mann jetzt dankbar sein sollte und wofür.
Abgabe 07 – Ende
Ist nicht direkt der Sonnenkitsch, den man erwarten würde, trotzdem werde ich mit der Idee nicht so recht warm. Wie wir in Abgabe 09 lernen, hat die Sonne noch 4,5 Milliarden Jahre. Was da alles passieren kann (wenn man sich überlegt, dass die Menschheitsgeschichte sich gerade mal auf irgendwie 5000 Jahre beläuft). Die Polkappen sind vermutlich schon 30 Mal verschwunden und wieder aufgetaucht, die Menschheit entweder schon lange tot oder längst weg vom Planeten (vgl. Doctor Who!). Irgendwie versucht der Autor hier, mir so nen Bezug zu dieser Problematik zu geben, die für mich aber soo weit weg liegt, dass ich keinerlei Bezug herstellen kann.
Stilistisch schön ist die Angabe dieser Fakten, aber gerade, weil ich absolut nicht einschätzen kann, ob sie in irgendeiner Form stimmen könnten, stören sie mich inhaltlich dann doch wieder.
Abgabe 08 – Alola
Handwerklich sauber gearbeitet (wenn wir mal von diesem sehr gezwungenen Glaziola absehen) ist diese Abgabe für mich inhaltlich von beinahe schmerzhafter Belanglosigkeit. Eignet sich aber für Verlegenheitspunkte.
Abgabe 10 – Ecksonne
Parodiewettbewerb war doch gerade erst ?( Ich muss zugeben, beim ersten Mal fand ich diesen Text sehr doof, beim zweiten Mal musste ich sehr lachen. Der Groschen fällt wohl mit dem letzten Satz, wenn man merkt, dass der Autor einfach irgendwelchen Blödsinn geschrieben hat. Eine bessere Komposition des Texts wär‘s wohl gewesen, den Text schon früher als nicht ernst gemeint erkennbar zu machen. Aber hey, immerhin hab ich gelacht, was will man mehr von nem Wettbewerb?
Abgabe 12 – Sonnengleich
Auch diese Abgabe versucht den Ausbruch aus dem klassischen Sonnenkitsch. Die Sonne als persönlicher Bezugspunkt. Eigentlich eine gute Idee, scheitert für mich aber etwas in der Umsetzung. Denn die aufgezählten philosophischen Betrachtungen sind irgendwo das genaue Gegenteil von persönlich. Diese Philosophen haben nach abstrakter Allgemeingültigkeit getrachtet. Persönliche Bedeutung ist für mich „die Sonne erinnert mich an meine verstorbene Oma“. Und genau daran knüpft ja die Pointe, dieser letzte Satz an. Blöd eben nur, dass man sich im Mittelteil genau von dieser Bedeutung iwie entfernt hat und so geht der Text für mich nicht auf.
(Btw hatte ich bei dem Titel ja Louis XIV. erwartet – fast schade!)
Abgabe 14 – Sonnenaufgang
Abgabe 16 – Supernova
Persönlich gezogene Lektion aus dieser Abgabe: „Wenn du alt bist, sei ein egoistisches Arschloch zu all deinen Mitmenschen. Egal, wie sehr du sie nervst und quälst, denk nur an dich. SEI DER HELLSTE STERN!!!1111!!!“