Kennt ihr diese Clickbait und Farming-Kanäle, die aus billigen KI-Bildern "Dokus" basteln?
Hah ja, bin vor einigen Wochen das erste Mal auf Tiktok drauf gestoßen. Ich hatte mir nicht wirklich viel beim ersten Video gedacht, wobei ich die schon bisschen billig „produziert“ fand. Als ich dann auch die ersten „typischen“ Mittelalterfacts hörte und die Dinge immer komischer wurden - zu dem Zeitpunkt war mir noch nicht klar, inwieweit die KI-generiert sind -, war ich komplett lost.
Es gibt genügend naive Zuschauer, die das was sie sehen, für voll nehmen.
Definitiv. Allerdings ist meiner Meinung nach die KI als solche nicht das Problem des Ganzen, sondern fehlende Medienkompetenz.
Als Beispiel nehme ich hier wieder Tiktok, weil es witzigerweise in den Kontext gerade passt: Irgendwann bin ich auf einen Creator gestoßen, der vermeintliches Geschichtswissen vermittelt hat (frag mich nicht, worum es genau ging. Mir ist allerdings direkt aufgefallen, dass da irgendwas nicht stimmt). Da war halt ultraviel Unsinn dabei. Ding dabei: Er hat sich halt selbst aufgenommen und irgendwelche generischen Mittelalterbilder im Hintergrund, also wie auf einem Greenscreen, gezeigt (halt irgendwas, was man auch so bei Google finden würde). Also quasi, was klassische YouTuber oder Tiktoker eben machen.
Worauf ich mit diesem Beispiel hinaus will: Es braucht keine KI, um Unfug in der Welt zu verbreiten. Die Bielefeld-Verschwörung von 1993 fällt mir da spontan ein, die auch ohne KI auskommt und wenn man in der Geschichte der Menschheit gräbt, findet man sicherlich etliche Beispiele für Fakenews. Und die mussten auch ohne KI auskommen.
Klar, KI-Videos haben jetzt natürlich einen entscheidenden Punkt: Du kannst deine (im besten Fall überaus dramatischen) Inhalte visuell sehr stark ausgestalten und wenn du gut im Prompten bist, wird das sicherlich was Nettes für die Augen. Und wenn du das Ganze dann auch noch kurz halten kannst, damit die geringe Aufmerksamkeitsspanne für Tiktoks bedient wird, haste halt schon mal ne ganze Menge Klicks beisammen.
Mein Fazit ist daher an der Stelle: Joa, KI macht es halt in der Produktion einfacher, Quatsch zu verbreiten, aber der Anwender ist am Ende derjenige, der die Infos reinballert und der Konsument, dem Medienkompetenz fehlt, saugt‘s halt auf.
Und klar, nicht nur der Anwender ist per se Schuld an der Misere, weil die Krux bei KI ja darin besteht, auch selbst zu „denken“. Daher einmal die Brücke zu folgender Aussage von dir:
Und während es noch zu verkraften ist, wie Menschen vergangene Kulturen und Epochen wahrnehmen, gibt es da noch Medicine-KIs...
Witzigerweise hatte ich gestern oder vorgestern erst von Müffelviech einen Blog-Beitrag zum Thema KI in der Medizin gelesen. Und ja, ganz wild der ganze Themenkomplex, mit ganz viel Quatsch dabei, und vor allem auch recht gefährlich. Doch auch hier: Am Ende liegt es in der Verantwortung des Anwenders, mit einer vernünftigen Medienkompetenz ausgestattet zu werden, um abschätzen zu können: Ist das jetzt 1. eine verlässliche Info und 2. brauche ich gerade überhaupt KI für XYZ.
Aber ahja, der technologische Fortschritt. Ist er nicht wunderbar bzw. findet wunderbaren Einsatz.
Dementsprechend: Ich kann das von meiner Seite aus nicht so pauschalisieren. Ja, wir dürfen unsere Fähigkeit nicht verlieren, selbst zu denken. Und Medienkompetenz (!!!) ist ebenfalls ein wichtiger Teil davon, um Infos vernünftig einschätzen zu können. Gleichzeitig aber bin ich der Meinung, dass KI eine Unterstützung in vielen Bereichen sein kann, sofern sie sinnvoll angewendet wird.
Auch hier habe ich einmal ein ganz praktisches Beispiel: Ich arbeite bei H&M und wir haben sehr durchgetaktete Strukturen, Store Operations und co. Wir können auf die Viertelstunde genau ausrechnen, wann die Ware, die kommt, mit welchem Personaleinsatz komplett bearbeitet und im Store verkaufsbereit ist, welche Mengen liegen bleiben und welcher zusätzliche Einsatz nötig wäre, um Aufgaben nachzuholen. Das zu errechnen, dauert nur leider Ewigkeiten und hängt von mehreren Variablen ab (ich hab für die Planung davon täglich jedenfalls rund 20 Minuten einplanen müssen). Irgendwann habe ich ChatGPT mit allen Infos gepromptet, kann ihm jetzt alle variablen Daten sagen und habe innerhalb von 1 Minute alle Daten, die ich sonst in 20 Minuten errechnen musste.
Klar: Ich könnte wahrscheinlich jetzt auch eine Excel-Tabelle vorbereiten und hätte am Ende dasselbe Ergebnis. Doch ChatGPT macht mir das direkt als hübsche Tabelle fertig, ich muss nicht die Daten aus irgendwelchen Zellen wieder löschen, das Ganze überhaupt irgendwo speichern und kann das quasi ganz bequem am Handy machen.
Freilich: Nicht das schärfste Beispiel, um die Nützlichkeit von KI zu begründen, aber für mich ist das an der Stelle einfach noch mal eine ergänzende Erleichterung.