Kapitel 5 - Der Orden der heiligen Flamme
Entsetzt schaute Ben sich um. Doch der Feuerdämon blieb spurlos verschwunden. Er fragte sich, wo er ihm wohl entkommen sein mag. Nach ein paar Minuten gab Ben die Suche auf. Der Dämon konnte überall sein. Er betrat die Taverne, welche bereits voll mit Menschen war. "Hoffentlich ist noch ein Zimmer frei", dachte Ben. Zum Zeremonientag kamen immer viele Menschen, doch Ben und seine Eltern waren früher immer nach der Veranstaltung zurückgekehrt und Ben hatte meistens auf der Ladefläche der Kutsche, wo sonst Lebensmittel transportiert wurden, gesessen und den Sonnenuntergang genossen. Da er aber morgen wieder in der Stadt sein musste, wollte Ben heute hier übernachten. Er trat an die Theke. Der Wirt war ein breiterer, älterer Herr, der gerade ein Bierglas mit einem Lappen polierte. "Ich hätte gerne ein Zimmer für eine Nacht", sagte Ben.
"Du hast glück, es ist noch was frei", antwortete der Wirt, "das macht 50 Silberlinge." "50", fragte Ben erstaunt. "Es ist viel los im Moment", entgegnete der Wirt. Ben dachte nach. Das war sein halbes erspartes. Andererseits, wollte er morgen den Jägern beitreten."Ja, ich nehme es", sagte Ben und überreichte die Silberlinge. "Außerdem hätte ich gerne etwas Fleisch und Bier." "Macht zwanzig Silberlinge. Sucht euch einen Tisch", sagte der Wirt und stellte das Bierglas, das er gerade poliert hatte, in den Schrank, ehe er sich einem neuen widmete. Ben musste eine Weile nach einem freien Platz suchen. Schließlich setzte er sich zu einer Frau mit langen schwarzen Haaren und einer grünen Rüstung.
"Ist hier noch frei?" "Ja, setz dich ruhig," antwortete die Frau und trank etwas Bier. "Bist du Jägerin", fragte Ben neugierig. ""Ja, ich bin Ann und jage mit den Waldläufern. Nicht die angesehendste, aber dafür die größte Gruppe." "Ich bin Ben, ich habe vor mich morgen bei den Jägern zu bewerben." "Du hast gar kein Beutetier", stellte Ann überrascht fest. "Es ist mir entkommen", seufzte Ben. Ann lachte kurz und wurde dann wieder ernst.
"Du bringst einen Dämon lebendig in die Stadt und lässt ihn entkommen?" "Ich dachte nicht..." "Natürlich nicht, deswegen tötet man sie ja auch vorher. Damit so ein Problem gar nicht erst auftaucht. Was für eins ist es?" "Ein kleiner Feuerdämon." "Na toll", schimpfte die Jägerin und stand auf. "Wegen euch dummen Bauern wird noch die ganze Stadt brennen." "Woher weißt du das ich ein Bauer bin?" "Das sieht doch jeder. Und fang das Vieh ein bevor es die Stadt abfackelt, vorher brauchst du bei den Jägern gar nicht erst aufzukreuzen." Dann verließ sie die Taverne.
"Das fängt ja gut an", seufzte Ben, während er sein Essen bekam. Als er fertig war, verließ Ben ebenfalls die Taverne. Inzwischen war es in der Stadt noch voller geworden. Vom Tempel erklang eine Glocke, die bedeutete, das die Zeremonie begonnen hatte.An den Rändern der Straße vor der großen Treppe standen nun viele Menschen. Dazwischen schritten die Jäger mit ihren unterschiedlichen Bannern, die kennzeichneten, zu welcher Gruppe sie gehörten. Auf der Treppe stand eine Gruppe in langen weißen Gewändern mit goldenen flammenartigen Verzierungen, die von einer goldenen Sonne auf der Brust ausgingen. Dies waren die Priester des Ordens der heiligen Flamme. Die Jäger verneigten sich vor ihnen, ehe alle die Treppe hinaufgingen. Ann war in der Gruppe der Waldläufer nicht zu sehen. Es waren auch nicht sonderlich viele. Vermutlich gingen nie alle Jäger zur Zeremonie. Als die Priester begleitet vom vom Jubel der Menschenmenge die Spitze der Treppe erreichten, folgten ihnen die Jäger.
Erst als diese oben waren, durfte die Stadtbevölkerung folgen. Dann betraten sie den Tempel, wobei wie immer einige Menschen draußen stehen bleiben mussten, da im Inneren nicht genug Platz war. Die Priester und Jäger versammelten sich vorne. Wie immer wurde zuerst den Toten gedacht. Nach einem Gebet wurde neben dem Altar eine Tür geöffnet, durch die ein Karren kam. Ben erstarrte. Auf dem Karren lagen zwei große gelbe Feuerdämonen, die seinem ähnelten. Der Hohepriester trat vor und beschrieb, wie diese Bestien die Tore zur Hölle geöffnet hatten und einen ganzen Wald in Brand setzten. Dann beteten sie für die Toten, die von diesen grausamen Wesen aus dem Hinterhalt heraus in Stücke gerissen wollte.
Ben schluckte, als ihm bewusst wurde, was für ein Wesen er wirklich gefangen hatte. "An hatte recht. Ich hätte es direkt töten sollen. Und nun bedroht es die Stadt." Ben sah sich panisch um und sah nach einem Ausgang, doch leider war der Tempel so voller Menschen, das es kein durchkommen gab. Nachdem die Feuerdämonen in die Flamme geworfen waren, holte der Hohepriester mehrere pflanzenartige Wesen hervor, welche mit rasiermesserscharfen Blättern um sich schossen und damit sogar Bäume fällen konnten. Schließlich war die Zeremonie vorbei und Ben ließ sich von der Menschenmasse aus dem Tempel drängen. Er musste den Dämon finden, bevor er Schaden anrichten konnte.
Doch wo sollte er anfangen zu suchen? Während sich die Menschen am Fuße der Treppe verteilten, dachte Ben nach. Er war bisher immer nur kurz in der Stadt und hatte sich nie großartig umgesehen. Er ging den Weg zur Kaserne hoch und blickte erneut über die Stadt. Plötzlich fiel ihm ein Fleck verbranntes Gras auf, vor dem etwas Asche lag.
Offenbar hatte die Asche das Gras in Brand gesetzt. "Ist es mir hier oben entkommen", fragte sich Ben. Er blickte die den Grashang hinunter, doch dort war keine weitere Asche zu sehen. Am unteren Ende des Hangs war eine Hauswand. Neben dem Haus war jeweils ein Weg. Vorsichtig kletterte Ben den Hang hinunter und trat vor das Haus. Doch war sollte die Bewohner fragen. Ob sie einen Feuerdämon gesehen hatten? Sie würden ihn auslachen. Ben schaute vorsichtig durch die Fenster. Eines war offen und es schien niemand da zu sein. Neben dem Fenster befand sich ein Tisch, auf dem ein angebissenes Stück Fleisch war. Eine Milchkanne lag ausgelaufen auf dem Boden. "Er war hier", dachte Ben und stieg durch das Fenster.
Doch er fand keine weiteren Spuren. Vermutlich hatte sich der Dämon nur am Fleisch und der Milch bedient. Ben kletterte vorsichtig wieder durch das Fenster und ging zurück zum Weg. Er folgte diesm ein Stück und sah, das dieser in einer Kreuzung mümdete. Ben seufzte. "Bis ich den Dämon finde ist es wahrscheinlich schon zu spät."