Kapitel 3 - Aufbruch
Sina schrie laut auf, als jemand sie packte und in einen Käfig steckte. Plötzlich tauchte ein großes, rundes Gesicht vor ihr auf.
"Hab ich dich, kleiner Dämon", sagte der Mann und grinste. Sina fauchte. Doch der Mann ließ sich davon nicht beirren und brachte Sina ins Haus. "Hey Jungs, ich habe einen Feuerdämon gefangen. Er lungerte draußen auf dem Feld herum." Im Haus saßen drei Männer an einem Tisch und spielten Karten. Nun hoben sie ihre Köpfe und starrten sie an. "Ich dachte, du wolltest Bier holen?" "Habe ich auch, aber auf dem Rückweg sah ich etwas rotes durchs Gebüsch huschen und fand das hier. Er stellte Sina und mehrere Flaschen Bier auf dem Tisch ab und setzte sich.
"Ben, jedes Mal wenn man dich für ein paar Minuten aus den Augen lässt, schleppst du irgendein Zeug an." "Ivan, ich bin zum Jäger geboren." Die Männer lachten. "Du? Du gewinnst nichtmal einen Übungskampf."
"Mach ich noch, ihr werdet sehen. Ab jetzt geht es bergauf." Die Männer lachten erneut. "Was kann das Vieh", fragte Ivan. "Feuer machen", erklärte Ben und griff in den Käfig. Er drückte ein wenig auf Sinas Hals herum, bis sie eine kleine Flamme hustete. Sie schrie auf und knurrte. "Seht ihr?"
"Wow, ich bin beeindruckt. Ein feuerspeiender Winzling", sagte Ivan mit ironischem Ton und klatschte. "Ihr werdet schon sehen", rief Ben laut,"ich gehe damit in die Stadt und werde Jäger."
"Viel Glück, du wirst es brauchen", prustete Ivan. "Ihr werdet sehen", sagte Ben bestimmt. Nachdem sie einige Runden Karten gespielt hatten, standen sie auf und machten sich fertig zum gehen.
"Bis nächstes mal", sagte Ben und verabschiedete sich von seinen Freunden. Er schnappte sich den Käfig und verließ das Haus. "Ich werde Jäger und du wirst mir dabei helfen", sagte er leise. Dann ging er den plattgetretenden Weg entlang, welcher zwischen mehreren Häusern hindurchführte. Am Ende der Straße stand ein kleines Haus, welches er betrat.
Es bestand aus einem Essraum und einem Schlafraum. Nicht viel, aber für Ben reichte es. Er war vor einem Jahr aus seinem Elternhaus ausgezogen, da er sich für zu alt hielt, um noch zuhause zu wohnen. Ben schnappte sich sein Holzschwert und zog saubere Kleidung an, welche für den Stadtbesuch geeigneter war. Gerne würde er selbst in der Stadt wohnen, doch wie seine Eltern war er nur ein Bauer und hatte daher nicht genug Geld für eine Wohnung in der Stadt.
Als er fertig war, verließ er das Haus und sattelte sein Pampross, welches neben dem Haus in einem Stall stand. Den Käfig hängte er an die Seite des Sattels. Dann stieg er auf und zog die Zügel an. Langsam setzte sich das Pampross in Bewegung und folgte der Straße. Der Käfig baumelte vor und zurück, sodass Sina Schwierigkeiten hatte, sich auf den Beinen zu halten. Sie betrachtete das Pampross. Irgendetwas stimmte damit nicht. Sein Blick wirkte irgendwie leer.
Sina bekam eine Gänsehaut, obwohl sie nicht genau wusste, warum. War es der Blick? Oder doch etwas anderes? Plötzlich rief ben etwas und das Pampross begann zu rennen. Da der Käfig nun noch mehr wackelte, fiel Sina zur Seite und rutschte über den Boden. Ben trieb das Pampross an schneller zu reiten. Plötzlich sah er etwas weiter vorne mehrere Reiter in Rüstungen, die ihm entgegenkamen. Ben verließ die Straße und versteckte sich mit dem Pampross hinter einem Busch. Es war eine Wachpatrouille, welche ihn nur unnötig aufhalten würde, wenn sie ihn sähe. Außerdem könnten sie ihm den Feuerdämon abnehmen und mit seinem Holzschwert hatte er gegen echte Stahlschwerter keine Chance. Ben wartete, bis die Patrouille vorbeigeritten war und setzte seinen Weg fort.
"Puh, das war knapp", seufzte er, "du bleibst besser versteckt." Ben nahm ein Stück Leder und legte es über den Käfig. Schließlich erreichte er das Stadttor. Dort wurde er von einem Wachmann aufgehalten. "Halt! Wer seid ihr?"
"Ich bin Bauer und möchte in die Stadt." "Was ist euer Anliegen?" "Ich möchte mich bei den Jägern anmelden."
"Du, ein Bauernjunge?" Der Wachmann lachte. Anschließend öffnete er das Tor. "Nun gut, versuch dein Glück. Aber mach keinen Ärger." "Klar", antwortete Ben und ritt in die Stadt. Es war viel los auf der Straße.
Ben sah einen Wagen, der mit Gemüse beladen war, welcher sich seinen Weg durch die Menschenmenge suchte. Etwas weiter hinten sah er Stände, auf der Händler ihre Waren verkauften. Meistens waren es Lebensmittel, doch Ben entdeckte auch einen Werkzeugschmied und jemanden, der Schmuck verkaufte. Ein paar Kinder liefen lachend durch die Straße, bis sie schließlich in einer Seitengasse verschwanden. Überall herrschte reges Treiben, während Ben durch die Straßen ritt.
Schließlich stand er vor einer großen, langen Treppe, welche zum Tempel und zum Palast führte. Ben war oft zum beten im Tempel, doch im Palast war er noch nie.
Vielleicht war das aber auch besser so. Ben hatte gehört, das der König unter einem Fluch stünde und sich dieser auch auf den Palast auswirken soll. Allerdings waren dies nur Gerüchte, welche vom Tempel stehts geleugnet wurden. Da der Eingang zu den Kasernen woaders lag, lenkte Ben sein Pampross von der Treppe weg und bog nach rechts ab. Es gab zwar auch einen Zugang zur Kaserne neben dem Tempel, jedoch war dieser nicht für jeden zugänglich.
Der Weg den Ben folgte, führte an mehreren zweistöckigen Gebäuden und stieg steil an. Er hatte allerdings keine Stufen und war so problemlos auch mit breiten Karren befahrbar. Als er an der Spitze des Hügels angekommen war, konnte er die ganze Stadt überblicken. Es wahr ein atemberaubender Anblick, der Ben imm er wieder aufs neue ins Staunen versetzte. Etwas weiter vor ihm war ein breites hölzernes Tor, welches auf beiden Seiten in einer Steinmauer endete. Ben stieg von seinem Pampross ab und klopfte ans Tor. Es öffnete sich und jemand trat heraus. Die Person trug dieselbe Rüstung, wie die Wache am Stadttor. "Was wollt ihr?" "Ich möchte Jäger werden", antwortete Ben. "Heute ist Zeremonientag, kommt morgen wieder."
Ohne ein weiteres Wort zu sagen verschwand die Wache wieder und schloss das Tor.
"Stimmt", sagte Ben und schlug sich vor die Stirn,"das habe ich ja total vergessen." er beschloss umzukehren und sich in einer Taverne ein Zimmer zu nehmen. Er bestieg wieder das Pampross und ritt den Hügel hinab. Als er wieder vor der großen Treppe stand, sah er sich um. Ben stieg ab und sah die Straße hinunter.
"Wo finde ich eine Taverne?" Er drehte sich um und sah zur Treppe, wo gerade eine Frau herunterkam. "Entschuldigt, wissen sie, wo ich die nächste Taverne finde? Ich bin Reisender und suche eine Unterkunft." "Wegen dem Zeremonientag, nehme ich an", fragte die Frau, "einfach dort links und dann die zweite Straße rechts."
"Danke", sagte Ben und verabschiedete sich. Bei der Taverne handelte es sich um ein zweistöckiges Haus mit spitz zulaufendem Dach. Aus dem Inneren stieg ben der Geruch von Bier und Fleisch entgegen. Ben lief das Wasser im Munde zusammen, jedoch musste er aufpassen, das sein Geld auch reichte. Er hatte alles mitgenommen, was er hatte.
Dies kam ihm jedoch nicht sonderlich viel vor. Er stellte sein Pampross neben dem Haus an einem Wassertrog ab, wo bereits zwei weitere Pampross standen und tranken. Dann nahm er den Käfig, ließ das Leder aber absichtlich darüber, damit niemand seinen Fang sehen konnte. Als er den Käfig vom Sattel löste, fiel ihm auf, das dieser sich irgendwie leichter anfühlte war als vorher. Er hob das Leder an und starrte entsetzt auf das Loch im Boden des Käfigs.