Ich habe mich mit dem finden der Überschrift etwas schwergetan, aber hier ist nun auch mein Text. Mir ist nach dem schreiben aufgefallen, das der Text ein bisschen an die Weihnachtsgeschichte: "Die Geister, die ich rief" erinnert. daher habe ich einen ähnlichen Titel gewählt. Ich finde den titel zwar irgendwie nicht ganz zur Geschichte passend, aber ich fand leider keinen besseren. Da ich bei Tarot immer an das Mittelalter denke, habe ich die Geschichte dort angesiedelt.
Meine Karten waren der Teufel, der Wagen und der Eremit.
Den Teufel habe ich mit Abhängigkeit verbunden. den Wagen mit Aggression und Kontrollverlust den Eremit eher mit Einsamkeit.
Die Karten, die ich zog
Am Rande des Jahrmarktes stand ein rötliches Zelt mit spitzem Dach, welches an jeder Ecke von einer Fackel beleuchtet wurde. Eine Gestalt, in einen langen braunen Kapuzenmantel gehüllt, ging im Schutze der Dämmerung auf das Zelt zu. die Gestalt versuchte unauffällig zu wirken. Sie machte keine großen Schritte, ging aber dennoch zügig auf den Eingang des Zeltes zu. Als die Gestalt hineinschlüpfte, stieg ihr Qualm entgegen. Im Inneren des Zeltes saß eine ältere Frau an einem Tisch. Sie trug ein rötliches Gewand mit unterschiedlichen Mustern und wirkte, als würde sie warten. Als die Gestalt hereintrat, reagierte die Frau nicht. Ihr Blick schien den Besucher zu durchdringen. Dieser sah, dass ihre Augen milchig im Kerzenlicht schimmerten. Der Besucher setzte sich auf einen Stuhl, der ihr gegenüberstand. An den Stuhlbeinen waren kleine Glöckchen befestigt, die bei Bewegung des Stuhls klingelten. Nachdem der Klingelton erloschen war, brach die Frau ihr Schweigen. "Willkommen Suchender. Was ist euer Begehr?"
"Ich muss wissen, wie meine Zukunft aussehen wird."
"Warum wollt ihr das", fragte die Frau.
"Das geht euch nichts an."
Die Wahrsagerin zuckte kurz mit den Schultern und zog einen Stapel Karten aus einer Tasche an ihrem Gewand.
"Wie wollt ihr sie lesen, wenn ihr blind seit", fragte der Besucher.
"Ihr habt nach Wissen verlangt", sagte die Frau "also müsst ihr selbst lesen. Ich selbst brauche dieses Wissen nicht." Die Wahrsagerin mischte den Kartenstapel und zog anschließend drei Karten, die sie verdeckt nebeneinander auf den Tisch vor ihr legte.
"Die Entscheidung ging aber schnell", bemerkte der Besucher.
"Dreht eine Karte um und sagte mir, was ihr seht."
Der Besucher streckte vorsichtig seine Hand aus, nahm eine Karte vom Tisch und deckte sie auf. Als er das Bild sah, das sich auf der Karte befand, wich er erschrocken zurück. "Nein, das kann nicht sein. Ich habe doch versucht alles richtig zu machen. Was habe ich falsch gemacht", rief er verzweifelt. Die alte Frau lächerte und kicherte leise. "Ist es der Teufel oder der Tod", fragte sie. "Der Teufel", antwortete der Besucher, "woher wusstet ihr, das es der Teufel sein könnte? Ist der Tod auch unter einer der Karten?"
"Der Teufel und der Tod sind beides Karten, die bei den meisten dieselbe Reaktion hervorrufen, die ihr gerade gezeigt habt. Ob der Tod auch unter den Karten ist, vermag ich nicht zu sagen. Das wird sich später zeigen."
"Wozu, wenn ich ohnehin verloren bin?"
"Seit ihr?"
"Warum fragt ihr? Ich bin doch hier, um das herauszufinden."
"Erst sagt ihr, das mich euer Grund nichts angeht, was grundsätzlich stimmt. Dann behauptet ihr, die Antwort bereits zu kennen. Ich glaube, ich kann mir vorstellen, welche Karten ihr noch gezogen habt. Aber fangen wir vorne an. Wie herum liegt der Teufel von euch aus betrachtet?"
"Verkehrt herum."
"Verstehe."
Es war einer der Nächte, in der König Richard nicht schlafen konnte. Nicht etwa, weil ihn Alpträume quälten, sondern weil Demonstranten vor dem Schloss standen und schrien. Sie waren mit Fackeln bewaffnet und warfen Steine. Richard hatte seine Wachen angewiesen, das lästige Pöbel zu entfernen, doch sie kamen inzwischen in beinahe jeder Nacht zurück. In der letzten Woche gelang es sogar jemandem, in den Schlosshof zu gelangen. Zum Glück konnten die Wachen diesen Mistkerl aber schnell festnehmen und in den Kerker werfen. In Richards Augen lag Zorn. Er blickte von seinem Schlafgemach aus auf die Demonstranten herab. Sie hoben ihre Fäuste und verlangten nach Geld und Essen.
"Sie sollen arbeiten", dann kriegen sie Geld", dachte Richard, "stattdessen will dieses nutzlose Pack meine Schatzkammer leeren und meine Vorräte plündern!"
König Richard ließ seinen Blick über die Stadt schweifen. Viele Häuser waren heruntergekommen und die Stadtmauern waren ebenfalls in einem schlechten Zustand. "Kein Wunder, wenn sie ihre Häuser nicht in Schuss halten, sonder lieber vor meinem Schloss herumwüten!" Frustriert schlug Richard mit einer Faust gegen die Wand. Er schrie auf und schüttelte seine schmerzende Hand. Doch seine Wut wurde dadurch nur noch größer. Er nahm einen nahen Holztisch und warf ihn gegen die Wand, wo er krachend liegen blieb. Die Adligen blieben fern, weil er ihnen nicht genug Luxus bieten konnte. Plötzlich öffnete sich die Tür und ein Diener trat ein und verbeugte sich kurz.
"Ist alles in Ordnung mein Herr?"
"Willhelm, komm herein und tritt ans Fenster", sagte Richard und winkte den Diener zu sich.
"Sagt mir, warum sie nicht arbeiten", verlangte Richard und sah ihn wissbergierig an. "Es ist Nacht, Sir", gab Willhelm zu bedenken und blickte zu Boden.
"Das sehe ich selbst. Sie sollten nachts ruhen, und doch tun sie es nicht. Sie sollten tagsüber arbeiten, und doch tun sie es nicht. Wie soll ich sie verteidigen, wenn die Mauern aussehen, als könne man sie mit Füßen eintreten?"
"Das ist nicht das Problem der Menschen Sir"
König Richard wurde rot vor Wut.
"Was ist das Problem dieser Menschen", schrie er den Diener an.
"Nun...", begann Willhelm vorsichtig,"sie wissen von eurer vollen Speisekammer und die hohen Steuern, verbunden mit der Dürre,..."
"Schweigt", unterbrach Richard den Diener scharf,"ihr habt kein Recht über mich zu urteilen. Hinfort mich euch!"
"Versuchungen gibt es viele im Leben. Die Frage ist, wieviel ist gut für uns. Und wie sehr machen wir uns von unserem Besitz abhängig. Manchmal muss man mehr geben, um glücklich zu sein."
"Wie meint ihr das genau", fragte der Besucher. Die Wahrsagerin ging nicht auf seine Frage ein. "Deckt bitte die nächste Karte auf."
"Ein Wagen, der ebenfalls umgekehrt liegt. "Das dachte ich mir", sagte die alte Frau zufrieden.
"Lasst es mich euch erklären, bevor wir zur dritten Karte kommen."
Die Demonstranten waren nicht das einzige, was den König in Rage versetzte. Wenige Stunden zuvor hatte einen Brief erhalten, der besagte, dass das benachbarte Königreich den Handelsvertrag mit seinem Reich kündigte. Dadurch kamen noch weniger Waren ins Land, als ohnehin schon. Minutenlang hatte er entsetzt den Brief angestarrt.
"Verräter, allesamt", rief er wütend. König Richard verließ sein Schlafgemach und ging stampfend in sein Arbeitszimmer. Heute Nacht würde er nicht mehr schlafen können.
Im Arbeitszimmer waren weitere Briefe, die er beantworten musste. Manche waren noch ungeöffnet. In der Hoffnung auf gute Nachrichten, riss er einen Brief nach dem anderen auf. Zwei weitere Königreiche hatten die Verträge mit ihm gekündigt. Außerdem hatte er hohe Schulden. Und obwohl seine Schatzkammer voll war, weigerte König Richard sich irgendetwas zu bezahlen.
"Wenn sie Verträge brechen, können sie sich ihr Geld sonstwohin stecken", brüllte er und zerriss die Briefe. Kürzlich hatte ihm ein Königreich bei dem er Schulden hatte sogar mit Krieg gedroht. Frustriert trat er gegen einen Stuhl, der laut umkippte. Sie alle hatten sich gegen ihn verschworen. Die Adligen, die Handelspartner und sogar sein eigenes Volk.
"Ich verstehe", sagte der Besucher. "Gut, dann deckt bitte die dritte Karte auf."
"Ein alter Mann mit einem Stock und einer Laterne. Was hat das zu bedeuten", fragte der Besucher. "Das ist der Eremit. Den hatte ich weniger erwartet als den Wagen", antwortete die Wahrsagerin,"wie herum liegt er?"
"Diesmal nicht umgekehrt."
"Interessant."
König Richard schlug mit seinen Fäusten wütend auf den Tisch. Von draußen hörte er die Rufe der Demonstranten. Plötzlich ging die Tür auf und ein Berater trat ein. Richard starrte ihn mit großen Augen an. In seinen Augen lag Zorn und jede faser seines Körpers war angespannt. "Wag es ja nicht...", dachte Richard, während der Berater zu sprechen begann. "Sir, die Demonstranten..."
"Raaaauuuus!!!"
König Richard brach zusammen. Er lag zitternd am Boden und schrie aus Leibeskräften. Alle hatten ihn verlassen. Seine Freund, seine Familie und seine Handelspartner. Und sein Volk hasste ihn. Nach einer gefühlten Ewigkeit beruhigte er sich wieder und holte mehrmals tief Luft. Dann stand er auf und ging ans Fenster. Draußen protestierten immer noch die Demonstranten, doch das war ihm jetzt egal. Denn plötzlich überkam ihn eine seltsame Ruhe. Er öffnete das fenster und setzte einen Fuß auf das Fensterbrett.
Er sah hinunter auf die Menschenmenge, die nun schockiert nach oben blickten. König Richard stand nun am Rand des Fensters. Vor ihm ging es weit nach unten.
Er blickte über die Menschenmassen hinweg und ließ seinen Blick über die Stadt schweifen. Plötzlich sah er in der Ferne mehrere Zelte. Er erinnerte sich, das seit zwei Tagen ein Jahrmarkt in der Stadt war.
Plötzlich keimte so etwas wie Hoffnung in ihm auf. Er trat vom Fenster zurück und rannte durch das Schloss. Während er rannte, schnappte Richard sich einen Umhang, damit man ihn nicht erkennen konnte und verließ das Schloss durch den geheimen Fluchttunnel, da das Haupttor immer noch voller Demonstranten war.
"Ich verstehe", sagte der Besucher, "ihr habt mir sehr geholfen. Ich danke euch."
Der Besucher legte einen Beutel Münzen auf den Tisch. Die Wahrsagerin nahm den Beutel entgegen.
"Schön, freut mich, das ich helfen konnte." Der Besucher stand auf und verließ das Zelt.
König Richard kehrte über den Fluchttunnel in sein Schloss zurück. Er befahl seinen Dienern, einen Wagen mit Pferden auf den Hof zu bringen. Dann öffnete er die Speisekammer und trug mehrere Kisten voller Lebensmittel auf den Hof.
"Ladet sie auf", befahl er, "und räumt die Schatzkammer leer, ich habe Schulden zu begleichen."
Nach ein paar Minuten war der Wagen voller Lebensmittel.
"Öffnet das Tor", befahl Richard und trieb die Pferde an. Diese rannten durch das nun offene Tor, sodass mehrere Demonstranten erschrocken zurückwichen. Vor den überraschten Menschen stoppte König Richard den Wagen und stieg von der Kutsche ab. Er hob die Hände und bat um Ruhe. Die Menge verstummte.
"Ich habe lange genug an mich selbst gedacht und mich der Gier hingegeben", rief er, "Dafür möchte ich mich entschuldigen. In den nächsten Tagen werden wir gemeinsam unser Königreich wieder aufbauen und ich verspreche euch, ihr werdet in Zukunft immer genug zu Essen haben. Gleich morgen früh werde ich mich um all eure Probleme kümmern, doch für heute Nacht muss diese Wagenladung reichen. Greift zu!"
Während die Menschen sich jubelnd über die Nahrungsmittel hermachten, spürte König Richard etwas, das er schon lange nicht mehr gespürt hatte. Freude und Glück.