Hier wurde jetzt zwar schon länger nichts mehr geschrieben, aber ich würde trotzdem meine Meinung dazu geben. Dabei werde ich auch das bereitshäufig genannte Argument "es ist nur ein Spiel" außen vor lassen und etwas tiefer gehen, weshalb der ein oder andere das für weit hergeholt halten könnte :p
Ersteinmal zu der Frage, ob Pokemon Tiere sind: Es stimmt, viele Pokemon sehen aus wie Tiere und stellt so durchaus eine Verbindung zu den Tierkämpfen her. Jedoch hört im optischen die Ähnlichkeit zu Tieren schon auf, denn Pokemon sind in ihren Fähigkeit grundlegend anders.
Da wären nämlich die offensichtlichen Superkräfte dieser Wesen: Echte Tiere können nicht mal eben so Feursbrünste entfachen, genug Elektrizität freisetzen um Elefanten zu betäuben etc. So haben sie einen entscheidenen Vorteil: Während ein Hahn oder ein Hund seinem Besitzer wenig entgegen setzen kann und sich seinem Schicksal beugen muss, kann ein Flemmli oder ein Fiffyen seinem Trainer mehr entgegensetzen, sollte es genug von ihm haben, spätestens dann, wenn es schon gut trainiert ist und sich vielleicht schon entwickelt hat.
Ein Argument dagegen wäre natürlich, dass der Trainer in dem Falle einer "Rebellion" das Pokemon einfach in seinen Ball steckt. Auch wenn nicht ganz klar ist, wie die Bälle funktionieren, scheint es aber doch so zu sein, dass das Pokemon ebenfalls Kontrolle über seinen Ball hat. So befreit sich Jessies Woingenau (wie auch andere) regelmäßig aus seinen Ball, Pikachu weigert sich einfach in seinen Ball zurückzukehren und blockt Ashs anfängliche Versuche einfach ab. (Diese Mechanik gibt es in den Spielen zwar nicht , aber es wäre ja auch nervig, wenn man keine Kontrolle über das Geschehen hätte und ständig auf einen Zufallsgenerator angewiesen wäre, der prüft, ob die gewählte Aktion denn auch wie geplant ausgeführt wird ;-) )
Damit ein Pokemon aber rebellieren kann, muss es natürlich erst einmal verstehen, in welcher Situation es ist. Das setzt ein gewisses Maß an Intelligenz voraus, das sie auch zeigen! Pokemon verhalten sich im Anime so intelligent, dass sie durchaus mit Menschen gleichgestellt sind. Sie können untereinander problemlos kommunizieren. Menschen können ihre Pokemon auch sehr gut verstehen, wenn auch nicht 100% durch mangelnde Begabtheit in der menschlichen Sprache. Pokemon hingegen haben überhaupt keine Probleme Menschen zu verstehn. Sie können Komplexe Befehle verstehen und umsetzen, ohne vorher trainiert zu werden. Ein Hund muss erst einmal lernen, Kommandos zu verstehen und hat selbst da seine Grenzen. Außerdem denken Pokemon auch über Themen wie Entwicklung nach und können eine Meinung dazu entwickeln. Ashs Pikachu lehnt eine solche ab, sein Bisasam fühlt sich dazu verpflichtet und lernt dann von Ash, dass es nicht muss, wenn es nicht will.
Pokemon haben also ein stark ausgeprägtes Bewusstsein. Was kann uns das sagen? Nun, es ist sehr wahrscheinlich, dass sie sich des Pokemontrainings bewusst sind. Sie wissen von den Menschen, die durch die Gegend ziehen, Artgenossen fangen und diese zum kämpfen benutzen. Entweder haben sie es selbst beobachtet, oder haben von anderen davon gehört. Und wie zu Entwicklungen, haben sie zu diesem Thema eine Meinung. Wenn also das nichtsahnende Bidiza sich plötzlich im Besitz eines Trainers sieht, weiß es, wer dieser Mensch ist und was es von ihm will. Und es weiß, was es will. Wenn es also angewidert davon ist, zu kämpfen, welche Möglichkeiten hat es, außer dem bereits erwähnten Angriff auf den Trainer (der ja auch gegen seine Prinzipien wäre)? Es kann sich weigern, zu kämpfen. Einfach nichts tun, dann wird der Trainer schon begreifen, dass er es lieber freilassen sollte.
Wenn der Trainer es aber gewaltsam dazu zwingen sollte, DANN sprechen wir auf jeden Fall von einem Akt der Pokemonquälerei.
Wenn diese Pokemon jetzt aber so intelligent sind, wie ich sage, warum sollte es dann überhaupt moralisch sein, sie zu fangen? Die einfache Antwort ist: Weil sie einen Trainer haben wollen. Sie sind intelligent genug, eine Position zu all dem zu haben. Sie wollen kämpfen und stärker werden, da sie Zufriedenheit durch Kampf gewinnen. Vielleicht haben sie gesehen, dass von Trainer aufgezogene Artgenossen viel schneller stärker werden, als wild lebende. Also beschließen einige: Wenn ich so einen Menschen sehe, schaue ich, ob er das Potenzial hat, mich stärker zu machen. Wenn sich uns also ein wildes Pokemon zeigt, ist dies ein Test unserer Begabung. Ist das Pokemon überzeugt, bleibt es im Ball und hofft darauf, bald stärker zu werden.
Das mag vielleicht nicht universell zutreffen, aber es ist generell genug um zu sagen, dass der Pokemon Kampf ein sportlicher Wettbewerb ist, der auf freiwilliger Basis passiert. Wenn ein Pokemon nicht will, kämpft es auch nicht (Ashs Glurak oder getauschte Pokemon im Spiel).
Von daher sage ich: Nein, Pokemon Kämpfe sind nicht Tierkämpfe und verhamlosen diese auch nicht, da Pokemon ein grundlegend anderes selbstverständnis als Tiere oder Menschen haben, die Kämpfe nicht tödlich sind (und Pokemon über ein sehr gutes Heilvermögen verfügen) und freiwillig ablaufen.
Das war jetzt sehr lang, von daher sage ich danke, wenn ihr es bis zum Schluss gelesen habt. Außerdem hoffe ich, dass ihr meine Argumentation nachvollziehen könnt.