Hoktar
Du machst es dir an manchen Stellen zu einfach, denke ich. Mein früherer Mitbewohner erklärte mir einmal, Gott sei als ein Vater-Kind-Verhältnis zu sehen (man spricht ja auch vom heiligen Vater usw). Wenn man ein Kind hat, will man es natürlich am liebsten vor jedem Schaden schützen. Trotzdem wird man nicht immer alles tun um diesen Schaden vom Kind abzuwenden. Wenn ein Kind gehen lernt, wird es zwangsläufig auf die Knie fallen. Es weint, es sucht Trost, aber es wird weiter versuchen. Irgendwann kann es gehen. Später können die Fehler gravierender sein, vor allem, wenn die Kinder jugendlich sind und aus Prinzip alles anders machen als die Eltern gesagt haben. Man kann ihnen den Weg weisen, aber gehen müssen sie ihn allein. Fehler sind dabei unausweichlich, das wissen Eltern. Sie aber davor schützen, wäre unmöglich und nicht zweckmäßig. Manches Mal wird ein Elternteil etwas zulassen nur damit das Kind sein Handeln als Fehler erkennt.
Sieht man Gott als Vater, dann könnte er uns natürlich vor jedem Fehler immer und immer wieder bewahren. Er könnte jederzeit eingreifen, damit auch ja keine Knie aufgeschrammt und keine Atombomben gebaut werden. Doch die inzwischen sieben Milliarden Kinder müssen ihren Weg auch selbst finden. Er kann ihnen den Weg weisen, durch heilige Schriften zum Beispiel, aber er ist nicht dafür verantwortlich, wenn sich seine Kinder nicht daran halten. Selbst dann, wenn er genau wusste, dass sie sich nicht daran halten würden. Und das selbst dann, wenn der Maßstab bei Gott ein viel größerer ist, bei dem Menschen auch schnell mal zu Tode kommen. Das ist bitter, aber die Menschheit muss dann halt durch. Angenommen, es gibt ein Leben nach dem Tod, wo dann auch über die Menschen gerichtet wird, dann werden die Gestorbenen wohl entsprechend ihrer Taten gerichtet.
Für mich bleibt das größere Problem das von mir geschilderte Bekenntnisproblem, das Vengeance einfach mal übergangen hat. Vermutlich aus Versehen, dann kann er sich ja diesmal dazu äußern.
Und dann war da noch:
Sehe ich nicht so. Hast du dich mal damit beschäftigt? Die haben das auch nur gemerkt, weil ich in der Pause gern mal die Satanische Bibel gelesen habe. Hast du sie mal gelesen?
Satanismus ist voller Vorurteile. Wir werden oft mit Teufelsanbetern verwechselt. Ich frag mich, wenn man Gott anbeten darf, warum dann nicht auch Satan? Naja Satan ist für uns nicht wirklich eine Person. Eher ein Symbol.
Ich bin nicht Satanist geworden, um zu provozieren. Ich habe Kontakt zu Satanisten und die sagen:"Man kann nicht einfach so Satanist werden. Man wird als solcher geboren. Manche merken es früher, manche später." oder: "Lese die SAtanische Bibel. Erkennst du dich selbst darin, kannst du dich Satanist nennen."
Naja wir werden wohl immer mit solchen Vorurteilen leben müssen, aber da stehn wir drüber. Und nein wir sind keine Kindermörder, trinken kein Blut und opfern keine Tiere. Tiere sind für uns heilig. Bei uns stehen nunmal keine Götter im Vordergrund, sondern wir sind der Meinung, dass es kein höheres Wesen als den Menschen gibt.
Soll man mich halt Freak nennen. Wir wissen, dass es ok ist anders zu sein. Gläubige nennt man immerhin mit ihrem "Imaginären Freund" auch nicht verrückt.
Alles anzeigen
Normalerweise möchte ich Bastet klar widersprechen, wenn sie alles abseits des Mainstreams, alles was irgendwie extrem ist, als "jugendliche Provokation" abtut. Satanisten machen es mir da schwer, denn in Punkt 9 ist die Provokation aufs Wort festgehalten. Satanismus ist Provokation.
Aber ich mal der Reihe nach durch:
1. Damit kann ich leben. Jedem nach seinem Plaisir, wer lieber enthaltsam lebt, sollte das dürfen.
2. Auch damit kann ich leben.
3. Was soll "repräsentiert reine Weisheit" heißen? Wenn es heißt, dass man versuchen soll zu wissen statt nur zu glauben, dann kann ich damit leben, will man dagegen aussagen, Satanismus bringe reine Weisheit, dann ist es Anmaßung.
4. Hier muss ich Bastet vollkommen zustimmen: Niemand sollte sich selbst anmaßen zu wissen, wer was verdient hat.
5. Den Punkt werde ich im Anschluss behandeln, da er für mich der übelste von allen ist.
6. Ekelhaft, Sorge für Schwache empfinde ich als etwas gutes.
7. Der Mensch ist Tieren geistig weit überlegen, die Fähigkeit Handeln zu reflektieren, über uns selbst nachzudenken, unterscheidet uns von Tieren.
8. Legitimiert somit das Töten zum Zweck der eigenen Befriedigung. Widerlich.
9. Siehe oben: Provokation, nicht mehr, nicht weniger.
Warum ist mir Punkt 5 so wichtig: Ich konnte dem Christentum seit jeher nicht viel abgewinnen, aber "halte auch die andere Wange hin" ist für mich eine der klügsten Forderungen der Bibel. Gewalt erzeugt Gegengewalt. Und das immer und immer wieder. Dieser Kreislauf lässt sich nicht stoppen, wenn man immer wieder mitmacht. Und für mich bedeutet der Punkt mehr als nur Gewalt abzusagen. Allgemein heißt es auf Vorteile zum wissentlichen Nachteil anderer zu verzichten. Für mich ist genau das das Problem, dass im Grunde doch nur jeder an den eigenen Vorteil denkt und drauf scheißt, wenn die eigene Entscheidung zum Nachteil anderer ist. Im Kleinen wie im Großen. Gern auch weils halt jeder tut. Als würde damit Unrecht zu Recht.