Klassisches Beispiel, das man von Hollywood-Filmen kennt: Jemand sticht vor deinen Augen mit einem Messer auf deine Freundin ein, du hast 'ne Schusswaffe in der Hand. Was würdest du tun?
Natürlich würde ich wohl auf die Person schießen und damit auch höchstwahrscheinlich den Tod herbeiführen. Doch das ist nicht der Punkt. Angenommen, ich habe eben keine Schusswaffe, sondern "nur" einen großen Knüppel. Dann habe ich im Sinne der Notwehr das Recht der Person diesen Knüppel über den Kopf zu ziehen. Ich habe jedoch nicht das Recht seinen Schädel zu zertrümmern, wenn er danach bereits bewusstlos auf dem Boden liegt. Das ist der Unterschied, den ich meine, wenn ich betone, dass es hinnehmbar ist, wenn Notwehr Todesfolge hat, aber nicht das Ziel haben darf zu töten.
Und nein, ich tue nicht so, als sei Notwehr/Nothilfe ein Freibrief zum Töten. Mir geht es lediglich um das Rechts- bzw Unrechtsbewusstsein: Eine Abwehrmaßnahme, die vorrangig den Tod des Angreifers zum Ziel hat, ist nunmal aus meiner Sicht moralisch falsch.
Warum tötet man dann wegen Geld?
Böse gesagt, das ist genau das, was ein Henker tut. Aber nun gut, die Gründe dafür sind vielfältig.
Ich versuch mal aus dem folgenden die emotional aufgeladenen Abschnitte etwas auf die wichtigen Punkte zu reduzieren.
Wie sollen denn die Angehörigen der Opfer jemals Trost gespendet finden, für den Verlust ihrer Angehörigen, wenn man einfach nur sagt "Ei, ei, du bist ja krank, wir kümmern dich die nächsten 60 Jahre auf Staatskosten um dich, damit es dir besser geht!"
So kann es den Opfern vorkommen, doch die Wahrheit sieht leider oftmals noch schlechter aus: Weder um die Angehörigen der Opfer noch um die Täter wird sich tatsächlich hinreichend gekümmert. So werden in Gerichtsverfahren gegen Vergewaltiger nur selten Gutachten über die Täter erstellt und wenn doch, dann geht es in diesen Gutachten fast ausschließlich um die Frage, ob der Täter schuldfähig ist oder nicht. Ob vom Täter weiterhin eine Gefahr ausgeht und wie man diese Gefahr womöglich mindern kann, wird nur mangelhaft behandelt. Entsprechend mangelt es dann auch an Therapierung während der Haft, was wiederum zur Verschärfung des Problems beim Inhaftierten führt. Sprich: Wenn der nicht therapierte Täter aus der Haft entlassen wird, ist er gefährlicher denn je. Erst bei der Entlassung wird oft überhaupt erstmal geschaut, wies psychisch um den Täter steht. Das ist ein klares Versäumnis des deutschen Strafrechts. Es ließen sich sicher vor allem Wiederholungstaten verhindern, wenn man von Beginn an im Strafvollzug auch therapieren würde. Aber das kostet natürlich Geld und bei Geld findet Menschlichkeit leider oft ihr jähes Ende.
während meine Krankenkasse mir irgendwann mal erzählt, ich müsste nun darüber hinweg sein.
Da ich zum ersten Teil bereits was gesagt habe, nur zu diesem Teil etwas: Ja, das ist ein Problem, aber auch hier: Das kostet Geld und das sind die Menschen leider nicht bereit zu zahlen. Und das Geld für die notwendige Therapie würdest du auch im Fall einer Todesstrafe nicht bekommen. Weil es die meisten Menschen einen Dreck kümmert, wies dir tatsächlich geht, die sehen nur, dass du Geld kostest und dazu sagte ich bereits etwas weiter oben etwas. Im Übrigen zahlt die Krankenkasse auch nicht für Hilfesuchende, die noch nicht Täter geworden sind.
Damit hat man noch viel Zeit, Ungereichtigkeit geltend zumachen.
Aber irgendwann ist es halt zu spät. Da kannst du dich gleich fragen, ob du den Haufen Kohle für die Inhaftierung des Todeskandidaten bezahlst oder gleich für seine Therapierung und die der Angehörigen der Opfer. Alternativ kann man das türkische Modell anstreben, bei dem der Unschuldige halt im Knast verhungert, weil seine Familie das Geld für die Haft nicht bezahlen kann.
Ebenfalls gebe ich dir Recht, dass es unverantwortlich ist, dass Hilfesuchende leider überwiegend ignoriert werden. Sowohl bevor sie zu Tätern wurden, aber auch wenn sie in Haft sind, muss man ihnen Hilfe zugestehen, erst recht, wenn sie danach suchen.
Fakt ist für mich: Die Todesstrafe verhindert diese Verbrechen nicht, weckt aber den Anschein es würde etwas getan, selbst wenn man eigentlich überhaupt nichts macht.