Rechtfertigungen und Gründe gehen aber gerade bei der Causa Fremdgehen doch Hand in Hand, findest du nicht?
Wenn man jemandem einen Grund für etwas nennt, versucht man sich für gewöhnlich gleichzeitig auch zu rechtfertigen, indem man z.B die Schuld bzw. die Teilschuld an den Alkohol oder was auch immer gibt, was nun mal meines Erachtens einer Rechtfertigung für das Geschehnis gleich kommt.
Vielleicht haben wir da aber auch einfach andere Ansichtsweisen, was die Begriffsdefinition vom "Grund" ist, ich hielt mich da an "[1] das, durch was die Richtigkeit von etwas gerechtfertigt ist bzw. erklärt oder widerlegt wird" von Wiktionary.
Jein. Der Grund gibt (wenn wir Wiktionary glauben) eine Folgerichtigkeit an. Eine Rechtfertigung will dagegen die moralische Richtigkeit beweisen. Der Unterschied ist zugegeben nicht enorm riesig, aber doch wichtig für die Diskussion. Nehmen wir das Thema Alkohol: Zu viel getrunken, die Kontrolle verloren, fremdgegangen. Kausal betrachtet ist Alkohol als Grund fürs Fremdgehen zu betrachten. Rechtfertigung hieße nun, dass ich behaupte, weil ich zuviel getrunken habe, ist meine Handlung (Fremdgehen) nicht weiter schlimm.
Dementsprechend kann man problemlos Gründe nennen, ohne sich deshalb zu rechtfertigen, da Gründe die kausale Richtigkeit angeben, Rechtfertigung die moralische.
Zumal ich auch extra deswegen das "vertretbar" noch mit reinnahm, da man jemandem den Grund zwar erklären kann, wenn dieser ihn aber für nicht nachvollziehbar und vertretbar genug hält wird es meiner Meinung nach zu einem Vorwand, der den wahren Grund ersetzen soll, da man eben die Schuld auf etwas wälzt, was selber kein Schuldbewusstsein haben kann. Um bei deinem Beispiel zu bleiben:
Okay, erstmal bis hierhin, da das Beispiel etwas wirr erscheint. Wie schon oben aufgezeigt, ist die Nennung eines Grundes keineswegs eine Rechtfertigung und damit auch keine Schuldabweisung.
Zusätzlich hängt es nur vom Begründenden selbst ab, ob ein Grund ein wahrer Grund ist oder nicht. Wenn ich behaupte, aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums sei ich fremdgegangen, kannst du das für nicht nachvollziehbar und nicht vertretbar halten, es ändert an kausaler Richtigkeit erstmal gar nichts. Wenn ich mich tatsächlich volllaufen lasse, damit ich morgen dann erklären kann, es sei der Alkohol gewesen, dabei wollte ich die Person eh ins Bett kriegen, dann wird daraus ein Vorwand. Übrigens wieder etwas anderes als Grund und Rechtfertigung.
DU (der Fremdgeher, nicht du persönlich jetzt :D) bist es der den Alkohol in einem Rahmen konsumiert, in dem er deine Handlungen in dem Maße beeinflusst, dass du meinst Sachen zu tun, die du ohne ihn nicht tun würdest, obwohl du über den Effekt, den übermäßiger Alkoholkonsum haben kann, sehr gut Bescheid weißt und weißt, dass du in einer Party bist, indem das "Fremdgeh-Risiko" nun mal erhöht ist und du zu Hause einen Partner hast, der auf dich wartet mit dem Versprechen, dass du ihm mit dem Eintreten in eine Beziehung gegeben hast, treu zu bleiben.
Nun setzt das voraus, dass man seinen Alkoholkonsum gut einschätzen kann, weiß, was man verträgt. Das muss nicht zwingend der Fall sein. Es hängt ja teilweise am Alkohol selbst, der ausgeschenkt wird. Ich kann ja wissen, dass ich bei vier Bier aufhören sollte, bringt mir nur wenig, wenn Whisky-Cola getrunken wird. Oder besser noch ne selbstgemachte Bowle, bei der keiner so genau weiß, wieviel Alkohol da eigentlich drin ist.
Welchem Ursprung entspringt es denn deiner Meinung nach?
Zum Beispiel dem Wunsch mit vielen verschiedenen Partnern Sex zu haben. In offenen Beziehungen wird zum Beispiel Sex und Liebe recht deutlich getrennt. Man kann ohne Liebe mit jemandem Sex haben und man kann jemanden lieben ohne mit ihm Sex zu haben. Und dazwischen gibt es halt auch einige Varianten.
Dass es nicht einfach ist, da gehe ich mit dir konform, es ändert aber nichts an der Tatsache, dass es wenn man eine langfristige Beziehung anstrebt getan werden muss, so unangenehm und unbequem es manchmal auch sein mag. =/
Die Ironie ist, dass es oft in langfristigen Beziehungen genau daran krankt. Frisch verliebt stören viele Dinge noch nicht, da macht man schonmal Zugeständnisse und traut sich dann später eben nicht diese anzusprechen.