Zoomania
Heute lief er in den Kinos an und ich hatte einfach Bock auf einen schön getricksten Kinderfilm. Außerdem hat mir der Trailer sehr gut gefallen. Kurzer Story-Abriss: Wir sind in einer Welt, in der keine Menschen, sondern alle Tiere die Evolutionskette weiter hinaufgeklettert sind. Dabei haben Raubtiere ihre Fleisch- und Blutgier überwunden und leben nun Seite an Seite mit den ehemaligen Beutetieren. Dennoch gilt: Alle Tiere sind gleich - nur manche Tiere sind gleicher als andere. So erntet die junge Häsin Judy Hobbs nur Spott und Hohn, als sie von ihrem Traum berichtet, Polizistin zu werden: Ein Berufszweig, der Raubtieren und großen Säugetieren vorbehalten ist. Sie straft all ihre Kritiker Lügen und macht ihren Traum wahr - und mit ihrer Anstellung in der Tiermetropole Zoomania bekommt sie direkt einen heiklen, die ganze Gesellschaft verändernden Fall serviert ...
Story: Wir reden von Disney. Wir reden von einem Film, den man beruhigt auch mit 5jährigen sehen kann. Deswegen braucht man von der Story keine Wunder erwarten. Sie ist - klar - vorhersehbar, aber rasant erzählt und nicht langwierig. Im Gegenteil, eher tendiert man dazu, einzelne Etappen zu kurz abzugrasen, aber das ist bei einem Kinderfilm auch einfach notwendig. Sonst ufert das aus. Was ich den Machern hoch anrechne, ist die Tauglichkeit für die ganze Familie. Hier haben die Eltern genauso ihren Spaß wie Kinder und bekommen sogar 2-3 Anspielungen geschenkt, die Junior und Juniorin noch nicht verstehen können SOLLTEN (eine Anspielung auf Breaking Bad zum Beispiel, oder auch "Der Pate").
Botschaft: Klar der stärkste Aspekt an dem Film. Tolle Botschaften, gekonnt rübergebracht. Kein Zeigefinger, kein Pathos, kindgerechte Aufbereitung. Vielleicht etwas simplifiziert, so geht Judys Ausbildung durch ihre knappe Abhandlung im Film beispielsweise doch etwas zu glatt über die Bühne. Aber der Film will auch gar nicht die endgültige Moral übermitteln, sondern eher den Grund, das Fundament für die eigene Erkenntnis legen. Außerdem ist er erschreckend aktuell, denn Politik durch Angsteinflößung wird aufgegriffen. Eine wichtige Lektion.
Bilder: So. viele. Farben. Der Film ist abschnittsweise eine echte Augenweide. In einem Interview in der Süddeutschen hat der Regisseur vermittelt, dass die sechs Jahre an dem Film gesessen haben und das glaube ich ihm auf's Wort. Toll gemacht, auch der 3D-Effekt war sinnvoll eingesetzt. Man hätte noch mehr aus den Stadtvierteln rausholen können, aber hier stand einfach Screentime vs. Erzähltempo, und man hat sich für letzteres Entschieden. Bei einem Kinderfilm auch die richtige Wahl, würde ich sagen. Die Tiere sind mit Hingabe und Liebe modelliert worden, das merkt man richtig. Es wird hier nur manchmal geklotzt bei den Bildern und Kamerafahrten, aber das macht den Film auch so spritzig statt steif.
Protagonisten: Stimmig, sympathisch, gewitzt und "menschlich". Nick, der Fuchs, ist mir dabei noch etwas lieber als Judy, die Häsin, aber sie haben beide ihren Charme und geben ein tolles Team ab. Der Hauch eines Love-Interests wurde am Ende dann tatsächlich noch eingebaut, aber das kann ich den Machern gut verzeihen. War dezent genug. Hier hätte ich absolut nichts gegen eine Fortsetzung einzuwenden.
Bonuspunkt: Der Wüstenfuchs-Elefant. Wenn ihr ihn seht, wisst ihr, was ich meine
Negativ: Es gibt im Film echt fast nur Säugetiere. ._. Amphibien, Reptilien oder Insekten? Nope.
Synchro: Moderat gut bis unauffällig. Es sind nicht ganz so viele mir bekannte Stimmen dabei, das fand ich mal ganz gut. Negativpunkt: Rüdiger Hoffmann, der das Faultier Flash spricht. wtf. So furchtbar. Zum Glück hatte er nicht viel Text.
Also von mir eine klare Empfehlung ABER: Man MUSS ihn nicht im Kino gesehen haben. Wer für den 3D-Film keinen Aufpreis zahlen will, kann beruhigt abwarten, bis er bei den Streamingportalen oder auf Datenträgern erhältlich ist.