Anlässlich des Galileo-Beitrags vom Donnerstag (12.11.) habe ich mal einige Fragen bezüglich Frutarier/Frutaner.
Ich weiß nicht ob hier Frutaner im Forum unterwegs sind (laut Abstimmung 4?), die mir darauf antworten könnten. Einige Dinge vorweg. Ich bin weder Vegetarier, Veganer noch Frutaner. Ich möchte auch keinen beleidigen oder blöd kommen der Frutaner ist, geschweige denn von seiner Lebensphilosophie abbringen oder ihm diese vermiesen. Es gibt aber bezüglich des frutanen Lebensstiels einige Ungereimtheiten bzw. Wiedersprüche.
Eins noch. Ich bin von Beruf Gärtner (und zudem noch, ich nenne es mal "Hobby-Botaniker"). Und nicht nur irgend einer, sondern (ohne angeben zu wollen) ein sehr sehr guter! Ich habe also viel Ahnung von Botanik und Pflanzen und deren Funktionsweise.
Als erstes würde mich das "Warum" interessieren. Warum ernähren sich Frutaner nur von Lebensmitteln, wobei (angeblich) kein Lebewesen schädigt oder getötet wird? Wie kommt man zu dieser Ansicht, bspw. die Karotte nicht aus dem Boden zu ziehen und zu essen, da diese dann ja getötet wird. Was sind die Hintergründe für diese Einstellung? Evtl. religiöse?
Entgegen was im Startpost steht, essen nach meinen Informationen Frutaner auch Getreide und andere Pflanzenteile neben Früchten, wie Samen (z.B. Nüsse, Bohnen usw.), Blüten und Blätter & Stängel (meist nur zu medizinischen Zwecken).
Es geht ja hauptsächlich darum keinem Lebewesen zu schaden und schon gar nicht es zu töten. Ob Pflanze oder Tier. Bei Tieren können die meisten das wohl nachvollziehen. Es sind fühlende Lebewesen, die bspw. Angst, Schmerz oder Trauer empfinden können. Wobei man hier auch wieder zwischen den einzelnen tierischen Lebensformen unterscheiden muss. Haben viele wirbellose Tiere wirklich diese Empfindungen oder sind diese alles nur Reflexe und Instinkte, die genetisch vorprogrammiert sind. Aber das ist ein anderes Thema. Zudem ist sich da die Wissenschaft auch noch ziemlich uneinig. Wäre aber mal ein Thema was man gesondert diskutieren könnte!
Pflanzen sind nun eine völlig andere Lebensform, auf die man so etwas wie Gefühle nicht so einfach übertragen kann, wenn überhaupt!
Wie kommt also der Frutaner darauf, ich tue der Pflanze "weh", wenn ich ihr ein Blatt abreise und dies esse? Sprechen die Frutaner Pflanzen wirklich so etwas wie Gefühle und ein Schmerzempfinden zu?
Ich möchte gar nicht dagegen sprechen, dass Pflanzen nicht evtl. auch auf eine Art und Weise eine Art Bewusstsein haben, was wir als tierische Lebensform (noch) in keinster Weise nachvollziehen können. Ich habe übrigens zu dem Thema das Buch "Das geheime Bewusstsein der Pflanzen" gelesen. Also weiß ich in etwa bescheid.
So, wieder zurück zum Thema "kein Lebewesen töten". Der Frutaner möchte auch keine Pflanzen töten. Da gibt es nur einen kleinen Hacken! Wenn Frutaner Getreide, Nüsse, Bohnen, Erbsen, Linsen usw. essen, töten sie damit massenhaft Lebewesen! Denn... Samen enthalten (in den meisten Fällen) einen Keimling, d.h. einen Pflanzenembryo. Dieser Keimling hat alle Teile die eine fertige Pflanze auch hat, sprich Wurzel, Spross und Blätter. Biologisch betrachtet ist dieser Keimling ein Lebewesen. Er befindet sich zunächst aber in einem Ruhezustand, bis er keimt.
Jetzt könnten allerdings einige gleich aufschreien und sagen: "Halt! Ein Samen ist kein Lebewesen! Erst wenn der Samen anfängt zu keimen und zu wachsen und einen richtigen Stoffwechsel betreibt, zählt er biologisch als Lebewesen."
Tja, das ist wohl ein Streitthema wo sich die Wissenschaft nicht einig ist. Ich jedenfalls bin der Meinung, das Samen, sofern sie keimfähig sind, Lebewesen sind. Denn auch Samen, genauer der Keimling hat einen minimalen Stoffwechsel um seine Keimfähigkeit zu erhalten. Das Nährgewebe um den Samen herum ist auch irgendwann aufgebraucht, auch wenn der Samen nicht gekeimt ist. Bei manchen Samen genügen einige Wochen/Monate bei anderen viele Jahre.
Meiner Meinung nach nutzen hier die Frutaner diese eine wissenschaftliche Sichtweise (das Samen/Keimlinge keine Lebewesen wären) aus um somit den Verzehr von Samen zu rechtfertigen, da er sonst nämlich gegen ihre Lebensphilosophie widersprechen würde! So wäre der Speiseplan ziemlich eingeschränkt, denn fast jede Frucht enthält Samen. Wie sehen das andere?
Ein anderes Beispiel. Brot enthält Hefepilze. Hefen sind Lebewesen. Diese werden wenn nicht beim Backen, spätes beim Verzehr getötet!
Wie verhält es sich hier? Bilden Mikroorganismen hier eine Ausnahme? Es sind zwar lebende (meist einzelne) Zellen aber "Wesen"?
Was mich zu der Frage bringt. Essen Frutaner Pilze? Die Pilze, die man für gewöhnlich so ist sind meist die Fruchtkörper des eigentlichen Pilzgeflechtes. Theoretisch also ja, denn es ist ja nicht das Lebewesen an sich, sondern nur das "Fortpflanzungsorgan".
Das sind u.a. so einige Ungereimtheiten, die mich an dieser Lebenseinstellung stören. Ist es evtl. sogar Selbstbetrug? Werden sich hier die einzelnen Fakten teilweise nur zurechtgebogen bzw. nur die Sichtweisen vertreten die gerade dazu passen?
Mich würde wirklich die sachliche Meinung eines Frutaners dazu interessieren! Aber alle anderen können natürlich schreiben wie sie das sehen. Aber bitte keine Sprüche bringen wie "Die sind doch alle bescheuert!" oder sowas. Das hilft keinem weiter.
So, das solls erst mal gewesen sein. Ich hab bestimmt noch die ein oder andere Frage vergessen. Aber die stell ich dann evtl. später.