Ich hab eher das Gefühl, dass man Internetaktivitäten mit dem RL gleichsetzen will.
Nun, wenn du Zeit vor dem PC verbringst (ob nun beim Zocken oder Surfen ist ja zunächst egal), ist diese Aktivität natürlich eine RL-Aktivität. Ich gebe dir recht, jedenfalls wenn ich dich richtig verstehe, dass es problematisch wird, wenn ich das, was da ingame passiert, mit dem RL verschwimmen lasse, und letztlich beides verwechsle. Das liegt einfach daran, dass du es nicht, wenn du jetzt bspw. ein Single-Player-RPG spielst, mit echten Personen zu tun hast. Also auf Single-Player-Ebene gebe ich dir völlig recht.
Wenn du nun aber in einem Forum unterwegs bist, oder mit mehreren Menschen zusammenspielst, dann hast du es faktisch mit echten Menschen zu tun, die es im "RL" nunmal gibt und die keine Fantasiefiguren sind. In diesem Kontext kommt es dann einfach darauf an, ob und wie man miteinander kommunizieren kann. Ist es so, wie bspw. in Pokemon X/Y, wo ich in einem Online-Kampf nicht chatten kann, dann ist mein Argument natürlich recht nichtig, aber wenn man, wie bspw. in WoW, weil es hier ja nun als Bsp. genannt wurde, mit anderen Leuten chatten kann, sieht die Sache einfach anders aus.
Zumal wer sagt denn bitte, dass sich daraus nichts weiter entwickeln kann? Vor etwa 11 Jahren hatte ich mit zwei Klassenkollegen mal einen Wc3-Clan gegründet. Wir erhielten entsprechend irgendwann Mitglieder, also wildfremde Menschen, die wir nicht kannten. Mit der Zeit hat man aber den ein oder anderen doch etwas besser kennen gelernt. Man ging zusammen in Skype, sprach über Gott und die Welt, zockte zusammen, lachte zusammen. Vier Jahre hielten diese Bekanntschaften und ich sah sie sehr wohl als Freunde an.
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Ja, wenn man sich am Fußballplatz trifft, ist das viel wünschenswerter, sowohl in sozialer Hinsicht (erzähl mir nicht, dass Internetleute genauso gut soziale Bedürfnisse decken wie das Treffen mit Menschen, die man ansehen, anfassen und hören kann) als auch für den Körper.
Dem stimme ich auf sehr vielen Ebenen nicht zu. Warum ist es besser, wenn ich jemanden direkt körperlich treffe? Ich lernte bspw. in der 5. Klasse jemanden kennen. Sehr seltsames Kerlchen, dachte ich damals (und wenn ausgerechnet ICH sowas denke, nunja...), völlig verschüchtert, völlig in sich gekehrt. Du KONNTEST mit ihm einfach nicht wirklich was anfangen und das blieb auch viele Jahre so. Als ich dann das erste Mal in Skype mit ihm geredet hatte, war der Knoten durch. Er war wie ausgewechselt, zwar immer noch ein etwas passiver Gesprächspartner, aber jemand, mit dem du einfach über sehr vieles reden und mit dem du viel Spaß haben konntest. Da fällt mir ein, ich müsste ihn mal wieder anschreiben. :) Was ich sagen will, den Typ hättest du NIE auf einen Sportplatz gebracht (mich übrigens auch nicht) und obwohl man die meiste Zeit in Skype war, kann ich es als eine gute Freundschaft bezeichnen.
Ich will damit sagen, dass man berücksichtigen muss, dass Menschen Individuen sind. Du kannst nicht deine Erfahrungen und die deiner Freunde/Familie auf andere Menschen übertragen. Es gibt so viele unterschiedliche Charaktere wie Sandkörner am Strand, was so ein Unterfangen sinnlos macht.
Ich mache es dir am Beispiel "soziale Bedürfnisse" deutlich. Wenn du jemanden sympathisch findest, den du (auch im Internet) kennen lernst, kannst du mit ihm/ihr Skype-Daten austauschen und in Skype auch reden, wenn gewollt, auch mit angeschalteter Web-Cam. Und was das Anfassen angeht: Küsschen hier, Umarmung da, nicht jeder steht drauf. In solchem Falle ist man, wenn man in Skype oder TS miteinander spricht, auf der sicheren Seite.
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Wenn sich jemand wegen seinem viereckigen Kastel und Pixel nach Hause beeilt, weil er Leuten, die er nicht persönlich kennt, was versprochen hat, klingeln bei mir die Alarmglocken, vor allem, wenn das oft passiert.
Grundsätzlich bin ich hier mit dir d'accord. Wobei ich schon noch einen Punkt anders sehen will. Mir geht es so: Wenn ich etwas versprochen habe, komme ich dem auch in aller Regel nach, EGAL ob ich die Leute nun persönlich kenne oder nicht. Immerhin kann sowas auch (naja gut, vielleicht nicht beim Raiden in WoW :D ) Gefühle verletzen und das gilt es aus meiner Sicht zu vermeiden. Aber klar, wenn es darum nicht geht, sondern Leute einfach des Spiels wegen und nicht wegen der Leute und des gegebenen Wortes alles stehen und liegen lassen will, ist das wieder etwas ganz anderes.
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Und ich weiß ja nicht, solche Gefühlsausbrüche bei einem Spiel empfinde ich als übertrieben und haben sehrwohl damit zu tun, dass die Sache zu ernst genommen wird. Während man an den Großeltern meistens sieht, dass ihr Verhalten ein Stück kindlicher mit dem Alter wird und es daher legitimiert ist, versteh ich das bei anderen nicht, wegen einem Spiel auszuzucken.
Es gibt halt auch etwas heißblütigere Menschen, die sich wegen jeder Kleinigkeit aufregen, sei sie noch so nichtig. Du kannst sowas nicht immer darauf zurückführen, dass er/sie das Spiel zu ernst nimmt, denn wenn jemand cholerisch ist, regt er sich halt schnell auf, auch wenn ihm/ihr die eigentlich Sache vielleicht gar nicht so wichtig ist, wie man meinen könnte. Ich kann da aus Erfahrung heraus schreiben, da ich oft mit cholerischen Menschen zu tun hatte. Da kann es vorkommen, dass eine Nichtigkeit schon zum Wutausbruch führt und der Wütende danach nichtmal mehr weiss, warum er/sie überhaupt sauer war.
Ich will mit diesen Aussagen keineswegs das Thema der PC-Sucht relativeren, oder gar aufgrund meiner Selbstanalyse eine Art Apologie (zumal ich ja für mich nicht ablehne, in gewisser Weise PC-süchtig zu sein, jedenfalls gehe ich davon aus) vorführen, sondern möchte eher um mehr Differenzierung bitten. Für mich (und das ist nunmal der entscheidende Punkt, aus subjektiver Sicht) wird es problematisch, wenn du wirklich einen Zwang empfindest, vor dem PC zu sitzen, du schon im Zug/auf der Arbeit unruhig wirst, dich auf nichts anderes mehr konzentrieren kannst, weil du einfach vor dem PC sitzen möchtest. Auch das Vernachlässigen von Sozialkontakten kann da sicher dazugehören (einschließlich Internetkontakte!). Aber jemand, der nicht gerne auf einen Sportplatz oder in eine Bar/Disco gehen will und, aus welchen Gründen auch immer, körperlichen Kontakt nicht sehr schätzt, kann man aus meiner Sicht einfach nicht als PC-süchtig bezeichnen. Das sind aus meiner Sicht weder notwendige noch hinreichende Bedingungen dafür.
Ich hoffe jetzt allerdings auch, dass diese meine Aussagen nicht beleidigend für dich rüberkamen, Bastet.