Ein Drama! Mein erstes btw. Habe es für die zweite Runde der BBO geschrieben. Es war eine interessante Erfahrung, den gesamten Inhalt über Dialoge rüberbringen zu müssen, Spaß hat es nicht wirklich gemacht. Ich bleibe lieber bei Epik ^^
©Prefab77 ~ Always in England
Max geht aus
Der Vorhang geht auf. Ein kahler Gang, beleuchtet von Leuchtstoffröhren. Am hinteren Ende, in der Mitte ein Schild mit der Inschrift "Ausgang 3". Zwei Wächter sitzen in einem kleinen Räumchen neben dem Ausgang und schauen durch ein Fenster auf den Gang. Max, in einem ehemals feinen, aber zerknitterten Anzug gekleidet, kommt den Gang entlanggelaufen und wendet sich an die beiden Männer.
Max Einen guten, nein, prächtigen Morgen wünsche ich Ihnen!
Wächter 1 Morgen.
Wächter 2 Guten Morgen, Max.
Max Wunderschöner Tag heute, oder?
Wächter 1 Es regnet draußen.
Wächter 2 Und es ist kühl, ziemlich sogar.
Wächter 1 Und neblig.
Wächter 2 Und neblig, genau.
Max Ach, solches Wetter macht den Kopf klar, nicht wahr?
Wächter 2 Ja, stimmt.
Wächter 1 Keine Ahnung.
Wächter 2 Keine Ahnung.
Max Wie dem auch sei, ich darf heute raus.
Wächter 1 Schon wieder? Warst du nicht erst vor Kurzem draußen? (blättert durch Akten)
Max Vor einem halben Jahr.
Wächter 1 Tatsächlich.
Wächter 2 Haste schon was geplant?
Max Oh ja! Ich treffe mich mit meiner Tochter in der Stadt.
Wächter 2 Schön, schön!
Wächter 1 Wenn das so ist, hast du sicher keine Zeit zu verlieren. Los, raus mit dir.
Max Sehr wohl! Wir sehen uns dann heute Abend. Spätestens um 20 Uhr, richtig?
Wächter 1 Ja, sei gefälligst pünktlich.
Wächter 2 Genau, komm nicht zu spät.
Max Werde ich bestimmt nicht. Nun denn meine Herrschaften, machen Sie es gut!
Wächter 1 Jetzt mach schon, raus mit dir.
Wächter 2 Na los doch.
Eine kleine, abgedunkelte Gaststätte. Draußen über der Tür hängt die Inschrift „Zum ulkigen Schaffner“. Leise spielt ein Radio im Hintergrund. Pierre sitzt gelangweilt hinter dem Tresen und starrt in den leeren Speiseraum. Die Tür klingelt leise, als Max die Gaststätte betritt.
Max Mensch Pierre, lange nicht gesehen!
Pierre Max! Schon wieder Ausgang?
Max Ja, endlich wieder. Machst du mir einen Espresso?
Pierre Kannst du auch zahlen?
Max Natürlich. (Max legt Geld auf den Tisch, Pierre nimmt das Geld)
Pierre Kommt mir gar nicht so lange vor, dass du das letzte Mal hier warst.
Max Ein halbes Jahr kann schnell vorbeigehen.
Pierre Naja, für dich bestimmt nicht. Max , sag mal...
Max Ja?
Pierre Mein Sohn ist ja jetzt der Schülerzeitung beigetreten…
Max Großartig!
Pierre …da dachte ich mir, dass es sich anbietet, wenn er dich zu der Sache interviewt. Das würde sicherlich einen guten Artikel hergeben, meist du nicht?
Max Sicherlich. Die Besuchszeiten sind immer Donnerstags von…
Pierre Aber Max, ich lasse meinen Sohn doch nicht extra zur JVA rüberfahren, was würden denn die Leute sagen?
Max Ich kann ihn auch anrufen.
Pierre Das ist doch unnötig. Warte, er ist bei einem Freund, kommt aber bestimmt gleich wieder. Setz dich doch hin, trink deinen Latte und warte eben auf ihn.
Max So viel Zeit habe ich nicht…
Pierre Ach was, du bist doch bestimmt froh, mal ein normales Gespräch zu führen?
Max Ein normales Gespräch zu führen?
Pierre (unsicher) Ja.
Max (steht auf) Es tut mir Leid, aber ich treffe mich bald mit meiner Tochter.
Pierre Tatsächlich?
Max Ja, wahrhaftig.
Pierre Sie war schon immer eine gute Seele, nicht wahr?
Max (geht) Ja, das ist sie. Mach’s gut, Pierre. War schön dich zu sehen.
Pierre Jetzt warte doch, was ist mit deiner Latte?
Die Tür klingelt leise, als Max die Gaststätte verlässt.
Ein Taxi, der Fahrer schläft. Max klopft an die Scheibe und der Fahrer fährt erschreckt hoch.
Max Guten Morgen!
Fahrer Hallo! (reibt sich die Augen) Wo willst Sie hin?
Max Zum Gänseteich.
Fahrer Gänseteich? Ich nicht kennen. Vielleicht Entenpark? Da kommen auch Gänse manchmal.
Max Ich bin mir nicht sicher. Meine Tochter meinte, es gäbe einen Gänseteich im Westteil der Stadt…
Fahrer Achso, Gänseteich? Wieso Sie nicht gleich gesagt? Steigen Sie ein!
Max Sicher.
Fahrer Sie treffen sich also mit ihrer Tochter?
Max Ja. Habe sie schon lange nicht mehr gesehen.
Fahrer Schön für Sie, meine Kinder gehen mir jeden Tag auf Gespenst. Ständig fragen sie: Und Papa, wie viele Betrunkene hast du heute nach Hause gebracht? Und ich sage immer: Zu Viele. (lacht)
Max Meine Tochter fragt mich nicht mehr so viel.
Fahrer Seien Sie froh! Sind zu viele Fragen. Da ist Frau besser, fragt immer Gleiche (lacht).
Sie sitzen eine Weile schweigend da.
Fahrer So, wir endlich da! 20,30 Euro bitte.
Max Hier, bitteschön. Behalten Sie den Rest und kaufen Sie etwas Gutes für ihre Kinder. Oder ihre Frau.
Fahrer Vielen Dank der Herr, machen gut! (Fährt davon)
Eine kleine, gelbe Telefonzelle neben einer Laterne. Die Laterne geht flackernd an, als Max die Telefonzelle betritt.
Max Verdammte Scheiße. (Kramt im Geldbeutel) So. (Schmeißt mehrere Münzen in den Münzschlitz und wählt eine Nummer) Los, los, los, geh ran, geh ran, geh ran! (Tritt ungeduldig von einem Bein auf das andere) Hallo? Hallo, ich bins! Luise Schatz, wie geht es dir? Was? Ja, ich bin es! Natürlich bin ich im Park! Was? Ich höre dich schlecht, was? Ja, ich bin im Park! Was? Arbeit? Ja… Nein, aber… Es ist doch Sonntag? …Nein, nein… Hast du das nicht schon gestern gewusst? Nein, das will ich natürlich nicht… Ja… Nein, ich habe kein Handy... Ja, aber letztes Mal sagtest du… Nein, ich kann meinen Ausgang nicht planen! Ich sollte überhaupt froh sein, dass ich ihn bekommen habe! Und jetzt? Was hätte ich denn machen sollen? Nein, das geht nicht. Ich muss in zwei Stunden wieder zurück! Was? Nein! Hallo? Hallo? Luise? Hallo?
Am Eingang zur JVA.
Wächter 2 Mensch Max, wieder zurück?
Max Ja.
Wächter 2 Aber es ist erst 18 Uhr?
Max Ja.
Wächter 2 Sag Mal Mensch, deine Augen sind total rot.
Max Wirklich?
Wächter 2 Ja! Du hast doch nicht etwa deinen freien Tag mit Gras verschwendet, oder?
Max Aber nein…
Wächter 2 Na, das will ich doch auch hoffen! Wars denn gut? Hatts’te Spaß?
Max Sicher, und wie! Wie letztes Mal auch.
Wächter 2 Und deine Tochter?
Max Wird mit jedem Tag schöner.
Wächter 2 Achja? Dann musst du sie mir mal vorstellen!
Max Ich…
Wächter 2 Mensch, ich mach doch nur Spaß, kein Grund, bockig zu werden! Also dann Max, mach’s gut! Der Lohn versäuft sich nicht von allein!
Max Ja, bis morgen.
Wächter 2 Und übermorgen! Und der Tag darauf auch, du weisst ja Bescheid. Bis dann!
Max Ja, bis dann.
Nachwort
Das Drama kam durchschnittlich an, was ich schade fand, weil mir die Idee sehr gefiel. Der Hauptkritikpunkt war, dass Max ein nahezu unbeschriebenes Blatt ist und es deshalb schwer fällt, mit ihm mitfühlen. Ich hatte beim Schreiben die Meinung, dass eine Vorgeschichte überflüssig wäre, da man anhand von Max' Interaktionen merken sollte, was für eine Art Mensch er ist. Gründe für seine Gefangennahme waren für mich irrelevant.
Aber naja, natürlich kann ich nachvollziehen, dass es schwer ist, mit einem niemand mitzufühlen. Beim nächsten Mal werde ich es besser machen.
Rekommis
Aber da habe ich das Problem, dass ich die Charaktere einfach nicht sympathisch finde.
KEKSI. Was stört dich denn so?
KIRI. Max. Wie der die Leute behandelt. Diesen Pierre zum Beispiel, er läuft einfach mitten im Gespräch weg. Ich meine, bei seinem Termin ist es ja verständlich, aber trotzdem.
Ich finde Max' Verhalten völlig verständlich (wer hätts gedacht? :D ). Pierre freut sich kein bisschen darüber, Max zu sehen, ist ihm gegenüber völlig kalt und unfreundlich und kriegt Max' Bestellung nicht auf die Reihe, obwohl er der einzige Gast ist. Er weiß auch Max' Zeit überhaupt nicht zu schätzen. Er bittet ihn um einen Gefallen und anstatt Max entgegen zu kommen erwartet er, dass Max auf Pierres Sohn wartet, der wer-weiß-wann von seinen Freunden zurückkommen soll. Das wäre für mich auch grund genug um zu gehen oder einen Streit anzufangen.
[...]; andernfalls hingegen finde ich es dann schon fragwürdig, wenn einem Team auf die Art effektiv mehr Gestaltungsmöglichkeiten zur Verfügung standen als anderen Teams. Da ich aber nicht meine, dass das hier zu einem entscheidenden Vorteil irgendeiner Art geführt hat, muss man deswegen jetzt wohl kein Fass aufmachen, ich wollte es aber trotzdem mal anmerken - auch wenn ich wohl vermuten kann, dass hier ohnehin keine böswillige Absicht dahintersteckte.
[...]
Warum muss ein Taxifahrer nicht richtig Deutsch sprechen können?
Alles anzeigen
Zum ersten Teil: da steckte definitiv keine böswillige Absicht dahinter :D Ich habe die Gestaltung einfach genauso gemacht wie bei "Besuch der alten Dame". Ich hatte keine Ahnung, dass es Einschränkungen gibt, was die Schriftart angeht :/
Ich bin vor nicht allzu langer Zeit bei einem Taxifahrer mitgefahren, der so ähnlich und genauso viel gesprochen hat. So war es für mich am einfachsten, einen Taxifahrer zu schreiben.
Der Dialog an sich ist aber nicht schlecht; zwar wirkt Max auf mich wenig, dafür aber alle anderen Personen umso mehr. Vom Wirt, über den Taxifahrer (der btw. sein schlechtes Deutsch kurzzeitig verliert, was nicht passieren sollte, lol) und vor allem die beiden Wächter, die ich in der Einleitung schon geliebt habe. Die sind so unglaublich unbeteiligt und selbst wenn einer kurz eine Bindung zu Max aufbaut, wird sofort wieder nur das gesagt, was der Kollege auch meint. Das war sehr gekonnt in meinen Augen.
Danke, du bist übrigends die Einzige, die die Dynamik zwischen den Wächtern erwähnt hat. Ich wollte W1 als Vorgesetzten schreiben und W2 als nachplappernden Papagei, der Max aber an sich gut leiden kann. Hoffe, das ist durchgekommen ^^
Warum kennen sich alle? War das normal in der DDR? Ist das überhaupt die DDR?
Ich habe echt kp, wie du auf die DDR kommst :D Nein, das soll einfach zu unserer zeit irgendwo in Deutschland sein. Pierre und Max kennen sich von früher.
- Mir fehlt hier der Themenbezug
Thema lautet "Ein Tag in der Stadt".
Inhalt des Dramas: Mann hat Ausgang und begibt sich in die Stadt nebenan, um sich mit seiner Tochter zu treffen.
Verstehe jetzt ehrlich nicht, wieso der Themenbezug fehlen sollte... :/