Es dauerte noch knappe zwei Minuten, bis der benommene Junge nun doch noch zu Bewusstsein kam. Langsam, mit der rechten Hand auf die Stelle gelegt die mit der Theke eine "Umarmung" hatte, setzte er sich auf. Wie immer, wenn er irgendwas anstellte oder ihm was passiert, waren da wieder diese Blicke. Sehr schockiert, ungläubig und bei manchen auch Wut.
Passt der da eigentlich nicht auf? Der ist ja schlimmer als ein Donphan im Porzellanladen!
Sie sagen es zwar nicht, aber ich kann es ablesen. So oft wie ich das gelesen habe, weiß ich das inzwischen auswendig...
Philip drückte nun etwas fester auf die Kollisionsstelle auf seinem Schädeö
Hmmm... Scheint kein Bruch zu sein, weh tun tuts auch nicht. Und im Kopf ist auch nichts wichtiges drinnen. Also kein Grund zur Sorge.
Erst jetzt bemerkte der Rothaarige einen Mann, in etwa 23Jahre alt, mit tiefschwarzem Haar und einer Brille. Dieser war der Einzige, der Philip Hilfe anbot. Der Rest warf ihm weiter die Blicke zu.
"D-danke..." murmelte Philip, auch wenn er einen Großteil der Arbeit des Aufstehens selbst verrichten musste.
Hmmm... Warum hilft er mir? Hab ich seine Freundin niedergerannt? Oder ist ihm einer meiner Sachen auf den Kopf gefallen? Er sieht jedenfalls wie ein Professor aus oder sowas in der Art? Vielleicht bin ich ja sein neues Testsubjekt...
"Mir gehts gut, es besteht kein Grund zur Aufregung! Nichts ist kaputt. Glaub ich jedenfalls..." verkündete der Junge den Trainern in der Nähe, aber die letzten Worte sagte Philip so leise, dass diese Worte nur von jemandem gehört werden konnten, die direkt neben dem Rothaarigen standen. Demnach also der Professor.
"Also, warum haben Sie mir geholfen? Hab ich ihre Freundin erschlagen? Ist ihnen einer meiner Sachen auf den Kopf gefallen? Oder bin ich jetzt Ihr Testobjekt geworden? Dazu muss ich sagen, dass ich keine Tests machen werde, in denen man überprüft wie oft ich meinen Kopf gegen etwas donnern lassen werde. Das hier war nämlich nur ein Versehen!"
Philip zögerte kurz, und sprach weiter.
"Ich hab mich noch gar nicht vorgestellt... Mein Name ist Philip, der Meister der Unfälle." Dabei lächelte er und streckte die Hand aus.
Nach einer Weile richtete sich der Junge auf, allerdings schien er sich noch fassen zu müssen. Schließlich nahm er Samuels Hilfe mit einem gemurmelten Danke an und richtete sich wieder auf. Als er schließlich verkündete, dass er wieder in Ordnung war, klang er doch recht verunsichert. Vor allem das leise "glaube ich" am Ende. Den Jungen neugierig musternd legte sich der Schwarzhaarige die Hand ans Kinn. Der Rothaarige war recht... interessant. Na ja, mehr konnte er auch nicht sagen, er kannte den Jungen kaum. Als er schließlich fragte, warum er ihm geholfen hatte, musste er schmunzeln. Was stellte er denn für Theorien auf? Besonders die Sache mit dem Testsubjekt war für ihn sehr amüsant, da war endlich mal jemand, der sein Image wortwörtlich nahm! Als sich der Junge schließlich mit dem Namen Philip und dem Titel "Meister der Unfälle" vorstellte, grinste der Brillenträger breit und erwiderte seinen Gruß, indem er seine Hand nahm und sie sanft schüttelte. "Mein Name lautet Samuel.", stellte er sich selbst vor und ließ die Hand Philips wieder los. Anschließend verschränkte er seine Arme hinter seinem Rücken und konnte sich das Grinsen nicht aus dem Gesicht wischen. "Warum ich dir geholfen habe? Nun, deine ziemlich lebhafte Fantasie scheint ja bereits einige Theorien auf Lager zu haben. Was glaubst du denn, welche von ihnen wahr ist?" Schließlich hob er seinen Blick leicht theatralisch und setzte ein nun eher unheilvolles Grinsen auf. "Fakt ist, dass ich ein neues Testsubjekt gut gebrauchen könnte. Weißt du, da war diese spezielle Donnerschock-Theorie, die ich schon seit geraumer Zeit austesten wollte, und... hahaha." Das dunkle Lachen war das eines verrückten Wissenschaftlers. Zumindest, wie er es im Fernsehen gesehen hatte. "Nein, ich mache natürlich nur Spaß.", winkte er seine Reaktion nun ab, setzte wieder seine neutrale Miene auf und verschränkte die Arme, "Ich bin freiberuflicher Forscher und keine Romanfigur Mary Shelleys, nur um dich zu beruhigen." Obwohl das eigentlich recht genial wäre..., meinte er noch in Gedanken. "Und geholfen hab ich dir, weil das wohl jede Person mit Verstand getan hätte, ich meine... man lässt Menschen doch nicht einfach so auf dem Flur liegen."
"Mit solchen Aussagen solltest du aufpassen, das fassen viele als Beleidigung auf... Aber was ist denn deine Donnerschock Theorie? Interessant klingt es ja... Und für die Forschung muss man ja Opfer machen. Außerdem kann ja bei mir nicht mehr viel kaputt gehen. Das ist entweder alles kaputt oder schon so stabil, dass es eine Explosion aushalten könnte." Dabei lachte Philip, aber das verschwand schnell wieder und wich einer Miene voller Schrecken.
"Aber DAS will ich nicht testen."
Ich bin echt so ein Idiot. Wieso fange ich wieder damit an?
"Ich will dich eigentlich nicht noch mehr unter Fragen erdrücken, aber gehören die da zu dir?" Der rothaarige Junge zeigte in Richtung Theke zu den Trainern. "Nass seid ihr ja alle mehr oder weniger. Und wenn ja, was macht ihr hier? Es gibt ja keine Zimmer mehr hier im Center und meins ist auch schon voll belegt... Außerdem wird glaube ich mein Zimmerkamerade wahnsinnig wenn ich noch wen über die Nacht ins Zimmer einlade... Und wieso seid ihr überhaupt erst jetzt hierher gekommen? Wolltet ihr nur eure Pokémon heilen oder steckt da mehr dahinter? Keine Sorge, lass dir Zeit beim Antworten, so schnell wird der Sturm nicht aufhören..."
Philip sah sich um, ob sich irgendwo noch ein freier Sessel befand. Aber die Suche war vergebens.
"Möchtest du vielleicht mitkommen in mein Zimmer? Dort ist es deutlich trockener als hier und außerdem haben wir dort genügend Sitzflächen... Wenn wir dann gleich dort hinten die Treppen hochgehen, ist es die fünfte Tür links. Es sollte aufgesperrt sein."
"Die Donnerschock-Theorie war eine Theorie aus einem meiner liebsten Romane.", antwortete Samuel mit einem Lächeln, "Damit hat man mit einer Maschine, die durch die Energie aus der Attacke Donnerschock betrieben wurde, Tote in Zombies verwandelt und.. na ja, ich glaube, die Details lass ich jetzt mal lieber aus." Er sollte das Buch unbedingt mal wieder lesen. Warum hatte er es nur zu Hause gelassen? Das wäre eine interessante Lektüre, falls ihm mal wieder langweilig werden sollte... Als Philip schließlich die Aussage mit der Explosion machte, musste der Schwarzhaarige auflachen. "Keine Sorge, ich habe sowieso eher Pokémon als Menschen getestet.", entgegnete er daraufhin und legte eine Hand in den Nacken.
Als der Rotschopf ihn dann anschließend mit Fragen löcherte, hob der Brillenträger erst einmal eine Augenbraue. Das waren wirklich eine Menge Fragen. Für gewöhnlich stellte er selbst ja immer die Fragen, aber das war ja recht interessant, mal selbst gelöchert zu werden. Schließlich bot Philip ihm an, in sein Zimmer zu gehen, doch Samuel schüttelte daraufhin den Kopf. "Danke für das Angebot, aber ich glaube, ich sollte eher in der Nähe der Gruppe bleiben. Wir wollen gleich wegen des Platzmangels hier eine Herberge in der Nähe aufsuchen, dort soll es laut Schwester Joy noch freie Plätze für uns geben." Er machte eine Pause und musterte Philip noch einmal lächelnd. "Zu deinen Fragen: ja, wir sind eine Reisegruppe. Wir sind aus Oliviana City hierher gekommen, um Medizin für die kranken Pokémon dort zu holen, so haben wir uns irgendwie zusammengefunden. Aber ein Teil von uns war schon vor der Zusammenkunft in Oliviana gemeinsam unterwegs." Er seufzte und drehte an einem seiner nassen Haarenden. "Das war eine ganz schön halsbrecherische Aktion, in dem Sturm mit einem pratenschiffähnlichen Kahn hierherzusegeln, sag ich dir. Aber die Hauptsache ist wohl, dass wir noch am Leben sind." Wieder musste er über Horty und die Geschichte Joys über ihn nachdenken. Das war alles einfach so... unreal.
Der Rothaarige überlegte.
Ein Schiff? Und das während eines Sturms? Das kann nicht sein, das Schiff müsste doch zerschellt sein... Und so wie der da gerade geistesabwesend nachdenkt, muss da was passiert sein... Ich frag mal lieber nicht nach...
"Warte kurz, ich komm mit euch. Ich schreib nur noch schnell eine Nachricht an meine Zimmerkameraden, damit sie Bescheid wis-"
Philips Zimmerkameraden standen ebenfalls bei der Theke, was ee gar nicht bemerkt hatte.
"Damit hat sich das erledigt. Ich frag die beiden schnell ob ich mit euch mitgehen kann. Oder ob sie auch mit wollen..."
Pfff, schämt euch. Der Einzige der hilft ist Samuel. Ihr wisst, was das heißt? Genau. Ihr alle werdet als nächste ein Opfer einee meiner Unfälle sein. Mal sehen... Heiße Suppe auf die Hose, neue Löcher in den Ohren durch Spieße, oder ihr bekommt eine Tür ins Gesicht, so viele Möglichkeiten.
Natürlich wird Samuel verschont, allein wegen der genialen donnerschock Theorie. Und weil er geholfen hat.
Dieser Part entstand übrigens gemeinsam mit Lau.
Meine Tante Edith sagt: Nach wunsch verändert.