Black Roses - Liebe führt zum Tod

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  • okay, sry, ich find das Kapi iwie n bisschen komisch, hoffe aber, dass es trotzdem gefällt und wünsche viel Spaß.


    Kapitel – 28 – Schwäche


    (Maike)
    Die seltsamen Gestalten kamen wankend immer näher. Ich versuchte zurückzuweichen, doch es schien, als sei hinter mir eine unsichtbare Wand aufgetaucht.
    Es war noch immer eine tiefe Schwärze um mich, die fast kein Licht zuließ.
    Kein Licht, außer dem weißen Glühen, dass diese Gestalten umgab und dem rot, dass in ihren Augen leuchtete.
    Es machte mir Angst und raubte mir alle Hoffnung, als sie mir immer näher kamen.
    Von schreien bis zu Schluchzen und Wimmern drangen all die Laute um mich, die sie von sich gaben.
    Ich presse die Hände vors Gesicht, versuchte die brennenden Blicke auszublenden, die mich voller Verachtung durchbohrten.
    „Was wollt ihr von mir?“
    Ich wollte Schreien, aber nur ein Krächzen kam über meine Lippen.
    Wer seid ihr? Was wollt ihr von mir? Lasst mich in Ruhe! schrie ich ihnen in Gedanken entgegen, während stumme Tränen meine Wangen benetzen und mein Körper von unkontrolliertem Schluchzen geschüttelt wurde.
    Ich zitterte, als sie mich von allen Seiten umkreisten, bis nur noch wenige Zentimeter uns trennten.
    Sie streckten ihre Hände nach mir aus, jedoch schien sie etwas abzuhalten.
    Die, die stetig Blut weinte, begann zu kreischen:
    „Sie hassen dich für ihren Tod!“
    Nun kreischten alle durcheinander.
    „Keiner liebt dich!“ „Es ist deine Schuld!“ „Du bist allein“ „Hilflos!“ „Schwach!“
    Ich wollte schreien, sie sollten Aufhören, aber meine Stimme war zu schwach. Der Versuch scheiterte in leisem Wimmern, als ich mich zusammenrollte und versuchte, die Tränen zu ersticken, die jedoch einfach nicht aufhörten, zu fließen.
    „Er liebt dich nicht!“, kreischte die, die weinte.
    Ich zuckte zusammen. War er etwa…?
    „Drew?“, flüsterte ich. „Du weißt es! Sie alle machen dich verantwortlich!“
    Ihr schrilles Kreischen tat in den Ohren weh, aber noch schlimmer war der Schmerz, den ich in der Seele fühlte.
    „Ich bin schuld…“, wisperte ich. „Sie sterben wegen mir…“
    In meinem Unterbewusstsein tauchte ein Bild auf.
    „Maike! Wach auf! Wach auf! Vielleicht kannst du das stoppen! Ich will noch nicht sterben…“
    Lucia stand vor mir,hatte meine Schultern gepackt. Ich wollte ihr antworten, doch ich schaffte es nicht, durch die Dunkelheit zu ihr durchzudringen.
    „Bitte, ich glaube daran. Du kannst uns vielleicht noch retten… irgendwie.“
    Wie Naiv konnte sie sein? Wie sollte ich irgendwem helfen, wenn ich kaum mir selbst helfen konnte?
    Als ich jedoch sah, wie verzweifelt die Blauhaarige war, wünschte ich mir nur, dass ich in der Lage gewesen wäre, sie in die Arme zu schließen und ihr zu helfen.
    „Ja, ich bin schuld. Aber ich glaube nicht, dass es ausweglos ist. Geht aus dem Weg, ich muss einen weg finden, hier weg zu kommen!“
    Meine Stimme klang etwas fester, als ich mich mühsam auf die Beine kämpfte und auf sie zuging.
    „Arceus! Lass mich von hier gehen! Du darfst nicht weiter töten!“
    „So? Du glaubst, ich sollte auf dich hören? Schau es dir doch an, du trägst immer noch Hass und Schmerz in dir.“
    Natürlich. Deshalb wussten sie tatsächlich so viel von dem, was ich immer geglaubt hatte.
    Diese gestalten mit den rot glühenden Augen waren das, was all mein Schmerz und meine Schuldgefühle angerichtet hatten. Mir fiel auf, dass sie mit jedem toten mehr wurden, genau, wie die Schuldgefühle, die auf mir lasteten.
    Ich machte eine Geste mit der Hand, als wollte ich sie einfach beiseite schieben. Natürlich war die Schuld noch da, aber ich musste mich jetzt darauf konzentrieren, allen zu helfen.
    Ich war hier alleine, doch ich konnte es vielleicht schaffen, mit mir selbst ins Reine zu kommen, um hier hinaus zu kommen.
    Der Gedanke an die Zeit mit Freunden und Familie half mir dabei, die meisten meiner Sorgen loszuwerden.
    Bloß die Größte, die, dass wegen mir alle sterben würden, war noch da.
    „Ich werde dir beweisen, dass ich stärker bin als du!“, sagte ich zu der seltsamen Gestalt.
    Wie viel Zeit war eigentlich vergangen? Ich wusste, dass noch immer in jeder Sekunde Menschen ihr Leben ließen, aber nicht, wie viele noch übrig waren.
    Ich wusste nur, ich würde die letzte sein und musste es schaffen, unseren Tod zu verhindern.
    Den Tod von so vielen, wie nur möglich.
    Tatsächlich schaffte ich es irgendwie, einen Weg aus der Dunkelheit zu finden.
    „Also gut. Beweise mir, dass es das ist, was du wirklich willst.
    Beweise mir, dass es nicht der Hass ist, dein Hass, der als das hier ausgelöst hat.
    Beweise, dass ich falsch liege.“
    Es waren hohe Erwartungen, denn ich wusste, dass ich auch Schuld trug, an dem, was hier alles passierte.
    Trotzdem nickte ich entschieden.
    Das nächste, was ich merkte war, dass mein Körper schwer zu Boden fiel, als ich mich endlich aus der seltsamen Trance befreit hatte, in die mich Arceus Auftauchen versetzte hatte.
    Ich schaffte es kaum, meine Augen offen zu halten, so schwach war ich geworden. Es war, als hätte es alle meine Kraft aufgebraucht, dieses schwarze Nichts zu verlassen.
    In den wenigen Sekundenbruchteilen, in denen ich noch etwas sehen konnte, erkannte ich, dass Lucia neben mir im Blut der toten lag, aber daran, dass ihr Körper im Gegensatz zu denen der vielen Toten nicht verletzt schien, bis auf wenige Schrammen an Armen und Beinen, wusste ich, dass sie lebte.
    Ich hatte gesehen, wie Arceus getötet hatte.
    Die Leichnahme waren zerfetzt oder zermatscht gewesen. Voller Blut und mit starren Augen sahen sie Vorwurfsvoll die Überlebenden an.
    Erleichtert, dass sie noch lebte, seufzte ich auf, ehe ich mich für einen weiteren Augenblick wieder der Schwäche hingab und mich in schwarzen Schlummer hüllte.


    (Paul)
    Aus Reflex stellte ich mich vor die am Boden liegenden Mädchen, als das gigantische Wesen mit schnellen Schritten auf uns zu raste. Im letzten Moment schaffte ich es mit ganzer Anstrengung, beide so weit wegzuziehen, dass Arceus sie nicht auch zerquetschte.
    Aber es schien so, als machte es danach einen Bogen um beide.
    Mir fiel auf, dass das Amulett der Braunhaarigen wieder angefangen hatte, zu glühen.
    Als sie jedoch endlich die Augen aufschlug waren sie matt, müde und verzweifelt, aber sahen nicht mehr so gefährlich rot aus.
    Sie waren jetzt von sanftem Himmelblau und strahlten Leben, wenn zugleich auch Erschöpfung aus.
    „Bist du okay?“, fragte ich. Sie nickte unruhig, versuchte sich aufzurappeln. Ich stützte sie, so gut es mir möglich war.
    „Gibt es eine Chance, das hier aufzuhalten?“, fragte ich sie eindringlich.
    Ihre Miene verfinsterte sich.
    „Ich weiß es nicht. Aber wir … nein, Ich muss alles versuchen.“
    Ich hörte, wie sie das zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken suchte, was ihr aber nicht ganz gelang.
    „Wieso du? Siehst du nicht, dass hier alle beteiligt sind? Glaubst du nicht, dass wenigstens ein paar von diesen Feiglingen etwas tun würden?“
    Sie sah etwas verlegen aus, aber auch schuldbewusst und traurig, als sie sagte:
    „Das hier ist alles meine Schuld. Ich muss etwas unternehmen, weil nicht noch mehr Menschen wegen mir sterben dürfen.
    Ich ertrage den Gedanken jetzt schon kaum noch, dass all diese Menschen, all das Blut, dass ich…“
    Ich würgte sie ab, wollte mir keine langen Reden anhören.
    „Ich helfe dir, aber hör auf zu jammern.“ Ihre Augen leuchteten leicht auf.
    Als auch sie merkte, dass der Knirps, der Salatkopf und seine Klette auf uns zukamen, lächelte sie sogar.
    Irgendwie motivierte sie mich ein bisschen, sodass ich wieder Kampfeslust verspürte.
    „Was genau machen wir jetzt mit diesem Problem.“
    Ich unterließ es zu Fluchen, weil ich merkte, dass Lucia wieder zu Bewusstsein kam. Warum benahm ich mich ihr gegenüber bloß so anders?
    Ich wusste längst, dass sie etwas Besonderes war, aber ich konnte mir mein Verhalten trotzdem noch nicht ganz erklären.
    „Ich muss es alleine schaffen, ihn aufzuhalten. Könnt ihr versuchen, hier so viele wie möglich wegzubringen?“, fragte sie mit einem Seitenblick auf ihre Freundin, die sich inzwischen aufgesetzt hatte.
    Der schwarzhaarige Knallkopf war schnell einverstanden, ich hatte noch bedenken.
    Trotzdem stimmte auch ich zu. Wir scheuchten die Menschen zwischen den toten hindurch zum Höhleneingang, wo einige der Polizisten sie durch die Dunkelheit führten. Allerdings hatte Arceus sie schon bald im Visier. Nur wenige waren entkommen, als es wieder auf sie zu rannte. Inzwischen waren schon so viele geflüchtet oder tot, dass es fast nichts mehr gab, was starb, wenn Arceus darüber hinwegging.


    (Maike)
    „Arceus, wie kann ich es dir beweisen? Was willst du von mir, damit du endlich aufhörst?
    Viele von ihnen sind unschuldig.“
    Arceus wandte sich mir zu. Es hatte mich gehört, dabei hatte ich fast geflüstert.
    In meinem Kopf schallte seine mächtige Stimme wider:
    „Welches Opfer würdest du bringen? Es gibt nicht viel, was du tun kannst. Durch den Stein hat dein Hass mich genährt, aber du kennst die Prophezeiung nicht einmal, habe ich Recht?
    Sie besagt genau das. Der Wunsch, den du am Sehnlichsten in dir trägst, wenn du den Stein lange bei dir trägst, den erfülle ich. Im Austausch für die reine Seele, die nach der Erfüllung zurück bleibt.“
    „Mein Sehnlichster Wunsch? Warum sollte ich töten wollen?“
    Ja, ich hatte vor Allem Mars, die nun wahrscheinlich in tausend Stücke zerrissen irgendwo zwischen all den anderen Toten lag, gehasst und hatte ihr manchmal die schrecklichsten Dinge an den Hals gewünscht, aber das hier hatte ich nie gewollt.
    Mit meinem Hass hatte es begonnen, als sie damals das Haus auf der Eiseninsel in Brandt gesteckt hatten.
    Kenny war an den Folgen verstorben und Lucia am Boden zerstört gewesen.
    Es hatte sie alle getroffen und ich hatte mir gewünscht, ich könnte ihn Rächen.
    Wohin hatte das geführt? Aufgrund meiner Gefühle waren nun so viele Menschen tot.
    Sein Zorn richtete sich aber vor allem gegen alle, die zum Tea, Galaktik gehörten. Um Brianna, Drew und Ash, um Lucia und Paul hatte es dem Anschein nach einen Bogen gemacht.
    Sie lebten alle noch. Als mir eine Erkenntnis kam, erstarrte ich.
    Ich hatte ihn fast völlig vergessen.
    Wo war Nick? War er auch schon tot? Er gehörte doch auch den Rüpeln an.
    Tränen schossen mir in die Augen, als ich mich panisch umsah, ihn jedoch nicht sah.
    Ich sah ihn, als Arceus genau auf ihn zukam.
    Plötzlich wurde mir klar, was genau der Wunsch war, dessen Erfüllung ich mir so ersehnt hatte.
    „Arceus!“, schrie ich ihm entgegen.
    „Ich weiß es nun, und das, was ich will… es ist etwas anderes. Lass sie leben.“
    „Was ist dein Wunsch?“
    „Ich will, dass sie leben.“ Es schüttelte den Kopf.
    „Das ist es jetzt, aber was war es, was du dir in all dieser Zeit schon gewünscht hast? Was ist es, was deinen Hass noch überwiegt?“
    Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden.
    Es war mir klar, aber wie konnte ich es laut sagen? Er stand genau neben mir. Auch, wenn ich flüstern würde, so würde er es noch hören.
    Ich hatte mir schon bei meinem Aufbruch nach Sinnoh gewünscht, ihn irgendwann wieder zu sehen.
    Als er in Fleetburg vermutlich mit Kenny zusammengestoßen war, war dieser Wunsch nur noch umso stärker gewesen.
    „Ich… ich… ich wollte...“
    Meine Stimme versagte. Ich sah zu Boden, als ich sagte:
    Ich wollte, dass er bei mir ist. Ich wollte Drew wieder sehen.“
    Ich hatte geflüstert, doch ich spürte, wie sein Blick meinen Rücken durchbohrte und merkte, wie mir immer heißer wurde.
    Plötzlich färbte sich wieder alles um mich herum schwarz. Ich merkte, wie Arceus durch meinen Körper sprach.
    „Menschen!“, schallte seine Stimme über die Lichtung.
    „Wie es einst eine vergessene Prophezeiung besagt hatte, muss ein letztes Opfer gebracht werden.
    Eine reine Seele, um den Krieg zu beenden. So, wie es einst schon einmal geschehen war.
    Nachdem ihr Wunsch erfüllt ist, ist die Seele rein. Ich nehme sie mit, ihr Wunsch war erfüllt.“
    Ich spürte die Tränen auf meinen Wangen, aber ich lächelte.
    „Nein, nimm sie nicht mit!“, rief er über das von Blut bedeckte Schlachtfeld.

  • toll, ich bin ja echt gespannt wie es weiter geht. die Stelle mit Arceus
    fande ich echt große Klasse! wenn das so toll weiter geht, könnte man ja mal in Japan
    bei den Produckteuren nachfragen, ob die eine Sonderstaffel rausbringen :yeah::D
    :dafür::dafür: !
    nein. dafür müsste man das ja wieder alles ins Japanische übersetzen, dann kommt
    noch das veröffentlichungsgesetz dazu und so weiter und so fort...
    tja, schade das die Producktoin nicht in Deutschland ist...


    lG Twilight-fan2000

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    ich würde mich freuen
    :D ;)


  • Kapitel – 29 – Liebe


    (Maike)
    Mein Blick schnellte in Richtung der Person, die gerufen hatte.
    Als ich ihn erblickte, weiteten sich meine Augen vor schreck und ich spürte, wie mein Atem flacher wurde. Er sah schrecklich entstellt aus.
    Die grünen Augen wirkten zwar noch lebendig, waren aber bereits etwas trüb geworden.
    Seine Kleidung war von Blut durchtränt worden, bestimmt auch von seinem eigenen.
    Er sah mich fest an, während ich mit dem Wunsch kämpfte, sofort zu ihm zu rennen und ihm um den Hals zu fallen.
    „Du willst ein Opfer? Dann nimm meine Seele! Lass sie leben, sie hat nichts mit allem zu tun!“
    Ich hielt erschrocken den Atem an.
    „Was redest du denn da? Bist du verrückt? Du kannst doch nicht…“
    Er unterbrach mich.
    „Nein. Ich kann und werde das tun, wenn ich es schaffe, dich zu retten. Du weißt gar nicht, wie sehr mir das am Herzen liegt.“
    Eine vereinzelte Träne glitzerte in seinen Augen, während aus meinen tausende heiße Tränen über meine Wangen rannen.
    „Ich will es so!“
    Seine stimme klang fest. Keine Spur von Angst.
    „Ist das so?“, klang Arceus Stimme über die Lichtung. Der Junge sah dem Götter-pokémon fest in die Augen, als er sagte:
    „Ja, genau so ist es. Ich schlage es dir vor.
    Nimm meine Seele, aber lass sie gehen.“
    Ich wollte zu ihm rennen, in anschreien, dass er still sein sollte, aber ich war wie paralysiert.
    Unfähig, mich zu bewegen. Unfähig, zu sprechen.
    Unfähig, sein Leben, dass mir so wichtig geworden war, zu retten.
    Ich wollte seinen Namen schreien, doch nur ein heiseres Krächzen klang aus meiner Kehle.
    Arceus schien dem Tausch zuzustimmen, denn ein helles Licht hüllte ihn ein.
    Ich schaffte es endlich, mich aus meiner Erstarrung loszureißen und rannte zu dem kleineren Jungen hin.
    Ich griff seine Schultern, schüttelte ihn und schrie ihn an, er solle endlich zur Besinnung kommen, aber, selbst, wenn er seine Meinung geändert hätte, so wäre es jetzt zu spät gewesen.
    Er schloss mich noch einmal kurz in die Arme und ich hörte seine Worte, bevor er verschwand:
    „Maike, sei nicht dumm.
    Ich will es so. Ich liebe dich und du sollst glücklich werden.“
    Ich spürte, wie meine Beine wieder an Kraft verloren und, wenn Drew mich nicht aufgefangen hätte, wäre ich ein weiteres Mal unsanft auf dem Boden gelandet, wo klebriges, dunkelrotes Blut im staubigen Boden versickerte.


    (Nick)
    Ich spürte ein unglaubliches Glücksgefühl, als das Licht mit mir zusammen verschwand.
    Ich hatte auch Schuldgefühle, weil ich sie allein gelassen hatte, aber dennoch war ich glücklich.
    Glücklich, dass ich sie gerettet hatte.
    Glücklich, weil ich es ihr endlich hatte sagen können. Weil ich den Mut gehabt hatte, ehe es zu spät gewesen wäre.
    Ich war glücklich, endlich frei zu sein.
    Irgendwie hatte ich gewusst, dass Arceus nicht so war, wie es sich gegeben hatte.
    Ich wusste, ich würde nicht leiden. Es konnte nur besser sein, als das, was mein Leben gewesen war.
    Ich hatte ein leben lang unter Mars’ Tyrannei gelitten, und endlich war ich frei.
    Das einzige, was ich nun einmal bedauerte, war die Tatsache, dass ich Maike hatte gehen lassen müssen.
    Aber sie hatte immer noch ihre Freunde und ich war mir sicher, dass einer davon bald mehr als das sein würde.
    Ich hatte gesehen, wie er sie ansah. Er fühlte ähnlich für sie, wie ich.
    Ich wusste nichts darüber, wie sie für die kleine Gruppe Jugendlicher fühlte. Wer ihre Freunde oder Feinde waren,
    aber eines hatte ich gemerkt in der kurzen Zeit:
    Es waren alles Menschen, auf die man sich verlassen konnte.
    Ich schloss die Augen, stelle mir ihr Lächeln vor.
    Ich musste selbst lächeln und hoffte, dass sie mich so in Erinnerung behalten konnte.
    Glücklich, so, wie ich sie Lächelnd sehen wollte, wenn ich sie danach nie wieder sehen könnte.
    „Leb wohl…“, flüsterte ich, ehe ich verschwand.


    Zwei Wochen später…


    (Maike)
    Wehmütig saß ich am Fenster des Pokémoncenters in Fleetburg.
    Es waren noch zwei Stunden, dann würde meine Fähre kommen und ich würde wieder zurück nach Hoenn reisen.
    Meine Mutter wollte mich so schnell wie möglich zu Hause wissen.
    Sie war außer sich gewesen, vor Sorge, als sie nach all dem Trubel erfahren hatte, dass man mich entführt hatte und wir alle in Lebensgefahr gewesen waren.
    Ich verstand immer noch nicht ganz, warum es besser sein sollte, wenn sie jetzt so durch den Wind war.
    Okay, ja, ich war sicher und unversehrt, trotzdem fand ich es ein Unding, ihr von all dem nichts zu erzählen.
    Sie hatte sich schrecklich darüber aufgeregt, wie auch der ganze Rest meiner Familie.
    Wer auch immer das erzählt hatte, es war eine doofe Idee gewesen, sie alle im dunkeln zu lassen, während wir alle fast umgekommen wären.
    Fast?
    Nein, neben wahrscheinlich mehr als tausend Rüpeln und deren Commanderin Mars war auch Nick, der einzige Freund, der mir während meiner Zeit in Gefangenschaft zur Seite gestanden hatte, war auch tot.
    Er war mit Arceus gegangen, nur, um mich zu retten.
    Ich mochte gar nicht daran denken, dass all das nur meine Schuld gewesen war. Nur, weil ich nach Sinnoh gekommen war.
    Dabei war das insgeheim ja auch nur gewesen, weil ich gehofft hatte, dass Drew wirklich hier seine nächste Reise beginnen würde. Liebe machte blind, so verdammt blind.
    Ich hatte mich, genau wie die anderen, ein wenig erholt von alledem, aber meine Psychologin, zu der ich notgedrungen gehen musste, meinte,
    ich hätte vielleicht ein Lebenslanges Trauma davongetragen.
    Darauf waren wir gekommen, als Lucia vor einigen Tagen gestolpert war. Sie hatte sich die Knie aufgeschürft und allein beim Anblick des Blutes hatte ich wieder angefangen, unkontrolliert zu zittern.
    Immer, wenn ich Blut sah, sah ich vor meinem inneren Auge, wieder die vielen Leichen, Knochensplitter, die aus toten Körpern aufragten.
    Ich schüttelte mich, um den Anblick aus dem Kopf zu kriegen.
    Was mich jetzt fast noch mehr bedrückte war die Tatsache, dass ich alle erst einmal nicht wieder sehen würde.
    Lucia und Ash, vor allem Drewwürde ich sowieso vermissen. Auch Brianna und sogar Paul, obwohl er ein bisschen grob wirkte, war eigentlich jemand, den ich gerne mal um mich hatte.
    Von den meisten hatte ich mich schon verabschiedet. Lucia war in Tränen ausgebrochen, aber auch ihre Mutter hatte sie unbedingt wieder in Zweiblattdorf wissen wollen, um sich selbst von ihrer Gesundheit zu überzeugen.
    Paul, der mit seiner Familie dem Anschein nach nicht mehr viel zu schaffen hatte, war mit ihr gegangen.
    Lucia hatte nicht nichts erzählt, aber irgendwie glaubte ich, dass etwas zwischen beiden war.
    Und wenn nicht, dann konnte es nicht mehr all zu lange dauern.
    Meinen Segen hatten sie jedenfalls.
    Brianna, Drew und ich würden mit der Fähre nach Hause kommen, Ash hatte bereits eine frühere nach Kanto genommen.
    Ich zuckte zusammen, als es an der Tür zu dem kleinen Nebenzimer klopfte, wo ich saß und auf das Meer schaute.
    Als ich mich umdrehte kam Schwester Joy herein und erklärte mir, dass es Zeit war, zum Pier zu gehen, damit ich noch pünktlich auf meiner Fähre war.
    Ich lief den Weg entlang, spürte sanft die untergehende Sonne auf meinem Rücken und malte mir aus, wie es sein könnte, endlich wieder zu Hause zu sein.
    Ich erinnerte mich noch zu gut an das Heimweh, dass ich in der Galaktik-Basis verspürt hatte.
    Ich freute mich schon auf Max, meine Eltern, meine Pokémon und die vielen Bekannten, die in Blütenburg auf mich warteten.
    Na ja, nicht direkt, aber alle hatten davon gehört und einige wollten doch wissen, wie es mir ging.
    Manche von ihnen würden mich sicher auch ausquetschen über alles zu dem Vorfall, etwas, wovor ich Angst hatte.
    Ich wollte die Erinnerungen nicht wachrufen, sondern einfach für immer begraben.
    Ich begab mich auf das Schiff, brachte meine Sachen zu der mir zugewiesenen Kabine und setzte mich an Deck mit dem Rücken an der Reling auf den Boden.
    Ich schloss die Augen und träumte mich in den Verlauf der Sinnoh-Reise, die ich mir zu Beginn meines Abenteuers vorgestellt hatte.
    Ich spürte, wie sich jemand neben mich setzte.
    Ich öffnete meine Augen kaum merklich und sah Drew, der neben mir saß. Es war inzwischen ganz Dunkel geworden.
    Nur die vereinzelten Lampen warfen einen schwachen, wenngleich warmen Lichtschein auf die wenigen Passagiere, die noch auf Deck herumsaßen, sich unterhielten oder eingedöst waren.
    Es dauerte eine Weile, dann flüsterte er:
    „Schläfst du?“
    Noch mit geschlossenen Augen schüttelte ich leicht den Kopf.
    „Nein, noch nicht.“, antwortete ich, ebenfalls flüsternd.
    Ich spürte den Blick seiner Smaragdaugen auf meinem Gesicht und blickte ihn an.
    Ich merkte, wie mir das Blut in die Wangen schoss, als er mich aus warmen Augen ansah.
    „Was … äh… ist denn?“, stammelte ich, starrte meine Füße in den alten rot-gelben Turnschuhen an und nestelte nervös an einer Strähne meiner wirren, hellbraunen Haare.
    Sein Atem streifte meine Wange, als er kicherte. Ich zog einen Schmollmund. Warum machte er sich denn schon wieder über mich lustig? Wieder lachte er.
    Ich schwieg beleidigt.
    Erst, als ich durch die kalte Nachtluft, die hier auf dem Schiff wehte, zu frösteln begann, kamen wir wieder ins Gespräch.
    Er legte mir, ganz, wie in den alten Filmen meiner Mutter, seine Jacke um die Schultern und ich bedankte mich verlegen.
    Ich starrte wieder den Boden an, konnte den Blick gar nicht abwenden, aus Angst, ihm in die Augen sehen zu müssen.
    „Maike..?“
    Wieso flüsterte er schon wieder?
    „Ich bin wach.“, flüsterte ich zurück. Es stimmte jedoch nicht ganz, denn ich war schrecklich müde. Ich wusste, wenn ich die Augen auch nur für fünf Minuten schließen würde, würde ich sofort einschlafen.
    Ich wehrte mich schon seit einer ganzen Weile eisig gegen die Verlockung des Schlafes, denn ich wollte unbedingt jeden Moment wahrnehmen, den ich noch mit ihm zusammen verbringen konnte.
    Ich hatte immerhin keine Ahnung, wann ich den Koordinator wieder sehen würde, wenn wir erst einmal von dem Schiff herunterkämen.
    Immerhin hatte ich mir inzwischen endlich eingestanden, was ich wirklich für ihn fühlte und wollte jetzt keinen Moment mir ihm für etwas so unwichtiges, wie Schlaf verschwenden.
    Ich schielte zu Seite um zu sehen, ob er noch wach war, aber er hatte die Augen geschlossen und atmete ruhig und gleichmäßig.
    Die Versuchung war da, sich einfach an ihn zu lehnen und auch zu schlafen. Aber was, wenn er aufwachen würde?
    Wie würde er reagieren? Wie würde ich reagieren, sollte er mich von sich wegstoßen?
    Trotzdem konnte ich nicht widerstehen. Ich streckte vorsichtig und zaghaft eine Hand aus, strich durch die grünen Haare, rückte näher zu ihm.
    „Natürlich. Wieso hast du das noch nicht bemerkt?“, hörte ich Lucias stimme wieder.
    Nach einem unserer üblichen Streitgespräche hatte Drew mir wieder eine seiner berühmten Rosen zugeworfen.
    Lucia hatte mich sofort zur Seite genommen und mich ausgequetscht. Sie war fest davon überzeugt, dass Drew mich mögen würde. Aber warum sollte ausgerechnet er, der ja eigentlich eine ganze Fangemeinde an Mädchen zur Auswahl hatte, mich gerne haben? Bisher hatte er mich doch immer nur geärgert und aufgezogen.
    Wir waren Rivalen, mehr nicht.
    Das war das, was ich mir so lange eingeredet hatte. Auch, nachdem ich wieder frei gewesen war. Ich hatte es gewusst, hatte mir aber von neuem alle Hoffnungen ausgeredet, obwohl er sogar fest entschlossen mit im Galaktik-Gebäude gewesen war, um mich zu retten.
    Plötzlich zuckte ich zusammen und schrak aus meinen Gedanken auf, als ich den Blick aus tiefgrünen Augen bemerkte, der mich von unten herauf beobachtete.
    „Ich…äh… also… das war nicht…“, stammelte ich, sprang auf und war im Nu drei Schritte von ihm entfernt.
    „Du hast nicht geschlafen, oder?“, fragte ich kleinlaut und er nickte lächelnd.
    Ich spürte das Blut unter meinen Wangen pulsieren und mein Herz raste. Abwechselnd war mir heiß und kalt.
    Das war ja so schrecklich peinlich. Warum nur war ich so dämlich?
    Ich hätte mir noch weiter alle möglichen Flüche an den Kopf geworfen, aber im nächsten Moment stand er schon vor mir und wieder verfing ich mich in diesem unergründlichen Grün seiner Augen.
    Ich spürte seinen seichten Atem auf meiner Haut, als wir nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.
    „Ich… ich liebe … dich…!“, brachte ich leise säuselnd hervor, drehte dann aber schnell den Kopf weg. Ich kniff die Augen zu, wollte nicht sein Gesicht sehen.
    Es würde schlimm genug sein, wenn er mich gleich zurückweisen würde.
    Stattdessen spürte ich seine Hand an meinem Gesicht, als er mich zwang, ihn wieder anzusehen. Wieder kam er mir näher und diesmal küsste er mich wirklich.
    „Ich dich auch. Schon lange.“, murmelte er gegen meinen Mund, ehe er noch einmal die Lippen gegen meine presste, diesmal drängender.
    Irgendwie kamen wir dann aber wieder auf normale Gesprächsthemen zu sprechen und schließlich war ich in seinen Armen eingeschlafen.
    In Hoenn hatten wir uns zwar trennen müssen, aber schon einen knappen Monat nach meiner Heimkehr hatte er mich besucht und wir trafen uns nun wieder immer öfters.
    Von Lucia hatte ich gehört, dass sie, genau, wie ich vermutet hatte, mit Paul zusammengekommen war, Ash hatte in der Nähe von Alabastia ein Mädchen kennen gelernt und Brianna hatte sich, nachdem sie mich fast ein halbes Jahr konsequent ignoriert oder nur miteisigen Blicken bedacht hatte, einem anderen Fanclub angeheftet, betete jetzt einen anderen Koordinator an und wir waren wieder Freunde.
    Jetzt warte ich darauf, dass er wieder vorbeikommen würde. Wir wollten zusammen reisen, nachdem meine Mutter es endlich erlaubt hatte, denn mein Traum, Koordinatorin zu werden, war noch immer da.
    Es klingelte und ich rannte nach unten, wo ich Drew, sobald ich die Tür geöffnet hatte, sofort in die Arme fiel.
    Eine neue Reise begann und ein neues Abenteuer erwartete mich.



    jetzt folgt höchstens noch ein kleines Special-kapi über Lucia und Paul ^^

  • hey, echt schade dass es jetzt schon vorbei ist. wenn du den neuen FF schreiben solltest, dann sag
    mir ruhig bescheid :) ich freue mich dann schon drauf.
    und ich freue mich schon auf das evtl. erscheinende Kapitel über Lucia und Paul.


    darf ich denn vieleicht jetzt schon erfahren worum es in deinem Neuen FF gehen wird? also wenn du ihn schreiben wirst.


    hoffentlich bis bald, Twilight-fan2000 :thumbsup:

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  • Kapitel – 30 – Neues Glück


    „Was hast du denn jetzt schon wieder für ein Problem?“, schrie Maike ihren Rivalen an.
    Ich glaubte, das war schon das dritte Mal, dass die beiden sich heute anschrieen. Trotzdem konnte ich nicht anders, als zu lächeln. Auch, wenn Maike es inzwischen wieder abstritt, man konnte ganz eindeutig sehen, dass sie diesen Typ echt gerne mochte. Einmal hatte sie es zugegeben, jetzt behauptete sie wieder steif und fest, das hätte sich geändert.
    Außer Drew – und vielleicht Ash – musste es doch schon jeder gemerkt haben.
    Jetzt zauberte er hinter seinem Rücken eine rote Rose hervor und hielt sie ihr vors Gesicht.
    Die Brünette lief schlagartig knallrot an, sodass sie der Blüte fast schon Konkurrenz machen konnte, und blickte halb verlegen, halb beleidigt zu Boden.
    „Für wen ist es diesmal? Für Glaziola, weil es vorhin dein Roselia geschlagen hat?
    Oder was hast du jetzt wieder für einen Grund?“
    Gerade als Drew antworten wollte, stürmte ich los und zog Maike zur Seite.
    „Das ist nicht dein Ernst, oder?“, fragte ich gerade heraus. Etwas zu laut wohl, denn sofort zischte sie:
    „Sei still. Was ist nicht mein Ernst?“ Ich antwortete ihr, leise genug, damit nur sie mich hören konnte:
    „Sag mir nicht, dass du wirklich glaubst, das wäre für Glaziola!“
    „Für wen denn sonst?“, fragte sie und ich konnte die vielen Fragezeichen in ihrem Blick fast bildlich vor mir sehen.
    Wäre es nicht irgendwie traurig gewesen, so wäre es echt witzig, wie verwirrt sie mich gerade ansah.
    „Maike, Hey… du hast wirklich GAR NICHTS gemerkt?“
    Sie schüttelte leicht den Kopf, ich tat dasselbe, allerdings mehr aus Unglaube, als aus Unwissenheit, so wie Maike.
    „Ich sag dir, der Typ mag dich. Wie oft hat er dir schon Rosen geschenkt?“
    „Also… ich weiß nicht genau. Aber… schon ein paar Mal…“, murmelte sie, während sie nervös am Saum des Hellblauen T-Shirts herumnestelte, das sie trug.
    Man sah ihr an, dass sie es genau wusste, aber ich bohrte nicht weiter nach.
    Ich konnte sie auch später noch problemlos ausquetschen, und wenn ich dazu nach Hoenn reisen müsste.
    „Maike, der Typ mag dich echt. Warum merkst du das denn nicht?“
    Sie sah nur ein weiteres Mal verlegen zu Boden.
    „Geh zu ihm und versau es nicht!“ Ich hoffte mal, dass sie das auch alleine irgendwie hinbekommen würde, gab ihr einen Schubs in seine Richtung, wodurch sie stolperte und gegen den Koordinator prallte. Kurz danach stand sie mir hochrotem Kopf fünf Meter von ihm entfernt und entschuldigte sie übertrieben.
    Ich schlenderte währenddessen wieder zum Pokémoncenter, wo schon bald mein Zug kommen würde.
    Ich packte meine letzten Sachen ein, platzierte meine Mütze auf meinem Kopf und holte unten an der Rezeption mein Plinfa ab, das schon ungeduldig auf mich wartete.
    Schwester Joy wünschte mir noch einen schönen Tag und ich ging, um mich von den anderen zu verabschieden.


    Eine Durchsage verkündete uns die Ankunft in Sandgemme, von wo aus ich schon bald zu Hause sein würde.
    Ich stieg aus, ging den Bahnsteig entlang und suchte eine Telefonzelle, um erst einmal den Professor anzurufen.
    Ich wollte ihn besuchen, bevor ich nach Zweiblattdorf laufen würde, wollte aber nicht so plötzlich dort hereinplatzen.
    Trotzdem wollte ich mal vorbeischauen, bevor ich zu meiner Mutter zurückgehen würde, damit sie endlich ruhe geben würde, ob es mir denn auch gut ginge.
    Sie würde sich zwar unter Garantie beschweren, dass ich sie warten ließ, aber genau so sicher war es, dass sie mich spätestens in ein paar Tagen wieder hierher schicken würde, um den Professor zu besuchen.
    Niemand ging dran und es war auch bereits dunkel. Ich sah kaum noch ein Fenster, in welchem Licht brannte.
    Sicher schlief schon fast jeder in der kleinen Stadt.
    Müde und leicht gereizt beschloss ich, erst einmal zum Pokémoncenter zu gehen, um mich nach der langen Zugfahrt erst einmal auszuschlafen. Als ich Schritte hörte, zuckte ich zusammen.
    Unsicher und etwas ängstlich blickte ich mich um, aber die Straße schien leer.
    Ich merkte, wie sich die Schritte meinen Anpassten und beschleunigte mein Tempo.
    Wer wusste schon, was für Gestalten sich, so ruhig dieses Städtchen auch sein mochte, hier herumtrieben.
    Ich lief schneller, begann dann zu rennen.
    „Lucia!“ Abrupt blieb ich stehen und blickte mich wieder zu allen Seiten um.
    In der Dunkelheit erkannte ich jemanden, der näher kam, aber ich erkannte ihn noch nicht.
    Dank der Stimme war ich mir aber ziemlich sicher, dass ich bereits wusste, wer es war.
    Als Paul näher kam, bestätigte sich diese Vermutung.
    Leicht keuchend kam er näher.
    „Endlich. Wieso hetzt du eigentlich die ganze Zeit so?“
    mir war gerade aufgefallen, dass es eigentlich keinen Grund gab, wieso Paul hier sein sollte. Ich hatte immer gedacht, er würde in Schleiede wohnen. Was machte er dann in Sandgemme? Vielleicht wollte er etwas vom Professor.
    Andererseits war er niemand, der sich Rat über irgendetwas einholen würde, wenn er nicht vorher schon alle Wege versucht hätte, es anders herauszufinden. Dafür war er einfach viel zu stolz.
    All das hieß aber noch lange nicht, dass es mir nicht gefiel, dass Paul hier war. Ich hatte ihn schon fast vermisst.
    Eigentlich vermisste ich alle jetzt schon. Es war in den wenigen Monaten, die ich unterwegs gewesen war, nicht einmal vorgekommen, dass ich so viel Ruhe gehabt hatte. Zu viel Ruhe, wie mir unangenehm aufgefallen war.
    „Paul… Was machst du denn hier?“, sprach ich aus, was mich gerade am meisten wunderte.
    Er blickte an mir vorbei, kratze sich leicht am Hinterkopf und schien zu überlegen, was er jetzt antworten konnte.
    Ich wartete einen kurzen Moment, beschloss dann aber, etwas anderes zu fragen, auch, wenn ich immer noch mehr als nur neugierig war.
    „Bleibst du in Sandgemme?“
    „Ja. Aber nicht lange. Danach muss ich weiter nach Erzelingen.“
    Ich versuchte, die Enttäuschung zu verbergen, die ich ob dieser Worte empfand, indem ich ihn erst einmal angrinste.
    „Ich will rein, mir ist kalt.“ Wie als Bestätigung legte ich die Arme um mich und lief langsam wieder los, in Richtung des Pokémon-centers.
    Er ging auch los und wir liefen schweigend nebeneinander durch die dunklen Straßen von Sandgemme. Ein Stück entfernt hörte man sogar das Meer rauschen und schneller, als ich merkte, ging meine Fantasie mal wieder mit mir durch.
    Das war mir früher öfters passiert, wenn ich allein unterwegs gewesen war.
    Ich stellte mir vor, wie ich in einer lauen Sommernacht Arm in Arm mit ihm am Strand entlang lief, stellte mir vor, wie die sanften Wellen meine Füße umspülten und der warme Sand von einem heißen Tag berichtete, der nun in sanfter Dunkelheit endete und alle in sanften Schlaf wiegte. Alle, außer uns.
    Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte leicht den Kopf, um diese Idee loszuwerden.
    Wenn ihm irgendetwas auffallen sollte, was würde ich ihm sagen?
    ‚Paul, lass uns zum Strand gehen, ich will mit dir spazieren gehen.’
    Das wäre einfach zu peinlich. Was würde er dann von mir denken? Ich merkte, wie mir das Blut mal wieder in die Wangen schoss und war dankbar, dass das in der Dunkelheit kaum zu erkennen war.
    Umso nervöser wurde ich, als wir dem Gebäude näher kamen, in welchem ich heute übernachten wollte.
    Auch, wenn es sich nur um ein schwaches nachlicht handelte, wollte ich nicht, dass er die Röte auf meinen Wangen bemerkte.
    Die Schiebetür ging mit leisem Surren auf und wir gingen hinein. Ich senkte den Kopf, sodass meine langen, blauen Haare mein Gesicht vor seinem Blick verborgen wurde und hielt ihm mit einer Hand seine Jacke hin, die er mir gegeben hatte, nachdem ich behauptet hatte, mir wäre kalt.
    Irgendwie merkte man, wenn man ein bisschen Zeit mit diesem Jungen verbracht hatte, dass hinter der rauen Schale eine
    herzliche, wenngleich etwas verletzte Seele war, auf der Suche nach etwas, dass sie zu schützen vermochte. Und ich wünschte mir, ihm dieses Gefühl von Sicherheit zu geben, das er mir auch gab, wenn er bei mir war.
    Trotz dem Wunsch, ihn noch einmal zu umarmen drehte ich mich um, murmelte ihm
    „Gute Nacht, Paul“ zu und zur Treppe. Dann fiel mir ein, dass ich erst einmal ein Zimmer brauchte, was ich in meiner Nervosität natürlich völlig vergessen hatte. Ich kauerte am oberen Treppenabsatz und spähte hinunter. Paul stand noch immer in der Halle und wartete darauf, dass Chaneira, das allem Anschein nach die Nachtschicht hatte, ihm einen Schlüssel gab. Dann kam er hoch. Ich starrte ihn wie gebannt an und erst als er fast oben war, begann ich panisch zu überlegen, in welcher Ecke ich mich auf die Schnelle verstecken konnte. Es war doch einfach so peinlich, wenn er mich jetzt sah.
    Natürlich fand ich in dem leeren Flur keine Möglichkeit, um für einige Minuten zu verschwinden, also drückte ich mich im Dunkeln an die Wand und hoffte, dass er mich nicht bemerkten würde.
    Wie anscheinend schon den ganzen Abend lang waren meine Hoffnungen umsonst und er entdeckte mich.
    Statt irgendetwas zu sagen hielt er mir nur einen Gegenstand unter die Nase, der sich bei näherer Betrachtung als Schlüssel herausstellte. Ich glaubte, ein Grinsen zu bemerkten, als er wortlos weiter ging und bald darauf in einem der Zimmer verschwand.
    Mit pochendem Herzen ging ich zu meinem Zimmer, schloss auf und ließ mich, sobald die Tür geschlossen war einfach auf Bett fallen. Ohne mich umzuziehen oder auch nur die Schuhe auszuziehen schlief ich ein.


    „Uuuaaah…“
    Ich gähnte bestimmt schon zum zwanzigsten Mal, seit ich das Labor des Professors verlassen hatte. Es war wohl gestern schon ziemlich spät gewesen und heute Morgen hatte ich nicht mehr schlafen können.
    Als ich endlich noch mal eingeschlafen war, hatte ich beinahe das Frühstück verpasst, das unten serviert wurde und mich dann komplett abgehetzt. Erst danach hatte ich endlich in Ruhe Duschen können, mir etwas Frisches zum Anziehen aus meinem Rucksack gekramt und war, nachdem ich endlich fertig geworden war, nach draußen gegangen.
    Plinfa hatte sich richtig gefreut, den Professor seit langem mal wieder zu sehen,
    ich war irgendwie einfach zu müde, um richtig gute Lauen zu haben.
    Was mich aber am meisten ärgerte, war, dass ich hier mein Fahrrad nicht hatte, weshalb ich statt einer mindestens vier Stunden unterwegs sein würde.
    Mir graute schon den ganzen Morgen vor diesem Fußmarsch und tatsächlich vermisste ich die unheimlich, dunkle Höhle an der Stelle, wo Team Galaktiks Hauptquartier gewesen war.
    Nicht, weil ich Höhlen plötzlich lieb gewonnen hätte. Ich hatte immer noch panische Angst, seit der Sache mit dem Onix auf der Eiseninsel. Damals hatte mich Paul immerhin getragen und ich war ihm richtig nahe gewesen.
    Wobei ich schon wieder mit meinen Gedanken bei diesem Trainer angekommen wäre. Ich dachte schon den ganzen Morgen immer wieder an ihn und meine Vorstellung von gestern Nacht, mit ihm am Strand entlang zu laufen. Ich stellte mir vor, wie es sein würde, ihn zu küssen und zu umarmen.
    Würde es anders sein, als damals mit Kenny? Bestimmt, die Jungs hätten verschiedener kaum sein können und trotzdem hatte ich leichte Schuldgefühle. Mein Kindheitsfreund war vor Monaten von dieser Welt gegangen und trotzdem fühlte ich mich schuldig dabei, dass ich mich endlich wieder neu verliebt hatte.
    Langsam trottete ich durch die lange nicht gesehene Gegend, den Weg entlang, der nach Zweiblattdorf führte, wo meine Mutter sicher schon ungeduldig auf uns wartete.
    Nach einer weile setzte ich mich an den Wegrand, kramte in meiner Tasche nach dem Brötchen, das ich mir nach dem Frühstück eingepackt hatte, bis hinein und sah müde und verträumt in den Himmel.
    „Paul…“, murmelte ich seinen Namen, als ich mir wieder mal vorstellte, er wäre jetzt bei mir.
    „’Was ist?“ Es klang mürrisch. Ich zuckte zusammen, als ich die Stimme erkannte.
    Entgeistert und ziemlich verlegen starrte ich Paul aus großen blauen Augen an.
    „Also… nichts, aber… eh…“, stotterte ich und wich seinem Blick aus.
    Fragend sah er mich an. Ich sah ihn unter dem Vorhang von meinen Haaren an, überlegte, was ich ihm sagen konnte.
    „Jetzt sag schon!“, begann er mürrisch.
    „Wenn du offensichtlich nichts von mir willst, warum murmelst du dann meinen Namen?“
    Warum war der Typ plötzlich so komisch drauf?
    „Lucia? Bist du gedanklich noch in diesem Universum?“ Noch immer sah ich stur zu Boden, um seinem Blick auszuweichen.
    „Ach, vergiss es.“ Warum war der Typ denn plötzlich so gereizt?
    „Paul, ich…“ Er ging einfach weiter.
    „Paul!“, rief ich ihm nach. Keine Reaktion.
    „Paul!“ Langsam wurde ich aggressiv. Wieder reagierte er nicht.
    „Paul, jetzt bleib stehen!“ Er blieb stehen, drehte sich langsam um.
    „Was willst du?“ „Dass du verdammt noch mal hier bleibst!“
    Er sah mich scharf an. „Was willst du von mir?“
    Bleib ruhig, Lucia! , versuchte ich, mich zu beruhigen. Zähl bis Zehn…
    Flüsternd zählte ich also und bemühte mich, möglichst ruhig zu Atmen.
    „Zehn, neun, acht, sieben…“
    „Red lauter!“ Ich reagierte nicht auf ihn und konzentrierte mich aufs Zählen.
    Trotzdem wurde ich unter seinem wütenden Blick selbst auch immer wütender.
    Als ich bei eins angekommen war, war ich schon kurz vorm Explodieren.
    „Dann geh ich jetzt. Ciao, du Trantüte.“ Nachdem er mich nun auch noch beleidigt hatte, platzte mir endgültig der Kragen.
    „Was hast du gesagt?“, brüllte ich ihm hinterher.
    „Trantüte.“, wiederhole er völlig ungerührt.
    „Du Idiot. An einem Tag bist du plötzlich fast nett und jetzt meckerst du mich hier so an? Was fällt dir eigentlich ein, mich zu beleidigen? Hast du sie noch alle?“
    Er zuckte trotzig mit den Schultern und ignorierte mich geflissentlich.
    „Warum ignorierst du mich? Bist du - ausgerechnet du – dir plötzlich zu fein mit mir zu reden?“
    „Warum sagst du mir nicht einfach mal, was mit dir los ist? Du willst irgendwas, schweigst dann das blaue vom Himmel runter und jetzt schreist du mich an?“
    Er klang selbst ziemlich sauer. Ich verstummte, aber die Wut glomm in meinem Körper weiter.
    „Dann lass mich endlich in Ruhe. Ich verschwinde.“ Ehe ich es verhindern konnte, hatte ich ihm die Worte auch schon hinterher geschrieen und es sofort bereut.
    „Du Idiot. Du merkst auch gar nichts, oder? Ich habe an dich gedacht, einfach, weil ich dich mag!“
    Ich schlug mir die Hand auf den Mund, aber die Worte waren schon heraus.
    Völlig perplex starrte Paul mir ins Gesicht. Ich sah zu Boden. Oh Gott, es war ja so peinlich.
    „Also, äh…“
    Ich war im Begriff, aufzuspringen und wegzurennen, aber er hielt mich am Arm fest.
    „Warte. Das, äh... meinst du das ernst?“
    Jetzt schein er ganz ruhig, was beinahe unheimlich war. Zögerlich nickte ich. Mein Gesicht war knallrot vor Scham, und ich
    Spürte, wie sich meine Fingernägel schon schmerzhaft in meine Arme bohrten, etwas, das ich oft tat, wenn ich nervös war.
    Auch Paul schien nicht recht zu wissen, was er jetzt tun sollte.
    Ich wollte gerade gehen, um aus dieser peinlichen Lage herauszukommen, auch, wenn ich wusste, dass das einfach nur bescheuert war. Statt mich gehen zu lassen, zog er mich wieder zu sich und in seine Arme.
    „Paul, was…?“, fragte ich kleinlaut. Er sagte nichts.
    Ich wollte mich bewegen, aber er ließ mir dazu keinen Freiraum, also tat ich spontan das erste, was mir einfiel.
    Ich tat das, was ich mir gewünscht hatte, bevor er so plötzlich hier aufgetaucht war und drückte meine Lippen sanft auf seine.
    Überrascht sah er nach unten und ich senkte den Blick.
    „Warum…?“
    Wie doof konnte er denn eigentlich sein?
    „Idiot…“, murrte ich. „Ich hab es doch eben schon gesagt. Ich liebe dich.“ Jetzt war es mir auch egal, ich hatte es ja sowieso schon einmal gesagt. Dann zog er mich plötzlich wieder zu sich und küsste mich.
    „Ich liebe dich auch.“ Wow, das war so untypisch, dass er Gefühle so direkt aussprach und trotz meiner Verwunderung darüber wurde mir ganz warm. Ich drückte mich wieder an ihn und kuschelte mich in seine Arme.


    Meine Mutter hatte natürlich sofort den Braten gerochen, als sie mich und Paul gesehen hatte. Vor ihr hatte ich bisher noch wenig geheim halten können. Inzwischen war Paul mehr in Schleiede zu Besuch, als bei uns.
    Nachdem meine Mutter ihn eine Zeit lang überwacht hatte und der Meinung war, dass er umgänglich wäre, wohnte er eigentlich schon bei uns. Er hatte mir anvertraut, dass sich seine Familie sowieso nicht weiter für ihn interessieren würde, also hatte meine Mutter beschlossen, dass wir seine Ersatzfamilie sein würden. Ich fand es großartig, weil es bedeutete, dass ich Paul immer um mich haben konnte. Wir hatten in der Zwischenzeit auch mal Maike besucht, die mir dann gebeichtet hatte, dass sie jetzt tatsächlich mit Drew zusammen war. Der war allerdings zu diesem Zeitpunkt bei seiner Familie in LaRousse City gewesen, also hatte ich mit ihm leider nicht darüber reden können. Ich hätte ihn ja gerne über die Einzelheiten ausgequetscht, weil Maike sich zierte, es mir zu erzählen.
    Im Moment planten wir, wann wir wieder losziehen wollten, denn keiner von uns hatte sein ursprüngliches Ziel vergessen. Ich wollte Top-Koordinator werden und er wollte Sinnoh-Champ werden und Cynthia besiegen.
    Bis dahin blickten wir also einer Zukunft voller Training und hoffentlich schöneren Abenteuern entgegen, als dem letzten.