Declan legte die Stirn tief in Falten. Also war es wichtig, wie man in dieser Welt ankam? Die Falten wurden noch tiefer. Und war nicht ‚gestolpert‘ ein akkurater Ausdruck? So war er durch die Pforte gekommen. Natürlich konnten seine Erinnerungen auch trügen. Wer wusste scho im Moment was richtig und falsch war. Seine Hände tasteten über seinen Körper. Er fühlte sich so real an, wie er sein sollte. Auch das hieß natürlich nicht vil, aber zumindest war er immer noch auf eine Art ‚lebendig‘. Sollten seine Erinnerungen richtig sein und er wäre ‚Tod‘, so hätte er wenigstens das. Es war eigenartig. Da er immer noch ‚hier‘ war, war die Vorstellung ‚Tod‘ zu sein gar nicht so schrecklich. Irgendwo fühlte er sich ein wenig schuldig für seine Eltern und ein paar wenige Freunde, aber er konnte nichts dagegen tun. Dies waren anscheinend die Regeln der Welt. Und es ist nur ‚gut‘, sich den Regeln zu unterwerfen…
Das Grübeln des Braunhaarigen wurde unterbrochen, als der Anführer klar machte, dass selbst wenn man in diese Welt entführt wurde, die Gefahr des Todes immer noch nah war. Quasi mussten sie selbst zu Traumbewohnern werden, um zu überleben. ‚Ich denke man kann es eher mit einem Raumanzug oder sowas vergleichen‘, überlegte Declan. Er hätte gern gefragt wie es funktionieren würde, wenn man keinen Körper mehr zum Zwischenlagern hatte, aber im Moment war es noch nicht zu 100% sicher. Also wollte er noch ein wenig darüber nachdenken.
Das Zwischenspiel des Schiffes mit dem Alien/Kroko-Hybriden ignorierte er gekonnt. Vielleicht sollte man genauer überprüfen, wer auf eine Mission mitkam, selbst wenn die Auswahl gering war.
‚Man innerstes Selbst? Das ist leicht gesagt, Mister Anführer. Viele Menschen haben Probleme das zu finden...oder es sich einzugestehen.‘ Declan ignorierte gekonnt das Aufblitzen der Zufriedenheit zusammen mit einem Bild, wo seine Faust einem älteren Mann die Nase brach. ‚Aber einfach eine Phantasy anzunehmen wäre eine Lüge, also ‚böse‘. Wäre eine Mischung okay? Der wahre Kern, mit ausgeschmückten Lücken. Er hat gesagt hier gelten keine Regeln, aber das ist nicht wahr. Es gelten immer Regeln.
Vielleicht fange ich dann mit dem Kern an. Nun, ich würde gern ‚Ehre‘ und ‚Gerechtigkeit‘ sagen, wie die edlen Samurai. Aber ich glaube dieses Level hab ich nicht. Noch nicht. ‚Regeln‘ vielleicht. Davon haben meine Eltern schließlich immer gesprochen. Ein guter erster Schritt zu meinem Ideal, denke ich. Dann...‘Einsamkeit‘. Ich bevorzuge es ‚leer‘, wodurch ich in Ruhe den Nachthimmel betrachten kann. Huch, das widerspricht sich aber. Was bringen ‚Regeln‘ für eine Person ‚allein‘? Ah ich weiß. Der ultimative Willenstest. Kann ich Regeln einhalten, selbst nur für mich. Das ist das ultimative ‚Gut‘.
Was sonst noch? Alles, was wir uns vorstellen können sagt er. Und was wir uns nicht vorstellen können? ‚That is not dead which can eternal lie...‘ Wie gern hätte ich das Buch zu Ende gelesen. Nun, zur Abrundung...‘
Declan wollte erst noch gut nachdenken. Er hatte nur eine Chance, aber er würde es akzeptieren was kam. Mit geschlossenen Augen und verschränkten Armen konzentrierte er sich stark. So entging es ih, dass ein fahles Leuchten entstand. Unter seinen Armen hervor, ausgehend vor seinem Herzen. Immer stärker wurde der Glanz, der aus seinem Körper heraus strahlte. Im hellen Licht zerbarst sein Körper und es wurde noch heller. Doch lange hielt es nicht an.
Verschwunden war der Mensch und zurückgeblieben war eine Gestalt, deren Form zwar menschlich war, aber man konnte nicht sagen wie menschlich. Denn von Kopf bis Fuß war die Gestalt verdeckt. Den rostrot-braunen Grundton bildete eine verschachtelte Samurairüstung. Verdeckt wurde sie von einem Tunika-ähnlichen schwarzen Gewand, dessen Stoff seine linke Körperhälfte größtenteils verdeckte. Rechts fehlte über Arm und Schulter der Ärmel und ließ an besten silberne Verzierungen erkennen. Auch die Beine der Rüstung waren frei, sowie die länglichen und gekrümmten Schnabelschuhe. Der Blick auf das Gesicht wurde durch einen großen kegelförmigen Strohhut erschwert. Und selbst dann verdeckten weiße Tücher das Gesicht und nur um die Augen war ein Streifen Haut frei. Allerdings war trotzdem keine zu sehen, unnatürlich vor Blicken in Finsternis gehüllt. Hier und da schauten ein paar silberne Strähnen Haar unter den Tüchern hervor.
Declan nickte, endlich zufrieden mit seinem inneren Bild und streckte seine Hand aus. Es verging eine Weile, bevor er ein Auge öffnete. Er war nicht ungeduldig, aber die Aufregung der Situation zog ihn doch mit. Eine Sekunde später öffnete er jedoch auch sein zweites weiß leuchtendes Auge, als er anstatt seiner blassen Haut einen roten Panzerhandschuh mit spitzen Fingern und silbernen Dornen über den Knöcheln erblickte. Fasziniert drehte er seine Hände hin und her, erfasste jeden Zentimeter. Mit weiten Augen zog er sich den Strohhut vom Kopf und tastete sein verdecktes Gesicht ab, bevor er ihn wieder aufsetzte und den Rest seines Körpers begutachtete. Schließlich hob er auch den Kragen seiner Rüstung ein Stück an. Er lachte. „Scheint als sei meine Konzentration etwas abgerutscht. Aber ansonsten kann ich nicht klagen.“
Er ließ die Rüstung zurückschnappen und begann sämtliche Gelenke zu dehnen und rotieren, sowie Muskelgruppen zu erfühlen. „Oh, ich fühl mich gut. Wortwörtlich wie neu geboren. Aber ich hab gar nicht mitgekriegt, wie Sie mir den Kristall in die Hand gelegt haben, Mister Anführer.“