Der Crypto- Taucher

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • Die vorliegende Geschichte ist ein Abenteuer eines jungen Pokémon- Trainers aus der Johto- Region. Der Inhalt dieser Geschichte beinhaltet eine bewusste und absichtliche Anlehnung an das Finale des GameCube- Spiels ,,Pokémon XD - Der Dunkle Sturm''. Die Hauptperson dieser Geschichte ist mit allen gleichnamigen aus meinen anderen Geschichten (so sie denn erscheinen werden) identisch.


    Die wichtigen Charaktere
    Nick Sallade
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    Nick Sallade ist ein erfolgreicher Pokémon-Trainer von vierzehn Jahren. An seinem zehnten Geburtstag startete er seine Reise durch die Johto-Region. Nachdem er alle Orden gesammelt hatte, versuchte er sich in der Pokémon-Liga von Johto, scheiterte jedoch im Viertelfinale am späteren Zweitplatzierten.
    Nachdem er in der Johto-Liga stärker geworden war, beschloss er, auch in Kanto alle Orden zu sammeln. Auch hier schaffte er es bis in die Pokémon-Liga.
    Nick ist ein gutherziger und höflicher Junge, der sich sehr gerne um seine Pokémon kümmert. Er entwickelte im Lazfe seiner Reisen taktisches Geschick und die Fähigkeit, selbst in schwierigen Situationen die Ruhe zu bewahren und an seine Pokémon zu glauben. Jedoch hat ihm das auch ein gewisses Maß an Überheblichkeit gebracht...


    Phrenos
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    Ein mysteriöser reicher Mann, der nach starken Trainern sucht - doch aus anderen Gründen, als es erst den Anschein hat...


    Lugia
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    Ein legendäres Pokémon, das auf den Strudelinseln lebt. Nick wird es zweimal treffen - zweimal unter völlig verschiedenen Umständen...



    Prolog


    [align=justify]Die Strudelinseln. Eine Inselgruppe aus vier kleinen Eilanden, die ruhig vor dem Festland der Joh-
    to- Region liegen. Man sagt, hier lebe ein legendäres Pokémon...


    Das kleine Motorboot sauste in eine Bucht an der nordwestlichen der vier Inseln. An Deck stand
    Nick, ein achtjähriger Junge, und strahlte mit der Sonne, die an diesem Tag besonders hell schien,
    um die Wette. Er hatte sich, seit er zum ersten Mal etwas über die Strudelinseln erfahren hatte, im-
    mer gewünscht, einmal dorthin zu kommen. Er hatte auch schon oft von dem Gerücht, ein legendä-
    res Pokémon lebe hier, gehört und davon geträumt, es einmal zu Gesicht zu bekommen.
    Seine Mutter, die gerade aus der Steuerzentrale kam, wollte ihrem Jungen diesen Wunsch nun er-
    füllen und war mit ihm an diesem wunderschönen Tag zu den Strudelinseln gefahren. Sie vertäute
    das Boot sicher an einem Felsen und betrat mit ihrem Sohn die Insel.
    Nick blieb begeistert stehen und sah sich um. Die Bucht wurde von zwei hohen Felsen, die ein gu-
    tes Stück ins Meer herausragten, eingeschlossen. Auf der Insel befand sich ein Höhleneingang, der
    allerdings mit einer schweren Gittertür verschlossen war. Nick wusste, dass die Höhle, die die vier
    Strudelinseln verband, zu einem Naturschutzgebiet erklärt worden war, da dort viele seltene Poké-
    mon ein harmonisches und idyllisches Leben führten, das auf keinen Fall durch die Besuche von
    Menschen gestört werden sollte. Durch eine für einen Menschen viel zu kleine Klappe sowie durch
    unzählige Zugänge in den Felsen und unter Wasser konnten die Pokémon ein und aus gehen, wie
    sie wollten.
    ‚,Nick, worauf wartest du noch? Ich dachte, du wolltest dir die Insel einmal ansehen‘‘, rief ihm
    seine Mutter zu, die bereits auf dem Weg zur Aussichtsplattform auf der Klippe war. Nick lief ihr
    hinterher.
    ‚,Wer zuerst oben ist, hat gewonnen!‘‘, antwortete Nick seiner Mutter, als er an ihr vorbeilief.
    ‚,He, das ist gemein!‘‘, rief seine Mutter ihm lachend hinterher.
    Als sie oben ankam, hatte Nick bereits an einer Sitzgruppe Platz genommen und blickte über die
    vier Strudelinseln. Hier und dort konnte er einige Pokémon im Wasser nahe der Insel sehen. Seine
    Mutter setzte sich neben ihn.
    ‚,Danke, Mama! Es ist so schön hier!‘‘, rief Nick.
    Seine Mutter lächelte glücklich.
    ‚,Oh, was ist das?‘‘, fragte Nick seine Mutter und zeigte auf eine rote Schale.
    Seine Mutter drehte sich um. ‚,Ach, das ist bestimmt ein Pottrott‘‘, antwortete sie.
    ‚,Ein Pottrott?‘‘, erkundigte Nick sich, stand auf und ging auf das Pokémon zu. Seine Mutter folgte
    ihm.
    Auf einmal erwachte die rote Schale zum Leben, und ein gelber Kopf und vier gelbe Beine
    schlüpften aus dem Panzer. Das Pokémon sah Nick interessiert an.
    ‚,Tatsächlich, ein Pottrott‘‘, bemerkte dieser, nahm eine Himmihbeere aus seiner Tasche und hielt
    sie dem Pokémon hin. Der gelbe Kopf schnellte nach vorne und Pottrott schnappte sich die saftige
    Beere.
    ‚,Pottrott machen aus Beeren einen leckeren Saft, den sie dann einlagern, als Vorrat für schlechte
    Zeiten‘‘, erklärte Nicks Mutter und gab Pottrott eine weitere Beere, die dieses ebenfalls gerne an-
    nahm.
    Nick wollte ihm gerade noch eine Beere aus seinem Vorrat geben, als Pottrott plötzlich wieder in
    seinem Panzer verschwand.
    ‚,Was ist denn jetzt los?‘‘, fragte Nick, aber als er sich nach rechts umdrehte, war seine Frage be-
    antwortet.
    Ein großes vogelähnliches Pokémon schoss auf ihn zu. Es war braun, hatte einen langen Schnabel
    und sah sehr angriffslustig aus.
    ‚,Ein Ibitak!‘‘, konnte Nick nur noch schreien, bevor ihn das Pokémon zu Boden schleuderte.
    ‚,Pass auf!‘‘, rief seine Mutter panisch, als sie sah, dass Ibitak zurückkam.
    Doch Nick hatte keine Chance, dem Angriff des Ibitak auszuweichen. Es packte ihn mit seinen
    Krallen und hob ihn in die Luft.
    Nick schrie vor Angst, als Ibitak ihn ergriff. Nicks Mutter sah keine andere Möglichkeit. Sie nahm
    einen Pokéball in die Hand und warf ihn in Ibitaks Richtung. ‚,Los, Ampharos!‘‘, rief sie, als der
    Ball auf Ibitak zuflog.
    Ein gelbes menschengroßes Elektropokémon erschien aus dem Ball.
    ‚,Donnerblitz!‘‘, rief Nicks Mutter ihrem Elektropokémon zu. Ampharos leuchtete gelb auf und ein
    gelber Strahl raste auf Ibitak zu. Das Flugpokémon wurde von der Elektroattacke getroffen und ließ
    Nick fallen.
    Nick glaubte sich schon gerettet, als er sah, dass Ibitak ihn knapp neben der Klippe hatte fallen las-
    sen. Schreiend stürzte Nick in die Tiefe.
    ‚,Nick!‘‘, rief seine Mutter verzweifelt und rannte zur Klippe. Als sie nach unten blickte, verschlug
    es ihr die Sprache.
    Ein riesiges weißes Pokémon, das aussah wie ein Vogel und ein Drache, schoss an der Klippe em-
    por. Auf seinem Rücken lag Nick, noch benommen von seinem Sturz, aber wohlauf.
    Das riesige Pokémon landete auf der Insel und ließ Nick vorsichtig auf den Boden sinken. Nicks
    Mutter war völlig sprachlos vor Glück.
    ‚,D... danke...‘‘, stammelte sie.
    Auch Nick wachte wieder auf und sah das Pokémon, das ihn gerettet hatte, allerdings kannte er den
    riesigen Vogel nicht. Auch seine Mutter konnte es nicht identifizieren.
    Das Pokémon erhob sich wieder und verschwand hinter der Klippe...

  • Der Crypto- Taucher


    Kapitel 1
    Satz und Sieg


    ‚,Blitza kann nicht mehr weiterkämpfen!‘‘
    Der Schiedsrichter am Rand des Kampffeldes zeigte mit seinen Flaggen erst auf das katzenähnliche
    Elektropokémon, das besiegt im Sand lag, dann richtete er sie auf das andere Pokémon auf dem
    Feld, das erst jetzt durch die Staubwolke wieder zu erkennen war. ‚,Magbrant hat gewonnen!‘‘
    Der Trainer des Feuerpokémon blickte seinen Gegenüber triumphierend an.
    Die Stimmung im Stadion am Indigo- Plateau war gigantisch. Kein einziger Platz war mehr im Sta-
    dion frei, was angesichts der Bedeutung des Kampfes nicht verwunderlich war. Immerhin war dies
    nicht irgendeiner – es war das Finale der Pokémon- Liga in Kanto!
    ‚,Zurück, Blitza!‘‘, rief der vierzehnjährige Junge am anderen Ende des Feldes. Er nahm einen ten-
    nisballgroßen rot- weißen Ball in seine Hand und richtete ihn auf das Elektropokémon. Ein roter
    Strahl schoss aus dem Ball, umhüllte Blitza und zog es ein. ‚,Das hast du gut gemacht‘‘, sprach der
    Junge zum Pokéball, den er in der Hand hielt, dann drückte er einen Knopf, und der Ball
    schrumpfte auf die Größe eines Tischtennisballs.
    Er lächelte, während er den Ball wieder an seinen Gürtel hängte. Irgendwie sind wir doch alle
    gleich, dachte er bei sich. Auch er hat sich sein bestes Pokémon für den Schluss aufgehoben.
    Der Junge drückte auf den Knopf an einem anderen Pokéball, und schlagartig wuchs dieser auf
    Tennisballgröße an. Wie als wollte er Magbrant damit treffen, warf er den Ball auf das Kampffeld.
    Der Pokéball öffnete sich im Flug, und wieder fuhr ein roter Strahl heraus und formte eine undeut-
    liche Silhouette. Kurz darauf war das Pokémon sichtbar, das sich in dem Ball befunden hatte. Es
    war blau, hatte vier Beine, einen langen Schwanz und zwei große rote Flügel.
    ‚,Magbrant gegen Brutalanda‘‘, rief der Schiedsrichter. ‚,Möge der Kampf beginnen!‘‘
    Das ließ sich Magbrants Trainer nicht zweimal sagen. ‚,Los, Magbrant! Flammenwurf!‘‘, befahl er
    seinem Pokémon. Dieses richtete seinen kanonenartigen Arm auf das Drachenpokémon und ließ
    Flammen herausschießen.
    ‚,Weich aus!‘‘, rief der Junge Brutalanda zu. Das Drachenpokémon schlug mit den Flügeln und hob
    mit einer unglaublichen Geschwindigkeit vom Boden ab, die man dem schwerfällig aussehenden
    Drachen kaum zugetraut hätte. Der Flammenwurf, der von Magbrant kam, verfehlte Brutalanda
    und ging ins Leere.
    ‚,Sehr gut!‘‘, rief der Junge. ‚,Jetzt setz Erdbeben ein!‘‘
    Das Pokémon sank wieder Richtung Boden und schlug mit seinem Schwanz auf das Kampffeld.
    Eine Schockwelle bewegte sich durch den Boden und warf Magbrant von den Beinen.
    Nun sah der Junge seine Chance gekommen. ‚,Jetzt! Beende es mit Drachenklaue!‘‘, rief er Bruta-
    landa zu. Die Klauen des Drachenpokémon leuchteten auf, und es schoss mit hoher Geschwindig-
    keit auf Magbrant zu. Sein Trainer wollte ihm einen Befehl zurufen, doch Brutalanda hatte das
    Feuerpokémon, das sich gerade erst von seinem Schlag erholt hatte, bereits getroffen. Wieder
    stürzte Magbrant zu Boden.
    Doch dieses Mal stand es nicht mehr auf.
    ‚,Magbrant ist kampfunfähig‘‘, rief der Schiedsrichter in die atemlose Stille im Stadion.
    ‚,Brutalanda hat gewonnen! Und damit geht der diesjährige Sieg in der Pokémon- Liga an Nick aus
    Neuborkia!‘‘
    Jubel breitete sich im Stadion aus, als der Schiedsrichter das Ende des Kampfes und den Sieg Nicks
    bekanntgab. Auch Nick konnte sein Glück kaum fassen, als er die jubelnde Menge im Stadion sah.
    Voller Freude lief er auf sein Brutalanda zu, in dessen Blick man ebenfalls den Triumph erkennen
    konnte, und sprang auf seinen Rücken.
    Wie aus einem stummen Befehl hob das Drachenpokémon vom Boden ab und drehte mit seinem
    glücklichen Passagier eine Ehrenrunde. Nick suchte während des Fluges im Publikum nach seiner
    Mutter. Sie hatte ihm fest versprochen, zu kommen, um ihn anzufeuern. Er fand sie im Nordblock
    des Stadions, zusammen mit seinen Freunden Chris und Johanna aus seiner Heimatstadt.
    Brutalanda beendete seine Ehrenrunde und landete wieder auf dem Kampffeld.
    Siegfried, der ehemalige Champ Kantos, kam auf Nick zu. ‚,Herzlichen Glückwunsch‘‘, sagte er.
    ‚,Du hast dir mit Gary einen tollen Kampf geliefert. Ich bin wirklich beeindruckt.‘‘
    Siegfried öffnete eine Dose, die er in der Hand hielt, und nahm ein silbrig glitzerndes Band heraus.
    ‚,Hier, als Beweis, dass du die Pokémon- Liga gewonnen hast.‘‘ Er gab Nick das Band. Nick nahm
    es und hob es triumphierend in die Luft.
    Jetzt kannte der Jubel im Stadion keine Grenzen mehr.
    Nick nahm Brutalandas Pokéball und richtete ihn auf das Drachenpokémon. Wie bei Blitza ver-
    schwand Brutalanda in dem roten Strahl.
    Er blieb noch ein paar Minuten im Stadion stehen und erfreute sich seines Sieges. Dann ging er
    zum Ausgang des Kampffeldes.
    Draußen wartete Nick auf seine Mutter, die sich erst einmal durch die Menschenmassen, die das
    Stadion verließen, wühlen musste, um zu ihm zu kommen.
    ‚,Entschuldigung, Sie sind doch Nick, der Gewinner der diesjährigen Pokémon- Liga, richtig?‘‘,
    hörte Nick eine Stimme hinter sich sprechen. Er drehte sich um.
    ‚,Ja, der bin ich. Wie kann ich Ihnen helfen?‘‘, fragte er die Reporterin.
    ‚,Haben Sie ein paar Minuten Zeit für ein Interview?‘‘
    Während Nick die Fragen der Reporterin aus Dukatia City beantwortete, kam seine Mutter auf ihn
    zu.
    ‚,Danke, dass Sie meine Fragen beantwortet haben‘‘, dankte ihm die Reporterin, packte ihr Diktier-
    gerät in ihre Tasche und wühlte sich durch die Menge.
    ‚,Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat‘‘, entschuldigte sich Nicks Mutter. ‚,Das Stadion war
    wirklich brechend voll.‘‘
    ‚,Dann lass uns jetzt nach Hause fliegen‘‘, schlug Nick vor.
    Er nahm den Pokéball, den er in der Hand hielt und warf ihn in die Luft. Brutalanda kam heraus
    und landete vor ihm. Nicks Mutter tat es ihm gleich, und ein grün- braunes Pokémon mit einem
    langen Hals und vier Blätterflügeln erschien.
    ‚,Auf nach Hause, Tropius‘‘, rief sie ihrem Pokémon zu. ‚,Du auch, Brutalanda‘‘, fügte Nick hinzu.


    ‚,Der Junge ist wirklich gut‘‘, sagte ein verhüllter Mann zu sich. ‚,Er könnte für unser Projekt von
    großem Nutzen sein.‘‘
    Der Mann grinste hämisch unter seiner Kapuze, dann drehte er sich um und verschwand in der
    Menge...

  • Kapitel 2
    Eine obskure Einladung


    Nick gähnte, als er am Dienstagmorgen von den Sonnenstrahlen, die durch das Fenster in sein Zim-
    mer fielen, geweckt wurde. Er setzte sich in seinem Bett auf und streckte sich. Dann zog er sich
    seine Kleidung an.
    Er ging die Treppe hinunter in die Küche, wo seine Mutter mit den Vorbereitungen zum Frühstück
    beschäftigt war.
    ‚,Guten Morgen‘‘, sagte Nick, als er sich an den Tisch setzte.
    ‚,Guten Morgen‘‘, gab seine Mutter zurück. ‚,Du hast einen Brief bekommen.‘‘
    ‚,Wer schreibt mir denn?‘‘, fragte Nick.
    Nicks Mutter untersuchte den Briefumschlag. ‚,Hier steht kein Absender.‘‘ Sie reichte Nick den
    Brief. Er öffnete ihn und las.


    Nick,
    wir waren von deinen Leistungen in der Pokémon- Liga von Kanto zutiefst beeindruckt. Deshalb
    möchten wir dich hiermit zu einem privaten Turnier in der Orre- Region einladen. Du kannst tolle
    Preise gewinnen.
    Solltest du Interesse haben, komme am Freitag, dem 12.6., auf die Insel Obscura in Orre. Von
    Johto aus geht jeden Donnerstag ein Schiff in Richtung Orre. Für Verpflegung ist gesorgt.
    Mit freundlichen Grüßen,
    C. L.

    ‚,Ein Privatturnier in Orre? Das klingt gut‘‘, sagte Nick begeistert. ‚,Komisch, dass der Absender
    den Brief nur mit zwei Buchstaben unterschrieben hat.‘‘
    ‚, C. L. Eine komische Unterschrift‘‘, bestätigte seine Mutter. ‚,Aber jetzt frühstücke erst einmal,
    dann kannst du nachsehen, wann das Schiff von Oliviana City fährt.‘‘
    Das ließ Nick sich nicht zweimal sagen. Er nahm einen der Pfannkuchen, die seine Mutter gebak-
    ken hatte, vom Stapel und fing an zu essen. Währenddessen grübelte er über die merkwürdige Un-
    terschrift.
    C. Christopher, Christian, Christine... Es gibt so viele Vornamen, die mit C anfangen. Und noch
    mehr mögliche Nachnamen auf L. Aber warum schreibt er denn nicht seinen vollständigen Namen?
    Nick dachte nach, konnte aber keine Antwort auf seine Frage finden. Er schob sie beiseite und
    überlegte, wo er vor dem Turnier noch trainieren sollte. Nick wusste, dass die Trainer, die in der
    Pokémon- Liga kämpften, sehr stark waren, aber er wusste auch, dass viele starke Trainer die Po-
    kémon- Liga nicht herausfordern wollten. Deshalb beschloss er, auf Nummer Sicher zu gehen und
    noch ein Spezialtraining einzuschieben.
    Nick aß seine Pfannkuchen auf und setzte sich an den Computer.
    ‚,Die Fähre nach Orre fährt jeden Donnerstag um 12 Uhr‘‘, berichtete Nick seiner Mutter. ‚,Ich
    werde bis zum Mittagessen noch eine Runde trainieren. Ruf mich bitte einfach auf meinem Po-
    kécom an!‘‘, sagte Nick und verließ die Küche.


    Nick ging die Straße in Richtung Route 28. Dort befand sich einer seiner Lieblingsorte: eine Wald-
    lichtung, in der er ungestört trainieren konnte. Er nahm zwei Pokébälle, jeden in eine Hand.
    ‚,Los, Galagladi und Iksbat!‘‘, rief er, als er die Bälle warf. Sie öffneten sich im Flug, und aus den
    roten Strahlen kristallisierten sich zwei Pokémon heraus. Eines hatte deutliche Ähnlichkeiten mit
    einem Menschen, war aber grasgrün und hatte eine Klinge an jedem Arm. Das andere war violett
    und hatte vier Flügel, die um den ovalen Körper des Pokémon ein X formten.
    ‚,Iksbat, schlage mit deinen Flügeln nach Galagladi! Und Galagladi, du musst versuchen, die
    Schläge abzuwehren oder ihnen auszuweichen!‘‘, rief er den beiden zu.
    Als er sah, dass Iksbat und Galagladi seiner Aufforderung Folge leisteten, wandte er sich seinen
    beiden nächsten Pokémon zu. Er warf zwei weitere Pokébälle. Ein Blitza und ein Luxtra, das Ähn-
    lichkeiten mit einem Hund hatte und etwa doppelt so hoch wie Blitza war, erschienen.
    Nick warf ein paar Metallkugeln auf die Waldlichtung. ‚,Luxtra, setz Ladestrahl gegen Blitza ein!‘‘
    Das blauschwarze Elektropokémon erzeugte eine gelbe Sphäre vor seinem Mund, aus der ein hell
    leuchtender Strahl schoss. Blitza wurde von der Elektroattacke getroffen, sah aber nicht so aus, als
    wäre es durch die Attacke verletzt. Im Gegenteil, ihm schien die Attacke sogar gut zu tun.
    Nick lächelte. Blitzas Fähigkeit Voltabsorber absorbierte die Kraft von Elektroattacken und spei-
    cherte sie. Mit der gespeicherten Energie konnte es dann entweder seine eigenen Elektroattacken
    verstärken oder Verletzungen, die es im Kampf erlitten hatte, heilen.
    ‚,Jetzt, Blitza! Donnerblitz!‘‘, rief Nick dem Elektropokémon zu.
    Blitza drehte sich schlagartig zu den Metallkugeln um und fing an, gelb zu leuchten. Ein noch hel-
    lerer Energiestrahl als der, den Luxtra auf Blitza abgeschickt hatte, raste auf die Kugeln zu. Er teilte
    sich, und jede der Kugeln fing an zu leuchten.
    ‚,Sehr gut!‘‘, rief Nick zu seinen beiden Elektropokémon. ‚,Das gleiche direkt noch einmal!‘‘
    Er wandte sich wieder Iksbat und Galagladi zu.
    Die beiden kämpften immer noch voller Elan miteinander. Keines der beiden Pokémon sah er-
    schöpft aus. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen griff Nick nach den Pokébällen, in de-
    nen sich seine beiden letzten Pokémon befanden. Er warf sie in den noch freien Bereich der Lich-
    tung. Zuerst kam sein Brutalanda aus dem Pokéball, kurz darauf folgte ihm ein blaues, sehr schwer-
    fällig aussehendes Pokémon. Es hatte zwei Beine, einen kräftigen Körper, zwei starke Arme und
    einen Kopf, der nahtlos in dessen Körper überging.
    ‚,Sumpex‘‘, rief er dem blauen Wasserpokémon zu. ‚,Greif Brutalanda mit deinen Attacken an.
    Und du, Brutalanda, du musst versuchen, die Attacken abzuwehren!‘‘
    Noch bevor Nick den Satz ausgesprochen hatte, griff Sumpex bereits an, doch Brutalanda reagierte
    mindestens genauso schnell. Die Eisstrahlen von Sumpex konterte Brutalanda mit seinem Flam-
    menwurf, die Wasserattacken wehrte Brutalanda mit dem Eisenschweif, den es wie eine rotierende
    Keule oder einen Ventilator benutzte, ab. Gegen Sumpex‘ Hammerarm hielt Brutalanda seine Dra-
    chenklaue.
    Zufrieden betrachtete Nick das Training seiner Pokémon. Nach einer Weile rief er: ‚,Ihr könnt jetzt
    eine Pause machen‘‘. Er nahm eine Dose mit Pokémonfutter aus seinem Rucksack und öffnete sie.
    Wie der Blitz kamen seine Pokémon angerannt, zu allererst Blitza, das von all seinen Pokémon das
    schnellste war, zuletzt kam Sumpex, das sich an Land nur sehr langsam bewegen konnte. Die Po-
    kémon sahen ihn erwartungsvoll an.
    ‚,Keine Sorge, ich habe genug für alle dabei‘‘, beruhigte Nick seine Pokémon lachend. Er kramte
    sechs verschieden große Schalen aus seinem Rucksack und stellte sie vor seine Pokémon. Blitza,
    das aufgrund seiner kleinen Größe und seines niedrigen Gewichts nicht viel aß, bekam die kleinste
    Schale, Brutalanda, aufgrund seiner Größe weitaus hungriger, bekam das größte Exemplar.
    Nicks Pokémon wussten, dass er keines seiner Pokémon beim Essen bevorzugte, daher waren sie
    auch nicht neidisch darauf, dass ein anderes Pokémon eine größere Portion bekam.
    Nick füllte die Schüsseln der Pokémon mit dem Futter. Sofort machten sie sich über ihre Schüsseln
    her und begannen zu essen.
    Nick sah ihnen eine Weile zu, dann griff er erneut in seine Tasche und nahm eine Dose voller run-
    der Beeren heraus. Seine Mutter hatte ihm eine Mischung verschiedenster Beeren aus ihrem Garten
    mitgegeben. Er setzte sich neben seine Pokémon auf einen Baumstumpf und nahm eine Handvoll
    Beeren in den Mund.
    Als seine Pokémon fertig gegessen hatten, nahm er mit ihnen das Training wieder auf. Frisch ge-
    stärkt zeigten seine Pokémon noch mehr Elan als beim letzten Mal. Galagladi bewegte sich elegant
    durch Iksbats Attacken hindurch, Blitzas Donnerblitz leuchtete noch heller als zuvor und Brutalan-
    da konterte Sumpex‘ Attacken mit atemberaubender Geschwindigkeit. Als sein Pokécom eine
    Weile später klingelte und ihn seine Mutter zum Essen rief, sah er, dass sich das Training gelohnt
    hatte. Seine Pokémon waren topfit.

  • Kapitel 3
    Eine Fahrt ins Ungewisse


    Am Dienstagnachmittag und am Mittwoch trainierte Nick noch einmal, um ganz sicherzugehen, bei
    dem Turnier seine Leistung aus der Pokémon- Liga noch übertreffen zu können. Am Mittwoch-
    abend packte Nick alles in seinen Rucksack, was er bei dem Turnier brauchen könnte: seinen Po-
    kédex, ein paar Hypertränke und Hyperheiler, sein Klapprad, für das in seinem Rucksack ein eige-
    nes Fach vorhanden war, seine Kampfkamera, eine große Dose Pokémonfutter für alle Fälle und zu
    guter Letzt einen kleinen Beutel, den ihm der Besitzer der Silph Corporation einmal geschenkt
    hatte. Der Beutel, besser gesagt sein Inhalt, war für Nick ein Glücksbringer, und er nahm ihn immer
    mit, für den Fall, dass er ihn einmal brauchen würde. Zu guter Letzt ließ er im Pokémon- Center
    von Oliviana City das Ticket für die Fähre nach Orre hinterlegen.
    Nun fiel Nick nichts mehr ein, das er vergessen haben könnte. Er legte seinen Pokécom auf den
    Rucksack und legte seine Klamotten für den nächsten Tag zurecht.
    Nick dachte schon daran, welche seltenen und exotischen Pokémon er wohl in Orre sehen würde.
    Es gab viele Pokémon, die sich nur im Wüstenklima der Orre- Region wohlfühlten. Mit einem Lä-
    cheln legte Nick sich ins Bett. Morgen würde für ihn ein langer Tag werden.


    Nick schlief diese Nacht besonders unruhig. Er sah sich im Traum einem schier unbesiegbaren
    Gegner gegenüber. All seine Pokémon waren besiegt, alle von einem einzigen riesigen schwarzen
    Vogel, der immer nur als undeutliche Silhouette zu sehen war. Irgendwie kam ihm diese bekannt
    vor... Plötzlich schoss das Pokémon auf ihn zu...
    ...und Nick wachte schlagartig auf.
    Keuchend erhob er sich im Bett und fuhr mit seinem Ärmel über seine schweißnasse Stirn. Er sah
    auf seine Uhr. Sie zeigte viertel nach drei morgens.
    Nick blieb noch ein paar Minuten im Bett sitzen und überlegte, was dieser Traum zu bedeuten ha-
    ben könnte. Als er nach einer Weile immer noch keine Antwort fand, beschloss er, noch eine Run-
    de zu schlafen. Schließlich durfte er morgen nicht verschlafen, sonst könnte er das Turnier auf der
    Insel Obscura vergessen. Wenig später war er wieder eingeschlafen.


    ‚,Soweit der Gewinner der Pokémon- Liga zu seinem Sieg‘‘, tönte es aus Nicks Radiowecker. ‚,Wir
    danken Nick noch einmal, dass er sich die Zeit für uns genommen hat.‘‘
    Nick wachte auf und setzte sich auf die Bettkante. Nach seinem Alptraum hatte er eigentlich gut
    geschlafen. Er horchte auf die Radionachrichten.
    ‚,Anemonia City. Das legendäre Pokémon der Strudelinseln, Lugia, wird vermisst. Augenzeugen-
    berichte gibt es bereits seit fast einem halben Jahr nicht mehr, und auch Professor Lind aus
    Neuborkia war bei seiner Suche in den Strudelinseln erfolglos. Eine Erklärung für das Verschwin-
    den des Meeresgiganten gibt es noch nicht. Die Untersuchungen an den Strudelinseln laufen wei-
    ter.‘‘
    Strudelinseln – legendäres Pokémon... Nick erinnerte sich an seinen Besuch auf den Strudelinseln,
    als er acht Jahre alt war. Damals musste es Lugia gewesen sein, das ihn gerettet hatte.
    Nick blickte auf seine Uhr. Es war kurz nach neun. Nick rechnete damit, dass er eine halbe Stunde
    für den Weg nach Oliviana City brauchen würde, wenn er mit Brutalanda fliegen würde. Er be-
    schloss, einen Zeitpuffer einzubauen und um elf Uhr aufzubrechen.
    Nick zog seine Klamotten an und steckte seinen Pokécom an den Gürtel. Dann setzte er seinen
    Rucksack auf und ging in die Küche.
    ‚,Guten Morgen‘‘, sagte Nicks Mutter, als er die Treppe herunterging.
    ‚,Guten Morgen‘‘, gab Nick zurück.
    ‚,Ich habe dir ein Lunchpaket für die Schiffsfahrt zubereitet‘‘, erklärte Nicks Mutter. ‚,Die Fahrt
    nach Orre wird lange dauern, und du bekommst ja kein Mittagessen.‘‘
    ‚,Danke‘‘, bedankte Nick sich. ‚,Hast du auch eben gerade die Nachrichten gehört?‘‘
    ‚,Ja. Ich glaube, es ging um das Pokémon, das dich gerettet hat. Lugia hieß es, richtig?‘‘
    ‚,Ich glaube schon‘‘, antwortete Nick, während er sich an den Tisch setzte. ‚,Die Sache ist schon
    merkwürdig, oder? Normalerweise verschwinden legendäre Pokémon nicht einfach so. Naja, wie
    dem auch sei, ich werde jetzt erst einmal ausgiebig frühstücken.‘‘
    Er nahm ein Brötchen und bestrich es mit Kuhmuh- Quark. Seine Mutter setzte sich zu ihm und
    begann ebenfalls zu essen.
    Nach dem Frühstück ging Nick noch zu Chris und Johanna und verabschiedete sich von seinen
    Freunden. Er wusste nicht, wie lange er in Orre bleiben würde, deshalb sagte er seiner Mutter, dass
    sie Anrufe auf seinen Pokécom weiterleiten solle. Nachdem er noch sein Zimmer hergerichtet hatte,
    sah er auf die Uhr. Es war viertel vor elf.
    Nick packte das Lunchpaket, das ihm seine Mutter zusammengestellt hatte, in seinen Rucksack,
    trank noch ein Glas Wasser und verabschiedete sich von seiner Mutter. Dann ging er nach draußen
    und flog mit seinem Brutalanda los.


    Eine halbe Stunde später landete Nick auf dem Hafenplatz in Oliviana City. Er rief Brutalanda in
    den Pokéball zurück und ging auf das örtliche Pokémon- Center zu.
    ‚,Hallo und herzlich willkommen im Pokémon- Center‘‘, begrüßte ihn Schwester Joy, die hinter der
    Theke im Eingangsbereich saß.
    ‚,Hallo, mein Name ist Nick. Ich komme aus Neuborkia und habe hier ein Bootsticket hinterlegen
    lassen‘‘, antwortete Nick.
    ‚,Einen Moment bitte‘‘, sagte die Schwester und kramte in einer Schublade.
    ‚,Hier ist es ja‘‘, sagte sie nach einer Weile. ‚,Ein Ticket von Oliviana City in Johto nach Portapor-
    tus in Orre, richtig?‘‘, erkundigte sie sich.
    ‚,Genau‘‘, antwortete er, nahm das Ticket und verstaute es in seiner Jackentasche.
    ‚,Außerdem würde ich gerne meine Pokémon heilen lassen.‘‘ Er schob Schwester Joy seine Po-
    kébälle zu.
    ‚,Selbstverständlich‘‘, bestätigte sie, winkte eine ihrer Zwillingsschwestern heran und ging mit ih-
    rem Chaneira in einen Nebenraum. Nick setzte sich auf einen Stuhl im Wartebereich.
    Ein paar Minuten später kam Schwester Joy wieder aus dem Nebenraum und gab Nick seine Po-
    kébälle zurück. ‚,Hier, deine Pokémon sind wieder vollständig gesund‘‘, erklärte sie ihm.
    ‚,Beehre uns bald wieder!‘‘, rief sie ihm hinterher, als er das Gebäude verließ.
    Draußen angekommen sah Nick auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes einen fahrenden
    Händler, der verschiedenste Sorten Pottrott- Beerensaft anbot. Nick ging zu dem Stand und gönnte
    sich eine Flasche des leckeren Getränks.
    ‚,Die Fähre nach Portaportus fährt in zehn Minuten von Dock 4!‘‘, tönte es aus den Lautsprechern.
    Nick ging auf den Hafen zu und lief durch die Unterführung zum Dock Nummer 4.
    Guten Tag‘‘, begrüßte Nick den Kontrolleur, der am Eingang zur Fähre stand. ‚,Dies ist doch die
    Fähre nach Portaportus, oder?‘‘
    ‚,Ja, du bist hier vollkommen richtig‘‘, antwortete der Kontrolleur. ‚,Dürfte ich bitte dein Ticket
    sehen?‘‘
    ‚,Natürlich‘‘, sagte Nick und zog die Karte aus der Jackentasche. Der Kontrolleur musterte sie,
    dann gab er sie Nick zurück.
    ‚,Du hast Kabine 249. Zweites Deck, vierter Gang, fünfte Tür links‘‘, erklärte er. ‚,Gute Fahrt.‘‘
    Er gab den Weg frei, und Nick ging auf das Schiff zu. Es war etwa zehn Meter hoch, etwa genauso
    breit und dreißig Meter lang. Trotz seiner Größe war es immer noch kleiner als die riesigen Kreuz-
    fahrtschiffe, die noch im Hafen lagen, und winzig gegen die Frachtschiffe, die zwischen den sieben
    bedeutenden Regionen Johto, Kanto, Hoenn, Sinnoh, Orre, Fiore und Almia sowie den Sevii Eiland
    pendelten.
    Innen war das Schiff eher schlicht gehalten, da es nicht für tage- oder gar wochenlange Fahrten
    gebaut worden war, sondern nur von einer Region zur nächsten fuhr.
    Nicht viele Passagiere waren an Bord. Orre war eine der weniger dicht besiedelten Regionen und
    wurde verhältnismäßig wenig besucht. Nick ließ seinen Blick über die Passagiere schweifen. Die
    Altersstruktur war sehr eindeutig. Nur ältere Trainer befanden sich unter den Passagieren. Er stach
    mit seinen vierzehn Jahren klar hervor.
    Nick ging die Treppe hinauf und betrat das zweite Deck. Er betrat seine Kabine und sah sich um.
    Sie war nicht sehr groß, etwa drei mal drei Meter. In der Nische rechts stand ein bequem aussehen-
    des Bett, geradeaus war ein Bullauge in die Wand eingelassen, und links standen drei Stühle an
    einem einklappbaren Holztisch. Auf dem Tisch lag ein Schlüssel, an dem ein Kärtchen mit der
    Nummer 249 hing. Nick nahm die Kabinenschlüssel und legte sich auf sein Bett.
    Ich brauche noch ein wenig Schlaf, dachte sich Nick und schloss die Augen. Nur eine halbe Stunde.

    Nick gähnte, als er wieder aus seinem Schlaf aufwachte. Wie lange habe ich wohl geschlafen? Er
    blickte auf seinen Pokécom. Er zeigte viertel vor vier. War wohl doch etwas länger als eine halbe
    Stunde
    , dachte Nick und lächelte. Er nahm das Faltblatt, auf dem die Fahrtzeiten der Fähren zwi-
    schen Johto und Orre eingetragen waren.
    16.30 Uhr. Dann kann ich ja noch bei Tageslicht zur Insel Obscura fahren, überlegte Nick. Er
    nahm seinen Rucksack und ging an Deck. Am Horizont konnte er bereits die Umrisse der Hafen-
    stadt Portaportus erkennen. Vor der Küste lag eine Insel mit einem riesigen Gebäude, das Ähnlich-
    keiten mit einer Burg hatte. Andere Inseln konnte Nick nicht erkennen.
    Dann muss das sie Insel Obscura sein, folgerte er.
    Eine halbe Stunde später lief die Fähre im Hafen ein.
    Als er die Fähre verlassen hatte, steuerte er direkt auf das Touristenbüro zu.
    ‚,Entschuldigung, wie komme ich am besten zur Insel Obscura?‘‘, fragte Nick den Beamten am
    Informationsschalter.
    ‚,Zur Insel Obscura? Dort will nie jemand hin, deshalb haben wir den Schnellbootbetrieb dorthin
    eingestellt. Du kannst dir aber ein Motorboot im Hafen ausleihen. Direkt an der Anlegestelle, gar
    nicht zu verfehlen‘‘, antwortete der Beamte und zeigte in die Richtung des Hafens.
    ‚,Vielen Dank‘‘, rief Nick und lief zum Hafen zurück.
    Er erkannte sofort aus der Ferne den Motorbootverleih. Es war eine kleine, aber gutaussehende
    Holzhütte mit einem großen Fenster an der Stirnseite. Hinter dem Fenster stand ein junger Mann,
    vielleicht Anfang dreißig, und verhandelte mit einem Kunden. Nick wartete, bis der Kunde gegan-
    gen war, dann stellte er sich an die Hütte.
    ‚,Guten Tag‘‘, sagte der junge Mann höflich.
    ‚,Guten Tag‘‘, gab Nick zurück. ‚,Ich würde gerne ein Motorboot mieten.‘‘
    ‚,Wo soll es denn hingehen?‘‘, fragte der junge Mann interessiert.
    ‚,Zur Insel Obscura. Dort soll ein privates Pokémon- Turnier stattfinden‘‘, antwortete Nick.
    ‚,Zur Insel Obscura?‘‘, erkundigte sich der junge Mann. ‚,Da wollte schon lange niemand mehr
    hin.‘‘
    ‚,Dann machen Sie sich morgen mal auf ein paar mehr Kunden gefasst‘‘, erklärte Nick lachend.
    ‚,In Ordnung. Kommst du bitte einmal mit?‘‘, bat der junge Mann und kam aus seiner Hütte. Er
    ging mit Nick zu dem Steg, an dem die Boote angekettet waren.
    ‚,Ich würde dir dieses Boot empfehlen‘‘, sagte er und wies auf ein offenes Motorboot mit Bild-
    schirm. ‚,Dieses Boot hat ein Sonar, mit dem du die Riffe in der Nähe der Insel Obscura frühzeitig
    erkennen kannst.‘‘
    ‚,Gut, ich nehme es‘‘, antwortete Nick.
    Er setzte sich an das Ruder und nahm die Zündschlüssel in Empfang.
    ‚,Die Steuerung ist eigentlich sehr einfach‘‘, erklärte der junge Mann. ‚,Hier ist das Gaspedal, das
    Ruder, und hier sind die Handbremse und der Richtungsschalter.‘‘
    Nick sah sich die Kontrollen an, dann steckte er den Zündschlüssel ins Schloss und drehte ihn um.
    Der Elektromotor am Heck begann leise zu surren.
    ‚,Ich bekomme noch von dir 600 Pokédollar Pfand für das Boot‘‘, wies der junge Mann Nick an.
    ‚,Selbstverständlich‘‘, antwortete Nick und gab dem Mann drei Geldscheine.
    ‚,Gute Fahrt!‘‘, rief der Mann Nick hinterher, als er das Boot vom Steg wegmanövrierte.
    Nick lenkte auf die Insel zu und beschleunigte.


    Der junge Mann nahm ein Funkgerät aus der Tasche und klappte es auf.
    ‚,Hier CL-B. Nick ist jetzt unterwegs zur Insel. Alles läuft wie am Schnürchen‘‘, flüsterte er ins
    Funkgerät.
    ‚,Sehr gut‘‘, kam eine Stimme aus dem Gerät. ‚,Ich werde ihm einen ordentlichen Empfang berei-
    ten.‘‘
    ‚,Verstanden. Ich bleibe auf meinem Posten und warte auf Ihre Nachricht. Ende‘‘, gab der junge
    Mann zurück.

  • Kapitel 4
    Schwarz wie ein Schatten


    Nick steuerte das Motorboot auf eine Bucht an der Insel zu. Dort fand er eine Anlegestelle, an der
    er sein Boot festkettete. Er kletterte vorsichtig vom Boot auf den Steg und ging auf eine große Ein-
    gangstür zu.
    Er klopfte dreimal an die Tür, und ein kleiner älterer Mann mit Glatze und einem Stock in der Hand
    öffnete.
    ‚,Aha, du musst Nick sein‘‘, bemerkte der Mann.
    ‚,Ja, der bin ich‘‘, antwortete Nick.
    ‚,Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Phrenos. Ich bin der Besitzer dieser bescheidenen Insel
    und der Veranstalter des Turniers‘‘, fügte der Mann hinzu.
    Phrenos, dachte Nick. C. L. und Phrenos, wie soll das zusammenpassen?
    Er beschloss, Phrenos einfach zu fragen.
    ‚,Entschuldigung, aber Sie haben den Brief mit C. L. unterschrieben. Was hat das zu bedeuten?‘‘
    ‚,Eine kluge Frage‘‘, gab der Mann mit einem Lächeln zurück. ‚,Ich werde es dir erklären, wenn
    die Zeit gekommen ist. Nun komm erst einmal rein und stärke dich. Du bist bestimmt schon den
    ganzen Tag unterwegs.‘‘
    Der Mann trat einen Schritt zur Seite und gab den Weg für Nick frei. Dieser ging durch das Portal
    und stand in einer riesigen Eingangshalle.
    Nick staunte nicht schlecht, als er sich umsah. Die Halle war gute zehn Meter hoch, und rechts und
    links führten Säulengänge in den einzelnen Stockwerken durch den Saal. Am anderen Ende des
    Raumes stand ein langer Tisch mit vielen Stühlen.
    ‚,Setz dich‘‘, bat Phrenos Nick an. ‚,Ich werde sofort dafür sorgen, dass du etwas zu essen be-
    kommst.‘‘ Er verschwand in einem Nebenraum.
    Wenig später kam er zurück, in der einen Hand einen Korb voller Brotscheiben, in der anderen ei-
    nen Teller verschiedenster Sorten Käse.
    Nick lief das Wasser im Mund zusammen, als er merkte, wie hungrig er eigentlich war. Seit dem
    Beerensaft in Oliviana City hatte er nichts mehr gegessen, und das Lunchpaket in seinem Rucksack
    hatte er auch nicht angerührt.
    ‚,Bedien dich‘‘, sagte Phrenos mit einem Lächeln und stellte das Brot und den Käse auf den Tisch.
    Nick nahm eine Scheibe Brot, legte eine Scheibe Käse darauf und begann zu essen.
    ‚,Ich habe mir deinen Pokémon- Ligakampf am Indigo- Plateau angesehen‘‘, fuhr Phrenos fort.
    ‚,Du bist wirklich gut, und genau deshalb habe ich dich hierher eingeladen. Ich bin gespannt, ob du
    deine Leistung aus der Liga hier noch übertreffen kannst.‘‘
    Als Nick zuende gegessen hatte, fragte ihn Phrenos: ‚,Möchtest du vielleicht schon einmal einen
    Trainingskampf bestreiten?‘‘
    ‚,Natürlich gerne‘‘, antwortete Nick. ‚,Von mir aus sofort.‘‘
    Phrenos lächelte. ‚,Ich finde es erstaunlich, wie viel Energie junge Trainer manchmal haben.‘‘


    Nick folgte Phrenos in die oberste Etage des Gebäudes. Sie gingen in einen Raum, der von einer
    großen Kuppel überdeckt war. Die automatische Schiebetür schloss sich hinter ihnen.
    ‚,Ein schöner Raum für einen Kampf‘‘, sagte Nick begeistert. ‚,Hier sieht es aus wie in einer
    Sternwarte.‘‘
    Phrenos ging auf eine Kontrolltafel zu. ‚,Genau das war es auch einmal‘‘, bestätigte er. Er betätigte
    eine Schalter, und die Kuppel öffnete sich auf der gegenüberliegenden Seite der Tür.
    Draußen war es bereits dunkel. Die Sterne waren so weit abseits der Stadt gut zu erkennen.
    ‚,Dann wollen wir mal‘‘, sagte Nick und griff nach seinem Gürtel. ‚,Einzel- oder Doppelkampf?‘‘
    ‚,Doppelkampf‘‘, antwortete Phrenos, als er sich seinen Gürtel umschnallte.
    ‚,In Ordnung‘‘, rief Nick und nahm zwei Pokébälle in die Hand. ‚,Los, Galagladi und Iksbat!‘‘
    Er warf die Pokébälle auf das Kampffeld, und seine beiden Pokémon erschienen aus dem Strahl.
    Statt einen seiner Pokébälle vom Gürtel zu nehmen, nahm Phrenos nur eine Pfeife in den Mund und
    blies hinein. Allerdings konnte Nick nichts hören.
    ‚,Was ist das?‘‘, erkundigte Nick sich.
    ‚,Das wirst du gleich sehen‘‘, gab Phrenos zurück. Sein Lächeln wich einem hämischen Grinsen.
    ‚,Tritt vor, XD- 001!‘‘, rief er in die Stille der Nacht.
    Nick wurde langsam unruhig. Die komische Briefunterschrift, die einsame Insel, ein Pokémon mit
    Nummer statt Name... Nick konnte sich erst einen Reim darauf machen, als er eine dunkle Silhou-
    ette am Sternenhimmel erkennen konnte.
    Das Pokémon, das immer deutlicher erkennbar wurde, war groß, sah aus wie ein Vogel und ein
    Drache und war schwarz wie ein Schatten. Nick kannte das Pokémon nicht, aber es erinnerte ihn
    stark an ein riesiges weißes Pokémon mit dem selben Flugbild.
    ‚,Darf ich vorstellen‘‘, rief Phrenos, als das Pokémon neben ihm landete. ‚,XD- 001, oder sollte ich
    besser sagen: Crypto- Lugia?‘‘
    Also doch, dachte sich Nick. Lugia!
    ‚,Was haben Sie mit Lugia gemacht?‘‘, schrie Nick Phrenos an.
    ‚,Eine kluge Frage‘‘, gab dieser zurück. ‚,Im Grunde genommen habe ich nur seine Erinnerungen
    und seine Gefühle verschlossen.‘‘
    Jetzt wurde Nick klar, dass er geradewegs in eine Falle gelaufen war.
    C. L. Crypto- Lugia!, schoss es durch seinen Kopf.
    ‚,Nun, möchtest du erst kämpfen oder willst du vernünftig sein und dich mir sofort anschließen?‘‘,
    rief Phrenos lachend.
    ‚,Ich mich einem ... Menschen wie Ihnen anschließen?‘‘, rief Nick durch die Kuppel. ‚,Ich denke
    nicht daran!‘‘
    Er gab seinen Pokémon ein Zeichen und lief auf die Tür zu. Als er aber sah, dass sie sich nicht öff-
    nete, blieb er stehen und drehte sich um.
    ‚,Sie lassen mir keine andere Wahl‘‘, sagte Nick und stellte sich hinter seine Pokémon.
    ‚,Wie du willst‘‘, antwortete Phrenos mit einem ironischen Schulterzucken. ‚,Los, Lugia! Crypto-
    strahl!‘‘
    Eine tiefschwarze Sphäre bildete sich vor Lugias Mund. Urplötzlich schoss ein breiter tunnelartiger
    Strahl auf Nicks Pokémon zu.
    ‚,Schnell, Galagladi! Schutzschild!‘‘, rief er seinem Pokémon zu. Galagladi fing an zu leuchten.
    Normalerweise konnte der Schutzschild alle bekannten Attacken aufhalten. Doch als Nick sah, dass
    der Schutzschild kein Hindernis für die Cryptoattacke darstellte, verschlug es ihm die Sprache.
    Galagladi wurde brutal getroffen und gegen die Wand geschleudert. Auch Iksbat wurde von der
    Attacke erfasst und stürzte neben Galagladi zu Boden.
    ‚,Na, wie gefällt dir das?‘‘, rief Phrenos mit einem bösen Lachen. ‚,Ganz schön hart, die Cryptoat-
    tacken, was?‘‘
    Nick sah verzweifelt auf seine Pokémon. ‚,Zurück!‘‘, rief er und zog sie in ihre Pokébälle zurück.
    Noch nie waren die beiden so schnell besiegt worden.
    Nick nahm hastig zwei weitere Pokébälle und warf sie auf Lugia zu. Blitza und Luxtra, die mit ih-
    ren Elektroattacken einen klaren Vorteil gegen Flugpokémon hatten, erschienen und stellten sich
    kampfbereit auf.
    ‚,Luxtra, Ladestrahl gegen Blitza!‘‘ Nick wusste, dass Eile geboten war deshalb formulierte er kei-
    ne ganzen Sätze mehr. Seine Pokémon verstanden trotzdem, was er sagte. Luxtra schoss seine
    Elektroattacke auf Blitza ab, und selbiges absorbierte die Energie.
    ‚,Donnerblitz!‘‘, rief Nick seinem Pokémon zu. Es leuchtete gelb und sandte einen gelb leuchten-
    den Strahl auf das Lugia ab. Doch Lugia hatte bereits einen Schutzschild aufgebaut und warf die
    Elektroattacke zurück. Der Strahl schlug knapp neben Nicks Füßen in den Boden und hinterließ
    dort einen dunklen Fleck.
    Nick sah den schwarzen Giganten erschrocken an. Es muss doch irgendeine Schwachstelle haben,
    dachte er, als er erneut den Befehl Phrenos‘ hörte: ‚,Los, noch einmal Cryptostrahl!‘‘
    ‚,Zur Seite!‘‘, schrie Nick, doch es war zu spät. Der Strahl traf die beiden Elektropokémon, und
    Nick war erneut gezwungen, seine Pokémon zurückzurufen.
    Phrenos lachte finster. ‚,Willst du nicht doch lieber aufgeben?‘‘
    ‚,Niemals!‘‘, rief Nick und warf seine letzten beiden Pokébälle. Mit entschlossenen Blicken er-
    schienen Brutalanda und Sumpex aus ihnen.
    ‚,Los, beenden wir die Sache, Lugia! Cryptostrahl, noch einmal!‘‘, rief Phrenos dem Taucher- Po-
    kémon zu.
    ‚,Sumpex, Hydropumpe! Brutalanda, Flammenwurf!‘‘, rief Nick den beiden Pokémon zu. Sumpex
    öffnete sein Maul und schoss Wasser mit hohem Druck in Lugias Attacke. Brutalanda tat es ihm
    mit seiner Feuerattacke gleich. Die Attacken trafen den Cryptostrahl und hielten ihn auf. Allerdings
    sah Nick sofort, dass sie das nicht lange durchhalten würden, wohingegen Lugia unermüdlich
    schien.
    ‚,Lasst los und springt zur Seite!‘‘, schrie Nick. Brutalanda wich nach links aus, während es seinen
    Angriff beendete, und Sumpex vollführte einen schwerfälligen Sprung nach rechts. Der schwarze
    Strahl verfehlte die Pokémon und schlug in der Wand ein.
    ‚,Gut, jetzt Drachenklaue!‘‘
    Das Drachenpokémon schoss auf Lugia zu und seine Klauen begannen zu leuchten.
    ‚,Das bringt nichts‘‘, rief Phrenos. ‚,Cryptoschlag!‘‘
    Um Lugias Flügel bildete sich schwarzer Nebel. Es holte aus und traf das heranrasende Brutalanda
    mit voller Wucht am Kopf. Es wurde zurückgeschleudert und knallte an die Wand.
    ‚,Brutalanda!‘‘, schrie Nick, als er sah, dass das Drachenpokémon besiegt war. Seine Hoffnungen
    lagen nun auf Sumpex. ‚,Hydropumpe!‘‘, rief Nick. Das Wasserpokémon schoss Wasser auf Lugia
    zu. Lugia hob seinen Flügel und hielt ihn in den Wasserstrahl. Er verpuffte völlig wirkungslos.
    ‚,Jetzt beende es endgültig! Cryptostrahl!‘‘, rief Phrenos.
    Lugia schoss den dunklen Strahl mit atemberaubender Geschwindigkeit ab. Sumpex hatte keinerlei
    Zeit für eine Reaktion. Es wurde neben Brutalanda an die Wand geschmettert.
    ‚,Nein!‘‘, schrie Nick, als er sah, dass er verloren hatte. Er wirbelte herum und riss seinen Rucksack
    vom Rücken.
    Warum habe ich nur keine Beleber eingepackt, dachte Nick, als er seinen Rucksack nach einer
    Rettung durchwühlte. Hyperheiler, Hypertränke, seine Dose mit Pokémonfutter, sein Glücksbrin-
    ger...
    Ein Lächeln huschte über Nicks Gesicht. Jetzt brauche ich ihn tatsächlich einmal.
    ‚,Ich glaube, ich habe noch einen Trumpf in der Hinterhand‘‘, sagte Nick mit unverständlicher
    Selbstsicherheit. Phrenos sah ihn ungläubig an.

  • Kapitel 5
    Satz und Sieg


    Phrenos beobachtete die Situation. Lugia hatte Nicks Pokémon mit Leichtigkeit besiegt, und den-
    noch war Nick siegessicher.
    ‚,Glaubst du wirklich, dass es irgendein Pokémon gibt, dass Lugia gewachsen ist?‘‘, rief Phrenos
    Nick zu. ‚,Mit ihm habe ich eine ultimative Waffe in meiner Hand!‘‘
    ‚,Sind sie sicher?‘‘, fragte Nick mit einem ironischen Unterton.
    Jetzt war es Phrenos, der unruhig wurde. ‚,Niemand kann XD- 001 aufhalten!‘‘, schrie er, aber es
    klang nicht sehr überzeugend.
    ‚,Davon würde ich mich gerne selber überzeugen‘‘, gab Nick selbstsicher zurück, als er den lila-
    weißen tischtennisballgroßen Ball aus dem Beutel fischte.
    ‚,Hat dir das etwa nicht gereicht?‘‘, schrie Phrenos wütend.
    Nick drückte auf einen Knopf, und der Ball wuchs auf die Größe eines Pokéballs an. Er trug ein
    großes M auf der Vorderseite.
    ‚,Sie verstehen das falsch, Phrenos. Ich würde es gerne selber ausprobieren.‘‘
    Er drehte sich schlagartig um und schleuderte den Ball auf Lugia zu. Ein hellblauer Wirbel bildete
    sich um Lugia herum, schloss es ein und wurde zurück in den Ball gezogen.
    Phrenos sah sich den Ball an. Es war kein normaler Pokéball, soviel stand fest. Kein Pokéball war
    violett, außer...
    ‚,NEEEIN!‘‘, entfuhr es Phrenos.
    ‚,Wer von uns hat jetzt die ‚ultimative Waffe‘, Phrenos?‘‘, rief Nick und hob den Meisterball, der
    ihm vor die Füße gerollt war, auf.
    ‚,Du kleiner...!‘‘, rief Phrenos voller Wut und rannte auf Nick zu.
    ‚,Stop!‘‘, schrie Nick ihn an. ‚,Bleiben Sie stehen, oder ich teste die ‚ultimative Waffe‘, und zwar
    an Ihnen!‘‘
    Phrenos blieb mit zornrotem Gesicht stehen.
    ‚,Wie du willst‘‘, antwortete Phrenos und versuchte sich zu beherrschen. Er nahm seine Pokébälle
    vom Gürtel und warf sie alle gleichzeitig auf das Kampffeld. ‚,Los, meine Crypto- Pokémon!‘‘
    Nick sah sich die Pokémon an. Ein Tauros, ein Kokowei, ein Snibunna, ein Rizeros, ein Kramshef
    und ein Altaria. Sehr interessant, dachte Nick, als er seinen Blick schweifen ließ.
    ‚,Alle zusammen! Cryptoschlag!‘‘, schrie Phrenos seine Pokémon an. Die Pokémon wurden von
    schwarzem Nebel eingehüllt und holten mit ihren Armen, Flügeln, Scheren und Blättern aus.
    ‚Du auch, Lugia! Cryptoschlag!‘‘, rief Nick Lugia zu. Lugia parierte die Angriffe der Pokémon mit
    seinem Flügel und schleuderte sie zu Phrenos zurück.
    Augenscheinlich hatten Cryptoattacken keine so große Wirkung auf Crypto- Pokémon wie auf
    normale, denn alle Pokémon, die Phrenos in den Kampf geschickt hatte, standen wieder auf.
    ‚,Jetzt! Cryptostrahl!‘‘, fuhr Nick fort. Lugia schoss seine tunnelartige Strahlattacke auf Phrenos‘
    Pokémon ab und ließ ihn über sie schwenken.
    Diesem Angriff waren auch die Crypto- Pokémon nicht gewachsen. Ein Pokémon nach dem ande-
    ren wurde zu Boden geschleudert und blieb besiegt liegen.
    ‚,Ganz schön hart, die Cryptoattacken, was?‘‘, rief Nick mit ironischem Unterton, während Phrenos
    seine Pokémon in die Pokébälle zurückrief.
    Nick kramte seinen Pokécom aus dem Rucksack und wollte gerade die Nummer der Polizei wäh-
    len, als er am Himmel einen Hubschrauber sah.
    ‚,Dürfte ich bitte Lugia zurückhaben?‘‘, rief Phrenos Nick über den Rotorenlärm zu. ‚,Es ist besser
    für uns beide.‘‘
    Vom Hubschrauber wurde eine Leiter heruntergelassen. Phrenos lief auf sie zu und hielt sich daran
    fest. ‚,Du kannst ohne meine Hilfe nicht aus dem Gebäude entkommen.‘‘
    ‚,Phrenos‘‘, gab Nick zurück. ‚,Kennen Sie den Spruch: ‚Geteiltes Leid ist halbes Leid‘?‘‘
    ‚,Was meinst du damit?‘‘, antwortete Phrenos sichtlich genervt.
    ‚,Das hier!‘‘, rief Nick. ‚,Lugia! Cryptostrahl!‘‘
    Lugia schoss den schwarzen Strahl gutgezielt direkt auf den Rotor des Hubschraubers. Mit einem
    lauten Krachen schlug er auf den Boden der Kuppel auf.
    ‚,Sie kommen hier auch nicht mehr weg‘‘, sagte Nick, während er die Telefonnummer wählte.


    Officer Rocky aus Portaportus und zwei ihrer Schwestern verfrachteten Phrenos und dessen Gehil-
    fen in das Hochsicherheitsschnellboot am Anleger der Insel Obscura.
    ‚,Vielen Dank, Nick‘‘, sprach Rocky, als Phrenos im Boot verschwunden war. ‚,Wir hatten in letz-
    ter Zeit immer wieder Meldungen von Pokémon- Diebstählen und Überfällen von Tätern mit
    merkwürdigen Pokémon. Dank dir werden diese Meldungen ab heute Geschichte sein.‘‘
    ‚,Ja‘‘, antwortete Nick bedrückt. ‚,Aber was wird jetzt aus den Pokémon – vor allem Lugia?‘‘
    ‚,Besuche mal Professor Klein. Er wohnt nicht weit von Portaportus.‘‘ Rocky zog eine Karte aus
    der Tasche und zeigte Nick die Stelle. ‚,Er ist auf dem Gebiet der Cryptopokémon- Forschung ein
    wahrer Experte. Bestimmt kann er dir helfen.‘‘
    Nicks Gesicht hellte sich auf. Er nahm Phrenos‘ Pokébälle und sprang in sein Boot.


    Als Nick am Bootsverleih ankam, war es bereits stockfinster. Vor das Fenster der Holzhütte war
    ein schwerer Balken gezimmert.
    Naja, sei’s drum, dachte Nick, als er vorbeiging. Sind ja nur drei Pokébälle. Könnte schlimmer
    sein.
    Nick sah auf die Karte seines Pokécom und suchte nach einem Ort, wo er übernachten könnte, als
    hinter ihm eine Stimme ertönte.
    ‚,Entschuldigung, bist du zufällig Nick?‘‘, fragte der Mann.
    ‚,Ja, der bin ich‘‘, antwortete Nick. ‚,Kennen wir uns?‘‘
    ‚,Ich bin Professor Klein. Officer Rocky hat mir von den Vorfällen auf der Insel Obscura berichtet.
    Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte.‘‘
    Er wies auf ein Fahrzeug, das auf der anderen Seite des Hafenplatzes stand. ‚,Darf ich dich einla-
    den, bis morgen mein Gast zu sein?‘‘


    Am nächsten Morgen betrat Nick mit Professor klein dessen Labor. In der Mitte des Raumes stand
    eine merkwürdige Maschine.
    ‚,Der Cryptorbis‘‘, erklärte Professor Klein. ‚,Mit diesem Gerät kann man Cryptopokémon erlö-
    sen.‘‘
    Nick beobachtete die Maschine. In der Mitte war eine große Kuppel, die von vier kleineren umrun-
    det wurde.
    ‚,Das zu erlösende Pokémon muss in die große Kuppel, und in die vier kleinen müssen andere Po-
    kémon so angeordnet werden, dass im Uhrzeigersinn jedes Pokémon gegen das nächste einen Ty-
    penvorteil hat. Nur so erhält die Maschine genug Energie, um die Cryptopokémon zu erlösen.‘‘
    Nick dachte nach. Iksbat ist gegen Pflanzenpokémon im Vorteil, und diese haben gute Karten gegen
    Sumpex. Sumpex wiederum hat den Vorteil gegen Gestein – und die wiederum sind gegen Iksbat
    effektiv.
    ‚,Dürfte ich einmal kurz ihren Pokémon- Transmitter benutzen?‘‘
    ‚,Selbstverständlich‘‘, erwiderte Professor Klein.


    ‚,Dann wollen wir mal‘‘, sagte Nick entschlossen, als er die Pokébälle mit den beiden Pokémon,
    die er von Bill erhalten hatte, in der Hand hielt. ‚,Los, Folipurba und Stollunior!‘‘
    Er warf die Bälle in den Raum, und zwei relativ kleine Pokémon erschienen. Eines war grün und
    sah aus wie eine Katze mit einem Blatt auf dem Kopf, das andere war silbern und hatte einen Kopf,
    der fast doppelt so groß war wie sein restlicher Körper.
    Nick platzierte die beiden Pokémon sowie Brutalanda und Sumpex in den kleinen Kuppeln, dann
    warf er Lugias Ball in die große Kuppel.
    Professor Klein betätigte einige Knöpfe an der Maschine, und Lugia begann zu leuchten. Nick kniff
    die Augen zusammen, um nicht geblendet zu werden. Nach einer Weile erlosch das Licht schlagar-
    tig.
    ‚,Es ist soweit‘‘, sprach Professor Klein.
    Nick öffnete die Augen. Wo vorher noch der pechschwarze Vogel gewesen war, strahlte nun das
    legendäre Pokémon der Strudelinseln in seiner weißen Pracht.

  • Kapitel 6
    Ein legendärer Abschied


    Nick flog auf seinem Brutalanda den Strudelinseln entgegen. In der Hand hielt er den violett- wei-
    ßen Ball, in dem sich Lugia befand.
    Nachdem Professor Klein die anderen Cryptopokémon erlöst hatte, hatte Nick sich zuerst mit dem
    Schiff auf den Weg zurück nach Oliviana City gemacht und war von dort zu den Strudelinseln auf-
    gebrochen.
    Brutalanda landete auf der Klippe, auf der Lugia Nick gerettet hatte. Nick stieg ab und warf den
    Ball auf die Aussichtsplattform. Lugia erschien aus einem blau leuchtenden Wirbel und landete vor
    Nick.
    Er und Lugia sahen sich eine Weile schweigend an, dann sagte Nick leise: ‚,Nun, hier trennen sich
    unsere Wege wieder. Es war schön...‘‘ Nick musste schlucken. ‚,...dich kennenzulernen.‘‘
    Er kämpfte gegen seine Tränen an. ‚,Leb wohl, Lugia. Ich werde dich nie vergessen.‘‘
    Nick drehte sich um und wollte hinunter auf die Insel laufen, als er in seinem Kopf eine Stimme
    hörte.
    ‚,Warte, Nick!‘‘, rief die Stimme.
    Nick wandte sich wieder Lugia zu. Telepathie, dachte er, als er Lugia betrachtete.
    ‚,Du hast alles getan, um mich von meinem Cryptodasein zu erlösen. Ich habe dich damals gerettet,
    und nun hast du dich revanchiert.‘‘
    Lugia machte eine Pause. ‚,Es war kein Zufall, dass wir uns zweimal getroffen haben‘‘, fuhr es fort.
    ‚,Und du hast tapfer gegen mich gekämpft. Du hast einen guten Charakter.‘‘
    Lugia atmete tief ein, dann sagte es: ‚,Ich möchte bei dir bleiben.‘‘
    Nick war sprachlos. Ein legendäres Pokémon? In meinem Team?
    ‚,Es wäre mir eine Ehre, an deiner Seite zu kämpfen‘‘, fügte Lugia hinzu.
    Nick konnte sein Glück kaum fassen. ‚,Aber sicher!‘‘, rief er voller Freude.



    Epilog


    ‚,Brutalanda kann nicht mehr weiterkämpfen!‘‘
    Der Schiedsrichter am Rand des Kampffeldes zeigte mit seinen Flaggen erst auf das Drachenpoké-
    mon, das besiegt im Sand lag, dann richtete er sie auf das andere Pokémon auf dem Feld, das erst
    jetzt durch die Staubwolke wieder zu erkennen war. ‚,Despotar hat gewonnen!‘‘
    Der Trainer des Gesteinpokémon blickte seinen Gegenüber triumphierend an.
    Die Stimmung im Stadion am Indigo- Plateau war gigantisch. Kein einziger Platz war mehr im Sta-
    dion frei, was angesichts der Bedeutung des Kampfes nicht verwunderlich war. Immerhin war dies
    nicht irgendeiner – es war die Revanche Garys für die Niederlage im Finale der Pokémon- Liga in
    Kanto!
    ‚,Zurück, Brutalanda!‘‘, rief Nick. Er nahm einen Pokéball in die Hand und richtete ihn auf das
    Drachenpokémon. Ein roter Strahl schoss aus dem Ball, umhüllte Brutalanda und zog es ein.
    ‚,Das hast du gut gemacht‘‘, sprach Nick zu dem Pokéball, dann hängte er den Ball wieder an sei-
    nen Gürtel.
    Er lächelte, während er den violett- weißen Ball von seinem Gürtel löste. Irgendwie sind wir doch
    alle gleich
    , dachte er bei sich. Auch er hat sich sein bestes Pokémon wieder für den Schluss aufge-
    hoben.
    Nick warf den Ball auf das Kampffeld, und ein blauer Wirbel schoss heraus. Er formte eine un-
    deutliche Silhouette, die allerdings schlagartig Form annahm. Das Pokémon war weiß, hatte zwei
    große Flügel und einen langen Schwanz.
    Atemlose Stille legte sich über das Stadion.
    ‚,Despotar gegen Lugia‘‘, rief der Schiedsrichter. ‚,Möge der Kampf beginnen!‘‘
    Das ließen sich die beiden Trainer nicht zweimal sagen. ‚,Los, Despotar! Steinkante!‘‘, rief Gary.
    ‚,Los, Lugia! Hydropumpe!‘‘, wies Nick Lugia an.
    Um Despotar herum schwebte ein Wirbel aus Steinen. Bevor Despotar seine Attacke allerdings
    beenden konnte, hatte Lugia bereits einen Hochdruckwasserstrahl auf Despotar abgeschossen. Die
    wirbelnden Steine konnten dem Strahl nur eine Sekunde standhalten, dann wurde Despotar mehrere
    Meter weit geschleudert, bevor es auf den Boden aufschlug.
    Während des Schlagabtausches war die Stille den Anfeuerungen der Zuschauer gewichen, nun
    stellte sich wieder Stille ein.
    ‚,Despotar ist kampfunfähig‘‘, rief der Schiedsrichter in die atemlose Stille im Stadion. ‚,Lugia hat
    gewonnen! Und damit gewinnt Nick den Rückkampf der Pokémon- Liga!‘‘
    Der erneuten Stille folgte ein erneuter Jubel, der mit dem vorherigen nicht zu vergleichen war.
    Nick sah Lugia an und lächelte. Lugia drehte sich um und lächelte zurück.

  • Hallo,


    du hattest mich um einen Kommentar gebeten und hier ist er nun. ^^ Auf den ersten Blick wirkt deine Geschichte gut, aber genau kann ich das erst sagen, wenn ich sie gelesen habe. Ich werde allerdings nicht jedes einzelne Kapitel kommentieren, dafür fehlt mir die Zeit, sondern stattdessen eine Zusammenfassung der Dinge, die mir aufgefallen sind. So, here goes. Der Titel gefällt mir gut, ich schätze, er spielt auf Lugia an? Ich habe das Spiel nie gespielt, aber ich gehe einfach mal davon aus. Auch finde ich es gut, dass du dazu sagst, dass die Idee nicht unbedingt von dir stammt, das lassen viele Leute gerne mal unter den Tisch fallen. Was mir zuerst auffällt, du hast keine weiteren Probleme mit Rechtschreibung & Grammatik, was ich sehr positiv finde. Das kann man nicht von jedem Schreiberling sagen, glaub mir... Ich hatte auch schon Texte, wo man teilweise raten musste, was gemeint ist. Mir gefallen deine Beschreibungen irgendwie richtig gut, ich bin gleich in der Geschichte drin gewesen und die Charaktere sind mir sympathisch. Die Mutter, ihr süßes Kind und das Pottrott. Wow, der Prolog ist toll geworden. Allerdings finde ich es etwas waghalsig, Ampharos gegen Ibitak einzusetzen - Nicks Mutter hätte damit auch ihren Sohn gefährden können. Dass Lugia dann auftaucht, ist toll... Und das Kapitel hat sozusagen ein Happyending.


    Wieso weicht der Junge denn aus, wenn der Gegner gegen sein Brutalanda Flammenwurf einsetzt? Soweit ich weiß, kommt man mit Feuer gegen Drachen nicht weit. Der Kampf ist gut und spannend beschrieben und ich muss sagen, dass ich dir einiges an Talent zuschreibe. Auch wenn das hier 'nur' eine Nacherzählung ist - ist es das komplett? Ich glaube nicht, oder? Denn wenn nicht, dann hast du auch einiges an Kreativität. Erst jetzt fällt mir auf, dass das der kleine Junge aus dem Prolog ist ^^ Macht es irgendwie noch sympathischer, dass er sich so weiterentwickelt hat. Was ich allerdings nicht verstehe, als er gewinnt - wieso holt er dann nicht sein Team hervor? Meistens war das auch in der Serie so, dass dann alle gemeinsam gejubelt haben und ich würde es auch so machen, schließlich haben die Pokémon zum Großteil den Sieg erarbeitet. Wer C.L. ist, könnte ich jetzt beim besten Willen nicht sagen... Da lasse ich mich überraschen *weiterliest*. Irgendwie habe ich erwartet, dass das nichts Gutes sein kann. Ich hoffe, alles geht gut für Nick. Ich mag deine Beschreibung von Folipurba als eine 'Katze mit einem Blatt auf dem Kopf', irgendwie musste ich lachen. Wow, ich bin durch und begeistert. <3


    So, jetzt zum Schluss noch einige Sachen. Ist diese Geschichte endgültig beendet? Wenn ja, sag mir bitte (am besten per Gästebuch) nochmal kurz bescheid, dann verschiebe ich sie zu den beendeten Fanstories. Ich werde dann noch ein bisschen für dich werben, denn die Geschichte hat es wirklich verdient, gelesen zu werden. Rechtschreibung & Grammatik sind bei dir kein Problem, die Charaktere sympathisch, die Kämpfe zwar etwas kurz, aber spannend und nicht melodramatisch und es gibt ein Happyend. Wow, ich mag deine Art zu schreiben. Ich freue mich wirklich, diese Geschichte gelesen zu haben ^^ Hoffe, der Kommentar erfreut dich, wenngleich er auch wenig hilfreich oder kritisch ist. Liebe Grüße, Kitty
    PS: Wenn du ein Backrate geben möchtest, Link ist in der Signatur.