Der letzte Kampf des Wächters

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  • Wow O.o
    Echt geil^^ Schön das du das mit dem längeren Kapitel geschafft hast. Es hat mir echt super gut gefallen. Die länge war gut. Und du hast die umgebung auch schon gut beschrieben. Zum Beispiel konnte ich mir Fin echt supi vorstellen.^^ Hast du also gut gemacht. Die Gefühlsbeschreibung war auch gut.^^ Allerdings könntest du von beidem noch ein bisschen mehr beschreiben. Aber so hat es mir auch gefallen.^^ Diesmal war die Spannung echt super aufgebaut und man musste einfach weiterlesen.^^ Das Lugia Ryan geholfen hat war echt gut gemacht. Da diese Situation ja auch sehr viel Spannung gebracht hat. Ich habe schon nebenbei ernsthaft überlegt ob er sich dann mit seinem impergator rettet.^^" Aber die Idee wäre mir nicht gekommen. Hast du also gut durchdacht.^^ So nach dem Motto : "Der Überraschungsmoment ist auf deiner Seite." Und irgendwie war mir Fin dann doch sympatisch.^^ Ein netter Typ mit einem leichten Dachschaden.^^ Ich bin schon richtig aufgeregt wie es denn weitergeht. Und das am nächsten Tag schon das Legenden-Festival ist macht das ganze echt spannend. ich freue mich schon richtig auf nächste Kapitel. Also warte ich gespannt auf das nächste Kapitel^^ Und es sollten sich (finde ich) jetzt mal mehr Leute zu einem Kommi bemühen. Für so ein tolles Kapitel.^^


    mfg
    ~Akari~

  • [font='Arial']Moin, moin und hallo,
    jetzt sind wir beim achten Kapi angelangt (und wie ihr merkt, geht die Überarbeutung schnell voran). Von meiner Seite gibt es nicht viel zu sagen. Gleiches Schema wie immer - kleine Änderungen mit hoffentlich großer Wirkung. Euch jedenfalls viel Spaß damit. Weitere Updates folgen in den nächsten Tagen.
    Wiederschauen, reingehauen^^



    [size=10]Kapitel 8: Shamouti


    Die kleine Gruppe von Menschen saß in einer kleinen Holzhütte, die direkt am mit Steinen gepflasterten Strandweg lag. Das kleine Gebäude, welches lediglich wenige Quadratmeter an Platz bot, lag hier trotz des starken Wuchses an Büschen und Sträuchern ziemlich offen. Während auf der Seite des Weges, die zum Meer zeigte, eine Reihe großer Kokospalmen wuchs, war die Hütte lediglich von ein paar kleineren Pflanzen umgeben und bot vorbei schreitenden Menschen somit das idyllische Bild eines niedlichen Altbaus, der wohl bereits seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt wurde. Letzteres entsprach allerdings nicht ganz der Wahrheit.
    Sie waren hier etwas außerhalb des Hafens und somit der Stadt und somit wiederum auch von sämtlichen neugierigen Touristen. Seit über 500 Jahren organisierten die Bewohner der Insel Shamouti nun bereits das Legenden-Festival. Jeder von ihnen war stolz, die alten Traditionen ihrer Vorfahren durch diese Feierlichkeiten aufrecht zu erhalten, auch wenn sich im Laufe der Zeit natürlich kleine Neuheiten in die Feierlichkeiten eingeschlichen hatten. Doch die Leute hier achteten beinahe peinlich genau darauf, die wichtigsten, altertümlichen Bräuche stets unverändert beizubehalten. Doch eigentlich war es den Touristen sowieso egal, ob Tradition oder nicht, das Legenden-Festival war immer gut besucht und stets ein Riesen Erfolg.
    Die Hütte, in der sich die kleine Menschengruppe befand, besaß keine wirkliche Wohnausstattung, da sie auch eher als Lagerraum genutzt wurde. Die vogelähnlichen Kostüme, die bei den Feierlichkeiten getragen wurde, kamen nämlich mehr als nur ein Mal zum Einsatz, doch ab und an nahmen ihre Besitzer kleine Änderungen vor, um sie noch zu verschönern. So viel also zu Änderungen der Tradition. Im Moment waren die meisten unter ihnen gerade damit beschäftigt, den letzten Schliff an ihren Kostümen für das Legenden-Festival anzulegen, welche im Grunde genauso gut bei einem antiken eingeborenen Stamm durchgegangen wären. Tatsächlich besaß Shamouti auch eine sehr alte und antike Vergangenheit.
    Jemand aus der Gruppe war ganz besonders aufgeregt. Es war ein Mädchen mit langen, rot-braunen Haaren, die sie zu zwei Zöpfen zusammen gebunden hatte und diese jeweils über eine Schulter hingen. Bis letztes Jahr war sie von diesem ganzen Festivalkram noch überhaupt nicht begeistert gewesen, doch gewisse Ereignisse ließen sie nun die wahre Bedeutung dieser Feierlichkeiten erkennen und schätzen.
    So saß sie also in der kleinen Hütte am steinernen Strandweg, der in die Stadt führte und unterhielt sich mit ein paar anderen Menschen über das letztjährige Festival, das Festival vor zwei Jahren, vor drei Jahren und so weiter, während sie an den Kostümen arbeiteten.


    Doch dann wurden sie plötzlich in ihrer Unterhaltung unterbrochen.
    „Hey, da kommt jemand, weg mit den Kostümen!", sagte jemand mit der unterdrückten Stimme, die nach Eile forderte, ohne dabei laut und auffällig zu klingen. Das Legenden-Festival begann nämlich erst morgen und es war Tradition, dass Außenstehende die Bekleidung nur während der Feierlichkeiten zu Gesicht bekamen. Dahinter verbarg sich kein echter Grund, doch wie bereits erwähnt achtete man hier in manchen Fällen wirklich peinlich genau darauf, die Traditionen nicht zu brechen. Also warfen alle ihre Kostüme auf einen Haufen, deckten sie mit einer Plane zu und verließen die Hütte möglichst unauffällig. Keiner sollte sich fragen, warum eine Gruppe Menschen hier draußen vor der Stadt sich in einer kleinen, scheinbar unbenutzten Hütte aufhielten und den Anschein machten, als ob sie etwas verbergen wollten. Doch der Fremde hatte sie bereits gesehen und war sichtlich verwundert, woraus diese Leute ein so großes Geheimnis zu machen schienen.
    Der Junge war recht groß gewachsen, trug eine dunkelgrüne Cordjacke, in deren Taschen er seine Hände vergraben hatte und welche komplett offen war und somit den Blick auf ein dunkelgraues T-Shirt freigab. Des weiteren trug er sehr dunkelblaue, fast schwarze Jeans und schwarze Straßenschuhe. Unter seinem Cappi, welches ein etwas helleres Grün, als die Jacke und einem weiß-silbrig gefärbten Pokéball auf der Vorderseite hatte, konnte man Ansätze seines kurzen dunkelblonden Haares erkennen. Diagonal über seinen Körper verlief der Tragegurt seines Rucksacks, der in einfachem Grau gefärbt quer über den Rücken der Person hing. Bei dem Fremdling handelte es sich um Ryan, der noch immer auf dem Weg in die Stadt war.
    Das rothaarige Mädchen musterte ihn genauer, was auffällig viel Zeit in Anspruch nahm. Diesen Typen hatte sie hier noch nie gesehen, aber das war nicht ungewöhnlich, denn die meisten Leute, die beim Festival zusahen waren Touristen. Eigentlich fand das Mädchen, dass er nicht übel aussah, bis ihr wieder einfiel, dass sie noch immer vor der Hüttentür stand. Die anderen waren ebenfalls aus der Hütte herausgekommen, sahen den Fremden aber nicht so auffällig an, sondern führten möglichst banale, improvisierte Gespräche. Doch nun, als der Junge zu ihnen hinüber kam, hatte er auf einmal die Aufmerksamkeit der ganzen Gruppe. Niemand konnte wissen wieso, aber dieser Typ hatte ziemlich merkwürdig aus der Wäsche geguckt, als sein Blick auf sie gefallen war. Das konnte aber auch daher kommen, dass ihre etwas ältere Schwester direkt neben ihr stand, denn die beiden sahen sich trotz ihres unterschiedlichen Alters verdammt ähnlich. Doch das war nicht der Grund. Es konnte zwar keiner ahnen, aber sie war das Mädchen aus Ryans Vision!
    Er hatte das Gesicht und ihre dunkelroten Haare sofort wiedererkannt. Des weiteren war sie in einfache, traditionelle Stoffkleider gehüllt, trug eine orangefarbene Mütze – einer Baskenmütze nicht unähnlich – und hatte Sandalen an den Füßen, genau wie der Rest der Gruppe.
    Schließlich ergriff der Fremde das Wort. Genauer gesagt sprach er eigentlich das rothaarige Mädchen an.
    „Entschuldigung, ich bin auf dem Weg in die Stadt um das Legenden-Festival zu besuchen", sagte er mit einem kurzem Wink seiner rechten Hand, wobei man nun sehen konnte, dass diese in einem fingerfreien, schwarzen Lederhandschuh steckte. Selbiges war dann wohl auch bei seiner Linken der Fall.
    Das Mädchen atmete innerlich auf, er hatte nichts von den Kostümen mitbekommen und so schaffte sie es schließlich, mit recht ruhiger Stimme zu antworten, worüber sie ziemlich froh war. Ganz nebenbei ließ sie dem Jungen für sein anschauliches Äußeres auch sogleich wieder einige anerkennende Worte zukommen – wenn auch nur in Gedanken.
    „Da bist du auf dem richtigen Weg, das Festival beginnt aber erst morgen.“
    „Ich weiß", gab der fremde Junge zurück.
    „Ich wollte eigentlich nur nach dem Weg zum nächsten Hotel fragen.“
    „Verstehe du bist also Tourist, aber wieso bist du ganz allein unterwegs?“
    Der Rest der Menschengruppe fragte sich innerlich, wieso sie sich augenscheinlich so sehr für den Blonden interessierte, doch wie gesagt: Er sah nicht übel aus!
    „Naja, ich bin schon immer allein Unterwegs, ich bin nämlich Pokémontrainer.“
    „Du bist Pokémontrainer?"
    Ryan war sichtlich überrascht, als die ganze Gruppe auf einmal aufmerksam große Augen machtet, regelrecht im Chor sprach und anschließend zu jubeln begann. Es sah fast so aus, als hätte ihnen gerade jemand gesagt, sie würden alle ewig jung sein, so sehr rasteten sie fast vor Freude aus. Schließlich trat ein alter, etwas dicker Mann mit Halbglatze vor ihn. Er schien schon alt genug zu sein, um die Gründung des Festivals miterlebt zu haben und besaß einen dicken grauen Bart, der wie ein überdimensionaler Schnauzer wirkte. Wie der Rest der Gruppe trug er altertümliche Stoffgewänder als Kleidung, nur dass sich seines mit der himmelblauen Färbung vom Einheitsbrei aus strohfarbenen, hellbraunen und ockerfarbenen Gewändern der übrigen Einheimischen hervor hob. Er musste ein wenig zu Ryan aufschauen, da er eher klein gewachsen war
    „Die Legende hat deine Ankunft vorhergesagt…“, begann er mit schauspielerischer und groß ankündigender Stimme, doch das rothaarige Mädchen unterbrach ihn.
    „Großvater, halte dich bitte zurück!“
    Noch leicht verdutzt merkte Ryan, dass dieser Typ wohl immer etwas dick auftrug, wenn zum Legenden-Festival ein Trainer hier vorbeikam und seine Enkelin – das schien sie jedenfalls zu sein – ihn zu bremsen versuchte. Letzteres gelang ihr augenscheinlich recht gut, denn der Bärtige stoppte seine Rede und das Mädchen wandte sich dem fremden Pokémontrainer zu.
    „Entschuldige bitte, wir sollten dir das erklären. Wir organisieren das Festival und führen dort Tänze auf und für unsere Legenden-Zeremonie brauchen wir unbedingt noch einen Trainer!“
    Auch wenn er noch etwas perplex wirkte, gab Ryan ohne zu überlegen seine Antwort, auf die eigentlich noch unausgesprochene Frage, ob er Interesse daran hätte, bei der Zeremonie mitzuspielen.
    „Gern, ich bin dabei!“
    Die Miene des rothaarigen Mädchens erhellte sich noch um ein gutes Stück, als sie diese Antwort vernahm.
    „Wirklich? Das ist ja fantastisch, dann bekommst du nun den traditionellen Willkommenskuss!"
    Mit diesen Worten trat sie näher an Ryan heran und gab ihm einen langen Kuss auf die Wange. Dieser wusste erst nicht, was er dazu sagen sollte, doch dann viel ihm etwas ein.
    „Wow, 'ne Wahnsinns Art jemanden zu begrüßen. Dabei kenne ich ja noch nicht einmal deinen Namen“, erwiderte er. Sein verlegenes Lächeln konnte er mit nur mäßigem Erfolg verbergen.
    „Oh, richtig, tut mir leid“, entschuldigte sich das Mädchen sofort.
    „Ich heiße Melody, das hier sind meine große Schwester Carol und mein Großvater.“
    Sie deutete jeweils mit einer Hand auf die beiden Menschen neben ihr. Zu ihrer linken Seite also der alte, bärtige Mann mir Vorliebe für große Reden und zu ihrer rechten stand eine junge Frau die, obwohl sie wohl schon um die 20 Jahre sein musste, ihrer kleinen Schwester, die wiederum etwa in Ryans Alter war, noch sehr ähnlich sah. Auch sie hatte tiefrotes Haar, welches aber eher kurz gehalten war und ihr kaum über die Ohren ging. Ihre Gesichtszüge allerdings waren beinahe identisch. Doch Ryan schenkte den beiden, auch wenn er sie höflich begrüßte, was von ihnen auch erwidert wurde, kaum Beachtung. Er war innerlich völlig aufgeregt. Das Mädchen aus seiner Vision hieß also Melody!


    Nachdem Ryan zugestimmt hatte bei der Legenden-Zeremonie mitzumischen, war er mit Melody zusammen unterwegs in die Stadt. Nach ihrer kurzen Bekanntmachung wollte sich Ryan darüber erkunden, was er denn bei den Feierlichkeiten zu tun hätte, doch Melody schien es ihm noch nicht verraten zu wollen.
    „Für die Zeremonie musst du nicht wirklich viel tun, alles Wichtige erfährst du früh genug.“
    Es war offensichtlich, dass sie nicht erwartete, den Mützenträger damit abspeisen zu können. Diese Geheimnistuerei machte ihn etwas stutzig, doch zu Melodys Überraschung hing sich auch nicht daran auf. Er sah dem Ganzen recht gelassen entgegen und wenn die Rothaarige sagte, er erführe es früh genug, dann gab er sich fürs Erste damit zufrieden.
    „Ich hab schon einiges über das Legenden-Festival und die Zeremonie gelesen“, bemerkte Ryan dann.
    „Und ich freue mich wirklich, dass ich dabei sein kann.“
    „Gut, denn ich werde auch dabei auftreten“, gab Melody mit einem neckischen Grinsen zur Antwort.
    „Ehrlich? Kann´s gar nicht erwarten.“
    Das musste Ryan aber, denn es würde ja erst morgen losgehen, daher bot Melody ihm an, ihn ein wenig in der Stadt herumzuführen. Die Gebäude hier waren ähnlich erbaut worden, wie die, die der junge Trainer in Salty Village gesehen hatte, mit dem kleinen Unterschied, dass vor allem die Häuser in der Hafengegend ein flaches Dach besaßen. Ansonsten waren sie so ziemlich von der gleichen Bauweise. Die Boote, die im Hafen lagen, waren hauptsächlich für den Fischfang gedacht, womit eine weitere Gemeinsamkeit zu dem kleinen Fischerdorf, welches der Blonde bereits gesehen hatte, bestand. Doch lagen hier deutlich mehr Boote vor Anker, die einfach nur für den Transport oder traumhafte Segelausflüge bei herrlichem Sonnenschein gedacht waren. Mit einem leicht verträumten Grinsen dachte Ryan daran, wie es wohl wäre, mit solch einem Boot aufs Meer hinaus zu fahren, Cocktails zu trinken und sich die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen oder in einer abgelegenen Bucht schwimmen zu gehen.
    Am Hotel kamen die beiden ebenfalls vorbei. Es handelte sich dabei um ein dreistöckiges Gebäude mit weißem Putz – wie ihn die meisten Häuser Shamoutis besaßen – und einladend großen Fenstern. Durch die gläserne Eingangstür erkannte Ryan mit einem flüchtigen Blick eine gelangweilt wirkende Frau hinter der Holztheke der Rezeption. Das Mobiliar wirkte traditionell und besaß einen altertümlichen Charme. Sollten die Zimmer ebenso eingerichtet sein, würde das „Seafront Motel“, als welches es durch das große Schild über der Eingangstür betitelt wurde, für die Tage sicherlich eine zufriedenstellende Unterkunft darstellen. Aber wie so vieles, so erklärte Melody, war es eine Tradition, den Auserwählten Pokémontrainer ins Haus ihrer Familie einzuladen, was Ryan nach einer kurzen Diskussion auch annahm. Zunächst hatte er in seiner Bescheidenheit ablehnen wollen, doch das rothaarige Mädchen schien ein „nein“ nicht akzeptieren zu wollen. So hatte sie den Jungen aus Silber City doch noch überreden können.
    Als die beiden die Promenade entlang gingen, waren bereits überall Stände mit Souvenirs und allerhand zu Essen aufgebaut, allerdings noch nicht eröffnet. Doch der Geruch des Festtagesessens überdeckte bereits den unangenehmen Fischgestank, der hier an normalen Tagen zweifellos herrschen musste. Die ganze Hafengegend war mit Fackeln und feierlichen Lichterketten geschmückt, sodass die Straßenlaternen fast überflüssig waren. Es war schwer zu übersehen, dass hier bald ein lange erwartetes und sehr beliebtes Festival starten würde.
    Am Ende Ihrer kleinen Tour kamen Ryan und Melody an einem etwas abgelegenes Haus, etwa hundert Meter vom Strand entfernt, an. Eigentlich wirkte es eher, wie ein riesiger, steinerner Pavillon, denn es war nach drei Seiten offen, an denen nur einige steinerne Säulen standen, die Fackeln an der Innenseite trugen.
    „Und hier wird die Legenden-Zeremonie dann stattfinden“, eröffnete Melody ihm, als sie die kleine Treppe an der Frontseite hinaufstiegen. Nun konnte Ryan auch sehen, dass mehrere Tische und Stühle aus simpel geschnitztem Holz dort standen und ganz hinten, an der geschlossenen Seite des Gebäudes, war eine kleine Bühne aufgebaut. Eigentlich hätte all das den jungen Trainer stark interessieren müssen und irgendwo tief in seinem Inneren tat es das auch, aber dennoch hatte Ryan die ganze Zeit über nichts gesagt sondern seiner Reiseführerin nur aufmerksam zugehört. Diese verstummte nun für einen Moment, als sie merkte, dass der Blonde nun leicht geistesabwesend hinunter zum Meer schaute. Eigentlich hatte sie gehofft, dem fremden Jungen in eine Unterhaltung einbinden zu können, doch zu ihrem Leidwesen schien er nicht unbedingt darauf aus zu sein. So versuchte sie nun, Situation etwas aufzulockern.
    „Wollen wir uns ein wenig an den Strand setzten? Dort ist es abends wirklich wunderschön.“
    In diesem Moment merkte Melody, dass sie wohl etwas auffällig mit Ryan flirtete, doch der ließ sich nichts Ungewöhnliches anmerken.
    „Klar, warum nicht.“


    Da der Strand so nah lag, hatten die beiden ihn auch nach einer lächerlichen Minute Fußweg erreicht. Sie atmeten die frische Meeresluft tief ein und setzten sich in den feinen Sand. Ryan musste feststellen, dass Melody nicht übertrieben hatte. Dieser Sand war reinster Puder und kleine Wellen trafen sanft und leise vom ruhig vor ihnen liegendem Ozean in regelmäßigem Abstand auf das Ufer, schufen eine idyllische Atmosphäre, in der man wunderbar die Seele baumeln lassen konnte. Perfekt wurde das Bild durch den klaren Sternenhimmel. Unzählige Lichtpunkte hatten sich inzwischen am Firmament versammelt und boten einen Atemberaubenden Anblick, der in der Großstadt nur selten zu bestaunen war. Doch Ryan schien all dies kaum zu interessieren. Wieder starrte nur gedankenverloren ins Nichts.
    „Ryan?“
    „Hm?“
    Überrascht schaute der junge Trainer auf, wobei er hektisch blinzelte. Melody sah ihn nun mit leicht besorgtem Gesichtsausdruck an. Irgendwas schien den Jungen zu beschäftigen.
    „Ist bei dir alles okay?“
    der Pokémontrainer wusste nicht genau, wie er darauf antworten sollte.
    „Naja, ich... ich denke über vieles nach, in letzter Zeit“, sagte er dann möglichst beiläufig. Er war sich nicht sicher, ob er mit Melody schon so früh über die wahren Absichten seines Besuchs auf Shamouti reden sollte. Doch die ließ sich nicht so leicht abwimmeln.
    „Ach ja und über was?“, fragte sie.
    Naja, die Sache ist die...“, setzte Ryan an. Ach zum Teufel. Sie war das Mädchen aus seiner Vision und früher oder später müsste er mit ihr darüber reden und wenn er es jetzt schon tat, dann auch gleiche mit Klartext.
    „Ich bin nicht nur wegen des Festivals nach Shamouti gekommen, es gibt noch einen anderen Grund“, sagte er schließlich. Selbstverständlich bohrte Melody gleich wieder nach.
    „Und der wäre?", fragte sie neugierig. Ryan antworte nicht sofort, sondern zog wortlos eine Halskette unter seinem T-Shirt hervor. Melody hatte diese noch gar nicht gesehen. Es handelte sich schließlich auch um nichts weiter, als eine einfache, lederne Schnur, doch an ihrem Ende war etwas befestigt, das ihr seltsam vertraut vorkam. Es sah aus, wie eine kleine, silberne Feder.
    „Weißt du, was das hier ist?“, fragte Ryan schließlich und hielt den glänzenden Gegenstand vor sein Gesicht. Melody schüttelte den Kopf.
    „Das ist ein Silberflügel, eine Feder des legendären Pokémons Lugia.“
    Mit einem Mal rasten tausend Gedanken durch Melody. Ein schriller Schlag in ihrem Unterbewusstsein ließ alle möglichen Befürchtungen und Vermutungen, aber auch Fragen in ihrem Kopf Tango tanzen. Ryan besaß eine Feder von Lugia, dem legendären Pokémon, dass sie hier letztes Jahr gesehen hatte. Wusste er etwa auch darüber Bescheid? Bevor sie etwas einwerfen konnte, ergriff Ryan wieder das Wort.
    „Deshalb bin ich hier, ich will Lugia finden!“
    Melody war für einen Moment unfähig zu sprechen, das konnte dieses Jahr wieder ein sehr interessantes Festival werden. Für eine Sekunde wägte sie ab, ob der Junge vielleicht böse Absichten bezüglich Lugia haben konnte, doch dafür schien er nicht der Typ zu sein. Doch nun hieß es clever sein. Keine unüberlegten Fragen stellen und sich bloß nichts anmerken lassen. Da sie sich für gewöhnlich auf ihre Fähigkeit, Menschen einschätzen zu können, verlassen konnte und Ryan nicht gerade den Eindruck erweckte, diesem Wesen etwas anhaben zu wollen, schaffte sie es einigermaßen, die Ruhe zu bewahren. Doch ein wenig Skepsis blieb in ihr zurück und sicher konnte dies auch nicht schaden.
    „Wo hast du die her?", fragte sie schließlich, als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.
    „Von den Studelinseln", antwortete Ryan kurz angebunden.
    „Und Lugia selbst, habe ich dort auch gesehen.“
    „Aber wieso glaubst du, dass du Lugia hier finden wirst?", fragte Melody nun. Ryan wusste, dass sie ihm nun etwas vormachte. Sie hatte Lugia letztes Jahr hier gesehen und sie erkannte auch den Silberflügel, doch sie schien das lieber für sich behalten zu wollen. Er ließ sie erst einmal in ihrem Glauben, dass er davon keine Ahnung hatte, doch irgendwann würden sie ehrlich zu einander sein müssen.
    „Sagen wir mal so…“, setzte Ryan dann an.
    „Lugia hat mir eine Spur hinterlassen, dieser bin ich gefolgt und nun bin ich hier.“
    Sehr gediegen ausgedrückt. Im Nachhinein klang diese Erklärung selbst in seinen Ohren regelrecht bescheuert. Melody sah Ryan nun schon fast etwas ungläubig an, während dieser mit dem Silberflügel in seinen Händen herumhantierte.
    „Und Lugia hat dir diese Feder hinterlassen?“
    „Ganz genau und aus irgendeinem Grund wollte es, dass ich hierher komme, während des Legenden-Festivals.“
    Ryan hatte nicht vor gehabt, jetzt schon Gründe zum Fragen zu liefern, doch genau hier fiel Melody etwas an seiner Geschichte auf.
    „Woher weißt du das alles so genau?“
    Ryan zögerte kurz mit der Antwort. Er merkte, dass er eine Gewisse Grenze überschritten hatte, doch nun gab es kein Zurück mehr.
    „Das ist schwer zu erklären...“, setzte er an. Die Rothaarige blickte ihn nur fordernd an, während sie auf eine Antwort wartete. Der Trainer gestikulierte ein wenig mit seinen Händen, während er nach den richtigen Worten suchte, bis er sich aber dazu entschloss, es einfach gerade heraus zu sagen, wie es war.
    „Es... hat es mir... in meinem Kopf gezeigt.“
    Melody wirkte natürlich überrascht, aber lange nicht so sehr, wie Ryan es hätte vermuten können. Aber es war ja offensichtlich, dass sie mehr zu wissen schien, als sie ihm preisgab. Im inneren des einheimischen Mädchens dröhnten nun dennoch alle Alarmglocken. Diese Erklärung war nun doch selbst bei diesen Umständen äußerst merkwürdig. Allerdings erkannte sie die Ehrlichkeit in seinen Worten und überhaupt; würde jemand solch eine Geschichte erzählen, wenn er vor hatte zu lügen? Wohl kaum.
    „Es hat mir direkt in die Augen gesehen... und... dann hatte ich diese plötzlich Bilder vor mir. Bilder von diesen Inseln hier.“
    Die letzten Worte hatte Ryan gerade noch dranhängen können, bevor Melody genauer nachfragen konnte, was genau er gesehen hatte. Denn von Arktos, Zapdos und Lavados wollte er vorerst lieber nichts sagen und schon gar nicht davon, dass er sie ebenfalls gesehen hat. Melody nickte nur stumm, nachdem Ryan seine Erzählung beendet hatte. Irgendetwas verschwieg er ihr, da war sie sich sicher. Damit waren sie also schon zu zweit.


    Sowohl Melody, als auch Ryan würden in der folgenden Nacht nur wenig schlafen. Sie hatten es zwar nicht ausgesprochen, aber sie merkten doch, dass ihr Gegenüber nicht weiter über dieses Thema reden wollte und so hatten sie das Gespräch auch recht bald abgebrochen und waren früh zu Bett gegangen. Aber nicht weil sie müde waren, sondern eher, weil sie voreinander flüchteten. Viel zu viele Gedanken beschäftigten die beiden, wobei Melody doch insgeheim hoffte, dass sie Ryan morgen beim Festival etwas von den seinen würde ablenken können. Doch spätestens nach der Legenden-Zeremonie würde Ryan nicht mehr zu bremsen sein. Er schien total auf Lugia fokussiert zu sein und nach der kurzen Zeit, in der sie ihn nun beobachtet hatte, wusste sie, dass er ein besonderer Trainer war, der vielleicht ein besonderes Schicksal zu erfüllen hatte. Vielleicht sogar, das gleiche Schicksal wie Ash!

  • Heyyyy^^
    Ein fettes Sorry an dich das du solang warten musstest. Und zwar auf mein Kommi. Ich hatte Stress und mehr oder weniger ein paar "kleine" Probleme.^^" Aber naja jetzt gebe ich mal wieder meinen Senf dazu von daher. Ehrlich gesagt bin ich enttäuscht. Nicht von dir oder deinem Kapitel. Aber ich find es echt enttäuschend das statt meiner wenigkeit noch kein anderer ein Kommi gegeben hat. Naja ich glaub ich sollte jetzt mal zum wesentlichem kommen. Dem Kapitel^^ Also ehrlich gesagt: echt lang.^^ Die Länge gefällt mir super schön das du es schaffst längere Kapis zu schreiben. Hast du dir ja vorgenommen.^^ Diesmal auch gut gekommen. Die Sicht von Ryan und Melody. So bringst du Melody viel besser ein als sie einfach nur "hinzuklatschen". Vor allem fragt man sich dann nicht warum die vor einer Hütte stehn.^^ Den Grund dafür find ich ja mal witzig. Gut überlegt. Was mich nur ein bisschen verwirrte waren ein paar kleine Dinge. Also erstmal habe ich nicht immer gewusst ob es nun aus Ryans Sicht oder aus der von Melody geschrieben wurde. Da hatte ich schon den verdacht du wolltest beide Sichten gleichzeitig schreiben.^^ Sonst habe ich mich nur an einem Satz aufgehängt den ich erst nicht verstanden hatte da ein Wort fehlt. Aber so schlimm ist das ja nicht. Auch ist mir im Lesen ein Fehler aufgefallen aber da bricht man sich ja nichts ab. Das Kapitel ist trotzdem Super.^^


    „Hey, da kommt jemand, weg mit den Kostümen!", flüsterte jemand in lautem Ton.


    Lol das hat mich dann doch zum grübeln gebracht. Wie kann man gleichzeitig flüstern und laut sprechen. Sowas kann ich nich. Obwohl ich Multitasking fähig bin xD. Naja net so schlimm. Ich fand es immer witzig wie Melody sich an Ryan rangemacht hat. Halt "typisch" Mädchen. Naja auf jedenfall wieder ein tolles Kapitel. Ich fand es richtig gut gemacht, denn du hast mir Hunger aufs nächste gemacht.^^ Also würd ich sagen bis zum nächsten Kapi.^^


    ~Akari~
    (lol jetzt habe ich doch tatsächlich Hunger :D Küche ich komme!)

  • Hey, Akari,


    also erstens brauchst du dich überhaupt nicht zu entschuldigen, wenn dein Kommi n bissl gedauert hat. Wäre eigentlich eher mal angebracht, dass ich dir ein fettes Danke dafür ausspreche, dass du wirklich jedes Kapi kommentierst, denn sonst hätte ich ja niemanden mehr, der sich auf sie freut. Also: Fettes Danke an dich^^


    Zweitens möchte ich dich um eine kleinigkeit bitten: Beginn bitte nie wieder ein Kommi mit "Eigentlich bin ich enttäuscht", hab fast nen Herzinfarkt bekommen, weil ich dachte du meinst mein Kapitel damit :cursing:^^.


    Ach ja, und was die Sache mit dem "lauten Flüstern" angeht: ich denke du kennst das ja, wenn jemand etwas in die Runde sagt, seine Stimme dabei aber etwas unterdrückt, anstatt es lauthals rauszubrüllen. Dachte eigentlich, das wäre soweit klar, aber dann lass ich in Zukunft vielleicht lieber die Finger von solchen Formulierungen^^.


    Ich hoffe ja nach wie vor, dass noch n paar Leute den Weg zu meiner Story finden und dann auch mal kommentieren, aber ich mache so oder so weiter! Also sehen wir uns dann wieder beim nächsten Kapi, bis denne^^

  • Moin, moin und hallo,
    puh, dass ich dem meinem harten Abend von gestern noch zum Überarbeiten gekommen bin, ist fast schon unheimlich. Aber was tut man nicht alles, um ein paar gescheite Zeilen in den Fanfiction-Bereich zu hauen? Denke, mir ist das mit diesem Kapitel gut gelungen. Es kann sein, dass das nächste Update etwas dauern wird, da mein PC zur Zeit spinnt. Wünsche dennoch natürlich viel Spaß beim Lesen.
    Wiederschauen, reingehauen^^



    Kapitel 9: Das Legenden-Festival


    Das schwarze Nichts, dort stand er, wie schon letzte Nacht. Doch fühlte es sich diesmal anders an. Ryan konnte sich bewegen, konnte frei herumlaufen, konnte ruhig atmen. Doch wohin laufen? Was tun? Wo war er und was war hier los? Diese Angst...
    Sie war zu spüren und zwar nicht zu knapp. Sie saß in ihm fest und umgab ihn gleichzeitig von alles Seiten, jeden klaren Gedanken von ihm nehmend jagte sie ihm einen Schauer über den Rücken, sodass kalter Angstschweiß an ihm hinab lief. Er stand auf festem Boden, doch lag unter ihm gleichzeitig eine unendliche, schwarze Leere, der gähnende Schlund der Finsternis. Und dann, urplötzlich, sah er sie wieder, die zwei blauen Lichter. Aus heiterem Himmel waren sie erschienen, waren hell, waren hypnotisierend, waren... nah. Wieder schienen sie ihn regelrecht anzustarren, die beiden blauen kristallartigen Punkte mitten in der Dunkelheit. Sie kamen wieder näher – bedrohlich näher und erneut war nun schemenhaft eine riesenhafte Gestalt auszumachen, welcher diese blauen Lichter angehörten. Es schienen seine Augen zu sein.
    Plötzlich schwebte eine Stimme mit ihr. Eine tief dunkle, stark verzerrte Stimme schrie nach Ryan, dessen Herz raste und wieder war jede Faser seines Körpers von Angst gepackt und gelähmt. Die Stimme war laut, unglaublich laut und doch nicht zu verstehen, zu unklar war sie. Doch er spürte, wie sie tief in seiner Seele nach ihm schrie und er hörte, was sie sagte. Ein donnernder Schmerz machte sich schlagartig in seinem Kopf breit. Ryan kniff wie vom Schlag getroffen die Augen zusammen und drückte gequält die Hände an seine Schläfen, während er in die Knie ging und schmerzhaft aufstöhnte. Diese Finsternis, diese Leere, dieser Schmerz, diese Angst, die Angst vor... „dem Ende der Welt“, donnerte die Stimme.


    Ryan riss die Augen genau so verschreckt und mit einem gleichermaßen gejagten Blick auf, wie schon in der letzten Nacht. Diesmal schoss er nicht mit dem Oberkörper nach oben, doch jeder Muskel in seinem Leib war zum Zerreißen gespannt und er atmete wieder schwer. Er spannte Muskeln an, von denen er nicht einmal wusste, dass er sie besaß und es dauerte einige Sekunden, bis er sich dessen bewusst wurde und er sie etwas lockern konnte. Das konnte doch nicht wahr sein, schon wieder so ein Alptraum! Doch dieses Mal konnte sich Ryan an absolut alles erinnern und dieser hier hatte ganz eindeutig an den Letzten angeknüpft. Das Ende der Welt, anscheinend war er hier in eine Sache hineingeraten, die mehr als nur ihn und Lugia betraf. Das hier war mehr, viel mehr, doch die wahren Ausmaße würde er erst noch kennenlernen.
    Nun richtete sich der junge Trainer in seinem Bett auf,strich sich durch die Haare und... ihm war tatsächlich übel. Zwar nicht so sehr, wie noch auf der Fähre, doch das sollte seine Frage, ob einem von Träumen schlecht werden konnte, wohl beantworten. Ryan hatte sich doch dazu entschlossen, diese Nacht in einem Hotel zu verbringen, was er eigentlich nicht sonderlich gerne tat. Aber nach diesem letztendlich etwas peinlich verlaufendem Gespräch am Vorabend hatte er es doch vorgezogen, ein wenig Privatsphäre zu haben. Das Bett stand mit dem Kopfende an der Wand gegenüber der Tür. Rechts davon war ein breites Fenster, das hinaus aufs Meer zeigte und welches weit offen stand. Über diese Tatsache war Ryan sehr froh, denn die frische Luft, die nun hinein und direkt in sein Gesicht blies, wobei der Vorhang sanft im Wind flatterte, war wie Balsam für den Trainer. Auf der anderen Seite des Bettes war ein kleiner Kleiderschrank und eine kleine Kommode, auf der ein Spiegel stand. Es war kein Wunder, dass ein Gefühl von Déjà-vu über Ryan kam. Er war schweißgebadet, das Bett war zerwühlt und der Herz hämmerte wie wild gegen seine Brust. Fast alles war genau wie beim letzten Mal.
    Er stand schließlich auf und trat vor den Spiegel der Kommode. Er blickte in das knallrote Gesicht, in welches seine völlig zerzausten, dunkelblonde Haare fielen und in alle Richtungen ab standen, sogleich sie für solch ein Bild gerade so die nötige Länge besaßen. Sein Blick hatte sich wieder einigermaßen beruhigt, obwohl er mit den dunklen Augenringen regelrecht zum Fürchten aussah und so machte er sich daran, seine Frisur ein wenig zu richten. Wäre er jetzt vor die Tür gegangen hätte nur ein qualmiger Geruch gefehlt und man hätte denken können, Ryan wäre von einer Donner-Attacke getroffen worden. Er sparte sich den Blick auf seinen Pokégear, da er durch die schwachen Sonnenstrahlen, die durchs Fenster fielen, bereits wusste, dass es früh am Morgen war.
    Da Ryan also ein Mal mehr zum frühen Aufstehen gezwungen wurde, entschloss er sich, einen kleinen Spaziergang am Strand zu machen und über seine beiden Träume der letzten Nächte nachzudenken. So schnell es ihm in seiner derzeitigen Verfassung möglich war, schluderte er durch das Zimmer und suchte seine Kleidungsstücke zusammen, zog sich an und verließ den düsteren Raum. Die Flure des Hotels waren zu dieser frühen Stunde leer. Wer außer ihm wäre auch sonst so blöd und schmiss sich noch vor Sonnenaufgang aus des Federn? Doch Ryan war die Tatsache, das er unbeobachtet blieb, nur recht.
    Der kalte Luftzug, der den blonden Trainer beim Verlassen des Gebäudes in den noch so jungen Tag begrüßte, weckte ein vertrautes, heimisches Gefühl in ihm, war das Gefühl doch mit der Morgenluft seiner Heimatstadt vergleichbar – sofern man es schaffte, des Geruch des Salzwassers auszublenden.
    Doch die Meeresluft tat Ryan gut und sein Geist erholte sich rasch wieder von der vergangenen Nacht, sodass er bald wieder klar denken konnte. Ihm war nun klar, dass Lugia für diese Träume verantwortlich war. Die dunkle Silhouette aus seinen Träumen war exakt dieselbe, die er auf den Strudelinseln gesehen hatte. Es versuchte, ihn zu warnen, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass diese nächtlichen Botschaften als Abschreckung dienen sollten. Eher sollten sie ihn vorbereiten, warnen, wenn man so wollte – so vermutete er zumindest. Doch Ryan hoffte doch inständig, dass die Sache mit dem Ende der Welt eine Übertreibung war. Tief in seinem Innersten wusste er aber, dass er sich da etwas vormachte.


    Aus einem ihm unerklärlichen Grund schweiften die Gedanken des Pokémontrainers schließlich zu Melody. Wurde sich vielleicht auch von Alpträumen verfolgt? Gab es noch etwas, das sie ihm verschwieg? Ryan war sich ja bereits mehr als sicher, dass die Rothaarige ihm noch nicht all ihr Wissen preis gegeben hatte. Er schüttelte den Kopf, um die lästigen, überflüssigen Gedanken loszuwerden. Es war völlig egal, ob sie diese Träume hatte oder nicht, sie verschwieg ihm definitiv noch etwas und er tat dasselbe bei ihr. Er hatte Melody auch völlig bewusst noch in Unkenntnis darüber gelassen, worüber er alles Bescheid wusste. Etwa, dass er wusste, wie seine Aufgabe als Auserwählter aussah, oder dass er wusste, dass sie Lugia gesehen hatte. Letzteres wäre Ryan inzwischen auch ohne den Tipp der alten Frau aus der Bibliothek in Silber City klar geworden. Sie hatte alles, was er gestern über Lugia gesagt hatte, kommentarlos hingenommen, obwohl vieles davon doch ziemlich absurd klang, was es ja schließlich auch war. Jeder andere hätte Fragen gestellt oder seine Geschichte angezweifelt, denn es gab einige Sachen, die noch keinen richtigen Sinn ergaben.
    'Ich meine, sie hat mir sogar die Nummer mit den Bildern im Kopf sofort abgenommen', dachte Ryan zu sich und ihm fiel es ja selbst immer noch schwer, die ganze Aktion zu verstehen. Sie musste über Lugias wahre Macht Bescheid wissen und das konnte sie nur, wenn sie es schon einmal gesehen hatte. Doch wenn Melody ihm wirklich alles erzählen sollte, konnte er selbst auf der anderen Seite auch nicht einfach so dicht halten. Ryan würde noch einmal mit ihr darüber reden – später.


    Am Vormittag traf Ryan Melody vor ihrem Haus, wo sie sich für heute verabredet hatten. Die Gespräche des letzten Abends hatten einen seltsamen Verlauf genommen, als das einheimische Mädchen immer wieder versucht hatte, dem Thema „Lugia" aus dem Weg zu gehen, obwohl Ryan gehofft hatte vielleicht noch etwas herausfinden zu können, ohne gleich alles auszuplaudern, was er wirklich wusste. In dieser Beziehung waren sie gleich, denn beide hatten dem anderen nicht alles gesagt und das schienen sie auch zu wissen, obwohl sie es nicht aussprachen. Es war ein reines Psychospielchen. Doch als sie sich dann schließlich gegenüber standen hatte Melody ein unbeschwertes Lächeln aufgesetzt und schien die Unschuld in Person. Doch unmöglich konnte sie das Geschehene des gestrigen Abends schon wieder verdrängt haben!
    „Morgen Ryan, bereit für unsere Festivaltour?“
    Ryan ließ sich sein Misstrauen nicht anmerken und spielte das Gute-Laune-Festival-Spiel einfach mit. Jedoch befürchtete der Blonde einen Moment lang, ihr könnten die dunklen Ringe unter seinen Augen auffallen, die von seinem fehlenden Schlaf zeugten. Jedoch schien sie dies zu übersehen – fragte sich nur, ob dies auf fehlende Auffassungsgabe oder auf pure Absicht zurückzuführen war. Der junge Trainer tippte auf letzteres.
    „Klar, lass uns die Promenade auf den Kopf stellen!“
    Ausgelassen und inzwischen auch einigermaßen munter spazierten die beiden eine Zeit lang durch das prächtig dekorierte Hafengebiet. Ryan unterzog jedes kleinste Detils einer prüfenden Betrachtung, probierte nebenbei von den verschiedenen Gerichten und Getränken und kam zu dem Entschluss, dass man auf Shamouti wusste, wie man ein Festival auf die Beine stellte. Alles war perfekt geplant und ebenso perfekt umgesetzt worden und auch die Menschen waren überall bester Laune. Ryan hätte nun gerne schon die feierlichen Tänze der Einheimischen gesehen, über die er auch schon allerhand gelesen hatte, doch diese würden erst nach Einbruch der Dämmerung beginnen und schließlich bis in die Nacht anhalten. Beinahe hätte ihn die bevorstehenden Feierlichkeiten seine Sorgen vergessen lassen, doch dann schnitt Melody ein neues Gesprächsthema an. Zur Abwechslung schien sie mal etwas über Ryan erfahren zu wollen und nicht umgekehrt.
    „Weißt du Ryan, hier auf Shamouti trifft man für gewöhnlich keine Pokémontrainer, bist du schon lange auf der Reise?“
    Der Angesprochene gab sich gelassen und beiläufig, achtete aber stets auf jedes Wort, das über die Lippen der Rothaarigen kam.
    „Kann man sagen, es sind jetzt über drei Jahre.“
    Klar, das ist jetzt kein Weltrekord, aber man musste sich auch mal überlegen, wie es sein musste, drei Jahre lang jeden Tag von einem Ort zum Anderen zu reisen und weder Freunde noch Familie oft sehen zu können. Wenn Ryan zu seinem zehnten Geburtstag losgezogen wäre, wie es ja die meisten taten, wären es mittlerweile über sechs Jahre, doch Melody schien daran nichts aufzufallen. Wahrscheinlich wusste sie gar nicht, wann ein Trainer für gewöhnlich seine Reise begann.
    „Und hast du schon mal an einem großen Turnier teilgenommen?“
    Ryan prahlte nicht gerne mit seinen Leistungen, doch war er auch nicht völlig abgeneigt, jemanden von seinem Erfolg zu unterrichten. Tief in dem Blonden steckte ein gewaltiges Ego, welches er meist eindämmen konnte, doch wenn Melody schon so direkt fragte, konnte er auch gleich damit raus rücken.
    „Ich habe an der Indigo-Liga teilgenommen und sie gewonnen und bald werde ich auch in der Jotho-Liga antreten“, bestätigte er mit einem Nicken. Beim Gedanken an dieses bevorstehende Ereignis wurde er direkt wieder mit einer gewaltigen Vorfreude erfüllt und ballte entschlossen eine Hand zur Faust.
    Melody riss die Auen weit auf und schreckte reflexartig ein Stück mit dem Kopf zurück. Es war ziemlich offensichtlich, dass sie mehr als begeistert war, doch solche Reaktionen war der Mützenträger bereits gewohnt.
    „Du bist Indigo-Champion, wirklich?“
    „Jap“, gab Ryan ziemlich beiläufig zurück, doch innerlich grinste er zufrieden von einem Ohr bis zum Anderen.
    „Und die acht Orden aus Johto hab' ich auch schon“, betonte er hinzu, wobei jene Seite in ihm zum Vorschein kam, die sich nach Lob und Anerkennung sehnte. Doch er junge Trainer schämte sich nicht für diese Eigenschaft, da sie in seinen Augen nur menschlich war.
    Melody hatte auf einmal einen etwas schüchternen Blick aufgesetzt und versuchte diesen zu verbergen, indem die zu Boden sah. Ryan fiel augenblicklich auf, wie niedlich sie aussah, wenn sie schüchtern war.
    „Dürfte ich sie vielleicht mal sehen?“, fragte sie schließlich kleinlaut. Der Blonde lächelte belustigt, gab aber in nahezu grenzenloser Selbstverständlichkeit sein Einverständnis. So löste er den Schlüsselkarabiner an seinem Gürtel, welcher das kleine, graue Täschchen an seinem Gürtel hielt und öffnete den Reißverschluss, um den Inhalt zutage zu fördern. Da der Verschluss des Stoffbehälters drei der vier Seiten umfasste, klappte er durch das bloße Einwirken der Schwerkraft auf und offenbarte acht glänzende Metallscheiben, fein angesteckt in samtweichen Stoff. Melody betrachtete die Gegenstände, die jeder Trainer so begehrte, mit neugierigem Blick und großen Augen.
    „Wow, ich hab' noch nie echte Arenaorden gesehen und ich glaube einen richtigen Champion hatten wir hier auf Shamouti auch noch nie zu Gast. Dass jemand wie du bei der Legenden-Zeremonie mitspielt, ist eine echte Ehre.“
    Diese Aussage überraschte Ryan etwas, doch dann viel ihm ein, wie Melody gerade zuvor erst erzählt hatte, dass nicht viele Trainer hierher kamen. Von daher konnte er diese doch unerwartet groß ausfallende Begeisterung der Rothaarigen gut nachvollziehen. Jetzt hatte er auf Shamouti also auch schon einen Fan.


    In der Folge dieses Themas fragte Melody Ryan noch ein bisschen über seine Erlebnisse und Erfahrungen bei seinen Pokémonkämpfen aus, welche er ausnahmslos möglichst beiläufig beantwortete, nur auf den richtigen Zeitpunkt wartend, um über das zu reden, weswegen er hier war und was sich beide gegenseitig verschwiegen. Das Duo war gerade etwas abseits des Festivals an ein paar alten Stegen unterwegs, wo sie niemand sehen oder hören konnte, als Ryan beschloss, dass er sein Ego mehr als zufrieden gestellt hatte und es an der Zeit war, endlich auszupacken.
    „Eigentlich war ich mitten in meinem Training für die Silberkonferenz...“, begann er vorsichtig den Themenwechsel.
    „...als ich von dem Legenden-Festival gehört habe und dann hab' ich gar nicht mehr lange gefackelt und bin hierher gereist.“
    „Du hast dein Training unterbrochen, nur um das Legenden-Festival zu besuchen?“, fragte Melody überrascht. Ihr verdutzter und gleichzeitig etwas misstrauischer Gesichtsausdruck zeugte von einer unangenehmen Vorahnung, die sie beschlich. Sie sollte sich nun bestätigen.
    „Ja und dafür gibt es auch einen sehr guten Grund“, war Ryans großspurige Antwort. Melody konnte plötzlich etwas Merkwürdiges aus diesem Satz heraushören. Der Pokémontrainer wollte auf irgendetwas hinaus und sie beschloss einfach darauf zu warten, dass er es aussprach. Vielleicht war es auch eine leise Angst, die sie beschlich und sämtliche Reaktionen ihrerseits unterband – die Angst davor, dass Ryan nicht der war, für den sie ihn bisher gehalten hatte und vor dem, was er vielleicht noch wusste. Eben dieser zögerte erst noch einen Moment, doch dann sprach er endlich aus, was beide längst wussten.
    „Melody, ich weiß mehr über dich und Lugia, als ich dir verraten habe.“
    Melody schwieg und sah Ryan einfach nur an. Ihr Blick war unmöglich zu deuten.
    „Und du weißt auch mehr, als du mir verraten hast!", fügte er hinzu, wobei sein Tonfall nicht klagend war, aber deutlich nach der Wahrheit verlangte. Das einheimische Mädchen konnte zwischen den Zeilen lesen und verstand das Vorhaben des Blonden, versuchte es aber noch zu unterbinden.
    „Woher willst du das wissen?"
    Sie klang ziemlich bestimmend und pokerte, ohne mit der Wimper zu zucken, doch dies war ein sinnloses Unterfangen. Der junge Trainer wusste Bescheid!
    „Ich habe meine Quellen“, antwortete Ryan.
    „Außerdem macht es dein ganzes Verhalten ziemlich offensichtlich.“
    Melody hätte es wissen müssen und gab ihre ahnungslose Rolle sofort auf. Sie hatte sich wirklich sehr verdächtig benommen und es dem Jungen aus Silber City nicht schwer gemacht, darauf zu kommen.
    „Ja, okay, du hast Recht!“
    Es war ein gewisser Frust, aber auch ein entschuldigender Tonfall in ihrer Stimme zu hören. Ryan interessierte das im Moment wenig, er wollte nun endlich alles erfahren, was beim letzten Legenden-Festival vorgefallen war. Doch ihm war auch bewusst, welche Verantwortung das Wissen mit sich brachte, das Melody besaß. Von solch einer Geschichte erzählte man nicht jedem dahergelaufenen Fremden. Nein, die Tage, in denen man dies sorglos tun konnte, waren vorüber, zu viele Menschen gab es inzwischen, die böse Absichten aus solchen Informationen hegten. Doch er musste Klarheit bekommen.
    „Du brauchst nichts vor mir zu verheimlichen, ich schwöre dir, dass niemand sonst davon erfahren wird, aber ich muss es wissen!“
    Melody sah Ryan an, direkt in seine Augen. Sie waren zu dunkel, um im schwachen Licht der bereits anbrechenden Dämmerung zu glänzen und doch strahlten sie eine enorme Intensität aus.
    „Was ist beim letzten Legenden-Festival passiert?“
    Melody zögerte und hielt den Atem an. Bei jedem anderen Menschen hätte sie sich nun entschuldigt und wäre gegangen, ohne etwas zu verraten, aber nicht bei Ryan und das lag mittlerweile nicht mehr an seinem gutaussehenden Äußeren oder seinem eindringlichen Blick. Etwas in der Art, wie er Melody ansah zeigte ihr, dass er ein Trainer reinen Herzens war und Pokémon über alles liebte. Seine Seelenspiegel strahlten Offenheit und Ehrlichkeit aus, gaben das Gefühl von Hoffnung, für jene die Farbe Grün auch stand. Hinter seinen Fragen steckten definitiv keine bösen Absichten. So atmete sie tief durch und begann sie zu erzählen.
    „Damals... hat so ein verrückter Pokémonsammler versucht die drei legendären Vögel Arktos, Zapdos und Lavados einzufangen, ohne zu wissen, was er der Welt damit antat.“
    Die Stimme der Rothaarigen klang betroffen und leise, sodass sie leicht nuschelte und schwer zu verstehen war. Offenbar verband sie viele schlechte Erinnerungen mit jenem Tag.
    „Das hat er dann schließlich auch geschafft und damit war das Gleichgewicht ihrer Mächte zerstört. Daraufhin erschien Lugia und versuchte den Kampf zwischen ihnen zu beenden.“
    „Die Legende!“, hauchte Ryan aufmerksam dazwischen. All diese Worte passten perfekt mit der Legende zusammen, die er in seinem Buch gelesen hatte. Melody nickte kaum merklich mit dem Kopf und erzählte dann weiter. Ryan lauschte aufmerksam und verschlag förmlich jedes Wort.
    „Aber selbst Lugia konnte gegen die drei Titanen nicht gewinnen, nicht ohne die Hilfe des Auserwählten!“
    „Des Auserwählten?“, fragte Ryan überrascht und auch ein wenig geschockt, da er ja bei der Legenden-Zeremonie die Rolle des Auserwählten spielen sollte.
    „Es geht hier nicht um den Auserwählten der Zeremonie“, sagte Melody sofort, da sie die Gedanken den Blonden wohl erahnt hatte. Dieser atmete augenblicklich wieder etwas auf.
    „Dieser Auserwählte war ein Trainer namens Ash Ketchum. Er war bestimmt, zusammen mit Lugia das Gleichgewicht wieder herzustellen und die Welt zu retten.“
    Es war unglaublich, hinter all diesen bunten Feierlichkeiten und dem angeblichen Mythen und Legenden steckte wirklich die mysteriöse und wahre Geschichte eines Helden!
    „Und das war letztes Jahr?“, versicherte sich Ryan noch einmal. Sie nickte.
    Wenn es nach ihm ging, würde zwischen Ryan und Melody alles normal bleiben, warum denn auch nicht? Aber diese neuen Informationen gaben ihm nun eine völlig neue Sichtweise über alles, was bis hierhin passiert ist und über die müsste er erst einmal in Ruhe nachdenken.
    „Warum willst du das alles eigentlich wissen?“
    Die Frage des einheimischen Mädchens war nur allzu nachvollziehbar und absolut gerechtfertigt. Zwar hatte der Blonde gehofft, sie würde sie nicht stellen, doch für den Fall, dass sie es doch tat, hatte er sich geschworen, ehrlich zu sein. Das war es schließlich, was sie hier und jetzt einander entgegenbrachten – Ehrlichkeit.
    „Ich habe Träume“, begann er. Sein Blick schweifte dabei von dem Antlitz Melodys ab und wanderte über den Horizont. Verträumt und wie in Trance legten sich einige Denkfalten auf seine Stirn. Seine Stimme war leise, unsicher, doch gleichzeitig aufrichtig und ernst.
    „Sie sind... anders als für gewöhnlich, sie sind finster. Und ich bin mir sicher, dass ein Unglück passieren wird.“
    Ryan hatte sich mehrere Reaktionen seitens Melody auf diese Worte ausgemalt, doch mit die folgende kam nun doch sehr unerwartet.
    „Das... ist deine Begründung? Deswegen machst du dir Sorgen, wegen eines Traums?“
    Nun legte sich auch die Stirn des Mädchens in Falten, doch nicht aus Sorge, wie es bei Ryan der Fall war. Nein, Skepsis zeichnete sich darauf ab und vor eben jener quollen ihre Worte beinahe über. Doch der Mützenträger verzog keine Miene. Langsam wandte er den Kopf zu Melody und blickte mit seinen dunkelgrünen Augen direkt in ihre.
    „Lugia schickt mir diese Träume. Sag mir, gibt es einen besseren Grund?“
    Ihr Mund öffnete sich zu einer Antwort, welche ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen ebenfalls Widerspruch inne leben sollte, doch war ihre Kehle zugeschnürt. Mit diesem Argument hatte sie wahrlich nicht gerechnet. So blieb sie stumm und mied den Blick den Jungen.
    Dieser wandte ebenfalls den Blick ab und starrte erneut aufs Meer. Schweigen war auch eine Antwort.


    Ryan hatte den Großteil des restlichen Tages allein in der Stadt verbracht und viel überlegt. Irgendetwas Großes würde auch in diesem Jahr passieren, das hatte er im Gefühl, obwohl er es sich selbst nicht erklären konnte, woher er dieses Gefühl hatte. Nicht selten hatte sich Vorahnungen seinerseits als Hirngespinste herausgestellt, aber heute war alles anders. Er wusste es einfach, nicht der kleinste Zweifel beschlich den jungen Trainer. Doch eins stand fest: er würde bereit sein, egal was hier auf ihn zukam. Im Moment allerdings konnte er nichts weiter tun, als abzuwarten. Heute Abend würde die Legenden-Zeremonie stattfinden und bis es soweit war, beschloss Ryan noch etwas Spaß zu haben. Auch wenn er nicht alles verstand, was hier vor sich ging, gab es noch keinen Grund, sich um irgendetwas Sorgen zu machen. Er konnte nicht wissen, dass dieser Zeitpunkt bald kommen würde.


    Es wurde Abend, die Sonne war den Augen der Bewohner Shamoutis entschwunden und machte den tausenden von Sternen am Firmament Platz. Ryan hatte sich auf den Weg zum steinernen Pavillon gemacht, wie er ihn selbst nannte, da ihm Melody schließlich gesagt hatte, dass die Legenden-Zeremonie hier stattfinden würde. Als er dort ankam, hatten sich bereits einige Leute dort eingefunden, saßen an den runden Holztischen, aßen und unterhielten sich miteinander. Auch Melodys große Schwester Carol und ihr Großvater hatten sich in der Menge der ausgelassen Feiernden nieder gelassen. Ryan begrüßte sie höflich, setzte sich selbst allerdings an einen Tisch, der noch leer war. Er war der kleinen Bühne am hinteren Ende des Gebäudes am nächsten und lag etwas an der Seite. Als sich der Blonde setzte und standesgemäß sein Cappi vom Kopf nahm, merkte er, dass die Tische und Stühle doch sehr traditionell waren. Genauer gesagt, waren sie kaum mehr, als die ausgesägten Stücke von riesigen Bäumen, nur war die Rinde entfernt und die Ränder sanft bearbeitet worden, um es zu vermeiden, sich Holzsplitter einzufangen.
    Er aß nicht viel, redete auch mit niemandem und mit der Fackel, die an der steinernen Säule, direkt neben ihm brannte, wirkte er wie der stumme, geheimnisvolle Fremde, der er im Grunde auch war. Abgesehen von Melodys Familie hatte Ryan seit seiner Ankunft mit nicht einer Person auf dieser Insel auch nur ein Wort gewechselt. Und das Gespräch mit jenen beiden Einheimischen war kaum mehr als eine formelle Begrüßung gewesen. Einige der anderen Einheimischen sahen manchmal zu ihm rüber, wie er still in Gedanken versunken war und einen regelrechten innerlichen Konflikt mit was immer zu führen schien. Ryan ließ es sich nicht anmerken, aber er hoffte doch sehr, dass es diesen Glupschaugen bald langweilig werden würde und sie sich wieder ihrem Obst oder Brot oder was auch immer sie dort in sich hineinstopften, zuwenden würden.
    Das passierte zwar nicht, doch nach einer Weile zog etwas anderes die Aufmerksamkeit aller Gäste auf sich, Ryan eingeschlossen. Ohne jede Ankündigung erklangen auf einmal musikalische Töne und im selben Moment erschien ein Mädchen in hellen, weißen, seidenen Kleidern auf der Bühne. Ihr Gesicht war leicht geschminkt, wirkte aber noch natürlich und sie trug einen leicht durchsichtigen Schleier auf dem Kopf. Sie wirkte fast wie eine Prinzessin. Auch wenn sie dieses Outfit wie einen Fremdkörper erscheinen ließ, erkannte Ryan das Mädchen sofort. Klar, es war Melody und diese Musik kam von ihr!
    In ihren Händen hatte sie eine Hornmuschel, die zu einer Art Musikinstrument verarbeitet worden war.
    Melody hielt die Muschel quer und so waren auf der Oberseite mehrere Löcher eingestochen worden und das dicke, schmuckvolle Ende, war in beide Richtungen verstellbar, womit man höhere und tiefere Töne spielen konnte. Und Melody konnte verdammt gut spielen! Jetzt viel Ryan auch der Name dieses Instrumentes ein: Ocarina.
    Das Lied, das sie spielte, war wunderschön, was bei erneutem Nachdenken eine Untertreibung war. Es passte zu ihrem Antlitz, als wäre es für eben genau dieses komponiert worden. Melody wirkte so unschuldig, so sanft, so gutmütig, das Lied eines Gottes der Gnade musste es sein.
    'Moment mal', dachte Ryan innerlich. Diese Situation kam ihm bekannt vor und mit einem Mal traf es ihn, wie der Blitz. Er hatte diese Töne schon einmal gehört, von Lugia! Damals auf den Strudelinseln und gestern erst auf seiner Bootsfahrt hatte es sehr ähnliche Gesänge von sich gegeben! Natürlich ließ sich mit solch einem geschnitzten Instrument nicht ansatzweise der liebliche Klang dieses legendären Pokémons imitieren, doch war die Melodie nahezu identisch, was das Zuhören allemal zu einem Vergnügen machte. So langsam überraschte ihn hier gar nichts mehr. Vieles hatte nach und nach angefangen Sinn zu ergeben, seit Ryan sich auf diese Reise gemacht hatte, doch dieser plötzliche Gedanke konnte ihn nicht davon abhalten, den Rest dieses traumhaft schönen Lieds zu genießen. Es war dann auch recht schnell vorbei und die übrigen Zuschauer applaudierten, doch Ryan war dazu irgendwie noch nicht fähig. Zu überwältigt war er von der
    Situation. Melody steckte, nachdem sie die letzten Töne des Lieds hatte ausklingen lassen, die Muschel in einen kleinen Beutel, den sie um ihre Schulter trug und lief zu Ryan. Sie machte einige groß ankündigende Gesten, was den Blonden unweigerlich an ihren Großvater erinnerte und sprach die traditionellen Worte.
    „So höret her, auf einem Trio von Inseln sollst du mystische Kugeln aufheben, denn dein Tun wird entscheiden über Tod oder Leben!“
    Sie sankt vor Ryan auf die Knie und sah ihn mit einem hoffnungsvollen Gesichtsausdruck an. Ihre Seelenspiegel funkelten im Schein der Fackeln und brannten sich förmlich in das Gedächtnis des jungen Pokémontrainers. Sie sah schlicht und ergreifend umwerfend aus!
    „Oh Auserwählter, was falsch ist, das mach' richtig, am magischen Schrein und des Wächters Gesang wird der Welt Rettung sein!“
    Mit diesen Worten legte sie ihre Hände auf die von Ryan, worauf dieser etwas verwirrt zu sein schien. Doch dann merkte er, dass das alles zur Show gehörte und sah das Mädchen lächelnd an. Sein Herz pochte ein wenig. Er fühlte sich so unerwartet plötzlich im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit, was nicht weiter schlimm für ihn gewesen wäre, hätte er dies ahnen können.
    „Lass mich raten. Du hast keine Ahnung, was du wirklich tun musst oder?“
    Melodys Worte, welche gepaart waren mit einem süffisanten Lächeln, verwirrten Ryan schon wieder und das lag nicht nur daran, dass sie damit ganz plötzlich völlig aus ihrer Rolle brach. Schließlich hatte er ihr ja erzählt, dass er bereits viel über diese Zeremonie wusste, warum sollte er also keine Ahnung haben?
    „Ich werde einfach das tun, was du mir gerade gesagt hast“, antwortete er schließlich cool. In diesem Moment schien Melody wieder einzufallen, dass Ryan eben nicht wie einer dieser ahnungslosen Touristen war und beließ es dann aber auch dabei, ohne noch etwas dazu zu sagen. Lässig setzte sie sich zu ihm an den Tisch, die anderen Gäste waren schon wieder in ihren eigenen Unterhaltungen, wie Ryan zufrieden feststellte. Dieser ergriff noch vor Melody das Wort, sprach dabei aber leise genug, um keine weitere Aufmerksamkeit zu erregen.
    „Das eben war nur Show, was genau muss ich tun?“
    Er wusste, dass der Auserwählte der Legende nach das Gleichgewicht der Titanen wieder herstellen sollte, aber die Details dieser Zeremonie hier waren ihm unbekannt. Melody lachte auf, als Ryan ihr dies erklärte, aber es war ein freundliches, scherzhaftes Lachen.
    „Okay, pass auf, es ist ganz einfach. Du musst zu diesen drei Inseln dort reisen, der Insel des Feuers, der Insel des Eises und der Insel der Blitze", erklärte sie und zeigte aufs Meer hinaus, wo drei etwa gleich große Inseln in perfektem Halbkreis zu Shamouti lagen. Die linke, von ihm aus gesehen, war den Worten der Rothaarigen zufolge die Insel des Feuers und hatte einen großen Vulkan, der aber nach dem, was Ryan in seinem Buch gelesen hatte längst nicht mehr aktiv war. In der Mitte lag die Insel des Eises, auf der es einen hohen Berg gab, der fast bis in die Wolken zu reichen schien und von dichtem Wald umgeben war. Rechts lag demnach die Insel der Blitze, welche zum größten Teil aus einer kargen Hügellandschaft bestand, allerdings noch die ebenste Fläche des Trios darstellte. Nur wenige Bäume waren dort zu sehen.
    „Auf jeder dieser Inseln ist ein Altar mit einer Glaskugel und die musst du hierher bringen, damit ich zur Feier nochmal das Lied von gerade eben spielen kann“, vollendete das Mädchen die kurze Erklärung.
    Mit diesen Worten holte Melody nochmals ihre Muschel hervor und ließ schnell die ersten, kurzen Töne des eben erst verklungenen Liedes ertönen.
    „Alles klar“, sagte Ryan, als er abrupt aufstand und sein Cappi aufsetzte.
    „Wenn´s weiter nichts ist..., ich bin bald zurück.“
    Spontan, zielstrebig und übermütig, wie der Blonde war, wollte er sofort starten, aber Melody stoppte ihn, kaum dass er den ersten Schritt getan hatte.
    „Halt, halt, nicht so schnell“, sagte sie rasch und ergriff den Trainer am Ärmel seiner Cordjacke. Ryan fuhr herum, leicht überrascht von Melodys Reaktion, was sein Blick auch ausdrückte.
    „Du musst nicht gleich sofort aufbrechen, du hast morgen genug Zeit, setzt dich lieber und lass und noch etwas Spaß haben.“
    Ryans Vorhaben schien bei ihr nicht auf sonderlich zu begeistern, doch war dieser in solchen Beziehungen uneinsichtig.
    „Wozu warten? Deswegen bin ich nicht den weiten Weg hergekommen!“
    Ryan wollte noch weitersprechen, wurde aber von der weiß gekleideten unterbrochen.
    „Hör mal Ryan, der letzte Trainer, der die Rolle des Auserwählten übernommen hatte, wollte auch sofort aufbrechen und alles, was wir davon hatten war, dass er in einen Sturm geriet und auf einer der Inseln strandete.“
    Sie verschwieg Ryan, das sie ebenfalls auf der Insel gestrandet war, da sie Ash damals begleitet hatte und auch, dass er die Welt wohl nicht mehr hätte retten können, wenn er erst am nächsten Morgen aufgebrochen wäre. Doch die Situation war eindeutig eine andere und es war keine übertriebene Eile geboten. Davon ging sie jedenfalls aus.
    „Ich sehe hier aber keinen Sturm“, entgegnete Ryan einfach.
    „Ach, jetzt komm schon“, stöhnte Melody etwas frustriert, da sie dieses kleine, aber wichtige Detail nicht bedacht hatte. Doch Ryan war weniger stur, als sie vermutet hatte, denn eigentlich suchte sie gerade noch nach einem Grund, der ihn dazu veranlassen könnte hier zu bleiben.
    „Na gut, na gut, ich gehe morgen früh los, zufrieden?“
    Ryan hatte darauf geachtet, nicht zu genervt zu klingen und hatte daher für diese Worte einen humorvollen Unterton gewählt. Seine Antwort allerdings, überraschte ihn selbst etwas, da er sich selten von einem Vorhaben abbringen ließ, doch dieses überaus hübsche Mädchen in ihrem seidenen Kleid, besaß mit ihrem bloßen Augenkontakt eine starke Überzeugungskraft. Melody kam darauf sogleich wieder runter und die beiden lachten zusammen.


    Es wurde sehr spät, bis schließlich alle Gäste das Etablissement verlassen hatten. Ryan und Melody gehörten zu den Letzten. Wirklich müde war noch keiner von ihnen, doch für morgen wollte der Blonde fit sein und auch wenn er es noch nicht wusste, Melody hatte innerlich bereits beschlossen, ihn zu begleiten. Das Haus, in dem Ryan diese Nacht verbringen würde, war sehr groß, hatte einen Balkon und eine Veranda vor der Haustür. Auch hier war alles aus Stein, damit es trotzdem möglichst gemütlich war, standen und hingen überall Topfpflanzen und im Vorgarten standen kleine Palmen. Mit dem knallroten Dach sah es den Häusern aus Salty Village mindestens genauso ähnlich, wie die meisten der restlichen Gebäude der Stadt. Ryan mochte das Haus sofort. Es wirkte friedlich, liebevoll eingerichtet und passte wunderbar zur ganzen Inselatmosphäre. In seinem Zimmer angekommen, das als allgemeines Gästezimmer diente, bestätigte sich seine Vermutung, dass es von innen eben so schön war, wie von außen.
    Es gab einen großen Schreibtisch samt Spiegel, der direkt an der gegenüberliegenden Wand stand, mit einem kleinen Fernseher an der Seite, einen großen Kleiderschrank gleich daneben. Letzteren würde Ryan wohl aber nicht brauchen, da er sowieso alles in seiner Tasche aufbewahrte. Selbstverständlich hatte es hier auch ein großes, gemütliches Bett und ein eigenes Bad. Außerdem standen auch hier mehrere Topfpflanzen, die in der Abendbrise, welche durch das leicht geöffnete Fenster blies, leicht wedelten und alles in diesem Zimmer war, wie auch sonst, aus Holz gemacht – einfach, aber geschmackvoll. Melodys Zimmer lag im oberen Stock des Hauses, während Ryans im Erdgeschoss lag. Wenig später hatte Ryan seinen Rucksack und seine Pokéballtasche auf den Stuhl neben dem Schreibtisch geworfen und lag nun, natürlich wieder in fast voller Bekleidung, auf dem Bett und starrte an die Zimmerdecke. Es war kein leichter Weg bis hierhin gewesen, doch sein wahres Abenteuer fing erst richtig an.

  • Hallöchen =3
    Wow echt ein sehr schönes Kapitel. Es war richtig schön lang =D. Und vor allem so toll beschrieben *-*. Das haste echt super hingekriegt. Ich hab zwar ein, zwei kleine fehlerchen gesehen aber sonderlich gestört haben die nicht.^^ Als du Lugia's Melodie dann miteingebracht hast, habe ich mir sofort das yt Video gesucht um mir die wieder anzuhören. Ich liebe dieses Lied. Das is soooo schön. xD genug davon ich schweife schon wieder ab. *immernoch Melodie hör =D* Ok wie gesagt hast du das echt richtig klasse beschrieben. Die Gefühle und alles waren gut beschrieben und ich konnte mir alles gut vorstellen. Aber, (wer wäre ich denn wenn ich nicht doch was zum meckern habe? xD) du könntest vielleicht noch ein klein wenig genauer auf die Umgebung eingehen, denn mir fehlen die Farben. Hört sich richtig dumm an, ist waber so =P. Vielleicht die Gegenstandsfarben (gibts das Wort überhaupt? xD wenn nicht habe ich das jetzt erfunden.) ein bissl beschrieben und das wars. Sonst ist dir das Kapitel echt super gelungen. Daumen hoch :thumbsup: Wow ich freue mich ja schon wie ein Honigkuchenpferd auf das nächste Kapitel. So da ich nix mehr auszusetzen habe, und dich ja auch (glaube ich zumindest =D) ausreichend gelobt habe, beende ich mal diesen kommi.^-^


    lg
    ~Akari~

  • Hey,


    hatte eigentlich nicht vor, ein Kommi zur Story meines Bruders zu schreiben, aber da das ja im Moment so wenig Leute tun, dachte ich mir, was solls?^^ Ich bewerte jetzt nicht jedes einzelne Kapi, sondern die Story allgemein bis hierhin.


    Die Story ist ja nicht unbedingt die originellste, da das ja bis hierhin eine Art Remake vom zweiten Film ist, nur halt mit nem anderen Charakter in der Haputrolle. Dieser ist allerdings sehr sympatisch und fügt sich toll in die Pokémonwelt ein. Man kann sich Ryans Person echt gut vor Augen führen. Zudem ist es sehr beeindruckend, wie sehr du selbst die Details aus dem Film übernimmst und mit einbaust, das Ganze aber mit eigenen Ideen verbindest. Etwas schade finde ich, dass das zu Anfang der story eher weniger der Fall und sich erst nach einer gewisse Zeit immer besser entwickelt hat. Die Beschreibung der Umgebung ist ich sage mal okay. Schlecht ist sie jedenfalls nicht, aber da geht noch ein bisschen was. Wenn es aber um Gefühle und Gedankengänge geht, bist du in deinem Element! Ryans Monologe und die ständige Frage nach dem Sinn dieser seltsamen Reise schaffen eine tolle Atmosphäre.
    Spannung und Dramatik kommen zwar ebenfallserst später, dafür aber richitg gut zur Geltung. Es gibt immer wieder nette Überraschungen, die den Leser an den Textbinden, welcher sich insgesamt auch recht flüssig lesen lässt.


    So, das musste jetzt einfach mal sein! Hoffe, dass ich mit meinem Kommi den Stein mal ein bisschen ins Rollen bringen kann ;)


    so long

  • Moin, moin und hallo,
    da bin ich also auch wieder mit der Überarbeitung des zehnten Kapitels. Nun geht es langsam zur Sache! Die Geschichte kommt nun vollends ins Rollen und ich finde, dass ab hier die Überarbeitungen doch einen deutlichen Unterschied macht. Hoffe sehr, dass euch die neue Fassung ebenso zusagt, wie mir. In diesem Sinne:
    Wiederschauen, reingehauen^^



    Kapitel 10: Die Inseln der Titanen


    Draußen zog die stille Nacht daher, die Geschöpfe dieser Welt in einsame Dunkelheit hüllend, als Melody plötzlich wach wurde. Völlig schlaftrunken richtete sie sich auf und rieb sich ihre müden Augen. Die Rothaarige war sich nicht sicher, was sie aufgeweckt hatte und obwohl wach, musste sie sich gedanklich erst einmal ordnen. Sie war in ihrem Zimmer und lag unter der dünnen Leinendecke ihres Bettes, so wie sie schon unzählige Male aufgewacht war. Sie blickte auf ihren Digitalwecker, der ihr mitteilte, dass es noch nicht ganz zwei Uhr morgens war. So früh wach zu werden, das war alles andere als typisch für sie und von irgendwelchen Geräuschen wurde sie normalerweise auch nicht aus dem Schlaf gerissen. Vielleicht war es ein reiner Reflex gewesen, ein unkontrollierbarer, körperlicher Impuls, der sie aus ihren Träumen gerissen hatte, oder vielleicht auch nur Zufall. Während Melody – so sehr es ihre Müdigkeit zuließ – über den Grund ihres Erwachens spekulierte, merkte sie, dass sie durstig war und so stand von ihrem Bett auf. Sie würde nur schnell nach unten in die Küche gehen, sich etwas zu trinken holen und dann gleich wieder ihr Bett aufsuchen. Schließlich waren sicher noch ein paar Stunden hin, bis sie zusammen mit Ryan aufbrechen würde, obgleich dieser davon noch nicht wusste. Nur müsste sie in jedem Fall vor ihm auf den Beinen sein, damit er nicht Hals über Kopf alleine los ging.
    Unten angekommen, war dieser einfache Plan allerdings schnell vergessen, als Melody mit einem flüchtigen Blick in Richtung Haustür eine Gestalt auf der Terrasse erspähte. Beinahe hätte sie vor Erschrecken aufgeschrien, da sie für den Bruchteil einer Sekunde glaubte, jemand würde sie beobachten. Doch die Person entpuppte sich als niemand anderen als Ryan, der ihr durch das geschlossene Fenster, welches direkt neben der verschlossenen Haustür eingesetzt war, den Rücken gekehrt hatte. Er war barfuß und hatte nur seine Jeans und sein graues T-Shirt an, was nachts nicht unbedingt gesund war, da es hier zu jeder Jahreszeit schnell kalt wurde, sobald die Sonne verschwunden war. Außerdem wehte ein unangenehmer Nachtwind, was Melody an den hin und her wehenden Pflanzen auf der Terrasse sehen konnte. So marschierte das Mädchen kurzerhand nach draußen, mit der Absicht den Blonden wieder ins Haus zu holen. Ryan stand leicht breitbeinig und die Hände auf dem Rücken verschränkt auf der überdachten Terrasse und starrte stumm zu den Inseln des Feuers, Eises und Blitzes hinüber. Er schien Melody erst gar nicht zu bemerken, weder als sie die Haustür öffnete, noch als sie aus jener hinaus ins Freie trat. Doch er sprach sie schließlich an, ohne seinen Blick von den Inseln abzuwenden.
    „Gewitterwolken ziehen auf.“
    Melody hielt für einen Moment überrascht inne und warf einen Blick über die Schulter des Blonden hinweg, um ebenfalls zu den Inseln sehen zu können. Ryan hatte Recht, direkt über ihnen waren finstere Wolken auszumachen, welche vom kurzen Aufleuchten ferner Blitze und einem noch ziemlich gedämpften Rumoren von ebenso fernen Donnern begleitet wurden. Doch sie verstand nicht wirklich, worauf der junge Pokémontrainer hinaus wollte und warum er deshalb die Nacht stumm auf der Terrasse zubrachte.
    „Was machst du denn hier draußen, du wirst dich noch erkälten“, sagte sie und trat an seine Seite. In diesem Moment fror sie selbst ein wenig, trotz ihres langärmligen Pyjamas und der wärmenden Hausschuhe an ihren Füßen. Wie konnte Ryan das nur aushalten, ohne auch nur die kleinste Reaktion zu zeigen?
    „Etwas stimmt nicht“, antwortete er. Sein Ton war ernst und das beunruhigte Melody nun auch ein wenig.
    „Was meinst du damit?“
    Ryan senkte den Kopf etwas, nahm den Silberflügel, den er immer um seinen Hals trug in die Hand und betrachtete ihn.
    „Ich kann es nicht genau erklären, aber ich habe das Gefühl, dass es kein Spaziergang werden wird, die Kugeln von den Inseln zu holen. Es ist,... als würde mich eine Stimme warnen, vor etwas, das ich nicht sehe und nicht höre.“
    Melody fragte sich nach wie vor, worauf der junge Trainer eigentlich hinaus wollte. Er sprach in Rätseln und obwohl der Anblick dieser Gewitterfront, in Anbetracht ihrer bevorstehenden Aufgabe, auch sie ein klein wenig nervös machte, konnte sie die Bedenken des Blonden nicht nachvollziehen. Doch sie sagte nichts, weilte nur als stiller Zuschauer auf dieser suspekten Bühne.
    „Die Titanen sind unruhig“, fügte Ryan schließlich hinzu. Dank vier einfacher Worte verstand Melody nun, was in ihm vorging. Wohl deutete er das ihm sich zeigende Bild als eine Art Zeichen, als böses Omen oder sonst etwas dergleichen, aber sie war der Ansicht, dass er es etwas übertrieb, denn es hatte hier schon immer andauernd Stürme gegeben. Nur weil sich ausgerechnet an seinem großen Tag ebenfalls ein Unwetter ankündigte, musste man nicht gleich mit dem Schlimmsten rechnen. Doch eine gewisse Spannung konnte die Rothaarige ebenfalls fühlen. Sie konnte es nicht wirklich erklären, aber irgendetwas verriet ihr, dass Ryan vielleicht Recht hatte. Der kalte Wind trug unheilvolle Omen mit sich und die finstere Nacht schien das Inseltrio vor der Westküste Shamoutis in ein Land ohne Hoffnung und Wiederkehr zu zerren. So hatte es den Anschein und es hatte durchaus eine Wirkung auf die rothaarige.
    Dennoch versuchte sie ihn von seinen Gedanken abzulenken und ihn wieder dazu zu bewegen, noch etwas zu schlafen, bevor er sich auf den Weg machte. Das konnte doch alles nur Einbildung sein, vielleicht ließ sie sich auch von den Worten den Trainer anstecken. Bestimmt tat sie dies, oder?
    In ihrem Unterbewusstsein war ihr klar, dass sie das nur tat, um sich von ihren eigenen Überlegungen und Gedanken abzulenken.
    „Komm jetzt lieber wieder rein. Niemand hat etwas davon, wenn du nachher krank bist und es bringt überhaupt nichts, jetzt Panik zu schieben.“
    Ryan reagierte nicht sofort, wandte zunächst nicht einmal den Blick von den drei Inseln ab, doch nach ein paar Sekunden drehte er sich dann um und ging zusammen mit Melody zurück ins Haus. Das rothaarige Mädchen begrüßte die angenehme Wärme, mit der ihr Heim sie empfing und fühlte sich sogleich etwas besser. Das galt sowohl für ihren Körper, als auch für ihren nervösen Geist. Ryan hingegen wirkte unberührt, würdigte Melody nicht eines Blickes und sagte auch nichts. Er ging ohne Weiteres in sein Zimmer und schloss die Tür, verzichtete aber darauf, sich noch etwas Ruhe zu gönnen. Er ging an seinen Rucksack und holte sein Buch aus der Bibliothek von Silber City heraus, in dem er bereits viel über Shamouti und das Legenden-Festival herausgefunden hatte und suchte nach weiteren Hinweisen, die ihm nützlich sein könnten. Wie ein Besessener begann er, sich Seite um Seite durchzulesen, verschlang deren Inhalt förmlich. Seine Pokébälle lagen nach wie vor in der Pokéballtasche an seinem Gürtel und Ryan war froh über jeden einzelnen seiner Freunde, den er dabei hatte, denn im Inneren war er der festen Überzeugung, dass er jede Hilfe brauchen würde. Es würde sich noch zeigen, wie Recht er damit hatte!


    Ryan hatte die restliche Nacht über doch noch etwas Schlaf gefunden, wurde aber sehr früh wieder wach. Jedenfalls für seine Verhältnisse, denn er war doch eher ein Langschläfer. Da er die letzte Nacht fast ausschließlich in Recherchen investiert und vor Müdigkeit kaum noch in die Bettlaken gefunden hatte, war sein Zeitgefühl komplett verloren gegangen, sodass er nun neugierig auf den Wecker stierte.
    „Kurz nach neun“, murmelte er. Somit hatte er keine vollen fünf Stunden geschlummert. Es wäre sicherlich noch einiges an Zeit hinzugekommen, hätte ihn nicht, wie schon Stunden zuvor bei Melody, ein Geräusch geweckt. Der Blonde war sich ziemlich sicher, dass es von draußen gekommen war. Ohne jegliche Anzeichen von Müdigkeit sprang Ryan auf, ging zum Fenster hinüber und zog die Vorhänge zur Seite um feststellen zu können, was denn die Ursache für sein Aufwachen gewesen war.
    „Oh Mann, wie ich es hasse, immer Recht zu behalten!“, sagte er in grenzenlosem Sarkasmus zu sich selbst. Das dort draußen war kein Unwetter mehr, auch kein Sturm oder sonst was, es sah aus wie der Weltuntergang! Man redete zwar immer von schwarzen Gewitterwolken, aber bei diesen hier passte jene Beschreibung wirklich perfekt, waren sie doch wirklich so schwarz, wie die Federn eines Kramurx. Das Meer tobte in wütend peitschenden Windböen, ließ sämtliche Palmen sich bis an deren Belastungsgrenze biegen und schlug krachend meterhohe Wellen gegen das Ufer. Ohne lange nachzudenken, zog Ryan seine Cordjacke und seine Schuhe an, warf sich seinen Gürtel mit seinen Pokébällen um und verließ sein Zimmer, denn es war höchste Zeit, endlich aufzubrechen. Wenn es dafür nicht schon zu spät war.
    Im Flur des Hauses wurde er aber aufgehalten. In seiner Eile hätte er Melody beinahe über den Haufen gerannt, so überrascht war er von ihrem Auftreten. Sie stand ebenfalls komplett fertig angezogen vor ihm in einer langen, aber engen Regenjacke, deren schwarze Farbe den draußen donnernden Gewitterwolken in nichts nachstand. Dazu trug sie ebenso enge Jeans in Kobaltblau und festen Schuhen. Erst sahen sich beide einige Sekunden lang stumm an, Ryan fragend, Melody, die unausgesprochene Frage bestätigend. Sie brauchte keine Worte, um auszudrücken, was sie vorhatte. Der Blonde wollte erst etwas einwerfen, als er erkannte, dass das Mädchen ihn doch tatsächlich begleiten wollte, aber sie schnitt ihm das Wort ab.
    „Melody, du wirst nicht...“
    „Diskutiere nicht mit mir, ich komme mit dir , ob es dir passt oder nicht und du kannst daran nichts ändern!“
    Sie sprach mit fester und entschlossener Stimme und der junge Pokémontrainer erkannte gleich, dass sie sich nicht würde umstimmen lassen und nickte dann schließlich einfach, auch wenn er nicht gerade begeistert war, dass sie sich mit ihm in Gefahr begab. Doch es half nichts, wie die Rothaarige es so treffend formuliert hatte, würde er sie nicht umstimmen können. So verließen die beiden schließlich zusammen das Haus. Von Melodys Familie war keine Spur, wie Ryan mit einem flüchtigen Blick in den Flur erkannte, als er schon aus der Haustür treten wollte. Wohl hatte sie sich hinausgeschlichen – darüber musste er sofort verstohlen grinsen.
    Das ungleiche Duo rannte den kurzen Weg zu Strand hinunter. Zwischen ihnen und den Bootsanlegestellen lag nicht einmal eine Minute Fußweg, wenn sie sich beeilten, allerdings tat sich hier ein kleines Problem auf, welches Ryans Begleitperson ihm auch gleich offenbarte.
    „Ich kann nicht garantieren, dass wir ohne Schäden auf der Insel ankommen werden und auch nicht, wie schnell wir es schaffen“, schrie Melody laut den Wind niederkämpfend, da ihnen dieser um die stark Ohren wehte und sämtliche Geräusche größtenteils verschluckte.
    „Bei dem Sturm kann ich das Boot nur schwer steuern.“
    Letztes Jahr hatte sie es zwar ebenfalls bei einem schweren Sturm zur Insel des Feuers geschafft, nur weg war sie von alleine nicht mehr gekommen. Auf ein weiteres Abenteuer dieser Sorte konnte sie dankend verzichten. Doch Ryan sah völlig gelassen aus und machte auch keine Anstalten, in Richtung Hafen zu laufen.
    „Kein Problem, ich hatte sowieso nicht vor, mit einem Boot dorthin zu kommen.“
    „Was? Wie denn sonst?“
    Melody klang verwirrt, doch der Trainer aus Silber City antwortete nicht. Stattdessen ließ er sie einfach mit ihrer Frage dort stehen, ging gemächlichen Schrittes zum Strand hinunter und griff nach einem seiner Pokébälle.
    „Impergator, komm raus, es gibt Arbeit!“
    Mit diesen Worten vergrößerte Ryan die kleine Kapsel in seinen Händen und ließ sie aufspringen. Augenblicklich erschien sein Impergator, sich aus einem weißen Lichtblitz materialisierend, im seichten Uferwasser. Melody war dem Blonden inzwischen gefolgt und trat nun neben ihn. Ihr Blick inspizierte das große, blaue, aufrecht gehende Krokodil sehr ausgiebig und es dauerte nur Sekunden, bis sie einen gehörigen Respekt vor diesem Pokémon hatte. Es strotzte nur so vor Kraft, seine Muskeln schienen jeden Moment unter der geschuppten Haut hervorbrechen zu können und es hatte einen unglaublich energischen und entschlossenen Gesichtsausdruck. Seine Augen zeugte von grober Aggressivität und Tatendrang, gleichzeitig aber von enormem Scharfsinn. Melody fiel schließlich noch auf, dass die roten Kämme an Kopf, Rücken und Schwanz von Impergator etwas stärker ausgeprägt waren, als bei den meisten Exemplaren.
    Die Pokémon aus der Johto-Region waren zwar fast jedem hier auf den Orange-Inseln bekannt, doch nur selten bekam man sie hier zu Gesicht. Dementsprechend gönnte sich die Rothaarige trotz der misslichen Lage einen Moment der Faszination und der Freude, eines dieser Geschöpfe hautnah sehen zu dürfen.
    Doch die Kraft und die beeindruckende Erscheinung dieses Pokémons in allen Ehren, Melody konnte es nicht fassen, was Ryan vorzuhaben schien. Also hakte sie nochmal genau nach, um Missverständnisse zu umgehen.
    „Du hast doch nicht ernsthaft vor, auf deinem Pokémon zur Insel zu schwimmen, oder?“
    „Noch kannst du hierbleiben“, gab der blonde Trainer neckisch zurück, während er den Rücken des mächtigen Wasserpokémons erklomm, welches sich vor ihm nieder gelassen hatte. Sogleich er eine feste Sitzposition eingenommen hatte, blickte er das Mädchen zu seiner Seite mit einem Blick an, der sie regelrecht anstachelte, reichte ihr aber eine leitende Hand.
    „Oder du kannst mitkommen.“
    Er meinte es tatsächlich ernst. Nicht nur das, er schien sich seiner Sache auch noch vollkommen sicher zu sein. In seinen grünen Augen war absolutes Vertrauen in die Fähigkeiten von seinem Impergator abzulesen. Die Rothaarige ergriff die behandschuhte Hand, blieb allerdings skeptisch und so zögerte sie noch.
    „Aber bist du wirklich sicher, dass dein Impergator das schafft?“, fragte Melody. Ryan sah zu seinem stärksten Pokémon hinüber und machte ihm mit einem leichten Nicken deutlich, dass er ihm die Antwort überließ.
    „Impergatoooor!“
    Das blaue Krokodil straffte seinen ganzen Körper und stieß ein lauten Brüllen aus, welches Melody bis ins Mark erschütterte. Es machte ihr somit unmissverständlich deutlich, dass ihre Sorgen unberechtigt waren.
    „Also was ist jetzt?“, fragte er noch einmal. Melody war noch immer nicht vollends von dieser Idee begeistert doch sowohl Trainer als auch Pokémon schienen zu wissen, was sie taten. Sie zeigte sich so ruhig wie möglich, als sie schließlich ebenfalls auf den Rücken des großen Wasserpokémons kletterte und sich an Ryan festhielt.
    „Okay Impergator, auf zur Insel des Feuers!“
    Mit diesen Worten deutete der Blonde in Richtung der Insel mit dem großen Vulkan und schon waren die drei unterwegs.
    Melody sah nun mit eigenen Augen, was für ein starker Pokémontrainer Ryan war. Sein Impergator schwamm mit bemerkenswertem Tempo durch die unruhige See und hatte alles völlig im Griff. Die aufschäumende Gischt der See benetzte rasch den abweisenden Stoff ihrer Jacke und durchnässte ihre Jeans fast komplett. Ihr rotes Haar flatterte wild im Wind ihr ganzer Körper war angespannt. Unweigerlich klammerte sie sich an den Jungen vor ihr, dessen Kleider ebenfalls fast vollständig von Regen- und Salzwasser durchtränkt waren. Doch ihre Ängste lösten sich bald in Luft auf, besser noch, ihr machte der Ritt richtig Spaß. Sie brauchte selbst nichts weiter tun, als sich festzuhalten, alles Weitere lag in den Händen von Ryan und seinem Pokémon. Und je länger sie ohne Schäden voran kamen und das Ziel immer näher rückte, desto sorgloser und unbeschwerter konnte sie es genießen. Schließlich konnte sie nicht anders, als ein von Adrenalin geladenes „Whooohoo“ auszustoßen – direkt in Ryans Ohr. Der wiederum lächelte nur einmal kurz über seine Schulter hinweg und visierte dann wieder mit eisernem Blick die Insel an.


    Es dauerte auch nicht sehr lange, bis das krokodilähnliche Wasserpokémon am Ziel angekommen war. Kaum war das Wasser flach genug, damit die beiden Menschen darin stehen konnte, sodass es ihnen bis zu den Knien reichte, schwang Ryan sich von Impergator herunter. Sein Cappi noch immer wegen des heftigen Windes festhaltend, stapfte er ans – wenn man es so nennen konnte – trockene Ufer. Melody folgte ihm, wenn auch etwas beschwerlicher, sodass der Blonde sie auffangen musste, als sie eine heran rauschende Welle beinahe umgeworfen hätte. Für einen kurzen Moment schien dann plötzlich alles still zu stehen. Die zwei Jugendlichen tauschten einen kurzen Blick aus, als das Mädchen in den Armen des jungen Trainers lag und dieser hätte schwören können, ein nicht zu deutendes Schimmern in ihren Seelenspiegeln erkannt zu haben. Eines das nicht nur ein einfaches Danke sein sollte. Doch nahezu zeitgleich fassten sich beide wieder. Melody tat die Situation mit einem dankenden Lächeln ab, während Ryan hastig Impergators Pokéball zückte.
    „Danke mein Freund, ruh' dich etwas aus.“
    Mit diesen Worten verschwand es in einem roten Strahl wieder in der rot- weißen Kapsel. Ryan würde das Krokodilpokémon noch brauchen um zu den anderen Inseln zu gelangen, daher würde er ihm dazwischen etwas Ruhe gönnen. Doch nun mussten er und Melody erst einmal zum Altar dieser Insel gelangen. Sie sahen sich um. Die Rauen Felsen, welche sich an beinahe jeder Stelle der Insel dem Meer entgegenstellten, bildeten hier eine Art Kessel. Über eine Fläche von etwas fünfzig Quadratmetern erstreckte sich vom Regen befeuchteter Sand, ansonsten war hier nur kalter Stein zu sehen. Ryan hatte zuvor noch überlegt, eine bessere Stelle zu suchen, um an Land zu gehen, da der Weg ins Zentrum der Insel hier, aus der Ferne betrachtet, sehr beschwerlich werden würde. Eine Idee, die er wohl auch von alleine verworfen hätte, da er dies Impergator nicht hätte zumuten wollen, doch Melody hatte ihn bereits zuvor dazu gedrängt, diesen Strand anzusteuern. Am Fuß des Vulkans sah die Rothaarige schließlich auch, was sie gesucht hatte.
    „Da!“, rief Melody und rannte einer alten, steinernen Treppe entgegen, die in den Fels des riesigen Vulkans gehauen worden war.
    „Die Kugel, die wir brauchen, ist im Krater des Vulkans, über diese Treppe kommen wir am schnellsten nach oben.“
    „Dann los!“, entgegnete Ryan in einem selbstverständlichen Tonfall, als hätte man ihn um einen kleinen, unbedeutenden Gefallen gebeten. Innerlich allerdings fluchte er entnervt auf. Warum in aller Welt errichtete man einen solchen Altar an einer derart unzugänglichen Stelle? Das hätte man auch einfacher haben können. Seinen Unmut vergaß er allerdings sehr rasch, während er zusammen mit dem rothaarigen Mädchen die Stufen hinauf rannte.
    Auf etwa dem halben Weg nach oben blieb Ryan stehen und drehte sich um, um einen flüchtigen Blick auf die Gegend unter ihnen zu werfen. Es war ein reiner Impuls gewesen, quasi ein neugieriger Blick, um die Höhe abzuschätzen, doch was er dort unten sah, hätte er weder erwartet, noch für möglich gehalten – jedenfalls nicht auf der Insel des Feuers. Mehrere große Flächen des Vulkans und auch Teile des zumeist von Felsen besetzten Ufers waren mit dicken Eisschichten bedeckt. Dort wo die beiden an Land gegangen waren, waren sie von vielen, hohen Felsen umgeben gewesen, daher hatten sie davon nichts mitbekommen. Es schien keinen Grund für das Dasein der Eisflächen zu geben, sie waren einfach da! Nun sah es auch Melody, da sie von Ryans Stopp Kenntnis genommen hatte und schaute ihn ebenso verwirrt und besorgt an.
    „Was zum Teufel ist das?“, fragte sie mit gebrechlicher Stimme.
    „Ich hatte gerade gehofft, du könntest mir das vielleicht sagen.“
    Keiner der zwei konnte sich darauf einen Reim machen, auf der Insel des Feuers gab es einfach kein Eis, Punkt.
    'Es sei denn...', überlegte der Blonde, böses ahnend.
    'Lavados war etwas zugestoßen!'
    Als dieser Gedanke Ryan erreichte rannte er, ohne nachzudenken, weiter die Treppe hinauf und hängte Melody dabei fast ab.
    „Hey, Ryan, warte auf mich!“, rief sie, alarmiert durch die plötzliche Eile des Jungen, doch der hörte sie gar nicht, er rannte wie von Sinnen so schnell er konnte den restlichen Weg der alten Treppe hinauf zum Gipfel des Vulkans. Erst, als er am Rande des Kraters ankam, blieb Ryan abrupt stehen und Melody konnte ihn einholen. Der Blick, den sie in seinen grünen Augen noch hatte erkennen können, beunruhigte sie zutiefst. Es war, als hätte ein finsterer Geistesblitz, eine üble Erkenntnis seinen Geist erreicht und ihn in absolute Panik versetzt. Oben angekommen, war dieser Blick verschwunden, doch es gab eine weitere böse Überraschung. Auch im Krater des Vulkans waren große, dicke Eisflächen.
    Eines war klar: wenn Lavados hier wäre, wäre das auf keinen Fall möglich, also konnte etwas nicht stimmen.
    „Was ist hier nur los?“, fragte Melody, ohne selbst zu wissen, ob die Frage an Ryan gerichtet war oder sie mit sich selbst redete. Der Blonde an ihrer Seite registrierte die Worte ohnehin kaum, antwortete daher auch nicht, sondern blickte stumm in den liegenden Berg. Die Treppe führte etwa zwanzig Meter hinab, tiefer in die Senkung hinein und endete schließlich an einer Art Klippe. Unter ihr gähnte jenen, die einen Blick in die Finsternis zu riskieren wagten, der gewaltige Krater entgegen. Wie ein tiefer Schlund wirkte er, welcher hinab in die tiefsten Schichten der Erde und schließlich bis in die Hölle führte. Sei es Angst oder Respekt, irgendetwas in dieser Richtung spürte der junge Pokémontrainer in sich aufkeimen, als er über den Rand der Klippe hinaussah. Doch war dies schnell wieder vergessen, denn an dieser Klippe konnte Ryan den gesuchten Altar erkennen. Sofort rannte er wieder los und Melody folgte ihm so gut sie konnte, versuchte sein mörderisches Tempo zu halten.
    Unten angelangt erkannte Ryan nun, dass der kleine, überdachte Altar aus einer steinernen, antiken Skulptur eines Vogels bestand. Er wagte nicht zu mutmaßen, wie alt dieses aus Stein gehauene Meisterwerk sein musste oder die Stunden zu schätzen, die in das Fertigen jenes investiert worden waren. Recht stark stach in diesem Bild aus Grau die feuerrote Farbe eine kleinen Gegenstandes hervor. Der steinerne Vogel hielt dieses Etwas in seinem Schnabel. Die rote Kugel des Feuers!
    Ryan sah Melody kurz an und als sie ihm stumm zunickte, griff er schließlich nach ihr und zog sie mit einem kräftigen Ruck heraus. Die Kugel hatte ziemlich fest zwischen den steinernen Schnabelhälften gesteckt und so stolperte er einen Schritt zurück, hielt sich aber noch auf den Beinen. Ryan sah die Kugel einem Moment an und erkannte eine kleine Flamme im Inneren. Würde die Situation und das beunruhigende Gefühl, welches den Blonden nach wie vor erfüllte, es zulassen, hätte er Melody so gerne über diese Gegenstände ausgefragt. Wer hat sie geschaffen? Wie alt waren sie? Woraus sind sie gemacht? So viele Fragen und keine Zeit, über sie nachzudenken. Es galt nur, diese Schätze nach Shamouti zu bringen und das so schnell, wie nur irgend möglich.
    Ryan war doch sehr überrascht, als die Feuerkugel plötzlich anfing aufzuleuchten. Ein schwacher Lichtschein, der Farbe der späten Dämmerung ähnlich hüllte die beiden Menschen ein und die Flamme im inneren des Objekts begann zu lodern, wie ein richtiges Feuer. Der Junge aus Silber City zeigte sich verwundert, im Gegensatz zu Melody – sie war wie versteinert.
    Die Kugeln sollten nämlich normalerweise nur in den Händen des wahren Auserwählten aufleuchten, der die Kraft besaß, den Titanen des Feuers, Eises und Blitzes ihre Harmonie zurück zu bringen. Dieser Auserwählte war, wie sie Ryan auch schon erzählt hatte, Ash Ketchum, der im letztjährigen Festival die Rolle des Auserwählten übernommen hatte und er hatte das Gleichgewicht der Mächte auch vor einem Jahr wieder hergestellt. Doch sie konnte mit ihren eigenen Augen sehen, dass die Feuerkugel in Ryans Händen wirklich leuchtete. Doch das konnte sie nicht, dürfte sie überhaupt nicht... oder?
    Unter größter Anstrengung riss sich die Rothaarige zusammen und zwang sich zu einem möglichst ruhigen Blick, noch bevor Ryan etwas merken konnte.
    „Ist das normal?“
    Ryans Frage überrumpelte Melody förmlich. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war ihm die Reaktion des einheimischen Mädchens – sie musste wie eine Gestörte drein geschaut haben – wohl entgangen. Völlig ahnungslos war seine Miene und lediglich von Verwirrung über das eben Geschehene geprägt, aber Melody wollte ihn lieber in dem Glauben lassen, dass alles in Ordnung sei.
    „Ja..., ja das passiert immer“, stammelte sie hastig daher. Sie log Ryan nicht gerne an, doch vielleicht war es besser, wenn er erst einmal nichts von der wahren Bedeutung von diesem Aufleuchten wusste. Sie wollte ihn einfach nicht beunruhigen, doch wirklich überzeugend hatte sie nicht geklungen. Ryan schien ihr diese Worte auch nicht so ganz abzunehmen, sagte aber nichts und schaffte es auch größtenteils, einen misstrauischen Blick zu unterdrücken.
    Er steckte die Kugel in die Tasche seiner Cordjacke und die beiden gingen zurück zur Treppe, um den Krater zu verlassen. Während sie das taten, herrschte ein seltsamen Schweigen zwischen ihnen. Es ging schon wieder los, sie logen sich erneut an, verschwiegen sich gegenseitig ihr Wissen.
    'Bleibt nur zu hoffen, dass wir das nicht bereuen werden', dachte Ryan im Stillen, konzentrierte sich dann aber sogleich wieder auf den noch vor ihnen liegenden Weg. Eine Kugel hatten sie, fehlten noch zwei. Was auch immer hier vor ging, sie mussten so schnell wie möglich die Kugeln zusammensuchen und zum Schrein auf Shamouti bringen. Wenn die Titanen wirklich in Gefahr waren, würde Lugia bald erscheinen und für den Fall, dass sie die Kugeln wirklich brauchen würden, mussten sie bereit sein.
    Melody war noch so sehr in diese Gedanken versunken, dass sie die Veränderung kaum mitbekam, als sie das obere Ende der Treppe erreicht hatten. Eine unangenehme, beißende Kälte blies ihr ins Gesicht und einige eisige Nässe benetzte ihre Haut. Wie ein Eimer voll kaltem Wasser einen Schlafenden weckte, so erwachte das Mädchen dadurch aus ihrer Trance und musste entsetzt feststellen, dass ihre Probleme wohl erst angefangen hatten.
    Die Gewitterwolken hatten sich verzogen und nun wehte ein starker Schneesturm, welcher die drei Inseln der Titanen und auch Shamouti rasch in eine weiße Decke einhüllte. Im Inneren des Kraters waren sie vom Wind gut geschützt gewesen, deshalb hatten sie davon nichts merken können.
    „Das gibt´s doch nicht!“, fluchte Ryan ungläubig, als er den Schneesturm sah. Melody lagen ganz andere, obszönere Worte auf der Zunge, doch gestattete ihr völlig verwirrter Geist nicht, sie auszusprechen. Was ging hier nur vor? In dieser Gegend schneite es für gewöhnlich ein Mal alle drei bis vier Jahre und auch nur über den Zeitraum von wenigen Wochen. Einen weißen Winter sah man hier nicht allzu häufig, obwohl sie hier im Norden der Orange Inseln waren. Doch nun prasselten herab rauschende Schneeflocken wütend auf Land und Meer der Umgebung ein und – und das im späten Frühling!
    Der junge Trainer griff urplötzlich nach einem weiteren Pokéball.
    „Jetzt reicht es, Alpollo, komm raus!“
    Mit einer blitzschnellen, bereits tausendfach durchgeführten Bewegung vergrößerte der junge Trainer das ballförmige Objekt in seiner Hand und ließ ihn aufklappen. Aus dem bekannten, weißen Licht forte sich eine skurrile Gestalt, nicht besonders Groß. Das erscheinende Pokémon besaß eine dunkelviolette Färbung und gefährlich aussehende Hände, welche wie Krallen wirkten, obwohl dieser Schein trog. Arme, welche diese Hände mit dem seltsamen Körper verbunden, suchte man jedoch vergeblich, ebenso wie Beine. Ein heimtückisches Grinsen umspielte die Lippen des Geistes, welcher Melody unweigerlich einen Schauer über den Rücken jagte. Hoffentlich war dieses Alpollo ihr wohlgesonnen, als Freund seines Trainers bestand zumindest Hoffnung darauf. Doch was hatte Ryan nun vor? Auf ihren fragenden Blick trat der Blonde an sein Pokémon heran, welches kaum nach mehr aussah, als eine "feste", violette Rauchwolke und sah zu Melody rüber.
    „Alpollo wird uns helfen können, zu verstehen, was hier los war.“
    „Wie denn das?“
    Aus einem ihr unempfindlichen Grund war Meody die Sache nicht ganz geheuer, doch der Gefragte antwortete nicht, sondern wandte sich nur dem Gaspokémon zu.
    „Alpollo, zeig mir, was hier passiert ist.“
    Mit diesen Worten schloss Ryan seine Augen und ließ den Kopf sinken, während Alpollo eine Hand auf sein Haupt legte. Die Krallenartigen Hände wirkten bedrohlich, gierig, wie die Hände eines Wesens, das nichts Gutes im Schilde führen konnte, doch Ryan vertraute seinem Freund voll und ganz. Es war sehr gut trainiert, wie alle seine Pokémon und viele Geistpokémon waren in der Lage in die Gedanken der Menschen einzudringen und ihnen auf ihre ganz eigene Art gewisse Dinge mitzuteilen. Und von dieser außergewöhnlichen Fähigkeit gedachte der blonde Junge nun Gebrauch zu machen.
    Melody beobachtete das Ganze stumm, doch Ryan schien leichte Schmerzen zu haben. Sein Körper zitterte leicht und hin und wieder zogen sich seine Augenbrauen ruckartig zusammen. Allerdings war er noch Herr seiner Sinne, zumindest hoffte sie das.
    So oder so beunruhigte sie dieser Anblick ein wenig, sie zwang sich aber noch zur Ruhe. Doch auf einmal gab er stärkere Geräusche des Schmerzes von sich. Er stöhnte ein paar Mal gequält auf und ein stummer Schrei zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Außerdem konnte Melody nun deutlich erkennen, dass er die Zähne zusammenbiss und eine Kramfader an seinem Hals hervortrat.
    Sie wollte zu ihm hinüber rennen, um sich seiner Gesundheit vergewissern, doch Alpollo machte ihr mit einer Bewegung der freien Hand und einem bestimmenden „Al-“ sofort deutlich, dass sie Abstand halten solle. Nun merkte die Rothaarige, dass auch Alpollo leichte Schmerzen zu haben schien und eine gewisse Besorgnis stand ebenfalls in seinem Gesicht. Die Situation verwirrte sie zunehmend, doch die Signale des violetten Geistes waren unzweideutig und sie würde es nicht wagen, sich mit ihm anzulegen. So blieb Melody zurück und beobachtete die Szene stumm, jedoch musste sie stark gegen den Drang ankämpfen, dazwischen zu gehen.
    Dann war es plötzlich vorbei. Ryan öffnete schlagartig seine Augen und sog scharf Luft ein, während er auf seinen Beinen wankte. Sofort war Melody bei ihm und fing ihn auf, sodass er sanft auf dem kalten Boden Platz nehmen konnte. Alpolle wankte ebenfalls ein wenig in seinem Flug, was dem Mädchen recht seltsam vorkam, da es keine Beine besaß, auf denen es sich halten musste. Doch galt ihre Aufmerksamkeit schnell wieder dem Mützenträger.
    „Ryan bist du okay?“
    „Halb so wild, ich komm klar“, antwortete er mit schwerer Stimme. Es war nicht einfach seinen Worten Glauben zu schenken, da seine Atmung unregelmäßig ging und ihm sein Blick die Sorge ins Gesicht schrieb.
    „Was war das gerade?“, wollte sie wissen.
    „Ich hab Lavados gesehen, Alpollo hat es mir gezeigt.“
    Mit einem Kopfnicken deutete er auf das gemeinte Pokémon, welches nun einen äußerst ernsten Ausdruck im Gesicht hatte. Kein Zweifel, etwas stimmte nicht und sowohl Ryan als auch Alpolle wussten es.
    „Lavados?“, fragte Melody ungläubig.
    Ryan nickte, während er noch immer gierig die Luft einatmete.
    „Und ein riesiges Luftschiff“, fügte er dann hinzu.
    „Was?“
    Diese Worte weckten böse Erinnerungen in Melody an das letzte Legenden-Festival. Sollte dieser verrückte Pokémonsammler tatsächlich zurück sein? Noch ehe sie lange darüber nachdenken konnte, sprach der Blonde weiter.
    „Es hat Lavados beschossen, mit Eisbomben.“
    „Deshalb also das Eis auf der Insel“, warf Melody ein.
    „Aber was ist mit Lavados?“
    „Es... wurde eingefangen“, antwortete Ryan zögernd und mit einem geschockten Gesichtsausdruck.
    „Aber nicht mit einem Pokéball, es geriet in eine Art Kraftfeld“, ergänzte er, wobei es ihm sichtlich nicht leicht fiel, diese Worte auszusprechen, was auch kein Wunder war, waren die Worte doch so unglaubwürdig. Doch für Melody war klar, das musste derselbe Kerl sein, was bedeutete, er würde wieder versuchen Lugia zu fangen! Alle bösen Vermutungen hatten sich also bestätigt, obwohl sie so lange versucht hatte, sie zu verdrängen. Doch tief in ihrem Inneren hatte sie es kommen sehen.
    „Wir sollten schnell zu den anderen Inseln und die restlichen Kugeln holen“, schlug Melody vor und Ryan stimmte zu. Sie brauchte ihm nicht zu sagen, dass die Kugeln eine außergewöhnliche Macht besaßen, er wusste es bereits. Was sie nicht ganz wussten war, wie und ob sie überhaupt diese Macht nutzen konnten, aber zuerst einmal mussten sie sie finden.
    Ryan holte Alpollos Pokéball hervor und richtete ihn auf den violetten Geist.
    „Alpollo, zurück“, sprach er mit beängstigender Ruhe in der Stimme. Somit verschwand es wieder in dem bekannten, roten Lichtstrahl in seiner Kapsel. Die beiden Jugendlichen verloren keine weiteren Worte und begannen sofort mit dem Abstieg zurück zum Fuß des Vulkans.

    Dort angekommen holte Ryan wieder sein Impergator heraus. Diesmal ohne groß nachzudenken oder auch nur zu reden, schwangen sich die zwei Jugendlichen auf den Rücken des Wasserpokémons und machten sich sogleich auf den Weg zur nächsten Insel – der Insel des Eises.
    „Weiter geht´s Impergator", rief Ryan und schon waren sie wieder unterwegs. Recht schnell wurde allerdings deutlich, dass das Wetter ihnen den Weg stark erschweren würde. Nicht nur der nieder hagelnde Schnee machte diesen Ritt zu einer enormen Herausforderung, auch die Meeresströmung war auf einmal viel stärker. Der Wind peitschte die See auf und stellte mit seinen immer größer werdenden Wellen das blaue Krokodil auf eine harte Probe. Die Kälte zerrte sowohl an den Kräften von Ryan und Melody, als auch an denen des Wasserpokémons und noch bevor sie den halben Weg hinter sich hatten, zeigte es erste Ermüdungserscheinungen. Stark keuchte das Krokodilwesen und seine Muskeln begannen zu zittern. Schließlich kam es so weit, dass die drei vom Kurs abkamen und zurück Richtung Shamouti getrieben wurden.
    „Ryan wir treiben ab!“, schrie Melody unruhig gegen den tosenden Wind an.
    'Was du nicht sagst', antwortete der Blonde in Gedanken mit seinem gewohnten Sarkasmus, den diesmal allerdings auch der bittere Beigeschmack von Frust begleitete – Frust über dieses verfluchte Wetter und die Strapazen, denen er seinen Freund aussetzte. Jedoch verzichtete er auf eine derart gereizte Antwort und versuchte stattdessen, das Pokémon, auf dem er ritt, neue Kraft zu geben.
    „Häng' dich rein Impergator, du kannst es schaffen!“
    Man konnte sehen, dass sich das Pokémon stark mit der Strömung abmühte und der Wille, den Wusch seines Trainers zu erfüllen, war in seinen starr geradeaus blickenden Augen abzulesen. Doch es schien aussichtslos. Sie kamen von ihrem Kurs zur Insel des Eises ab, ohne ihr wirklich näher zu kommen.
    „Ryan, wir verpassen die Insel!“, rief Melody ihm ins Ohr.
    „Kein Problem, ich hab eine Idee!“
    Sofort stellte sich Melody die Frage, was er denn nun schon wieder vorhatte. Im Grunde war es ganz simpel. Wenn sie nicht gegen das Meer ankommen konnten, mussten sie es eben zu ihrem Vorteil nutzen!
    „Impergator, steuere die Insel der Blitze an und nutze dabei die Strömung.“
    „Impeeergaaatooor!“, rief das Krokodilpokémon gleichermaßen gequält und entschlossen. Es gab dem brutalen Strom des Wassers einen Moment lang nach, welcher zwischen der Passage von Shamouti und der nun anvisierten Insel der Blitze ins offene Meer hinaus führte, nur um anschließend mit seiner Hilfe dem neuen Ziel entgegen zu schwimmen. Ryan hatte während seiner Suche nach Lugia auf den Strudelinseln die wahnwitzigsten Tipps und Tricks erlernt, um seine Erfolgschancen zu erhöhen. Eine dieser Hilfstechniken für diese Suche war das Lesen und Erkennen von Strömungen gewesen. Irgend so ein Spinner hatte ihm damals eingebläut, dass die Meeresströmung eine entscheidende Rolle bei Lugias Aufenthaltsorten spielen würde, was sich schließlich als reiner Humbug herausgestellt hatte. Dennoch hatte sich Ryan diese Fähigkeit zu eigen gemacht, was ihm nun zugute kam. So nah, wie der Strom an der angestrebten Landmasse vorbeizog, würde es absolut machbar sein, von dort aus das Ufer zu erreichen, ohne auf die offene See getrieben zu werden.
    Melody hatte sofort verstanden, was Ryan vor hatte und sein Plan ging auf. Mit unglaublicher Geschwindigkeit näherten sie sich der nördlichen der drei Inseln und recht bald hatten sie sie auch erreicht. Es war eben doch ganz im Sinne der alten Weisheit die sie schon oft von den Fischern dieser Region gehört hatte: „Es ist zwecklos gegen die Natur anzukämpfen. Stattdessen musst du mit ihr zusammenarbeiten und aus jeder Situation einen Vorteil ziehen.“
    Ryan musste über den Wahrheitsgehalt dieses Sprichwortes unwillkürlich lächeln, hatte er das doch bislang für Kauderwelsch gehalten. Doch manchmal erwies sich eben auch Kauderwelsch als nützlich.


    Am Strand angekommen standen die beiden Menschen sowie Impergator da, wie begossene Pudel. Völlig durchnässt, ob nun durch Salzwasser oder geschmolzene Schneeflocken, suchten sie zwischen einigen Felsen, welche auch das Ufer dieser Insel dominierten, etwas Schutz vor dem Wind. Während sich Melody schwer atmend auf ihre Knie stützte, wandte sich Ryan seinem Freund zu, der mindestens zehn Mal so erschöpft sein musste, wie die Rothaarige. Genaugenommen hatte sie sich, so unkomfortabel dieser Ritt auch gewesen war, nicht ansatzweise so abrackern müssen, wie das blaue Krokodil.
    „Du warst spitze, vielen Dank“, sprach der junge Trainer seinem Pokémon zu, doch dieses machte einen alles andere als zufriedenen Eindruck. Es warf seinem Trainer einen entschuldigenden Blick zu und senkte in schuldbewusster Manier den Kopf. An dieser Reaktion konnte Ryan erkennen, dass sein Freund sauer und enttäuscht auf sich selbst war, da es nicht gegen die Strömung ankommen konnte. Impergator war unglaublich stolz und ehrgeizig und hasste es daher, zu versagen. Dementsprechend nahm es sich einen Rückschlag auch jedes Mal sehr stark zu Herzen. Manchmal ein wenig zu stark.
    „Hey, mach' dir nichts draus. Du hast dich besser gehalten, als es jedes andere Pokemon gekonnt hätte. Jetzt ruh' dich etwas aus und beim nächsten Versuch schaffst du es.“
    Innerlich war auch Ryan ein klein wenig ernüchtert über den Ausgang dieses Schwimmausflugs. Er wusste, dass das Wasserpokémon die Strömung hätte bezwingen können. Er wusste, dass sich noch eine unglaubliche, leider ungenutzte Energiereserve in ihm verbarg, aber Impergator hatte es einmal mehr nicht geschafft, seine wahre Kraft zu entfalten. Doch es hatte alles gegeben und immerhin die Notlösung mit dem Erreichen der Insel der Blitze ohne Weiteres gut umgesetzt. Außerdem hatte es, obgleich der kleinen Rückschläge, Ryan noch nie wirklich ernsthaft enttäuscht und da dieser hier auch keine größeren Folgen mit sich zog, verzieh Ryan seinem Pokémon solche Ausrutscher.
    Er rief Impergator zurück und steckte den Pokéball in die Tasche. Melody kam schließlich an ihn heran.
    „Der Altar ist an der Klippe eines Sees, wir müssen weiter ins Innere der Insel.“
    „Dann nichts wie los“, entgegnete Ryan mit spürbar genervter Stimme. Wäre ja auch zu schön und zu einfach gewesen, wenn sich der zweite Altar zufällig in Ufernähe befinden würde.
    Doch auch an Land war das Vorankommen nicht einfach. Ryan und Melody mussten eine steile Hügelwand erklimmen, um weiter zum Zentrum der Insel zu gelangen. Sie konnten die Wand natürlich auch umgehen, doch das würde nur noch mehr wertvolle Zeit in Anspruch nehmen – Zeit, die sie vielleicht nicht mehr hatten. Sie konnten sich nicht einmal sicher ein, dass nicht jede Hilfe für die drei legendären Pokémon, die diese Inseln ihr Heim nannten, bereits zu spät kam.
    Es blieb ihnen keine andere Wahl. Wohl wissend, was auf sie zu kam, begannen Ryan und Melody den mühsamen Aufstieg. Die Hügelwand war hoch und steil und der Schneesturm war mittlerweile noch stärker geworden. Der eisige Wind blies ihnen direkt von der Seite entgegen und gestattete ihnen keine Sekunde der Ruhe. Nur eine Unachtsamkeit, eine falsche Bewegung und es stand einem ein ungemütlicher Absturz bevor, der zwar nicht tödlich, aber überaus schmerzhaft werden würde. Hinzu käme der Verlust weiterer Zeit und ein psychologischer Rückschlag. Der blonde Trainer hatte den Blick stur nach vorne gerichtet und verbot es sich, seine Aufmerksamkeit etwas anderem als dem Klettern zuzuwenden. Sein gesamter Körper zitterte vor Kälte, seine Hände waren von geschmolzenem Schnee benetzt und rot angelaufen. Nur sehr schwach konnte er sie noch spüren und so hauchte er sie in regelmäßigen Abständen mit seinem warmen Atem an, um das Gefühl in ihnen nicht vollständig zu verlieren, was nur von mäßigem Erfolg gekrönt war. Dementsprechend war es ein enormer Kraftaufwand, um bis nach oben zu gelangen und sie kamen auch nicht wirklich schnell voran. Besonders Melody hatte schwer zu kämpfen. Derartige Aktionen war sie nicht gewohnt, und ihr zierlicher Körper schrie bereits nach Ruhe und Erholung, obwohl sie nicht ganz die Hälfte der zu bewältigenden Stecke hinter nicht gebracht hatte. Nach einer Weile hatte Ryan der Rothaarigen gegenüber schon einen enormen Vorsprung und drehte sich zu ihr um, als er sich dessen bewusst wurde.
    „Hey, alles okay bei dir?“, schrie er mit aller Kraft seiner Stimme, um gegen die tosenden Windböen anzukommen. Die Angesprochene Blicke auf. Nur mit Mühe konnten ihre von der Kälte brennenden Lungen die Kraft aufbringen, um einen Ruf auszustoßen, der ebenfalls laut genug war, um nicht vom Wetter übertönt zu werden.
    „Ja, alles klar. Geh' ruhig schon vor, ich komme nach!“
    „Bist du sicher?“
    Ryan gefiel dieser Vorschlag ganz und gar nicht. Er könnte sich es nie verzeihen, wenn Melody etwas passierte und er ihr nicht helfen konnte, weil er sie zurückgelassen hatte. Und zwar aus mehreren Gründen, denen er sich allerdings noch nicht bewusst war.
    Sie schien sich ihrer Sache allerdings ziemlich sicher zu sein und scheuchte den Pokémontrainer regelrecht mit eindringlichen Gestiken weiter den Hang hinauf.
    „Nun geh schon, ich komm schon zurecht!“
    Auch wenn es ihm nicht gefiel, Ryan kämpfte sich alleine und in seinem Tempo, die Felswand hinauf. So viel musste man gestehen, ohne das einheimische Mädchen kam er bedeutend schneller voran.


    Doch oben angekommen wartete schon die nächste böse Überraschung auf ihn. Kaum sahen seine Augen über den hinweg, wurden sie von einem stechenden Schmerz durchzogen, verursacht durch ein extrem helles, blendende Licht. Reflexartig wandte Ryan den Blick ab und rieb sich seine Lider. Um ein Haar verlor der Trainer komplett die Orientierung und wäre beinahe abgestürzt, da ihm nun der festigende Halt einer Hand fehlte. Gerade so schaffte er es, sich an einen herausstehenden, kleiner Felsvorsprung zu klammern. Nach ein paar Sekunden hatten sich seine Pupillen an den Lichtwechsel mehr oder weniger gewöhnt und Ryan konnte einen ersten genaueren Blick auf die Lichtquelle werfen. Sofort erkannte er, dass es sich um ein Pokémon handelte und auch um welches. Der vogelähnliche Körper, der an allen Stellen in spitzen Zacken endete, die gelb-schwarze Färbung, der dünne, lange Schnabel... Keine Frage, das dort oben war Zapdos!
    Es flog laut krächzend über die Insel und feuerte in alle Richtungen Elektro-Attacken ab. Einer der Blitze hatte Ryan fast getroffen, doch er schaffte es noch rechtzeitig in Deckung zu gehen. Er hob den Kopf wieder, diesmal nur soweit, dass er über den Hang schauen konnte, um einen weiteren Blick auf den legendären Blitzvogel werfen zu können, der völlig in Rage zu sein schien. Zapdos schrie sich sie Seele aus dem Leib, sodass die Ohren des Jungen aus Silber City zu schmerzen begannen. Seine Elektroattacken wirkten unkontrolliert, gespeist von Wut und alles vernichten wollend, was nur irgendwie in Reichweite war. Dabei gab es keine Anzeichen für die Aufregung des Pokémons, doch das kam nur Sekunden später in Sicht. Urplötzlich ließ ließ sich der Titan des Blitzes auf einem Felsen nieder und schaute in den dunklen, von Wolken bedeckten Himmel. Ryan folgte seinem Blick, doch auf das, was er er zu Gesicht bekam, war er nicht vorbereitet gewesen.
    Das Luftschiff, das Alpollo ihm vorhin gezeigt hatte kam langsam aus der dunklen Wolkendecke hervor. Es war ein beängstigender Anblick, der dem Jungen jeglichen Atem raubte. Angesichts der gewaltigen Größe des fliegenden Ungetüms klappte ihm tatsächlich die Kinnlade runter.
    Nun hatte auch Melody Ryan endlich eingeholt und blickte in gen Himmel. Sie erkannte das Luftschiff sofort wieder. Es bestand im Zentrum aus einer großen stählernen Kugel mit einem automatischen Geschütz am unteren Ende, das – wie sie leider nur zu gut wusste – allerlei schwere und tödliche Munition abfeuern konnte. Um Kern des Schiffes herum waren zwei metallene Ringe mit Hunderten Propellermotoren, welche die tausenden Tonne Stahl in der Luft hielten.
    „Verdammt, das ist er“, stammelte sie wie benebelt daher. So hatten sich ihre Befürchtungen nun doch bestätigt. Das Hoffen und Bangen, das Beten, dass dieses Jahr alles anders werden würde, dass alles wieder so sein würde wie früher, war davon, zersprungen wie ein fallendes Glas. Er war tatsächlich zurück und er schien es ernster zu meinen denn je.
    „Was? Wer ist das?“
    Noch bevor Melody auf Ryans Frage antworten konnte, wurden die beiden auf ein mechanisches Geräusch aufmerksam, worauf sie ihre Blicke dem fliegenden Objekt zu wanden. Sie blickten direkt in den Lauf einer gewaltigen Kanone. Das Geschütz am unteren Ende des Luftschiffes zielte nach Zapdos, welches sich unweit von den beiden Jugendlichen befand, da es ihre Anwesenheit noch nicht bemerkt hatte.
    Als der erste Schuss fiel, dröhnte ein ohrenbetäubender Knall aus dem Lauf der Kanone und schien das Gehör Ryans und Melodys für einen kurzen Moment zu betäuben. Es war wie ein Donnerknall, der jede Faser des Körpers durchzuckte und einem vom Gefühl her einem Schlag auf dem Hinterkopf glich. Der legendäre Blitzvogel erhob sich sofort von seinem Felsen, um dem explosiven Geschoss auszuweichen, welches nur Sekundenbruchteile später nicht weit von Ryan und Melody entfernt einschlug und Unmengen an aufwirbelndem Staub und Schnee die Sicht auf das Geschehen völlig verdeckte.

  • Heyho =3
    Ok also das Kapitel war echt gut. Deine Beschreibungen nehmen von Mal zu Mal zu. Das ist echt super. Und das alles so ein langes Kapitel durchzuhalten ist echt super. Dafür mal meinen Respect. Auf jedenfall war das Kapitel echt spannend gemacht. Ich bin jetzt schon so gespannt auf das nächste Kapitel. Impergator ist ja echt ganz schön stark, auch wenn es das nich geschafft hat is das aber trotzdem schon übel gut. Ich meine sonst ist ja auch kein Pokemon gegen die Strömung angekommen, mal abgesehn von Lugia =3 Hmmm...ich frag mich grade ob es jetzt sowas wie zwei wahre auserwählte gibt XD. Ich meine ja wenn die Kugel so aufleuchtet hat das ja schon was zu bedeuten. Mich würde so ein Strum echt nerven. Vor allem dann auch noch solche Geschosse. Na, cih frag mich schon wieder wie es weitergeht. Allerdings (Ja es gibt ein Allerdings XD) hättest du die Umgebung mehr Beschreiben können. Das hattest du am Anfang noch ein bisschen drinne hat sich dann aber ein bisschen im Kapitel verloren. Wow schon dein 10 Kapi. XD Langsam holst du mich ein. Hmmm...Joa da mir grad nix mehr einfällt mach ich mal Schluss. Das ist mal ein komisches Kommi aber naja. Um diese Uhrzeit kann man nicht mehr von mir erwarten XD


    Lg
    ~Akari~


    P.S. Ich hoffe mal das jetzt mehr Leutchen kommentieren.

  • Moin, moin und hallo,
    das elfte Kapitel war ja ursprünglich in zwei teile gegliedert, welche ich wegen der Zeichengrenze in zwei Posts online stellen musste. Nach der Überarbeitung ist nun so viel Text zusammengekommen, dass ich kurzfristig beschlossen habe, zwei Kapis daraus zu machen. Ich breche zwar nur ungern an der Stelle ab, doch es war meines Erachtens einfach zu viel, um es als einzelnes Kapitel zu verfassen. Dies wirkt sich natürlich auch auf die Gesamtzahl der Kapis aus und bringt ihre Zahl auf 21. Nun aber genug. An die Zeilen, fertig, los und...
    Wiederschauen, reingehaun^^



    Kapitel 11: Die Titanen und ihr Jäger


    „Wir müssen zum Altar, er ist gleich dort hinten“, brüllte Melody gegen den Wahnsinns Lärm, der vom Himmel auf sie herab fiel. Es war das dumpfe Knallen von weiteren Schüssen und nur kurz darauf folgenden Aufschlägen auf verschneitem Fels. Sie deutete genau geradeaus über eine felsige Ebene, die sich vor den beiden über eine Fläche von etwa siebzig bis achtzig Quadratmeter erstreckte. Ryan wagte einen Blick über den Hang hinweg, hinter dem sie sich versteckten und erkannte durch den aufgewirbelten Staub und den Schnee die Umrisse des überdachten Altars, der ebenfalls mit einem steinernem Vogel versehen war. Es waren vielleicht vierzig bis fünfzig Meter, die es zu überwinden galt. Das könnte ein passabler Sprinter wie er in Null Komma nichts schaffen und dann...
    „RUNTER!“
    Mit diesem plötzlichen Aufschrei drückte der Blonde Melodys Kopf nach unten und ging gleichzeitig selbst in Deckung. Der Schuss hatte die beiden nur sehr knapp verfehlt. Er sauste nur Zentimeter über ihre Köpfe hinweg, was die überraschte Rothaarige zusammenzucken ließ. Das Geschoss schlug nun wenige Sekunden später hinter ihnen auf das mittlerweile fast vollständig zugefrorene Wasser des Ozeans auf.


    In den Tiefen des Meeres spürte ein Wesen von immenser Macht eine tiefe Erschütterung. Selbst wenn hier unten noch ein anderes Wesen leben würde hätte es dies jedoch nicht gespürt, denn es war ein sehr lauter und dumpfer Knall, den es mit seinen psychischen Fähigkeiten und mithilfe des Bandes, das es zur Natur und dessen Gleichgewicht aufgebaut hatte, spürte. Die Erschütterung kam von der Oberfläche! Sofort erkannte es, die Gefahr. Die Titanen des Feuers, Eises und Blitzes waren erneut in Gefahr und somit zögerte das Wesen auch keine weitere Sekunde. Es musste handeln, bevor es zu spät war. Doch neben diesem Gespür für die Bedrohung des Gleichgewichts der Mächte, existierte noch ein anderes Gefühl. Schwach und kaum wahrnehmbar, doch es war da!
    Nein, nicht es war da, sondern er! Er war also gekommen. Das Wesen erlaubte sich für eine kurze Sekunde ein sanftes Lächeln. Es hatte nie daran gezweifelt. Er war der Richtige und somit bestand auch weiter Hoffnung für die Welt. Doch das Wesen durfte keine Zeit verlieren. Es schaute mit seinen leuchtenden, blauen Augen auf, streckte seine Flügel, die ihm unter Wasser als Flossen dienten, von seinem eleganten, stromlinienförmigen Körper und begann aufzutauchen. Dabei drehte es sich in enormem Tempo um die eigene Achse und erzeugte einen riesigen Unterwasserstrudel, der sich rasant der Oberfläche näherte.


    Noch immer starr vor Schreck kauerten Ryan und Melody hinter der Hügelwand. Das Mädchen regte sich keinen Millimeter. Sie spürten nicht den Wind, der ihre Kleidung mit sich wehen ließ, hörten nicht den Kampf, der am Himmel tobte. Sie kauerte nur da, nicht sicher, ob sie und Ryan tot waren. War es denn möglich? Hatte sie der Schuss nicht verfehlt? Doch ihre Sinne hatten ausgesetzt. Sie nahmen nichts mehr wahr und das müsste bedeuten...
    "Melody? Melody, alles okay? Melody!"
    Nur als leises, dumpf klingendes Flüstern drangen Ryans Rufe zu ihr durch. Dann jedoch kam alles wieder zu ihr zurück. Die Stimme wurde lauter, sie fühlte die Kälte und öffnete schließlich schlagartig ihre Augen. Sie sah in das Gesicht des jungen Trainers aus Silber City, der verzweifelt versuchte, sie wachzurütteln. Nach einigen Sekunden war seine Stimme dann wieder laut und absolut wahrnehmbar, ebenso wie der Lärm über den Köpfen der beiden. Noch lag ein schrilles Piepen in ihren Ohren, doch das verklang mit jeder Sekunde mehr und mehr. Der Schuss hatte sie also doch verfehlt, wenn auch nur knapp.
    „Alles okay, mir fehlt nichts“, erwiderte sie schließlich auf Ryans Rufe. Diesem fiel augenblicklich ein tonnenschwerer Stein vom Herzen. Der beinahe-Treffer hatte die Rothaarige nur in eine kurze Schockstarre versetzt. Verübeln konnte man es ihr nicht, seine eigenen Ohren dröhnten ebenfalls noch von dem Aufschlag.
    Als Ryan dann wieder gen Himmel aufsah, flog Zapdos immer näher an das Luftschiff heran, das weiterhin gefährliche Schüsse abfeuerte. Ryans Augen weiteten sich und ihm stockte einen Moment der Atem, als einer dieser Schüsse direkt neben dem Altar einschlug. Reflexartig erhob der Junge seinen Arm, um sich vor dem Dreck und kleinem Geröll zu schützen, welches ihm entgegen geschleudert wurde. Hinter der dunklen Rauchsäule war das Abbild des steinernen Gebildes unmöglich noch zu erkennen, wovon auch Melody Kenntnis genommen hatte. Doch schon zog sie Ryan näher an sich heran, damit er ihre Stimme verstehen konnte.
    „Der Altar ist zerstört, aber die Kugeln sind unglaublich stabil, sie müsste noch irgendwo dort liegen!“
    Naja, vielleicht aber auch nicht. Mit nur etwas Pech, war die Kugel geradewegs den Abhang hinunter direkt in den See gefallen, der sich gleich hinter dem steinernen Gebilde erstreckt. Wenn ja, wäre das mehr, als nur ein Problem, sie wäre durch dessen Größe und die beißende Kälte, die in dem Gewässer herrschen musste, fast unerreichbar.
    Ryan sah wieder nach oben.
    „Ich werd' diesem Kerl da oben so dermaßen den Hintern versohlen“, schwor er lauthals und bedachte jene Person, auch wenn sie ihm noch unbekannt war, innerlich mit dem übelsten Flüchen und Beleidigungen. Zapdos war nun sehr nahe an das Luftschiff herangekommen und Ryan freute sich innerlich, dass es seinem Gegner nun seine vernichtenden Elektro-Attacken entgegen schleuderte. Wütend kreischte der Donnervogel auf, während er die grellen Stromstöße in den dunklen Himmel warf und das Gebiet damit regelrecht erhellte. Doch etwas stimmte nicht. Die Attacken schienen nicht den geringsten Effekt zu haben, ganz gleich, wie oft Zapdos es auch versuchte. Beim genaueren Hinsehen erkannte Ryan schließlich, dass die Blitze mehrere Antennen trafen, bei denen es sich um Blitzableiter handeln musste, welche die Energie absorbierten. Das war nicht gut, denn somit hatte der Titan des Blitzes keine Möglichkeit, sich zu wehren.
    Nur einen Moment später öffneten sich einige Luken am Boden des Luftschiffes. Ryan konnte nicht genau erkennen, was dort herauskam, bis es zu spät war. Zunächst schien es sich nur um kleine, unscheinbare Metallkugeln zu handeln, doch er glaubte keine Sekunde daran, dass dies wirklich sein konnte. Dann berührte einer dieser kugelförmigen Gegenstände Zapdos an seinem rechten Flügel und schloss es sofort in einem bläulichen Kraftfeld ein. Wütend schrie das Pokémon auf, doch das Einzige, was aus dessen Toberei folgte war, dass das Kraftfeld Blitze von ebenfalls bläulicher Farbe auf es niedergehen ließ uns somit weiter schwächte.
    So etwas hatte Ryan noch nie gesehen. Er konnte nicht fassen, dass jemand Pokémon auf diese Weise einfing und dann noch weiter quälte. Auch Melody hatte die Szene beobachtet. Dieser Kerl verließ sich also wie schon im letzten Jahr weiter auf seine dreckigen Methoden, aber die Fanggeräte waren nicht dieselben, wie damals. Im Prinzip funktionierten diese hier so ähnlich wie Pokébälle, da sie ihre Opfer bei Berührung in sich einschlossen, nur dass die Pokémon immer noch frei und nicht an den Besitzer dieser, was auch immer diese Dinger überhaupt sein sollten, gebunden waren. Von den schmerzenden Blitzen einmal ganz zu schweigen. Das Kraftfeld mit Zapdos bewegte sich auf das Luftschiff zu und verschwand schließlich im Inneren und die Luken schlossen sich dahinter.


    Weiter oben lachte ein Mann innerlich mit dreckiger, hinterhältiger Zufriedenheit.
    „Zapdos wurde erfolgreich eingefangen“, ertönte eine weibliche Computerstimme. Das war Nummer drei, jetzt wurde es richtig spannend! Gleich würde er nach unten in die große Halle gehen und einen Blick auf den letzten Titanen werfen, der ihm noch gefehlt hatte. Das Trio war nun komplett, doch die Krönung des heutigen Fangtages stand noch bevor. Lange, viel zu lange hatte er auf diesen Augenblick warten müssen, doch nun war es endlich soweit. Er hatte alles bis ins kleinste Detail genau geplant und war auf alles vorbereitet, deshalb war er sich sicher, dass dieses Mal nichts schiefgehen würde. Er würde seine Bestimmung erfüllen, hier und heute. Gerade wollte er sich weiteren Erledigungen annehmen, doch dann zeigte ihm der Monitor an dem Pult, das an der Armlehne seines Sitzes angebracht war, mit einer der Außenkameras weitere lebende Objekte am Boden an. Er zoomte heran und traute seinen Augen kaum, blieb aber völlig ruhig, wie er es immer tat.
    „Dich kenne ich doch, junges Fräulein, aber wer ist denn dein neuer Begleiter?“
    Er lächelte hinterhältig und drückte einen Knopf am Pult seines Sitzes.
    „Ist ja auch egal, denn dieses Mal wird mir niemand die Suppe versalzen!“
    In seinen letzten Worten lag regelrechter Hass.


    Unten am Boden war Ryan unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Eins stand für ihn fest, diesen Dreckskerl würde er auf keinen Fall so davon kommen lassen!
    Was bildete sich der Typ ein? Pokémon zu stehlen war eine Sache, die er ohnehin zutiefst verabscheute, doch dies auf solch eine brutale und rücksichtslose Weise zu tun, brachte den Trainer komplett ins Rasen.
    Schließlich riss Melody ihn aus seinen Gedanken.
    „Ryan, die Kugel!“
    Er fasste sich wieder und rannte ohne jegliches Zögern zum zerstörten Altar, doch noch bevor er ihn erreichen konnte öffneten sich die Luken des Luftschiffes erneut. Heraus kamen zum zweiten Mal die kleinen mechanischen Kugeln, die mittels Berührung dieses Kraftfeld auslösten, mit dem noch vor nicht einmal einer Minute Zapdos eingefangen worden war.
    Doch diesmal zielten sie auf Ryan und Melody.
    Melody hockte noch immer Deckung suchend an der Felswand, die sie hier rauf geklettert waren und war zu überrascht, als dass sie hätte ausweichen können.
    Sie wurde von der ersten Kugel getroffen, die sich ihr näherte und von dem bläulichen Kraftfeld erfasst, das sofort wieder das Luftschiff ansteuerte. Zum Glück blieben wenigstens die Blitze diesmal aus. Doch nur nach Sekunden war Melody für Ryan unerreichbar und er sah ihr entsetzt hinterher.
    „Melody!“, rief er ihr mit fassungslosem Blick hinterher.
    „Hol die Kugel, schnell!“, war alles, was die Rothaarige antwortete. Sie hatte Recht, er konnte ihr in diesem Augenblick nicht helfen und er selbst würde sicherlich auch gefangen werden, also musste Ryan wenigstens die Kugel retten. Er drehte sich wieder um und zwang seine Beine zu Höchstleistungen. Eine der seltsamen Maschinen steuerte von vorne auf ihn zu, wohl mit dem Ziel auch ihn in einem bläulichen Kraftfeld gefangen zu nehmen. Geschickt wich er im letzten Moment einen Schritt zur Seite und ließ das Objekt ins Leere sausen. Nur Sekunden später näherte sich erneut ein Exemplar, diesmal von der Seite. Ein entkommen gab es nicht, diese Dinger würde er auf keinen Fall abhängen können. So blieb ihm nur die Möglichkeit auszuweichen, was er nun tat, indem er sich auf den Boden fallen ließ und auch dieser Angriff ihn verfehlte. Schnell rappelte er sich wieder hoch, nahm noch in der Bewegung flüchtig einen Stein vom Boden auf und hämmerte diesen mit aller Kraft gegen die nächste Maschine, die sich ihm näherte. Funken schlagend sank diese zu Boden und Ryan rannte weiter. Nur noch ein paar Meter Entfernung hatte er zu überwinden und nun konnte Ryan auch die Kugel ausmachen. Sie lag gefährlich nahe an der Klippe, von der es etwa zehn Meter hinunter in das kalte Wasser des Sees hinunter ging. Durch die kalte Luft brannten die Lungen des Blonden bereits nach diesem kurzen Sprint, doch dies ignorierte der Trainer stur. Er hatte in diesem Moment nur das Ziel vor Augen, die Kugel noch zu erreichen und so nah, wie er nun dran war, würde er es auch schaffen.
    Doch das Pech sollte Ryan noch einholen. Ein starker Windstoß kam auf, drückte gegen Ryans Rücken und schubste ihn beinahe nach vorne um. Er selbst konnte sich noch halten, aber die Kugel rollte nun dem Abhang entgegen.
    „Oh nein, vergiss es“, rief er, als ob ihn das dämliche Ding verhöhnen wollte. Ryan war wohl noch nie so sehr gerannt, er konnte die Kugel vielleicht noch erwischen. Doch im selben Moment, in dem er zum Hechtsprung ansetzte, um nach der ihr zu greifen, wurde er von den mechanischen Fanggeräten getroffen und schon im nächsten Moment aktivierte sich mit einem hohen elektrischen Summen das Kraftfeld. Nur Zentimeter von seiner Hand entfernt lag die Blitzkugel nun direkt an der Klippe. Doch sie war noch nicht verloren! Das Kraftfeld hatte durch die Nähe auch die Kugel erfasst, die Ryan nun auf seinem Flug nach oben begleitete. Doch er konnte sich in diesem Kraftfeld in keine Richtung bewegen und streckte sich nach der Kugel, vergebens. Sie war nur Zentimeter entfernt, doch es hätten genauso gut hundert Meter sein können, sie war unerreichbar. Dann war es auf einmal stockdunkel, als er ins Innere des Luftschiffes gebracht wurde und sich die Luken schlossen.


    Das Gefühl, welches der Blonde gerade verspürte kam einer harten Nacht mit ein oder zwei Drinks zu viel gleich. Sein Kopf pochte wie ein Hammer und eine aufgewühlte Übelkeit staute sich in seinem Magen. Die Gliedmaßen fühlten sich fremdartig an, als seien sie nicht die seinen, was natürlich völliger Blödsinn war. Das Grelle Licht, das den Raum erhellte, trug nicht unbedingt zur Besserung der Situation bei. Doch langsam kam der Junge Pokémontrainer zu sich. Ein freuliches Erwachen war es allerdings nicht. Er und Melody waren in einem Käfig eingesperrt. Die Blitzkugel hatte Ryan verloren. Müde von der kurzen Ohnmacht rieb er sich die Augen und versuchte seine Gedanken zu richten, was erst nach einer guten Minute wirklich gelang. Melody lag noch ein wenig benommen am Boden, während sich Ryan für einen kurzen Moment umsah. Sie hingen vielleicht einen Meter über dem Boden und die Halle in Form einer Halbkugel, in der sie sich befanden, ließ keine Zweifel über ihren Aufenthaltsort aufkommen. Sie waren im Kern des Luftschiffes, dem Jäger in die Falle gegangen. Ein stummer Fluch kam über seine Lippen. Nur mit Mühe konnte er seine inzwischen reich angestaute Wut im Zaum halte, doch zunächst musste Ryan nach Melody sehen. Sorgsam kniete er sich an ihre Seite und half in auf die Beine, da sie dies aus eigener Kraft kaum zu schaffen schien.
    „Melody, ist bei dir alles klar?“
    Ebenfalls noch relativ unsicher auf den Beinen stöhnte die Rothaarige schlaftrunken, schien aber unverletzt.
    „Mir geht´s gut, glaube ich. Was ist mit dir?“, fragte sie nun ihrerseits.
    „Keine bleibenden Schäden.“
    „Was ist mit der Kugel?“
    Ryan blieb kurz stumm. Ihm entfuhr ein frustriertes Seufzen, bevor er dann schließlich antwortete.
    „Ich hab sie nicht mehr erreicht.“
    Melody machte ihm keinen Vorwurf, er hatte alles versucht und schließlich konnten sie die Kugel auch später noch holen, wenn sie hier herauskamen. Oder besser falls sie hier herauskamen. Nachdem sie sich aufgerappelt und vergewissert hatten, dass jeder den Flug ohne größere Verletzungen überstanden hatte, sah sich Ryan weiter im Raum um. Neben mehreren Pulten, wie sie auch in einem Museum standen und auf denen antike Steintafeln mit einer Glasabdeckung darüber thronten, waren drei große, kugelförmige, blaue Kraftfelder im Raum verteilt. Sie hielten zum Einen Zapdos, außerdem einen Vogel mit eisblauen Federn, kurzem Schnabel und einem federnen Schweif und abschließend einen Vogel mit blassgelblicher Haut, der keine Federn besaß, dafür aber an Haupt und Flügeln von Flammen verziert wurde.
    „Lavados, Zapdos und Arktos“, hauchte der Blonde.
    Alle drei waren sie gefangen. Lavados und Arktos hatten bereits aufgegeben, gegen ihr Kraftfeld anzukämpfen, denn jedes Mal, wenn sie die Außenwand berührten, wurden sie mit weiteren Blitzen ruhig gestellt. Doch Zapdos tobte noch und versuchte, sich aus seinem Gefängnis zu befreien, wobei es gleichzeitig vor Schmerzen schrie, wenn die Blitze einsetzten. Mit Entsetzen betrachteten Ryan und Melody das Bild, das sich ihnen bot. Unbändige Wut machte sich in dem Mützenträger breit und gleichzeitig schwor er, denjenigen der den drei legendären Vögeln das antat, dafür bluten zu lassen.


    Im nächsten Moment ertönte ein mechanisches Geräusch. In der Mitte des Raumes stand – das hatte Ryan zumindest gedacht – eine große Stahlsäule, die den Raum zusätzlich stützte, doch damit hatte er falsch gelegen. Melody hatte es schon geahnt, denn das Schiff an sich war, wie gesagt, genau dasselbe, wie beim letzten Mal. Die angebliche Säule fuhr herunter und verschwand langsam im Boden des Luftschiffes. Am oberen Ende saß ein Mann in einem großen Sitz mit einem Steuerpult an der Armlehne, an dem Ryan viele bunte Schalter erkennen konnte. Der Mann war recht groß, schlank und hatte grüne Haare. Er trug eine Art Robe in seidenem Violett und hatte ein seelenruhiges Lächeln aufgesetzt. Melody erkannte ihn sofort wieder.
    „Sieh mal einer an, wen haben wir denn da? Es ist mir eine Freude dich wieder zu sehen junges Fräulein“, sprach er mit sanfter und beseelter Stimme, als er schließlich bei seinen Gefangenen angekommen war. Ryan sah Melody fragend an, er hatte eine Vermutung.
    „Ist das der...?“
    „Ja, das ist der Kerl, der schon im letzten Jahr Arktos. Zapdos und Lavados fangen wollte.“
    Eben dieser wandte sich nun dem jungen Trainer zu, auch wenn er ihn nicht als solchen erkannte.
    „Eine Freude, deine Bekanntschaft zu machen, junger Mann, aber wo bleiben denn meine Manieren?“
    Keiner der beiden sagte etwas, sie sahen den Grünhaarigen nur mit einem feindseligen Blick an und bedachten ihn mit schweigender Verachtung. Doch dieser stand völlig gelassen auf und kam ein paar Schritte auf sie zu als würde er dies gar nicht wahrnehmen.
    „Erlaubt mir mich dir vorzustellen, mein Name ist Lawrence und ich bin sowohl ein leidenschaftlicher, als auch hochangesehener Pokémonsammler.“
    Die Worte waren hauptsächlich an Ryan gerichtet, da Melody ihn bereits kannte, obwohl auch sie seinen Namen gerade zum ersten Mal hörte.
    „Wer kann denn so blöd sein und einem Mistkerl wie dir so etwas Anerkennung zukommen lassen?“, warf Ryan ein. Er kannte Lawrence erst seit einer Minute, doch einem Menschen wie ihm zeigte er nicht den geringsten Respekt, daher sprach er ihn mit du an.
    Den rüden Ton des Blonden einfach ignorierend gab Lawrence mit seelenruhiger Stimme seine Antwort.
    „Glaube es oder nicht, doch es gibt viele Menschen, die meine Sammlung bewundern und beneiden. Du scheinst allerdings noch nichts von mir gehö...“
    „Halt´s Maul. Erspare mir das Gequatsche!“, unterbrach Ryan ihn. Lawrence war doch recht überrascht über diesen plötzlichen Ausraster, verzog aber keine Miene.
    „Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Hast du überhaupt eine Ahnung, was du hier anstellst?“
    „Eigentlich ist es üblich seinen Namen zu nennen, wenn dein Gegenüber sich dir gerade vorgestellt hat“, sagte er, die Ruhe in Person.
    „Ich hab aber leider nicht danach gefragt, folglich kannst du dir deine beschissenen Förmlichkeiten sonst wohin stecken!“
    Ryan war nun auf 180. Dieser Kerl besaß die Dreistigkeit auch noch einen auf „gutes Benehmen“ zu machen, nachdem er Arktos, Zapdos, Lavados, Melody und ihn gefangen genommen hatte.
    „Es gibt keinen Grund sich aufzuregen, mein Freund.“
    Lawrence wollte noch weiter reden, aber Ryan schnitt ihm das Wort ab.
    „Du machst wohl Witze, du hast gerade die Titanen des Feuers, Eises und Blitzes eingefangen und somit das Gleichgewicht der Natur über den Haufen geworfen!“
    Nun warf auch Melody etwas ein.
    „Und Sie haben noch vor auch Lugia einzufangen, das wissen wir!“
    Keiner der beiden wusste so recht, als was sie das folgende Schweigen seitens des Sammlers zu deuten hatte, doch das höhnische Gelächter, welches nur Sekunden auf sich hatte warten lassen, bedeutete wohl, dass er ihren Worten kein Gehör schenkte.
    „Ihr habt ja keine Ahnung, ich erfülle hier mein Schicksal“, gab Lawrence zur dann Antwort. Ryan und Melody blieb das Wort im Hals stecken. Was für ein Schicksal meinte er, zum Geier? Fehlt bei dem was im Kopf oder so?
    In seiner Verwirrung erregte plötzlich ein kleiner, gelber Gegenstand auf dem Boden Ryans Aufmerksamkeit. Die Blitzkugel war vielleicht zwei Meter vom Käfig entfernt! Sie lag hinter einem der Tische, auf dem eine antike Steintafel ausgestellt war, somit konnte Lawrence sie nicht sehen. Dieser drehte sich um und ging langsam, beide Arme auf den Rücken gelegt, zurück zu seinem Steuerpult, was Ryan die Möglichkeit gab, auch Melody auf die Kugel aufmerksam zu machen. Sie nickte Ryan zu, sagte aber kein Wort, damit der Pokémonsammler nichts mitbekam, doch der redete in seiner ruhigen und gelassenen Art weiter.
    „Ich bin vom Schicksal auserwählt um über die Titanen zu herrschen und die Bestie des Meeres zu zähmen, Lugia!“
    Nun war alles klar. Diese letzten Worte stammten aus der Legende und genau diese hatte dieser Lawrence offenbar völlig falsch verstanden.
    „Wie kommst denn auf den Trichter, dass du mit der Prophezeiung gemeint bist, du bist verrückt“, stellte Ryan nun fest.
    „Ihr Kinder habt doch keine Ahnung. Versucht nicht erst es zu verstehen, ihr solltet euch besser daraus halten.“
    „Du bist nicht der Auserwählte! Das Einzige was du hiermit erreichst ist, dass du die gesamte Welt vernichtest!“, versuchte Ryan ihm klar zu machen.
    „Ihr seid ja genau so ahnungslos, wie unbedeutend. Ich werde meine Bestimmung erfüllen, ich habe zu lage darauf warten müssen. Und überhaupt, was willst du denn dagegen tun?“
    Nun erhob der Grünhaarige zum ersten Mal in diesem Gespräch seine Stimme und auch sein Tonfall verlor mit einem Mal diese unantastbare Ruhe, um einem Ton voller Hohn und Geringschätzung zu weichen.
    „Ich sage dir etwas, du und deine kleine Freundin, ihr seid nichts weiter, als unwichtige Insekten für mich. Du kannst nichts dagegen tun!“
    Lawrence klang nun wie ein besessener Fanatiker. Seine Augen strahlten grenzenlose Gier aus und seine eben noch noch entspannten Gesichtszuge wurden nun von einem wahnsinnigen Grinsen vertrieben. Es war unübersehbar, dass er die zwei Jugendlichen nicht als Bedrohung ansah.
    Ryan senkte leicht den Kopf, sodass dieser seine Augen unter dem Schirm seines Cappis nicht mehr zu sehen waren. Langsam, doch zweifellos von Wut gespeist dehnte er seine Finger und atmete einmal tief ein. Dann schlug er wütend seine Cordjacke zurück um seine Pokéballtasche erreichen zu können und fischte zwei Pokébälle heraus.
    „Du... hast wohl... keine Ahnung... mit wem du dich hier anlegst!“
    Er aktivierte die Kapseln und entließ seine beiden Freunde aus ihrem Inneren. Es handelte sich um Impergator und ein kräftiges, aufrecht gehendes Wesen mit lilafarbenem Körper, massigen Armen, sowie einem kräftigen Schreif und einem spitzen Horn auf dem Kopf. Wilde und feindselige Augen musterten die Umgebung und erfassten schließlich Lawrence als den offensichtlichen Gegner, worauf ein drohendes Grollen seiner Kehlte entkam. Das war Ryans Nidoking. Die beiden schrien Lawrence sogleich hasserfüllt an und schienen gar nicht zu wissen, wohin mit ihrer Kraft. Doch Ryan wusste es.
    „Holt uns aus diesem verdammten Käfig raus!“
    Jedes der beiden Pokémon griff nach einem der Gitterstäbe und riss ihn mit einem Ruck aus seiner Verankerung als wären sie aus Pappe. Die Lücke war groß genug, damit die beiden ihr Gefängsnis mühelos verlassen konnten.
    „Danke ihr beiden“, bedankte sich der Blonde bei seinen Freunden und auch Melody vertraute Ryan und seinen Pokémon inzwischen so sehr, dass sie ebenfalls eine dankende Geste an sie richtete. Ein Stummes Nicken war alles, was sie dem entgegen brachten.
    Lawrence wirkte nun verärgert und biss leicht die Zähne zusammen. Obwohl er nicht wissen konnte, dass der Junge ein Trainer war, hätte er Vorkehrungen treffen sollen, denn dies würde seine Arbeit nur weiter verzögern. Wirklich beunruhigt wirkte er aber noch nicht.
    Ryan ging derweil sofort in die Hocke, hob die Blitzkugel auf und steckte sie in seine Jackentasche. Nun war es schließlich egal, ob Lawrence sie sah. Diesem wandte er sich auch gleich wieder zu und holte einen weiteren Pokéball hervor.
    „Auf geht´s Panzaeron!“
    Nun erschien also auch sein Stahlvogel zum Kampf, welcher Lawrence ebenfalls nicht unbedingt freundlich gesinnt zu sein schien. Wütend krächzte das stählerne Wesen und funkelte den Grünhaarigen mit stechenden Augen an.
    „Los schnapp ihn dir!“, rief sein Trainer trocken. Mit diesen Worten und einem einzigen, kräftigen schlag seiner Schwingen flog es Lawrence entgegen, doch der reagierte schnell und schaffte es noch, einen Schalter an seinem Pult zu drücken, bevor Panzaeron ihn mit seinen scharfen Klauen am Kragen erwischte, ihn von dem Pult wegzog und zu Boden drückte. Lawrence stöhnte unter den Krallen, welche sich in sein Fleisch vergruben, schmerzhaft auf. Kalt war der Griff Panzaerons und fest wie ein Schraubstock. Doch wusste er, dass sich das Blatt gleich wenden würde und nur einen Moment später erklang die automatische Computerstimme.
    "Verteidigungssystem 2a wurde aktiviert!"
    Lawrence grinste dreckig, als sich mehrere Luken am Boden öffneten und etwas Mechanisches herausgeflogen kam. Ryan und Melody konnten nicht mehr tun, als das Ganze zu beobachten und sich auf alles vorzubereiten. Die kleinen Maschinen sahen denen, von denen sie gefangen wurden, sehr ähnlich. Sie waren kugelförmig, hatten etwa die Größe eines Basketballs, eine Kamera vorne in der Mitte, die ihnen wohl als Auge diente und konnten eigenständig durch die Luft navigieren. Ein elektrisches Summen ging von jeden einzelnen Exemplar aus, was Ryan unweigerlich an einen Biborschwarm erinnerte. Doch er hatte die grobe Vermutung, dass sie hier in weit größeren Schwierigkeiten steckten, als ein Wanderer, der einem solchen Schwarm begegnete. Nach wenigen Sekunden waren Ryan und Melody von mindestens einem Dutzend der kleinen Drohnen eingekreist.

  • Moin, moin und hallo,
    wie angekündigt, folgen nun die Zeilen, welche einmal zum elften Kapi gehörten, als eigenes Kapitel. Der Text ist zu Großteilen völlig neu entstanden und ich bin ziemlich zufrieden mit dem Ergebnis. Also viel Spaß damit.
    "Wiederschauen, reingehauen^^



    Kapitel 12: Aufstand und Ausbruch


    „Wie findet ihr meine neueste Kreation?. Diese Drohnen hier werden dafür sorgen, dass ihr mich nicht weiter bei meiner Arbeit stört“, sagte Lawrence, der noch immer am Boden lag. Warnend drückte Panzaeron seine Klaue, mit der er den Grünhaarigen am Boden hielt, fester in dessen Rücken. Allerdings achtete es so für einen Moment nicht auf die neue Bedrohung.
    Ohne jede Vorwarnung leuchtete das Auge von einer Drohne, die Panzaeron anvisierte rot auf. Es schrie gequält auf, als ein rötlicher Strahl aus dem Auge direkt in das Gesicht des Stahlvogels schoss und brennender, stechender Schmerz sich auf seine stählerne Haut legte. Die gepeinigten Schreie gingen durch Mark und Bein, panisch schlug es mit seinen Flügel um sich, flatterte wie ein verletztes Küken und ließ sofort von Lawrence ab. Ryan Augen weiteten sich vor Schreck, als er diese Szene beobachtete. Noch nie hatte er seinen Freund so intensiv schreien hören und noch nie hatte er einen so verletzbaren Eindruck gemacht. Der Blonde konnte sehen, wie feiner Rauch von Panzaeron ausging. Es musste von einer Art Hitzestrahl getroffen worden sein, was für ein Stahlpokémon besonders schmerzhaft war. Diese Dinger waren also Waffen und sie wandten sich nun alle dem geschwächten Panzaeron zu und ihre Augen begannen rot zu leuchten. Dies realisierte auch ihr Opfer, welches starr seinen bevorstehenden Qualen entgegenblickte. Doch Ryan reagierte schnell.
    „Panzaeron brich durch sie durch mit Stahlflügel!“
    Der Kampfgeist Panzaerons war – und dafür dankte Ryan den Göttern – durch diese schmerzhafte Erfahrung nicht gebrochen. Seine Schwingen leuchteten hell auf, verliehen seinem restlichen Körper dabei einen schimmernden Glanz. Mit einem beherzten Satz und einem kräftigen Schlag seiner Flügel katapultierte es sich nach vorne und brach durch die mechanische Menge und zerstörte gleich mehrere der Drohnen. Man hörte, wie Metall auf Metall traf und wie elektrisches Knistern die Luft erfüllte, bevor mehrere Schrottteile scheppernd zu Boden fielen. Panzaeron war geschwächt, aber noch lange nicht am Ende, doch der Kampf hatte auch gerade erst begonnen.
    Kaum war es an der Seite seines Trainer gelandet, zielte schon ein weiterer gleißend roter Strahl nach dem Stahlpokémon. Nur knapp verfehlte es dessen rechten Flügel, welchen Panzaeron reflexartig an den Körper anlegte.
    „Impergator, Nidoking“, war alles, was Ryan seinen beiden anderen Kämpfern zu sagen hatte. In stillem Einverständnis stürmten sie den Drohnen entgegen. In angriffslustiger Erwartung erhoben die beiden Schwergewichte ihre kräftigen Arme und kaum hatten ihre Ziele die Lage erfassen können, sausten bereits die bedrohlichen Klauen auf sie nieder. Das berauschende Gefühl des Kampfes erfüllte Impergator, als es seine natürlichen Waffen in dem Metall vergrub. Die Bedrohung, welcher es gegenüber stand, erweckte seine Kräfte und ließ es seine mechanischen Gegner zermalmen. Zerschmettert und zerfetzt wurden sie unter seinen Klauen. Nidoking genoss das gleiche Gefühl. Mit einem kraftvollen Hieb seines muskulösen Schweifs schmetterte es eine weitere Drohne wie einen Spielball gegen die Wand, an der das Gerät in tausend Teile zerschellte. Eine weitere wurde unter dem Gewicht seines Fußes wie eine Blechdose zerdrückt. Im Handumdrehen waren die beiden Pokémon von nichts weiter als einem Haufen Schrott umgeben. Wütend schnaubten und knurrten sie Lawrence entgegen als wollten sie sagen „gib uns mehr“, doch dieser war noch immer die Ruhe selbst und grinste in einer Seelenruhe, die nichts Gutes verheißen konnte. Ryan war allerdings noch lange nicht fertig mit ihm, er würde erst Ruhe geben, wenn er den ganzen Laden vom Himmel geholt hatte. Doch zunächst musste er Arktos, Zaptos und Lavados befreien!
    Um dieses Vorhaben zu unterstützen, beschaffte er sich weitere Hilfe in Form von Alpollo, welches er nun aus seinem Pokéball beförderte. Der violette Geist betrachtete seine Umgebung mit einem heimtückischen Grinsen. In seinen Augen spiegelte sich Schalk und Hinterlist, welche zweifellos dem Grünhaarigen galt. Die angespannte und von Kampfgeist erfüllte Situation schien Alpollo zuzusagen und tatsächlich liebte es den Kampf genau so sehr wie seine Teamkollegen, wenn auch die Art, wie es ihn praktizierte, sich stark von den Methoden Impergators und Nidokings unterschied. Während jene mit brachialen Mitteln ihre Gegner zermürbten und auf purer Kraft setzten, agierte das Geistpokémon gerne mit Täuschung und Hinterlist. Es war wie jedes seiner Art äußerst Trickreich und geschickt und schlug seine Feinde auch gerne mal mit ihren eigenen Waffen. Eben diese Fähigkeiten sollten nun Ryans taktische Möglichkeiten ausweiten.
    Lawrence richtete sich, nun doch recht beeindruckt von dieser Kampftruppe, endlich vom Boden auf, jedoch ohne eine Miene zu verziehen. Für solche Fälle hatte er vorgesorgt. Er drückte einen weiteren Knopf an seinem Steuerpult und wieder öffneten sich die Luken im Boden und weitere Drohnen kamen heraus. Aufmerksam verfolgte Ryan das Geschehen. Mehr und immer mehr Drohnen stiegen empor und bald vermochte er sie nicht mehr zu zählen, doch schätzte er ihre Zahl auf rund fünfzig.
    „Du kannst tun, was du willst, ich werde meine Bestimmung erfüllen, ich bin diesmal auf alles vorbereitet“, tönte Lawrence. In seiner Stimme schwang grenzenlose Sicherheit, doch die konnte sich sehr bald in Überheblichkeit wandeln. Dies fürchtete der Pokémonsammler allerdings nicht. Nicht umsonst hatte er keine Kosten gescheut, um sein Ziel diesmal zu erreichen. Doch er konnte nicht noch mehr Zeit mit den beiden verschwenden, er musste Vorkehrungen treffen um Lugia einzufangen.
    „Nun müsst ihr mich aber entschuldigen, ich habe noch viel zu tun.“
    Lawrence setzte sich wieder in seinen Sitz, betätigte einen weiteren Schalter und fuhr damit wieder hinauf zu seiner Aussichtsplattform.
    „Hey, bleib hier du…!“
    Ryan hatte schon zum Sprint angesetzt, um zu Lawrence zu gelangen, doch sofort hatten sich mehrere Drohnen in seinen Weg gestellt. Wütend biss er sich auf die Unterlippe.
    „Na schön, jetzt ist Schluss!“
    „Ryan, hast du eine Idee, was wir jetzt machen?“, fragte Melody sichtlich beunruhigt. Es war nicht so, dass sie den Blonden nicht längst als den starken Trainer erkannt hatte, der er auch war, doch schien ihr Optimismus zunehmend zu schwinden. Eine Einstellung, die ihr Begleiter in keinster Weise teilte.
    „Kämpfen!“, antwortete dieser, als hätte eine andere Lösung nie zur Debatte gestanden.
    „Was sollen wir?“
    Die Rothaarige klang ungläubig, schien davon auszugehen, sich verhört zu haben und insgeheim hoffte sie genau dies. Wie sollten sie gegen so viele dieser Drohnen ankommen? Das schien ihr unmöglich.
    „Ich habe jetzt ein neues Ziel“, hauchte Ryan schließlich mit bebender Stimme.
    „Um es zu erreichen, gebe ich alles.“
    Langsam begannen die Augen von mehreren Drohnen rot aufzuleuchten. Wie winzige Portale direkt in die Hölle sahen sie aus welche jeden Augenblick ihr verzehrendes Feuer freigeben würde, um alles zu Asche zu verbrennen, was sich in Reichweite befand.
    „Und ich werde nicht aufgeben.“
    Mit einem Mal war Ryan von purer Entschlossenheit gepackt und diese übertrug sich auch gleich auf seine Gefährten. Jedes der vier Pokémon nahm eine ihm vertraute Kampfposition ein und wartete auf den Befehl seines Trainers, während die Gegner nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen wurden. Natürlich könnte der Blonde seine beiden übrigen Kämpfer ebenfalls herausholen, doch befürchtete er, dass er in dem sich ankündigenden Durcheinander wohl die Übersicht verlieren würde, müsste er zwei weitere Pokémon im Auge behalten. So vertraute er seinen vier Auserkorenen.
    Schließlich entlud sich der erste Hitzestrahl und eröffnete damit den Kampf Pokémon gegen Maschine.
    „Impergator, setzt Hydropumpe ein!“
    Gehorsam spie der Alligator eine brachiale Wasserfontäne aus, die mit dem Hitzestrahl kollidierte. Zischend verdunstete das kühle Nass, vermochte aber dennoch den Angriff abzuwehren. Weißer Dampf entstand rasch in großen Mengen und trübte die Sicht im ganzen Raum. Das Atmen viel unter diesen Umständen etwas schwerer, da mit einem Mal die Luftfeuchtigkeit rapide zunahm. Auch konnte Ryan die Drohnen nun lediglich durch ihre rot glühenden Augen erspähen. Er bezweifelte allerdings, das diese Behinderung des Sichtfeldes auf Gegenseitigkeit beruhte. Es sei denn die Teufelsmaschinen würden ihre Gegner durch Wärmesensoren erkennen. Denn sollte dies der Fall sein, würde der warme Dampf ihr Zielvermögen sicher beeinträchtigen, doch darauf konnte Ryan sich nicht verlassen. Sollten die Drohnen mit Bewegungssensoren ausgestattet sein, würden er und seine Pokémon in dem Dampf nicht sicher sein, zumal sich dieser auch wieder verziehen würde. Dennoch brachte er den Blonden auf eine Idee.
    „Alpollo, Doppelteam jetzt.“
    Auf Kommando erschuf der grinsende Geist ungefähr ein dutzend Trugbilder von sich selbst, welche nicht vom Original zu unterscheiden waren. Durch seine Eigenschaften als Geistpokémon würde es unter diesen Verhältnissen seinem Typ alle Ehre machen – theoretisch zumindest. Ryan ging mit dieser Aktion ein ziemliches Risiko ein, wenn das schief gehen sollte, war er am Arsch.
    Doch tatsächlich, seine Strategie ging auf. Es schien als würde Alpollo für einen kurzen Moment unsichtbar werden, um in der nächsten Sekunden ganz woanders wieder zu erscheinen und direkt wieder zu verschwinden. Seine finstere Gestalt bewegte sich unheimlich durch die Dampfwolken, sodass Ryan ein aufkeimendes Gefühl von Gänsehaut unterdrücken musste. Ob sich nur die Trugbilder oder das echte Alpollo zeigten, war nicht zu bestimmen. Und wie erhofft entstand unter den Drohnen ein heilloses Durcheinander. Absolut orientierungslos schwenkten sie hin und her, zielten mit ihren roten Augen mal hier hin, mal dort hin, doch bevor sie einen Angriff starten konnte, war das Ziel schon wieder verschwunden. Eine einzelne unter ihnen bildete die Ausnahme und erfasste schließlich Melody mit ihrem Hitzestrahl. Das rothaarige Mädchen war von diesem Kampf so sehr eingenommen, dass es unvorsichtig geworden war. So konnte sie nicht einmal mehr ihre Lungen zu einem Schrei bemühen, als sie die Gefahr erkannte, doch reagierte Impergator an ihrer Seite geistesgegenwärtig und setzte eigenständig eine weitere Hydropumpe entgegen. Zischend trafen die Mächte aufeinander und verpufften letztendlich.
    Melody atmete erleichtert auf. Das war eine mehr als deutliche Warnung gewesen, sich m Hintergrund zu halten.
    „Vielen Dank“, hauchte sie dem blauen Wasserpokémon zu. In ihrem nur langsam verebbenden Schockzustand brachte sie nicht mehr heraus, doch der Alligator schenkte ihr ein gefälliges Nicken und etwas, das wohl ein Lächeln darstellen sollte.
    Der durch diese Aktion neu entstandene Dampf sorgte derweil dafür, dass den Drohnen – sollten sie noch etwas davon gehabt haben – das letzte bisschen Sicht geraubt wurde. Alpollo blieb weiterhin unversehrt und durch einige Fehlschüsse begannen sich die Maschinen nun sogar gegenseitig auszuschalten. Etwa eine Hand voll unter ihnen war bereits dem Angriff einer anderen Drohne erlegen.
    Der junge Trainer war hochzufrieden und erlaubte sich ein breites Grinsen.
    „Sehr gut mein Freund, setzt jetzt Spukball ein“, befahl er dem Geistpokémon. Kaum konnte er selbst den Angriff erkennen. Erst als der Energieball, der von intensiver violetter Färbung war und eine unheilvolle Finsternis ausstrahlte, zu seiner vollen Größe angewachsen war, sah man ihn durch die Luft schießen. Der Aufprall war da schon um einiges auffälliger. Grelles Aufblitzen begleitet von den inzwischen recht bekannten Geräuschen von zerberstendem Metall und verschmorender, knisternder Elektronik erfüllte die Halle. Einige Male wiederholte sich dieser Vorgang, jedoch konnte Ryan nicht warten, bis Alpollo jede einzelne Drohne zerstört hatte. Ihnen rannte die Zeit davon.
    „Komm zu mir“, befahl er plötzlich dem violetten Geist. Kaum hatte er dies ausgesprochen erschien dieser auch schon zu seiner rechten und betrachtete mit einem hämischen Grinsen sein Werk. Die Drohnen zielten weiter nach den Trugbildern, welche nun deren volle Aufmerksamkeit genossen. Die realen Gegner schienen vollkommen vergessen. Dies brachte nun die Gelegenheit.
    „Seid ihr bereit?“
    Prüfend musterte Ryan die Gesichter seiner Gefährten. In ihren Blicken lag stumme Einverständnis. So fuhr sich der Blonde einmal mit seiner behandschuhten Hand über den Schirm seines Cappis und setzte ein überlegenes Lächeln auf.
    „Dann mal los. Impergator Hydropumpe, Nidoking Hyperstrahl-Attacke, Panzaeron Sternenschauer, Alpollo Nachtnebel!“
    Während das Wassergeschöpf ein weiteres Mal seine Wasserfontäne entfesselte, ließ der Stahlvogel einen Hagel von leuchtenden, scharfkantigen Sternengeschossen auf die desorientierten Drohnen niederregnen. Ein gelblicher Energieball erschien derweil im Maul Nidoking, welcher sich Augenblicke später in einen gleißenden Lichtstrahl entlud. Die Augen des violetten Geistpokémons nahmen eine schwarze Färbung an, als wären sie ihrem Besitzer aus den Höhlen gerissen worden, bevor ebenso finstere Schattenblitze aus ihnen schossen.
    Alle zusammen richteten sie ihre Angriffe gegen ihre mechanischen Gegner. Das Gefühl mit seinen Kameraden Seite an Seite zu stehen und gegen die Bedrohung in Form der Drohnen zu kämpfen, versetzte für diesen einen Augenblick sowohl die vier Pokémon als auch ihren Trainer in ein pulsierendes, kaum zu bändigendes Gefühl der Ekstase. Für einen Unerfahrenen hätte der Einsatz dieser Attacken völlig unkoordiniert und verzweifelt gewirkt. Allerdings nur so lange, bis nach und nach eine Drohne nach der anderen von der Wucht jener Attacken präzise getroffen wurde. Eine unzählbare Reihe an kleinen Explosionen begleitet von lauten Knallen ließ die Kleidung an Ryans und Melodys Leibern stark flattern und ihre Augen begannen durch das grelle Aufblitzen der zerspringenden Elektronik rasch zu schmerzen. Während das einheimische Mädchen reflexartig die Hände vor ihr Gesicht schlug, um nicht weiter geblendet zu werden, ignorierte der Mützenträger den Drang, dasselbe zu tun. Willig hielt er seinen Blick auf das, was vor ihm geschah. Als die Druckwelle der letzten Explosion ihm entgegen blies, verzog er lediglich leicht das Gesicht und schloss unter dem Einfluss des beißenden, schwarzen Rauchs doch die Augen. Die so plötzlich herrschende Ruhe verrieten schließlich das Ende des Kampfes.

    Lawrence konnte von all dem nichts mitbekommen. Er vermutete zufrieden, dass sein Verteidigungssystem sich ohne weiteres um seine Gäste kümmern würde, während er in seiner Aussichtsplattform in relativ niedriger Höhe auf das Erscheinen von Lugia wartete.
    Ryan atmete für einen Moment tief ein und stieß die angehaltene Luft schnell aus. Dies waren jene Momente, die sich für sehr lange Zeit in sein Gedächtnis einbrannten und die er nur selten erlebte. Es waren jene Momente, in denen er und seine Pokémon mit einer solch unglaublichen Intensität Seite an Seite standen, den Kampfgeist des Anderen spürten, dass sie ungeahnte Kräfte entfalteten. Aussichtslos schien die Situation und auch jetzt war noch lange nicht alles vorbei, doch einen kleinen Sieg hatten sie errungen – als Team. Und wichtig war er zweifellos.
    Doch noch war nicht die Zeit, ihn zu feiern, es warteten weitere Kämpfe.
    „Los, wir müssen die Titanen befreien“, sagte Melody schnell, als sie an Ryans Seite geeilt war. Dieser nickte und rief seine Pokémon zusammen, um sich vor dem Ersten der drei zu versammeln, den sie befreien wollten. Es war Arktos, doch es hatte den Kampf gegen die Barriere längst aufgegeben und schien schwach zu sein. Sein Körper zeigte zwar keine Verletzungen, doch war er schlaff und kraftlos. Schwach öffnete der Eisvogel die glänzenden Augen. In ihnen spiegelte sich Mutlosigkeit. Ryan zögerte keine Sekunde.
    „Nidoking, Hornbohrer und Panzaeron, Bohrschnabel-Attacke!“
    Wie ihnen geheißen war, traf der Stahlvogel das Kraftfeld mit einem tödlichen Stoß seines spitzen Schnabels, während sein Partner mithilfe seines gefährlichen Horns seinem Ruf als Bohrer-Pokémon alle Ehre machte. Die beiden setzten all ihre Kraft in ihre Angriffe, doch viel mehr als ein kurzes Aufflackern der Barriere schienen sie nicht bewirkt zu haben.
    „Das hat nicht gereicht“, erkannte Melody schließlich, doch Ryan gab nicht auf. Wenn zwei zu wenig waren, mussten eben mehr ran.
    „Impergator, Alpollo, helft ihnen und macht das Teil platt!“
    Ryan brauchte ihnen nicht zu sagen, welche Attacken er von ihnen verlangte, sie verstanden sich auch gut ohne Worte und so griff Impergator mit seiner Hydropumpe, Alpollo dem Nachtnebel, Panzaeron nun mit Sternenschauer und Nidoking mit seinem Hyperstrahl an. Von der Kraft all dieser Attacken begann die Barriere nun stark zu flackern und schien förmlich blaue Funken zu sprühen. Auch war der Aufprall dieser gebündelten Kräfte wie ein Donnerknall, der direkt über einem ertönte – ohrenbetäubend laut und jede Vene im Körper beben lassend. Es fehlte nicht mehr viel!
    „Gut so, jetzt noch einmal mit voller Power!“
    Allesamt setzten Ryans Pokémon all ihre Kraft in ihre Attacken und die Barriere schien immer instabiler zu werden. Als die Attacken stoppten war es ein reines Funkenfeuerwerk und Ryan setzte nun zum finalen Schlag an.
    „Ja und jetzt seid ihr nochmal dran Panzaeron und Nidoking!“
    Wieder setzten die beiden Bohrschnabel und Hornbohrer ein und als sie die Barriere trafen, wurden sie von der folgenden Knall regelrecht zurückgeschleudert. Die Barriere war zerstört und hatte eine starke Druckwelle erzeugt, der weder Melody noch Ryan und seine Pokémon standhalten konnten. Sie alle landeten auf dem Boden und der Mützenträger meinte für einen Augenblick die Engel singen zu hören, nur um festzustellen, dass durch den Knall ein hellen Piepen in seinen Ohren lag. Doch sowohl dieses Gefühl als auch der leichte, aufkeimende Schmerz des Sturzes waren sofort vergessen, als sich der Rauch lichtete und sie sahen, dass der Titan des Eises seinem Gefängnis entkommen war. Doch nicht nur Arktos genoss seine wiedererlangte Freiheit!
    Die Zerstörung der einen Barriere hatte in der Elektronik des Luftschiffes eine Kettenreaktion ausgelöst, die auch die Barrieren der anderen beiden legendären Vögel zerstört hatte. Doch diese schienen keinen Gedanken an Freude oder Dankbarkeit gegenüber ihren Wohltätern zu verschwenden. Sofort begannen sie, ihre Attacken gegeneinander zu richten, kaum dass sie wieder frei waren! Eisstrahlen, Flammenwürfe und Donnerblitze schossen durch den Raum und hinterließen an ihrer Aufprallstelle nur Schutt und Asche. Mehrfach fuhr ein starken Beben das Luftschiff und hinderte die zwei Jugendlichen am Aufstehen, da sie sofort den halt verloren.
    Melody überraschte das nicht sonderlich, denn das war genau dieselbe Reaktion wie im letzten Jahr, doch das Wichtigste war, dass sie nun nicht mehr in Lawrences Gewalt waren.
    Doch nun wurde es wirklich gefährlich für Ryan und Melody. Keiner der drei Kontrahenten schien auch nur das kleinste bisschen Rücksicht auf die beiden zu nehmen und ihre Attacken prallten gnadenlos aufeinander. Du Luft wurde von ihren unter diesem Dreikampf förmlich zersprengt. Fast ununterbrochen erfüllte eine weiterer Knall oder ein weiterer greller Blitz oder Flammenstrahl die Halle, sodass Ryan und Melody kaum klar nachdenken konnten. Schließlich rissen die drei Titanen in der Hitze des Gefechts ein riesiges Loch in die Wand und flogen schließlich hinaus ins Freie. Diese Erschütterung musste nun auch Lawrence gespürt haben, doch darüber nachzudenken, war verschwendete Zeit. Sie mussten nun schnellstens verschwinden!


    Der junge Trainer kämpfte sich, nun da wieder etwas Ruhe eingekehrt war, auf seine Beine und holte rasch drei seiner Pokébälle hervor.
    „Schnell kommt zurück.“
    Ryan rief Impergator, Nidoking und Alpollo in ihre Behausungen. Lediglich der Stahlvogel blieb an der Seite seines Trainers
    „Komm Melody, wir fliegen auf Panzaeron hier raus!“
    Keine Sekunde zögerten die beiden und sprangen auf den Rücken des Pokémons. Sofort schwang es sich mit einem kräftigen Schlag seiner stählernen Flügel direkt durch das Loch in der Wand in die Freiheit.
    Lawrence hatte nun von seiner Plattform aus die drei kämpfenden Titanen draußen gesehen und war nun auch sichtlich beunruhigt, doch es sollte noch schlimmer für ihn kommen.
    Das Wetter hatte sich mittlerweile weitestgehend beruhigt. Zwar wehte noch ein nasskalter Wind, doch war er bei weitem nicht so stark wie noch wenige Stunden zuvor. Auch hatte der Schneefall ausgesetzt, doch hatte er es noch geschafft, die Inseln der Titanen und auch Shamouti mit einem weißen, glitzernden Teppich zu bedecken. Ryan und Melody hatten sich nun etwas von dem Luftschiff entfernt, als sich die Natur selbst in den Kampf einzumischen schien. Ein wässriges Rauschen ertönte unter ihnen, was im Grunde gar nicht möglich sein konnte, da das Meer rund im die Inseln inzwischen lückenlos von einer massiven Eisschicht überzogen war. Der Neugier halber warf der Blonde einen Blick über die Schulter und sah gerade noch rechtzeitig, wie ein riesiger Wassertornado aus dem Nichts durch das Eis brach, sich allen Gesetzten der Physik zum Trotz dem Himmel entgegen reckte und das Luftschiff von Lawrence an der Seite traf. Die unbändige Kraft von tausenden Litern Wasser brachte das Metall zum Bersten, verbog sogar die schweren Stahlträger und riss einen großen Teil der Propellermotoren, die das Fliegen überhaupt erst möglich machten, ab. Sofort ging das Schiff in einen steilen Senkflug. Der Tornado verzog sich binnen von Sekunden wieder ins Meer.


    Lawrence war nicht mehr so ruhig, wie sonst, aber selbst, als sich die Computerstimme wieder meldete, um den Schaden zu melden, schien er gelassener, als es jeder andere sein könnte.
    „Achtung, mehrere Antriebsmotoren ausgefallen. Bereit machen für Notlandung auf der Insel der Blitze.“
    Nur Sekunden später schmetterten unzählige Tonnen Stahl gegen die Insel und Lawrence wurde in seinem Sitz ordentlich durch gerüttelt. Diese gewaltige Kraft schien die Erde selbst zum Beben zu bringen und fast könnte man befürchten der Standort der Insel würde durch den Aufprall verschoben werden.
    Lawrence war auf der Insel der Blitze abgestürzt – schon wieder. Ryan und Melody hatte alles aus sicherer Entfernung beobachtet und sie wussten sofort, wem sie das zu verdanken hatten. Lugia hatte Lawrence gezielt angegriffen. Keine Bemerkung war nötig, um dies klarzustellen.
    Melodys Blick war erfüllt von Erleichterung und Zufriedenheit, aber Ryan schrieb den Grünhaarigen noch nicht ab.
    „Der kommt wieder.“
    „Was, meinst du wirklich?“
    Melody schenkte dem nicht allzu viel Glauben.
    „Hast du in seine Augen gesehen, darin stand pure Besessenheit! Ich bin sicher, dass wir den nochmal wieder sehen werden“, sagte Ryan. Melody blickte nun doch etwas nachdenklicher auf das nun abgestürzte Luftschiff. Doch viel mehr Zeit blieb ihnen nicht, weiter darüber nachzudenken.
    „Achtung!“
    Ryan sah, wie sich eine blassgelbe Gestalt auf sie zubewegte, schnell, anmutig und von Stolz und Macht begleitet. Wie Feuer, das vom Himmel regnete, kam Lavados direkt auf sie zugeflogen und sammelte züngelnde Flammen in seinem Schnabel, um einen heißen Flammenwurf auf sie abzufeuern. Nachdem die drei Titanen der Enge des Luftschiffes entkommen waren und jenes gleich danach zerstört wurde, waren sie untereinander etwas auf Distanz gekommen und das Trio aus Ryan, Melody und Panzaeron geriet genau in sein Blickfeld. Einen schlechteren Zeitpunkt um die Aufmerksamkeit von Lavados auf sich zu ziehen gab garantiert nicht! Nur knapp konnten sie dem Angriff des Titans des Feuers ausweichen. Eigentlich wäre zu knapp das passendere Adjektiv und doch noch immer zu gediegen ausgedrückt, doch anders wusste Ryan die Situation nicht zu betiteln. Die Hitze war auf der Haut bereits spürbar und hätte ihre Körper wohl in Sekunden zu Asche verbrannt. Diesem Schicksal waren sie nur knapp entronnen, doch der Titan des Feuers ließ nicht locker und verfolgte sie. Sie flogen nun in Richtung Shamouti, doch darauf achtete gerade keiner, sie mussten weg!
    Doch Panzaeron hatte bereits gekämpft und schaffte es nicht Abstand zu gewinnen, schon gar nicht mit zwei Menschen auf dem Rücken. Shamouti kam immer näher, doch mit dem Erreichen des Landes war noch keine Sicherheit gewonnen und Lavados setzte bereits zum erneuten Angriff an. Panzaeron war zu geschwächt und würde wohl nicht ausweichen können, doch da kam ihnen Lugia erneut zur Hilfe. Wieder schoss der Wassertornado aus dem Meer und traf Lavados. Wütend und aufgeschreckt kreichte der Feuervogel und brach seinen tödlichen Angriff ab. Da es als Feuer-Typ sehr anfällig gegen Wasser war konnte es nun nicht mehr mithalten. Es drehte ab.
    Ryan sah zu, wie die Wassermassen rauschend wieder im Meer verschwanden und sowohl er als auch Melody erkannten den Gesang der ihm hinterher hallte. Lugias Gesang!
    Somit waren sie Dank der Hilfe des legendären Pokémon vorerst sicher, aber Panzaeron musste sich unbedingt irgendwo ausruhen.
    „Wir werden auf Shamouti erst einmal landen, ich muss nachsehen, ob Panzaeron verletzt ist“, sagte Ryan mit einem Schulterblick zu Melody. Sie nickte und in nun etwas schonenderem Tempo flogen sie der Insel entgegen.


    Auf der Insel der Blitze war Lawrence damit beschäftigt, sein Luftschiff zu inspizieren. Fast die halbe Außenhaut war komplett weggerissen und sowohl Geschütze, als auch Antriebsmotoren waren völlig zerstört. Wo er auch hintrat war der Boden von Schrott und Geröll bedeckt, welche einen undurchlässigen Teppich der Zerstörung bildeten. In die Luft kam er damit auf keinen Fall mehr, aber er war noch nicht am Ende, er würde nicht aufgeben. Vielmehr konnte er es nicht fassen, dass ihm schon wieder jemand das Leben schwer machte, doch schließlich hatte er auch beim letzten Mal nach seinem Absturz weiter versucht Lugia einzufangen – und er war nur knapp gescheitert. Dass er wieder auf genau der gleichen Insel bruch gelandet war, war selbstverständlich kein Zufall. Der Autopilot hatte dieses Ziel absichtlich ausgewählt, da dies auf den anderen beiden Inseln nahezu unmöglich gewesen wäre. Viel zu viel Platz nahmen der hochragende Berg und der inaktive Vulkan jener beiden Landmassen ein.
    Damals noch hatte er die Zähigkeit der Titanen unterschätzt, deshalb hatte er überhaupt diese neuen Fanggeräte konstruieren lassen. Doch die konnte er nun womöglich auch nicht mehr einsetzten, er musste sich etwas anderes überlegen. Inmitten dieses Gedankens viel ihm plötzlich etwas auf. Es war nur ein kleines Aufblitzen, das unter dem Rauch und der Staubschicht, die sich überall verteilt hatte, zu sehen war. Zwischen den vielen Trümmern auf dem Boden sah er etwas Glänzendes.
    Er konnte nicht genau erkennen, was es war, aber es handelte sich um einen kleinen, runden Gegenstand, der unter dem ganzen Schutt doch stark ins Auge viel.
    Er ging hinüber an die Stelle, an der er das Aufblitzen gesehen hatte, räumte einige Bruchstücke beiseite und hob den leuchtenden Gegenstand auf, um ihn genauer zu betrachten. Er grinste.

  • Hallu =3
    Nachdem ich mich nun durch deinen "Wörter-Salat" gelesen habe muss ich sagen das ich beeindruckt bin. Soooooooo ein langes Kapitel. Boah, ich hätte dafür echt ewig gebraucht, ich meine ich brauch ja jetze schon lange. Na egal. Mir sind ein paar Tippfehler aufgefallen, besonders im ersten Teil aber sonst ist mir nix ins Auge gesprungen. =D Wow also das hat sich echt gelohnt das noch zu Lesen. Vor allem da du das doch sehr gut beschrieben und rübergebracht hast. Ich bin mir jetzt nich so sicher, aber ich glaube am Ende hast du ein wenig mit der Beschreibung nachgelassen. Mir hat ein wenig die Angst vor Lavados gefehlt. XD Dafür war die Wut umso besser. Aber mir würde es nich anders gehn. Außer das ich wahrscheinlich nich so intelligent gehandelt hätte. =D Aber Lawrence (oder wie der heißt XD) hat doch wohl einiges dazu gelernt, mal abgesehn von seiner "fanatischen Seite". Ich meine er hatte ein paar bessere Vorkerungen, ok sie haben nix wirklich verändert aber trotzdem. Da hebt sich die Story nämlich von dem Film ab. Ich meine Ash wäre im Film gegen die Barriere gelaufen oder? Und da ich mir den Film auf yt geschaut habe, habe ich dann auch ein Kommi gelesen in dem stand, dass es wohl kaum einen Poki Film gäbe in dem Ash nicht gegen eine Barriere läuft oder ähnliches. Wenn man mal so ein bissl drüber nachdenkt stimmt das sogar ein wenig =D. Ok warum ich hier grad so einen Schrott erzähle weiß ich auch nich, aber ich finds witzig. =D Auf jedenfall habe ich nich wirklich was zu meckern. Auch hast du hier die Gegenstandsfarben (XD) beschrieben. Vielleicht wars etwas blau, aber ich fands schon gut. Hmmm...dann würde ich mal sagen bis zum nächsten Kapi. Ich freu mich schon echt drauf. Es muss jetzt nich zwingend so lang sein wie dieses, aber stören tuts mich auch nich. Außer das ich halt statt ca.5 Minuten 10. minuten brauche. Ja, ich bin ein Freak
    :ugly:
    LG
    ~Akari~

  • Moin, moin und hallo,
    und ein weiteres Update. Ich werde heute sicher auch noch einige weitere Kapitel hinzufügen, da ich ja so lange zur Abwesenheit gezwungen war. Aber das bedeutet ja nicht, dass ich untätig gewesen bin. Die Überarbeitung ist zumindest auf meinem Rechner fast vollendet und da ich sie so schnell wie möglich zum Ende bringen möchte, werde ich wohl spätestens übermorgen alles online gestellt haben. Aber eins nach dem anderen, jetzt widmen wir uns erstmal Kapitel 13 (Glückszahl alee).
    Wiederschauen, reingehauen^^



    Kapitel 13: Ryans Schicksal


    „Dort vorne!“
    Melody deutete auf die felsige Küste Shamoutis, die vor ihnen lag. Sie war größten Teils rau und uneben, wirkte alles andere als einladend. Ryan wollte sich gar nicht erst ausmalen, wie viele Schiffe schon vor solchen Felsen gekentert waren, doch zwischen den vielen Spalten und Kanten gab es einen großen Hang, auf dem sie landen konnten. Schon aus der Ferne konnte man den seltsamen Steinkreis sehen, der darauf thronte. Er bestand aus sieben steinernen Säulen und in der Mitte führten ein paar Stufen zum leicht hochgelegenen Schrein. Melody war er bestens bekannt. Am Rand der Klippe blühte normalerweise ein herrliches Blumenfeld, doch nun war unter dem Schnee keine Blüte zu sehen. Auch Ryan hatte davon gelesen, an diesem Schrein sollte Melody schließlich das Lied vom Vorabend spielen, nachdem er die Kuglen dorthin gebracht hatte. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte der Blonde gestutzt und sich gefragt, ob es denn keinen geeigneteren Platz auf diesem verdammten Fleckchen Land gab. Ironischerweise war eben dieser Ort nun seine zwischenzeitliche Rettung, da Ryan sich dort erst einmal um seine Pokémon kümmern konnte.
    „Okay Panzaeron, wir landen bei dem Steinkreis dort!“
    Der Stahlvogel gab ein gehorsames Krächzen von sich. Das Pokémon war schwach, schaffte es aber unter heftig zitternden Schwingen und erschöpftem Aufstöhnen, noch zu einer sauberen Landung. Sofort sprang sein Trainer von dessen Rücken und begann sofort damit, es auf Verletzungen zu untersuchen. Lavados´ Attacken war es nicht getroffen worden, sonst hätten sie es wohl auch nicht mehr bis hierher geschafft, der Blonde entdeckte jedoch einige üble Wunden am Schnabel.
    „Oh Mann, das muss von diesen Drohnen stammen“, seufzte Ryan und tastete die Stelle vorsichtig ab. Panzaeron zuckte zusammen und machte schnell deutlich, dass die Berührung schmerzte, aber es blieb ruhig. Melody hatte sich ein paar Schritte von den beiden entfernt und sah sich nach jemandem um, den sie hier letztes Jahr noch getroffen hatte. Ihrem Wissen nach, lebte er hier auf diesem Felsen, doch er war nirgends zu sehen. Nur kalter Stein, rauer Fels, kein Anzeichen von Leben – von Panzaeron, Ryan und ihr einmal abgesehen. Seltsam.
    Sie beschloss, sich später Gedanken darum zu machen und kam zu Ryan hinüber, der noch immer den geschundenen Stahlvogel untersuchte.
    „Ist es schwer verletzt?“
    „Nein, aber es ist ziemlich erschöpft.“
    Er nahm seinen Rucksack vom Rücken öffnete ihn und holte zwei kleine Sprühflaschen mit bunten Etiketten heraus. Melody kannte diese Sprays, sie halfen den Pokemon bei Verletzungen.
    „So dass hier ist gegen die Schmerzen...“, sagte Ryan, als er mit der ersten Flasche auf die Wunde sprühte.
    „Und das hilft bei der Heilung der Wunde.“
    Beim zweiten Spray kniff Panzaeron kurz die Augen zusammen und spannte seinen Körper. Es kannte diese Behandlung bereits, wie alle von Ryans Pokémon und wusste daher schon im Voraus, dass es die seltsame Flüssigkeit ein brennendes Gefühl auf der Haut hinterließ, doch es hielt sich unglaublich tapfer.
    „Ich bin stolz auf dich Panzaeron“, sagte Ryan, während er sein Pokémon am Schnabel streichelte, selbstverständlich aber ohne die Wunde zu berühren.
    „Jetzt hast du dir eine lange Pause verdient.“
    Mit diesen Worten holte der junge Trainer den Pokéball hervor und rief Panzaeron zurück. Einmal tief durchatmend steckte er die rot-weiße Kapsel in die vorgesehene Tasche und richtete sich dann auf. Er sah zu der Insel des Feuers, des Eises und des Blitzes hinüber und... empfand nichts als Trauer. Er hatte sich auf die Reise hierher gemacht, um ein paar Antworten auf seine mysteriöse Begegnung mit Lugia auf den Strudelinseln zu bekommen und vielleicht, wenn er Glück hatte, Lugia auch noch einmal zu sehen. Er hatte bereits beim Legenden-Festival viel Spaß gehabt und er hatte so viele Rätsel über all das, was sich auf diesen Inseln zu verbergen schien, gelöst.
    Und was war nun? Nun sah er, wie drei der mächtigsten bekannten Pokémon in einen brutalen Kampf auf Leben und Tod verwickelt waren und seine eigenen Pokémon von irgendwelchen Drohnen eines komplett verrückten Sammlers angegriffen wurden, wobei Panzaeron sogar verletzt wurde. Und als wäre das noch nicht genug, wollten die Titanen, denen er kurz zuvor noch in die Freiheit verholfen hatte, ihn lebendig grillen, verbrennen und einfrieren. Wieso war alles so gekommen? War das der Lohn für seine Mühen, seinen Ehrgeiz und seine Neugier? Nein, es war nicht der Lohn, sondern die Strafe.
    Melody konnte deutlich sehen, was in Ryan vorging. Sie überlegte, ob sie versuchen sollte, ihn zu trösten, erkannte dann aber, dass das wohl keines ihrer Worte würde tun können. So blieb sie stumm, trat an den Blonden heran und legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter. Er senkte den Kopf. Dankbar war er für die Geste des Mädchens, doch gleichzeitig war sie auch sinnlos.


    „Bewahret die Harmonie zwischen Feuer, Blitz und Eis!“
    Die beiden fuhren herum, als eine männliche Stimme die ersten Worte der Legende aussprach und ihnen ein Seufzen anhing. Ein wenig alt war ihr Klang und von Trauer erfüllt. Ryan konnte seinen Augen und Ohren kaum glauben, als er sah, wer da gesprochen hatte, doch Melody hatte damit gerechnet ihn hier zu treffen und lächelte freundlich. Oder besser es hier zu treffen!
    „Hallo Laschoking.“
    Vor den zwei Jugendlichen stand ein aufrecht stehendes Wesen, etwa einen Kopf kleiner als sie selbst und von pinker Hautfarbe. Große Augen musterten sie prüfend, was dem Blonden allerdings gar nicht auffiel. Zu sehr war er von der grauen Muschel, welche das Pokémon auf dem Kopf trug und dem rot-weißem Kragen, welcher offen gesagt eher zum Outfit eines Clowns gepasst hätte, abgelenkt. Es war das erste Mal, dass Ryan einem Laschoking begegnete. Soweit er wusste, war es die weiterentwickelte Form des Lamus und allgemein sehr intelligent. Ein solches Exemplar hier zu treffen und auch noch festzustellen, dass es reden konnte, wie ein Mensch, war schon ein dickes Ding.
    Dem Pokémon stand der Trübsal ins Gesicht geschrieben, doch es rang sich ein ebenfalls freundliches Lächeln ab und senkte den Kopf ein Stück zur Begrüßung.
    „Ihr kennt euch?“
    Ryan schien das alles nur langsam zu verarbeiten. Das war nur verständlich, denn er hatte ja auch noch nie ein sprechendes Pokémon gesehen. Doch es schien ihnen freundlich gesinnt und schien keine bösen Absichten zu haben, daher gab es auch keinen Grund, sich ihm gegenüber misstrauisch oder gar ängstlich zu verhalten. Ob es nun sprechen konnte oder nicht, es war doch ein "nur" Pokémon.
    „Allerdings“, antwortete Melody. Sie brauchte nicht zu erwähnen, dass sie sich hier beim letzten Legenden-Festival getroffen hatten, das konnte man sich denken. Laschoking wandte sich nun Ryan zu.
    „Du bist also gekommen, du bist den Zeichen gefolgt!“
    „Wovon sprichst du? Welche Zeichen?“
    Er verstand nicht ganz, worauf es hinaus wollte. Der selbstverständliche Ton Laschokings wollte ihm aus irgend einem Grund nicht gefallen. Er weckte das Gefühl in ihm, eigentlich mehr wissen zu müssen, als er tatsächlich tat.
    „Du bist dem großen Wächter bereits begegnet und er hat dir gezeigt, was du zu tun hast, davon spreche ich. Du bist seinetwegen hierhergekommen, du bist seinem Ruf gefolgt!“
    Ryan kam noch immer nicht richtig mit, doch als das Monarch-Pokémon Lugia erwähnte holte er fast instinktiv seinen Silberflügel hervor.
    „Er hatte Recht, als er sagte, dass du kommen würdest“, fügte Laschoking hinzu. Auch wenn ihm nur langsam die Bedeutung dessen klar wurde, was Laschoking ihm sagen wollte, erlaubte sich der Blonde ein kleines Lächeln. Lugia hatte von Anfang an geplant, ihn hierher zu locken, einfach unfassbar.
    „Du bist nicht der Auserwählte, doch du bist der Einzige, der die Welt vor dem Untergang bewahren kann", sagte Laschoking dann. Doch das war zu viel für Ryan.
    „Was? Augenblick mal..., ich soll...was?“
    Stumm nickte das hier heimischen Pokémon, um seine Aussage zu bestätigen.
    „Aber ich dachte, der Auserwählte hätte die Welt bereits vor einem Jahr gerettet und die Prophezeiung hätte sich erfüllt“, erwiderte der Blonde. Seine Haltung war abwehrend und seine Stimme ungläubig. Nur allzu verständlich war dies, doch war nun für derartige Gespräche keine Zeit.
    „Das stimmt auch“, antwortete nun Melody.
    „Aber wie du siehst ist das Gleichgewicht der Mächte erneut zerstört und jemand muss es wieder herstellen!“
    Ryan dachte unwillkürlich an das Wesen, welchem diese Aufgabe eigentlich zukommen müsste. War es nicht Lugia allein, das die Macht besaß, um die Titanen zu zähmen? Als hätte Melody seine Gedanken gelesen, fügte sie ihrem letzten Satz noch einige Worte bei.
    „Und das Lied des Wächters allein wird scheitern“, wiederholte sie die Worte aus der Legende. Ryan sah zwischen den beiden hin und her.
    „Du musst die Schätze zusammensuchen, die dem Wächter des Wassers helfen, sonst ist auch er machtlos“, sagte Laschoking auf seine stumme Frage antwortend. Der Auserwählte war nicht hier und das Gleichgewicht musste wieder hergestellt werden, also gab es kein wenn und kein aber, er musste handeln! Doch Lugia hatte das doch schon vor Monaten geplant, es hätte quasi jeden dafür aussuchen können, also...
    „Aber warum ich?“
    Noch bevor jemand auf Ryans Frage antworten konnte, ertönten die Kampfschreie der drei legendären Vögel. Die Gruppe blickte aufs Meer hinaus. Arktos, Zapdos und Lavados hatten sich ein gutes Stück von ihren Inseln entfernt und steuerten nun unwillkürlich auf Shamouti zu. Sie verfehlten einender nur knapp mit ihren Attacken, doch nur ein einziger, ungewollter Treffer auf den Steinkreis würde diesen komplett zerstören und Ryan Melody und Laschoking schwer verletzten, wenn nicht Schlimmeres.
    Doch in diesem Moment verspürte Ryan keine Angst. Er wusste zwar nicht wieso, aber Lugia hatte ihn für etwas auserwählt. In diesem Moment dachte er nicht an die Gefahr, der er sich selbst dabei aussetzte und auch nicht an die Schwierigkeit jener Aufgabe. Er dachte nur daran, was passieren würde, sollte er versagen. Wenn sich die Legende hier und heute tatsächlich wiederholte, wäre dies das Ende für die gesamte Welt.
    Schon seit Jahren war es eine Gewohnheit und Tugend des Blonden, Prioritäten im Leben zu setzen und nach diesen zu handeln. In diesem Falle bestand die Priorität darin, sich dieser Aufgabe zu stellen, um diese Katastrophe zu verhindern und er würde bis an seine Grenzen gehen, um sie zu erfüllen. Wortlos sah er zu, wie die drei Titanen immer näher kamen, während er an den Rand der Klippe ging und schließlich seinen Silberflügel unter seinem T-Shirt hervorholte. Ohne einen ersichtlichen Grund leuchtete er auf einmal in einem hellen, glänzenden, silbernen Licht auf. Zuerst schien es noch, als würde er die Sonne reflektieren, doch da sich diese hinter einer massiven Wolkendecke verkroch, war die unmöglich. Und spätestens als das Licht so stark wurde, dass es beinahe blendete, war klar, dass hier andere Mächte am Werk waren.
    Die drei legendären Pokémon stoppten augenblicklich ihre Angriffe und sahen Ryan an. Melody und Laschoking waren auf einmal wie erstarrt vor Schreck, doch Ryan rührte sich nicht von der Stelle. Auch als das mächtige Trio direkt auf ihn zusteuerte und sich bereits feurige, eisige und elektrische Energie ansammelte, um sich Sekunden später in drei tödlichen Attacken zu entladen, blieb er stehen. Er konnte es selbst nicht genau erklären, aber er fühlte sich genau jetzt absolut sicher, wusste, dass ihm nichts passieren würde. Fast schon wie ein lebensmüder Kandidat für die Irrenanstalt blickte er nun mit einem beseelten Lächeln seinem scheinbaren Ende entgegen.
    „Ryan!“
    Melody hatte es nun ihre Worte wieder gefunden und wollte zu Ryan hinüber rennen, ihn aus seiner Starre befreien, doch es war bereits zu spät. Eisstrahl, Flammenwurf und Donnerblitz, drei Attacken in unverwechselbarer Stärke kamen ihm wütend entgegen. Und er lächelte selbstsicher.
    Nur einen Moment später erschien der gewaltige Wassertornado ein drittes Mal, diesmal direkt vor Ryan und schützte ihn so vor den Angriffen der Titanen. Diese waren sichtlich überrascht und gingen etwas auf Abstand und hielten sich schließlich vor dem Tornado in der Luft. Wütende und empörte Schrei entkamen ihren Schnäbeln und sie schlugen aufgebracht ihre Schwingen hektisch auf und ab.
    Der Tornado hatte sich bis jetzt immer sofort wieder verzogen, doch nun schien er direkt vor Arktos, Zapdos und Lavados stehen zu bleiben, sich ihnen in den Weg zu stellen, um die drei wehrlosen Wesen an dem Steinkreis zu beschützen. Ryan, Melody und Laschoking starrten wortlos in die Wassermassen hinein und erkannten die Silhouette einer mysteriösen Kreatur, die sich langsam mit eleganten Bewegungen seines stromlinienförmigen Körpers den Weg zur Spitze des Strudels hinaufbewegte. Jeder der drei wusste, wer es war.
    Nach ein paar Sekunden lichtete sich der Tornado langsam und Ryan erkannte schnell das weiß-silberne Federkleid. Dann die hellblaue Musterung am Bauch, dann die zehn parallel verlaufenden, indigoblauen Rückenplatten an dem massigen Körper. Am Ende seines Schweifs, welcher etwa einem Drittel der Gesamtlänge entsprach, stießen seitlich zwei spitze Stacheln von ebenfalls indigoblauer Farbe hervor, welche absolut tödlich wirkten. Und schließlich zeigte sich am oberen Ende eines langen Halses der gebogenen Kopf mit den einzigartigen Wülsten über den Augen, einfach unverwechselbar. Die Flügel des Wesens breiteten sich aus und der Tornado brach endgültig auseinander und ließ nur den Anblick der Verkörperung von Schönheit und Macht zurück.
    Lugia war erschienen!


    Mit gebanntem Blick sahen Ryan und Melody das Pokémon an, dessen silberne Federn förmlich zu glänzen schienen, obwohl kein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke fiel. Das Pokémon, nach dem der junge Trainer so verbissen gesucht und nun endlich hatte – obwohl es doch eigentlich mehr so war, dass Lugia ihn gefunden hatte. Es war schließlich Laschoking, der das erste Wort sprach.
    „Der große Wächter des Wassers ist wieder erschienen!“
    „Lugia!“, flüsterte Ryan ehrfürchtig. Er konnte es nicht fassen. Lugia stand ihm völlig offen gegenüber. Keine dunkle Silhouette, keine Vermutungen, keine Zweifel, Lugia in seiner ganzen Pracht.
    Das war der Grund, aus dem Ryan hierhergekommen war, doch nun, da er es sah, war er schlicht sprachlos. Schließlich legte Lugia den Kopf etwas in den Nacken und stieß seinen Gesang hervor. Es ging Ryan durch Mark und Bein, er spürte die Stimme des legendären Pokémons eher, als dass er sie hörte. Sie klang ähnlich wie der Gesang eines Wals, war aber doch irgendwie in keiner Weise vergleichbar. Viel mysteriöser und mächtiger war der Ton, wie von einem nie erfundenen, göttlichen Instrument gespielt und von den herrlichen Klängen des fließenden Wassers zu einer unendlich schönen Symphonie geformt, die Herz und Seele erwärmte. Es war wie ein Traum.
    Doch die Titanen waren weniger begeistert über sein Auftauchen. Sofort wanden sie sich voneinander ab und konzentrierten all ihre Angriffe auf Lugia. Geschickt wich es dem ersten Eisstrahl aus und entfernte sich etwas vom Steinkreis, um Ryan, Melody und Laschoking nicht zu gefährden. Diese konnten nichts weiter tun, als den Kampf tatenlos zu beobachten. Lugia war ohne Zweifel mächtig genug, Arktos, Zapdos und Lavados zu besiegen, aber er konnte nicht riskieren, sie zu verletzten. Zu wichtig und zu wertvoll waren sie für das natürliche Gleichgewicht der Erde. Außerdem war es ein friedfertiges Wesen, das zwar vernichtende Kräfte besaß, diese jedoch nur einsetzte, wenn es unausweichlich war. Und noch konnte er es verhindern, von den Attacken der drei getroffen zu werden – für den Moment jedenfalls. Doch es konnte diesen Kampf so oder so nicht nur durch Ausweichen gewinnen, es gab aber auch andere Wege.
    Gerade schaffte Lugia es nur knapp, einem weiteren Flammenwurf und einem Donnerblitz mit einer geschickten Schraube zu entgehen, doch dann ging es plötzlich in einen steilen Sturzflug, dem seine drei Verfolger nur schwer folgen konnten. Schließlich drehten sie ganz ab, als Lugias Rückenplatten zusammenklappten und es durch die dicke Eisschicht brach, um im Meer zu verschwinden. Es tauchte einige Meter tief und drehte sich dann um die eigene Achse, um wieder den Wassertornado zu erzeugen. Gerade, als die legendären Vögel in geringer Höhe ihren Senkflug bremsten, brach er durch das Eis an die Oberfläche und riss sie mit sich. Sie wurden in verschiedene Richtungen geschleudert, doch als Lugia den Tornado auflöste, flogen ihm direkt wieder hinterher und griffen unbeirrt weiter an. Lugia setzte in seinem Flug zu einem Looping an, machte dann eine seitlich Rolle daraus und sauste haarscharf an den dreien vorbei, wobei Lavados einen Schlag von Lugias Schweif einstecken musste, der es aber nicht wirklich verletzte. Die hier heimischen Vögel schienen sich bei ihren Angriffsversuchen selbst ziemlich im Weg zu stehen. Wohl war Lavados dem temperamentvollen Zapdos ein wenig zu nahe gekommen, was dieses mit wütenden Schlag seines langen, spitzen Schnabels quittierte. Empört schrie der Feuervogel auf, ignoriere das weitere Geschrei aber gekonnt und suchte sich sein Ziel wieder. Was es fand, war allerdings nicht Lugia, sondern Ryan. Der noch immer leuchtende Silberflügel in seiner Hand hatte nicht nur seine Aufmerksamkeit, sondern auch die des Blitzvogels auf sich gezogen, sodass sie nun direkt auf den noch immer starr an der Klippe stehenden Jungen blickten. Urplötzlich kam auch noch Arktos hinzu, sodass nun alle drei direkt auf Ryan zuflogen. Verstehen konnte dieser die Situation allerdings nicht. Warum griffen sie ihn an? Warum verbündeten sie sich nun gegen Lugia und ihn, wo sie sich doch gerade eben noch gegenseitig hatten umbringen wollen? Es wollte ihm nicht in den Kopf gehen. Er war so abgelenkt von diesem Gedanken, dass er gar nicht daran dachte, diesmal nach Schutz zu suchen.
    Allesamt griffen die Titanen ihn an, doch Lugia war gerade rechtzeitig zur Stelle. In eine gleißende, kugelförmige Barriere gehüllt war es sich direkt in die Schussbahn und schützte den Blonden erneut vor dem Zorn der drei legendären Vögel. Das silberne Pokémon hatte den Angreifern den Rücken zugedreht, sodass Ryan sehen konnte, wie es die Augen angestrengt zusammen kniff. Es musste einen enormen Kraftaufwand betreiben, um die Attacken von allen drei Titanen zusammen abzuwehren, doch inmitten seiner Konzentration öffnete es seine Augen einen Spalt weit und schaute hinunter zu Ryan. Genauer gesagt, sah es den Silberflügel an. Ryan konnte erkennen, wie sich die Augen des Pokémons plötzlich weiteten, als sei ihm etwas aufgefallen, doch er konnte noch nicht wissen was es war. Daraufhin schien Lugia seine Kräfte noch stärker zu konzentrieren. Mit einem mächtigen Schrei schien es auf einmal seine Barriere förmlich auszuweiten und eine Aura aus purem Licht auszustoßen, welche die legendären Vögel zurückwarf und Ryan stark blendete. Instinktiv hielt er sich die Hand vors Gesicht und wandte den Blick ab.
    Als er wieder hinsehen konnte, waren Arktos, Zapdos und Lavados auf etwas Abstand gebracht worden, doch Lugia selbst schien dieser Angriff ebenfalls viel Kraft gekostet zu haben. Es hielt sich noch einige Sekunden auf der Stelle in der Luft, in denen es den Trainer mit schwachem Blick anstarrte. Diese Augen... sie zogen Ryan völlig in ihren Bann. Sie waren von marineblauer Farbe und strahlten etwas aus, dass er nicht betiteln konnte. Es war irgendwie sanft, gutmütig und gleichzeitig mächtig und bestimmend und doch wurde keine dieser Bezeichnungen dem Gefühl gerecht, das der Mützenträger bei ihrem Anblick empfand. Schließlich versagten jedoch dem herrlichen Wesen die Kräfte. Seine Muskeln erschlafften und es stürzte ab. Sein Körper durchbrach beim Aufprall auf der Meeresoberfläche die Eisschicht und sank in die Tiefe des Ozeans.
    Ryan war wie vom Donner gerührt. Seine Augen wollten kaum glaube, was sie gerade gesehen hatten und verbissen hoffte der Pokémontrainer, sie hätten ihn getäuscht. Doch natürlich war er sich bewusst, dass dies reines Wunschdenken war.
    Lugia war abgestürzt, dieser Einsatz seiner Macht musste es zu sehr geschwächt haben, nachdem es ohnehin schon viel Energie in den Kampf mit den Titanen gesteckt hatte. Sein Lied wird scheitern, langsam verstand Ryan. Jemand musste die drei Kugeln zusammensuchen, damit Lugia das Gleichgewicht in der Natur wieder herstellen konnte. Er musste das tun!
    Wortlos trat er Laschoking und Melody gegenüber, die ebenfalls geschockt, aber auf irgendeine Weise doch nicht sonderlich verwundert über das waren, was gerade passiert war. Schließlich hatten die beiden das alles schon einmal erlebt. Melody konnte die Gefühle, die Ryan in diesem Moment spürte, gut nachempfinden. An ihr selbst war das Ganze schon beim ersten Mal nicht spurlos vorbei gegangen und sie hoffte inständig, dass Ryan es kein zweites Mal miterleben musste, wie ein legendäres Pokémon seiner Erschöpfung derart erlag, so wie sie es gerade hatte ertragen müssen.
    Im Kopf des jungen Trainers schossen mehrere Gedanken hin und her, doch sie alle hatten eines gemeinsam. Sie fügten sich zu dem Puzzle zusammen, dass diese ganze Reise darstellte und Ryan begriff nun wirklich alles aus seiner Vision von den Strudelinseln und seinen Träumen. Es war klar, was er zu tun hatte.
    „Okay“, sagte Ryan schließlich. Die beiden sahen hoffnungsvoll auf. Ryan würde also die Aufgabe übernehmen, die Schätze zusammenzutragen.
    „Aber ich muss es wissen, warum ich?“
    „Das kann dir nur der große Wächter persönlich sagen“, antwortete Laschoking und sah Melody auffordernd an. Sie wusste sofort, was sie zu tun hatte, doch Ryan tappte völlig im Dunkeln.
    „Was? Wie denn das?“
    Keiner gab eine Antwort, stattdessen griff Melody an ihre kleine Ledertasche, die sie immer bei sich trug und holte ihre Muschel heraus. Die Muschel, auf der sie das Lied der Legenden-Zeremonie spielte. Doch auch, als Ryan das sah, verstand er nicht, wie er auf diese Weise mit Lugia reden sollte. Die Frage stand ihm ins Gesicht geschrieben, doch noch bevor er sie stellen konnte, fing Melody an zu spielen. Sie spielte die selben Töne, die Lugia mit seinem Gesang von sich gab. Sie hatte es Ryan nie gesagt, doch in diesem Moment wusste er von selbst ohne jeden Zweifel, dass er mit seiner ursprünglichen Vermutung falsch gelegen hatte. Dies war eben nicht das Lied der Legenden-Zeremonie, es war Lugias Lied!
    Wie so vieles konnte er es sich nicht erklären, doch genau in diesem Augenblick wusste er es mit absoluter Sicherheit.
    Lugia war bereits hunderte Meter in die Tiefe abgesunken, doch das spielte in diesem Moment keine Rolle. Es hörte sein Lied tief in seinen Gedanken. Es wecktet seine Lebensgeister und erfüllte seinen Körper mit neuer Kraft. Das schmerzende Gefühl in seinen Muskeln wich in Sekundenschnelle einer bebenden Macht und nahezu unbegrenzter Stärke, welche durch seine Venen floss und jedes Gefühl der Erschöpfung vertrieb.Mit einem Mal begann das Pokémon am ganzen Leib hell aufzuleuchten, kurz bevor es schließlich langsam seine Augen öffnete.


    An der Oberfläche hörte Ryan stumm Melodys Musik zu und vergaß dabei fast, in welcher Lage er und die ganze Welt sich gerade befanden. Die wunderschönen Töne von Lugias Lied ließen ihn all das für einen Moment vergessen. Es gab ihm ein Gefühl von innerer Ruhe, Gelassenheit und Gleichgewicht. Gerade, als er sich wieder gefasst hatte, konnte er auf einmal eine Art Präsenz spüren. Es war unnötig darüber nachzudenken, woher sie kam.
    Ryan richtete seinen Blick hinunter auf die Stelle, an der Lugia durch das Eis gebrochen war. Nach einigen Sekunden des Wartens erschien schließlich der Wassertornado wieder an der Oberfläche. Doch, es schien nun vielmehr ein Tornado aus purem Licht zu sein, der in herrlichen Farben schillernd die ganze Klippe erhellte. Und nur wenige Sekunden nach seinem Auftauchen brach der Tornado wieder auseinander und hinterließ den glänzenden Anblick des wieder erstarkten Lugia. Voller neuer Energie erklang schließlich seine sanfte doch zugleich kräftige, männliche Stimme.
    „Das Lied wurde erneut gespielt und die Hoffnung lebt wieder auf!“
    Der Stimme folgte ein kurzes Echo, was aber nur auf die Macht Lugias zurückzuführen sein konnte, da das Kreischen der Titanen kein Echo hinterlassen hatte. Ryan überraschte es längst nicht mehr, dass Lugia die menschliche Sprache beherrschte. Allerdings sprach es die Worte nicht wirklich aus, so wie Laschoking es tat, es schien mit einer Form von Telepathie mit ihnen zu kommunizieren. Diesem Pokémon traute er alle möglichen Fähigkeiten zu, doch aus irgendeinem Grund war er in diesem Moment einfach nur sprachlos. Er konnte mit Worten nicht beschreiben, was es für eine Ehre es für ihn war, dieses legendäre Pokémon überhaupt nur zu sehen und er suchte nach einer Möglichkeit, ihm seinen Respekt zu zeigen. Schließlich sank er mit einem Bein auf den Boden und kniete vor Lugia.
    Sowohl Melody als auch Laschoking waren mehr als überrascht über Ryans Reaktion, waren aber in einer gewissen Form auch ergriffen. Nun sahen sie zum ersten Mal, wie sehr der Junge das legendäre Pokémon regelrecht verehrte. Eine lobenswerte Einstellung sicherlich, doch war der Rothaarigen dies doch ein klein wenig suspekt. Lugia dagegen schien keineswegs verwundert zu sein. Wirklich zu begrüßen schien es die Verbeugung aber auch nicht.
    „Bitte steh auf, du musst mir keinen Respekt zollen“, sagte es schließlich. Ryan richtete sich auf, wie ihm geheißen war und sah Lugia in die Augen. Das marineblaue Schimmern in ihnen fesselte seinen Blick und auf irgendeine Weise schienen sie Ryans Geist und Seele zu beleben. Für einen kurzen Moment konnte der junge Trainer selbst nicht fassen, dass er zu diesem Gedanken gekommen war, doch es stimmte. Diese Augen waren eine Quelle der Inspiration für ihn. Das Gefühl nun vor diesem Pokémon zu stehen und mit ihm zu sprechen war mit nichts zu vergleichen.
    „Der Auserwählte ist nicht hier, doch es ist nicht seine Aufgabe die Welt zu retten, nicht heute!“
    „Was willst du uns damit sagen?“, fragte Ryan, obwohl er nicht allzu tief im Inneren die Antwort bereits erahnte.
    „Die Hoffnung ist zurückgekehrt...“, wiederholte Lugia.
    „...denn der Junge, den ich ausersehen habe die Titanen zu zähmen ist gekommen!“
    „Du meinst... mich?“, fragte Ryan. Lugia nickte.
    „Du musst die Schätze des Feuers, Eises und Blitzes zusammentragen, dann werden sie, in Verbindung mit meinem Lied, ihre Kräfte wieder ins Gleichgewicht bringen.“
    Doch nun musste sich Melody einmischen. Zwar war unter Anderem sie es doch gewesen, die Ryan zu dieser Aufgabe gedrängt hatte, doch sie blendete diesen unbedeutenden Gedanken gleich wieder aus. An einem Punkt schien dieser Plan eine entscheidende Schwäche zu haben.
    „Aber..., ich dachte nur der Auserwählte kann das!“
    Damit lag sie eigentlich auch richtig, denn nur bei genau diesem konnten die Kräfte der Kristallkugeln freigesetzt werden, aber auch nur eigentlich!
    „Das ist wahr, doch mit seiner Hilfe kann ich die Kräfte der drei Schätze erwachen lassen.“
    „Aber warum nur mit meiner Hilfe?“, fragte Ryan nun. Lugia wusste, dass das alles für Ryan schwer zu begreifen war, aber er konnte nicht alles erklären, noch nicht.
    „Ich habe diese erneute Katastrophe vorhergesehen und daher das gesamte vergangene Jahr damit verbracht, meine innere Stärke zu sammeln und mich auf den heutigen Tag vorzubereiten. Nun bin ich in der Lage, die Macht von zwei der drei Kugeln allein zu entfesseln, doch um auch die Macht des Dritten Schatzes freizusetzen brauche ich deine Hilfe!"
    Noch entwich Ryan keine Reaktion. Bislang war damit noch keine seiner Fragen erklärt.
    „Es ist wahr, dass nur der Auserwählte die Kräfte aller drei Schätze erwachen lassen kann, doch ein Mensch, der reinen Herzens ist und die Wege der Pokémon versteht und das Leben mit ihnen zu schätzen weiß, kann die Kräfte der dritten Kugel entfesseln, die wir brauchen!“
    „Ich kann die Mächte von einer der Kugeln freisetzten?“, fragte Ryan ungläubig.
    „So ist es. Du bist als starker Pokémontrainer bekannt, doch die Kraft, tief im Inneren deines Herzens ist noch um ein vielfaches größer!“
    „Du meinst also: zusammen könne wir es schaffen?“
    Ein Hauch von Zuversicht war nun in der Stimme des Blonden herauszuhören, doch wurde diese noch von Zweifel und Unsicherheit überschattet. Bei Lugia schien dies ganz anders zu sein. Seinen Augen und seiner Stimme entsprangen grenzenloses Vertrauen und eine Sicherheit, der nur zu beneiden war.
    „Zusammen werden wir es schaffen!“, antwortete das legendäre Pokémon. Ryans Augen weiteten sich langsam und tief in seinen Gedanken konnte Lugia sehen, wie sein Selbstvertrauen und sein Kämpferherz allmählich auflebten. Dennoch blieb er bescheiden.
    „Ich werde tun was ich kann und ich werde bis zum Schluss kämpfen, um den Titanen ihr Gleichgewicht wieder zu geben!“
    Er klang nicht sehr überzeugt von sich selbst und wünschte sich augenblicklich, er etwas optimistischer geklungen. Lugia erkannte, dass Ryan jedes dieser Worte ernst meinte, aber er war sich seiner wahren Stärke noch nicht bewusst und blieb deshalb noch leicht verunsichert. Doch es versuchte ihm Mut zu machen.
    „Keiner von uns ist allmächtig, aber jeder von uns kann seinen Teil beitragen und wenn Menschen und Pokémon mit Herz und Seele zusammenarbeiten, können wir alles schaffen!“
    Ryan lächelte zuversichtlich. Er würde also an der Seite von Lugia kämpfen. Allein dies war mehr Motivation, als er brauchte. Und wenn er die Hilfe eines so mächtigen Verbündeten an seiner Seite wusste... was konnte da schon schief gehen? Nein, er würde nicht scheitern, niemals!


    Ryan brauchte die Eiskugel, um seine Aufgabe zu erfüllen. Er musste also zur Insel des Eises gehen und den Altar suchen, an dem er die Kugel finden würde, doch die Sache hatte einen Haken.
    Arktos, Zapdos und Lavados befanden sich gerade in der Nähe von genau dieser Insel und allen war klar, dass die drei sofort angreifen würden, sobald sie sich näherten. Es würde also kein Spaziergang werden.
    Melody machte sich selbstverständlich große Sorgen um Ryan, aber dennoch hatte er sie diesmal überzeugen können, hier bei Laschoking zu bleiben, da es sicherer für sie war. Doch sie gab keine Ruhe.
    „Und wie willst du zur Insel kommen?“
    Beim erneuten Nachdenken war das eine gute Frage, denn wenn er auf Lugias Rücken flog, würde er unweigerlich mit zum Ziel der legendären Vögel werden und sein Panzaeron war noch zu schwach für solch einen gefährlichen Flug. Doch Ryan hatte noch eine Option.
    Er griff in seine Pokéballtasche, um eine der rot-weißen Kapseln herauszuholen.
    „Jetzt bist du dran mein Freund!“
    Aus dem Lichtblitz materialisierte sich ein hundeähnliches Pokémon mit zwei gebogenen Hörnern auf dem Kopf und nachtschwarzem Fell. An Rücken und Knöchel war es mit weißen, knöchernen Streifen versehen war. Auch um seine Schulter lag eine solche Musterung, die ein wenig den Eindruck einer Halskette mit einem kleinen Totenschäden auf der Brust hinterließ. Es handelte sich um ein besonders großes Exemplar. Ragten ihm diese Pokémon normalerweise nur bis zur Hüfte, erreichte dieses Hundemon mit seiner Schnauze beinahe Ryans Schulter. Und eben diese Größe war in diesem Fall von entscheidender Bedeutung.
    Natürlich, auf Hundemons Rücken konnte er in hohem Tempo über das Eis des zugefrorenen Ozeans reiten und Lugia konnte ihm von oben Deckung geben. Ryan trat vor sein Pokémon und ging in die Hocke, um auf Augenhöhe mit ihm zu reden.
    „Hundemon, ich brauche dich und deine Schnelligkeit. Es wird vermutlich die schwerste Aufgabe, die wir je vor uns hatten, aber ich glaube an dich, hörst du?“
    Es gab ein zuversichtliches Bellen von sich und ehrgeizige Entschlossenheit spiegelte sich in seinen Augen. Dies ließ Ryan lächeln. Er und sein Partner waren bereit, doch Melody hörte nicht auf, sich Sorgen zu machen.
    „Ryan....“
    Sie suchte noch nach den richtigen Worten, als sich Ryan umdrehte und sie ansah. Ihre Augen wurden leicht wässrig, ließen die sich ankündigenden Tränen jedoch nicht ihren Weg über die Wangen des Mädchens suchen. Sie wusste genau, das der Junge aus Silber City das hier tun musste, daher hatte sie ihn auch dazu gedrängt. Doch nun, da seine Prüfung unmittelbar bevor stand, wurde sie von Angst erfüllt. Angst davor, dass er nicht zurückkehrte. Ryan konnte deutlich sehen, was sie loswerden wollte, daher sprach er, bevor Melody weiter redete.
    „Ich komme wieder zurück, versprochen.“
    Sie lächelte ihn mit einer Spur von Trauer im Gesicht an. Ryan mochte diese gefühlvollen Abschiede ja nicht besonders, doch er wusste, dass dieser nur für eine sehr kurze Zeit sein würde. Daher versuchte er es kurz zu machen und wandte sich mit einem letzten Blick ab, mit dem er versuchte, ihr ein wenig Hoffnung zu geben. Eine Frage wurde Melody allerdings noch los.
    „Ryan…“
    Der Angesprochene hielt nicht inne, sondern schwang sich auf Hundemons Rücken. Doch er nahm aufmerksam jedes Wort wahr, das über die Lippen der Rothaarigen glitt.
    „Was, wenn du scheiterst?“
    Noch nie in seinem Leben hatte er so entschlossen und selbstbewusst auf eine Frage geantwortet.
    „Werde ich nicht.“
    Das entlockte Melody nun doch ein verständnisvolles Lächeln und Ryan wandte sich dem Wächter des Wassers zu.
    „Ich bin bereit Lugia.“
    „Dann lass uns aufbrechen, denn die Zeit läuft gegen uns!"
    Ryan konnte fühlen, wie sich die Muskeln in Hundemons Leib anspannten. Wie von Bibor gestochen hechtete es los, sprang die felsigen Klippen hinab, bei denen es sich mit großen Sätzen von Vorsprung zu Vorsprung nach unten arbeitete. Binnen weniger Sekunden hatte es die gefrorene Wasseroberfläche erreicht und setzte zum Sprint an. Ryan krallte sich Halt suchend in das Fell des Schattenhundes. Dieser tolerierte es, schwor sich aber, hinterher auf einem Zuschlag bei der nächsten Fütterung zu bestehen.
    Jetzt ging es also los, der Kampf, der um das Schicksal der Erde entscheiden sollte. Dabei hatte Ryan gedacht, der Kampf seines Lebens wäre noch ein paar Wochen entfernt. Doch er begann hier und jetzt. Und er war bereit!

  • Hallöle ^-^
    Endlich durfte ich wieder in den Genuss eines deiner Kapis kommen. Und ich kann sagen du hast mich nicht enttäuscht. Es war wieder einmal echt klasse. Diesmal hast du Lugia und Hundemon ziemlich genau beschrieben, was ich natürlich richtig gut fand. Auch wie du die beschreibung gestaltet hast war echt gut. Die umgebung war jetzt nicht ganz sooo gut, aber die die den Film gesehen haben wissen eh wie es da aussieht von daher. Auch hast du mal wieder die Gedanken gut eingebracht. Auch die Gefühlsbeschreibung war einfach toll. Es gibt an deinem Schreibstil echt nix zu meckern. Aber ich finde doch was XD. ist aber nicht so schlimm, eben nur ein paar kleine Rechtschreibfehler und an einer Stelle auch ein kleiner Grammatikalischer Fehler. Aber dolle stört mich das jetzt nicht wirklich. Guck vielleicht nochmal drüber, du findest die schon. Du hast es ja richtig spannend gemacht. Ich frage mich ehrlich warum sich Lugias Augen beim Anblick des Silberflügels geweitet haben. Mich würde echt interessieren was das zu bedeuten hat. und auch warum Ryan jetze genommen wurde. Denn er hat ja Recht, warum ihn und nicht den Auserwählten? Diese Frage hast du einem ja quasi eingepflanzt XD. Aber ich habe echt gut mitgefühlt, und alles vor mir gesehn, also echt supi gemacht. Ich kann nur sagen das ich mich riesig aufs nächste Kapitel freue. Und ich hoffe mal das ein paar Leutchen nochma das ein oder andere Kommi hinterlassen werden. Wenn nicht komm ich und mach die Fertig XD. ok dann bis zum nächsten Kapi.
    Lg
    ~Akari~

  • Hallo Akari,


    erstmal danke für dein Kommi (wieder mal^^). Ist diesmal wirklich SEHR positiv ausgefallen, was mich natürlich total gefreut hat. Dass ich ein paar Rechtschreibfehler gemacht hab kann gut sein, war nämlich ein klein wenig in Eile beim Schreiben. Danke jedenfalls für den Hinweis, schaue da bei Gelegenheit noch mal drüber ;).


    Zu der Sache mit dem Silberflügel und der Frage warum Ryan nun ausgesucht wurde, will ich noch schnell voraussagen, dass das nicht unbedingt gleich im nächsten Kapi erläutert wird. Steht zwar noch nix Genaues fest, ist aber wahrscheinlich, dass ihr euch noch ein paar Kapitel lang mit der Frage quälen müsst ?( :P. Aber keine Angst, früher oder später werden alle Fragen enthüllt!

  • Moin, moin und hallo,
    dies ist nun wieder eines der Kapitel, bei denen die Änderungen sich eher in Grenzen halten, doch ich denke, dass sie sich durchaus bemerkbar machen. Ich finde das Kapi jedenfalls gelungen. Euch natürlich wieder viel Spaß und...
    Wiederschauen, reingehauen^^



    Kapitel 14: Über die eigenen Grenzen


    Ryan saß auf dem Rücken von seinem Hundemon und ritt der Insel des Eises entgegen, den eiskalten Wind in seinem Gesicht spürend. Die Aufgabe, die ihm hier und heute auferlegt worden war, grenzte wahrlich an Selbstmord, doch daran dachte der junge Trainer aus Silber City nicht. Wenn so viel auf dem Spiel stand, wie es hier und heute der Fall war, dann hieß es, alle Ängste beiseite zu schieben und verdammt noch mal das zu tun, was getan werden musste. Und wenn dies Leben fordern sollte, so war er dazu bereit.
    Doch in diesem Moment dachte der Blonde nicht einmal daran, dass er scheitern könnte. Lugia vertraute ihm. Es hatte ihn dafür ausgesucht, weil er – vom wahren Auserwählten einmal abgesehen – der einzige war, der dieser Aufgabe gewachsen war. Dieses Gefühl von einem legendären Pokémon beschützt zu werden und sein Vertrauen zu spüren, war einfach nur beflügelnd. Und sowohl Hundemon als auch dem Rest von Ryans Pokémon erging es genauso.
    In rasantem Tempo setzte der Schattenhund seinen Weg über die eisigen Pfade des Ozeans fort, während Lugia immer dicht über ihm flog, um die Attacken der Titanen abzuwehren, wenn sie kommen würden. Und sie kamen!
    Sie ließen nicht einmal lange auf sich warten, Arktos und Zapdos flogen als Erste direkt von vorne auf Ryan zu und machten sich zum Angriff bereit. Während der Eisvogel eine bläuliche Energiekugel in seinem Schnabel sammelte, ließ letzterer der beiden bedrohliche Blitze um seine Flügel zucken.
    Lugia reagierte schnell, es flog zwischen ihn und die beiden Angreifer und setzte seine Barriere ein. Der Eisstrahl und der Donnerblitz trafen mit voller Wucht, doch Lugia hielt ihnen stand. Schließlich wartete es bis zum letzten Moment, bevor er den beiden auswich und sie an Ryan vorbei direkt ins Leere flogen. Dieser verspürte einen starken Windstoß, als die zwei Titanen nur knapp über seinen Kopf hinweg vorbeidonnerten.
    Unmittelbar danach kam Lavados hinzu, ebenfalls von vorne und sammelte wütende Flammen in seinem Schnabel, doch diesmal machten sie es anders. Ohne ein Wort der Absprache wussten Pokémon und Trainer, was sie zu tun hatten. Als der Titan des Feuers schließlich mit einem brodelnden Flammenwurf angriff, bückte sich Ryan hinab, damit seine Worte an das Ohr seines treuen Hades-Pokémon dringen konnten.
    „Schnell Hundemon, deinen Flammenwurf dagegen!“
    Es gehorchte, wie gewohnt. Heiße Flammen züngelten um das halb geöffnete Maul des Schattenhundes und entwichen diesem in einem gewaltigen Flammenstrahl. Die Attacken der Pokémon trafen schließlich aufeinander. Natürlich war Lavados um ein vielfaches stärker, als Hundemon, doch es war nicht Ryans Ziel, Lavados zu treffen oder die Attacke abzuwehren. Er wollte nur Zeit gewinnen.
    Mehr, als diese eine Sekunde brauchte er auch nicht, oder besser gesagt, brauchte Lugia nicht, denn während sich Lavados an Hundemon aufhielt, ließ es wieder seine Barriere um sich herum erscheinen und stieß den Feuervogel von ihm weg.
    Sofort hatte es die ganze Aufmerksamkeit von Lavados und Ryan hatte wieder etwas Luft.


    Doch das hielt nicht lange an, den Zapdos und Arktos waren schnell wieder direkt hinter ihm. Der Titan der Blitze ließ bereits wieder erste Blitze um seine Flügel zucken, während abermals ein hellblauer Orb im Schnabel des Eisvogels Schnabel erschien, der sich jeden Moment in Form eines Eistrahls entfalten würde. Doch Ryan hatte selbst noch ein paar Tricks auf Lager.
    „Jetzt weich aus mit Finte!“
    Schneller, als das Auge folgen konnte, verschwand Hundemon für den Bruchteil einer Sekunde, um in einigen Metern Abstand wieder aufzutauchen. Ein wenig erinnerte es an die Strategie, die der Blonde wenige Stunden zuvor noch mit Alpollo angewandt hatte und es funktionierte ebenso gut. Beständig wich der schwarze Hund den Attacken der beiden Titanen aus, wie es dies schon tausend Mal im Kampf getan hatte und Ryan kam seinem Ziel weiter näher.
    Er war recht zuversichtlich, dass sie es schaffen würden, doch dann verfehlte in einem kurzen Moment der Unachtsamkeit ein Eisstrahl von Arktos ihn nur um Haaresbreite. Der Blonde hatte bereits die Kälte auf seiner Haut spüren können, sodass sich sofort sämtliche Haare auf seiner Haut aufgestellt hatten und er selbst unweigerlich zusammengefahren war. Allerdings war er nochmal mit dem Schock davon gekommen – Hundemon hatte nicht so viel Glück gehabt. Es wurde am Hinterbein getroffen und jaulte sofort gequält auf. Ein kurzer Blick verriet Ryan, dass dieser Streifschuss bereits ausgereicht hatte, um Hundemons linkes Hinterbein mit einen kleinen, kristallklaren Eisschicht zu benetzen.
    Doch der Treffer war nicht allzu hart gewesen und als Feuerpokémon machten ihm die Eis-Attacken glücklicherweise nicht viel aus, doch wenn sie ein weiterer Angriff erwischte, spielte es keine Rolle mehr, welche Attacke es war, oder wie schwer sie getroffen wurden.
    Lange konnten sie nicht mehr durchhalten, sie mussten Abstand gewinnen, doch der Schattenhund war viel zu schwach, um die Verfolger jetzt noch abhängen zu können. Doch dann meldete sich der Wächter des Wassers zurück.
    Lugia musste kurz unter das Eis getaucht sein, denn es erschien wieder mit seinem Wassertornado, traf damit die Titanen des Eises und Blitzes und hielt sie für einige Sekunden in dem Wirbel gefangen.
    Zapdos konnte sich etwas schneller daraus befreien als Arktos und entlud einen weiteren Donnerblitz in Richtung Lugia, während es noch von den Wassermassen eingehüllt war. Die Blitze zucken wütend und erbarmungslos um den Tornado herum und erhellten die gesamte Küste mit einem grellen, gelblichen Licht. Dieser Treffer musste Lugia stark geschwächt haben, denn so viel Ryan wusste, gehörte es zum Teil zu den Flug-Typen, was schon hart genug war. Doch inmitten eines Wassertornados getroffen zu werden, der die Elektrizität weiterleitet...
    Er machte sich Sorgen, ob Lugia diesem Angriff wohl standhalten konnte, doch es hatte schnell und clever reagiert. Als der Tornado auseinander stob und Lugia selbst in Sicht kam, war es wieder in seine Barriere eingehüllt, die den Donnerblitz abgewehrt hatte und schließlich stieß es, in selbiger Lichtkugel eingeschlossen, den Titan des Blitzes runter zur zugefrorenen Wasseroberfläche. Dieser konnte sich zwar noch ausrichten und somit einen schmerzhaften Aufprall auf die Eisschicht verhindern, doch Ryan hatte dadurch wieder viel Zeit gewonnen.


    Doch die legendären Vögel gaben einfach nicht auf, zu Ryans Linken tauchte schon wieder Lavados auf, doch Lugia war erneut zur Stelle und blockte seinen Flammenwurf ebenfalls ab, um seinen Gegner dann weg zustoßen. Nun hatte Lugia alle drei legendären Vögel direkt hinter sich, doch er schaffte es noch, ihren Attacken auszuweichen und Ryans Vorsprung war nun groß genug, um die Insel erreichen zu können.
    „Ja, komm schon, wir sind fast da! Halte noch etwas durch!“, rief er Hundemon zu.
    Diese Worte und die Erkenntnis, dass das Ziel so nahe war, gaben dem Pokémon neue Kraft und es bellte entschlossen voll neuer Motivation auf, während es die schmerzenden Muskeln ignorierte. Es gab wirklich alles und schließlich schafften sie es ohne weitere Probleme zur Insel des Eises. Jene Landmasse war ebenfalls von oben bis unten vereist und verschneit. Jeder Stein, jede Pflanze, einfach alles.
    Doch Hundemon hatte schon mit der dicken Eisschicht auf dem Meer keine Probleme gehabt, dagegen war der Boden hier fast schon zu einfach zu überqueren. Sie hatten das Ufer hinter sich gelassen und rannten nun durch ein kleines Waldgebiet zum Berg im Zentrum der Insel, denn am Gipfel sollte Melodys Worten nach, der Altar liegen, an dem Ryan die Eiskugel finden würde. Durch die Baumkronen hindurch betrachtete der Trainer den mächtigen Koloss einige Sekunden lang. Es schien an ein Wunder der Natur zu grenzen, dass ein Berg von dieser Größe aus einer solch kleinen Insel emporstieg. Er schien beinahe die Wolkendecke zu berühren.
    Die drei Inseln waren nicht sonderlich groß, daher hatten sie den Berg schnell erreicht, doch kaum dort angekommen, offenbarte sich ein weiteres Problem. Viel zu steil waren die Felswände an allen Seiten, als dass man so die Spitze erreichen könnte.
    „Verdammt, hier kommen wir nicht hoch“, stieß Ryan zwischen den Zähnen hervor. Er könnte theoretisch auf Panzaeron fliegen, aber es war mit hoher Wahrscheinlichkeit noch immer geschwächt und musste sich noch etwas ausruhen.
    Der Pokémontrainer beschloss schließlich, den Berg einmal zu umkreisen und nach einer anderen Möglichkeit zu suchen. Ungeduldig suchten seine Blicke jeden Zentimeter der Umgebung nach einem Weg zur Spitze des Berges ab. Innerlich fluchte er nach allen Regeln der Kunst, für so etwas hatte er nun wirklich keine Zeit!
    Ryan würde nur zur Spitze fliegen, wenn es keinen anderen Weg gab, doch im Moment hatte genau dies den Anschein. Doch genau in dieser Sekunde fiel sein Blick auf einen dunklen Fleck, nur wenige Meter voraus, direkt am Fuße des Berges.
    Dort führte ein Tunnel ins Innere des Berges. Höchstwahrscheinlich endete er direkt am Gipfel. Ryan musste in diesem Moment einfach kurz lächeln, endlich mal ein bisschen Glück!
    Doch auch dieser Weg war steil und jeder Zentimeter war mit einer dicken Eisschicht bedeckt, sodass selbst Hundemon sich hier mit seinen Krallen nicht halten konnte. Zumindest nicht mit Ryan auf dem Rücken und aus eigener Kraft konnte er dieses Hindernis erst recht nicht überwinden. Doch für dieses Problem war schnell eine Lösung gefunden. Der Blonde schwang sich vom Rücken seines Schattenhundes und ging einen Schritt beiseite.
    „Hundemon, setzt Feuersturm ein, um das Eis zu schmelzen!“
    Wieder sammelte das Hades-Pokémon wütend züngelnde Flammen in seinem Maul und schließlich fegte ein wahres Inferno mit unglaublicher Zerstörungskraft durch den Tunnel. Aus einem Reflex heraus schlug Ryan den Arm vor das Gesicht, da die Hitze auf seiner Haut noch aus einigen Metern Entfernung deutlich zu spüren war und beinahe schmerzte. Im Normalfall hätte die Attacke ein sternenförmiges Flammenkreuz gebildet, doch da der Durchgang nicht sonderlich breit war, rasten die Flammen als unkontrollierbare Feuerbrunst unaufhaltsam vorwärts. Das Pokémon setzte all seine verbleibenden Kräfte in diese Attacke und sie zeigte Wirkung!
    Ein regelrechter Wasserschwall kam den beiden entgegen, als Hundemon den Feuersturm schließlich einstellte. Fluchtartig sprang es zur Seite, um dem von Feuerpokémon so verhassten Wasser bloß nicht zu nahe zu kommen. Das Eis war binnen von Sekunden geschmolzen und der Boden war nun problemlos begehbar. Doch nun war das Pokémon sichtlich erschöpft und kurz vorm Zusammenbrechen. Angestrengt keuchte es vor sich hin und seine rosafarbene Zunge hing erschlafft aus seinem Maul heraus. Sein heißer Atem erzeugte feine Wölkchen, welche sich binnen einer Sekunde in Luft auflösten. Das merkte auch Ryan und er beschloss seinem Freund endlich seine wohl verdiente Pause zu geben.
    „Danke Hundemon, das hast du gut gemacht. Jetzt kannst du dich ausruhen.“
    In dem Gesicht des erschöpften Pokémons war zwischen dem stark ermüdeten Blick noch zufriedenes und stolzes Grinsen zu erkennen, bevor es dann in dem roten Lichtstrahl verschwand. Ryan war bereits jetzt unglaublich stolz, auf dass, was seine Pokémon heute leisteten, aber noch war nichts gewonnen und er musste diesen Gedanken auf später verschieben. Nach einem Moment wurde er sich wieder seinem Ziel bewusst und rannte nun den Tunnel hinauf zur Spitze des Berges.


    Nachdem Ryan dem Tunnel schätzungsweise zehn Tage lang gefolgt war und seine Beine bereits lautstark gegen den ihn abverlangten Kraftakt protestierten, konnte er sprichwörtlich das Licht am Ende des Tunnels sehen. Ihm tat nun selbst alles weh, jeder Schritt brachte eine neue Schmerzenswelle mit sich, die mit jedem Mal stärker wurde und zudem langsamer wieder abklang. Diese Reise hatte nicht nur seinen Pokémon viel abverlangt, doch er wusste, dass sich Lugia auf ihn verließ.
    Es hatte ihn ausgesucht, weil er der Geeignetste war, vom wahren Auserwählten mal abgesehen, doch der war nicht da und somit war Ryan die einzige Hoffnung, die blieb. Unter allen Menschen dieser Welt hatte sich der Wächter des Wassers einzig und allein für ihn entschieden und er schien vehement an diesen Entschluss festzuhalten. Der Gedanke daran und an die Worte von Lugia gaben ihm Kraft und er quälte sich weiter den Berg hinauf, immer weiter dem Licht entgegen. Schließlich hatte er den Gipfel endlich erreicht.
    Schon auf den letzten Metern des Tunnels hatte er gesehen, dass Hundemons Feuersturm hier nicht das komplette Eis geschmolzen hatte, daher wunderte es ihn nicht, dass hier oben noch alles zugefroren war. Es war eine recht große, runde Fläche, die etwas abgesenkt vom Rand des Berges lag. Und genau vor ihm stand der vereiste Altar!
    Als wäre der gerade erst bewältigte Aufstieg nie gewesen, verspürte Ryan auf einmal wieder Kraft zum Rennen und lief zur überdachten Vogelskulptur hinüber. Genau wie bei den anderen beiden steckte die Eiskugel im Schnabel des Vogels, nach welcher er beherzt griff. Sie saß ebenfalls sehr fest, wie auch schon die Feuerkugel und Ryan hatte nach den Anstrengungen dieses Tages seine Mühe, das blöde Ding herauszuziehen. Doch mit einem letzten, entschlossenem Kraftakt und einem erschöpften Stöhnen bekam er sie schließlich heraus.
    Dabei rutschte er allerdings auf dem glatten Eis unter seinen Füßen aus und landete auf dem Rücken. Während er sich schwer atmend einen kurzen Moment der Erholung gönnte, betrachtete die blaue Kugel in seiner rechten Hand. Im Inneren war eine Art Eisblitz zu erkennen, doch der blieb matt und kraftlos. Aber Ryan erinnerte sich an Lugias Worte: „Ein Mensch, der reinen Herzens ist und die Wege der Pokémon versteht und das Leben mit ihnen zu schätzen weiß, kann die Kräfte der dritten Kugel entfesseln, die wir brauchen!“
    Die Rede war von einer einzelnen Kugel gewesen und die Feuerkugel hatte vorhin bereits in seinen Händen aufgeleuchtet, daher war es nur logisch, dass die Eiskugel ihre wahre Kraft nicht entfaltete. So oder so konnte sich Ryan darüber später Gedanken machen, er musste jetzt schnell zurück nach Shamouti. Er wusste nicht, wie lange Lugia den Kampf mit den Titanen noch durchstehen würde oder ob es vielleicht schon besiegt war.
    Er verdrängte diesen Gedanken schnell wieder, rappelte sich unter größter Mühe wieder auf, ließ den letzten Schatz ein seine Jackentasche gleiten und machte sich auf den Weg, den Tunnel hinab zu rennen. Lugia würde nicht scheitern, genau so wenig wie er selbst!
    Nicht heute und auch nicht in Zukunft. Dies rief sich der Blonde stur immer und immer wieder ins Gedächtnis. Sie waren die Einzigen, die die Welt heute retten konnten und Ryan hatte versprochen, alles zu geben und bis zum Ende zu kämpfen.
    Er rannte beinahe willenlos den Tunnel hinab und ignorierte seine vor Empörung aufschreienden Beine, welche ihren Besitzer zur Ruhe zwingen wollten. Ryan bewies allerdings einen unglaublichen Sturkopf und rannte einfach weiter. Den Schmerz konnte er ertragen, die Vorstellung Lugia im Stich zu lassen nicht. Ihm war wohl bewusst, dass er das alles hier nicht nur für Lugia tat, aber irgendwie hatte dieses Pokémon Ryans Seele berührt. Er konnte sich selbst nicht erklären, warum allein der Gedanke an dieses Pokémon ihn so antrieb. Doch ihm war, als könnt er eine Verbindung spüren, die er noch nie zuvor bei irgendjemandem gespürt hatte, weder bei Mensch noch bei einem anderen Pokémon.


    Ryan wachte schließlich aus seinen Gedanken auf, er war am Fuß des Berges angelangt. Ungläubig, dass er es schon geschafft hatte, drehte er sich um und sah zum Gipfel hinauf. Er war wirklich schon unten, dabei war ihm der Weg gerade einmal ein paar Minuten lang vorgekommen. Ryan nahm sich eine Sekunde Zeit, um stolz auf sich selbst zu sein, denn das durfte er sich erlauben. Schließlich konzentrierte er sich aber wieder und rannte nun zu Fuß durch den kleinen Wald in Richtung des Ostufers, an dem er die Insel zuvor betreten hatte. Dabei schlenderte er mehrmals über ebene Eisflächen, wobei er einen Sturz immer nur knapp verhindern konnte. Verflucht sollte Arktos sein, dass es sein Heim so gestaltet hatte.
    Doch als er dann das ersehnte Ufer der Insel endlich erreichte, sah er sich mal wieder einem weiterem Problem gegenüber. Panzaeron und Hundemon waren vorerst außer Gefecht und nun hatte er kein Pokémon übrig, mit dessen Hilfe er Shamouti schnell wieder erreichen konnte. Er blickte aufs Meer hinaus.
    Arktos, Zapdos und Lavados waren etwa auf halbem Weg zu seinem Ziel entfernt und lieferten sich nach wie von einen erbitterten Kampf, aber Lugia war nicht zu sehen.
    „Ist Lugia etwa...?“, ein schreckliches Gefühl überkam Ryan, als ihn die dunkle Vorahnung beschlich, dem silbernen Wesen könne etwas passiert sein. Doch das hielt nur einige Sekunden an. Ryan vernahm die himmlischen Töne von Lugias Gesang und sah nach oben, von wo diese zu kommen schienen. Das legendäre Pokémon war direkt über ihm und kam mit eleganten Flügelschlägen langsam zu ihm herab geflogen. Ryan lächelte ihm erleichtert entgegen, was von Lugia erwidert wurde. Da es Ryan soweit gut zu gehen schien, stellte es sofort die wichtige Frage.
    „Hast du den Schatz?“
    Ryan holte wortlos die Eiskugel hervor und hielt sie in die Luft. Lugias Lächeln wurde breiter.
    „Aber ich brauche deine Hilfe“, sagte Ryan dann. Lugia war erst verwundert, alles schien gut zu laufen und es konnte kein Problem erkennen.
    Doch dank seiner psychischen Fahigkeiten reichte ein kurzer Blick ins Ryans Augen aus, um seine Gedanken zu erkennen. Seine Pokémon waren erschöpft und er hatte nun keine Möglichkeit mehr, Shamouti aus eigener Kraft zu erreichen. Es war einfach nicht zu beschreiben, welches Band diese beiden verband, obwohl sie sich heute zum ersten Mal richtig getroffen hatten.
    Doch noch bevor einer der beiden etwas sagen konnte, blickte Lugia auf und musste schnell einem Flammenwurf ausweichen. Gerade noch rechtzeitig hatte es den nahenden Flammenstrahl wahrgenommen. Die drei Titanen waren zurück, um den Wächter des Wassers endgültig zu erledigen, aber der konnte es weiterhin vermeiden, getroffen zu werden. Ausnahmsweise konnten Arktos, Zapdos und Lavados ihnen sogar behilflich sein, denn es gab noch eine letzte Möglichkeit für Ryan, zum Steinkreis zurückkehren zu können.
    Lugia flog unter den drei legendären Vögeln hindurch und steuerte Shamouti an, was dazu führte, dass mehrere Flammenwürfe und Donnerblitze auf das zugefrorene Wasser trafen und es zum Schmelzen brachten oder aufsprengten. Hier und da traf auch ein Eisstrahl auf das Wasser, der es wieder ein Stück zufror, aber dennoch bildete sich langsam ein Wasserweg direkt zum Steinkreis. Um zusätzlich Abhilfe zu schaffen, hüllte sich Lugia abermals mit seiner Barriere ein und brach eine Schneise in das dicke Eis. Mit lautem Krachen zerbarst das Werk des Eisvogels unter dem Druck und ließ das hervortretende Wasser aufpeitschen. Ryan lächelte, als er die Hilfe des legendären Pokémons erkannte und einen weiteren Pokéball hervor holte.
    „Impergator, du bist jetzt dran. Auf´s Wasser mit dir!
    Mit einem entschlossenen Brüllen entstieg Ryans bester Freund der Kapsel und brüllte voller Tatendrang auf. Seine mächtigen Klauen waren erneut zu Fäusten geballt worden, als würde es am liebsten etwas einschlagen wollen. Kampfbereit wandte es sich seinem Trainer zu. Der Weg war frei, Ryan konnte auf seinem Wasserpokémon nach Shamouti schwimmen, doch vorher musste er noch ein paar Worte mit seinem stärksten Gefährten wechseln.
    „Hör zu Impergator, ich weiß ich verlange heute viel von euch allen, aber ich schwöre, dass es das wert ist. Wir haben heute die Chance, und gleichzeitig die Bürde, etwas Großes zu vollbringen und dafür brauche ich von dir alles, was du hast.“
    Impergator nickte und machte Ryan klar, dass es bereit war, aber er war noch nicht fertig.
    „Du bist unglaublich stark, aber ich weiß, dass noch viel mehr in dir steckt. Ich habe immer versucht, all deine Power hervor zu bringen, doch ich habe es nicht geschafft. Jetzt sieh dich einen Moment um und denke über die Situation nach.“
    Impergator kam der Aufforderung nach und ließ seinen Blick über das Meer schweifen. Ihm bot sich ein Bild des puren Chaos.
    Dunkle Gewitterwolken ließen keinen Sonnenstrahl herab scheinen, die Inseln waren verschneit und verwüstet von den Kämpfen der Titanen und die nun teilweise offenliegende See war sehr unruhig. Am Himmel kämpften die drei legendären Vögel des Feuers, Eises und Blitzes weiter gegen Lugia und es war hauptsächlich dieses Bild, das Impergator zu bewegen schien.
    „Im-per...".
    Man konnte dem Pokemon ansehen, dass etwas in ihm vorging. Es schien, als würde die Welt nach diesem Kampf – egal wer ihn gewann – untergehen und es würde keine Hoffnung bestehen. Und eigentlich schien es absurd, geradezu lächerlich, dass eine Handvoll Pokémon und ihr Trainer dies zu ändern vermochten. Eben dies sollte der nötige Anreiz sein.
    „Wenn es jemals einen Moment gab seine Grenzen zu überschreiten, dann ist das jetzt! Ich weiß, dass du es kannst. Ich vertraue dir!“
    Ryan trat noch etwas näher an Impergator heran und sah ihm in die Augen.
    „Wir schaffen das, gemeinsam“, sagte er leise. Das Pokémon setzte ein entschlossenes Lächeln auf und gab ein kraftvolles Brüllen von sich. Anschließend begab es sich ins seichte Wasser und ging hinunter auf alle Viere, um seinem Trainer den Aufstieg zu ermöglichen. Ryan sah sofort, dass etwas in ihm erwacht war, was er bislang vergeblich in seinem Pokémon gesucht hatte und was seine wahre Kraft freisetzte. Ohne weitere Worte, aber mit einem ebenso entschlossenen Gesichtsausdruck, sprang Ryan auf Impergators Rücken und es schwamm los. Ihm fehlten die Worte, als er merkte, in was für einem wahnsinnigen Tempo sie durch Wasser rasten. Er wusste immer, das Impergator stärker war, als es bislang hatte vermuten lassen, aber das hier übertraf all seine Vorstellungen!
    Egal, ob Mensch oder Pokémon, es war unglaublich wozu man fähig sein konnte, wenn man die richtige Motivation hatte.
    „Ja, das ist es Impergator!“
    Ryan musste laut schreien, damit er seine eigenen Worte überhaupt hörte. So schnell pfiff ihm der Wind um die Ohren, so laut war das Rauchen und Schäumen es aufspritzenden Wassers. Impergator ruderte mit seinen Armen, als gäbe es kein Morgen zum Schwimmen mehr. Es merkte selbst nicht, was es in diesem Moment gerade leistete, es war mit den Gedanken woanders, nämlich bei seinem Trainer. Der pure Glaube und das Vertrauen, das Ryan Impergator vermittelte sprengte alle Ketten, ließ nun endlich die ungezähmte Bestie in ihm frei. Im Inneren des Wasserpokémons brannte ein wahres Inferno, welches sämtliche Schmerzen und Erschöpfung beiseite fegte und nur noch dazu anspornte, weiter zu machen.
    „Ja weiter, wir sind fast da!“
    Tatsächlich hatten sie Shamouti schon fast erreicht und das, ohne von den Titanen aufgehalten zu werden. Lugia trug wirklich seinen Teil zur Rettung der Welt bei. Ryan hätte wirklich keine Lust gehabt, sich mit Arktos, Zapdos und Lavados selbst anzulegen.


    Die letzten Meter wurden noch einmal sehr schwer, da die Schneise, welche Lugia mühevoll in das Eis hineingearbeitet hatte, nicht ganz bis zum Ufer reichte. Doch der blaue Alligator dachte gar nicht daran, sich davon aufhalten zu lassen. So schlug es seine Krallen in das vereiste Element und zog sich daran hinauf. Auf allen Gliedmaßen kriechend preschte es die letzten zwanzig bis dreißig Meter bis dem felsigen Ufer vorwärts und erreichte es schließlich mit allerletzter Kraft. Sie waren am Ziel angekommen und Ryan wandte sich seinem nun doch stark erschöpften Impergator zu. Wie schon der Schattenhund zuvor, so erzeugte auch der schwere Atem des blauen Wasserpokémon weiße Wolken vor seinem Maul. Wenn man bedachte, wie sehr es sich gerade verausgabt hatte, müsste es eigentlich kurz vor einem Schwächeanfall stehen, doch es hielt sich wacker auf den Beinen, wollte seinem Trainer weiter beistehen.
    „Impergator, ich war noch nie so stolz auf dich, du bist der Hammer!“
    Nochmals hab das Krokodil einen kräftigen Kampfschrei von sich, doch es war genug, es durfte sich ausruhen und so holte Ryan es zurück in seinen Pokeball.
    Nun hatte er lediglich noch den Weg hinauf zum Steinkreis vor sich. Etwas überrascht stellte er fest, dass nur wenige Meter von ihm entfernt eine steinerne Treppe in die Felsen gehauen worden war, wie praktisch! Er hatte diese Treppe zuvor nicht gesehen, aber er beschwerte sich auch nicht darüber. So wurden ihm die letzten Schritte etwas einfacher gemacht.
    Er hatte gerade den ersten Schritt nach oben gemacht, als ein gewaltiger Knall vom Meer widerhallte.

  • Hallo =3
    Wow, wieder ein wirklich schönes Kapitel. Du hast die Situationen wirklich sehr gut rübergebracht. Und auch die Gefühle und Gedanken waren Klasse. Also echt ein super Kapitel. Du hattest aber noch ein paar Fehler in der Grammatik, besonders am Anfang. Das hat dann doch sehr gestört. Die Beschreibungen der Attacken waren ganz in Ordnung. Ich konnte sie mir eigentlich ganz gut vorstellen, war also in Ordnung. Der Tunnel, zum Beispiel, war allerdings nicht sehr gut beschrieben. Also vom Aussehen her. Da konnte ich mir jetzt nicht ganz sooo viel Vorstellen. Also hier war die Umgebung wieder etwas im Hintergrund. Dafür waren aber die Handlungen mal wieder echt super. Hundemon und Impergator geben echt alles für ihren Trainer. Du quälst uns irgendwie weiter mit der Frage, und Lugia gibt den Titanen eins auf den Deckel. Vielleicht nicht unbedingt dolle, aber immerhin XD. Ryan macht sich ja wirklich Gedanken, das waren dann wieder solche Momente, wo ich mir dann alles richtig gut nachvollziehen konnte. Das ist echt gemein, oder? Die Zugriffe steigen aber keiner gibt ein Kommi. Wenn du willst kann ich den Link zu deiner Story auch nochmal in meine Sig. tun. Und naja, im Notfall nerv ich dich einfach weiterhin XD. Ok, ich glaube ich mach dann mal Schluss mit dem Kommi. Wieder ein gutes Kapitel, mach weiter so =D
    Lg
    ~Akari~

  • Also.....
    Ich bin echt froh, dass ich angefangen habe die Geschichte zu lesen. Ich hab sie jetzt bis Kapitel 13 gelesen
    und kann Akari nur zustimmen! WOW! Also eigentlich lese ich sehr selten aber als ich ein bisschen angefangen habe diese
    Geschichte zu lesen konnte ich gar nicht aufhören :D Ich find die Geschichte echt toll auch wenn sie eine gewisse
    Ähnlichkeit mit dem Film hat. Ich finds gut, dass du was eigenes erfunden hast. Du erwähnst Ash und das finde ich wichtig
    damit man nicht meint du hättest bei der Geschichte des Films nur hier die Namen ausgetauscht. Und das Ryan auch nicht der
    Auserwählte ist finde ich auch gut weil es eben schon Ash ist!
    Also ein grosses Lob für die Story bis hierher. freu mich schon aufs nächste Kapitel!

  • [font='Tahoma, Arial, Helvetica, sans-serif'][align=justify][tabmenu][tab=^^]Huhu!
    Wie versprochen, kommentiere ich jetzt. Keine Ahnung, ob du den GB-Eintrag schon gesehen hast oder nicht, jedenfalls ... Wenn ich was verspreche, dann halt ich mich auch dran, es sei denn, es gibt bedeutende Umstände, die das verhindern. Und das sag ich dann aber auch, von daher hättest du nicht nervös werden brauchen.[tab=Fehler][subtab=Nun ja ...]Aufgrund meines so tollen Internets, wegen dem ich infolge einer fehlenden Verbindung sämtliche Fehler aus dem zweiten Teil des elften Kapitels und dem zwölften Kapitel, ist die Auflistung natürlich unvollständig. Bitte steinige mich nicht, das zehnte Kapitel hab ich auch dreimal gelesen, bis ich die Fehler endlich abgespeichert hatte. Und irgendwann reichte es auch.[subtab=Kapitel 10]Sie war sich nicht sicher, was sie aufgeweckt hatte und außerdem noch im Halbschlaf, daher musste sie sich gedanklich erst einmal ordnen.
    So früh wach zu werden, war alles andere als typisch für sie und von irgendwelchen Geräuschen wurde sie normalerweise auch nicht aus dem Schlaf gerissen.
    "Gewitterwolken ziehen auf."
    "Ich kann es nicht genau erklären, aber ich habe das Gefühl, dass es kein Spaziergang werden wird, die Kugeln von den Inseln zu holen."
    Melody fragte sich nach wie vor, worauf der junge Trainer eigentlich hinaus wollte, sagte aber nichts.
    Nun verstand sie, was in ihm vorging, aber sie war der Ansicht, dass er es etwas übertrieb, denn hier hatte es schon immer andauernd Stürme gegeben.
    Doch eine gewisse Spannung konnte die Rothaarige ebenfalls fühlen.
    "Komm jetzt lieber wieder rein, niemand hat etwas davon, wenn du nachher krank bist und es bringt überhaupt nichts, jetzt Panik zu schieben."
    Er sah sie nicht an und sagte auch nichts, er ging ohne Weiteres in sein Zimmer und schloss die Tür, allerdings nicht um zu schlafen.
    Er ging an seinen Rucksack und holte sein Buch aus der Bibliothek von Silber City heraus, in dem er bereits viel über Shamouti und das Legenden-Festival herausgefunden hatte und suchte nach weiteren Hinweisen, die ihm nützlich sein könnten.
    Seine Pokébälle lagen nach wie vor in der Pokéballtasche an seinem Gürtel und Ryan war froh über jeden einzelnen seiner Freunde, den er dabei hatte, denn im Inneren war er der festen Überzeugung, dass er jede Hilfe brauchen würde.
    Man redete zwar immer von schwarzen Gewitterwolken, aber nur diese hier waren wirklich so schwarz, wie die Federn eines Kramurx und das Meer schlug krachend meterhohe Wellen gegen das Ufer.
    Bis zu den Bootsanlegestellen war es nicht einmal eine Minute Fußweg, wenn sie sich beeilten, allerdings tat sich hier ein kleines Problem auf, welches Ryans Begleitperson ihm auch gleich offenbarte.
    "Bei dem Sturm kann ich das Boot nur schwer steuern."
    Letztes Jahr hatte sie es zwar ebenfalls bei einem schweren Sturm zur Insel des Feuers geschafft, nur weg war sie von alleine nicht mehr gekommen.
    "Kein Problem, ich hatte sowieso nicht vor, mit einem Boot dorthin zu kommen."
    Ihr Blick inspizierte das große, blaue, aufrecht gehende Krokodil und es dauerte nur Sekunden, bis sie einen gehörigen Respekt vor diesem Pokémon hatte.
    Es strotzte nur so vor Kraft und hatte einen unglaublich energischen und entschlossenen Gesichtsausdruck.
    In seinen grünen Augen war absolutes Vertrauen in die Fähigkeiten von seinem Impergator abzulesen, doch die Rothaarige blieb skeptisch.
    Melody war noch immer nicht vollends von dieser Idee begeistert doch sowohl Trainer als auch Pokémon schienen zu wissen, was sie taten.
    Der wiederum visierte mit eisernem Blick die Insel an.
    "Danke Impergator, ruh dich etwas aus."
    Mit diesen Worten verschwand es in einem roten Strahl wieder in der rot- *kein Leerzeichen* weißen Kapsel.
    Am Fuß des Vulkans sah die Rothaarige sie schließlich, was sie gesucht hatte.
    "Ich hatte gerade gehofft, du könntest mir das vielleicht sagen."
    Lavados war etwas zugestoßen!
    Die Kugel hatte ziemlich fest zwischen den steinernen Schnabelhälften gesessen und so stolperte er ein paar Schritte zurück, hielt sich aber noch auf den Beinen.
    Dieser Auserwählte war, wie sie Ryan auch schon erzählt hatte, Ash Ketchum, der im letztjährigen Festival die Rolle des Auserwählten übernommen hatte und er hatte das Gleichgewicht der Mächte auch vor einem Jahr wieder hergestellt.
    Was auch immer hier vorging, sie mussten so schnell wie möglich die Kugeln zusammensuchen und zum Schrein auf Shamouti bringen.
    Im Inneren des Kraters waren sie vom Wind gut geschützt gewesen, deshalb hatten sie davon nichts merken können.
    "Das gibt's doch nicht!", sagte Ryan ungläubig, als er den Schneesturm sah.
    Auf ihren fragenden Blick trat Ryan an sein Pokémon heran, welches kaum nach mehr aussah, als eine "feste", violette Rauchwolke der zwei Hände, jedoch keine Arme anhingen.
    "Alpollo wird uns helfen können, zu verstehen, was hier los war."
    "Alpollo, zeig mir, was hier passiert ist."
    Nun merkte die Rothaarige, dass auch Alpollo leichte Schmerzen zu haben schien und eine gewisse Besorgnis stand ebenfalls in seinem Gesicht.
    "Ryan, bist du okay?"
    Diese Worte weckten böse Erinnerungen in Melody an das letzte Legenden-Festival.
    „Weiter geht's, Impergator", rief er und schon waren sie wieder unterwegs, doch das Wetter machte die Sache nicht wirklich leicht!
    "Ryan, wir treiben ab!", sagte Melody unruhig.
    Im Grunde war es ganz simpel.
    "Du warst spitze, vielen Dank."
    Doch das Pokémon machte einen alles andere als zufriedenen Eindruck.
    Es warf seinem Trainer einen entschuldigenden Blick zu und senkte in schuldbewusster Manier den Kopf.
    Hey, mach' dir nichts draus, du hast dich besser gehalten, als es jedes andere Pokemon könnte.
    Er wusste, dass sich noch eine unglaubliche, leider ungenutzte Energiereserve in ihm verbarg, aber Impergator hatte es einmal mehr nicht geschafft, seine wahre Kraft zu entfalten.
    Doch es hatte alles gegeben und immerhin die Notlösung mit dem Erreichen der Insel der Blitze ohne Weiteres gut umgesetzt.
    "Der Altar ist an der Klippe eines Sees, wir müssen weiter ins Innere der Insel."
    "Ja, alles klar, geh' ruhig schon vor, ich komme nach!"
    Der vogelähnliche Körper, der an allen Stellen in spitzen Zacken endet, die gelb-schwarze Färbung, der dünne, lange Schnabel...
    Um Kern des Schiffes herum waren zwei metallene Ringe mit Hunderten Propellermotoren, die die Tausenden Tonne Stahl in der Luft hielten.
    Noch bevor Melody auf Ryans Frage antworten konnte, wurden die beiden auf ein mechanisches Geräusch aufmerksam und in nächsten Moment fuhr das automatische Geschütz des Luftschiffes aus.
    Es eröffnete sogleich das Feuer mit eine Reihe schwerer Munition, der Zapdos nur schwer ausweichen konnte.[subtab=Kapitel 11.1]Mit diesem plötzlichen Aufschrei drückte der Blonde Melodys Kopf nach unten und ging gleichzeitig selbst in Deckung.
    Nein, nicht es war da, sondern er!
    Hatte sie der Schuss nicht verfehlt?
    Sie nahmen nichts mehr wahr und das müsste bedeuten...
    Dann jedoch kam alles wieder zu ihr zurück.
    Nach einigen Sekunden war seine Stimme dann wieder laut und absolut wahrnehmbar, ebenso wie der Lärm über den Köpfen der beiden.
    "Alles okay, mir fehlt nichts", erwiderte sie schließlich auf Ryans Rufe.
    "Der Altar ist zerstört, aber die Kugeln sind unglaublich stabil, sie müsste noch irgendwo dort liegen!"
    Mit nur etwas Pech, war die Kugel geradewegs den Abhang hinunter direkt in den See gefallen, der sich gleich hinter dem steinernen Gebilde ersteckte.
    Wenn ja, wäre das mehr, als nur ein Problem, sie wäre durch dessen Größe und die beißende Kälte, die in dem Gewässer herschen musste, fast unerreichbar.
    Beim genaueren Hinsehen erkannte Ryan schließlich, dass die Blitze mehrere Antennen trafen, bei denen es sich um Blitzableiter handeln musste, welche die Energie absorbierten.
    Das war nicht gut, denn somit hatte der Titan des Blitzes keine Möglichkeit, sich zu wehren.
    Gerade wollte er sich weiteren Erledigungen annehmen, doch dann zeigte ihm der Monitor an dem Pult, das an der Armlehne seines Sitzes angebracht war, mit einer der Außenkameras weitere lebende Objekte am Boden an.
    Er fasste sich wieder und rannte ohne jegliches Zögern zum zerstörten Altar, doch noch bevor er ihn erreichen konnte öffneten sich die Luken des Luftschiffes wieder.
    Heraus kamen erneut die kleinen mechanischen Kugeln, die mittels Berührung dieses Kraftfeld auslösten, mit dem noch vor nicht einmal einer Minute Zapdos eingefangen worden war.
    Dann war es auf einmal stockdunkel, als er ins Innere des Luftschiffes gebracht wurde und sich die Luken schlossen.
    Als nach einigen Minuten endlich wieder Licht auf die beiden fiel und sie davon wach wurden, waren Melody und Ryan in einem Käfig eingesperrt.
    „Keine bleibenden Schäden."
    „Ich hab sie nicht mehr erreicht."
    Sie hielten zum Einen Zapdos, einen Vogel mit himmelblauen Federn, kurzem Schnabel und einem federnen Schweif und abschließend einen Vogel mit blassgelblicher Haut, der keine Federn besaß, dafür aber an Haupt und Flügeln von Flammen verziert wurde.
    Im nächsten Moment ertönte ein mechanisches Geräusch.
    Er trug eine Art Robe in seidenem Violett und hatte ein seelenruhiges Lächeln aufgesetzt.
    "Sieh mal einer an, wen haben wir denn da? Es ist mir eine Freude dich wieder zu sehen, junges Fräulein."
    "Ja, das ist der Kerl, der schon im letzten Jahr Arktos, Zapdos und Lavados fangen wollte!"
    "Erlaubt mir mich dir vorzustellen, mein Name ist Lawrence und ich bin sowol ein leidenschaftlicher, als auch hochangesehener Pokémonsammler."
    Er kannte Lawrence erst seit einer Minute, doch einem Menschen wie ihm zeigte er nicht den geringsten Respekt, daher sprach er ihn mit "du" an.
    Den rüden Ton des Blonden einfach ignorierend gab Lawrence mit seelenruhiger Stimme seine Antwort.
    Glaube es oder nicht, doch es gibt viele Menschen, die meine Sammlung bewundern und beneiden.
    "Es gibt keinen Grund sich aufzuregen, mein Freund."
    "Und Sie haben noch vor auch Lugia einzufangen, das wissen wir!"
    Sie lag hinter einem der Tische, auf dem eine antike Steintafel ausgestellt war, somit konnte Lawrence sie nicht sehen.
    "Ihr Kinder habt doch keine Ahnung. Versucht nicht erst es zu verstehen, ihr solltet euch besser daraus halten."
    Ihr seid ja so ahnungslos, ich werde meine Bestimmung erfüllen.
    "Auf geht's, Panzaeron!"[subtab=Kapitel 13]Wenn so viel auf dem Spiel stand, wie es hier und heute der Fall war, dann hieß es, alle Ängste beiseite zu schieben und verdammt noch mal das zu tun, was getan werden musste.
    Es hatte ihn dafür ausgesucht, weil er - vom wahren Auserwählten einmal abgesehen - der Einzige war, der dieser Aufgabe gewachsen war.
    Und sowohl Hundemon, als auch dem Rest von Ryans Pokémon erging es genauso.
    Sie ließen nicht einmal lange auf sich warten, Arktos und Zapdos flogen als Erste direkt von vorne auf Ryan zu und machten sich zum Angriff bereit.
    Lugia reagierte schnell, es flog zwischen ihn und die beiden Angreifer und setzte seine Barriere ein.
    Schließlich wartete es bis zum letzten Moment, bevor er den beiden auswich und sie an Ryan vorbei direkt ins Leere flogen.
    „Schnell, Hundemon, deinen Flammenwurf dagegen!"
    Doch der Treffer war nicht allzu hart und als Feuerpokémon machten ihm die Eis-Attacken glücklicherweise nicht viel aus, doch wenn sie ein weiterer Angriff erwischte, spielte es keine Rolle mehr, welche Attacke es war, oder wie schwer sie getroffen wurden.
    Zapdos konnte nicht etwas schneller daraus befreien als Arktos und entlud einen weiteren Donnerblitz in Richtung Lugia, während es noch von den Wassermassen eingehüllt war.
    Dieser konnte sich zwar noch aufrichten, bevor er auf die Eisschicht prallte, doch Ryan hatte dadurch wieder viel Zeit gewonnen.
    Es schien an ein Wunder der Natur zu grenzen, dass ein Berg von dieser Größe aus einer solch kleinen Insel emporstieg.
    Ungeduldig suchten seine Blicke jeden Zentimeter der Umgebung nach einem Weg zur Spitze des Berges ab.
    Zumindest nicht mit Ryan auf dem Rücken und aus eigener Kraft konnte der dieses Hindernis erst recht nicht überwinden.
    Wieder sammelte das Hades-Pokémon wütend züngelnde Flammen in seinem Maul *Leerzeichen* und schließlich fegte die stärkste Attacke der Feuerpokémon mit unglaublicher Zerstörungskraft durch den Tunnel.
    Danke, Hundemon, das hast du gut gemacht.
    Ryan war unglaublich stolz, auf dass, was seine Pokémon heute geleistet hatten, aber noch war nichts gewonnen und er musste diesen Gedanken auf später verschieben.
    Nachdem Ryan dem Tunnel schätzungsweise zehn Tage lang gefolgt war, konnte er sprichwörtlich das Licht am Ende des Tunnels sehen.
    Er konnte sich selbst nicht erklären, warum allein der Gedanke an dieses Pokémon ihn so antrieb.
    Ryan lächelte, als er die Hilfe des legendären Pokémons erkannte und einen weiteren Pokéball hervor holte.
    „Hör zu, Impergator, ich weiß ich verlange heute viel von euch allen, aber ich schwöre, dass es das wert ist. Wir haben heute die Chance, und gleichzeitig die Bürde, etwas Großes zu vollbringen und dafür brauche ich von dir alles, was du hast."
    „Ja, das ist es, Impergator!"
    Im Inneren des Wasserpokémons brannte ein wahres Inferno, welches sämliche Schmerzen und Erschöpfung beseite fegte und nur noch dazu anspornte, weiter zu machen.
    Wenn man bedachte, wie sehr es gerade geschuftet hatte, musste es eigentlich kurz vor einem Schwächeanfall stehen, doch es hielt sich fest auf den Beinen.[tab=Kritik]Nun, ich will mich eher allgemein halten - vor allem auf die Sprache und Stil bezogen.
    Was mir sehr unangenehm aufgefallen ist, sind die Rufzeichen im Fließtext. Ich habe nichts gegen ihre Verwendung in direkten Reden - da sind sie auch nötig. Ebenso zeitweise im Fließtext, um eine überraschende Handlung deutlicher zu machen. Du verwendest sie aber viel zu häufig, was den Text sehr gehetzt wirken lässt. Vor allem Sätze am Schluss von Absätzen könntest du viel leichter hervorheben, dem Text dadurch sogar eine Beruhigung verschaffen - indem du sie einfach in einen eigenen Absatz gibst. Ich mach das eigentlich auch recht gern, es funktioniert hervorragend.
    Außerdem verwendest du oft Umgangssprache, auch im Fließtext. Natürlich passt sie in direkte Reden, unterstreicht nicht umsonst den Charakter einer Figur. Aber in den Fließtext gehört keine Umgangssprache, auch keine Abkürzungen (auch nicht "rüber", "raus", etc.). Warum? Nun, weils es einfach so ist ... Passt einfach nicht in einen Fließtext, höchstens selten als stilistisches Mittel (vielleicht bei einer Erzählhaltung aus der ersten Person).
    Deine Sätze sind oft verschachtelt - und kurz, kurz, kurz. Oft hast du Wortwiederholungen (insbesondere "und") und Wiederholungen von Satzanfängen (vor allem "Er"). Das alles lässt den Text an diesen Stellen - die leider nicht selten sind - äußest holprig klingen. Hast du einen Betaleser oder liest du dir deine Texte selbst durch? Das sollte eigentlich auffallen. Gleiches gilt für Rechtscheibfehler - ich werfe dir einfach einmal vor, du verwendest kein Textverarbeitungsprogramm mit Rechtschreibprüfung. Denn dem sollten einige Dinge ("sowol", "Roothaarige") eigentlich sofort auffallen. Wirklich, du solltest dir deine Kapitel gut durchlesen, am besten nicht nur einmal, sondern zwei- bis dreimal - konzentriert. Das sollte am besten auch nicht gleich nach Fertigstellung eines Kapitels geschehen, sondern mit Abstand - nach einer halben bis einer Stunde frühestens, um eine gewisse Distanz zum Geschriebenen zu erhalten. Und anschließend vor dem Veröffentlichen des Kapitels bestenfalls noch einmal. Natürlich verlangt niemand von dir, vollkommen fehlerfrei zu schreiben - das schafft niemand. Aber zumindest reduzieren könntest du die Fehler auf diese Weise.
    So, und einen Punkt habe ich noch: Meistens hast du wirklich ausgezeichnete Be- und Umschreibungen in deinem Text, aber zeitweise fehlt eben doch vieles - beispielsweise bei diesem Schneesturm. Von Kälte und Gegenwind beim Schwimmen merken sie kaum etwas, oder wie sehe ich das? Es reicht ja schon, wenn man einfach rausgeht, wenn es schneit und leichter Wind weht - die Schneeflocken sind dann alles andere als angenehm. Aber auf dem offenen Meer, bei solchen Geschwindigkeiten? Da fehlt die ganze Beschreibung dazu.
    Mit den Umschreibungen für Ryan gehst du meist auch sehr sparsam um - und so kommen auch die häufigen "Er"-Satzanfänge zusammen. Bei Lugia hingegen wechselst du ohne ersichtlichen Grund zwischen "er" und "es" - wenn du den Wächter der Meere als männlich ansiehst und "Lugia" als seinen Namen ansiehst, dann bleib auch immer bei "er", wenn du zuvor von "Lugia" gesprochen hast - oder bei "es", je nachdem. Aber bitte nicht willkürlich entscheiden!
    Aber mich beeindruckt die Länge deiner Kapitel wirklich, das muss ich sagen. Du schaffst es auch, dich ständig auf einem Niverau zu halten, das deutlich über dem durchschnittlichen der FS' des FS-Bereiches liegt.
    Auch die Idee ist interessant, als Ausgangspunkt einen Kinofilm zu wählen - das sieht man eher selten. Vor allem, da du nicht die ansonsten doch recht obligatorischen Anime-Charaktere einzubauen, zu denen man Melody nicht zählen kann. Deshalb - könntest du mich bitte auf die Benachrichtigungsliste setzen? PN oder GB, ist mir relativ gleich. Wobei ich bei PNs eher daran denken werde, nur als kleiner Hinweis.
    Und ein Tipp auch noch abschließend, wie du vielleicht zu mehr Lesern kommen könntest: Schreib doch einen Klappentext für das Klappentexttopic! Das braucht Publicity, du brauchst Publicity ... vielleicht bringts ja was.
    Nun, ich hoffe, ich hab dich mit dieser Wall of Text nicht erschlagen.
    ~ LG, Maj

  • Hello, hello,


    erst einmal danke euch allen für eure Kommis. Hab mich tierisch gefreut und ich hoffe, dass das so weiter gehen wird. :thumbsup:


    Laprurio: Tja, erst einmal hallo dir, scheinst ja noch recht neu auf dem BB zu sein. Schön, dass ich mit meiner FS sogar einen Lesemuffel (bitte nicht falsch verstehen^^) etwas begeistern konnte. Hast jetzt zwar deine Meinung nicht unbedingt sehr ausführlich geschildert, aber ich sehe auch ein, dass es schwierig ist, eine Story zu kommentieren, wenn man erst spät einsteigt. Außerdem bin ich bei der geringen Zahl meiner Kommis bis hierhin so ziemlich für alles dankbar.


    @Maj: Gleich vorweg, deinen Gästebucheintrag hab ich gelesen. Kann nur sagen, dss ich echt begeistert bin, wie genau du meine FS unter die Lupe genommen hast. Du liegst schon richtig in der Annahme, dass ich kein Schreibprogramm mit Fehlersuche benutze. Da streikt grad die Technik ein wenig bei mir, das Problem hab ich schon länger. Versuche aber daran zu arbeiten, doch dass ich so viele Rechtschreibfehler gemacht hab, hätte ich jetzt nicht gedacht 8|. Hab mich jedenfalls gleich an die Ausbesserung gemach und möchte natürlich nicht vergessen, dir für deine Mühe zu danken^^. Ein weiteres Danke bekommst du für deinen Tipp mit dem Klappentexttopic. Da hätt ich eigentlich auch selbst drauf kommen können, aber manchmal hab ich echt ein Brett vorm Kopf :brainslug: :patsch:. So, deine PN bekommst du selbstverständlich auch, hoffe noch öfters von dir zu hören... oder zu lesen^^.


    @Akari: So nun noch mal kurz zu dir. Nachdem jetzt endlich auch noch andere Kommis angekommen sind, möcht ich mich nochmal ganz dicke bei dir bedanken. Ohne dich wär hier über sehr lange Zeit echt alles ziemlich tot gewesen. Hatte mich eigentlich schon fast damit abgefunden, dass das so bleibt, aber du hast trotzdem immer weiter gepostet und das find ich echt klasse von dir :cookie:^^.


    So leute, dann verabschiede ich mich mal bis zum nächsten Kapi.


    mfg aiguL 92