Chain of Darkness [Kapitel 2 ist on]

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  • +*+*+*+Chain of Darkness+*+*+*+


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    Nun ist es also passiert. Die liebe Namika verlässt die seichten Gewässer auf Fanfiktion.de und ist zurück im Bisaboard, wo sie keine Ahnung hat, was für Leser ihren Weg kreuzen werden.
    Ich hab vor einigen Jahren schon einmal ein paar Pokémon Oneshots hier veröffentlicht, doch das ist wirklich schon eine Weile her und gar nicht mehr wahr. Darum bin ich neugierig, was ihr zu dieser Story sagen werdet. (Falls sich denn jemand findet, der sie liest. ^.~) Der Veröffentlichungsrythmus der Kapitel wird natürlich variieren. Wenn ich mal sehr kreativ bin, können auch zwei Kapitel sehr schnell hintereinander kommen, doch da ich auch noch andere Projekte habe bzw. mein Abitur schaffen möchte, bleibt es erst einmal bei einem 2monatlichen Rythmus. Da der Prolog und Kapitel 1 schon vorhanden sind, werden dazwischen nicht so viele Tage liegen.
    Kommis sind natürlich immer gerne gesehen. Auch Kritik schreckt mich nicht ab. ^.~



    Wissenswertes
    Genre: Mystery, Romance
    Altersempfehlung: P16
    Kapitelanzahl: steht noch nicht fest
    letztes Update: 31.Januar 2012
    Veröffentlichungsrythmus der Kapitel: alle 2 Monate


    Handlung
    Vor zwei Monaten war meine Welt aus den Fugen geraten, wurde erschüttert, in kleine Einzelteile zerbrochen und neu zusammengesetzt.
    Vor zwei Monaten verließ ich dieses Haus, in dem ich meine gesamte Kindheit verbracht hatte, zum allerletzten Mal als Mensch.
    Vor zwei Monaten wurde ich zum Vampir.

    Maja ist ein normales Mädchen. Sie geht zur Schule, trifft sich nachmittags mit ihren Freundinnen und geht abends mit ihnen ins Kino. Doch sobald die Nacht hereinbricht, ist es mit der Normalität eines Menschenlebens vorbei. Als frisch gebissener Vampir muss sie lernen, sich mit ihrer neuen Existenz zurechtzufinden und ihr Schöpfer Ruan macht ihr zusätzlich beinahe jede Nacht zur Hölle.




    Bildquellen
    http://benbarnesfan.com/gallery/displayi…p_display_media
    http://georgie-henley.com/gallery/displa…album=67&pos=42
    http://georgie-henley.com/gallery/displa…album=67&pos=51

  • Prolog


    "But when I kissed her lips I had no control"

    ~Confessions of a Vampire (Dance of the Vampires)


    Der Schmerz kam schnell und unerwartet. Ich konnte gar nicht anders, zuckte erschrocken zusammen.
    Was geschah hier bloß? Gerade noch hatte er mich geküsst…hatte mich so geküsst, wie mich noch niemals jemand geküsst hatte, mir sanft über die Haut gestrichen, meinen Hals mit seinen Lippen liebkost, so dass ich kurz davor stand, vor Glückseligkeit zu schreien.
    Jetzt war dieses Gefühl komplett verschwunden und Panik überkam mich in heftigen Stößen. Ich wollte schreien, doch seine Hand lag kalt und schwer auf meinen Lippen.
    Sein Mund ruhte noch immer an meinem Hals, doch er war nicht länger sanft; er war schmerzhaft!
    Ich stöhnte auf, als er begann, seine Zähne tiefer in meinem Fleisch zu vergraben.
    Seine Zähne? Aber ja, es waren seine Zähne, die mir diese Qualen bescherten, mich zum Wimmern brachten.
    Vorsichtig lugte ich mit den Augen zur Seite, konnte nur sein schwarzes Haar erkennen. In diesem Moment begann er zu saugen…er trank. Trank Blut, mein Blut…wie ein Vampir.
    Ich erschauerte bei diesem Gedanken. Das war doch nicht möglich. Er war der Mann, den ich liebte! Er konnte keiner von ihnen sein. Jeder, nur nicht er…
    Mit diesem Gedanken schwanden mir die Sinne und als hätte er darauf gewartet, ließ er von mir ab und legte mich behutsam auf den Kissen meines Bettes nieder. Vor meinen Augen begannen kleine bunte Punkte zu tanzen. Mir wurde schwindelig.
    Zeitgleich beugte er sich über mich.
    Ich sah seinen blutverschmierten Mund…mein Blut …seine langen Reißzähne…die er in meinen Hals gebohrt hatte
    Ich schluchzte. Er hatte mich verraten!
    „Monster…“, hauchte ich hervor und versuchte noch mit meinen Händen nach ihm zu schlagen.
    Vergebens…meine Arme erschlafften, noch bevor ich ihn berühren konnte.
    Ich versank in tiefer schwarzer Dunkelheit.

  • Hallo NamikaCerise. c:
    Ich habe schon einige Zeit keine Kommentare mehr verfasst, aber mit diesem würde ich gerne mein Comeback geben. Hoffentlich wird meine kleine Kritik für dich hilfreich.~


    Startpost.
    Ja, die alte Leier. Mittlerweile bin ich davon abgerückt, Startposts übermäßig zu analysieren, deshalb wird dieser Unterpunkt wohl eher kurz. Deiner ist schön gestaltet und es scheint, dass du dir Gedanken um ein farbliches Konzept gemacht hast. Ich empfehle, das Wort ''Darkness'' im Titel groß zu schreiben. Mag penibel erscheinen, aber das ist die anerkannte Schreibweise bei Titeln und sieht meiner Meinung nach einfach besser aus. Das Titelbild finde ich wirklich schön; hast du es selbst fotografiert? Wenn nicht, würde ich an deiner Stelle die Quelle angeben. Das Vorwort ist gut zu lesen und interessant - nur eine Sache stört mich. Zahlen bis dreizehn schreibt man in der Regel aus.
    Die Handlung ist im kursiven Teil zwar aus der ersten Person, klingt aber doch ein wenig melodramatisch. Natürlich ist Maja etwas Schreckliches widerfahren, aber wenn sich Charaktere zu früh zu viel beschweren - auch wenn es eigentlich komplett gerechtfertigt ist - dann weckt das bei der Leserschaft keine Sympathie. Die Zusammenfassung der Handlung ist für mich jedenfalls ansprechend - ich mag den Typ von Vampiren, der kontrollsüchtig, egoistisch, narrzistisch und auf eigenen Vorteil bedacht ist. Ruan scheint ja so einer zu sein, das macht ihn mir gleich sympathisch. Ein Rechtschreibfehler ist allerdings zu finden: Es heißt "sich zurechtfinden", nicht "zurrecht finden". Ansonsten gefällt mir die Zusammenfassung.
    Die Steckbriefe sind ja nun eher kurz. Es tut mir leid, so rüde zu klingen, aber so wird das meiner Erfahrung nach nicht funktionieren. Wenn du Steckbriefe machst, dann sollten sie auch Informationen enthalten. Dass du die Charaktere durch die Story vorstellen willst, ist allerdings lobenswert. Ich empfehle dir also, die Steckbriefe vielleicht einfach in ''Übersicht'' umzubenennen. Das mag jetzt dumm klingen, aber wenn ich etwas sehe, das Steckbriefe sein sollen, dann will ich sie auch lesen. Und, wo ich schon beim Meckern bin - das ist meine Paradedisziplin - wieso hast du dich entschieden, bloß astrologische Informationen zu verarbeiten? Das würde mich einfach nur interessieren. ^^''


    Prolog.
    Für meinen Geschmack basiert dein Stil zu sehr auf Absätzen beziehungsweise Zeilenumbrüchen. Der erste Satz ist allerdings gelungen; er weckt Aufmerksamkeit, Interesse und das Verlangen, weiterzulesen. Die Frage "Was geschah hier bloß?" wirkt auf mich allerdings sehr gestelzt. Durch den auktorialen Erzähler kann man sie benutzen, wie ich finde - ich tue es selbst viel zu oft - aber in der ersten Person in der Vergangenheit wirkt die Überraschung und Verwirrung falsch und gekünstelt.
    Für die Kürze des Prologs fasst er doch einiges an Handlung - das gefällt mir und verlängert nicht unnötig das Pacing. Wie du damit in den Kapiteln umgehst, kann ich ja noch nicht beurteilen, ich habe aber noch einiges zu bemängeln. Meiner Meinung nach fokussierst du zu viel auf dem Sehen. Maja hat noch andere Sinne, und auch wenn wir die eher passiv benutzen, so können sie beim Beschreiben doch hilfreich sein, um eine Atmosphäre zu erzeugen. Zudem ist die viele Benutzung von drei Punkten hintereinander etwas überkandidelt - wenn man sie gezielt dosiert, können sie auch etwas für die Atmosphäre tun, aber benutzt man zu viele davon, hat man ganz schnell eine übertrieben melodramatische Stimmung. Deshalb würde ich dir raten, damit etwas aufzupassen. Ansonsten gefiel mir der Prolog stilistisch.
    Der Plot ist, wie ich es bislang beurteilen kann, wohl nichts komplett Neues - macht nichts, man muss nicht das Rad neu erfinden. Außerdem hast du einen wirklich interessanten Ansatz eingebracht, der mich wirklich dazu bringt, weiterlesen zu wollen. Maja weiß bereits, dass es Vampire gibt, und sie hält sie für Monster. Ruan ist einer von ihnen und sie liebt ihn. So habe ich diese Konstellation noch nicht gelesen und das interessiert mich wirklich. Was hat Ruan vor, für das er Maja beißt und sein Vampirsein vor ihr offenbart? Und wieso weiß Maja überhaupt von den Vampiren? Haben diese sich der Öffentlichkeit gezeigt? Jetzt hätte ich wirklich gerne einen Infodump über deine Vampire. x3


    So, mehr habe ich eigentlich auch nicht zu sagen. Ich hoffe mal, dass dieser Kommentar zumindest ein wenig hilfreich für dich war; wenn meine Aktivität wieder zunimmt, werde ich vermutlich auch weiterlesen. Mir gefällt die Story nämlich bislang, auch wenn Romance für gewöhnlich nicht mein Genre ist, außer das Buch... naja, egal. Bleibt mir noch, dir viel Glück bei deinem Abitur zu wünschen. C:

  • @ Aiyandra:
    Konstruktive Kritik! *__* Dich muss der Himmel geschickt haben! xD
    Ja, dein Kommentar hat mir sehr geholfen. Ich werde mal darauf eingehen.

    Zitat

    Ich empfehle, das Wort ''Darkness'' im Titel groß zu schreiben. Mag penibel erscheinen, aber das ist die anerkannte Schreibweise bei Titeln und sieht meiner Meinung nach einfach besser aus. Das Titelbild finde ich wirklich schön; hast du es selbst fotografiert? Wenn nicht, würde ich an deiner Stelle die Quelle angeben.

    Gut, habe das "Darkness" jetzt groß geschrieben. Ich muss zugeben, ich hab mit mir gerungen, ob ich es groß oder klein schreiben soll. Letztendlich habe ich mich korrekterweise zum Kleinschreiben verleiten lassen, obwohl es groß durchaus besser aussieht. Quellen sind jetzt auch da.^^

    Zitat

    Es heißt "sich zurechtfinden", nicht "zurrecht finden".

    Ebenfalls ausgebessert.

    Zitat

    Zahlen bis dreizehn schreibt man in der Regel aus.

    Gott, daran werde ich mich nie gewöhnen können. Ich würde gerne mal wissen, wer sich das ausgedacht hat. Wäre es nicht viel einfacher, wenn man alle Zahlen auch als Zahl schreiben würde? Ausgebessert.

    Zitat

    Die Steckbriefe sind ja nun eher kurz. Es tut mir leid, so rüde zu klingen, aber so wird das meiner Erfahrung nach nicht funktionieren. Wenn du Steckbriefe machst, dann sollten sie auch Informationen enthalten. Dass du die Charaktere durch die Story vorstellen willst, ist allerdings lobenswert. Ich empfehle dir also, die Steckbriefe vielleicht einfach in ''Übersicht'' umzubenennen. Das mag jetzt dumm klingen, aber wenn ich etwas sehe, das Steckbriefe sein sollen, dann will ich sie auch lesen. Und, wo ich schon beim Meckern bin - das ist meine Paradedisziplin - wieso hast du dich entschieden, bloß astrologische Informationen zu verarbeiten? Das würde mich einfach nur interessieren. ^^''

    Um genau zu sein, habe ich ja nie behauptet, dass es richtige "Steckbriefe" sind. ^.~ Der Spoiler ist lediglich mit "Charaktere" betitelt. Da hätten auch einfach nur Namen drinstehen können. Im Spoiler steht ja auch, dass es nur "bescheidene Infos" sind. Warum ich diese Infos trotzdem angegeben habe, ist leicht erklärt. Bei Fanfiktion.de kann man keine Steckbriefe/kurze Chara-Beschreibungen angeben (mit Bildern und allem drum und dran). Ich finde das aber schöner. Deshalb. (Ich weiß, blöde Begründung.^^°)
    Die astrologischen Daten sind es deshalb geworden, weil ich a)nicht glaube, dass diese Infos später noch einen Platz in der Geschichte finden werden, ich selbst (als Leser) soetwas aber immer gerne über die Charaktere einer Geschichte wissen möchte, b)wenn ich das Geburtsdatum angebe, auch das Sternzeichen dazugehört und c) ich mich eben schlicht und ergreifend für Astrologie interessiere. Ich will jetzt nicht behaupten, dass ich mich damit außergewöhnlich viel beschäftige, aber die Sternzeichen und ihre zugeschriebenen Charaktereigenschaften faszinieren mich total. Ich hätte natürlich auch Dinge wie Hobbys etc. dazuschreiben können, doch das sind ja genau die Informationen, die irgendwann in der Handlung auftauchen werden und das will ich natürlich nicht vorwegnehmen.

    Zitat

    Zudem ist die viele Benutzung von drei Punkten hintereinander etwas überkandidelt

    Aber ich liebe meine Punkte! T-T Mir wurde schon einmal von einer Freundin gesagt, dass ich mir das abgewöhnen soll. Vielleicht sollte ich das jetzt wirklich tun...


    Tja, was soll ich noch schreiben? Ich hätte dir natürlich auf jede Kleinigkeit des Kommis etwas erwidern können, aber das lasse ich wohl lieber, sonst wird dieser Post hier endlos. Ich möchte aber trotzdem loswerden, dass ich mich sehr über deinen Kommentar gefreut habe und dass ich einiges versuchen werde, zu beherzigen. Oh, und danke, dass du mir fürs Abi Glück wünschst. Ich werde mich voll reinhängen! Ò___Ó

  • Kapitel 1


    "Please allow me to introduce myself"
    ~Sympathy For The Devil (Rolling Stones)


    Ein heftiger Windstoß ließ die Plakette, die ich an einer Kette um den Hals trug, erzittern und wehte mir ein Gemisch aus Eis und Schnee ins Gesicht. Reflexartig fuhr ich mir mit den Händen über die nackten Oberarme. Eine menschliche Reaktion, die ich mir noch nicht abgewöhnt hatte.
    Ich lächelte milde über mich selbst. Warum tat ich das noch? Kälte…die spürte ich doch gar nicht mehr. Ich konnte mich kaum noch daran erinnern, was es bedeutete, zu frieren.
    Ich stand auf dem Dach meines Elternhauses, das sich ganz am Rande der Stadt befand, in der ich aufgewachsen war. Wie jedes Jahr an Silvester waren meine Eltern aufgebrochen, um alte Schulfreunde zu besuchen. Normalerweise ließ ich mir dieses Treffen über Neujahr nicht entgehen. Diese Freunde, ein hoher Politiker und seine Frau, hatten einen Sohn in meinem Alter, mit dem ich mich seit jeher sehr gut verstand, doch in diesem Jahr war alles anders.
    Vor zwei Monaten war meine Welt aus den Fugen geraten, wurde erschüttert, in kleine Einzelteile zerbrochen und neu zusammengesetzt.
    Vor zwei Monaten verließ ich dieses Haus, in dem ich meine gesamte Kindheit verbracht hatte, zum allerletzten Mal als Mensch.
    Vor zwei Monaten wurde ich zum Vampir.
    Natürlich wussten meine Eltern nichts davon. Ich hatte mir nichts anmerken lassen, ging weiterhin zur Schule. Mein Leben verlief trotz dieser Wendung auf relativ geebneten Bahnen, denn ich hatte erkennen müssen, dass die meisten Dinge, die ich in meinem fast achtzehnjährigen Leben über die Geschöpfe der Nacht gelernt hatte, gar nicht oder nur halb der Wahrheit entsprachen.
    Die Sonne vertrug ich sehr gut. Sie hatte keine Einwirkungen auf mich oder andere Vampire. Nachts waren unsere Sinne lediglich viel besser ausgeprägt, weshalb sich unsere Rasse irgendwann dazu entschieden hatte, in der Dunkelheit aktiv zu sein.
    Nur die Natur wusste, was sie sich dabei gedacht hatte, aber manchmal vergaß ich dadurch tagsüber sogar, dass ich nicht mehr menschlich war, dass mein Herz nicht mehr schlug. Umso grausamer war der Augenblick, in dem die Sonne am Horizont verschwand und ich mich darauf besann, dass ich anders war. Der Moment zwischen Tag und Nacht, in dem mir eine unangenehme Gänsehaut den Rücken herunter lief und mich ein Durst überkam, der durch kein Getränk der Welt gestillt werden konnte.
    Oh ja, ich hatte versucht dieses neue Verlangen in mir mit Wasser zu befriedigen. Tee, Limonade, Kaffee…Als ich zum allerersten Mal das Bedürfnis hatte, meine Zähne in den Hals eines Menschen zu bohren, hatte ich das gesamte Haus auf den Kopf gestellt und mir sämtliche Getränke in den Rachen geschüttet. Umsonst.
    Ehe ich registriert hatte, was geschah, stand ich auf einer dunklen Straße. Eine junge Frau lag vor mir auf dem Boden. Leblos. Mit Blut verschmiert, das aus einer Bisswunde an ihrem Hals getreten war. Sie war kaum älter als ich gewesen. Vielleicht Anfang 20, doch ich hatte ihr das Leben genommen. Ihr Blut klebte an meinen Mundwinkeln, lief noch halb flüssig mein Kinn herab.
    Mein Durst war gestillt und eine unbeschreibliche Ruhe und Zufriedenheit überkam mich.
    Zurück in meinen eigenen vier Wänden war ich vor mir selbst erschrocken, hatte mich vor mir geekelt, doch nach einigen Augenblicken, in denen mich Gewissenbisse plagten, wurde mir klar, dass dies nun mein neues Ich war.
    Das war mir doch von klein auf beigebracht worden.
    Vampire brauchten Blut um zu überleben.
    Ich gehörte nun zu ihnen, also musste ich keine Schuldgefühle haben. Ich hatte lediglich meinen unbändigen Hunger gestillt, der mir das Leben hätte kosten können. Es war quasi eine Notwendigkeit gewesen.
    Ich musste mir eingestehen, früher hätte ich jegliche Existenz, egal ob Mensch oder Vampir, für so eine Denkweise verurteilt, doch nun dachte ich selbst so. Ich hatte mich in diesen zwei Monaten verändert und würde niemals behaupten, dass es eine positive Veränderung war.
    Nein, positiv war sie nicht…aber unabdingbar.
    Leichtfüßig sprang ich vom Rand des Daches und landete unversehrt im Garten unseres Hauses. Der schmale Weg aus kachelförmigen Steinplatten, der zum Tor führte, war mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Gegen Glätte waren nicht einmal Vampire gewappnet, darum tastete ich mich sehr langsam voran.
    Auf dem Gehweg vor dem Haus hatte der Winterdienst gewütet, Schnee beiseite geschoben und ganz gewiss nicht mit Streusalz gespart. Hier hatte ich keine Probleme, mich fortzubewegen.
    Ohne lange nachzudenken, lief ich los. Das Innere meines Halses fühlte sich staubtrocken an. Ich musste Nahrung finden. Unbedingt…sonst würde ich wahnsinnig werden!
    Mit jedem Schritt, den ich näher in das Stadtinnere vordrang, wurde ich aufmerksamer. Einerseits wollte ich schnell ein Opfer finden, meinen Durst befriedigen und anschließend zurück in mein Zimmer. Andererseits wollte ich einer ganz bestimmten Person nicht begegnen.
    Ein bitterer Geschmack breitete sich in meinem Mund aus, als ich an ihn dachte. Zwar hatte ich mich mit meinem Dasein als Vampir abgefunden, aber das bedeutete noch lange nicht, dass ich ihm seine Tat vergeben musste!
    So wie jetzt wollte ich nie leben. Oder existieren.
    Ein Mensch zu sein, hatte mich glücklich gemacht. Mir war oft davon erzählt worden, dass es Menschen gab, die sich den Kreaturen der Nacht freiwillig hingaben, um zu ihnen zu gehören. Ich war nie so ein Mädchen gewesen.
    Mein Herz schlagen zu hören, wenn ich eine lange Strecke gesprintet war…jedes Jahr an meinem Geburtstag Fotos zu vergleichen, um zu sehen, wie ich mich verändert hatte…das waren die kleinen Freuden meines Lebens gewesen.
    Mein Herz würde nie wieder schlagen. Mein Aussehen würde sich nie wieder verändern. Niemals würde ich eine alte Frau sein. Niemals…
    Für mich gab es keine Veränderung mehr. Es gab nur noch existieren oder sterben. Wer würde sich schon freiwillig fürs Letztere entscheiden?
    Das hatte sich wohl auch Ruan gedacht, als er mich im Hotelzimmer zuerst erfolgreich verführt…und dann gebissen hatte.
    „Dieser Mistkerl.“, brachte ich zähneknirschend heraus und stapfte für einen Vampir vollkommen untypisch durch den Schnee in eine Seitenstraße, wo ich einen zusammengekauerten Mann mittleren Alters auffand. Mit seinem langen vor sich hin wuchernden Bart erinnerte er mich ein ganz kleines bisschen an den Weihnachtsmann…aber wirklich nur ein ganz kleines bisschen. Er trug nämlich keinen langen roten Mantel, sondern eine zerschlissene, vom Schnee klitschnasse, Jeans und eine Lederjacke, die irgendwann einmal neu gewesen sein musste. Vor sehr langer Zeit.
    Ich brauchte mir sein ausgemergeltes Gesicht, das von Hunger gezeichnet war, nicht ewig anschauen, um zu begreifen, dass ich es hier mit einer bemitleidenswerten Kreatur zu tun hatte. Bei diesen Witterungsverhältnissen obdachlos zu sein, nahm einem sicherlich jeglichen Lebensmut. Und genau das spiegelte sich in seinen Augen wieder, als er mich erblickte und zu schaudern begann, bevor ich auch nur einen Schritt näher an ihn herangetreten war.
    Irgendwie tat er mir leid. Ich hätte ihm gerne geholfen, ihm eine Unterkunft geboten, doch was hätte ihm das schon genützt? Die Neujahrsnacht hätte er dadurch vielleicht wohl behütet in einem Bett verbringen können, doch am nächsten Tag hätte er in sein altes Leben zurückkehren müssen. Wahrlich keine rosigen Aussichten. Da war es besser für ihn, noch heute Nacht von dieser Welt zu scheiden.
    Als ich vor ihm stand und mich zu ihm herabbeugte, zeigte er keine Reaktion. Wahrscheinlich war er des Nachts schon oft auf der Flucht vor Vampiren gewesen und hatte mich sofort als eines dieser Geschöpfe erkannt. Das Einzige, was er tat, war seine großen von Augenringen umrahmten Augen auf mich zu richten und mich erwartungsvoll zu mustern.
    Dass er nicht einmal die Anstalten machte, davonzulaufen, war mir unheimlich. War er einer dieser Menschen, der freiwillig zum Vampir werden wollte? Seiner Situation nach zu urteilen, konnte ich mir das sogar vorstellen.
    „Sie haben doch Angst, warum laufen sie nicht vor mir davon?“, fragte ich und schlug mir danach die Hände vor den Mund. Warum sprach ich mit ihm? Er sollte Nahrung für mich sein, kein Gesprächspartner. Ich wusste doch genau, wie es endete, wenn ich begann, meine Beute als Individuum anzusehen! Daran waren viele meiner nächtlichen Streifzüge gescheitert!
    „Ach, Mädchen…glaubst du tatsächlich, dass ich nach einem Tag in dieser Eiseskälte noch dazu im Stande bin, vor dir zu fliehen? Es wäre mir ganz recht, wenn du es kurz machst.“ Er senkte seinen Blick.
    „Sie haben mich also sofort als Vampir erkannt?“, fragte ich, traute mich nicht, meinen Blick von ihm abzuwenden.
    „Aber sicher.“ Er hustete. „Es gab schon einige Vampire, die mich gesehen haben. Nur hat sich nie jemand für das Blut eines so erbärmlichen Menschen interessiert. Du bist die Erste…scheinst ziemlich wahllos vorzugehen.“
    Da hatte er allerdings recht. Mir war es vollkommen egal, wem ich Blut abzapfte. Hauptsache, ich hatte danach für eine Nacht und einen Tag meine Ruhe, bevor mich während der Abenddämmerung erneut das Verlangen nach der roten Flüssigkeit überfiel.
    „Ich…ähm…bin noch nicht lange im Geschäft, könnte man sagen.“
    „Frisch gebissen?“
    Ich nickte.
    „Dann wundert es mich nicht. Die Anderen waren alle alteingesessen. Die haben ihre Vorlieben. Du bist sicherlich schon froh, wenn du überhaupt jemanden findest, den du überfallen kannst. Nur zu. Tu dir keinen Zwang an.“ Mit diesen Worten öffnete er den Reißverschluss seiner Jacke so weit, dass ich ohne Probleme an seinen Hals gelangen konnte.
    Ich schluckte. Beim Anblick der freigelegten Haut wurde mir ganz schummerig und mir lief das Wasser im Mund zusammen.
    Der kleine Teil in mir, der noch nach Menschlichkeit schrie, ließ sich davon allerdings nicht beirren, und hatte das Bedürfnis, diese Unterhaltung fortzuführen.
    „Sie wollen also zum Vampir werden. Ist es das?“
    Zu meiner Überraschung begann der Mann leise vor sich hin zu lachen und während er das tat, sah er um einiges jünger aus, sodass ich mich fragte, wie alt er wohl war. Anfangs hatte ich ihn auf Mitte Vierzig geschätzt, doch irgendetwas hinderte mich nun daran, diese Vermutung hinzunehmen. Ja…ohne den Bart könnte er glatt als Dreißig durchgehen!
    Meine Gedankengänge bekam meine „Beute“ natürlich nicht mit. Er lachte noch immer, doch nach einiger Zeit schmunzelte er nur noch und sprach wieder mit mir.
    „Ganz sicher nicht! Ein Vampir zu sein, den Menschen an die Kehle zu springen, das ist so ziemlich das Letzte, was ich will!“
    Meine von Tag zu Tag wachsende vampirische Seite hatte den Drang zu widersprechen, doch ich riss mich zusammen. Der Mann hatte Recht. Noch vor kurzem hatte ich genauso gedacht…und tat es teilweise immer noch.
    „Dann wollen sie lieber so wie bisher weiterleben?“, fragte ich zögernd und verdrängte das Begehren nach seinem Blut noch einmal in den hintersten Winkel meines Verstandes.
    „Nein…nein…“, sagte er tonlos. „Ich will sterben.“
    Wäre das Blut in meinen Adern nicht bereits vor mehreren Wochen erstarrt, wäre es in diesem Augenblick der Fall gewesen. Dieser Mann wollte lieber sterben, als so fortzuleben und er wollte lieber sterben, als ein Dasein als Vampir zu fristen.
    Das schockierte mich, denn ich hing an meinem Leben…meiner Existenz. Hätte Ruan mir eine Wahl gelassen nachdem er mich bereits gebissen hatte, Tod oder Vampir, ich hätte Letzteres gewählt. Nun ja…eine Wahl hatte er mir natürlich nicht gelassen, darum war es absurd auch nur einen Gedanken an das „Was wäre wenn…“ zu vergeuden.
    „Mädchen, ich habe mich informiert. Ich weiß, wie das abläuft. Beißt du mich und saugst mich bis auf den letzten Tropfen Blut aus, werde ich zum Vampir. Lässt du mir jedoch ein Wenig…“
    „Dann ist noch Leben in Ihnen und Sie werden am hohen Blutverlust sterben…auf eine menschliche Art und Weise.“, ergänzte ich mit zitternder Stimme. Ich musste nun endlich kurzen Prozess machen, obwohl ich nervös war.
    Gut, ich war eigentlich immer nervös, wenn ich nur wenige Augenblicke davor stand, Blut zu trinken. So einfach wie damals war es nie wieder gewesen. Was mir dort zugute gekommen war, war ein Blackout gewesen. Zumindest nannte ich ihn so. Ich war so am Ende gewesen, dass ich meinen Verstand vollkommen abgestellt und nur noch auf meine Instinkte gehört hatte, die ruhelos „Blut! Blut! Blut!“ geschrien hatten.
    Die arme Frau…doch die hatte wenigstens keine Zeit bekommen, mit mir zu diskutieren.
    Die Verzweiflung dieses Mannes, den ich nun endgültig für Anfang Dreißig hielt, machte mir zu schaffen. Wie grauenvoll musste sein Leben verlaufen sein? Was hatte ihn auf die Straße getrieben?
    Diese Gedanken schossen mir durch den Kopf und ich bereute es schon jetzt, dass ich ihn angesprochen hatte. Es war doch immer das Gleiche mit mir.
    Ich hatte Sympathie zu diesem Fremden aufgebaut. Am liebsten würde ich ihn in Ruhe lassen, versuchen, Hilfe für ihn zu finden…oder ich biss ihn und machte ihn gegen seinen Willen zum Vampir.
    Aber nein, dann würde ich Ärger mit Ruan, diesem Idioten, bekommen. Letztendlich hatte ich keine Wahlmöglichkeiten…ich musste diesem Mann das Leben nehmen. Zu meinem eigenen Wohl…und auch zu dem Seinigen. Das hatte ich doch schon vor Minuten gewusst.
    Langsam beugte ich mich nach vorn, sah noch wie er die Augen schloss. Innerhalb kürzester Zeit hatten meine Lippen die Stelle seines Halses erreicht, unter der ich die Halsschlagader ausmachen konnte. Ich hörte das Blut des Mannes rauschen wie das Wasser eines rasenden Flusses. Sein Herz schlug so laut, dass es in meinen Ohren dröhnte, hetzte die rote Flüssigkeit durch seine Adern. Es war beinahe, als würde er es mir leicht machen wollen.
    Nun konnte ich meinen Hunger beim besten Willen nicht mehr unterdrücken. Das hatte ich lange genug getan. Es war Zeit, die Unterhaltung mit diesem Kerl zu vergessen!
    Meine Zähne hatten seine Haut bereits ein wenig aufgeritzt, sodass sich ein kleines Blutrinnsal seinen Weg den Hals hinab bahnte. Wie in Trance fuhr ich mit meiner Zunge genau diese Strecke entlang.
    So ausgemergelt dieser Mann auch war, sein Blut schmeckte köstlich und ließ den Menschen in mir verschwinden.
    Alles in mir schrie nach seinem Blut. Alles!
    Ohne auf das Stöhnen, dass er von sich gab, zu achten, packte ich ihn bei den Schultern und drückte ihn gegen die Hauswand, an der er schon die ganze Zeit gelehnte hatte.
    Vergessen war die Sympathie. Vergessen sein Leid und seine Not. Er war einfach nur Nahrung und ich würde es genießen, selbst den kleinsten Tropfen Blut aus seinem Körper mein Eigen zu nennen!
    Ruckartig riss ich den Mund auf - ein Mensch hätte sich bei dieser Aktion sicher den Kiefer ausgehakt – und vergrub meine Zähne im weichen Fleisch meiner Beute.
    Zeitgleich konnte ich die Kirchturmglocken von weitem vernehmen, die immer wieder so laut waren, dass man sie durch die ganze Stadt hörte. Als Vampir selbstverständlich noch ein bisschen lauter.
    Als dann die ersten Silvesterraketen über mir explodierten, wurde mir wieder bewusst, welchen Tag wir hatten. Neujahrstag…und es war Mitternacht.
    Verdammt, genau jetzt hätte ich meine Eltern anrufen sollen und ich hatte mein Handy nicht dabei!
    Ich ließ von dem Mann, dessen Namen ich nicht kannte, ab. Mittlerweile war er bewusstlos. Das bewies nur, wie dreckig es ihm gegangen sein musste. So viel Blut hatte er noch gar nicht verloren, dass er wie leblos am Boden liegen konnte.
    „Du lässt dich zu leicht ablenken. Wann lernst du es endlich?“, vernahm ich eine Stimme hinter mir und im nächsten Augenblick wurde ich mit einem kräftigen Stoß beiseite gedrängt, der mich beinahe gegen die gegenüberliegende Hauswand warf.
    Meine Sinne waren sofort geschärft. Ein Vampir, ganz klar. Welcher Vampir, auch klar. Niemand außer ihm würde mich so behandeln. Niemand!
    „Ruan, was soll der Mist?!“, fauchte ich, traute mich aber nicht, ihn von Mr. Unbekannt fortzureißen, als er nun seinerseits in den dünnen Hals biss. Er war stärker als ich. Und so wartete ich einige Augenblicke, bis das Herz des Mannes, der mich darum gebeten hatte, ihn zu töten, kaum noch zu hören war…und wenig später ganz verklang.
    Er war menschlich gestorben. Wenigstens das. Ich hatte schon die Angst gehabt, Ruan macht ihn zu einem von uns. Das hätte er nicht verdient gehabt.
    Während sich der schwarze Haarschopf, den ich bisher nur von hinten gesehen hatte, zu mir herumdrehte, wischte ich mir mit dem Ärmel meiner Jacke einige Male über den Mund. Eigentlich wollte ich das Rot entfernen, das noch an meinen Lippen klebte, doch ich hatte eher das Gefühl, es verschmiert zu haben.
    Ruans belächelnder Blick bestätigte das und ich stieß innerlich tausend Flüche aus. Ich hasste diesen Kerl so sehr! Wie konnte ich mich nur in ihn verlieben?! Und, verdammt, wie hatte er es eigentlich geschafft, mir fast ein halbes Jahr lang den liebenswerten Jungen von nebenan vorzuspielen, ohne, dass ich auch nur ansatzweise seine wahre Identität erraten hatte?!
    „Wann lernst du es endlich, sofort zuzuschlagen?“, fragte er kopfschüttelnd.
    „Wann lernst du es endlich, mich in Ruhe zu lassen?!“, sagte ich lauter als gewollt und war recht froh, dass meine Stimme in der Explosion einer Feuerwerksrakete unterging. Etwas ruhiger fuhr ich fort. „Falls du es vergessen haben solltest, wir haben Schluss gemacht, nachdem du mich gebissen hast.“
    „Korrigiere Liebes, du hast Schluss gemacht.“, erwiderte er grinsend und kam auf mich zu. Seine Hände waren tief in den Taschen seines dunklen Mantels vergraben. Seine Mundwinkel waren blutverschmiert. Das scherte ihn nicht. Diese arrogante Lässigkeit war einfach das Letzte. So hatte er sich mir nie gezeigt, als ich noch menschlich war. Nie! Hätte er es getan, hätte ich ihn auch links liegen gelassen.
    „Und das aus durchaus gutem Grund!“, erwiderte ich auf seine Feststellung und entfernte mich einige Schritte von ihm. „Du hast mich immerhin getötet. Schon vergessen? Ich wollte kein Vampir werden!“
    „Das merkt man. Du machst dich nicht sehr gut.“ Er zuckte mit den Schultern.
    „Wenn du das denkst, dann solltest du mich nicht nahezu jede Nacht beobachten! Lass mich einfach in Frieden und beschäftige dich mit einem deiner anderen vierzehn Opfer. Oder sind es mittlerweile schon mehr geworden?“, fragte ich höhnisch und umklammerte die Plakette an meinem Hals, auf der eine „15“ eingraviert war und die mich regelrecht als eine von Ruans Schöpfungen brandmarkte.
    Vierzehn andere Menschen…ja, Ruan hatte mir noch in der Nacht meiner Verwandlung zu verstehen gegeben, dass ich nicht die Erste und auch nicht die Letzte war. Er hatte einfach nur sein widerliches Spiel mit mir getrieben.
    „Ich gehe jetzt nach Hause.“, sagte ich fest und stolzierte im hohen Bogen an ihm vorbei. Zuerst würde ich mich waschen, dann meine Eltern anrufen. Und dann würde ich mich aufs Ohr hauen. Das war ein sehr guter Plan. Alles war besser, als sich hier weiter mit ihm zu unterhalten.
    Ruan machte keine Anstalten mir zu folgen, doch ich spürte seinen Blick in meinem Rücken und ich hatte das Gefühl, meinen Namen zu hören, den er leise vor sich hin wisperte.
    Maja Clockwork


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    Kommis sind immer gerne gesehen!^^

  • Kapitel2

    „If you could see what's real in me”

    Beauty of the Dark (Mads Langer)


    Den gesamten ersten Januar wollte ich bei meiner Freundin Lucy verbringen. Das taten wir schon seit Jahren. Irgendwann, und wir waren uns beide nicht mehr sicher wann genau, hatten wir damit begonnen, unsere eigene kleine Neujahrsparty zu schmeißen. Die Tradition war geblieben, der Ablauf dieser Treffen hatte sich verändert, je älter wir wurden.
    Als wir irgendwann in der Grundschule mit unseren nachträglichen Feierlichkeiten ins neue Jahr angefangen hatten, waren es nette Nachmittage mit Kuchen, Keksen und Kakao gewesen. Wenn Schnee gelegen hatte, waren wir anschließend bis zum Sonnenuntergang, etwa gegen 4 Uhr nachmittags, unterwegs gewesen und hatten uns die Zeit mit Schneeballschlachten vertrieben.
    Im Teenageralter verabschiedeten wir uns von dem gemütlichen Kaffeekränzchen. Lucys Eltern hatten es mit uns beiden nicht gerade leicht gehabt. Mit 14 hatten wir Lucys neue Stereoanlage so weit aufgedreht, dass die Nachbarn von der anderen Straßenseite an ihrer Haustür sturmklingelten. Mit 16 hatten wir den Kakao durch Alkohol ersetzt. Keine harten Sachen. Doch die Menge war ausschlaggebend und ich muss gestehen, dass ich mich nur noch daran erinnere, gegen 23 Uhr von meinen Eltern abgeholt worden zu sein. Mal ganz davon abgesehen, dass mir am nächsten Tag der Schädel gebrummt hatte.
    Im letzten Jahr hatte Lucy aus unseren freundschaftlichen Treffen eine riesige Party mit zig Leuten gemacht, die ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte. Damals war sie noch mit einem Jungen namens Ted zusammen gewesen. Ich hatte ihn nicht gemocht. Die ganze Zeit waren sie übereinander hergefallen und mich, ihre beste Freundin, hatte sie darüber total vergessen und links liegen lassen. Mittlerweile hatten sie sich getrennt und ich war froh darüber. Wer weiß…vielleicht war ich auch einfach nur eifersüchtig gewesen. So eifersüchtig, dass ich mich meinerseits schon wenig später ebenfalls einem Jungen an den Hals geworfen hatte. Ruan. Der plötzlich und wie aus dem Nichts in meinem Leben aufgetaucht war. Als wäre er aus den Schatten der Nacht ins gleißende Sonnenlicht getreten, sodass ich kleiner, unbedeutender Mensch auf ihn aufmerksam werden konnte.
    Die Sonne meinte es auch an diesem Neujahrstag ausgesprochen gut. Während ich gemütlich durch die Straßen schlenderte, auf dem Weg zu Lucys Wohnviertel, dass eine gute halbe Stunde entfernt lag, breitete sich über mir ein strahlend blauer Himmel aus. Keine Wolke war zu sehen, als ich den Blick hob und ins Sonnenlicht blinzelte.
    Mit dem Verlassen der Wohngegend und dem Betreten der Innenstadt schwirrten mir jedoch alles andere als sonnige Gedanken durch den Kopf. Nachdem ich Ruan bei Mr. Unbekannt zurückgelassen hatte, war ich in aller Eile zurück nach Hause gelaufen. Meine Eltern hatten mir zwanzig Nachrichten auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Immer abwechselnd. Immer besorgter klingend. Als ich dann endlich und offensichtlich zu ihrer Beruhigung zurückrief, hatte ich eine Standpauke über mich ergehen lassen müssen, die sich gewaschen hatte. Erst als ich beteuerte, eingeschlafen zu sein und Mitternacht vollkommen verpasst zu haben, gaben sie Ruhe.
    Meine Eltern waren schon immer sehr überfürsorglich gewesen. Dass ich in der Grundschule bei Sonnenuntergang zurück im Haus sein musste, hatte seinen Grund gehabt. Sie fürchteten sich davor, mich an einen Vampir zu verlieren. Hätten sie doch nur gewusst, dass diese Wesen bei Tage genauso gefährlich waren, wie in der Nacht! Sie hatten keine Ahnung gehabt. Ich hatte keine Ahnung gehabt. Alle normalen Bürger hatten keine Ahnung! Nur einige wenige Politiker und die Vampire selbst wussten, wie es um all die Gerüchte über die Wesen der Nacht bestellt war. Nur sie wussten, dass kaum etwas davon der Wahrheit entsprach.
    Sonne? Ich liebte die Sonne nach wie vor über alles! Der Sommer war meine Lieblingsjahreszeit und würde es auch bleiben. Die kräftigen Farben, der klare Himmel, die gut gelaunten Menschen. Nur die Wärme auf meiner Haut, die würde ich vermissen, denn ebenso wie für Kälte hatte ich kein Gespür mehr für dieses Extrem.
    Knoblauch? Nun, ich konnte nicht von mir behaupten, das Zeug besonders gerne zu essen, aber ich hatte auch keine Probleme damit. Ab und zu konnte so ein belegtes Brot mit Knoblauchsalami ganz lecker sein.
    Kruzifixe? Meine Eltern hatten mich nicht gläubig erzogen und selbst, wenn sie es getan hätten, bezweifelte ich, dass an der Angst vor diesen Kreuzen wirklich etwas dran war.
    Da wir mit dem Sonnenlicht keine Probleme hatten, erübrigte sich wohl auch die absurde Idee, Vampire müssten in Särgen schlafen. Es grauste mir vor dem Gedanken, in so einem engen Raum eingesperrt zu sein. In der ersten Nacht nach meiner Verwandlung war meine größte Angst tatsächlich gewesen, in einem Sarg schlafen zu müssen. Nicht, von der Sonne zu Asche verbrannt zu werden. Nicht, von irgendwelchen Menschen mit Kruzifixen aufgesucht zu werden. Nein, es hatte sich nur diese lächerliche Furcht vor der Enge eines Sarges in mir ausgebreitet.
    Das bewies lediglich wie unwissend ich gewesen war und wie unwissend auch all die Menschen um mich herum waren. Von klein auf wurden wir mit diesen Regeln konfrontiert, die uns beruhigen sollten. Menschen brauchten keine Angst vor den Vampiren haben, solange sie vor Einbruch der Nacht in ihren Häusern waren. Niemand in unserer Gesellschaft hatte das jemals in Frage gestellt. So lebten wir schon seit Generationen. In Wahrheit war das jedoch nur eine lächerliche Farce der Politiker, die mit den Oberhäuptern der Vampire vor Jahrhunderten ein Abkommen geschlossen hatten.
    Da von den ursprünglichen Verfassern des Abkommens, zumindest von der menschlichen Seite her, niemand mehr am Leben war, konnte man davon ausgehen, dass selbst die Politiker in den hohen Führungspositionen nicht mehr über alle Fakten, Vampire betreffend, im Bilde waren. Und so verhielten sie sich leider Gottes auch. Warum wurde nichts unternommen, wenn am helllichten Tage junge Mädchen verschwanden und später beinahe blutleer aufgefunden wurden? Warum schob man das einem menschlichen Täter in die Schuhe, wo die Beweislast für die Tat eines Vampirs doch erdrückend war? Die Antwort war simpel. Die Menschen wussten es nicht besser. Bei Tageslicht konnte es kein Vampir gewesen sein. Auch ich hatte mich im Schein der Sonne sicher gefühlt.
    Was genau in dem Abkommen von damals stand, das irgendwann spurlos verschwunden war, wusste ich nicht. Ruan sagte mir nur, dass es uns durch diese Schrift gestattet war, in der gleichen Stadt wie die Menschen zu leben. Außerdem durften wir uns unter ihnen bewegen, solange wir sie nur in der Nacht attackierten und selbst dann nur, wenn sie dumm genug waren, auf die Straße zu gehen oder sich uns freiwillig hinzugeben. In Häuser eindringen war uns anscheinend ausdrücklich verboten.
    Über die Jahrzehnte hinweg waren einige Vampire wohl zu dem Schluss gekommen, dass die Regeln des Abkommens ein bisschen gelockert werden sollten und so kam es immer wieder zu Fällen, in denen Personen spurlos verschwanden und tot wieder auftauchten. Wie viele Fälle es gab, in denen ein frisch gebissener Vampir wie ich weiter seiner Beschäftigung nachging, als wäre nichts passiert, daran wagte ich gar nicht zu denken. Wie vielen Vampiren war ich in meinem Leben wohl begegnet, ohne sie als solche erkannt zu haben?
    Während all dieser Gedanken hatte ich stur Richtung Boden geschaut, sodass ich recht erstaunt war, als ich vor Lucys Haus stand. Der Weg war mir heute viel kürzer vorgekommen als sonst und ich hoffte inständig, dass ich durch meine Grübelei nicht versehentlich schneller gelaufen war, als es Menschen tun sollten. Ich durfte mich auf gar keinen Fall verraten! Das wäre nicht gut.
    Wenn den Menschen klar wurde, dass wir uns auch bei schönstem Sonnenschein draußen herumtreiben konnten, würden sie auf die Barrikaden gehen, uns jagen und unserer Existenz ein Ende bereiten. Dabei hatten die meisten von uns absolut nichts verbrochen! Wir hielten uns an das Abkommen. Kein Eindringen in Häuser. Nur Menschen beißen, die sich bewusst der Gefahr aussetzten. Bei Tageslicht unauffällig ein normales Leben führen.
    Sollte aber herauskommen, dass unsere angeblichen Schwächen gar keine Schwächen waren, würden sie uns alle tot sehen wollen, nicht nur die, die wirklich gegen die Regeln verstoßen hatten. Aus Angst. Aus Wut. Ich konnte das nachempfinden. Zumindest Ruan hätte ich nach seinem Biss am liebsten mausetot vor mir liegen sehen. Durch mein eigenes Schicksal hatte ich schon eine furchtbare Wut auf ihn im Bauch gehabt und hatte sie immer noch. Ich fragte mich, was ich fühlen würde, wenn mein Kind einem Vampir zum Opfer fallen würde. Ja, ich würde genauso reagieren, wie die Menschen in meiner Fantasie. Da war ich mir sicher.
    Ich betrat Lucys Haus, ohne anzuklopfen. Wenn sie wusste, dass ich vorbeikam, war die Tür nie abgeschlossen und ich konnte sie problemlos öffnen. Als ich den ersten Schritt in den Flur hineintrat, stieg mir der Geruch von Marzipan, von Schokolade und von Zimt in die Nase. Ich atmete ihn einige Male genüsslich ein, während ich mich aus meinem Mantel schälte und ihn an die Garderobe hing, die ich im stockfinsteren Hausflur gewiss nicht gesehen hätte, wäre ich kein Vampir. Doch auch ohne sie zu sehen, hätte ich sie gefunden. Ich war in den letzten Jahren viel zu oft in diesen Wänden ein und aus gegangen.
    In diesem Moment, in dem ich meinem Geruchssinn folgte, der mich zu Lucy und den Keksen führen würde, hätte ich die Augen schließen und die gesamte Inneneinrichtung des Hauses ohne Fehler wiedergeben können. Es war kein großes Gebäude. Das Haus, in dem Lucy mit ihren Eltern wohnte, erinnerte sehr an die schmalen Häuser, die man in vielen Städten in Großbritannien vorfand. Wenn man den Flur betrat, war die Garderobe auf der linken Seite des Raumes. Dort gab es auch einen Lichtschalter, den ich aber geflissentlich ignoriert hatte, weil ich wusste, dass es hier keine Lampe gab, die durch ihn eingeschaltet hätte werden können. Auf der rechten Seite führte dann eine Treppe in die obere Etage, während links eine Tür in die Wohnküche abging.
    Ich flitzte die Treppe hinauf, wo drei weitere Türen auf mich warteten. Der Flur war gerade einmal breit genug, um sich einmal im Kreis zu drehen. Hier befanden sich Lucys Zimmer, das Schlafzimmer ihrer Eltern und das Bad. Fröhlich und vom Geruch frisch gebackener Plätzchen verzaubert, riss ich die Tür zum Zimmer meiner Freundin auf, wo ich Lucy mit einer Keksdose auf ihrem Bett liegend vorfand.
    „Du hast auf dich warten lassen.“, sagte sie.
    „Du hast Plätzchen gebacken.“, antwortete ich völlig zusammenhanglos.
    Sie kicherte.
    „Stell dir vor, das habe ich. Es waren so viele Zutaten von Weihnachten übrig. Da dachte ich, die müssen noch verbraucht werden. Willst du?“
    Sie hielt mir die Dose entgegen und ich griff beherzt hinein. Zu Schokoplätzchen sagte ich niemals nein! Anschließend ließ ich mich neben sie aufs Bett fallen und starrte zur Zimmerdecke empor. Ich knabberte an dem Keks, den ich mir gegriffen hatte und bemerkte nur beiläufig, dass der Fernseher lief. Als ich geschluckt hatte, wandte ich mich an Lucy, die sich aufgesetzt und begonnen hatte, meine langen braunen Haare zu Zöpfen zu flächten.
    „Was machen wir heute?“, fragte ich neugierig und recht gut gelaunt. Schlimmer als im letzten Jahr konnte unser Neujahrstreffen gar nicht ablaufen.
    „Ich dachte, wir gucken uns einfach ein paar Filme an und futtern Süßigkeiten. Ich hab auch noch Gummibärchen, Karamellbonbons und Marshmallows.“
    „Klingt gut!“, rief ich aus und als Lucy damit fertig war, meine Haare zu bearbeiten, richtete ich mich auf und begann mit meinen Fingern durch ihr blondes Haar zu fahren. Sie hatte sich die Haare vor einigen Wochen ganz kurz schneiden lassen. Anfangs hatte es mich sehr fiel Anstrengung gekostet, mich nicht im Anblick ihres freigelegten Halses zu verlieren, doch mittlerweile war es okay. Ich konnte mich beherrschen…solange ich nachts genug Blut zu mir nahm.
    Bei diesem Gedanken musste ich schlucken. Hatte ich das denn? Ehrlich gesagt…wurde mir schon etwas schummerig, als ich Lucy zwei Spangen in die Haare steckte.
    Ach was, das war einfach nur Einbildung! Ich hatte vielleicht nicht viel getrunken, da Ruan mich gestört hatte, aber für meine Verhältnisse müsste es gereicht haben.
    „Was für Filme haben wir?“, fragte ich, um mich abzulenken, und ließ mir von Lucy die DVDs reichen.
    Meine Blicke fielen auf Titel wie Herrliches Gemetzel, Mord am Valentinstag und Das Vampir-Massaker und ich seufzte schwer auf. Lucy hatte schon immer einen sehr eigenen Geschmack gehabt. Dort draußen auf der Straße geschahen solche Gräueltaten in jeder Nacht. Nicht wenige von ihnen hatte ich in den letzten zwei Monaten selbst begangen und eine kleine noch menschliche Spur auf meiner Seele versuchte mir dafür ein schlechtes Gewissen einzureden. Ich biss mir auf die Lippe und schmeckte Blut, das mir ein unmerkliches Würgen entlockte. Das Blut eines Vampirs, totes Blut, war einfach ungenießbar und widerwärtig. Zumindest glaubte ich das. Allerdings hatte ich bisher ja nur das Blut eines Vampirs gekostet und dieses nächtliche Geschöpf war ich. Ich konnte mich also irren.
    Ich wog die Titel der verschiedenen Horrorfilme alle gegeneinander ab und versuchte den Harmlosesten zu erkennen. Alle waren mit einer Freigabe ab 18 Jahren gekennzeichnet, doch davon wollte ich mich nicht beirren lassen. Ob ein Film gruselig war oder nicht, das war nach wie vor Ansichtssache. Ich war kein Fan von Thrillern und Psychoschockern. Sinnlose Gemetzel-Filme mochte ich noch weniger. So viel das Herrliche Gemetzel schon einmal raus und da sich Mord am Valentinstag nach einem Film anhörte, der ganz sicher auf die Psyche schlagen würde, entschied ich mich leicht frustriert für Das Vampir-Massaker. Wie konnte man so einen schönen, sonnigen Tag nur mit diesen Filmen verbringen wollen? Aber gut, ich wollte mich nicht beschweren. Alles war besser, als die Party im vergangenen Jahr…oder mein Kater von vor zwei Jahren.
    Kurze Zeit später hatten wir uns abermals auf Lucys Bett ausgestreckt und starrten auf den Fernsehbildschirm, auf dem sich die widerlichsten Szenen abspielten, die ich je gesehen hatte. Und im Laufe der Zeit hatte ich mit Lucy schon viele anstößige Filme gesehen. Warum verboten ihr ihre Eltern nicht, mit 11 Jahren einen Film namens Grausames Erwachen zu schauen, in dem es um eine Frau geht, die eines Nachts aufwacht und ihren Mann verblutet neben sich im Bett auffindet? Nach dieser Szene hatte ich die Augen geschlossen gehabt, doch der Film verfolgte mich noch Wochen später in meinen Träumen. Lucy hatte er nichts ausgemacht.
    Aber wie gesagt, dass was ich mir jetzt anschauen musste, war noch einmal einen Härtegrad höher. Die Vampire in diesem Film sahen furchterregend aus. Sie erinnerten kaum noch an Menschen und stürzten sich schon seit geschlagenen 45 Minuten ohne Unterlass auf ihre Opfer, die sie durch eine ansonsten menschenleere Umgebung trieben. Das war doch absurd! Entweder hatte ich irgendeinen entscheidenden Teil dieses Filmes verpasst oder er ergab vorne und hinten keinen Sinn.
    „Lucy, hat dieser Film auch eine Handlung?“, fragte ich und hielt mir die Hand vors Gesicht, als einer jungen Frau im wahrsten Sinne des Wortes der Hals umgedreht wurde.
    „Ich weiß nicht…aber zumindest hat er gute Kritiken bekommen.“, erklärte meine Freundin und biss in ein Plätzchen.
    Wer zum Teufel hatte zu diesem Film nur gute Kommentare abgegeben? Vampire konnten nicht unter den Kritikern gewesen sein. Die hätten sich über solch eine Darstellung ihrer Art sicherlich aufgeregt und nur negative Dinge verlauten lassen. Menschen, die noch bei klarem Verstand waren, sollten diesen Film aber auch abartig finden.
    „Maja, hab dich nicht so. Der Film ist doch lustig.“
    Okay, alle Menschen außer Lucy.
    Doch sie hatte Recht. Das war nur ein Film. Ich sollte mich nicht so albern benehmen und die restlichen 60 Minuten Laufzeit irgendwie hinter mich bringen. Ich heftete meine Augen an die Mattscheibe und beobachtete, wie immer mehr Menschen von den Vampiren gebissen wurden, starben und anschließend wieder aufstanden, um sich ebenfalls auf die fliehende Meute zu stürzen. Je länger ich mir das Massaker anschaute, desto gebannter war ich davon. Irgendwann ertappte ich mich dabei, als ich mich darüber freute, dass einem weiteren Mädchen Blut ausgesaugt wurde, das in einem herrlichen Rot an ihrem Hals hinab lief und mich die übrige Szenerie vollkommen ausblenden ließ. Es sah…ziemlich echt aus und ohne dass ich einen Einfluss darauf hätte ausüben können, lief mir das Wasser im Mund zusammen.
    Ich krallte mich in Lucys Bettlaken, als mich ein merkwürdiges Schwindelgefühl überkam, das innerhalb weniger Augenblicke von einer Gänsehaut abgelöst wurde, die sich auf meinen Armen ausbreitete. Das Rot aus dem Film war plötzlich überall. Egal wohin ich schaute, meine Sicht war verschwommen. Blutig. Und ich hatte Durst. Solchen Durst, dass ich den Keks, den ich gerade im Mund hatte, am liebsten sofort wieder ausgespuckt hätte. Er kam mir auf einmal staubtrocken vor.
    „Hey, ist alles in Ordnung mit dir?“ Lucy hatte meine verkrampfte Haltung bemerkt und sah mich besorgt an. „Du hast ganz rote Augen.“
    In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, doch ich war nicht mehr dazu im Stande, die Wichtigen von den Unwichtigen zu unterscheiden. Alles fiel ineinander, wie ein Kartenhaus, das man umgestoßen hatte.
    Ich musste mich beruhigen. Ich durfte mich von einem Film nicht so beeinflussen lassen. – Blut! – Ich hatte in der vergangenen Nacht also doch nicht genug getrunken. – Ich will es in meiner Kehle spüren! – Ruan hatte das doch ganz sicher geplant. – Ich will es hier und jetzt, damit dieser Schmerz endlich verschwindet!
    Ja, mittlerweile war der Durst schmerzhaft geworden. Mein Blick blieb an Lucys dünnem Hals hängen. Wie wohltuend würde es sein meine Zähne in ihm zu vergraben. Sie warteten darauf und sie waren ungeduldig. Sie wollten diese Haut durchbohren…auf der Stelle! Ich fuhr mit der Zunge über meine Reißzähne, rückte ruckartig an Lucy heran, die mich verstört ansah und dann-
    „Tut mir leid, ich glaub mir ist schlecht!“ Ich rannte aus dem Zimmer, lief ins Bad und knallte die Tür hinter mir zu. Gut, dass Lucys Eltern uns beide am ersten Januar immer alleine ließen und Bekannte besuchen gingen. Wäre mir auf diesen paar Metern jemand entgegen gekommen…ich wusste nicht, ob meine Beherrschung auch dafür ausgerecht hätte.
    Ich trat vor den Spiegel und ließ kaltes Wasser aus dem Wasserhahn über meine rechte Hand laufen, in die ich aus Reflex gebissen hatte, als ich aufgesprungen war. Die Bisswunde war tief, aber sie würde schnell heilen. Zumindest das war ein wahrer Mythos. Das Mädchen, das mir aus dem Spiegel entgegenblickte, sah fürchterlich aus. Zerzaust, blass, ihr Gesicht zu einer Grimasse verzerrt. Und in diesem Moment rann ihr sogar eine Träne aus den Augen, die eine blutige Spur auf ihrer Wange hinterließ. Wegen dieser blutroten Tränen, die sich in meinen Augen gebildet hatten, war mein Sichtfeld also so verschwommen gewesen. Dieses Mädchen im Spiegel so vollkommen durcheinander und aufgewühlt zu sehen, war grauenvoll. Schlimmer war nur eines: Ich war dieses Mädchen. Ich war diese Kreatur, die den Wesen aus dem Horrorfilm vielleicht doch nicht so unähnlich war.
    Ich schluchzte, als ich begriff, dass ich gerade beinahe meine beste Freundin angegriffen hätte. Mir wurde klar, dass der Vampir in mir keine Unterschiede zwischen Unbekannten, wie dem Mann auf der Straße, und Menschen, denen ich nahestand, machte. Ich dachte, ich hätte mich mit meiner Situation arrangiert, doch das war ein Irrtum gewesen.
    Noch nie zuvor hatte ich mich so abstoßend gefühlt.

  • Huhu,
    du hast ja immer noch keinen Kommi. :o Dann übernehme ich das mal.


    Startpost~
    So wenn ich etwas zum Startpost sage, beginne ich meistens mit dem Titel, und diesen finde ich schon mal ganz gut. Ich weiß nicht was Chain heißt, und ich will es auch gar nicht wissen, vielleicht erfahre ich es auch ohne Wörterbuch, aber im allgemeinen mag ich Fanfictions in denen es dunkel zu geht, bzw eben böse, böse Sachen vorkommen, und Darkness ist ein schöner, großer Hinweis, auf eben diese Aspekte.
    So, so viel dazu, weiter zum eigentlichen Thema.
    Den finde ich schön (dunkel :>) gestaltet. Schon gut ist zum Beispiel, dass der Titel getrennt von allem anderen über dem Header ist. Was mir weniger gefällt sind die ganzen * und + in eben diesem, diese könntest (solltest :3) du wegmachen. Nun weiter zum Header, der ja echt schön ist, allerdings sagt er zu wenig. Ich gehe dann mal weiter zu dem kleinen Text, den du da geschrieben hast. Den kannst du mit dem Wort Vorwort verzieren, da dies ganz klar eins ist. Auch die Spalte Wissenswertes, finde ich ganz gut, ob du jetzt den Kapitelrythmus angeben musst, finde ich nicht zwingend, z.B. bei mir variiert dieser zwischen 2-10 Wochen.
    So weiter zur Handlung. *.* Eine Vampir Story, du kannst mit einem Stammleser rechnen.
    Auch die Handlung finde ich gut. Allerdings frage ich mich dann doch, ob da nicht noch mehr dazu gehört, als ein bisschen Kontrolle über sich selbst, bzw über die Gene oder anders gesagt die... ehm Mächte eines Vampirs. Da kommt hoffentlich noch was.
    Zu den Charas, wenn du sie nicht preisgeben willst, lass sie weg, das bringt nichts, weil das ist einfach... nix ._. Sind zwar echt schöne Bilder, aber trotzdem ist das keine Charabeschreibung. Dann kommt noch eine Kapitelliste und die Quellen, passt alles.


    Prolog~
    Also der ist etwas kurz, aber er hat es in sich. Du hast zwar die Umgebung nicht beschrieben, aber trotzdem finde ich ihn gut.
    Der Hauptchara wird also von ihrem Freund gebissen und wird dann wohl selber zum Vampir. Das verspricht ja schon mal spannend zu werden. Die Arme, wie auch immer sie heißt, wird in so einem schönen Moment gebissen. Naja, eine typische Szene.
    Im Allgemeinen muss ich sagen, dass du echt einen guten Prolog hingelegt hast. Du hast die Szene gut beschrieben, auch die Gefühle der Frau (?) des Mädchens kommen gut rüber.
    Allerdings hast du keinerlei Beschreibung der Umgebung gezeigt… Und das ist nicht so gut…
    Aber du hast Potenzial, soviel steht fest.


    Kapitel 1~
    So, Kapitel 1, das ist der schon mal ganz gut gelungen, für den Anfang finde ich. Ich gehe das Kapitel jetzt einfach mal von vorne bis hinten durch, das ist so meine Art. :>
    Schon der Anfang ist ziemlich gut beschrieben, besonders wie sie die Frau angreift, das erschien mir… Sehr realitätsnah beschrieben. Was mir nicht so gefällt ist, auch wenn es die Meistens schon verstanden haben sollten, dass du schon so früh sagst, dass sie ein Vampir geworden ist. Klar kann man sich das denken, aber ich finde, etwas Spannung muss sein, den Leser etwas auf die falsche Fährte führen. Wenn der Leser nämlich anfängt zu denken, dass sie doch kein Vampir geworden ist, will er unbedingt wissen, was denn jetzt passiert ist. Und da haben wir einen gefesselten Leser.
    Und dann diese Beschreibung des Durstes… Oh Gott, also sowas kannst du wirklich gut, die Beschreibung war klasse.
    So, du sagst dann, die Eltern sind weg, über Silvester. Da frage ich mich, warum sie nicht dabei ist, ist sie von zu Hause weggelaufen, oder kommt sie bei dieser Reise nie mit? Das hättest du sagen können, um mehr Verständnis rein zu bringen.
    Naja, dann geht sie also in die Stadt, auf der Jagd nach Blut. Ich frage mich, ob Vampire in deiner Gescichte normal sind? Die Menschen scheinen von ihnen zu wissen, sie zu achten, und alles. Als wären sie keine Fabelwesen, und etwas ganz normales. Ich stelle das jetzt mal in das Kriterium künstlerische Freiheit, allerdings macht mich das ganze schon etwas stutzig.
    Naja, immer wieder hören wir etwas von… Ruan. Der scheint ja echt fies gewesen zu sein, und ich kann sie gut verstehen, wenn sie ihm nicht verzeiht. In dieser Richtung hast du die Gedankengänge gut beschrieben, da kann ich dich nur Loben.
    Und dann entdeckt sie ja den Mann. Du hast das alles gut beschrieben, besonders hast du eine ziemlich düstere Atmosphäre geschaffen, das ist gut. Leider hast du dann mit Zwei Sätzen die ganze düstere Atmosphäre zu Nichte gemacht. Das erste, ist der Vergleich mit dem Weihnachtsmann. Ich habe gedacht ich fange echt gleich an zu lachen, Entschuldigung wenn das doof rüber kommt, aber das passte so gar nicht. Und dann dieses „Mr. Unbekannt“, das veralbert das ganze ein bisschen, schade. Gut, sehr tiefsinnig sogar, fand ich diesen Satz, den as Mädchen, naja eigentlich die Frau zu ihm gesagt hat: Ich bin noch nicht lange im Geschäft.
    Ach, einfach nur toll der Satz, irgendwie finde ich ihn Klasse.
    Und jetzt kommt der eigentliche Höhepunkt des Kapitels. Der Biss. Super gut beschrieben, Klasse, genial, super gut, alles auf einmal, ich habe mich echt gefühlt, als würde ich selbst gebissen werden. (liegt wohl daran, dass ich Nachts um Uhres lese.)
    Dann kommt Ruan und schubst sie weg. Etwas derbe formuliert, aber schon ganz gut. Ich frage mich, ob ihr das nicht wehtut, gegen eine Wand geworfen zu werden. Hm… Empfindet ein Vampir keine Schmerzen? Allerdings ist es ja auch so, das Ruan übermäßig Kraft haben muss und dem Mädel daher ziemlich wehgetan haben muss.
    Aber mögliche Schmerzen beschreibst du nicht…
    Jedoch finde ich das Ende, und auch das ganze Kapitel an sich, gelungen. Es hat eine gute Länge und lässt sich flüssig und zusammen hängend lesen, das hast du sehr gut gemacht.


    Kapitel 2~
    Und weiter geht’s, mit dem 2. Kapitel. Du machst es mir echt schwer, mit deinen langen Kapitel, hab die ganze Nacht dran gesessen… Aber jetzt bin ich fertig. :>
    Das Kapitel beginnt schon mal ganz gut, mit der Beschreibung der Feier, das finde ich eine gute Idee, und wie ich lese, wird diese auch immer Verlauf der Story weiterhin gut behandelt, naja vielleicht eher im Verlauf des Kapitels.
    Auch wie sie Ruan kennenglernt (oder wie auch immer man das nennen will) hat, hast du schön beschrieben, Gedankengänge und Emotionen beschreiben ist wohl echt deine Stärke. Aber an dieser Stelle möchte ich dir auch deine wahrscheinlich größte Schwäche nahebringen, an der du arbeiten musst. Das Beschreiben der Umgebung. Es scheint dir sehr schwer zu fallen, wie man in den Ansätzen merkt, also lässt du es lieber ganz raus. Unten im Kommi, siehe Linksammlung gebe ich dir noch einen Hilfetheard, damit auch das in Zukunft funktioniert. Ja, dann geht sie zur Freundin, da hättest du viel Umgebung beschreiben können und so… Naja, man merkt, dass du es beim Eintreten in den Flur echt versucht hast, aber da musst du noch üben.
    Als ich dann die Film Auswahl gelesen habe musste ich lächeln, die gibt’s nicht in Wirklichkeit oder? Und dann das Vampir Massaker, was ein unnötiger Film, den eher keiner sehen würde, aber naja, ihr Freundin mag es, jeder wie er es braucht. Naja, die Idee mit dem Film finde ich jetzt persönlich nicht so schön, aber wie auch immer, das Gefühl in einen Sarg eingeschlossen zu sein, hast du mal wieder grandios beschrieben. Ja, solche imaginären oder emotionalen Sachen, kriegst du echt gut hin. Auch das mit dem Abkommen der Politiker und der Vampire finde ich eine tolle Idee, doch auch hier frage ich mich erneut, ob Vampire in deiner Welt so normal sind…
    Allerdings gerade an der Stelle, wurde es mir etwas zu langweilig. Es ist gut, dass du viel beschreibst, und es geht ja auch noch mehr, aber du darfst es nicht so geshuffelt machen, mehr vermischen mit der Handlung. Wenn du zu wenig Handlung, und nur Beschreibungen einbringst, wird es irgendwann Langweilig, und genau das ist mir so in etwa passiert, als der Film seinen Mittelpunkt erreicht hat.
    Aber dann kommt endlich eine spannende Stelle. Oh Mein Gott, sie wird noch nicht ihre beste Freundin beißen, oder? Wow, also das hast du so wirklich fantastisch beschrieben. An der Stelle im Kapitel lief mir ein Schauer den Rücken runter, und ich fühlte mich etwas unsicher… Ganz stark. Den Durst, das Verlangen,hast du alles gut beschrieben.
    Auch dass sie das Zimmer verlässt und so, alles super beschrieben, kaum zu fassen wie du das hinkriegst.
    Und zu guter Letzt der Schluss, der wie beim ersten Kapitel, richtig gut ist.
    Alles in allem hast du auch im 2. Kapitel gezeigt, dass du großes Potenzial hast.


    Linksammlung~
    Klick Mich
    Klick Mich (hier zu der Umgebungsbeschreibung springen)


    Nachwort~
    Ja, also, wie du dir vielelciht anhand meines Lobs und der Gestaltung des Kommis denken kannst, habe ich an deiner Fanfiction einen großen Gefallen gefunden und werde öfters reinschauen, sprich, bitte trag mich auf die Gästebuch Benachrichtigungliste ein. c:
    Es war mir ein Vergnügen. Bis bald.


    Liebe Grüße!
    Chess