Varianz und das richtige Mindset

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  • Ich möchte euch nun ein paar Gedankengänge mitteilen, eventuell dient das dem ein oder anderen als Impuls für eigene Ideen um sein Spiel zu verbessern oder so.



    In Pokemon ist Glück und Pech fester Bestandteil des Spiels und eine Tatsache an der nichts zu rütteln ist; so weiß jeder der schon öfter competitive Matches gespielt hat. Dabei ist es relativ unwesentlich ob der bessere Spieler mit dem besseren Team gegen den vermeintlich rudimentären Hobbyspieler verliert oder ob der bessere Spieler mit seinem überlegenen Team
    mit einem 6-0 über seinen Gegner triumphiert statt eines nur, sagen wir, 3-0.


    Natürlich ist Glück und Pech nur eine subjektive Einordnung; denn im Grunde lassen sich die Ereignisse in Pokemon, ganz genau wie bei allen anderen Glücksspielen, mathematisch berechnen. Wir haben hier beispielsweise mit Donner eine 70%ige Wahrscheinlichkeit zu treffen und eine 30%ige Wahrscheinlichkeit den Gegner zu paralysieren; jeder dritte Donner sollte also statistisch gesehen verfeheln. Jetzt finden wir aber, dass wir die letzten 5 Donner verfehlt haben, während unser Gegner, der mal wieder keinen Plan vom spielen hat, nur so rumlucked und jeden Donner bisher getroffen hat und sogar noch 2 unserer Pokemon damit paralysiert hat. Anhand der Situation die wir bestimmt alle schon mal so empfunden haben, möchte ich nun 2 Punkte ansprechen: Die Varianz die das Spiel mit sich bringt und das Mindset, das ein jeder guter Spieler braucht.


    Gegen einen Spieler, der dir überlegen ist, kann man leicht mal 1-2 Matches gewinnen, das ist z.B. auch ein Grund weshalb competitives Pokemon so attraktiv erscheint; es ist schnell zu erlernen und es kann sehr fehlervergebend sein. (jedoch kann es auch die besten Entscheidungen bestrafen.) Aber hier ist nun etwas entscheidendes: auch wenn du gegen den besseren Spieler aus 2 Matches auch 2 mal gewinnst - gewinnst du dann auch aus 100000 Matches auch wenigstens 95000 mal? eher nicht! Auf kurze Sicht herrscht hier also nur das Glück des Unwissenden während auf lange Sicht mathematisch gute Entscheidungen belohnt werden - der Laie lucked rum mit seinem Donner während der gute Spieler Donnerblitz verwendet um die Varianz zu minimieren.


    Natürlich hat aber jede Entscheidung die eine Wahrscheinlichkeit von über 50% hat, einen positiven Erwartungswert (Roulette hat z.B trotz der auf langen Sicht scheinbaren Kostendeckung immer einen positiven Erwartungswert für die Bank, da, wenn du auf entweder rot oder schwarz setzt, keine 50% Wahrscheinlichkeit hast, sondern eine 50% minus 1/37 Wahrscheinlichkeit [ca 48%], aufgrund der grünen Null) Deshalb kann man hier nun außer Attacken die zu genau 50% oder geringer treffen (K.O. moves) nicht sagen sie sind auf lange Sicht schlecht. Sie können lediglich in der gegebenen Situation falsch sein. Habe ich beispielsweise nur noch zwei Pokemon übrig will ich möglichst starke Attacken machen und risikoreiche Entscheidungen treffen (overpredicten); ich möchte nur mehr Donner, Feuersturm, Wuchtschlag etc einsetzen und antizipieren welches Pokemon nun eingewechselt wird. Was als normalerweise als noob-play bezeichnet wird kann in der Situation eine legitime Strategie sein. Hingegen ich im early game aber soweit es geht sichere moves machen will, um nicht durch die Varianz in eine nachteilige Position zu geraten.


    Da man durch die Willkürlichkeit, die Pokemon mit sich bringt, davon ausgehen muss auch zu verlieren ist es ganz besonders wichtig die richtige Einstellung zu haben. Ich kann mich noch erinnern zu meiner competitiven Zeit, war ich immer frustriert wenn ich verloren habe, es war immer dem Pech in die Schuhe zu schieben, freeze hax hier, volltreffer da; mein perfekter counter für sein gesamtes Team wird rausgehaxed und nur deswegen verliere ich...ja so war das früher. Und ich denke auch jetzt betrachten das noch sehr viele Leute verklärt; eine Niederlage muss nicht immer bedeuten, dass du etwas falsch gemacht hast und auch nicht immer, dass du der schlechtere Spieler bist. Analysiere dein Spiel, wie hast du gespielt, hättest du in manchen Situationen besser handeln können, aufgrund der Informationen die dir dein Gegner aus seinen Gewohnheiten bisher gegeben hat? Dadurch kannst du schon dazulernen; nicht dadurch, dass du im Kopf noch einmal durchgehst wo du Pech hattest - oder genauso schlimm: zu sagen ja, ich habe ihn 6-0ed also bin ich ein viel besserer Spieler - das kann genauso gut das Glück sein. Pokemon ist wirklich viel mehr als nur "ich bin der bessere"; und indem ihr knappe Situationen analysiert, diese spezifisch nachfragt, und euer Mindset erweitert kann es euch helfen besser zu werden. Ärgert euch also nicht über das scheinbar unfairste Match eures Lebens und denkt euch einfach nur "shit happens", beim nächsten Mal kann der selbe Gegner viel schlechter dastehen, ganz einfach weil ihr bemüht seid optimale Entscheidungen zu treffen, und diese einzig der Willkürlichkeit der Varianz unterworfen sind.

  • Einen ähnliche Analyse wurde berets von Fatum aka Colonel Fortune vor geraumer Zeit verfasst. Hier einzusehen


    Zitat von UnderTheGun

    Ich kann mich noch erinnern zu meiner competitiven Zeit, war ich immer frustriert wenn ich verloren habe, es war immer dem Pech in die Schuhe zu schieben, freeze hax hier, volltreffer da; mein perfekter counter für sein gesamtes Team wird rausgehaxed und nur deswegen verliere ich...ja so war das früher.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass du immer nur wegen Hax verloren hast. Manchmal spielt der Gegner einfach besser und man verliert völlig verdient.

  • Zitat

    Auf kurze Sicht herrscht hier also nur das Glück des Unwissenden während auf lange Sicht mathematisch gute Entscheidungen belohnt werden - der Laie lucked rum mit seinem Donner während der gute Spieler Donnerblitz verwendet um die Varianz zu minimieren.

    Das gibt es so ähnlich doch auch beim Pokern, nicht wahr? Also dass man mit Pot Odds etc. die langfristig höchste Gewinnerwartung eingeht.

  • genau, es ist vom prinzip her ähnlich wie bei poker - es greift genauso nach dem gesetz der empirischen zahlen. jetzt ist aber das problem, dass ich beim pokern nachcashen kann und so immer wieder in die situation gerate und sie dann auf lange sicht profitabel wird. bei pokemon bin ich JETZT zu diesem zeitpunkt in der situation, was hilft es mir also wenn ich im turnier rausfliege wenn ich es auf lange sicht gewinnen würde? erstens mal ist die gewinnkurve eines turnieres auf einem graphen stetig fallend, ganz einfach weil die varianz einberechnet wird und man alleine mathematisch davon ausgeht nicht immer gewinnen zu können - ja sogar mehrmals hintereinander zu verlieren. und schlagartig geht die kurve dann senkrecht aufwärts solltest du einmal gewinnen; und dieses mindset will ich euch hier versuchen mitzuteilen. solche spiele die viele arbiträre einflüsse mit sich bringen benötigen starke psyche, selbst wenn es um nichts bei pokemon geht, außer dem bisschen ruhm. wir verlieren den blick auf das wesentliche; wir können unsere gewinnrate ganz einfach verbessern - aber niemals optimieren - indem wir statt ausreden zu suchen reads auf den gegner sammeln, uns während den matches notizen zu seinen gewohnheiten, zu seinen pokemon zu machen etc.


    das mit dem high risk high reward im late game ist ebenfalls eine strategie, die sich zwar nicht leicht (außer overpredicting) umsetzen lässt, aber vom prinzip her lässt sich dies auch in die denkweise verankern; zu wissen welche optionen man noch hat gibt einem zusätzlich noch einen vorteil, mindset-mäßig. man könnte sich darüber gedanken machen ob man nicht ausschließlich sweeper mit safen moves in sein team einbaut - eventuell einen der sehr viele high risk high reward moves hat, dazu noch viele pokemon countert, dieser könnte dann im late game noch ein comeback reissen; so weise ich darauf hin


    mein post soll halt versuchen euch ein paar denkweisen mitzuteilen, vielleicht hilft es wirklich dem ein oder anderen mal.

  • Warst du hier früher mal unter nem anderen Namen unterwegs? Irgendwie kommt mir dein Schreibstil verdammt bekannt vor.


    Ansonsten hast du das Thema perfekt beschrieben und es auf den Punkt gebracht, auf den ich wohl auch kommen würde. Ein Grund dafür, dass trotz der Varianz trotzdem dieselben Gesichter vorne mit dabei sind, ist eben dieses Reading. Die besten Spieler in Pokémon sind diejenigen, die den Zufallsfaktor minimieren und gleichzeitig erfolgreich darin sind, die Gegner und Spielsituationen richtig zu lesen.


    Dennoch wollte ich noch was hinzufügen. Wenn zwei aufeinandertreffen, die beide gleich gut im Reading (und dementsprechend auch gut im Bereich "sich unlesbar machen") sind, kommt es halt letzten Endes oft wieder auf 50/50-Flips an. Dann entscheidet halt ein übler Randommmove meistens ein Spiel - oder eben doch bestimmte Glücksereignisse, die ein Spiel früh entscheiden, was gerade im Doppelkampf noch mehr Einfluss hat (Hi Double Water Spout CH in VGC10, der halt einfach ein halbes Team dezimiert). Das solltest du vielleicht noch erwähnen, den Blick fürs Reading zu schärfen ist hier aber definitiv nicht verkehrt, weil das hier vielleicht 10% der Leute beherrschen.


    Cheers.

  • hey drug duck, guter post, dem ich auch so zustimme! mit dem dass ich unter einem anderen acc aktiv war, wirst du dich wohl irren, aber: interessanterweise kennen wir uns rl; du warst mal auf nem sf in wien, dort haben wir uns mal kurz gesehen, war aber schon jahre her *g* ja die welt ist klein :D


    nüchtern schreibe ich vllt noch mehr, gute nacht.