Radio Headless Jazz
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Tag 122, Cloudy
Ihr Radio würde schon bald den Geist aufgeben. Die Batterien waren schwach. Headless Jazz spielte gerade Ain´t No Sunshine von Bill Withers.
Eine Situation wie sie skurriler nicht sein konnte, wenn man bedachte, dass die anderen Leute, die mit ihr hier am Bahnsteig warteten alles hirnlose Zombies waren, denen jeder Zeit klar werden konnte, dass Couldy nicht zu ihnen gehörte. Normaler Weise wäre sie vor den Horrorgestalten geflohen, aber heute nach einem halben Jahr hatte sie das erste Mal wieder die Chance einen anderen Menschen zu sehen, mit jemandem zu reden, ohne dass dieser versuchen würde sie anzuknabbern.
Cloudy saß nervös inmitten der Horde aus Untoten, mit ihrem Radio auf dem Schoß und versuchte sich irgendwie abzulenken, bis sie hoffentlich abgeholt werden würde... Sie dachte zurück an ihr früheres Leben. Sie war immer sehr verträumt gewesen, verpasste vieles und was um sie herum geschah.
Ihre manchmal etwas in sich gekehrte Art passte zu ihrer Schüchternheit, mit der sie zwar ab und zu zu kämpfen hatte, die allerdings nie wirklich hinderlich war. Sie mochte sogar Leute von ihrem Schlag lieber als Menschen, die immer im Mittelpunk stehen mussten und kein Blatt vor den Mund nahmen.
Sie war eine durchschnittliche Schülerin gewesen, ohne dass sie sich besonders viel Mühe geben musste. Die Nachmittage verbrachte sie mit ihren Freunden in der Stadt. Alles in allem ein normales Leben, das sie viel zu wenig zu schätzen gewusst hatte.
Du weißt erst was du hattest, wenn du es verlierst, dachte Cloudy bitter, denn obwohl sie jetzt hier saß und über all das nachdachte, hatte sie ihr Leben eigentlich schon verloren. Sie war langsam und unspektakulär dahingeschieden, wegen dem Biss einer dieser Zombies.
Cloudy hatte schon vor der Apokalypse diese Zombiedinger gehasst und konnte den ganzen Hype um sie nicht verstehen. Man fand sie überall! In Filmen, Spielen und in der Musik. Wahrscheinlich hatte man den Weltuntergang erst damit heraufbeschworen, so wie die Leute in Filmen, die immer meinen: „Schlimmer kann es ja nicht mehr werden“ und es damit erst verschreien.
Jetzt wo Cloudy an die alte Zeit zurückdachte, wurde ihr bewusst, dass sie am meisten das Gefühl vermisste verliebt zu sein, so kitschig sich das auch anhörte. Sie hatte nie einen festen Freund gehabt aber immer jemanden für den sie schwärmte. Jetzt gab es noch nicht einmal mehr jemanden den sie überhaupt kannte. Seit einem halben Jahr war sie allein. Wahrscheinlich vertraute sie auch deshalb blind ihrer letzten Bezugsperson, ihrem Radio.
Seit sie Headless Jazz das erste mal im Radio gehört hatte, wollte Cloudy eigentlich nichts anderes, als ihn in Denver aufzusuchen, war aber immer zu feige gewesen ihre Wohnung zu verlassen. Vor einer halben Woche jedoch erzählte Jazz etwas von einem Zug...
Aufgeregt und angespannt wartete sie auf die nächste Radiodurchsage. Doch noch bevor das Lied vorbei war, gaben die Batterien schließlich ihren Geist auf.
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