Anders

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    Allgemeine Informationen


    Titel: Anders
    Serie: Digimon Tamers
    Genre: Drama, Gen
    Rating: 16+
    Pairing: Gorou "Shibumi" Mizuno X Onodera Megumi
    Kapitel: 4/4 [Abgeschlossen]



    Handlung


    Shinjuku, Tokyo - Dezember 2010
    Megumi ist bedrückt, darüber Weihnachten nicht nur allein, sondern auch noch auf der Arbeit zu verbringen. Doch während ihr größtes Problem ihr Alter in Verbindung mit ihrem Singlestatus ist, taucht Goro Mizuno auf, der eigentlich schon seit einer Weile in den USA arbeitet und offenbar ganz andere Probleme hat, die zur Bedrohung beider Welte werden könnten...



    Kommentar


    Eine etwas andere Geschichte von mir. Die Geschichte spielt nach dem Ende von Digimon Alpha Generation, jedoch ist Vorkenntnis der Geschichte absolut nicht erforderkucg, da Megumi und Shibumi in Alpha Generation ohnehin nur Nebencharaktere sind.
    Zur Information: In dieser Geschichte ist Megumi 32 und Shibumi 50. Deswegen sage ich auch, dass es eine etwas andere Geschichte ist. Ich poste sie hier nur versuchsweise, da sie zum einen Kurz ist und ich sie persönlich eigentlich sehr gerne mag. Großartige Romantik darf sich dabei jedoch niemand erwarten.
    Dennoch würde ich mich freuen, wenn vielleicht der ein oder andere mitliest und einen Kommentar hinterlässt.
    Ich wünsche viel Spaß!



  • Teil I - Ein Jahr


    Es würde schlimm werden, dieses Jahr, schlimmer als sonst.
    Megumi seufzte. Sie war alles andere als damit zufrieden, über die Position, die sie dieses Jahr ehrenhalber innehielt.
    Es war der späte Vormittag des 24. Dezembers 2010 und sie stand im vollkommen überfüllten Shibuya, wo sie, viel zu früh, einkaufen gewesen war, wie sie es traditionell für sich eigentlich jedes Jahr um diese Zeit tat. So hatte sie eine neue Bluse, ein Kleid, für das sie zu tragen wahrscheinlich für längere Zeit keine Gelegenheit finden würde, und ein paar neuer Schuhe für einen recht geringen Preis ergattert.
    Doch damit war es auch schon mit ihrer weihnachtlichen Unterhaltung für dieses Jahr vorbei, denn nur halb freiwillig war ihr dieses Jahr die Ehre zu teil geworden, die Spätschicht in Hypnos zu übernehmen, die um 16 Uhr beginnen würde. Nicht nur, dass sie also an Weihnachten, anstatt mit Freunden ein wenig etwas trinken zu gehen, sich in der Zentrale der ehemaligen Netzüberwachung zu Tode langweilen würde, nein, sie würde dies auch in Gesellschaft von Segawa Kenichi, einem ihrer zu jungen, zu frechen und weit zu unverschämten jüngeren Mitarbeiter, und Itsuka Yogiru, welcher wiederum alt und irgendwie langweilig war, tun.
    Aber gut, selbst ohne dieses Unglück, war dies mit Abstand das deprimierendste Weihnachten ihres Lebens und die Tage bis zum neuen Jahr versprachen nicht viel aufheiternder zu werden.
    Dies lag zu einem daran, dass sie dieses Jahr keinen Freund hatte, mit dem sie Zeit verbringen konnte, auch ihre besten Freunde hatten keine Zeit für sie, was letzten Endes daran lag, dass diese ohne Ausnahme mittlerweile verheiratet waren und mindestens ein Kind hatten...
    Was sie wiederum an einen weiteren Grund erinnerte deprimiert zu sein: Sie wurde alt.
    Natürlich eine Feststellung um die Reika, die immerhin fünf Jahre älter war, sie regelmäßig auslachte, aber Reika war immerhin bereits verheiratet. Was machte es für sie für einen Unterschied?
    Megumi hingegen war mittlerweile 32, würde in nur wenigen Monaten 33 werden, war weder verheiratet, noch geschieden, noch war sie im Moment in einer Beziehung oder wäre dies innerhalb der letzten zehn Monate gewesen.
    Jedes Jahr wurde sie sich der ersten und zweiten genannten Tatsache bewusst, doch die dritte war relativ neu. Nun, wie man es betrachtete. Zumindest hatte sie bisher um diese Zeit immer einen Freund gehabt. Selbst wenn dieser jedes Jahr einen anderen Namen gehabt hatte.
    Und irgendwie, ja, irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie irgendwas falsch machte.
    Seufzend bemerkte sie, dass die Ampel an der sie gewartet hatte, schon lange grün war und folgte schnell dem Strom der Menschenmassen über die Kreuzung, froh weiter hinten gestanden zu haben.
    Auf der anderen Straßenseite lief sie weiter mit dem Strom, der sie in Richtung der Hauptstation Shibuyas trieb.
    Sie widerstand dem Drang ebenfalls das Sunshine aufzusuchen und machte sich stattdessen auf den Weg zur Bahnstation selbst, erneut ihren nicht allzu freudigen Gedanken nachhängend.
    „Ach, Megumi“, murmelte sie, als sie in Gedanken versunken fast über ihre eigenen Füße stolperte. „Jetzt werd' nicht auch noch depressiv.“ Sie blieb stehen, um den umgeknickten Fuß kurz zu entlasten, wobei sich ihr Blick in ihrer blassen Spiegelung in einem der Schaufenster fing. Sie zupfte an ihren kurzen Haaren. „Alt, grimmig und depressiv. Kein wunder, dass dich keiner haben will“, schalt sie sich selbst, ehe sie weiterging.
    Es war fast halb zwölf. Es blieben ihr also noch etwas mehr als viereinhalb Stunden, um nach Hause zu fahren, ihre neue Kleidung in ihrer Wohnung zu lagern und von dort aus zur Metropolitan Government Building zu fahren, wo sie die folgenden Stunden, bis sie in der Nacht – hoffentlich – abgelöst wurde verbringen würde.
    „Juhu“, grummelte sie voller Sarkasmus bei dem Gedanken.
    Dabei war sie normal eigentlich nicht sarkastisch.
    Alt, grimmig, depressiv und sarkastisch. Das wurde ja immer besser.


    Einige Stunden später, es war fast sechs, hatte sich Megumis Laune nicht im geringsten verbessert.
    Sie war hungrig, weil sie feststellen hatte müssen, dass sie wenig zu Essen zu hause hatte und noch zu einem Supermarkt gemusst hätte, worauf sie wiederum keine Lust gehabt hatte. Des Weiteren war ihr Kenichi schon ausgiebig auf den Nerv gegangen und der Gedanke daran, dass ihre Schicht für weitere sieben Stunden – mindestens – so weiter gehen würde, half auch nichts.
    Zumal ihre Aufgabe, anspruchsvoller Weise, daraus bestand die Bildschirme und das Telefon im Auge zu behalten.
    Dabei konnten sie ohnehin nichts machen, sollte etwas passieren.
    Immerhin war die Frage mittlerweile nicht mehr, ob ein Digimon sich in der realen Welt materialisierte, sondern was es dort machte. Allein in Tokyo lebten im Moment etwas mehr als tausend Digimon, von denen nur etwa fünfzig oder sechzig einen Partner hatten.
    Und sollte sich eins der anderen 940 Digimon überlegen, dass es lustig wäre, ein Haus in die Luft zu jagen, blieb ihnen hier nichts übrig, außer einen der Tamer anzurufen, denn was sollten sie sonst machen, außer das Gebiet evakuieren zu lassen?
    Seit die Grenze zwischen den Welten mehr oder weniger nicht mehr existierte, hatten sie einige dieser Fälle gehabt und sie hatten nicht mehr tun können, als sich auf Ryou, Ruki, Takato und die anderen zu verlassen.
    Es war wirklich, wirklich sinnlos.
    So hatte sie, das Kinn auf die Hände gelegt und die Bildschirme müde anstarrend genug Zeit, über ihr eigenes Elend zu sinnieren.
    „Du siehst müde aus, Megumi-san“, hörte sie die Stimme Kenichis hinter sich. „Soll ich dir einen Kaffee holen?“
    „Nein, danke“, grollte sie.
    „Ich hab ja nur gefragt“, meinte der junge Mann, verdrehte die Augen und entfernte sich wieder von ihr.
    Megumi seufzte.
    Sie begriff wirklich nicht ganz, was sie falsch machte.
    Reika, die vielleicht eine bessere Figur hatte als sie, aber dafür sich immer durchsetzen musste und einem stundenlang ins Gewissen reden konnte, war schon lange verheiratet.. Sicher, auf einen Griesgram wie Yamaki konnte Megumi verzichten, aber letzten Endes ging es ums Prinzip.
    Selbst Ruki mit ihren zynischen Charakter und ihrer wenig weiblichen Figur hatte Ryou, der so ziemlich alles für sie tun würde.
    Es war einfach nicht fair.
    Sie seufzte. Vielleicht sollte sie sich auf Blinddates oder Gruppendates einlassen. Auch wenn sie sich dafür eigentlich zu alt fühlte. Es gab viele Frauen in ihrem Alter und älter, die dergleichen machten.
    Vielleicht...
    Sie streckte sich.
    Ach, vielleicht sollte sie sich erst einmal darum kümmern, dass ihre Laune sich besserte.
    Nach kurzem Überlegen stand sie auf und machte sich auf den Weg zur Damentoilette, wo sie ein paar Minuten später vorm Spiegel stand und sich ihre gefärbten Haare zurecht zupfte.
    Vielleicht sollte sie es auch einfach aufgeben. Sie hatte einmal gelesen, dass Männer sich bedrängt fühlten, wenn sie merkten, dass eine Frau unbedingt eine ernste Beziehung wollte und was dies anging schon ziemlich verzweifelt waren. Außerdem zog es Männer wie Kenichi an, die einfach nur ein wenig Spaß haben wollten.
    Es war wirklich trübsinnig.
    Einmal mehr seufzend verließ sie die Damentoilette und ging zur Kaffeemaschine auf dem Flur der Etage. Nach mehrfachen Versuchen nahm der Automat ihre 100-Yen-Münze schließlich an und spukte etwas Kaffee in einen Pappbecher.
    Da hörte sie Schritte weiter unten am Gang und drehte sich, ganz instinktiv in die Richtung.
    Ein Mann kam aus der Richtung des Fahrstuhls auf sie zu.
    Er war um die fünfzig und hatte mittellanges ausgeblastes braunes Haar.
    Sie fragte sich, was er hier machte, als er sie ansprach.
    „Onodera-san?“
    Beinahe ließ sie ihren Kaffee fallen und hob fragend eine Augenbraue, da ihr unklar war, woher der Mann sie kennen sollte.
    Für einen Moment schien auch er verwirrt, lachte dann aber. „Mizuno Gorou“, erklärte er.
    Noch immer brauchte sie einen Moment, bis sie den Namen zuordnen konnte. „Shibumi-san?“, fragte sie.
    Er zögerte. „Ja.“
    „Oh, tut mir leid, dass ich Sie nicht erkannt habe“, entschuldigte sie. „Ich dachte, Sie seien in Amerika?“
    „Ja, ich bin nur für zwei Wochen in Japan, um ein paar Dinge zu erledigen.“ Er wirkte angespannt. „Ist Mitsuo-san da? Ich wollte eigentlich etwas mit ihm besprechen?“
    „Yamaki-san ist mit Reika und Namiko bis Silvester fort“, erwiderte sie etwas verwirrt.
    „Und was ist mit Tao?“, hakte er nach.
    Erneut sah sie ihn fragen an. „Wer?“
    „Lee Janyuu.“
    „Oh“, entfuhr es ihr kleinlaut. „Nein, Janyuu ist auch nicht da. Ich weiß nicht wann er wiederkommt...“ Sie schwieg kurz. „Tut mir leid.“
    Er schüttelte den Kopf. „Sie können nichts dafür.“ Für einen Moment schien er abgelenkt und sah durch das Fenster auf das bereits dunkle Tokyo. „Es ist nicht so wichtig.“
    Einige Sekunden lang sah auch sie geistesabwesend aus dem Fenster, fing sich dann aber wieder. „Ich würde Ihnen ja einen Kaffee anbieten, aber ich fürchte ich habe keine Münzen mehr“, meinte sie dann verlegen, vorrangig um irgendetwas zu sagen. „Kann ich vielleicht sonst irgendetwas für Sie tun?“
    „Nicht nötig“, antwortete er freundlich und schwieg erneut, ehe der Ausdruck, als wäre ihm gerade etwas eingefallen, über sein Gesicht huschte. „Wobei es etwas gäbe. Kann ich etwas nachsehen?“
    Daraufhin zögerte sie. Eigentlich war es Yamakis Aufgabe über so etwas zu entscheiden, jedenfalls wenn er an die Daten Hypnos' wollte. Doch auf der anderen Seite konnte sie als ranghöchstes Mitglied dieser Schicht diverse Entscheidungen treffen und Shibumi, beziehungsweise Mizuno-san gehörte zum Wild Bunch, die ohnehin an vielen Hypnosprojekten beteiligt waren. „Ich denke schon“, fällte sie schließlich, wenn auch unsicher, die Entscheidung. Wahrscheinlich konnte er ohnehin herausfinden, was er wollte, immerhin war er wahrscheinlich – nein, ziemlich sicher – einer der besten Informatiker weltweit.
    „Wen haben Sie da mitgebracht, Onodera-san?“, fragte Yogiru, als sie die Überwachunsräume der Zentrale zusammen mit Shibumi betrat.
    Kenichi hingegen schien den Neuankömmling einfach zu ignorieren. „Ich dachte du wolltest keinen Kaffee, Megumi-san.“
    Kurz überlegte 32jährige, etwas spitzes zu erwidern, beschloss aber dass es das beste war, Kenichi zu ignorieren.
    „Mein Name ist Mizuno Gorou“, stellte sich der ältere Mann derweil vor.
    „Er gehörte zum Wild Bunch“, erklärte Megumi, um irgendwelche Missverständnisse vorzubeugen.
    Yogiru, der wahrscheinlich nicht viel jünger als Shibumi war, rieb sich das Kinn. „Ich glaub ich habe von Ihnen gehört“, murmelte er dann. „Sie haben einige interessante Publikationen über künstliche Intelligenz geschrieben.“
    Der ältere Mann nickte nur und setzte sich an einem der Computer.
    „Woran arbeiten Sie im Moment?“, fragte Yogiru nun mit einigem Interesse und kam zu ihnen hinüber.
    Shibumi zuckte erst mit den Schultern und für einen Moment machte sich ein eher finsterer Gesichtsausdruck breit. „Offiziell an gar nichts“, erwiderte er nur, in einem Tonfall, der klar ausdrückte, dass er über das Thema nicht weiter reden wollte.
    „Gibt es... Irgendwelche Probleme?“, fragte Megumi etwas verunsichert, erhielt aber keine Antwort, während die grauen Augen des Mannes auf den Bildschirm des Computers geheftet waren.
    Etwas frustriert betrachtete sie ihn. Kein Wunder, dass sie ihn nicht erkannt hatte, dachte sie sich.
    Sie hatte Shibumi als einen oft beinahe etwas verwilderten Mann in Erinnerung, mit langen Haaren und einem nicht selten eher ungepflegten Bart, aber mit einer nahezu kindlichen Begeisterung für die Dinge, die er tat, der wenn er an etwas arbeitete, alles um sich herum vergaß, jedoch niemals wirklich ernst schien. Jetzt schien er das genaue Gegenteil zu sein.
    Sein Haar war wesentlich kürzer. Statt dem üblichen verwilderten Vollbart, trug er einen gepflegten Dreitagebart. Und auch wenn dies vielleicht nicht negativ schien, so sah sein Gesicht nicht aus, als hätte er in der letzten Zeit viel gelacht. Seine Augen wirkten müde und ernst.
    Sie fragte sich, ob irgendwas passiert war, und wollte diese Frage beinahe laut aussprechen, hielt sich dann jedoch noch rechtzeitig zurück. Es ging sie schließlich nichts an. Sie kannte den Mann ja kaum, hatte ihn seit gut einem Jahr nicht gesehen. Soweit sie sich erinnern konnte, war er das letzte Mal im November des vergangenen Jahres in Japan gewesen.
    Nebenbei bemerkte sie, dass Kenichi nun vor seinem Computer saß und endlich einmal schwieg, jedoch mit einem leicht misstrauischen Blick zu Shibumi hinübersah.
    „Was wollten Sie eigentlich nachsehen, Shibumi-san?“, fragte sie schließlich in einem möglichst beiläufigen Ton und brachte ihn damit dazu vom Bildschirm aufzusehen.
    Für einen Moment schwieg er. „Ich bin auf etwas gestoßen“, erwiderte er schließlich. „Und hatte gehofft, dass Yamaki-san mehr dazu heraus finden kann.“ Sein Blick glitt wieder auf den Bildschirm, dann wieder zurück zu ihr. Er seufzte schwer. „Aber... Es ist nicht so wichtig. Nein.“ Dabei wirkte es so, als wären diese letzten Worte viel mehr an ihn selbst, als an jemand anderen, gerichtet.]

  • Teil II - Anomalie


    Zwei Tage nach ihrem weniger angenehmen Heiligabend, saß Megumi auf dem Sofa in ihrem sehr kleinen Wohnzimmer und starrte auf die flimmernde Mattscheibe des Fernsehers.
    Sie trug einen Jogginganzug, löffelte lustlos einen Joghurt und sah sich eine Comedyshow an, die ihr allerdings nur selten mehr als ein müdes Lächeln entlockte.
    Aufgrund des eher bescheidenen Wetters, hatte sie beschlossen, das ihr erster freier Tag seit einer Woche ein Tag zum Faulenzen sein würde. So hatte sie, während draußen ein beständiger, eisig wirkender Nieselregen vom grauen Himmel gefallen war, ein langes gemütliches Bad genommen, ein wenig gelesen und sich am Nachmittag schließlich in aller Ruhe vor den Fernseher gesetzt.
    Wie die meisten Leute, die aus purer Langeweile und Faulheit fernsehen, schaute auch Megumi nichts besonderes, an dem sie wirklich Interesse hatte, sondern war beim Durchschalten einfach bei dem Programm stehen geblieben, das im Moment am wenigsten langweilig war.
    Ihre Laune war noch immer weit davon entfernt „gut“ zu sein, aber im Moment zumindest erträglich, auch wenn sie sich irgendwie einsam in ihrem kleinen Wohnzimmer fühlte.
    Insgeheim nahm sie sich vor, nächstes Jahr auch einfach mal über die vermeintlichen Feiertage zu verreisen, und wenn sie es allein tat. Das wäre wenigstens nicht so deprimierend, wie zu arbeiten und den Rest der Tage entweder in der Kälte draußen oder allein zu hause zu verbringen.
    Wobei es ja auch ganz anders sein konnte, nächstes Jahr... Denn in einem Jahr konnte sich eine Menge ändern.
    Sie hoffte es nur.
    Auf jeden Fall war sie nächstes Jahr wieder ein Jahr älter, dachte sie und seufzte. Dann stand sie auf, um in die Küche zu gehen und den leeren Joghurtbecher weg zu schmeißen. Und während sie überlegte, ob sie sich einen neuen Becher aus dem Kühlschrank nehmen sollte, klingelte ihr Telefon.
    Schnell lief sie zurück ins Wohnzimmer, wenn auch nicht ganz ohne sich zu wundern, wer sie überhaupt anrief, um rechtzeitig abheben zu können. Sie erreichte das Telefon beim dritten Klingeln und drückte auf die „Abheben“-Taste.
    „Ja, hallo? Onodera hier“, meldete sie sich.
    Kurz herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung. „Hallo. Hier ist Mizuno Gorou.“
    Erneut brauchte sie etwas, um den Namen zuordnen zu können. „Shibumi-san?“
    „Ja“, erwiderte der Mann nach kurzem Zögern.
    Nun, auf der Liste potentieller Anrufer, auf jeden Fall jemand, der sich ganz unten fand. Woher hatte er überhaupt ihre Telefonnummer?
    „Haben Sie Zeit, Onodera-san?“, fragte er nach einer kurzen Pause. „Ich habe ein paar Fragen, die Sie mir vielleicht beantworten können.“
    Megumi verkniff sich ein Seufzen. Natürlich hatte sie Zeit, doch ein Blick aus dem Fenster verriet ihr, dass sie wenig Lust hatte, ins kalte Nass hinaus zu gehen. Da empfand sie die Möglichkeit sich weiter vor dem Fernseher zu langweilen wesentlich ansprechender.
    Sie überlegte, sich eine Ausrede einfallen zu lassen. Entschied sich aber dann jedoch dagegen, zum einen aus Respekt, zu dem sie ihre Mutter in früher Jugend mehr als einmal ermahnt hatte, zum anderen jedoch auch aus Neugierde.
    „Ja, an sich schon“, antwortete sie daher nach einigem Zögern.
    „Gut, danke“, erwiderte Shibumi mit einer Spur von Erleichterung in der Stimme. „Wo können wir uns treffen?“
    „Hmm.“ Erneut zögerte Megumi. „Wo sind Sie im Moment untergebracht, Shibumi-san?“
    Er nannte ein Hotel und dessen Adresse, woraufhin sie etwas überlegte, um diese zuordnen zu können.
    „Ich kenne eine Bar in der Nähe“, stellte sie dann fest, was nahezu selbstredend war, da das Hotel in der Nähe von Golden Gai lag. „Wenn Sie an der Station von Gai auf mich warten.“
    „Sehr gern.“


    Etwa zwanzig, vielleicht auch dreißig Minuten später verließ Megumi das Apartementhaus in dem sie lebte. Sie hatte sich nur wenig zurecht gemacht, nicht mehr, als dass sie es für die Arbeit tat, da sie sich sicher war, dass seine Fragen ohnehin mit dieser zu tun hatten.
    Ein roter Regenschirm bewahrte sie vor dem Nieselregen, konnte sie aber nicht vor dem kühlen Wind schützen, der auch immer wieder einzelne der kleinen Tropfen gegen ihren beeschen Mantel wehte. Sie fröstelte leicht und war dankbar dafür, dass der Winter in Tokyo relativ mild war, verglich man ihn mit den nördlicheren Städten oder gar Hokkaido. Dank der Lage direkt am Pazifik war es meist sogar milder, als im etwas weiter südlich gelegenen Kyoto.
    Kurz sah sie zum Himmel auf, wo durch die Wolken ein Großteil der Strukturen der digitalen Welt verdeckt war. Nur einzelne der Datenströme waren leuchtend am dunklen Himmel zu erkennen.
    Manchmal konnte sie die Frage nicht abweisen, wie es sein konnte, dass jene andere, digitale Welt fast mit der ihren verschmolzen war. Wie konnte so etwas möglich sein. Doch dann dachte sie sich immer, dass dies Fragen waren, die für intelligentere Menschen zu beantworten blieben.
    Auf dem Weg zum Bahnhof erschreckte sie sich fast, als ein großes Digimon über sie hinwegflog, das jedoch offenbar keine feindlichen Absichten hatte.
    Wie erwartet war es voll an der Station und nicht minder voll in der einfahrenden U-Bahn. Zwar war es Sonntag und ein nicht offizieller Feiertag, doch das machte in einer belebten Gegend wie Shinjuku keinen Unterschied.
    Erleichtert seufzte sie auf, als sie den vollen, wenn auch nicht überfüllten Wagon drei Stationen später wieder verließ. Sie folgte der Menschenmenge nach draußen und sah im Gedränge einen Jungen, von vielleicht gerade sechzehn oder siebzehn Jahren, der ein kleines, aber eindeutig echtes Digimon an sich gedrückt hatte. Offenbar einer der fünfzig Tamer der Stadt.
    Dann entdeckte sie Shibumi, dessen Blick ebenfalls dem Jungen mit dem Digimon folgten, und sie bemerkte einen seltsamen Ausdruck in seinen Augen, war sich jedoch nicht ganz sicher, ob sie diesen richtig zuordnen konnte.
    „Shibumi-san!“, rief sie nach kurzem Zögern dann aus, um ihn auf sich aufmerksam zu machen.
    Er sah zu ihr hinüber und nickte ihr zu Begrüßung zu, bis sie ihn erreicht hatte.
    „Ich fürchte, ich habe mich etwas verspätet“, entschuldigte sie sich, unsicher, was sie überhaupt sagen sollte.
    Darauf schüttelte er den Kopf. „Kein Problem“, erwiderte er. „Ich bin froh, dass Sie überhaupt kommen konnten. Danke noch ein Mal.“
    Sie winkte ab. „Nein, keine Ursache.“ Wieder einmal zögerte sie. „Was wollten Sie überhaupt fragen?“
    Für einen Moment schwieg er. „Lassen Sie uns darüber reden, wenn wir aus dem Regen sind“, meinte er dann. „Sie sagten, Sie kennen hier eine Bar.“
    „Nun, ja...“ Verlegen lächelte sie. „Allerdings gibt es hier genug Auswahl.“
    Darauf ging Shibumi nicht ein. „Ich folge Ihnen.“
    Leise seufzend ging sie also voran. Die Bar, an die sie als erstes dachte, wenn es zu Golden Gai ging, war eine kleine Café-Bar, die es schon gegeben hatte, als sie in Tokyo studiert hatte. Damals war sie oft mit Kommilitoninnen, seltener auch Kommilitonen hergekommen. Später war sie öfter mit Reika hingegangen und auch jetzt traf sie sich ab und an mit Freundinnen dort.
    Das sie den Laden selten bis gar nicht in mit männlicher Begleitung aufgesucht hatte, hatte übrigens weniger damit zu tun, dass dieser auf irgendeine Art und Weise „weibisch“ gewesen wäre, sondern viel mehr damit, dass sie in den 32 Jahren ihres Lebens nur selten Zeit mit Männern verbracht hatte. Von ihrem Vater, ihren Exfreunden und natürlich diversen zum jeweiligen Zeitpunkt mit einer ihrer Freundinnen ausgehenden Kerlen einmal abgesehen. Vielleicht auch ein Faktor der zur jetzigen Situation des Singledaseins mit 32 beigetragen hatte. Aber was brachte es jetzt darüber zu philosophieren?
    Als sie die kleine Bar betraten, musste Megumi feststellen, dass sie seit mindestens einem Jahr nicht mehr hier gewesen war.
    Viel verändert hatte es sich allerdings nicht. Es war noch immer eine etwas seltsam wirkende Mischung eines amerikanischen Cafés und einer klassischen japanischen Bar.
    „Willkommen“, rief ihnen eine Bedienstete von der Bar aus zu, als sie eintraten.
    Etwas unsicher sah Megumi sich um.
    Es saß eine Gruppe Jugendlicher, wahrscheinlich Studenten, an der Bar und schien sich so wunderbar zu unterhalten, dass sie ihnen keine Beachtung schenkten. Ein Pärchen, sie schätzte die beiden auf Mitte Zwanzig, saß an einem der Tische, und ein Mann etwa in ihrem Alter, an einem weiteren und las Zeitung.
    Sobald sie sich selbst an einen der wenigen Tische platz genommen hatten, kam auch schon die Bedienung, ein Junges Ding, vielleicht Anfang oder Mitte zwanzig, die offenbar sehr eifrig bei ihrer Arbeit war.
    Nachdem sie bestellt hatten, sah Megumi zu ihrem Begleiter herüber, der schon wieder irgendwie abwesend wirkte. „Shibumi-san“, begann sie erneut und sein Blick glitt wieder zu ihr hinüber. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass der Name ihn verärgerte, verstand aber nicht wieso. Als er noch in Japan gearbeitet hatte, hatte ihn nahezu jeder so gerufen. „Was wollten Sie nun fragen?“, wiederholte sie und hoffte, nicht all zu ungeduldig oder unhöflich zu wirken.
    „Ah, ja“, begann er murmelnd. „Ich hatte Ihnen ja gesagt, dass ich eigentlich mit Yamaki-san oder Tao sprechen wollte, aber da er im Moment nicht zu erreichen ist, dachte ich, dass Sie mir vielleicht helfen können.“
    Na wunderbar, grummelte ein innerer Teil von ihr. Sie war der Ersatz für den Ersatz. Zwar konnte sie es ihm nicht ganz verdanken, zumal sie ihn und er sie ja kaum kannte, doch gehörte sie, auch wenn sie sicher nicht dieselbe Übersicht hatte wie Yamaki, immerhin zu den Mitarbeitern, die von Anfang an bei Hypnos gearbeitet hatten, und hatte dementsprechend einen hohen Rang.
    Sie versuchte allerdings, sich nichts anmerken zu lassen. „Aber wieso haben Sie mich nicht vorgestern darauf angesprochen?“
    Nun zögerte er. „Weil es nicht der richtige Ort war.“
    Sie verstand nicht. „Wenn es sensibel ist, gibt es dann nicht hier zu viele Leute, die zu hören?“
    „Nein“, erwiderte er entschlossen. „Hier sind vielleicht mehr Leute, aber weder jemand, der etwas davon versteht, noch jemand, den es interessieren würde.“
    Kurz sah sie sich noch mal um und musste ihn recht geben. Die Bedienung wirkte nicht, als würde sie von diesen Dingen etwas verstehen, selbst wenn die Studenten es täten, so waren diese viel zu sehr mit sich selbst und ihrem Bier beschäftigt, um ihnen irgendwelche Aufmerksamkeit zu schenken. Auch das Pärchen in der Ecke der Bar, hatte sicher besseres zu tun, und der Herr mit der Zeitung, hatte ganz offenbar mehr Interesse am aktuellen Finanzmarkt, als an digitalen Monstern.
    Da kam die Bedienung auf sie zu und brachte ihnen Kaffee und Cola. „Bitte sehr“, meinte sie überschwänglich, woraufhin beide nur einen kurzen Dank murmelten.
    Erst nachdem die junge Dame wieder hinter den Tresen verschwunden war, fuhr Shibumi fort. „Ich arbeite seit einigen Monaten für die Amerikanische Regierung.“
    „Was?!“, rief Megumi, etwas zu laut aus, und zog damit zumindest die Aufmerksamkeit des Pärchens und des Mannes mit der Zeitung auf sich, was sie verschämt auf den Tisch sehen ließ.
    Shibumi sagte nichts, sondern wartete nur.
    „Entschuldigen Sie“, brachte sie schließlich hervor. „Ich war nur...“ Sie suchte nach dem richtigen Wort. „Überrascht“, schloss sie dann, auch wenn das richtige Wort wohl eher „schockiert“ gewesen wäre.
    Daraufhin erwiderte er nichts, nur in seinen Augen spiegelte sich etwas wieder, was sie als Schuldbewusstsein interpretierte.
    Natürlich war die aktuelle amerikanische Regierung, nachdem die letzte, wenn man so wollte, für die aktuelle Situation verantwortlich war, sehr offener gegenüber den Digimon und Tamers. Doch änderte es nichts daran, dass die Regierung unter Dean Maille zuvor, nicht nur Daisy und Dolphin mehr oder minder entführt hatte, sondern auch mit D-Reaper die Digiwelt beinahe zerstört hatte, was dazu geführt hatte, dass die Grenze zwischen den Welten gänzlich zusammen gebrochen war.
    Und so wenig Megumi sich auch für Politik in anderen Ländern interessierte, so konnte sie nicht umher, die Regierung in Amerika als noch manipulierbarer als die eigene anzusehen.
    Sie musterte Shibumi.
    Sie war sich ziemlich sicher, dass sich Präsident und US-Senat wieder gegen die Digimon wenden würden, wenn es noch einmal eine Katastrophe, wie vor beinahe schon drei Jahren mit den Demon Lords geben würde.
    Auf welcher Seite würde Shibumi stehen, hätte er eine Wahl? Immerhin wusste er sicher auch so, dass man ihn dann ohnehin keine Wahl lassen würde.
    Nun bereute sie es, ihm Zugriff auf die Daten Hypnos gegeben zu haben, ohne Yamaki vorher um seine Meinung zu fragen, und wusste, dass es eine dumme Idee gewesen war. Doch wie... Sie schüttelte ihre Gedanken ab, um nicht zu abgelenkt zu wirken. An ihrer Entscheidung von Vorgestern konnte sie nun ohnehin nichts mehr ändern.
    „Ich habe bei meiner Arbeit etwas seltsames entdeckt“, fuhr Shibumi schließlich fort. „Nun, eigentlich mehrere seltsame Dinge.“ Für einen Moment schwieg er bedächtig. „Und auch wenn ich einige Vermutungen habe, so wollte ich diese erst bestätigen. Zumal ich nicht möchte, dass bestimmte Informationen in falsche Hände geraten.“
    Also traute er der Regierung, für die er arbeitete doch nicht. Doch wieso tat er es dann? Für einen Informatiker und Programmierer von seinem Rang und Namen, sollte es nicht schwer sein eine Anstellung zu finden. Also: Wieso?
    Jedoch fragte sie nicht.
    Er holte einige zusammengeheftete Unterlagen aus der Aktentasche, die er bei sich hatte und zeigte sie ihr.
    „Die habe ich vor einer Woche ausgedruckt“, sagte er.
    Megumi schwieg, während sie versuchte die Daten zu verstehen, die dort standen. Sie konnte so viel erkennen, dass es sich um Programmfragmente, der unteren Ebenen der digitalen Welt handelte, doch verstand sie davon nur wenig. Zwar hatte sie Informatik und Netzwerktechnik studiert, aber ihre Kenntnis bezüglich der Programme jener Welt, war trotz ihrer langen Arbeit in Hypnos nicht sonderlich vertieft.
    Trotzdem erkannte sie, nachdem sie die Unterlagen für einige Minuten studiert hatte, das es Teile gab, die nicht zum Rest des Programmes passte.
    „Ein Teil der Ebenen hat in den letzten Wochen begonnen, sich zu verändern“, erklärte er nun. „Ich hatte gehofft, dass Sie hier bereits davon wüssten, vielleicht sogar die Ursache kannten.“
    Für einige Sekunden überlegte Megumi, schüttelte dann aber den Kopf. „Mir ist nichts dergleichen bekannt“, erwiderte sie dann bestimmt und in einem Tonfall, der – so hoffte sie – auch sagte, dass sie es für unwahrscheinlich hielt, dass jemand anderes dergleichen wusste.
    Erneut schwieg Shibumi, seufzte dann aber. „Zu Schade“, murmelte er. „Ich wüsste zu gern, ob es einfach eine natürliche Entwicklung ist, die aus der aktuellen Situation wurzelt.“
    Darauf konnte sie nichts erwidern, verstand sie doch die Wissenschaft hinter der Situation als solcher kaum.
    „Aber es gibt noch etwas anderes“, fuhr Shibumi fort. „Ich habe vor nur wenigen Tagen eine Anomalie gefunden, bei der ich mir nicht sicher bin, ob es einfach nur ein Digimon ist.“
    Nun breitete sich Erkenntnis auf Megumis Gesicht aus. „Ich glaube, ich weiß, wovon Sie reden“, antwortete sie. „Eine sehr große Programmstruktur im Netz?“ Sie suchte nach einem Anzeichen im Gesicht des Mannes, dass sie richtig lag, und er nickte. „Wir beobachten diese schon seit letztem Dienstag. Aber es verhält sich, wie ein Digimon.“ Kurz zögerte sie, weil es im Verlauf der Woche mehrere Diskussionen darüber gegeben hatte. „Akiyama-kun meinte, dass es vielleicht ein Digimon sei, dass viele andere absorbiert hat. Das würde die Datenmasse erklären.“ Yamaki war anderer Meinung gewesen, aber da sie bisher keine erfolgreiche Analyse des Programmes hatten durchführen können, es sich jedoch auch nicht auffällig destruktiv verhielt, schien Akiyama Ryous Idee ihr noch immer am wahrscheinlichsten.
    Und solange es keine Anzeichen gab, dass jenes Programm auf irgendeine Weise feindlich oder gefährlich war, lag ihr Hauptinteresse bei den Digimon, deren Überwachung wichtiger war, den Digimon in der realen Welt, speziell in Tokyo.
    Shibumi schien über die Theorie nachzudenken. „Es könnte sein“, erwiderte er schließlich. „Ja, es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Junge Recht hat.“ Seine Stimme wurde leiser. „Ich frage mich nur ob es Zufall ist...“ Er brach ab und schüttelte dann den Kopf. „Wahrscheinlich ist es nichts, was besonderer Aufmerksamkeit bedarf. Entschuldigen Sie, dass ich Sie deswegen extra hergebeten habe.“
    Höflich schüttelte sie den Kopf. „Es ist in Ordnung“, erwiderte sie und überlegte kurz, ehe sie hinzufügte. „Ich hatte ohnehin nichts anderes zu tun. Entschuldigen Sie bitte, dass ich ihnen nicht weiterhelfen konnte.“
    Er winkte ab. „Wahrscheinlich ist es wirklich nichts. Wahrscheinlich...“ Für einen Moment veränderte sich sein Gesichtsausdruck, doch er sprach nicht weiter. „Darf ich Sie worauf einladen, damit Sie nicht gänzlich umsonst hergekommen sind?“
    Megumi überlegte kurz. „Natürlich, vielen Dank.“


    Für die nächsten eineinhalb Stunden redeten sie über Nichtigkeiten oder schwiegen teilweise für Minuten.
    Megumi konnte nicht umher Shibumi genauer zu beobachten.
    Sie kannte ihn kaum – natürlich kannte sie ihn kaum – doch trotzdem konnte sie nicht umher, sich zu fragen, was den Mann im letzten Jahr so sehr verändert hatte. So sehr, dass sie, obwohl sie ihn kaum kannte, es deutlich merkte.
    Denn es war nicht nur sein Äußeres, das er verändert hatte. Seine ganze Art, seine Ausstrahlung wirkte anders.
    Zuvor war er, auf eine seltsame Art, faszinierend gewesen. Er hatte viel geschwiegen, und wenn er etwas gesagt hatte, war man sich selten sicher gewesen, ob er mit seinem Gegenüber oder nur mit sich selbst redete. Er hatte oft verträumt gewirkt, abwesend, aber freundlich.
    Abwesend wirkte er jetzt immer noch, jedoch weniger auf eine verträumte Art. Viel eher wirkten seine Augen kalt und irgendwie hoffnungslos.
    Doch wieso?
    Jedoch fragte sie nicht.
    Immerhin kannte sie ihn wirklich nicht. Was hatte sie für ein Recht zu fragen?
    Was wusste sie, über ihn, außer, dass er ein genialer Informatiker war und damals, zusammen mit Janyuu, Dolphin und den anderen damals in Sao Alto die Grundlagen von dem programmiert hatten, aus dem sich später hatten die Digimon und die digitale Welt entwickeln sollen?
    Nein, das ging sie nichts an, weswegen sie schwieg, bis sie, nachdem er gezahlt hatte, die Bar verließen.
    Es war eigentlich nur eine Kleinigkeit.
    Ein Digimon, das auf sie zugelaufen kam und sie auf einmal anknurrte. Es war stämmig, hatte dunkles, gestreiftes Fell und ein spitzes, silbernes Horn auf der Stirn, während die nicht minder spitzen Zähne gebläckt waren.
    Megumi schreckte zurück. Sie erkannte es zwar als Child-Digimon und immerhin ging es ihr nicht einmal bis zur Hüfte, doch das änderte nichts daran, dass es ihr gefährlich werden konnte.
    Ihre stille Begleitung jedoch reagierte gar nicht, sondern sah das kleine Monster einfach nur an.
    Da kam ein Junge, Megumi schätzte ihn nicht älter als 16, um die Straßenecke gelaufen.
    „Black Gabumon!“, rief er aufgebracht, worauf sich das Digimon umwandte und aufhörte zu knurren. Der Junge wirkte kleiner als er war und hatte eine Kapuze über den Kopf gezogen, unter der hervor jedoch einige dunkle Haare in sein Gesicht fielen. Er wirkte verunsichert und schreckte seinerseits ein Stück zurück, als er bemerkte, was sein Partner, dessen Pupillen noch immer zu kleinen Punkten zusammengezogen waren, getan hatte. Er verbeugte sich. „Es tut mir leid“, presste er verzweifelt hervor. „Es... Mein Partner hat sich nicht immer ganz unter Kontrolle. Es tut mir so leid.“
    Megumi seufzte und hätte den Jungen wohl sogar auf die Schulter geklopft, hätte dessen Partner sie nicht noch immer so feindselig zu ihr herüber gesehen. „Ist schon in Ordnung“, meinte sie und lächelte ihn aufmunternd an. „Es ist ja nichts passiert. Mach dir keine Sorgen, sondern versuch einfach das nächste Mal besser aufzupassen.“
    Für einen Moment musterte der Junge sie, mit einem noch immer furchtbar unsicheren Blick, fast, als erwartete er eine direkte Strafe. „Danke“, stammelte er dann. „Das werde ich. Vielen Dank. Es tut mir leid.“ Und ehe sie noch etwas erwidern konnte, griff der Junge nach dem Kopf des Digimon, worauf es ihn ansah, drehte sich um und lief, von seinem Black Gabumon gefolgt, in die Richtung von dannen, aus der er gekommen war.
    Megumi sah ihnen hinterher und hatte schon fast Mitleid mit den Jungen, der so verängstigt gewirkt hatte. Dann jedoch drehte sie sich zu Shibumi um, der die ganze Zeit nichts gesagt hatte, und erschreckte beinahe erneut, als sie denselben Blick in seinem Gesicht sah, wie schon früher am Abend, als der andere Junge mit einem Digimon am Bahnhof an ihnen vorbei gegangen war.
    Und jetzt meinte sie die Emotionen dahinter zu erkennen. Es waren Verbitterung und Einsamkeit.
    „Shibumi-san?“, begann sie auf einmal, bevor sie darüber nachdenken konnte. „Was ist mit Ihnen passiert?“ Sie zögerte, als sich sein Blick wieder fokussierte und er sie ansah. „Sie sind so... anders.“

  • Teil III - Kälte


    Es war nur kurz nach acht, als Megumi am nächsten Tag das Hotel in der Nähe von Golden Gai verließ.
    Sie hatte die Hände tief in den Taschen ihres Mantels vergraben und die Schultern hochgezogen, während sie es verfluchte, dass sie am Abend zuvor ihren Regenschirm offenbar in einer der beiden Bars vergessen hatte, da erneut ein leichter, aber eisig kalter Nieselregen vom Himmel fiel.
    Letzten Endes beschloss sie jedoch, dass dies erstaunlich gut zu ihrer Stimmung passte, und marschierte weiter durch den Regen.
    Da es Montag war und mitten in der morgendlichen Rushhour war es in der U-Bahn-Station, wie auch in der Bahn selbst unglaublich voll und es herrschte Hektik.
    Und auch wenn Megumi erst gegen Mittag Schicht hatte, so hatte auch sie es eilig nach Hause zu kommen.
    Sie hatte Kopfschmerzen und ihr allgemeiner Gemütszustand konnte nur mit einem absoluten Gegenteil von „glücklich und zufrieden“ beschrieben werden.
    Ein Teil von ihr wollte sich die Haare raufen, ein anderer hätte am liebsten geschrien, während ein dritter sich einfach in eine Ecke setzen und heulen wollte. Sie tat natürlich nichts davon und versuchte stattdessen einen möglichst beherrschten Gesichtsausdruck zu behalten.
    Selbst, als sie in ihrer Wohnung ankam, blieb sie ruhig; so ruhig, dass es sie selbst überraschte.
    Sie zog ihre Schuhe aus und stellte diese ordentlich vor die Treppe, die in ihre Wohnung hinein führte, bevor sie zur Garderobe ging und ihren Mantel aufhing. Dann blieb sie stehen.
    Kurz überlegte Megumi, was sie machen sollte, und verfluchte es, dass sie noch würde mindestens zwei Stunden absitzen müssen, ehe ihre Schicht anfing. Schließlich schlurfte sie ins Badezimmer und kramte ihre Packung Aspirin aus dem Schrank über dem Waschbecken, ehe sie eine der Tabletten mit einem Becher Wasser herunterspülte, in der Hoffnung, dass es ihre Kopfschmerzen möglichst bald linderte.
    Sie schloss die Augen für einen Moment und stützte sich auf dem Waschbecken ab. So verharrte sie kurz, atmete einige Male tief ein und aus.
    Dann zog sie sich aus, ließ ihre Kleidung achtlos am Boden liegen, und stellte die Dusche an.
    Erst unter dem warmen Wasser entspannte sich ihr Körper und sie merkte, wie sie langsam etwas zur Ruhe kam. Noch immer kämpfte sie mit dem Drang zu weinen, schluckte immer wieder Tränen herunter. Sie wollte nicht weinen. Sie wollte sich selbst Stärke beweisen. Trotzdem merkte sie, wie einzelne Tränen brennend ihre Augen verließen und sofort vom Wasser der Dusche fortgespült wurden.
    Sie verfluchte sich selbst und verstand noch immer beim besten Willen nicht, was mit ihr am Abend vorher los gewesen war. Sie war nicht sie selbst gewesen, war es auch jetzt noch immer nicht.
    Dabei hatte sie doch gewusst, dass es dumm war.
    Zu gern hätte sie sich selbst eingeredet, dass das Bier dran schuld war, dass sie am Abend noch getrunken hatte. Doch alles, was sie ehrlich sagen konnte war, dass es sie leichtsinnig gemacht hatte. Dennoch hatte sie gewusst was sie tat oder war sich ihrer Handlungen zumindest durchaus bewusst gewesen. Sie hatte wirklich zu viel Zeit ihres Lebens in Bars verbracht, genug zumindest, dass sie im Gegensatz zu Reika noch nicht von zwei Glas Bier betrunken war.
    Reika...
    Für einen Moment überlegte sie ihre Freundin anzurufen. Auch wenn Reika nicht zuhause war, hatte sie zumindest ihr Handy dabei.
    Aber... Was sollte sie ihr sagen?
    Megumi verwarf den Gedanken wieder.
    Nein, Reika konnte ihr nicht helfen. Zumal sie ihrer besten Freundin nicht den Urlaub verderben wollte.
    Letzten Endes war sie es ja selbst in Schuld.
    Noch immer etwas zittrig begann sie schließlich sich einzuseifen und gründlich zu waschen. Dabei war sie bedacht nicht zu hektisch zu sein. Sie wollte versuchen, die Zeit, bis sie zur Arbeit gehen konnte vernünftig herum zu bekommen, hatte Angst davor, herum zu sitzen und nichts zu tun.
    Sie tat sich schon so schwer genug nicht zu grübeln.
    Schwer seufzend stellte sie schließlich das Wasser ab.
    Sie zog sich ihren Bademantel an und ging in Küche, wo sie sich zwang zumindest einen Becher Joghurt zu essen, auch wenn sie keinen Appetit hatte.
    Danach begann sie, weiterhin betont ruhig, sich anzuziehen, und sich aufwändiger als sonst für die Arbeit zurecht zu machen.
    Und obwohl sie eigentlich bemüht war, alles so langsam wie möglich zu machen, würde sie noch immer mehr als eine halbe Stunde zu früh sein.
    Erneut schloss sie die Augen und seufzte. Dann packte sie ihre Tasche und machte sich auf den Weg.


    Wie erwartet war sie mehr als eine halbe Stunde zu früh, als sie beim Tokyo Metropolitan Government Building ankam. Doch darum kümmerte sie sich im Moment nicht. Viel mehr war sie froh, dass es endlich aufgehört hatte zu regnen und sie so trockenen Fußes in den Räumlichkeiten Hypnos' ankam.
    „Oh, guten Morgen, Onodera-san“, wurde sie recht freudig von Takato begrüßt.
    „Guten Morgen“, echote auch Guilmon, das offenbar noch etwas schläfrig war.
    Sie musste sich ein Seufzen verkneifen, da sie ganz vergessen hatte, dass sie mit dem mittlerweile zwanzigjährigen Jungen eingeteilt war. „Guten Morgen“, erwiderte sie. „Du bist früh hier.“
    „Dasselbe kann man auch von Ihnen sagen.“ Der Junge grinste.
    Für einen Moment schwieg sie. „Ja, kann man wohl“, gab sie dann zu und hängte ihren Mantel auf dem etwas veralteten Kleiderständer neben der Eingangstür auf. Dann seufzte sie. „Ich brauche erst einmal einen Kaffee.“ Damit verließ sie die Räume wieder, um den Kaffeeautomaten auf dem Flur aufzusuchen.
    Gerade als diese das heiße Getränk in einen Pappbecher füllte, hörte sie, wie eine Tür geöffnet wurde.
    „Guten Morgen, Onodera-san“, erklang eine freundliche Stimme hinter ihr.
    Automatisch drehte sie sich herum und sah Juri, Takatos Freundin, die trotz des relativ kalten Winters ein helles Kleid trug, auch wenn sie darunter eine weiße Strumpfhose an hatte.
    „Guten Morgen“, erwiderte sie, etwas verwirrt, das ebenfalls zwanzigjährige Mädchen hier zu sehen. „Was machst du hier?“ Dabei bemerkte sie zu spät, dass dies unfreundlicher herüber kam, als es gemeint war.
    „Ich dachte, ich leiste Takato ein wenig Gesellschaft.“ Das Mädchen lächelte.
    Megumi seufzte. Die junge Liebe. „Das ist nett von dir“, murmelte sie halbherzig und nippte nun an ihrem Kaffee, während sie sie aus dem Fenster zur Seite des Flures sah, von dem aus sie direkt auf den Vorplatz und den Central Park sehen konnte.
    „Sie sehen nicht gut aus“, meinte Juri nach einem kurzen Schweigen vorsichtig.
    „Danke“, erwiderte die ältere Frau sarkastisch.
    „Entschuldigen Sie, so habe ich das nicht gemeint.“ Hastig verbeugte Juri sich, was Megumi eine Augenbraue hochziehen ließ. Das Mädchen war eindeutig zu gut erzogen. „Ich meine, Sie sehen bedrückt aus.“
    Die Ältere erwiderte nichts, sondern sah weiter aus dem Fenster. Sie hatte eigentlich kein Bedürfnis, mit einer zwanzigjährigen über ihre Probleme zu reden. Der Gedanke ließ sie seufzen. Zwanzig. Als der ganze Wahnsinn anfing, waren die Kinder zehn und sie selbst kaum älter als zwanzig gewesen. Und nicht zum ersten Mal stellte sie fest, dass es ihr schwer viel die ehemaligen „Kinder“ als Erwachsene anzusehen. Sie erschreckte sich immer noch regelmäßig, wenn sie Takato in der Zentrale herumlungern, also eigentlich arbeiten, sah.
    „Ist etwas passiert?“, fragte Juri weiter und schien dabei ernsthaft besorgt.
    Megumi zwang sich zu einem halbherzigen Lächeln. „Nein“, erwiderte sie. „Es ist nichts wichtiges. Nur die unwichtigen Probleme einer alten Frau.“
    Das Mädchen sah sie an. „Aber Sie sind doch noch jung.“
    „Danke“, erwiderte Megumi und musste insgeheim feststellen, dass es mit das netteste war, was ihr jemand seit Wochen gesagt hatte.
    Erneut schwieg Juri kurz. „Wollen Sie wirklich nicht darüber reden?“ Dabei wirkte sie ernsthaft besorgt.
    „Es ist wirklich nichts“, antwortete Megumi. „Ich war nur etwas dumm und hatte außerdem eine lange Nacht. Sonst nichts.“ Sie schwieg kurz, ehe sie nachsetzte: „Aber danke für deine Besorgnis.“
    Daraufhin gab die Jüngere nach. „Kein Problem“, erwiderte sie. „Wenn Sie doch noch darüber reden wollen, sprechen sie mich einfach an.“ Damit legte sie kurz ihre Hand auf Megumis Oberarm, ehe sie sich abwandte und in die Räume der Überwachungszentrale zurückkehrte.
    Die ältere Frau seufzte leise und sah auf ihren Kaffee.
    Sie wusste wirklich nicht, was am Abend zuvor mit ihr los gewesen war. Nun im Nachhinein fühlte sie sich, wie zuletzt im zarten Alter von einundzwanzig, als sie noch zur Uni ging, und allgemein dazu neigte, Dummheiten zu machen, die sie innerhalb von Stunden bereute.
    Sie erinnerte sich an die Verbitterung in Shibumis Gesicht, nachdem der Junge mit dem Digimon verschwunden war, erinnerte sich an die Kälte in seinen Augen. Warum hatte sie ihm vorgeschlagen, den Abend gemeinsam zu verbringen? War es aus Neugierde gewesen? Oder weil sie einsam war und keine Lust hatte den restlichen Abend allein zu hause vor dem Fernseher zu sitzen?
    Doch genau so sehr fragte sie sich, wieso er zugestimmt hatte. Er schien nicht der Mensch zu sein, der viel Zeit mit anderen verbrachte. Obwohl sie nicht behaupten konnte, dass sie ihn in irgendeiner Weise verstand.
    Trotzdem hatte sie schon vorher gewusst, dass sie, egal wie viele Fragen sie stellen würde, keine Antwort erhalten würde, dass sie die einzige sein würde, die an dem Abend wirklich redete. Trotzdem hatte sie gewusst, dass er schon lange fort sein würde, wenn sie am Morgen aufwachte.
    Sie hatte gewusst, dass es dumm war. Natürlich hatte sie es gewusst.
    Wieso hatte sie es trotzdem getan?
    Noch einmal nahm sie einem Schluck von ihrem Kaffee und wandte sich zur Tür, um Juri zu folgen. Sie musste auf andere Gedanken kommen.
    Die Wahrheit war, dass sie von Shibumi auf eine seltsame Weise fasziniert war. Sie war fasziniert von ihm, seinen Schweigen... Davon, dass er anders war.
    Dabei wusste sie, wie dumm es war. Sie wusste es.
    Als sie wieder in die Überwachungsräume zurückkam, schlief Guilmon bereits wieder, seinen roten Reptilienkopf auf die Vorderklauen gelegt, während Juri damit beschäftigt war ihrem Freund den Nacken zu massieren.
    Mit einem Blick in den Raum stellte sie fest, dass die dritte Person der Schicht vor ihnen offenbar bereits gegangen war.
    Und Terayama Shinobu, die mit ihnen zusammen Schicht hatte, war offenbar noch nicht da.
    Für einen Moment überlegte sie, ein Gespräch mit den vermeintlichen Kindern anzufangen, doch dann sah sie zu einer der Computerstationen und dachte an die Unterlagen, die sie am Vorabend gesehen hatte.
    Sie zögerte kurz. Doch dann siegte die Neugierde darüber, ob es stimmte, was Shibumi gesagt hatte. Vielleicht konnte sie hier mehr über die Veränderungen, die es in der digitalen Welt angeblich gab, herausfinden.
    Natürlich war es ein Vorwand, um ihren Verstand mit etwas anderen zu beschäftigen, doch nicht ganz, ohne dass sie neugierig war, was dabei herauskommen würde.
    Konnte es wirklich sein, dass sich eine ganze Welt auf einmal veränderte?
    Rechenbalken liefen über die verschiedenen Bildschirme der Station, Quelltexte erschienen und sie bemühte sich, so gut es ging, diese zu verstehen.
    Selbst wenn sie nichts herausfand, war es besser, als sich sechs Stunden zu langweilen und ihren trüben Gedanken nachzuhängen. Wenn etwas vor sich ging, wollte sie es wissen. Sie wollte es verstehen, wenn sie schon sich selbst nicht verstand.
    Nur einer Sache, war sie sich sicher. Sie würde Shibumi nicht suchen. Wahrscheinlich war er ohnehin schon lange fort.

  • Teil IV - Ende/Anfang


    Wenn sie so darüber nachdachte, hatte sie keine einzige Antwort bekommen. Weder auf die Frage, was ihn verändert hatte, noch auf irgendeine andere. Irgendwann am Abend hatte sie die Fragen aufgegeben. Und dann?
    Je mehr Zeit verging desto unsicherer wurde sie sich, was dann passiert war. Sie hatte ihn geküsst – ohne darüber nachzudenken hatte sie ihn geküsst. Doch trotzdem hatte er ihre Küsse erwidert.
    Doch obwohl sie die Nacht mit ihm verbracht hatte, hatte sie ihn nicht verstanden, war sie aus seinem Schweigen nicht klüger geworden.
    Und auch wenn sie in der Nacht das Bett geteilt hatten, hatte sie gewusst, dass er weit von ihr entfernt war. Unerreichbar.


    „Du wirkst nachdenklich, Megumi-chan“, meinte Reika lachend und reichte ihr ein Glas mit Wein.
    Megumi seufzte und sah aus dem Fenster. Draußen hatte sich die Dunkelheit schon lang über die Stadt gesenkt, während die letzten Stunden des Jahres angebrochen waren.
    „Ach, ich hab letzte Nacht nicht gut geschlafen“, erwiderte Megumi und bemühte sich zu lächeln.
    Für eine Weile sah Reika sie nachdenklich an. „War es sehr schlimm, Weihnachten allein?“
    „Es ging.“ Die jüngere der beiden hielt ihr Lächeln. „Ich habe ja gearbeitet“, fügte sie dann hinzu.
    Und bevor Reika weiter nachfragen kommen, öffnete sich die Tür zum Kinderzimmer der relativ großen Wohnung und Namiko sah verschlafen ins Wohnzimmer. „Ist schon Mitternacht?“, fragte sie und rieb sich die Augen.
    Seufzend stand die ältere der beiden Frauen auch und ging zu ihrer Tochter. „Nein, wir haben doch gesagt, dass wir dich wecken“, meinte sie und hob die sechsjährige hoch.
    „Ich bin aber gar nicht müde“, beschwerte sich das Mädchen, wobei ihr Gähnen ihre Worte Lüge straften.
    „Mach dir keine Sorgen, wir wecken dich schon rechtzeitig auf, Namiko-chan“, beruhigte auch Megumi sie. „Lumamon wird dich sicher auch wecken.“
    Das etwas erkältete Kind grummelte etwas unverständliches doch einige Minuten später schlief sie schon wieder tief und fest, während ihr Partner ruhig neben dem Bett saß, ohne das zu erkennen war, ob es schlief oder wachte.
    „Shibumi-san war in Tokyo während ihr weg wart“, meinte Megumi möglichst beiläufig, als sich Reika wieder zu ihr auf das grünliche Sofa gesetzt hatte.
    Die ältere sah sie an. „Ja? Arbeitet er nicht in Amerika?“
    Megumi nickte. „Er hatte mit Mitsuo reden wollen“, fuhr sie fort und griff in ihre Tasche, um die Unterlagen hervor zu holen. „Ich wollte euch damit eigentlich nicht direkt bedrängen, aber vielleicht könnte es Mitsuo-san interessieren.“
    Nachdenklich betrachtete Reika sie Unterlagen, die vorrangig die Veränderungen der digitalen Welt beschrieben. Doch dann legte sie die Papiere zur Seite.
    „Irgendetwas ist passiert, während wir nicht da waren“, meinte sie und es war eine Feststellung und keine Frage.
    Megumi seufzte. „Ja“, erwiderte sie schließlich. „Ich war vielleicht ein wenig dumm.“ Sie sah Reika an. „Aber glaub mir, es ist alles wieder in Ordnung.“
    „Du siehst noch etwas mitgenommen aus“, meinte Reika, doch die jüngere schüttelte den Kopf.
    Sie hatte mittlerweile beschlossen mit niemanden darüber zu reden, selbst nicht mit Reika. Weil es nichts zu bereden gab und reden nichts ändern würde.
    Vielleicht war das auch sein Grund für das Schweigen gewesen.
    „Es ist in Ordnung“, antwortete sie nur. „Mach dir um mich keine Sorgen. Nicht um mich.“
    Ihre Freundin seufzte, doch bevor sie etwas erwidern konnte, hörten sie, wie die Tür zur Wohnung geöffnet wurde.
    „Ich bin wieder da“, hörten sie Yamaki Mitsuo grummeln, der, wie seine Tochter, seit ihrem Urlaub auf Hokkaido etwas erkältet war.
    „Willkommen zurück“, erwiderte Reika, die über seinen grummeligen Tonfall sogar lächelte.
    Nur knapp verkniff sich Megumi ein weiteres Seufzen, als sie merkte, dass sie sogar die beiden für diese Art von Verbindung beneidete.
    Sie sah auf die Uhr über dem Fernseher, die zeigte, dass es kurz nach neun war. Keine drei Stunden mehr und es würde ein neues Jahr beginnen. Eine neue, unbekannte Zukunft. Und Megumi fragte sich, was noch alles geschehen würde.
    Doch zumindest eins hatte sie sich vorgenommen. Sie würde noch einmal neu anfangen, würde aufhören sich Gedanken über Beziehungen zu machen. Es hab sinnvollere Dinge zu tun. Dinge in Erfahrung zu bringen. Vor allem gab es viel, was sinnvoller war, als vergangenem nachzuhängen, das die Erinnerung nicht wert war.
    Nun, wo die Digimon langsam zu einem Teil der Gesellschaft waren, gab es viele Änderungen innerhalb von einem Jahr. Viele Dinge passierten, würden noch passieren. Und sie wollte verstehen, was es mit den Veränderungen in der digitalen Welt auf sich hatte.
    Das war ihr Vorsatz für das nächste Jahr. Doch vielleicht vergaß sie dabei, dass es immer Verbindungen gab, die alles beeinflussten. Verbindungen zwischen zwei Menschen, zwischen den Menschen und den Digimon, zwischen Vergangenem und der Zukunft...




    Ende?


  • (_ _ )( _ _) (° ° ) ( ° °) ヽ(・_・;)ノ


    Wo sind denn hier die Kommentare, hu?


    Okay, Spaß beiseite. Ich hatte dir ja vor geraumer Zeit (jaja, lang ist's her, shame over me) versprochen, mal vorbei zuschauen und dir natürlich einen Kommi zu schreiben! Und hier bin ich nun, wenn auch ein paar Monate später, meh. Verzei, aber ohne Laptop ist es doch schon arg komliziert einen solchen Kommentar zu schreiben, ich hoffe das nimmst du mir jetzt nicht allzu übel... aber! Als wenn ich es vergessen hätte! Nein nein, ich finde es nämlich äußerst schade, wenn FFs einfach kein Feedback bekommen, da fragt man sich als Autor auch immer wieder, ob man nicht vielleicht irgendwas falsch macht. Nun gut, ich möchte dich dann auch nicht weiter volllabern, hehe. Ran ans Kommentieren.
    Ich hoffe, du freust dich, Alaiya :3



    Startpost


    Auf den ersten Blick ist dieser schön struktuiert und enthält auch die wichtigsten Infos, die ein Startpost beinhalten sollte. Für mich ist das immer sehr wichtig, da der Startpost das Erste ist, was ein Leser (hier im BB) sieht. Zwar gilt bei echten Büchern zu sagen, dass man dort nur den Klappentext sieht und gar nicht groß was Anderes, aber auf Grund dessen, dass man es vom BB gewohnt ist, gehört es hier schon mit dazu. Mal davon abgesehen, hast du dich ja auch relativ kurz gehalten, was ihn angeht - was nicht schlecht ist, ganz im Gegenteil. Du kommst schnell auf den Punkt und offenbarst den Lesern somit sehr schnell, was sie erwartet.
    Der Titel »Anders« ist wirklich anders, da ich bisher noch nie einen Werknamen gleich diesem gesehen habe, haha. Die Frage ist natürlich (ohne das man deine Geschichte gelesen hat) auf was genau sich das eigentlich bezieht, denn es gibt mMn viele Möglichkeiten. Zum Einen könntest du damit wirklich eine Anspielung auf den "etwas anderen" Titel machen oder aber es setzt sich mit dem Inhalt der Story auseinander, da diese womöglich anders ist als man erwartet oder eine vollkommen andere Handlungsbasis vorweist als man bisher gelesen hat. Nun, auf jeden Fall wird deine FF durch diesen Titel interessant; der Leser möchte wissen, was genau anders an dieser Geschichte ist und aus diesem Grund ist es für mich auch kein 0815-Titel. Ich mag es, wenn man sich Gedanken dazu machen kann, schließlich ist es irgendwo schon langweilig, wenn man beim Namen lesen schon sofort weiß, um was es im Speziellen geht ("Ashs große Reise durch Kanto"). Daher kann ich mich nicht beschweren.
    Die allgemeinen Informationen sowie die kurze Handlungsbeschreibung zur FF sind auch recht kurz gehalten, sodass sie nicht zu viel verraten. Gerade Ersteres finde ich ganz ansprechend, weil man anhand der Infos doch schon ungefähr weiß, was einen erwartet. Zwar bin ich nicht so der Fan von "Stichpunkten", sondern mag es wenn man es in Sätzen ausführlich hinschreibt, aber bei Sachen wie Genre, Anime, Alter usw. ist es dann doch schon etwas umständlich, es ausführlich zu schreiben. Die Handlungsbeschreibung bzw. der Klappentext gefällt mir recht gut, da du zwei Welten aufeinander prallen lässt, was mir sehr gut gefällt. Gerade Megumi scheint anhand des kurzen Einblicks in die Story, nicht sonderlich begeistert zu sein, Weihnachten auf Arbeit zu verbringen. Während das eher ein normales und soziales Problemchen zu sein scheint, kommt auf der anderen Seite Goro Mizuno mit einem globalen Problem, was du allerdings noch nicht offenkundig bekannt gibst.
    Am Ende kann ich noch zu deinem Startpost sagen, dass ich es immer gut finde, wenn der Autor noch etwas Eigenes zu seinem Werk sagt. Das ist irgendwie ... ich weiß nicht recht, wie ich es beschreiben soll, aber ich bekomme da immer das Gefühl, als wenn sich der Autor dann direkt an mich wendet und man so das so Gefühl bekommt, es herrsche eine gewisse Verbindung zwischen Leser und Werk, sowie Autor. Ich weiß, klingt ein wenig komisch, aber ich mags ganz einfach.


    Prinzipiell kann ich daher nur sagen: ein guter Startpost, der keiner Verbesserung unterliegen muss. Außer vielleicht der kleine Tippfehler hier... xD''

    Zitat von dir

    jedoch ist Vorkenntnis der Geschichte absolut nicht erforderkucg



    Kapitel Eins & Zwei


    Die Titel der Kapitel lassen nicht auf viel schließen, sollte man den Teil des Werkes nicht gelesen haben. Ein Jahr ist eine recht große Zeitspanne (wobei es immer darauf ankommt, aus welchen Blickwinkel man es betrachtet) und lässt daher auch ziemlich großen Platz, für eine mögliche Interpretation. Ich persönlich bin davon ausgegangen, dass damit womöglich das gesamte letzte Jahr gemeint ist und es indirekt eine Anspielung auf das "Singledasein" seit über 10 Jahren ist. Natürlich kann ich da auch völlig falsch liegen - sag mir am Besten, auf was sich der Name bezieht! An sich ist der Titel ganz okay, jedoch nicht der Beste in deiner Fanfiction, sieht man sich die anderen an. Aber das mag vielleicht auch Geschmackssache sein. Hingegen finde ich Anomalie klasse. Ich liebe sowieso Einworttitel (ich weiß gar nicht, wie oft ich das jz schon zu Usern geschrieben habe, lal, nju. Irgendwann weiß es dann wenigstens das ganze BB)! Hier steht natürlich auch wieder die Frage im Raum, worauf es sich genau bezieht. Eine Unebenheit oder etwas "nicht Korrektes bzw Normales" ist ja schon recht weitgefächert wieder. Aber ich störe mich an solchen Titeln nicht, nein, ganz im Gegenteil. Ich erwähnte ja bereits, dass man den Lesern manchmal auch den Freiraum bieten sollte, sich eigene Gedanken zu einem Titel zu machen. Ansonsten serviert man ihnen alles auf dem Silbertablett und man kann schon davon ausehen, dass sie nicht wirklich nachdenken bei der Geschichte. Aber ich schweife vom Thema ab - wenn man das zweite Kapitel dann gelesen hat, wird einem klar, worauf sich der Titel bezieht. Scheinbar auf ein Digimon, wobei sich die betreffenden Personen nicht sicher sind, ob es auch wirklich eines ist. Hm, oder es beschreibt lediglich den Umstand an sich, wer weiß. Jedenfalls mag ich den Kapitelnamen wirklich sehr.
    Also ich muss sagen, dass mir der Anfang des ersten Kapitels uneimlich gut gefällt! Da bekommt man bereits ein richtig gutes Bild von Megumi und ihrer Denkweise. Du verackst das Ganze recht anschaulich, da du sowohl auf Gefühle als auch auf Umgebungstechnische Dinge eingehst, die die "chaotischen" Gefühle nur zu gut unterstreichen. Besonders der eintönige Strom der Menschenmassen inmitten der Stadt. Du leitest deine FF somit richtig gut ein, da man sich mit Megumi sehr gut selbst identifizieren kann, selbst wenn man sicherlich nicht 32 Jahre alt ist. Man kann sich dennoch sehr gut in ihre Lage hinein versetzten; wer hat schon Lust am Weihnachtstage arbeiten zu müssen und das auch noch mit zwei eher nervig dargestellten Charakteren? Ich glaub, niemand so wirklich. Sehr gut hat mir hier gefallen, dass du auch Megumis Verhalten genau so darstellst, wie man es erwartet: gereizt, eher schlecht gelaunt und zudem ziemlich sarkastische Gedanken. Allein die wörtliche Rede hat von den ersten beiden Punkten gezeigt und hat somit ein ziemlich klares Bild erschaffen.
    Wirklich viel passiert im ersten Kapitel nicht - gut so, schließlich will man den Leser auch nicht sofort schon mit Handlung bzw. Inhalt erschlagen. Ich finde, dass hast du sehr gut hinbekommen, da du bereits einige Schienen gelegt hast, die im weiteren Verlauf sicherlich noch eine Rolle spielen werden - so zum Beispiel der Besuch von Shibumi. Man weiß zwar noch nicht, was genau er dort "zu suchen hat", aber man kann bereits davon ausgehen, dass es sicherlich kein Zufall gewesen ist und das er noch eine wichtige Rolle spielen wird.
    Im zweiten Kapitel kommen wir da der Sache nämlich schon näher. Megumi triftt sich - trotz geringer Lust und gewissen Zweifeln - mit Shibumi und er offenbart ihr den Grund, warum er sie nach einem Treffen gebeten hat. Sehr schön fande ich hier wieder die wörtliche Rede, da sie nicht like "Zack-bumm so is' es" war, sondern erst ganz langsam anfing und alltägliche Dinge (unter anderem) behandelte. Niedlich fande ich wieder Megumis Gedanken bezüglich ihres Alters, haha, dass sie aber auch ständig daran denken muss! Ich finde, durch solche Aussagen in einer Geschichte, kann man sich auch ein sehr gutes und eigenes Bild der Charaktere machen, vollkommen egal, ob man den Anime kennt oder nicht. Sie wirken einfach lebendig und echt. Jedenfalls... scheinen Beide noch nicht auf eine wirkliche Lösung für das betreffende "Problem" (das ist es ja eigentlich (noch) gar nicht) zu finden. Es wirkt eher so, als wenn sie es Beide irgendwo bedauern, nicht wirklich was miteinander anfangen zu können bzw. ein eher "geschäftliches'' Gespräch zu führen.
    Interessant fande ich wieder ihre Gedankengänge, die sich mit Shibumi beschäftigten. Er hatte sich scheinbar verändert, obwohl sie eigentlich gar nicht kannte. Daraus lässt sich schließen, dass es eine relativ offensichtliche Veränderung sein muss, wenn es selbst "Fremde" bemerken. Durch die kleine Zwischenaufmerksamkeit durch das Digimon, was sich scheinbar nicht mehr ganz unter Kontrolle hat, laut seinem Partner, lenkst du die Gedanken der Leser plötzlich in eine andere Richtung. Hängt dies vlt. mit dem anderen Digimon zusammen, welches erst kürzlich ausfindig gemacht worden war? Das fragt man sich selbstverständlich sofort als Leser, man muss jedoch auf eine Antwort noch länger warten, da du nun wieder zu Shibumi switcht und Megumi die offensichtliche Frage stellen lässt. Die Antwort kommt ebenfalls erst später, da an dieser Stelle das Kapitel zu Ende ist. Meiner Meinung nach ein guter Cliffänger, da man nun ebenfalls wissen will, was der Grund für die Veränderung Shibumis ist.



    Kapitel Drei & Vier


    Ui, der Name vom dritten Kapitel gefällt mir jetzt schon, ohne gewissentlich den Inhalt gelesen zu haben! Das Wort Kälte hört man zwar nicht selten, ist aber - daduruch, dass es eben relativ beliebt ist - nicht verwunderlich, da man damit wirklich viel meinen kann. Angefangen vom Emfpinden bishin zu gefülstechnischen Dingen kann alles gemeint sein. Da es bei dir in der FF ja auch momentan Winter ist, auch nicht recht unwahrscheinlich, dass damit das kalte Wetter gemeint ist - in Kombination mit Megumis Empfinden? Oder doch Shibumis Verhalten? Vielleicht auch alles zusammen? Wer weiß, hehe. Jedenfalls mag ich es als Kapitelnamen, besonders, da es wieder ein Einworttitel ist *grins*. Ende/ Anfang ist hingegen eher ... berechnend gewesen? Ich mein, klar das Ende ist gleichzeitig immer der Anfang einer neuen Zeit (und ich mag die versteckte Botschaft dahinter), nur stört mich der Slashstrich ein wenig. Ich finde, dass zerreißt es irgendwie ein wenig. Warum nicht einfach ein "und" dazwischen setzten oder den Kapitelnamen ein wenig umformulieren, ist es zwar kein "Einworttitel" mehr, aber gerade bei solch tiefgründigen (meine Meinung) Namen, finde ich es angemessen bzw. überhaupt nicht schlimm, sollten es mal mehr als drei Worte sein. Wobei man das eine Wort auch als Adjektiv verwenden könnte, zB "endener Anfang" oder "anfangendes Ende" (allerdings bezieht sich Letzteres dann wirklich nur auf Ende). Nju, das waren nur Vorschläge meinerseits, da ich es ein bisschen schade finde, wenn in einem Titel ein Slash stehen muss. Am Ende ist es natürlich deine Sache ^^
    Das dritte Kapitel startet ohne jeglichen Bezug zum Kapitel davor (wie ich das doch liebe, hehe) und man ist als Leser dadurch gezwungen, weiterzulesen und herrauszufinden, was es nun mit dem Cliffänger auf sich hatte. Meist steht es auch nicht direkt da, sondern eher versteckt, sodass man nachdenken muss, um auf die richtige Lösung zu finden. Nun, Megumi scheint jedenfalls keinesfalls nach Hause gegangen zu sein am Abend davor. Hier bieten sich natürlich nun viele Möglichkeiten, was geschehen sein mag. Aufklären tust du es dennoch erst fast gegen Ende, das ganze Kapitel über sorgst du also schon dafür, dass der Leser sich darüber Gedanken macht (und sicherlich auf die ein oder andere interessante Überlegung kommt). Das finde ich sehr gut, da du es dennoch schaffst, es so zu verpacken, dass man mitbekommt, was Megumi am Morgen so macht und nicht vollkommen in Gedanken versinkt. Dadurch, dass du "ihre offensichtliche Dummheit" immer wieder erwähnst, ahnt man bereits, was genau nun passiert ist. Süß fande ich im Übrigen Juri, die, im Gegensatz zu Megumi, tatsächlich fast noch ein Kind ist aber dennoch helfen will. Auch wenn es nicht explizit da stand, hat man eine gewisse Bitterheit herausgelesen, als Megumi die junge Liebe in Gedanken anspricht.
    Phänomenal viel passieren tut wieder nicht, außer, dass man hofft, Shibumi möge noch einmal vorkommen und Megumi nicht mit ihren Gedanken und allgemein allein lassen. Nun, wie auch immer es ausgehen wird im letzten Kapitel - eines ist wohl sicher, anhand des Titels wird es sicherlich ein Neuanfang für Megumi sein. Vollkommen gleichgültig, wie man diesen auch definieren mag. Passend finde ich hier wieder, dass du erneut eine Art Cliffänger einbaust (der sicherlich wieder nicht sofort geklärt wird am Anfang des nächsten Kapitels ;p) und so wieder die Aufmerksamkeit deiner Leser bekommst. Zumindest meine, sodass ich auch schon sehr gespannt auf das Ende deiner kurzen FF bin.
    Ja. Kapitel Vier beginnt eigentlich genau damit, was man als Leser vermutet hat und du bestätigst sie somit in ihrer Annahme. Dadurch das es kursiv geschrieben wurde, hat es auch eine vollkommen andere Wirkung, wenn du mich fragst. Dennoch ist es eine eher traurige Aussage, da deutlich wird, dass es sicherlich keine Zukunft für die Beiden geben wird. So "anders" sie sich auch verhalten haben. Hier wird einem der FF-Name eigentlich erst richtig bewusst. Und ich kann mich eigentlich nicht beschweren, ich finde das Ende mehr als gelungen. Du lässt Megumi nicht wie ein kleines eingeschüchtertes Mädchen dastehen, dass sofort die Flinte ins Korn wirft, nein, du lässt sie stark erscheinen und mit erhobenen Kopf in die Zukunft gehen. Ich liebe sowas an Geschichten. Wirklich, wenn Charaktere eine nicht ganz so optimale Geschichte hinter sich haben aber dennoch so felsenfest davon überzeugt weiter in die Zukunft blicken (solche Menschen sollte es auch mal öfter auf unserem Planeten geben, lal). Enden tut es ja damit, dass erneut die Sache mit Digimon und Menschen aufgeriffen wird und das das nächste Jahr dadurch auch eine Menge Neuigkeiten offen behält. Aus diesem Grund ist die Frage rechts unten mit einem "Ende?" lediglich eine retorische, da die Geschichte so gesehen noch nicht einmal richtig angefangen hat. Megumi stehen noch viele Dinge bevor und sie weiß dies wahrscheinlich auch. Und wer weiß, was sie noch alles erleben wird...
    Mir fällt an der Stelle noch auf, dass du weder sie noch irgendeinen anderen Charakter eigentlich vom Aussehen ein wenig näher beschrieben hast. War das Absicht? Ich weiß, normalerweise macht man das bei Kurzgeschichten nicht, doch hätte ich es mir irgendwie gewünscht. Gerade bei Megumi oder Shibumi, da sie ja gewissermaßen die Hauptcharaktere deiner kurzen Erzählung sind. Nun ja, es ist kein Kritikpunkt in dem Sinne, ich liebe nur Beschreibungen, haha. Gefühlstechnisch war die FF einfach nur super, man konnte perfekt mit Megumi mitfühlen bzw. in sie hinein versetzten. Nur als kleinen Hinweis meinerseits :>


    Jau, da bin ich dann auch langsam am Ende meines kleinen Kommis. Ich kann am Ende eigentlich nur nochmal wiederholen, dass du wirklich super Gefühlsbeschreibungen drinnen hattest und dein gesamter Schreistil echt angenehm zu lesen war. Die FF an sich hat mir auch sehr gefallen, eben weil sie anders war und ich solch eine Story noch nicht davor gelesen habe. Einfach nur super gemacht, meine Liebe! ^^
    Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Feedback auch eine kleine Freude machen und vlt. schreibt man sich ja mal wieder (du weißt, ich bin vergesslich, wenns um andere GBs geht ._.''), würde mich freuen!


    ~ Platinum/ Kräme