Assoziative Gedichte :3

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  • Gedichte sind nicht meine große Liebe, erlauben aber viele Spielereien :) Als erstes stelle ich hier ein assoziatives Gedicht rein, dass man sich über Assoziationen (aller Art, ob lautlich, semantisch, whatever) erschließen kann. Viel Spaß :)


    autoplay endlos schleifen


    vieh existenz in eins rad
    kopf äquivalent schwanze
    autoplay endlos schleifen
    b meist a und a das z


    kühlschrank und hydrogen und
    nicht ganz ochs doch beidmalig
    kahler asten aber die
    nadeln photosynthese


    niederkunft nicht genadelt
    wecker rosen liebe tier
    quer mars juno gotteszug
    ovicolor gelöffelt


    ofen heißen psalmen sand
    bounty burgerbrater saft
    erlauben vor entlauben
    haartrockner überflüssig


    links rechts liberal kein grün
    drachen schwingen angeleint
    schimmel power up wucher
    schlafes bruder folgt darauf


    kühlschrank und hydrogen und
    nicht ganz ochs doch beidmalig
    ~~~
    autoplay endlos schleifen

  • [tabmenu][tab=~]Hallo ^^


    Du hast dich da an etwas rangetraut, wo die User hier wohl nicht unbedingt Schlange stehen werden um das zu kommentieren, lol. Ich muss sagen, dass ich mich selber auch mit derartiger Lyrik schwer tue, aber es gerne mal versuchen möchte. Interessant wäre es natürlich, wenn du dein Gedicht mal selber vorliest und aufnimmst, da bei assoziativen Gedichten die Wirkung und Aussprache/Betonung der einzelnen Wörter enorm wichtig ist. Und ich weiß nicht inwiefern du dich allgemein für diesen Lyrik-Stil interessierst, aber vielleicht hast du ja schon mal was von Anja Utler gelesen, eine mittlerweile berühmte Schriftstellerin, die sehr gerne mit Worten und ihrer Wirkung spielt. Könnte dir vielleicht Spaß machen mal in ihren Werken zu stöbern :3


    Ich werde mal versuchen das Ganze etwas aufzuteilen und erst mal meine Assoziationen zu jeder Strophe niederschreiben, später dann den Gesamteindruck. Eine Strophe-für-Strophe-Interpretation scheint mir hier nicht wirklich sinnig.


    [tab=Assoziationen]
    autoplay endlos schleifen
    Fangen wir mal an mit dem Titel, der bei mir natürlich gleichmal nichts mit Musik zu tun hat, sondern das Wort "Gesellschaftskritik" auslöst, lol. Ich assoziiere die drei Wörter eher negativ mit Dingen wie Langweile, Apathie, Passivität, Verantwortungslosigkeit und dass man dahinvegetiert. "Schleifen" ist generell so ein passives Wort, das selten positiv gebraucht wird. Mit dem Adjektiv davor, hört man beim lesen natürlich sofort "Endlosschleife", gerade weil das Wort vorher Autoplay ist. Das bedeutet für mich keine Veränderung, immer wieder der selbe Ablauf und dass man es hinnimmt, da Autoplay ausdrückt, dass etwas nicht aktiv gestartet wird, sondern es automatisch, mechanisiert tut. Ich denke die Assoziationen beim Titel beeinflussten mich in den nächsten Strophen gewaltig:


    vieh existenz in eins rad
    kopf äquivalent schwanze
    autoplay endlos schleifen
    b meist a und a das z

    Das Wort Vieh ist natürlich wieder sehr negativ belastet und wirkt sich auf den Rest dann aus. Mich erinnert es an den Vergleich, dass der Mensch auch nur ein (Nutz-)Tier ist, die Menschenwürde nur eine Illusion unserer Gesellschaft. Im Grunde aber "funktionieren" wir innerhalb unserer Gesellschaft, wie ein Tier innerhalb seines Zauns. Das Wort Rad steht für mich in Verbindung mit der Endlosschleife und, wenn wir eh bei Tieren sind, denke ich natürlich auch an sowas wie einen Käfig, wo man gefangen ist und sinnlos sich seine "freie Bewegung" im Laufrad sucht ohne wirklich vorn zu kommen. Der zweite Vers ist für mich ein Synonym für Vernunft und Triebe/Instinkte. Dementsprechend eine Aussage darüber, dass beides gleich ist. Insgesamt und in Verbindung mit dem letzten Vers drückt mir diese Strophe Sinnlosigkeit aus und, dass alles im Grunde auf das gleiche hinausläuft und wir nichts selber auswählen (wie es auch beim Autoplay ist).



    kühlschrank und hydrogen und
    nicht ganz ochs doch beidmalig
    kahler asten aber die
    nadeln photosynthese

    Die Verbindung von "Kühlschrank" und "Hydrogen" ist interessant und für mich sowohl kontrovers, als auch doch zusammengehörig. Letzteres ist etwas natürliches und unabdingbar für unsere Welt, während ersteres etwas künstlich erstelltes ist, das aber Gebrauch von Wasserstoff macht. Die Assoziation vom Vieh bleibt hier auch weiterhin erhalten, nur, dass ich den Ochsen natürlich umgangssprachlich mit "dumm" gleichsetze. Die letzten beiden Verse erinnern mich an einen absterbenden Wald und daran, wie wichtig die Natur eigentlich ist. Interessant fidne ich es auch, dass sowohl Wasserstoff als auch Sauerstoff in dieser Strophe ins Spiel kommen.


    niederkunft nicht genadelt
    wecker rosen liebe tier
    quer mars juno gotteszug
    ovicolor gelöffelt

    Insgesamt assoziiere ich mit dieser Strophe den Ablauf einer Partnerschaft in emotionsloser Weise. Der zweite Vers ist eine Steigerung von Beginn über das Kennenlernen zur Liebe und dann zum Sex. Ein etwas sehr gefühlloses Schema, das in der Endlosschleife abgelaufen wird. Im nächsten Vers werden der Kriegsgott (und Zeichen für Männlichkeit) und die Göttin der Fruchtbarkeit erwähnt, zwar nicht Venus persönlich, aber durchaus eine vergleichbare Gottheit. Ob mit "ovicolor" auf ein Ei angespielt wird, keine Ahnung, aber zumindest musste ich daran denken. Was wiederum gut passt, da das Ei für Geburt stehen kann, gleichzeitig wird es hier aber "ausgelöffelt", was wieder nach etwas zerstörerischen klingt.


    ofen heißen psalmen sand
    bounty burgerbrater saft
    erlauben vor entlauben
    haartrockner überflüssig

    Hier hat die Verbindung von Begriffen, die man mit Bibelgeschichten assoziiert, mit modernen Wörtern eine interessante Wirkung. Es ist eine Aufzählung von Begriffen, die verschiedene Bilder im Kopf wecken, von (Luxus-)Nahrung über moderne Schönheitsprodukte. Das Wort "überflüssig", das ganz zum Schluss kommt, gefällt mir sehr gut, weil es nochmal die Sinnlosigkeit und Unwichtigkeit dieser Dinge aufzeigt. Da man in Gedanken aber vorher noch daran dachte, dass es Dinge sind, die man selber jeden Tag nutzt/isst, erweckt das einen etwas widersprüchlichen Nachgeschmack.


    links rechts liberal kein grün
    drachen schwingen angeleint
    schimmel power up wucher
    schlafes bruder folgt darauf

    Beim ersten Vers muss ich daran denken, dass die politischen Richtungen sich alle eher mit wirtschaftlichen Fragen befassen, während die Grünen eher auf Umwelt setzen (wenn auch das etwas nachgelassen hat). Im nächsten Vers wird beschrieben, dass ein starkes Fabelwesen angekettet/gefangen ist. Insgesamt scheint es mir hier eine Gleichgültigkeit gegenüber unserer Umwelt, man ist gefangen in der Gesellschaft, womöglich sogar im Kapitalismus. Am Ende eine Anlehnung an den Tod, wobei ich persönlich ein Buch mit dem Titel "Schlafes Bruder" kenne, lol. Auch sehr interessant, da ging es darum, dass der Protagonist sich entschloss nicht mehr zu schlafen, weil er in diesen Momenten sonst seine Freundin nicht liebte, da man im Schlaf keine Liebe empfindet.


    kühlschrank und hydrogen und
    nicht ganz ochs doch beidmalig
    ~~~
    autoplay endlos schleifen

    Hier wird nochmal wiederholt, was doch für das ganze Gedicht stehen könnte. Die Verbindung von etwas essentiellem wie Wasser(stoff) und Künstlichem, sowie die Anlehnung des Menschen an das Tier. Zuletzt nochmal der Titel, der die Tatsache, dass sich nichts ändert und alles stupide gleich abläuft, unterstützt.


    [tab=Interpretation]
    Ich bin einer, der gerne gesellschaftskritische Gedichte schreibt, weswegen ich durch ein paar Signalwörtern auch hier schnell bei dem Thema war. Insgesamt bringt es mich dazu, darüber nachzudenken, dass wir teilweise sehr apathisch sind und uns aus dem bequemen Alltag nicht befreien wollen. Als ob man unverbesserlich ist und passiv alles mit sich geschehen lässt. Probleme wiederholen sich, wie in einer Endlosschleife und man möchte ja glauben, dass wir eigentlich aus der Geschichte lernen sollten, dennoch tauschen immer wieder vergleichbare Probleme auf ohne, dass man dagegen etwas tut. Essentielle Dinge werden ignoriert, solang es nicht unmittelbar Einfluss auf unser Leben nimmt. Solang das nicht passiert, wird aus Bequemlichkeit und Luxus darauf bestanden auch dabei zu bleiben.


    Lobenswert ist natürlich bei einem assoziativen Gedicht, dass du dich an die Silbenanzahl gehalten hast. Falls ich mich nicht verzählt habe, ist diese durchgehend regelmäßig bei sieben. Beim Lesen fällt es doch sehr auf, wie wichtig hier die Silbenanzahl ist, da man weder Reime hat noch wirklich Fließtext hat, weswegen ich es toll finde, dass du darauf geachtet hast. Sehr schön ist auch, dass du nicht in den Drang verfällst den Interpretationsraum einzuschränken. Bei Gedichten, grad bei assoziativen kann es durchaus vorkommen, dass man aus Angst, dass der Leser gar nichts versteht, anfängt es etwas offensichtlicher zu machen. Ich hatte hier kein einziges Mal das Gefühl, dass es so ist. Auf den ersten Blick wirken die einzelnen Begriffen sehr unzusammenhängend, bis auf ein paar Wort"familien", wie z. B. die erwähnten Gottheiten.


    Fand das wirklich sehr interessant und hoffe, dass dich meine Interpretation auch freut. Wäre sicherlich interessant zu hören, ob meine Gedanken in irgendwelchen Punkten mit deinen Intentionen übereinstimmen :D


    .: Cassandra :.
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