Selbst konstruierte Sprachen

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  • Hallo Mitmenschen,


    habt ihr jemals darüber nachgedacht euch eine eigene Sprache auszudenken, mit eigenen grammatikalischen Strukturen und Individuellem Erscheinungsbild? Eine Sprache, die alleine ihr beherrscht, von der andere nur das Äußere sehen und, die sich jederzeit beliebig verfeinern, erweitern und anpassen lässt wie ihr es wollt? Nein? Dann fragt ihr euch sicher: Was genau nützt es mir eine Sprache zu beherrschen, die kein anderer versteht, mit der ich nicht direkt kommunizieren kann?
    Nun, Sprache ist eine nicht zu unterschätzende Kunst. Das erschaffen einer komplex durchdachten Sprache erfordert nicht weniger Kreativität und Fertigkeit als das Malen eines Gemäldes oder die Formung einer Vase. Konstruiert man eine Kunstsprache, so bedarf es vielen Überlegungen. Sich einfach wild Wörter auszudenken und in den deutschen Satzbau einzufügen ist zwar als Geheimsprache möglich, aber es gehört mehr dazu. Beim Nutzen, den man aus einer konstruierten Sprache ziehen kann, kommt es ganz auf die Funktion der Sprache an.
    Hier sind einige Arten von konstruierten Sprachen:


    Plansprache - meist einfach aufgebaute Sprache, die die Kommunikation zwischen Völkern erleichtern soll. Ein bekanntes Beispiel ist Esperanto.
    Spielsprache - besteht aus Anweisungen wie eine bestehende Sprache mit regelmäßigen Regeln verändert werden kann. (zum Beispiel das Umdrehen von Silben oder Rückwärtsschreiben)
    Fiktionale Sprache - komplexe Sprache, die oft in der fiktiven Welt auftritt (z.B. Klingonisch, Elbisch oder Vulkan), die aber hauptsächlich künstlerischen Zwecken dient.
    Sondersprache - Sprache, die innerhalb einer Gruppe von Menschen praktiziert wird um die Gruppenidentität zu stärken.
    Geheimsprache - Sprache aus Quatschwörtern, die grammatikalisch an eine andere Sprache angelehnt ist


    Die bekannteste konstruierte Sprache ist Esperanto. Hier ein kleiner Text in Esperanto (--> Und hier geht's zum Wikipediaartikel)


    [Blockierte Grafik: http://i39.tinypic.com/ri6zok.pngNe ĉiuj vortoj de Esperanto havas signifon rekte diveneblan pere de aliaj lingvoj. Kelkaj el ili estas Esperantaj idiotismoj indiĝene naskitaj en Esperantujo, ĉu pro zamenhofa kaprico, ĉu pro natura lingvo-evoluo inter la parolantaro.


    Ihr versteht etwas? Esperanto ist an viele europäische Sprachen angelehnt und wer Spanisch oder Latein in der Schule hat oder hatte wird das ein oder andere Wort sicher wieder erkennen. Wenn ihr eine eigene Sprache erstellt dann kann sie stark an eine Sprache angelehnt sein, eine Mischung aus vielen Sprachen sein oder sogar komplett ausgedacht werden. Es kann das lateinische Alphabet benutzt werden oder das Kyrillische oder ein selbstgemachtes. Ganz nach den eigenen Vorstellungen. Vielleicht macht ihr es wie die Chinesen und erfindet ein Zeichen für jeden Begriff oder ihr erfindet Zeichen für silben so wie die Japaner. es sind euch keine Grenzen gesetzt.


    Wollt ihr eine persönliche Sprache konstruieren nach euren eigenen Vorstellungen? Perfekt!


    Der Anfang
    zuerst macht ihr euch Gedanken ob eure Sprache an eine Sprache angelehnt sein soll oder nicht. Ihr solltet euch klarmachen wie eure Sprache aussehen soll. Welche Zeichen benutze ich? Habe ich eher viele Vokale wie das Hawaiianische oder viele Konsonanten wie das Polnische? Hat meine Sprache Elemente wie Vokalharmonie oder Stufenwechsel? Durchwühlt einfach die Kisten mit den unzähligen Möglichkeiten oder stöbert in der leeren Kiste in der eure ganz eigenen Ideen warten. Bevor ihr anfangt euch Wörter oder andere Buchstabenabfolgen auszudenken ist zumindest bei Plan- und Kunstsprachen ein klar stehendes Alphabet sowie eine feststehende Palette mit Diphtonge und Doppelkonsonanten vonnöten. So ist die Individualität der Sprache gewährleistet und der Stil ändert sich nicht.
    Ist man damit fertig kann man sich daran machen die Grammatik zu überlegen. Wenn man eine Hilfssprache erstellt dann ist natürlich eine simple Grammatik sinnvoll. Um mal einen kurzen Überblick über die Möglichkeiten zu geben es gibt Polysythetische Sprachen, deren Grammatik auf Endungen aufbaut. Ein sehr gutes Beispiel ist Grönländisch. Die Aufforderung "Bitte bring mich zum Arzt" bedeutet auf Grönländisch "Nakorsiaatilaannga". Die Satzteile werden in Form von Suffixen an den Wortstamm angefügt. Es gibt noch isolierende Sprachen wie Chinesisch oder Hawaiianisch bei denen die Wörter nicht verändert werden, aber der Sinn des Satzes durch Umstellung des Satzbaus abgeändert wird. Neben diesen zwei extremen gibt es natürlich auch noch die Artikelsprachen wie das Deutsche. Für mehr Informationen zu den Sprachtypen hier lesen


    Weiter geht's
    Hat man das Alphabet sowie Diphtonge, Doppelkonsonanten und eventuelle noch anderen Sachen zusammengestellt kann man sich die Wörter ausdenken. Allerdings muss man bedenken, dass es unzählige Wörter geben wird und einem nach den ersten 10000 Wörtern das Einfallsreichtum ausgehen könnte. Es bietet sich also an diesen kleinen aber feinen Wortgenerator zu benutzen, der nach Nennung der gewünschten Bestandteile zufällig generierte Wörter ausspuckt. Wo bleibt denn da die Individualität? Fragen sich jetzt sicher viele. Ich persönlich denke mir alle wichtigen Wörter aus, aber wenn man schon sehr weit ist und auf eher selten gebrauchte Wörter stößt dann leistet der Wortgenerator saubere Arbeit.
    Hier ist ein Screenshot zu sehen mit einem Beispiel zur Benutzung des Wortgenerators: Klick
    Jetzt kann ich euch nicht mehr helfen. Die Möglichkeiten sind unendlich. Diese generierten Wörter zu verarbeiten, einzubauen, zu formen, anzupassen, zu strukturieren. Da sind keine Grenzen gesetzt. Ist das nicht schön? Hachja


    Zum Schluss
    Die Sprache wird sich stetig entwickeln und verändern bis zur Perfektion, bis es einem richtig gut gefällt. Man kann irgendwann anfangen Texte in die Sprache zu übersetzen und sie zu trainieren. Dadurch stößt man oft auf noch nicht existierendes Vokabular und man kann sich besser den Wortschatz. Man kann damit jetzt machen was man will. Geheime Tagebucheinträge tätigen, sprechen üben, ein Lexikon anlegen, die Sprache präsentieren, eventuell andere unterrichten, wenn man die Sprache zu Hilfszwecken erschaffen hat oder über die bloße Sprache hinausgehen und sich Geschichten zu der Herkunft und den Sprechern ausmalen. Auch hier sind viele Möglichkeiten da.




    So, jetzt möchte ich kurz die Sprache konstruieren an der ich seit einiger Zeit arbeite:


    Sie heißt noch "Namenlose Sprache". Mal sehen wann mir ein tolliger Name einfällt.


    Beispielsatz: Die Häuser befinden sich hinter den zwei Bäumen - úwyð mnouń ż yþřiskou


    Alphabet:
    a á b c č ć ch d e ě é f g h i í j k l ł m n ň ń o ó p r ř rz s š ś t u ú ů w z ž ź ż ą ę ð þ


    Das Alphabet ist sehr umfangreich, aber jeder Buchstabe wird anders betont. Wie man sieht basiert das Alphabet auf dem Tschechischen und Polnischen, aber die letzten beiden Buchstaben stammen aus dem Isländischen. Manche Laute habe ich mir selbst ausgedacht und sie sind schwer zu erläutern. Die Grammatik habe ich mir komplett selber ausgedacht es gibt sehr viele Fälle mit entsprechenden Endungen. So gibt es zum Beispiel sechs Präpositionalfälle. Drei für die Präposition "in" und der andere für alles andere.
    Das Beispiel erklärt:
    úwyð mnouń ż yþřiskou
    úb - Haus (Stufenwechsel ändert b zu w)
    yð - Pluralendung
    mnou - sich befinden
    ń - 3. Person Plural
    ż - hinter
    yř - Baum (ř wird im Stufenwechsel zu þ)
    ři - Dualsuffix
    skou - 2. Präpositionalfall


    Der Stufenwechsel ist ein Phänomen das auch in der finnischen Sprache auftritt. Wird eine Endung angehängt dann ändern sich manche Konsonanten in der letzten Silbe um die Aussprache zu erleichtern. Die Aussprache erläutere ich jetzt übrigens nicht, weil die Laute unheimlich schwer zu erklären sind.


    Der Dual ist etwas was zum Beispiel einige slawische Sprachen pflegen. Statt Einzahl und Plural gibt es auch den Dual, der genau zwei Personen oder Objekte beschreibt. Ich drücke ihn auch durch einen Suffix aus.


    Verben werden aufwändig konjugiert. Während die deutsche Sprache eine einzige Konjugation kennt hat meine Sprache je nach endung des Infinitivs drei komplett verschiedene. Auch die Vergangenheitsform, von denen es drei gibt konjugieren unterschiedlich. es gibt den zweiten Infinitiv der dem Verb erlaubt eine Nominalendung anzufügen. So lässt sich zum Beispiel der Satz "Ich bin am Lesen ausdrücken"


    So, ich hoffe ihr habt zumindest den oberen Teil gelesen. Vielleicht konnte ich ja einige Personen inspirieren oder dazu zu bewegen ihre Sprache vorzustellen.
    Ich bin gespannt!





    Um es nochmal kurz zusammenzufassen hier ein paar Gesprächsthemen:


    Habt ihr schonmal eine eigene Sprache in irgendeiner Form erstellt?
    Wenn ja, wie? (Geheimalphabet, Rückwärtssprechen etc zählt auch)
    Welche Arten von konstruierten Sprachen kennt ihr woher? (Beispiele)
    Betrachtet ihr die Konstruktion einer Sprache als Kunst?
    Würdet ihr es gut finden wenn die ganze Welt Esperanto können müsste anstatt Englisch? Schließlich wurde Esperanto zu diesem Zweck erschaffen.
    Der Fachbegriff für das Konstruieren von Sprachen lautet Conlanging - seht ihr dieses Hobby als Zeitverschwendung?
    Findet ihr konstruierte Sprachen wie Elbisch oder Klingonisch angebracht in Filmen?
    denkt ihr, dass sich Geld mit Conlanging verdienen ließe?