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[tab=Vorwort]
Hallo ich bin Alaska. und ich schreibe gerade an einem Buch (ich versuche mich jedenfalls daran) und möchte es mit euch teilen.Ich hoffe euch spricht meine Geschichte an und der ein oder andere verfolgt oder die Geschichte oder hinterlässt einen Kommentar. Würde mich freuen.
Liebe Grüße
[tab=Prolog]
Prolog
Es war ein rot-blau getränkter Morgen, der Himmel war traurig und leer. Es bildete sich eine Aura die so trostlos war, dass ich beim Hinblick schon endlos verloren wirkte. Ich habe schon immer andere Weltansichten gehabt, das ist nichts Neues aber anders sein trägt so viel Ärger mit sich.
Wo soll ich anfangen? Es ist eine Nostalgie, ich will einen Neunanfang, will wieder dieses fünfjährige Mädchen sein was gestrahlt hat.
Ich will endlich glücklich sein.
~5:30 Uhr, mein Wecker klingelt. Ich steige aus meinem Bett und trete zaghafte Schritte zum Spiegel um mich einfach anzublicken. Dieses Gesicht hat schon lange die Farbe verloren, wie viel Schminke ist nötig um mir Leben ins Gesicht zu zaubern?
Wie immer habe ich lila-blaue tiefe Augenringe und geschwollene Augen, Tränenreste von einer einsamen Nacht und einen Blick der jenseitiger ist als die Reflexion des Fensters im Spiegel. Ich sehe so zerbrochen aus, dass ist das Schlüsselwort was ich gesucht habe.
Nachdem ich mich zurecht gemacht habe, packe ich meine letzten Schulsachen und mache mich auf den Weg zum Bus.
Es ist noch dunkel draußen, die Laternenlampen scheinen trüb und der Nebel macht diesen kurzen Weg aussichtslos. Ich fühle mich immer so unwohl wenn ich in der Dunkelheit alleine Wege beschreite, doch tue ich das nicht tagtäglich in meiner Schattenwelt?
Diese kühle Luft die ich einatme bringt mein Herz, meine Adern zum Frieren.
Meine Lippen laufen blau an und der leichte Wind gibt mir das Gefühl, dass mich ein weiterer Teil meiner Seele verlassen hat.
An der Bushaltestelle stehen dieselben Leute wie immer mit denselben Gesichtern und ich sehe sie täglich seit Jahren, doch kennen tue ich sie alle nicht. Sie blicken mich immer so kritisch an, doch gewechselt haben wir noch nie ein Wort.
7:10 Uhr, der Bus ist da. Ich steige ein und versuche dem Gedränge zu entkommen. Ich habe genug Gedränge in meinem Kopf. Wortlos setzt ich mich hin und blicke aus dem Fenster. Sehe immer dieselben Bäume und Straßen und Gebäude, alles ist gleich. Ich bin anders.
Anderer Tag, anderer Mensch, andere Sorgen.
Diese Fernweh die ich empfinde wenn ich sehnsüchtig ins Weite blicke ist überwältigend. Hier sind so viele Menschen, doch das ändert nichts an der Einsamkeit.
7:40 Uhr, der Bus ist nun fast so leer wie meine Augen. Als ich als letzte den Bus verlasse, blickt der Busfahrer mir nach und schaut tief in die Augen.
Er lächelt mich immer so bemitleidend an. Sieht man diese Trauer?
Wenn ja, wieso hilft mir denn niemand?
Wieso schenkt mir niemand Liebe?
Mit kurzgefasstem Atem bewege ich mich Schritt für Schritt in die Schule, der Ort wo mich die Leute weniger verstehen als ich sie. Ich setzte mich auf eine Bank und lese bis der Unterricht endlich anfängt.
Die Kinder laufen an mir vorbei, sie lachen, sie streiten, sie leben.
Und was mache ich?
In meiner Welt sind Protagonisten und Autoren meine besten Freunde, die einzigen die mich ein wenig verstehen. Im Unterricht werde ich von manchen Seiten ausgelacht, wenn ich nicht gerade abgeworfen werde mit Radiergummis oder Stiften der drei tyrannischen Jungs der Klasse.
Wieso ist es so schlimm anders zu sein?
In der Pause setze ich mich auf eine Bank und nehme mein Buch zur Hand, ich möchte lesen doch der Lärm der Außenstehenden ist zu laut.
Dabei bin ich mir sicher, dass dieser Lärm eigentlich nur die Reflexion der Hymne meinesgleichen ist. Manche begrüßen mich, andere lächeln mich an, aber wirklichen Kontakt will niemand. Ich bin niemandem so wichtig, dass er auch nur einen Moment an mich denkt.
Ich bin ein temporärer Lückenfüller wenn ich dann mal gebraucht werde. Diese kurze Pause wirkte endlos auf mich. Sekunden spielen sich in meinen Augen minutenlang ab.
Es klingelt, ich sollte zum Unterricht gehen und mich die nächsten vier Stunden weiter treten lassen bis ich dann endlich daheim bin, an einem weiterem Ort wo mich niemand versteht, nicht einmal ich selbst.
Mein Zeitgefühl ist unheimlich schlecht, ich nehme mir jeden Tag vor etwas Produktives zu machen, irgendetwas um mich anzutreiben. Im Nachhinein betrachtet habe ich Stunden damit verbracht immer wieder dieselben Bücher zu lesen, dieselben Lieder zu hören und dieselbe Trauer zu spüren.
21:30 Uhr, ich mache mir etwas zu Essen bevor ich mich in den Schlaf weine. Das Essen was ich so liebe schmeckt mir nicht mehr, ich kann nicht mal sagen wie es schmeckt und kaue einfach drauf herum bis es meiner trockenen Kehle hinunterfällt. Etwas zu trinken wäre vielleicht keine schlechte Option, doch ertrinke ich nicht schon genug an meinen unausgesprochenen Wörtern?
0:14 Uhr, meine Gedanken bringen mich um. Ich möchte schreien,möchte raus aus diesem Gefühlschaos, raus aus dem was mich gefangen hält.
Ich kann nicht schlafen, dabei ist Schlaf der einzige Zustand der halbwegs erträglich ist.
„Wir haben alle Probleme, du bist nicht alleine.“, rede ich mir ein, obwohl ich weiß wie absurd es ist mich damit trösten zu wollen. Das schlimme an meinen Problemen ist, dass ich sie nicht einmal verstehe.
Dass niemand sie versteht.
Es sind zwei Wochen vergangen und es nichts Neues passiert in meinem Leben, wenn ich versuche mit Menschen zu reden schaffe ich es nicht einmal wenige Worte rauszubringen. Es ist als würde ich ersticken, als würde ich die Wörter nicht über meine Lippen bringen können, als würde mein Herz mich schützen in ein tausende Teile zu zerschmettern.
Ich traue mich nicht einmal auszuatmen ohne die Angst haben zu müssen, das die Splitter meiner Seele mein Inneres zerschneiden und ich verblute.
15:30 Uhr, ich schaffe es mich aus dem Haus zu quälen.
Hinüber zu den Wiesen neben der Verkehrsbrücke an der Natur und Industrie vereint wird, sehe die vielen Häuser bis in die Stadt und der alte Kühlturm welcher schon lange aus dem Betrieb gezogen ist. Diese ganze Atmosphäre, das alles hat doch einen Grund zur Beständigkeit.
Mensch und Natur, Trauer und Schmerz, Liebe und Lust, Angst und Sorgen, Sehnsucht und Glück, Leben und Tod, das hat Gründe.
Alles hat einen Grund, auch ich bin auf der Suche nach meinem Lebensgrund.
Und plötzlich wurde alles schwarz. –
[tab=Kapitel1]
Kapitel 1
6:20 Uhr, „Mist! Ich habe verschlafen!“, mit diesem Gedanken wache ich auf und schmeiße mich aus dem Bett, packe die nötigsten Sachen in meine Schultasche und bändige meine Haare bevor ich eine Kleinigkeit esse.
Auf dem Weg zum Bus merke ich, dass die Straße deutlich klarer ist als sonst. Es scheint als hätte ich heute etwas Durchblick.
Ist das die Ruhe vorm Sturm?
An der Schule angekommen merke ich dass der Schulhof, anders als sonst schlagartig befüllt, entsetzlich leer war. Ich hechtete in den Unterricht, Mathe um genau zu sein.
Die Schüler saßen alle schon und mein Platz war besetzt von einer mir unbekannten Person.
Grüne leuchtende Augen, sie wirken so leer auf mich, ein schiefes Lächeln, er wirkt verunsichert, blasse aderdurchzogene Haut. Sein Blick liegt zeitgleich auf meinem.
Was passiert hier?
Ich wende meinen Blick von ihn ab und schau perplex meine Mathelehrerin an. „Wo soll ich mich hinsetzen?“, frage ich sie, aber ihrerseits kommt nur ein lautes seufzen. „Setz dich in dich neben Helia.“
Ich habe diesen Namen noch nie gehört, Helia so heißt also der Junge mit den traurigen Augen.
Den Rest des Tages sprachen wir kein Wort miteinander. In der Pause war er wie vom Erdboden verschluckt. Die Busfahrt nach Hause war wieder einmal eine stille Fahrt der Unendlichkeit ins nicht traute Heim.
Wieso hatte sich Helia nicht vorgestellt?
Er sieht anders aus als der Rest. Anders, genauso wie ich.
Meine Mutter fragte mich wie die Schule war und ich berichtete ihr, dass wir einen neuen Mitschüler haben.
Das der Tag genauso gewöhnlich und zufriedenstellend war wie die Vorigen auch. Natürlich glaubte ich mir kein Wort, aber meine Mutter wusste nichts von meinen Depressionen oder sie wollte es nicht wissen.
Was hätte ich anderes sagen sollen? „Mama, ich habe jede Nacht Alpträume, ich hasse jeden Anblick von mir in meinem Spiegel, ich weine jeden gottverdammten Tag und mein Leben ist eine einzige Idylle in der ich vor mich hinvegetiere auf die Hoffnung, dass ich niemals wieder aufwache. Alle hassen mich, ich habe niemanden. Du hörst mir nicht zu und ehrlich gesagt hasse ich alles an mir und wie kamst du je auf die Idee mich auf die Welt zu setzen?“
Sowas würde ich niemals zu ihr sagen auch wenn es meiner Überzeugung wahrheitsgemäß entspricht.
Ich stampfe in mein Zimmer und schmeiße mich auf mein Bett, nehme ein Kissen zur Hand und drücke es ganz fest gegen mein Gesicht. Mich verfolgt dieser Drang zu schreien und zu weinen, jeder der Tränen die ich weine würden ein Teil der Schmerzen mitnehmen. Doch ich konnte es nicht, es ist wie eine innere Blockade welche nicht möchte dass ich von dem Leid befreit werde. Eine Ewigkeit liege ich nur da, stumm und nicht in der Lage auch nur einen klaren Gedanken zu fassen bis ich dann endlich einschlafe.
17:07 Uhr, ich werde wach und trotz der Stunden Schlaf fühlen sich meine Augenlider schwer an, mein Körper ist schon so zerstört von den schlaflosen Nächten. Ich sollte Hausaufgaben machen, doch bei jeder Aufgabe verzweifele ich, weil mein Kopf von einem Lärm geprägt ist der mich in den Wahnsinn treibt.
Lachende Kinder, zerbrochene Stimmen, Autos die rasen wie in einem Höllentrip, ein unüberhörbarer Windzug und mein pochendes Herz.
Ich höre wie das Blut meine Adern verlässt und alles sich anfängt zu drehen. Ich habe Angst.
Langsam gleite ich auf die Knie und fange bitterlich an zu weinen.
„Ich hasse mich, ich hasse mich, ich hasse mich, ich hasse mich, ich hasse mich, ich hasse mich, ich hasse mich, ich hasse mich, ich hasse mich, ich hasse mich, ich hasse mich, ich hasse mich.“
Gefühlte dreihundert Mal wiederholte ich diesen Satz bis ich ihn vollkommen verinnerlicht habe.
Ist es naiv zu glauben, dass alles irgendwann besser sein wird?
Eine gefühlte Ewigkeit liege ich auf den Boden und fange mein eigenes Tränenmeer mit meinen zitternden Händen auf.
Ich habe keine Ahnung wie viel Uhr es ist und weiß auch nicht wie lange ich hier schon verweile, in dieser Position, in dieser unfassbar traurigen Welt.
Meine Mutter betritt mein Zimmer und sieht mich fragend an, „ist alles okay?“ „Ja, Mama. Ich bin nur hingefallen und habe mich erschrocken.“
Sie glaubte mir jedes Wort und sah den Hilferuf in meinen Augen nicht. Wie sollte man mich auch verstehen? Ich bin ein Mysterium gefangen in einer eigenen verschlüsselten Dimension.
Sie lächelte als wäre alles okay, wie kann sie das nur denken? und verlässt zufrieden mein Zimmer.
Ich blicke hinüber zur Wand an der meine Uhr hängt, 19:32 Uhr zu früh um zu schlafen, zu spät um in die Stadt zu gehen. Letztendlich habe ich beschlossen mir mein Lieblingsbuch zu schnappen und einfach zu lesen.
Ich kannte dieses Buch in und auswendig, jedes Wort könnte ich in einem Monolog wiedergeben.
Immer wieder spüre ich dieselbe Spannung, fühle diese selben Gefühle beim Lesen. Es ist als würden die Bücher mich verstehen, als wären die Sätze genau für mich bestimmt.
Ist das eine Botschaft?
Auf der ersten Seite des Buches steht ein Satz traurig und allein geschrieben und jedes Mal wenn ich diesen Schriftzug lese, fühle ich mich angesprochen.
„Hast du schon mit Leben angefangen, lebst du überhaupt?“
Es ist eine fordernde Frage und ich hoffe sie irgendwann beantworten zu können, vielleicht liegt der Sinn darin nicht die Antwort im Buch zu suchen, sondern die Antwort im Herzen zu suchen.
Den Drang Antworten zu suchen hatte ich schon immer.
Ich weiß sichtlich, dass ich nicht auf den Kopf gefallen bin, aber traue mir ebenfalls nicht zu etwas zu finden, etwas was ich suche. Bekanntlich findet man immer das was man nicht sucht und ist auf der Suche nach etwas Unfindbaren.
Ich bin nicht die Einzige die mich unterschätzt, vermutlich unterschätzt mich jeder zweite Mensch in meinem Leben, meine Bekannten und sogar meine Familie.
Es kommt mir immer die Frage ob sie nicht das Gute in mir sehen wollen, oder ich wirklich nichts Gutes in mir habe. Immer wieder finde ich es fragwürdig wieso denn niemand Glauben in mir hat.
Wieso die Menschen alle ewig nur Schlechtes in mir sehen.
Ich bemühe mich so sehr das alles auf die Reihe zu kriegen, die Schule, meine Gedanken, meine Zukunft, mein Leben.
// Wie gerne würde ich Freunde schreiben, aber ich habe keine wirklichen Freunde. //
Der Abend klang aus, Zeile für Zeile wurde der Himmel dunkel, die ganze Aura verdüsterte sich und es lag eine Tiefe in der Luft die mir die Macht des Sprechens für ein paar Stunden nahm. Als wären Geister durch meinen Mund und meine Ohren in meinem Kopf gekrochen. Ich verspürte nicht einmal Lärm, es war ein Stille die ohrenbetäubend war, eine Stille die meine Wahrnehmung von Raum und Zeit verzerrte und eine Stille die unangenehmer war als jeder Lärm der Welt.
Ein weiteres Mal fühlte ich mich so unwohl in meinem eigen‘ Heim, fühlte mich so unwohl auf dieser Welt.
23:16 Uhr, ich muss meine Zähne noch putzen, schreite zum Bad und nehme mir meine Zahnbürste zur Hand. Während der ganzen Prozedur sehe ich mit festem Blick mein Spiegelbild an, das habe ich schon lange nicht mehr gemacht.
Ich sah nicht weniger kaputt aus wie sonst, jedes Mal wenn ich mich nach der Schule abschminke, kommen meine Augenringe, meine geschwollen Augenlider, die blasse Haut und meine vielen Narben zum Vorschein.
Ich werde mich wohl nie an diesen Anblick gewöhnen, wieso sollte ich auch?
Emotionale Leiche deren Atem noch nicht genommen wurde und trotzdem besteht mein Leben nur aus existieren, leben sieht anders aus.
0:29 Uhr, wieder einmal starre ich offenen Blickes auf die Decke meines Zimmer und betrachte die kleinen Sternensticker die in dunklen so schön leuchten. Ich erinnere mich wie sie dahin geklebt habe und beim Versuch fast von meinem wackeligen Schreibtischstuhl gefallen wäre.
Das war einer dieser Tage an denen ich echt glücklich war, weil ich mir mein eigenes kleines Lichteruniversum erschaffen habe.
Mir fiel dabei der Gedanke in die Arme, dass in tiefster Dunkelheit selbst die schwächsten Lichter am hellsten strahlen.
Die Zeit des Glücks und die Augenblicke an denen man sich frei gefühlt hat sind so schnell verflossen. Man lebt Tag für Tag in einer Welt, die sich scheinbar nicht verändert (jedenfalls nehmen wir es nicht wahr), doch wenn man in die Vergangenheit zurückblickt, ist einfach alles anders geworden. "Alles", ich, wir, das Leben trotzdem bleibt die Welt die selbe wie vorher und der Himmel ist immernoch der Selbe, es mögen Sterne erloschen sein, doch sind neue aufgegangen und so ist das mit dem Leben während wir sterben ob nun physisch oder psychisch, werden andere anfangen zu leben.
Meine Augenlider werden schwer, mein Körper fällt in den Schlaf während mein Kopf noch verunsichert ist von all den Gedanken und all den vielen Fragen.