The Great Ace Attorney Chronicles

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  • Das Gericht verhandelt nun den Fall des Videospiels The Great Ace Attorney Chronicles. Sind die Anklage und die Verteidigung bereit?

    "Bereit, Euer Ehren!"

    "Jawohl, Euer Ehren!"

    Vortrefflich! Lasst uns zunächst die Zeugenaussage des zuständigen Inspektors hören, womit wir es hier zu tun haben.


    Das ist dann wohl mein Stichwort, der ich kürzlich The Great Ace Attorney abgeschlossen habe und es euch vorstellen möchte. Das Spiel erschien 2021 für Switch, Playstation 4 und PC, wobei es sich um eine gemeinsame Neuauflage von zwei japanexklusiven 3DS-Spielen von 2015 respektive 2017 handelt. Auf meinem Radar ist es erst aufgetaucht, nachdem ich dieses Jahr mit Begeisterung die Ace Attorney Trilogy nachgeholt hatte und mehr davon wollte.

    Und das habe ich bekommen.


    Worum geht es? Man schlüpft in die Rolle des japanischen Studenten Ryonosuke Naruhodo, der eine Studienreise nach London unternimmt, mehr oder minder zufällig in den Beruf eines Strafverteidigers rutscht und mit seiner Assistentin Susato Mikotoba vor Gericht Mordfälle aufklärt. Quasi ein Krimi zum Selbstaustüfteln, indem man Tatorte untersucht, Zeugen ins Kreuzverhör nimmt und Beweise präsentiert. Das Spiel gliedert sich in zehn Episoden, in denen es jeweils das Ziel ist, zu ermitteln und anschließend vor Gericht im Duell mit der Staatsanwaltschaft einen Freispruch für den eigenen Mandanten zu erreichen. Selbstverständlich lügen die Zeugen und man muss im Kreuzverhör aufdecken, warum und was wirklich geschehen ist. Bei den komplexeren Fällen gegen Ende des Abenteuers kommen im Gerichtssaal neue Indizien zum Vorschein, so dass erneut ermittelt werden muss und ein weiterer Prozesstag anberaumt wird. Das Gameplay ist intuitiv, so dass ich dazu gar nichts sagen brauche. Im Gegensatz zu anderen Adventures existiert nur ein Lösungspfad; man kann also nichts verpassen, denn die Geschichte geht erst weiter, wenn alle relevanten Dinge erledigt wurden. Verlieren ist möglich, man startet allerdings wahlweise vom letzten Speicherstand oder bei der aktuellen Szene mit den vollen fünf Versuchen erneut.

    Es wäre nun aber ein Trugschluss, dahinter ein lineares Spielgeschehen zu vermuten. Oh nein, diese Reihe strotzt nur vor Charakterentwicklung und Wendungen, so dass sich am Ende der Gerichtsverhandlung alles komplett anders darstellt als noch am Anfang. Dementsprechend auch keine Angst vor Spoilern in diesem Text, denn das Spiel ist ohnehin unvorhersehbar. Es legt großen Fokus auf seine Geschichte, die Charaktere und vor allem: Dialoge. Selbige sind durchaus gut und abwechslungsreich geschrieben, durchsetzt mit Humor an passenden Stellen, aber eben meist unvertont und nur auf Englisch (oder Japanisch) verfügbar. Strenggenommen ist Ace Attorney wegen der interaktiven Rätselelemente keine Visual Novel, aber zur groben Einordnung kann man es so bezeichnen. Aber halt! Noch nicht weglaufen, lest wenigstens den nächsten Abschnitt.


    Eventuell seht ihr es schon an den Bildern: The Great Ace Attorney spielt in der Vergangenheit, genauer im viktorianischen Zeitalter Ende des 19. Jahrhunderts. Man spielt einen Vorfahren des bekannten Phoenix Wright, Protagonist der Ace-Attorney-Reihe, wobei sich die Bezüge zum Rest der Serie glücklicherweise auf ein paar nette Anspielungen beschränken. Hat das historische Setting nun Auswirkungen auf das Spiel? Oh ja! Zeugen gehen historischen Berufen nach, Fingerabdrücke als Beweismittel existieren noch nicht und allgemein bauen die Fälle sehr oft auf zeitgenössischen Gegebenheiten auf. Wird es dadurch komplizierter? Nicht wirklich, es erweitert einfach das Reportoire. Ganz nebenbei wird beispielsweise berichtet, wie die Londoner Gasversorgung funktionierte, sobald es wichtig für den Prozess ist. Dabei kommt natürlich zum Tragen, dass die Protagonisten aus Japan stammen und man ihnen – wie dem:der Spieler:in – vieles erklären muss. Zugegeben, manchmal dreht sich das Spiel seine Regeln auch hin, wie es sie gerade braucht, und es existieren beispielsweise Farbfotografien.


    Im viktorianischen London treibt sich natürlich eine Person herum, die in keiner Kriminalgeschichte fehlen darf: der große Detektiv Sherlock Holmes mitsamt Assistent Dr. Watson. Moment! Nochmal: der große Detektiv Herlock Sholmes mitsamt Assistentin Iris Wilson! Ja, hier musste das Übersetzungsteam einer ungeklärten Urheberrechtslage aus dem Weg gehen. Jedenfalls spielen Sholmes und seine zehnjährige Mitbewohnerin eine zentrale Rolle. Anfangs noch kritisch von Susato und Ryonosuke beäugt, wird daraus schnell eine Freundschaft und Wohngemeinschaft in der Baker Street 221b. Auch hier lassen sich für Kenner:innen viele Anspielungen auf die Kurzgeschichten von Arthur Conan Doyle entdecken, aber wie schon Iris‘ Beispiel zeigt, macht The Great Ace Attorney aus dem Stoff und auch Sholmes‘ Persönlichkeit etwas Neues, Eigenes. Sholmes ist exzentrisch und experimentierfreudig, aber auch tollpatschig und wäre ohne seine Partner verloren. Am ehesten spiegelt sich darin die Darstellung von Sherlock Holmes in der britischen Fernsehserie von 1984 wider, wie ich gelesen habe. Ich kannte sie selbst nicht, aber in Japan war sie seinerzeit wohl ein Riesenerfolg und einige Charaktere wie Pop Windibank sind direkt daraus übernommen.


    Sholmes macht jedenfalls Spaß. Um Sholmes dreht sich auch eines der neuen Gameplay-Features: „The Great Logic and Reasoning Spactacular of Herlock Sholmes“. (Und ja, Wortspiele mit „great“ sind die Regel in diesem Spiel.) Während der Ermittlungsphasen trifft man öfter mal auf Sholmes, der aus Kleinigkeiten in der Umgebung und an der Kleidung von Menschen Theorien zum Fall aufstellt. Diese Theorien sind aber, anders als in der Vorlage, selten richtig und müssen von Ryonosuke korrigiert werden. Was diese Abschnitte ausmacht, ist ihre Inszenierung, denn Sholmes und Ryonosuke rauschen dabei in schnellen Bewegungen gemeinsam durch die 3D-Umgebungen, so dass die Einlage auch als „Dance of Deduction“ bezeichnet wird. Schwer ist die Lösung hingegen nie, denn das korrekte Indiz ist immer in der Nähe zu finden und lässt sich mittels Drehen der Kamera entdecken. Ähnliches gilt für das andere neue Feature, die Aussage von mehreren Zeugen gleichzeitig. Auch das sorgt für eine abwechslungsreiche Inszenierung, weil die Personen im Zeugenstand aufeinander reagieren können, sich gegenseitig anschreien oder umarmen. Wenn sie etwas zur Aussage eines anderen hinzuzufügen haben, machen sie sich aber mit einem permanenten Soundschnipsel bemerkbar, so dass man es nicht verpassen kann.



    Nun, Anwalt der Verteidigung? Was haben Sie dazu zu sagen?


    Der Inspektor liefert mir ja geradezu eine Steilvorlage! The Great Ace Attorney glänzt in der Tat durch seine Präsentation und Inszenierung. Mit nur wenigen Animationen werden die Texte zum Leben erweckt, so dass auf dem Bildschirm immer etwas passiert und man eine Vertonung überhaupt nicht vermisst. Die 3D-Modelle sind hübsch anzusehen, ihre Bewegungen fließend, die Hintergründe detailreich und zwischendurch wird sogar mit Anime-Cutscenes und gezeichneten Bildern gearbeitet, auch wenn sie etwas ungleichmäßig über das gesamte Abenteuer verteilt sind.

    Zur Inszenierung trägt natürlich auch die Musik bei. Sie fängt perfekt die Atmosphäre ein und wirkt sogar dadurch, wenn sie plötzlich aussetzt und nach ein paar Textboxen wieder einsetzt. Mal unter uns, die gesamte Reihe besitzt durch die Verknüpfung von Gameplay und Musik einen der erinnerungswürdigsten Videospielsoundtracks überhaupt, und da setzt The Great Ace Attorney durch seine orchestralen Klängen sogar noch eins drauf. Besonders ikonisch ist natürlich das „Objection!“-Thema, aber mein Lieblingsstück ist dieses hier.


    Wie gesagt, sind Musik und Gameplay eng verzahnt. Wenn ich einen Widerspruch zwischen der Zeugenaussage und einem Beweisstück entdecke, ihn mit dem Ausruf „Objection!“ präsentiere und dann die Musik abbricht und eine neue Melodie einsetzt, ist das unglaublich befriedigend. Das Hin und Her zwischen Anklage und Verteidigung bildet den Höhepunkt jeder Episode, wenn beide von ihrer Position überzeugt sind und um das Wohlwollen des Richters kämpfen. Das Gefühl ist schwer zu beschreiben, aber es lohnt sich. Die Ermittlungsphasen bleiben demgegenüber in The Great Ace Attorney etwas blass, erst gegen Ende des ersten Spiels kann man sich wirklich mal frei bewegen. Die wenigsten Beweisstücke finden wir selbst, sondern erhalten sie von der Staatsanwaltschaft während der Verhandlung. Aber die Tanzeinlagen mit Sholmes machen das zum Glück wett.


    Zu unserem Meisterdetektiv hat der Inspektor ja schon ein paar Worte verloren, aber neben ihm hat das Spiel natürlich noch viel mehr Charaktere zu bieten. Sie alle kommen mit ihren ganz speziellen Merkmalen, die sich oft im Design widerspiegeln und ein unverwechselbares Ganzes schaffen. Dazu kommt die aufwändige Übersetzung, die den meisten Personen passende sprachliche Eigenheiten verpasst, beispielsweise einen irischen Dialekt. Hier muss eine Lanze für die englische Lokalisierung mit ihrem Wortschatz und ihrer Kreativität gebrochen werden. Mein Englisch ist nicht perfekt, manche altenglischen oder schottischen Begriffe musste ich nachschauen, aber trotzdem hatte ich viel Freude mit den Texten. Schade, dass es keine deutsche Übersetzung gibt, aber daran anzuknüpfen stelle ich mir auch schwierig vor.

    Nahezu jeder der Charaktere bringt eine Hintergrundgeschichte mit sich, die nicht etwa als exposition dumping erzählt wird, sondern immersiv mit dem aktuellen Verbrechen verstrickt ist. Die ganz große Kunst des Spiels ist es, die Figuren in Graustufen darzustellen. Menschen handeln aus Angst, aus Selbstüberschätzung oder weil sie sich im Recht fühlen, aber sie bleiben Menschen. So fällt mir spontan keine Person ein, die ich durchgängig mochte; alle haben ihre Schattenseiten, sind mal schlecht gelaunt oder sagen die Unwahrheit. Aber auch das gehört dazu, Charaktere entwickeln sich. Bestes Beispiel ist der Protagonist, Ryonosuke Naruhodo. Um während der Verhandlung einem Punkt Nachdruck zu verleihen, schlägt er gelegentlich mit beiden Händen flach auf den Tisch. Anfangs fühlt er sich jedoch so unsicher in seiner Rolle, dass nur ein mickriges Klatschen herauskommt, gefolgt von einem ängstlichen Blick auf die Hände nach links und rechts, ob sie denn den Tisch getroffen haben. Im Verlauf des Spiels gewinnt er zunehmend an Erfahrung, so dass der Aufschlag fester und der Blick nach vorne gerichtet bleibt, bis die Animation irgendwann ganz entfällt. Hier zeigt sich auch gleich wieder die Verzahnung von Inszenierung und Charakterisierung.


    An dieser Stelle ein kleiner Einwurf zur Stimmung des Spiels, die ständig zwischen Tragödie und Komödie schwankt. Das Spiel scheut sich nicht, Themen wie Suizid, Ausgrenzung, Rache und natürlich Tod als zentrale Punkte in seine Erzählung einzubauen. Gleichzeitig werden die Figuren alle ein wenig irre dargestellt, indem sie beispielsweise einen lebenden Schwan als Hutschmuck tragen oder ununterbrochen Fish ‘n‘ Chips in sich hineinschaufeln. Der Bruch zwischen beiden Ebenen kann krass sein, aber irgendwie schafft es The Great Ace Attorney, dass ich ihm das als Authentizität abkaufe und beide Seiten emotional mitgehe. Lasst euch also nicht vom „Kostüm“ einer Figur abschrecken, denn es steckt immer mehr dahinter.


    Und dann ist da die Handlung. Zwar ist das Spiel episodisch angelegt, aber alle Episoden sind zugleich Teil von Ryonosukes Charakterentwicklung und der großen, übergeordneten Geschichte, die sie mal mehr und mal weniger vorantreiben. Das heißt, es werden tatsächlich Mysterien zu Beginn eingeführt, die erst ganz am Ende ihre Auflösung finden. Dazwischen entfalten sich aber jede Menge Nebenstränge und Subplots, so dass auch die Zwischenfälle stets spannend bleiben. Ursprünglich waren es in Japan zwei Spiele, TGAA: Adventures und TGAA 2: Resolve, aber man hat gut daran getan, sie als Chronicles zusammenzulegen, weil sie als unmittelbare Fortsetzungen fungieren und in der Einheit ihre Stärken voll ausspielen. Die Handlung darf man sich nun nicht komplex und mit hochgestochenen Konzepten vorstellen, sondern sie bleibt bodenständig und ist einfach gut erzählt. Speziell das Ende des zweiten Spiels stellt noch mal einiges von dem auf den Kopf, was man im ersten erlebt hat. Dadurch, dass man es nicht nur erzählt bekommt, sondern selbst gespielt hat, nutzt The Great Ace Attorney auch seinen Vorteil als interaktives Medium. Wer auf der Suche nach einer gut geschriebenen, mitreißenden Geschichte ist, dem ist dieses Meisterstück an Erzählkunst uneingeschränkt zu empfehlen.



    Ruhe im Gerichtssaal! Halten Sie Ihre Begeisterungsstürme im Zaum! Ich bitte nun um das Plädoyer der Anklage.


    Es muss auch mal Zeit sein für ein wenig Kritik. Wer sich im Netz so umschaut, wird finden, dass The Great Ace Attorney allerorten als „Meisterwerk“ und „triumphale Rückkehr“ des Erfinders Shu Takumi gefeiert wird. Vergebt mir meine Ungebührlichkeit, wenn ich sage: Das ist an den Haaren herbeigezogener Unfug! Mindestens drei Vorbehalte sind anzubringen.


    „Es werden zu Beginn Mysterien eingeführt, die erst ganz am Ende ihre Auflösung finden“ – das waren die Worte der Verteidigung. Wie wahr, wie wahr. Dass dazwischen 80 Stunden liegen können, in denen die Geschichte manchmal ziellos umherirrt und mühsam durch Filler am Leben erhalten wird, war wohl keine Erwähnung wert. Insbesondere das erste Spiel mit den ersten fünf Episoden ist größtenteils nur Setup für das zweite. Man ist gerade richtig in London angekommen, schon laufen die Credits und tausend Fragen bleiben unbeantwortet. Auf der anderen Seite wurde der allererste Fall dermaßen gestreckt, um noch drei unerwartete Wendungen mehr unterzubringen, dass es fast schon wehtut. Und wozu das Ganze? Um mehr Zeit mit Ryonosukes Mentorfigur zu verbringen, die anschließend als Mordopfer der zweiten Episode ohnehin von der Bildfläche verschwindet. Na, das hat sich ja mal gelohnt! Pacing ist ein nicht zu leugnendes Problem von The Great Ace Attorney, einige Twists wären einfach nicht nötig gewesen. In der zweiten Hälfte verbessert sich das spürbar, aber zu sagen „Quält euch durch die erste Hälfte des Spiels, danach wird es besser“ bricht jeder Empfehlung das Genick.


    Zum Pacing trägt auch nicht gerade bei, dass die Texte gerne mal ins Schwafeln geraten, Informationen wiederkäuen und überflüssige Textboxen nicht konsequent genug gestrichen wurden. „Anklage, was wollen Sie damit andeuten?“ – „(Wenn es tatsächlich das wäre, was ich denke … Oh nein! Das kann nicht sein! Das würde den gesamten Fall auf den Kopf stellen! Kann es denn wirklich sein?)“ – „Anklage, reden Sie endlich!“ Zack, fünf Textboxen mehr gefüllt! Besonders schlimm wird es, wenn im Kreuzverhör nicht ersichtlich ist, welche Aussage man angreifen muss, damit es weitergeht, oder (noch besser) alle Aussagen angegriffen werden müssen, bevor der Zeugin etwas Entscheidendes wieder einfällt. Dass versucht wurde, diese Leerstellen mit lustigen Hintergrundinfos zu füllen, macht die Angelegenheit nicht besser. Der Vergleich zur Ace Attorney Trilogy drängt sich leider auf, denn diese erschien ursprünglich auf dem Gameboy Advance und kam meiner Wahrnehmung nach darum viel schneller zum Punkt, weil der Platz für Text auf der Cartridge begrenzt war. Auch in diesem Aspekt hat sich das Entwicklerteam mit dem zweiten Spiel zum Glück wieder auf die alten Tugenden besonnen.


    Schließlich kann man dem Spiel guten Gewissens vorwerfen, dass es die Originaltrilogie kräftig kopiert. Die gesamte Konstellation der Hauptpersonen lässt sich fast 1:1 übertragen, viele der Animationen wurden einfach von neuen Figuren in 3D adaptiert, und selbst im Gameplay finden sich Funktionen wie das Präsentieren von Beweismitteln während der Ermittlungsphase, die man fast nie braucht und die nur da sind, weil sie eben schon immer existieren, egal ob man eine sinnvolle Verwendung dafür hat oder nicht. Das Spiel verlässt sich viel zu stark auf seine Wurzeln und macht im Kerngameplay so gut wie nichts Neues. Die Features, die hinzugefügt wurden, sind, wie schon angemerkt wurde, mehr Schein als tatsächlich Rätsel.



    Die Anklage übersieht, dass es schon immer eine Stärke der Ace-Attorney-Serie war, feste Formeln und Erwartungen aufzubauen, um dann mit ihnen zu brechen. Selbstverständlich läuft jeder Fall, insbesondere die Gerichtsverhandlung, im Kern gleich ab, so dass man sich fragen kann, woher die ganze Spannung überhaupt kommt, wenn man sich doch denken kann, dass alle Angeklagten am Ende freigesprochen werden. Die Antwort ist, dass jeder Fall entscheidende Details verändert und dadurch die festen Pfade verlässt. Wenn der Autopsiebericht aus heiterem Himmel für ungültig erklärt wird, wenn man plötzlich Beweise zurückhalten muss, wenn sich der Staatsanwalt als Tatverdächtiger entpuppt, schafft das Varianz und Nervenkitzel. Genau so funktioniert auch The Great Ace Attorney: Alle Prozesse gehen anders aus, Gameplay-Features werden ständig variiert, und auch die Charakterkonstellation macht aus der bekannten Formel etwas Neues. Susato ist ein ganz anderer Charakter als Maya, und auch Ryonosuke ist nicht Phoenix, aller Verwandtschaft zum Trotz.



    Vielen Dank für Ihre Ausführung. Ich werde nun das Urteil verkünden. The Great Ace Attorney Chronicles scheint einiges zu bieten. Insbesondere was die Charaktere, das Setting und die Handlung angeht, reichen nur wenige Spiele daran heran. Genretypisch steht das Gameplay weniger im Fokus, aber man hat sich erstaulich viele Gedanken darum gemacht und sinnvolle, neue Features entwickelt. Einige Schwächen beim Pacing, insbesondere im ersten Teil des Abenteuers, können allerdings nicht geleugnet werden. Darum empfiehlt es sich für Neueinsteiger:innen, zuvor einen Blick auf die Ace Attorney Trilogy zu werfen, deren Spielerlebnis komprimierter ist und ansonsten ähnliche Stärken wie ihr Prequel aufweist. Wer schon weiß, auf was er sich einlässt, kann hier unbesorgt zugreifen.


    Damit erkläre ich das Videospiel The Great Ace Attorney für …



    Die Verhandlung ist geschlossen. Berufung kann nur vor einem höheren Gericht eingelegt werden, eigene Meinungen und Spielerfahrungen sind erwünscht. Tags gehen raus an @Olynien und Raichu-chan.



    Bildnachweis: The Great Ace Attorney Chronicles und Ace Attorney Trilogy (jeweils Switch-Version)

    Und plötzlich schien ein neuer Kontinent

    am Horizont, wir sind noch lange nicht am End’!
    _________________________________________________- Flocon

    Vielen Dank an Evoluna für diesen wunderbaren Avatar ^-^

    3 Mal editiert, zuletzt von Mandelev ()