Pokémon Quest [Buch 1] - Das Erbe des Giratina

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  • DragonFreak
    Dein Kommentar hat mir sehr viel Stoff zum Nachdenken gegeben, was dir an dem Kapitel nicht gefallen haben könnte. Na ja. Aber Kritik ist angebracht, sogar lieber als übermäßig viel Lob. ^^"


    Roselia
    Vielen Dank für dein Kommentar, aber da du mir immer nur eine positive Rückmeldung gibst, hast du keine Kritik, keine Verbesserungsvorschläge für mich?! Nichts?!

  • 18. Kapitel


    Das Ewigenauer Turnier – Der Showdown! (Teil I)


    Der nächste Morgen kam rasch. Haruka war schon bereits wach als Shuu aufstand. Sie konnte einfach nicht mehr schlafen und hatte bereits ihre Pokémon von Schwester Joy abgeholt. Sie war nervlich etwas angespannt. Heute fanden die letzten Runden des Turniers statt. Im Halbfinale wurde derjenige ermittelt, die im Finale kämpfen durften. Insgeheim hoffte sie darauf in der letzten Runde gegen Shuu anzutreten. Doch ihre Gegnerin war niemand anderes als Rika. Dieser Kampf wurde alles andere als leicht. Die Schwarzhaarige war eine starke Gegnerin, die man nicht unterschätzen sollte. Sie trainierte ihre Pokémon mit großem Fleiß und nutzte geschickt die Fähigkeiten ihrer Partner.
    Den Ärger über das Mädchen konnte Haruka nur schwer verbergen. Aber Haruka entschied sich letztendlich diese Differenzen auf dem Kampffeld zu klären. Schließlich war es so üblich, seine Streitigkeiten in einem fairen Pokémon Kampf zu klären.
    Sie schreckte aus den Gedanken hoch als sie plötzlich Shuus Hand auf ihrer Schulter spürte. „Guten Morgen.“, begrüßte er sie und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange. „Konntest du nicht mehr schlafen?“ Haruka seufzte. „Ich mach mir einfach Sorgen um den Kampf.“, erwiderte sie leise. Shuu setzte sich zu ihr. „Das wird schon. Auch wenn du nicht gewinnen solltest, hast du es wenigstens versucht.“ Auch wenn diese Worte Haruka nur ungemein aufbauten, glaubte sie sich einwenig besser zu fühlen. „Na komm. Gehen wir was essen. Oder hast du schon gefrühstückt?“ Haruka schüttelte den Kopf. „Nein. Und ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich keinen Bissen runter kriegen werde.“ Doch im diesem Moment knurrte ihr Magen. „Dein Magen scheint aber eine andere Sprache zu sprechen.“, grinste der Junge und fasste seine Freundin an der Hand als er sich erhob. „Mit leerem Magen kämpft es sich schlecht. Das solltest du kennen.“
    Über Harukas Gesicht huschte ein Lächeln – wenn auch nur ein Schwaches. Schließlich gab sie sich geschlagen.


    Es war soweit. Das Halbfinale sollte bald beginnen. Die restlichen Vier des Turniers fanden sich im Vorbereitungsraum der Trainer ein. Harukas Konkurrentin, Rika, war bereits schon vor ihnen dort. Haruka mied den Kontakt zu ihr so gut es ging. Schließlich musste sie sich auf den vorherigen Kampf konzentrieren und Shuu die Daumen drücken. Sein Kampf begann in 15 Minuten.
    Shuu bereitete sich gut auf das Halbfinale vor. Allerdings war er sehr verschlossen gegenüber Haruka. Doch diese Tatsache kümmerte sie nur wenig. Auch wegen ihrem eigenen Kampf machte sich die Braunhaarige Gedanken. Doch Shuus Verhalten verstand sie nur zu gut. Sie mochte es ebenfalls nicht, wenn man jemand sie nach ihrer Strategie fragt – Ausnahme war natürlich Shuu. Aber er verhielt sich meistens so vor wichtigen Kämpfen. Darum wollte sich Haruka nicht einmischen.
    Die Schwarzhaarige trat zu Haruka an den Tisch und sah auf Haruka hinab. Diese regte sich zunächst nicht, da sie die Anwesenheit Rikas zu ignorieren versuchte. Als jedoch die Stimme des Mädchens ertönte, hob Haruka den Kopf. „Ich wünsche dir viel Glück und hoffe, dass wir einen fairen Kampf austragen.“, äußerte sich Harukas Gegnerin, ohne einen Ton von Spott in der Stimme. Haruka war aufgrund der plötzlichen Freundlichkeit des Mädchens misstrauisch. Doch sie versuchte so natürlich wie möglich rüber zu kommen. „Na-Natürlich.“, erwiderte Haruka, während sie sich ein gezwungenes Lächeln aufzwängte. „Dann ist ja alles klar.“, sagte Rika. „Bis später.“
    Mit diesen Worten ließ die Schwarzhaarige eine verblüffte Haruka zurück. Diese schüttelte den Kopf. Hatte sie sich das Gespräch nur eingebildet? Na ja, sie hatte nun wichtigeres im Kopf und das war Shuus Kampf. Dieser begann nämlich soeben…


    Die Zuschauer rasten vor Spannung – obwohl das Halbfinale noch nicht begonnen hatte. Dies erinnerte Shuu an die großen Festivals, an denen er teilgenommen hatte und allgemein war es ein schönes Gefühl für ihn im Mittelpunkt des Spektakels zu stehen.
    Mr. Arakawa räusperte sich. „Wir befinden uns im Halbfinale unseres Turniers! Es haben vier Kandidaten die letzten Runden erreicht! Der Showdown beginnt!!“
    Durch seine feierlichen Worte begann das Halbfinale. Shuus Gegner war ein Junge. Er war ungefähr im selben Alter, wie er. Sein rotes Haar schimmerte im Licht der Sonne und seine Augen waren dunkelbraun. Schon in den vorherigen Runden hatte dieser Trainer sein feuriges Können unter Beweis gestellt. So war es für Shuu klar, dass es alles andere als leicht wurde. Aber aufgeben war für Shuu ohnehin keine Option. Er würde bis zum Umfallen kämpfen. Mit ruhiger, aber innerlich angespannter Miene, blickte der Grünhaarige seinem Gegner Keito entgegen. „Bereit?“, erkundigte sich der rothaarige Junge. Shuu bejahte die Frage mit einem kurzen Nicken, während er einen Pokéball hervor holte. Das Gleiche tat Keito. „Los!!“, riefen beide gleichzeitig. Aus den Pokébällen traten die Gestalten von Bamelin und die Hariyamas. „Okay Hariyama, wir legen mit Armstoß los!“ Das kräftige Pokémon donnerte auf den Meereswiesel zu, der sich leicht duckte. „Aquaknarre gegen den Boden!“ Bamelin führte dieses Ausweichmanöver mit Bravur durch. „Und jetzt Wasserdüse!“ Shuus Pokémon wurde mit Wasser umgeben und schnellte geschwind auf Hariyama los, dass kurz darauf die Balance verlor. „Gegenschlag, Hariyama!“ Noch während Bamelins Angriffs mobilisierte das Kampf Pokémon einen Gegenangriff. Die Faust Hariyamas leuchtete auf und schlug Bamelin von sich weg. Das Pokémon schlug mit dem Rücken auf dem Boden auf. „Wuchtschlag jetzt!“
    Abermals attackierte das gegnerische Pokémon Bamelin mit seiner rohen Kraft. Shuu biss sich auf die Lippe. Ihm musste schnell etwas einfallen, sonst war der Kampf womöglich für ihn gelaufen! „Ich mach dich kalt!“, schrie Keito. „Du kannst einpacken!“
    Und da fiel der Groschen. Shuu musste Bamelins Größe ausnutzen. Dagegen war Hariyama plump und langsam. „Man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben.“, erwiderte Shuu grinsend. „Lauf ihm Zickzack, Bamelin! Und dann Aquaknarre!“
    Bevor Hariyama Bamelin erreichte, war der Wiesel flink ausgewichen und rannte wild im Zickzack umher. Das Kampf Pokémon war so desorientiert, dass ihm schwindelig wurde. Schließlich kam der Angriff Bamelins. Die Aquaknarre traf Hariyamas Rücken und ließ es ins Stolpern geraten. Doch das schwere Pokémon fand schnell sein Gleichgewicht wieder. „Das hast du dir zu einfach vorgestellt.“, meinte Keito. „Hariyama! Jetzt Geowurf!“ Schnell erfasste das Pokémon Bamelin und warf es mit ganzer Kraft auf den Boden. Bamelin war sehr geschwächt von dieser kraftvollen Attacke. Doch tapfer erhob sich das Wasser Pokémon wieder und war bereit weiter zu kämpfen. Es gab nicht auf. Niemals!
    Diese Einstellung gefiel Shuu, aber natürlich wollte er es nicht überanstrengen. „Kannst du noch, Bamelin?“ Es nickte zustimmend. „Okay, Aquaknarre noch mal!“
    Ein weiteres Mal spie Bamelin einen Wasserstrahl auf Hariyama, der auf es abprallte. „Und jetzt wieder Wuchtschlag!“ „Kontere mit Wasserdüse!“, erwiderte Shuu.
    Bamelin rannte auf Hariyama zu, während dieses mit seiner Faust angriff. Beide Attacken prallten aufeinander und es schien als ob Bamelin den Druck nicht standhalten würde. „Prima! Nun Aquaknarre!“ Unerwartet schoss Bamelin eine Aquaknarre aus nächster Nähe auf Hariyama, wodurch es einen schweren Gleichgewichtsverlust erlitt. „Vollenden wir es!“, rief der Grünhaarige feierlich. „Nochmals Wasserdüse!“
    Bamelin landete soeben wieder auf dem Boden und griff blitzschnell das zu Boden fallende Hariyama an. Dieses war der Attacke schutzlos ausgeliefert, sodass es auf den Rücken knallte und besiegt war. „Hariyama ist kampfunfähig!“, brüllte der Schiedsrichter. „Bamelin trägt den Sieg davon.“
    Shuu hob selbstbewusst das Haupt. „Sei nicht übermütig. Der Spaß fängt erst richtig an.“ Keito hatte Hariyama in den Pokéball zurück gerufen. „Granbull, los!“ Ein Pokémon mit beeindruckenden Kiefern erschien aus dem Pokéball. Es ähnelte sehr einer Bulldogge. „Das ist kein Problem, Bamelin!“ Dieses keuchte schwer, verheimlichte aber vor seinem Trainer seine Erschöpfung und wollte unbedingt weiterkämpfen. „Ein leichtes Spiel.“, äußerte sich Keito gelangweilt. „Kopfnuss.“
    Granbull nahm Anlauf und rammte Bamelin mit dem Kopf. Dieses rutschte über den Boden und fing sich gerade noch ab. „Aquaknarre, Bamelin!“ Ein Wasserstrahl schoss auf Granbull zu, doch dieses machte keine Anstalten der Attacke auszuweichen. „Hyperstrahl!!“ Granbull sprang zurück und entfachte aus seinem Maul einen kraftvollen Hyperstrahl, der die Aquaknarre davon pustete. Bamelin konnte der Attacke nur knapp entgegen. Es wurde allerdings von Minute zu Minute schwächer. „Granbull!! Wir beenden dieses Theater!“, brüllte Keito, während sein Pokémon ebenfalls mit einstimmte. „Donnerblitz!“ Um Granbulls kraftvollen Körper sammelten sich gelbe Funken und zischten schließlich auf Bamelin los. Das Wasser Pokémon kippte vor Erschöpfung nach hinten um und war sichtlich K.O. „Mist. Bamelin, komm zurück und ruh dich aus.“ Das Pokémon löste sich im rötlichen Licht auf. Der Grünhaarige hob den Blick und schaute den Rotschopf an. Zwischen seinen Fingern befand sich nun Nachtaras Pokéball. „Ich brauche dich nun! Nachtara!!“
    Die schwarze Nachtkatze sprang aus seinem rot-weißen Ball. „Attackier es mit Bodycheck!“ Granbull rannte auf Nachtara zu, welches sich geschmeidig zu einem Sprung ansetzte und so auswich. „Kopfnuss!!“ Allerdings hatte es nicht damit gerechnet, dass das Pokémon stehen blieb um nach oben zu springen. Nachtara wurde hart auf den Boden geschleudert. „Eisenschweif, Nachtara!“
    Nachdem das Unlicht Pokémon wieder auf die Pfoten kam, leuchtete dessen Schweif auf. Anschließend lief es flink auf Granbull zu und verpasste es einen kraftvollen Schlag mit dem Eisenschweif. „Und dann noch ein Ruckzuckhieb hinterher.“, befahl Shuu, denn er wusste, dass er auf Nachtaras Schnelligkeit zählen konnte. Und so raste Nachtara mit hoher Geschwindigkeit zu Boden und rammte es gegen die Wand.
    Granbull war schon einwenig lädiert nach den Angriffen Nachtaras. Doch es stand durchaus wieder auf. „Donnerblitz!“
    Granbull gelang es Nachtara mit dem Donnerblitz einzufangen. Dieses befreite sich schließlich aus der Elektro Attacke als es dementsprechend Energie verbraucht hatte. „Hyperstrahl!!“, schrieen beide Kontrahenten beinahe gleichzeitig.
    Ihre Pokémon erzeugten einen mächtigen Energiestrahl, der eine üble Explosion erzeugte beim Aufprall. Durch die Druckwelle der explodierten Energiesträhle wurden Nachtara und Granbull weggefegt. Allerdings schaffte es Nachtara wieder auf die Beine zu kommen – auch wenn es einige Verletzungen erlitten hatte. Granbull dagegen sah nur noch Sternchen. Shuu lobte sein Unlicht Pokémon für diese besondere Anstrengung. Keito holte einen neuen Pokéball hervor, nachdem er Granbull in den Pokéball zurück befördert hatte. „Magbrant, auf geht’s!“
    Magbrant… Die Weiterentwicklung eines Magmars. Keine schlechte Wahl, aber für Shuu wurde es jetzt so richtig hart. „Magbrant! Sonnentag!“
    Durch Magbrants Sonnentag wurde das Sonnenlicht gestärkt und schien nun grell auf das Kampffeld. Nachtara mochte den hellen Sonnenschein nicht, es war ja schließlich ein Nacht Pokémon. „Ruckzuckhieb!“, ordnete Shuu an.
    Allmählich gewöhnte sich Nachtara nach wenigen Sekunden an das Sonnenlicht und flitzte auf das Feuer Pokémon zu. „Flammenwurf!“
    Magbrant spie einen glühenden Flammenstrahl auf Nachtara. Nur knapp entging es dem Flammenwurf und konnte mit Ruckzuckhieb einen Treffer landen. Allerdings schien er kaum etwas zu bewirken. „Feuerschlag, Magbrant!“ Ehe Nachtara reagieren konnte, umhüllten Flammen Magbrants Faust und schlugen das Unlicht Pokémon zu Boden. Tapfer erhob es sich nach wenigen Sekunden. Allerdings schien Nachtara schon geschwächt zu sein durch die Attacken Magbrants. „Wieder Flammenwurf!“, befahl der Rothaarige. Magbrant erschuf eine kleine, flammende Kugel.
    Shuu musste schnell handeln. Falls diese Attacke treffen sollte, war es aus mit Nachtara. „Kontere mit Hyperstrahl!“, erwiderte der Grünhaarige rasch, ohne über die Konsequenzen der beiden Angriffe nachzudenken.
    Nachtara hob den Kopf. Um sein Maul sammelte sich der gelbliche Strahl. Schließlich schleuderte das Unlicht Pokémon den Hyperstrahl auf den Flammenwurf, der auf Nachtara zu raste. Beide Attacken riefen eine Explosion hervor als sie aufeinander trafen. Dichter Rauch verhüllte das Kampffeld. Beide Trainer konnten nicht sagen, wie es ihren Pokémon erging. Es dauerte einwenig bis sich der Staub wieder gelegt hatte. Doch für Shuu kam die Enttäuschung. Nachtara war aufgrund der Druckwellen beider Attacken zusammen gebrochen. Magbrant stützte sich mit einer Hand auf den Boden. Auch das Feuer Pokémon hatte viel einstecken müssen. „Gute Arbeit, Nachtara. Jetzt ruh dich aus.“ Nachtaras Konturen lösten sich im rötlichen Lichtschein auf. Einige Augenblicke blickte er auf Nachtaras Pokéball hinab. Er grübelte. Welches Pokémon sollte er nun einsetzen? Ohne weiterhin darüber nachzudenken, zückte der Grünhaarige einen Pokéball hervor. „Ich zähle auf dich! Sheinux!“
    Der blaue Luchs sprang aus dem Pokéball. Es strotzte nur vor Energie, nachdem es sich ausgiebig erholt hatte von den vorherigen Kämpfen. „Wir beginnen!“, kündigte Shuu in einem drohenden Ton. „Funkensprung, los geht’s!“
    Sheinux’ Körper wurde von Blitzen umhüllt, während es mit hoher Geschwindigkeit auf Magbrant zu rannte. Magbrant stemmte sich gegen den Funkensprung, wurde aber dennoch zunehmend zurück gedrängt. Sheinux sprang flink von Magbrant weg als die Blitze erloschen. Dieses konnte sich kaum bewegen, da der Funkensprung es anscheinend paralysiert hatte. Es konnte sich kaum bewegen auf der Lähmung.
    Shuu grinste siegessicher. Er musste schnell handeln, damit er diesen Kampf für sich entscheiden konnte. „Sheinux! Eisenschweif, los!“
    Der Luchs konnte Magbrant mit einem kraftvollen Schlag des silbern leuchtenden Eisenschweifes außer Gleichgewicht bringen. Da die Paralyse sich immer noch nicht gelöst hatte, konnte das Feuer Pokémon den Aufprall nicht verhindern.
    Das Blatt hatte sich nun wieder, zugunsten Shuus, geändert. „Jetzt Tackle!“ Sheinux nahm Anlauf und gewann schnell an Geschwindigkeit, die Magbrant schließlich zum Verhängnis geworden war. Kaum hatte sich das Pokémon mühselig wieder auf die Beine gerappelt, wurde es auch schon wieder von dem kleinen Pokémon zu Boden gestoßen. Nun blieb Magbrant erschöpft liegen, die Paralyse machte ihm zu schaffen.
    So war der Kampf entschieden. Shuu erreichte das Finale dank Sheinux’ Hilfe. Es war während des Turniers um einiges stärker geworden.

  • 18. Kapitel


    Das Ewigenauer Turnier – Der Showdown! (Teil II)


    Shuu begegnete auf dem Flur Haruka, die nun gegen ihre Rivalin Rika antreten musste. Er sah ihr an, dass sie angespannt war. Kein Wunder, sie wollte unbedingt ins Finale kommen. Doch wer wollte das nicht?
    Es kam nur zu einem kurzen Gespräch zwischen den Beiden. Shuu wünschte Haruka für ihren Kampf viel Glück – mehr nicht. Dazu reichte die Zeit nicht.
    Die Braunhaarige betrat das Stadion. Die Zuschauer jubelten als beide Mädchen ihre Positionen eingenommen hatten. „Und hier ist der zweite Kampf! Lasst es krachen, Mädels!“
    Dies ließ sich Rika nicht zweimal sagen. Sofort hatte sie einen rot-weißen Ball auf den Boden geworfen aus dem Chelcarain entsprang. Haruka dachte nach. Chelcarain war ein Pflanze- und Bodentyp. Mit Schiggys Eisstrahl würde sie also einen doppelten Vorteil haben… Allerdings hätte sie auch gegen Chelcarain einen Nachteil… „Okay, ich wähle dich – Schiggy!“, rief sie. Aus dem Lichtschein löste sich die kleine Schildkröte. „Chelcarain, Rasierblatt!“ „Aquaknarre!“ Der Wasserstrahl von Schiggy hielt die rasiermesserscharfen Blätter auf, die das Pflanzen Pokémon auf Schiggy schleuderte. „Egelsamen!“
    Winzig kleine Samen schleuderte Chelcarain auf Schiggy. „Ausweichen, schnell! Und dann Aquaknarre!“ Schiggy hetzte zur Seite um den Egelsamen auszuweichen. Hinter dem Rücken des Pflanzen Pokémon attackierte Harukas Pokémon schließlich mit Aquaknarre. Der Wasserstrahl drückte Chelcarain gegen die Wand. „Schleuder Rasierblatt auf Schiggy!“, befahl die Schwarzhaarige ohne zu Zögern.
    Wieder rasten messerscharfe Blätter auf das Wasser Pokémon zu. „Spring in die Luft!“ Rika grinste. „Jetzt nach oben zielen!“ Nun leitete Chelcarain seine Rasierblätter in die Luft und traf Schiggy zielsicher. „Gut gemacht! Tackle!“
    Haruka sah mit an, wie Chelcarain auf Schiggy zu rannte, welches sich mühsam aufrichtete. Als es in Schiggys unmittelbarer Nähe war, rief Haruka: „Eisstrahl!“
    Der eisige Strahl Schiggys erwischte Chelcarain kalt. Nun keuchte das Pflanzen Pokémon zunehmend. „Megasauger!“
    Chelcarain feuerte dornenartige Geschosse auf Schiggy, die es umwickelten und nicht mehr los ließen. Energie wurde dem Wasser Pokémon nun entzogen. „Verdammt! Eisstrahl!!“ Schiggy schaffte es sein maul zu öffnen und mobilisierte abermals einen Eisstrahl, der sich seinen Weg über die Stränge des Megasaugers suchte. Chelcarain brach, trotz der gesammelten Energie, zusammen. Aber auch Schiggy keuchte schwer.
    Rika holte ihr Pokémon schweigend in den Pokéball zurück und holte einen neuen hervor. „Frizelbliz, ich wähle dich!
    Der grüne Elektrohund hüpfte aus seinem Pokéball und knurrte Schiggy drohend an. Haruka biss sich auf die Unterlippe. Schiggy war ermüdet und konnte einen längeren Kampf nicht mehr standhalten. Frizelbliz hatte dann auch noch einen großen Vorteil gegenüber dem Wasser Pokémon. Nun musste sie Ruhe bewahren.
    Rika allerdings gönnte ihre keinesfalls eine Atempause. „Funkensprung!“ Frizelbliz rannte auf Schiggy zu und wurde von einem gelblichen Licht umgeben. Schließlich zuckten kleine Funken um es herum. „Turbodreher, Schiggy! Los!“
    Schiggy kroch in seinen Panzer und begann nun wild zu rotieren. Die Attacke bewirkte einen Wirbel aus Sand, welchen das Elektro Pokémon in die Augen bekam. Verzweifelt versuchte es mit den Pfoten den Sand aus den Augen zu bekommen. Haruka freute sich über das Resultat ihrer Attacke und nutzte diesen Moment für einen Gegenangriff! „Aquaknarre jetzt!“ Gerade hatte Frizelbliz seine Augen sauber bekommen als auch schon der Wasserstrahl auf es zu raste und es gegen die Wand prallen ließ. Das Elektro Pokémon lag auf dem Boden, konnte aber nach einer halben Minute seine Kraft sammeln um Aufzustehen.
    Schiggy keuchte. Es war nicht mehr zu leugnen, dass das Pokémon nicht mehr lange einem Kampf durchhalten konnte. Dies erkannte auch Harukas Gegnerin. „Frizelbliz, verwirr es mit Ruckzuckhieb!“ Rikas Pokémon gehorchte und raste wild um Schiggy herum. Dieses konnte nicht mehr vorausahnen, wo sich das Elektro Pokémon befand. „Funkensprung!!“
    Unerwartet griff Frizelbliz von der Seite mit Funkensprung an. Schiggy erlag sofort der Wirkung der Attacke.
    Haruka holte ihr Schiggy in den Pokéball zurück. „Du hast toll gekämpft. Jetzt ruh dich aus.“, sagte sie leise, und steckte den Pokéball weg. Dafür zückte das Mädchen nun einen anderen Pokéball. „Gallopa! Los!“ Das Feuerpferd erschien aus dem weißen Lichtschein und scharrte auf dem Boden herum. „Greif es mit Furienschlag an!“ Gallopa stürmte los um Frizelbliz mit dem Horn zu attackieren. Dieses wich geschickt jedem Schlag aus und entfernte sich mit einem Sprung von Gallopa. „Du musst auf Distanz gehen, Frizelbliz! Pass auf sein Horn auf.“ Frizelbliz hörte der Belehrung Rikas geduldig zu und nickte anschließend. „Pah! Wir können auch aus Distanz kämpfen. Flammenwurf!“
    Ein Feuerstrahl fegte auf Frizelbliz zu. „Funkensprung dagegen!“ Das Pokémon Rikas setzte wieder Funkensprung ein und konnte die Flammen durch die Energie der Elektrizität verdrängen. Die Attacke erzielte einen Volltreffer auf Gallopa. „Klasse gemacht, Frizelbliz.“, lobte die Schwarzhaarige ihr Pokémon. „Und jetzt Tackle!“ Rika ließ Haruka keine Zeit einen weiteren Befehl zu erteilen und befahl einen erneuten Angriff.
    Doch die Braunhaarige grinste nur diabolisch. „Sprungfeder!“ Mit einem gewaltigen Satz katapultierte sich das Feuer Pokémon in die Höhe. Frizelbliz stoppte augenblicklich und blickte hinauf zum gegnerischen Pokémon. „Und jetzt Flammenwurf, dann Furienschlag!“
    Gallopa spie einen Feuerstrahl auf Frizelbliz hinab, welches panisch die Flucht ergriff. Doch das Feuerpferd erwischte schließlich Frizelbliz mit den Hornschlägen, nachdem es wieder gelandet war. Das Elektro Pokémon wurde durch die Luft geworfen und landete hart auf dem Boden. Rika musste ihr grünes Pokémon in den Pokéball zurück rufen. „Nicht schlecht.“, gab Rika schließlich zu. „Aber jetzt wird’s nicht mehr einfach sein! Hundemon! Auf geht’s!“
    Hundemon, Rikas beeindruckendes Hunde Pokémon erschien aus seinem Pokéball mit einem unheimlichen Geheul. „Wir lassen uns nicht verängstigen! Furienschlag, Gallopa!“ Harukas Feuer Pokémon rannte auf Hundemon zu, welches sich bereit machte für einen Gegenangriff. „Knirscher!!“ Hundemon wich im letzten Moment aus, stellte sich auf die Hinterbeine und biss sich in Gallopas Hals fest. Das Feuerpferd wieherte schrill vor Schmerz auf als Hundemons Fänge sich fest um den Hals des Pokémon legten. Schließlich brachte das Unlicht Pokémon seine gesamte Energie auf um das Feuerpferd auf den Boden zu werfen. Fassungslos starrte Haruka auf Rikas Pokémon. „Gut so, Hundemon. Jetzt Spukball!“ Der schwarze Hund reckte seinen Hals. Um sein Maul sammelte sich schwarze Energie, die zu einem dunklen Spukball anwuchs.
    Gallopa verfiel in Panik im Angesicht des Schattenballs, ebenso Haruka. „Gallopa! Schnell! Du musst da weg!“ Doch es war zu spät Gallopa konnte nicht rechtzeitig aufstehen um der Attacke auszuweichen. Das Feuer Pokémon bekam den kraftvollen Spukball zu spüren und brach schließlich zusammen.
    Die Braunhaarige senkte niedergeschlagen den Kopf und hob Gallopas Pokéball um es zurückzurufen. Rikas Hundemon war wirklich ausgezeichnet trainiert, dass gab Haruka zu. Aber keinesfalls hatte die Braunhaarige vor zu verlieren. „Psiana! Los!“
    Die Psychokatze löste sich aus dem weißen Schimmer des Lichts und wurde von den Funken noch glitzernd umgeben. ‚Psychokinese hat keine Wirkung. Das kann ich vergessen.’, schoss es Harukas durch den Kopf.
    Rika hob den Arm. „Flammenwurf!“ In Hundemons Rachen brodelte es und schließlich formte sich ein rötlicher Feuerstrahl. „Mit Ruckzuckhieb ausweichen!“ Psiana gewann an Geschwindigkeit und rannte auf Hundemon zu, während es dem Flammenwurf elegant auswich. Psiana rammte den schwarzen Hund und entfernte sich blitzschnell wieder von ihm. „Spukball, Hundemon.“ „Du auch!“, konterte Haruka.
    Der Kampf erreichte nun seinen Höhenpunkt. Haruka und Rika schenkten sich nichts. Und ihre Pokémon ebenfalls.
    Hundemon und Psiana erschufen einen Spukball, die schließlich beim Aufprall kollidierten. Dichter Rauch verhang die Sicht auf das Feld. Doch Psiana hatte aufgrund ihrer Fähigkeit einen Vorteil, es konnte die Energien ihrer Gegner orten. „Benutze deinen Ruckzuckhieb!“
    Rika konnte nur einen weißen Schimmer wahrnehmen als Psiana auf Hundemon zu schnellte und es auf den Boden stieß. Der Hund knurrte erbost und erhob sich rasch wieder. Der Staub hatte sich immer noch nicht gelegt. „Verdammt, Flammenwurf!“
    Hundemon glich einem Tier, welches in der Falle saß und wild um sich biss. Einem Feuerstrahl nach dem Anderen schoss es ab, in der Hoffnung Psiana zu erwischen. Jedoch entging die Psychokatze jedem der Flammenwürfe gekonnt.
    Endlich war die Sicht auch wieder frei geworden. Hundemon war aufgrund der Attacken, die ihm Energie gekostet hatten, ermüdet. Psiana schien noch recht fit zu sein. „Blitzkanone, Psiana!“ Aus Psianas Juwel trat ein gelblich-schwarzer Energieball hervor. „Scheisse.“, fluchte die Schwarzhaarige. „Mit Flammenwurf dagegen halten!“
    Hundemon spie einen Feuerstrahl, der die Blitzkanone abfing und zum Explodieren brachte. „Spukball hinterher!!“, befahl Haruka siegessicher. „Bleib ruhig, Hundemon. Konzentrier dich nicht auf deine Augen, sondern auf dein Gehör und deinen Geruch.“, beruhigte Rika ihr Pokémon.
    Hundemon schloss die Augen und vereinigte seine Sinne. Das Zischen des Spukballs nahm es war und wich dem Angriff mit einem Sprung aus. „Jetzt Flammenwurf!“
    Es spie abermals einen Flammenwurf und traf schließlich Psiana. Dieses hatte sich zu sicher in den Sieg gewogen und wurde dafür bestraft. „Knirscher!“
    Und nun erfasste der schwarze Hund Psiana und schleuderte es durch die Luft. Das Psycho Pokémon schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf und war kampfunfähig.


    Shuu blickte fassungslos auf das Kampffeld. Psiana lag am Boden und rührte sich nicht. Es war vorbei. Rika hatte Haruka besiegt – hart, aber fair. Seine Freundin musste sich mit der Niederlage abfinden. Sie hatte wirklich alles gegeben, aber Rika hatte wohl mehr getan für diesen Sieg.


    Haruka hatte verloren. Trübsinnig starrte sie auf Psiana, die zu Boden gegangen war und sich nicht mehr bewegte. Warum musste sie ausgerechnet gegen Rika verlieren? Warum? Noch nie hatte eine Niederlage so wehgetan, wie diese… Mal abgesehen der Niederlagen gegen Saori damals in Kanto.
    Rasch verdrängte Haruka diese Gedanken aus ihrem Kopf. Die Stimme des Bürgermeisters schallte kräftig über das Feld. „Somit treten in der nächste Runde Shuu und Rika gegeneinander an! Es wird ein spannendes Ereignis werden!!“, brüllte er laut. Schließlich musste sie sich um das Wohlbefinden ihres Pokémons kümmern. Sie kniete sich neben die Psychokatze, die langsam wieder zu sich kam. Psiana miaute niedergeschlagen und sah schuldbewusst ihre Trainerin an. Haruka lächelte. „Dich trifft keine Schuld. Du hast toll gekämpft.“
    Froh darüber, dass Haruka ihr keine Vorwürfe machte, schmiegte sich Psiana an sie heran. Die Braunhaarige erhob sich, richtete ihren Blick auf das Publikum und verneigte sich. Anschließend schweiften ihre Augen zu der Schwarzhaarigen ab. Diese lobte Hundemon und erwiderte Harukas Blickkontakt. Dann wandten sich die Mädchen um und gingen getrennte Wege.


    Der Misserfolg ihres letzten Kampfes schmerzte Haruka im Nachhinein doch sehr. Freiwillig gab das Mädchen ihre Gefühle gegenüber der Niederlage nicht zu. Noch nicht Mal Shuu erzählte sie ihren Kummer, obwohl er für sie da war.
    Haruka schmiegte sich an den Grünhaarigen und schloss für einen Moment die Augen um alles, was um sie war, zu vergessen. Shuu streichelte ihr beruhigend über die Haare. Schon seit Beginn des Turniers war sich das junge Paar nicht mehr so nahe gekommen. Shuu genoss ihre Nähe, ihren Duft und ihre Wärme. Schließlich stützte sich Haruka auf und zog Shuu durch ihre tiefblauen Augen in den Bann. „Dein Kampf… Wann findet er statt?“, wisperte sie. Shuu schwieg und zog ihr Kinn an seine Lippen. Ein sanfter Kuss gab der Grünhaarige ihr auf den Mund, den sie zuerst zögerlich erwiderte. Nach einer Minute trennten sie sich wieder voneinander. „Mein Kampf? Der fängt erst in einer Stunde an…“ Wieder presste Shuu seine Lippen auf Ihre.

  • 18. Kapitel


    Das Ewigenauer Turnier – Der Showdown! (Teil III)


    Shuu blickte in die grün funkelnden Augen seiner Gegnerin – Rika. Das Mädchen war alles andere als schwach. Sie konnte die Fähigkeiten ihrer Pokémon geschickt nutzen um im Kampf ihre vollkommene Perfektion zu erlangen. Jedes ihrer Pokémon war etwas Einzigartiges auf seine Weise. Shuu gab zu, dass alle anderen Gegner gegen die er bisher im Turnier angetreten war mit Rika nicht zu vergleichen waren.
    Der junge Koordinator schloss die Augen um seine Gedanken für den bevorstehenden Kampf zu sammeln. Dabei kam ihn Haruka in den Sinn, die ihm nun zuschaute. Sie gab ihm Kraft. Noch nie hatte sich der Junge mit ihr so verbunden gefühlt.
    „Bist du bereit?“, erkundigte sich die Schwarzhaarige. Shuu hob den Kopf und bejahte mit einem kurzen Kopfnicken. „Gut.“ Mit diesen Worten zückte sie einen Pokéball hervor. „Staravia!“ Das Mädchen warf den Pokéball auf den Boden, der sich nun öffnete. Staravia erschien, ein Flug Pokémon. Auch Shuu warf einen Pokéball in die Luft. „Roselia, komm raus!“ Das Pflanzen Pokémon betrat das Kampffeld. Den leeren Ball fing Shuu mit Leichtigkeit wieder auf.
    Auch wenn Shuu durch die Wahl seines Pokémon im Nachteil war, würde er Rika niemals die Gelegenheit dazu geben über den Kampf zu bestimmen. „Staravia, Ruckzuckhieb!“
    Das Flug Pokémon gewann an Geschwindigkeit und rammte damit Roselia. Doch dieses fing sich in der Luft ab. „Zauberblatt, Roselia. Los!“ Das Pokémon wand sich in der Luft und schoss grünliche Blätter auf Staravia zu. „Ausweichen!“, befahl Rika.
    Staravia legte die Flügel an und entging der Attacke, indem es sich zur Seite rollte im Flug. „Benutz Blättertanz.“, konterte der Grünhaarige. Roselia drehte sich um die eigene Achse und feuerte rosafarbene Blätter auf das Flug Pokémon. Rika lächelte. „Flieg höher und weich aus!“ Wieder führte Staravia dasselbe Manöver aus. Es rollte sich zur Seite und stieg höher und höher. „Gut gemacht! Jetzt Flügelschlag!“
    Die Flügel des Pokémons leuchteten auf und Staravia raste mit hoher Schnelligkeit auf Roselia zu. „Zauberblatt wieder.“, sagte Shuu ruhig. Roselia beschoss Staravia wieder mit scharfkantigen Blättern. „Zieh schnell hoch und weich aus!“
    Shuus Lippen umspielten ein verspieltes Grinsen. „Albern ich mit mir herum!“, warnte der Junge Rika. Diese schreckte zurück. Was sollte das? Warum war er so siegessicher?
    Doch dann geschah es. Die Zauberblatt verfolgte Staravia bis in den blauen Himmel. Die Attacke setzte dem Flug Pokémon sehr zu. Es strauchelte erschöpft. „Verdammt. Aero-Ass!“ „Solarstrahl!!“
    Beide Pokémon brauchten ihre Zeit um ihre Attacken vorzubereiten. Staravia schien aber den ersten Zug machen zu können und raste auf Roselia am Boden zu. Das Pflanzen Pokémon wurde zurück geworfen, doch im diesem Moment hatte Roselia genug Energie für den Solarstrahl. Staravia bekam die gesamte Energie des Strahls aus nächster Nähe ab. „Staravia!!“, rief Rika, die zusah wie ihr Pokémon gegen die Wand geschleudert wurde.
    Aufgewirbelter Staub verdeckte die Sicht und nachdem sich dieser verzogen hatte, offenbarte er, dass beide Pokémon kampfunfähig auf dem Boden lagen.
    Shuu lachte kurz auf und holte dabei Roselias Pokéball hervor, ebenso Rika. „Guter Kampf!“, rief sie ihm zu. Shuu stimmte ihr mit einem Lächeln zu. „Nachtara, los!“ „Onix! Raus mit dir!“
    Shuus schwarze Nachtkatze betrat das Feld, sowie Onix, die Felsnatter. „Nachtara, Spukball.“ Nachtara sprang in die Luft und erzeugte einen Schattenball. „Steinwurf!“
    Onix riss einige Steinbrocken aus dem Boden und warf diese gegen den Spukball. „Eisenschweif!“, rief das Mädchen ihrem Pokémon zu, welches daraufhin mit dem glühenden Schweif angriff. „Du ebenfalls!“ Nachtara sprang in die Luft und attackierte Onix ebenfalls mit Eisenschweif. Beide Attacken ließen Funken zur Seite fliegen. „Weiter machen mit Feuerodem!“ Onix entfachte den grünlichen Drachenatem und fegte Nachtara von sich hinfort. „Ruckzuckhieb-Eisenschweif-Kombination!“, entgegnete Shuu rasch. Nachtara war gegenüber Onix mit seiner Geschwindigkeit klar im Vorteil. Es rannte an Onix vorbei und dieses konnte nicht schnell genug reagieren um den nachfolgenden Eisenschweif etwas entgegen zu setzen. Es schwankte durch die Attacke Nachtaras. „Und noch mal Eisenschweif!“, rief der Grünhaarige. Daraufhin griff das Unlicht Pokémon wieder mit Eisenschweif an. „Felsgrab, beeil dich!“
    Hohe Felsen sprießen aus dem Boden, wie Blumen und ließen Nachtara von der harten Wand abprallen. „Und wieder Feuerodem!“ Onix brach mit Leichtigkeit durch die Felsen hindurch und spie abermals einen grünlichen Atem auf Nachtara. „Schnell ausweichen!“ Doch das Manöver misslang, Nachtara wurde an der Flanke gestreift und schrie schmerzerfüllt auf. „Steinwurf, schnell!“ Onix beförderte abermals einige Felsbrocken in Nachtaras Richtung. „Spring auf die Steine und greif mit Ruckzuckhieb an!“
    Die Nachtkatze sammelte ihre Kräfte um geschickt auf die Steine zu springen, die Onix aus dem Boden gerissen hatte. Nachtara prallte jedoch am Kopf von Onix ab und landete auf dem Boden. „Wieder Feuerodem!“, befahl Rika.
    Shuu biss sich auf die Unterlippe. „Katapultiere dich mit Eisenschweif in die Luft!“, konterte der Junge. Nachtara daraufhin schlug den Schweif gegen den Boden um so in die Luft zu schnellen. „Hyperstrahl!“
    Um Nachtaras Maul wurde von orangefarbenem Licht umhüllt und schließlich sammelte sich der gewaltige Hyperstrahl. „Schnell! Kontere mit Feuerodem!“
    Der Feuerodem Onix’ versuchte den gebündelten Strahl abzuhalten, jedoch wurde dieser mit Leichtigkeit zerteilt und Onix bekam die Kraft zu spüren. Die Felsnatter brach letztendlich zusammen. Nachtara war aufgrund der Folgen des Kampfes auch müde geworden und keuchte zunehmend.
    Rika rief ihr Pokémon zurück und warf schließlich einen neuen Pokéball auf dem Boden. Hundemon löste sich aus dem Licht und schlug mit dem Schweif auf und ab. „Nicht schlecht.“, gab Rika zu. „Du bist wahrhaftig ein würdiger Gegner.“
    Shuu lächelte. „Danke für die Ehre.“, erwiderte Shuu. „Aber denke nicht, ich schenke dir den Sieg! Nachtara, Ruckzuckhieb!“
    Blitzschnell raste Nachtara auf den dunklen Hund zu und rammte ihn mit vollem Körpereinsatz. Doch dieser schien davon noch nicht Mal etwas zu spüren. „Flammenwurf.“ Um Hundemons Maul entsprangen kleine Flammen und entfachte schließlich einen züngelnden Feuerstrahl, den Nachtara zu Boden warf und dieses nicht mehr aufstand. „Nachtara!“, rief Shuu besorgt. „Du hast genug gekämpft. Ruh dich aus!“
    Das schwarze Pokémon wurde in den Pokéball zurück gesogen als es versuchte aufzustehen. „Du bist meine einzige Hoffnun… Sheinux! Los!“ Das Elektro Pokémon erschien im weißen Lichtschein des Pokéballs auf dem Kampffeld.
    Nun trat die heiße Phase des Matches ein, jeder Trainer hatte nur noch ein Pokémon übrig. Der Sieger dieses Kampfes war der Gewinner dieses Turniers. Für Shuu war dieses Turnier eine Bereicherung an Erfahrung – sowohl positive als auch negative. Der Sieg oder eher gesagt der Preis interessierte ihm im Geringsten. Er kämpfte für den Spaß und an das Freundschaften schließen. Das machte doch die Pokémon Kämpfe aus – neue Freunde kennen lernen. Shuu hatte viele neue Bekanntschaften geschlossen. Zwar waren diese keine richtigen Freundschaften, sondern eher flüchtige Bekanntschaften. Er hatte neue Pokémon, Strategien und vor allem eine Vielzahl von hervorragenden Trainern gesehen.
    Eine halbe Minute verging, ohne das Rika und Shuu sich rührten. Sie warteten auf den Befehl des Anderen um dagegen zu wirken. Schließlich schienen sich beide zu regen. „Sheinux! Funkensprung!“ „Flammenwurf, heiz ihnen ein!“
    Hundemon spie wieder einen Flammenwurf, während Sheinux mit Funkensprung dem schwarzen Hund entgegen sprang. Dem Feuerstrahl wich der Luchs geschickt aus und schockte Hundemon bei Berührung. Dieses schüttelte sich daraufhin und knurrte verärgert. „Spukball!“ Hundemon hob den Kopf und erschuf einen Schattenball, dessen Inneres lilafarben funkelte. Dieser monströse Spukball schleuderte schließlich Hundemon auf Sheinux, das nicht mehr der Attacke ausweichen konnte. „Gut gemacht! Jetzt pack es mit deinen Zähnen!“ Hundemon stand über das kleine Sheinux und packte es mit spitzen Fängen. Dieses versuchte sich vehement dagegen zu werfen. Nun schlug Hundemon Sheinux mehrere Male hintereinander hart auf den Boden bis Shuu dieses Drama nicht mehr mit ansehen konnte. „Funkensprung!“ Sheinux sammelte seine Energie und entlud seine gesamte gespeicherte Elektrizität als Hundemon es auf den Boden schlug.
    Der schwarze Hund taumelte zurück und ließ den Luchs sofort los. Es strauchelte gefährlich aufgrund der harten Schläge Hundemons. „Flammenwurf!“
    Sofort attackierte das Unlicht Pokémon wieder mit einem Flammenstrahl. Daraufhin brach Sheinux entkräftet zusammen. Reglos blieb es liegen. „Sheinux! Sheinux! Nein!“, schrie der Grünhaarige.
    Doch durch Shuus verzweifelten Rufe erhob sich das Pokémon wieder. Es atmete schwer, wollte aber um keinen gottverdammten Preis aufgeben. Im diesem Moment leuchtete Sheinux’ Körper auf…
    Der Körper Sheinux’ wurde völlig neu geformt, es wuchs ihm ein mähnenartiges Fell auf dem Kopf, seine Beine und allgemein der Körperbau wurde kräftiger. Nun verblich der grelle Glanz wieder und vor Shuu stand ein neues Pokémon. „Lux-io Luxio!“
    Der Grünhaarige war über die Entwicklung seines Pokémons verblüfft, schlug aber dennoch den PokéDex auf: „Luxio – Das Funkelaugen-Pokémon: Seine Krallen können Elektrizität abgeben, die stark genug ist um jemanden bewusstlos zu machen. Durch diese Impulse ist es in der Lage mit seinen Artgenossen zu kommunizieren.“ Die Stimme des Pokémon Lexikons verstummte.
    „Herzlichen Glückwunsch.“, sagte das schwarzhaarige Mädchen. „Können wir dieses Theater nun zu Ende bringen?“ Shuu bejahte mit einem kurzen Nicken. „Aber klar doch!“, gab er zurück. Rika grinste. „Denk nicht, dass du gewinnen kannst, nur weil dein Sheinux sich entwickelt hat!“ Shuu, der sich eine Strähne aus dem Gesicht schnippte, erwiderte ihr Grinsen mit seiner üblichen arroganten Miene gegenüber Fremden. „Das werden wir ja noch sehen. Sheinux, äh Luxio, sofort Eisenschweif!“ Sogleich sprang Luxio mit einem Satz in die Luft, sein Schweif strahlte hell und es raste blitzartig auf Hundemon zu. „Schnell! Ausweichen!“ Doch Hundemon konnte nicht der Attacke entgegen und bekam die neu gewonnene Kraft Luxios zu spüren. Es wurde hart auf den Boden geschmettert. Rika erstaunte, überspielte jedoch ihre Sprachlosigkeit mit einem gezwungenen Lächeln.
    Hundemon rappelte sich schwermütig erneut auf die Beine und knurrte leise. Luxio dagegen fauchte es drohend an. „Hundemon! Wir müssen es schnell besiegen. Benutze deinen Flammenwurf.“, befahl Rika. Daraufhin formte der dunkle Hund einen Feuerstrahl auf Luxio. „Eisenschweif gegen den Boden und dann Funkensprung!“, konterte der Grünhaarige.
    Luxio schlug seinen erhärteten Schweif gegen den Boden um so sich mit Leichtigkeit in die Luft zu katapultieren. Hundemons Flammenwurf verfehlte sein Ziel, dafür jedoch kam Luxio zu seinem elektrisierenden Frontalangriff. Hundemon knallte gegen rücklings gegen die Wand.
    Das Blatt wendete sich – zu Shuus Gunsten. „Scheisse, ich verliere die Kontrolle.“, fluchte die Schwarzhaarige und richtete ihren Blick auf Hundemon, welches sehr zu keuchen schien. „Spukball, Hundemon! Das ist unser letzter Versuch!“
    Der Schattenhund reckte seinen Kopf in die Höhe. Eine dunkle Kugel formte sich im Maul. „Nochmals Eisenschweif und dann Tackle!“
    Luxio rannte auf Hundemon zu, sein Schweif glühte bereits. Der Spukball raste geradewegs auf den Luchs zu. Doch dieses sprang kurzzeitig in die Luft und zerteilte den Schattenball mit Leichtigkeit. Kleine Fünkchen rieselten zu Boden und umringten Luxio als es landete. Kaum auf dem Boden rannte es weiter auf Hundemon zu und tackelte es mit voller Kraft. Hundemon ging jaulend zu Boden und erhob sich nicht wieder.
    Das Publikum jubelte vor Begeisterung und vor Freude über Shuss Sieg und sie standen sogar von ihren Sitzplätzen auf um dem Grünhaarigen zu applaudieren.
    Shuu fuhr sich mit der rechten Hand durch seine smaragdgrünen Haare und seufzte erleichtert. Fassen konnte er es zwar nicht, aber gewonnen war gewonnen.
    Die Schwarzhaarige konnte währenddessen ihren Augen nicht trauen, dass sie verloren hatte. Jedoch gab sie sich geschlagen und zückte Hundemons Pokéball. Der Schattenhund erhob sich grollend. Keinesfalls wollte er aufgeben. „Es reicht Hundemon. Wir haben verloren.“, brachte Rika ihr eigenwilliges Pokémon zur Vernunft. „Du musst dich ausruhen.“
    Hundemons Muskeln entspannten sich einwenig als es vom roten Lichtstrahl des Pokéballs eingefangen wurde. Eines letzten Blickes schaute sie zu Shuu hinüber, der sein Luxio ausgiebig lobte. Dann wandte sich das Mädchen zum Gehen.


    „Und der Sieger des diesjährigen Ewigenauer Turnier ist Shuu aus LaRousse City!“, jubelte der (verrückte) Bürgermeister lauthals. „Herzlichen Glückwunsch, mein Junge!“ Der Mann reichte Shuu die Hand. „Danke. Jedoch ist es nicht mein Verdienst, das ich gewonnen habe.“ Er blickte auf seine Pokémon, die neben ihm standen. Nachtara, Roselia, Bamelin und Luxio hatten sehr viel für diesen Sieg getan. Der eigentliche Preis interessierte Shuu nicht im Geringsten. Er hatte ja seine Pokémon.
    Mr. Arakawa lächelte. Diese Antwort stellte ihn zutiefst zufrieden. „Das hört man doch gerne.“ Er klopfte dem Grünhaarigen mit einem kräftigen Schlag lachend auf den Rücken.
    Shuu hüstelte etwas daraufhin und blickte sehnsüchtig über die Zuschauer. Schließlich erblickte Shuu Haruka und sprang vom Podest um sich zu ihr zu drängen. Ihr Lächeln begrüßte ihn als sie ihn kommen sah. „Du hast es tatsächlich geschafft! Glückwunsch!“
    Shuu nickte unmerklich. Er blickte nur in ihre blauen Augen und glaubte sich in ihnen zu verlieren. „Dank dir, mein Engel.“, wisperte er, sodass nur Haruka ihn hörte…

  • Wooooo! Cooles Turnier!
    Wobei, ein logischerFehler ist mir doch aufgefallen:


    Zitat

    Auch wenn diese Worte Haruka nur ungemein aufbauten, glaubte sie sich einwenig besser zu fühlen.

    Das heisst doch nur, dass Haruka sich"nur" enorm motiviert gefühlt hat und dann wiederholst du es auch noch? Ich weiss zwar nicht genau. was du damit sagen wolltest, aber...


    Nun denn: der Rest deiner drei Posts gefällt mir sehr gut. R&S= :thumbsup: , ansonsten hast du die Kämpfe sehr detailliert beschrieben, was wiederum den Text lebendiger macht. Alles in allem also ein ser gelungenes Kapitel, eben nur dieser kleine logistische Fehler. Sonst fällt mir an sich nichts ein...einfach nur eins A.

  • 19. Kapitel


    Der Untergrund-Mann (Teil I)


    Den Tag nach dem Turnier wollten Haruka und Shuu gemeinsam genießen. Nach Shuus Sieg hatten sie sich diese Pause redlich verdient. Doch sie beschlossen nicht mehr lange in Ewigenau zu bleiben. Schließlich hatten sie einen wichtigen Auftrag und der nächste Wettbewerb sollte auch bald wieder stattfinden.


    Am nächsten Morgen schliefen Haruka und Shuu lange durch, obwohl die Sonne bereits das Zimmer erhellte. Von dem grellen Licht wurde Shuu letztendlich langsam wach und stützte sich auf seine Ellenbogen. Seine Lippen verzogen sich zu einem sanften Lächeln. Harukas Augen waren noch immer geschlossen. Ihre Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Der Grünhaarige beschloss Haruka schlafen zu lassen und schob behutsam die Decke weg um Aufzustehen.
    Auf dem Tisch im Zimmer lagen die Pokébälle von Shuu und Haruka. In diesem Moment als Shuu aufstand, erzitterte einer von ihnen und öffnete sich daraufhin. Im Lichtschein erschien das silbern-glänzende Baby Lugia. Es quiekte lauthals und empört dar Shuu es nicht beachtete. Dieser verschwand nebenan im Bad und ließ es im Zimmer alleine.
    Lugia tapste ihm leise hinter und zupfte ihm an seiner Boxershort. „Hey!“, zischte Shuu erschrocken. „Lass das!“ Shuu senkte seine Stimme um Haruka nicht zu wecken. Doch Lugia ließ nicht locker und stupste ihn weiter an. Shuu verdrehte lustlos die Augen. „Hm? Was ist?“ Lugia blickte den Grünhaarigen fragend an und gab einen leisen wimmernden Ton ab. Shuu wandte sich kurzerhand wieder ab, wurde aber daraufhin ins Bein gezwickt, zwar nur leicht, aber genug um Shuu zu einem Fluchen zu veranlassen. „Argh! Hör auf!“ Shuu war verärgert und verängstigte somit das Baby. Es wollte wieder ins Zimmer huschen als plötzlich Haruka auftauchte. „Huh?“ Haruka realisierte aufgrund ihrer Schlafbetrunkenheit nicht wirklich, was vorgefallen war. „Morgen.“, nuschelte sie und tätschelte Lugias Kopf.
    Shuu betrachtete Haruka grinsend. Ihr Gesicht wirkte verschlafen, ihre Haaren waren zerzaust, und die Krönung war, dass sie in ihrer Unterwäsche vor Shuu stand. „Gute Aussicht.“, bemerkte der Grünhaarige spitz und verließ mit einem breiten Grinsen das Badezimmer wieder. Schließlich verstand, warum ihr Freund so grinste. „Na warte!“, fauchte sie, lief ihm hinterher und schnappte sich ein Kissen, was auf dem Boden lag. Diese „Waffe“ schleuderte die Braunhaarige Shuu entgegen und traf ihn als er sich zu ihr umwandte im Gesicht. „Na warte!“ Shuu hob das Kissen auf und warf es wieder auf Haruka zurück, die sich gerade noch ins Bett retten konnte. Shuu sprang ihr hinterher und beugte sich über sie. „Du bist ein hinterhältiges Biest.“, flüsterte er.
    Haruka hob den Kopf und verwickelte ihn in einen zärtlichen Kuss. Shuu erwiderte ihn leidenschaftlich. Kurz neigte er den Kopf zur Seite. Lugia starrte neugierig zu Haruka und Shuu. „Es guckt uns zu.“. meinte er trocken.
    Haruka schubste Shuu kurzerhand sanft von sich herunter und kletterte aus dem Bett. Shuu blickte ihr stirnrunzelnd nach und erhob sich schließlich ebenfalls. Er umarmte sie von hinten uns küsste ihren Nacken. Haruka genoss die Zärtlichkeit und drehte sich zu ihm um. „Gehen wir frühstücken?“ Shuu bejahte mit einem knappen Nicken.


    Nun saßen Haruka und Shuu im Restaurant des örtlichen Pokémon Centers. Lugia saß unter dem Tisch und fraß seine Portion Pokémonfutter, welches Haruka meist nun selbst zu bereitete. Darin hatte sie mehr Talent als bei der Herstellung von PokéRiegel.
    Aufgrund der Anwesenheit Lugias zogen Haruka und Shuu somit einige skeptische oder gar neidische Blicke anderer Trainer auf sich. Die Braunhaarige achtete darauf keinesfalls. Solange sie nicht aufdringlich wurden, war es ihr egal. Schließlich konnte Haruka Lugia nicht ewig einschließen. Doch das Mädchen hatte andere Gedanken.
    Sie stocherte lustlos in ihrem Essen herum. Shuu hob seinen Kopf. „Schmeckt es dir nicht? Oder hast du keinen Hunger?“, erkundigte er sich. Sein Blick verriet, dass er besorgt war. Haruka schüttelte direkt den Kopf. „Ach nein, nein. Es ist alles in Ordnung. Ich denke nur nach.“, erwiderte sie und versuchte zu lächeln. Shuu spürte, dass dies nicht so war. „Ich seh es dir an, wenn es dir nicht gut geht.“
    Haruka schaute ihrem Gegenüber schweigsam an, senkte dann jedoch den Blick um einige Happen ihres Frühstücks zu essen. Der Grünhaarige beobachtete sie weiterhin. Er legte die Gabel nieder und suchte nach ihrer Hand. Shuu traute ihren Worten keinesfalls. Doch ehe sie etwas erwidern konnte, spürte sie Lugias kleinen Kopf auf ihrem Oberschenkel. Es quiekte leise und blickte Haruka mit seinen perlenähnlichen Augen an. Sie musste lächeln. Die Bindung, die zwischen Haruka und Lugia, war wahrlich sehr vertraut. Sie war anders als die Beziehung zu ihren anderen Pokémon. Sie war einzigartig und nicht mit der Freundschaft zu ihren anderen Teamkameraden zu vergleichen. Lugia schaffte es immer wieder Haruka auf andere Gedanken zu bringen.
    Es genoss das ausgiebige Streicheln von Haruka sehr und gab leise wohltuende Geräusche von sich. Anschließend hob das Mädchen den Kopf und schaute Shuu an, der immer noch schwieg. „Findest du nicht, dass wir langsam weiter sollten?“ Die unerwartete Stimmungswechsel Harukas irritierte Shuu. Zögerlich nickte er. „Du hast Recht.“ Harukas Lippen umspielten nun ein fröhliches Lächeln und der Hunger schien auch wieder die Oberhand zu gewinnen. Shuu lehnte sich zurück und beobachtete das Mädchen mit amüsierter Miene. Haruka blickte auf. „Der Bürgermeister hat irgendetwas gesagt, dass wir zu einem alten Mann gehen sollen. Er hatte ihn Untergrund-Mann genannt. Hast du überhaupt Interesse daran?“
    Shuu faltete seine Hände und stützte sein Kinn auf den Handrücken. „Nein. Eigentlich nicht. Für mich ist der Preis nicht wichtig, wie ich es bereits gesagt habe.“
    Haruka sah ihn ratlos an. Wofür hatte er dann überhaupt mitgemacht? Manchmal wurde sie einfach aus ihrem Freund nicht schlau…


    Nach dem Frühstück hatte Shuu die Schlüssel ihres gemeinsamen Zimmer Schwester Joy abgeben. Doch bevor sie Ewigenau verlassen wollten, mussten sie neue Vorräte für die Reise einkaufen. Der Weg zur nächsten Stadt war lang. Um nach Herzofen zu gelangen, mussten sie den Kraterberg durchqueren um auf die andere Seite der shinou’schen Insel zu gelangen.
    Der Kraterberg war ein heiliger Berg in Shinou. Er teilte die Region in zwei Hälften, Ost- und West-Shinou. Nach der Legende nach, sollen mysteriöse Pokémon auf dem Gipfel des Berges leben. Doch niemand hat jemals eines dieser sagenumwobenen Wesen gesehen.
    Da sich Haruka und Shuu auf der Westseite von Shinou befanden, gab es keine andere Möglichkeit um zu Shinous Osten zu gelangen als den Kraterberg zu durchqueren. Aufgrund der wenigen Informationen über den Kraterberg wollten sie kein Risiko eingehen und wollten einige Vorräte dabei haben, falls sie sich verlaufen sollten.
    Bevor die jungen Trainer jedoch in den Supermarkt gingen, schlenderten sie einwenig durch die Stadt. Einiges, was ihnen zuvor nicht aufgefallen war, betrachteten sie mit einem Hauch von Bewunderung.
    Zwei Staturen, die Abbilder zweier Pokémon, ragten mächtig und stolz in den Himmel empor. Die Oberfläche glänzte matt und rein. Haruka strich mit den Fingerspitzen über die feine Fläche. Lugia hatte sich vor den Staturen gesetzt und betrachtete diese mit einer großen Erstaunen. Es quiekte erdrückend unter dem Schatten dieser Denkmäler.
    „Dialga und Palkia… Die Herrscher über Raum und Zeit.“ Die unerwartete Stimme ließ Haruka und Shuu zusammen zucken. Rika stand hinter ihnen, ihre schwarzen Haare hatten einen leichten Glanz im Licht. Die grünen Augen fixierten die Staturen, die Dialga und Palkia symbolisierten. „Die Götter Shinous… Einzigartig, nicht wahr?“ Nun ruhten ihre smaragdgrünen Augen auf Haruka und Shuu. Sie wirkten anziehend, aber gleichzeitig auch geheimnisvoll und gefährlich.
    Haruka versuchte ihre negative Einstellung zu dem Mädchen zu unterdrücken. „Was… tust du hier?“, fragte Haruka zögernd. Rika schloss ihre Augen für einen Moment und lachte leise. „Nichts Besonderes.“, erwiderte das Mädchen. „Ich wollte…“ Ihre Blicke schweiften zu Lugia hinab, dass sich hinter Haruka versteckte und schüchtern hervorlugte. Auf ihrem Gesicht lag ein Hauch von Verblüffung. Schnell fasste sich jedoch die Schwarzhaarige und musterte Haruka eisern. Einige Sekunden herrschte Stille zwischen den weiblichen Trainern bis Rika das Wort ergriff. „Ich hab dich wahrlich unterschätzt.“, begann sie mit ernstzunehmender Stimme. „Wenn du selbst in der Lage bist ein Lugia zu zähmen, bist du wirklich eine ausgezeichnete Trainerin.“
    Haruka schwieg überrumpelt. Es war kein Misstrauen gegenüber Rika, eher eine Art Sprachlosigkeit. Die wenigen Tage, die sie Rika kannte, hatte Haruka sie als eine verschlossene und kühle Person aufgefasst.
    Schließlich überwand Haruka ihre starre Haltung Rika gegenüber. „Ich…“ Doch diese schüttelte den Kopf. „Nein, keine Ausflüchte.“, entgegnete sie und blickte wieder Lugia an, welches sich hervor traute um Rika zu mustern.
    Die Schwarzhaarige ging in die Hocke und streckte die Handfläche dem kleinen Pokémon entgegen. Es quiekte aufgeregt. Auf Rikas Gesicht lag ein schwaches Lächeln.
    Rika strahlte nach Außen hin eine gewisse Kühle, die einigen Menschen zu Vorurteilen verhalf. Doch im Grunde genommen war die Schwarzhaarige eine freundliche und eine durchaus faire Person. Sie liebte Pokémon, das erkannte Haruka rasch. Rika ging sehr behutsam mit Lugia um, damit sie es nicht verschreckte.
    Schließlich erhob sich das Mädchen wieder. „Es ist noch sehr jung.“ Haruka nickte nur stumm. „Haruka und ich haben es in der Nähe von Route 202 gefunden. Wir vermuten, dass es in diesem Sturm von seiner Mutter getrennt worden war.“, berichtete Shuu. „Kann gut möglich sein.“, sagte Rika. Wieder trat ein kurzweiliges Schweigen ein. „Nun, ich werde dann auch aufbrechen.“ Sie wandte sich zum Gehen um als Shuu sie nach kurzem Nachdenken aufhielt. „Warte!“ Haruka und Rika blickten den Jungen überrascht an. „Wie wäre es, wenn du mit uns zu diesem Untergrund-Mann gehst? Immerhin benötigst du noch eine Entschädigung, das du uns damals im Wald geholfen hast.“ Rika war über die Einladung sehr irritiert. Ihre zweite, kühle Seite schien wieder die Oberhand zu gewinnen. „Das war noch gar nichts.“, meinte sie schulterzuckend. „Nun gut. Ich nehme die Einladung dankend an.“


    Das Haus des Untergrund-Mannes lag außerhalb der Stadt. Das Äußere des Hauses schien trist und alt zu sein. In anderen Worten, es sah nicht gerade einladend aus. Rika erzählte Haruka und Shuu, dass der Mann recht unfreundlich war. Er war gegenüber der heutigen modernen Zeit sehr verhalten. Eben ein Mann, der aus einer alten Generation stammte.
    Haruka klopfte zögernd gegen die schwere Holztür. Im Inneren schien sich nichts zu regen. Noch mal pochte sie an die Tür, diesmal lauter und länger. Einen Moment war es still und die Braunhaarige wollte soeben noch einmal klopfen als im Haus etwas herunterfiel und zerschellte. Grollende, böse Fluchen ertönte darauf folgend in der Hütte. Dann öffnete sich jedoch die Holztür. Haruka zuckte leicht zusammen, aufgrund des Aussehens des Mannes. Die besagte Person sah wahrhaftig ungemütlich aus. Seine Stirn lag in Falten und das Gesicht war dreckig. Die Kleidung war zerschlissen und die Haut an den Händen war grob. Sein schmieriges, weißes Haar hing leblos herunter. Es wies einige graufarbene Schattierungen auf, wenn Licht darauf fiel.
    „Was wollt ihr?“, donnerte die raue Stimme des Mannes. „Ich verkaufe euch Bälgern nichts.“ Er wollte gerade schon die Tür wieder zu schlagen als Rika blitzschnell den Fuß in den Spalt stellte und sie mit der Hand festhielt. „Halt!“ Der alte Mann musterte das Mädchen abweisend. „Was wollt ihr?“, wiederholte der Greis. „Wir sind hierher gekommen, weil sie eine Führung in den Untergrund leiten.“, erwiderte Shuu, der den Mann genauso kühl ansah. „Hm.“ Der ältere Herr begutachtete Haruka, Shuu und Rika genau. „Dann kommt rein. Ich nehme an, der junge Mann ist der Gewinner des Turniers?“ Shuu nickte. „Korrekt.“, bestätigte er und wandte sich schließlich an Haruka und Rika. „Und das hier sind meine Freunde.“
    Auf der Visage des Mannes huschte ein ekelhaftes Grinsen. „So, so…“, hüstelte er und machte die Tür frei, sodass das Trainer Trio hereinkommen konnte.
    Die Hütte wurde nicht gerade gut beleuchtet. Eine abgebrannte Kerze stand auf dem hölzernen Tisch, auf dem vielerlei Karten herum lagen. An der Wand hingen einige Stücke, die anscheinend zu einer Bergbau Ausrüstung angehörten. Sie waren genauso verstaubt, wie die übrigen Möbelstücke. Der Alte setzte sich auf einen der gräulichen Stühle. Dieser knackste und verbog sich gefährlich unter dem Gewicht des Mannes. Er stützte die Hände auf den Tisch. „Ihr wollt also in den Untergrund…“, räusperte sich der Mann. Sein kühler Blick ruhte auf Haruka, die sehr distanziert wirkte. „Mein Name ist Nobuo, aber ich werde stets der Untergrund-Mann genannt.“
    „Shuu ist mein Name und das…“ Er schob Haruka etwas vor. „ist Haruka, meine Freundin.“ Nobuo nickte nur und seine Augen hefteten sich auf das schwarzhaarige Mädchen, die an das hölzerne Gemäuer gelehnt war. Siesah zuerst Shuu, dann Haruka an. „Rika.“, fügte sie knapp hinzu.
    Der alte Mann erhob sich wieder. Seine Finger streiften über die kostbare Ausrüstung an der Wand. „Seit ihr euch im Klaren, welche Gefahren auf euch zu kommen?“ Diese Worte hallten in den Köpfen der Jugendlichen wider. Haruka vermutete, dass der Mann sie einfach ängstigen wollte. Dennoch war Harukas Interesse geweckt. „Welche Gefahren?“, erkundigte sich die Braunhaarige. Nobuo wurde schlagartig ernst. „Es leben einige Pokémon dort, die nicht gerade erfreut sind über menschlichen Besuch.“ Er machte eine kurze Pause. „Außerdem können die Tunnel einstürzen. Und wenn das geschieht, gibt es nichts mehr zu Lachen.“
    Haruka und Shuu schwiegen und blickten sich verunsichert an. Doch Rika stieß sich lachend von der Wand ab. Ihre typische Art strahlte eine ungewöhnliche Kühle aus. „Kann es sein, dass sie uns nur Angst einjagen wollen? Wir leben schließlich nicht mehr im letzen Jahrhundert, in dem sie vielleicht noch im Bergbau gearbeitet haben.“ Die barschen Worte des Mädchens verärgerten den Mann verwunderlicher Weise nicht. Im Gegenteil, sie amüsierten ihn nur. „Du scheinst ganz schön mutig zu sein, junge Dame.“ Er lachte rau. „Ihr scheint ja wild entschlossen zu sein, da kann ich als Experte euch nicht abbringen.“ Rika blickte Nobuo kühl an. Er war ihr einfach unsympathisch, aber schließlich konnte sie nun die Geste von Shuu und Haruka nicht mehr ausschlagen.
    Nobuo ging um sie herum, nahm einige der Ausrüstungsstücke ab und sortierte sie auf den Tisch. Dabei achtete er nicht auf die Karten, die darauf ausgebreitet waren. „Ich werde euer Exkursionsleiter sein. Ohne jemanden, der sich da unten auskennt, seid ihr aufgeschmissen.“ Diesmal war es Haruka, die die Abneigung gegenüber dem Mann kundtat, indem sie die Augen verdrehte. Doch dieser schien es nicht zu bemerken, denn er blühte regelrecht auf in der Freude wieder in den Untergrund zu gehen. „Jeder von euch sollte ein Pokémon mitnehmen. Zur Sicherheit.“Stumm nickten Haruka, Shuu und Rika und gingen im Gedanken durch, welches Pokémon sie wohl begleiten wird.
    Durch ein metallisches Klirren, das beim Schultern des Inventars ertönte, riss sie wieder aus den Gedanken. „Jeder von euch nimmt eine Fackel und dann kann es losgehen!“ Der Alte lachte bebend auf.

  • 19. Kapitel


    Der Untergrund-Mann (Teil II)


    Die alte Nobuo führte Shuu und die Mädchen zu einem Eingang, der ähnlich gebaut war wie der einer Miene. Dieser war jedoch höher erbaut und mit Lampen versehen, die bei Dunkelheit helles Licht ausstrahlten. Dazu wirkte er stabil und ungefährlich. Trotzdem machte sich ein beklemmendes Gefühl in Haruka breit. Es gab oft Berichte und Gerüchte über Menschen, die in einer Miene verschüttet worden sind und nie mehr das Tageslicht erblickten. Sie zögerte und ließ Rika und Shuu zuerst in den dunklen Gang eintreten. Shuu blickte zurück und streckte seine Hand nach Haruka aus. Unsicher fasste sie nach seiner Hand. Sie spürte, wie ein Gefühl der Sicherheit in ihr aufkeimte. Sanft ließ sie sich zu ihm ziehen um den Weg ins Innere des Tunnels mit ihm zu gehen.
    Rika ging zielstrebig weiter, ohne ein Gefühl der Angst nach Außen hin auszustrahlen. Ihre Körperhaltung strömte schon einen Hauch von Selbstsicherheit aus. Schließlich blieb Nobuo ruckartig stehen und veranlasste die Jugendlichen ebenfalls notgedrungen stehen zu bleiben. „Wir dringen jetzt in ein Tunnelsystem, was das Territorium mancher Boden Pokémon ist. Eure Pokémon sollten ab hier an eurer Seite sein.“ Mit diesen Worten holte der alte Mann einen orange-schwarzen Hyperball heraus. Aus dem Licht formte sich ein Geowaz. Es hatte kurze Beine, und Arme, war aber dafür ein kraftvolles Pokémon.
    Shuu und Rika zückten ebenfalls ihre Pokébälle aus denen im grellen Licht die Gestalt von Hundemon und Luxio abzeichneten. Genüsslich streckte sich der blaue Luchs und warf einen finsteren Blick dem Schattenhund zu. Dieser schien jedoch Luxio zu ignorieren. Es gähnte gelangweilt.
    Als gerade Haruka einen ihrer Pokébälle zückte, befreite sich aus einen der rot-weißen Bälle das silbern geflügelte Pokémon Lugia. Es quiekte erfreut und verspielt und hopste um seine Ersatzmutter herum. Haruka warf dem Baby ein ratloses Lächeln zu. „Meinst du das ist die richtige Entscheidung?“, erkundigte sich die Schwarzhaarige. Shuu sah Haruka, dann Rika an. „Es wird schon nichts passieren.“, versuchte er das Mädchen zu beschwichtigen, die jedoch nur die Schultern zuckte. „Wie ihr meint.“
    Der alte Nobuo warf Haruka einen kurzen Blick zu, bevor er schließlich voran ging. Lugia sauste sofort in den nächsten dunklen Gang. Verspielt wie es war, bemerkte es dabei nicht die kommende Dunkelheit in dem Tunnel. Plötzlich spürte es die Einsamkeit und suchte ängstlich nach Haruka. Shuus Luxio kam hinterher gerannt um nach dem Baby zu sehen. Die Gestalt des Luchses beschwichtigte Lugia einwenig. Gehorsam wartete Lugia bis Haruka wieder in Sichtweite war, stürmte wieder zu ihr um dann schließlich mit wedelnden Flügel wieder wegzulaufen. Dies alles war für ihn eine Art Spiel, jedoch konnte dieses Spiel schnell zum gefährlichen Ernstfall werden. Haruka war besorgt deswegen und ließ ihren Liebling nicht aus den Augen.
    Nobuo würdigte dem Baby Lugia keines Blickes und setzte seinen Weg fort. Rika folgte ihm. Unerwartet blieb Rikas Schattenhund stehen. Ein leises Knurren entrann seiner Kehle. Automatisch blieben Luxio ebenfalls stehen und horchte. Lugia drängte sich ängstlich an Luxios Körper heran. Nobuos Geowaz schien ebenso etwas zu spüren. „Was ist, Geowaz?“ In diesem Moment erzitterten leicht die Wände unter dem Brüllen eines Pokémons. Haruka blickte furchtsam zu Shuu, der regungslos da stand und umher spähte. Dann jedoch verstummte das Brüllen des Pokémons ebenso jäh, wie es gekommen war. Die angriffsbereite Haltung der Pokémon schien sich wieder zu lösen. „Was war das?“, wollte Rika wissen. Nobuo zuckte ahnungslos die Schultern. „Keine Ahnung, was in diesen Tunneln alles herum kriecht.“, erwiderte er. „Los kommt.“
    Folgsam trotteten Haruka, Shuu und Rika dem alten Mann hinterher. In Gedanken waren sie jedoch bei dem mysteriösen Pokémon, welches in den Gängen des Untergrunds sein Unwesen trieb.
    Auf ihrem weiteren Weg kam es jedoch zu keinen Zwischenfällen mehr. So tollte Lugia verspielt herum, ging Luxio und Hundemon gewaltig auf die Nerven bis das Unlicht Pokémon dieses barsch anknurrte.
    Haruka fand die Gestalt des Pokémons sehr faszinierend. Es war um einiges kraftvoller gebaut als normale Exemplare. Die Hörner waren seltsam stark gekrümmt und trotzdem wirkte die Statur des Hundes geschmeidig. Die rubinroten Augen verliehen Hundemon einen furchterregenden Ausdruck. Noch nie hatte sie ein solch wunderschönes Pokémon gesehen, dass Kraft und Schönheit in einem verband. Besonders fiel der Braunhaarigen der Charakter des Pokémons auf. Es war eigenwillig, wild und stolz, doch war es seiner Trainerin gegenüber äußerst loyal.
    Haruka sah Rika an. „Woher hast du eigentlich dein Hundemon?“, brach sie das Schweigen letztendlich. Rika sah zu Hundemon hinunter, welches neben ihr her trottete. „Hundemon war mein zweites Pokémon. Deshalb liegt er mir sehr am Herzen. Ich habe ihn in der Nähe von Route 201 gefunden.“, erwiderte die Schwarzhaarige. „Es war verletzt und konnte nicht mehr laufen. Ich habe ihn bis zum nächsten Pokémon Center getragen.“ Rika machte eine kurze Pause. Hundemon stupste sie zärtlich an. Zwischen Trainer und Pokémon bestand eine feste Freundschaft. „Dort habe ich erfahren, dass ein Rudel Hunduster in der Gegend war. Sie machten einigen Ärger in der Stadt und in der Umgebung.“
    Shuu und Haruka lauschten interessiert. Sie vermuteten, warum Rika es verletzt aufgefunden hat. „Ein Streuner hatte seinen Platz im Rudel streitig gemacht, und natürlich verloren. Es dauerte eine Weile bis ich sein Vertrauen gewonnen hatte.“ In Gedanken an die Tage kraulte sie Hundemons Kopf.


    Es verging einige Zeit, in der die Jugendlichen kein Wort sprachen. Haruka beschäftigte noch lange die besondere Beziehung zwischen Haruka und ihrem Pokémon Hundemon. Diese Art der Freundschaft war vergleichbar mit ihr und Lugia. Hundemon vertraute Rika bedingungslos und umgekehrt bestand das gleiche Vertrauen.
    Im den Tunnelsystemen ging Harukas Zeitgefühl völlig verloren. Die Fackeln warfen tanzende Schattenbilder an den Wänden. Sie waren wunderschön, aber auch gleichzeitig mysteriös und unheimlich. Manchmal blieb die Gruppe stehen, horchten und versuchten das leistete Geräusch wahrzunehmen. Es gelang ihnen jedoch nicht. Schließlich wanderten sie Nobuo weiter – still und schweigsam. Dann aber brach Haruka die Stille mit einem lauten Seufzer, der in dem, nun schmaleren Tunnelsystem, widerhallte. Rika blickte das Mädchen an.
    Plötzlich zerriss ein erschrockener Aufschrei die geruhsame Stille. Haruka wirbelte herum. Das war Lugia! Ihr Herz pochte wild und ihre Gedanken schienen einen Höhenflug zu erleben. Alarmiert rannte sie los, so schnell sie konnte. Sie merkte nur noch, wie Shuu und Rika ihr hinterher liefen. Nobuo blieb dagegen teilnahmslos zurück.
    Nochmals jammerte die Stimme Lugias laut auf. Luxio hatte sich vor das Baby gestellt um es zu schützen, doch plötzlich traf den Luchs ein heftiger Windstoß. Sofort ging das Pokémon zu Boden. Shuu rannte zu seinem Pokémon, das sich versuchte aufzustehen, doch immer wieder wegknickte.
    Schließlich ertönte abermals ein heller Schrei und die Gestalt eines Panzaeron erschien vor der Gruppe. Lugia zitterte vor Angst. Es jammerte furchtsam.
    Der beeindruckende Stahlvogel landete vor Lugia. Wieder kreischte es aufgebracht. Es hob den Kopf. Seine Flügel glänzten unerwartet – ein Stahlflügel. Lugias jammervolles Geschrei wurde noch erbärmlicher und angstvoller.
    Haruka war wie gelähmt. Das Mädchen konnte einfach nichts tun. Sie war hilflos. Doch plötzlich wurde sie ungeniert von Rika zur Seite geschubst. „Hundemon, Flammenwurf, beeil dich!“
    Hundemons Schnauze wurde in eine rötliche Aura getaucht, und schoss schließlich ein gebündelter Feuerstrahl aus dem Maul. Der unerträglichen Hitze, der dieser ausstrahlte, war nun Panzaeron schutzlos ausgeliefert. Zäh widersetzte sich doch das Panzeron und spie eine Salve gold funkelnder Sterne auf Hundemon herab, die aus dem Nichts erschienen. Die Attacken kollidierten und verursachten eine Explosion.
    Die Wände wackelten unter der Erschütterung. „Pff. Mach es fertig!! Spukball!“, befahl die Schwarzhaarige.
    Einen dunklen Schattenball erschuf Hundemon, der von einer lilafarbene Aura strahlte umgeben war. Panzaeron brach nach dieser Attacke erschöpft in sich zusammen.
    Haruka taute aus ihrer Erstarrung aus. Erst jetzt realisierte sie, dass die Gefahr gegangen war. Lugia saßen der Schreck und die Furcht immer noch in den Knochen. Die Braunhaarige schlang die Arme um Lugias Hals und schmiegte ihr Gesicht gegen seinen Nacken. Es wimmerte leise und war erleichtert, dass es vorbei war.
    Rika währenddessen zückte einen Pokéball hervor. Der rot-weiße Strahl fing das besiegte Panzaeron ein. Nach einigen Augenblicken blieb der Pokéball regungslos liegen.
    Nobuo war ebenfalls anwesend und beobachtete das Geschehen mit einer Art von Erstaunen. „Sagenhaft… Dieses Panzaeron hat schon seit einiger Zeit die Arbeiter in Angst und Schrecken gehalten. Einige Pokémon sind daran schon gescheitert gegen es zu kämpfen.“, berichtete der alte Mann und blickte Rikas Schattenhund an. „Aber dein Hundemon hat es mit Leichtigkeit besiegt.“ Rika schwieg und machte auch keine Gestalten darauf etwas zu antworten. Still besah sie Panzaerons Pokéball. Das Pokémon wollte nur seinen Lebensraum beschützen, doch in diesem Wahnsinn hätte es fast ein junges Baby Pokémon angegriffen und schwer verletzt.
    Haruka erhob sich. Der Schreck war nun vollkommen verschwunden. „Danke, du hast Lugia das Leben gerettet.“ Die Schwarzhaarige wandte sich zu dem Mädchen um. Ihr Blick war finster und ernst. „Hast du vielleicht schon mal daran gedacht deinem Pokémon das Kämpfen beizubringen?“ In ihrer Stimme schwang ein harter Tonfall mit. „Dann wäre es niemals so weit gekommen.“ Haruka blickte Rika fassungslos an. „Es ist doch noch ein Baby!“, protestierte das Mädchen. Rika zuckte die Schultern. „Was glaubst du, wann ein junges Pokémon selbstständig wird? Es wird nicht ewig von der Mutter beschützt. Das solltest du wissen als Lugias Ersatzmutter.“
    Rikas Worte klangen hart, aber sie sprachen auch die Wahrheit. Lugia hatte noch nie gekämpft, ausgeschlossen der Kampf als Haruka es gefangen hatte. Damals waren die Attacken des Pokémons eher eine Art Notwehr. Sie dienten nur als Verteidigung, weil es keinen Ausweg mehr gefunden hatte. Shuu legte seine Hand auf ihre Schulter. Doch diese war in Gedanken versunken.
    Rika fuhr sich durch ihre schwarzen Haare. Sie blickte Haruka nicht mehr an. Ihre Worte hatten Haruka zum Nachdenken gebracht. Die Gruppe blieb einige Zeit stumm. Schließlich riss ein metallisches Hämmern sie aus der Trance. Sie blickten sich um.
    Der alte Nobuo saß auf der Erde und hatte seinen Bergbau Inventar neben sich gelegt. In der Hand lag ein kleiner Hammer, der am Kopf spitz zu lief. Er war fein und übte nicht viel Druck auf die Wand aus. Dagegen war der Hammer in der anderen Hand schwer und geeignet für große Flächen aufbrechen.
    Mit dem großen Hammer klopfte Nobuo vorsichtig die Wand auf. Etwas Glitzerndes kam zum Vorschein, jedoch war nur die Hälfte des Schatzes erkennbar. Mit dem feinen und leichten Hammer befreite der alte Mann einen goldgelblichen Stern. Er erhob sich und präsentierte den Jugendlichen den Schatz. „Wisst ihr was es ist?“ Die Angesprochenen schüttelten den Kopf. „Das ist wonach wir Untergrund-Arbeiter suchen! Ein seltenes Sternenstück.“ Der Mann war sichtlich stolz auf seinen Fund und steckte ihn anschließend in einen Beutel am Gürtel. Nun wandte sich der Mann an die Jugendliche. „Es gibt einige Gründe, warum man im Untergrund gräbt. Erstes, wegen dem Kohle Abbau und zweites wegen der Schätze. Bisher wurden Entwicklungssteine, wie Donner-, Feuer-, Wasser- und Blattsteine hier gefunden.“
    Haruka hob die Augenbraue. Beachtlich war es, was man hier ausgraben konnte. Sie fand es interessant zu wissen, dass die bekannten Steine, die zur Entwicklung eines Pokémon dienen, aus dem Untergrund stammen.
    Nun beugte sich Nobuo über sein Sortiment. Er gab jedem der Jugendlichen zwei Hämmer, die er selbst zuvor ebenfalls benutzt hatte. Anschließend händigte er ihnen noch drei Schürzen aus, die sie um die Hüfte banden, damit sie sich nicht schmutzig machten. „Ich werde euch jetzt einige Techniken zeigen, die ihr zum Ausgraben von Gegenständen braucht.“


    Haruka, Shuu und Rika viel über den Bergbau und über die Ausgrabung von antiken und wertvollen Gegenständen. Noch dazu konnten sie das Gelernte schnell anwenden. Ihnen machte es großen Spaß nach Gegenständen zu graben. Dabei hatten sie auch mehr oder weniger Glück. Zwar waren es keine wertvollen Dinge, wie Steine oder andere Dingen, jedoch waren es nützliche Dinge, wie Beleber oder Top-Beleber.
    Trotz eher dieser kleinen Erfolge schaufelten sie mit Hingabe weiter bis Haruka schließlich auf etwas Hartes stieß. Sie stieß einen überraschten Ausruf aus. Nobuo hob den Kopf und ließ seine Werkzeuge auf den Erdboden fallen. Der Alte betrachtete Harukas Fund, nahm ihr den leichten Hammer aus der Hand und klopfte einen sichelartigen Gegenstand frei. Dieser hatte die Form einer Klaue und war seltsam gekrümmt. Haruka blickte fasziniert auf die Sichelklaue. „Eine Scharfklaue…“, flüsterte Nobuo. „Ein seltener Fund.“
    Shuu hob den Kopf. Der Schweiß rann ihm über die Stirn. Mit der Hand wischte er diesen weg. Die Braunhaarige legte die Scharfklaue auf ein Tuch neben sich und arbeite weiter. Sie war richtig stolz darauf etwas Seltenes ausgegraben zu haben. Mit neuem Ehrgeiz schlug Haruka sanft die Wand auf, allerdings mit leichtem Druck, damit die Schläge nicht die Wand zusammen brechen ließen.
    Rika und Shuu hatten weniger Erfolg, das Glück war ihnen einfach nicht hold. Das Einzige, was sie fanden, waren Gegenstände, die gar nichts wert waren oder nur vom Geringen wert waren. Shuu war leicht genervt. Sein Blick fiel auf kurz auf die Pokémon, die ein Nickerchen hielten. Luxio und Lugia hatten sich aneinander gekuschelt, dagegen ruhte Hundemon einige Meter von ihnen weg. Sie beachteten ihre Trainer nicht und relaxten ganz einfach.
    Schließlich setzte Shuu eher lustlos die Arbeit fort. Die wand bröckelte leicht ab. Unerwartet stieß er auf einen harten Untergrund in der Wand. Das Gestein dort war etwas heller und leicht gräulich gefärbt. Eine Art Einkerbung war darauf zu sehen. Behutsam entfernte der Grünhaarige das überflüssige Gestein.
    Mit einem dumpfen Geräusch fiel der Brocken auf den Boden. Dieser hatte die Form eines Kopfes, und war klein. Shuu hob den antiken Fund interessiert auf.
    Rika blickte zu Shuu und beugte sich leicht über seine Schulter. „Ein Fossil…“, murmelte die Schwarzhaarige. Der junge Koordinator blickte sie verwirrt an.
    Fossile waren antike Funde von ausgestorbenen Pokémon, die in der Urzeit gelebt hatten. Sie waren nicht nur selten, sondern auch sehr kostbar. Sammler zahlten für Fossile ein halbes Vermögen. Ein schwieriges Unterfangen war, mithilfe der DNA-Spuren, welches in den Fossilien vorhanden war, diese Pokémon wieder zu beleben.
    Nobuos Augen funkelten argwöhnisch, nachdem er das Fossil unter Augenschein genommen hatte. „Es handelt sich hierbei um ein Kopffossil.“, meinte er kühl. „Von welchem antiken Pokémon es allerdings handelt, weiß ich leider nicht.“
    Shuu betrachtete das rundliche Gestein, was angeblich ein Fossil sein soll. Schmale Furchen durchzogen das graue Gestein und darüber hinaus hob sich eine leichte Erhebung ab. Eher skeptisch war er, dass es sich tatsächlich um ein Fossil handelte.
    Sorgfältig wickelte Shuu das Fossil in einen Stofffetzen. Das Urgestein war zerbrechlich und sollte nicht beschädigt werden.
    Nobuo räumte die Werkzeuge zusammen. „Es wird Zeit.“, sagte er trocken.


    Es kam ihnen vor wie eine Ewigkeit bis sie endlich an der Oberfläche wieder angekommen waren. Das Trio hätte nicht sagen können, wie lange sich schon im Untergrund gewesen waren.
    Zurück an der Oberfläche, sogen sie die frische Luft in ihre Lungen. Unter der Erde war es erdrückend warm gewesen und erleichterte keinesfalls das Atmen. Das Licht der untergehenden Sonne blendeten Shuu, Haruka und Rika.
    Im Haus des alten Mannes verabschiedeten sich von Nobuo und bedankten sich für die Begleitung in den Untergrund. Schließlich gingen Haruka, Shuu und Rika wieder zurück in die Stadt. Bestürzt stellten Haruka und Shuu jedoch fest, dass es nicht lohnen würde, sich auf den Weg zur nächsten Stadt zu machen. Stattdessen beschlossen sie noch eine Nacht im Pokémon Center zu übernachten und am nächsten Morgen weiterzureisen.
    In der Eingangshalle verhaarten die beiden Koordinatoren und Rika schließlich. „Danke, dass du mitgekommen bist.“, sagte Shuu und lächelte. Rika erwiderte dieses Lächeln nur einen Augenblick. „Und vielen Dank, dass du Lugia beschützt hast.“, fügte Haruka hastig hinzu. „Kein Problem.“, erwiderte das Mädchen. Mit diesen Worten wandte sich Rika zum Gehen und verschwand aus der Tür.
    Haruka und Shuu schauten sich an. Sie fanden keinen Anlass das Mädchen aufzuhalten. Der Grünhaarige zog Haruka an sich heran und berührte sanft ihre Lippen. Diese war von der unerwarteten Zärtlichkeit vollkommen überrascht. Verwirrt blickte sie in seine grünen Augen. Beschämt schlug Haruka die Augen nieder. „Zu blöd, dass wir nicht heute nicht weitergekommen sind…“, flüsterte Shuu. „Doch dafür können wir noch etwas Hier bleiben…“ Somit zogen sich Shuu und Haruka für diesen Abend in ihr Zimmer zurück um ungestört zu sein…

  • Versorgung für meine Abwesenheit!


    20. Kapitel


    Das Fossil (Teil I)


    Der nächste Morgen kam rasch. Haruka und Shuu standen schon sehr früh auf um diesmal weiter zu ziehen um zur nächsten Stadt zu gelangen. Doch dieser heutige Tag war kalt und windig. Ein Sturm kündigte sich schon wieder an. Doch laut der Wettervorhersage sollte dieser nicht schlimm werden. Dennoch entschlossen sich Haruka und Shuu weiter zu reisen. Sie verloren einfach zu viel Zeit, wenn sie einen weiteren Tag in Ewigenau blieben. Haruka und Shuu frühstückten hastig im Restaurant des Pokémon Centers. Von Schwester Joy erfuhren sie, dass im Süden der Stadt eine Fahrrad-Ausleihe war, um den Fahrradweg zu überqueren.


    Shuu betrachtete das runde Urgestein nachdenklich. Welche DNA wohl in diesem Brocken sich verbarg? Mit den Fingerspitzen strich er über die glatte, feine Oberfläche. Schließlich wickelte Shuu den Stein wieder in ein Tuch, sodass das Fossil keinen Schaden davon trug. Weiter wartete Shuu geduldig auf Haruka, die kurz zu Schwester Joy gegangen war um den Zimmerschlüssel zurückzugeben. Als sie letztendlich kam, stand er schweigend auf. Haruka fiel sofort seine nachdenkliche Miene auf. „Was ist los?“
    Shuu blickte ihr in die saphirblauen Augen. „Nichts, ich war in Gedanken.“ Nun musterte Haruka ihn eindringlich. Doch dieser zog Haruka nur schweigend an sich und gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Auf ihrem Gesicht machte sich ein fragender Ausdruck breit. „Für was war das?“, erkundigte sich die Braunhaarige grinsend. „Für deine unendlich Neugier.“, erwiderte er zärtlich. Haruka lächelte.
    Schließlich entfernte sich Shuu grinsend, und fuhr sich arrogant durch seine grünen Haare. Haruka mochte diese einbildete Geste von ihm nicht besonders, doch trotzdem fand sie, dass dies einfach zu seiner Persönlichkeit dazu zählte.
    Gespielt beleidigt wandte die Braunhaarige ihm den Rücken zu und ging stumm aus der Tür des Pokémon Centers. Shuu blickte ihr verwundert nach. „Haruka! Warte!“, rief er. ‚Verdammt! Was hab ich jetzt schon wieder gemacht?’, schoss es ihm durch den Kopf, während er hinter Haruka nach lief. Doch diese machte nicht den Anschein auf ihn zu warten. „Was hab ich jetzt schon wieder verbrochen?“, wollte er wissen. Haruka antwortete nicht und ging einfach – ohne einen Schimmer, wohin sie ging – weiter. „Wo gehst du eigentlich hin?“, rief Shuu, der stehen blieb. Haruka neigte ihren Kopf zu ihm. „Zur Fahrradleihe geht es in die andere Richtung.“
    Haruka stieg die Schamesröte ins Gesicht. Sie hatte wirklich null Orientierung und jetzt blamierte sie sich auch noch vor Shuu. „Ähh… Echt? Ähh…“, redete sich Haruka heraus. Verlegen kratzte sie sich am Hinterkopf. Shuu setzte sein übliches arrogantes Grinsen auf. Haruka hasste es. Doch sie unterdrückte das Bedürfnis ihn anzuschnauzen. „Werte Dame, gestatten Sie das ich die Führung übernehme, da ich befürchte, dass sie eine völlige Fehlorientierung besitzen?“, bat er höflich. Trotzdem besaß Shuu noch immer sein arrogantes Grinsen im Gesicht. „Shuu! Du eingebildeter-!“ Weiter kam Haruka nicht. Shuu legte ihr sanft den Zeigefinger auf die Lippen. „Pssscchht. Wenn du dich aufregst, kriegst du Falten.“
    Klatsch!
    Haruka verpasste Shuu eine saftige Ohrfeige. Dieser hielt sich die besagte Wange. Ihr Handabdruck zeichnete sich rötlich ab. Betroffen von Harukas schlagfertiger Reaktion blickte er betrübt drein. Die Leute starrten ihn kopfschüttelnd an.
    Shuu war eindeutig zu weit gegangen! Bis zu einem gewissen Maß ertrug Haruka seine spielerischen Sticheleien, aber dies ging zu weit. Dies sah er ein – widerwillig. Schmerzlich erkannte der Grünhaarige, das sich in ihren Augenwinkeln Tränen angesammelt hatten. „Haruka…“, wisperte er, ängstlich darüber was nun folgte. Eine Standpauke? Ein heftiger Wortwechsel? Nein! Gar nichts kam!
    Harukas Schweigen löste in Shuu unwillkürlich Panik aus. „Haruka! Sag doch was! Schrei mich an! Beschimpf mich! Aber bitte sag was!“
    Plötzlich umspielten ein schmales Lächeln ihre Lippen. „Schlechtes Gewissen, was?“ Shuu wusste nicht, was er darauf antworten sollte. „Ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass ich auch noch Gefühle habe?“, tobte die Braunhaarige. „Eine einfache Entschuldigung tut es nicht, nehme ich an?“, erwiderte Shuu mit gedämpfter Stimme.
    Haruka sah ihn einige Momente wütend an. „Du bist ein Idiot, Shuu! Merk dir das!“ Mit diesen Worten nahm Haruka seine Entschuldigung an. Sie konnte ihm nie auf ihn lange wütend sein.
    Der Grünhaarige seufzte erleichtert. Haruka konnte, obwohl sie ihm nicht lange böse sein konnte, auch manchmal sehr nachtragend sein. Er beschloss sie keinesfalls mehr zu reizen.


    Nach knappen zehn Minuten waren sie schließlich an der Fahrradausleihe angekommen. Dort liehen sich Haruka und Shuu zwei Fahrräder aus um über den Radweg zu fahren. Die nächst gelegende Stadt war Erzelingen, die aufgrund des Kohlenabbaus berühmt geworden war. Im Osten, auf Route 207, die an Erzelingen und dem Radweg anschloss, grenzte der Kraterberg, der den Kontinent Shinou in zwei Hälften teilte. Erzelingen lag nicht auf ihren Weg. Darum beschlossen sie diese Stadt zu umgehen und an einem späteren Zeitpunkt die Stadt zu besichtigen. Ihr nächstes Ziel war Herzofen, eine der größten Städte in ganz Shinou. Es rankten sich viele Berichte über die Wettbewerbe dort und über die reichen Einkaufzentren dort. Haruka freute sich schon darauf und diese Tatsache ließ sogar ihr Tempo steigern.
    Es war jedoch reger Betrieb auf dem Radweg. Er war breit um genügend Passanten Platz zu bieten.
    Der Wind blies ihnen ins Gesicht. Sie fuhren gegen den Wind, was das Fahren nicht leichter machte. Doch es machte ihnen Spaß. Shuu machte einige Faxen um Haruka zum Lachen zu bringen. Er hielt den Fahrradlenker nicht fest um freihändig zu fahren, aber das gesamte Fahrrad kam ins Trudeln, sodass Shuu beinahe gegen die Leitplanke gefahren war. Haruka amüsierte sich köstlich über Shuu.
    Doch plötzlich ertönte Kampflärm und Haruka und Shuu blickten sich um. En glühender Flammenstrahl schoss in die Luft.
    „Steilflug nach oben!“, befahl eine weiblich, bekannte Stimme. Schließlich tauchte ein fliegendes Pokémon auf und stieg höher und höher in den Himmel. „Und im Sturzflug Sternschauer!“
    Das silbern-glänzende Pokémon, es war ein Panzaeron, stürzte sich gleich darauf vom Himmel herab. Es öffnete den Schnabel und formte golden leuchtende Sterne, die aus dem Nichts auftauchten. Das gegnerische Pokémon hatte keine Chance auszuweichen. Das Pokémon Vulpix knallte gegen die Wand und blieb erschöpft liegen. Die junge Trainerin des Feuer Pokémons kümmerte sich um ihr Pokémon und flüchtete so schnell, wie sie konnte aus der Nähe ihrer Gegnerin. Panzaeron landete auf dem Geländer. Es kreischte erhaben. Das Pokémon hatte nur leichte Blessuren davon getragen, leichte Verbrennungen an den Beinen, sonst war es soweit unbeschadet.
    Das schwarzhaarige Mädchen blickte zu ihrem Pokémon hinauf. Es hatte wirklich Fortschritte gemacht. Schließlich sah sie Haruka und Shuu auf sich zu kommen. „Welch eine Überraschung.“, rief sie ihnen zu. „Und schon treffen wir uns wieder.“ Ein Lächeln lag auf dem Gesicht des Mädchens. Die Angesprochenen hielten an. Haruka lachte.
    „Guter Kampf!“, lobte die Braunhaarige, während sie Panzaeron musterte. Rika nickte dankend. Shuu starrte Rika starr an. „Kann es sein, dass du nicht gerade weit gekommen bist?“
    Rika nickte abermals. „Ich habe im Freien übernachtet, jedoch habe ich die halbe Nacht trainiert mit Panzaeron.“ Sie blickte stolz das Resultat ihres harten Mitternachtstrainings an. Panzaeron öffnete halb den Schnabel und ein zischendes Geräusch entkam dem stählenden Vogel.
    Der Grünhaarige wusste, dass Rika eine sehr ehrgeizige Trainerin war, die hart an sich und ihren Pokémon arbeitete. Niederlagen duldete sie nicht. „Aus welchem Grund?“
    Rika lachte kurz auf. „Aus welchem Grund schlägt man sich wohl die Nacht um die Ohren?“, kam es von ihr zurück. „Panzaeron brauchte dringend Training.“ Shuu grinste. „Du hast einen Kampf verloren.“, stichelte der Junge. Rika wich seinem Blick aus. „Pah!“, sagte sie beleidigt, stritt aber den Vorwurf auch nicht ab.
    Haruka schaute Shuu und Rika abwechselnd an. Ihr Freund besaß ein gutes Gespür auf empfindliche Stellen zu stoßen. Er neigte sehr schließlich jemanden damit aufzuziehen. Diese Tatsache hatte Shuu oft getan als sie sich zum ersten Mal in Hoenn getroffen hatten. In Kanto allmählich nahmen seine Anspielungen schließlich ab.
    Nun wandte sich die Braunhaarige wieder zu Rika. „Hat es denn etwas gebracht?“, wollte sie wissen. Die Augen für einen Moment schließend, erwiderte Rika: „Willst du es nicht herausfinden?“ Haruka war für einen Augenblick verblüfft. „Du forderst mich heraus?“
    Das Mädchen stimmte nickend zu. „Wie wär’s mit einer Revanche, hm? Hier und jetzt?“
    Zweifelnd blickte Shuu sie an. Es war gefährlich mitten auf dem Radweg zu kämpfen, aber Haruka lehnte die Herausforderung nicht ab. „Angenommen.“
    Rikas Lippen umspielten ein leichtes Grinsen. Panzaeron breitete seine Schwingen aus und brach in kreischendes Kampfgeschrei aus. Es stieg in die Luft empor und kreiste über ihren Köpfen. „Mein Pokémon ist doch wohl klar, oder?“, rief Rika ihrer Gegnerin zu, die sich von ihr entfernt hatte.
    Schweigend nickte Haruka, während sie in Gedanken grübelte, welches Pokémon sie einsetzen sollte. Schließlich zog die Koordinatorin einen Pokéball hervor.
    Der Grünhaarige schaute Haruka konzentriert an. Welches sie wohl gewählt hatte? Es war schwierige Wahl, da Panzaeron die Fähigkeit hatte zu fliegen. Doch Haruka war keinesfalls unsicher über ihre Entscheidung. Sie warf den rot-weißen Ball in die Luft, der sich daraufhin öffnete. „Gallopa! Ich wähle dich!“ Aus dem Licht löste sich das Feuerpferd. Es wieherte schrill. Panzaerons Schrei erfüllte abermals die Luft.
    Rika blickte Haruka ernst an. „Ich überlass dir den Anfang.“ Haruka nickte. „Was für eine Ehre.“, erwiderte sie. „Gallopa! Starte mit deinem Flammenwurf!“
    Gallopa mobilisierte in seinem Maul den Flammestrahl und spie diesen auf Panzaeron. „Ausweichen mit Agilität!“ Mit rasender Geschwindigkeit verschwand der Stahlvogel vor Harukas Augen. „Und jetzt deinen Sternschauer!“
    Hinter Gallopa tauchte Panzaeron unerwartet auf. Der Vogel öffnete seinen Schnabel und schoss mehrere goldene Sterne auf das Feuerpferd herab. Dieses war dem Angriff schutzlos ausgeliefert und konnte sich dadurch die wehren. „Verdammt.“, fluchte Haruka leise und richtete ihren Blick auf das fliegende Pokémon. „Deinen Stahlflügel, Panzaeron!“ Die Flügel Panzaerons glühten weiß auf, während es auf Gallopa zu raste. „Feuersturm!“ Ehe der stählende Vogel den Angriff ausführen konnte, spie Harukas Pokémon ein mächtiges Flammenkreuz auf es. Nur knapp konnte Panzaeron der Attacke gerade noch entgehen. „Der Kampf ist interessanter als ich dachte.“, gestand die Schwarzhaarige. „Aber Schluss mit der Spielzeit! Luftschnitt!“
    Abermals sperrte Panzaeron seinen Schnabel auf. Doch diesmal rasten und verletzten einige Luftklingen Harukas Feuerpferd. Dieses wirkte schon sehr angeschlagen, trotz der kurzzeitigen Dauer des Kampfes. „Flammenwurf, schnell!“, befahl Haruka.
    Gallopa spie einen weiteren glühenden Flammenstrahl auf Panzaeron. „Du weißt, was du zu tun hast!“
    Rikas Pokémon verstand. Panzaeron wich nochmals dem Flammenwurf durch Agilität aus und griff anschließend mit Stahlflügel an. „Scheisse!“, schrie Haruka lauthals, jeglichen Anstand abwerfend. „Mit Sprungfeder ausweichen! Beeil dich!“ Das Feuerpferd nahm Anlauf, nur durch wenige Schritte bekam es eine hohe Geschwindigkeit, und setzte zum Sprung an. Mit Leichtigkeit übersprang es Panzaeron und war somit über ihm. „Was?! Verdammt. Damit habe ich nicht gerechnet!“
    Haruka grinste. „Flammenwurf!!“, brüllte das Mädchen. Für Panzaerons Ausweichmanöver war es bereits zu spät. Rika jedoch befahl ihm hastig als Gegenangriff Sternschauer einzusetzen.
    Beide Angriffe, der Flammenwurf und der Sternschauer, prallten aufeinander und lösten einen lauten Knall aus. Der darauf entstehende Rauch verdeckte ihnen die Sicht auf ihre Pokémon. Nach wenigen Augenblicken verzog sich der Rauch und enthüllte somit den Zustand ihrer kämpfenden Pokémon. Beide lagen am Boden und rangen mit ihrem Gleichgewicht. Keines wollte aufgeben.
    Shuu schaute zuerst zu Gallopa und Panzaeron, dann anschließend zu Haruka und Rika. „Ihr müsst den Kampf beenden!“, schrie der Junge. „Oder wollt ihr, dass sie sich ernsthaft verletzen?“
    Nein, das wollten sie nicht. Jeder verantwortungsbewusste Trainer wusste, wann sein Pokémon unfähig war weiterzukämpfen. In dieser Verfassung könnten Gallopa und Panzaeron nicht einmal richtig auf den Beinen stehen. Auf einen Sieg kam es nicht drauf an, genauso wie bei einer Niederlage – egal wie groß die Demütigung auch war.
    Die Mädchen liefen zu ihren Pokémon, die entkräftet zusammenbrachen, als sie neben ihnen knieten.
    Haruka streichelte Gallopa über die feurige Mähne, die schwach loderte. Ein sanftes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Mädchens. „Du hast gespürt, was ich fühle, nicht wahr? So ist es doch, Gallopa?“ Das Feuerpferd blickte Haruka sanftmütig und klug, wie es war, aus seinen roten Augen an und stupste es leicht an. „Du hast dir eine Pause verdient.“ Mit diesen Worten zog Haruka den Pokéball hervor. Gallopa schloss die Augen als es von dem rötlichen Strahl erfasst wurde und zurück ins Innere des Balles gesogen wurde.
    Rika schaute ihr Pokémon mit kühler Miene an. Panzaeron blickte sie beschämt an. Unsicher darüber, wie seine Trainerin reagieren würde, wich es ihrem Blick aus. Doch ihr Blick wurde sanft. „Du hast wunderbar gekämpft. Danke, Panzaeron!“ Verwirrt schaute der Vogel seine Trainerin an, die es schließlich an sich drückte. Verlegen entwand sich das Pokémon aus dem Griff. „Erhol dich etwas!“ Panzaeron kehrte ebenfalls in den Pokéball zurück um sich auszuruhen.


    Das Trio hatte sich gemeinsam auf den Weg gemacht. Es war bereits Mittag. Die Sonne hatte ihren höchsten Punkt erreicht, allerdings herrschte trotzdem ein kalter Wind, der alle Drei erzittern ließ. Glücklicherweise regnete es nicht, sonst wäre die Reise durchaus unangenehmer gewesen.
    „Haben die nicht irgendetwas mit Sturm gesagt?“, fragte Haruka, die gegen den aufpeitschenden Wind fuhr. Rika zuckte die Schultern. „Heute Nacht war es ebenfalls windig. Aber von einem Sturm habe ich nichts gehört.“
    „Kein Wunder, du hast auch nicht im Pokémon Center übernachtet.“, erwiderte der Junge darauf. Die Schwarzhaarige antwortete ihm daraufhin nicht, stattdessen schlug sie ein neues Thema an. „Was ist mit deinem Fossil? Hast du es schon wieder beleben lassen?“
    Der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Nein.“, antwortete Shuu. Rika neigte den Kopf zur Seite. Sie dachte nach. „In Erzelingen ist ein berühmtes Museum. Ich habe gehört, dass sich die Forscher dort auch auf die Wiederbelebung von antiken Pokémon spezialisiert haben.“
    Haruka warf Shuu einen kurzen Blick zu. „Erzelingen, huh? Eigentlich wollten wir diese Stadt zu einem anderen Zeitpunkt besuchen.“, sprach das Mädchen. Das Trio schwieg.
    Der Wind wurde noch heftiger. Es wurde zunehmend schwieriger dagegen anzufahren. Dazu noch sammelten sich am Himmel langsam dicke, dichte Wolken, die Regen vorhersagten.
    Shuu schaute in den wolkenverdeckten Himmel. „Egal, wie müssen wohl oder übel nach Erzelingen.“, entschied der Grünhaarige schließlich. Haruka und Rika nickten. Es war wohl das Beste bei dem kommenden Sturm im Trocknen zu sein.


    Schließlich begann es in strömen zu regnen. Der Himmel war schwarz, pechschwarz. Der eisige Wind fegte über den Kontinent hinweg. Von weitem konnten sie durch den Regen die Lichter der Stadt wahrnehmen. Dies verhieß, dass es nicht mehr weit war nach Erzelingen.
    Haruka erinnerte sich an das damalige Unwetter an ihrer Überfahrt nach Shinou. Es war schrecklich und für das Mädchen eine schreckliche Erinnerung, die sie belastete. Ungern dachte sie daran zurück, dass sie dem Tod knapp entkommen waren.
    Besorgt blickte Shuu seine Freundin einige Zeit an. Sie war sehr still geworden, nachdem sie die Fahrräder an der Durchführung zur Route 207 passiert hatten.
    Rika blickte in den dunklen Himmel. „Wir sollten uns besser beeilen.“, meinte das Mädchen. Shuu nickte und packte Haruka am Handgelenk. Sie zuckte zusammen und schrak aus ihren Gedanken hoch.
    Das Trio rannte durch den kalten Regen. Die Nässe war ihnen bereits bis auf die Haut vorgedrungen. Sie waren vollständig durchgefroren als sie endlich das Pokémon Center von Erzelingen erreichten. Die Eingangshalle war gefüllt. Einige Trainer suchten ebenfalls Schutz vor dem Sturm. Viele von ihnen waren in Wolldecken eingehüllt.
    Schwester Joy kam auf Haruka, Shuu und Rika zugelaufen. Sie hatte Wolldecken in der Hand. Anscheinend hatte die Krankenschwester jede Menge zutun. „Ihr seid ja völlig durchnässt!“, sagte sie. „Wärmt euch erstmal auf.“
    Die Jugendlichen nahmen dankend die Decken an. Haruka neigte den Kopf Schwester Joy zu. „Sind alle Zimmer ausgebucht?“, erkundigte sich das Mädchen. Die Krankenschwester nickte zustimmend. „In der ganzen Umgebung sind die Pokémon Centren aufgrund des Sturmes ausgebucht.“, erwiderte die Krankenschwester und blickte aus dem Fenster. Die Regentropfen prasselten donnernd gegen die Scheibe.
    Shuu senkte den Kopf. Es gab keine andere Möglichkeit als hier zu bleiben und abzuwarten. Schwester Joy war gegangen und ließ das Trio wieder alleine zurück. Nicht nur Menschen suchten im Pokémon Center Schutz, sondern auch einige verletzte Pokémon suchten nach Schutz.
    Haruka war ruhiger geworden. Eine dunkle Vorahnung schoss ihr durch den Kopf. Shuu schaute sie besorgt an. „Was ist los?“ Die Braunhaarige blickte ihn an. „Nichts. Ich muss telefonieren.“ Mit diesen Worten war sie auch schon gegangen.
    Rika sah Haruka nach, und wandte dann ihren Blick zu Shuu. „Was ist mit ihr?“ Der Angesprochene schwieg einen Moment. „Der letzte Sturm war kein normales Unwetter.“, begann Shuu schließlich. „Ihr glaubt, es war die Kraft eines Pokémons?“, unterbrach ihn die Schwarzhaarige. Shuu nickte widerwillig. „Nur ein einziges Pokémon, was ich kenne hat eine unglaubliche Kraft…“ Sie hatte den Kopf zu Boden geneigt, hob ihn aber schließlich gleich darauf wieder. „Du meinst doch nicht etwa-“ „Lugia.“, ergänzte der grünhaarige Koordinator. Rika schwieg betroffen. „Nur ein Lugia ist dazu imstande.“, murmelte sie schließlich. „Ihr denkt, dass dieses die Mutter von dem Kleinen ist?“
    Abermals bestätigte Shuu ihre Frage mit einem Kopf nicken. „Wir sind im Auftrag von Professor Eibe unterwegs. Unsere Aufgabe ist es Lugia zu finden und das Junge zu seiner Mutter zu bringen.“
    Zwischen Shuu und Rika kam allmählich Stille. Rika begriff die Bedeutung dieser Mission nach langem Schweigen. Das Mädchen beneidete Haruka und Shuu. Sie hatten eine Aufgabe, die sie zu erledigen hatten. Doch die Mission hatte auch ihre Schattenseiten. Was war, wenn sie Lugia gefunden hatten? Was würde aus dem Baby werden? Wie würde es Haruka ergehen?
    Shuu mochte an die quälenden Fragen gar nicht denken. Haruka hing sehr an dem kleinen Lugia. Sie waren unzertrennlich.
    Haruka kehrte zu Shuu und Rika zurück. Der Junge bemerkte noch nicht mal, dass sie wieder bei ihnen war. „Du siehst nachdenklich aus.“, sprach sie ihn an. „Was ist?“ Ihre Stimme riss Shuu aus seinen Gedanken. Er blickte sie einen kurzen Moment ernst an, bevor er aufstand und ihr den Rücken zugekehrt hatte. „Ich habe es Rika erzählt.“ „Hä?“ Haruka wirkte überrascht. Shuu entfernte sich von den beiden Mädchen. „Wo gehst du hin?“, rief seine Freundin ihm hinterher. Dieser hob nur die Hand und ging weg.
    Haruka seufzte. „Er muss sicher nur allein sein.“, versuchte Rika das Mädchen aufzuheitern. Wieder seufzte Haruka. „Jetzt sitzen wir hier fest.“ Rika grinste. „Besser als klitschnass zu sein.“ Das Mädchen lachte.

  • 20. Kapitel


    Das Fossil (Teil II)


    Der Sturm hielt noch bis zum späten Abend an. Es war kalt. Der Regen hatte niedrige Temperaturen mit sich gebracht. Doch das Unwetter war harmloser als zuvor erwartet wurde.
    Im Pokémon Center war es jedoch leerer geworden. Einige Trainer waren wieder aufgebrochen, nachdem das schlimmste des Sturmes überstanden war. Rika und Haruka saßen immer noch in der Eingangshalle. Allmählich freundeten sich die beiden Mädchen an, trotz ihrer anfänglichen Abneigungen füreinander.
    Von Shuu fehlte immer noch jede Spur. Er war schweigend weggegangen. Rika glaubte, dass er einfach für sich sein wollte. Eine andere Möglichkeit als sich damit abzufinden, gab es sowieso nicht.
    Shuu war jedoch nach einigen Stunden wieder zurückgekommen. Haruka war irgendwie darum, denn sie hatte erwartet, dass sie ihn in irgendeiner Weise verärgert hatte. Doch diese Befürchtungen traten nicht ein. Er setzte sich schweigend zu ihnen und blickte die erwartungsvollen Mädchen an. „Ihr scheint euch angefreundet zu haben.“, bemerkte der Junge und lächelte leicht. Rika blickte Haruka an und nickte zustimmend. Beide begannen zu kichern – wie immer mädchenhaft. Shuu verdrehte die Augen. Er stützte sich auf seine Knie und seufzte.
    Die Schwarzhaarige wurde wieder ernst. „Ihr habt eine ziemlich wichtige Mission vor euch.“, sagte Rika, während sich das Mädchen zurück lehnte. Haruka schaute Rika betrübt an. „Na ja, ihr habt wenigstens eine Aufgabe, an der ihr festhaltet.“
    Shuu musterte das Mädchen und zuckte mit den Schultern. „Allerdings.“, gab er zurück. „Was ist dein Traum?“ Bei dieser Frage lachte das Mädchen auf. „Mein Traum?“ Rika fuhr sich durch die Haare. „Amtierender Pokémon Champ zu werden. Das ist mein Traum.“
    Haruka und Shuu schauten Rika schweigend an. Beide waren fasziniert davon, wie sehr Rika an diesem Ziel festhielt. Das Mädchen hatte einen weiten Weg vor sich.
    Schließlich wandten sie ihre Blicke ab und sahen nun Schwester Joy auf sich zu kommen. „Ich habe nun ein Zimmer frei. Ich nehme an, ihr gehört zusammen?“ Die Augen wanderten zwischen Shuu, Haruka und Rika umher. Diese bestätigten ihre Frage mit einem gleichzeitigen „Ja.“. Die Krankenschwester lächelte. „Folgt mir.“
    Somit war der heutige Tag beendet für das Trio. Sie waren erschöpft und kaum lagen sie im Bett, fielen ihnen auch schon die Augen zu…


    Haruka, Shuu und Rika waren bereits auf den Beinen. Der Sturm hatte wenig Schaden angerichtet. In der Nacht hatte es aber noch geregnet. Dafür war am darauf folgenden gleißender Sonnenschein. Ein perfekter Tag weiterzuwandern in Richtung Kraterberg. Doch zuvor besuchten sie das örtliche Museum. Es war berühmt, wie Erzelingen selbst, aufgrund des Kohlenabbaus.
    Um der Rezeption des Museums standen einige Männer herum. Sie sahen aus wie Arbeiter. Ihre Kleidung war staubig und dreckig. Rika kannte das Museum bereits und wusste daher, wer für die Fossilien zuständig war.
    Ein braunhaariger, junger Mann wandte sich um und blickte das Trio an. „Oh! Bist du das nicht, Rika?“ Der Mann hob die Hand und kratzte sich am Kopf. Er hatte einen roten Helm auf seinem Kopf. Es war Hyouta, der örtliche Arenaleiter. Rika kannte ihn. Gegen ihn hatte sie bereits gekämpft – und gewonnen. Er war ein sehr guter Arenaleiter, der Gestein Pokémon trainierte.
    Rika lächelte. „Hallo Hyouta.“, begrüßte sie ihn. Der Angesprochene blickte kurz zu den Museumsangestellten, und dann wieder zu Rika. „Was machst du hier? Du hast doch schon deinen Orden!“ Er lachte schallend auf. Die Schwarzhaarige deutete auf Haruka und Shuu. „Darf ich vorstellen? Shuu und Haruka. Ich habe sie in Ewigenau kennen gelernt.“
    Der Arenaleiter gab den beiden Koordinatoren die Hand. „Freut mich.“ Er wandte sich wieder zu Rika. „Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.“ „Shuu hat ein Fossil gefunden.“, gab die Schwarzhaarige zurück. „Darum sind wir hier.“
    Hyoutas Interesse war geweckt als das Wort ‚Fossil’ fiel. „Ein Fossil also?“ Er schaute den Grünhaarigen an, der das Fossil aus dem Tuch nahm. Hyouta begutachtete das Steingebilde. „Ein Kopffossil.“, bestätigte er Rikas Vorahnung. „Ich nehme an, es soll wieder belebt werden?“ Shuu willigte an. „Gerne.“
    „Okay. Dann folgt mir.“ Hyouta nickte und ging zu einer Hintertür in einem Bereich, der für Besucher gesperrt war. Haruka, Shuu und Rika folgten dem Arenaleiter. Gemeinsam betraten sie einen großen Raum in dem eine ebenso massige Kapsel stand, die bis zur Decke reichte. Es arbeiteten einige Wissenschaftler in diesem Raum. Es war eine faszinierende Arbeit und eine äußerst interessante dazu. Schließlich blieben sie vor der großen Kapsel stehen. „Das ist eine hochtechnologische Maschine, die aus dem Gestein der Fossilien die antiken Pokémon wieder beleben kann.“, erzählte Hyouta, während seine Hand über die Oberfläche strich.. „Es hat lange gedauert bis wir sie entwickelt haben.“ Haruka, Shuu und Rika blickten beeindruckt auf die Maschine.
    Zwei junge Wissenschaftler kamen auf die kleine Gruppe zugelaufen. „Hyouta! Können wir dir helfen?“ Der Angesprochene nickte. „Dieser Herr hat ein Fossil, der es wieder beleben möchte.“ Shuu hielt das besagte Fossil in den Händen. „Dann werden wir das Wiederherstellungsprogramm laden!“, beschloss einer der jungen Männer, der in einem weißen Kittel gekleidet war. „Leg das Fossil in die Maschine.“ Der zweite Wissenschaftler betätigte in der Zeit einige Knöpfe und bereitete die Maschine vor.
    Shuu gehorchte und legte das Urgestein auf den Boden der Maschine. Die Tür schloss sich und auf dem Bildschirm des Gerätes erschien ein Balken, der sich zunehmend rot färbte.
    Haruka, Shuu und Rika warteten gespannt. Zwar sahen sie von diesem Vorgang nichts, doch trotzdem schauten sie interessiert zu bis die Leuchte oberhalb der Tür auf grün sprang. Die Tür öffnete sich und ein weißer Nebel behinderte die Sicht. Dann kam ein graues Pokémon hervor, dessen eisenharter Schädel blau gefärbt war. Shuu befragte den PokéDex: „Koknodon – Das Kopfstoß Pokémon: Es lebte vor 100 Millionen Jahren im Dschungel und schlug seine Beute mit seinem eisenharten Schädel.“ Die Stimme des PokéDexes verstummte. Der Grünhaarige schaute das Pokémon an. Es machte wahrhaftig einen starken Eindruck. Es strotzte vor Energie. Shuu zückte einen Pokéball und schleuderte diesen auf Koknodon. Dieses war noch so überrascht, dass es sich gegen den Sog des Balles nicht widersetzte. Klirrend fiel der Pokéball auf den Boden und wackelte einige Momente bis er bewegungslos liegen blieb. Der Junge hob den rot-weißen Ball auf und begutachtete ihn. Es war tatsächlich im Besitz eines antiken Pokémons. Die einzigen Urzeit Pokémon, die er kannte waren Aerodactyl, Kabutups und Amoroso. Diese drei waren wohl auch die Bekanntesten.
    Hyouta lachte. „Jetzt bist du im Besitz eines starken Pokémons.“ Er klopfte dem Grünhaarigen auf die Schulter. Wortlos nickte Shuu und blickte schließlich zu den beiden Mädchen. „Es war mal interessant eine Wiederbelebung eines Fossil Pokémons zu sehen.“, meinte Haruka. Rika stimmte mit einem kurzen Nicken zu. „Stimmt. Es ist als würde sich ein Pokémon entwickeln.“
    Auf den Lippen des Arenaleiters lag ein Lächeln. „So war es auch als ich ein Kopffossil gefunden habe und hier wieder belebt habe.“, erwiderte der Braunhaarige. Shuu blickte zuerst Hyouta an, dann wieder den rot-weißen Pokéball. Er ließ den Ball aufspringen, sodass Koknodon aus dem Pokéball erschien. Das Pokémon schaute Shuu überrascht an, und erkundete schließlich den laborartigen Raum. „Koknodon sind sehr gute Kämpfer. Allerdings wachsen sie extrem langsam.“, erzählte der junge Arenaleiter.
    Shuu wandte sich Hyouta zu, nachdem er Koknodon in den Pokéball zurückgerufen hatte. „Danke für deine Hilfe.“ Dieser lachte abermals. „Gern geschehen.“
    Das Trio und der Arenaleiter gingen wieder ins Museum zurück. Haruka und Shuu verabschiedeten sich von Hyouta, der sich schließlich noch kurz mit Rika unterhielt, die sich dann auch von ihm abwandte. Hyouta schaute dem Mädchen nach. „Rika!“ Die Schwarzhaarige hielt inne und blickte den Arenaleiter an. „Hast du Lust auf eine Revanche?“ Shuu und Haruka warteten vor dem Museum. Sie schauten Rika und Hyouta abwartend an. Rika jedoch schüttelte den Kopf. „Nicht heute. Ein andern Mal, Hyouta.“
    Mit diesen Worten drehte sich Rika von Hyouta, dem Arenaleiter vollständig weg um Haruka und Shuu hinterher zu gehen. Diese wartete geduldig auf das Mädchen. „Du hättest ruhig die Herausforderung annehmen sollen.“, meinte Haruka. Rika schüttelte wieder den Kopf. „Ist schon in Ordnung. Ich halte euch doch nur wieder auf.“
    Das Trio machte sich nun auf den Weg zum Kraterberg, den mächtigen Berg, der den Kontinent teilte. Es war ein Weg, der anstrengend war und einen halben Tagesmarsch beanspruchen sollte…

  • Coole Kapitel!


    Nja, hab's nicht mehr ausgehalten, musste alles auf einmal lesen...


    Also, deine Einlagen im ersten Teil deiner beiden Kapis war ja...nun ja. Versaut eben XD Zum lolen :rofl: (ich liebe dieses Smiley!)


    Was den Rest anbelangt, mal schauen...mir hat der Untergrundteil sehr gut gefallen, weil du dich nicht ausschliesslich auf die Schatzsuche sondern auch auf die Pokémonjagd. Sehr gelungen. Wobei ich es auch gut finde, dass du immer wieder mal so einen Sturm entstehen lässt um an Lugias Mutter zu erinnern. Wobei man zwar sagen könnte, dass Legendäros genderless sind. Na ja. Wie dem auch sei...
    Also mir gefällt deine Story obermäßig gut. Sind zwar ein paar Fehlerchen hie und da drin, macht aber nix weil die Story selbst nicht davon in Mitleidschaft gezogen wird. Muss dir leider immer ein paar Lobespunkte entziehen, weil diese Fehler auftauchen. Macht aber wie gesagt nix, die Story ist so oder so beinahe perfekt^^


    PS: Bon courage! Ich drück dir die Daumen!

  • 21. Kapitel


    Erinnerungen (Teil I)


    Der Wind brachte eisig, kalte Luft mit sich. Die Landschaft war schneebedeckt und der große See war halb zugefroren. Es setzte dichter Schneefall wieder ein. Eben typisch für Blizzach, einer Stadt, die im hohen Norden Shinous sich befand. Die Menschen die dort lebten hatten sich an das frostige Wetter gewöhnt. Mit den kalten Temperaturen zu leben war für sie schon normal. Selbst die Pokémon passten sich an das Wetter an.
    Am Tag schien meistens die Sonne. Um den Schnee im Norden zu tauen, hatte sie jedoch nicht genügend Kraft. Die Nächte in diesen Schneegebieten waren eisig kalt.


    „Ich werde mich nie an dieses Wetter gewöhnen!“, jammerte ein blauhaariges Mädchen namens Hikari, die ihre Arme um den Körper geschlungen hatte um sich zu wärmen. Sie war eine Koordinatorin, und eine recht junge noch dazu.
    Ihr Gefährte, ein schwarzhaariger Junge, verdrehte die Augen. „Du jammerst zu viel.“, erwiderte Satoshi kühl. Das Mädchen strafte ihn mit einem giftigen Blick.
    In Hikaris Begleitung waren Satoshi und Takeshi, Harukas beste Freunde. Sie war lange Zeit mit ihnen durch Hoenn und Kanto gereist. Doch sie hatten sich getrennt als Satoshi entschied nach Shinou zu reisen. Damals hatte sich Haruka entschieden nach Johto zu gehen. Und jetzt? Jetzt war sie selbst in Shinou unterwegs, zusammen mit Shuu. Ihre Freunde persönlich wunderten sich, dass Haruka und Shuu bislang streitfrei miteinander auskamen. Sie wussten zu gut, wie Shuu Haruka gekonnt auf die Palme bringen konnte. Sicherlich gab es zwischen den beiden ab und an kleinere Sticheleien, die auch schnell wieder vergessen waren.
    Sie hätten ihre gerne alte Freundin wieder gesehen, nachdem sie das letzte Mal beim Johto Festival aufeinander getroffen waren und Haruka und Shuu beim Flori Wettbewerb gesehen hatte. Beide hatten teilgenommen, nur Haruka hatte gegen niemanden anderen als ihren Freund verloren.
    Hikari wusste einiges bereits über Haruka und Shuu, da Satoshi und Takeshi viel über sie redeten. Ihr war klar, dass beide sehr schwere Gegner waren, wenn sie gegen einen von ihnen im großen Festival antreten musste. Sie mochte daran nicht besonders gern denken, auch wenn sie keine Anfängerin mehr war. Ihre Fähigkeiten als Koordinatorin waren, während der Reise, besser geworden.


    Der Schneefall war heftiger als sonst. Gemischt mit Hagel und teilweise sogar Regen war das Wetter besonders unangenehm. Dazu kam der heftige Wind, der den leichten Schnee aufwirbelte, sodass man so gut wie nichts durch den Schnee sah.
    Doch Satoshi, Takeshi und Hikari kämpften sich durch den hohen Schnee. Schließlich kamen sie bei einem großen Steingebäude aus. Staunend blickte das Trio das Gebäude empor. Zwei mächtige Säulen standen am Eingang, die herrlich verziert waren und von einer leichten Eisschicht überzogen waren. Es war der berühmte Tempel von Blizzach. Der Tempel spiegelte eine wilde Art der Schönheit wider, aber gleichzeitig war diese Schönheit auch unheimlich.
    Bevor das Trio jedoch eindringen konnte, erschien eine Person vor ihnen im Schnee. „Halt!“, rief diese. „Keinen Schritt näher!“ An ihrer Seite war ein Sniebel mit wundervoll gewundenen Klauen. Irritiert blickten Satoshi, Takeshi und Hikari schweigend auf die Gestalt vor ihnen. Es war ein Mädchen mit schwarzen Zöpfen, sie war sommerlich gekleidet. „Ihr habt keine Befugnis in den Tempel zu gehen!“
    Takeshi war – mal wieder – völlig hin- und weg als er das Mädchen erblickte. Diese schreckte vor der Reaktion Takeshis zurück. Sofort war jedoch sein Glibunkel zur Stelle um ihn mit einem kräftigen Gifthieb zu bestrafen.
    Satoshi und Hikari ignorierten ihren Freund, der bei jeder hübschen Frau direkt durchdrehte. „Wir wollten doch nur-“ Hikari wurde abrupt von dem Mädchen unterbrochen. „Keine Ausflüchte! Verschwindet oder es knallt!“, giftete sie das Trio an. „Aber wir-“, begann Satoshi. „Sniebel, verjag die Eindringlinge! Eisstrahl, los!“
    Das Pokémon erschuf im Maul eine kleine Eiskugel, die schließlich zu einem gebündelten Strahl zusammen wuchs. Nur knapp konnten die Jugendlichen dem Angriff ausweichen. „Was soll das?“, schrie Satoshi. „Wir haben doch nichts verbrochen!“
    Das Mädchen schaute Satoshi wütend an, sagte aber nichts. „Man hat uns gesagt, dass die Arenaleiterin hier ist. Darum sind wir hier!“, erklärte Hikari, bevor das Mädchen etwas entgegen setzen konnte. Diese schaute nun verwundert. „Was? Ihr wolltet also nichts Böses?“, erkundigte sie sich. Das Trio verneinte mit einem Kopfschütteln.
    Das Mädchen schlug die Hand vor dem Mund. „Tut mir Leid!“ Satoshi, Takeshi und Hikari lächelten. „Kein Problem. Mein Name ist Satoshi, und das sind meine Freunde Takeshi und Hikari.“, sagte der schwarzhaarige Junge. „Freut mich. Ich bin Suzuna, ich bin die Arenaleiterin, die ihr wohl sucht.“ Satoshi musterte Suzuna eingehend. Sie sollte die Arenaleiterin von Blizzach sein?


    Satoshi, Takeshi und Hikari waren bereits wieder im Pokémon Center. Suzuna hatte sie wieder zurückgebracht und sich schließlich verabschiedet. Da die junge Arenaleiterin für den Schutz des Tempels verantwortlich war, war Suzuna von ihren Pflichten abhängig.
    Der schwarzhaarige Junge war seit dem Zusammentreffen mit ihr sehr nachdenklich. Es war keine Frage, ob Suzuna stark war oder nicht. Ihr Sniebel war schon sehr gut trainier. Wie waren dann ihre anderen Pokémon? Waren sie vielleicht noch stärker?
    Strategien waren nicht gerade Satoshis Stärken, da diese eng mit taktischem Nachdenken verbunden waren. Auch wenn Taktiken nur eine andere Kampfart waren, die Satoshi bevorzugte, er wollte kein Risiko eingehen. Bereits sechs Orden hatte sich der Junge erkämpft. Es waren harte, aber faire Kämpfe.
    Hikari erschien neben ihn und hielt ihm einen dampfenden Tee unter die Nase. Er erschrak aus seinen tiefen Gedanken und schaute sie erschrocken an. „Du in Gedanken?“, kicherte das Mädchen. Doch er ignorierte sie. Niemals würde er sagen, dass Hikari lästig war, vielleicht am Anfang. Immerhin war sie eine Anfängerin, aber sie hatte sich wenigstens klüger angestellt wie Haruka in ihrer Anfangsphase als Trainerin.
    „Trink etwas.“, sagte sie aufmunternd zu ihm. „Deine Lippen sind total blau.“ Satoshi nahm die Tasse zwischen die Hände. Wohltuende Wärme stieg in ihm auf. Vorsichtig nippte er an der warmen Tasse und trank einen Schluck. Die Flüssigkeit tat wirklich gut, sie wärmte ihn regelrecht von ihnen.
    Schließlich setzte Satoshi seine Tasse ab und blickte Hikari an. „Was ist los?“, fragte der Schwarzhaarige. Hikari wich seinem Blick aus. Starr schaute er ihr nach. Das Gespür für die Gefühle eines Mädchens hatte er nie gehabt. Doch dank Kasumi, seiner Freundin, war er in dieser Beziehung feinfühliger geworden. Zwar interessierte es ihn nicht besonders, aber was sollte man machen? Ein Todesurteil war allerdings auch ein Mädchen derart zu bedrängen.
    Satoshi schloss die Augen und erhob sich schließlich. Er ging schweigend an der Blauhaarigen vorbei, sagte aber dann: „Du musst es ja wissen.“ Mit diesen Worten entfernte sich der Junge. Hikari schaute ihm nach. Sie fand sein Verhalten sehr seltsam. „Was ist mit ihm los?“, wollte sie von Takeshi wissen, der soeben zu ihr stieß.
    Der Angesprochene schwieg daraufhin einige Sekunden. „Kasumi.“, meinte er knapp. „Hä?“ „Er hat einen Anruf von ihr bekommen. Keine Ahnung, was sie gesagt hat. Da musst du Satoshi schon selber fragen.“ Hikari zuckte nun mit den Schultern.
    In diesem Zustand über Kasumi reden? Nein, dass wollte Hikari nicht eingehen, bei aller Freundschaft. „Ich geh draußen trainieren.“, meinte das Mädchen. „Das Wetter scheint sich gerade etwas zu bessern.“ Takeshi nickte. „Ich rede mit ihm. Keine Sorge.“
    Hikari lächelte.


    „Pachirisu! Funkensprung! Und du Sternschauer, Ambidiffel!“, befahl die Blauhaarige ihren Pokémon. Um das Elektroeinhörnchen floss eine gelbe Aura und setzte eine gewaltige, statische Energie frei. Das affenartige Pokémon Ambidiffel schoss eine Salve Sternschauer in die Luft, allerdings zu langsam. Das Timing klappte nicht, wie es Hikari eigentlich geplant hatte und so wurde Ambidiffel von Pachirisus Funkensprung hart getroffen. Der Affe ging sofort hoch, wie eine Bombe und drohte dem kleinen Pokémon. Pachirisu ließ sich nicht einschüchtern, im Gegenteil, es warnte das Pokémon mit einigen Funken, die aus seinen Wangen sprangen.
    Schließlich kam es zur Rauferei zwischen den Pokémon. „Hört sofort auf, ihr Beiden!“, rief sie gegen sie an. Aber sie hörten nicht auf ihre Trainerin. „Hey! Seid ihr schwerhörig?“
    Plötzlich erklang ein Lachen hinter ihr. Es hallte in ihrem Kopf wider. Es hatte einen kalten Klang. Hikari erschrak sich furchtbar und wirbelte aufgebracht herum. Unerwartet sah sie in die dunklen Augen Shinjis. Sofort zierte ein leichter Rotschimmer ihre Nase. „Shi-Shinji!“, stammelte sie verlegen. Dieser grinste stumm. Mit seiner rechten Hand strich er durch seine kinnlangen Haare. Schweigend blickte Shinji Hikari an, schaute dann jedoch sich die raufenden Pokémon an. Zwischen seinen Fingern tauchte ein Pokéball aus dem sein Ursaring erschien. „Bring die Pokémon auseinander!“
    Ursarings Arme glühten auf und schlug diese Pachirisu und Ambidiffel entgegen, sodass sie gegen einen Baum knallte. Schnell waren sie wieder auf den Beinen und hatten sich von der Attacke wieder erholt. Shinji rief sein Pokemon dann schließlich in den Pokéball zurück und wandte sich an Hikari. „Du solltest auf deine Pokémon aufpassen.“, sagte er knapp. Hikari senkte den Kopf und erwiderte nichts. Durch Shinjis Belehrungen fühlte sich das Mädchen immer unfähig.
    Dieser schien darauf nicht länger mehr einzugehen. „Wo sind die Anderen?“, fragte er schließlich. Seine Stimme erklang freundlicher, gar sanfter. Hikari zuckte die Schultern. Es interessierte sie im Moment nicht sonderlich. „Du bist also alleine, hm?“
    Hikari richtete ihre Augen auf den Jungen vor ihr. „Ja, wieso?“, erwiderte das Mädchen. Shinji schwieg und dachte nach. „Ich fordere dich heraus.“
    Hikari blieb regelrecht die Sprache weg. Sie konnte nicht glauben, was sie soeben gehört hatte. Shinji forderte sie zu einem Kampf heraus?
    Shinji wurde ungeduldig. „Was ist nun?“ Seine Augen fixierten immer noch das blauhaarige Mädchen, die ihm in die Augen sah. „O-Okay…“, gab sie ihr Einverständnis. Shinji zückte zwei Pokébälle. „Zwei-gegen-zwei Doppelkampf!“, sagte dieser.
    Hikari nickte abermals und schaute zu ihren beiden Streithähnen, die sich allmählich wieder beruhigt hatten. „Seid ihr in Ordnung?“ Pachirisu und Ambidiffel gaben ihrer Trainerin mit einem Nicken zu verstehen, dass sie bereit waren. Auf Shinjis Seite erschienen Snibunna und Magmar. Der Junge ließ Hikari den Kampf beginnen. Schließlich war er ja kein Unmensch und kannte die Bedeutung von dem Wort ‚Anstand’.
    Die Blauhaarige atmete tief durch. Sie war noch viel zu überrascht über die Herausforderung Shinjis als einen klaren Gedanken zu fassen. Immerhin wusste sie noch nicht Mal, ob sie eine Chance gegen Satoshis Erzrivalen hatte. „Pachirisu! Ruckzuckhieb und du Ambidiffel Doppelschlag auf Magmar!“
    Sofort sprang der Affe auf das Feuer Pokémon zu. Dagegen raste das Elektroeichhörnchen mit rasender Geschwindigkeit auf Snibunna zu. Shinji schien nicht sonderlich beeindruckt zu sein. „Feuerwirbel und Blizzard!“
    Magmars Feuerwirbel und der Blizzard Snibunnas verschmolzen zu einem wahrhaftigen Eis-Feuer-Tornado. Dies war eher ein Versehen als ein geplanter Kampfzug gewesen. Doch es kam Shinji ganz gelegen. Den Kampf wollte er so schnell wie möglich wieder beenden. Was hatte er sich eigentlich bei der Herausforderung gedacht?
    Die vernichtende Attacke erfasste Hikaris Pokémon und schleuderte diese im hohen Bogen auf den Boden. „Pachirisu! Ambidiffel!“, rief Hikari.
    Shinji lachte leise und wollte sich gerade vom Kampf abwenden als er erkannte, dass ihre Pokémon wieder auf die Beine kamen. „Jetzt versuchen wir es noch mal! Funkensprung, Pachirisu! Und jetzt Sternschauer, Ambidiffel!“
    Das Pokémon setzte abermals eine statische Aura frei. Ambidiffel schleuderte einige golden funkelnde Sterne in die Luft. Diesmal verbanden sich beide Attacke und trafen Snibunna und Magmar schmerzhaft.
    Der Junge blickte fassungslos auf seine Pokémon, die sich wieder auf die Beine kämpften. Doch sie keuchten. Schließlich wanderten seine Blicke zu Hikari und ihren Pokémon. Sie grinste selbstbewusst. Shinji lächelte. Das Mädchen gefiel ihm. Sofort schüttelte er aber den Kopf. Scheisse, was dachte er da nur?
    „Pachirisu! Ruckzuckhieb!“ Das weiße Pokémon flitzte flink auf Snibunna zu, welches sich noch nicht erholt hatte und so keinen Gegenangriff starten konnte. „Magmar! Feuerschlag!“ Pachirisu wurde von der flammenden Faust Magmars weggeschleudert und landete hart auf dem Boden. Pachirisu war sofort kampfunfähig.
    Innerlich fluchte Hikari, versuchte aber die Nerven zu behalten. „Ambidiffel, Doppelschlag auf Snibunna! Beeil dich!“, rief sie, während sich Ambidiffel vorbereitete. Das Affen Pokémon sprang über Snibunna hinweg, und verpasste dem Gegner einen harten Kinnhaken. Darauf folgte ein zweiter heftiger Schlag, der Snibunna den Rest gab.
    Shinji lachte leise. Er hatte selten so Spaß bei einem Kampf.
    Beide hatten ihre besiegten Pokémon in ihre Behausungen zurück gerufen. Die jungen Trainer blickten sich gegenseitig in die Augen und versuchten zu erahnen, was der Andere gerade dachte. Shinji schien jedoch die Initiative zu ergreifen. „Feuerwirbel!“
    Ein heftiger Tornado aus lodernden Flammen brauste auf Ambidiffel zu. Es machte den Anschein als wäre Hikaris Pokémon dem Angriff schutzlos ausgeliefert. Doch Shinji irrte sich. Hikari gab nicht so einfach auf. „Sternschauer, Ambidiffel! Du schaffst es!“
    Abermals entfachte das Pokémon ein Hagel aus Sternschauer. Diesmal diente die Attacke zur Abwehr um Ambidiffel vor dem Feuerwirbel zu schützen. Hikaris Plan ging auf. Einziger Nebeneffekt war nun der dicke, dichte Rauch, der durch die kollidierten Angriffe entstanden war.
    Shinji ließ sich durch den Rauch nicht beeinflussen. „Magmar, Feuerschlag!“ Nur einen wagen Schatten nahm Hikari wahr als der Befehl ihres Gegners gefallen war. Allein diese Tatsache bewegte Hikari zu einem direkten Gegenangriff. „Es ist direkt über dir! Power-Punch!“
    Das Vertrauen zwischen Trainer und Pokémon war stark. Ambidiffel griff einfach an, ohne Magmar mit den Augen zu erfassen.
    Nochmals trafen die Attacken aufeinander und schleuderten beide Pokémon gegen den Boden. Ambidiffel und Magmar waren dadurch zeitgleich besiegt. Schluss aus.
    Nach fassungslos über den Ausgang des Kampfes, begann Shinji leise zu lachen.
    Ein Unentschieden? Normalerweise gab es für ihn kein unentschieden. Für ihn zählte ein klares Ergebnis des Kampfes. Entweder Sieg oder Niederlage. Ein Unentschieden akzeptierte Shinji nicht. Doch es schien ihn in keineswegs zu stören. Er fand es eher… amüsierend.
    Hikari begriff die Situation auch nicht wirklich. Sie hatte gegen Shinji ein Unentschieden erreicht? Träumte sie?
    Schließlich begriff das Mädchen, das es wahrlich die Realität war. Hikari brach in ein kurzes Jubelgeschrei aus und umarmte Ambidiffel dankend.
    Shinji lächelte.


    Nach ihrem Kampf, der in einem Unentschieden geendet hatte, saßen Shinji und Hikari auf einem umgeknickten Baumstamm am See in der Nähe von Blizzach. Der See der Stärke war einer von den drei mystischen Seen in Shinou. Einige Legenden handelten von ihnen.
    Hikari und Shinji schwiegen sich einige Zeit an. Keiner sprach ein Wort oder wendete gar dem Anderen den Blick zu.
    Nein, sie saßen einfach stumm auf dem Baumstamm – wenige Zentimeter voneinander entfernt.
    Shinji fühlte sich durch Hikaris Anwesenheit nicht gestört, im Gegenteil, er genoss es, dass er nicht alleine war, wie so oft auf seiner Reise durch die Region.
    Hikari fühlte ebenso. Auch wenn sie stets in Begleitung war durch Satoshi und Takeshi, verspürte sie manchmal die Einsamkeit.
    Aus den Augenwinkeln schielte die Blauhaarige zu Shinji hinüber. Er wirkte sehr ernst und angespannt.
    Ihre zaghaften Blicke blieben nicht unbemerkt. Er neigte ihr den Kopf zu. Seine Augen besaßen ein gewisses dunkles Schimmern. Den Kopf wieder zu Boden senkend, wich Hikari diesem Blick aus. Shinjis Augen ruhten dennoch immer noch auf dem Mädchen. Hikari. Ihr Name bedeutete ‚Licht’. Zu anfangs konnte sich der Junge noch nicht Mal diesen einfachen Namen merken. Natürlich hatte er dann das Temperament des Mädchens zu spüren bekommen.
    Plötzlich rieselten kleine, weiße Schneeflocken herab.
    Hikari und Shinji blickten in den weißen Himmel. Die Wolken hatten die schwache Sonne wieder verdeckt.
    „Es schneit!“, wisperte Hikari fasziniert über den Schnee. Durch die verdeckte Sonne war die Kälte wieder zu spüren. Es fröstelte Hikari. Dummerweise hatte sie ihre warme Jacke im Pokémon Center vergessen.
    Shinji erhob sich und legte dem Mädchen seine blaufarbene Jacke über die Schultern. Hikari flüsterte ein leises „Danke.“, während seine Hände einen Augenblick auf ihren Schultern ruhten. Dann zog er sie hastig weg.
    Erneut schweigend sahen beide Jugendliche auf den zugefrorenen See. Schließlich merkte Hikari, wie Shinji wortlos davon ging. Das Mädchen sprang auf die Füße. „Shinji! Deine Jacke!“, brüllte die Blauhaarige ihm nach. Doch der Wind war allmählich zu heftig, sodass er ihre Worte noch verstehen konnte…

  • 21. Kapitel


    Erinnerungen (Teil II)


    Shinji sah mit leeren Blicken hinaus. Der leichte Schneefall hatte sich zu einem heftigen Sturm zusammen gebraut. Doch diese Tatsache nahm Shinji kaum wahr. Er war tief in Gedanken versunken.
    Shinji dachte an Hikari. Er konnte sie einfach aus seinem Kopf verbannen – sie einfach vergessen. Doch seine Gedanken kehrten immer wieder zu dem aufgeweckten Mädchen zurück. Ihr aufgeschlossenes Gesicht. Ihr warmherziges Lachen. Ihre aufmerksames Augen.
    Shinji fasste sich an den Kopf. Er fluchte. Was war bloß los? Warum konnte er Hikari einfach nicht vergessen? Warum?!


    Hikari saß in einem Sessel vor einem Kamin im Pokémon Center. Sie war alleine. Satoshi und Takeshi waren nicht da. Hikari hatte keine Ahnung, wo sie waren.
    Das Mädchen sah hinaus, dann wandte sie sich dem Kamin zu. In ihren Händen hielt sie Shinjis blaue Jacke. Die lodernde Flamme spiegelte sich in ihren müden Augen wieder. Ihre Lider wurden schwerer und fiel schließlich in einen erholsamen Schlaf, ihren Kopf in Shinjis Jacke gekuschelt.


    Der Junge erhob sich abrupt und riss wütend einen Teller vom Tisch. Dieser zerbrach augenblicklich in seine Einzelteile.
    Shinji fuhr sich schließlich mit den Fingern durch die Haare. Was war in ihn gefahren? Shinjis Gefühle waren aufgewühlt, sodass diese ihn zu einem unkontrollierten Wutausbruch verleitet hatten. Er konnte einfach nicht damit umgehen. Zudem fühlten sich seine Wangen heiß an. Hatte er vielleicht Fieber?
    Erschöpft ließ sich Shinji auf sein Bett nieder, sein Kopf war zu Boden gesenkt. Langsam hob er sein Haupt und sah an die Wand. Sein gerötetes Gesicht spiegelte sich im Spiegel wieder, der an der Wand hing. Shinji glaubte vor diesem Spiegelbild zurückzuschrecken, doch stattdessen warf er sich auf sein Bett und blickte zur Decke hinauf. Halb schloss Shinji seine Augen. Das Flackern des Kamins nahm er nebensächlich wahr.
    Plötzlich verfiel der Junge in gellendes Lachen. Er musste einfach über sich Lachen über diese derartigen Ausbrüche. Dann verließ ihn die Kraft und Shinji beruhigte sich allmählich wieder.
    Vor seinem geistigen Auge sah Shinji plötzlich Hikari vor sich. Er lächelte.


    ~*~ FLASH BACK BEGIN ~*~


    Shinji war alleine unterwegs nach Blizzach. Dafür musste er den Kraterberg passieren. Auch Satoshi, Takeshi und Hikari waren zu diesem Zeitpunkt im Kraterberg. Doch er hatte einen größeren Vorsprung als das Trio.
    Durch eine Explosion, die von Team Rocket ausgelöst wurde, wurde Hikari allerdings von ihren Freunden getrennt. Selbst Shinji hatte den furchtbaren Knall noch mit bekommen.
    Unglücklicherweise jedoch brach Hikari durch den Boden, da dieser durch die Erschütterung massiv beschädigt war.
    Dadurch verstauchte Hikari sich den Knöchel und konnte unmöglich alleine ihre Freunde suchen gehen. Jede einzelne Bewegung trieb schon Höllenschmerzen durch ihren Körper. Dennoch quälte sich Hikari und schleppte sich in eine Richtung des Tunnels. Schon nach wenigen Metern brach das Mädchen geschwächt wieder zusammen.
    Dagegen fand Shinji die Unfallstelle. Unter Shinjis Füßen brach der spröde Boden abermals. Unversehrt kam er auf dem steinigen Boden aus. Von Hikari fehlte jedoch jede Spur.
    Schließlich fand Shinji das Mädchen in einem dunklen Tunnel, dank seiner Pokémon. Eine hand ruhte auf dem angeschwollenen Knöchel. Gerade erfreut darüber war er nicht gerade, doch er konnte sie unmöglich sie einfach hier liegen lassen.


    ~*~ FLASH BACK END ~*~


    Der Junge öffnete wieder die Augen und sah weiterhin an die Decke. So hatte damals alles begonnen…Er fand Hikari wirklich in einen erbärmlichen Zustand vor. Team Rocket hatte mal wieder eine tolle Leistung gebracht.


    ~*~ FLASH BACK BEGINN~*~


    Hikari hob ihren Kopf, der schon leicht schmerzte. Auch wenn Satoshi und Takeshi sie nicht gefunden hatten, war sie dennoch froh. „Shi-Shinji!“
    Der Angesprochene musterte das Mädchen kühl. „Was ist passiert?“, fragte er desinteressiert. Hikari senkte den Kopf. „Ich bin von den Anderen getrennt worden.“, erwiderte sie auf Shinjis Frage. Dieser schaute auf ihren Fuß. „Kannst du aufstehen“
    Hikari sah ihn verblüfft an. „Ich… Ich weiß nicht…“ Sie versuchte sich mit den Armen hochzustemmen, dabei belastete Hikari den geschwollenen Fuß und brach sofort wieder zusammen. „Au…“ Ihre Hand stabilisierte den angeschlagenen Fuß.
    Shinji verzog die Lippen, und kniete sich neben dem Mädchen nieder. „Leg deinen Arm um meinem hals.“, forderte er sie auf. Hikari schaute ihn verunsichert. Na mach schon! Oder willst du hier versauern?“, keifte Shinji.
    Die Blauhaarige gehorchte. Folgsam schlang Hikari den Arm um seinen Hals. Shinji umfasste ihre Hüfte und zog sie behutsam auf die Beine. Schließlich konnten Shinji und Hikari ihren Weg fortsetzen. Sie kamen nur sehr langsam voran. Auch wenn es ihnen gar nicht lange vorkam, irrten sie eine ganze Weile in den Gängen des Kraterbergs herum.
    Die Blauhaarige lauschte den Atem ihres Retters aufmerksam. Shinjis Atem war angestrengt und er schwitzte leicht. Plötzlich spürte sie, wie Shinji schwächer wurde und dann geschah es. Shinji stolperte, verlor das Gleichgewicht und fiel auf den Boden, samt Hikari. Genervt schubste der Junge sie weg und setzte sich gegen die Wand. Seine linke Hand presste er auf die andere Schulter. Er verzog das Gesicht. „A-Alles in Ordnung?“, erkundigte sich Hikari. Shinji ignorierte denn pochenden Schmerz in der Schulter. Er nickte gequält. „Und dir?“, kam es von ihm.
    Hikari schloss kurz die Augen. „Es geht schon…“, flüsterte sie leise. Hikari kam sich vor, wie eine Last für ihn. Dank ihr war Shinji hier mit ihr.
    Doch das Mädchen fühlte ihre Erschöpfung und merkte, wie ihre Augen zufielen. Ihr Kopf landete auf Shinjis Schulter. Der Junge war zunächst verärgert und wollte sie von sich weg schubsen, doch er hielt inne. Ihr Atem ging unregelmäßig.
    Shinji legte seine Handfläche auf ihre Stirn. Sie war heiß! Hikari fieberte und brauchte dringend ärztliche Versorgung. Dazu kühlte auch noch ihr Körper schnell aus.
    Abermals fluchte Shinji laut. Er zog die Blauhaarige auf seine Knie. Ihr Kopf lag auf seinem Schoss. Seine Arme schlangen sich um den fiebernden, zitternden Körper.


    ~*~ FLASH BACK END ~*~


    Ihren zarten, fiebernden Körper… Er vergaß ihn nie. Er war Hikari so nah gewesen, dass er ihrem Atem lauschen konnte. Verdammt! Warum konnte diese Nähe, körperlich oder nicht, ihn so dermaßen außer Fassung bringen? Unruhig setzte sich Shinji auf. Was sollte er nun tun?!


    - - - - - - - - - -
    Nachwort:
    Shinji ist nach meiner Meinung zu sehr OOC! xx Sagt bitte eure Meinungen dazu auch noch, die die Folgen von DP kennen! >< Es war schwierig ihn zu schreiben...

  • Nun, Shinji kenn ich eigentlich nicht so, aber eins ist klar: super. Einfach nur super das Kapitel. Perfekt, abgesehen von einer kleiner Imperfektion: du wiederholst viel zu oft die Namen der Personen.


    Da sind wieviele Shinjis drin? Vier? Um an sich nur einen Gedankenstrich zu beschreiben? Nun, ich weiß nicht wie du's siehst aber...


    Nun ja, mehr habe ich imo nicht zu sagen. Jedenfalls nicht übel, dein Kapi. Ich freu mich jedenfalls auf mehr. :thumbup:

  • 22. Kapitel


    Satoshis Niederlage (Teil I)


    Hikari wurde unsanft aus dem Schlaf gerissen. Sie wusste gar nicht, wie ihr geschah. „Wie? Was? Wo?!“ Takeshi stand vor ihr, und Satoshi etwas im Abseits. Seine gelbe Elektromaus, Pikachu, saß auf seiner Schulter. „Pika-Pikachu!“
    „Was’n los?“, nuschelte Hikari müde und schaute die beiden Jungen an. „Wir wollen in die Arena gehen. Kommst du mit?“, wollte Satoshi wissen. „Klar.“, erwiderte Hikari und sprang auf. Ihr Knöchel war nicht mehr ganz so empfindlich. Darüber war das Mädchen ziemlich froh. „Mach dich erstmal fertig. Wir warten auf dich.“
    Mit diesen Worten ließen Satoshi und Takeshi die Blauhaarige alleine.
    Diese setzte sich erstmal zurück in den Sessel. In ihre Hände nahm sie Shinjis Jacke und zog seinen angenehmen Geruch in die Nase.


    Wenige Augenblicke später ging HIkari aus dem Zimmer hinaus. Satoshi und Takeshi warteten bereits ungeduldig auf sie. „Was hast du noch gemacht?“, fragte Takeshi grinsend. Hikari wusste nicht, worauf er anspielte. Hatte er Shinjis Jacke erkannt? „Ich weiß nicht, was du meinst.“, erwiderte sie kichernd. „Mädchen brauchen immer länger als sie sagen.“, erwiderte Satoshi schulterzuckend.
    In diesem Moment bog Shinji aus dem Nebenflur ab. Er hielt inne und blickte Hikari an. Diese schien ihm gar nicht so bemerken. Darauf verließ sie das Pokémon Center, gemeinsam mit ihren Freunden. Shinji seufzte.


    Das Trio war nun in der Arena der Stadt. Der Innenraum war von Eis überzogen. Nur ein schmaler Weg führte zum Kampffeld, das nicht von Eis bedeckt war. Suzuna war bereits dort. „Hallo Satoshi! Ich habe dich bereits erwartet!“, begrüßte die Arenaleiterin den Jungen aus Alabastia. Der Schwarzhaarige nickte zur Begrüßung. Suzuna nahm nun ihren Platz ein. Satoshi tat es ihr gleich. „Bist du bereit?“, erkundigte sich die Zopfträgerin. „Klar!“, kam es von ihm.
    Der Schiedsrichter des Kampfes hob zwei Fahnen. „Dieser offizieller Arenakampf ist ein drei-gegen-drei Kampf! Der Herausforderer darf seine Pokémon wechseln.“, sagte dieser und eröffnete den Kampf.
    Suzuna zückte einen Pokéball. „Shnebedeck! Auf geht’s!“ Aus ihrem Pokéball sprang ein weißes Pokémon, was Satoshi bisher noch nicht gesehen hatte. Er befragte den PokéDex: „Shnebedeck – das Forstbaum Pokémon: Es lebt im Schnee der Berge. Im Frühjahr wachsen um seinen Baum nahrhafte Beeren. Das Pokémon ist sehr neugierig, da es selten Kontakt zu Menschen hatte.“ Die Stimme verstummte.
    Hilfreich war diese Information nicht gerade, und nahm somit Satoshi die Pokémon Wahl ab. Dennoch entschied er sich für sein Pikachu. „Wir beginnen mit Eissplitter!“, befahl Suzuna ihrem Pokémon. Dieses erschuf einige scharfkantige Eiskristalle und schleuderte sie auf Pikachu. „Mit Ruckzuckhieb ausweichen!“ Mit Leichtigkeit konnte die Elektromaus den Splittern gekonnt ausweichen. „Eissturm!“ Doch nun fegte ein heftiger, eisiger Sturm über das Feld und Pikachu regelrecht vom Boden wischte. Doch Pikachu ließ sich nicht so einfach unterkriegen. „Donnerblitz!“
    Aus seinen roten Backentaschen löste sich ein furchtbarer Blitzschlag, der jedes Pokémon glatt umhauen konnte. Doch Shnebedeck war nur leicht benommen von dieser kraftvollen Attacke. „Was?! Wieso hat die Attacke keine Wirkung?“
    Suzuna grinste verschmitzt. „Shnebedeck ist ein Pokémon, welches die Typen von Eis und Pflanze in sich vereint!“
    Satoshi musste sich eine Strategie ausdenken. Elektro Attacken waren nicht sonderlich wirkungsvoll gegen Pflanzen Pokémon. „Pikachu, deinen Eisenschweif!“
    Das Pokémon hüpfte in die Luft. Sein Schweif glühte und es raste auf Shnebedeck zu. Der Schlag mit dem Schweif brachte das Eis Pokémon aus dem Gleichgewicht. „Ruckzuckhieb! Schnell!“ Kaum landete Pikachu auf dem Boden, so griff es abermals mit seiner Speed-Attacke an. Shnebedeck drohte nach hinten zu kippen durch den Aufprall. Suzuna schien diese Situation zu nutzen. „Holzhammer, Shnebedeck!“
    Der Arm des Pokémons schimmerte weiß und schleuderte diesen Pikachu entgegen. Das Pokémon wurde durch die Luft geschleudert. Es war der Attacke wehrlos ausgeliefert. Angeschlagen konnte es den Kampf jedoch fortsetzen. Lange hielt es aber nicht mehr durch. „Wir beenden es! Blizzard!“
    Ein stürmischer Schneesturm wurde von Shnebedeck erschaffen. Dieser war um einiges stärker als die Attacke Eissturm. Pikachu prallte gegen die Wand und war kampfunfähig. „Pikachu ist nicht mehr kampffähig!“
    Vorsichtig hob Satoshi sein Pokémon auf und trug es zu Takeshi und Hikari, die sich sofort um das kleine Pokémon kümmerten. „Na Satoshi? Welches Pokémon wählst du jetzt?“, rief Suzuna zu ihm herüber. Satoshi hatte seine Wahl getroffen und warf einen Pokéball auf dem Boden. Darauf löste sich Staraptor, ein großes Flug Pokémon. „Ein Staraptor… Interessant.“, sagte Suzuna leise. „Schon mutig ein Flug Pokémon gegen ein Eis Pokémon einzusetzen!“
    Satoshi kümmerte sich herzlich wenig über die Vor- und Nachteile eines Pokémons. „Du wirst ja noch sehen, Suzuna.“, erwiderte er. „Aero-Ass!“
    Staraptor flog steil nach oben um Shnebedeck blitzschnell anzugreifen. Kurz vor dem Pokémon verschwand es und tauchte hinter ihm auf. Es knallte auf den Boden und kam schwerfällig auf die Beine. „Du bist gut!“, lobte die Arenaleiterin. „Shnebedeck! Lawine!“ Über Staraptors Kopf erschienen große Eisbrocken, die auf das Pokémon herunter rieselten. „Verdammt! Ruckzuckhieb!“
    Verzweifelt versuchte der Vogel auszuweichen, doch wurde von einigen Brocken gestreift. „Nochmals Lawine!“, befahl Suzuna ihrem Pokémon. „Ein zweites Mal funktioniert das nicht.“, rief Satoshi. „Schlag die Brocken mit Flügelschlag weg!“
    Staraptors Schwingen wurden in Licht getaucht und schleuderte anschließend die dicken Eisbrocken zurück auf den Anwender. Dieses war zu langsam um seiner eigenen Attacke auszuweichen. Es erlag sofort den Folgen des Gegenangriffes. „Oh nein! Shnebedeck!“ Suzuna war besorgt. Somit war der Kampf wieder ausgeglichen. Alles stand noch offen. Suzuna holte ihr Pokémon in den Pokéball zurück und zückte nun einen anderen Ball hervor. „Sniebel! Los!“
    Satoshi hatte erwartet, dass sie ihr Sniebel in diesem Kampf einsetzen würde. Er behielt stattdessen Staraptor im Kampf. „Noch mal Flügelschlag!“, befahl der Schwarzhaarige. Staraptor raste somit auf Sniebel zu. Seine Flügel waren dicht an den kräftigen, schlanken Körper angelegt.
    Suzuna wartete auf einen günstigen Moment, bevor sie einen Gegenangriff anordnete. „Ausweichen und dann Metallklaue, Sniebel!“ Mit großer Schnelligkeit sprang Sniebel in die Luft. Es war mit Staraptor auf gleicher Höhe. Doch nun griff Sniebel mit seiner stählenden Klaue an. Durch die Wucht des Schlages wurde Staraptor auf den Boden geschleudert. Es war erschöpft, so holte Satoshi den Pokéball hervor und fing es mit dem roten Lichtstrahl wieder ein. „Ruh dich etwas aus.“ Er blickte zu Suzuna herüber. „Panpyro, los!“ Aus dem Pokéball entsprang ein feuriges, affenähnliches Pokémon – ein Panpyro. „Ein Feuer-Pokémon… Kluge Entscheidung! Aber ob es dir nützt?“, stichelte Suzuna. „Sniebel, greif es mit Eisstrahl an!“
    Auf Panpyro kam ein gebündelter Strahl aus Eis zugerast. Es machte nicht die Anstalten von selbst auszuweichen. „Halt mit Flammenwurf dagegen!“ Das Pokémon spie einen glühenden Feuerstrahl auf den Eisstrahl, sodass dieser sich unter der Hitze auflöste. „Und jetzt schnell Tempohieb!“ Panpyro war über Sniebel gesprungen und griff es aus der Luft an. Seine blitzschnelle Faust katapultierte das Pokémon gegen die Wand. Schwerfällig kam es wieder auf die Beine. Die Attacke hatte wohl deutliche Spuren hinterlassen. „Ruckzuckhieb!“, befahl die Arenaleiterin. Sniebel fokussierte seine Energie und griff Panpyro flink an. „Jetzt schnell Schlitzer!“ Anstatt es jedoch mit Ruckzuckhieb angriff, schnellte nun seine Klaue hervor und verletzte das Feuer-Pokémon. Panpyro taumelte. „Flammenrad!“
    Helle Flammen umgaben Panpyro und attackierten schließlich Suzunas Pokémon. „Ausweichen! Beeil dich!“ Doch Sniebel schaffe es nicht rechtzeitig. Es wurde stark gestreift und strauchelte zunehmend. „Zum Abschluss Tempohieb!“ „Konter mit Schlitzer!“, brüllte Suzuna ihm entgegen.
    Panpyro und Sniebel lieferten sich ein hartes Duell. Ihre Attacken prallten aufeinander. Sie waren so dermaßen kraftvoll, dass eine Druckwelle entstand und die Pokémon davon fegte. Panpyro keuchte schwer. Sniebel jedoch war sofort kampfunfähig. „Nicht schlecht!“, lobte Suzuna. „Aber kannst du auch dagegen ankommen?“
    Sie zückte einen Pokéball, nachdem sie Sniebel zurückgerufen hatte, und warf diesen auf den Boden. „Rexblisar! Du bist meine letzte Hoffnung!“ Ein bizarres Pokémon erschien aus dem Pokéball. Es hatte ein weißes, zotteliges Fell und wirkte von seiner Gestalt sehr plump und träge. „Rexblisar – Das Frostbaum Pokémon: Die Weiterentwicklung von Shnebedeck… Rexblisar bedeckt weite Gebiete in den Bergen mit Schnee, da es ständig von Blizzards begleitet wird. Daher nennt man es ‚Das Eismonster’.“, ertönte die Stimme des PokéDexes als Satoshi das Pokémon Lexikon befragte. Rexblisar war ein sehr ernstzunehmender Gegner. „Panpyro, Temphieb!“, rief er seinem Pokémon zu. Dieses griff erneut mit seiner flinken Faust an. „Holzhammer!“, konterte Suzuna ruhig. Rexblisar hob gemächlich den Arm und schleuderte diesen dem angreifenden Panpyro entgegen. Satoshis Pokémon knallte gegen den Boden, erhob sich aber gleich darauf wieder. „Jetzt sind wir dran!“, sagte Suzuna grinsend. „Blizzard!!“
    Rexblisar öffnete sein Maul und entfachte einen stürmischen Eissturm. Dieser war so heftig, dass sich Panpyro kaum von der Stelle rührte. Als der eisige Wind nachließ, konnte sich das Feuer-Pokémon kaum noch auf den Füßen halten. „Benutz deinen Flammenwurf!“
    Panpyro blickte seinen Trainer einen Moment an, bevor bewusstlos auf den Boden fiel. Satoshi holte sein besiegtes Pokémon in den Pokéball zurück. Nun war nur noch Staraptor übrig und dies war noch sichtlich erschöpft von dem Kampf gegen Sniebel. Aber der Schwarzhaarige hatte keine andere Wahl als es wieder einzusetzen. „Staraptor, los!“ Abermals löste sich aus dem Lichtschein das kräftige Flug Pokémon. Es wirkte schon angeschlagen und nicht mehr ganz auf der Höhe seiner Kraft. „Setz Sturzflug ein, Staraptor!“ Es gehorchte, breitete seine Flügel aus und hob ab. Schnell gewann es an Geschwindigkeit als es sich auf Rexblisar stürzte. Es wurde von Flammen umgeben. Rexblisar stand der Attacke schutzlos gegenüber.
    Plötzlich wandelte sich das Licht in eine bläuliche Aura um und der Gegner wurde hart getroffen. Selbst die kraftvolle Druckwelle die dadurch war deutlich zu spüren.
    Staraptor drehte sich in der Luft, war jedoch nun bewegungsunfähig durch kleine Schockwellen, die den Körper umflossen. Staraptor erholte sich nur langsam von dem Rückstoßeffekt des Sturzfluges. Rexblisar dagegen erholte sich schnell und war wieder bereit zum Angriff. „Blizzard, Rexblisar! Beenden wir es!“, schrie Suzuna. Ein erneuter heftiger Blizzard brauste über das Kampffeld hinweg. Das Flug Pokémom versuchte der gewaltigen Eisfront auszuweichen, wurde jedoch erfasst und durch die gesamte Arena katapultiert. Es landete hart auf den Boden und war besiegt.
    Suzuna rief ihr relativ unverletztes Rexblisar zurück in den Pokéball zurück. „Komm wieder, wenn du stärker bist!“, meinte das Mädchen und wandte sich zum Gehen um.

  • 22. Kapitel


    Satoshis Niederlage (Teil II)


    Satoshi hatte verloren. Seinen siebten Kampf um den vorletzten Orden. Er war sichtlich niedergeschlagen, konnte kaum etwas essen oder sich gar etwas Ruhe gönnen.
    Takeshi und Hikari standen bei ihm und bedauerten ihn. Satoshi war mit soviel Elan an die Sache herangegangen und würde dafür bitterlich bestraft. Satoshi mochte im Moment keine Gesellschaft. Er empfand seine Freude als störend und missachtete ihre tröstenden Worte. Er wollte einfach seine Ruhe haben. „Könnt ihr mich bitte alleine lassen?“, bat der Schwarzhaarige sie. Takeshi blickte Hikari an. „Ich bleib schon hier.“, sagte dieser zu ihr.
    Hikari nickte und ging aus dem Zimmer. Aus ihrer Tasche zog sie dann Shinjis Jacke. ‚Ich sollte ihm die Jacke vielleicht wieder zurückbringen…’, dachte sie und ging zu Schwester Joy an den Tresen. Die Jacke versteckte sie vor Schwester Joys Blicken. „Was möchtest du?“ „Ich suche jemanden. Shinji ist sein Name und müsste hier im Center wohnen.“ Schwester Joy blätterte ihre Unterlagen durch und sah nach. „Ja, Shinji wohnt hier. Er ist in Zimmer 24 untergebracht.“, erwiderte die Krankenschwester.
    Hikari fiel regelrecht ein Stein vom Herzen. „Dankeschön!“
    Mit diesen Worten lief das Mädchen zu Shinjis Tür. Die Ziffer 24 stand darauf. Plötzlich packte sie die Unsicherheit. Was wenn er sie wegschickte oder die Tür gar nicht öffnete? Shinji traute sie im Grunde genommen alles zu… Zögernd hobn die Blauhaarige ihre Hand um Anzuklopfen als die Tür auf aufsprang. Shinji rannte sie beinahe Hikari um, weil er sie zu spät gesehen hatte. „Was lungerst du vor meiner Tür rum?“, fragte er genervt. Hikari musterte Shinji. „Störe ich…?“, kam es zaghaft von ihr. Shinji rollte mit den Augen und schaute sie ausdruckslos an. „Nein, äh… Ja!“, erwiderte der Junge. Innerlich ohrfeigte sich Shinji für sein dummes Verhalten. „Was willst du?“ Hikari zeigte ihm die blaufarbene Jacke. „Ich wollte sie dir zurück bringen.“
    Shinji nahm sie schweigend entgegen und warf diese auf das Bett. Hikari senkte den Blick und trat unruhig von einem Fuß auf den Anderen. Shinji schaute das Mädchen weiterhin an. „Komm rein.“, meinte er leise und machte die Tür frei. Hikari ging zögernd in das Zimmer. Es war ein kleiner Raum. An der Wand stand ein Regal Auf der anderen Seite war das benutzte Bett mit einem Nachtischchen. Darauf lagen sechs verkleinerte Pokébälle in einer Schale. Unter dem Fenster stand ein Tisch mit einem Stuhl.
    Hikaris Augen schweiften zu Shinji. An einer Hand lief Blut herunter und wies kleinere Schnittwunden auf. „Du blutest!“, meinte das Mädchen. „Hast du dich geschnitten?“
    Shinji schwieg und wich ihrem Blick aus. „Ja, an den Scherben.“, erwiderte er trocken und deutete auf den zersplitterten Teller. Hikari sah zunächst hinüber zu den Scherben und fixierte dann schließlich Shinji wieder. „Zeig mal!“, sagte sie und griff nach seiner leicht blutenden Hand. Dieser zog seine Hand ruckartig weg als er Hikaris zarte Finger spürte. „Das ist nichts!“ „Halt doch mal still!“, nörgelte Hikari. Shinji verdrehte wieder die Augen und versuchte ihre Berührungen zu ertragen. „Anscheinend sind Splitter in der Wunde.“, fügte sie hinzu. „Soll ich sie raus machen?“ Nun entzog Shinji Hikari den zärtlichen Hautkontakt und schüttelte den Kopf. Er ging zum Tisch. „Stört es dich, wenn ich erst duschen gehe, Frau Doktor?“, feixte der Junge.
    Hikari schüttelte den Kopf. „Nei-Nein.“ Shinji nickte zufrieden bei ihrer Antwort. Schließlich zog der Junge sein SHirt über den Kopf und offenbarte seinen Oberkörper. Seine Muskulatur zeichnete sich leicht ab. Hikari sog scharf die Luft und und versuchte die Augen von Shinji zu nehmen. Es gelang ihr aber nicht. Nun drehte sich Shinji zu ihr um. Seine Blicke streiften sie. Ihre Wangen waren zart gerötet. „Warte hier.“, murmelte er leise. Gehorsam nickte Hikari, während der Junge im Badezimmer verschwand.
    Hikari ärgerte sich über sich selbst. Jetzt stand sie hier – in einem fremden Zimmer, das ausgerechnet Shinji bewohnte – und dieser war duschen. Hikari seufzte und wartete. Und wartete…
    Nach ungefähr 15 Minuten wurde sie vom Warten erlöst. Shinji kam aus dem dampfenden Badezimmer. Seine Haare waren durch die Nässe dunkel-violett. Um seine Hüften war nur ein weißes Badetuch gebunden. „Hätte nicht gedacht, dass du wartest.“, sagte Shinji. Hikari empfand, dass er ganz anders aussah als sonst. Nicht so ernst und finster… Oder irrte sie sich?!
    Der Junge setzte sich auf den Stuhl. „Willst du jetzt die Splitter raus machen?“ Hikari schreckte hoch. „Ja klar.“, stammelte sie leicht beirrt und suchte einen Stuhl. Doch es gab nur einen Stuhl in diesem Raum und darauf saß Shinji. „Hast du keinen zweiten Stuhl?“ Der Angesprochene schüttelte seine nassen Haare. „Nein.“ Hikari seufzte. „Setz dich auf meinen Schoss.“, forderte Shinji sie kühl auf. Die Blauhaarige zögerte, setzte sich aber dann auf seine Oberschenkel. Sie zog sich eine Haarnadel aus dem Haar. „Halt jetzt still. Das kann jetzt etwas wehtun.“, sagte das Mädchen. Sie musste sich gehörig zusammen reißen. Sie saß auf dem Schoss Shinjis, dessen Oberkörper unbekleidet war und dazu nur mit einem Tuch gekleidet war. Bei diesem Anblick konnte man schon ziemlich viel falsch verstehen.
    Shinji richtete seinen Blick gegen die Decke und konzentrierte sich auf einen Punkt. Dabei ignorierte er die Tatsache, das Hikari tatsächlich auf seinem Schoss saß.
    Nur ein kurzes Stechen zog sich durch seine Hand und schmerzte leicht nach dem Entfernen der Splitter. „Sie sind draußen.“, sagte Hikari. Sie wandte den Kopf zu Shinji. Beide blickten sich in die Augen. Langsam hob Shinji seine unversehrte Hand und strich ihr mit einem Finger über ihre Wangen, dann ihr Kinn. Leicht zog er dieses zu sich heran. Nur wenige Millimeter trennen Hikari und Shinji voneinander. Doch ehe es zu einer Berührung kam, sprang die Blauhaarige auf die Füße. „I-Ich muss gehen!“ Flüchtend verließ das Mädchen Shinjis Zimmer. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss. Seufzend lehnte sie ihren Kopf gegen die Tür.
    Himmel! Was war bloß los?!
    Hikari bog um die Ecke und prallte beinahe mit Takeshi zusammen. „Da bist du ja! Ich habe dich gesucht.“ Das Mädchen hob ihre verschleierten Augen. Ihre Gedanken waren immer noch bei Shinji. „Gesucht…?“ Takeshi nickte, und musterte sie gleich darauf. „Sag mal… Alles in Ordnung?“
    Hikari straffte ihre Schultern. „Mir ging es noch nie besser!“, log sie. „Gut. Hast du Hunger?“ Das Mädchen nickte stumm und folgte Takeshi anschließend.


    Shinji blieb alleine in seinem Zimmer zurück. Sein Blick fixierte die Tür. Hikari war schon seit 10 Minuten aufgebracht aus dem Zimmer gestürmt.
    Seine rechte Hand ballte er zur Faust. Wütend schlug er diese fluchend auf die Tischplatte und erhob sich ruckartig. Seine andere Hand fuhr durch die nassen Haare. Was hatte er dabei gedacht Hikari einfach küssen zu wollen? Da hätte er gleich etwas anderes Dummes machen können.
    Zunächst verbannte Shinji Hikari aus seinen Gedanken so gut es ging und griff nach seinem Shirt. Dann ging er wieder ins Badezimmer und knallte die Tür hinter sich zu.


    Hikari saß schweigend im Restaurant des Pokémon Centers. Lustlos stocherte sie in ihrem Essen herum. Irgendwie war ihr Hunger nicht so groß, wie sie gedacht hatte. Satoshi war ebenso lustlos und stumm, wie Hikari. Die Niederlage nahm ihn immer noch ziemlich mit.
    Takeshi schaute seine Freunde an. Sie waren nicht gerade eine sonderlich gute Gesellschaft, empfand er. „Geht es euch gut?“, fragte er, bekam aber keine Antwort. „Euer Essen wird kalt.“ Wieder keine Antwort. Takeshi gab es somit wieder auf sie aufmuntern zu wollen.
    Hikari neigte den Kopf zu Seite und blickte hinaus. Es begann wieder zu Schneien. Schließlich erkannte sie im Schnee Shinji, der das Pokémon Center verließ. Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Doch der Junge schien sie nicht zu sehen als er am Fenster vorbei kam und verschwand dann schließlich aus ihrem Blickwinkel.
    Enttäuscht stocherte sie von neuem in ihrem Essen herum…


    - - - - - - - -
    Nachwort:
    Wieder Shinji zu OOC... xX
    Inspiration: http://i191.photobucket.com/al…HETDIDNT.jpg?t=1206741957

  • Erster!^^


    Ach, deine Story ist einfach obergeil!^^


    Zu deinem @: das war so nicht gedacht. Ich wollte damit nur ausdrücken, dass du dich oft wiederhlt hast. Und zu den Haarfarben habe ich gar nichts gesagt, oder? ;)


    Nun, zum Kapitel: der Arenakampf war schon gut beschrieben, mir hat auch sehr gut gefallen dass du Ash nicht gleich hast gewinnen lassen. Wogegen- diese Szene mit Shinji und Hikari...ähem, räusper^^ War aber irgendwie süß. Mir hat's jedenfalls super gefallen. Du weißt ja, ich liebe die Liebe^^ Sehr gut beschrieben finde ich. Zumal die Unsicherheit von Hikari. Im übrigen waren diese beiden letzten Kapitel eine nette Abwechslung von Haruka und Shuu- nicht, dass ich etwas gegen sie hätte aber dennoch: Abwechslung ist immer gut!^^


    Nun, ich hoffe dass du bald weiterschreiben kannst- ich für meinen Teil werde immer deine Story lesen^^

  • Roselia
    Shinji gut hinbekommen?! Ne. xD Der ist voll Out of Character. XD' Schrecklich, aber was solls. ShinHika zu schreiben ist sau schwer... Aber es macht Spaß. Sehr. ^^


    DragonFreak
    Wollte nur klarstellen, warum ich auch Umschreibungen zu den Haarfarben mache. ^^" Würden zwei Personen mit der gleichen Haarfarbe auftauchen, dann würde ich das lassen. <3


    Danke. Es ist, wie ich oben schon gesagt habe, sehr schwer ShinHika zu schreiben, da Shinji nicht der Typ ist, der jedem seine Gefühle offenbart. Und diese Kapitel, die nicht von Haruka, Shuu und Rika handeln, werde ich versuchen öfters reinzubringen. ^^
    Keine Sorge, hab noch ca. 15 Kapitel frisch auf Lager, die nur warten hochgeladen zu werden. xD

  • Ich hätte schwören können, ich hätte dieses Kapitel bereits hochgeladen ôo


    23. Kapitel


    Bilder der Vergangenheit


    Das Trio war seit einem Tag bereits im Kraterberg unterwegs. Dort war es finster und unheimlich. Nur langsam kamen Haruka, Shuu und Rika voran. Der Wag recht steinig und anstrengend, da sie manchmal vor wütenden Pokémon flüchten mussten. Anscheinend fühlten sich diese durch das Trio gestört.
    Darum entschieden sie sich einen sicheren Ort zu suchen um zu Rasten. Dieser befand sich an einem See, aus dem sie Wasser schöpfen konnten. Der Platz war von Felsen gut geschützt und somit vor Angriffen von Pokémon geschützt.
    Das einzige Problem war, dass logischerweise kein Brennholz vorhanden war und so konnten sie sich dadurch nicht aufwärmen oder sich gar etwas zu Essen machen. Doch Rika hatte dafür eine Lösung. Sie hatte einen Campingherd mit und stellte drei Fertiggerichte darauf, die leicht vor sich hin brodelten.
    „Nicht gerade ein fünf Sterne Menü.“, meinte Haruka als sie hungrig nach der warmen Dose griff. Diese fühlte sich nicht heiß an, sodass man sich die Finger verbrannte.
    „Immerhin besser als gar nichts.“, erwiderte Shuu und begann zu essen. Schweigend taten sie es ihm nach. Es war keine sonderlich große Portion, die richtig satt machte. Das Trio war damit vollkommen zufrieden und hatten so sie wenigstens etwas im Magen.
    Schließlich holte Shuu einen Reiseführer hervor. „Weißt du wo wir sind, Rika?“, fragte die Braunhaarige, während sie Shuu zuschaute. Die Angesprochene hob den Kopf. „Ungefähr.“, antwortete die Schwarzhaarige. „Noch zwei oder drei Stunden werden wir hier sicherlich noch verbringen.“ Sie zuckte mit den Schultern. Haruka seufzte. Sie hatte nicht wirklich hier weiter herum zuirren.
    Rika erhob sich. „Ich werde mich hier etwas umsehen.“ Shuu blickte das Mädchen an. „Alleine?“ Sie nickte. „Ihr solltet euch solange ausruhen bis ich wieder da bin.“
    Rika wandte ihnen somit den Rücken zu. „Bist du denn gar nicht erschöpft?“, fragte Haruka verunsichert. Abermals schüttelte das Mädchen. „Ich bin nicht müde. Ich kann sowieso nicht still sitzen bleiben.“ Somit verließ Rika den versteckten Rastplatz um sich Umzuschauen.
    Haruka blickte ihren Freund an. „Denkst du, dass ist eine gute Idee?“ Dieser zuckte mit den Schultern. „Muss sie selbst entscheiden.“


    Rika war schon seit einiger Zeit alleine im Kraterberg unterwegs und durchkämmte die Umgebung. Ob es Tag oder Nacht war, wusste das Mädchen nicht. Laut des Pokétch war es allerdings schon spät Abend. Dennoch strich das Mädchen einsam durch die karge Felsenlandschaft des Berges. Sie hielt inne und zog einen Pokéball hervor. Hundemon, Rikas dunkler Schattenhund, kam aus dem Lichtschein hervor. „Schaust du dich einwenig hier um? Vielleicht finden wir eine Abkürzung.“ Hundemon grollte zur Antwort und verschwand in der Finsternis. Eine Weile blickte Rika ihm nach, setzte sich dann wieder in Bewegung.


    Die Dunkelheit holte auch Haruka und Shuu nun ein. Die schwache, lodernde Flamme des Campingkochers erhellte den Platz kaum. Es war ein unangenehmes Gefühl keine Lichtquelle zu haben. Unfreiwillig klammerte sich Haruka ängstlich an Shuus Arm. Dabei quetschte das Mädchen seinen rechten Arm ziemlich. Schmerzhaft sog Shuu die Luft zischend ein. „Willst du mich umbringen oder was?“, fauchte der Grünhaarige. Augenblicklich ließ Haruka locker. Stille trat zwischen den Koordinatoren ein. Man konnte regelrecht die Boden Pokémon in der Erde hören, so still war es im heiligen Berg.
    Die Flamme des Kochers erlosch und Shuu erhob gleich sich unter Harukas Augen, die ihn verfolgten. „Verdammt. Das Öl ist leer.“, fluchte er. „Kannst du nicht mit Gallopa uns etwas Licht verschaffen?“
    Haruka lehnte sich vor und zog einen Pokéball heraus. Daraufhin erschien Gallopa bei ihnen und erhellte die Umgebung. Es wieherte schrill. „Sollten wir nicht Rika suchen gehen? Sie ist schon eine ganze Weile nicht zurückgekommen.“ Doch Shuu schüttelte nur den Kopf. „Nein. Wir bleiben hier. Sie wird schon irgendwann zurückkommen.“


    Es war üblicherweise keine Menschenseele im Kraterberg, außer sie und ihre Freunde. Oder irrte sie sich vielleicht?
    Nach einer Weile blieb Rika stehen. Sie blickte sich um. Die Finsternis war unerträglich und seltsam drückend. Rika aber verspürte keine Angst in der Dunkelheit. Trotzdem erfüllte sie ein seltsames Gefühl. War es Angst? Nein. War es nicht. Eher eine flaue Vorahnung. Die Schwarzhaarige entschied weiter zu gehen.
    Plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen. Schritte! Waren ihr etwa Haruka und Shuu gefolgt? Nein, es war nur eine Person, erkannte sie. Rika beschleunigte ihren Gang, ebenso das fremdartige Geräusch wurde lauter.
    Letztendlich blieb Rika abermals abrupt stehen. Sie horchte und schloss für einen Moment die Augen. Die unheimlichen Geräusche kamen näher. Immer näher… Rika atmete tief ein und ballte ihre Faust.
    Schließlich erkannte sie die schwachen Konturen eines Menschen vor sich. Er verströmte eine kalte Aura, die von Rika Besitz zu ergreifen schien. Bilder ihrer Kindheit rauschten an ihr vorbei. Bilder, die sie verdrängt hatte. Das Mädchen lehnte sich vehement dagegen auf. Sie wollte nicht schwach werden – sich nicht daran erinnern.
    Verzweifelt verschloss Rika ihre Augen vor der Realität. Warum?! Warum griffen plötzlich solche Gedanken nach ihr? Die schroffe Eiswand, kalt und unüberwindbar, begann zu bröckeln. Sie spürte, wie ihre Kraft ihre Beine verließ.
    Einen Moment ergab sich Rika dieser geheimnisvollen Macht und sackte in sich zusammen. Jäh vernahm sie ein zischendes Geräusch und eine unerträgliche Hitze.
    Rika öffnete die Augen. Ein gleißender Flammenwurf war an ihr vorbei gerauscht, und hielt einen tiefschwarzen Schattenball auf. Beide Attacken lösten sich in einer Explosion auf, die beinahe im gesamten Kraterberg zu hören war.


    Haruka und Shuu schraken gleichzeitig hoch. Eine Explosion! Weit entfernt konnte sich nicht gewesen sein, doch allzu nah war diese nun auch wieder nicht.
    Gleich darauf schoss ihnen Rika in den Kopf. Ihr musste etwas zu gestoßen sein. „Wir müssen zu ihr!“, sagte Haruka in Panik. Shuu schwieg. Nur ungern wollte er den Unterschlupf verlassen. Was, wenn ihr gar nichts zugestoßen war und sie zurückkehrt, während sie sie suchen gingen?
    Shuus Zögern ließ Haruka ungeduldig werden. „Shuu! Was zögerst du noch? Vielleicht braucht sie Hilfe!“ Seine Bedenken verschwanden schließlich und er nickte zustimmend. Daraufhin erschienen der Luchs und seine Schattenkatze Nachtara. „Luxio und Nachtara werden sie schon finden!“ Haruka nickte, und packte hastig zusammen. Beide Pokémon fanden rasch Rikas Spur und stoben davon, während Haruka und Shuu ihnen hinterher lief.


    Der Staub lichtete sich langsam. Es waren einige Felsen zertrümmert. Rika saß zusammen gekrümmt da und spürte die Kälte in ihrem Körper. Ihr ganzer Leib zitterte. Vor Angst, vor Kälte, und… vor der Wahrheit. Noch nie musste sie sich ihrer Vergangenheit stellen, geschweige denn den Mut dazu finden. Warum gerade jetzt?!
    Ein verärgertes Knurren ertönte neben der Schwarzhaarigen und riss sie aus ihrem Gedankenstrom. Zwei rote Augen blitzten hervor und eine schwarze, schmale Schnauze kam zum Vorschein. „Hundemon…“, wisperte Rika tonlos. Ihre Arme schlangen sich um ihr vertrautes Pokémon. Dieses blickte sie wissend an, drehte sich dann grollend zu der mysteriösen Person. Neben ihr stand ein Gengar, ein Geist Pokémon.
    Rika konnte nun deutlich die Gestalt sehen. Sie war dunkel gekleidet und trug eine Maske, aus dem sich das schwarze, lange Haar heraus wellte. Diese hob nun den linken Arm und befahl irgendetwas, was Rika nicht verstehen konnte. Doch sie konnte sich weder bewegen, noch sprechen. Eine finsterte, magische Energie wirkte auf sie ein.
    Gengar sammelte währenddessen in seinen Händen einen weiteren dunklen Energieball, der von einer grünlichen Aura umschwirrt wurde.
    Rika erstarrte geschockt als sie realisierte, dass Gengar scheinbar die Attacke auf sie lenkte. Der Energieball spiegelte sich im Angesicht des Angriffs in ihren Augen wider. Abermals spürte Rika die aufsteigende Hitze in ihrem Körper.
    Der schwarze Schattenhund war ohne zu zögern vor seine Trainerin gesprungen um sie zu beschützen. Egal was passieren würde, Hundemon würde dennoch weiterkämpfen um sie zu verteidigen. Der glühend heiße Flammenwurf erhitzte den Energieball dermaßen schnell, sodass dieser sich wieder in einem Knall auflöste. Doch gleich darauf schossen gelbe Blitze auf Hundemon und Rika zu. Der Schattenhund drehte sich zu Rika um und stieß sie zur Seite. Dafür traf der Blitzschlag nun aber Hundemon. Ein dunkles Grollen erfolgte darauf, nachdem es sich wieder erhob und vor seinem Maul in Sekundenschnelle ein schwarzer Spukball geformt hatte. Dieser raste nun auf Gengar zu und schmetterte den Geist gegen einen Felsen. Dann rannte Hundemon blitzschnell auf Gengar zu und setzte seine krallenbesetzte Pfote auf Gengars Brust. Ein drohendes Knurren entrann seiner Kehle und schließlich sammelte sich wieder ein Spukball in seinem Maul. Ehe Hundemon seinen Angriff durchführen konnte, war der Geist vor seinen Augen verschwunden und griff es hinterhältig mit Donnerblitz an.
    Hundemon jaulte kurz auf, fing sich gleich darauf wieder und wirbelte herum. Ein erneuter Feuerstrahl entsprang seinem Maul und fegte auf Gengar zu. Dieses war dem unerwarteten Angriff ausgeliefert, konnte aber als Gegenangriff abermals einen Energieball erschaffen. Beide Pokémon wurden in eine dicke, dichte Staubwolke gehüllt. Rika hustete und kniff die Augen zusammen. Nur Hundemons wage Gestalt konnte sich im Rauch ausmachen, der sich langsam lichtete. Von Gengar und der mysteriösen Gestalt fehlte jede Spur. Nun schweiften Rikas Blicken zu Hundemon herüber. Es war angeschlagen, wollte jedoch keine Schwäche zeigen. Hinkend kam der schwarze Hund zu seiner Trainerin und stupste sie an.
    Rikas Gliedmaßen fühlten sich an als bestanden sie aus Blei. Nur schwer fand die Schwarzhaarige ihre Balance zurück. Doch plötzlich packte sie ein Schwindelanfall und zog sie hinab in das Loch der Bewusstlosigkeit.
    Verschwommene Bilder ihrer Kindheit brausten an ihr vorbei, bevor eine komplette Finsternis sie ergriff…


    Rika durchtauchte die Tiefen ihres Bewusstseins. Ihr begegneten Erinnerungsbilder aus ihrer Kindheit, auch Bilder ihrer Freunde. Plötzlich tauchten aus der Dunkelheit ein Duo schwach zuerkennende Gestalten auf. Bilder zweier Personen – ihre Eltern, die jedoch ihr den Rücken zu kehrten. Rika freute sich ihre Familie zu sehen, begann zu schreien, doch sie konnte nicht. Ihre Stimme versagte kläglich.
    Unerwartet lösten sich ihre Eltern im Nichts auf und ein neues Gebilde schien sich vor der Schwarzhaarigen aufzutürmen. Sie schreckte zurück.
    Vor ihr tauchte das Gesicht ihres Bruders auf. Ryo, der perfekte Sohn, den ihre Eltern schon immer geliebt hatten. Unbändiger Hass erfüllte Rika plötzlich.
    Ryo lachte. Sein kaltes Lachen würde Rika nie vergessen. Schließlich verstummte ihr Bruder. „Du bist ein Feigling. Du wirst mich niemals schlagen können. Niemals… niemals…“


    Rika öffnete plötzlich die Augen und erwachte aus dem Albtraum. Die Dunkelheit umhüllte sie vollständig, dennoch fühlte stieg die Wärme in ihr auf. Die Schwarzhaarige versuchte sich aufzusetzen, aber ihre Kräfte waren scheinbar nicht zurückgekehrt. Schwermütig setzte sich das Mädchen auf und fuhr sich mit einer Hand zum Kopf. Es hämmerte wie verrückt in ihrem Kopf.
    „Du bist endlich wach!“, ertönte es hinter ihr. Rika neigte ihren Kopf zu der Stimme, die eindeutig zu Haruka gehörte. „Wie… Wie lange… war ich schlafen…?“
    Rika war überrascht über sich selbst. Ihre Stimme war kraftlos, wie ihr gesamter Körper. „Du hast die ganze Nacht geschlafen. Wir konnten dich nicht wecken.“ Nun nahm die Schwarzhaarige auch Shuus Gestalt wahr. Sie versuchte erneut aufzustehen, aber ihre Beine ließen nach, sodass der Grünhaarige sie im letzten Moment vor einem Sturz bewahren konnte.
    Behutsam legte er sie auf die weiche Unterlage. „Wie habt ihr mich… gefunden?“, wollte Rika wissen. Haruka lächelte. „Hundemon hat über dich gewacht und so haben wir dich gefunden.“ Rika schloss die Augen. Sie spürte eindeutig die Anwesenheit ihres Hundemons. Sanft legte der Schattenhund seine Schnauze auf Rikas Arm und pustete ihr ins Gesicht. Das Mädchen lächelte und erleichtert, dass es bei ihr war – ihr bester Freund.
    Haruka und Shuu blickten sich besorgt an und wandten sich wieder der Schwarzhaarigen zu, ungewiss was überhaupt geschehen war. „Rika… Was ist passiert…?“, fragte die Braunhaarige. Rika setzte sich erneut auf und fasste sich an den schmerzenden Kopf. „Ich… Ich weiß es nicht…“, stotterte sie. Ihre Stimme zitterte. Hundemon schaute sie mitfühlend an. Es spürte, wie aufgebracht Rika war und wie schmerzlich diese Erinnerungen waren. Es stupste sie vorsichtig an. Das Mädchen umarmte die Schnauze des Schattenhundes und schmiegte ihr Gesicht an den Hals des Pokémons. „Rika… Bitte sag uns was passiert ist!“
    Rika schwieg weiterhin und wich ihren prüfenden Blicken aus. Ihre Vergangenheit ging niemandem etwas an.
    Der Schattenhund richtete seinen stechenden Blick auf Haruka und Shuu. Ein tiefes, warnendes Knurren stieg aus seiner Brust auf.
    Haruka und Shuu verstummten augenblicklich. Sie waren zu weit gegangen. Es hatte keinen Sinn Rika zu bedrängen. Dies bewirkte stets nur das Gegenteil.
    Shuu erhob sich still und nahm eine kleine Schüssel aus seiner kleinen Tasche. Dampf stieg auf als er schließlich eine warme Flüssigkeit darin eingoss. Der Junge gab die dampfende Suppe an Rika weiter. „Iss, damit du wieder zu Kräften kommst.“
    Rikas Hände umfassten die warme Schüssel. Langsam schlürfte sie den Inhalt genüsslich aus. Die Wärme der Suppe erfrischte ihre trockene Kehle und erhitzte sie von Innen. Anschließend stellte das Mädchen die Schüssel beiseite. Haruka und Shuu waren noch immer besorgt. „Tut mir Leid, das ich mal wieder meinen Dickkopf durchsetzen musste.“, entschuldigte sich die Schwarzhaarige für ihren Alleingang. Doch ihre Gefährten schüttelten nur den Kopf. „Dir muss es nicht Leid tun.“, erwiderte Haruka.
    Rika schwieg. Ihre Gedanken schweiften zurück zu der geheimnisvollen Gestalt. Warum fügte dessen Anblick ihr nur solch ein Chaos in ihrem Kopf zu?!
    Abermals fuhr sich Rika mit der Hand an den Kopf. Wieder tauchten die Erinnerungen auf, die sie bislang aus ihren Gedanken verbannt hatte. Dann kam ihr der Traum wieder in den Sinn. Ryo. Ihr Bruder… Seine Worte würde Rika niemals vergessen.
    Ihre Hand krampfte sich in die weiche Unterlage und biss sich auf die Lippe. Nur schwer konnte das Mädchen ihrer aufsteigenden Wut widerstehen.
    Abrupt erhob sich Rika darauf. Ihre Hände nahmen die Gestalt von Fäusten an und ihre Blicke wirkten finster. „Wir sollten aufbrechen.“, meinte das Mädchen kühl. „Aber…!“ Rika brachte Haruka mit einem düsteren Blick zum Schweigen. „Mir geht’s gut. Wir haben schon zuviel Zeit verloren.“ Das junge Koordinatorenpaar hatte wohl keine andere Wahl als sich Rikas Entscheidung zu fügen. Ungern wollten sie Rika verärgern, und besonders dann nicht, wenn es ihr sowieso nicht gut ging. „Na gut. Dieser Berg macht mich noch verrückt.“ Rikas harte Gesichtszüge wurden weicher. Sie lächelte.
    Nachdem die Entscheidung gefallen war, machte sich das Trio wieder auf den Weg. Es dauerte noch lange bis sie endlich aus dem Kraterberg heraus kamen.
    Rikas Gedanken unternahmen noch immer eine Achterbahnfahrt. Wer um Arceus’ Willen war die finstere Gestalt? Warum hatte sie auf Rika solche Wirkung?

  • 24. Kapitel


    Herzhofen – Die Stadt des Reichtums (Teil I)


    Völlig überwältigt kamen Haruka, Shuu und Rika in Herzhofen, einer der größten und reichsten Städte Shinous, an. Die Gebäude waren einfach beeindruckend. Einige waren davon waren wirklich riesig, selbst die Wohnhäuser waren sehr groß gebaut. Auf einem großen Platz mitten in der Stadt türmten sich große Springbrunnen.
    Es war reger Menschenbetrieb in den Straßen. Haruka und Shuu waren völlig fasziniert über die große Stadt. Rika war schon öfters in Herzhofen gewesen. Die Großstadt war ein Paradies für Shopping Touren. Viele Menschen kamen nur hierhin um in einem der Einkaufzentren einkaufen zu gehen. Neben dieser Attraktion gab es in Herzhofen eine große Küche, die sich auf die Herstellung von Knurspe spezialisiert hatte.
    Knurspe waren eine Spezialität für Pokémon in Shinou. Sie ähnelten der PokéRiegel, die in Hoenn als Feinkost bekannt waren. Die Knurspe waren dagegen Kekse und waren für Pokémon eine sehr nahrhafte Leckerei.
    Doch die größte Sensation war die fantastische Wettbewerbshalle in Herzhofen. Das rundliche Gebäude befand sich oberhalb der Stadt, die Kuppel der Halle überragte selbst die Hochhäuser. In diesem atemberaubenden Halle sollte der nächste, berühmte Wettbewerb von Herzhofen stattfinden.


    Die Entscheidung von Haruka und Shuu war sofort gefallen. Sie mussten an dem Wettbewerb teilnehmen! Rika war nicht der Typ für Wettbewerbe, sie gehörte eher zu den kämpferischen Trainern. Ihr Ziel war es acht Orden zusammen für die Shinou Liga. Zwei von acht Orden besaß sie bereits.
    Das schwarzhaarige Mädchen begleitete dennoch die jungen Koordinatoren zur Wettbewerbshalle. Noch nie war sie in einem der Gebäude gewesen, da diese nie ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Oft hatte Rika nur Berichte über die Wettbewerbe im Fernsehen gesehen. Im Gebäude der Herzhofen Halle war ebenfalls noch nie gewesen. Von Innen wirkte die Halle noch gigantischer als von Außen. In der Eingangshalle befand sich die Anmeldung. Die junge, hübsche Dame begrüßte Haruka und Shuu freundlich. „Guten Tag! Ihr wollt euch sicher für den Wettbewerb einschreiben?“ Das Mädchen und Shuu bestätigten die Frage mit einem kurzen Nicken und reichten ihr anschließend ihre Ausweise. In wenigen Sekunden erschienen auf dem Monitor ihre Passbilder. Sie waren eingeschrieben und bekamen nun ihre Pässe zurück. „Ihr seid eingeschrieben. Der Wettbewerb beginnt übermorgen um 13 Uhr.“ Haruka und Shuu verabschiedeten sich von der Empfangsdame und verließen die Halle wieder.
    Rika seufzte. „Was ist los?“, fragte Shuu. „Nichts.“, erwiderte das Mädchen. „Ich bin nur müde.“ Haruka blickte das Mädchen von der Seite an und musterte sie eingehend. Rika wirkte wirklich erschöpft, aber auch sie selbst und Shuu waren müde. „Dann sollten wir zum Pokémon Center gehen.“, meinte die Braunhaarige. Shuu schaute Haruka an, er wäre lieber weiterhin in der Stadt geblieben, aber er sah ein, dass ‚seine’ Mädchen erschöpft waren. „Na dann. Gegen euch habe ich sowieso keine Chance.“
    Im selben Moment wandte sich Rika um. „Wenn das nicht die Rika ist?“, lachte ein blondhaariger Junge mit blassgoldenfarbenen Augen sie an. Rika blickte zuerst einige Momente die Person vor ihr an bis das Mädchen realisierte, dass es Kyouji, ein alter Freund aus ihrer Kindheit, war. Haruka und Shuu schauten die beiden Jugendlichen interessiert an.
    Rika begann zu Grinsen. „Kyouji! Du bist es!“ Das Mädchen streckte ihm die Faust entgegen. „Für dich noch Mr. Hagami!“ Der Blondhaarige ballte seine Hand ebenfalls zur Faust und begrüßte Rika mit einem leichten Faustschlag. „Schön dich zu sehen.“, fügte der Junge hinzu. Rika strich sich durch die Haare. „Es ist lange her…“ Ihre grün funkelnden Augen fixierten den Jungen, der ihr zu nickte. „In der Tat.“, meinte dieser. Nun schweiften seine Augen zu Haruka und Shuu ab. Fragend blickte er wieder zu Rika herüber. „Stellst du mir deine neuen Freunde auch mal vor?“
    Die Angesprochene schaute kurz abwechselnd zu Haruka, Shuu und Kyouji. „Haruka, Shuu, darf ich euch mit Kyouji, einem guten Freund von mir, vorstellen?“ Kyouji räusperte sich und lehnte sich auf Rikas Schulter. „Ich korrigiere, einen sehr guten Freund.“, feixte er und stieß seine Faust gegen die Schulter der Schwarzhaarigen.
    Haruka und Shuu lächelten unsicher. „Und das sind Haruka und Shuu, zwei Koordinatoren, die ich in Ewigenau kennen gelernt habe.“
    Der Blonde straffte sich und nickte nur, bevor er sich wieder zu Rika wandte. Seine aufmerksamen Augen musterten das Mädchen von Kopf bis Fuß. „Du siehst müde aus, nicht wahr?“ Die Schwarzhaarige widerstand seinem prüfenden Blick. „Wir sind soeben erst in Herzhofen angekommen und wollten uns auf den Weg ins Pokémon Center machen.“, erwiderte Rika. Kyouji schaute Haruka und Shuu einen Augenblick an. „Warum gehen wir nicht zusammen hin?“ Dann neigte er Rika wieder den Kopf zu. „Und wir können mehr reden.“ „Reden? Über was?“, kam es von dem Mädchen.
    Ahnungslos zuckte Rika die Schultern. Der Blonde verzog grinsend die Mundwinkel und entfernte sich von dem Trio. Einen kurzen Moment hielt er noch inne. „Und? Kommt ihr jetzt?“ Rika folgte Kyoujis Anweisung. Haruka und Shuu zögerten kurz, gingen aber dann schließlich den beiden Freunden hinterher.


    Später im Pokémon Center saßen Shuu, Haruka, Rika und ihr Freund Kyouji im Restaurant des Centers. Haruka und Shuu hörten dem Gespräch zwischen den beiden Freunden aufmerksam zu. Es handelte sich dabei über nebensächliche Sachen, die in der Ansicht der Koordinatoren keinen Sinn ergaben. Doch der Vorteil war, dass sie mehr über Rika selbst herausfanden.
    Sie kam aus einer angesehenen Familie in Zweiblattdorf. Ihr Vater war ein Archäologe, der antike Gebäude studierte und Rikas Mutter arbeitete als Polizistin, hatte aber ihren Beruf an den Nagel gehängt als ihr Sohn Ryo geboren wurde. Später dann, genauer gesagt nach fünf Jahren, kam Rika auf die Welt.
    Sie war nicht mit derselben Liebe aufgewachsen, die ihre Eltern ihrem Bruder zugeteilt hatten. Das Mädchen begann sich immer mehr vor ihrer vertrauten Umgebung sich zu verschließen. Ein Eispanzer begann sich vor Rikas Gefühlen aufzutürmen. Seit je her entwickelte sich in ihr ein Hauch von Hass auf ihren Bruder, der schier keine Grenzen mehr kannte.
    Den einzigen Menschen auf der Welt denen Rika wirklich vertraute, waren ihre Freunde. Sie wussten, was das Mädchen fühlte oder dachte. Nie verschloss sich die Schwarzhaarige vor ihnen.


    Kyouji lehnte sich zurück und musterte Rika eingehend. „Du bist um einiges erwachsener geworden seit dem ich dich vor eineinhalb Jahren gesehen habe.“, meinte der Blonde. Diese schaute Kyouji mit böse funkelnden Augen an. „Was denkst du schon wieder? Ich meine nicht nur vom Äußerlichen!“, fügte Kyouji schnell hinzu. Er konnte sich jedoch sein Grinsen nicht verkneifen. Rika fixierte ihn mit ihren grünen Augen. Sie seufzte.
    Es trat ein kurzer Moment des Schweigens ein. Doch Kyouji brach die Stille mit einer unvorsichtigen Frage. „Hast du wieder mal etwas von Ryo gehört?“
    Rikas Hand ballte sich zur Faust. Ihre Fingernägel bohrten sich in das Fleisch ihrer Handflächen. Sie wandte sich von Kyouji ab. Rika mochte nicht gerne über ihre Familie reden, schon gar nicht über ihren Bruder.
    Kyouji bereute seinen Fehler, denn er wusste, wie Rika auf ihren Bruder reagierte – negativ. Er räusperte sich. „Hast du eigentlich mal wieder etwas von unserem Nesthäkchen gehört?“, brach der Blonde die unerträgliche Stille. Rika schüttelte wortlos den Kopf. Ihre abweisende Haltung lockerte sich gleich darauf wieder einwenig. Kyouji atmete auf. „Zu dumm.“, seufzte der Junge und schlug lässig die Arme hinter dem Kopf zusammen.
    Haruka und Shuu schauten Rika und Kyouji still an. Ihnen war es unangenehm still neben ihnen zu sitzen und ihnen einfach bei privaten Gesprächen zu zuhören. „Anfangs hatten wir noch regelmäßig Kontakt. Dann ist er irgendwie abgebrochen.“
    Die Schwarzhaarige richtete ihre smagardfarbenden Augen auf den Blonden. „Du bist mit Kenta in Kontakt geblieben?“ Der Angesprochene nickte. „Wie gesagt, anfangs. Jetzt nicht mehr.“
    Rika blickte aus dem Fenster. Das Pokémon Center von Herzhofen lag sehr zentral. Die Straße war sehr belebt in den Mittagsstunden.
    Kyouji blickte Rika einige Zeit lächelnd an, welches gleich wieder verschwand als die Schwarzhaarige sich ihm wieder zuwandte. „Wie ist es dir ergangen? Bis jetzt haben wir nur über mich gesprochen.“, fragte Rika. Kyouji grinste. „Gut. Ich habe mir bereits drei Orden erkämpft! Musste allerdings zurück nach Herzhofen, weil der Professor mir einen Auftrag gab.“
    Rika und auch die beiden Koordinatoren, die sich ziemlich überflüssig fühlten, horchten gespannt auf. „Einen Auftrag?“, kam es neugierig von Haruka. Kyoujis Blicke schweiften zu Haruka und Shuu ab. „Ein Paket, das nach Schleiede gehen soll. Mehr weiß ich selbst nicht.“ Rika lachte kurz auf. „Besonders begeistert bist du ja nicht gerade.“, bemerkte das Mädchen frech grinsend. Kyouji zuckte die Schultern. „Ob Umweg oder nicht. So wären wir uns nicht zufällig nach eineinhalb Jahren wieder über den Weg gelaufen.“, erwiderte der Junge. Nun wandte sich Kyouji zu Haruka und Shuu. „Und ihr seid Koordinatoren, nehme ich an?“ Der Grünhaarige nickte. „Sind wir.“, kam es von ihm. Dieses Mal lachte Kyouji. „Dachte ich es mir doch. Rika ist nicht der Typ für Wettbewerbe.“ Rika erhob sich und zog somit die Blicke von Haruka, Shuu und Kyouji auf sich. „Ich möchte einwenig alleine sein.“, sagte sie und wandte sich von ihnen ab. Kyouji sprang ruckartig auf. „Warte! Hab ich etwas Falsches gesagt?“ Doch Rika entfernte sich wortlos.


    Rika mochte die Einsamkeit. In ihrer Kindheit war sie schon oft alleine gewesen. Dadurch war sie daran gewöhnt alleine zu sein. Doch die Einsamkeit hatte auch etwas Gutes an sich. Es ermöglichte Rika über einige Dinge in Ruhe nachzudenken, die sie in den letzten erfahren hatte. Das Mädchen fand es amüsiert, dass sie ausgerechnet Kyouji über den Weg gelaufen. Jetzt, nach eineinhalb Jahren…
    Vielleicht war es auch das Schicksal?


    Rika und Kyouji kannten sich schon seit ihrer Kindheit an. Sie waren gemeinsam in den Kindergarten gegangen, und ebenso in die Trainerschule, die in Jubelstadt lag. Für Rika war Kyouji so eine Art Bruder. Hinzu kam noch der junge Kenta, der in Jubelstadt wohnte und mit ihnen zur Schule ging. Er war ziemlich schüchtern und fühlte sich in Gegenwart von Menschen eher unbehaglich.
    Das Trio war unzertrennlich gewesen bis Kyoujis Mutter verstarb, und Kyouji nach Johto reisen musste.
    So blieben Rika und Kenta alleine zurück, jedoch nicht für lange Zeit. Kenta begann seine eigene Pokémonreise.
    Rika vereinsamte ohne ihre Freunde. Doch zu diesem Zeitpunkt, genauer gesagt, nach einem Jahr, erfuhr Rika, dass Kyouji zurückgekehrt war. Auch er hatte bereits seine Reise begonnen. Ohne ein Wiedersehen mit Rika.
    Das Gefühl, das ihre Freunde sie vergessen hatte, nagte lange Zeit an ihr. Manchmal betrübte sie der Gedanke, dass sie es bereits getan hatten.
    Doch kurz bevor Rika selbst aufbrach, bekam sie ein mysteriöses Päckchen zugeschickt. Darin verbarg sich ein Andenken ihrer Freunde – zwei Fotos und ein Anhänger auf dem ein Strauß Vergissmeinnicht abgebildet war.


    Rika fasste sich in die enge Rocktasche und zog diesen Anhänger heraus. Sie strich behutsam über die glatte, feine Oberfläche. Das Licht spiegelte sich darin wider. Auf dem Anhänger war eine Art Inschrift eingraviert.
    Vergiss niemals, was dir wichtig ist, denn sonst werden wir auch vergessen…
    Das Amulett schien anmutig zu funkeln, während Rika die Gravierung las. Das Mädchen lächelte.


    Die Schwarzhaarige blieb noch bis zum späten Nachmittag den Anderen fern. Sie hatte sich auf eine Parkbank nieder gesetzt und blickte in den dunkelblauen Himmel. In einem grellen Lichtstrahl zeichnete sich die Gestalt Hundemons ab. Das Mädchen strich dem Schattenhund über die Schnauze. Ein leises Brummen kam von dem Pokémon.
    Rika war nie wirklich alleine, denn ihre Pokémon waren bei ihr. Manchmal war ihr die Gegenwart von Pokémon sogar lieber als die von Menschen.
    Hundemon sprang ebenfalls auf die Bank und ließ sich nieder. Der schmale Kopf ruhte auf ihren Knien. Rika kraulte Hundemons Stirn.
    Nur zu ihr duldete der Schattenhund eine so innige Nähe. Hundemon seufzte gelassen, während sein Kopf langsam zur Seite kippte. Das Mädchen grinste vergnügt, und lehnte sich entspannt zurück.
    „Da bist du ja!“, ertönte unerwartet Kyoujis Stimme. Rika schreckte hoch, ebenso Hundemon. Es sprang auf die Pfote und hob den Schweif an. Dabei erzitterte die Brust, während ein warnendes Knurren aus der Kehle entwich. Kyouji wich erschrocken zurück. „Hey, hey, pfeif dein Pokémon zurück! Ich tu doch nichts!“
    Rika lachte leise, während sie sich aufsetzte und Kyouji einen kurzen Moment stumm anschaute. Schließlich erhob sich das Mädchen. „Hundemon ist nur wachsam. Es greift nicht ohne meinen Befehl ein.“
    Hundemons Knurren erstarb als es Rikas Hand auf den Kopf spürte. Kyouji blickte den Schattenhund respektvoll an. „Beruhigend…“ Ungern wollte er mit dem Pokémon in Konfrontation geraten. „Und? Was ist jetzt?“, kam es von der Schwarzhaarigen. Kyouji wandte seinen Blick nun auf die erwartungsvolle Rika. „Hast du Hunger?“, wollre der Blonde wissen. Rika nickte. „Klar.“ „Dachte ich es mir doch. Haruka und Shuu warten bereits.“


    Der Abend verging rasch, während Rika, Kyouji, Haruka und Shuu wieder im Restaurant des Pokémon Centers saßen.
    Shuu und Kyouji schienen sich anzufreunden. Sie redeten über verschiedene Trainingsmethoden und natürlich über ihrer eigenen Auffassung des Trainings. Haruka und Rika langweilten sich. Das Thema interessierte sie überhaupt nicht. Beide Trainerinnen waren müde. Shuus Kopf schweifte wieder zu den Mädchen. „Es ist schon spät. Wir sollten jetzt mal ins Bett gehen.“, unterbrach er Kyoujis Redeschwall. Kyouji legte eine Pause ein. „Na dann. Alles klar.“
    Somit erhob sich das Trio und verabschiedete sich von Kyouji. „Gute Nacht.“, sagte dieser zum Abschied. Bevor Rika mit Haruka und Shuu das Restaurant verließ, blickten sich Kyouji und das Mädchen kurz in die Augen. Dann wandte Rika den Blick ab und folgte ihren Freunden. Kyouji blickte ihnen nach und erhob sich nun ebenfalls.


    Haruka ließ sich erschöpft auf der weichen Matratze nieder. Für einen Moment schaute sie Shuu an. Sie waren alleine im Raum. Rika war nebenan im Badezimmer verschwunden vor wenigen Minuten. „Was hälst du von Kyouji?“, wollte die Braunhaarige wissen. Shuu zuckte mit den Schultern. „Wir wissen doch fast gar nichts.“, erwiderte dieser. „Außer das er Rika schon einige Zeit kennt.“
    Haruka seufzte. „Und das das Verhältnis zu ihrem Bruder angekratzt ist.“, fügte Haruka flüsternd hinzu. Der Grünhaarige wandte sich zu Haruka, er beugte sich zu ihr herunter und sagte mit gedämpfter Stimme: „Du hast doch gesehen, wie sie reagiert. Sprich diesen Namen nicht in ihrer Gegenwart aus.“ Shuu hatte Recht. Es war ziemlich dämlich Rika darauf anzusprechen.
    Der Junge schaute in Harukas blaue Augen. Er konnte sich anders als ihre Lippen zärtlich zu berühren. Haruka ließ sich von seiner Annäherung mitreißen. Sie fanden sich in einer innigen Umarmung wieder.
    Rika hatte sich an den Türrahmen gelehnt. Sie fühlte, dass sie nicht willkommen war. Das Mädchen räusperte sich. „Ich störe euch wohl? Ich werde mich ein eigenes Zimmer nehmen, damit ich es nicht mehr tue.“
    Haruka und Shuu schraken verschreckt auf. Sie hatten völlig vergessen, dass sie nicht wirklich alleine gewesen waren. Noch mehr bestürzt waren sie darüber, dass Rika sich durch sie vertrieben fühlte. Ihr Schweigen deutete Rika als eine positive Antwort auf ihre Frage. Sie schnallte sich den Gürtel wieder um die Hüfte und schulterte ihren Beutel. Ebenso stumm verließ die Schwarzhaarige das Zimmer.
    Haruka und Shuu konnten überhaupt nicht protestieren. „Rika! Warte!“, rief Shuu hastig, doch da fiel schon die Tür ins Schloss. Die beiden Koordinatoren schauten sich verunsichert an. Hatten sie Rika jetzt gekränkt und dadurch vertrieben?


    Seufzend lehnte sich Rika gegen die Wand. Warum musste sie gerade jetzt die Rücksichtsvolle spielen? Doch sie mochte auch nicht die Schuldige sein, die das Pärchen hinderte Zärtlichkeiten auszutauschen.
    Jedenfalls war Rika nun ‚zimmerlos’. Im Pokémon Center selbst war kein Platz mehr frei, dank des nahenden Wettbewerbs. Es war überhaupt Glück gewesen, dass Haruka und Shuu eines bekommen hatten.
    Gemächlich setzte sich die Schwarzhaarige in Bewegung, nicht wissend, was sie jetzt tun sollte. Es bestand ja auch keine Hetze. Wieso auch? Es war ja mitten in der Nacht und Rika war Gott verdammt hundemüde. Sie hätte sich in diesem Moment gerne selbst eine Ohrfeige geben können. Doch leider knallte sie beinahe mit Kyouji zusammen. „Hoppla! Keine Augen im Kopf, was?“, sagte der Blonde tadelnd.
    Rika hob den Kopf. „Rika!“ Er hatte sie auf dem ersten Blick gar nicht erkannt. „Was machst du hier? Ich dachte, du bist bei Haruka und Shuu!“
    Die Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Siehst du doch, dass ich es nicht bin.“, erwiderte Rika bissig. Kyouji sah das erschöpfte Mädchen an. „In meinem Zimmer ist noch ein Bett frei.“, sagte der Blonde und ignorierte ihre ‚Unfreundlichkeit’. „Es sei den Madam will draußen schlafen.“ Die Schwarzhaarige blickte Kyouji düster an. „Danke.“, sagte sie leise. „Kein Problem, Süße.“, feixte der Blonde und führte sie zu seinem Zimmer. Der Raum war klein und schlicht eingerichtet. Trotzdem versprühten die Farbe der Wände eine gewisse Wärme aus.
    Rika legte ihren Beutel auf dem Tisch ab, nachdem sie sich umgesehen hatte. „Willkommen im meinem Reich.“, sagte Kyouji. „Fühl dich ganz wie zu Hause. Meine Unordnung kennst du ja.“
    Rika war jetzt nicht in Stimmung auf seine Scherze. Sie war müde und wollte schlafen. „Ich bin müde, Kyouji. Bitte behalte deinen Sarkasmus für dich.“ Das Mädchen ging wieder ins Badezimmer um sich Umzuziehen.
    Der Blonde fuhr sich durch die Haare und warf sich anschließend auf sein Bett.
    Wenige Minuten später öffnete sich die Badezimmertür wieder. Rika war nun in einer dunkelblauen Boxershort gekleidet, das Oberteil war ebenso dunkelblau. Sorgfältig legte Rika ihre Anziehsachen auf den Tisch. Daneben ihren Gürtel mit den sechs, kleinen Pokébällen. Schließlich legte sich ins Bett und zog die Decke über den Kopf. Kyouji beobachtete sie im Dunkeln eine Weile. „Rika…?“ Ein genuscheltes ‚Ja’ kam wenig später von ihr. Kyouji schwieg kurz. „Nimmst du mir übel, dass ich dich vorhin auf deinen Bruder angesprochen habe?“
    Es trat eine Stille des Schweigens ein bis Rika sich halb aufsetzte. Kyouji konnte ihre Smaragdgrünen Augen erkennen. „Schon gut.“, erwiderte Rika. „Letzte Nacht ist mir Ryo im Traum begegnet.“ Rika spürte den fragenden Blick Kyoujis auf sich. „Mir ist klar geworden, dass mein Ziel wohl ist, ihn zu besiegen.“
    Kyouji blieb stumm. Er rang mit einer Antwort. „Du willst doch nur deinen Hass befriedigen.“, kam es gehässig von dem Blonden. Rika lachte leise. „Vielleicht hast du Recht…“
    Kyouji richtete sich auf. „Mach was du willst, Rika.“, meinte der Blonde mit ernster Stimme. „Aber tu es dann auch gefälligst!“
    Rika lächelte schweigend. Kyouji ließ sich wieder auf die Matratze fallen. „Und jetzt schlaf endlich.“, murrte er und drehte sich um. Rika legte sich ebenfalls wieder hin. „Schlaf gut.“, flüsterte sie leise.


    Der nächste Morgen kam rasch. Das Wetter war betrübt und windig. Die Wolken hingen tief und verhießen schlechtes Wetter. Es wehte eine kühle Brise.
    Haruka und Shuu waren jedoch bereits wach. Der Ehrgeiz hatte sie geweckt. Morgen sollte der Wettbewerb von Herzhofen stattfinden. Ein großer Tag für die Koordinatoren. Sie mussten alles geben, wenn sie hier erfolgreich sein wollten. Doch somit wurden Haruka und Shuu wieder zu Rivalen. Es war ein unangenehmes Gefühl für die beiden nicht füreinander zu kämpfen, sondern gegeneinander. Ihnen blieb jedoch keine andere Wahl. So ließen sie sich es nicht nehmen zu trainieren.

  • 24. Kapitel


    Herzhofen – Die Stadt des Reichtums (Teil II)


    „Das war ganz schön schwach, Shuu!“, rief Haruka grinsend. „Bist du heute etwa mit dem falschen Fuß aufgestanden?“ Der Angesprochene fuhr sich durch die grünen Haare und warf der Braunhaarigen einen verächtlichen Blick zu. Er musste sich zur Konzentration zwingen. Das Mädchen machte aus ihm einen Waschlappen – einen Schwächling. In ihrer Nähe konnte er nicht mehr klar denken. Er wollte diese Tatsache keinesfalls zugeben. „Pah.“, kam es von dem Jungen. „Koknodon! Kopfnuss auf Psiana, und du Luxio, greif Schiggy mit deinem Funkensprung an!“
    Harukas Pokémon sprühten vor Energie und bereiteten sich auf den gegnerischen Angriff vor. Koknodons harter Schädel verströmte eine bläuliche Aura, während Psiana der Attacke mit Leichtigkeit auswich. Nun sprang Luxio auf Schiggy zu. „Abwehren mit Eisstrahl!“
    Eine schimmernd blaue Eiskugel erschuf Schiggy im Maul und schleuderte diesen auf den Luchs. Dieses schüttelte sich benommen und war dank seiner eigenen Attacke unversehrt geblieben. „Jetzt bin ich dran!“, rief das Mädchen. „Eisenschweif, Psiana! Und Aquaknarre hinterher! Greift Luxio an!“
    Psiana und Schiggy griffen gemeinsam Luxio an, welches den beiden Attacken schutzlos ausgeliefert war. Doch dabei vergaß das Mädchen Koknodon. „Ha! Kopfnuss, los!“
    Das antike Pokémon katapultierte sich in die Höhe, indem es seinen Schwanz auf den Boden schlug, und fiel nun von oben herab auf Psiana. Die Lichtkatze wurde hart getroffen. „Und Luxio, jetzt Eisenschweif!“
    Schiggys Wasserstrahl wurde in zwei geteilt. Feine Tröpfchen stoben zur Seite und brachten Luxio in eine anmutige Position.
    Shuu trainierte seine Pokémon nicht nur auf kraftvolle und dabei anmutige Ausführung der eigenen Attacken, sondern auch perfekte Manöver von gegnerischen Angriffen.
    „Zu früh gefreut, Süße.“, feixte der Grünhaarige. „Bodycheck, Koknodon! Luxio, deinen Tackle hinterher!“
    Koknodon stürmte zuerst auf das leichtere Schiggy zu, welches keine Chance sich gegen den kraftvollen Angriff entgegen zu stemmen. Es wurde von dem Frontalangriff erfasst und gegen den Boden geschleudert. Gleich darauf folgte Psiana, die schutzlos Luxios Tackle-Angriff ausgeliefert war.
    Durch die Hitze des Gefechts bemerkten Haruka und Shuu nicht die Anwesenheit von Rika und Kyouji. Sie standen teilnahmslos im Hintergrund und beobachteten den Kampf mit gelassener Miene.
    Haruka sah nur hilflos der Wende des Kampfes zu. Sie war einfach zu überheblich gewesen – zu locker heran angefangen. Ein großer Fehler, der ihr nicht unterlaufen sollte. „Glaub ja nicht, dass ich einfach so aufgeben, Shuu!“, meinte die Braunhaarige giftig. „Psiana! Zeig ihm deine Psychokinese!“
    Psianas Körper wurde durch eine fließende Aura umhüllt, während der Juwel selbst schimmernd aufleuchtete. Die unsichtbare Kraft erfasste Koknodon und Luxio und ließ beide Pokémon ungeschützt in der Luft zappeln. „Schenk ihnen einen Freiflug!“
    Die Lichtkatze lenke die Psychokräfte so, die Shuus Pokémon festhielt, dass sie hart auf den Boden aufkamen. Luxio und Koknodon wirkten genauso angeschlagen, wie Psiana und Schiggy.
    Nun ging wohl der Kampf in die entscheidende Runde. Wer würde wohl den kühlsten Kopf bewahren? Haruka oder Shuu?!
    Shuu kannte Harukas Kampfstil zu gut. Sie konnte ihre Taktiken jeder Situation beliebig anpassen.
    Der Junge beobachtete angespannte Braunhaarige. Wie wird sie wohl handeln? Jedenfalls wartete sie. Sie wartete auf einen günstigen Augenblick zum Angreifen.
    Die Zeit dehnte sich bereits über ganze drei Minuten hinweg. Der Grünhaarige schloss kurz die Augen. Er spürte das Vertrauen seiner Pokémon, das sie ihm hatten. Schwach und kaum wahrnehmbar war jedoch Koknodons Verlass auf Shuu. Luxio dagegen glaubte felsenfest an seinen Trainer.
    Haruka nutze diesen Moment. Sie wollte keinesfalls, dass ihre Chance verstrich. „Psiana! Deine Blitzkanone! Schiggy, setz Eisstrahl ein!“ Der Juwel der Lichtkatze glühte auf und eine magische Energie wurde daraufhin freigesetzt. Ein tiefschwarzer Donnerball, der von Funken umhüllt wurde, erschien vor Psianas Maul und hatte schon nach wenigen Sekunden eine beachtliche Größe erreicht. Schiggy formierte währenddessen einen Eisstrahl in seinem Maul.
    Shuu öffnete die Augen und realisierte die Attacken von Harukas Pokémon. „Koknodon! Deinen Flammenwurf! Und Luxio, Funkensprung!“ Koknodons Maul wurde in flammendes Licht getaucht. Ein heißer Glutstrahl raste auf Schiggy zu, löste den Eisstrahl vollkommen auf und traf letztlich die Schildkröte.
    Psianas Blitzkanone näherte sich rasend schnell Luxio, doch das Pokémon griff nun selbst furchtlos an. Der Körper des Luches wurde komplett von statischer Energie umgeben. Die Aura des Funkensprungs schützte Luxio vor der Explosion, die beim Aufprall der Attacken entfacht wurde. Das blaue Elektro Pokémon wurde durch die Druckwelle fort katapultiert, konnte jedoch auf dem Boden wieder Halt finden.
    Shuu grinste. Er ließ Haruka und ihren Pokémon keine Verschnaufpause. „Kopfnuss! Und Luxio, deinen Tackle!“, befahl der Junge.
    Abermals griffen seine Pokémon Psiana und Schiggy direkt an. Haruka sah jedoch nicht einfach still zu. „Psiana! Schütze Schiggy vor Luxio! Ruckzuckhieb!“
    Die Lichtkatze duckte sich und schnellte auf Luxio zu, welches das Wasser Pokémon angriff. Koknodon behaarte nun nicht mehr darauf Schiggy anzugreifen und attackierte stattdessen die Lichtkatze von der Seite. Psiana knallte mit voller Wucht gegen einen Baum. Schon sprang Luxio über das verschreckte Schiggy hinweg. Der Schweif leuchtete glühend auf. Ein Eisenschweif.
    Haruka biss sich nervös auf die Unterlippe. Sie musste handeln. Und zwar schnell. Sonst war der Kampf endgültig vorbei. „Schütze dich mit Turbodreher!“ Schiggy verzog sich gehorsam ins Innere seines harten Panzers zurück und begann wild zu rotieren. Durch Luxios Eisenschweif wurde Schiggy in die Luft geschleudert. „Und jetzt Aquaknarre!“ Schiggy spie einen Wasserstrahl aus nächster Nähe auf Luxio ab, sodass dieses mit Koknodon zusammen prallte.
    Alle vier Pokémon rangen mit dem Atem. Sie waren mehr besiegt als fähig den Kampf weiterzuführen.
    Rika und Kyouji klatschten. „Hervorragender Kampf.“, lobte der Blonde. Haruka und Shuu neigten ihre Köpfe zu ihnen. „Hätte nicht gedacht, dass Koordinatoren so gut kämpfen können.“ Rika lachte. „Was denkst du denn? Sie sind genauso Trainer, wie wir. Nur das sie anders ihre Pokémon aufziehen.“, sprach die Schwarzhaarige.
    Shuu und Haruka musterten die jungen Trainer, die sie im Grunde genommen kaum kannten. Dann vernahmen sie das leise Keuchen ihrer Pokémon und wandten sich ihnen zu. Beide lobten und flüsterten beruhigende Worte ihnen zu. Schließlich erhoben sich Shuu und Haruka wieder und riefen die Pokémon in ihre Pokébälle zurück, damit sie sich eine Pause gönnen konnten. Rika strich eine ihrer schwarzen, langen Strähnen aus dem Gesicht weg. „Ihr seid gut auf den Wettbewerb vorbereitet.“, meinte das Mädchen. Kyouji stimmre zu, indem er mit dem Kopf nickte. „Zeigt uns wieder einen solchen Kampf!“
    Shuu lachte. „Falls wir überhaupt gegeneinander kämpfen. Dann gerne.“ Der Junge grinste.
    Schon im letzten Wettbewerb von Flori waren Shuu und Haruka im Finale angetreten. Es war ein spannender Kampf gewesen, den Haruka letztlich verloren hatte. Sie nahm Shuu den Sieg nicht übel. Schließlich waren sie ein Paar. Beide mussten damit klar kommen. Es konnte immer nur einer den Sieg davon tragen.
    Kyouji kribbelte es. Er rieb sich über die Arme. Rika wandte sich daraufhin ab. Ihren Blick hob sie dem getrübten Himmel entgegen. An diesem Tag sollte noch ein heftiger Regenguss einsetzen. Haruka schaute ebenfalls hinauf in den Himmel. „Wie wäre es, wenn wir noch etwas durch die Straßen ziehen?“, schlug Haruka vor. „Bevor es anfängt zu regnen…“ Rika sah die Braunhaarige kurz an, bevor sie nickend einwilligte. „Einige Läden sind hier ziemlich gut.“, sagte sie. „Es lohnt sich.“
    So war es beschlossene Sache, das Haruka und Rika ihren Bedürfnissen als Frau nachgingen. Shuu und Kyouji dagegen hatten das Nachsehen. Sie seufzten. Na toll, jetzt wurden sie sicherlich zum Schleppesel auserkoren…


    Rika und Haruka amüsierten sich prächtig. Beide liebten es in die Schaufenster der verschiedensten Geschäfte zu blicken, zu schwärmen und vor allem sich selbst durch den Dschungel der Läden zu schlagen. Haruka war jedoch von ihnen die größere Fanatikerin. Die Schwarzhaarige hielt sich schweigsam zurück. Rika hielt sich viel von typischen Frauenkleidung, wie lange Kleider, Röcke und was es sonst noch gab.
    Jedenfalls hatte die Braunhaarige ihren Spaß und am kommenden Ende ihrer Einkaufstour hatte Shuu alle Hände voll zutun. Kyouji kam nochmals glimpflich davon; er trug nur drei Tüten in den Händen, die zu Rika gehörten.
    Auf dem Rückweg zum Pokémon Center lästerte der Blonde lautstark über die Kaufwut der Frauen. Natürlich war dies unüberhörbar gewesen.
    „Warum müsst ihr immer so viel kaufen?! Als gäbe es nichts Besseres!“, motzte Rikas Jugendfreund.
    Einige Touristen blickten die Vier kopfschüttelnd nun an. Schließlich platzte Rika endgültig der Kragen. Sie hasste es einfach, wenn die Leute auf der Straße sie angafften als sei sie nichts Menschliches. „Was gafft ihr denn so?“, knurrte die Schwarzhaarige giftig zwei Kinder an, die sich furchtbar erschraken und letztendlich wegliefen. Kyouji schaute den beiden Kindern nach. „Musste das sein, Rika?“ Doch er bekam keine Antwort, dafür aber einen finsteren Blick von ihr. Er schluckte schwer…
    Die meisten Menschen, die ihnen flüchtig über den Weg liefen, gingen Rika stets aus dem Weg und mieden den Blickkontakt mit ihr. Rika war nun hochgradig schlecht gelaunt – aus welchem Grund auch immer. Selbst Kyouji versuchte nicht sie aufzumuntern; er wusste nur zu gut, dass sie in diesem Zustand so explosiv, wie ein Lektroball war.
    Kurz bevor sie auf dem großen Platz des Pokémon Centers ankamen, hielten Haruka und Shuu inne. Kyouji hob den Kopf und blieb ebenfalls stehen. „Was ist? Warum bleibt ihr stehen?“, fragte er, ließ seinen Kopf kurz zu Rika wandern, die immer noch düster drein blickte.
    Haruka fixierte den Vorplatz des Centers. „Seht mal.“ Das Mädchen deutete auf eine Menschenansammlung. Sie standen genau vor dem Eingang. Die Rufe hallten bis zu ihnen herüber.
    Kyoujis Interesse wurde daraufhin geweckt. „Hey, da wird gekämpft. Lasst uns mal gucken gehen.“, drängte der Blonde. Rika verdrehte die Augen, sagte jedoch nichts dazu. „Ja, lasst uns nachsehen.“, stimmte die Braunhaarige ein. Auch sie war neugierig zu sehen, wer das Interesse von den Menschen auf sich gelenkt hatte. „Na und? Bestimmt sind es nur Kinder.“, entgegnete nun Rika genervt. Shuu zuckte mit den Schultern. Er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte, ging dennoch der Menge entgegen, gefolgt von Haruka und Kyouji. Rika blieb alleine zurück. „Tse…“ Sie strich sich durch die Haare und folgte dem Trio letztlich doch.
    Der Blonde verschaffte sich auf unübliche Art den nötigen Platz den er brauchte, indem er die Menschen, die ihm im Weg waren, einfach wegzudrängen. Einige pöbelten ihn wütend an, wodurch diese dann von Kyouji selbst beschimpft wurden. Haruka und Shuu folgten ihm. Für Rika machten die Leute freiwillig Platz. Von dem Mädchen ging eine merkwürdige Spannung aus, die sie verscheuchte.
    Schließlich erhaschten die Vier doch noch einen Blick auf die Ursache der Unruhe. Es wurde gekämpft. Zwei Jungen standen sich gegenüber, der eine hatte kurze, braune Haare und war kräftig. Dagegen war der andere Junge eher schmächtig. Er hatte lavendelfarbene Haare und wirkte sehr kindlich, hatte aber dennoch das Alter eines Teenagers. Der Unbekannte hatte seinen Gegner genau im Visier. Der Körper des Jungen war angespannt und zitterte leicht, hatte ihn aber unter Kontrolle. Als sich der Braunhaarige nicht regte, hob der Junge seinen Arm. „Dunkelklaue, Snobilikat! Absol, Klingensturm!“, befahl der Junge.
    Die geschmeidige Rassekatze fauchte warnend, sprang mit einem kräftigen Satz in die Luft um das gegnerische Kicklee mit der Klaue anzugreifen, die vom dunklen Licht umhüllt wurde. Währenddessen schleuderte Absol eine Salve von scharfkantigen Pressluftklingen auf ein Glibunkel, das sofort besiegt war. Kicklee bekam es mit Snobilikats Dunkelklaue zutun und hatte wahrhaftig große Probleme. Es rappelte sich entkräftet wieder auf. „Verdammte Scheisse!“, fluchte der fremde Trainer. „Kicklee, Fegekick auf Snobilikat!“ Der Braunhaarige war mehr als verzweifelt. „Ausweichen und Aquawelle!“ Die beigefarbene Katze wich geschickt aus und formte im Maul einen blauen Wasserball, der beim Aufprall zerschellte und Kicklee den Rest gab. Absol und Snobilikat kamen zu ihrem Trainer zurück. „Gut gemacht.“, flüsterte er leise. Der Junge lächelte.
    Kyouji und Rika quetschten sich durch die Menschen, gefolgt von Haruka und Shuu.
    Rika konnte ihren Augen nicht trauen, ebenso Kyouji. „Kenta!“, riefen beide aus einem Munde. Der Angesprochene neigte den Blick zu den Trainern, die anscheinend seinen Namen wussten. Auf seinem Gesicht schlich sich ein Lächeln. Langsam erhob sich der junge Trainer und glitt mit einer Hand über seine Kleidung um die Falten zu entfernen. Letztendlich wandte er sich nun seinen Freunden zu. „Rika! Kyouji!“, sagte er mit feierlicher Stimme. „Lang nicht mehr gesehen.“
    Kyouji ging zielstrebig auf den Jungen zu. Er war ungefähr eineinhalb Köpfe größer als Kenta. Mit seiner Faust gab der Blonde dem alten Kindheitsfreund einen Klaps. Kenta stolperte einen Schritt zurück, auch wenn es nur einen sanften Boxschlag des Blonden gewesen war. Rika stand wenige Zentimeter hinter Kyouji. Sie strahlte eine emotionslose Miene wider, die Kenta einwenig erschreckte. Schüchtern wich er ihrem gar vorwurfsvollen Blick aus. Das Mädchen strich sich durch die Haare und musterte Kentas Pokémon, die wenige Meter hinter ihm saßen. „Wie ich sehe, bist du ein guter Trainer.“, meinte Rika mit ruhiger Stimme. Kenta hob den Kopf und nickte zögernd.
    Kyouji klopfte dem Jungen auf die Schultern. „Warum so zurückhaltend?“, lachte der Blonde und lehnte sich lässig gegen Rikas Schulter. Kenta sah seine Freunde schweigsam an, dann schweiften seine Augen zu Haruka und Shuu. „Du musst Kenta sein. Wir haben schon von dir gehört.“, begrüßte Haruka den Jungen, doch er senkte nur scheu wieder seinen Blick.
    Die Schattenkatze erhob sich von seinem Platz, ging zu Kenta herüber und stupste ihn mit der kühlen Nase an. „Ab-sol!“, kam es von dem Pokémon. Der junge Trainer sah auf sein Pokémon herab, wandte sich dann aber wieder zu Haruka und Shuu. „Ha-Hallo! Mein Name ist… Kenta.“, erwiderte der Junge stockend. Haruka lächelte ihn an. „Ich heiße Haruka.“ Sie deutete auf Shuu, der neben ihr stand. „Und das ist…“
    Der Grünhaarige unterbrach Haruka mit einem Räuspern. „Ich kann mich immer noch selbst vorstellen.“, brummte er. „Mein Name ist Shuu.“
    Kenta lachte leise. „Ihr seid ein Pärchen, nicht wahr?“ Haruka und Shuu blickten sich verdutzt an und liefen prompt rot an. Der Junge hatte den Nagel auf dem Kopf getroffen!
    Kenta grinste vergnügt. „Ich habe wohl Recht!“
    Kyouji blickte sich um. Noch immer waren die Menschen um sie. Unbehagen keimte ihn im auf. „Ich fühle mich hier so beobachtet…“, meinte der Blonde, während er um sich sah. Rika ließ ihre Blicke umherschweifen. „Wir sollten ins Pokémon Center gehen.“, sagte sie kühl und ging vorab. Kenta und Kyouji drängten sich durch die Menschen hindurch um dem schwarzhaarigen Mädchen zu folgen. Haruka und Shuu kamen direkt hinterher.