Pokémon Quest [Buch 1] - Das Erbe des Giratina

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  • 24. Kapitel


    Herzhofen – Die Stadt des Reichtums (Teil III)


    Im Gebäude war es ruhiger, sodass sich die Vier es in der Launch des Pokémon Center es sich gemütlich machen konnten. Zum Glück verfolgten die aufdringlichen Leute von der Straße sie nicht. So ersparten sich die Vier unliebsamen Blicken. Nur Schwester Joy kam zu ihnen um sich nach dem Wohlbefinden der Trainer zu erkundigen. Chaneira brachte jedem ein Glas Saft, den sie genüsslich austranken.
    Kyouji lehnte sich ins Sofa zurück und musterte Kenta neugierig. „Und? Wie ist es dir ergangen?“, wollte er wissen. „Wie viele Orden hast du schon gesammelt?“ Kenta senkte den Kopf. „Keine Orden…“, murmelte der Junge. Er holte eine kleine, glänzende Schatulle heraus und öffnete sie. Zwei verschiedenfarbene Bänder kamen zum Vorschein. „Ich bin ein Koordinator.“ Kyouji war überrascht zu hören, dass der Junge keine Orden sammelte, wie es eigentlich jeder männliche Trainer tat. Mal abgesehen von Shuu… Beide Koordinatoren blickten mit gemischten Gefühlen auf die Bänder, die Kenta bereits gewonnen hat. Dies bedeutete wohl, dass Haruka und Shuu ihren ersten Rivalen kennen gelernt hatten. Und Kenta war alles Andere als ein Schwächling. Doch Rika schien von der Tatsache nicht überrascht zu sein. Sie hatte es geahnt, dass der zarte Junge kein Typ für harte Kämpfe war. Kyouji und Kenta unterschieden sich komplett. Kyouji war ein rauer und widerstandsfähiger Trainer, dagegen war Kenta eher schmächtig und wirkte zerbrechlich. „Mach dir nichts draus.“, tröstete Rika ihn. „Jeder wählt selbst seinen Weg erfolgreich zu werden.“ Auf dem Gesicht der Schwarzhaarigen schlich sich ein schwaches Lächeln.
    Kyouji schien allerdings nicht so viel Verständnis für Kenta aufzubringen. Er ließ seinem Unmut freien Lauf. „Das hätte ich von dir gar nicht erwartet!“, lachte der Blonde. „Das passt zu dir, echt. Du bist solch ein-“ Rika unterbrach Kyouji mit einem finsterten Blick und verpasste ihn in einem Moment der Unaufmerksamkeit einen Tritt ins Schienbein.
    „Au!“ Er hielt sich das besagte Schienbein, welches vor Schmerz eine leichte Rötung bekam. „Für was sollte das denn sein?!“, fauchte Kyouji. Die Schwarzhaarige warf dem Jungen einen tödlichen Blick zu. „Unsensibler geht’s nicht.“, giftete Rika zurück. Kyouji schnaubte wütend und erhob sich ruckartig. „Ach ja? Was mischst du dich denn da ein?!“ Rika behielt die Ruhe. Sie war besonnener als Kyouji und verschaffte sich durch ihre Gelassenheit ein gutes Durchhaltevermögen. Das Mädchen schenkte dem Blonden einen frostigen Blick, erhob sich dann jedoch gelassen und starrte ihm stechend in die Augen. Es war ein Machtkampf, wer zuerst den Blick abwenden musste.
    Kenta rutschte nervös auf seinem Platz herum. „Streitet euch nicht. Bitte!“, fiepte er kleinlaut. Haruka und Shuu fühlten sich ebenso hilflos, wie der Junge mit den lavendelfarbenen Haaren.
    Rika und Kyouji schauten sich weiterhin böse an. „Wir und streiten?! Das ich nicht lache!“, fauchte der Blonde. Rika grinste kaltblütig. „Warum klären wir diese kleine Meinungsverschiedenheit nicht in einem fairen Kampf? Zwei-gegen-Zwei?“
    Kyouji wich erschrocken zurück. „Ei-Einen Kampf?“ Rika fuhr sich durch die Haare und nickte zustimmend. „Oder hast du etwa Angst gegen mich zu verlieren?“, spottete Rika gehässig. Diesmal lachte Kyouji. „Ha! Ich und Verlieren? Du machst Witze!“, erwiderte der Blondhaarige. Rika zuckte nur mit den Schultern. „Ob ich wirklich Witze reiße, wirst du ja dann noch sehen…“ Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem schmalen, fiesen Lächeln. Kyouji schluckte schwer, Rika machte tatsächlich ernst!


    Langsam holte Kyouji die Furcht ein. Er wusste nur zu gut, dass Rika sehr rücksichtslos sein konnte. Ungnädig zeigte sich die Schwarzhaarige keinesfalls, selbst gegenüber ihrem besten Freund. Im Gegenteil zu Kyouji, schien Rika die Ruhe selbst zu sein. Er zögerte, während er sie schweigend ansah. Doch das Mädchen zog nur geringschätzig die Mundwinkel hoch zu einem Grinsen. „Wird das heute noch was?“, rief sie provozierend. Kyouji biss sich auf die Lippe. Niemals würde er gegen Rika klein bei geben!
    Der Blonde zückte zwei Pokébälle, vergrößerte sie per Knopfdruck und warf diese in die Luft. „Fukano und Dratini! Zeig’s ihr!“ Aus dem Lichtschein der geöffneten Pokébälle kam ein rot gefellter Hund heraus und eine Schlange, dessen Haut bläulich schimmerte, hervor.
    Nun warf Rika ebenfalls zwei ihrer Pokébälle in die Luft, die sich mit einem Klick öffneten. „Frizelbliz und Hundemon!“ Auf Rikas Seite erschienen ihr Elektrohund Frizelbliz und ihr unheimliches Hundemon.
    Kenta, Haruka und Shuu saßen als Zuschauer auf einer Parkbank. Sie waren etwas irritiert über den Grund des Kampfes, jedoch warteten sie gespannt das Ergebnis dieser kleinen Meinungsverschiedenheit ab.
    Rika strich sich durch die Haare. „Wie heißt es so schön? Lady’s first!“, rief sie zu Kyouji herüber, der nun leise lachte. „Du und eine Lady? Du bist eher ein… Wie soll ich sagen…?“ Kyouji brach ab als er realisierte, dass sich Rika bereits zum Kampf rüstete. „Hundemon, Spukball!“ Der Schattenhund mobilisierte im Maul einen finsteren Ball, der von violetter Farbe umgeben war. Schnell ergriff der Blonde angemessene Gegenmaßnahmen. „Schnell Flammenwurf, Fukano!“
    Fukanos kraftvoller Flammenwurf hielt Hundemons Spukball effektiv. Doch dadurch kam es beim Aufprall zur einer Kollision und so wurde die Sicht von dichtem Staub behindert. Rika schien dies nicht zu interessieren. „Tackle, Frizelbliz, los!“ Der grüne Elektrohund rannte in die Staubwolke um schließlich Dratini anzugreifen. „Wickel, Dratini!“
    Der Rauch verzog sich allmählich und offenbarte, dass Frizelbliz’ Tackle ins Leere gegangen war. Stattdessen hatte der schlangenartige Drache sich um das Elektro Pokémon gewickelt, sodass sich dieses nicht mehr bewegen konnte. „Du sitzt in der Klemme, Rika!“, feixte Kyouji überheblich. Rika erwiderte sein Grinsen mit einem schwachen Lächeln. „Funkensprung, Frizelbliz.“, befahl sie ruhig.
    Um Frizelbliz’ Körper floss eine gelbe Aura, die nun Dratini veranlasste von dem Elektro Pokémon abzulassen. Die Elektro Attacke hatte jedoch kaum Wirkung auf den Drachen.
    „Drachenwut auf Frizelbliz!“ In Dratinis Maul sammelte sich ein bläulicher Energieball, der von weißem Licht umschwirrt wurde. Dieser raste auf Frizelbliz blitzschnell zu. „Ruckzuckhieb!“ Doch konnte Frizelbliz rechtzeitig ausweichen. Die Drachenwut ging daneben. Kyouji lachte. „Da hattest du aber noch mal Glück gehabt.“, sagte der Junge. „Fukano, jetzt deinen Flammenwurf!“
    Rika hob ihre Hand um sich eine Strähne aus dem Gesicht zu schnippen. „Hundemon, du weißt, was du zu tun hast.“ Der Schattenhund knurrte leise, sprang vor Frizelbliz und wurde dadurch voll von Fukanos Flammenwurf getroffen. Es rührte sich keinen Zentimeter. Dann öffnete es sein Maul und schien die Hitze des Flammenwurfs in sich hinein zu saugen. „Und jetzt zeig ihm, was ein richtiger Flammenwurf ist!“, rief Rika.
    Hundemons Maul wurde in rötliches Licht getaucht, bevor es einen machtvollen Flammenwurf auf Dratini und Fukano spie. Beide Pokémon wurden von der Attacke schwer in Mitleidenschaft gezogen.
    Kyouji fehlte die Sprache. Wie konnte es sein, dass eine solche Attacke eine dermaßen Kraft hatte?! Rika fühlte, was in seinem Kopf herum schwirrte. „Hundemon hat die Fähigkeit jegliche Feuer Attacken zu absorbieren und dadurch seine eigenen Attacken zu verstärken.“, erklärte die Schwarzhaarige. Kyouji begriff. Es hatte etwas mit den Fähigkeiten der Pokémon zutun. Jedes Pokémon hatte eine individuelle besondere Fähigkeit, die sich entweder negativ oder positiv in einem Kampf auswirken konnte. In diesem Fall war es, dass Hundemons Fertigkeiten sich positiv auf den Kampf auswirkten.
    Kyouji ließ sich dadurch nicht einschüchtern. ‚Wir können nicht sie nicht mit Feuer Attacken angreifen, sonst lässt sie wieder Hundemon die Attacken absorbieren.’, dachte sich der Blonde im Stillen. Er beobachtete Rika. Sie war vollkommen gelassen. Kyouji lachte leise. Rika schaute ihn irritiert an. „Du bist wahrhaft eine gute Trainerin, Rika.“, lobte der Junge. „Aber jetzt werde ich dir zeigen, was ich drauf habe!“ Die Schwarzhaarige blickte ihn erwartungsvoll an. „Spring Fukano!“ Der rote Hund gehorchte und schnellte ihn die Luft. „Eisenschweif!“ Fukano rollte sich in der Luft ab, sein Schweif leuchtete auf und traf Hundemon unerwartet. „Windhose, Dratini!“
    Dratini beschwor einen heftigen Tornado, der Frizelbliz und Hundemon erfasste und den Boden unter ihnen regelrecht wegzog. Nachdem die geballte Kraft fast ihre gesamte Energie aufgezehrt hatte und Rikas Pokémon hart auf dem Boden aufschlugen, erhoben sie sich gleich darauf wieder.
    Hundemon wurde nun rasend vor Wut und fletschte bösartig die Zähne. Selbst Frizelbliz beschlich langsam die Furcht vor dem Schattenhund. „Spukball und Funkensprung!“
    Der Schattenhund öffnete sein Maul und schleuderte einen dunklen Ball auf Dratini, welches gegen einen Baum knallte. Frizelbliz schüttelte die Angst vor Hundemon schnell wieder ab und rannte flink auf Fukano zu, während sein Körper von statischer Energie umgeben war. Auch der rot gefellte Hund prallte am Boden ab und blieb für einen Moment bewegungslos liegen. Doch Kyoujis Pokémon rappelten sich langsam wieder auf.
    Der Blonde wollte sich soeben wieder zum Kampf rüsten als Rika die Pokébälle ihrer beiden Pokémon hervor holte. „Es reicht. Kommt zurück.“ Die roten Lichtstrahlen fingen Hundemon und Frizelbliz ein und ließ die Konturen der Pokémon verblassen.
    Kyouji schaute verwirrt Rika an. „Was? Warum brichst du den Kampf ab?“ Rika lachte. „Du bist viel zu besessen mich zu besiegen. Schau dir deine Pokémon an. Sie können kaum mehr aufrecht stehen.“, belehrte das Mädchen den Blonden. „Du bist ein guter Trainer, Kyouji. Du solltest aber mehr auf das Wohlergehen deiner Pokémon sorgen.“
    Das Mädchen wandte sich von Kyouji ab um zu Gehen. „Warte, Rika!“, rief der Blonde ihr hinterher. Rika hielt inne. „Wer hat nun gewonnen?“ Die Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern. „Seh es als Unentschieden an.“, erwiderte das Mädchen lächelnd und ging. Kyouji bewegte sich langsam auf Kenta zu, der neben Haruka saß. „Ich schulde dir wohl eine Entschuldigung.“, sagte der Blonde kleinlaut. Kenta lächelte. „Schon gut.“ Nun wandte sich der blondhaarige Junge an das Koordinatorenpärchen. „Und? Was macht ihr jetzt?“ Shuu zuckte die Schultern. „Keine Ahnung.“ Haruka stand auf. „Ich werde noch trainieren gehen.“ Shuu schaute sie ungläubig an. „Jetzt noch?!“ Das Mädchen nickte. „Ja.“ Sie beugte sich vor und gab Shuu einen zärtlichen Kuss. „Bis später.“
    Haruka verschwand so schnell, dass Shuu keinen Einspruch gegen ihr Vorhaben erheben konnte. So ließ er das Mädchen von Dannen ziehen. Er blickte ihr hinterher.
    Kyouji grinste. „Da ist aber einer ganz schön verliebt.“, feixte der Junge. Shuu erhob sich schweigend und würdigte dem Blonden keines Blickes. Wortlos ließ er Kenta und Kyouji alleine zurück.

  • Muy bien, Aki, muy bien!
    Muss sagen, ich bin von deinem neuen Kapitel äußerst beeindruckt. ich habe zwar irgendwo drinnen einen eher störenden Fehler bemerken können(bein ersten Lesegang XD), ihn aber nicht wiedergefunden, wird also so schlimm nicht gewesen sein^^
    Nun, R&S= :thumbsup: , diese "Wieder-Vereint-Idee" war auch eine erfrischende Abwechslung im typischen Shuu/Haruka-Leben- und in einem Punkt muss ich Roselia Recht geben: Kyouji ist wirklich das Allerletzte! So stumpf kann doch kein Mensch sein. Und das Wort "Entschuldigung" scheint er ja auh nicht zu kennen. Nun ja. Jedenfalls wieder toll geschrieben und irgendwie dein bisher bestes Kapitel! Weiter so!(Und zwar schnell XD)

  • 25. Kapitel


    Harte Konkurrenz (Teil I)


    Es war spät Abend als Rika ins Pokémon Center zurückgekehrte. Kyouji war immer noch wach und hatte auf sie gewartet. Als er die Tür hörte, sprang der Blonde auf die Füße. Rika schaute ihn überrascht in die Augen. „Was ist los?“ Kyouji strich sich durch die Haare. „Ich hab mir Sorgen gemacht!“ Die Schwarzhaarige lächelte schwach, erwiderte jedoch nichts und legte schweigend ihren Gürtel mit den Pokébällen ab. Ihr Schweigen brachte Kyouji beinahe um den Verstand. „Wo warst du, verdammt noch mal?!“, wollte er wissen. Seine blassgoldenen Augen ruhten auf dem Mädchen, das sich nicht regte. Zögernd drehte sich Rika zu Kyouji um und versuchte ihm so ausdruckslos, wie möglich in die Augen zu sehen. Es gelang ihr jedoch nicht. „Spazieren.“, murmelte sie leise, drängte sich an dem Jungen vorbei um sich in ihr Bett zu werfen. Sie schloss die Augen. Kyouji fasste sich an den Kopf und atmete tief durch. „Und wo?“, wollte der Junge wissen. Noch immer schwieg die Schwarzhaarige. „Wo warst du, Rika?“, wiederholte der Junge. Rika richtete sich abrupt wieder auf und sah ihn zornig an. „Du tust so als wären wir verheiratet!“, zischte sie ihn an. „Ich war spazieren, nichts weiter.“
    Mit diesen Worten ließ sich Rika wieder nieder und zog die Bettdecke über sich. Kyouji starrte einige Sekunden auf die Decke, wandte sich dann stumm ab um sich ebenfalls ins Bett zu legen. Schließlich schaltete er das Licht aus…


    Der Tag des Wettbewerbs war gekommen und somit kam auch die Aufregung. Haruka war jedoch diese gewisse Nervosität bereits gewöhnt. Es war nichts Bedenkliches. Sobald sie auf der Bühne stand, verschwand die Aufregung vollkommen.
    Shuu war ebenfalls, wie beim letzten Wettbewerb, wieder verschwunden um sich in Ruhe alleine auf seinen Auftritt vorzubereiten.


    Haruka und Rika saßen gemeinsam auf einer Parkbank vor der großen Halle. Noch immer zeigte die Braunhaarige keine Anzeichen von akuter Nervosität. Rika bewunderte das Mädchen im Inneren.
    Die Schwarzhaarige lehnte sich zurück und starrte in den Himmel. Haruka seufzte und Rika blickte sie an. „Bist du nervös?“, wollte das Mädchen wissen, aber Haruka schüttelte nur den Kopf. „Es ist nicht wirklich Nervosität…“, erwiderte sie. Rika grinste. „Eher eine Art von Anspannung, oder?“ Haruka bejahte mit einem stummen Nicken.
    „Hey! Da seid ihr ja!“, rief Kyouji von Weitem. Rika schaute hoch. Neben dem blondhaarigen Jungen ging Kenta. Er nahm ebenfalls am heutigen Wettbewerb teil.
    Diese Tatsache machte Rika die Entscheidung nur umso schwerer, wen sie anfeuern sollte. Immerhin waren alle drei Koordinatoren ihre Freunde, auch wenn sie Kenta länger kannte als Haruka und Shuu.
    Der lavendelhaarige Junge blieb vor den Mädchen stehen. „Du kommst doch mit, oder?“, wollte Kenta wissen. Rika zierte sich und zögerte Kenta eine sofortige Antwort zu geben. Doch sie konnte seinem flehenden Blick nicht widerstehen. „Du gibst ja keine Ruhe, wenn ich ‚nein’ sagen würde.“, meinte sie knurrend. Kentas Augen glänzten regelrecht. „Danke! Ich-“, sagte der Junge, wurde aber von der Schwarzhaarigen zuvor unterbrochen, bevor er weiter sprechen konnte. „Schon gut, aber verlange nicht von mir, dass ich in den nächsten Sekunden mich entscheiden werde, wen ich anfeuere.“, sagte sie schroff und erhob sich. Kyouji blickte währenddessen auf die Uhr.
    Der Platz um die große Wettbewerbshalle hatte sich nun gefüllt. Kein Wunder, es war bereits 12 Uhr und die Stimmung war geladen. „Es wird wohl Zeit.“, meinte der Blondhaarige. Haruka stand ebenfalls nun auf. Kyouji strich sich nervös durch die Haare. Kenta musterte seinen Freund. „Meinst du es war die richtige Entscheidung dich für den Wettbewerb einzuschreiben?“ Der Angesprochene bejahte mit einem Nicken und realisierte, dass Rika ihn irritiert ansah, dann aber wieder den Blick abwandte.
    „Kommt mit. Ich kann euch gute Plätze sichern.“ Kenta folgte Haruka ohne zu zögern, er wusste schließlich selbst davon, dass Freunde der Teilnehmer gute Chancen auf bessere Plätze hatten.
    Rika entschied sich ihnen rasch nach zu gehen, doch Kyouji packte sie am Handgelenk. „Warte“, raunte der Junge leise. Kühl blickte das Mädchen ihn an. Seit gestern Abend hatten beide kein richtiges Wort miteinander gesprochen, zur Verwunderung der Anderen natürlich. „Was willst du?“, fauchte Rika. „Mit dir reden.“, erwiderte der Blonde und versuchte so gleichgültig wie möglich zu wirken. Die Schwarzhaarige wandte sich dem Jungen zu und fixierte ihn. Erwartungsvoll straffte sie ihre Schultern. „Warum behandelst du mich als sei ich Luft?“ Rika atmete tief ein. „Wer hat denn gestern mich nicht in Ruhe gelassen?“, erwiderte das Mädchen. Kyouji lachte. „Und deswegen nimmst du dir das Recht mich zu ignorieren?“ Die Schwarzhaarige ballte ihre Faust zusammen um nicht völlig durchzudrehen. „Und du nimmst dir das Recht dich in mein Leben einzumischen!“ Ihre Stimme wurde lauter. Abermals lachte Kyouji leise vor sich hin. Rika gefiel sein Lachen ganz und gar nicht. Das Gefühl, das er sie auslachte, befiel Rika allmählich.
    Schließlich konnte das Mädchen ihren Ärger nicht mehr unterdrücken und schlug ihn mit geballter Faust gegen die Brust. Kyouji taumelte leicht, konnte sich aber wieder abfangen. „Was sollte das denn?“ Er grinste belustigt. Rika schnaubte wütend und holte erneut aus für einen Schlag, doch Kyouji fasste um ihr Handgelenk. Der Blonde grinste sie an. „Nana, du wirst doch nicht um dich schlagen?“ Er fasste fester um ihr Handgelenk und drückte es nach hinunter. Rika zischte etwas, was er nicht verstehen konnte. Doch ehe er ihr ernsthaft wehtat, ließ er es los. Rika rieb sich das Handgelenk, der durch den Druck Kyoujis leicht rot war. Rika schaute dem Jungen giftig in die Augen. „Frieden?“, fragte er. Rika sah ihn einen Moment schweigend an, nahm aber seine Entschuldigung mit einem zögerlichen Kopfnicken an.
    Kyouji war sichtlich erleichtert. Mit Rika war nicht zu spaßen, besonders wenn sie sauer war. Doch so schnell wie sie in Rage war, war sie auch wieder ruhig und still, wie ein Lamm.
    „Was soll eigentlich die Aktion?“, fragte die Schwarzhaarige. „Welche Aktion?“ Das Mädchen stieß ihm mit dem Ellenbogen in den Bauch. „Du weißt, was ich meine!“ Kyouji hielt sich den Bauch. „Anders glaubst du mir ja nicht, dass es mir wirklich Leid tut.“ Der Blonde schaute Rika einige Momente in die Augen. Dann Rika sah, wie der Kopf Harukas aus der Türspalte lugte. „Alles in Ordnung bei euch?“, rief das Mädchen. Die Schwarzhaarige wandte sich zu ihr. „Ja, alles okay.“, erwiderte sie und rannte auf Haruka zu. Kyouji zögerte. „Kommst du?“ Der Blonde lächelte und folgte Rika gemächlich.


    Schließlich war es soweit. Der Wettbewerb begann. Rika hatte, dank Harukas Hilfe, einen sehr guten Platz ergattert. Gespannt wartete die junge Trainerin auf die Eröffnung des Wettbewerbs. Eine junge, sehr elegant gekleidete Frau trat auf die Bühne. „Liebe Damen und Herren! Ich begrüße Sie zu unserem heutigen Wettbewerb in Herzhofen!“, dröhnte die Stimme der Moderatorin ins Mikrofon. „Mein Name ist Marilyn und werde Euch durch den Wettbewerb begleiten!“
    Applaus zwang die Moderatorin zu einer Pause, doch sie behielt die Ruhe und lächelte. „Es ist Zeit für eine spannende Show!“, kämpfte ihre frauliche Stimme gegen die Menge an, die wahrhaftig gespannt war. Rika überraschte diese Tatsache sehr. Sie fühlte sich in den Reihen gar befremdlich. Was fanden die Leute an Wettbewerben? Was war spannender als ein echter Pokémon Kampf?
    „Natürlich sind unsere Juroren auch wieder mit dabei! Mr. Contesta! Mr. Sukizu und unsere geliebte Schwester Joy!“ Die Zuschauer waren schon jetzt nicht mehr zu halten. „Unser erster Teilnehmer am heutigen Tag ist… Ito! Begrüßen wir einen tollen Beginn dieses Wettbewerbes!“


    Haruka, Shuu, Kenta und auch der angespannte Kyouji befanden sich im Trainerraum der Teilnehmer. Sie starrten gespannt auf den ersten Auftritt, der von einem Jungen eröffnet wurde. Nach Marilyns Eröffnung konnte es nun beginnen!
    Doch leider drehte sich somit auch Kyoujis Magen vollständig um vor Aufregung. Ein merkwürdiges Kribbeln erfüllte den Jungen. Kenta sah kurz zu den Blonden herüber.
    Allmählich legte sich Kyoujis Nervosität wieder; er war viel zu fasziniert von der Vielfalt, wie man Attacken anwenden konnte. Beruhigt konnte sich Kenta wieder abwenden.
    Nach der ersten Vorführung war nun Kenta an der Reihe. Beinahe lautlos und ruhig verließ der Junge den Raum.


    „Und hier ist unsere Nummer 2!“, rief die braunhaarige Moderatorin. „Kenta!!“
    Der schüchterne Junge betrat die Bühne und wurde von einem Jubelruf empfangen. Er schluckte schwer und musste sich vollkommen darauf konzentrieren, dass er keinen Fehler machte. Es wäre fatal gewesen, wenn er jetzt einen Fehler machte. Schließlich warf er einen Pokéball in die Luft, der in einer Ballkapsel eingebettet war. „Auf geht’s! Snobilikat!“ Seine geschmeidige Rassekatze erschien in einem Wirbel von Kirschblüten. Ein „Ahh“ ging durch die Reihen des Publikums.
    Kenta grinste insgeheim. „Deine Aquawelle!“
    Snobilikat wurde von einer bläulichen Aura vollkommen umgeben und löste gleich darauf einen heftigen Wasserwirbel aus. „Und jetzt deine Dunkelklaue!“ Das Katzen Pokémon sprang in die Höhe. Seine Klauen wurden von einem finsteren Licht umschlossen. Den Wirbel zerschnitt es mit Leichtigkeit mit wenigen Krallenhieben. Feine Wassertröpfchen stoben zur Seite. Anschließend verbeugten sich Kenta und sein Snobilikat.
    Die Zuschauer klatschten, trotz der ‚einfachen’ Vorführung. „Wundervoll! Eine Präsentation aus Schönheit und wilder Stärke!“


    Nach Kentas Perfomance waren einige Teilnehmer, die kaum an seinen Punktestand herankamen. Zwar hatten viele großartige Pokémon, konnten aber ihre Attacken nicht entsprechend einsetzen.
    Doch nun war der Zeitpunkt gekommen, an den nun Shuu antreten sollte. Völlig gelassen betrat er die Bühne mit einem Pokéball in der Hand. „Und hier unser nächster Teilnehmer! Shuu! Top-Koordinator der Johto Region!“
    Der Grünhaarige warf den Pokéball. „Bamelin, los!“ Das Wasser Pokémon entsprang dem Pokéball mit einem Sturm aus Konfetti. „Sternschauer!!“ Der Wiesel spie eine Salve von goldglänzenden Sternen in die Luft. „Aquaknarre!“ Darauf folgte nun ein Wasserstrahl, der den Sternschauer hoch empor schleuderte. „Zum Abschluss Ultraschall!“ Bamelin sprang in die Luft und seine beiden Schweife erzeugten mehrere Windklingen. Die scharfkantigen Klingen trafen mit den Sternen zusammen, die sofort zerbarsten. Sternenstaub rieselte auf Bamelin hinab.
    Die Zuschauer tobten. Shuu und Bamelin verneigten sich ruhig und verließen anschließend die Bühne.


    Kyouji hielt angespannt auf der Bühne inne. Er ließ seine Augen umher schweifen bis sie schließlich einen Punkt im Publikum gefunden hatte – Rika. Ein tiefer Atemzug füllte seine Lungen und beruhigte ihn. Marilyn rief währenddessen: „Und hier kommt ein Neuankömmling aus Sandgemme!“ Die Zuschauer begrüßten den Blonden, der noch immer regungslos da stand bis er grinsend einen Pokéball hervor zog. „Jetzt knallt’s!“, sagte der Blondhaarige. „Tauboga! Zeig ihnen unseren Stil!“
    Ein gefiedertes Vogel Pokémon schoss aus einem Meer aus Sternen in die Luft. Es schien bewegungslos in der Luft zu schweben. „Daunenreigen!“ Tauboga schoss einen Hagel aus bombenartigen Federn als es seine Schwingen ausbreitete.
    Der Blonde grinste. „Windhose!“ Der Vogel erschuf mit einigen starken Flügelschlägen einen gewaltigen Tornado. Die glühenden Federn im Inneren der Windhose wurden durch die Luft gewirbelt.
    Marilyn staunte durch die Stärke der Attacke. Doch es war noch lange nicht das Ende von Kyoujis Vorstellung. „Luftschnitt!“ Scharfe Windklingen zerteilten die Windhose mit Leichtigkeit, somit auch die Daunenreigen, die durch die Windhose in der Luft gehalten wurden. Tauboga landete auf Kyoujis Unterarm und breitete kämpferisch seine Flügel aus. „Bemerkenswert.“, sagte Mr. Sukizo seinen berühmten Satz. Mr. Contesta und Schwester Joy schlossen sich ihm an.
    Seine Performance war nicht gleichwertig, wie die von Kenta oder Shuu, war er dennoch mit dem Ergebnis zufrieden, was er erreicht hatte.


    Folgend war nun Haruka, die die Bühne betrat. „Hier ist Haruka, ebenfalls Top-Koordinatorin von Johto!“ Applaus spendeten die Zuschauer, bevor das Mädchen mit ihrer Performance begann. Einige Momente verharrte Haruka regungslos, bis sie schließlich andächtig einen rot-weißen Pokéball hervor zog und diesen in die Luft katapultierte. Während sich dieser öffnete, rief das Mädchen: „On Stage! Lugia!!“ Umringt von blauen Blitzen kam das silberne Pokémon zum Vorschein.
    Schweigen breitete sich in der Halle aus. Selbst die Jury und Marilyn waren sprachlos vor Verwunderung.


    Selbst Shuu, der sich unter die Zuschauer gemischt hatte, starrte ungläubig auf die Bühne. Was zum Himmelswillen war in sie gefahren? Ihr Schützling hatte überhaupt keine Wettbewerbserfahrungen, geschweige denn beherrschte es den Kampf!
    Der Grünhaarige ballte seine Fäuste zusammen vor Anspannung. Innerlich hoffte er, dass Haruka was sie tat, sonst war ihre Niederlage vorherbestimmt.


    Lugia war völlig überwältig, aufgrund der großen Ansammlung von Menschen. Ein verschrecktes Quietschen erfüllte die Halle. Hilflos, wie ein Baby, sah es zu ‚seiner Mama’ hinauf. Doch Haruka nickte ihm aufmunternd zu. Das Mädchen strahlte eine vollkommene Sicherheit aus, die Lugia Kraft und Mut gab. Es war nichts Bedrohliches auf einer Bühne zu stehen vor so vielen Menschen. Seine Furcht wurde von Harukas großem Selbstvertrauen davon gespült. Dabei achtete die Braunhaarige nicht auf das bedächtige Schweigen.
    „Na dann los! Zeigen wir ihnen, was in uns steckt!“, rief Haruka aus. Lugia ließ einen kämpferischen Laut von sich. „Aquawelle!“
    Lugia reckte seinen Kopf in die Luft. Ein bläulicher Wasserball formte sich in seinem Maul. „Deine Schockwelle!“ Lugia stieß eine kraftvolle Schockwelle auf, die den aus Wasser geformten Energieball im Inneren leicht gelblich färbte. Funken umschwirrten ihn.
    Haruka lächelte. Es lief alles wie geplant. „Und nun die Krönung!“, kündigte das Mädchen an. Sternschauer!“
    Das Kleine schoss einige goldene Sterne auf die elektrisierende Aquawelle. Die Sterne umtanzten den Wasserball und wurden durch die aufgeladene Energie an- und abgestoßen, bis sich schließlich die Aquawelle in einem Knall auflöste. Daraufhin regnete es feine Tropfen und Sternenstaub auf die Zuschauer hinab, und ebenso auf Haruka und ihrem Adoptivkind nieder.
    Das Publikum war begeistert. Sie erhoben sich von ihren Plätzen und applaudierten. Haruka war geehrt und verneigte sich. Lugia ahmte sie nach und tat es dem Mädchen nach.


    Das Ergebnis der ersten Runde stand noch nicht fest. Es traten einige sehr gute Koordinatoren mit ihren Pokémon an. Derjenige der zu schlagen galt in diesem Wettbewerb, war nicht Shuu oder Haruka, sondern Kenta. Er war ein ausgezeichneter Koordinator, der das unglaubliche Potenzial hatte schnell zu den Besten zu zählen.


    Haruka war auf den Weg zum Trainerum und traf dort mit Shuu zusammen. Er wartete bereits ungeduldig auf sie. Als der Junge sie kommen sah, erhob sich Shuu rasch und kam schnellen Schrittes auf sie zu. „Was hast du dir dabei gedacht?“, fauchte er sie an. Haruka hielt inne und blickte ihm überrascht ins Gesicht. Sie blieb stumm und senkte den Blick. „Das war reiner Wahnsinn, was du gemacht hast!“ Er fuhr sich arrogant durch die Haare. „Du kannst von Glück sagen, dass du eine gute Performance hinbekommen hast!“
    Die Braunhaarige hob den Kopf. „Bist du fertig?“, kam es von ihr. „Nein! Noch lange nicht!“ Haruka blickte ihn kühl an. „Denkst du etwa, ich lass mir von dir in meinen Stil rein pfuschen?!“, schrie sie ihn mit geballter Stimme an. Shuu sah sie erschrocken an.
    Haruka drehte sich wütend von ihm weg und verließ wieder den Raum. Beinahe stieß sie mit Rika in der Tür zusammen, konnte dem Mädchen aber noch rechtzeitig ausweichen. „Was ist hier los?“, wollte sie wissen, während sie Haruka nach blickte. Shuu wandte sich schweigend ab. Kyouji erhob sich. „Streit.“ Rika schaute den Blonden fragend an, der nur mit den Schultern zuckte. Die Schwarzhaarige fand sich damit ab, dass sie nicht mehr erfuhr und drehte sich nun vollkommen den Übrigen zu. „Ihr wart gut. Ich hab mich selten so amüsiert.“, sagte sie. „Ich bin beeindruckt.“ Rika lächelte. Shuu lachte leise. „Das wirst du noch öfters sehen.“ „Davon bin ich überzeugt.“, erwiderte sie.

  • 25. Kapitel


    Harte Konkurrenz (Teil II)


    Nun wurden anschließend die Ergebnisse bekannt gegeben. Auf dem ersten Platz rangierte Kenta, kurz danach Haruka. Shuu platzierte den dritten Platz und Kyouji erwischte unglücklicherweise nur den sechsten Platz, doch er war noch nicht ausgeschieden. Es folgte nochmals eine Vorführungsrunde in der die Koordinatoren die Attacken ihrer Pokémon präsentieren mussten und somit bekam der Wettbewerbsneuling eine Chance seine Fehler wieder auszubügeln. So standen alle Entscheidungen wieder offen.
    Nach einer kurzen Pause ging es weiter und die erste Aufführung galt wieder Kenta in der zweiten Runde. „Hier kommt Kenta!!“, brüllte die Moderatorin und deutete auf Kenta, der bereits einen Pokéball zückte. „Panpyro, los!“
    Ein affenartiges Pokémon sprang im Rauch auf die Bühne. Sein feuriger Schweif schlug es aufgeregt auf- und ab. „Feuerwirbel!“, rief er, holte nun eine Frisbeescheibe hervor und warf diese in die Luft. Panpyro spie gezielt einen wirbelnden Feuerstrahl auf die Frisbeescheibe, die von züngelnden Flammen umschlossen wurden.
    Kenta richtete seine Augen auf die Scheibe. Er hob die Hand. „Tempohieb!“, befahl der Junge mit den lavendelfarbenen Haaren. Sein Pokémon katapultierte sich mit Leichtigkeit in die Luft. Es rotierte um seine eigene Achse. Schließlich glühte seine Faust auf und zerschlug die Frisbeescheibe und die Flammen. Leichtfüßig landete es wieder auf dem Boden. Kenta verbeugte sich gentlemanartig und ebenso sein Feueraffe Panpyro.


    Rika war zu Beginn der zweiten Runde wieder auf ihren Platz zurückgekehrt und wartete geduldig bis Marilyn die Zuschauer zur nächsten Runde begrüßte.
    Kenta demonstrierte den Zuschauern wieder sein Können als Koordinator und bot ihnen eine perfekte Darbietung. Das Publikum war begeistert und wurde durch die Performance beinahe von ihren Sitzen gerissen.
    Rika blickte fasziniert zu dem Jungen hinunter, den Kyouji und sie selbst oft ‚Nesthäkchen’ nannten, da er verschlossen und schüchtern war. Nie zuvor hatte Kenta seinen Freunden seine selbstbewusste Seite gezeigt. Und dies geschah nur, wenn Kenta mit seinen Pokémon auf der Bühne stand.
    Die Schwarzhaarige lehnte sich zurück. „Nicht schlecht, Kenta. Das hätte ich nicht von dir gedacht.“, grinste Rika zufrieden. Sie hatte genug gesehen um die Fertigkeiten ihres Freundes einzuschätzen. Nun interessierten Rika die Fähigkeiten von den restlichen Teilnehmern, auch die von Kyouji, Haruka und Shuu…


    „Hier ist Shuu!“ Der Grünhaarige betrat das Rampenlicht und warf sofort einen Pokéball in die Höhe. „Roselia! Los!“ Aus dem rot-weißen Ball befreite sich Shuus wertvollstes Pokémon, Roselia. „Deinen Blättertanz!“ Das Pflanzen Pokémon beförderte einige rosafarbene Blüten in den Himmel. „Sonnentag, Roselia!“
    Roselia glühte regelrecht auf und ein ebenso silberner Strahl, der in den Himmel heraus schoss, vertrieb die Wolken am Himmel.
    Dieses Schauspiel fesselte die Blicke der Zuschauer. Der Blüten tanzten regelrecht im Wind und erstrahlten in glitzernden Farben. Doch es war noch nicht alles! Noch lange nicht! Shuu strich sich durch die Haare. „Und jetzt das Finale… Solarstrahl!“
    Durch das intensivierte Sonnenlicht brauchte die stärkste Attacke der Pflanzen Pokémon nur wenige Sekunden um sich zusammeln.
    Roselia schoss einen glanzvollen Solarstrahl der Sonne entgegen, der in den verschiedensten Farben funkelten. Dieser wurde bei zunehmender Höhe immer schmaler und löste sich schließlich im feinen Funken auf. Zusammen mit den unversehrten Blütenblättern, die wilder umher tanzten, rieselten die Funken zu Boden.
    Shuu und Roselia verneigten sich vor dem Publikum.


    Kyouji war der Nächste, der an der Reihe war. Die anfängliche Anspannung, die er bei Beginn der Runde 1 gezeigt hatte, war von ihm gewichen. Allmählich gewöhnte er sich an die Blicke der Zuschauer. „Unser Neuling Kyouji!“
    Kyouji zückte einen Pokéball. „Stollrak, raus mit dir!“ Ein drachenartiges Pokémon auf vier Beinen erschien aus dem Pokéball und erfüllte die Halle mit einem lauten Gebrüll. „Aquawelle! Und dann Eisenabwehr!“ Zuerst formte Stollrak einen enormen Wasserball, der sich zu einer riesenhaften Flutwelle zusammenbraute. Dann legte sich um den Körper des Pokémons eine Art Eisenpanzer, die das Wasser abhielt. „Metallsound!“
    Stollrak öffnete sein Maul aus dem ein ohrenbetäubendes Geräusch erklang, dass sogar die Flutwelle in Zwei teilte. „Metallklaue!“ Das Pokémon hüpfte kurz hoch, seine Klauen glühten bereits und zerschlugen die Wassermassen mit einer solchen Schnelligkeit, die man dem Boden gar nicht zutraute.
    Mit einem dumpfen Aufprall landete das energiestrotzende Pokémon wieder auf dem Boden.


    „Und hier ist… Haruka!!“, brüllte Marilyn, die Moderatorin. Die Braunhaarige war eine der letzten Teilnehmer, die noch antreten musste. Sie zückte einen Pokéball. „Schiggy! Stage on!!“ Die Schildkröte entsprang dem Pokéball in einem


    Wirbel aus Seifenblasen und landete auf dem Boden der Bühne.
    „Turbodreher und dann Aquaknarre!“ Schiggy begann wild zu rotieren. Es nahm immer mehr Geschwindigkeit auf. Dann spie es Aquaknarre, die sich jeder Bewegung von dem Wasser Pokémon fügte. Haruka beobachtete Schiggy und passte den richtigen Moment ab für das kommende Finale ihrer Vorführung. „Blubber und dann Eisstrahl!“, befahl sie.
    Schiggy sprang in die Luft, kroch aus seinem Panzer und feuerte Blubber den Boden. Zu guter Letzt beendete er es mit Eisstrahl und formte so eine skurrile Eisskulptur aus der vorherigen Aquaknarre und dem Blubber. Schiggy saß auf der Spitze der Skulptur.


    Es wurden die Ergebnisse bekannt gegeben, wer nun in die erste Kampfrunde eintrat. Dazu zählten Kenta, der noch immer den ersten Platz besetzte, Shuu war ihm dicht auf den Versen und war auf dem zweiten Platz. Haruka qualifizierte sich für den dritten Platz und Kyouji hatte den fünften Platz erreicht.
    Somit waren nun acht weitere Trainer in der nächsten Runde und mussten ihre Kampftechniken unter Beweis stellen.
    Doch wer würde gegen wen im Finale antreten? Es blieb spannend…

  • 26. Kapitel


    Haruka legt los! (Teil I)


    Es begann nun endlich die heiße Phase des Wettbewerbs. Diese Runden entscheiden, wer in das Halbfinale einziehen würde und wer sich bis ins Finale durchschlug.
    Doch nun war den Koordinatoren erstmal eine Pause gegönnt, in der sie ihre Pokémon für die nächsten Runden auswählen konnten. Dazu durften sie die Pokémon einsetzen, die sie zuvor schon eingesetzt hatten oder noch ein Neues hinzu wählen.


    „Kenta wird wieder die nächste Runde eröffnen.“, bemerkte Kyouji knapp, während er auf den Monitor starrte, der noch immer die Ergebnisse und die nächsten Kampfpaarung anzeigte. Der Junge schwieg und grübelte nach. „Hey Kenta!“ Der Blonde schlug die Hände vor ihm auf den Tisch. Der Angesprochene blickte irritiert auf. „Das du nicht verlierst!“ Kenta lächelte trocken, erwiderte jedoch nichts darauf.
    Haruka schaute kurz zu Shuu hinüber, der ebenfalls kein einziges Wort verlor. Diese Runde wird hart.“, meinte das Mädchen. „Wenn wir Vier in die nächste Runde kommen, müssen wir gegeneinander antreten…“
    Haruka hatte Recht, es war nicht zu vermeiden. Sie waren alle gute Koordinatoren, mal abgesehen von Kyouji. Er hatte reines Glück. Sein Gegner war nicht gerade stark, so hatte der Trainer keine Probleme ins Halbfinale zu kommen – wenn er sich natürlich klug anstellte.


    „Und hier sind wir wieder! Und beginnen direkt mit einen spannenden Kampf!“, rief Marilyn begeistert. Und hier sind Kenta und Hana!“
    Kentas Gegnerin war ein hübsches, junges Mädchen, die viel von Pokémon Aufzucht verstand. „Mach dich bereit zum Verlieren!“, drohte diese und warf einen ihrer Pokébälle. „Los Smettbo!“
    Ein wunderschöner Schmetterling erschien aus dem Pokéball. Seine Flügel glitzerten anmutig
    Kenta lächelte freundlich und erwiderte nichts auf die Warnung seiner Gegnerin. „Snobilikat, auf geht’s!“
    Abermals erschien die elegante Rassekatze. Gelassen setzte sich Snobilikat hin, es war unbeeindruckt von seinem Gegner, was Hana natürlich aufregte.
    „Zeig’s ihnen, Smettbo! Psystrahl!“ Ein siebenfarbener Strahl schoss auf Snobilikat zu. „Spukball.“, konterte der Junge knapp.
    Snobilikat formte einen Schattenball im Maul, ohne aufzustehen, und warf schleuderte diesen dem Psystrahl entgegen. Ein Knall lösten beide Attacken aus und der Rauch verdeckte die Sicht. „Silberhauch, Smettbo!“
    Der Schmetterling entfachte einen starken Windhauch, der Snobilikat reaktionsunfähig machte. Kenta blieb selbst in dieser Situation ruhig. „Mit Dunkelklaue abwehren.“
    Die Rassekatze entwand sich dem Sog des Silberhauches und sprang hoch. Mithilfe der Dunkelklaue durchschnitt es den Silberhauch mit Leichtigkeit.
    Smettbo geriet erheblich in Panik als sich Snobilikat rasend dem Schmetterling näherte. Gleich darauf bekam Hanas Pokémon die Kraft der Dunkelklauen zu spüren.
    „Oh nein, Smettbo!“ Ihr Pokémon ließ die Flügel schlaff hängen. „Energieball!“ Mit dem letzten Stück Kraft, was sich in Smettbos Körper noch befand, erschuf der Schmetterling einen schwarz-grünen Energieball. Snobilikat fauchte und hob den Schweif in die Höhe, ein Zeichen, das es wütend wurde. Es machte sich abwehrbereit. „Mach dem Theater mit Aquawelle ein Ende!“, sagte der lavendelhaarige Junge.
    Sein Pokémon gehorchte ihm. Eine gewaltige Flutwelle hielt den Energieball ab und schließlich davon spülte. Es war sofort K.O.
    „Was für ein Kampf!“; schwärmte die Moderatorin. „Kenta ist ganz klar der Sieger!“


    Der zweite Kampf folgte direkt. Shuu war nun an der Reihe. Mit ihm betrat ein älterer Junge die Arena. „Los geht’s, Koordinatoren!“, feuerte Marilyn die Kontrahenten.
    „Glumanda! Los!“, rief der unbekannte Junge namens Dai. Ein orangefarbener Minidrache kam zum Vorschein. Es sah furchtsam zu seinem Trainer. „Enttäusch mich nicht!“
    Shuu blickte den jungen Trainer irritiert an. Wie konnte er sein Pokémon nur so unter Druck setzen? Doch kümmerte sich nicht weiter darum. „Roselia!“
    Dai lachte leise. Er war klar im Vorteil. Allerdings sollte man sich nicht allein darauf verlassen. „Glumanda! Deinen Feuerwirbel!“, befahl er. Sein Pokémon spie einen wirbelnden, glühenden Feuerstrahl auf Roselia, die sich kampfbereit duckte.
    Der Grünhaarige blieb locker. Nervosität war fehl am Platze. „Blättertanz!“
    Mit Leichtigkeit schlug Roselias kraftvoller Blättertanz den Feuerwirbel zum Anwender zurück. „Zauberblatt, Roselia!“
    Dai konnte gar nicht schnell genug reagieren als Shuus Pokémon wieder eine neue Attacke vorbereitete. „Setz schnell Glut ein!“, brüllte Junge.
    Dank Glumandas schneller Reaktion prallte die Glut auf die schimmernden Zauberblätter. Shuu lachte leise. „Keine Chance.“
    Glut erhitzte Roselias Attacke und hagelte nun regelrecht auf Glumanda nieder. Der Feuerdrache war diesen Rückschlag hilflos ausgeliefert. Außerdem zitterte es leicht.
    Nachdem es sich einigermaßen wieder erholt hatte, keuchte es dennoch schwer. Der Kampf hatte schon deutliche Spuren hinterlassen.
    „Schlag mit deiner Drachenwut zurück, Glumanda! Nach mach schon!“ Eingeschüchtert durch seinen Trainer, gehorchte es ihm und sammelte Energie für eine mächtige Drachenwut.
    Shuu war noch immer gelassen. Dass er den kampf gewinnen würde, war offensichtlich. „Weich aus und dann Stachelspore!“, sagte der grünhaarige Koordinator.
    Mit einem gewandten Tanz wich Roselia geschickt aus und verstreute schließlich einen feinen, orangefarbenen Staub. Sofort war Glumanda bewegungsunfähig.
    „Roselia, Solarstrahl! Beenden wir es!“, er grinste und Roselia bereitete die vernichtenden Attacke vor. Sein Gegner biss sich auf die Unterlippe. „Reiß dich zusammen!“, schrie Dai sein Pokémon an. Doch der Feuerdrache war nicht in der Lage seine Lähmung zu überwinden.
    Die Situation wurde allmählich brenzlig. Die benötigte Energie für den Solarstrahl war vollständig vorhanden. Der gebündelte Strahl fegte Glumanda regelrecht weg und prallte rücklings gegen die Wand. Es blieb ohnmächtig liegen.
    Dai fluchte leise, gab sich aber geschlagen und holte sein besiegtes Pokémon zurück in den Pokéball. „Schwach.“, murmelte dieser leise und wandte sich ab.
    Shuu blickte dem Koordinator hinterher, kümmerte sich dann aber um Roselia, die wirklich ganze Arbeit geleistet hatte.


    „Bühne frei für Kyouji und Maki!“, rief die Moderatorin und eröffnete den dritten Kampf dieser Runde. Kyouji musterte das junge Mädchen. Sie hatte dunkelbraune Haare, ebenso wie ihre Augen.
    „Hubelupf, los!“, das Mädchen schickte ein grünes Pokémon in den Kampf. Es wirkte sehr sanft und freundlich, so war die Natur der Pflanzen Pokémon.
    Kyouji blickte das Pokémon an, es sah nicht sonderlich stark aus. „Schnapp es dir, Tauboga!“ Der braune Vogel stürmte in die Luft, nachdem es aus seinem Pokéball befreit wurde. „Greif mit Flügelschlag an!“
    Tauboga legte die Flügel eng an den Körper und brauste auf Hubelupf los, dabei begannen seine Schwingen zu glühen. „Schutzschild!“
    Das Pflanzen Pokémon errichtete eine schimmernde Barriere vor sich, wodurch Tauboga schmerzhaft abprallte, sicher aber schnell davon wieder erholte. „Erteil ihnen eine satte Kugelsaat!“, befahl Maki. Kleine Kügelchen prallten dem gefiederten Pokémon entgegen, die in Kopfnähe explodierten. Hart knallte Tauboga auf den Boden und kam schwerfällig wieder auf die Beine. Mit wenigen Flügelschlägen war es wieder in der Luft.
    Kyouji grinste. „Von so was lassen wir uns nicht beeindrucken! Windhose!“ Ein starker Tornado wurde mithilfe von Taubogas kraftvollen Flügelschlägen erzeugt. Hupfelupf war dieser Attacke hilflos ausgeliefert.
    Letztendlich verzog sich der Wirbel und Hupfelupf kam wieder zum Vorschein, war allerdings stark geschwächt. „Nochmals Kugelssat!“ Wieder schossen einige harte Kügelchen auf Tauboga zu. „Ein weiteres Mal fallen wir nicht auf diesen Trick herein! Daunenreigen!“
    Der Vogel öffnete seine Schwingen und feuerte einige Federn, wie Geschosse auf die nahende Kugelsaat. Beide Attacken explodierten und tauchten das Kampffeld in dichten Rauch. „Luftschnitt!“ Scharfkantige Klingen durchschnitten den Rauch und trafen das Pflanzen Pokémon heftig. Es knallte gegen den Boden und war besiegt.
    Tauboga landete auf der Schulter des Blonden. „Gut gemacht.“, lobte Kyouji sein Pokémon und strich mit dem Finger über seine Brust.


    Haruka und ihr Gegner waren die letzten der Runde, die noch einen Kampf austragen mussten. Ihr Gegner hieß Junji und hatte vorher den vierten Platz erreicht. Er war also ein ernstzunehmender Gegner.
    „Psiana, stage on!!“ Ihre Lichtkatze betrat miauend die Bühne. Der Schweif erzitterte leicht. „Quiekel!“ Ein Pokémon, was an einem Ferkel erinnerte, erschien. Sein Trainer verlor keine Zeit und befahl: „Eissturm, Quiekel!“ Ein eisiger Windhauch machte Psiana für kurze Zeit bewegungsunfähig. „Deinen Spukball!“, konterte die Braunhaarige, in der Hoffnung ihr Pokémon dadurch zu befreien. Schließlich schleuderte Psiana den Schattenball auf Quiekel.
    „Schlammbombe!“ Das Pokémon antwortete mit einer Salve von übel riechenden Schlammbomben. Beide Attacken trafen in der Luft aufeinander. „Eissplitter!“ Gleich darauf schleuderte Quiekel scharfkantige Eisfetzen auf Psiana. „Ausweichen mit Ruckzuckhieb! Schnell!“, rief Haruka.
    Psiana sprang über die scharfen Eisstücke hinweg und tackelte das Pokémon mit voller Kraft. Dieses strauchelte kurz, erholte sich aber schnell wieder. „Blitzkanone!“
    Psiana formte eine energiegeladene Blitzkanone, doch Quiekel spürte die Attacke noch nicht Mal.
    Junji grinste. „Bombardiere es mit Schlammbombe!!“ Die Lichtkatze hatte keine Chance sich zu erholen oder gar selbst zu einem Gegenangriff überzugehen. Doch es konnte Quiekels ununterbrochenen Geschossen geschickt ausweichen.
    Haruka kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum. Wenn das so weiter ging, würde Psiana bald schon völlig erschöpft sein. „Ich muss es versuchen.“, murmelte das Mädchen. „Nochmals Blitzkanone!“ Ihr Gegner lachte leise.
    Die Lichtkatze sprang in die Höhe. Aus Psianas Juwel trat eine knisternde Blitzkanone hervor. Doch wieder erbrachte die Attacke kaum Wirkung auf das Eis Pokémon. Allerdings war es von der Heftigkeit der Elektroattacke kurzzeitig gelähmt. „Blitzkanone!! Volle Kraft!“ Quiekel war abermals für wenige Sekunden gelähmt. „Spukball, beeil dich!“
    Diesmal erschuf einen dunklen Schattenball, der sein Ziel keinesfalls verfehlte. Quiekel wurde zurückgeschleudert. „Psychokinese!“, rief Haruka.
    Psiana ergriff das Eis Pokémon mittels ihrer Psychokräfte und beförderte es zum anderen Ende der Bühne. Durch den harten Aufprall war es schließlich kampfunfähig.


    Die Entscheidung stand also fest. Haruka, Shuu, Kenta und auch Kyouji standen im Halbfinale des Herzhofen Wettbewerbs. Dies bedeutete, dass die neuen und auch alten Freunde gegeneinander antreten mussten… Mithilfe eines Zufallsgenerators wurden die Paarungen bekannt gegeben:
    Kenta vs. Shuu und Haruka vs. Kyouji


    „Und hier sind zwei hervorragende Koordinatoren!!“, brüllte Marilyn so laut, dass ihre laute und begeisterte Stimme einige Zuschauer fast aus den Sitzen gerissen hätte. „Hier sind… Kenta und Shuu!“
    Ein lauter Applaus begrüßte die beiden jungen Trainer auf der Bühne. Doch sie nahmen diese Tatsache nur nebensächlich auf; sie waren mit ihren Gedanken bereits beim Kampf. Schließlich wurde dies ein sehr harter Kampf werden – für beide!
    „Schenkt uns einen Kampf, den wir so schnell nicht wieder vergessen werden!“, richtete die Moderatorin ihr Wort an die Jungen. „Los geht’s!“
    Kenta zog einen Pokéball hervor und warf diesen auf den Boden. „Panpyro, los!“ Sein Feueraffe boxte in die Luft und ging in Kampfstellung über.
    Shuu dachte kurz nach, hielt aber an seiner bisherigen Taktik, die er sich bereits ausgedacht hatte, fest. „Ich brauche deine Hilfe, Luxio!“ Fauchend kam das blaue Luchs Pokémon zum Vorschein.
    Kenta grinste. „Tempohieb!“ Blitzschneller sprang das Feuer Pokémon über Luxio und griff es mit seiner Faust an. „Eisenschweif, schnell!“ Dagegen ging Luxio in die Defensive und beförderte sich mit einem gezielten Schlag auf den Boden in die Luft. Dadurch erlitt der Punktestand Kentas einen Sinkflug.
    Shuu grinste. Doch Kenta war viel zu weit gekommen um kampflos aufzugeben. „Feuerwirbel und lass es nicht entkommen!“ Panpyro gehorchte seinem Trainer und schloss Luxio in einem wirbelnden Feuertornado völlig ein. Schmerzerfüllt schrie der Luchs auf. „Eisenschweif gegen die Flammen!“ Luxios Schweif glühte auf und zerteilte den Wirbel aus glühenden Flammen bravourös. „Weiter machen mit Funkensprung!“
    Von statischer Energie umhüllt, rammte das Elektro Pokémon Kentas Pokémon gegen eine Wand und entlud dadurch die gesammelte Ladung. Panpyro erholte sich nur langsam von der kraftvollen Attacke Luxios.
    Shuu ließ Kenta jedoch keine Zeit. „Tackle!“ Luxio rannte auf Panpyro zu, welches sich noch immer mit den Knöchel aufstützte. „Ausweichen und Flammenrad!“ Der Affe erhob sich blitzschnell und wurde schließlich von lohenden Flammen umgeben. Luxio wurde durch diesen Angriff schwer zugesetzt, konnte aber durchaus noch weiterkämpfen. Doch für Shuu wurde es langsam eng – viel zu eng. Er musste etwas tun, sonst hatte Kenta ihn besiegt.
    Dieser war, seit dem Beginn des Kampfes, recht ruhig geblieben, auch wenn sein Pokémon schon harte Treffer einstecken musste und vor allem sein Punktestand. Jedoch fiel auch Shuus Vorsprung immer kleiner aus.
    „Funkensprung, Luxio! Volle Kraft!!“, befahl der grünhaarige Koordinator ohne Rücksicht auf Verluste. Voller Entschlossenheit stürzte sich Luxio auf Panpyro, das unbeeindruckt und schutzlos der Attacke gegenüber stand. „Schlag mit Flammenrad zurück!“, konterte der schüchterne Junge.
    Ebenso Panpyro ergriff die Initiative und raste auf Luxio zu. Die aufprallenden Attacken lösten sich in einem Knall auf und die Pokémon wurden über die Bühne geschleudert bis schließlich die Wand sie aufhielt.
    Nachdem sich die ziehenden Rauchschwaden die Sicht wieder freigaben, waren beide Pokémon am Boden und kämpften mit der Schwerkraft. Luxio und Panpyro waren beide sehr schwach. Doch Luxio konnte sich anscheinend wieder zurück auf die Beine kämpfen, aber seine Beine erzitterten stark unter seinem Gewicht, sodass es wieder zusammenbrach und liegen blieb. Im Gegenteil zu Luxio, hielt sich Panpyro auf den Beinen und so hatte Kenta und sein Pokémon den harten Kampf gewonnen.

  • 26. Kapitel


    Haruka legt los! (Teil II)


    Shuu hatte seinen Kampf verloren. Doch es war kein peinlicher Sieg gewesen für den man sich schämen musste.
    Haruka trat mit vollem Selbstvertrauen in ihre Fähigkeiten als Koordinatorin an und beschloss ihr Bestes zugeben. Schließlich wollte sie nun Shuu zeigen, dass sie es besser konnte als er! Diese Chance ließ sich das Mädchen keinesfalls entgehen.
    Kyouji grinste das Mädchen schelmisch an. Auch wenn Haruka schon so etwas war, wie ein Profi, schüchterte den Jungen diese Tatsache nicht ein. Nein, es stachelte ihm sogar an die Top-Koordinatorin der Johto-Region zu schlagen!
    „Gebt euer Bestes, Koordinatoren und legt nun los! Die Bühne gehört euch!!“, rief Marilyn.
    Kyouji holte einen Pokéball hervor, ebenso Haruka. „Denke nicht, dass ich es dir leicht mache!“, rief die Braunhaarige warnend. „Auch wenn du Rikas bester Freund bist, werde ich kein Pardon kennen.“ Mit diesen Worten beförderte sie ihren gewählten Pokéball in die Luft. „Schiggy!!“
    „Das erwarte ich auch nicht von dir, Schnucki!“, feixte der Blonde breit. „Stollrak! Ab geht die Post!“
    Stollrak gegen Harukas kleines Schiggy. Dies würde ein spannender Kampf werden – Haruka lag im Vorteil. Stollrak war ziemlich allergisch gegen Wasserattacken.
    Der Blonde fuhr sich durch die Haare, eine Geste und Gewohnheit, die sie von Shuu kannte und immer wieder auf die Palme bringen konnte.
    „Schiggy! Aquaknarre!“, befahl die Braunhaarige ohne zu zögern. Schiggy hüpfte in die Höhe und spie dem Stahldrachen einem Wasserstrahl entgegen. „Eisenabwehr!“, konterte Kyouji.
    Die Haut Stollraks wurde eisenhart und so spürte es kaum die Wirkung der Aquaknarre. „Jetzt Aquawelle!“ Sofort attackierte Stollrak das kleine Schiggy mit einem großen Wasserball. Beide Wasserattacken prallten aufeinander und lösten sich schließlich in einem Regen auf. „Greif mit Metallklaue an, los!“
    Schon griff Stollrak flink mit seinen erhärteten Klauen an und katapultierte Schiggy gegen die Wand. Das Pokémon schüttelte sich und war wieder bereit. „Aquaknarre noch mal!“ Nochmals spie Schiggy einen Wasserstrahl auf Stollrak, doch dieses erhärtete sich wieder nach Kyoujis Befehl Eisenabwehr einzusetzen. So hatte es eine knallharte Verteidigung gegenüber Wasserattacken.
    „Aquawelle!“, rief der Blonde seinem Pokémon zu, welches sofort wieder einen kraftvollen Wasserball auf Schiggy schleuderte. Dieses war gegen die Attacke so wehrlos, dass es gegen die Wand knallte. „Schiggy!“ Besorgt über den Zustand ihres Pokémon zog Haruka in Erwägung, das sie diesen Kampf verlieren könnte. Doch nein! Ihr Stolz verbot es im Halbfinale zu versagen. „Steh auf, Schiggy!“, forderte die Braunhaarige zweifelnd ihr Pokémon auf. „Ich weiß, du schaffst das! Lass mich nicht im Stich!“
    Schiggy spürte den Drang seiner Trainerin zu gewinnen. So wollte es ebenfalls nicht kampflos aufgeben!
    „Jetzt Eisstrahl, Schiggy!“, befahl Haruka grinsend. Ihre Schildkröte gehorchte und mobilisierte einen eisigen Eisstrahl, der geradewegs auf Stollrak zuschoss. „Aquawelle dagegen!!“
    Eine Rauchwand stieg auf, nachdem beide Attacken aufeinander geprallt waren und dabei eine Kollision verursacht hatten. „Turbodreher!“
    Schiggy drang in den Rauch ein und fegte diesen mit seinen rasanten Drehungen hinweg. Es befand sich genau über Stollrak. „Aquaknarre schnell!“
    Kyouji hatte nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet; sein Pokémon in eine solche Ungewissheit zu schicken war riskant. Doch er beneidete Haruka darum ein solches Risiko einzugehen. „Verdammt, schnell Aquawelle, Stollrak!“
    Doch es war zu spät. Eine solche kraftvolle Aquaknarre aus nächster Nähe schwächte Kyoujis Pokémon sehr. Es hatte Mühe noch überhaupt auf den Beinen zu stehen.
    „Zum Abschluss Eisstrahl!“, wollte Haruka diesen Kampf so schnell wie möglich beenden. Kyouji lachte leise. „Ich gebe nicht so einfach auf, nachdem ich soweit gekommen bin…“ Haruka blickte ihn neugierig an. „Flammenwurf, Stollrak!!“
    Im maul des Stahldrachens entstand ein kleiner Feuerball, der zu einem glühenden Flammenstrahl wurde und den Eisstrahl wegfegte und Schiggy gegen die Wand beförderte. Doch die Attacke war zuviel für Stollrak – es brach entkräftet zusammen und blieb liegen. Kyouji wollte zuerst nicht wahrhaben, dass er verloren hatte, aber dann lächelte er über diesen Kampf. Es war ein toller Kampf gewesen.
    Haruka und Kyouji reichten schließlich die Hand. „Wow, was für ein Sportsgeist!“, schwärmte die Moderatorin. „Aber nun dürfen wir das langersehnte Finale einläuten!!“


    Haruka traf, kurz bevor das Finale begann, auf Shuu. Er hatte auf sie gewartet. Haruka war froh ihn zu sehen, auch wenn sie wegen ihm nicht diesen Kampf nicht verlieren wollte. Es war seltsam… Zwischen ihnen war immer noch die altbekannte Rivalität geblieben; sie wollten um keinen Preis verlieren oder irgendeine Art von Schwäche dem Anderen gegenüber.
    Haruka spürte, wie Shuu seine Arme um sie legte und das Mädchen einige Augenblicke wortlos im Arm hielt. Das Pochen seines Herzens in seiner Brust löste in der Braunhaarigen ein Gefühl der Geborgenheit aus. Schließlich lösten sie sich wieder voneinander und Shuu sah sie trüb an. „Viel Glück.“, hauchte der Grünhaarige wortlos. „Da ich verloren habe, hast du jetzt die Chance das Band zu gewinnen.“ Die Enttäuschung über seiner Niederlage begleitete seine Stimme. Haruka sah ihn zärtlich an. „Shuu… Ich werde für dich gewinnen!“
    Der Grünhaarige lächelte. „Ich weiß.“, er zog sie wieder an sich heran und küsste sie sanft auf die Lippe.


    „Willkommen zum Finale des Herzhofen Wettbewerbs!“, rief Marilyn und wandte sich nun den Finalisten zu. „Legt los, Koordinatoren und schenkt uns einen tollen Kampf!“
    Kenta lächelte Haruka an. Er war etwas nervös darüber gegen Haruka anzutreten, immerhin war sie die Top-Koordinatorin der Johto-Region und galt als junge und erfolgreiche Koordinatorin.
    „Absol, raus mir dir!“, sagte der Freund Harukas und jetziger ernstzunehmender Gegner. Die beeindruckende Schattenkatze kam aus dem Pokéball heraus.
    Haruka war in ihrer Entscheidung unsicher geworden, nachdem Kenta sich für sein Absol entschieden hatte. Klar, sie hatte schon öfters gegen Shuus Schattenkatze gekämpft. Doch Kenta hatte seine Pokémon auf eine besondere Weise aufgezogen und somit beherrschte sein Absol auch andere Attacken. Schließlich warf Haruka ihren gewählten Pokéball in die Luft aus dem Lugia erschien.
    Das Kleine blickte zuerst etwas irritiert auf das Absol, welches sich nun in Angriffsstellung begab. Furchtsam schaute es Haruka an, die Kenta ernst musterte.
    „Absol, wir beginnen mit Eisenschweif!“, befahl dieser. Daraufhin lief die Schattenkatze mit glühendem Schweif auf die Miniaturausgabe von Lugia zu und sprang in die Luft. Das silberne Pokémon quiekte verschreckt über die Schnelligkeit des weißen Pokémons.
    Haruka biss sich auf die Lippe; sie durfte nicht verlieren. Sie hatte Shuu versprochen, dass sie gewinnen würde. Doch leider hatte Lugia so gut wie keine Kampferfahrungen, jedenfalls keine, die einen Wettbewerb entsprechen. „Sternschauer, schnell!“
    Lugia gehorchte und warf eine Salve von goldgelben Sternen auf Absol, die bei Berührung eine kleine Explosion verursachten. Aber Absol landete wieder elegant auf den Pfoten. „Klingensturm!“ Die Schattenkatze neigte den Kopf zur Seite, die Klinge an der Seite begann bedrohlich zu glühen und sofort rasten scharfkantige Klingen auf Lugia zu. Diesmal traf Absols Attacke zielsicher und Lugia wurde einige Meter zurückgeschleudert. „Lugia! Alles in Ordnung?“ Zur Antwort wimmerte das Kleine jammervoll, aber kam wieder auf die Beine. „Aquawelle, Lugia!“
    Das silberne Pokémon erschuf einen knisternden Wasserball, der Absol gefährlich nahe kam. „Mit Eisstrahl abwehren!“, konterte Kenta und daraufhin gefror die Schattenkatze die Aquawelle mithilfe des Eisstrahls. „Und jetzt Klingensturm!“
    Die Windklingen zersplitterten die gefrorene Aquawelle und nun wurde Lugia in Beschuss von scharfkantigen Eissplittern genommen. „Sternschauer!“
    Lugias Sternschauer hielten einige der Splitter auf, doch die anderen trafen Lugia wieder heftig. Schwer keuchend erhob sich Lugia wieder. Die Flügel hingen schlaff an den Seiten herunter.
    „Ein Lugia, das nicht fliegen kann, ist wie ein Porenta ohne seine Lauchstange!“, lachte Kenta. (Dummer Vergleich… »)
    Haruka erwiderte nichts und blickte auf Lugia, welches gereizt knurrte. Das Kleine richtete sich wieder auf um weiterzukämpfen. Seine ‚Mama’ lächelte. „Schockwelle!“
    Lugia stieß eine starke Schockwelle aus, die Absol schwer zu setzte. „Schnell Sternschauer!“ Abermals raste ein Schauer aus Sternen auf die Schattenkatze zu und machte es reaktionsunfähig.
    „Absol! Schnapp es dir mit Eisenschweif!“, rief Kenta seinem Pokémon zu. Die schlanke Schattenkatze stieß sich kräftig vom Boden ab, während der Schweif wieder aufleuchtete. Lugia beobachtete Absol mit wachsamen Augen, doch es half nichts. Der kraftvolle Schlag warf Lugia an die Wand, wo es erstmal liegen blieb.
    „Lugia!!!“, schrie Haruka verzweifelnd. Ihr stiegen Tränen in die Augen. War es zuviel für Lugia gewesen? War sie zu hart gewesen?
    Das silberne Pokémon kehrte in die Wirklichkeit zurück und stemmte sich mit den Flügeln auf den Boden ab. Von einer gelblichen Aura umgehen, erholte sich Lugia vollständig – es setzte Genesung ein.
    Absol knurrte verächtlich. „Setz noch mal Klingensturm ein, Absol!“ Wieder rasten scharfe Klingen auf Lugia zu. „Kontere mit Aquawelle!“
    Lugia rüstete sich mit einer enormen Aquawelle, die den Klingensturm aufhielt. Schließlich schleuderte das silberne Pokémon nochmals einen Wasserball, der die Schattenkatze gegen die Wand knallen ließ. „Und jetzt Sternschauer!!“
    Nun war es Lugia, das über Absol sprang und es mit einem Sternenhagel attackierte. Völlig wehrlos gegen diese kraftvolle Attacke aus nächster Nähe erlag es dem Angriff.
    „Und die Siegerin des Wettbewerbs ist… HARUKA!!!“, brüllte Marilyn. Die Zuschauer jubelten dem Mädchen und ihrem Lugia zu. Diese war in diesem Moment so glücklich, dass sie Lugia um den Hals fiel. Dieses quietschte erschrocken.
    „Du warst toll, Lugia! Dein erster, richtiger Kampf!“, Haruka freute sich so sehr, dass ihr die Tränen in den Augen standen. Lugia stupste sie zärtlich an und kuschelte sich an sie.
    Kenta kniete sich währenddessen neben seiner Schattenkatze und streichelte ihr über den Kopf. Absol ließ niedergeschlagen den Kopf hängen.
    Der Junge erhob sich und ging, zusammen mit Absol, zu Haruka und Lugia. „Ein toller Kampf!“ „Danke.“, lächelte Haruka.


    Das Publikum applaudierte heftig, während die Schiedsrichter des Wettbewerbs vorsichtig Lugia die Rosette ansteckte. Dies quiekte so unerwartet, dass Mr. Contesta leicht zusammen zuckte.
    Haruka kicherte leise und kraulte ihrem großen Baby über den Kopf. Es war noch klein und verspielt, sodass es keine Gelegenheit verstreichen ließ indem es andere erschrecken konnte.
    „Du hast in diesem Wettbewerb dein Können unter Beweis gestellt…“, begann schließlich der Direktor der Pokémon Wettbewerbe. „…außerdem hast du uns ein wunderschönes Pokémon präsentiert, was sich hoffentlich großartig entwickeln wird.“ Er sah zu Baby Lugia herunter, welches ihm im diesem Moment gegen die Hand stieß. „Darum überreichen wir, dir und deinen Pokémon, das Band von Herzhofen.“
    Mit diesen Worten nahm Haruka das rötliche Band entgegen und betrachtete es mit glitzernden Augen.
    Ihr erstes Shinou Band!!


    Haruka traf hinter der Bühne auf Shuu, der zu ihr gekommen war, nachdem sich die Halle lehrte und nur noch die Teilnehmer im Gebäude waren um ihre Trostpreise abzuholen.
    Shuu und sie waren alleine, was Haruka um einiges lieber war, als dass mehrere Trainer noch im selben Raum waren. Der Grünhaarige schlang wortlos die Arme um Haruka und ließ sie einige Minuten nicht mehr los, bis sich die Braunhaarige aus seinen Armen entwand. „Gut gemacht.“, sagte er und strich sich durch die Haare. „Du scheinst in Lugia jedoch ziemlich viel Vertrauen zu legen… Kein Wunder, das es über sich hinaus wächst.“
    Haruka fiel ein Stein vom Herzen als Shuu sie und ihr Baby Lugia sogar für diesen Kampf lobte, den sie auch glatt verloren hätten, wenn Lugia nicht Genesung gelernt hätte!
    Das Mädchen lächelte ihn dankbar an und fiel ihm um den Hals. Beide küssten sich schließlich leidenschaftlich.


    Später am Tag trafen sich die erschöpften Koordinatoren mit Rika im Pokémon Center. Sie wartete bereits auf ihre vier Freunde, die soeben erst von der Wettbewerbshalle kamen.
    „Ihr habt euch einen tollen Kampf geliefert.“, lobte die Schwarzhaarige ihren Freund und Haruka. Schließlich kniete sich Rika zu Lugia herunter. „Und du warst auch klasse. Hat es dir Spaß gemacht?“ Lugia quietschte wieder zur Antwort und schmiegte sich zutraulich an Rikas Hand. Anschließend erhob sich die Schwarzhaarige wieder und sah Kyouji einige Sekunden an. Der Junge fuhr sich durch die Haare.
    Kenta blickte seine beiden Freunde an. „Es wird Zeit. Ich werde jetzt nach Weideburg aufbrechen.“, sagte er und wartete geduldig auf die Reaktion Rikas und Kyoujis.
    Der Blonde lachte. „Dann können wir dich schlecht aufhalten! Mach’s gut und pass auf dich auf.“, erwiderte er und klopfte seinem Kumpel freundschaftlich auf die Schulter. Dann wandte sich der Junge mit de lavendelfarbenen Haaren an Rika. „Pass du auch gut auf dich auf, Rika.“ Diese nickte. „Und viel Glück bei deinem nächsten Arenakampf in Schleiede.“, fügte er hinzu.
    Dann wandte sich der Junge von der Gruppe ab, nachdem er sich von Haruka und Shuu noch verabschiedet hatte.
    Nun waren nur noch Haruka, Shuu, Rika und Kyouji übrig. Doch Rika spürte, dass auch Kyouji bald wieder aufbrechen würde. Der Blonde merkte Rikas traurigen Blick. „Jetzt wird es auch für mich Zeit.“, er machte eine kurze Pase und umarmte die Schwarzhaarige (ganz XD) kurz. „Ma-Mach’s gut.“, sagte er. Rika lächelte ihn an. „Bis bald.“, flüsterte sie leise.
    Haruka und Shuu warfen sich viel sagende Blicke zu, verkniffen sich jedoch keine unpassende Bemerkung.
    So verließ auch Kyouji die kleine Gruppe und machte sich wieder auf den eigenen Weg. Doch er drehte sich nochmals um und winkte ihnen zu. Rika musste insgeheim lächeln.

  • *gg*
    Go, Lugia, go!
    Einfach nur kawaii, das Kapi. Süß bis zum letzten Eck. Und seeehr gut beschrieben. R&S waren auch wieder super...was will man mehr?^^
    Nun, ich kann dich einfach nur für dieses Kapitel loben. Ob du's nun glaubst oder nicht, aber es war dein estes Kapitel bisher. *ein bissel klatscht*
    Kay.....ich denke, dass alles gesagt worden ist, nicht? Wo's nichts Negatives gibt kann man auch nichts bekritteln. Also: mach weiter so!(und zwar schnell XP)

  • 27. Kapitel


    Der ungeliebte Pokémon


    Das Trio begab sich am nächsten Morgen auf die nächste Route, die vor ihnen lag. Route 209 führte geradewegs nach Trostu, einem kleinen, friedlichen Dorf. Am frühen Morgen waren einige Trainer unterwegs, zusammen mit ihren Pokémon.
    Es war ein herrlicher Tag; der Himmel war strahlend blau, keine einzige Wolke war zu sehen und die Sonne war warm und wohltuend.
    Manchmal blieben sie stehen und schauten Trainern zu, wie sie kämpften. Ihre Pokémon waren voller Energie und brannten nur auf einen Kampf.
    Rika fühlte ebenfalls die Lust nach einem Kampf, doch in ihren Augen lohnte es sich nicht gegen einen dieser Straßen-Trainern zu kämpfen. Sie lehnte sogar ab als soeben jemand gefragt hatte, ob sie Lust auf einen Kampf hätte.


    „Rika?“, sprach Haruka das Mädchen an. Die Angesprochene neigte den Kopf zu dem Mädchen. „Was ist?“ Die Braunhaarige erwiderte den Blick Rikas. „Warum hast du abgelehnt? Er schien Recht stark zu sein…“
    Die Schwarzhaarige seufzte und hielt inne. „Es sollte sich schon lohnen gegen sie zu kämpfen.“ Shuu schaute das Mädchen interessiert an. „Was nützt ein Kampf, wenn der Gegner es nicht wert war?“
    Haruka und Shuu blieben wortlos, so wandte sich Rika lachend ab. „Na klar, man sollte keine Vorurteile gegenüber anderen Menschen haben. Schließlich habe ich diese Erfahrung mit euch gemacht.“, fuhr Rika fort.
    Schließlich war das Thema durch und sie konnten ihren Weg weiter fortsetzen. Zuvor hatten Haruka und Shuu ihre Pokémon aus ihren Pokébällen befreit. Fröhlich sprangen Psiana und Nachtara umher; liebkosten sich gegenseitig und huschten davon.
    Rika sah den beiden Pokémon hinterher und entschied ebenfalls ihren Pokémon die frische Luft zu gönnen. „Kommt alle raus!“
    Aus dem Lichtschein der Pokébälle erschienen Hundemon, Panzaeron, Chelcarain, Onix, Frizelbliz und ein blaues Nidoran. „Nido-ran Ni-do!“, sagte es ängstlich als es Rikas Team um sich sah.
    Haruka und Shuu blickten Rika überrascht an. „Seit wann hast du ein Nidoran?“, wollte Shuu wissen. „Und wo hast du dein Staravia gelassen?“
    „Ich habe es vorletzte Nacht gefangen und Staravia habe ich zu Professor Eibe geschickt.“, erwiderte Rika, während sie Nidoran anschaute. Dieses setzte sich gerade zu Wehr als ein neugieriges Lugia ihm zu nahe kam. Es fauchte leise und stellte den Giftdorn gefährlich auf. „Lugia! Pass auf!“, sagte Haruka streng. Das Kleine schaute zu Haruka auf. „Du sollst doch andere Pokémon nicht so bedrängen.“ Ihr tadelnder Ton gefiel Lugia nicht; so ließ es den Kopf trüb hängen und trottete Luxio und Hundemon hinterher. Die Braunhaarige blickte ihrem Findelkind seufzend nach.
    Shuu grinste. „Die Erziehung von Kindern ist halt schwer!“ Haruka warf ihm einen so irritierten Blick zu, dass sie beinahe über ihre eigenen Füße stolperte. Der Grünhaarige amüsierte sich darüber und feixte weiterhin. „Wie wird es wohl bei unseren Kindern sein?“ Haruka spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss und ihre Hand gefährlich zuckte. Shuu blieb diese Tatsache nicht unbemerkt und ging zu Haruka auf Sicherheitsabstand, denn wenn Haruka ungemütlich wurde, dann musste man mich schlagkräftigen Erwiderungen rechnen…
    Rika konnte sich kein Grinsen verkneifen. Es war einfach herrlich, wie Shuu und Haruka sich gegenseitig ärgerten und dabei sich hinterher immer wieder vertrugen.
    „Du Idiot!“, fauchte die Braunhaarige ihren Freund wütend an, der immer noch breit grinste. Arrogant fuhr sich der Junge auch noch durch die Haare und schaute sie nun provozierend an.
    Rikas Blicke schweiften von der kleinen Auseinandersetzung ab zu den Pokémon. Ihre Sechs waren noch da, doch wo waren Psiana und Nachtara geblieben?
    Ehe Haruka ernsthaft dabei war Shuu für seine ungeschickte Bemerkung zu strafen, hielt Rika sie davon ab. „Stop! Auszeit, ihr Lieben!“, mischte sich Rika mit lauter Stimme ein. „Ist euch aufgefallen, dass Psiana und Nachtara ausgebüxt sind?“
    Haruka und Shuu schauten sich schweigend um. Tatsächlich! Es fehlten zwei aus ihren Reihen. „Wo könnten die Beiden schon wieder sein?“, fragte Haruka. Shuu zuckte ahnungslos mit den Schultern. Rika verschränkte die Arme vor der Brust.
    Ihr Schattenhund blickte sie kurz an, lief dann Richtung Gebüsch und streckte die Schnauze in die besagte Richtung. Die Geste bedeutete, dass die Menschen ihm folgen sollten.
    Rika nickte Haruka und Shuu wortlos zu, aber auch ohne Worte verstanden sie das Mädchen und folgten ihrem Hundemon. Atemlos rannten die beiden Koordinatoren und Rika durch die Gebüsche. „Wo führt uns Hundemon hin?“, rief Haruka zu dem Mädchen, die direkt hinter Hundemon war.
    Doch Harukas Frage erübrigte sich; Hundemon hielt an einem schmalen Fluss inne. Psiana und Nachtara hoben die Köpfe und schauten zu ihren Trainern, die erleichtert auf seufzten.
    Der Grünhaarige ging zu Nachtara, welches ihm schuldbewusst ansah. „Rennt nie wieder weg!“, sagte er streng, kraulte aber die beiden Pokémon über den Kopf. Er konnte ihnen nicht böse sein.
    Haruka seufzte erlöst und setzte sich auf einen Stein, nahe am Wasser. „Sollen wir nicht eine kleine Pause einlegen?“, fragte sie und ließ ihre Beine ins herrlich frische Wasser baumeln. Shuu willigte nach einem kurzen Grübeln ein und schaute zu Rika, die sich noch nicht entschlossen hatte. „Ich glaube, ich werde mich einwenig umsehen.“, erwiderte sie seinem erwartungsvollen Blick. „Keine Sorge! Ich geh nicht wieder verloren!“, lächelte die Schwarzhaarige, während sie die Blicke ihrer Freunde deutete.


    So ließen Haruka und Shuu das Mädchen die Gegend alleine erkunden; sie war nur in Begleitung von Hundemon und Nidoran. Ihre restlichen Vieren blieben bei den Anderen.
    Schnell war Rika wieder auf der Hauptstraße angelangt, die direkt nach Trostu führte. Sie hatten nach Psianas und Nachtaras Versteckspielchen diese Straße verlassen.
    Die Schwarzhaarige blieb einen Augenblick angewurzelt stehen. Sie konnte von weitem einen großen Turm auswendig machen, der von einem unheimlichen Nebelschleier eingehüllt war. Auch wenn das schattenhafte Gebäude ihre Aufmerksamkeit erweckt hatte, konnte sie sich nicht weit von ihrem Rastplatz hinfort bewegen. Kurz schaute das Mädchen auf ihre beiden Begleiter hinunter. „Folgt mir.“, sagte sie leise und setzte sich in Bewegung. Hundemon folgte seiner Trainerin ohne Zögern und blickte nach einigen Metern zu Nidoran zurück, welches sich hingekauert hatte und dem Mädchen nicht folgte.
    Hundemon bellte auffordernd, wartete einen kurzen Moment bis das weibliche Nidoran aufraffte um ihnen zu folgen.
    Es zuckte erschrocken zusammen als plötzlich ein gelbes Etwas auf sie zugestürmt war und sie aufhielt. „Halt!“ Das kleine Mädchen in einem Pokémonkostüm begutachtete Rika und ihre Pokémon. „Du bist eine Trainerin!“, bemerkte das Mädchen beinahe geschockt.
    Die Schwarzhaarige überwand ihre kurzweilige Überraschung und musterte das Mädchen geringschätzig, ebenso das kostümierte Mädchen. „Ich fordere dich heraus!“, das Mädchen zückte unverfroren einen Pokéball. Rika zuckte nur mit den Schultern. „Warum nicht?“
    Ihre Gegnerin warf ihren Pokéball in die Luft aus dem ein Pichu erschien. „Nidoran.“, sagte das schwarzhaarige Mädchen. Das blaue Gift Pokémon willigte ein und begab sich in Kampfstellung. „Donnerschock, Pichu!“
    Nidoran wurde von dem schwachen Stromstoß in Schach gehalten, sodass es nicht agieren konnte. Schließlich ließ die Wirkung nach und Nidoran taumelte kurz. „Sofort Kratzer!“ Rikas Pokémon gehorchte, rannte auf Pichu zu und ließ diesem ihre scharfen Krallen spüren.
    Pichu schüttelte sich kurz. „Doppelkick!“, befahl Rika ohne auf die Reaktion ihrer Gegnerin abzuwarten. Nidoran sprang hoch und erteilte Pichu zwei heftige Tritte. Das gelbe Pokémon knallte gegen einen Baum und war besiegt.
    Rikas Gegnerin saß neben ihrem Pichu. Sie hatte Tränen in den Augen. „Hier. Damit wird sich dein Pichu wieder schnell erholen“, Rika warf dem Mädchen einen trank entgegen und wandte sich schließlich ab. Hundemon und Nidoran folgten ihr abermals.
    Auf ihrem Weg begegneten Rika und ihren Pokémon einige Trainer, die kämpften oder eine Herausforderung suchten, aber viele unterschätzten ihre Fähigkeiten als Trainer und bekamen eine satte ‚Strafe’ von Rika erteilt.
    Doch plötzlich zog ein verzweifelter Schrei die Aufmerksamkeit von Rikas Pokémon auf sich. Nidoran lief davon und folgte diesem Ruf.
    Rika fluchte leise. „Nidoran! Bleib hier!“ Doch ihre strenge Anordnung ignorierte das Pokémon. Nach einigen Metern hielt es inne und schaute sich kurz zu Rika und Hundemon um, die ihr gefolgt waren. Rika erfuhr nun den Grund über Nidorans Aufgebrachtheit.
    Es wurde gekämpft, besser gesagt, der Kampf ging zu Ende. Ein rotes Pokémon, ein Glumanda, brach erschöpft zusammen. Rika sah nur noch, wie die Gestalt eines Geowaz im Sog des Pokéballs verschwand und dann dessen Trainer sich abwandte. Rika konnte nicht sein Gesicht erkennen, es war ihr auch egal. Mit starrem Blick fixierte sie den Trainer, der sich nicht um sein Pokémon kümmerte. Hundemon knurrte erbost als der Unbekannte mit dem Fuß sein verletztes Pokémon trat. „Du nutzloses Pokémon!“, hörte sie ihm sagen. „Du bist zu nichts zu gebrauchen.“
    Rika ballte wütend ihre Faust zusammen und wollte in dieses Szenario soeben einschreiten als der Weißhaarige sie bemerkte und sein Pokémon wortlos in seinen Pokéball zurückrief. Er wandte sich ab und verschwand daraufhin.
    Rika war vor innerlichen Zorn unfähig sich zu bewegen. In ihren Kopf drehten sich die Gedanken. Wie konnte man seine Pokémon nur so behandeln? Wie?
    Das Mädchen schaute auf Hundemon hinunter. Ihre Pokémon würden all ihre Befehle mit großer Freude ausführen. Jedes einzelne von ihnen wusste, dass sie sich auf Rika verlassen konnten, umgekehrt genauso.
    Sie empfand nur Hass gegenüber jener Personen, die ihre Pokémon wie Dreck behandelten. In ihren waren Pokémon Tiere, die ihren Herren zu gehorchen hatten. Nichts weiter.
    Rika konnte ihnen einfach nicht verzeihen, wie sehr sich das Mädchen bemühte die Gedanken dieser Personen nachzufühlen.
    Ihr Schattenhund riss sie aus ihrer Gedankenwelt. Lächelnd blickte sie ihr Pokémon an. „Lasst uns zurückgehen.“, forderte Rika sie mit trockener Stimme auf.


    Haruka und Shuu saßen mit den Rücken gegeneinander gelehnt auf einen Stein und schwiegen sich an. Die Braunhaarige war gekränkt. Shuu war einfach wieder zu weit gegangen, auch wenn seine Gedankengänge im Nachhinein für sie recht logisch erklangen, wer garantierte ihnen, dass ihre Beziehung so lange anhielt?
    Haruka seufzte innerlich und zog die Beine an sich heran um ihren Kopf auf den Knien ruhen zu lassen. Das beruhigende Plätschern des Flusses veranlasste Haruka die Augen zu schließen.
    Shuu erkannte sein Fehlverhalten nicht. War es etwa verboten einen Blick in die nahende Zukunft zu werfen? Dem Grünhaarigen gefiel die Vorstellung, doch ohne das Haruka in die Luft ging, konnte Shuu diese Gedanken seiner Freundin keinesfalls anvertrauen.
    Warum sollte er sich entschuldigen, wenn es keinen Grund dafür gab? Wenn er nur seine Gedanken ausgesprochen hatte?
    Seine Blicke schweiften abwesend umher und fixierten im gleichen Moment Rika, die aus dem Gebüsch unerwartet auftauchte. Sie war seltsam farblos im Gesicht, was Shuu kurz stutzig machte. Gleich darauf sprang er auf, wodurch Haruka irritiert den Kopf hob.
    „Was ist passiert?“, fragte der Junge besorgt. Die Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Nichts. Alles okay.“, murmelte sie. Wieder schweiften ihre Augen ab. „Wirklich?“, kam es diesmal von Haruka. Rika nickte wortlos, doch in Wahrheit war sie mit ihren Gedanken fernab der Gegenwart. Rika strich sich durch die schwarzen Haare um sich wieder zu besinnen. „Wir sollten wieder aufbrechen…“, meinte das Mädchen tonlos.
    Haruka und Shuu schauten sie weiterhin bedacht an, willigten aber letztendlich ein.


    Auf den kürzesten Weg kehrte das Trio auf die belebte Hauptstraße zurück und setzten ihren gewohnten Weg fort. Das Wetter frischte etwas auf, es wehte ein kühlerer Wind, der ihnen die Gänsehaut über die Haut jagte.
    Rika blickte über die Schultern auf Haruka und Shuu. Ihr missfiel keinesfalls die Tatsache, das sich das Pärchen keines Blickes würdigten.
    Die Schwarzhaarige hielt schließlich ruckartig an, ihr war es egal, dass beide Trainer aus ihren Gedanken gerissen wurden und nun überrascht aufblickten. Das Mädchen wandte sich mit ausdrucksloser Miene dem Liebespaar zu. „Ist eine Entschuldigung zuviel verlangt?“, wollte das Mädchen überaus genervt wissen, dabei unterzog sie beide eines strengen Blickes.
    Shuu und Haruka warfen sich nervöse Blicke zu und fühlten sich augenblicklich unwohl unter Rikas wachsamen und kalten Blicken. Doch sie machten keine Anstalten mit der Sprache herauszurücken.
    Rika zollte ihnen ihre Ungeduld; sie knackste demonstrativ mit den Fingern. „Okay…“, sie seufzte innerlich auf. „Wir haben Zeit… Genügend Zeit…“ „Rika! Aber…!“, versuchte Haruka schließlich zu widersprechen, doch Rika brachte sie mit einem missbilligenden Blick doch wieder zum Schweigen. „Wir sind hier nicht im Kindergarten.“, erwiderte sie mit einem süffisanten Unterton.
    Shuu lachte leise. „Du bist so ein Dickkopf.“, sagte dieser und hatte Haruka wieder Anlass gegeben dagegen zu protestieren. Er legte ihr den Zeigefinger an die Lippen. „Aber dafür liebe ich dich ja.“
    Die Braunhaarige betrachtete ihn verblüfft. Ihre Wangen wurden von einem leichten Rotschimmer geziert. „Du bist mir nicht böse?“ Shuu schüttelte daraufhin den Kopf. „Wir sind noch jung und brauchen uns um die Zukunft nicht zu kümmern.“, erwiderte der Junge lächelnd.
    Zufrieden verschränkte Rika die Arme vor der Brust und drehte sich wieder um. ‚Geht doch.’, grinste sie. Schlagartig erstarrte das Mädchen und Hundemon begann neben ihr die Zähne zu blecken als ihnen der weißhaarige Trainer wieder begegnete. In Rika stieg wieder jener Hass auf, den sie zuvor gespürt hatte. Die Schwarzhaarige ballte die Faust und fasste mit ernster Miene einen Entschluss.
    Shuu und Haruka waren in diesem Moment so beschäftigt, dass sie nichts bemerkten.
    Der unbekannte Trainer schien das Mädchen zu bemerken; er hielt inne und fixierte sie mit einem fiesen Grinsen
    Hundemon knurrte weiterhin leise, während seine Trainerin auf den Unbekannten zuging.
    Missbilligend musterte der junge Mann sie. „Was willst du und wieso verfolgst du mich?“, fragte er kühl. Rika ignorierte ihn und sprach: „Ich fordere dich heraus. Oder bist du zu feige um meine Herausforderung anzunehmen?“ Ihr Gegner grinste höhnisch und willigte mit einem stummen Nicken nun ein.
    Shuu und Haruka blickten Rika nun überrascht an. Der Grünhaarige musterte den Weißhaarigen. „Dich kenne ich doch…“, murmelte er leise. „Dai!“
    Dieser ergriff grinsend einen Pokéball. „Worauf wartest du noch?“
    Rika holte tief Luft als der Junge sein gewähltes Pokémon aus dem Pokéball befreite. Es handelte sich dabei um jenes Glumanda, welches er bis zur Erschöpfung kämpfen gelassen hatte und zuvor im Wettbewerb schlecht behandelt hatte.
    Rika schickte Hundemon in den Kampf und schaute den Trainer in die Augen, während abermals in ihr leichter Zorn aufkeimte.
    Dais Glumanda konnte sich kaum auf den Beinen halten; so erschöpft war es, außerdem zeigte sein geschwächter Körper einige blutige Wunden auf. Der Atem des Pokémons war schwer und beinahe sogar unregelmäßig.
    Doch darauf achtete Dai nicht. „Drachenwut!“, befahl der Trainer.
    Glumanda sammelte mühsam seine restlichen Kräfte in seinem Körper und formte einen gelblichen Energieball.
    „Mit Spukball abwehren!“, konterte Rika mit wütender Stimme. Doch auch ihr Schattenhund war aufgebracht.
    Shuu konnte Rikas Gedanken nur zu gut nachempfinden. Auch er spürte einen leichten Zorn in sich.
    Hundemons Schattenball prallte gegen die Drachenwut und beide Attacken lösten sich auf. „Ich kann dir nicht verzeihen! Siehst du nicht, dass dein Pokémon völlig am Ende ist?“ Doch Rika bekam nur ein abschätziges Lachen zu hören. „Flammenwurf, Hundemon!!“
    Das Pokémon spie einen heißen Flammenstrahl auf Glumanda, den es nicht mehr ausweichen konnte. „Drachenwut nochmals!“
    Der kleine Feuerdrache konnte nur knapp eine Drachenwut mobilisieren um den Flammenwurf abzuwehren. Durch die Explosion wurde das geschwächte Pokémon weggeschleudert. Glumanda blieb kraftlos liegen.
    „Du schwaches Pokémon! Steh auf oder soll ich dir Beine machen?“, schrie der Weißhaarige sein Pokémon hasserfüllt an.
    Glumanda regte sich nicht. Es war zu erschöpft um sich wieder auf die Beine zu rappeln. Dais Drohung ließ es völlig unberührt.
    Wütend stapfte dieser auf sein Pokémon zu, kniete sich neben ihm und packte es. „Du erbärmliches Pokémon!“ Er holte zu einem Schlag aus, doch da hielt Shuu das Handgelenk des Jungen fest. „Schlag dieses Pokémon nur einmal und du kriegst es mit mir zutun.“, warnte Shuu mit rauer Stimme. „Kümmer dich um deinen Scheiss!“, gab der Weißhaarige zurück. „Was geht dich das überhaupt an?“ Er ließ Glumanda unsanft auf den Boden fallen, was sich vor Schmerz leicht krümmte.
    Gleich darauf wollte er auf Shuu mit seiner nun freien Hand einschlagen. Unerwartet sah er sich plötzlich dem Zähne fletschenden Schattenhund gegenüber. „Das würde ich lassen.“, sagte Rika trocken. „Ich nehme keine Verantwortung dafür, wenn Hundemon angreift.“
    Dai brummte irgendetwas Unverständliches und riss sich von Shuu los. Er musterte das Trio mit einem verächtlichen Blick, bevor er verschwand und dabei Glumanda zurück ließ. Der Pokéball des Pokémons hatte er ebenfalls liegen gelassen.
    Rika und Shuu schauten dem Trainer nach, während sich Haruka über Glumanda gebaut hatte. „Es ist ernsthaft verletzt!“
    Shuu wandte sich augenblicklich Haruka und dem Glumanda zu. Er fluchte leise. Die Flamme war sehr geschwächt. „Wir müssen zu einem Pokémon Center. So schnell wie möglich.“, sagte der Grünhaarige und schaute Rika hoffnungsvoll an.
    „Das nächste Pokémon Center ist in Trostu!“

  • Zitat

    „Wie wird es wohl bei unseren Kindern sein?“ Haruka spürte, wie ihr das
    Blut in den Kopf schoss und ihre Hand gefährlich zuckte. Shuu blieb
    diese Tatsache nicht unbemerkt und ging zu Haruka auf
    Sicherheitsabstand, denn wenn Haruka ungemütlich wurde, dann musste man
    mich schlagkräftigen Erwiderungen rechnen…

    *gg*
    rofl
    XDD :thumbsup:
    Super. Einfach nur geil. Ich hab mich krank gelacht als ich das gelesen hab^^ Hätt genausgut ich sein können. Sag nämlich auch immer, was ich denke. Und solch eine unbedachte Bemerkung hätt mir auch gut passieren können. Wobei ich doch finde dass Haruka doch seeeehr stark üerreagiert hat. Er at ja schließlich noch nichts getan. XD


    Boah, das mit dem Glumada war zwar krass...nur wer bekommt's den jetzt eigentlich? Und was haben wohl Psiana und Nachtara da getrieben, beim Fluss? :whistling: XD Nun, alles doh nur seeehr vague Andeutungen, nicht? Und ich könnte mir auch noch einmal die gleiche Bemerkung Shuus vorstellen, wenn denn plötzlich aus heiterem Himmel heraus ohne jeglichen Grund(*gg*)ein Evoli-ei auftaucht. Denkst du nicht auch?^^


    No, Stil und Rechtschreibung waren wieder einmal supor, gibbet nix zu meckern...mach schnell weiter so, damit ich was zu lesen hab^^

  • 28. Kapitel


    Der Turm der Ruhenden (Teil I)


    „Rika… Wie weit ist es noch nach Trostu?“, fragte der Grünhaarige. Rika dachte kurze Zeit nach. „Drei Stunden ungefähr.“
    Entschlossen schulterte Shuu das Glumanda Der Kopf des Pokémons hing schlaff an seinen Schultern herunter. Behutsam musste er darauf achten, dass er die Flamme genügend Sauerstoff bekam. Er streichelte es vorsichtig über den Kopf und blickte schließlich seine beiden Gefährtinnen an.
    Haruka schaute ihren Freund ungläubig an. „Du kannst doch nicht Glumanda den ganzen Weg auf deinem Rücken tragen!“, widersprach sie.
    Shuu erwiderte ihren Blick. „Doch, ich kann, nein, ich muss es tun!“, sagte dieser.
    Haruka blickte ihn wortlos an, wandte dann ihren Blick zu Rika ab. „Das ist die einzige Möglichkeit.“, meinte diese.
    Die Braunhaarige musste sich geschlagen geben; es war tatsächlich die einzige Möglichkeit die sie hatten. Rika raffte sich auf. „Okay, dann los.“


    Das Trio war schon seit einer gefühlten Stunde unterwegs. Shuu lang weit hinter ihnen. Die Last auf seinen Schultern war zwar nicht sehr belastend, doch die Dauer des Gewichts, welches auf seinen Schultern lastete, war ermüdend. Shuu wollte keine Schwäche gegenüber Rika und Haruka zeigen. Er hielt tapfer durch.
    Glumanda erwachte aus dem Schlaf und hob neugierig den Kopf. Es nahm seine Umgebung sorgfältig in Augenschein. Über seinen Träger war die rote Echse einwenig verblüfft.
    „Seht mal. Glumanda scheint es etwas besser zu gehen.“, bemerkte Haruka, während sie das rote Pokémon ansah. Sein Atem ging allmählich ruhiger und die Flamme an der Schweifspitze begann wieder stärker zu lodern.
    Rika schwieg die meiste Zeit. Ihr ging einfach nicht dieser Trainer aus dem Kopf, der Glumanda so abgrundtief schlecht behandelt hatte.
    Shuu schwitzte leicht unter der Last Glumandas. Immerhin trug er das Pokémon die ganze Zeit über auf dem Rücken. „Alles okay?“, erkundigte sich die Braunhaarige. Shuu nickte. „Keine Sorge.“
    Rika hielt kurz inne und blickte sich um. Leichter Nebel zog auf. Hundemon brummte leise neben ihr. Es spürte etwas; etwas was ihnen gefährlich werden konnte.
    „Woher kommt jetzt dieser Nebel?“, Haruka war dadurch offensichtlich verunsichert. „Keine Ahnung. Aber wir müssen weiter. Los!“, trieb Shuu die Mädchen weiterhin an. Rika gab Shuu mit einem kurzen Nicken Recht. Der Nebel konnte ihnen zum Verhängnis werden. Im schlimmsten Fall würden sie von ihrem Weg abkommen. Und dies wäre fatal, denn das rote Pokémon brauchte dringend ärztliche Hilfe.
    Während sie ihren Weg fortsetzten, nahm der Nebel immer mehr zu. Hundemon wurde immer unruhiger, bis schließlich ein Knurren aus seiner Kehle entwich.
    Rika schaute ihr Pokémon verblüfft an. „Was ist los?“ Doch Hundemon starrte in den dichten Nebel. Eine bizarre Steinsäule zeichnete sich vor ihnen im Nebel ab. Doch diese war völlig zerstört.
    Rika blickte ernst. „Darum ist Hundemon so unruhig…“ Sie spähte umher.
    Haruka schaute die Schwarzhaarige fragend an. „Was ist das für eine Säule dort?“ Rika legte Haruka die Hand vor den Mund. „Psst.“
    Plötzlich schoss ein gewaltiger Hyperstrahl auf das Trio zu. „Runter!“, brüllte die Schwarzhaarige und legte sich mit dem Bauch auf den Boden. Doch Shuu wurde von der Druckwelle des Hyperstrahls weggeblasen und knallte hart auf den Boden auf. Glumanda rollte von Shuus Rücken herunter.
    Rikas Schattenhund knurrte aufgebracht und spie einen Flammenwurf in den Nebel. Ohne Wirkung. Plötzlich sirrte ein Schattenball auf Hundemon zu und erfasste das Pokémon.
    „Hundemon!“, rief die Schwarzhaarige besorgt und rannte auf ihr Pokémon zu, welches sich zunächst nicht rührte.
    Daraufhin erschien ein schwebender Stein vor ihnen, dessen Gravierung violettfarben glühte und sich ein Pokémon darauf formte.
    Doch Hundemon war zu stolz um kampflos aufzugeben. Es erhob sich wieder und formte einen Schattenball im Maul. Doch das geisterhafte Pokémon wich flink aus.
    Haruka holte ihren Pokédex hervor: „Krypuk – das verbotene Pokémon: Es wurde, aufgrund von vielen Sünden, die es vor 500 Jahren begangen hatte, in eine Steinsäule verbannt worden. Sein Körper ist an einem Spalt eines mysteriösen Steines gebunden.“
    Das Pokémon Krypuk erschuf abermals einen gewaltigen, gebündelten Energiestrahl.
    Rika fluchte leise. „Hundemon! Spukball dagegen!“
    Shuu keuchte schwer und blickte besorgt zu Haruka, dann zu dem verletzten Glumanda. „Warum greift uns das Pokémon bloß an?“, fragte die Braunhaarige verzweifelnd. Shuu erwiderte nichts.
    Der Schattenhund gehorchte und schleuderte gegen den Hyperstrahl den Spukball, welcher daraufhin zur Explosion führte. Nochmals griff das verrückte Pokémon mit Hyperstrahl an. Hundemon reagierte schnell und stieß seine Trainerin schützend zur Seite, ehe es mit Flammenwurf konterte. Aber es konnte den Hyperstrahl nicht abhalten und wurde durch die Luft geschleudert und prallte an einem Baum ab.
    Rika prallte mit dem Kopf hart gegen den Boden auf und krümmte sich vor brennenden Schmerz. Hundemon wurde nun rasend vor Wut und spie einen gewaltigen Flammenwurf auf Krypuk, sodass dieses in den nahe gelegenen Fluss fiel. Doch das Pokémon erholte sich rasch und kam wieder aus dem kühlen Wasser heraus geschossen.
    Der Schattenhund knurrte wütend und sammelte Energie für einen erneuten Angriff mit Flammenwurf, aber verfehlte Krypuk knapp. Stattdessen schleuderte das unheimliche Pokémon einen weiteren Hyperstrahl auf den Schattenhund, der ratlos dem Angriff entgegen sah.
    Rika kam allmählich wieder zu Kräften und hob den Kopf. „Hundemon! Smog!“, schrie sie. Hundemon nickte entschlossen und öffnete sein Maul aus dem eine Giftwolke kam. Diesen Moment nutzte das schwarze Pokémon um zu Rika zu laufen. „Alles in Ordnung.“, sagte sie zu Hundemon, nachdem sie sich hustend aufgesetzt hatte. Ihr treues Pokémon wandte dennoch nicht den Blick von ihr ab. Vorsichtig strich Rika über seine Schnauze und entdeckte dabei eine lange Verwundung an der Schulter Hundemons. „Du bist verletzt…“ Es grollte leise als die Finger seiner Trainern über die blutende Wunde strichen.
    Es begann abermals zu knurren als Krypuk vor ihnen schwebte. Es machte keine Anstalten erneut anzugreifen. Doch unerwartet leuchtete eine kleine Energiekugel auf, die abermals sich zu einem Hyperstrahl formte.
    Shuu reagierte schnell; er sprang auf die Füße und stützte sich mit den Fingern am Boden ab, mit der freien Hand warf er einen Pokéball in die Luft. „Nachtara! Eisenschweif!“
    Die schwarze Katze kam aus dem Lichtstrahl hervor und attackierte sofort Krypuk mit seinem eisernen Schweif. Es katapultierte das Pokémon gegen einen Stein, sodass der Hyperstrahl ins Leere ging. Lange dauern würde es nicht bis das Pokémon wieder zu Kräften gekommen war…
    So schaute as schwarzhaarige Mädchen alarmiert um sich. „Wir müssen fliehen!“, presste sie unter ihrem keuchenden Atem hervor. Haruka und Shuu blickten sie wortlos an. „Haruka, kümmer dich um Glumanda.“, ordnete der Grünhaarige seine Freundin an, die gehorsam nickte und die zitternde Echse auf den Arm nahm.
    Krypuk war aufgebrachter den je, nachdem es sich wieder erholt hatte und mobilisierte einen weiteren Hyperstrahl, einen stärkeren und gewaltigeren als je zuvor.
    Shuus Blicke wanderten zu Rika hinüber, die ihm zu nickte und dann wieder Krypuk fixierte, das den gebündelten Energiestrahl auf die jungen Trainer schleuderte.
    „Hundemon!“ „Nachtara!“ Beide schwarzen Pokémon machten sich bereit. „Flammenwurf!“ „Hyperstrahl!“
    Die Schattenkatze konterte mit einem eigenen Hyperstrahl, und Hundemon spie einen glühenden Feuerstrahl auf Krypuk. Beide Attacken nahmen ein gewaltiges Ausmaß an Kraft, das sie Krypuks Hyperstrahl davon fegten und den Anwender schwer zu setzten.
    Eine dichte Staubwolke, gemischt mit Nebel, verdeckte ihnen die Sicht. „Rückzug!“, sagte Rika mit gedämpfter Stimme.


    Das Trio war dem wild gewordenen Krypuk nur knapp entkommen, nachdem es die jungen Trainer überraschend angegriffen hatte. Hundemon, welches vor Wut beinahe durchgedreht war, wurde in der kurzweiligen Auseinandersetzung verletzt. Es keuchte erschöpft und schleppte sich mühsam hinter seiner Trainerin her. Es blieb kurz stehen, fühlte jedoch nicht, dass Krypuk ihnen folgte.
    „Hundemon, komm in deinen Pokéball zurück um dich auszuruhen.“, die Schwarzhaarige zückte seinen Pokéball hervor um es zurückzurufen, aber Hundemon sprang weg und knurrte wütend. Nein! Es wollte nicht in seinen Pokéball zurückkehren und damit Rika der Gefahr überlassen, die ihnen noch immer im Nacken saß. Es schüttelte den Kopf und bellte keifend. „Hundemon…“
    Haruka sah sich nach ihnen besorgt um. „Hey! Da ist ein Turm!“, rief Shuu und zog somit die Aufmerksamkeit auf sich. Die Mädchen richteten ihre Blicke auf das große Gebäude, was vom Nebel geheimnisvoll umhüllt wurde. „Dieser Turm… Er kommt mir so bekannt vor…“, murmelte die Schwarzhaarige.
    Haruka tastete sich vorsichtig vor und betrat das dunkle Gebäude. „Kommt, hier können wir Zuflucht finden.“ Zögernd folgten Shuu und Rika dem Mädchen ins Ungewisse.
    Der Raum in dem sie sich nun befanden, war bedrückend dunkel und von Trauer gefüllt. Der Nebel umschlich die grünen, von moosübersäten Grabsteine und verlieh diesem Ort eine erschreckende Atmosphäre - die des Todes.
    Rika schaute sich trübe gestimmt um. „Dies ist der Turm der Ruhenden…“, bemerkte die Schwarzhaarige. „Hier ruhen Pokémon, die diese Welt bereits verlassen haben…“
    Haruka und Shuu blickten das Mädchen verwirrt an. „Ein Friedhof?“, fragte die Braunhaarige furchtsam nach. Ihr vorheriger Mut war allmählich verschwunden. Nun spähten ihre Blicke unruhig im Raum umher; blieben mal dort hängen, dann beim leisesten Rauschen des Windes richtete die ihre Augen in die Richtung aus dem das unheimliche Heulen des Windes kam.
    Die Schwarzhaarige setzte ihren Weg unbekümmert weiter. „Ich denke, wir sollten hier den Nebel abwarten…“, meinte das Mädchen. Haruka schaute sie erschüttert an. „Hi-Hier bleiben?“, kam es ängstlich von ihr.
    Shuu strich sich durch die Haare. „Hast du eine besondere Idee, Haruka?“, erwiderte der Junge. Die Angesprochene senkte den Blick. Nein, sie hatte keinen anderen – besseren – Einfall.
    Rika musterte Haruka kurz, wandte sich dann an Shuu. „Kommst du mit um den Turm zu erkunden?“, fragte sie den Jungen. Dieser willigte mit einem kurzen Nicken ein. „Haruka, du wartest hier.“, ordnete Shuu seiner Freundin an, die ihn ungläubig anstarrte. „Ich soll alleine hier bleiben? Und was, wenn Krypuk auftaucht?“
    Die Schwarzhaarige grinste unverhohlen. „Dann nimmst du deine Beine in die Hand und läufst weg.“, erwiderte sie sarkastisch. „Wozu hast du deine Pokémon?“ Haruka blieb auf Rikas spitze Anspielung wortlos und gab ihren beiden Freunden mit einem kurzen Nicken Bescheid, das sie hier warten würde auf sie.


    Shuu und Rika stiegen die Treppen hinauf in den ersten Stock des Turmes. Dieser war genauso trostlos wie der Raum, in dem sie vorher waren. Die Gräber waren hier ebenso grau und von Moos bedeckt.
    Rika betrachtete einen der grauen Steine, in dem eine Gravierung eingeschlagen war. Leise bewegte sie ihren Mund, erhob dann ihre Stimme, damit ihre Begleitung sie ebenfalls hörte: „Hier ruht Togepi…“ Weiter konnte sie die Schrift nicht lesen; ihre Stimme versagte. „Es war so jung…“, flüsterte sie als sie Shuus Arm um ihrer Schulter spürte, entzog sich gleich darauf der Annäherung. Das Mädchen wollte ungern zeigen, dass sie im Inneren trauerte.
    Shuu schaute sie bekümmert an, er wollte ihr nicht zu nahe treten. Rika war der Typ, der nicht seine Emotionen gegenüber anderen zeigte. Das einzige Mal hatte das Mädchen ihre Gefühle im Kraterberg gezeigt – Angst. Eine tiefe Angst, die die Fassade Rikas eingerissen hatte.
    Der Grünhaarige wandte seinen Blick von ihr ab. „Komm, lass uns weitergehen.“ Sanft zog er die Trainerin am Arm mit sich. Auch Hundemon stupste sie energisch weiter.
    Rika schaute sich mit einem flüchtigen, getrübten Blick die dunklen Gräber an. An einigen von ihnen standen frische Blumen, an Anderen dagegen verwelkte und vertrocknete Pflanzen. Die Schwarzhaarige musste die Augen abwenden um nicht völlig in ihrer inneren Trauer zu versinken. „Es ist schrecklich, wenn geliebte Pokémon… oder Menschen sterben…“, sagte Rika mit leicht zittriger Stimme. Sie wischte sich kurz über die Augen mit dem Handrücken und versuchte sich ein Lächeln auf das Gesicht zu zwingen. „Ein Junge in Zweiblattdorf… Er hatte schon früh sein erstes Pokémon bekommen… Ich erinnere mich gut daran, wie glücklich er war…“ Rika hielt kurz inne und richtete wieder ihren Blick auf einen bestimmten Grabstein. „Doch sollte die Freude nicht lange andauern…“ Der Grünhaarige hörte wortlos ihren Worten, die aus tiefem Kummer kamen. „Eines Nachts ereilte ein Unfall den Jungen, den er wunderlicherweise überlebt hatte…“ Shuu sah sie fragend an als Rika still lächelte.
    „Sein Pokémon hatte sich vor das Auto geworfen um den Jungen zu schützen. Beide wurden verletzt, doch das Pokémon verstarb noch in derselben Nacht…“ Aus Rikas Kehle entkam ein unterdrücktes Schluchzen. „Ich kannte ihn gut. Kein Wunder, wir wohnten auf der gleichen Straße…“
    Ihren Blick richtete das Mädchen angestrengt gegen die hohe Decke. „Doch ich erkannte ihn nicht mehr wieder, nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen wurde… Er war ein anderer Mensch geworden…“ Lautlos kniete sich das Mädchen über den Grabstein, den sie zuvor längere Zeit angeguckt hatte. Shuu blickte sie mitfühlend an.
    Ihre Finger strichen über die raue Oberfläche des Steins. „Ein Pokémon, was sich selbst für seinen eigenen Trainer opfert…“, murmelte Rika leise und spürte, wie Hundemon seine Schnauze auf ihre Schulter legte. Das Mädchen strich lächelnd über die Schnauze des Pokémons und erhob sich. „Lass uns weiter.“
    Shuu schaute sie ein paar Sekunden betreten an, willigte dann jedoch mit einem kurzen Nicken ein.

  • 28. Kapitel


    Der Turm der Ruhenden (Teil II)


    Haruka verschränkte die Arme vor der Brust und rannte auf- und ab. Psiana blickte ihre Trainerin ungeduldig an. Maunzend wollte die Lichtkatze ihre Trainerin beruhigen – ohne Erfolg. Die Nervosität ihrer Trainerin übertrug sich nun auf Psiana. Es stand unruhig auf und der geteilte Schweif zuckte lebhaft umher.
    Die Braunhaarige blieb stehen. „Wo bleiben die nur?“, murmelte sie leise und warf immer wieder ihren Blick auf die nahe Treppe.
    Plötzlich zog ein kühler Wind durch das Gebäude und verursachte ein scheußliches Geheule. Es war so als würde der Turm weinen.
    Haruka schlug die Hand vor dem Mund um nicht wie eine wahnsinnige los zu kreischen. Der Schreck saß ihr tief in den Knochen, das sie sich einen geeigneten Platz suchte und sich dort erstmal niederließ. Ihre Hände zitterten und sie wünschte nichts Sehnlicheres als das Shuu kam und sie sich in seine Arme schmiegen konnte. „Shuu! Wo bist du verdammt noch Mal?“, jammerte Haruka und war den Angsttränen nahe.


    Noch immer erkundeten Shuu und Rika die Grabstätte der Pokémon. Es war ein trauriger Ort. Doch es war ihre einzige Möglichkeit Schutz zu finden bis der Nebel sich wieder verzogen hatte. Ungern wollten die Jugendlichen, das sie nochmals auf Krypuk trafen. So wäre ein Kampf wieder um umgänglich.
    Die Schwarzhaarige wandte sich zu Shuu um, der auf den Boden blickte. „Wir sollten Haruka nicht allzu lange alleine lassen.“, sagte sie zu ihm. Der Angesprochene schrak aus den Gedanken hoch und nickte schweigend.
    Plötzlich ertönten ein jaulendes Geräusch, was Shuu und Rika kurz zusammen zucken ließ. „Was wollt ihr? Was sucht ihr?“, umgab eine geisterhafte Stimme die Trainer.
    Diese blickten konzentriert in jede Richtung um hervorahnen zu können, woher diese Stimme herkam. „Uhhhhh, wollt ihr die Ruhe der Pokémon stören?“
    Unerwartet sprang eine weiße Gestalt vor ihnen. Sie hatte einen Stab in der Hand an dessen Ende Papier befestigt war. „Verschwindet, ihr bösen Geister! Lasst uns in Ruhe!“, jammerte die Exorzistin. Wild fuchtelte sie mit dem Stab umher und drängte Shuu und Rika mehr und mehr in die Enge. Hundemon grollte die Exorzistin an, wodurch sie leicht zurückschreckte. In diesem Moment wurde für einen Bruchteil von Sekunden eine Erscheinung sichtbar, die allerdings gleich darauf wieder vor ihren Augen verschwand.
    „Ein Pokémon?“, murmelte das Mädchen leise und grinste schließlich. „Ich verstehe…“
    Der Grünhaarige sah sie verwirrt an. „Hundemon! Flammenwurf!“, befahl sie. „Bist du verrückt?“, mischte sich Shuu ein, doch Rika legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen.
    Auf Hundemons Lippen zeichnete sich etwas wie ein Grinsen ab, bevor es einen Flammenwurf auf die Person lenkte. Eine schwebende Gestalt wurde sichtbar als der Feuerstrahl es traf. Ein Traunfugil löste sich aus der Unsichtbarkeit und flog umher. „Traun… fugil… Traunfugil!“
    Augenblicklich löste sich der Bann über der Frau und verwirrt schaute sie sich um. „Was… Was ist geschehen?“, fragte die Frau verunsichert. Dann starrte sie mit geweiteten Augen Shuu und Rika an als hätte sie beide noch nie gesehen.
    Shuu deutete auf das Traunfugil, welches munter durch die Lüfte schwebte. „Das Traunfugil hat von ihnen Besitz ergriffen.“, erklärte er.
    „Oh!“, erwiderte sie nur und wandte geistesabwesend den Blick ab. Rika fand die Exorzistin seltsam, beinahe schon gruselig. Aber laut aussprechen würde sie den Gedanken nicht.
    Schließlich wandte sich die Frau wieder den Jugendlichen zu. „Was macht ihr an einem solchen Ort?“ Die Augen der Exorzistin funkelten argwöhnisch.
    Shuu blickte kurz seine Begleiterin an. „Wir suchen einen Unterschlupf, solange bis sich der Nebel verzogen hat.“ Die dunkelhaarige Frau nickte abwesend und neigte den Kopf zur Seite. „Gut, gut… Seid hier alleine?“
    Diesmal meldete sich das schwarzhaarige Mädchen zu Wort. „Nein, im Erdgeschoss wartet noch jemand auf uns. Sie hat ein verletztes Pokémon bei sich.“
    Der Blick der Exorzistin fiel auf Rikas Hundemon. „Dein Pokémon ist anscheinend auch verletzt.“, bemerkte die Frau und wollte Hundemon über die Schnauze streichen, doch dieses knurrte leise. „Wir wurden von einem Pokémon angegriffen. Ein Krypuk war es.“, antwortete der Grünhaarige. „Ein Krypuk sagst du…?“


    Harukas vertraute Lichtkatze stupste mit der Nase gegen ihren Unterarm um das Mädchen zu beruhigen. Der Versuch scheiterte kläglich. Doch Psiana konnte spüren, wie sehr sie aufgewühlt war.
    Psiana wandte sich von ihr ab und tapste zwischen den Gräbern umher. Sie drehte sich auf halber Strecke um und blinzelte Haruka an, die immer noch einwenig zitterte. Ob vor Angst oder Kälte konnte die Lichtkatze nicht so deuten.
    Plötzlich zerriss eine heftige Erschütterung die Stille und durch die Druckwelle wurde Haruka unsanft auf den Boden geworfen. Sie krümmte sich etwas und hatte nach kurzen Sekunden das Bewusstsein durch den harten Aufprall verloren.
    Psiana fauchte alarmiert. Es wollte so schnell wie möglich zu seiner Trainerin, doch ein nächster gewaltiger Energiestrahl zischte durch die Luft und schleuderte die Lichtkatze gegen eine Wand. Im dunklen Rauch zeichnete sich die Gestalt eines schwebenden Pokémons ab – Krypuk.


    „Haruka!“
    Shuu und Rika hatten in der gleichen Sekunde denselben Gedanken. Haruka war in Gefahr. Die Explosion war im gesamten Turm zu hören und brachte diesen zum Wanken.
    Sofort rannten die Jugendlichen los, gefolgt von Nachtara und Hundemon. Sie scherten sich nicht darum, dass die Exorzistin zurückgeblieben war.
    „Nachtara! Lauf vor! So schnell wie du kannst!“, rief Shuu seiner Schattenkatze zu, die einwilligte und davon stob. „Hundemon, du auch!“
    Nachtara und Hundemon folgten den Befehlen ihrer Trainer. Sie rannten so schnell wie sie konnten die Treppen hinab und kamen schließlich im Erdgeschoss an. Immer noch bedeckte eine Staubwolke den Boden und behinderte die Sicht.
    Hundemon begann zu knurren als Krypuk aus dem Rauch zum Vorschein kam. Gerade formte es einen Schattenball vor sich und schleuderte diesen auf die Pokémon zugleich erwiderte der dunkle Hund den Angriff mit einem heftigen Flammenwurf, der die Attacke auflöste. Shuus Schattenkatze hatte derweil Haruka und Psiana entdeckt. Beide waren nicht ansprechbar. Unter der Braunhaarigen lag das keuchende Glumanda, was sich nicht zu regen schien.
    Shuu blickte sich gehetzt um und bekam einen Schock als er Haruka und Psiana entdeckte. Rika fluchte leise neben ihm. „Verdammt.“
    Der Grünhaarige blickte auf und sah sich Krypuk gegenüber, dass soeben einen Hyperstrahl entfesselte. „Zwirrklop! Schutzschild!“
    Eine grünliche Barriere schützte Shuu, Haruka und Rika vor dem Angriff des Geist Pokémons. Rika neigte die Augen zur Treppe und erspähte die Exorzistin auf dem Treppenabsatz.
    Krypuk ließ nichts unversucht und wurde von silbernen Kugeln umgeben. Es bereitete sich auf Kraftreserve vor.
    Rika biss sich auf die Unterlippe. „Dann wollen wir das ein für alle mal klären.“, sagte die Schwarzhaarige leise. „Hundemon! Spukball!“
    Der Schattenhund erzeugte einen tief schwarzen Spukball, der die Kraftreserve glücklicherweise aufhielt. „Jetzt Flammenwurf!“
    Ein glühender Flammenstrahl verfehlte sein Ziel nicht. Krypuk war für kurze Zeit nicht fähig eine Attacke zu erwidern. Schließlich schleuderte es abermals einen gewaltigen Hyperstrahl ab.
    Nun erschien die dunkelhaarige Exorzistin neben Rika und mischte sich ebenfalls in dem Kampf ein. „Nochmals Schutzschild!“
    Doch zu spät. Zwirrklop war zu langsam und wurde aufgrund der Druckwelle davon geschleudert. Es knallte gegen die Wand und blieb liegen.
    Rika blickte auf Hundemon herab. Sein Zustand verschlechterte sich immer mehr. Wenn es so weiter ging, würde Hundemon noch entkräftet zusammen brechen und genauso enden, wie das Glumanda, das sie unbedingt ins Pokémon Center bringen mussten…
    Shuu musterte währenddessen ebenfalls Rika, die ziemlich angespannt war aufgrund der brenzligen Situation. Inzwischen wachte Haruka allmählich auf und hielt sich den brummenden Kopf. „Haruka!“, sagte Shuu wie befreit und kniete sich neben ihr. Rika schaute ebenfalls kurz zu ihrer Freundin und vergewisserte sich, dass es ihr gut ging.
    Diesen Moment nutzte Krypuk aus und entfesselte abermals einen mächtigen Hyperstrahl. „Rika! Pass auf!“, schrie Shuu, aber Rika war unfähig sich zu bewegen.
    „Sumpex! Hydropumpe dagegen!“, meldete sich eine unbekannte Jungenstimme und ein gebündelter Wasserstrahl hielt den Hyperstrahl vom Schlimmsten ab. „Und jetzt Eishieb!“
    Ein gewaltiges Wasser Pokémons sprang auf Krypuk zu und traf dieses mit einem eiskalten Schlag. Durch die Wucht wurde Krypuk auf den Boden geschleudert.
    Im seichten Staub tauchte plötzlich der weißhaarige Trainer auf – Dai.
    „Du?!“, fauchte die Schwarzhaarige, der sie grinsend anblickte. Sich wieder zu Krypuk wendend, hob er den Arm: „Sumpex, Hydropumpe!“
    Das echsenartige Wasser Pokémon stellte sich auf alle Vieren. „Sum… pex!“ Ein gewaltiger Hochdruck Wasserstrahl traf Krypuk so heftig, dass es vor Erschöpfung nicht mehr schweben konnte.
    Dai nutzte diese Chance und warf einen gold-schwarzen Pokéball auf das Pokémon, aber es wollte nicht einfach so aufgeben und befreite sich nach einigen Sekunden.
    Es sammelte nochmals einen Schattenball um seinen neuen Gegner anzugreifen.
    Shuu und Rika sahen einfach wie betäubt zu, wie der verhasste Trainer Krypuk einfach so in den Boden stampfte. Doch dieses schien keinesfalls aufgeben zu wollen, was Dai verärgerte. „Sumpex! Hau es mit Eishieb zu Boden!“
    Sumpex willigte gehorsam ein und beförderte Krypuk in die Schwärze der Bewusstlosigkeit. Gegen den Sog des Hyperballs wehrte sich Krypuk diesmal nicht.
    Rika konnte sich nicht rühren, aber ihr entkam ein erleichtertes Seufzen, ebenso Haruka und Shuu. Dai wandte sich zu dem Trio um, die ihm dazu genötigt hatten sein Glumanda freizulassen. Auch wenn er nun die Chance hatte sein Pokémon wieder an sich zu nehmen, zollte er ihm kein Interesse.
    Haruka krabbelte mit kraftlosen Beinen zu Psiana, welches ebenfalls wieder der Gegenwart einkehrte. Besorgt stand es auf und stupste regungslose Glumanda an. „Shuu! Glumanda hat hohes Fieber! Wir müssen sofort los!“, drängte seine Freundin.
    Der Grünhaarige fluchte leise. Zuviel Zeit hatten sie inzwischen verloren.
    Dai lachte nur leise und schaute verächtlich auf sein ehemaliges Pokémon. Dann wandte sich der Junge ab. „Warte!“, rief die Schwarzhaarige hinterher. Der Trainer hielt inne. „Fühlst du dich gar nicht schuldig für den Zustand von Glumanda?“
    Der Angesprochene drehte sich zu Rika um und sah ihr kalt in die Augen. „Wieso? Wenn es zu schwach ist, dann hat Glumanda es verdient.“
    Mit diesen Worten ließ Dai eine erzürnte Rika zurück. Haruka und Shuu konnten seine Reaktion nicht erklären. Vor allem nicht, dass Glumanda ihm so egal war, wie schlecht es dem Pokémon ging.
    „Wie kann man nur so herzlos sein?“, Rika versuchte ihre aufgesteigene Wut zu unterdrücken. Doch die fremde Frau, dessen Namen sie immer noch nicht kannten und nun auch irgendwie überflüssig war, legte beschwichtigend den Arm um ihre Schulter. „Es gibt auch böse Menschen, Kind.“
    Diese Tatsache vermochte das Mädchen nicht gerade ihren Zorn gegen Dai fallen zu lassen, aber sie beruhigte sich etwas und kümmerte sich nun um Hundemon. „Es tut mir Leid, das ich dich so hart kämpfen gelassen habe.“, flüsterte sie ihrem Schattenhund zu. Damit es sich ausruhen konnte, rief Rika Hundemon zurück. Sie sah, wie Shuu Glumanda wieder behutsam auf den Arm hob. „Los geht’s!“ Die beiden Mädchen willigten mit einem kurzen Nicken ein.
    Die dunkelhaarige Exorzistin lächelte: „Dann beeilt euch. Trostu ist nicht mehr weit. Ihr werdet es noch heute Abend erreichen.“

  • So. Viel Kritik habe ich nicht, hab aber dennoch zwei Punkte gefunden die ich los werden will. Also:

    Zitat

    Hast du eine besondere Idee, Haruka?

    Iiiieeeks! Bessere müsst's an sich heißen. Und dann noch einen weiteren, wennauch winzigen Kritikpunkt: Kryppuk schreibt man mit zwei P.^^
    Ansonsten war's mal wieder super. Situation passt auch mal wieder wie den Faust(Goethe XD) auf's Auge(also super XD)
    R&S gibbet's auch nix zu bemängeln...also alles supi^^

  • 29. Kapitel


    Das Wichtigste auf der Welt (Teil I)


    Trostu war in der Tat nicht mehr weit gewesen. Am frühen Abend kamen sie im Pokémon Center an. Es war klein, im Vergleich zu dem Center in Herzhofen. Schließlich war Trostu nur ein kleines Dorf, umrandet von Wäldern und dem dahinter liegendem Kraterberggebirge. Da war ein großes Pokémon Center unnötig gewesen.
    Und obwohl es Abend war, herrschte es kaum Betrieb. Nur einzelne Trainer, die wohl auf der Durchreise waren, saßen im Wartezimmer neben der Eingangshalle.
    In Trostu gab es keine Arena. So hielten sich die Trainer im Dorf nicht lange auf und reisten in Richtung Nordosten.


    Im Pokémon Center war ruhig. Die wenigen Trainer, die sich in der Eingangshalle und im Wartezimmer aufhielten, schauten kurz die Neuankömmlinge an, wandten sich jedoch gleich wieder ihren vorherigen Beschäftigungen zu.
    Schwester Joy stand hinter dem Tresen und blätterte ein kleines Büchlein durch, indem sie die Notfälle notierte. Sie hob den Kopf als sie die Schritte des Trios auf den Fliesen hören konnte. Sofort ließ sie alles liegen, was sie in der Hand hatte. „Chaneira! Wir haben ein Notfall!“ Währenddessen wandte sich die junge Frau an die Trainer. „Was ist passiert?“, fragte sie.
    Nun begann Haruka von dem rücksichtslosen Trainer namens Dai zu erzählen, der Glumanda so schlecht behandelt hatte, dass es nun in einem sehr ernsten Zustand befand.
    „Wie schrecklich!“, sagte Schwester Joy und sah, wie ein rosafarbenes Pokémon mit einer Trage heran eilte. Behutsam legte Shuu die rotorange Echse darauf.
    Unerwartet befreite sich Rikas Hundemon aus seinem Pokéball. Es schwankte stark und kippte beinahe um, kurz bevor seine Trainerin es auffangen konnte. Mit den Fingerspitzen fuhr sie über Hundemons Verwundung an der Schulter. Diese war inzwischen rötlich gefärbt und angeschwollen. Außerdem schwitzte es leicht.
    „Verdammt. Ich habe Hundemons Verletzung völlig unterschätzt.“, fluchte Rika. Schwester Joy betrachtete den stark hechelnden Schattenhund und erkannte ebenfalls den Ernst. „Chaneira! Wir benötigen noch eine Trage!“
    „Chan-Chaneira-eira!“, willigte das Pokémon ein und verschwand um eine Barre zu holen. Wenige Sekunden später kam Chaneira mit dem quietschenden Wagen.
    Rika grub ihre Arme unter Hundemon und erhob sich, mitsamt des Pokémons und legte es auf die Trage. Kurz strich sie über Hundemons Körper, der unnormal erhitzt war. Das Pokémon bekam diese Tatsache nicht mehr klar mit.
    Schwester Joy und ihre Assistentin Chaneira eilten in den Operationssaal, über dem nun rötlich eine Spritze erhellt wurde.
    Rika schaute Hundemon nach, in ihrem Inneren strafte sie sich für ihr Verhalten, das der Schattenhund so stark kämpfen musste. Sie fühlte sich schon fast wie jemand der seine Pokémon gänzlich zur Erschöpfung trieben. Genau wie Dai.
    Als Haruka dem Mädchen die Hand auf die Schulter legte, zuckte sie leicht zusammen. „Es wird schon wieder…“, wisperte Haruka.
    Rika hatte nicht das Bedürfnis auf Gesellschaft. Sie wollte alleine sein um sich selbst für den Zustand ihres Pokémons die Schuld zu geben.
    Shuu lachte leise. „Du hast wirklich ein hervorragendes Pokémon, Rika. Es kämpft für dich bis zum bitteren Ende, auch wenn es bedeutet, dass es sich in Gefahr bringt.“
    Die Schwarzhaarige schaute Shuu schweigend an. Dieser ahnte, dass das Mädchen sich die Schuld gab. Aber sie war es nicht. Hundemon wollte Rika mit allen Mitteln beschützen. Der Schwarzhaarigen wurde dies klar, was Shuu damit ausdrücken wollte. Sie lächelte.


    Es verging einige Zeit. Erst eine Stunde, dann zwei und dann auch drei Stunden wartete das Trio vor dem Saal. Haruka merkte Rika und Shuu an, dass sie besorgt und nervös waren. Dagegen blieb die Braunhaarige gelassen. Sie kraulte Psiana, die sich auf ihrem Schoss bequem gemacht hatte. Die Lichtkatze genoss es in vollen Zügen. Als jedoch die Tür aufsprang und Schwester Joy erschien, erhob sich Haruka ruckartig und vergaß dabei Psiana. Die Lichtkatze landete verstört maunzend auf dem Boden und huschte in Sicherheit.
    Auch Shuu und Rika wandten sich sofort der jungen Krankenschwester zu. „Was ist mit den Pokémon?“, erkundigte sich Shuu. Schwester Joy lächelte. „Sie schlafen. Ich habe ihnen Medikamente gegeben, damit sie sich gesund schlafen können.“
    Augenblicklich waren die Jugendlichen erleichtert diese Nachricht zu hören. Trotz des Zwischenfalls hatten sie es noch rechtzeitig ins Pokémon Center geschafft.
    „Können wir zu ihnen?“, fragte Haruka vorsichtig. Schwester Joy musterte Shuu, Rika und dann auch Haruka. Alle Drei sahen ziemlich erschöpft aus. „Ihr solltet jetzt schlafen gehen. Ihr seht sehr erschöpft aus.“
    Haruka wollte schon protestieren als ein verschlafenes Gähnen sie einholte. Sie waren wirklich müde, nachdem sie vor Krypuk geflüchtet waren.
    Schließlich willigte das Trio ein und die Krankenschwester übergab ihnen ein Schlüssel, damit sie ihr Zimmer beziehen konnten.
    Es war wirklich schon sehr spät, vor Mitternacht war es bereits. Rika setzte sich auf das Bett, zog die Schuhe aus und merkte noch nicht einmal, wie der Kopf auf das Kissen fiel. So erging es auch Haruka und Shuu, die sich nicht Mal in ein Bett gekuschelt hatten. Beide schwebten in getrennten Betten in die Traumwelt…


    Ein gellender Dodrischrei riss Haruka und Shuu abrupt aus den Träumen. Dieser war so markerschütternd gewesen, dass Haruka vor Schreck beinahe aus dem Bett gefallen wäre. Schließlich quälten sie sich aus ihren Betten.
    Harukas Blick schweifte zu Rikas Schlafplatz der völlig leer war. Die Decke war bereits aufgeschlagen und ihre Sachen waren ebenfalls nicht mehr dort, wo das Mädchen sie am vorherigen Abend gelassen hatte.
    „Wo ist Rika?“, fragte die Braunhaarige, aber Shuu zuckte nur mit den Schultern. Rika war bereits früher aufgestanden. Sie hielt nichts davon so spät aufzustehen und somit den ganzen Tag zu verpennen.
    Nachdem beide nun zum Aufbruch bereit waren, verließen sie das Zimmer in Richtung Eingangshalle. Dort herrschte am frühen Vormittag schon reger Betrieb, es kamen einige Trainer in der Tür herein und Andere gingen hinaus.
    Haruka und Shuu hielten kurze Zeit inne und blickten suchend nach Rika um, die sie schließlich im Wartezimmer des Pokémon Centers entdeckten, zusammen mit ihrem Hundemon.
    Haruka und Shuu gingen zu ihr, woraufhin sie ihren Kopf hob. „Morgen.“, sagte sie und strich Hundemon weiter mit einer weichen Bürste über das kurze, dunkle Fell. Diese besondere Behandlung gefiel dem Schattenhund und genoss es gänzlich.
    „Wie ich sehe, geht es Hundemon wieder besser?“, stellte der Grünhaarige lächelnd fest. Das Mädchen nickte und legte nun die Bürste neben sich. Ernst blickte Rika ihre beiden Gefährten an. Hundemon folgte Rikas Bewegungen mit wachsamen Augen. „Glumanda geht es nicht gut.“, berichtete die Schwarzhaarige ihnen. „Seine Wunden beginnen zwar bereits abzuheilen, aber es ist psyisch angeschlagen.“
    Shuu war in Gedanken besorgt um Glumanda. Die Ablehnung seines Trainers nahm ihn offenbar sehr mit. Es war überhaupt ein Wunder, das es trotzdem, nach allem was geschehen war, an ihm hing.
    Der Grünhaarige strich sich durch die Haare. „Wo ist Glumanda?“, wollte der Junge wissen, worauf Rika nun in die Richtung des Behandlungszimmers deutete, indem Hundemon und Glumanda zuvor gewesen waren. „Und wie geht es ihm?“
    „Es schläft noch.“, erwiderte die Schwarzhaarige. „Es war zwischendurch mal wach, hat aber kaum etwas gefressen.“
    Haruka und Shuu waren erfreut, dass es Glumanda wieder gut ging, aber die Sorge blieb.
    „Guten Morgen!“, begrüßte die rosahaarige Krankenschwester die Neuankömmlinge. Haruka lächelte Schwester Joy an. Shuu nickte ihr bloß zu. „Wie geht es Glumanda wirklich, Schwester Joy?“, wollte der Junge wissen.
    Schwester Joy blickte erst Haruka, dann den Grünhaarigen an. „Körperlich ist Glumanda wieder völlig in Ordnung.“, erzählte die Krankenschwester. „Der geistige Zustand Glumandas ist jedoch gestört. Es wird einige Zeit dauern bis es diese seelischen Wunden überstanden hat.“
    Haruka und Shuu blieben nach der Diagnose Schwester Joys schweigsam. Es war schwierig ein verstörtes Pokémon zu beruhigen.
    Die Braunhaarige hatte diese Erfahrung schon einmal bereits gemacht, damals als sie in Blütenburg City im Pokémon Center arbeitete. Das Mädchen richtete ihre Augen auf die Krankenschwester. „Kann man etwas dagegen tun?“
    Schwester Joy lächelte. „Glumanda braucht einen neuen Trainer, aber dazu muss es wieder Vertrauen können.“
    Kaum hatte Schwester Joy ausgesprochen, kam ihre Assistentin Chaneira zu ihnen. Es teilte ihnen mit, dass Glumanda aufgewacht war.
    „Nun, Glumanda ist aufgewacht. Wollt ihr zu ihm?“ Das Trio nickte zustimmend und folgte nun der jungen Frau in Glumandas Krankenzimmer.
    Glumanda würdigte ihnen keines Blickes. Es starrte mit leerem Blick aus dem Fenster hinaus. Die Flamme an seiner Schwanzspitze loderte schwach, war aber in keinem bedenklichen Zustand. Die Flamme von Glumandas zeigte seine momentane Gefühlslage.
    Schwester Joy ließ Haruka, Shuu und Rika mit dem roten Feuerdrachen alleine, in der Hoffnung, das sie Glumandas Vertrauen gegenüber Menschen wieder erwachen ließen.
    Doch in der jetzigen Situation zeigte das seelisch angeschlagene Pokémon seine kalte Schulter.
    Haruka tastete sich vorsichtig vor, indem sie sich neben Glumanda niederließ. Das Pokémon registrierte diese Tatsache nebensächlich, ohne den Kopf zu ihr zu neigen. Auf die sanften und beruhigenden Worte des Mädchens reagierte das Pokémon nicht.
    Haruka biss sich auf die Unterlippe. Dies würde schwieriger werden als sie dachte! Und sie wagte einen unbedachten Annäherungsversuch und kassierte dafür einen schmerzhaften Krallenhieb.
    „Glu-manda manda Glu!“, fauchte das Pokémon warnend. Warum ließ dieses Menschenwesen es nicht einfach in Ruhe? Es wollte nicht bemitleidet werden! Niemals!
    Haruka blickte auf die oberflächliche Kratzspur auf ihrer Hand. Glumanda wollte ihr nicht wehtun, dass wusste sie, aber das Pokémon war geblendet vor Verwirrung und vor Schmerz.
    Das Mädchen wollte einen erneuten Versuch starten, doch Glumanda grollte leise und spreizte die Krallen – bereit für einen erneuten schmerzenden Angriff! Es machte ihr unmissverständlich klar, dass es alleine sein wollte und nichts auf die Gesellschaft von Menschen legte.
    Shuu legte Haruka die Hand auf die Schulter. „Es hat keinen Sinn. Noch nicht.“, flüsterte der Junge ihr zu. Haruka blickte Shuu trüb an, der ihr über die Wange strich. Er empfand genau wie Haruka, das Glumanda geholfen werden musste.
    „Es hat wirklich keinen Sinn Glumanda zu bedrängen.“, erklang Rikas vernünftige Stimme, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatte. „Gib ihm Zeit, dann wird es von alleine kommen.“
    Die Braunhaarige willigte zögernd ein. Rika und Shuu hatte Recht, es machte keinen Sinn Glumanda ihren Willen aufzuzwängen.


    Das Trio unternahm in den folgenden Stunden nichts. In ihren Gedanken waren sie bei Glumanda, das nun jedem Menschen misstraute. Sie hatten einfach keine Lust etwas zu unternehmen. Weiterreisen konnten sie nicht, ohne dem Wissen, was mit Glumanda geschehen würde.
    Schwester Joy beriet die Jugendlichen, wie man mit solch traumatisierten Pokémon umging. Shuu überließ diese Angelegenheit den beiden Mädchen einen Weg dafür zu befinden. So grübelten Haruka und Rika, wie sie Glumanda am Besten helfen konnten.
    Der Grünhaarige ging unterdessen zu Glumandas Krankenzimmer um nach ihm zu sehen. Er öffnete die Tür einen Spalt breit. Sogleich wehte ihm ein zügiger Windstoß ins Gesicht. Alarmiert riss der Junge die Tür auf und schaute sich im Zimmer um. Keine Spur von Glumanda!
    Sein Blick schweifte zum Fenster. Ein kleines Loch war dort eingebrannt, so groß, dass Glumanda hindurch passte.
    Shuu entdeckte vor dem Fenster die Fußspuren des Pokémons in der aufgeweichten Erde. Weit konnte es nicht sein!
    „Nachtara, ich brauche deine Hilfe!“, sagte Shuu zu seiner Nachtkatze, die vor ihm stand. „Du musst Glumanda finden.“
    Nachtara verstand Shuu und nickte gehorsam. Es zwang sich durch das kleine Loch und rannte dann den Spuren nach.
    Shuu blickte Nachtara nach bis es aus seinem Blickfeld verschwunden war. Schließlich informierte der Grünhaarige Schwester Joy über das Verschwinden von Glumanda, bevor er zu den Mädchen zurückging. Diese warteten bereits auf ihn.
    „Da bist du ja!“, rief seine Freundin ihm zu. „Wir haben etwas, womit wir Glumanda aufheitern können.“ Haruka übersah Shuus ernste Miene. Rika dagegen nicht. „Was ist los?“, kam es von der Schwarzhaarigen.
    Erwartungsvoll richtete nun auch Haruka ihre Augen auf Shuu. „Glumanda ist verschwunden.“
    „Was?!“, entfuhr es den beiden Mädchen.


    „Wir müssen den Fußspuren folgen!“, sagte Shuu im Hinausrennen aus dem Pokémon Center. Er zeigte den Mädchen Fährten in der Erde. „Vielleicht können wir Nachtara noch einholen!“, hoffte die Braunhaarige.
    Das Trio folgte den Fußstampfen, die sich teilweise mit Nachtaras Abdrücken überlagerten. Sie rannten bis sie schließlich zu einer Geröllwand ankamen. Von dort verliefen die Spuren an der Wand entlang. Die Fährten verblassten allmählich und machte es ihnen unmöglich ihnen noch zu folgen.
    „Hundemon, du musst Glumandas und Nachtaras Spuren finden.“ Das Schattenhund verstand seine Trainerin und suchte auf dem Boden nach den Gerüchen von den Pokémon.


    Nachtara rannte und rannte. Nur sein Geruchssinn zeigte ihm den Weg, den Glumanda gegangen war. An einer Weggabelung hielt die Schattenkatze kurz inne. Es schloss die Augen um seine Konzentration nur auf den Geruch zu legen. Der Geruch des Feuerdrachens wurde zwar intensiver, erschwerte jedoch Nachtara die rechte Richtung zu finden.
    Unerwartet zuckten die großen Ohren des Pokémons. Es nahm einen verzweifelten Schrei ganz in der Nähe wahr. Ob das Glumanda war? Nachtara überlegte nicht länger und folgte dem klagenden Ruf.
    Die Bäume und Büsche verschwanden mit der Zeit. Vor der Schattenkatze erstreckte sich nun eine hohe Felswand.
    Abermals erklang ein mutloser Schrei und Nachtaras scharfe Augen fixierten Glumanda… und ein Geowaz. Das kolossartige bedrohte das Feuer Pokémon, welches bereits kleinere Kratzer hatte.
    Da sich Geowaz durch Glumanda gestört fühlte, sprang es auf das wehrlose Pokémon zu. Doch Nachtara katapultierte sich flink in die Luft, der Schweif glühte auf und verpasste Geowaz einen kraftvollen Schlag mit Eisenschweif, der das Pokémon aus dem Gleichgewicht brachte. Schließlich konnte Geowaz seine Balance zurückgewinnen.
    Nachtara stellte sich schützend vor Glumanda und fauchte bedrohlich. Geowaz scherte sich nicht um die Drohgebärden der Schattenkatze und rannte auf den neuen Eindringling zu. Nachtara hob den Kopf, sammelte im Maul einen Spukball um diesen als Warnung vor die Füße des Kolosses zu werfen. Unbekümmert griff Geowaz nun Nachtara an. Dieses formte laut fauchend einen Hyperstrahl im Maul und feuerte diesen auf Geowaz herab. Durch die Druckwelle wurden ganze Felsbrocken zerstört und Geowaz wurde gegen die Felswand geschleudert. Daraufhin floh das Pokémon!


    Der Aufprall des Hyperstrahls war bis zu Haruka, Shuu und Rika hörbar gewesen. Sie waren vom Ort des Geschehens nicht mehr weit entfernt.
    Die Truppe hielt kurz inne. „Ein Hyperstrahl!“, rief Haruka. Shuu rang nach Luft. „Das war Nachtara!“, hauchte der Junge atemlos.
    Es stand fest, dass sich auch Glumanda bei Nachtara aufhielt. Die Trainer begriffen, dass die Pokémon in Gefahr sein mussten, wenn Nachtara einen Hyperstrahl entfesselte. Sie setzten die Verfolgungsjagd fort.


    Nachtara keuchte leicht. Der Staub vernebelte kurze Zeit die Sicht und erschwerte das Atmen.
    Erleichtert stellte die Schattenkatze jedoch fest, dass Geowaz anscheinend geflohen war. Es wandte sich nun zu Glumanda, das noch immer auf dem Boden lag. Es war von Staub bedeckt.
    „Tara Nachtara tara!“, sagte das schwarze Pokémon und stupste das Pokémon sanft an. Glumanda rührte sich nicht. Es wimmerte angstvoll. „Nach-Nachtara Tara Nachtara!“, versuchte das Pokémon das aufgebrachte Glumanda zu beruhigen. Dieses regte sich langsam und erhob sich. Es vergewisserte sich, ob die Gefahr vorüber war.
    Nachtara versuchte Glumanda zur Rückkehr ins Pokémon Center zu bewegen. Doch es weigerte sich. Es drehte der Schattenkatze den Rücken zu. Nachtara wollte Glumanda von einer erneuten Flucht abbringen, doch dieses spie eine schwache Glut vor Nachtaras Pfoten.
    Diesen Moment nutzte Glumanda um Wegzulaufen. Nachtara aber war der Feuerechse dicht auf den Fersen.

  • 29. Kapitel


    Das Wichtigste auf der Welt (Teil II)


    Das Trio fand eine Schneise der Verwüstung vor. Ganze Felsbrocken waren zerstrümmert und kennzeichneten den Weg des Hyperstrahls.
    Von Nachtara und Glumanda fehlte jede Spur. Waren sie zu spät gekommen?
    „Verdammt. Wir haben sie verpasst.“, stieß Shuu einen leisen Fluch aus. In ihm wallte immer mehr die Sorge auf.
    Haruka ließ ihre Augen umher schweifen. „Wir müssen nach irgendwelchen Anhaltspunkten suchen.“, meinte das Mädchen.
    Rika schwieg. Der Schattenhund begann heftig anzubellen. „Hundemon hat eine Spur!“, rief die Schwarzhaarige Haruka und Shuu zu.
    Folglich deutete sie auf einen schmalen Pfad auf dem sich leichte Fußabdrücke hervorhoben.
    „Los, weiter!“, forderte die Braunhaarige die Truppe auf.


    Nachtara durchstrich das dichte Unterholz. Die Fellzeichnung war am Tag so sehr auffällig, dass einige wilde Pokémon flohen als sie das nachtschwarze Pokémon entdeckten. Doch die Schattenkatze empfand kein Hungergefühl, sodass diese Pokémon vor ihm Angst haben mussten.
    Das schwarze Pokémon hielt inne. Eine sanfte Brise trug den Geruch Glumandas an Nachtara heran. Die Echse war wieder geflohen, obwohl die Schattenkatze den Auftrag hatte Glumanda wohlbehalten zurück zu bringen. Was würde wohl Shuu sagen?
    Diese Gedanken abschüttelnd, konzentrierte sich das Unlicht Pokémon auf die Suche nach Glumanda. Es hielt sich ganz in der Nähe versteckt, dass spürte das Pokémon. Es war nur eine Frage der Zeit, das Nachtara es aufspürte…
    Auf leisen Pfoten setzte Nachtara die Suche fort, nur dem Geruch folgend. Plötzlich drehte der Wind und der eigene Geruch der Schattenkatze wurde fort geweht. Alarmiert wirbelte Nachtara herum als ein verräterisches Rascheln hinter ihm ertönte und Glumanda heraussprang um es zu Attackieren. Diese hinterhältigen List konnte die Nachtara gerade noch flink mit einem Sprung ausweichen. „Nachta-rra?“, kam es von der überraschten Katze, welches nun einem feindlich gesinnten Glumanda gegenüber stand.
    Wollte es etwa kämpfen? In der Verfassung, die Geowaz ihm erbracht hatte? Das war reiner Leichtsinn!
    Doch für Nachtara standen die Chancen auf einen erfolgreichen Sieg in den Sternen. Es war viel zu auffällig am Tag. Verdammt, warum war es denn nicht Nacht?
    Rasch war Glumanda hinter seinen Feind geschlichen. Jener wusste um diese Finte nicht Bescheid, da die Schattenkatze mit seinen Gedanken ganz woanders war. Nachdem es Glumandas Verschwinden bemerkte, sah es sich noch für einige Momente in seiner Umgebung um. Sie war still geworden. Wo war es? War es schon wieder geflohen?
    Wie aus dem Nichts kommend durchfuhr Nachtaras Körper ein stechender Schmerz. Wie ein Lähmungsmittel war dieser in seine Knochen gefahren. Es konnte sich nicht bewegen. Das wird sein Gegner ihm bezahlen!
    Nachtara blickte an seiner Schulter hinab. Eine schmale Wunde klaffte dort. Das leichte Blut floss dickflüssig an der Wunde entlang.
    Glumanda spreizte abermals die Krallen, bereit für einen weiteren vergleichbaren Angriff. Es wollte nicht einfach so aufgeben. Niemals! Nicht von einem verweichlichten Pokémon, das den Menschen gehorchte!
    Menschen brachten Verderben; Verderben und Unglück! Nie waren sie dankbar für eine erbrachte Tat! Was hat sein Trainer für es getan? Nichts! Und diesen Zorn musste Nachtara spüren!
    Ein rötliches Glimmen umgab Glumandas Maul und schließlich es entfachte einen grellen Feuerstrahl, den Nachtara mit Leichtigkeit auswich. Die Schattenkatze sprang in Höhe und rollte sich zusammen, dabei begann der Schweif silbern zu glänzen.
    So schnell wie die Katze auch war, spürte Glumanda, wie es gegen einen Baum knallte und einige Sekunden einfach liegen blieb. Nachtara stand über ihm. „Tarr~a!“
    Die Krallen in die Erde schlagend, richtete sich die Feuerechse wieder auf. Es wankte leicht, fand jedoch rasch das Gleichgewicht wieder. Darauf gefasst, dass Glumanda wieder angreifen würde, spannte Nachtara die Muskeln in seinem Körper an.
    Eine kleine Flamme entsprang dem Maul des Feuerdrachens schließlich. Die Schattenkatze versuchte auszuweichen, dieser Versuch missglückte allerdings und Nachtara knallte hart mit dem Kopf auf eine Wurzel. Leichter Schwindel packte die Schattenkatze.
    „Man~da!“ Siegreich über Nachtara machte sich Glumanda davon, es scherte sich nicht darum, dass das Pokémon wehrlos dort liegen blieb. Es verabscheute Pokémon, die von Menschen versklavt wurden!


    Die Flucht stellte sich schwieriger dar als die Feuerechse gedacht hatte. Durch Nachtaras starken Eisenschweif pochten seine Beine vor Schmerz und erschwerten ihm den langen Lauf. Wohin es überhaupt lief, war ihm unklar.
    Die Bäume und Büsche sahen doch sowieso alle gleich aus… Da machte es keinen Unterschied wo es war.
    Doch Glumanda fühlte sich in der Wildnis einsam. Es vermisste die Gesellschaft eines gutmütigen Menschen. Schon lange nicht mehr war es wirklich glücklich gewesen.
    Niemand wollte die kleine Feuerechse. Es wurde stetig herumgeschubst, hatte nie einen Ort, den es ‚sein Zuhause’ bezeichnen konnte. Glumanda wurde nur enttäuscht, von all seinen Trainern. Warum sollte man also eine tiefe, innige Freundschaft zu einem Menschen aufbauen?
    Glumanda fühlte, wie eine kühle Brise über die glatte Reptilienhaut strich. Das Pokémon hob den Kopf und ließ seine Blicke umher schweifen.
    Es befand sich auf eine große Lichtung auf der ein kleines Haus stand, eingesäumt durch einen Zaun.
    In diesem Garten spielten einige Pokémon. Bei ihnen war eine ältere Dame; sie lachte und die Pokémon waren glücklich und zufrieden. Dieser Anblick verärgerte Glumanda. Die Pokémon waren eindeutig Sklaven der Menschen! Warum ließen sich die Pokémon so verweichlichen?
    Schließlich spürte die Feuerechse, wie die Menschenfrau ihn ansah, nachdem sie aufgestanden war. „Wen haben wir denn da?“, sprach diese mit einer sanften Stimme, die Glumanda die Gänsehaut über den Rücken fahren ließ. „Hast du dich verlaufen?“, kam es von ihr.
    Die Unbekannte streckte die Hand nach ihm aus, doch Glumanda wich leicht grollend zurück und spreizte die Krallen. Die Frau lächelte nur. „Hab ich dich erschreckt?“
    Glumanda blickte die Frau unschlüssig an. Konnte man ihr trauen oder war sie genau wie alle anderen menschlichen Wesen?
    „Tarr~a!“, erklang es hinter der Feuerechse. Die Schattenkatze war Glumanda gefolgt, nachdem es sich einigermaßen wieder erholt hatte. Leicht war es dem Geruch gefolgt, den Glumanda verströmte.
    „Hast du noch einen Freund mitgebracht?“, fragte die Frau freundlich gesonnen und ging in Richtung des Hauses. „Na kommt, ihr seht hungrig aus. Na kommt schon!“
    Glumanda sah kurz knurrend zu der Schattenkatze, die der Frau ebenso ratlos hinterher blickte, wie die Feuerechse es schließlich tat.
    Nachtara konnte jedoch deutlich spüren, dass die Alte ihnen nicht feindlich gesonnen war und folgte ihr letztendlich. „Glu~manda?“
    Die Schattenkatze blickte den Feuerdrachen schweigend an, bevor es in das gemütliche Haus eintrat. Das zurückgebliebene Pokémon schaute hilflos um, rannte dann Nachtara jedoch hinterher.


    Das Trio der Trainer fand durch Hundemons Hilfe den Ort, wo sich Nachtara und Glumanda einen Kampf geliefert hatten. An den Bäumen waren einige Äste abgeknickt und dort an der Stelle wo Nachtara gelegen hatte, war die Erde noch aufgewühlt.
    Kurz berieten sich die Trainer, was sie nun tun sollten. Sie mussten die Pokémon unbedingt finden, bevor der Abend hereinbrach! Es war bereits Nachmittag und es sollte nicht mehr lange dauern bis der Abend hereinbrach. Sonst würde die Dunkelheit die Suche nur noch erschweren.
    Währenddessen suchte Hundemon nach weiteren Indizien für den Aufenthaltsort von beiden verschwundenen Pokémon. Es neigte den Kopf zu den Menschen, ein aufforderndes Bellen erklang aus der Kehle. Es wollte abermals, dass die Jugendlichen ihm folgten und deutete in mit der Schnauze in die besagte Richtung.
    Anschließend durchbrach der Schattenhund die Gebüsche und folgte stets seiner feinen Nase. Ab und an hielt Hundemon inne und streckte seine Schnauze gen Himmel.
    Die baumlose Lichtung erstreckte sich vor ihnen. Somit auch das Haus, was dort stand. Eine Brise wehte über das saftige Gras und ließ dieses bedächtig mitschwingen.
    Unschlüssig, was sie nun tun sollten, sahen sich Rika, Haruka und Shuu an. „Ob Nachtara und Glumanda hier Zuflucht gefunden haben?“, fragte die Braunhaarige ahnungslos.
    Die Schwarzhaarige zuckte nur mit den Schultern und ging näher zu dem Haus hin. Die Koordinatoren folgten dem Mädchen zögernd. Ob das eine so gute Idee war? Ob der Besitzer nicht verärgert sein würde, wenn sie sein Grundstück betreten würden?
    Just in diesem Moment schlug die Haustür zur Seite. Wie angewurzelt blieb das Trio stehen als die alte Dame zu ihnen blickte.
    Shuu schnippte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Entschuldigen Sie, wir suchen zwei entlaufende Pokémon…“ Weiter kam der Grünhaarige nicht. Neben der Frau erschien seine Schattenkatze. „Nachtara!“, rief der Junge erleichtert.
    Als das Pokémon seinen Trainer bemerkte, rannte es auf Shuu zu und schmiegte sich an seine Hand. „Gott sei Dank ist dir nichts passiert.“ Das schwarze Pokémon blickte ihn wissend an. „Nachta~rra tara!“
    Die alte Dame lächelte freundlich. „Dann ist es also dein Pokémon?“ Shuu blickte kurz auf und nickte bloß.
    Auch Glumanda kam zum Vorschein und schaute zu, wie sich Trainer und Pokémon über das Wiedersehen freuten. Ein Hauch von Sehnsucht erfüllte die Feuerechse. Noch nie wurde es so zärtlich behandelt, wie Nachtara die Aufmerksamkeit seines Trainers genoss. Verächtlich wandte sich Glumanda um, doch da spürte es, wie Haruka auf ihm zugelaufen kam. „Glumanda! Wir haben uns schreckliche Sorgen gemacht!“
    Sorgen? Warum machte sich dieses Menschenwesen Sorgen um es? Es war doch so nutzlos. Warum sollten sich die Menschen ausgerechnet Sorgen um es machen?
    Das angesprochene Pokémon drehte sich schließlich um und schaute in die Augen des aufrichtigen Mädchens. Es war innerlich wie zerrissen. Sollte es ihr glauben? Hatten sich die Menschen wirklich Sorgen gemacht?
    Ehe Haruka eine Reaktion Glumandas bekam, mischte sich die alte Frau ein. „Wie ich gemerkt habe, ist Glumanda sehr misstrauisch gegenüber Menschen. Es ist euch weggelaufen.“
    Shuu erhob sich und nahm Nachtara auf den Arm. „Sein Trainer hat es schlecht behandelt. So haben wir es aufgenommen.“
    Die Grauhaarige blickte Glumanda einige Zeit an. „Verstehe… Na ja, kommt erstmal mit herein.“ Die Frau verschwand in ihrem Heim und bat mit einer freundlichen Geste die Jugendlichen und Glumanda in ihr Haus ein.


    Die Einrichtung war grazil und war dem Stil einer alten Frau angemessen. Die Möbel waren schon sehr alt, ungefähr 50 Jahre alt.
    An dem hellen Wohnzimmer schloss sich ein schöner Wintergarten an, der mit dem eigentlichen Garten verbunden war. Dort spielten einige Pokémon. Bei ihnen saß auch ein älterer Herr, sehr wahrscheinlich der Gatte von der unbekannten Dame.
    Die Frau trat in den überdachten Garten ein und holte von dort ein Ei, das eine schöne Musterung aufwies.
    Dieses Ei war nicht das einzige Ei, was die Frau besaß. Auf einem Regal befanden sich noch mehr Eier, die völlig verschieden waren in ihren Farben und Musterungen.
    Rika hatte sich kurz umgesehen. „Sind sie nicht die Pensionsleiterin?“, fragte die Schwarzhaarige. Die Angesprochene lächelte und nickte schließlich. „Genau. Mein Mann und ich nehmen die Pokémon von Trainern auf um sich um sie zu kümmern.“
    Mit der Hand strich die Frau über die blaue Schale, die sich wunderbar kühl anfühlte. „Das Vertrauen zwischen Pokémon und Trainern ist besonders wichtig für ein friedliches Zusammenleben. Oft beginnt die tiefe Freundschaft, wenn man das Pokémon aufzieht seitdem es aus dem Ei schlüpft.“, begann die Frau zu erzählen, während es das Ei liebkoste. Glumanda lauschte der Frau aufmerksam. Die Stimme war wohltuend und lockte sein Interesse. „Doch wenn das tiefe Vertrauchen zerstört wird, wird es nur langsam wieder heilen diese seelische Wunde in dem Herzen des Pokémons. Versteht ihr, was ich meine? Glumanda ist enttäuscht, enttäuscht und wütend über die Menschen. Es fühlt sich verraten.“
    Allmählich begriffen Haruka, Shuu und auch Rika, was in der Feuerechse vorgehen muss. Es legte kein Vertrauen mehr in die Menschen, so sehr, dass es schließlich an Hass zu grenzen schien. Dieses Wissen bestürzte die Jugendlichen natürlich, da sie selbst zu jedem einzelnen Pokémon eine besondere Bindung aufgebaut hatten.
    Haruka schielte kurz hinaus; das Sonnenlicht wurde allmählich schwächer. Es wurde Zeit, das sie gingen. „Vielen Dank, das sie Nachtara und Glumanda aufgenommen haben. Nun müssen wir zum Pokémon Center zurück.“
    Die Frau namens Ema lächelte abermals. „Wollt ihr nicht zum Essen noch bleiben, bevor ihr zum Pokémon Center zurückgeht?“
    Unsicher ob sie es wirklich tun sollten, blickten sich die Trainer unentschlossen an. „Warum nicht?“, sagte Rika schließlich. „Durch die Suche sind wir alle hungrig geworden. Proviant hatten wir ja auch nicht.“


    So war es nun beschlossen. Haruka, Shuu und Rika blieben bei der alten Frau, die ihnen ein herrliches Abendessen zubereitete. Nicht nur die Trainer bekamen eine großzügige Portion, sondern auch die Pokémon.
    Ema war eine sehr fürsorgliche Frau, die mit Pokémon besonders gut umgehen konnte. Die Pokémon vertrauten ihr sofort und dieses Gefühl spürte auch Glumanda in sich zum ersten Mal wieder aufkeimen. Doch es bevorzugte sich etwas zurückzuziehen. Nur Shuus Nachtara duldete es in seiner Nähe.
    „Danke für das leckere Essen. Es war köstlich.“, lobte der Grünhaarige. Die Alte lächelte glücklich. „Danke, dass hört man doch gerne.“, sie erhob sich und begann das Geschirr zusammen zustellen. „Könnt ihr mit vielleicht beim Abwaschen behilflich sein?“, fragte der Mann der Frau. Rika und Shuu willigten hilfsbereit ein.
    Während Shuu und Rika Emas Ehemann beim Abwaschen halfen, ging Haruka zu Ema um ihr zu helfen. Psiana tapste neben ihr her.
    Die Frau beschäftigte sich mit den Pokémon Eiern. Jedes von ihnen bekam von Ema eine einzigartige Aufmerksamkeit. Sie schenkte den Eiern Hingabe und den Pokémon darin von Anfang an ein Gefühl der Geborgenheit.
    Haruka lächelte insgeheim. Sie wusste gut, wie man ein Ei behandelte, welche Fürsorglichkeit dann in einen aufkeimte. Schließlich war einst ihr Psiana aus dem Ei geschlüpft. Damals war es noch ein Evoli.
    „Haruka, mein Kind, setz dich doch zu mir.“, bat Ema, die Alte. Die Braunhaarige tat, wie geheißen und setzte sich neben die Dame. „Dieses Ei ist etwas ganz besonderes.“ Haruka blickte sie fragend an. Woher wusste sie das? „Ich habe es einfach im Gefühl…“, fügte sie hinzu.
    Das strahlend blaue Ei, welches noch schwarz umrandet war an der Spitze, machte nicht den Anschein, das es besonders wertvoll war, aber Haruka schenkte den Phantasien einer alten Frau Glauben. Jedes Ei war auf seine eigene Art kostbar.
    Harukas Lichtkatze legte ihre Pfoten auf die Knie ihrer Trainerin und blickte sie aus schwarzen Augen an. Das Mädchen strich Psiana sanft über die Stirn, was in der Lichtkatze ein gurgelndes Schnurren auslöste.
    „Du und dein Psiana habt eine starke Bindung zueinander, nicht wahr?“, merkte Ema an. Haruka nickte zustimmend. „Psiana ist vor einiger Zeit aus einem Ei geschlüpft. Damals war es noch ein Evoli.“
    Ema rieb weiterhin über die Schale des Eies in ihren Armen. „Vertrauen ist das Wichtigste auf der Welt. Das gilt nicht nur zwischen Trainern und Pokémon, sondern auch unter Menschen.“
    Die Braunhaarige schwieg. Die Worte der Alten machten sie nachdenklich. Sie klangen weise und verständnisvoll. Unrecht hatte Ema auf keinen Fall. Haruka wusste, dass sie sich auf Shuu immer verlassen konnte. Und auf Rika? Nun ja, Haruka kannte das geheimnisvolle Mädchen kaum. Doch sie wusste, dass man Rika vertrauen konnte.
    In diesem Moment erschien lugte Shuus Kopf durch die Tür. „Haruka? Wir wollen zum Pokémon Center zurück.“
    Das Mädchen schreckte abrupt aus ihren Gedanken auf. Stumm schaute sie ihren Freund an, erhob sich dann und ging zu ihm. „Alles in Ordnung?“, fragte dieser. Die Feuerechse stand abseits von Haruka und Shuu; es beobachtete das Mädchen interessiert.
    Doch anstatt, dass Haruka ihm antwortete, drehte sie sich zu Ema herum. „Danke für alles!“
    Die Frau lächelte still.


    Der nächste Tag begann müde und verschlafen. Das Trio war erst spät zum Center zurückgekehrt, da sie sich nochmals verlaufen hatten, dank Harukas nicht existierenden Orientierungssinnes.
    Beim Pokémon Center angekommen fielen sie nur noch erschöpft ins Bett. Nur Haruka blieb noch einige Zeit lang wach. Noch immer dachte sie über Emas Worte nach über das Wichtigste auf der Welt – Vertrauen.


    In der Eingangshalle kam Schwester Joy auf das Trio zugelaufen. Diese diskutieren momentan, was sie nun tun sollten.
    „Haruka?“, kam es von der Krankenschwester. Die Angesprochene wandte sich zu der jungen Frau. „Ja?“ Shuu und Rika verstummten ebenfalls als Schwester Joy dem Mädchen ein gläsernes Gefäß übergab. „Das kam heute Morgen im Pokémon Center an. Es ist für dich.“
    In der Glaskuppel befand sich das blaue Ei aus der Pension. Es glänzte wunderschön. Ein Zeichen, das es gut gepflegt wurde.
    Haruka lächelte. Es war ein Geschenk. Ein Wunderbares.


    Welches Pokémon wohl schlüpfen mag?

  • Erster!^^
    Und diesmal kann ich sogar ziemlich viel schreiben. Ahem, also los:

    Zitat

    annormal

    ;)


    Numero zwei:

    Zitat

    Glumanda würdigte ihnen keines Blickes.

    Müsste entweder"Glumanda würdigte ihnen keinen Blick" oder aber "G. würdigte sie keines Blickes"


    So. Soviel zu den Fehlern. Jetzt kommt das Lustige =^^=

    Zitat

    Shuu überließ diese Angelegenheit den beiden Mädchen einen Weg dafür zu befinden.

    Gell, Shuu, du Faulpelz! Immer den Frauen die Arbeit übelassen! XDD Echt lustig, das^^

    Zitat

    Vertrauen ist das Wichtigste auf der Welt.

    Aha. Da hat sich wer von meiner Philosophie inspirieren lassen, wie? Predige das jetzt schon seit knapp drei Monaten. Und ich kann nur sagen: du hast recht! Denn hier, und nur hier erlaube ich mir die Arroganz zu sagen: Ich habe recht! Aus Vertrauen wächst soziales Leben, aus Vertrauen wächst Liebe, aus Vertrauen wächst Respekt. Alle diese Tugenden die heutzutage leider all zu wenig in der heutigen Welt vertreten sind. Nja, weiche vom Thema ab. Ahem:


    Mjo, R&S waren ja auch wieder sehr gut, eben nur zwei Fehlerchen. Ansonsten- Hello Riolu! XP Was ich ein bisschen schade finde ist dass Haruka immer die seltenen Pokis bekommt. Lugia, mystery-ei...Nja, ich hoff jedenfalls dass Shuu Glumanda bekommt. Obwohl es doch eher Haruka zugeneigt ist- mal wieder -.-
    Noch einen Kritikpunkt habe ich hier am Kapi: du hast dich nicht rein zufälligerweise an HL orientiert? Um genauer zu sein: an Kens Raichu. Ist nicht weiter schlimm, nur ein bisschen schade für mich weil ich das VV-Prizip kenne(VV= Verraten-Verzeihen). Tjoah, freu mich jedenfalls auch ein baldiges, neues Kapitel von dir^^

  • 30. Kapitel


    Das Ruinen-Unglück (Teil I)


    Haruka aber hatte durch das geschenkte Ei eine neue Aufgabe. Mit Liebe und Hingabe pflegte sie das blaue Ei, was sie von Ema, der Pensionsleiterin, bekommen hatte. Welches Pokémon wohl schlüpfen würde? Ja, dass fragten sich auch Shuu und Rika. Wie dem auch sei, Haruka freute sich auf diesen Zeitpunkt.


    Das Trio war noch immer in Trostu, einem kleinen Dorf zwischen Herzhofen, Schleiede und dem entfernten Elyses. Sie könnten sich in dem idyllischen Dorf eine Ruhepause nach den Geschehnissen der letzten Tage. Haruka interessierte sich nicht sonderlich, dass sie durch den nun länger geplanten Aufenthalt in Trostu mehr Zeit verlieren würden. Das Mädchen widmete sich gänzlich der Pflegung des Eies und dem Training Lugias.
    Doch die Auszeit empfanden die Trainer als eine geruhsame Zeit; sie mussten nicht vor irgendwelchen verrückten Pokémon flüchten oder sich über die andere Trainer aufregen.
    Glumanda erholte sich in dieser Zeit gut; es schöpfte neue Kraft und sogar ein wenig Vertrauen zu dem Trio. Aber noch immer war sein Herz tief verletzt. Den Menschen zollte es weder Vertrauen noch Respekt. Es litt unter der Ablehnung vielerlei Menschen, die ihm etwas bedeutet hatten.


    Shuu beobachtete Nachtara und die Feuerechse. Beide Pokémon schlossen allmählich Freundschaft, trotz der anfänglichen Auseinersetzung. Für Glumanda war die Schattenkatze so etwas wie eine Vertrauensperson. Nur zu Luxio, Bamelin, Koknodon und Roselia hatte es weniger ein gutes Verhältnis. Glumanda respektierte sie einfach nicht.
    Der Grünhaarige erhob sich, langsam ging er zu den Pokémon hin und kniete sich neben sie. Er streichelte Nachtara über den Kopf, das ihm sichtlich gut tat. Misstrauisch wich Glumanda jedoch vor den Jungen zurück. Ein leises Grollen kam aus der Kehle der Echse. „Keine Sorge, ich komm dir nicht zu nahe.“, sagte der Junge und wandte sich nun der Schattenkatze wieder zu. Mit einer weichen Bürste glitt Shuu über das schwarze, glatte Fell und zauberte einen herrlichen Glanz auf den Pelz.
    Nachtara genoss die Pflege seines Trainers sehr, es entlockte ihm ein erleichtertes Schnurren. Die Feuerechse musterte Shuu aufmerksam, wandte sich dann jedoch von ihm ab und suchte das Alleinsein.
    Unerwartet kamen einige junge Trainer ins Pokémon Center und störte den Frieden des Trios, die ihre Zeit dafür verwendeten für ihre Pokémon zu sorgen.
    Shuu und Haruka interessierte diese Tatsache weniger. Nur die Schwarzhaarige Rika blickte neugierig in die Richtung der Trainer, die alle aufgeregt zu Schwester Joy sprachen. Alle samt machten sich große Sorgen, da ihre Pokémon von mysteriösen Pokémon schwer verletzt worden sind. Moment mal… Mysteriöse Pokémon? Gab es solche etwa in Trostu?
    Mit einem kurzen Blick auf ihre Freunde vergewisserte sich Rika, das Shuu und Haruka völlig vertieft war in ihre Aufgaben, so schlenderte sie seelenruhig zu der Ansammlung der Trainer, gefolgt von Hundemon.
    Diese schienen das Mädchen nicht zu registrieren, sodass der Schattenhund ein kurzes Knurren von sich gab. Respektvoll traten die Jugendlichen, die ungefähr Rikas Alter waren, zur Seite. Aber sie redeten weiterhin auf Schwester Joy ein, die keinem von ihnen hinterher kam.
    Die Schwarzhaarige schaute jeden einzelnen missbilligend an; sie wirkten leicht verängstigt und ob sie die Wahrheit sprachen, fand das Mädchen auch fraglich. Schließlich erhob Rika ihre kalte Stimme: „Ihr wollt ein geheimnisvolles Pokémon hier in Trostu gesehen haben? Das ich nicht lache!“
    Mit dieser Aussage zog Rika die Aufmerksamkeit auf sich und erntete verspottende Blicke, was sie im Geringsten beachtete. „Wo wollt ihr es gesehen haben, hä? Mitten im Dorf? Oder im Turm der Ruhenden? Oder habt ihr euch allesamt die Geschichte nur ausgedacht?“, sprach das Mädchen weiter.
    „Was weißt du schon? Dein Pokémon wurde ja auch nicht verwundet!“, rief einer von den Trainern, die empört über ihr Verhalten waren.
    Rika lachte leise auf. „Wenigstens geben meine Gefährten nicht so leicht auf!“, erwiderte sie höhnisch. „Vielleicht habt ihr nur ein Pokémon gesehen, was ihr noch nicht kennt? Wer sagt euch, dass es mysteriös und geheimnisvoll ist, wie ein legendäres Pokémon?“
    Ein beklemmendes Schweigen breitete sich aus. Rikas Mundwinkel verzogen sich zu einem leichten Grinsen. „Und jetzt noch mal langsam… Wo wurden eure Pokémon verletzt?“ Wieder begann das Getuschel und Rika hörte, wie sie alle „In den Ruinen“ murmelten.
    In der Zwischenzeit waren auch Haruka und Shuu zu dem Mädchen gestoßen. Sie musterten die jungen Trainer, die besorgt waren um ihre Pokémon. „Was ist passiert?“, erkundigte sich die Braunhaarige.
    Das Mädchen strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, bevor sie Haruka antwortete: „Ihre Pokémon wurden von mysteriösen Pokémon besiegt.“
    Nun schaute Haruka Rika verwirrt an. „Ruinen?“, fragte sie vorsichtig nach. Die Angesprochene blickte Haruka nicht an; sie schwieg.
    „Am Rand des Dorfes ist der Eingang zu den Ruinen.“, erwiderte jemand auf Harukas Frage.


    Haruka, Shuu und Rika kümmerten sich nicht weiter um die Trainer, dessen Pokémon angeblich von geheimnisvollen Pokémon besiegt worden sind. Welches Pokémon könnte man als mysteriös einstufen, wenn sie nicht gerade legendär sind?
    Diese Frage ließ das Trio einfach nicht in Ruhe, sodass sie nun Schwester Joy nach den Ruinen fragten.
    „Die Ruinen? Sie sind eine antike Stätte, die ganz in der Nähe von hier sich befinden.“, entgegnete die junge Frau. „In letzter Zeit geschieht es häufig, dass die Pokémon von Trainern dort schwer verwundet werden.“
    Shuu war diese Antwort nicht ausreichend. Es gab ihnen noch immer nicht die Antwort darauf auf die zahlreichen verletzten Pokémon. „Wissen Sie welche Pokémon dort leben?“
    Die Krankenschwester schüttelte den Kopf. „Nein, tut mir Leid.“, sagte diese. Bekümmert ließen Haruka, Shuu und Rika den Kopf hängen. „Gestern war ein blondhaariger Junge mit einem Arkani hier. Er ist zu den Ruinen gegangen. Bis jetzt ist er aber noch nicht wieder zurück.“
    Ein blondhaariger Junge? Das konnte doch nicht sein… Rika ballte die Faust zusammen. Shuus Augen schweiften zu dem Mädchen ab. Was war mit ihr?
    Rika biss sich leicht auf die Unterlippe. Die Geschichte mit den Ruinen beunruhigte sie zunehmend. Klar, sie wollte sich nichts anmerken lassen, aber die Sorge breitete sich immer mehr in ihr aus.
    Der Grünhaarige legte eine Hand auf die Schultern des Mädchens. Er merkte, wie sie leicht zusammenzuckte. „Was ist los, Rika?“ Das Mädchen entzog sich schweigsam seiner Hand. „Wir haben keine andere Wahl als hier auf den Jungen zu warten.“, sagte die Schwarzhaarige tonlos.


    Rika erntete verwirrte Blicke über ihre unbeschreibliche Besorgnis, die in ihr aufkeimt war. Welchen Grund hatte diese Sorge und war diese etwa mit dem Jungen verbunden?
    Auf die Fragen gab es keine Antwort; jedenfalls keine Brauchbare.
    Die Gedanken der Schwarzhaarigen tanzten umher, wie tausende Lichter in der Dunkelheit. Sie konnte einfach nicht bei klarem Verstand bleiben. Was wenn etwas passiert war? Was wenn er… Nein! Er war nicht hier! Davon war Rika fest überzeugt und warum sollte er sich so leicht unterkriegen lassen?
    Unerwartet spürte sie etwas Kaltes über ihre Hand laufen; sie zuckte erschrocken zusammen und blickte in Harukas Augen. „Was ist los?“, fragte die Freundin.
    Die Schwarzhaarige wandte sich ab; Haruka und sie begannen zwar Freundinnen zu werden. Aber es war anders; anders als wenn sie mit Kenta und Kyouji zusammen war.
    „Ni-Nichts.“, erwiderte sie zögernd.
    Ehe Haruka widersprechen konnte, erklang das bekannte Geräusch der automatischen Tür des Pokémons Centers. Rika neigte instinktiv den Kopf in die Richtung und stockte!
    Neben einem großen Arkani von beeindruckender Schönheit und Eleganz, ging ein blondhaariger, junger Mann. Sein Pokémon neben ihm überragte ihn ungefähr zwei Köpfe. Es war… Kyouji! Rikas inniges Gefühl hatte ihre Vermutung bestätigt.
    Ihn wohlauf zu sehen, machte Rika glücklich. Sie seufzte leise.
    Shuu und Haruka lächelten sich viel sagend an. Schließlich beobachteten sie den Jungen, der mit Schwester Joy einige Worte wechselte. Den Inhalt des Gesprächs konnte das Trio auf der Distanz nicht mit anhören.
    Der Blonde schien die Anwesenheit der drei Trainer nicht zu bemerken. Selbst Schwester Joy wies ihn nicht darauf hin; so setzte sich der Junge schweigsam ins Wartezimmer neben ihm sein Feuerhund Arkani.
    Haruka und Shuu erhoben sich von ihren Plätzen und gingen zu Kyouji herüber, der gutmütig auf Arkani zusprach. Rika folgte ihnen auf Abstand.
    Der Blonde hob den Kopf als er Haruka und Shuu bemerkte. Zunächst begriff er nicht, wer vor ihm stand, dann lachte er lauthals. „Hey ihr!“, rief Kyouji lachend; er erhob sich. „Auch ihr?“ Shuu und Haruka lächelten und nickten. „Wir wurden auf dem Weg aufgehalten.“, erwiderte der Grünhaarige. Er blickte auf Arkani, das gehorsam immer noch neben Kyouji saß. „Du hast ein Arkani?“
    Kyoujis Blicke wanderten zu Rika herüber, die einwenig distanziert hinter ihnen stand. Er war erfreut sie zu sehen. „Rika!“ Ohne auf Shuu zu achten, wurde seine Aufmerksamkeit gänzlich auf das Mädchen gebannt.
    Die Angesprochene blieb stumm; sie war zu sehr verwirrt über ihre eigenen Gefühle um Freude zu zeigen.
    Shuu verzerrte seine Lippen zu einer leichten Mischung aus Grinsen und Lächeln. „Als wir erfahren hatten, dass du in der Stadt bist und zu den Ruinen gegangen bist, hat sich Rika totale Sorgen gemacht.“
    Rika warf Shuu einen giftigen Blick zu, bevor sie Kyouji still ansah. Wie konnte er es nur wagen?!
    Nun versuchte Kyouji Rika am Handgelenk zu packen, was ihm gänzlich misslang. „Ist das wahr?“, feixte der Junge.
    Die Schwarzhaarige hätte Shuu am liebsten den Hals umgedreht, aber ändern hätte es Rika sowieso nicht mehr können. Also was soll’s?
    „Red keinen Scheiß!“, giftete das Mädchen den Blonden an. Sie drehte ihm die kalte Schulter zu, was ihm noch mehr den grinsenden Ausdruck auf seinem Gesicht einbrannte. Mit erhobenem Haupt entfernte sich das Mädchen von ihnen. Bevor sie jedoch das Pokémon Center verließ, warf sie Shuu einen finsteren Blick zu.
    Kyouji wollte ihr nach, doch Haruka schüttelte den Kopf. Diese fand die Tat Shuus äußerst ungerecht. „Lass sie lieber. Rika beruhigt sich schon wieder.“, sagte sie mit gedämpfter Stimme und sah etwas besorgt dem wütenden Mädchen hinterher.
    Jetzt wandte sich die enttäuschte Haruka ihrem Freund zu; sie blickte ihn böse an, sagte aber nichts. „Das war doch nur die Wahrheit.“, widersprach Shuu, der von den Gefühlen von Mädchen mal wieder keine Ahnung hatte. Haruka seufzte. Sie musste ihm noch viel mehr beibringen in Sachen Mädchen!
    Die Feuerechse gesellte sich zu dem Trio. Es zog Shuus und Harukas Aufmerksamkeit auf sich. Allerdings schreckte es zurück als Kyouji sich zu ihm beugte und es streicheln wollte. „Gehört es euch?“, wollte der Junge wissen, aber Haruka schüttelte den Kopf. „Wir haben es aufgefunden. Es war ziemlich schwer verletzt und nun hat es kein Vertrauen zu den Menschen mehr.“, erzählte das Mädchen ihm.
    Kyouji sah Glumanda schweigsam an; es war wahrhaftig misstrauisch gegenüber ihn. Zu Haruka und Shuu hatte es allerdings ein besseres Verhältnis.


    Kyouji, Haruka und Shuu verließen das Pokémon Center. Sie genossen die frische Luft, wenn auch ohne Rika, die immer noch wütend auf Shuu und auf sich war. Dem Blonden war bereits klar geworden, dass er zu weit gegangen war. Doch von Rika war nichts zu sehen. Wie sollte er sich also entschuldigen? Und außerdem… Rika regte sich immer leicht auf, und kam dann genauso schnell wieder herunter.
    Arkani, Kyoujis Pokémon, folgte seinem Trainer folgsam. Diese Spezies war von Natur aus seinen Trainern sehr treu, konnten aber durchaus ernstzunehmende Gegner sein!
    Kyouji hielt inne. „Shuu, was hältst du von einen Kampf?“, der Junge warf ihm einen auffordernden Blick zu. Der Grünhaarige mochte ungern die Herausforderung ablehnen, so nickte er einwilligend. „Natürlich.“
    Haruka blickte die beiden Trainer abwechselnd an, auch Glumanda musterte die Jungen. Es war seltsam aufgeregt. Es stand fest, dass Kyouji mit Arkani kämpfen würde. Was es wohl konnte, nachdem es sich aus Fukano entwickelt hatte?
    „Koknodon, raus mit dir!“ Shuus dinosaurierartiges Koknodon sprang aus dem Pokéball; es war regelrecht heiß auf den Kampf. „Ich lass dir den Vortritt, Shuu!“, entschied Rikas Jugendfreund.
    ‚Das wirst du bereuen.’, schoss es in der Stille durch den Kopf des Grünhaarigen. Koknodon scharrte angriffslustig auf den weichen Boden herum. Es war mehr als bereit! „Zen-Kopfstoß!“ Nachdem der Befehl gefallen war, stürmte Koknodon sofort voran um Arkani anzugreifen. „Bleib.“, Kyouji war seiner Sache sicher; er blieb ruhig und gelassen, was Shuu kurz zurück schrecken ließ.


    Währenddesen hielt sich Rika noch immer im Pokémon Center auf. Ihre Wut verpuffte allmählich und die Langeweile hielt Einzug. Wo wohl sich die Anderen befanden? Egal! Um dies herauszufinden, musste sie wohl suchen gehen…
    So verließ die Schwarzhaarige das Pokémon Center durch die quietschende Tür. Das Dorf war nicht allzu groß, sodass die Suche nicht allzu lange dauern düfte. Schnell vernahm sie die Stimmen von Kyouji und Shuu in der Fern. Rika entschied sich in die besagte Richtung zu gehen.
    In einiger Entfernung beobachtete sie den Kampf der beiden Jungen, die völlig in dem Kampf vertieft waren. Haruka schien sie ebenfalls nicht zu bemerken.


    Der Feuerhund setzte sich seelenruhig hin, während Koknodon immer näher kam. Der Kopf des antiken Pokémons verströmte eine bläuliche Aura. Blitzschnell erhob sich Arkani und wich dem Angriff aus. „Flammenwurf!“ Gefangen in dem glühenden Feuerstrahl war Koknodon unfähig zurückzuschlagen. „Jetzt deinen Bodycheck!“, befahl Kyouji weiterhin.
    Shuu musste etwas unternehmen und das Blatt wenden, wenn er nicht verlieren wollte. Was konnte er also tun? Da kam ihm plötzlich eine Idee…
    „Spring hoch, Koknodon!“, konterte Shuu, eher zweifelnd ob sein Vorhaben gelingen würde. Aber Koknodon stieß sich mit seinen kräftigen Beinen vom Boden ab, bevor Arkani Chance dazu hatte ihm ernsthaft zu verletzen. Es war schnell und flink; so wie man ein Gestein Pokémon nicht einschätzen würde.
    Die Sprungkraft von Shuus Pokémon war beeindruckend. Durch bloße Kraft konnte es hoch springen. „Kopfstoß!“ Über Arkani, das nun hilflos zu sah, wie Koknodons Körper stark zu glühen begann als zuvor, ließ sich das Gestein Pokémon regelrecht fallen. Dadurch verfehlte es den Feuerhund nicht, der nun schmerzerfüllt aufjaulte. Der Grünhaarige grinste.
    Glumanda tänzelte neben Haruka erregt. Im vollen Gange war der Kampf und erweckte in der Feuerechse die Lebensgeister wieder.
    Kyouji lächelte leicht. „Denk bloß nicht, dass ich aufgebe.“, meinte dieser. „Arkani, mit Aero-Ass in den Himmel!“ Shuu schrak zurück. Aero-Ass? Aero-Ass war die Attacke eines Vogel Pokémons!
    Arkani rannte auf Koknodon zu; es wurde rasant schnell und verschwand plötzlich vor Koknodons Augen. Wenig später durchfuhr ein stechender Schmerz Koknodons Körper. Doch es konnte sich wieder aufrichten.
    Kyoujis überhebliches Grinsen machte Shuu wütend. Es ließ sich nicht einfach so besiegen! „Na? Gibst du auf?“, fragte der Blonde. Shuu ballte die Faust zusammen. „Niemals!“, zischte er. „Bodycheck!“
    Koknodons stieß ein Brüllen aus und rannte auf Arkani zu, ohne Rücksicht auf Verluste. Der Feuerhund knurrte erbost. „Aero-Ass dagegen!“
    Abermals verblasste Arkanis Körper vor Koknodons Augen, aber es ließ sich nicht beirren. Dem darauf folgenden Schlag Arkanis hielt Koknodons hartnäckig Stand. Die Klauen gruben sich in den Boden ein und hinterließen eine tiefe Kratzspur. „Zen-Kopfstoß!“
    Arkani hatte keine Chance auszuweichen als der harte Eisenschädel auf seinen Kopf donnerte. Der Feuerhund schlitterte auf den Boden entlang bis es aufgrund eines Baumes zum Liegen kam. Schweramtig erhob sich Arkani knurrend. „Wieder Flammenwurf, Arkani!“
    Nickend hob Arkani seinen Kopf und formte einen Flammenwurf im Maul, der schließlich auf Koknodon zu zischte.
    Das dinosaurierartige Pokémon machte sich bereit. „Weich aus!“, konterte der Grünhaarige. Knapp konnte Koknodon dem flammenden Strahl ausweichen, indem es in Sicherheit sprang. „Bodycheck!“, rief Arkanis Trainer schnell und daraufhin stürmte der Feuerhund los.
    Während des Kampfes wurde der Waise Glumanda unruhig. „Manda Glu~manda manda!“, die Feuerechse konnte nicht mehr still halten. Es war erfüllt von Kampfeslust, das es am liebsten sich eingemischt hätte.
    Shuu blieb im Angesicht des Angriffs ruhig. Würde er nervös werden, würde auch Koknodons dies fühlen. So unterdrückte er diese Emtionen; er hatte es in den Jahren, die er schon Koordinator war, gelernt. „Du auch Bodycheck, Koknodon!“
    Mit voller Wucht prallten die Pokémon aufeinander; sie waren gleichstark trotz des Größenunterschiedes. Keines von ihnen wollte aufgeben. Doch allmählich gingen ihnen die Kräfte aus und so ließen sie wieder voneinander ab.
    Mit zittrigen Beinen versuchten sich Arkani und Koknodon weiterhin kampfbereit zu erscheinen, aber ihre Körper konnten einfach nicht mehr. So brachen sie zeitgleich zusammen – ein entschiedendes Unentschieden.
    Kyouji kniete sich neben den Feuerhund, seine Hand strich über das weiche, rote Fell. „Gut gemacht, ruh dich aus.“ Somit löste sich Arkani in dm roten Strahl auf.
    Shuu lobte sein Pokémon ebenfalls. Er war Stolz auf Koknodons Leistung, auch wenn der Schmach des nicht gewonnenen Kampfes ihm wehtat. „Gute Arbeit. Du hast dir deine Pause verdient.“ Auch Koknodons Umrisse verblassten und das Gestein Pokémon zog sich in die wohlige Wärme des Pokéballs zurück.
    Haruka lächelte die beiden Jungen an, die dem Anderen nichts den Sieg geschenkt hatten.
    Glumanda sprang unerwartet auf Shuu zu. „Man~da Glu~Glumanda manda!“ Die Feuerechse stellte sich dem Grünhaarigen in den Weg. Dieser wusste nicht, was Glumanda von ihm wollte. „Ruhig, Glumanda.“, forderte Shuu das Pokémon auf. Zu seiner Verwunderung gehorchte Glumanda ihm; es beruhigte sich allmählich. Die aufgestaute Energie war jedoch noch immer nicht aus seinem Körper befreit.
    Sonst hörte Glumanda nie auf die Befehle von Haruka oder Rika, die bei unfolgsamen Pokémon recht ungemütlich werden konnte.
    „Es war von eurem Kampf völlig begeistert.“, erzählte die Braunhaarige. „Ich denke in Glumanda ist die Leidenschaft für den Kampf entfacht.“
    Shuu musterte die Feuerechse, dies ergab durchaus Sinn, das Glumanda nach der Pause wieder kämpfen wollte. Doch was waren Glumandas Ambitionen?

  • 30. Kapitel


    Das Ruinen-Unglück (Teil II)


    Nun stieß auch Rika wieder zu der kleinen Gruppe. Das Mädchen hatte den Kampf zwischen den beiden Jugend aus wenigen Metern Entfernung zugewiesen und wurde dennoch nicht bemerkt von ihren Freunden. Sie waren viel zu vertieft in ihrem Kampf.
    Der Blonde blickte das Mädchen schweigend an. Ihre Gesichtszüge wirkten wieder relativ entspannt; keine Spur mehr von ihrem Zorn. „Rika…?“, Kyouji schluckte leicht. „Vorhin ist es dumm gelaufen. Entschuldige.“
    Die Schwarzhaarige neigte den Kopf zu ihrem Freund. Sie lächelte leicht. „Ich bin nicht mehr sauer.“
    Erleichtert atmete auch Shuu auf, der für den kleinen Wutausbruch von Rika zum Größtenteil verantwortlich war.


    Gemeinsam setzten sich die Trainer in der Nähe des Dorfplatzes auf eine Parkbank. Sie genossen die Ruhe, die nun wieder eingekehrt war. Auch der Betrieb in Trostu wurde ruhiger. Es brach die Mittagszeit an.
    Kyouji kümmerte sich um sein Arkani. Die zeitaufwendige Fellpflege mochte der Feuerhund sehr. Eine tiefe Freundschaft knüpfte sich dadurch zwischen Trainer und seinen Pokémon.
    „Wann hat sich dein Fukano denn entwickelt?“, fragte die Braunhaarige interessiert, während sie dem Jungen zusah. Der Angesprochene blieb, er dachte anscheinend nach. „Durch Zufall fand Arkani einen Feuerstein auf Route 209. Nun ja, als es diesen berührt hatte, entwickelte es sich.“ Arkani streckte sich. „War der Zeitpunkt nicht zu früh?“
    Shuu stimmte Haruka mit einem kurzen Nicken ein. Manche Pokémon entwickelten sich nur mit Hilfe eines bestimmten Steines. Wann war der richtige Zeitpunkt um ihnen solch einen Stein zu geben? Experten rieten den Pokémon erst einen Entwicklungsgegenstand, wie einen Donner-, Feuer-, Blatt-, Wasser- oder Mondstein, zu geben, wenn sie stark genug waren? Aber wann war dieser Zeitpunkt? Wann waren sie stark genug?!
    Kyouji lachte. „Gewiss, es war nicht gerade ein passender Zeitpunkt, aber ich bin trotzdem zufrieden mit Arkani.“, erwiderte der Junge.
    Rika erhob sich, nachdem sie sich einige Zeit im Hintergrund gehalten hatte. „Tut mir Leid, das ich euch unterbreche.“, sagte das Mädchen. Kyouji schaute sie fragend an. Die Schwarzhaarige erwiderte seinen Blick. „Du weißt doch, was sich momentan im Pokémon Center abspielt, oder?“
    Kyouji nickte folglich; sie sprach von indirekt von den Ruinen. „Natürlich. Ich war doch in den Ruinen.“
    „Hast du etwas herausgefunden über diese mysteriösen Pokémon von denen die Trainer reden?“, Rika verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre schwarzen Haare glänzten im Sonnenlicht leicht.
    Der Blonde stand auf und zuckte mit den Schultern. „Ich habe nichts Besonderes entdeckt, aber…“ Seine Blicke wurden ernst. „…irgendetwas ist nicht Ordnung.“
    Rika war zufrieden mit der Auskunft. So schulterte sie ihren dunklen Beutelsack und hatte einen Pokéball in der Hand.Irritiert blickte Shuu das Mädchen an. Sie wollte doch nicht etwa…?
    „Rika! Du willst doch nicht…“ Ehe der Grünhaarige den Satz beenden konnte, unterbrach ihn Rika mit einer Handbewegung. „Oh doch! Ich will jetzt wissen, was sich dort abspielt und so viele Pokémon verletzt sind.“
    Shuu empfand schon schwer genug gegen Harukas Sturkopf anzukämpfen. Aber Rikas Dickschädel war genauso schwierig dagegen anzukommen.
    Kyouji war von der selbstbewussten Art Rikas überzeugt. Für ihn stand fest, dass er sie nicht alleine gehen ließ. „Ich komme mit.“, entschied er.
    Haruka war verunsichert. Was sollte sie tun? Alleine bleiben wollte sie auf keinen Fall!
    „Ohne uns.“, meinte Shuu. „Haruka und ich kommen nicht mit euch.“, er sah kurz zu seiner Freundin. Dankbar über seine Antwort lächelte sie ihn an.
    Rika warf Kyouji einen kurzen Blick zu. Sie war sich nicht sicher, ob dies eine gute Idee von dem Blonden war, sie zu begleiten. Doch ihre Meinung ändern, konnte sie nun nicht mehr. „Lass uns gehen.“


    Die Ruinen erhoben sich vor Rika und Kyouji. Es war ein kunstvolles Gebäude, dessen Mauern aus Stein gehauen war. Vor der langen Treppe, die zum Eingang führte, thronten die Staturen von Dialga und Palkia. Eine seltsame Inschrift war auf dem Sokel der Staturen eingeritzt.
    Den beiden Jugendlichen interessierten sich nicht für alte Artefakten. Mehr aber fanden sie Interesse hinter dem Geheimnis der Ruine zu kommen, denn viele Pokémon wurden verletzt. Ihre Trainer behaupteten auf seltene Pokémon getroffen zu haben. Aber ob das die Wahrheit war? Welches Geheimnis steckte wohl dahinter?
    Diese Fragen schwirrten besonders im Kopf der Schwarzhaarigen herum. Welche Gefahren sie wohl erwarten würden?
    Inzwischen waren sie bereits am großen Portal angekommen und hielten kurz inne. Kyouji neigte den Blick auf Rika, die leicht angespannt war. „Rika? Meinst du es ist eine gute Idee gewesen?“, erkundigte er sich. Das Mädchen erwiderte den Blickkontakt. „Hast du jetzt etwa Angst?“, grinste sie. Kyouji brummte. „Nein! Jetzt beantworte meine Frage!“, sagte er leicht verärgert. Rika grinste hämisch. „Falls du denkst, ich habe Angst, dann irrst du dich.“
    Mit diesen Worten passierte Rika den Eingang und ließ den Jungen irritiert zurück. Dann folgte er ihr in den dunklen Gang.
    Es war seltsam still, keine Anzeichen von Gefahr lauerten auf sie. Der Gang, in dem sie sich befanden, erstreckte sich sehr weitläufig, endete aber jedoch schließlich in einer kleinen Kammer. Nun führte eine lange Treppe hinunter in die dunklen Räume der Ruinen. Noch immer war es ruhig, nur der kalte Wind blies durch die steinernen Flure.
    Kyouji und Rika konnten wahrhaftig nicht sagen wie lange sie bereits herum irrten ohne eine bedeutende Spur zu finden. Die schweigsamen Minuten erstreckten sich, nach Gefühl, bis auf Stunden aus.
    Plötzlich hielt Rika inne und lauschte den wenigen, hörbaren Geräuschen. Doch nichts. Es herrschte Stille, beinahe schon gruselige Stille, die Rika eine Gänsehaut verschaffte.
    Auf Kyouji übte diese totenähnliche Ruhe negative Emotionen aus. Er wurde unruhig, zwar verspürte er noch keine Furcht, aber die Unruhe packte ihn.
    Plötzlich blendete sie ein gellendes Licht und vor ihnen tanzten einige schattenartige Wesen umher. Ihr ruhiges Verhalten wandelte sich jäh in Aggressivität um; ein roter Strahl bündelte sich zusammen und zielte geradewegs auf das schwarzhaarige Mädchen.
    Rika neigte den Kopf zur Seite und starrte mit flimmerndem Blick, als sei sie halb bewusstlos, in die lodernden Energiestrahlen. Sie kniff die Augen leicht zusammen und erwartete, dass die Energie sie schwer verletzen würde.
    „Rika!! Pass auf!“ Alarmiert versuchte der Blonde Rikas Arme zu packen. Dies gelang ihm und er schloss schützend die Arme um sie.
    Das Mädchen vernahm nur ein dumpfes Aufkeuchen als ihr Beschützer gegen die harte Steinmauer prallte. Der Griff um ihre Hüften lockerte sich und gab Rika nun vollständig wieder frei.
    Rika, die noch etwas benommen war, beugte sich über den reglosen Körper des Blonden. „Kyouji!“, wisperte das Mädchen tonlos. Ihre Stimme zitterte leicht vor Angst. Ja, sie hatte Angst. Angst um ihn - ihren besten Freund. (Haha, wer’s glaubt… XD)
    Zu Rikas Erleichterung spürte sie nun eine Hand, die sich auf ihren Rücken legte. „Rika…?“ Kyouji richtete behutsam seinen Oberkörper wieder auf. Er fasste sich an den Kopf, der vor Schmerz pochte. „Ist… Ist alles in Ordnung… bei dir?“, fragte er besorgt, war aber sehr benommen. Rika nickte und lächelte froh. „Du bist ein Dummkopf!“
    Kyouji grinste keck. „Wieso? Es ist doch nichts passiert.“ Er konnte sich einfach nicht sein Grinsen verkneifen, immerhin standen leichte Tränen in Rikas Augen – und dieses Phanomän sah man selten bei dem Mädchen.
    Rika wandte wütend ihren Blick von ihm ab. Sie sah schwarze Pokémon, die seltsam geformt waren. Dem Anschein nach waren ihre Körper geformt als wären sie Buchstaben. Dazu noch wirkten die Pokémon aufgebracht und abermals sammelten sie Energie.
    Der Blonde packte Rika grob an der Hand; er achtete nicht auf seine eigenen Schmerzen, die er durch den harten Aufprall erlitten hatte. Rika gab einen verstörten Aufschrei wider. So schnell wie ihre Beine sie nur trugen, flüchteten sie ohne zu wissen, wohin sie überhaupt rannten. Trotzdem war diese Flucht ihnen nicht gegönnt, denn die Pokémon tauchten rasch vor ihnen auf und versperrte ihnen den Weg. Auch der Weg aus dem sie kamen, war versperrt durch die wütenden Icognito. Es waren ungefähr 20 von ihnen.
    „Verdammt!“, fluchte Kyouji. „Jetzt haben wir die Unruhestifter gefunden!“ Rikas Augen wanderten suchend umher. „Was jetzt?“, kam es von ihr, aber Kyouji erwiderte nichts.
    Nochmals sammelten die Pokémon den roten Energiestrahl, der zu den Trainern zischte. Kurz bevor er sie traf, zertrümmerte der Strahl den Boden, sodass Rika und Kyouji durch das entstandene Loch fielen und dumpf aufkamen.
    Durch den Rauch, den sie aufgewirbelt hatten, waren die Pokémon orintierungslos. Dadurch waren die Jugendlichen zunächst sicher vor erneuten Angriffen.
    Der Blonde lehnte sich an die kühle Steinwand. Die Pause hatten sie nach der längeren Flucht vor den Pokémon reglich verdient.
    Rika rieb ihre Arme um sich zu wärmen. Es war kalt und der Wind machte es nur noch schlimmer. „Was jetzt?“, fragte das Mädchen. Kyouji zuckte die Schultern. „Warten bis die Pokémon sich wieder beruhigt haben?“, kam es von ihm.
    Rika gab sich mit dieser Antwort nicht zufrieden. Warum sollte sie ihr rumsitzen und warten? Warten bis die Pokémon sie erneut angreifen würden? „Warum kämpfen wir nicht?“ Kyouji wandte den Blick an. „Ich habe nur Arkani bei mir.“
    Fluchend schlug das Mädchen gegen die Wand. „Mist, ich habe meine Pokémon im Center gelassen. Ich trage nur Hundemon bei mir.“
    Kyouji lachte leise. „Toll, gutes Timing.“, sagte er mit einem sarkastischen Unterton.
    Für ihren Leichtsinn bestrafte sich Rika mit einigen wütenden Schlägen gegen die Wand bis ihre Hände schmerzten. Kyouji musterte das Mädchen. „Mach dir keinen Vorwurf. Himmerhin haben wir ein Pokémon bei uns.“
    Doch da kam Rika eine Idee in den Sinn. Warum baten sie nicht einfach um Hilfe? Rika stellte sich vor ihren Freund, der sie neugierig musterte. „Schick Arkani zu den Anderen.“, forderte sie ihn auf.


    Haruka und Shuu saßen auf einer Bank am Pokémon Center. Sie genossen die gemeinsame Ruhe, die sie durch Rikas und Kyoujis Abwesenheit nun hatten. Doch Haruka konnte die Ruhe nicht wirklich genießen. Sie machte sich Sorgen um die beiden Freunde. Immerhin waren sie in die gefährlichen Ruinen gegangen.
    Shuu bekümmerte diesen Gedanken nicht. Er kümmerte sich weiterhin um Glumanda, dem es immer besser erging und allmählich Vertrauen zu Haruka und Shuu aufbaute.
    Wieso sollte er sich Ängste darüber zeigen, dass ihnen etwas geschah? Rika und Kyouji waren beide gute Trainer und sie hatten ja ihre Pokémon dabei…
    In diesem Augenblick öffnete sich die Schiebetür des Pokémon Centers. Schwester Joy kam zu ihnen. „Hallo!“
    Haruka und Shuu neigten ihre Köpfe zu der Krankenschwester herum. „Wo sind eure Freunde?“ Das Mädchen war verwirrt. „Wie? Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“
    Schwester Joy lächelte. „Die Pokémon eurer Freunde sind wieder fit. Sie können wieder abgeholt werden!“Die neue Erkenntnis musste erstmal wirken…
    „Bitte, WAS?“, schrien der Grünhaarige und Haruka, die Ruhe wegwerfend.


    „Ich soll was?“, erwiderte der Junge entgeistert. „Was sollte dies bewirken, Rika?“
    Die Angesprochene schlich vor seinen Augen auf und ab. „Was denn wohl?“, knurrte das Mädchen. „Arkani ist schnell; es wird den Weg hieraus schnell finden! Und alleine erregt es vielleicht nicht so viel Aufregung.“
    Kyouji wusste nicht, was er von der Idee halten sollte. Schließlich hätten sie dann nur noch Hundemon übrig, auch wenn der Schattenhund alles tat um Rika zu beschützen. Jedes Pokémon hatte seine Grenzen.
    Letztendlich gab er schließlich doch auf. Sie hatten keine andere Wahl. „Okay, du hast gewonnen, Rika.“, entgegnete er ihren strengen Blicken. Erleichtert seufzte die Schwarzhaarige.
    Kyouji befreite daraufhin den Feuerhund aus seinem engen Pokéball. Freudig über die Freiheit, die das Pokémon verspürte, streckte es sich. Sein Trainer legte ihm die Handfläche auf die Brust. „Arkani, hör mir zu.“, bat der Blondhaarige. Der Feuerhund musterte seinen Trainer mit verwirrten Blicken über seine Ernsthaftigkeit im Gesicht. „Du musst Hilfe holen! Such Haruka und Shuu!“ Der Feuerhund verstand, was Kyouji von ihm wollte. Es nickte. „Gut, und jetzt los!“ Arkani stob nun bellend davon. So blieben nun Rika und der Junge wieder alleine zurück.
    Der Blonde beäugte Rika und sah ihr an, dass sie fror. „Komm her, wenn dir kalt ist.“, meinte er. Die Schwarzhaarige wusste nicht wirklich, ob sie auf das Angebot eingehen sollte. Ein komisches Gefühl aus Schüchternheit und Beklemmenheit verbot ihr diese Annäherung zu Kyouji. Kyouji griff nach ihrer Hand und zog Rika an sich heran. An seiner Brust legte sie ihren Kopf und schloss die Augen. Geborgenheit und Wärme erfüllte den Körper des Mädchens. Es verging eine ganze Weile, das Rika und Kyouji solcher Nähe ausgesetzt waren.


    In Haruka breitete sich Panik aus! Rika und Kyouji waren losgezogen nur mit einem Pokémon, trotz der Gefahren über die sie Bescheid wusste? Waren sie lebensmüde?
    Shuu versuchte, nachdem der erste Schock überwunden war, Schwester Joy die Situation zu erklären. „Schwester Joy… Wann haben Rika und Kyouji ihre Pokémon abgegeben?“
    Die Krankenschwester dachte angestrengt nach. „Wann das war? Nun ja, kurz bevor Kyouji im Pokémon Center eintraf. Und Rika hatte ihre Pokémon zum Durchchecken abgegeben als sie alleine war.“, antwortete die Frau. „Was hat es damit zutun?“
    Haruka war sich sicher, dass die Krankenschwester auch nicht begeistert war, wenn sie von Rikas und Kyoujis übereilter Aktion erfuhr. „Nun, die Beiden sind in den Trostu-Ruinen und haben jeweils nur im Besitz eines Pokémon mitgenommen.“
    Schwester Joy war nun auch mehr als überrascht. „Wie bitte?! Wie kann man nur so nachlässig sein? Ich muss die Polizei benachrichtigen!“
    Doch es stellte sich heraus, dass es unnötig war die Polizei hinzu zuziehen. Arkani kam schnurstracks auf Haruka und Shuu zugestürmt. Sein Zustand war normal; es hatte unverletzt die Ruinen wiedder verlassen.
    „Arkani!“, rief Haruka. „Das ist doch Kyoujis!“ Shuu nickte. Es handelte sich um das Pokémon des blonden Trainers.
    Der Feuerhund bellte aufgebracht, zerrte an Shuus Ärmel und wollte ihn mit sich ziehen. Als der Trainer dies noch immer nicht verstand, legte es sich vor ihnen nieder und signalisierte ihnen, dass Haruka und Shuu auf seinen Rücken aufsteigen sollten. Nachdem das Pärchen Arkanis Wunsch erfüllt hatte, erhob sich das majestätische Pokémon. Atemlos bestaunten sie diese Eleganz des Pokémons. Verkrallten sich jedoch als Arkani schließlich loshetzte.
    Shuu fühlte sich erinnert von seinem letzten Ritt auf einem laufenden Pokémon. Auf einem Gallopa. Das schnellste Pokémon auf dem Lande was existierte (in der Luft ist es Panzaeron mit 300 km/h).
    Rasch kamen Haruka und Shuu am imposanten Gebäude der Ruinen an, dank Arkanis Schnelligkeit. Haruka war einwenig eingeschüchtert von der Erscheinung des Gebäudes. Arkani betrat die Ruinen und folgte dem Weg, den Rika und Kyouji vorher gegangen waren.
    Plötzlich überraschten einige Icognito das Pokémon und schossen die rötlichen Strahlen auf es ab, doch Arkani wich flink aus, auch wenn Haruka und Shuu etwas durchgeschüttelt wurden. Der Feuerhund entfachte nun einen Flammenwurf und vertrieb die Pokémon. Arkani konnte nun seinen Weg wieder fortsetzen bis sie schließlich zu der Stelle kamen, an der Kyouji und Haruka von den Icognito angegriffen wurden. Leichte Spuren waren von der Auseinandersetzung zu sehen.
    Die Einbruchstelle fanden sie ebenfalls schnell auf. Von Rika und Kyouji fehlte jedoch jede Spur. „Rika? Kyouji?“, rief Haruka in die Dunkelheit. Die Rufe hallten in den weiten Fluren wider und wider…
    Shuu hielt Haruka den Mund mit der Hand zu. „Pssst, bist du bescheuert?“, zischte der Grünhaarige.

  • 30. Kapitel


    Das Ruinen-Unglück (Teil III)


    Rika schreckte hoch. Stimmen! Sie sprang hastig auf die Füße. „Kyouji!“ Der Angesprochene reagierte nicht. „Kyouji! Da war etwas!“
    Träge hob der Junge seinen Kopf. Im Unterbewusstsein hatte er ebenfalls etwas gehört. Schemenhaft und undeutlich. Aber da war etwas gewesen!
    „Mein Plan ist aufgegangen!“, sagte sie. „Arkani hat Haruka und Shuu hierher gebracht!“
    Kyouji streckte sich und schüttelte seinen Kopf um wieder bei klaren Gedanken zu sein. „Komm, wir gehen ihnen entgegen.“, meinte der Blondhaarige und nahm Rika an der Hand.
    Mit sanften Druck zog er sie mit sich, auch wenn dies nicht von Nöten gewesen. Rika folgte ihm auch ohne, dass er sie mit zog.
    Die Gänge schienen ihnen noch düsterer vorzukommen als bei ihrer Ankuft. Sie rannten einfach los, nur ihrem Gefühl folgend.
    Doch plötzlich schnitten wieder einige Icognitos ihnen den Weg ab. Sie waren verärgert. Rika und Kyouji suchten vergeblich nach einem Ausweg aus dieser Misere. Der Blonde fasste einen heiklen Plan; sie mussten die Pokémon abschütteln!
    „Komm mit!“, forderte Kyouji atemlos. Zögernd blieb Rika stehen. Ihre Furcht verbot es diesem Plan nachzugehen. Aber Kyouji ließ ihr keine andere Wahl. „Komm schon!“
    Der Junge packte ihr Handgelenk und rannte wieder los, ohne auf die Pokémon zu achten. Rika hatte keine Chance dagegen zu protestieren.
    Die Icognitos folgten ihnen und feuerten zornig mehrere Energiesträhle hintereinander ab. Das Ziel verfehlten sie nur knapp.
    Ein gleißender Feuerstrahl umringte die seltsamen Pokémon und machte sie schadlos. „Ar~kani! Ark-ani!“, der Feuerhund sprang vor Rika und Kyouji und knurrte erbost die neuen Feinde an. „Perfektes Timing, Arkani!“, lobte sein Trainer und Arkani antwortete ihm mit einem wilden Gebell und Knurren.
    Das Mädchen wandte sich um, nachdem in ihr Ohr so etwas wie Schritte erklangen. „Haruka! Shuu!“, rief Rika einwenig erleichnert. Haruka und Shuu hielten inne. „Was war das denn für eine Aktion, hä?“, tadelte Haruka. „Einfach ohne Pokémon loszurennen!“
    Rika und Kyouji grinsten breit. „Jetzt sollten wir erstmal unsere Haut retten.“, meinte der Grünhaarige und stoppte weiteren Tadel seiner Freundin. „Quatschen könnt ihr hinterher auch noch.“
    Die Icognitos wurden beim Auftauchen neuer Eindringlinge noch wütender. „Los!“, riefen Haruka, Shuu und Rika und warfen ihre Pokébälle in ihre Höhe.
    Aus der Lichtflut sprangen Hundemon, Psiana, Nachtara und auch Lugia – wenn auch unfreiwillig. Es hatte sich wieder aus seinen Pokéball befreit. Das Kleine schmiegte sich daraufhin an Harukas Hosenbein und zerrte zaghaft daran. „Lugia! Wir haben keine Zeit zum Spielen!“, sagte Haruka panisch als die Psycho Pokémon abermals einen Angriff versuchten.
    „Arkani!“ „Hundemon!“ Kyouji und Rika stellten sich nebeneinander. „Flammenwurf!“, schrien beide Jugendlichen.
    Ihre Pokémon entfachten einen glühenden Flammenwurf, der die Vielzahl von den Icognitos ausschaltelte. Aber es kamen wieder umso mehr von ihnen nach. „Psiana! Pyschokinese! Lugia, Aquawelle!“, rief Haruka ihren Pokémon zu.
    Aus Psianas Juwel trat eine magische Energie von Psychokräften aus und hielten die Icognitos in der Luft. Anschließend überflutete Lugia die Pokémon mit seiner Aquawelle und besiegte somit einige von ihnen.
    „Los, dass ist unsere Chance!“, brüllte Shuu seinen Freunden zu. Diese bejahten mit einem kurzen Nicken und folgten Shuu schließlich. Ihre Pokémon rannten ihnen hinterher.
    Die Gruppe wurde weiterhin von einigen Icognitos verfolgt, die immer wieder die Truppe angriffen. „Nachtara, Spukball!“
    Die Schattenkatze bremste ab, drehte sich um und schleuderte einen Schattenball auf die angreifenden Icognitos. „Psiana! Du auch!“ Auch Psiana formte einen Spukball, der beim Aufprall explodierte.
    Durch den aufgewirbelten Rauch konnten die Jugendlichen nun weiterhin die Flucht ergreifen. Dank Hundemon und Arkani waren sie auch auf den richtigen Weg.
    „Wir haben es bald geschafft!“, keuchte Kyouji als sie kurz inne hielten. Sie waren erleichtert, dass ihre Verfolger sie anscheinend in Frieden ließen.
    Aber zu früh gefreut! Die Icognitos umzingelten dieses Mal, sodass es keine Möglichkeit für die Vier gab um zu entkommen. Wieder formten sie rötliche Energiestrahlen.
    „Flammenwurf, Hundemon, beeil dich!“, sagte Rika hastig. Der Schattenhund gehorchte und mobiliserte einen flammenden Strahl, der sich seinen Weg durch die Pokémon bahnte. „Gut gemacht, Rika!“, lobte die Braunhaarige.
    Gemeinsam setzten sie ihren Rückzug aus der Ruine fort. Es dauerte nicht lange bis sie endlich Tageslicht erblicken konnten. Im Freien sanken sie erschöpft auf den Boden. Die Icognitos waren erfreut zu sehen, dass die Fremdlinge ihr Territorium wieder verlassen hatten.
    Kyouji blickte zu Rika herüber, die auf einem Felsen hockte. Sie hielt sich die Hand. „Rika, alles in Ordnung?“ Er griff nach ihren Händen, doch das Mädchen riss rasch die Finger weg. Die Schwarzhaarige schaute den Jungen düster an. Warum mischte er sich überall? Reichte es ihm nicht, dass sie sich umsonst Sorgen um ihn gemacht hatte in den Ruinen? „Rika! Was ist los?“, keifte der Junge.
    Rika erhob sich ruckartig. Ihre Gesichtszüge waren hart und eiskalt. „Komm mir nicht in die Quere, Kyouji! Du hast dich schon zu sehr in meine Angelegenheiten eingemischt. Falls du es doch wagen solltest, dann wirst du es bereuen!“
    Kyouji war durch die Kälte von Rika und der Drohung sprachlos. Wie konnte Rika ihn nur so zurückstoßen? Warum?
    Auch Haruka und Shuu begriffen nicht den Grund Rikas derartiger Reaktion. Was war vorgefallen zwischen Rika und Kyouji? Sie würden es nie erfahren, was sich dort in der Ruine abgespielt hatte zwischen den Beiden…


    Zurück im Pokémon Center holten Rika und Kyouji ihre zurückgelassenen Pokémon ab. Sie schwörten sich auf Schwester Joys Standpauke, das sie niemals mehr so leichtsinnig handelten. Schließlich hatten sie sich in größte Gefahr begeben, obwohl sie wussten, welch Unheil dort auf sie wartete.
    An diesem Abend sprachen Rika und Kyouji nicht mehr miteinander. Sie gingen sich aus dem Weg oder schwiegen sich nur an.
    „Das wird schon wieder.“, versicherte Haruka dem Blonden. „Rika wird sich schon wieder zur Vernunft kommen.“
    Der Angesprochene lächelte über Harukas Zuversicht, teilte aber diese nicht. Dazu kannte er sie zugut. Rikas Hass gegenüber ihren Bruder ließ sie völlig erkalten. Sie duldete selbst ihre engsten Freunde nicht mehr in ihrem Umkreis. So blind war sie vor ihren Rachegefühlen.
    Um auf andere Gedanken zu kommen, zupfte die kleine Feuerechse an Shuus Hosenbein. „Glu~! Glumanda Glu~manda!“ Der Grünhaarige blickte das Pokémon an. „Hm?“
    Das verwaiste Pokémon spreizte die Klauen und wurde immer ungeduldiger. Warum die Menschen etwa so blöd? (XD)
    Kyoujis Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln. „Weißt du was, Shuu?“ Der Grünhaarige musterte den Blonden fragend. „Ich denke, Glumanda sieht dich als ebenbürtiger Gegner an. Es will mit dir kämpfen.“
    Shuu starrte einige Momente die rote Echse an. Sie war wirklich in Topform; voller Selbstvertrauen und vor allem schenkte es wieder den Menschen seinen Glauben – zumindenstens ihm und den beiden Mädchen in seiner Begleitung.
    „Glumanda, ich nehme deine Herausforderung an!“


    Die Feuerechse wetzte seine blanken Klauen an einem Felsen. Schließlich spreizte es die messerscharfen Waffen und blickte abwartend zu Shuu herüber.
    „Shuu, glaubst du, dass du gewinnst?“, fragte Haruka vorsichtig. Es war unklar, wie stark Glumanda war. Diese Tatsache verängstigte das Mädchen einwenig.
    Der Grünhaarige vergrößerte per Knopfdruck einen gewählten Pokéball. „Klar, was denkst du denn?“, erwiderte er grinsend. „Auf geht’s, Koknodon!“
    Koknodon löste sich aus der Lichtenergie, die der Pokéball freisetzte. Entschlossen stampfte es auf den Boden und wirbelte Staub auf.
    Kaum war Shuus Pokémon bereit zum Kampf, griff auch schon Glumanda mit eisenharten Metallklauen an. „Kopfnuss!“
    Der blaue Saurier reagierte flink und katapultierte sich in die Höhe. Gleich darauf ließ es Glumanda seinen harten Schädel spüren. Aber die Feuerechse war alles andere als schwach. Nein, sie gab nicht auf!
    Eine züngelnde Flamme umschmeichelte den Körper des Gestein Pokémon. Auch wenn ihm die Hitze nicht ernst verletzen konnte, so war es bewegungslos in dem Feuerwirbel gefangen. Glumanda nutzte die Chance für einen kraftvollen Schlag mit den Metallklauen und fügte Koknodon erhebliche Schmerzen zu. Die Feuerechse war seinem Sieg so zuversichtlich gegenüber, dass es beinahe schon übermütig wurde.
    Shuu blieb diese Tatsache nicht verborgen und machte sich Glumandas Leichtsinn zum Vorteil. „Koknodon, bleib wo du bist.“
    Der Saurier willigte mit einem kurzen Nicken ein; es entspannte sich völlig um so ruhig wie möglich zu wirken, damit sich Glumanda sicher fühlte.
    Der Plan schien tatsächlich funktionieren; Glumanda begann abermals einen Angriff mit den Klauen und begab sich somit in Koknodons Nähe. Es unterschätzte die hohe Reaktionsfähigkeit des Pokémons, denn Koknodon konnte blitzschnell angreifen.
    „Zen-Kopfstoß!“ Das Pokémon attackierte Glumanda mit einem heftigen Stoß mit dem glühenden, harten Schädel. Die Feuerechse rutschte über den Boden, konnte aber noch weiterkämpfen. „Wir beenden es, Koknodon!“, sagte Shuu selbstsicher. „Kopfstoß!“
    Glumanda war wie erstarrt. Es war noch nicht Mal in der Lage noch rechtzeitig auszuweichen.
    Im Angesicht dieser rücksichtslosen Attacke durchströmten Glumanda neuartige Gedanken. Nicht nur das Feuer Pokémon würde sich schwer verletzen, sondern auch der Angreifer würde unter den Folgen des Angriffes erheblich zu leiden haben. Wie konnte Shuu sein Pokémon solch einer Gefahr aussetzen? Vertraute Koknodon ihm so sehr? War er wahrhaftig ein guter Trainer, der seine Pokémon mit Hingabe und Liebe pflegte?
    Bei diesen Gedanken wurde Glumanda warm ums Herz. Wie sehr hatte sich das kleine Pokémon einen solchen Trainer gewünscht? Jetzt wurde sein sehnlichster Wunsch nach Geborgenheit erfüllt. Selbst den Schmerz des Kopfstoßes verspürte die Echse als weniger qualvoll und bitter.
    Mit verschleiertem Blick nahm Glumanda nur noch die schemenhaften Umrisse Shuus wahr, der sich besorgt über ihn beugte und es auf den Arm nahm. Glumanda fühlte sich zum ersten Mal in seinem leidvollen Leben gehütet. „Glu… Glu~manda?“
    „Keine Sorge, ich werde dich nie im Stich lassen, Glumanda.“, flüsterte Shuu nur für die Feuerechse hörbar. Auf Glumandas Gesicht erschien wieder ein erfreutes Lächeln. „Du bist doch mein Pokémon.“


    Für Haruka, Shuu und Rika war es an der Zeit am nächsten Morgen wieder zur nächsten Stadt aufzubrechen. Zuviel Zeit hatten sich bereits verloren durch den längeren Aufenthalt in Trostu und der Zwischenfällen, die sich ereignet hatten.
    Kyouji entschied sich jedoch noch an diesem Abend aufzubrechen, zusammen mit Arkani an seiner Seite.
    Haruka und Shuu vermuteten nur wage den Grund seines sofortartigen Aufbruchs – Rika. Er war verletzt darüber, dass sie nicht wollte, dass Kyouji sich in ihre Entscheidungen drängte. Für Rika war er ein Rivale; ob Kyouji ihr bester Freund war, scherte sich Rika nicht darum.
    „Pass auf dich auf, Kyouji. Und handle nicht wieder so überstürzt.“, tadelte ihn Shuus Freundin. Kyouji grinste. „Das war nicht meine Idee, Haruka!“, erwiderte er und bestieg Arkanis Rücken. Sein Blick suchte nach Rika, doch sie war nicht hier draußen um sich von ihm zu verabschieden. Enttäuscht drehte er sich wieder zu Haruka und Shuu. „Also dann, bis bald, Leute. Und Shuu? Pass auf gut auf Glumanda auf!“
    Der Angesprochene lachte und gab den Blonden einen freundschaftlichen Klapps.
    „Adios Amigos! Wir sehen uns.“, rief Kyouji und hielt sich an dem Nackenfell des Feuerhundes fest. Haruka und Shuu traten von Arkani zurück. Blitzartig schoss Arkani jaulend los und entfernte sich rasch von dem Pärchen.
    Rika trat aus dem Schatten des Pokémon Centers hervor und blickte Kyouji einige Zeit nach. Hatte sie richtig gehandelt? Ging etwa ihr Stolz mit ihr durch?

  • Zitat

    Sie musste ihm noch viel mehr beibringen in Sachen Mädchen!

    Lolz...ich lach mich tot! Einfach nur geil wie du dein Kapitel wieder aufgebaut hast^^ Zum schießen. Hab mich krank gelacht ^^ Aber wie sagt der Herr Barth so schön: Männer sind primitiv, aber glücklich. Ich muss es ja wissen XP


    Nun, R&S waren wieder mal vorzüglich, als auch die Thematik des Ganzen. Herrlich. einfach nur herrlich. Kann nicht drum herum das immer wieder zu wiederholen. Und wiederholen. Und wiederholen...


    Also mach schnell weiter, ja? XP Lol, abgesehen von mir und Roselia liest keiner die Story. Wieso ist mir ein Rätsel. Lesen sie denn etwa alle zu langsam, schreckt die Länge sie ab oder was? pps, off-topic ^^"

  • Eigentlich sollte dieses Kapitel ein Special werden, hab mich aber dennoch entschlossen, dass es ein normales Kapitel ist - auch wenn es zu den anderen Kapitel sehr kurz ist. Es gehört zwischen Kapitel 13 und 14 und wird im späteren Verlauf eine wichtige Stütze sein. x3


    Mondnacht


    Es war eine klare, aber kühle Vollmondnacht. Der Wind wog sanft die Äste der Bäume und ließ Büsche geheimnisvoll rascheln. Ein nächtlicher Eulenschrei zog sich über die dunkle Stadt.
    Behutsam setzte die schwarze Schattenkatze Pfote vor Pfote auf den Boden, bedacht nicht versehentlich auf einen Zweig zu treten. Die Ohren waren stets aufgerichtet, selbst das leistete Geräusch entging Nachtara nicht.
    Diese Nacht war wie perfekt um fortzulaufen, hinaus in die Nacht! Das Pokémon neigte den Kopf leicht nach rechts. An seine Seite trat Psiana, wesentlich angespannter als die Schattenkatze es war, die an die Finsternis gewöhnt war. Sichtlich orientierungslos glitten ihre amethystfarbenen Augen durch die tiefe Nacht. Jedes Geräusch schreckte die Lichtkatze von neuem auf. Sie schloss die Lider über den Augen und atmete tief durch, jede Unruhe sversuchte Psiana zu unterdrücken. Ihre Augen waren einfach nicht geschaffen nachts sehen zu dürfen.
    Stumm schmiegte sich die Lichtkatze an Nachtaras graziösen Körper. Tröstend fuhr seine Zunge über den Kopf seiner Liebsten. Dann entglitt sich Nachtara Psianas Nähe und trat ruhigen Schrittes ins Dunkle. Sein Körper wurde mit der nächtlichen Umgebung eins.
    Psiana wurde augenblicklich wieder unruhig, sie fühlte zwar die Anwesenheit der Schattenkatze, jedoch wagte sie sich nicht in die Nacht heraus zu treten. Ohne das vertraute Licht der Sonne erschien es Psiana als wäre sie der Nacht ausgeliefert.
    Nervös neigte sich ihr Kopf wieder zur Balkontür, die nur einen spaltbreit geöffnet war, aber weit genug, dass die schlanken Körper Psianas und Nachtaras hindurch passten. War dies nicht eine willkommende Geste ihrer Trainer ihnen eine Möglichkeit zur getrauten Zweisamkeit? Oder war ihre Entscheidung zu Entfliehen töricht?
    Rasch schüttelte Psiana diese Gedanken ab. Während die Schattenkatze ihr aufmunternd zu nickte, lief Psiana freudig auf das Pokémon zu. Zärtlich schmiegte sich die Lichtkatze an den warmen Körper Nachtaras. Schließlich wandte sich die schwarze Katze von ihr ab und rannte in die Richtung des Wäldchens am nahen Stadtrand. Die ringartigen Zeichnungen auf Nachtaras Fell glimmten schwach in der Nacht und ergänzten das wenige Licht des Vollmondes.
    Psianas Unentschlossenheit schwand und machte einem Gefühl des Glücks stattdessen Platz. Die Lider über den violettfarbenen Augen schlossen sich um sich vollends auf ihren feinen Geruchssinn zu konzentrieren. Eine leichte Brise trug den vertrauten Geruch ihres Liebsten zu sich. Dann öffneten sich ihre Augen und blickten in die nächtliche Schwärze, jedoch hing der Duft Nachtaras deutlich in der Luft.
    Zunehmst selbstsicher folgte die Lichtkatze dieser unsichtbaren Spur. Allmählich wurde die Dunkelheit ihr vertraut, Psiana fühlte sich sicherer.
    Am nahen Stadtrand erwartete Nachtara bereits Psiana geduldig. Das letzte, spärliche Licht der Straßenlaternen erhellte ihre unmittelbare Umgebung. Hinter dem Stadtrand befand sich eine lichte Reihe von Bäumen. Ein friedliches, kleines Wäldchen. Die Blätter rauschten leise in einem Luftzug.
    Nun Seite an Seite überschritten Nachtara und Psiana die Grenze der Stadt, und traten unter das dichte Blätterdach. Die Schattenkatze erhob den Kopf zum Himmel, der jedoch kaum zu sehen war. Nichts vermochte durch das dichte Gezweig der Äste hindurch zu kommen. So schwand das schwache Licht des Mondes, was sie stets begleitet und wenig Helllichkeit gebracht hatte.
    Psiana aber fürchtete sich nicht mehr vor der Dunkelheit und war dankbar dafür, dass Nachtara nicht von ihrer Seite wich. Sonst wäre das Gefühl der Hilflosigkeit wieder über sie hinein gebrochen und hätte sie verschlungen.
    Schon bald lichtete sich der Wald, obwohl sich Psiana und Nachtara im Herzen des kleinen Wäldchens befanden. Das silbrige, aber kühle Mondlicht umspielte wieder ihre Körper als sie auf eine kreisrunde Lichtung traten. In ihrer Mitte war ein kleiner See, dessen Oberfläche im Mondschein glitzerte. Fasziniert blickte Psiana gen Himmel und betrachtete den Vollmond, der direkt über der Lichtung zu sein schien und sein spärliches Licht den Wesen spendete, die mit Ehrfurcht zu ihm aufschauten.
    Plötzlich durchschnitt ein weiterer Eulenschrei die Stille. Nachtara und Psiana wagten es nicht sich zu entspannen, solange der Vogel nicht vorbeigeflogen war. Dann fröstelte es Psiana als der kühle Wind durch die Gräser strich. Nachtara kuschelte sich an Psiana um ihr einwenig seiner Wärme zu geben.
    Einige Zeit saßen sie stumm nebeneinander, eng aneinander geschmiegt, liebkosten sich Psiana und Nachtara gegenseitig. Dann, unter den wachsamen Augen Nachtaras, erhob sich Psiana. Einen wilden Blick seiner Liebsten erhaschte Nachtara, ehe die Lichtkatze mit einer geschmeidigen Bewegung ihm den Rücken zukehrte und wie befreit umher sprang. Ein zärtlicher Blick warf die Lichtkatze ihrem Liebsten zu, in dessen tiefroten Augen ein zärtlicher Ausdruck trat: Liebe.
    Nun erhob sich auch Nachtara. Verführerisch umkreiste Psiana die Schattenkatze, schmiegte sich flüchtig an Nachtara. Alsdann Nachtara sich spielerisch auf die Lichtkatze stürzte, fielen sie hinein ins hohe Gras. Verspielt tollten sie umher, sprangen sich gegenseitig an, als sie sich auf die Hinterbeine stellten, umarmten sie sich liebevoll und fielen auf den moosüberzogenen Boden.
    Zärtlich rieb die Schattenkatze seine Wange gegen Psianas linke Pfote, horchte dann aber auf als sich die Atmung seiner Liebsten beschleunigte. Verwirrt stand Nachtara auf und sah die Lichtkatze an, die ihn mit einer sonderbaren Gewissheit anschaute. Psiana reckte den Kopf und fuhr liebevoll über Nachtaras Wange, aber mit einem Mal war die Schattenkatze abweisend. Das Pokénon wandte sich von Psiana ab.
    Die Unsicherheit Nachtaras fühlte Psiana, aber dieses gab nicht so schnell auf. Zunehmend fordernder stubste die Lichtkatze Nachtara an. Als Nachtara nicht reagierte, berührte die kalte Nase Psianas seine Schulter. Ihre amethystfarbenen Augen fixierten die Schattenkatze starr. Nachtara wandte sich Psiana wieder zu, die ihre Mundwinkel zu einem schwachen Lächeln verzog. Ein weiteres aufforderndes Maunzen ertönte und dieses Mal zeigte es seine Wirkung auf Nachtara. Das schwarze Pokémon stellte sich über Psiana. Diese schlug die Augen nieder und ein Schnurren ließ die Kehle erbeben.
    Die raue Zunge Nachtaras suchte sich seinen Weg über das glatte Fell von Psiana, fuhr über den Hals und einen Moment horchte die Schattenkatze dem raschen Atem Psianas. Angestachelt von ihrer spürbaren Erregung vergrub Nachtara sanft, aber bestimmend, seine Eckzähne in Psianas Hals. Rasch legte sich Psiana auf den Bauch als sie die Liebkosungen der Schattenkatze nicht mehr spürte. Von neuem senkte sich Nachtaras Zunge auf ihren Körper herab. Erst fuhr die feuchte, raue Zunge über den schmalen Rücken, dann hinauf zwischen den Schulternblättern. Die Atmung der Lichtkatze war nur noch ein leises Keuchen.
    Der Biss der Schattenkatze war nun schmerzhafter, jedoch war dieser so schnell verklungen, wie das Glücksgefühl, das sich in Psiana und Nachtara breit gemacht hatte. Die Lichtkatze reagierte gereizt, fauchte ihren Liebsten schroff an, sodass dieser wegsprang. Daraufhin rollte sich Psiana auf den Boden, blickte ihn verführerisch an und schnurrte leise als wäre nichts geschehen.
    Nachtara nahm ihr Verhalten nicht übel, er schmiegte sich an seine Liebste, leckte ihr Gesicht. Die getraute Zweisamkeit im Vollmondlicht genoss das Pärchen.
    War es nicht eine wunderbare Nacht gewesen?