Ein dunkles Haus, im Schatten bewegt sich etwas.
X. (dreht sich um und sieht Y) W-wie lange stehst du schon da? Du hast mich erschreckt!
Y. Nun, ich bin von Natur aus ziemlich angsteinflößend.
X. Du bist ein Vampir. Das ist nicht schwer für dich.
Y. Ich bin KEIN Vampir. Und du solltest das wissen.
X. Entschuldige, aber dein dämonischer Name ist unmöglich auszusprechen. Und nein, du musst ihn jetzt nicht noch mal sagen. Aber du bist unsterblich, du meidest das Sonnenlicht und irgendwie stehst du auf Blut - klingt ziemlich nach Vampir.
Y. Und trotzdem rennst du nicht schreiend davon.
X. Du bist nicht so böse, wie die Leute denken.
Y. Du hast überhaupt keine Angst?
X. Schätze nicht.
Y. Wieso?
X. Keine Ahnung. Du bist mein Freund. Mag verrückt sein, das so zu sagen, aber ich vertraue dir. Nach allem, was wir durchgemacht haben ... Bei dir kann ich ich selbst sein. Du bist eine Art Va-Dämon. Also ist es egal, was ich bin.
Y. Es ist nicht egal.
(Y küsst X.)
X. Hast du mich gerade geküsst?
Y. Wäre es schlecht, wenn es so wäre?
X. Nicht, wenn du es nochmal machst.
(Sie küssen sich erneut.)
X. (atmet) Das ... das war ...
Y. Unglaublich.
X. Nun, ich nehme an, du hattest schon einige Chancen zum Üben.
Y. Nicht eine.
X. Nicht eine?
Y. Nicht so. Nicht ... mit Gefühlen.
X. Ich ...
Y. (seufzt) Du wirst mich hassen.
X. Warum sollte ich dich hassen?
Y. Weil ich dafür gesorgt habe, dass du herkommst.
X. Was?
Y. Ich hab den Brief geschrieben. Über den Hinweis.
X. WARUM? Warum solltest du mich von meiner Arbeit abhalten?
Y. Weil ich dich beschützen will.
X. Du musst mich nicht beschützen.
Y. Eigentlich ... Ich will ehrlich mit dir sein. Ich liebe dich so sehr und das macht mir Angst. Ich kann nicht einmal DENKEN, wenn ich das Gefühl habe, du bist Gefahr. Lass mich auf dich aufpassen.
X. Ich wünschte wirklich, du hättest das nicht gesagt.
Y. Warum?
X. Weil ich mir wünsche, ich würde dich gerade nicht hassen! Du kannst mich nicht davon abhalten, meine Arbeit zu machen. Ich weiß, es ist gefährlich, aber du solltest mich besser kennen. Ich sterbe nicht so leicht. ... Und ich verliebe mich nicht so leicht.
Y. Ich ...
X. Du hast nicht nachgedacht!
Y. Ich hab dir gesagt, ich konnte nicht denken!
X. (mit Tränen in den Augen) Also ... was ist das hier? Wo sind wir?
Y. An einem Ort, an dem ich mal wohnte. ... Mit meinen Eltern.
X. Dies ist dein Zuhause?
Y. Du bist mein Zuhause.
X. Hör auf sowas zu sagen. Ich versuche, sauer auf dich zu sein. Und dank dir bin ich eh schon viel zu verwirrt!
Y. Bleib. Bleib einfach über Nacht hier und denk nach. Du kriegst auch ein eigenes Bett.
X. Hat diese Villa keine Extra-Zimmer?
Y. Doch.
X. ...
Y. Du kriegst heute eh nichts mehr erledigt.
X. Ja, das hast du zumindest hingekriegt.
Y. Wir finden schon einen Weg.
X. Du bist ein manipulatives Arschloch!
Y. Möchtest du gehen?
X. ... Ich bin müde. Ich will nur schlafen.
Y. Komm, ich zeig dir ...
X. Versprich mir etwas.
Y. Alles.
X. Sprich mich nicht an.
Y. Wa-
X. (unterbricht Y) Sprich nicht mit mir, bis ich mit dir spreche. Gib mir Zeit und Raum zum Denken.
Y. Ich verspreche es.
Am nächsten Morgen in der Küche.
X. (steht eine Weile schweigend in der Küchentür) Ich werde weiter arbeiten. Du bringst mich nicht dazu aufzuhören.
Y. (dreht sich um und nickt) Werde ich nicht.
X. Du musst mir vertrauen.
Y. Ich vertraue dir.
(X hebt die Augenbauen.)
Y. Den anderen vertraue ich nicht.
X. Das kannst du nicht kontrollieren.
Y. Nun ja ...
X. Nein! (betritt die Küche und entdeckt ein Bild) Das ist ein erschreckend gelungenes Bild von uns.
Y. Eigentlich sind das meine Eltern.
X. Oh ... A-also deine Mutter ...
Y. Ich kenne die Gefahren besser als du denkst.
X. Ich muss das machen. Es ist zu wichtig.
Y. Ich glaub, das hab ich schon mal gehört.
X. Wie wäre es, wenn du dich dem Team anschließt?
Y. Was?
X. Du bist eine unsterbliche dämonenhafte Kreatur. Du könntest helfen. Du müsstest mich immer noch meinen Job machen lassen, aber du wärst näher dran. Und ich wäre dein Boss, also müsstest du auf mich hören und tun, was ich sage.
Y. Du glaubst, das wäre eine gute Idee?
X. Nicht, wenn du es aus den falschen Gründen machst.
Y. Die da wären, dich zu retten?
X. Ja. Du müsstest mir noch mehr vertrauen.
Y. Ich sagte doch-
X. Ich weiß. Und du weißt, was ich meine. ... Du wirst verstehen, warum es so wichtig ist.
Y. Ich denke drüber nach.
(X nickt.)
Y. Aber jetzt muss ich - (dreht sich wieder dem Herd zu)
X. Warte … machst du Pancakes? Kann ich helfen?
Y. Nun ... (deutet auf die schwarzen Punkte in der Pfanne)
X. Du brachst eine Menge Hilfe! (wirft die verbrannten Pancakes weg, um neue zu machen) Hast du das schon mal gemacht?
Y. Noch nie.
X. (sieht auf) Was isst du dann zum Frühstück?
Y. Eier?
X. Fragezeichen?
Y. Tja, du stellst dir vielleicht etwas geringfügig anderes vor.
X. Ich sollte wirklich aufhören, normale Sachen auf dein Leben anwenden zu wollen.
Y. Ja, man könnte meinen, du wärst schon lange genug Teil dieser Welt.
X. (murmelt) Oder zu lange ...
Y. Du ... Ist das mein Shirt?
X. (sieht an sich runter) Oh, äh, ja. Ich hatte nichts zum Wechseln dabei. Ich wusste nicht, dass ich über Nacht wegbleiben würde.
Y. Mir gefällt's
X. Natürlich. Es ist dein T-Shirt.
Y. Nein. Es gefällt mir, dich darin zu sehen. Das wirkt fast, als wäre das mit uns ... normal.
X. Du hast mich doch selbst gerade daran erinnert, dass wir niemals normal sein werden. Aber wenn du ... dich zurückhalten kannst, kann ich dem verrückten Zeug eine Chance geben.
Y. Oh ich kann dir verrücktes Zeug bieten ...
X. Nicht sowas!
Y. (lacht) Du solltest mich besser kennen.
X. Manchmal wünschte ich, es wäre nicht so.
Y. (sieht X tief in die Augen) Nein, tust du nicht.
X. (dreht den Kopf weg) Du wirst mich jetzt nicht küssen oder wir kriegen nie was zu Essen.
Y. Ich hab nichts dagegen, ein bisschen zu hungern.
X. Los, geh den Tisch denken!
Y. Zu Befehl, Ma'm!
Eine namenlose Straße ein paar Wochen später.
X. Ich weiß gerade nicht, ob ich dich küssen oder lieber von einer Brücke werfen sollte.
Y. Darf ich mir was wünschen?
X. Nein!
Y. Ich hab dein Leben gerettet!
X. Du hast mich von einem Gebäude gestoßen.
Y. Ja. Um dich vor diesen Fledermaus-Menschen zu retten, die uns verfolgt haben (und die definitiv mehr Vampir sind als ich). Du solltest mir danken!
X. Du. Hast. Mich. Von. Einem. Gebäude. Gestoßen!
Y. Du bist süß, wenn du sauer bist. Und ich dachte, dieses ganze Zusammenarbeiten sollte mich dazu bringen, dich gefährliche Sachen machen zu lassen und dir zu vertrauen.
X. Es ging aber nicht darum, mich umzubringen!
Y. Ich hab nicht versucht, dich umzubringen. Das waren die anderen!
X. Ich hätte das hingekriegt!
Y. Nein, hättest du nicht.
X. Nicht, alleine ohne Hilfe.
Y. Ich hab dir geholfen. Ich hab einen Fluchtweg gefunden!
X. Du kapierst es nicht.
Y. Es hat doch geklappt! Wir haben sie sogar gefangen. Was ist dein Problem?
X. ... Es war das erste Mal, dass ich Angst vor dir hatte. Ich dachte wirklich, du ...
Y. (kommt zu X und umarmt sie) So was darfst du nicht mal denken. Du solltest wissen, dass du für mich das Wichtigste überhaupt bist. Du solltest mir vertrauen.
X. Ich vertraue dir ja. Aber ich hätte den Sturz nicht überlebt.
Y. Ich bin doch nur hier, weil ich dich niemals sterben lassen würde.
X. Ich weiß.
Y. Dann vergiss es nicht.
X. Gib mir einfach ein Zeichen.
Y. (schiebt X ein Stück zurück, um ihr in die Augen zu sehen) Was?
X. Nächstes Mal. Einfach irgendwas, um mir zu zeigen, was dein Plan ist.
Y. Ich denke, das kann ich tun.
X. Übrigens bist du immer noch schrecklich im Umarmen.
Y. Was redest du da? Ich kann großartig umarmen!
X. Ich würde dir ja zustimmen, aber dann lägen wir beide falsch. Du bist einfach zu steif und kalt.
Y. Ich tu mein Bestes!
X. Ich weiß.
Y. (dreht sich um und will gehen) Nun, ich glaube, ich sollte mal den Bericht darüber schreiben, warum ich dich von diesem Gebäude gestoßen habe ...
X. Ich schwöre bei Gott, wenn du nicht sofort herkommst und mich küsst, mach ich Schluss mit dir.
Y. Ich hatte gehofft, du würdest das sagen.
X. Halt die Klappe und küss mich.
(Sie küssen sich.)