Zu einem großen Teil beschreibst du hier Tätigkeiten, ohne direkt auf die Charaktere einzugehen.
Erstmal danke für den Kommentar. Ich konzentriere mich tatsächlich recht stark auf die Handlung der Geschichte und nicht so sehr auf die Charaktere, da hast du recht. Maike ist für mich im Moment aber auch nicht sehr wichtig. Diesmal gibt es etwas mehr.
Kapitel 6 – Die Blüte von Netriem
Ryan
Das Ungeheuer sprang auf Ryan zu und versuchte, ihn mit seinem Geweih zu rammen. Ryan rollte sich zur Seite und zog sein Schwert. Er versuchte es in das Herz des Biestes zu stechen, doch diese war schneller. Seine Pranke rammte ihn zur Seite. Ryan schaffte es einen Sturz zu verhindern und stolperte zur Seite. Dann rannte er los. Das Ungeheuer kam ihm brüllend hinterher. Plötzlich sah Ryan es über ihm und sprang zur Seite. Das Biest landete neben ihm, erwischte Ryan aber mit seinem Geweih. Das Wesen griff nach seinem Bein und warf ihn nach vorne. Ryan rechnete damit, auf dem Boden zu landen, doch da war keiner. Stattdessen fiel er ein paar Meter in die Tiefe und landete im Fluss. Er versuchte sich über Wasser zu halten und sah das Ungeheuer in der Ferne verschwinden, während die Strömung ihn mitriss. Ryan versuchte zum Rand des Flusses zu schwimmen, jedoch war die Strömung zu stark. Plötzlich hörte er ein Rauschen. Panisch versuchte Ryan ans Ufer zu gelangen, doch nach kurzer Zeit war es bereits zu spät. Er fiel einen Wasserfall herunter und landete einige Meter tiefer wieder im Wasser. Diesmal wurde Ryan von der Strömung gegen einen Felsen gedrückt, wodurch er ans Ufer klettern konnte. Er hustete und blieb erschöpft auf dem Boden liegen. Über ihm sah er die Sonne zwischen den Blättern und Ästen hindurchscheinen. Nach der hektischen gefahrvollen Situation wirkte plötzlich alles friedlich. Irgendwo zwitscherten Vögel und im Hintergrund rauschte der Wasserfall. Nur die starken Schmerzen durch Prellungen und Kratzer erinnerten ihn daran, was passiert war. Ansonsten war es fast wie zu Hause, wenn er die Geräusche des Waldes genoss. „Was hat uns dazu gebracht so weit fortzugehen, Shiva“, fragte Ryan. „War das meine Vorstellung von einem friedlichen Leben?“ Ryan erhob sich und sah sich um. Er war ein ganzes Stück gefallen und würde nicht ganz so leicht wieder nach oben kommen. Die Felskante war zu steil, um wieder hochklettern zu können. Ryan beschloss zu versuchen sie entweder zu umrunden oder eine geeignete Stelle zum hochklettern zu finden. Da er den Fluss nicht überqueren konnte ohne erneut von der Strömung mitgerissen zu werden, entschied er sich für die andere Richtung. Aufgrund seiner Verletzungen kam er allerdings nur langsam voran.
Sakira
Der Hund hatte schwarzes Fell und war von Brandverletzungen übersäht. Außerdem schien er noch nicht lange tot zu sein.
„Vielleicht ein Tag, oder zwei“, vermutete John.
„Der Arme. Ich frage mich wo er hergekommen ist. Die Jäger aus der Siedlung haben Hunde, aber wenn einer davon abgehauen wäre müssten er schon weit laufen“, meinte Sakira. „Wir sehen uns drinnen um, aber seit vorsichtig.“
Sie gingen in die Höhle und Sakira nahm den Stab mit dem Irrlicht in die Hand. Blaues Licht erleuchtete die Wände. Sie wirkten nicht natürlich. Jemand schien die Höhle in den Berg gegraben zu haben. Es waren Spuren zu sehen, die von Spitzhacken stammen konnten.
„Es scheint keine Mine zu sein“, meinte John. Er war ebenfalls Archäologe und hatte sich für diese Expedition anwerben lassen. „Vielleicht eine Art Grabmal oder ein Tempelflur. Ich habe schonmal einen unterirdischen Tempel gesehen, allerdings war dieser in einer natürlichen Höhle. Da waren wir weit im Norden von Beke unterwegs.“ Nach einer Weile kamen sie in einen großen Raum, der die Form eines Kokons hatte. In der Mitte stand etwas, dass Sakira nicht auf den ersten Blick erkennen konnte. Sie ließ das Irrlicht zur Decke hinauffliegen, wodurch der ganze Raum beleuchtet wurde. In der Mitte des Raumes stand eine gläsernes Objekt das einer geschlossenen Blüte glich.
„Was ist das“, fragte Sakira staunend und ging näher heran. Vor dem Objekt stand eine Steintafel auf der etwas in unbekannter Sprache geschrieben stand. Sakira holte etwas zum schrieben aus ihrem Rucksack und zeichnete die Wörter ab. Später würden sie versuchen, den Text zu übersetzen. Da sie aber keine weiteren vergleichbaren Textstücke hatten, würde sich das Unterfangen als schwierig erweisen. Die Forscher sahen sich weiter in der Höhle um. Doch außer dem Gang und diesem Raum gab es nichts. An den Wänden waren kene Malereien zu sehen die Hinweise hätten geben können. Nur die Spuren von Spitzhacken zeugten davon, dass hier jemand gegraben hatte. Das blütenartige Objekt schien in einem Loch zu stehen, sodass eine Öffnung der Blüte nicht möglich war.
„Ich frage mich, warum diese Höhle gegraben wurde. Sie ist hoch genug, um das Objekt rein- und raustragen zu können“, stellte John fest. „Vielleicht war es ein Lager. Oder sie haben es vor jemandem versteckt.“
„Dann ist da noch die Sache mit dem Hund“, erinnerte der Kartograf Ben. „Was macht er hier und was hat ihn verbrannt?“
„Wir brauchen mehr Leute um das Gebiet zu untersuchen. Wir gehen zurück zur Siedlung.“, beschloss Sakira.
Doch der Eingang zur Höhle war plötzlich von Wurzeln versperrt. Sie bildeten ein Gitter, durch das die Forscher nicht würden durchklettern können.
„Ich hatte gestern Nacht einen Waldgeist in der Nähe vermutet. Aber normalerweise lassen sie einen in Ruhe. Wie es scheint ist dieser hier etwas aufdringlicher.“
„Seid vorsichtig“, warnte Mara. Sie war das vierte Mitglied der Forschungsgruppe und Botanikerin. „Ich würde empfehlen ihn zu ignorieren aber ich bezweifle, dass er zufällig hier ist. Irgendwas scheint ihn entzürnt zu haben.“
„Vielleicht hat es mit diesem Ding zu tun“, vermutete John.
„Was immer es ist, der Waldgeist scheint nicht sehr erfreut darüber zu sein, dass wir es entdeckt haben“, sagte Ben.
Plötzlich krochen vor dem Eingang mehrere Wurzeln über den Boden. Sie verharrten in der Mitte und stiegen dann nach oben in dem sie aneinander emporklommen. Schließlich formten die Wurzeln eine Maske mit einem wütenden Gesichtsausdruck. Mehr Wurzeln kamen herbei und krochen durch das Gitter. Dann erschien im Hintergrund der eigentliche Waldgeist. Er wirkte beinahe menschlich, bestand jedoch komplett aus Wurzeln. Außerdem hatte er große Klauen als Hände und auf seinem Kopf trug er einen Hirschädel wie eine Maske.
Sakira hob ihren Stab hoch. Sie bündelte Feuer an seiner Spitze und wollte es gerade nach vorne werfen, als das blaue Irrlicht hineinsauste. Der Feuerstrahl war nun viel stärker als er eigentlich gewesen wäre. Vom Gitter war nur noch Asche übrig. In all ihren Jahren als Magierin hatte Sakira nie einen derart starken Feuerstrahl abgefeuert. Sie war nie sonderlich gut im zaubern und interessierte sich viel mehr für die Forschung, als für den Kampf.
„Seid wann können Irrlichter Magie verstärken“, fragte Sakira.
Normalerweise schwirrten Irrlichter nur einige Zeit herum bis sie erloschen. Man konnte sie einfangen und als Lichtquelle nutzen, aber das war es. Doch dieses Irrlicht schien anders zu sein.
Plötzlich erklang ein Schrei und der Waldgeist kam auf sie zugerannt.
„Naja, soll mir recht sein“, sagte Sakira und grinste. Sie feuerte einen weiteren Feuerstrahl ab. Der Waldgeist wich aus und schnappten sich im Sprung einen Felsen. Dieser flog am Eingang gegen eine Wand. Erneut tauchten Wurzeln am Eingang auf, doch sie hatten keine Chance gegen Sakiras Feuerbälle. Sie rannte heraus und wurde dort von mehreren Wurzeln überrascht, die von oben gekommen waren. „Eine Falle“, schoss es ihr in den Kopf. Die Wurzeln schlangen sich um ihren Kopf und drückten ihn zusammen. Holz lag über ihren Augen, sodass sie nichts mehr sehen konnte. Atmen ging auch nicht mehr. Sie fiel bewusstlos um und plötzlich war sie ein Samenkorn. Ein Korn das erst von einem Insekt getragen und anschließend auf den Boden geworfen wurde. Dort versank sie in der Erde und wartete. Irgendwann würde aus ihr eine Pflanze sprießen. Ohne zu wissen was oben vor sich ging, wartete der Same. Irgendwann begann sie zu keimen und wurde zur Pflanze. In der Wärme der Sonne wuchs sie zum Baum heran. Bäume sehen und hören nichts, also konnte auch sie nicht sehen und hören. Aber sie konnte andere Wurzeln in der Erde fühlen. Sie war nicht allein. Der Baum wuchs weiter. Tag für Tag, Jahr für Jahr. Dann schlug ein Blitz ein und Sakira öffnete ihre Augen. Jemand hatte die Wurzeln auseinandergerissen. Leicht benommen sah sie auf die Reste des Wurzelkäfigs. Das Holz hatte die Form ihres Gesichts angenommen. Inmitten der hölzernen Gesichtshälfen klaffte das Loch, welches hineingerissen worden war.
„Was war das“, fragte Sakira. Stark atmend stolperte sie nach vorne und sah die Klaue des Waldgeistes auf sie zukommen. In der Hand hielt er einen dicken Fels. Doch ehe dieser Sakira treffen konnte, fiel er zu Boden. Der Waldgeist fasste sich ans Gesicht und Sakira bemerkte, dass das Irrlicht den Stab verlassen hatte. Es saß nun hinter der Hirschmaske und brachte den Waldgeist zum brennen. Er schrie auf und ging in Flammen auf. Wenig später war von ihm nur noch Asche übrig. „Alles in Ordnung“, kam es aus dem Inneren der Höhle“. „Ja mir geht es gut“, rief Sakira. Sie atmete nochmal tief ein und aus.
„Schade das er verbrannt ist“, meinte Mara.
„Nun, es ging wohl nicht anders“, entgegnete Sakira. „Der Waldgeist hat mir etwas gezeigt. Eine Vision. Oder besser, seine Vergangeheit. Ich habe noch nie gehört, dass Waldgeister sowas könnten.“
„Eigentlich nicht“, antwortete Mara. „Offenbar gibt es noch vieles, was wir nicht wissen. In Beke gibt es seit Ewigkeiten keine mehr und wenn man nicht gerade versucht den Wald zu zerstören, halten sie sich versteckt.“
„Aber warum hat er uns angegriffen?“
„Wenn ich das wüsste. Andere Waldgeister könnten uns vielleicht mehr übe rdas Objekt verraten.“
„Ich möchte sowas eigentlich nicht nochmal erleben“, entgegnete Sakira.
„Ich finde die Idee, die Vergangenheit selbst zu erleben interessant“, sagte John, der zusammen mit Ben aus der Höhle kam. „Lasst uns einen alten Geist finden, der uns mehr zu all dem hier zeigen kann. Ich bezweifle eh, dass wir unter den Siedlern viele interessierte Archäologen finden werden.“
„Wahrscheinlich keine“, meinte Sakira. „Ich glaube, die meisten dort haben nicht mal viel Interesse an Ausgrabungen.“
Ben sah den berg hinauf. „Zuerst sollten wir uns den Gipfel ansehen, dann können wir nach alten Geistern oder was uns sonst noch erwartet.“
Lucius
Lucius stand an Deck seines Schiffes und genoss die kühle salzige Luft des Meeres. Vor wenigen Stunden waren sie wieder Richtung Beke aufgebrochen. Die anderen Schiffe waren bereits am verherigen Tag aufgebrochen. Auf dem Schiff von Lucius gab es allerdings einen Unfall, aufgrund dessen sich die Abfahrt verzögerte. Er wollte sich gerade wieder auf den Weg in seine Kajüte machen, als ihm am Horizont ein Schatten auffiel, der schnell größer wurde.
„Schiff in Sicht“, rief plötzlich jemand vom Mast. „Wer ist es“, fragte Lucius.
„Ein Kriegsschiff mit Lumors Flagge.“
Entsetzt rannte Lucius zum Bug des Schiffes und griff nach seinem Fernrohr. Das Schiff war sehr groß und fuhr direkt auf sie zu.
„Wir weichen aus“, rief Lucius und ließ seine Männer das Schiff zur Seite steuern.
„Kapitän, so steuern wir genau auf die Flanke des Schiffes zu. Wir sollten in die andere Richtung segeln.“, rief ein Matrose.
„Wir werden einen Bogen machen, aber ich werde nicht die Richtung wechseln. Außerdem stellen wir keine Gefahr für das Schiff dar. Ich weiß nicht was sie vorhaben, aber das sind keine Freibeuter, die jedes Schiff angreifen.“
„Was ist, wenn sie zur Siedlung wollen?“
„Dann können wir nichts anderes tun als den König zu warnen. Wir können es nicht mit einem Kriegschiff aufnehmen.“
Sie versuchten in einem Bogen um das Kriegsschiff herum zu fahren, jedoch fuhr dieses nicht einfach geradeaus weiter, sondern folgte ihnen.
„Sie haben es auf uns abgesehen“, schrie ein Matrose. Wenig später knallte es und eine Salve Kanonenkugeln krachte in die Flanke des Schiffes.
„An die Kanonen. Erwiedert das Feuer“, rief Lucius.
„Kapitän, wir müssen fliehen. Das Schiff hat dreimal so viele Kanonen wie wir“, rief ein Matrose.
„Das Schiff ist zu schnell“, entgegnete Lucius. „Wir werden kämpfen.“
Plötzlich krachte ein Blitz in den Boden des Schiffes ein und hinterließ ein großes Loch.
„Vedammter Magier“, schrie Lucius und rannte unter Deck. „Warum ist ein Magier hier?“
Leider hatten sie keine eigenen Magier an Board, sodass sie magische Angriffe nicht kontern konnten. Lucius holte ein paar Bretter und versuchte das Loch im Rumpf zu stopfen, wo Wasser eindrang. Dann traf ein großer Feuerball den Mast. Krachend fiel dieser ins Wasser.
Dann hörte Lucius Schreie. Ihm folgte Kampfgebrüll. „Wir werden angegriffen“, rief jemand. Lucius rannte zurück an Deck und sah, wie feindliche Soldaten an Board sprangen. Er zog sein Schwert und griff an. Er schaffte es einen Soldaten über Board zu schleudern, wurde jedoch von einem anderen zurückgestoßen.
„Warum seid ihr hier“, brüllte Lucius wütend. „Der Krieg ist vorbei und wir wollen keinen neuen!“ Er traf einen Soldaten mit seinem Schwert und verwundete ihn tödlich.
„Glaubt ihr wirklich, dass Lumor einfach stillsitzt, während Beke sein Reich vergrößert“, erklang plötzlich eine laute Stimme.
Eine Druckwelle warf Lucius zurück als der Kampfmagier auf das Deck seines Schiffes sprang. Der Magier richtete seinen Stab auf ihn.
„Nehmt den Kapitän gefangen und tötet den Rest“, befahl er seinen Soldaten.
Dann wurde Lucius gefesselt und auf das Kreigsschiff gebracht.
„Was wollt ihr von mir“, fragte er.
Ohne zu antworten brachte ein Matrose Lucius in eine Zelle.