So, nach der anderthalbwöchigen Pause folgt nun das nächste Kapitel.
Vorher geb ich aber noch einen kleinen Feedback zu deinem Kommi, Cynda =D
ZitatGute Idee Asaki, wer hätte daran gedacht, also deine FS steckt wirklich voller Überraschungen ^^
Dann pass beim nächsten Kapitel gut auf, denn jetzt kommt die Auflösung ;)
ZitatKuna, ist am Ende ihrer Kräfte, Luna springt dazwischen und rettet sie. ( Da frage ich mich, wann Keno ihr die Attacke beigebracht hat oder geschah das genau in dieser Situation. bin gerade etwas durcheinander^^')
Da will ich dir mal gern ein wenig Klarheit geben. Keno hat der Wölfin bereits vorher die Attacke beigebracht, aber die Einzelheiten dazu gibts im übernächsten Kapitel.
ZitatDoch dieses Kapitel ist auch traurig, Lunas Gefährte wurde getötet (die arme...) und das halbe Rudel wurde ausgelöscht...
Ich muss gestehen, dass mir nicht leicht gefallen ist, ihren Gefährten sterben zu lassen. Aber er starb für die Geschichte ;(
ZitatZwar war es schon blutig, das kann man nicht verleumden, aber es passte und du hast dich auch nicht in zu vielen Details verloren, so das es in einem annehmbaren Rahmen war. Zu viel Blut finde ich persönlich jetzt nicht so angenehm...
Ich wollte es ja auch nicht zu einem Filmbuch von Saw machen XD An dieser Stelle ist es sehr wichtig, dass der Kampf brutal rüberkommt, um den krassen Unterschied zu normalen Pokemonkämpfen zu zeigen. Ist ja auch im nächsten Kapitel wichtig.
ZitatDieser Patricio ist wirklich der größte Ignorant den es gibt oder? Verständlich das Kim, nach alldem so ausrastet. Bin froh, wenn ich den Kerl hinter Gittern wiedersehe oder hast du für ihn ein anderes Ende bestimmt?
Patricios Schicksal ist noch nicht so ganz klar, aber ich verweise auf das übernächste Kapitel ;)
ZitatFreu mich auf das nächste Kapitel und hoffe, dass es noch eine Menge werden. ^.-
Tut mir Leid,aber viele werden es nicht mehr werden. Mit dem nächsten Kapitel noch 3 Stück + ein Bonuskapitel, zu dem ich aber noch nichts sagen werde ;)
So, un nun ohne weitere Umschweife zum nächsten Kap:
-=- Kapitel 24: Der Meister des Raums -=-
In den letzten Strahlen der untergehenden Sonne flimmerte der Riss in intensivem Orange. In leichten Wellen wiegte er in einer nicht vorhandenen Brise, als ob er lebendig wäre. Wie ein Vorhang aus Wasser, nur unendlich leichter, schwebte er ein paar Zentimeter über dem Boden und nahm in seiner Breite die gesamte Lichtung ein. Mit einem Mal schien ein Windstoß durch den Vorhang zu fahren und er teilte sich.
Ein gähnend tiefer Abgrund tat sich vor uns auf und schien alles Licht zu verschlingen. Vollkommenes Schwarz erstreckte sich nun anstelle des Vorhangs über die Lichtung.
Plötzlich erschien ein riesiges, rosafarbenes Monster im Dunkeln. Trotz seiner ungewöhnlichen Färbung wirkte es bedrohlich auf mich. Ich kauerte mich nervös näher an Kim heran. Mit meinen Verletzungen wäre ich kaum in der Lage, Kim zu beschützen und ich war mir nicht sicher, ob Lunas Freunde uns noch einmal retten würden.
Mit einem lauten Grollen betrat das riesige Geschöpf die Lichtung. Erst jetzt viel mir auf, dass ich zuvor seine Witterung gar nicht wahrgenommen hatte. Auch war nicht das leiseste Geräusch des Wesens an meine Ohren gelangt, bevor es über die unsichtbare Grenze geschritten war. Dafür nahm ich jetzt alles unnatürlich klar wahr. Der Wind, der sich jetzt wieder zu wehen traute, blies mir den Geruch des Geschöpfs geradezu in die feine Nase und ich stutzte. Ich hatte es noch nie zuvor gesehen oder gerochen und doch kam mir die Witterung bekannt vor. Das war kein bisher unentdecktes Wesen.
Nachdem selbst sein langer Schwanz über die Grenze gelangt war, schloss sich der Vorhang wieder vor dem Abgrund und verlor sich wie feiner Morgennebel in der Luft. Nichts erinnerte mehr an die außergewöhnliche Erscheinung, bis auf das riesige rosafarbene Geschöpf, das sich abschätzend auf der Lichtung umsah. Sein im Verhältnis zum Körper winziger Kopf drehte sich von links nach rechts, während es die Anwesenden musterte. Bei Despotar blieb sein Blick schließlich hängen und ein trauriger Ausdruck, gemischt mit Wut, war in seinen Seelenspiegeln zu lesen.
„So weit ist es also gekommen“, sagte es leise. Seine Stimme schien nicht mehr als ein Flüstern und doch hatte es jeder hier gehört. Ich zweifelte nicht daran, dass die Menschen verstehen konnten, was es sagte.
Kim neben mir hielt gespannt den Atem an. Ich konnte ihre Angst riechen. Doch es war nicht diese, die sie hier hielt. Zum einen war es Neugier. Und zu anderen, das wurde mir nach und nach klar, war ich es. Sie wollte mich nicht allein lassen. Sie wusste weniger als ich, um was es sich bei dem Geschöpf handelte. Im Gegensatz zu mir konnte sie die vertraute Witterung ja nicht wahrnehmen.
Das für die Menschen unbekannte Wesen drehte sich von dem toten Pokemon ab und wandte sich nun den Zweibeinern zu. Die Traurigkeit, die es eben noch umgeben hatte wie einen unsichtbaren Mantel, war verflogen. Wut, Zorn und Ärger waren an seine Stelle getreten. Seine kleinen Augen starrten mich an und Angst bereitete sich in mir aus.
„Das damals war ein Fehler“, sagte es langsam. Der Boden unter meinen Pfoten erzitterte leicht bei jedem seiner Worte.
„Doch den werde ich jetzt berichtigen. Sag Lebewohl zu deinem Menschen.“
Ich verstand nicht. Welcher Fehler? Warum sollte ich Lebewohl sagen? Wollte es uns trennen? Warum? Hatte es damit zu tun, dass Kim und ich in dieser Welt waren?
Plötzlich stand Kim auf, die Fäuste geballt. Sie hatte noch immer Angst, doch jetzt konnte ich auch bei ihr die Wut spüren.
„Kuna und mich wirst du nicht trennen“, stellte sie klar. Ihre Augen sprühten Funken.
Endlich nahm es die Seelenspiegel von meinen und wandte sich Kim zu. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich gar nicht geatmet hatte.
„Oh doch, das werde ich. Ihr hättet euch eigentlich gar nicht kennen dürfen. Ich stelle nur Richtig, was falsch ist.“ Seine Stimme war lauter geworden.
„Was ist denn daran falsch, dass Kuna und ich zusammen sind?“ Auch Kim hob nun ihre Stimme. Doch ihre war leidenschaftlicher. Emotionaler.
„Das brauchst du nicht zu wissen!“, fuhr es sie an. Das Gespräch war für es beendet. Doch für Kim war es das noch lange nicht. Und für mich erst recht nicht.
„Ich würde es schon gerne wissen“, sagte ich und unterdrückte ein Stöhnen. Der Schmerz in meiner Schulter war noch immer unerträglich. Ich atmete einmal tief ein und ließ mich dann auf die Hinterläufe nieder.
Seine Seelenspiegel huschten wieder zu mir und abermals hatte ich das Gefühl, als nehme mich der Blick gefangen. Mein Herz schlug heftig gegen meine Brust. Ich hörte es laut pochen. Oder war es das Rauschen in meinen Ohren? Ich war mir nicht sicher.
„Und was bringt es dir?“
Diese unheimlichen Augen. Sie machten mir Angst. Doch ich durfte sie mir nicht anmerken lassen. Es wäre nicht klug, dem Wesen eine Schwäche zu zeigen. Ich schluckte.
„Kim ist meine beste Freundin. Wir kennen uns schon so lange. Ich weiß nicht, wie viele Sommer das jetzt schon her ist“, begann ich und mit jedem Wort, das mir über die Lefzen kam, wurde meine Stimme kräftiger. „Zuerst hatte ich Angst, denn auch ich hatte von dem Labor dieses Professors gehört, doch als Kim mich das erste Mal in den Armen hielt, war sie wie weggeblasen. Ich wusste sofort, dass sie nicht war wie ihr Vater, obwohl ich damals auch noch sehr jung war. Das ist etwas, das man als Pokemon spürt. Damals war es nur Zuneigung. Doch jetzt ist es viel mehr als das...“ Meine Augen fingen den Blick des Wesens ein und hielten ihn fest.
„Wenn du versuchst, uns zu trennen, werde ich mit dir kämpfen.“
Natürlich war das eine lächerliche Drohung. Ich war so geschwächt, dass ich kaum aufrecht stehen konnte. Meine Schulter war unter Despotars Attacke zertrümmert und bereitete mir unvorstellbare Schmerzen. Doch ich würde für Kims und meine Freundschaft kämpfen. Und wenn ich dafür sterben müsste.
„Du bist mutig, kleines Pokemon. Doch weißt du, mit wem du sprichst? Wer dein Gegner wäre?“ Ein herausforderndes Brüllen fegte über die Lichtung. In der Ferne flog ein Schwarm Gefiederter kreischend in den Himmel. Doch ich blieb ruhig. Nicht nur äußerlich, auch innerlich bereitete sich Wärme aus, die mir Mut und Kraft gab. Sie würde mich nicht gegen meinen Gegner gewinnen lassen, doch es würde reichen, um ihn zumindest zu beeindrucken. Ich schwieg.
Mein Gegner taxierte mich eine Weile. Dann lachte er. „Dein Mut beeindruckt mich. Doch gegen mich hättest du nicht den Hauch einer Chance. Selbst Dialga hat es bisher nicht geschafft, mich zu besiegen. Denkst du, dass ausgerechnet du gegen mich gewinnen könntest?“
„Ich habe nie gesagt, dass ich gegen dich gewinnen werde“, entgegnete ich ruhig, „Mir ist durchaus bewusst, dass du ein Pokemon bist. Und wie jedem anderen Pokemon ist mir deine Witterung so vertraut wie die meiner Mutter. Du bist Palkia, der Meister des Raums. Auch wenn du zu den legendären Pokemon gehörst, die unsere Welt im Gleichgewicht halten, werde ich gegen dich kämpfen, falls du versuchen solltest, Kim und mich zu trennen.“
Das rosa Pokemon schien beeindruckt. „Du willst gegen mich kämpfen, obgleich du weißt, welcher Gegner vor dir steht? Entweder ist das sehr mutig oder sehr dumm. Doch ich werde dir deinen Wunsch erfüllen, kleines Pokemon.“
Ein paar Atemzüge lang sagte es nichts. Die Menschen hielten den Atem an. Sie wollten auf keinen Fall auf sich aufmerksam machen. Offenbar hielten sie es für klug, Kim und mir das Reden zu überlassen. Doch auch meine Freundin hatte ihre Hände in mein Fell gekrallt und hing an den Lippen des großen Pokemon.
„Schon seit unendlich langer Zeit kämpfen Dialga und ich gegeneinander. Warum und zu welchem Zeitpunkt der Kampf begann, das wissen wir heute nicht mehr. Wir kämpfen seit damals auch nicht mehr so unerbittlich gegeneinander, weil wir wissen, was dann passieren kann. Vor vier Jahrtausenden jedoch kämpften wir gnadenlos und ohne Rücksicht auf Verluste. Es gab keine Pausen zwischen unseren Angriffen, stets erfolgte Attacke auf Attacke.
Irgendwann bemerkte ich, dass Dialga schwächer wurde. Ich nahm das zum Anlass, um meine Attacken noch heftiger auf es einregnen zu lassen, doch ich verausgabte mich dabei zu sehr. Darauf hatte es nur gewartet und ehe ich mich versah, war es über mir und verletzte mich so stark, dass ich mich für unbestimmte Zeit zurückziehen und verstecken musste.“
Bisher war ich der Geschichte mit Spannung gefolgt. Ich fragte mich, was das mit Kim und mir zu tun hatte, wagte es aber nicht, Palkia zu unterbrechen.
„Zunächst“, fuhr es fort, „bemerkte ich nicht, dass etwas geschehen war. Ich war zu schwach und mit mir selbst beschäftigt, um die Veränderung zu bemerken. Als die Welt dann aus dem Gleichgewicht geriet, spürte ich es deutlicher als jede von Dialgas Attacken. Als ich an den Ort des Geschehens kam, war es aber schon zu spät: Einige Menschen hatten bereits den Riss im Raum gefunden und waren hindurchgegangen. Normalerweise hätte ich sie damals schon entweder zurück in ihre Welt bringen oder töten müssen. Doch meine Kraft reichte nicht aus. Ich beschränkte mich darauf, zunächst den Riss zu schließen und mich später um die Menschen zu kümmern.“
Palkia machte eine kurze Pause, vielleicht um zu sehen, wie wir das Gesagte aufnahmen. Die Menschen sagten immer noch nichts, der Geruch von Angst lag in der Luft. Kim war näher an mich herangekommen, ihre Nähe tat mir gut und half, die Worte Palkias besser zu verstehen. Wollte es also sagen, die Menschen seien durch einen dummen Zufall in die Pokemonwelt gelangt?
„Es dauerte lange, bis meine Kräfte wieder hergestellt waren“, sagte es nach einer Weile, „Die Menschen hatten sich mittlerweile in die Welt eingelebt. Das Gleichgewicht der Pokemonwelt war nun nicht länger gestört. Hätte ich die Menschen damals wieder zurück gebracht, hätte das das Gleichgewicht abermals gestört und meine Kräfte wären wieder wesentlich gesunken. Dennoch ließ ich euch damals nur widerstrebend gewähren. Ihr gehörtet nicht dorthin und ich dachte mir, dass ihr vielleicht irgendwann die Welt noch mehr ins Chaos stürzen könntet.
Wie man sieht, habe ich Recht behalten. Schon mehrmals haben es die Menschen gewagt, in die Ordnung einzugreifen.“ Palkia schnaufte abfällig, seine Abneigung gegenüber Menschen war mehr als nur offensichtlich. „Nicht nur, dass sie sich als dominierende Spezies sehen, sie hätten die Welt schon mehrmals beinahe vernichtet. Man erinnere sich nur an diesen Menschen mit dem riesigen Fluggerät, der nahe der Orange Inseln die Legendären Vögel einfangen wollte und damit das Gleichgewicht der Welt vollkommen zerstört hätte! Oder an den Menschen mit der seltsamen Maske, der den Hüter des Waldes versklavt und beinahe die Zeit zum Stillstand gebracht hätte? Ich könnte euch noch viele Beispiele nennen, doch das wäre müßig. Jedes Mal war ich kurz davor, sie aus der Pokemonwelt zu entfernen. Der Schaden wäre jedoch enorm gewesen. Jetzt allerdings muss ich handeln, um die übrigen Pokemon zu schützen und auch um die Welten wieder ins Gleichgewicht zu bringen.“
Palkia schwieg. Das erste Sternenlicht spiegelte sich in seinen Augen. Es sah alt aus. Und müde.
Kim zitterte. Auch für sie schien es ein Schock zu sein.
„Nicht alle Menschen sind böse, Palkia.“ Verwundert wandte ich mich um. Keno war einen Schritt auf das große Pokemon zugegangen.
„Wie in dieser Welt gibt es gute und böse Menschen. Das lässt sich nicht verhindern. Ich will nicht abstreiten, dass Lawrence oder der Mann mit der Eisenmaske böse sind. Doch waren es nicht stets auch Menschen, die die Ereignisse wieder zum Guten wendeten? War es nicht ein junger Pokemon Trainer aus Alabastia, der die drei Kugeln zum Schrein auf der Insel brachte? Waren es nicht zwei Menschen, die Celebi aus seinem Wahn befreit haben? Du denkst zu einseitig, Palkia. Die bösen Menschen dominieren nicht in unserer Welt. Der Großteil möchte in Frieden und Freundschaft mit den Pokemon leben. Menschen wie ich verbringen ihr Leben damit, die bösen Menschen von den Pokemon fern zu halten. Es gelingt uns nicht immer. Doch wir versuchen jeden Tag unser Bestes, um die Pokemonwelt zu einem schönen und lebenswerten Ort zu machen. Was ist so falsch daran, dass du uns der Welt verweisen möchtest?“
Nicht einmal hatte Keno in seinem Monolog gestockt. Der junge, noch ein wenig unsichere Kreiselschwinger war verschwunden, stattdessen war aus ihm ein mutiger und verantwortungsbewusster Pokemon Ranger geworden. Ich war mir sicher, dass das Abenteuer hier ihn verändert hatte. Genauso wie Kim. Und mich.
„Hast du mir nicht zugehört?“, blaffte Palkia ihn an, „Es ist die Entwicklung der Ereignisse, die das Gleichgewicht der Welten stört. Eure guten Vorsätze nützen da überhaupt nichts. Ein einziger, machthungriger Mensch reicht schon aus, um diese und eure Welt vollkommen durcheinander zu bringen. Seht euch das Resultat doch einmal an! Ein Pokemon ist tot, von Tieren aus dieser Welt gestellt, und ein weiteres ist nun in der Lage, seine Attacken wie Tiere auszuführen. Die Erschütterung war hier so stark, dass sich an dieser Stelle ein irreparabler Riss durch die Welten hätte ziehen können. Nur dem reinen Zufall ist es zu verdanken, dass dies nicht der Fall war. Das nächste Mal habt ihr vielleicht nicht so viel Glück!“
„Aber wenn das Gleichgewicht der Welten im Moment so instabil ist“, warf ich ein, „Warum gehst du dann das Risiko ein, es noch mehr zu schädigen, indem du die Menschen aus unserer Welt verbannst, obwohl sie doch mittlerweile ein Teil von ihr geworden sind? Und was sagt dir, dass die Menschen von hier nicht einen Weg finden, in die Pokemon Welt zu gelangen? Es gibt doch bereits ein Labor, in dem die Pokemon Welt erforscht wird. Wie viele gibt es noch? Wie viele wird es noch geben? Hast du daran schon gedacht?“
Palkia funkelte mich zornig an. Mit aller Kraft versuchte ich, meine Angst zu unterdrücken. Doch Kims Nähe gab mir Kraft. Und die Unterstützung seitens Keno ließ mich nicht allein gegen das große Pokemon stehen. Wir konnten es schaffen.
Der Meister des Raums schwieg eine Weile, als ob er überlegen müsste, was er sagen sollte. Sein wütender Blick bohrte sich tief in meinen. Ich wartete geduldig, die Menschen jedoch waren angespannt. Knisternd lag die Spannung in der Luft und bestrafte jede unnötige, hastige Bewegung mit bösen Blicken.
„Ich weiß, dass nicht jede meiner Entscheidungen richtig ist“, sagte Palkia plötzlich. Es sah alt und erschöpft aus. „Aber ich möchte nur die Pokemon vor den Menschen beschützen. Ihr habt keine Ahnung, was die Menschen seit ihrer Ankunft in der Pokemonwelt bereits alles angestellt haben, lange vor eurer Zeit.
Wisst ihr, früher beherrschten Pokemon kaum eine Attacke. Da sie friedliche Lebewesen sind, benötigten sie sie auch nicht. Sie wurden nur bei Uneinigkeiten und Streitereien eingesetzt. Die Menschen waren ganz besessen von den Fähigkeiten der Pokemon. Also zähmten sie sie und machten die Attacken stärker. Dann ließen sie sie gegeneinander kämpfen. Es ist ein riesenhaftes Glück, dass die Pokemon sich gegenseitig nicht ernsthaft verletzen können. Die Attacken machen ihnen nur für den Moment zu schaffen, doch allerspätestens nach einem Kampf waren sie wieder einigermaßen fit.
Was glaubst du, was sich ändern würde, wenn auf einmal Pokemon wie Tiere kämpfen würden? Wie viele Pokemon sterben würden?“ Palkia schüttelte traurig den Kopf.
Wieder herrschte Schweigen auf der Lichtung. Keiner wagte es, ein Geräusch zu machen. Der Mond hing tief am Himmel und warf die Lichtung in silbriges Zwielicht.
„Sieh die Pokemon Kämpfe doch nicht als eine negative Veränderung“, sagte Kim sanft. Ihre Stimme schmeichelte meinen Ohren. Ihre Hände krallten sich noch immer in meinen Pelz, doch tat sie das, um sich ihre Anspannung nicht in ihrer Stimme anmerken zu lassen.
„Die Kämpfe waren einfach eine Veränderung, ausgelöst von den Menschen. Sie ist weder positiv noch negativ. Eine Welt ist ständig Veränderungen unterworfen. Guten wie schlechten. Und welchen, die nichts von beiden sind. Macht es die Welt nicht stärker, wenn sie sich verändert und bewegt, anstatt starr vor sich hin zu leben?“
Palkia sah sie an. Sein Blick war undeutbar geworden. Doch offenbar dachte es über das nach, was Kim da gesagt hatte. Es nickte.
„Ich muss nachdenken, über das, was ihr mir erzählt habt. Bis dahin werde ich euch zurück in die Pokemonwelt lassen. Doch eines musst du mir versprechen, kleines Pokemon: Schwöre, niemals wieder gegen ein anderes Pokemon zu kämpfen. Die Folgen wären furchtbarer, als du dir ausmalen könntest. Niemals dürfen die Pokemon lernen, wie Tiere zu kämpfen. Es wäre der Untergang ihrer Welt.“ Als ich nickte, wandte es sich an Luna, die mit eingezogener Rute neben ihrem toten Gefährten lag und nicht zu wissen schien, ob sie weglaufen oder bleiben sollte.
„Das gleiche gilt für dich. Setzte niemals die Fähigkeit ein, die du von den Pokemon gelernt hast.“ Obwohl Palkia immer noch in der gleichen Sprache sprach, wusste ich, dass die Wölfin ihn verstand. Auch sie nickte kaum erkennbar. Dann wandte sich der Meister der Zeit wieder zu ihnen. Mit seinen Händen fuhr er durch die Luft und zog eine unsichtbare Linie. Zwei Herzschläge lang passierte nichts. Dann riss an der Stelle die Luft auseinander. Palkia sah uns erwartungsvoll an.
„Warte noch einen Augenblick“, bat Kim und ohne eine Antwort abzuwarten eilte sie zu der Wölfin hinüber. Ein Stich fuhr mir durch die Brust. Ich hätte mich auch gerne von Luna verabschiedet. Doch meine zertrümmerte Schulter würde mich kaum ein paar Schritte weit tragen. So sah ich nur aus der Ferne zu, wie sich Kim mit Tränen in den Augen von ihrer neuen Freundin verabschiedete. Als sie wiederkam, zeugten nur noch ihre roten Augen von dem rührenden Abschied. „Wir können“, flüsterte sie.
Schwerfällig stand ich auf. So gut es ging, versuchte ich, die verletzte Schulter nicht zu belasten. Langsam humpelte ich hinter den Menschen her. Kim lief neben mir, doch auch sie konnte mir nicht helfen. Sie bot mir an, mich in den Pokeball zu lassen, doch ich schüttelte entschieden den Kopf. Diesen letzten Weg in dieser Welt würde ich allein gehen.
Kurz vor dem Spalt blieb ich stehen und drehte mich noch ein letztes Mal zu der Wölfin. Kim und Keno verabschiedeten sich derweil noch von dem Professor, doch das bekam ich kaum mit. Die Seelenspiegel der Wölfin hielten mich gefangen. Auch wenn unendliche Trauer in ihrem Blick lag, lächelte sie mir zu. Ich erinnerte mich an den Tag, an dem ich zum ersten Mal diese grün-gelben Augen gesehen hatte. Wir hatten uns auf einer Lichtung, ähnlich wie dieser hier, gegenübergestanden und hatten uns bekämpft. Damals hatte ich das erste Mal die Erfahrung mit Tierbissen gemacht. Wehmut durchfuhr mich. Es war traurig, aber notwendig sich von ihr zu trennen, egal wie lieb ich sie gewonnen hatte. Sie gehörte in diese Welt und ich in die andere. Auch ihr war das klar.
Die grün-gelben Augen blickten dankbar. Wie ich war sie froh, dass wir uns begegnet waren. Ich gab den Blick zurück. „Auf Wiedersehen... Lureyla“, flüsterte ich leise. Dann trat ich mit Kim ins Schwarz.