Der letzte Kampf des Wächters

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  • Moin, moin und hallo,
    wir sind nun an einem Punkt angelangt, an dem die Überarbeitung meines Erachtens kaum noch nötig gewesen war. Lediglich im Detail habe ich noch einige Änderungen vorgenommen, doch die haben nicht wirklich Gewicht. Das hier wird heute übrigens das letzt Update sein, doch der Rest folgt bald, versprochen. Bis dahin...
    Wiederschauen, reingehauen^^



    Kapitel 15: Die Schätze vereinen


    Für einen kurzen Moment setzte Ryans Herz aus. Der Schreck saß ob diesen lauten Knalls, der so unerwartet gekommen war, recht tief. Wie ein Tornado wirbelte er herum und erkannte eine riesige Rauchwolke, nahe der Insel des Eises und noch etwas viel ihm auf: Arktos, Zapdos und Lavados, keiner von ihnen war zu sehen! Er konnte auch keine Attacken der drei oder sonst irgendwelche Anhaltspunkte ausmachen und Lugia war ebenfalls nicht zu entdecken.
    „Oh nein“, hauchte er.
    „Oh nein, nein, nein, nein.“
    Als wolle er die Realität nicht wahrhaben sträubte er sich gegen das, was wahrscheinlich gerade passiert war. Und griff sich mit beiden Händen krampfhaft an den Kopf. Er betete, dass ihm seine Augen einen gemeinen Streich spielten doch Ryan wurde klar, dass sich die vier Pokémon in dieser riesigen Explosion gegenseitig ausgeschaltet haben mussten. Doch wie stark waren sie nun tatsächlich verletzt? Waren sie überhaupt noch alle am Leben? Schnell verdrängte der Blonde diesen schrecklichen Gedanken, aber er konnte sich nicht der Tatsache entziehen, dass dies vielleicht der Realität entsprach. Doch als sich der Rauch dann langsam ein wenig verzog, konnte Ryan etwas sehen, das ihn wieder etwas erleichtert stimmte.
    Lugia hatte sich im letzten Moment mit seiner Barriere schützen können und er sah zu, wie es nun aus der Rauchwand herausgeschossen und direkt auf ihn zugeflogen kam. Allerdings hatten sich die Titanen gegenseitig besiegt. Ryan hatte sehr gehofft, die Schätze zusammen zu bekommen, bevor so etwas passieren konnte. Er war nur knapp zu spät, doch die Schmerzen der drei würden nicht lange anhalten! Diesen kleinen Dienst konnte er ihnen noch erweisen, jedoch tadelte er sich selbst für sein zu langsames Handeln. Allerdings änderten auch diese neuen Umstände nichts an seiner Aufgabe, im Gegenteil.
    Ryan hatte die letzte Kugel und konnte ihre Kräfte wieder ins Gleichgewicht bringen und er war dazu mehr entschlossen denn je. Er nahm all seine verbleibenden Kräfte zusammen und rannte hinauf zum Steinkreis, wo er schon erwartet wurde.


    „Ryan, du bist zurück!“
    Melody kam dem jungen Pokémontrainer sofort mit einem unendlichen Blick der Freude und Erleichterung entgegen Zuerst noch etwas unsicher wie sie ihre Emotionen ausdrücken sollte, schloss sie ihn schließlich überglücklich in die Arme. Ein wenig verhaltener, aber mit einem wohlgesonnenem Lächeln erwiderte. Fast kam es ihm so vor, als wollte sie sich gar nicht mehr von ihm lösen und irgendwie wurde das Gefühl ihrer Zuneigung von Sekunde zu Sekunde angenehmer. Er fühlte sich urplötzlich mit seiner Bürde nicht mehr so alleine, hatte das Gefühl, dass die Rothaarige die ganze Zeit bei ihm gewesen war. Vielleicht war sie es ja auch gewesen.
    Als sie sich dann wieder voneinander lösten, blickte Ryan absolut ernst in ihre Augen.
    „Klar, hab ich doch versprochen“, sagte der Blonde dann in einem unerwartet selbstverständlichen Ton. Die beiden lächelten kurz, bevor der Mützenträger schließlich zum Schrein hinüber sah, neben dem Laschoking stand. Das Monarch-Pokémon sah Ryan mit einem zufriedenem Blick an. Es schien stolz zu sein, dass er sein Ziel nun erreicht und seine Aufgabe erfüllt hatte. Da allerdings nicht die Spur von Erleichterung zu erkennen war, vermutete der Blonde, dass es von Anfang an keine Zweifel gehabt hatte. Dann wandte es den Kopf unerwartet aufs Meer hinaus und Ryan folgte seinem Blick. Augenblicklich begann sein Gesicht begann zu strahlen.
    „Lugia“, sagte er leise. Seine Stimme klang erleichtert und glücklich, als er das legendäre Pokémon relativ unversehrt vor sich sah. Sein zuvor noch so herrliches Federkleid war nun ziemlich zerzaust und einige leichte Wunden und Prellungen zierten den eleganten Leib, doch schwere Verletzungen suchte man glücklicherweise vergebens.
    Lugia hatte den Steinkreis nun erreicht und landete mit sanften Flügelschlägen direkt vor Ryan. Einen Moment lang sahen sie sich stumm an, bis der Wächter des Wassers schließlich zufrieden lächelte.
    „Ich wusste, dass du es schaffst.“
    „Ich hatte ja auch großartige Unterstützung“, sagte Ryan darauf. Tatsächlich war er sich nicht sicher, ob er es ohne Lugias Hilfe überhaupt bis zur Insel des Eises geschafft hätte, vom Rückweg ganz zu schweigen. Der Versuch Ryan beizubringen, dass er allein der Held dieses Tages ist würde wohl sinnlos sein, daher beließ es Lugia dabei und letztendlich zählte nur, dass sich die beiden gegenseitig geholfen hatten, um ihr Ziel zu erreichen und genau das ist Ryans Definition vom perfekten Leben zwischen Mensch und Pokémon.
    Dann richteten die zwei ihre Blicke auf den Schrein in der Mitte des Steinkreises und sahen sich gleich danach wieder in die Augen. Der Wächter des Wassers nickte dem jungen Trainer zu.
    „Bring es nun zu Ende“, sagte Lugia mit einem stolzen Gesichtsausdruck. Ryan nickte und holte die ersten beiden Kugeln hervor - die Eiskugel, die er gerade geholt hatte und die Feuerkugel, mit der alles anfing und die nach wie vor feurig leuchtete. Er ging zum Schrein hinüber und stieg langsam die steinernen Treppen hinauf, wobei sich die Schritte bleischwer anfühlten, doch das kümmerte den Jungen nicht. Nach so vielen Strapazen und Prüfungen waren ein paar Meter Schrittweg eine geradezu lächerliche Hürde. Melody, Laschoking und vor allem Lugia sahen mit einem Gesichtsausdruck der puren Freude und des Stolzes, wie Ryan schließlich vor den steinernen Ablageplätzen für die Kugeln trat. In den Schrein waren drei kunstvoll umrandete Löcher mit einem Sockel darin eingeschlagen worden, die jeweils genau zu den Inseln des Feuers, Eises und Blitzes, woran man sofort erkennen konnte, welche Kugel an welchen Platz gehörte.


    Ryan wollte gerade die erste Kugel an seinem Platz ablegen, als er plötzlich inne hielt. Aus dem Augenwinkel heraus hatte etwas aufleuchten sehen und zwar von der Insel der Blitze. Genauer gesagt, ging es vom abgestürztem Luftschiff von Lawrence aus. Es schien eigentlich recht unscheinbar, doch als der Blonde zum Rest der Gruppe hinüber sah, schaute auch Lugia zur Insel und in seinem Blick konnte er eine alarmierende Feindseligkeit in ihnen erkennen. Seine marinenblauen Augen waren leicht zu Schlitzen verengt und seine Körperhaltung wirkte angespannt. Ryan steckte die Kugeln zurück in die Tasche, stieg von den Treppen des Schreins herab und trat an die Seite des legendären Pokémons. Melody und Laschoking waren zunächst verwundert, doch dann folgten sie ihren Blicken und sahen schließlich, was die beiden beunruhigte. Irgendetwas war vom Luftschiff aus in die Luft geschossen worden. Aus der Ferne sah es erst aus, wie eine Feuerwerksrakete, aber Lawrence hatte gerade recht wenig Grund zum Feiern, was diese Möglichkeit sang und klanglos ausscheiden ließ. Dann schließlich, änderte das Objekt seine Flugbahn, es flog genau auf den Steinkreis zu!
    Langsam beobachteten die vier, wie das Objekt immer näher kam, doch sie konnten nirgends hin fliehen oder Schutz suchen. Ausgeliefert waren sie dem rätselhaften Objekt, was auch immer es sein mochte. Nun war ein pfeifendes Geräusch zu hören, das vermutlich vom Antrieb der Rakete, oder was auch immer dieses Ding genau war, kommen musste. Es war von grauer Farbe, mehr konnte man über sein Äußeres noch nicht feststellen. Aufgrund der Entfernung war selbst die ungefähre Größe nur schwer einzuschätzen. Nur wenige Sekunden, bevor das Objekt sie erreichen würde, meldete sich Ryans Sarkasmus.
    „Oh Mann, wie ich es hasse, immer Recht zu behalten.“
    Er hatte Melody zuvor noch gesagt, dass er Lawrence noch nicht abgeschrieben hatte, und zu seinem eigenem Leidwesen hatte er völlig richtig gelegen. Innerlich waren alle angespannt, doch keiner bewegte sich, denn jeder wusste, dass Lugia sie beschützen würde, wenn dieses Ding gefährlich war. Als es dann mit einem dumpfen Geräusch in dem kahlen Blumenbeet einschlug, passierte aber nichts. Lediglich wurden Staub und Schnee aufgewirbelt, was aber niemanden aus der Gruppe zu einer Reaktion bewegtet. Lugia hatte sich bereit gemacht, um seine Barriere einzusetzen, doch geschah für den Augenblick gar nichts. So blieb es nun mit einem verdutzten, aber keinesfalls unvorsichtigen Eindruck zurück, sein Körper war nach wie vor angespannt und bereit für den Fall von drohender Gefahr. Aufmerksam sah es mit seinen scharfen Augen den Gegenstand an, welcher einer Rakete tatsächlich sehr ähnlich sah. Allerdings eher so einer, wie sie beim Militär benutzt wurden, daher wunderten sich Ryan und Melody, warum dieses Ding nun einfach mit der Spitze im Boden steckte, doch nach einigen Sekunden passierte dann doch etwas.
    Mit einem elektrischen Summen öffnete sich schließlich der hintere Teil der breiten Rakete, die eine Länge von gut eineinhalb Metern haben mochte und ein kleiner schwarzer Bildschirm kam herausgefahren. Ryan trat nun an diesen heran und ging in die Hocke, um genau auf Augenhöhe mit dem Bildschirm zu sein, gerade als dieser kurz schwarz-weiß flackerte, bevor schließlich ein stabiles Bild darauf erschien. Er wunderte sich nicht sonderlich, wer darauf zu sehen war.
    „Lawrence!“, sagte er in einem hasserfüllten Ton.
    „Welch eine Freude euch wieder zu sehen“, antwortete er mit einer leicht verzerrten, elektrischen Stimme. Die ruhige und gelassene Art von ihm und nicht zuletzt seine unverschämte, gespielte Freundlichkeit brachten Ryan noch mal um den Verstand.
    „Du hast wohl noch immer nicht genug was? Du solltest mal wissen, wann du verloren hast.“
    „Ich bedaure dich enttäuschen zu müssen, aber ich bin noch lange nicht am Ende. Denn ich habe etwas bei mir, dass dich wohl interessieren wird!“
    Ein Schock überkam Ryan, als er sah, was Lawrence in seine Hand hielt: Die Blitzkugel!


    Ungläubig kramte er in seine Jackentasche, in die er die Kugel gesteckt hatte. Sie war leer, es war wirklich die echte Kugel, die da in Lawrence Händen lag! Auch Melody und die anderen verfolgten das Gespräch weiter mit nun ungläubigen und geschockten Gesichtsausdrücken. Natürlich war es unfassbar entmutigend, so kurz vor dem Ziel festzustellen, dass sie noch eine weitere Hürde zu nehmen hatten, die vielleicht noch schwerer war, als die bisherigen, doch wie musste sich Ryan nun fühlen? Er fühlte sich einfach nur grauenhaft. Wie hatte er nur die Kugel verlieren können? Es war seine Aufgabe alle drei Kugeln zusammenzusuchen und es war die wichtigste Aufgabe, die er in seinem ganzen Leben haben würde – und er verlor eine der Kugeln!?
    Die Tatsache, dass sie sich nun in der Hand von Lawrence befand, machte die Katastrophe perfekt. Dieser riss Ryan nun aus seinen Gedanken, als er in völlige Gelassenheit gehüllt weiter redete, doch es stand außer Frage, dass ihm die Reaktion des jungen Trainers nicht verborgen geblieben war.
    „Wie es aussieht, haben wir beide etwas, das der Andere haben will. Ich mache dir einen Vorschlag...“
    Doch Ryan schnitt ihm das Wort ab. „Ich verhandle nicht mit Abschaum!“
    Er wusste ohnehin, worauf Lawrence hinaus wollte, doch der setzte ganz unverschämt seinen Satz einfach fort.
    „Mir ist diese Kugel von keinem Nutzen, aber du scheinst sie unbedingt haben zu wollen. Wie wäre es also, wenn ich dir die Kugel gebe...“ Seine Stimme wurde etwas leiser und heimtückischer, klang nun wie die Stimme des Teufels persönlich, der die Seele eines Menschen erkaufen wollte.
    „...und dafür bekomme ich Lugia?“
    Er schien dies vollkommen ernst zu meinen, doch wenn er wirklich glaubte, dass Ryan darauf eingehen würde, erklärte er ihn endgültig für bescheuert.
    „Du hast sie echt nicht mehr alle, niemals würde ich Lugia eintauschen! Lugia ist außerdem nicht mein Eigentum, ich könnte es also nicht einmal eintauschen und selbst wenn... könntest du das ganz schnell wieder vergessen!“
    Die Worte waren überaus laut und mit Wut im Bauch gesprochen worden, doch Lawrence blieb ruhig, wie er es immer tat.
    „Bist du dir da ganz sicher? Ich kann dir garantieren, dass ich ihm kein Leid zufügen werde, wenn du es mir nun aushändigst. Schließlich bin ich ein Ehrenmann.“
    Abwertend schüttelte der Blonde den Kopf. Ob der Grünhaarige nicht zuhören konnte oder es nicht wollte, konnte er nur mutmaßen. Jedenfalls schien die Botschaft nicht angekommen zu sein, was wohl einen anderen Ton verlangte.
    „War ich undeutlich? Du kannst mich mal, du Gestörter!“
    Wohl schien der Mann auf dem Bildschirm endlich zu begreifen, dass Ryan das Angebot nicht freiwillig annehmen würde, weshalb er nun versuchte, ihm seine Situation noch aussichtsloser einzureden, als sie ohnehin schon war. Und leider behielt er seine ruhige, entspannte Stimme bei.
    „Ich fürchte nur, dass du keine andere Wahl hast, wenn du diese Kugel willst. Ich gebe dir eine allerletzte Chance, du kennst ja mein Angebot bereits. Also, schlägst du ein?“
    Er wollte es nicht begreifen oder er konnte es nicht. So oder so ließ er nicht locker. Dann musste man eben auf eine andere Weise kommunizieren, eine andere Sprache sprechen, die jeder verstand.
    Ryan drehte den Kopf und sah Lugia an. Sein Blick war ausdruckslos und unterstrich seine feindselige Einstellung gegenüber dem Pokémonsammler. Dann drehte er sich ganz um und sein Blick traf den von Melody, die eine besorgte Miene aufgesetzt hatte. Jedem der beiden war klar, was Ryan von dem Angebot hielt und wusste, dass er die Bedingung niemals akzeptieren würde. Dann drehte er sich wieder zum Bildschirm und begann langsam und leicht mit dem Kopf zu nicken.
    „Ja“, antwortete er schließlich. Doch noch bevor der Schock über dieses kleine Wort Melody richtig erreichte, machte Ryan deutlich, was er mit „einschlagen“ gemeint hatte. Er ballte die Hand zur Faust, holte aus und zerschmetterte den Bildschirm mit einem kräftigen Hieb, in den er all seine Wut steckte.


    Auf der Insel der Blitze konnte Lawrence nur sehen, wie das Bild auf seinem Monitor schwarz wurde, als Ryans Faust darauf traf. Doch er lächelte weiter selbstsicher vor sich hin, denn er wusste, dass er auch so noch eine Chance bekommen würde, um Lugia zu fangen. Er würde auf den richtigen Moment warten und zuschlagen, wenn es keiner erwartete und schließlich waren Teile seines Verteidigungs- und Fangsystems noch einsatzfähig. Es gab also keinen Grund aufzugeben und so hatte er weiterhin sein teuflisches und selbstsicheres Grinsen aufgesetzt. Er würde warten.
    Einige Splitter des Bildschirms hatten sich in Ryans Hand geschnitten. Er trug zwar wie immer seine engen, fingerfreien Lederhandschuhe, doch die konnten ihn bei diesem Aufprall nicht schützen und so tropfte nun leichtes Blut in den vom Sturm übrig gebliebenen Schnee. Doch Ryan spürte den Schmerz in seiner Hand gar nicht, auch nicht die Kälte des Schnees, der seine Jeans langsam durchnässte. Er nur hockte vor den zerschmetterten Überresten der Rakete und richtete den Blick auf den Boden, ließ sprichwörlich den Kopf hängen.
    Melody, Laschoking und Lugia sahen ihn stumm an. Sie waren nicht enttäuscht oder sauer auf ihn, sie fühlten eher Mitleid. Ryan und seine Pokémon hatte so hart gekämpft um an die Kugeln zu kommen und nun musste er nochmal losziehen, um die eine verlorene unter ihnen zurück zu holen – und das, wo es erst noch so ausgesehen hatte, als hätte er es nun geschafft. Lugia kam schließlich näher an Ryan heran und legte sanft seinen Flügel auf die Schulter des Blonden. Dieser griff schließlich mit seiner Hand danach und fühlte die tröstende Wärme des Pokémons, doch er hielt den Kopf gesengt.
    „Manchmal mag es so aussehen, als wollte das Leben uns am Boden sehen“, begann Lugia dann. Ryan kämpfte mit sich selbst und versuchte einige Tränen der Wut zurück zu halten. Wut auf sich selbst, er war so nah dran gewesen...
    „Doch wenn wir dann am Boden sind, ist es an uns wieder aufzustehen. Es ist noch nichts verloren, du kannst die Welt noch retten und das wirst du auch, ich weiß es!“
    Ryan blickte noch immer nicht auf. Die Worte Lugias trösteten ein wenig, taten aber gleichzeitig weh. Er spürte das Mitleid, welches das silberne Wesen ihm entgegenbrachte, doch wollte er es nicht haben. Er wollte von ihm nicht wie einer der Schwachen behandelt werden. Fast wäre es ihm lieber, es würde seine Stimme nur ein wenig erbost erheben.
    Keines der Worte schien ihn in irgendeiner Weise aufheitern oder neu motivieren zu können, was auch irgendwo verständlich war.
    „Das ist nun mal Schicksal! Doch deine Pokémon sind heute an ihre Grenzen gegangen und darüber hinaus und jetzt... jetzt musst auch du das tun!“
    Es klang hart, ungerecht und in gewisser Weise auch falsch, aber Lugia versuchte nur, ihm mit diesen Worten Mut zu machen. Noch hatte er es selbst in der Hand, jedoch war die Aufgabe schwer, sogar nahezu unüberwindbar. Schließlich nahm Ryan langsam seine Hand von Lugias Flügel und stand auf. Er drehte sich um und sah dem lagendären Pokémon in die Augen, sein Blick zeigte die willenlose Bereitschaft alles zu tun, was nötig war.
    „Ich hatte ein Ziel, von dem ich dachte, ich hätte es erreicht“, sagte er schließlich.
    „Doch ich habe mir geschworen, nicht aufzugeben bis ich es wirklich erreicht und dabei bleibt es!“
    Lugias Blick wurde wieder zuversichtlich, Ryan hatte sein Selbstvertrauen noch nicht verloren!
    „Ich habe mir geschworen, alles zu geben und so lange ich noch Kraft habe, werde ich weitermachen und ich werde an meine Grenzen gehen, wie es meine Pokémon bereits getan haben!"
    Ryan tat alles weh, jeder Muskel in seinem Körper schrie nach Erholung und er konnte sich im Moment nicht schöneres vorstellen, als sich in ein gemütliches Bett zu legen und zu schlafen. Doch es gab nun einmal Zeiten zum Ausruhen und es gab Zeiten, in denen man sich einfach zusammenreißen und das tun , was getan werden muss und das war jetzt zur Insel der Blitze zu reisen, die letzte Kugel zu holen und diesen Alptraum endlich zu beenden!
    „Ich weiß nicht, wie viel Kraft ich noch aufbringen kann, doch ich kämpfe bis zum Ende, du weißt, dass ich das werde.“
    Lugia nickte. Tatsächlich fühlte es den eisernen Willen Ryans und seine Aufrichtigkeit in diesen Worten.
    „Aber... ich brauche etwas Hilfe dabei“, sagte der Blonde schließlich. Lugia lächelte ihn darauf hoffnungsvoll an. Es war offensichtlich, dass Ryan nicht ans Aufgeben dachte, aber er war nun fast am Ende seiner Kräfte und glaubte nicht mehr, es allein schaffen zu können. Allerdings war davon auch nie die Rede gewesen.
    „Ich werde dich auf jedem deiner Wege begleiten und dich mit all meinen Kräften unterstützen“, gab Lugia zur Antwort. Ryan konnte sich selbst einfach nicht erklären, wieso zwischen ihm und Lugia ein so starkes Band existierte. Vielleicht lag es bei ihm an der unglaublichen Ehre, die er empfand, da Lugia ihn nicht nur für den stärksten Trainer, sondern auch für den Menschen mit dem stärksten Herzen hielt. Nun, als er so darüber nachdachte, konnte das auch der Grund sein, warum Lugia ihn so bedingungslos unterstützte. Das Schicksal der Welt stand und fiel mit ihrer Zusammenarbeit und dieser Drang trieb heute Menschen und Pokémon in einer Art und Weise voran, wie es sich mit Worten nicht beschreiben ließ.
    Doch die Zeit lief gegen sie! Mit jeder Minute gerieten die Kräfte der Natur immer mehr aus dem Gleichgewicht und richteten auf der ganzen Welt Verwüstung an, sie mussten sich beeilen. Für Ryan bedeutete dies, auf einen Freund zurückzugreifen, den er lange geschont hatte, doch es gab nun keinen anderen Weg mehr. Die Zeit der Worte war nun vorbei, deshalb warf er seinen Pokéball in die Luft, ohne einen Ton von sich zu geben. Aus dem grellen Lichtblitz heraus kam Panzaeron, das sich relativ gut erholt zu haben schien. Unmittelbar nach seinem Erscheinen breitete es seine stählernen, glänzenden Flügel aus, krächzte ein Mal laut, gab somit das unmissverständliche Zeichen, dass es bereit zum Kampf war. Aufmerksam fixierten sein scharfen Augen den Blonden Jungen, der den Stahlvogel trat.
    „Panzaeron, jetzt ist der Moment, in dem wir geprüft werden“, sagte Ryan leise, aber dennoch bestimmend. Seine Stimme war einnehmend und die Worte entsprangen seinen aller tiefsten Gefühlen.
    „Du warst mir immer mit der treuste Freund und du hast mich noch nie enttäuscht, doch das kannst du heute so oder so nicht mehr.“
    Melody hörte Ryans Worten mit bewegter Miene zu. Sehr wohl registrierte sie die Aufrichtigkeit, welche ihnen beiwohnte, verstand aber nicht genau, worauf er damit hinaus wollte.
    „Ich will damit nur folgendes sagen“, setzte er dann an.
    „Egal, was heute noch passiert, ich bin unendlich stolz auf jeden Einzelnen von euch und ihr habt weit mehr getan, als eigentlich in eurer Macht lag. Und das werde ich euch allen niemals vergessen, geschweige denn, dass ich euch diesen Dienst jemals zurückzahlen kann.“
    Panzaeron sah seinen Trainer, seinen Freund, der mit erneut gesenktem Kopf und schwacher, zittriger Stimme sprach, mitfühlend an und trat schließlich näher an ihn heran, um seinen Kopf an seine Brust zu schmiegen. Ryan fuhr mit seiner Hand über Panzaerons Schnabel und hielt einige Tränen zurück. Das glatte Metall, das den kompletten Körper des Vogels einhüllte, glänzte trotz der vorherigen Kämpfe noch immer blitzblank und verlieh diesem stets ein fantastisches Aussehen. Das Ergebnis stundenlangen Polierens und fürsorglicher Pflege. Die Haut des Stahlvogels war kalt, doch Ryan war das egal, denn für ihn gab es kein schöneres Gefühl, als die Zuneigung und das Vertrauen seiner Freunde zu spüren. Da spielte es keine Rolle, wie sich das Pokémon anfühlte, oder wie es aussah.
    „Also was meinst du, sind wir bereit für diesen Flug?“, fragte er schließlich lächelnd und wieder mit fester Stimme. Panzaerons Antwort kam ohne jegliches Zögern und Ryan hatte den Eindruck, dass er es noch niemals so selbstbewusst und kampfbereit gesehen hatte. Sein Schrei war von großem Mut und so großer Entschlossenheit erfüllt, dass seine Stimme ungeahnte Töne erreichte. Beinahe war dem Jungen, als würde er dauerhafte Gehörschäden davontragen, doch wie er so Panzaerons Tatendrang spürte, wäre es ihm wohl gleichgültig gewesen. So nahm er erneut auf dem Rücken seines Partners platz und sah dann noch einmal Lugia an. Sie brauchten mal wieder keine Worte, um zu erkennen, dass der jeweils andere bereit war und so spreizten die beiden Flugpokémon ihre Schwingen und stießen sich vom Rande der Klippe ab. So flogen sie schließlich gemeinsam los, in Richtung Insel der Blitze.
    Melody war von dieser Szene tief berührt und sie musste nun einige eigene Tränen zurückhalten. Schließlich rannen dann aber doch zwei Tropfen ihre Wangen hinunter, die sie sogleich mit dem Ärmel ihrer Jacke wegwischte. Laschoking trat an sie heran und legte behutsam eine Hand auf ihren Rücken.
    „Er wird es schaffen. Er ist zwar nicht der Auserwählte, doch das ist auch nicht wichtig. Dieser Junge nimmt sein Schicksal selbst in die Hand, deshalb hat ihn der Wächter ausgesucht und deshalb wird er nicht scheitern.“
    „Ich weiß“, hauchte Melody mit trauriger Stimme, obgleich sie keine Trauer empfand.
    „Das ist auch nicht der Grund, warum ich weine. Es ist so einfach nur schön zu sehen, wie nahe sich Ryan und seine Pokémon sind. Sie geben bedingungslos alles füreinander und verlieren nie den Glauben an sich.“
    Und genau so sollte es auf der ganzen Welt sein.


    Ryan nahm sich eine Sekunde Zeit, um diesen Moment einzufangen und zu genießen – schon wieder. Es mochte sich komisch anhören, doch er genoss diesen ganzen Tag, genoss jede einzelne Sekunde an der Seite von Lugia und fühlte sich einfach frei, lebendig. Mit all seinen Freunden an der Seite dieses legendären Pokémons zu kämpfen, gab ihm immer weiter Kraft und den Willen, nicht aufzugeben. Selbst in den dunkelsten Momenten war die Anwesenheit Lugias ein wahres Geschenk, ein heller Stern in einem ansonsten ausnahmslos schwarzen Nachthimmel. Während sie noch unterwegs zur Insel der Blitze waren, ließ Ryan den bisherigen Tag noch einmal vor seinem inneren Auge vorbeilaufen. Die Legenden-Zeremonie, der Aufbruch zu den Inseln, die Gefangenschaft unter Lawrence und der Kampf der drei Titanen. Nun war er hier, vor dem Höhepunkt dieses Tages und vor dem größten Kampf seines Lebens. Dabei hatte er gedacht, sein größter Kampf würde erst in ein paar Wochen bei der Silberkonferenz stattfinden, doch manchmal kamen die Dinge eben komplett anders, als man erwartet.
    Ryan beschloss nun endgültig alle überflüssigen Gedanken beiseite zu legen und sich auf seine bevorstehende Aufgabe zu konzentrieren. Nur eine Kugel, diese eine Kugel... und alles war vorbei. Doch plötzlich schien etwas Lugia zu beunruhigen, denn es verlangsamte sein Flugtempo und sandte einen vernichtenden Blick in Richtung des Luftschiffes. Misstrauen lag auf einmal in der Luft.
    „Was ist los?“, fragte Ryan. Sie hatten die Insel schon fast erreicht und von Lawrence war noch nichts zu sehen, keine Angriffe und auch sonst nichts um sie aufzuhalten.
    „Da kommt etwas“, antwortete Lugia dennoch. Das erklärte noch nicht viel, aber das war auch nicht nötig, denn nur eine Sekunde später erkannte Ryan das Problem. Das Schicksal schien heute aber auch kein Erbarmen mit ihm zu haben. Hunderte von Lawrence` Kampfdrohnen kamen aus den Überresten des abgestürzten Luftschiffes emporgestiegen. Sie blieben direkt vor dem riesigen Loch in der Wand in der Luft und schienen fast eine Art Schutzwall zu bilden.
    „Lugia...“
    Es antwortete, bevor Ryan seine Frage überhaupt stellen konnte.
    „Ich werde ihre Reihen durchbrechen, du musst sofort hinein und den letzten Schatz holen, während ich sie weiter ablenke.“
    Mit dem Nicken, welches der Blonde darauf entgegnete, gab sich das silberne Pokémon allerdings noch nicht zufrieden. Seine Augen hafteten weiter an ihm und erlangten die bereits von ihm abgewandte Aufmerksamkeit zurück.
    „Hör mir genau zu. Du darfst dich nicht umdrehen, verstanden? Du gehst hinein und holst den Schatz, alles weitere kümmert dich nicht.“
    Zuerst überlegte Ryan, ob er Protest gegen diese eigenwillige Entscheidung einlegen sollte, doch in den Augen des Legendären stand die absolute Sicherheit und über seine Entscheidung und die Entschlossenheit, diese durchzusetzen. Dies war schließlich der Grund, warum er Lugia vertraute.
    „Okay, dann los!“
    Lugia beschleunigte augenblicklich sein Tempo und flog Ryan und Panzaeron ein Stück voraus, bevor es dann in der Luft abbremste und seine Position in der Luft hielt. Einige der Drohnen kamen ihm entgegen, doch keine Einzige von ihnen konnte dem standhalten, was Lugia ihnen entgegen warf. Noch bevor sie in Reichweite kamen, senkte der Wächter des Wassers seinen Kopf etwas und legte ihn anschließend in den Nacken, während ein gelblicher Ball voller Energie in seinem offenen Maul erschien und rapide anwuchs.
    Als er schließlich seine volle Größe erreicht hatte, warf Lugia den Kopf nach vorne und feuerte den mechanischen Angreifern einen gleißenden Strahl entgegen. Eigentlich waren es erst viele kleinere Strahlen, die in die verschiedensten Richtungen zielten und sich erst nach einer kurzen Sekunde der Konzentration zu einem einzigen Energiestrahl bündelten. Diese Attacke hatte einen unglaublichen Schub. Um den Strahl herum entstand ein regelrechter Wirbelwind, der sogar hinunter bis zur Wasseroberfläche reichte und das Eis aufbrach. Vom Aufprall war nicht viel zu sehen, denn sofort nachdem er auf die Drohnen-Armee getroffen war, gab es eine gewaltige Explosion und alles um das Luftschiff herum war in eine dicke Rauchwand eingehüllt. Die Wucht hatte auch Teile des Luftschiffs selbst noch mehr beschädigt, als es ohnehin schon war. Ryan wusste es zwar nicht, aber dies war Lugias Markenzeichen, die Attacke, die nur es selbst beherrschte und mit der es in der Lage war ganze Landstriche zu verwüsten. Es war Lugias letzte Option, wenn alle anderen Versuche scheiterten, der Angriff, in den es seine ganze Macht legte: der Luftstoß.
    Ryan selbst war völlig sprachlos, natürlich war ihm klar gewesen, dass Lugia über eine immense Macht verfügte, aber diese Power haute ihn glatt um. Würde er selbst einmal das Ziel einer solchen Kraft sein, so würde garantiert kein einziger Fetzen von ihm übrig bleiben. Für einen Moment war er noch unfähig zu reagieren, doch Lugia holte ihn wieder zurück in die lebende Welt.
    „Jetzt, das ist deine Chance!“
    Ryan nickte und gab Panzaeron das Zeichen, mitten in die Rauchwand zu fliegen. Kurz bevor er in die schwarzen Schwaden überging, holte der Pokémontrainer tief Luft und kniff die Augen zusammen, sodass diese nicht allzu viel von dem giftigen Rauch ertragen mussten. Und tatsächlich, ohne dass sich ihnen auch nur eine einzige Drohne in den Weg stellte, erreichten sie das Luftschiff und flogen durch das große Loch in der Wand direkt ins Innere. Ryan sprang sofort von Panzaeron ab und sah noch einmal zurück nach draußen. Zu seinem Entsetzten musste er feststellen, dass bereits wieder unzählige neue Drohnen erschienen waren, die nun alle Lugia angriffen. Rot glühende Hitzestrahlen schossen von allen Seiten auf es zu, während die Quellen dieser Angriffe wie eine Arme von Insekten um Lugia herumschwirrten
    „Panzaeron, ich komme hier schon zurecht, sie du bitte zu, dass du Lugia ein wenig unter die Armee greifst okay?“
    „Panzaeroooon!“
    Der Stahlvogel hob sofort ab und feuerte sogleich eine Sternenschauer-Attacke in die Menge, worauf sich Lugia überrascht umdrehte und sich an Ryan wandte. Obwohl er ein gutes Stück entfernt war, konnte er die Stimme des Pokémons deutlich in seinem Kopf hören.
    „Du brauchst dir um mich keine Gedanken zu machen, kümmere dich um den Schatz!“
    „Das mache ich“, antwortete Ryan mit spürbarem Gehorsam. Allerdings dachte er gar nicht daran, seinen Kämpfer zurückzupfeifen.
    „Aber Panzaeron wird dir etwas den Rücken frei halten!“
    Für Diskussionen war jetzt weder die Zeit, noch hatte es einen Sinn, darum nickte Lugia nur stumm und wich gleich danach dem Hitzestrahl einer Drohne aus, um sie dann mithilfe eines kräftigen Stoßes mit seiner Barriere zu zerstören. Ryan konzentrierte sich nun wieder auf sein eigenes Ziel. Er ging weiter ins Innere des Luftschiffs hinein und sah schon früh, dass Lawrence in seinem Sitz in der Mitte des Raumes saß und ihn scheinbar erwartete. Nun stand er ihm also ein zweites Mal gegenüber, nur diesmal war auch Ryan zu allem bereit.


    Wortlos kam der Junge mit der Mütze näher heran, den Blick immer auf den ständig dreckig lächelnden Lawrence gerichtet und blieb schließlich einige Meter vor ihm stehen, während er ihn finster ansah. Seine Körperhaltung war energisch, fordernd, spiegelte die Absichten des Blonden geradezu wider.
    Ryan war nicht der Mensch, der anderen gleich seinen Hass zeigte, er nahm eigentlich alles sehr gelassen und dachte sich dafür seinen Teil dabei, doch nicht bei Lawrence! Diesen Menschen verabscheute er mit jeder Faser seines Körpers und er wünschte ihn sich in die Hölle. Was er heute schon zum wiederholten Male getan hatte, war unverzeihlich und wenn es nur einen Funken Gerechtigkeit auf dieser Welt gab, würde der Grünhaarige eine schmerzhafte Quittung erhalten. Da trug es nicht unbedingt zu seiner Laune bei, dass Lawrence noch immer die Dreistigkeit besaß, ausgesprochen freundlich mit ihm zu reden.
    „Willkommen zurück, was kann ich für dich tun?“
    Doch Ryan hatte beschlossen, sich diesmal nicht auf seine Mache einzulassen und lächelte finster, wie es eigentlich Lawrence tun sollte. Seine dunkelgrünen Augen waren erfüllt von Zorn, Abscheu und sehnten sich danach, diesen Mann leiden zu sehen. Dann holte er wortlos einen Pokéball.
    „Du kannst um dein Leben rennen!“
    Er vergrößerte die rot-weiße Kapsel per Knopfdruck, befreite sein Pokémon allerdings noch nicht aus dem Ball. Vorerst beließ Ryan es bei der Drohung.
    „Du glaubst wohl mich einschüchtern zu können, hm? Ich fürchte du liegst schon wieder in deiner Vermutung falsch, denn ich bin hier derjenige, der die Fäden zieht und du bist nur eine stumme Marionette.“
    Der Trainer wurde aus diesen Worten nicht schlau, doch er hatte ohnehin nicht vor, sich lange mit diesem Irren zu unterhalten. Er wollte die Blitzkugel holen und so schnell und wie möglich nach Shamouti zurückkehren, doch noch bevor er etwas sagen oder reagieren konnte, drückte Lawrence einen Knopf an seinem Steuerpult. Ein mechanisches Geräusch erklang, worauf sich anschließend eine Luke am Boden öffnete und etwas herausgefahren wurde. Ryan hatte keine Ahnung, was das nun schon wieder für ein merkwürdiges Gerät sein sollte, doch es reizte ihn nicht sonderlich das herauszufinden. Es stellte eine verchromte Kugel dar, die auf einem länglichen Metallstab thronte. Jener war von zwei bläulich schimmernden Ringen umgeben, welche ein schwaches Licht in selbiger Farbe absonderten. Auf den ersten Blick sah es aus, wie eine Art Blitzableiter, aber schnell musste er feststellen, dass es sich nicht um einen solchen handelte.
    Lawrence gab ein letztes leises Lachen von sich, hinterhältiger und unheilvoller als bei jedem vorherigen Male, bevor ein bläulicher Blitz von dem Gerät ausging, der im ersten Moment nur und die Kugel herum zuckte und dann auf Ryan traf. Dieser schrie, von unendlich qualvollen, beißenden berennenden Schmerz erfüllt auf und ging in die Knie. Augenblicklich verkrampften sich sämtliche Muskeln in seinem Brustkorb, um den auch einige Sekunden später noch einige weitere Blitze zuckten, obwohl die Maschine den Stromstoß bereits unterbrochen hatte. Mehrere Versuche nach Luft zu ringen schlugen fehl, erst nach einigen Augenblicken funktionierten seine Lungen wieder. Doch auch nachdem er wohl eine geschlagene Minute auf dem Boden kniend vor sich hin gestöhnt hatte, konnte er kaum vernünftig atmen und er hustete schmerzhaft unter dem Rauch und dem Geruch seiner leicht verschmorten Kleidung auf. Nun konnte er sich in etwa vorstellen, wie sich die Titanen vorhin gefühlt haben mussten. Auch nachdem der schlimmste Schmerz endlich vorüber war, zuckte hier und da noch ein Blitz auf seiner Brust, doch Ryan hatte nicht vor, es Lawrence so einfach zu machen. Allein die Vorstellung, wie er sich über den Anblick, welchen er selbst ihm gerade bot, amüsieren musste, weckte grausame Rachegelüste in dem Blonden. Mit einem schmerzenden Stöhnen kämpfte er sich wieder auf die Beine.
    „Du scheinst nicht zu wissen, wann du verloren hast, junger Mann“, höhnte Lawrence wie bei einem Kind, das es nicht wahr haben wollte, sich geschlagen geben zu müssen.
    „Was für eine Ironie, wenn man bedenkt, dass du genau dieselben Worte vorhin noch zu mir gesagt hast.“
    Ryan hatte den Blick zum Boden gerichtet. Sein Atem ging nur stoß weise und der brennende, kribbelnde Schmerz auf seiner Haut wollte und wollte einfach nicht verschwinden. Genau in diesem Moment war alles um ihn herum still. Er hörte nicht den Kampf, der draußen am Himmel tobte, hörte sich das Knistern der Maschine, die ihm eben noch den elektrischen Schlag versetzt hatte, nicht einmal seinen eigenen Atem konnte er hören. Nur sein Herzschlag dröhnte in seinen Ohren, erklang wie laute Trommeln, auf welche man beständig einschlug. Seine Umgebung war auf einmal völlig grau, farblos, in den Hintergrund gerückt. Nur sich selbst und Lawrence erkannte er in den richtigen Farben. Alles andere Existierte gar nicht, war von ihm völlig ausgeblendet worden. Es gab nur Lawrence und ihn und wenn das hier vorbei war, würde einer von ihnen sich dem tristen Grau anschließen. Er würde es nicht sein!
    „Heute kann ich nicht verlieren“, sagte er dann. Kaum konnte er die Kraft zum Sprechen aufbringen, doch schien sein Gegenüber jedes Wort zu verstehen, das sich seine Miene beständig verfinsterte.
    „Ich habe meine Freunde immer an meiner Seite und wenn wir zusammen sind, kannst du uns nicht besiegen. Wenn all das hier vorbei ist, werden wir noch immer stehen und du wirst am Boden liegen.“
    Der abwertende Ausdruck in den Augen des Grünhaarigen verschwand ganz plötzlich, da Lawrence nun laut und höhnisch auflachte. Meinte dieser naive Junge das wirklich ernst?
    „Glaubst du etwa du bist allmächtig? Du bist nichts, als der tragische Verlierer in diesem Spiel. Du hast ja nicht die geringste Ahnung, mit welchen...“
    „Nein, du bist es, der keine Ahnung hat“, unterbrach Ryan ihn mit energischer Stimme.
    „Du ahnst ja gar nicht, welches Leid du Arktos, Zapdos und Lavados beschert hast und was auf deine Taten folgen wird, geschweige denn, dass es dich interessiert. Und ich weiß, dass ich nicht allmächtig bin, aber mit der Hilfe meiner Freunde schaffe ich das hier!“
    Ryan wiederholte die Worte von Lugia und obwohl er kurz vor einem Schwächeanfall stand, blieb er fest entschlossen, weiter zu kämpfen.
    „Wir stehen da auf, wo Verlierer liegen bleiben. Du kannst machen was du willst, aber mich kriegst du nicht klein, das verspreche ich dir.“
    Ryans Hand begann den Griff um den Pokéball, der darin lag, zu verstärken, während er die Lautstärke seiner Stimme nun senkte, aber keinesfalls weniger entschlossen wirkte.
    „Und wenn ich hier und heute sterben muss, dann nehme ich dich mit, verlass dich drauf!“

  • Hallu =3
    Und schon komme ich wieder und geb dir einen Kommi. Wegen der Formatierung würde ich dir empfehlen deinen Text im Quellcode einzufügen. Dann kannst du wieder in den Editor gehn und hast es normal drin =D. Du hattest diesmal besonders am Anfang ein paar rechtschreibfehler oder hast mal die Leerzeichen vergessen. Und du hattest in manchen Sätzen wörter wie "und" drinne obwohl sie da gar nich reingehörten. Das war etwas störend aber sonst kann ich wiedermal nur sagen echt klasse. Du hast es diesmal sogaer, glaub ich jedenfalls, noch mehr beschrieben als sonst und das ganze Kapi war echt einfach der Hammer. Ich hatte nicht nur Kopfkino, das war 3D XD. Aber du hast das alles wirklich echt toll beschrieben und es war weder verwirrend noch zusammenhanglos, einfach echt toll. Und der Inhalt war auch wieder top. Diesen letzten Satz von Ryan fand ich echt gut. Es verdeutlicht das ganze und es endet auch durch diesen Satz schön spannend. Dafür hat sich die kleine Pause wirklich gelohnt. Du glaubst gar nich wie ich mich aufs nächste Kapi freue. Aber hetzen will ich dich natürlich nich =D. Und auf meinen Beitrag kannst du immer zählen, hab ja sonst keine andren Hobbies XD. Dann würd ich mal sagen bis zum nächsten Kapitel :D
    Lg
    ~Akari~

  • [font='Tahoma, Arial, Helvetica, sans-serif'][align=justify][tabmenu][tab=^^]Hey!
    Gut, dann will ich mal wieder. ~[tab=Fehler]Ryan sah sich um und erkannte eine riesige Rauchwolke, nahe der Insel des Eises und noch etwas fiel ihm auf: Arktos, Zapdos und Lavados, keiner von ihnen war zu sehen!
    Er konnte auch keine Attacken der drei oder sonst irgendwelche Anhaltspunkte ausmachen und Lugia war ebenfalls nicht zu entdecken.
    Lugia hatte sich im letzten Moment mit seiner Barriere schützen können und er sah zu, wie es nun aus der Rauchwand herausgeschossen und direkt auf ihn zugeflogen kam.
    Ryan hatte die letzte Kugel und er konnte ihre Kräfte wieder ins Gleichgewicht bringen und er war dazu mehr entschlossen denn je.
    Melody kam Ryan sofort mit einem unendlichen Blick der Freude und Erleichterung entgegen und blieb dann vor ihm stehen, unsicher, wie sie ihre Emotionen ausdrücken sollte.
    „Klar, hab ich doch versprochen“, sagte der Blonde dann in einem leicht selbstverständlichen Ton, obwohl sein Gesicht hingegen völlig ernst war.
    Das Monarch-Pokémon sah Ryan mit einem glücklichen Blick an, es schien stolz zu sein, dass er sein Ziel nun erreicht und seine Aufgabe erfüllt hatte.
    „Ich wusste, dass du es schaffst.“
    Der Versuch Ryan beizubringen, dass er allein der Held dieses Tages war, wäre wohl sinnlos gewesen, daher beließ es Lugia dabei und letztendlich zählte nur, dass sich die beiden gegenseitig geholfen hatten, um ihr Ziel zu erreichen und genau das war Ryans Definition vom perfekten Leben zwischen Mensch und Pokémon.
    Ryan nickte und holte die ersten beiden Kugeln hervor - die Eiskugel, die er gerade geholt hatte und die Feuerkugel, mit der alles angefangen hatte und die nach wie vor feurig leuchtete.
    In den Schrein waren drei kunstvoll umrandete Löcher mit einem Sockel darin eingeschlagen worden, die jeweils genau zu den Inseln des Feuers, Eises und Blitzes wiesen, woran man sofort erkennen konnte, welche Kugel an welchen Platz gehörte.
    Genauer gesagt, ging es vom abgestürzten Luftschiff von Lawrence aus.
    Seine marineblauen Augen waren leicht zu Schlitzen verengt und seine Körperhaltung wirkte angespannt.
    Aus der Ferne sah es erst aus, wie eine Feuerwerksrakete, aber Lawrence hatte gerade recht wenig Grund zum Feiern, was diese Möglichkeit sang- und klanglos ausscheiden ließ.
    Er hatte Melody gesagt, dass er Lawrence noch nicht abgeschrieben hatte, und er war völlig richtig gelegen.
    Als es dann mit einem dumpfen Geräusch in dem kahlen Blumenbeet einschlug, passierte aber nichts.
    Die ruhige und gelassene Art von ihm und nicht zuletzt seine unverschämte, gespielte Freundlichkeit brachten Ryan nochmal um den Verstand.
    „Du hast wohl noch immer nicht genug was? Du solltest mal wissen, wann du verloren hast.“
    Es war seine Aufgabe alle drei Kugeln zusammenzusuchen und es war die wichtigste Aufgabe, die er in seinem ganzen Leben haben würde UND ER VERLOR EINE DER KUGELN! Kein Gecapse in Fließtexten, bitte.
    Wie es aussieht, haben wir beide etwas, das der andere haben will.
    Die Worte waren überaus laut und mit Wut im Bauch gesprochen worden, doch Lawrence blieb ruhig, wie er es immer tat.
    Ryan und seine Pokémon hatte so hart gekämpft um an die Kugeln zu kommen und nun musste er nochmal losziehen, um eine verlorene Kugel zurück zu holen und das, wo es erst noch so ausgesehen hatte, als hätte er es nun geschafft.
    Dieser griff schließlich mit seiner Hand danach und fühlte die tröstende Wärme des Pokémons, doch er hielt den Kopf gesenkt.
    Ryan kämpfte mit sich selbst und versuchte einige Tränen der Wut zurück zu halten, Wut auf sich selbst, er war so nah dran gewesen...
    Doch ich habe mir geschworen, nicht aufzugeben bis ich es wirklich erreicht habe und dabei bleibt es!
    Ryan tat alles weh, jeder Muskel in seinem Körper schrie nach Erholung und er konnte sich im Moment nicht Schöneres vorstellen, als sich in ein gemütliches Bett zu legen und zu schlafen.
    Doch es gab nun einmal Zeiten zum Ausruhen und es gab Zeiten, in denen man sich einfach zusammenreißen musste um das zu tun, was getan werden musste und das war jetzt zur Insel der Blitze zu reisen, die letzte Kugel zu holen und diesen Alptraum endlich zu beenden!
    „Ich weiß nicht, wie viel Kraft ich noch aufbringen kann, doch ich kämpfe bis zum Ende, du weißt, dass ich das werde.“
    „Du warst mir immer mit der treuste Freund und du hast mich noch nie enttäuscht, doch das kannst du heute so oder so nicht mehr.“
    „Ich will damit nur Folgendes sagen“, setzte er dann an.
    Und das werde ich euch allen niemals vergessen, geschweige denn, dass ich euch diesen Dienst zurückzahlen kann.“
    Sie geben bedingungslos alles füreinander und verlieren nie den Glauben an sich.“
    Dabei hatte er gedacht, sein größter Kampf würde erst in ein paar Wochen bei der Silberkonferenz stattfinden, doch manchmal kamen die Dinge eben komplett anders, als man erwartete.
    Hunderte von Lawrence' Kampfdrohnen kamen aus den Überresten des abgestürzten Luftschiffes.
    Sie blieben direkt vor dem riesigen Loch in der Wand in der Luft und schienen fast eine Art Schutzwall zu bilden.
    Lugia beschleunigte augenblicklich sein Tempo etwas und flog Ryan und Panzaeron ein Stück voraus, bevor es dann in der Luft abbremste und seine Position in der Luft hielt.
    Einige der Drohnen kamen ihm entgegen, doch keine einzige von ihnen konnte dem standhalten, was Lugia ihnen entgegen warf.
    Vom Aufprall war nicht viel zu sehen, denn sofort nachdem er auf die Drohnen-Armee getroffen war, gab es eine gewaltige Explosion und alles um das Luftschiff herum war in eine dicke Rauchwand eingehüllt.
    Die Wucht hatte auch Teile des Luftschiffs selbst noch mehr beschädigt, als es ohnehin schon war. *Leerzeichen* Ryan wusste es zwar nicht, aber dies war Lugias Markenzeichen, die Attacke, die nur es selbst beherrschte und mit der es in der Lage war ganze Landstriche zu verwüsten.
    Ryan selbst war völlig sprachlos, natürlich war ihm klar gewesen, dass Lugia über eine immense Macht verfügte, aber diese Kraft haute ihn glatt um.
    Zu seinem Entsetzen musste er feststellen, dass bereits wieder unzählige neue Drohnen erschienen waren, die nun alle Lugia angriffen.
    „Panzaeron, ich komme hier schon zurecht, sieh du bitte zu, dass du Lugia ein wenig unter die Armee greifst, okay?“
    „Aber Panzaeron wird dir etwas den Rücken frei halten!“ *Leerzeichen* Für Diskussionen war jetzt weder die Zeit, noch hatte es einen Sinn, darum nickte Lugia nur stumm und wich gleich danach einem Hitzestrahl von einer Drohne aus, um sie dann mithilfe eines kräftigen Stoßes mit seiner Barriere zu zerstören.
    Er ging weiter ins Innere des Luftschiffs hinein und sah schon früh, dass Lawrence in seinem Sitz in der Mitte des Raumes saß und ihn scheinbar erwartete.
    Wortlos kam Ryan näher heran, den Blick immer auf den ständig dreckig lächelnden Lawrence gerichtet und blieb schließlich einige Meter vor ihm stehen, während er ihn finster ansah.
    „Ich fürchte du liegst schon wieder in deiner Vermutung falsch, denn ich bin hier derjenige, der die Fäden zieht und du bist nur eine stumme Marionette.“
    Er wollte die Blitzkugel holen und so schnell und wie möglich nach Shamouti zurückkehren, doch noch bevor er etwas sagen oder reagieren konnte, drückte Lawrence einen Knopf an seinem Steuerpult.
    Ein mechanisches Geräusch erklang, worauf sich anschließend eine Luke am Boden öffnete und etwas heraufgefahren wurde.
    Lawrence gab ein letztes leises Lachen von sich, bevor ein bläulicher Blitz von dem Gerät ausging, der im ersten Moment nur um die Kugel herum zuckte und auf Ryan traf.
    „Was für eine Ironie, wenn man bedenkt, dass du genau dieselben Worte vorhin noch zu mir gesagt hast.“
    Glaubst du etwa, du bist allmächtig?
    Du haßt keine Ahnung, welches Leid du Arktos, Zapdos und Lavados beschert hast und was auf deine Taten folgen wird.
    „Wir stehen da auf, wo Verlierer liegen bleiben, du kannst machen was du willst, aber mich kriegst du heute nicht klein, das verpreche ich dir.“[tab=Kritik]Zu Anfang dieses Kapitels scheint ja alles eine Wendung genommen zu haben, dass alles perfekt ist - aber ich hab es geahnt, es geht zu schnell als dass plötzlich alles gut wird. Zu große Stimmungsschwankung, hätte es tatsächlich so funktioniert, wäre kein Leser damit zufrieden gewesen. Weil es eben absolut nicht in den Verlauf der Story passt. Schön also, dass du hier mit den Emotionen der Leser spielst, es hat den Anschein als ob du sie entsetzen wolltest, aber dann kommt ja doch ein Störfaktor dazu: Die fehlende Kugel. Voraussehbar, aber dennoch gut hier. Ich weiß, das ist ein Gegensatz, aber genau so ist es eben.
    Es mutet nur seltsam an, dass Ryan die Kugel verloren hat, ohne es zu bemerken. Die ist ja sicherlich nicht leicht, wie also konnte das unbemerkt vonstatten gehen? Auch unlogisch ist, dass er die anderen beiden Kugeln nicht einfach in die Altare gibt, dann besteht schließlich keine Möglichkeit, sie zu verlieren.
    Lugia ist nett. Ich meine, klar muss es das sein, nicht umsonst hat es seinen Auserwählten, der nicht der Auserwählte ist, auserwählt. Trotzdem fand ich diese Szene, in der es Ryan mit dem Flügel berührt, bezeichnend für das Verhältnis. Du hast diese Stelle wirklich gewählt, da sich auch gleich Ryans kurzzeitig angeknacktes Selbstbewusstsein wieder herstellt. Wirklich nett, das muss ich sagen.
    In diesem Kapitel fand ich deine Beschreibungen wirklich gut, schön nach dem Grundsatz "Show, don't tell." Deine Wortwahl allerdings ist zeitweise recht umständlich, du formulierst einfach oft lange Sätze. Wobei ich sagen muss, du hast dich gesteigert, denn du verwendest nicht mehr gar so viele "und" in solchen Sätzen, sondern eher andere Konjunktionen. Trotzdem, gewöhn dir bitte die Rufzeichen im Fließtext ab - und die Unart, den Punkt bei direkten Reden ohne Begleitsatz außerhalb der Anführungszeichen zu machen. Denn das ist falsch, der Punkt gehört an die gleiche Stelle wie ein Ruf- oder Fragezeichen.
    Die Auseinandersetzung am Ende des Kapitels war geprägt von einem wirklich schön geschriebenen Dialog, das muss ich sagen. Über die Unlogik von wegen Elektrizität will ich jetzt aber nicht genauer eingehen, so läuft es eben bei Pokémon (und ich halt es hier auch nicht besonders der Physik entsprechend, das muss ich zugeben). Aber ja, ich bin schon gespannt, was Kapitel 15 noch so alles zu bieten hat - wir Ryan die Blitzkugel zurückbekommen? Und wirst du dich noch weiter verbessern? Man darf gespannt sein ...
    ~ LG, Maj

  • Moin, moin und hallo,
    auch nach der Überarbeitung ist dieses Kapitel hier verhältnismäßig kurz, aber dafür wieder etwas besser, wie ich finde. Da es ja einiges an Lob dafür eingeheimst habe, kann es nun nicht schlechter sein und ich denke, dass es euch gefallen wird. Heute werden noch ein paar Uptades folgen, doch die letzten zwei oder drei folgen dann erst morgen. Bis dahin...
    Wiederschauen, reingehauen^^



    Kapitel 16: Showdown um den letzten Schatz


    Lawrence war nun doch sichtlich nervös, als Ryan ihm in diesem Augenblick mit seiner schier endlosen Entschlossenheit gegenüber trat. Niemals hätte er gedacht, dass dieser Junge so zäh sein würde, doch Ryan konnte noch viel weiter gehen. Inzwischen war es für ihn kaum noch von Bedeutung, ob er diesen Ort wieder lebend verlassen würde. Ob er noch atmete würde keine Notwendigkeit mehr, seit die Feuerkugel in seinen Händen aufgeflammt war. Es zählte nur noch, irgendwie die Blitzkugel von Lawrence zu ergattern, danach lag es nicht mehr in seinen Händen. Doch diesen Dienst wollte und musste Ryan noch leisten und er war gewillt, eben dies zu tun. Sein innerliches Feuer entflammte und gab ihm Kraft. Und diese Kraft gebrauchte er nun, um den Pokéball, den er noch immer in der Hand hielt und der nun so schwer wie Blei wog, in die Luft zu werfen.
    „Raichu, los geht´s!“
    Einen weißen Lichtblitz freisetzend sprang die Kapsel auf, erhellte die düsteren Gefilde der herumliegenden Trümmer, bevor die orangefarbene Elektromaus schließlich kampfbereit zu Ryans Füßen erschien. Sofort spitzte diese aufmerksam die Ohren und ging in Kampfposition, während es mit seinen Knopfaugen aufmerksam den Grünhaarigen fixierte. Tief in seinem Inneren spürte es den Kampfgeist seines Trainers, der das Elektropokémon so sehr inspirierte wie noch nie zuvor. Raichu war schon immer eine Kämpfernatur gewesen und Ryan bedeutete ihm einfach alles. Grund genug, heute den besten Kampf seines Lebens zu zeigen. Um seine Entschlossenheit zu untermauern, ließ das orangefarbene Pokémon einige Blitze um seine Wangen zucken.
    „Mach diese Maschine platt, los Donnerblitz!“
    „Raaaichuuu!“
    Elektrische Energie umgab das Pokémon von Kopf bis Fuß und entlud sich schließlich in einem mächtigen Stromstoß. Zwar traf dieser sein Ziel, doch Lawrence verzog keine Miene. Völlig automatisch schleuderte die Maschine Raichu ebenfalls einen Blitz entgegen. Das Maus-Pokémon zuckte zusammen und biss sich energisch auf die Zähne, während es gegen die elektrische Energie ankämpfte. Es war ein Kampf Maschine gegen Pokémon, doch hatte Raichu überhaupt eine Chance? Lawrence machte jedenfalls sehr ruhigen und zufriedenen Eindruck, doch tat er das nicht immer? Sei es drum, wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg und Ryans Wille war unglaublich stark! Mit dem puren Blick des Kämpfers, der in ihm erwachte, blickte Ryan auf und lächelte nun selbst zufrieden und siegessicher, denn er hatte eine Idee.
    „Benutze Eisenschweif und dann Schaufler, los!“
    Gehorsam machte das Elektropokémon einen Satz in die Luft. Sein gezackter Schweif leuchtete hell auf, bevor Raichu mit einem Salto Schwung holte, um schließlich mit einem lauten Krachen ein Loch in den stählernen Boden reißen. Es war ein hässliches Geräusch, als würden zwei mächtige Metallbolzen aneinander kratzen. Doch Ryan hörte dies nicht einmal wirklich. Sein ganzer Körper unterlag nun voll und ganz seinem eisernen Willen und ließ keinerlei Reaktion auf äußere Einwirkungen zu. Wenn man ihn so ansah, könnte man meinen, der Blonde sei nicht bei Verstand, doch in Wahrheit arbeitete eben dieser gerade so konzentriert wie nie zuvor in seinem Leben.
    Lawrence erging es da ganz anders. Er schien innerlich geradezu hin und hergerissen von Nervosität und Unentschlossenheit, was zur Folge hatte, dass er schlicht gar nichts mehr tat. Wie konnte er diesen Jungen nur stoppen? Was hatte er überhaupt vor?
    „Was soll das werden?“, fragte er sichtlich irritiert. Ryan machte sich nicht die Mühe, dem Grünhaarigen zu antworten. Er lächelte weiterhin und unterdrückte dabei das Zittern seiner schmerzenden Muskeln. Wenige Sekunden später begann die Blitzmaschine vor Lawrence dann plötzlich Funken zu sprühen. Erst waren es nur ein paar Vereinzelte, doch schon bald knisterte die Luft förmlich unter ihnen und an einem immer heller und lauter werdenden, elektrischen Surren, das von ihr ausging, schien die Maschine jeden Augenblick in die Luft gehen zu können.
    Lawrence verstand nun die Idee des Mützenträgers. Sein Raichu hatte sich in die elektrischen Leitungen gegraben und kappte nun sämtliche Kabel und Anschlüsse. Als Elektropokémon brauchte es auch keine Stromschläge oder Ähnliches zu fürchten, im Gegenteil. So lud es sich selbst nur mit noch mehr Energie auf.
    Schließlich kam Raichu aus dem Metallreich wieder hervorgeschossen und ging erneut in Angriffsposition, die weiterhin knisternde Maschine fixierend.
    „Egal ob Maschine oder Pokémon, gegen uns und unseren Willen hast du keine Chance, schon gar nicht mit Elektro-Angiffen. Raichu, gib alles, was du hast. Los, Donner!“
    „Raaaaaaichuuuu!“
    Wieder entlud die Elektromaus seine Energie in einem gleißenden Blitz, der nun die Funken sprühenden Überreste der Maschine vom Antlitz dieser Welt fegen sollte. Da das orangefarbene Wesen sich zudem gerade mit der Elektrizität aus dem Kabelnetzwerk des Luftschiffes vollgetankt hatte, sprudelte es förmlich vor Kraft. Die Luft selbst schien zu knistern und zu erzittern, als der gelbe Blitzschlag auf sein Ziel schlug. Kaum ließ sich diese Kraft kontrollieren, doch das kleine Elektropokémon schaffte es, die Konzentration zu wahren. Nun war Lawrence auch sichtlich beunruhigt, wirkte schon fast panisch, was angesichts der Tatsache, dass er selbst beinahe von den Blitzen getroffen wurde, auch verständlich war. So geschah es, dass er sich zu einer sehr dummen Entscheidung hinreißen ließ. Einmal mehr betätigte er einige Knöpfe an seinem Steuerpult, worauf die Luft augenblicklich erneut von einem bläulichen Blitz erfüllt wurde. Doch nun machte er Raichu sehr schwer zu schaffen. Ryan bemerkte sofort, dass der Blitz jetzt viel stärker und heller war, als noch zuvor. Lawrence musste die Energie erhöht haben, doch konnte das in dieser Situation gut gehen?
    Einzig und allein Lawrence wusste die Antwort darauf, doch die war mehr als einfach aus seinem Gesicht abzulesen: Nein. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete der Grünhaarige das Geschehen. Das Surren der Maschine wurde immer und immer lauter und tat nun langsam in den Ohren weh.
    „Mach weiter Raichu“, rief Ryan seinem Kämpfer zu, wobei er schreien musste, damit die Worte an die Ohren der Elektromaus dringen konnten.
    „Es steckt noch so viel Energie in dir. Lass sie raus!“
    Das orangefarbene Pokémon schrie vor Anstrengung. Noch nie zuvor wurden ihm solche Leistungen abverlangt und noch nie zuvor war es so gewillt, diese Leistung zu erbringen. Der Blitzaustausch zwischen ihm und der Maschine war vermutlich selbst auf Shamouti unübersehbar, hier drinnen war es wie ein Feuerwerk aus vorderster Reihe, doch es brauchte noch mehr!
    Die Schmerzensschreie wurden schließlich zu Kampfschreien, als Raichu den Kopf gen Himmel reckte und jedes Fünkchen Elektrizität in seinem Körper in diese eine Donner-Attacke legte. Das von ihm ausgehende Licht blendete schmerzhaft in den Augen, doch Ryan zuckte nicht einmal mit der Wimper. Alles in seinem Körper bebte und ließ es nach wie vor nicht zu, auf solche lächerlichen Einwirkungen zu reagieren.
    Ein lauter Knall ertönte tief im Inneren des Luftschiffes und ließ den Boden erzittern, auf dem Ryan stand. Bedenklich wankte er auf seinen Beinen, hielt aber das Gleichgewicht. Weitere Geräusche gleicher Natur folgten, das ganze metallene Ungetüm schien jeden Augenblick in die Luft zu fliegen, doch Raichu hielt den Stromstoß aufrecht.
    Lawrence packte nun die totale Panik. Er musste hier weg, oder es würde vielleicht nichts mehr von ihm übrig bleiben! Er sprang auf und wollte noch in Deckung gehen, wurde aber von der Schockwelle der Maschine, die nun mit einem ohrenbetäubenden Knall explodierte, zurück geworfen. Eine gewaltige Feuerbrunst schoss aus dem Boden direkt unter ihr hervor und steckte seine vom Leben trennenden Flammen in alle Richtungen aus. Raichu, welches seine Attacke und endgültig nicht mehr aufrecht erhalten konnte, verfiel in eine Schockstarre, blieb an Ort und Stelle stehen. In seinen geweiteten Augen stand Todesangst.


    Nein, dass konnte er niemals zulassen! Raichu hatte gerade alle Energie hergegeben, die ihm sein Körper zur Verfügung stellen konnte, um den Wunsch seines Trainers zu erfüllen. Es kam für Ryan nicht eine Sekunde in Frage, dass nun der Tod sein Lohn sein sollte. Blitzschnell reagierte er und drängte sich zwischen seinen kleinen Freund und die tödlichen Flammen. Schützend vergrub er den völlig entkräfteten Körper des ängstlichen Elektropokémons unter seinen Armen und warf sich über es. Ryan war dabei wohl bedacht, Raichu nicht zu verletzen. Wenn er selbst einige Brandwunden davontragen würde – bitte, dann sei es nun mal so. Danach würde er wenigstens wieder aufstehen und in das gesunde Gesicht seines Freundes sehen können.
    Allein dieser Gedanke war es, nach dem Ryan handelte.
    Die Flammen züngelten einige Sekunden wütend umher, suchten nach einem Opfer fanden schließlich... nichts. Der junge Trainer spürte zwar deutlich die Hitze in seinem Rücken, wurde schließlich sogar von der Druckwelle einer zweiten Explosion erfasst und vornüber umgeworfen, wobei ihm sein Cappi vom Kopf gerissen wurde. Doch der Schmerz, den er gerade noch erwartet hatte, trat nicht ein.
    Einige Sekunden verflogen, doch allmählich flachte die Stärke des Feuers ab und brannte schließlich nur noch um die völlig zerstörten Einzelteile der Blitzmaschine. Die zweite Druckwelle musste direkt von dieser ausgegangen sein, als sie in tausend Teile zersprungen war.
    Ryan hob langsam den Kopf und ließ seine Blicke aufmerksam umher schweifen, wobei er für einige Sekunden so gut wie gar nichts hören konnte, da ihm fürchterlich die Ohren dröhnten. Sein erstes Interesse galt augenblicklich Raichu, welches sich ängstlich in seinen Armen zusammengekauert hatte. Sein Körper zitterte und wies leichte Wunden auf, doch es würde durchkommen.
    „Hey... hey, Raichu“, flüsterte Ryan beschwichtigend. Die Elektromaus öffnete schlagartig die Augen und sog scharf Luft ein. Es wirkte fast traumatisiert, ein Anblick, der dem Blonden augenblicklich das Herz zuschnürte. Doch nach einigen Sekunden erhellte sich das Gesicht Raichus wieder und es sah seinen Trainer aus treuen Augen an, während sich die Freude über sein Wohlergehen darin breit machte.
    „Es ist alles okay Kumpel“, sprach Ryan auf es ein. Nun erwachten endlich wieder die Lebensgeister in der Elektromaus. Freudig sprang es auf und fiel dem Blonden glücklich an den Hals, wobei dieser herzlich auflachte und Raichu in seine Arme schloss. Es war eine solche Erleichterung, dass beide verhältnismäßig unversehrt waren. Doch sie waren hier noch nicht fertig, der eigentliche Grund für ihr Kommen befand sich noch immer in der Hand des Pokémonsammlers.


    Ryan blickte nun wieder mit ernster Mine zu Lawrence, der von der Explosion einiges abbekommen hatte. Er lag stöhnend auf dem Boden und regte sich kaum. Genau in diesem Moment, als ein weiterer Versuch sich aufzurichten scheiterte, rollte die Blitzkugel aus der Tasche seiner Robe. Nicht nur das, sie rollte Ryan sogar ein Stück entgegen. Hatte man so etwas schon gesehen? Stunden zuvor, auf der Insel des Eises, hatte es noch so ausgesehen, als wolle die Kugel vor ihm flüchten, als sie beinahe den Abhang hinunter gefallen wäre und nun schien sie sich förmlich nach ihm zu sehnen.
    Ein verrückter Gedanke, jedoch beschwerte sich Ryan nicht eine Sekunde. Augenblicklich rappelte er sich auf, ignorierte weiter seine schmerzenden Glieder und eilte leicht humpelnd sofort zu dem leuchtend gelben Gegenstand rüber. Das höchstens leicht verletzte Raichu machte einen Satz aus den Armen seines Trainers und ging neben ihm her. Ryan konnte den letzten Schatz schließlich widerstandslos aufnehmen und betrachtete ihn für einen Moment. Um ganz sicher zu gehen, dass diesmal alles stimmte, holte er kurzerhand die beiden anderen Kugeln aus seiner Tasche und betrachtete nun alle drei Schätze des Feuers, Eises und Blitzes in seinen Händen. Er hatte sie alle.
    Für einige Augenblicke sah es so aus, als klebten die Augen des Blonden an den drei Kugeln, schienen ihn gar mit ihrem Antlitz zu fesseln.
    Raichu trat an die Seite seines Trainers und warf einen Blick nach oben, auf die Kugeln in seinen Händen.
    „Rai-?“, ertönte es neben ihm, was den Blonden leicht aufschreckend aus seinen Gedanken zerrte. Anschließend beugte sich Ryan kurz zu seinem Pokémon hinunter, um ihm sein verdientes Lob auszusprechen.
    „Weißt du eigentlich, dass du der Wahnsinn bist Raichu?“
    Das Pokémon freute sich sichtlich über die anerkennenden Worte. Seine Gesichtszüge erhellten sich sofort und seine dunklen Augen begannen glücklich zu glänzen. Dies war zwar äußerst widersprüchlich, war Ryans Auffassung nach aber gleichzeitig am zutreffensten.
    „Das hast du klasse gemacht, mir fehlen echt die Worte.“
    Schließlich streckte Ryan die Hand aus, um Raichu lobend über den Kopf zu streicheln, jedoch wurde dieses Vorhaben vom Pokémon selbst zunichte gemacht. Überglücklich sprang es ihm erneut an den Hals, sodass er sein Cappi wohl erneut verloren hätte, würde es nicht noch auf dem Boden liegen. Er ließ die Maus einige Sekunden lang gewähren und holte dann den Pokéball Raichus hervor.
    „Komm jetzt zurück, ruh dich aus mein Freund.“
    Ein roter Lichtstrahl erfasste das Pokémon und sog es in die Kapsel hinein, wo es seine wohl verdiente Ruhe genießen konnte.
    Nun musste Ryan so schnell wie möglich nach Shamouti zurück, doch er kam nicht drum herum, noch einen finsteren Blick an eine gewisse Person zu spenden. Der angeschlagene Lawrence kroch nach wie vor auf dem Boden ziellos umher und schien völlig aus der Fassung zu sein. Als hätte er den Ausgang dieses Duells nicht mitbekommen, stammelte er mit zitternder Stimme zusammenhanglose Sätze hervor.
    „Du kannst mich ein Mal schlagen, doch du wirst mich nie endgültig besiegen können. Ich bin der Einzige, der um die Wahre Macht dieser Pokémon weiß und ich werde sie bekommen”, sprach er, ohne den jungen Trainer dabei anzusehen. Noch immer auf dem Bauch liegend begann sich der Pokémonsammler langsam aufzurichten.
    „Ich bekomme immer, was ich will. Ich werde immer wieder kommen. Es ist mir bestimmt... “
    „Hey, Klugscheißer!“, unterbrach Ryan ihn. Der Angesprochene wandte den Blick zum Blonden, der an ihn herangetreten war. Wütend hatte er die rechte Hand zur Faust geballt, welche nun hervor schnellte und mit einem knackenden Geräusch Lawrence direkt auf die Nase traf. Dem Grünhaarigen wurde augenblicklich schwarz vor Augen, als er von dem Schlag ausgeknockt wurde. Den Schmerz seiner gebrochenen Nase hatte er wohl kaum noch gespürt.
    Mit einem letzten herablassenden Blick sah Ryan Lawrence an, während sich seine Faust leicht vor Schmerz verkrampfte. Er hatte wirklich mit aller Gewalt und all seinem Hass ihm gegenüber zugeschlagen, doch Ryan weinte ihm keine Tränen nach und verschwendete auch keine weitere Zeit mit Lawrence.
    Einzig mit dem Gedanken, so schnell wie irgend möglich wieder nach Shamouti zu kommen, drehte er sich um. Nach ein paar Schritten blieb er jedoch noch einmal stehen, vor ihm lag sein grünes Cappi. In einer vor Erschöpfung nur langsam vonstatten gehenden Bewegung hob er es auf, klopfte kurz den groben Staub ab und setzte es wieder dorthin, wo es hingehörte - auf sein Haupt.


    Einige Sekunden blieb er schließlich stehen und atmete tief durch. Jetzt war es fast geschafft, nur noch der Rückweg trennte ihn von seinem Ziel. Aus diesem Gedanken neue Kraft schöpfend rannte er blitzartig dorthin zurück, wo er mit Panzaeron ins Innere des Luftschiffs gekommen war. Ryan blickte in den Himmel und sah, wie Lugia und sein Stahlvogel weiter gegen die Drohnen kämpften, deren Zahl kein Ende zu nehmen schien. Lugia schützte sich selbst und seinen Begleiter hauptsächlich mit seiner Barriere, während sich Panzaeron voll auf den Angriff konzentrierte. Innerhalb der wenigen Sekunden, in denen der Blonde das Schauspiel nun verfolgte, hatte es ein gutes halbes Dutzend Drohnen mit seinen Attacken zerstört. Gerade, als es einen weiteren Sternenschauer in die Menge abfeuerte, der die anvisierte Drohne augenblicklich in ein Häufchen Altmetall verwandelte, hörte es den Ruf seines Trainers.
    „Panzaeron, wir verschwinden!“
    Als Ryans Stimme ertönte, wurde auch Lugia aufmerksam und blickte für eine Sekunde zum Boden hinab. Allerdings achtete es darauf, sich nicht zu sehr vom Kampf ablenken zu lassen und so reagierte es gerade schnell genug, um das Stahlpokémon vor einem weiteren Hitzestahl - ausgehend von einer Drohne, die sich direkt über ihm befand - zu schützen und anschließend mit einem kräftigen Schlag seines Schwanzes zu vernichten. Die indigoblauen Dornen, die ihm anhingen, bohrten sich mit chirurgischer Präzision in das Metallgehäuse und hinterließen ein fast komplett hohles Stückchen Schrott. Panzaeron dagegen drehte gleich ab und flog auf Ryan zu, während es seine Flügel aufleuchten ließ, eine Fassrolle hinlegte und noch eine weitere Drohne mit seiner Stahlflügel-Attacke erwischte.
    Es landete schließlich mit hektischen Flügelschlägen direkt vor Ryan, welcher gleich auf den Rücken des gepanzerten Vogels sprang. Der junge Trainer flüsterte die ersten Worte nur in Panzaerons Ohr, bevor er dann die beiden Letzten in einem motivierenden Schrei ausrief.
    „Wir haben es fast geschafft, nur eine letzte Anstrengung verbleibt. Komm schon, Kumpel wir schaffen das, KOMMM SCHON!“
    Panzaeron stieß ebenfalls einen Kampfschrei aus und erhob sich dann mit ein paar kräftigen Flügelschlägen wieder in die Luft.

  • [font='Tahoma, Arial, Helvetica, sans-serif'][align=justify][tabmenu][tab=^^]Hi!
    Nun, da will ich mal wieder. Diesmal noch kein Kommi da? Und das, obwohl ich mir so viel Zeit gelassen habe. Interessant.[tab=Fehler]„Raichu, los geht's!“
    Tief in seinem Inneren spürte es den Kampfgeist seines Trainers, der das Elektropokémon so sehr inspirierte wie noch nie zuvor.
    Das Pokémon zuckte zusammen und biss entschlossen die Zähne zusammen, während es gegen die elektrische Energie ankämpfte.
    Lawrence machte jedenfalls sehr ruhigen und zufriedenen Eindruck, doch tat er das nicht immer?
    Erst waren es nur ein paar vereinzelte, doch schon bald knisterte die Luft förmlich unter ihnen und an einem immer heller und lauter werdenden, elektrischen Surren, das von ihr ausging, schien die Maschine jeden Augenblick in die Luft gehen zu können. Warum sollte das Teil nur am Sirren in die Luft fliegen? Da fehlt was.
    „Mach weiter, Raichu“
    Noch nie zuvor wurden ihm solche Leistungen abverlangt worden und noch nie zuvor war es so gewillt gewesen, diese Leistung zu erbringen.
    Es kam für Ryan nicht eine Sekunde in Frage, dass nun der Tod sein Lohn sein sollte.
    Sein Körper zitterte und wies leichte Wunden auf, doch es würde durchkommen.
    „Es ist alles okay, Kumpel“, sprach Ryan auf es ein.
    Nun erwachten endlich wieder die Lebensgeister in der Elektromaus. Freudig sprang es auf und fiel dem Blonden glücklich an den Hals, wobei dieser herzlich auflachte und Raichu in seine Arme schloss.
    Stunden zuvor, auf der Insel des Eises, hatte es noch so ausgesehen, als wolle die Kugel vor ihm flüchten, als sie beinahe den Abhang hinunter gefallen wäre und nun schien sie sich förmlich nach ihm zu sehnen.
    Um ganz sicher zu gehen, dass diesmal alles stimmte, holte er kurzerhand die beiden anderen Kugeln aus seiner Tasche und betrachtete nun alle drei Schätze des Feuers, Eises und Blitzes in seinen Händen.
    Für einige Augenblicke sah es so aus, als klebten die Augen des Blonden an den drei Kugeln, schienen ihn gar mit ihrem Anblick zu fesseln.
    „Weißt du eigentlich, dass du der Wahnsinn bist, Raichu?“
    „Komm jetzt zurück, ruh dich aus, mein Freund.“
    Nun musste Ryan so schnell wie möglich nach Shamouti zurück, doch er kam nicht darum herum, noch einen finsteren Blick an eine gewisse Person zu spenden.
    Ich bin der Einzige, der um die wahre Macht dieser Pokémon weiß und ich werde sie bekommen”, sprach er, ohne den jungen Trainer dabei anzusehen.
    In einer vor Erschöpfung nur langsam vonstatten gehenden Bewegung hob er es auf, klopfte kurz den groben Staub ab und setzte es wieder dorthin, wo es hingehörte - auf sein Haupt.
    Lugia schützte sich selbst und seinen Begleiter hauptsächlich mit seiner Barriere, während sich Panzaeron voll auf den Angriff konzentrierte.
    Der junge Trainer flüsterte die ersten Worte nur in Panzaerons Ohr, bevor er dann die beiden letzten in einem motivierenden Schrei ausrief.
    Komm schon, Kumpel wir schaffen das, KOMM SCHON! Und Capsen ist hlat so eine Sache.[tab=Kritik]Dein Gefühl täuscht dich nicht: Dieses Kapitel ist das beste, das ich bisher von dir gelesen habe (auch von den Fehlern her). Gut, ich hab nicht alles gelesen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass man sich stetig verbessert ... Wie auch immer.
    Die Länge eines Kapitels muss man schließlich immer in Relation zur Menge der Handlung sehen, und im Vergleich zu sonst passiert eigentlich kaum etwas. Der Kampf, aber ansonsten? Fast nichts. Und das hast du in 2500 Wörtern beschrieben, von daher - ist das Kapitel eigentlich äußerst lang!
    Schon zu Anfang ist es interessant, ein Kampf von Elektrizät einer Maschine gegen Elektrizität eines Pokémons. Schlichweg langweilig und einfallslos scheint das auf den ersten Blick, doch hat Ryan schon eine andere Wahl, die Sinn macht? Wohl kaum. Denn was soll er schon entgegensetzen, wenn er nicht auf Überspannung hoffen kann? Besonders überraschend, doch eigentlich vollkommen nachvollziehbar kam dann der Schaufler mit dem Donner.
    Feuer durch Kurzschluss, ja. Aber wenn nur die Maschine brennt, wie kann sich das dann so ausbreiten? Und wenn es sich ausbreitet, warum ist es dann so schnell wieder aus? Eigentlich ist das eine äußest unlogische Szene. Wäre besser gewesen, wenn du das ein wenig klarer zum Ausdruck gebracht hättest, was jetzt brennt und wieso nichts anderes. Und warum es so schnell wieder ausgeht.
    Ich frage mich, warum Ryan nichts passiert ist? Das wirkt irgendwie so, als ob noch etwas passieren müsste - oder wir haben hier eine unschöne deus ex machina-Begebenheit. Wie kann es sein, dass ihm nichts geschieht, obwohl er doch die Hitze so deutlich spürt?
    Die Vermutung, dass da was dahintersteckt, scheint sich ja mit Lawrence' Behauptung, ihm gebühre die wahre Macht, zu decken. Nur, dass der eben da was falsch versteht ... Aber um was für eine wahre Macht handelt es sich? Um die der Kugeln? Hm, eine hübsche Szene, die einige Fragen aufwirft. Entspricht zwar nicht dem Bild einer "perfekten Szene" (denn nach dieser sollte eigentlich alles mit einer Niederlage für den Protagonisten enden, wie ich mir habe sagen lassen), aber jede Story muss einmal zu einem Ende kommen, und wie sinnvoll wäre ein Ende, das kein Happy End wäre? Eigentlich unbefriedigend, wobei ich kaum jemals ein Ende als gut einschätze. Weder offene Enden noch Enden, bei denen sich alles in Wohlgefallen auflöst, sagen mir zu - und unglückliche Enden bedeuten eigentlich, dass die ganze Schreiberei umsonst war. Aber ja, wer weiß, vielleicht tut sich ja noch was, das mir zusagt. Zum Schluss bin ich immer eine sehr schwierige Leserin, ich warne dich schon mal vor.
    Und zum Schluss packst du noch eine ordentliche Ladung Frohsinn drauf, nach diesem relativ spannungsgeladenen Kapitel. Ein großer Kontrast, der sich hier bietet ... zu groß fast. Man kann die "Alles wird gut"-Stimmung schon in sich aufnehmen, wir sind eigentlich wieder an dem Punkt, an dem wir waren, bevor Ryan festgestellt hat, dass die Blitzkugel entwendet worden war. Irgendetwas sollte noch passieren, das ist sonst irgendwie langweilig und abgedroschen zum Schluss hin.
    Generell waren auch deine Beschreibungen wieder gut, wobei mir die Gefühlsbeschreibungen sogar mehr gefallen haben als die Umgebungsbeschreibungen. In Ryan konnte man sich in diesem Kapitel wirklich äußerst gut hineinversetzen, anfangs so taktisch, bis sich dann die Ereignisse überschlagen. Dann das Glück, dass Raichu nichts Ernsthaftes passiert ist - und dass die Kugel zurückkommt. Und schlussendlich diese frohe Aufbruchsstimmung, wenn auch diese recht stereotyp, einfach ist. Sagt mir einfach nicht so zu, denn es ist einfach klischeehaft ... aber gut, Geschmackssache wohl und ich kann nicht wissen, was du noch so alles planst.
    ~ LG, Maj

  • Ja, ich gebe dann natürlich auch wieder einen Kommi. Selbst wenn ich das diesmal verpennt habe...^^" (hab den Kommi vor meinem nich gelesen, wenn sich was wiederholen sollte tut mir das leid...)
    Ok, ganz ehrlich, ich fand dieses Kapitel war bisher dein bestes. Der Kampf war gut beschrieben, auch wenn er noch einige Fragen offen ließ. Da Raichu sein einziges noch gesundes Pokemon war, fand ich schon interessant zu sehen wie Raichu versucht hat die Maschine zu überladen. Aber die Lösung mit dem Schaufler und dem dahintergesetzten Donner hätte ich nicht erwartet. Da merkt man den Unterschied zu Ash *hust*. Man konnte sich wirklich alles super vorstellen. Und auch Ryans Gedanken waren wiedereinmal echt super. Man konnte den ganzen Kampf über mit ihm mitfiebern. Ok, die Maschine schien zu explodieren...Da habe ich mich gefragt warum genau. War irgendwas mit dem Motor oda sowas nich mehr intakt? Aba egal, hätt ich sowieso nich unbedingt verstanden. Als sie dann explodierte ist es ja klar das die brennenden Teile, schnell verloschen sind. An Metall haben die Flammen ja nicht unbedingt etwas. Aber als Ryan dann nichts abkriegte dachte ich schon zuerst das Lugia eingegriffen hätte. Aber dann doch nicht? Interessant wäre jetzt zu erfahren wie er das gemacht hat. Oder wer auch immer XD. Da es ja jetzt langsam aufs Ende zugeht fand ich auch den Titelnamen sehr passend. Wenn das ein paar Kapitel früher gewesen wäre, hätte er mir wohl nicht so gut gefallen. Das Ende fand ich auch gut. Der "letzte" Kampfschrei quasi. Aber ich will irgendwie noch nicht so glauben, das der Rest jetzt reibungslos verläuft. Nicht einmal unbedingt wegen den Schätzen, eher das ihm da noch die drei Titanen im Weg stehen. Ich meine eventuell könnten sie sich ja erholt haben und befördern ihn dann ins Meer oder so. Kann natürlich auch sein das ich jetzt komplett daneben liege. Wie dem auch sei, ich freu mich schon auf dein nächstes Kapitel.
    Lg
    ~Akari~

  • Moin, moin und hallo,


    nein, es ist noch kein neues Kapitel da, doch möchte ich einmal auf eure Kommis eingehen. Wenn jetzt beide schreiben, dass dies mein bestes Kapi war, muss man ja mal was dazu sagen oder?^^
    Erstmal etwas allgemeines: Ja, zu der Sache, dass Ryan schließlich durch das Feuer nicht verletzt wurde, kommt noch was. Und nein, der Rückweg wird nicht problemlos verlaufen, wär ja auch langweilig nicht wahr? ;).


    @Maj: Ich gebe zu, das nicht alles, was ich schreibe in der realen Welt Sinn ergeben würde. Wenn bei dem ganzen Wirrwar aus Kurzschluss, Brand uns Explosion mal was an der Logik vorbei brettert, ist das auch nur dein gutes Recht, mir das mitzuteilen. Lass mich dich dennoch etwas fragen: Sind tierähnliche Wesen mit elementdazugehörigkeit, die nur ihren eigenen Namen sagen können logisch? Oder dass man sie mit Hilfe einer kleinen, ballförmigen Kapsel einfangen und aufziehen kann? Mal ehrlich, Pokémon sind dazu da, sich von der realität abzuheben und in eine Welt einzutauchen, in der Dinge möglich sind, von denen man sonst nur träumen kann. Von daher kann ich es nicht ganz nachvollziehen, wie sehr du manchmal an einigen kleinen Logiklücken hängen bleibst. Natürlich versuche ich solche Dinge immer nach Möglichkeit real zu gestalten aber ich bin eben ein Mensch und mache eben Fehler. Andererseits weiß ich ja, dass du mir ja nur helfen willst und genau das tust gerade du schließlich sogar am meisten. Deine kritiken sind immer ungemein hilfreich, obwohl es fast zum Haare raufen ist, dass du immer und immer wieder etwas findest, was ich viel besser hätte machen können. Aber ich arbeite an mir, versprochen ;).


    @Akari: Ganz ehrlich? Ich weiß nicht, was ich noch groß sagen soll. :pika:. Du hast so ziemlich jedes Kapi von mit kommentiert und das vom Prolog an und sowohl dafür, als auch für die Tatsache, dass deine Kommis mit der Zeit immer etwas positiver ausgefallen sind, bin ich sehr dankbar. Wie bereits gesagt, wird deine Frage, was es mit Ryans "Nicht-Verletzung" in der Szene mit dem Feuer auf sich hat, noch beantwortet werden. Ebenso die Sache mit dem Rückweg, aber was wiederhole ich mich hier eigentlich?^^ Besser ich mache Schluss, bevor ich noch etwas verrate ^.^.


    mfg an euch von aiguL 92

  • Moin, moin und hallo,
    ist irgendwie komisch. In der Entstehung war dieses Kapi ziemlich schwer für mich zu schreiben, aber die Überarbeitung lief sehr zügig und das, obwohl ich dich noch einige Änderungen mehr vorgenommen habe. Na dann lest mal los und habt viel Spaß!
    Wiederschauen, reingehauen^^



    Kapitel 17: Eine letzte Anstrengung


    Ryan dachte immer, man könnte ein einzelnes Pokémon hundert Jahre lang studieren und trotzdem kann es einen danach noch immer überraschen. Diese ganze Reise bestätigte seine Theorie voll und ganz. Niemals hätte er sich träumen lassen, was seine Pokémon heute leisten konnten, an diesem Tag, an diesem Ort.
    Selbstverständlich hatte er stets alles gegeben, wenn es um das Training und die Aufzucht seiner Pokémon ging, damit sie für möglichst jede Situation vorbereitet waren und gleichzeitig ein angenehmes Leben führen konnten. Dabei war ihm jedes Einzelne so sehr ans Herz gewachsen, dass er sie inzwischen genauso brauchte wie Nahrung und Wasser. Er bezeichnete sie nicht ohne Grund als Teil seiner Familie, denn ohne sie fände der junge Trainer wahrscheinlich keinen Lebenswillen mehr. Sie füllten sein gesamtes Dasein mit Liebe, Hingabe, Vertrauen, gaben ihm eine Aufgabe, für die es sich zu schuften lohnte und dabei hielten sie ihm sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten unentwegt die Treue. Schon viel öfter als Ryan zählen konnte, waren sie über sich selbst hinausgewachsen und zwar allein aus dem Grund, die Wünsche ihres Trainers zu erfüllen.
    Doch so stark ihr Wille auch war, gab es doch einen Punkt, eine unsichtbare Linie, deren Überschreiten ihren Untergang bedeuten würde. Diese Linie schienen seine Pokémon am heutigen Tag geradezu nach Lust und Laune zu verschieben.


    Für eine Sekunde betrachtete Ryan den geschundenen Körper Panzaerons, auf dessen Rücken er nun gen Himmel flog. Das sonst so glänzende Metall, welches den Vogel einhüllte, hatte durch die Kämpfe seinen Glanz restlos verloren und war gezeichnet von unzähligen Schrammen und tiefen Kratzern. Jedoch blieb keine Zeit, sich um die Belange des Stahlvogels zu kümmern, auch wenn Ryan es noch so gerne getan hätte. Die Sorge um seinen stählernen Freund wuchs mit jeder Minute, doch noch war die Schlacht, die über den Trümmern des abgestürzten Luftschiffes tobte, nicht vorbei.
    „Der Himmel gehört dir Panzaeron“, rief der Blonde seinem Pokémon ins Ohr.
    „Diese fliegenden Blechbüchsen haben hier oben nichts verloren.“
    Zustimmend krächzte der Stahlvogel und machte sich zum Angriff bereit. Die Drohnen hatten offenbar weder den jungen Trainer noch sein Pokémon registriert, zu sehr schienen sie mit Lugia beschäftigt zu sein. Der Wächter des Wassers war nach wie vor dauerhaft in seine helle Barriere eingehüllt und stellte sich tapfer den mechanischen Feinden gegenüber. Doch auch wenn sein Körper keine Wunden aufwies, erkannte Ryan sofort, dass es nicht mehr lange durchhalten konnte. Sein gesamter Leib war vom Schweiß überzogen und einzelne Perlen rannen durch sein herrliches, silbernes Gefieder. Auch waren seine Bewegungen bei Weitem nicht mehr so schnell, wie zuvor, beinahe schon wirkten sie vor Erschöpfung unkontrolliert. Lugia war ebenfalls dem Ende seiner Kräfte nahe. Legendär oder nicht, kein Pokémon ist unbesiegbar uns dieses hier hatte bereits stundenlange Kämpfe gegen die legendären Vögel Arktos, Zapdos und Lavados, sowie diese Drohnen in den Knochen. So etwas ging auch an einem Wesen von solch einer Macht wie Lugias nicht spurlos vorbei.
    Dies wohl wissend, schossen Ryan und Panzaeron dem Wolken verhangenen Himmel entgegen. Der Stahlvogel öffnete, ohne dass ein Befehl seitens des Blonden nötig war, seinen Schnabel und feuerte eine Salve scharfkantiger Sternengeschosse ab. Das Pokémon machte sich nicht die unnötige Mühe, genau zu zielen, viel zu eng und zu zahlreich hatten sich die Drohnen um Lugia gescharrt als dass dies nötig wäre. Dies hatte zur Folge, dass der Sternenschauer sogleich eine Vielzahl an Feinden ausschaltete, die in jeweils einer kleinen Explosion verendeten und anschließend als Häufchen Schrott der Schwerkraft erlagen. Da die Anzahl der Getroffenen so hoch war, hallte ein schallender Knall nach dem Anderen über das Meer, so schnell, dass man die genaue Zahl nicht bestimmen konnte.
    „Sehr gut, jetzt Stahlflügel!“, befahl Ryan als nächstes.
    Gehorsam leuchteten die stählernen Schwingen Panzaerons hell auf, jedoch hatte es nun die ungeteilte Aufmerksamkeit der restlichen Drohnen auf sich gezogen, deren Zahl sicher noch mehrere Dutzend betrug. Bedrohlich glimmten ihre Augen rot auf, jedoch prallte jeder einzelne Hitzestrahl, den sie nur eine Sekunde später abfeuerten, an Lugias Barriere erneut ab. Schnell hatte es reagiert, um den Pokémontrainer und seinen Begleiter zu schützen, welche sogleich wieder hinter der Deckung des legendären Pokémons hervorbrachen und die Drohnen ihrerseits attackierten. Eine seitliche Rolle fliegend, zerschlug Panzaeron wieder eine Vielzahl an Metall, welches nur Augenblicke später zu Boden regnete. Zufrieden blickte der Blonde dem hinterher und erlaubte sich ein Lächeln. Es war schon erstaunlich, wie harmonisch Ryan und Lugia im Kampf zusammenarbeiteten und das ohne ein Wort der Absprache.
    Kaum hatte der Mützenträger diesen Gedanken beendet, wurde er überaus unsanft in das Hier und Jetzt zurück geholt. Unachtsam hatte er dem Kopf umgewandt, um einen Blick auf Lugia erhaschen zu können und sich über dessen Zustand zu vergewissern und genau in diesem Moment spürte er eine kalte Berührung auf dem Gesicht, der ein unglaublich starker, brennender Schmerz folgte, als er von einem Stück Metall getroffen wurde. Von der Größe einer menschlichen Hand war der Gegenstand, welcher von einer weiteren explodierenden Drohne stammte, die Panzaeron soeben zerschlagen hatte. Der schwere und scharfkantige Gegenstand brachte dem Trainer eine schmerzhafte Schnittwunde auf der linken Wange bei, aus der sich sogleich einige Bluttropfen ergossen. Schmerzlich zuckte Ryan zusammen, hielt sich die verwundete Stelle und blickte wieder geradeaus. Der rote Lebenssaft floss zwischen seinen Fingern hindurch und befleckte tröpfchenweise die stählerne Haut Panzaerons, welches allerdings nur Augen für seinen Trainer hatte. Natürlich entging dem Stahlpokémon nicht, dass der Blonde mit starken Schmerzen zu kämpfen hatte, dieser jedoch machte sich nicht einmal die Mühe, die Zähne zusammen zu beißen. Viel zu viel hatte er an diesem Tag schon an Schmerz erleiden müssen, als dass ihm solch ein Kratzer nun ernsthaft verletzen könnte.
    Dennoch besorgt krächzte der Stahlvogel über seine eigene Schulter hinweg.
    „Keine Sorge, es geht schon“, kommentierte Ryan knapp. Schon im nächsten Moment blickte er wieder nach vorne, wobei er zu seinem Entsetzen feststellen musste, dass sich wieder mehrere Drohnen um sie versammelt hatten und zum Angriff ansetzten. Die Augen vor Schock geweitet blickte Ryan in die rot aufleuchtenden, mechanischen Augen, welche im Begriff waren, ihn und seinen Freund Panzaeron endgültig den Garaus zu machen.
    Warum nur musste es so kommen? Warum tat Lawrence all dies? War er wirklich so besessen, dass er jedes Lebewesen, dass sich ihm in den Weg stellte, egal ob Mensch oder Pokémon, ohne zu zögern auslöschen würde? Ryan konnte es einfach nicht fassen, dass ein einzelner Mensch zu solch einem hohem Grad an Gewalt bereit war, doch war die Menschheit eigentlich schon immer grausam gewesen. Den Grünhaarigen kümmerte es nicht, wie viele Leichen er auf seinen Weg hinterlassen würde, das hatte der Trainer bereits festgestellt.
    Dann schoss den Beiden ein rot schimmernder Stahl entgegen. Mit einem geschickten Manöver gelang es Panzaeron gerade noch, diesem auszuweichen, jedoch glitt er nur sehr knapp an Ryan vorbei. Schon hatte er gemeint, den Aufschrei seines Stahlvogels zu hören, hatte geglaubt, den tödlichen Schmerz zu fühlen, als Lugia schließlich erneut zur Stelle war und das keine Sekunde zu früh. Blitzschnell hatte es dies Situation erfasst und auch diese Gruppe niedergeschlagen, was diesmal sogar wörtlich zutraf. Zum ersten Mal seit dieser Kampf begonnen hatte, ließ es seine Barriere verschwinden und schlug die Gruppe, bestehend aus fünf Drohnen, mit einem weit ausholenden Schlag seines rechten Flügels nieder. Somit reihten sie sich in die lange Liste derer ein, die als Schrotthaufen zu Boden fielen.
    Endlose Erleichterung erfüllte den jungen Trainer, der nun einmal tief durchatmen musste. Beinahe wäre es für ihn und Panzaeron aus gewesen. Lugia hatte ihn erneut gerettet.
    „Danke für die Hilfe Lugia“, rief Ryan dem silber gefiederten Pokémon zu.
    „Ich sollte mich eher bei dir bedanken. Ich weiß nicht, wie lange ich alleine noch durchgehalten hätte.“
    „In diesem Fall: Jederzeit und mit Vergnügen.“
    Anschließend an diesen kurzen Wort- und Dankaustausch ließ der Blonde seine Blicke in alle Richtungen schweifen. Keine weitere Drohne war zu erspähen. Lugia mussten die restlichen von ihnen ausgeschaltet haben. Die Unterstützung des legendären Pokémons war wahrhaftig ein Segen. Endlich war der Weg nach Shamouti frei, sie hatten endlich und ein für alle Mal über die Technik gesiegt.


    Nachdem somit auch die letzten Drohnen zerstört waren, steuerte die kleine Gruppe, bestehend aus den zwei fliegenden Pokémon und dem Jungen aus Silber City, nun direkt Shamouti an. Trotz der Hilfe, die Panzaeron und Ryan durch Lugia erfahren hatten, war der junge Trainer ein Mal mehr unheimlich stolz auf seinen Freund. Nach all den Strapazen hatte es noch immer die Kraft aufbringen können, sich dieser Gefahr zu stellen und diese Aufgabe hatte es mit Bravur gemeistert. Obwohl eigentlich Impergator als sein stärkstes Pokémon galt, war es doch der Stahlvogel, der heute das höchste Maß an Kraftaufwand aufzuweisen hatte. Allein ein einzelner Gedanke war es, der es dazu Antrieb – nicht aufzugeben.
    Sie hatten noch nicht allzu viel der Strecke hinter sich gebracht, als Ryan plötzlich etwas an dem Panzaeron auffiel. Es wurde langsamer!
    Der Blonde musterte seinen Freund einige Sekunden lang. Dieser kniff mit schmerzverzerrtem Gesicht die Augen zusammen und sein Körper zitterte leicht. Hatte es vielleicht doch etwas abbekommen? Oder war es nun vielleicht doch endgültig am Ende seiner Kräfte angelangt.
    „Panzaeron, bist du okay?“
    Es kam keine Reaktion von seinem Pokémon, es kniff weiter die Augen zusammen und hielt den Schmerz zurück. Es war unschwer zu erkennen, wie sehr der Stahlvogel sich quälte. Lugia musterte Panzaeron nun ebenfalls einige Sekunden lang mit seinen scharfen Augen und erkannte schließlich das Problem.
    „Sein Flügel!“
    Auf diese zwei plötzlichen Worte reagierte Ryan zunächst mit einem verwunderten Blick in Richtung Lugia, um dann anschließend beide Flügel Panzaerons zu inspizieren. Tatsächlich entdeckte er eine schwere Brandwunde an der Spitze seines linken Flügels. Feiner Rauch ging von der verbrannten Fläche aus und sogar ein leichter Rotschimmer war noch zu erkennen. Der Stahl, der Panzaerons Körper umschloss, glühte!
    Ryan konnte es nicht fassen, dass er dies noch gar nicht bemerkt hatte, doch bei ihrem Hinflug zum Luftschiff war diese Brandspur definitiv noch nicht dort gewesen. Daher musste es sich diese Verletzung zugezogen haben, als er selbst im Luftschiff gewesen war und sich um Lawrence und die letzte Kugel gekümmert hatte.
    'Nein', schoss es Ryan plötzlich durch den Kopf. Mit einem Schlag realisierte er, was passiert war. Der Hitzestrahl, der ihn selbst vorhin nur um Zentimeter verfehlt hatte, hatte den Flügel des Stahlpokémons so zugerichtet! Diesen Aufschrei hatte er sich nicht eingebildet, er war echt gewesen. Doch Panzaeron hatte sich überhaupt nichts anmerken lassen, hatte völlig selbstlos weiter gekämpft und nun trug es Ryan auch noch auf dem Rücken.
    „Panzaeron, du musst dich sofort ausruhen, du bringst dich noch selbst um!“
    Ryan war nun sehr in Sorge um sein geschundenes Pokémon, um seinen Freund. Nach all den Kämpfen des heutigen Tages musste es völlig am Ende sein und diese Brandspuren sahen ernst aus, wo ein Stahl-Typ doch ohnehin sehr anfällig gegen Feuer und jede Art von Hitze war.
    Doch es schien nicht daran zu denken sich jetzt auszuruhen, allerdings war das nun sehr unvernünftig, da es sich selbst ernsthaft gefährdete. Mit jeder Sekunde stieg die Wahrscheinlichkeit, dass es unter diesen Anstrengungen entkräftet aus dem Himmel stürzte, vielleicht dabei noch das Bewusstsein verlor und dann im Meer landete. Seinen Mut in allen Ehren, aber das konnte und wollte Ryan nicht mit seinem Gewissen vereinbaren.
    Lugia spürte, was in dem jungen Trainer vorging. Es war ebenfalls nicht gewillt, dieses Panzaeron weiter leiden zu sehen und so flog es schließlich etwas näher an die Beiden heran.
    „Spring auf“, forderte es schließlich.
    Ryan riss seinen Blick von dem Stahlvogel ab und sah Lugia verwundert an, als ob er nicht verstanden hätte, was es gerade von sich gegeben hatte.
    „Dein Pokémon muss sich schonen, ich trage dich das letzte Stück.“
    Lugia meinte es ernst, es wollte helfen. Eine Hilfe, die Ryan nur zu gelegen kam und so nickte er knapp.
    „Halt nur einen Moment still Panzaeron, gleich wird es für dich leichter“, rief er seinem Freund zu. Dieser tat sein Bestes, um so ruhig wie möglich in der Luft zu bleiben, während sein Trainer sich auf die Füße stemmte und nun in der Hocke auf dem Rücken des Stahlpokémons saß. Er konzentrierte sich und wartete den richtigen Moment ab. Dann, mit einem beherzten Satz sprang er von Panzaeron ab und hielt sich an Lugias Hals fest. Unmengen an Adrenalin rasten in diesem Moment durch den Körper des Jungen. Für den Fall eines Sturzes befand er sich in tödlicher Höhe. Nur ein enormer Kraftaufwand seiner Arme verhinderte dieses Alptraumhafte Szenario. Der Stahlvogel gewann sofort wieder an Höhe und Geschwindigkeit.
    Lugia dagegen flog sehr unruhig, da es jederzeit befürchtete, Ryan könnte den Halt verlieren und in die Tiefe stürzen. Dieser jedoch schaffte es schließlich ohne große Schwierigkeiten, sich in eine feste Sitzposition auf Lugias Rücken zu bringen, indem er eines Turners gleich, mit seinen Beinen den Schwung holte, um sich hinaufzuziehen. Er fühlte die Macht und die Wärme, die das silberne Pokémon förmlich ausstrahlte und die glatten, weichen, weiß-silbernen Federn zwischen seinen Fingern. Es war herrlich.
    Doch Ryans Aufmerksamkeit galt dann gleich wieder seinem Freund Panzaeron, dessen Pokéball er nun eilig aus der Tasche an seinem Gürtel kramte.
    „Du hast für heute genug gekämpft, jetzt ruhe dich aus!“
    „Paaaa- Panzaeron!“
    Hastig schüttelte es den Kopf und flog näher an seinen Trainer heran, als wollte es deutlich machen, dass es ihn auf den letzten Metern begleiten wollte. Mit einer ähnlichen Reaktion hatte der Blonde bereits gerechnet und er hatte sich eigentlich geschworen, der Gesundheit des Vogels zu Liebe, nicht darauf einzugehen. Jedoch musste er feststellen, dass er daran kläglich scheiterte. In den treuen Augen Panzaerons spiegelte sich grenzenlose Entschlossenheit ab. Alles was es jetzt wollte, war bei seinem Trainer zu sein. Ryan kannte dieses Pokémon lange genug, um seinen Blick deuten und dies mit absoluter Sicherheit sagen zu können. Er lächelte.
    „Gut“, sagte er dann, als er den Pokéball wieder verstaute.
    „Wir bringen das zusammen zu Ende, Seite an Seite“, fügte er anschließend hinzu.
    „Euer Mut ist bewundernswert.“
    Seit sie von der Insel der Blitze losgeflogen waren, hatte Lugia kaum etwas gesagt, deshalb war Ryan nun etwas überrascht über diese plötzlichen und lobenden Worte. Reflexartig wandte der junge Trainer den Blick nach vorne. Das legendäre Pokémon sah ihn nur mit einem absolut ehrlichen Lächeln aus dem Augenwinkel an, das sein Herz erwärmte.
    „Ich hätte wirklich keinen Besseren für diese Aufgabe auswählen können“, hängte es noch an.
    Nun stahl sich auch ein freudiges Lächeln auf das Gesicht des Trainers.
    „Danke Lugia, das bedeutet mir viel.“
    Eigentlich war dies noch eine maßlose Untertreibung. Nie würde das legendäre Pokémon auch nur ahnen können, was Ryan diese Worte wirklich bedeuteten und wie stark er gegen den Drang ankämpfen musste, vor Freude zu weinen. Trotz der grauen Wolken am Himmel und dem beißenden Wind, der unaufhörlich über das Meer wehte, fühlte der Blonde sich, als würde er von tausend heißen Sonnen bestrahlt werden. Zuvor hatte er versucht, seine Bindung zu dem legendären Pokémon mit irgendeiner Art von menschlichen Beziehungen und Freundschaften zu vergleichen und dabei festgestellt, das dies sinnlos war. Sein Verhältnis zu Lugia war keine Freundschaft, keine familiäre Beziehung, es ging weit darüber hinaus. Es ließ sich allerdings nur schwer beschreiben, wie sie zueinander standen. Ryan hatte Lugia zwar erst vor einigen Stunden leibhaftig vor sich gesehen, doch nun würde er absolut alles für dieses Pokémon tun. Es symbolisierte alles, woran der junge Trainer glaubte und festhielt. Freundschaft, Vertrauen, das unzertrennliche Miteinander. Lugia war die Verkörperung seiner Lebensphilosophie.


    Das Trio sahen sich untereinander an, lächelten und flogen weiter dem Steinkreis auf Shamouti entgegen, während sie diesen Moment still, doch dafür mit grenzenlosem und aufrichtigem, gegenseitigem Respekt genossen.
    An besagtem Steinkreis sahen Melody und Laschoking nun, dass Lugia, Ryan und Panzaeron nicht mehr weit waren. Beide sahen sich lächelnd an und winkten den nahenden Ankömmlingen dann zu, was von Ryan sogleich erwidert wurde.
    Doch nach all den Strapazen, nach all den Kämpfen und den Prüfungen… war es immer noch nicht vorbei!
    Ein seltsamen Geräusch erregte die Aufmerksamkeit des Blonden. Zuerst konnte er weder Art noch Ausgangspunkt genau bestimmen, doch wurde zumindest eine seiner Fragen rasch beantwortet. Das scharf zischende Geräusch hatte seine Quelle genau hinter ihm und nebenbei kam es ihm so vor, als würde es lauter werden. Der Blonde drehte sich um und erkannte gleich, was ihnen entgegen kam. Allem Anschein nach hatte Lawrence tatsächlich noch ein funktionierendes Kanonengeschütz an Bord seines Luftschiffes, das sie nun mit der selben explosiven Munition beschoss, wie Ryan es schon bei Zapdos gesehen hatte. Das Geräusch kam von einem dieser Geschosse und hielt direkt auf Lugia und ihn zu.
    „Achtung“!, schrie der junge Trainer aus heiterem Himmel. Das legendäre Pokémon wandte sofort den Blick nach hinten und reagierte gerade noch rechtzeitig. Wütend sauste das Geschoss, welches im Falle eines Treffers wohl augenblicklich Ryans Leben ausgehaucht hätte, haarscharf an ihnen vorbei.
    Lawrence beobachtete die Szenerie von seinem Luftschiff aus. Dabei blickte er durch ein elektrisches Fernglas, mit dem er näher an das Geschehen heranzoomen konnte. Dies tat er auch, wodurch er sogar den wütenden Ausdruck in dem Gesicht des jungen Trainers erkennen konnte. Wie gut es ihm doch tat, diesen lästigen Jungen in dieser Lage zu sehen. Gleichermaßen zufrieden und heimtückisch grinsend redete er mit seiner gewohnten Ruhe und Gelassenheit vor sich hin.
    „Ich sagte doch, dass ich meine Bestimmung erfüllen werde und nun ist es gleich soweit.“
    Er ließ kurz von seinem Gerät ab, um sich wütend, aber dennoch mit Vorsicht an die schmerzende Nase zu fassen. Dieser verfluchte Junge hatte sie ihm doch tatsächlich gebrochen, doch dafür würde er nun bezahlen.


    Lugia wich den Schüssen aus so gut es ging, aber was da auf sie zu kam, war ein regelrechtes Sperrfeuer und so musste es einmal mehr seine Barriere einsetzten, um Ryan und sich selbst zu vor der tödlichen Gefahr schützen. Wo die Geschosse auf den Schild trafen, ertönte ein dumpfer Knall begleitet von aufflammenden Feuerbällen und schwarzen Rauchwolken. Ein Treffer ohne den Schild würde ohne jeden Zweifel ausreichen, um das Leben des Pokémontrainers auf einen Schlag zu beenden. Wie es dem Wächter des Wassers in diesem Falle ergehen würde, wollte dieser gar nicht erst wissen, viel zu grauenhaft war der Gedanke. Panzaeron schien seine Treue und seinen Beschützer-Instinkt zumindest für diesen kurzen Moment ein wenig zu vergessen, worüber der Blonde ausnahmsweise heilfroh war. Natürlich war klar, dass es einen Treffer nicht überstehen würde und indem es sich ein wenig entfernte, reduzierte der Stahlvogel die Gefahr, selbst getroffen zu werden, auf ein Minimum. Dennoch war es trotz der brenzligen Situation fast ein Wunder, dass Panzaeron wirklich vernünftig reagierte. Wohl sah es aber auch ein, dass es niemandem weiterhalf, wenn es sich selbst in die Schusslinie begab.
    „Das darf doch nicht wahr sein, er gibt noch immer nicht auf“, fluchte Ryan nun, der sichtlich nicht mehr mit irgendeiner Form von Gegenwehr von Lawrence gerechnet hatte.
    „Wie ich es hasse, immer Recht zu behalten!“
    Stunden zuvor hatte er Melody ein Zurückschlagen des Pokémonsammlers angekündigt, doch nie im Leben hätte er gedacht, dass er so Zäh sein würde. Dieser Mann war zweifellos wahnsinnig!
    „Halte dich gut fest. Was auch immer passiert, lass nicht los!“
    Dem bissigen Unterton, der in Lugias mentaler Stimme lag, nach zu urteilen, war es nur minder beunruhigt, eher schien es zornig. Als Ryan das erkannte, ahnte er bereits, was gleich passieren würde. Das legendäre Pokémon würde den Menschen, welcher ohne jede Achtung vor der Natur und dem Leben unzähliger Menschen und Pokémon handelte, seiner gerechten Strafe zuführen. Ryan wusste zunächst nicht, was er davon halten sollte. Innerlich fochten zwei Meinungen einen Kampf um die Vorherrschaft aus, ob es nun richtig oder falsch war, Lawrence zu...
    Nein! Das konnte nicht sein, das würde Lugia nicht tun! Oder vielleicht doch?
    Ryans Gedanken rasten hin und her, mal in die eine, dann in die andere Richtung. Welcher weg, war richtig? War das was Lugia vor hatte, gerechtfertigt?
    Den innerlichen Konflikt des jungen Trainer wohl registrierend, wandte das silberne Pokémon den Kopf für einen Moment über die Schulter und blickte Ryan wortlos in die Augen. In den marineblauen Iriden spiegelte sich die Kraft endloser Überwindung. Es war nie die Absicht des Wächters gewesen, zu diesem Schritt zu greifen, doch zum Schutz der Welt musste es sein.
    'Der Zweck heiligt die Mittel', war auf diesen Blick hin unweigerlich der erste Gedanke des Blonden. Er hatte dieses Sprichwort immer für absoluten Schwachsinn gehalten. Man hatte immer eine Wahl, immer gab es einen anderen Weg. Nicht so hier, das Ziel seiner gesamten Reise würde nur über diesen einen Schritt führen. Beherzt atmete er ein Mal tief durch und nickte schließlich. Lugia sah ihn zunächst noch eine Sekunde lang an und nickte dann, kaum merklich, ebenfalls. Es musste sein.
    Während Lugia sich weiter mit seiner Barriere schützte, wandte es seinen stromlinienförmigen Körper in der Luft und visierte mit seinem Blick schließlich die Insel der Blitze an. Dann senkte es wie schon zuvor an diesem Tag den Kopf und legte ihn anschließend in den Nacken, während ein gelblicher Energieball in seinem Maul erschien und rasch anwuchs.
    Lugia setzte zu einem zweiten Luftstoß an und Ryan hielt sich nun mit aller Kraft an dem Pokémon fest.
    Die Barriere verschwand nur Sekundenbruchteile später und Lugia feuerte den Energiestrahl ab, welcher zunächst wieder aus mehreren kleinen Strahlen bestand, die völlig unkontrolliert in alle Richtungen abdrifteten, bevor sie sich zu einem einzigen Strahl bündelten.
    Lawrence sah von seinem Fernglas auf und zum ersten Mal an dem heutigen Tag stand ihm Angst im Gesicht. Die ungezähmte Kraft eines der mächtigsten Wesen dieser Welt schoss wütend auf ihn zu. Doch es gab nichts, das er tun konnte. Keine Chance zur Flucht, keine Chance auf plötzliche Gnade, die hatte er verspielt. Was er sah, war was er bekam und verdiente.
    Lawrence wurde nicht direkt von dem Energiestrahl getroffen. Zu weit war Lugia entfernt, um so genau zielen zu können, doch der Luftstoß schlug schließlich nur knapp zwanzig Meter unter dem Grünhaarigen ein. Bei der Kraft dieser Attacke, rechte das allemal aus, um dem Pokémonsammler einen gefährlichen Schlag zu versetzen. Eine wütende Druckwelle zerrte an seinem Leib und er wurde augenblicklich zu Boden geworfen, während eine gewaltige Explosion die Überreste des Lustschiffes nun vollends in Schutt und Asche legte.
    Er selbst wurde Meterweit zurückgeschleudert und blieb schließlich mit einem schmerzhaften Aufprall ohnmächtig am Boden liegen.


    Über dem Ozean, weiter von der Insel entfernt, hielt sich Ryans Freude darüber, dass Lawrence endlich bekommen hatte, was er verdiente, in Grenzen, denn er wusste, dass es eigentlich traurig war. Doch für lange Überlegungen blieb keine Zeit, bis Lugias Attacke sein Ziel traf, hatte das Geschütz noch ein paar Schüsse abfeuern können.
    Lugia konnte zwei von ihnen gerade noch ausweichen, welche bedrohlich nahe an ihm vorbei zischten, doch ein dritter Schuss folgte schneller, als das legendäre Pokémon nun reagieren konnte. Zu geschwächt war es nun, um die Kraft für die rettende Bewegung noch aufbringen zu können. Auch seine Barriere einzusetzen, war nun absolut nicht mehr machbar. Ryans Herz blieb für einen schmerzhaften Moment des Schocks stehen. Das Ende ist umso schlimmer, wenn man es kommen sieht und genau in solch einer Situation befand sich der Trainer nun, als das Geschoss geradewegs auf ihn und Lugia zu hielt. Jedoch war es nicht sein Ende, denn in diesem Augenblick sah es so aus, als hätte jemand anders beschlossen, hier und jetzt eben sein jähes Ende zu finden. Sämtliche Akzeptanz gegenüber dem, was seine Augen ihm zeigten, musste Ryan mit ansehen, wie Panzaeron im allerletzten Moment nach vorne schnellte, und das Geschoss mit seinem Körper abfing. Der Stahlvogel war getroffen.
    Eine starke Explosion, gefolgt von einer dicken, schwarzen Rauchwolke entstand an der betroffenen Stelle, zeitgleich mit einem kurzen, jedoch von endlosen Schmerz zeugendem Aufschrei. Die Druckwelle nahm der junge Trainer auch in einigen Metern Entfernung auf Lugias Rücken noch wahr. Das Stahlpokémon fiel sogleich mit zahlreichen Wunden am ganzen Körper, der fast an jeder Stelle, schwarze Brandwunden aufwies, Richtung Wasseroberfläche. Sein Äußeres machte den Anschein, als sein mit einem Schlag sämtliches Leben aus seinem stählernen Leib gerissen worden. Nichts regte sich mehr und absolut gar nichts mehr deutete darauf hin, dass Panzaeron am Leben war. Für Ryan brach mit diesem einen Schlag alles in sich zusammen. Das Gute, an das er geglaubt hatte, die Gerechtigkeit, die es doch angeblich auf dieser Welt geben sollte, die Hoffnung, am morgigen Tag sein einfaches und unbeschwertes Leben, welches er so liebte, weiterführen zu können – alles war mit diesem einen Schlag verschwunden. Während jeder vernünftige Gedanke und Instinkt ihn verließ, schrie Ryan voller Entsetzten und Angst um seinen Freund laut auf, sodass man es vermutlich auf ganz Shamouti hören konnte.
    „Panzaeroooon!“
    Sein Blick war mit Worten nicht zu beschreiben. Er war einfach nur leer und in einer Art und Weise geschockt, dass man denken könnte, der junge Trainer hätte einen Anfall.
    'Das ist nicht wahr, unmöglich! Das kann alles nicht passieren!', versuchte er sich innerlich einzureden. Doch so sehr sich Ryan auch dagegen stäubte, es war alles genau so. Vielleicht war es nur Wunschdenken, grenzenloser und völlig unbegründeter Optimismus, doch der Blonde akzeptierte es nicht, dass sein Freund gerade vor seinen Augen gestorben sein sollte. Oder gab es vielleicht nicht doch eine winzige Chance, dass Panzaeron überlebt hatte?
    So oder so konnte er seinen Freund auf gar keinen Fall im Stich lassen, nicht nach all dem, was das Pokémon für ihn getan hatte. Er wollte in diesem Moment nichts Anderes als bei ihm zu sein und so sprang Ryan von Lugias Rücken ab und hechtete Panzaeron hinterher. Er realisierte nicht die Sinnlosigkeit dieser Aktion. Er realisierte ja selber kaum, was er da überhaupt tat, doch in diesem Augenblick war ihm alles egal.
    Lugia, Melody und Laschoking beobachteten die ganze Szene mit einem Schrecken im Herzen, unfähig Ryan hinterher zu schreien, geschweige denn zu begreifen, was sich hier gerade abspielte.
    'Wie konnte es nur so kommen?', war der Gedanke der Rothaarigen. Ja wie nur? Wie konnten sich die Dinge nur so entwickeln, dass Ryan seinem Pokémon nun quasi in den Tod folgte?
    Der junge Trainer erreichte Panzaeron schließlich noch bevor es auf dem Wasser aufschlug. Mit schimmernden Tränen in den Augen bekam er den stählernen Körper zu fassen und holte seinen Pokeball heraus.
    'Das hast du nicht verdient, ich lasse nicht zu, dass es so für dich endet!', waren seine Gedanken. Was dann geschah grenzte an ein Wunder. Direkt darauf öffnete das Pokémon tatsächlich leicht seine topasfarbenen Augen und blickte in die seines Trainers. Allen Guten Dingen dieser Welt dankte Ryan in diesem Augenblick, Panzaeron war wirklich am Leben. Doch es konnte seine Fassungslosigkeit nicht mehr in seinem Gesicht ausdrücken, viel zu schwach war es, um noch irgendeine Reaktion vollführen zu können.
    Der Stahlvogel war selbstverständlich überrascht und gleichermaßen geschockt, denn niemals hätte er gewollt, dass Ryan sich zu so etwas hinreißen ließ. Dieser war nur unendlich erleichtert, dass sein Freund diese Explosion überlebt hatte und erlaubte sich ein Lächeln, obwohl ihm im gleichen Moment Tränen in den Augen lagen. Weder die Tatsache, dass er selbst in die Tiefe stürzte, noch das Aufflammen der Möglichkeit, Panzaeron könnte seinen Verletzungen im Nachhinein noch erliegen, konnte dem Trainer seine Freude nehmen. Es lebte, es hatte noch eine Chance, die allerdings vertan wäre, wenn er jetzt nicht schnell genug handelte. Nur eine Sekunde später wurde der Stahlvogel vom rötlichen Strahl des Pokéballs erfasst und verschwand darin, fern von sämtlicher Fassung.
    Ryan stürzte nun allein der Wasseroberfläche entgegen. Völlig Emotionslos blickte er hinunter auf das tiefe Blau, welches nach wie vor durch die Attacken der Titanen weitestgehend offen lag. Lugia war dicht hinter ihm, versuchte den Jungen noch zu erreichen, doch der Luftstoß hatte nun auch ihm viel Kraft gekostet und es kam nur langsam näher.
    All das passierte in nur wenigen Augenblicken, aber jedem, egal ob Mensch oder Pokémon, kam es so vor, als würde alles in Zeitlupe ablaufen. Dann war es zu spät.
    Ryan schlug hart und geräuschvoll auf dem Wasser auf und sank ab in die Tiefe.

  • [font='Tahoma, Arial, Helvetica, sans-serif'][align=justify]Huhu! ^^
    Nicht wundern, dass es kein Tabmenü gibt. Du hattest einige Fehler, aber leider habe ich versehentlich die Auflistung gelöscht und konnte sie nicht wiederherstellen. Daher Verzeihung, dass es die Auflistung diesmal nicht gibt.
    Oh, und das Kapitel beginnt gleich mit einem netten Kampf. Die Bezeichnung "Blechbüchsen" für die Drohnen ist wirklich nett, zeugt davon, wie viel Ryan doch für sie übrig hat - genau nichts, möchte man meinen. Nur mutet es seltsam an, dass es zuvor noch so viele Drohnen gibt, die sich um Lugia scharen können und sie plötzlich wieder weg sind, nach wenigen Angriffen, wenn schon Lugia einige Zeit gekämpft hat. Ich meine, es mögen viele in das Luftschiff passen - aber irgendwann ist der Platz eben auch voll besetzt.
    Mir erscheint es unlogisch, dass eine Schnittwunde zuerst nur Blutstropfen absondert. Heißt ja nicht umsonst "Schnitt", sowas ist ja im Normalfall tiefer und verletzt so eigentlich immer ein paar Adern. Wenn es nur eine oberflächliche Verletzung oder ein Kratzer wäre, dann ja. Aber so? Hinzu kommt, dass das Metallteil so groß ist, dass das einfach mehr Wucht hat als irgendwas Kleines.
    Die Angriffe beschreibst du aber wirklich gut, nur was mir nun, da du wieder auf die aufgebrochene Eisschicht auf dem Meer wieder erwähnt hast, aufgefallen ist: In letzter Zeit bist du kaum mehr auf das Wetter eingegangen, nur kurz hast du die Wolken erwähnt. Um ehrlich zu sein, habe ich bereits vollkommen vergessen, wie es mit der Wetterlage aussieht ... Ich meine, wenn sich nichts ändert, so musst du etwas natürlich nicht zehnmal erklären, aber zumindest ein, zweimal pro Kapitel einfließen lassen - das könnte man schon erwarten, und es würde sich gut machen.
    Man merkt, du hast du Mühe gegeben mit dem Rückflug. Deutlich erkennbar ist das an der Länge des Textes, auch wenn es viele direkte Reden darin gibt, so zeugt er doch von vielen Beschreibungen, da braucht man nur einmal nach unten scrollen. Panzaeron ist also verletzt und will nicht aufgeben? Da ist es aber selbst schuld, wenn es so erledigt ist. Selbst sollte es eigentlich am besten wissen, was gut für es ist ...
    Oh Mist, Lawrence ist also immer noch nicht ruhiggestellt worden. Generell bin ich ja keine Freundin der Lynchjustiz, aber an dieser Stelle hätte man den ruhig erledigen können, und zwar so, dass er dann wirklich nichts mehr machen kann. Langsam nervt es ja wirklich, dass sich der ständig wieder aufrafft ... Nur gut, dass Lugia mit dem Luftstoß eine so starke Attacke drauf hat. Ob Lawrence nun wirklich erledigt ist? Ich hoffe es zumindest.
    Ach du ... Panzaeron ist getroffen? Nicht gut, alles andere als gut sogar. Aber warum springt Ryan ihm nach? Wäre es nicht viel sinniger gewesen, es in den Pokéball zurückzurufen? So bringt sich Ryan nur selbst in Gefahr und erinnert damit sehr an Ash aus dem Anime - was in meinen Augen nicht positiv anzusehen ist. Aber ja, man kann eben nicht alle Charas eine Story immer mögen, es gibt immer Züge, die einem Leser nicht so zusagen.
    Auch, wenn du von der Physik nichts mehr hören willst: Es kann nicht sein, dass Ryan schneller fällt als sein Pokémon. Das Gewicht wird in etwa gleich sein, vielleicht ist der Trainer etwas schwerer als das Pokémon. Aber das ändert nur in der Anfangsphase eines Falls was, bis die Fallgeschwindigkeit erreicht ist. Und schneller als die Erdbeschleunigung es da verlangt, kann es nicht gehen ... deshalb fliegt ein jeder Körper ab einem gewissen Punkt mit der gleichen Geschwindigkeit, und da ändert auch die Ausdehnung eines Körpers nichts daran, dass du vielleicht vom Luftwiderstand ausgehen kannst.
    Hm, aus dieser Höhe dürfte ein Sturz wohl tödlich wirken. Da ist man direkt neugierig, wie es weitergeht, schöner Cliffhanger.
    ~ Die Kommifledermaus

  • Moin, moin und hallo,
    für heute wird dies das letzte Update sein, doch wie bereits mehrfach erwähnt, folgt der Rest gleich morgen. Es war recht schwer ein Kapitel zu Überarbeiten, das einiges an Kritik hatte einsteckem müssen, aber dennoch als das bis dato beste bezeichnet wurde. Aber super wie ich bin, hab ich´s mal wieder hingekriegt. Also viel Spaß mit dem Kapi, wir sehen uns.
    Wiederschauen, reingehauen^^



    Kapitel 18: Leben und Tod – ein schmaler Grad


    „Ryan!“
    Melodys entsetzter Schrei hallte über die Klippen Shamoutis und schließlich über den Ozean.
    Ihr Verstand weigerte sich, das zu glauben, was sie gerade gesehen hatte und sträubte sich gegen die schreckliche, gnadenlose Wahrheit. Doch Ryan war gestürzt und das war eine Tatsache!
    Sie sank auf ihre Knie.
    Das konnte nicht wahr sein, es durfte nicht wahr sein, doch genau das war es. Dieser Junge, der nichts ahnend auserwählt worden war, die Welt zu retten, und der ein so großes und offenes Herz für seine Freunde hatte, war nun weg - wahrscheinlich für immer. Und sie? Sie stand hier, untätig. Nicht in der Lage auch nur irgendetwas zu unternehmen hatte sie hier still leiden müssen. Wie gerne sie doch geholfen hätte. Doch was konnte sie schon tun? Gar nichts und genau diese Tatsache war so unendlich frustrierend. Tränen begannen in ihren Augen zu schimmern, als sie wieder aufblickte. Aus der Ferne konnte Melody sehen, wie ein kleiner, grünlicher Gegenstand an der Wasseroberfläche erschien. Es war Ryans Cappi.


    Lugia war in diesem Moment unendlich wütend, wütend auf Lawrence und auf sich selbst. Es war zu langsam gewesen, es hatte Ryan nicht retten können.
    Nun war er aus über zwanzig Metern Höhe kopfüber ins Wasser gestürzt und keiner hatte eine Ahnung, wie es ihm ging. Hatte er überhaupt den Hauch einer Chance, solch einen Sturz zu überleben?
    Ein unwichtiger Gedanke, denn Lugia dachte gar nicht daran, ihn einfach so dem Meer zu überlassen, sei er nun am Leben oder nicht. Ohne seinen Sturzflug abzubremsen, tauchte es Ryan hinterher. Das kalte Wasser des Ozeans war für Lugia nicht im Geringsten unangenehm. Genaugenommen fühlte es sich bei Wassertemperaturen wie diesen sogar richtig wohl, doch der junge Pokémontrainer teilte dieses Gefühl nicht. Lange würde er nicht im Eiswasser überleben können – wenn er denn überhaupt noch am Leben war.
    Der Körper des Jungen war bereits mehrere Meter abgesunken, was bedeutete, dass er, selbst wenn er den Sturz überlebt hatte, nun in tödlicher Gefahr war.
    Der Wasserdruck würde ihn zwar erst nach einigen hundert Metern komplett zerquetschen, aber seine Ohren und sein Gehirn würden schon sehr bald unter dem Druck leiden und ihn vielleicht schon nach dreißig bis vierzig Metern Tiefe töten. Wenn er Glück hatte. Allerdings regte sich der Blonde nicht, was böse Vorahnungen in Lugia weckte, welche es allerdings stur ignorierte. Ganz gleich was kommen mochte, es musste wenigstens versuchen, die Chance aufrecht zu erhalten, dass Ryan sich vielleicht überleben könnte. Lugia war durchaus bewusst, wie aussichtslos sich dies anhörte, doch es wollte nichts unversucht lassen.
    Es nahm alles an übrigen Reserven in seinem eigenen Körper zusammen und erreichte Ryan schließlich in einer Tiefe, die für ihn zwar gefährlich, aber noch nicht zwingend lebensbedrohlich war.
    Das Pokémon packte ihn am Kragen, betete innerlich zu allen guten Dingen und konzentrierte sich auf die Energie des regungslosen Körpers. Verzweifelt versuchte das silberne Pokémon etwas zu erfühlen, einen Herzschlag, einen Puls, ein schwaches Zucken, was auch immer. Und tatsächlich geschah es. Nur einen Moment später fühlte Lugia etwas. Es war nur ein kleines, sehr schwaches Gefühl in seinem Körper, doch widersprüchlicherweise spürte Lugia es klar und deutlich.
    Es war etwas, das sein Herz um mindestens eine Tonne erleichterte, ein Lichtblick in der Dunkelheit, die die Welt zu überschwemmen drohte.
    Ryan lebte!


    Den Aufprall hatte er schon gar nicht mehr gespürt, er hatte sich bereits damit abgefunden, dass er diesen Sturz wohl nicht überleben würde. Doch Ryan zog es eher vor zu sterben, als seinen Freund im Stich zu lassen, der ihm in so vielen Gefahren und Abenteuern beigestanden hatte. Vor allem, wie er es heute getan hatte.
    Doch nachdem sein Körper und sein Geist realisiert hatten, dass er auf dem Wasser aufgeschlagen war, blieb er regungslos.
    Ryan war bei vollem Bewusstsein und nachdem sein Verstand dann nach einigen langen Sekunden endlich begriffen hatte, wo er sich gerade befand, konnte er es zunächst selbst nicht fassen, doch er war scheinbar unverletzt. Wie konnte das sein? Ein Sechzehnjähriger könnte niemals einen Sturz aus dieser Höhe überleben. Selbst für einen erwachsenen Mann war dies unter Umständen tödlich und Ryans Körper war deutlich weniger belastbar, doch er hatte tatsächlich wie durch ein Wunder überlebt. Oder hatte eventuell Lugia etwas damit zu tun? Nein, Lugia war mittlerweile selbst völlig am Ende und er hatte gemerkt, dass wie es verzweifelt versucht hatte, ihn noch zu erreichen. Es musste wirklich ein Wunder sein, vielleicht eine Laune des Schicksals. Jedoch fehlte Ryan nun endgültig die Kraft, um sich jetzt noch über Wasser zu halten. Er hatte mehr als alles gegeben, doch nun konnte er einfach nicht mehr.
    Es war eine ähnliche Situation wie in dem Traum, den er kürzlich gehabt hatte. Keiner seiner Muskeln gehorchte ihm mehr, hilflos musste er sich seinem Schicksal fügen. Dann machte sich plötzlich ein unnatürlicher Schmerz in seinem Kopf breit. Es fühlte sich an als würden ihm zwei Metallstäbe durch die Ohren geschoben werden, die direkt auf sein Gehirn drückten. Der Blonde hatte sich auf dem Gebiet des Tauchens nie besonders gut ausgekannt, obwohl er schon immer ein gewisses Interesse an dieser Tätigkeit gehabt hatte. Jedoch war ihm wohl bekannt, dass ein ungebremstes Absinken in die Tiefe gefährlich, mit der Zeit sogar tödlich war. Des weiteren fingen seine Lungen an zu brennen und nach Luft zu schreien. Er selbst wollte eigentlich ebenfalls schreien, doch das war für seinen Körper nun ein viel zu großer Aufwand. Resignierend nahm Ryan dies zur Kenntnis und so musste er wohl die Tatsache akzeptieren, hier und jetzt zu sterben.
    Allerdings gab es noch immer jemanden, der an Ryan festhielt und nur wenige Sekunden nach seinem eigenen Aufprall im eiskalten Meerwasser vernahm der Trainer ein dumpfes Geräusch. Irgendetwas tauchte ins Meer ab und zwar direkt über ihm. Der junge Trainer konnte sich nicht mehr umdrehen, doch er spürte, wie ihn etwas am Kragen packte und hinauf in Richtung Wasseroberfläche zog. Sofort begann der Schmerz langsam nachzulassen. Natürlich musste er nicht lange überlegen, wer ihn da aus dem Wasser fischte. Es war Lugia.
    Er merkte, wie das legendäre Pokémon ihn auf seinen Rücken legte und sofort aus dem Wasser tauchte. Dabei waren die knöchernen Rückenplatten nicht eingeklappt, wie es beim Tauchen eigentlich üblich für Lugia war, sondern standen aufrecht, wodurch sie verhinderten, dass Ryan hinunter fiel. Der schmerzende Druck auf seinen Kopf nahm rasant ab, verschwand schließlich komplett und in der nächsten Sekunde konnte er tatsächlich einen tiefen Zug Luft einatmen. Die kalte Meeresluft blies in Ryans Gesicht, füllte seine Lungen und schenkte ihm wohltuenden Sauerstoff. Er hustete stark, wobei er ein Schwall Wasser ausspuckte. Wie er dafür noch die Energie aufbringen konnte, war für Ryan selbst ein Rätsel. Wohl war es mehr eine reflexartige Reaktion seines Körpers. Die Augen hatte er nur schwach geöffnet, sein ganzer Leib war schlaff und taub, nicht einmal die Kälte nahm er wirklich wahr, doch er bemühte sich, einen Blick auf sein Umfeld zu werfen. Für einen kurzen Moment konnte er noch sehen, dass Lugia nun direkt Shamouti ansteuerte und… er lächelte. Nach alldem, was gerade passiert war.
    Ryan konnte zwar froh sein, dass er noch am Leben war, allerdings war er noch längst nicht über den Berg... und dennoch lächelte er!
    Lugia merkte davon nichts. Sämtliche Gedanken waren aus seinem Kopf geschossen worden, bis auf diesen einen: Ryan in Sicherheit zu bringen.
    Doch im Kopf des Blonden drehte und überschlug sich alles. Er blinzelte heftig und völlig unbewusst mit den Augenlidern, bis schließlich ein letzter, schwacher Atemzug seinen Lungen entkam. Er spürte nur noch eine letzte Sekunde lang die wärmende Nähe von Lugia und das sanfte Gefühl seines glatten, weichen Federkleides, bevor seine Seele in ein tiefes Loch fiel und er schließlich diese Welt verließ.


    Lugia war sicher und möglichst behutsam am Steinkreis gelandet und legte Ryan ebenso behutsam auf dem Boden ab. Melody hatte schon vor seiner Ankunft ihre dünne, aber dennoch warme Jacke ausgezogen, um Ryan darauf abzulegen, wobei Laschoking ihr half. Sie wickelte seinen Oberkörper damit ein, um ihn, so gut es eben ging, zu wärmen. Der Wind blies nun noch kälter als den ganzen bisherigen Tag und nachdem er im eisigen Meereswasser gelandet war, drohte Ryan nun zu unterkühlen. Wenn es jemals einen günstigen Moment für die Sonne gab, ihre wärmenden Strahlen zur Erde zu senden, dann war es verdammt nochmal jetzt, doch die finstere Wolkendecke verhinderte dies nach wie vor.
    Ryans Gesicht war bereits völlig blass und sein Körper absolut schlaff und leblos. Der Rothaarigen fiel es schwer zu atmen als sie völlig angespannt neben dem regungslosen Körper des jungen Pokémontrainers kniete. Viel zu aufgeregt und besorgt war sie in diesem Moment, doch viel mehr konnte sie nicht für ihn tun.
    So versuchte das Mädchen verzweifelt, ihn wach zu rütteln, während sie mit ihm sprach, ohne eine wirkliche Antwort zu erwarten. Doch der Unwahrscheinlichkeit zum Trotz würde sie nichts unversucht lassen, damit er wieder seine Augen öffnete.
    „Ryan, komm schon, wach wieder auf!“
    Keine Reaktion.
    „Jetzt mach schon, du hast es endlich geschafft, du hast dein Ziel erreicht, du bist so nahe dran!“
    Tatsächlich brauchte Ryan nun eigentlich nichts mehr zu tun, als die Kugeln des Feuers, Eises und Blitzes am Schrein abzulegen. Dann konnte Melody Lugias Lied spielen und alles wäre vorbei. Doch der junge Trainer rührte sich keinen Zentimeter. Voller Entsetzen blickte Melody in das Gesicht und auf den regungslosen Körper des Trainers.
    „Ryan“, flüsterte sie noch einmal mit erstickter Stimme. Der Ton der Rothaarigen war kraftlos, zitternd und in ihr lag der Klang von unendlicher Trauer. Ryan war der mutigste und warmherzigste Mensch, den sie jemals getroffen hatte. Bei keiner seiner Handlungen hatte er auch nur eine Sekunde gezögert und genau dies war ironischer Weise der Grund für seinen Zustand.
    „Warum? Warum nur bist du gesprungen? Was wolltest du damit erreichen?“
    Tränen sammelten sich in Melodys Augen. Da das Mädchen nicht glaubte, sie wirklich zurückhalten zu können, gab sie sich auch keine echte Mühe. In diesem Augenblick schien für sie die Welt so grauenhaft und ungerecht zu sein, wie noch nie zuvor. Alles Gute schien verflogen. Wieso nur waren manche Menschen so grausam? Lawrence hatte keine Skrupel gehabt, Ryan umzubringen, zu keiner Sekunde und Gleiches hätte auch für sie gegolten. Nun hatte er es tatsächlich getan. Welche Hoffnung gab es jetzt noch für die Titanen und den Rest der Welt? Es war niemand da, der die Macht der drei Schätze freizusetzen vermochte. Wie sehr wünschte sie sich doch, dass sie es beenden könnte, um wenigstens den Rest der unschuldigen Menschen zu retten. Doch sie konnte es nicht, sie war zu schwach, sie war dafür nicht bestimmt.
    Mit diesem Gedanken vergrub Melody ihr Gesicht in den Händen und ließ ihrem Kummer freien Lauf. Dass sie selbst ebenfalls untergehen würde, kam ihr gar nicht in den Sinn, es war unwichtig. Sie hätte mit Freuden ihr Leben hergegeben, wenn es Ryan irgendwie bei seiner Aufgabe geholfen hätte, denn mit seinem Scheitern war sie, so wie die gesamte Menschheit, sowieso dem Untergang geweiht. Nichts hatte sie tun können, nichts von alldem hätte sie verhindern können, doch tröstete dieser Gedanke das Mädchen nicht im Geringsten. Dann erhob plötzlich jemand seine Stimme.
    „Geh einen Schritt zurück.“
    Leicht erschrocken hob die Rothaarige den Kopf und blickte mit wässrigen Augen auf. Lugia war an Melody herangetreten und sah sie nun bittend an. In seinen Augen war deutlich abzulesen, dass es etwas vorhatte, jedoch waren seine Gefühle in diesem Augenblick ungewohnt schleierhaft. Der Ton, mit dem das legendäre Pokémon gesprochen hatte, war ein gleichermaßen fassungsloser wie entschlossener gewesen. Vielleicht hatte es ja irgendeine Idee oder sonst etwas, völlig egal was es war, es wollte Ryan helfen.
    So überlegte Melody nicht lange und machte dem Wächter des Wassers sofort Platz. Dieser blieb schließlich, ohne irgendeine Bewegung zu machen, mit geschlossenen Augen vor Ryan stehen. Lugia stand absolut regungslos da, den Kopf leicht gesenkt, sodass sein Blick - wären seine Augen offen gewesen - direkt auf den Trainer gefallen wäre. Einige Sekunden verstrichen, bevor es dann erhaben und majestätisch seine Flügel ausbreitete, die Augenlider schlagartig aufriss und den Blick zum Himmel wandte. Ein Ton seines herrlichen Gesangs entkam Lugias Kehle und sowohl Melody als auch Laschoking spürten ihn bis ins Knochenmark. Die beiden hatten diesen Gesang nicht nur heute sondern auch schon vor einem Jahr mehrmals gehört, doch nie war er auch nur annähernd so intensiv und gefühlvoll gewesen, wie dieser hier. Die Stimme des legendären Pokémons war erschütternd, mitreißend, einfach nur leidenschaftlich schön.
    Dann senkte Lugia den Kopf wieder und schloss erneut die Augen.
    Es berührte mit der Spitze seines Schnabels, kaum merklich, Ryans Stirn. Sanft und irgendwie fürsorglich wirkte der Kontakt, als würde das legendäre Pokémon eines seiner Jungen pflegen. Schließlich leuchtete ein kleines, aber unglaublich helles Licht an der Stelle der Berührung auf auf. Seine Farbe war marineblau.


    Da war er also, im schwarzen Nichts, schon wieder. Doch diesmal waren die Umstände nicht die gleichen. Dies war kein Traum, keine Illusion. Es war das Ende. Kein Gestern, kein Morgen, kein Heute. Zeit- und Raumlos fand sich Ryan am Ende aller Dinge wieder. Alles verschlingende Dunkelheit und kein Anzeichen für die Existenz von nur einer schönen Sache auf dieser Welt. Es gab keine Gefühle, keinen Anfang und kein Ende, keine Hoffnung, die war verloren in diesen Reich. Dieser Ort war für die Ewigkeit, eine Ewigkeit des Leidens und genau das tat Ryan. Er litt, und zwar unter dem Einzigen, das es hier gab, was selbst das schwarze Nichts ihm nicht nehmen konnte und auch nicht wollte: Seinen Erinnerungen.
    Die Erinnerungen an diesen Tag, an diese Reise, seine Freunde, sein Leben. Es schmerzte, es schmerzte so unendlich. Er hatte es nicht geschafft, er hatte sie nicht retten können. Niemanden hatte er retten können. Nun gab es niemanden mehr, der die Aufgabe vollenden konnte. Chaos und Dunkelheit, erbarmungslos und unaufhaltsam, so würde die Welt enden.
    Warum nur behielt er ausgerechnet seine Erinnerungen? Sie waren das Einzige, das er der Dunkelheit mit Freuden überlassen hätte. Warum konnte er nicht alles vergessen, in Frieden ruhen? Warum musste er bis in alle Ewigkeit diese Qualen ertragen? Doch war es nicht seine eigene Entscheidung gewesen? Hatte er sich nicht selbst zum Tode verurteilt? Niemand hatte ihn gezwungen, zu springen. Er war der Einzige, der für seine Handlung die Verantwortung trug. Das Einzige, wofür man selbst die Verantwortung trägt, ist was du bist und was du tust. Und was war er? Er war auserwählt gewesen, von dem herrlichsten Wesen auf dieser Welt und nun endete sein Weg hier. Im schwarzen Nichts, so wie er es in seinen Träumen gesehen hatte.
    Gerade wollte er sich resignierend seinem Schicksal fügen, als Ryans Geist plötzlich aufschreckte. Da war etwas!
    Klein und schwach, doch eindeutig wahrnehmbar! Was war es? Wo war es? Es war herrlich. Der Junge hatte keinen Schimmer, was er da spürte, doch es brachte einen Schwall von Gefühlen mit sich. Das Gefühl von Weisheit, Erhabenheit, Macht, einem offenem Herzen. Es waren nicht die seinen, doch schienen sie gleichzeitig doch ein Teil von ihm zu sein. Sie füllten seine Seele, weckten seine Lebensgeister.
    Schließlich schob sich etwas in Ryans Blickfeld. Dort am Ende von allem schienen sie auf ihn herab. Zwei kleine, bläulich leuchtende Lichtpunkte. So friedlich, so kräftigend, so lieblich, das endlos Gute. Sie brachten eine sanfte, männliche Stimme mit sich, die vor Macht zu beben schien.
    „Komm, deine Zeit ist noch nicht um. Du gehörst nicht hierher, dein Schicksal liegt anderswo.“
    Ryan hörte ihm zu, dem Flüstern in der Dunkelheit. Es sprach im Mut zu, erhellte seine Seele, gab ihm Glauben. Langsam kamen die Lichter näher, wirkten nun wie pulsierende Kristalle und schließlich waren sie da, direkt vor ihm. Ryan sah sie, wie in seinem Traum. Er blickte tief in sie hinein, sie blendeten nicht, waren sanft und schonend und zugleich pulsierend vor Macht.
    Ryan streckte die Hand aus, berührte das Licht. Leben...


    Das Licht schien schließlich einige Sekunden lang genau über der Stelle, an der sich die beiden berührt hatten und hörte auch nicht auf zu leuchten, als Lugia den Kopf wieder anhob. Melody beobachtete gespannt die Szene.
    Sie wusste nicht genau, was das Licht zu bedeuten hatte, was sich auch nicht änderte, als es dann direkt in Ryans Kopf zu verschwinden schien. Doch anschließend keimte ein winziger Hoffnungsschimmer in ihr auf, als der junge Trainer augenblicklich wieder Farbe im Gesicht bekam. Die Blässe, mit der er gerade eben noch gezeichnet war, verschwand und änderte sich wieder zu einem gesunden Farbton.
    Einige Sekunden, die sich wie Jahre anfühlten, passierte jedoch nichts weiter. Melody merkte gar nicht, dass sie den Atem anhielt und hätte dies auch wohl kaum wahr genommen, selbst wenn sie kurz vor der Ohnmacht gestanden wäre. Viel zu gebannt ruhte ihr Blick auf dem seltsamen Schauspiel. Viel zu stark hämmerte ihr Herz gegen ihren Brustkorb. Dann, ganz langsam und ein paar Mal blinzelnd, öffneten sich Ryans Augen.
    Das Erste, was er erblickte, war das Pokémon, wegen dem er diese Reise angetreten hatte und welchem er grenzenlosen Respekt zollte. Mit einem wohlwollenden Blick sah es den Blonden an.
    „Lugia?“
    Ryans Stimme war schwach und kaum zu hören, aber er war wohl auf, er war am Leben!
    „Schön, dass du wieder da bist“, gab das Pokémon in scheinbar völliger Ruhe zur Antwort.
    Ganz anders, als Melody.
    „Ryan, es geht dir gut!“
    Völlig überrascht von dem überglücklichen Aufschrei, blickte der junge Trainer hinüber zu der Rothaarigen und sah, wie sie mit unendlicher Freude im Gesicht auf ihn zu gerannt kam. Dabei tropfte noch eine letzte übrige Träne von ihrer Wange. Noch unsicher, ob er auch wirklich unverletzt war, kniete sie sich neben ihn und hielt sich aus Vorsicht noch kurz zurück.
    „Bist du auch wirklich komplett in Ordnung?“, fragte sie, zögerlich. Darüber musste er selbst erst einmal einen Moment nachdenken. Seine Gliedmaßen fühlten sich ein wenig steif an, doch als er vorsichtig seine Finger und Zehen bewegte, verschwand dieses Gefühl langsam.
    „Ich… glaube schon…“
    In Ryans Stimme lag große Verwunderung. Ungläubig, dass es ihm auf einmal wieder so gut gehen konnte, richtete er seinen Oberkörper auf, wobei er sich aus Melodys Jacke wand, und bewegte seine Arme. Es fiel ihm unerwartet leicht.
    „Ich fühle wieder Kraft in mir“, sagte er schließlich, während langsam die Vermutung in ihm aufkam, wem er das zu verdanken hatte. Ryan sah wieder zu Lugia, welches ihn mit einem wärmenden Lächeln anstrahlte, das von ganzem Herzen kam. Das Lächeln wurde schließlich von dem jungen Trainer erwidert und er stand ganz auf. Er suchte für einige Sekunden nach den richtigen Worte, da er im Grunde kaum wusste, was genau geschehen war, nachdem Panzaeron...
    'Panzaeron!', durchfuhr es den Blonden schlagartig. Sofort griff Ryan in seine Pokéballtasche und leerte sie komplett aus, um auch seine übrigen fünf Pokémon aus ihren Kapseln zu befreien und sich über ihren Zustand zu vergewissern. Fast zeitgleich öffneten sich die rot-weißen Objekte und offenbarten die sechs Freunde, die Ryan seine ganze Reise über begleitet hatten und ohne deren Hilfe er völlig verloren gewesen wäre. Einer nach dem anderen erschienen die sechs Pokémon in dem kargen Blumenfeld. Sie waren zwar allesamt erschöpft und teilweise sogar komplett am Ende ihrer Kräfte, doch keiner schien ernsthaft verletzt zu sein – bis auf einen.
    Panzaeron ging, unmittelbar nachdem es seinem Pokéball entschlüpft war, zu Boden. Sein Trainer war sofort zur Stelle und stützte den völlig entkräfteten Körper des Stahlvogels, was aufgrund seines enormen Gewichts eine unglaubliche Belastung für ihn war. Doch erfüllt von neuer Kraft schaffte er es schließlich, Panzaerons Körper in eine leicht aufrechte Stützlage in seinen Armen zu zu bringen.
    „Panzaeron, hörst du mich? Sprich mit mir, bitte”, flehte Ryan. Seine Stimme klang überaus besorgt, denn auch wenn das Pokémon zuvor noch gelebt hatte, war nicht klar, ob es den morgigen Tag wirklich noch erleben oder seinen Verletzungen doch noch erliegen würde. Und die Zeichen standen nicht gut, es regte sich kein bisschen.
    „Komm schon Kumpel, mach jetzt nicht schlapp”, redete der Blonde mit zittriger Stimme weiter auf es ein. Auch die übrigen Pokémon hatten sich um Panzaeron versammelt und beteten nun innerlich für ihren Kollegen, für ihren Freund. Auch Melody fieberte mit dem Schicksal Panzaerons mit. Als sie zusammen mit Ryan aus dem Luftschiff von Lawrence entkommen war, hatte es ihnen das Leben gerettet und nun sollte das sein Schicksal sein?
    „Lugia du musst etwas tun”, bat sie verzweifelt. Wenn es noch irgendjemanden oder irgendetwas gab, das dem Stahlvogel helfen konnte, dann war es das legendäre Pokémon, doch dieses zeigte keine Reaktion. Völlig still wohnte es dem Schauspiel bei, sein Blick wirkte in keinster Weise beunruhigt. Er wirkte fast gleichgültig.
    „Lugia?”
    Die Rothaarige war mehr als verwundert. Warum unternahm es nichts? War es vielleicht schon zu spät?
    Unterdessen rasten Ryans Gedanken hin und her. Er musste etwas tun, um dem Vogel zu helfen, sonst würde er wohl nicht mehr aufwachen. In fast kopfloser Panik riss er seinen Rucksack vom Rücken und schüttete den gesamten Inhalt achtlos über dem Boden aus, während er mit einer Hand weiter Panzaeron festhielt. Aus dem Wirrwarr aus allerlei Gegenständen, die ein Pokémontrainer nun mal dabei haben musste, fischte Ryan dann die beiden Sprühflaschen heraus, mit denen er den Stahlvogel bereits zuvor behandelt hatte. Eilig trug er die feinen Tropfen auf der stählernen Haut auf, während er weiter auf Panzaeron einredete, obwohl er tief in seinem Innersten wusste, dass dies zwecklos war. Zu groß und zu zahlreich waren die Wunden.
    „Komm schon, ich weiß, dass du es schaffen kannst. Ich habe immer an dich geglaubt. Nie hast du auch nur daran gedacht, klein bei zu geben, also tu das auch jetzt nicht.”
    Langsam wurde die Stimme des Trainers immer verzweifelter, bis er die zwei Sprühflaschen frustriert in den Schnee warf und versuchte, sein Pokémon regelrecht wachzurütteln.
    „Du hast dich schon immer jeder Herausforderung gestellt, gib jetzt ni...”
    Genau in diesem Moment regte sich der Körper des Pokémons. Es war kaum mehr als ein reflexartiges Zucken gewesen, doch Ryan hatte es sofort bemerkt. Dann begann das Stahlpokémon langsam, seine topasfarbenen Augen zu öffnen.
    „Pan-zaeron?”, stöhnte es leise. Schlagartig erhellte sich die Miene aller Anwesenden.
    „Oh Panzaeron”, stieß Ryan erleichtert ausatmend hervor, während er das in seinen Armen liegende Pokémon behutsam an sich drückte. Auch Impergator, Hundemon, Alpollo, Raichu und Nidoking strahlten vor Glück, als ihr Freund das Bewusstsein wiedererlangte. Und auch Melody und Laschoking lächelten froh und atmeten erleichtert auf. Nur Lugia setzte lediglich ein zufriedenes Lächeln auf, ohne den Anschein zu erwecken, jemals in irgendeiner Form angespannt gewesen zu sein. Melody entging dies nicht und sie ahnte gleich, was genau dahinter steckte.
    „Du hast es gewusst nicht wahr? Du hast gewusst, dass es durch kommt!”
    Als Antwort warf es dem Mädchen nur einen Seitenblick zu und nickte knapp, bevor es sich dann voll und ganz der vor ihm ablaufenden Szene widmete. Die Freude in den Augen von Ryan und all seiner Pokémon zu sehen, war eine wahre Wohltat und bescherte ihm ein warmes Gefühl im Herzen.
    Dann, nach einigen Sekunden, in denen sich die Pokémongruppe förmlich auf ihren Trainer gestürzt hatte, - natürlich darauf bedacht, weder Ryan noch das verletzte Panzaeron weiter in Mitleidenschaft zu ziehen - schluchzte der Blonde plötzlich deutlich hörbar auf. Augenblicklich erstarben die glücklichen Laute, nur noch das leise Schluchzen und das Zittern von Ryans Schultern war zu vernehmen, was alle umher stehenden nun stark verwunderte. Allerdings wagte es niemand, den Trainer in seinen Emotionen zu stören und so warteten sie einfach ab.
    „Bessere Freunde als euch gibt es nicht”, sagte er dann mit bebender Stimme. Wahrlich war Panzaeron all dies nur wegen seiner Treue und seinem Willen, Ryan beizustehen, zugestoßen und beinahe hätte es mit dem Leben dafür bezahlt. Manchmal verfluchte er förmlich die Treue seiner Pokémon zu ihm, doch wie könnte er es ihnen verübeln? Schließlich würde auch er jederzeit alles für sie tun. Es war ein Segen und ein Fluch zugleich, dass sie sich gegenseitig so nahe standen. Es war ihre größte Stärke und zeitgleich ihre größte Schwäche, doch jeder Schmerz war diese Bindung allemal wert. Nun trat Melody langsam an seine Seite und legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter.
    „Und einen besseren Menschen als dich gibt es auch nicht.”
    Ryan sah nur leicht über seine Schulter hinweg und blickte schließlich in die herrlich blauen Augen Melodys, die ihn herzlich anstrahlten. Augenblicklich verstummten die kläglichen Laute und der Blonde wischte sich rasch mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht. Gerade wollte er etwas erwidern, als sich plötzlich ein verwunderter Ausdruck im Gesicht der Rothaarigen breit machte. Langsam fuhr sie mit der Hand, die eben noch auf der Schulter des Pokémontrainers geruht hatte, über dessen Rücken.
    „Ryan, was ist mit dir passiert?“, fragte sie mit einem Ton, der ihren Gesichtsausdruck noch untermauerte. Der Gefragte verstand allerdings nicht, worauf sie hinaus wollte.
    „Was meinst du?“
    Dies entlockte Melody nun einen überaus ungläubigen Blick. Schließlich ließ sie von ihm ab und sah dem Blonden wieder in die Augen.
    „Was ich meine? Dein Rücken ist komplett verbrannt.“
    Verwundert ließ der Blonde von Panzaeron ab, welches sich mit der Hilfe von Impergator auf den Beinen hielt. Er versuchte, seine Rückseite so gut es ging zu begutachten, indem er erst über die Schulter blickte, bevor er dann abwechselnd beide Arme anhob, um wenigstens die Seiten seines Rumpfes mustern zu können. Viel konnte er nicht erkennen, weshalb seine Begleiterin ihn dazu anwies, seine Jacke auszuziehen. Während er dies tat, fiel Ryan bereits etwas auf. Zunächst war er noch etwas ungläubig, doch nur Sekunden später bestätigten seine Augen die Vermutung.
    Seine Lieblingsjacke war vollkommen ruiniert. Das untere Viertel war vollständig abgebrannt, was das Kleidungsstück nun deutlich kürzer erscheinen ließ. Es reichte seinem Besitzer nicht mal mehr bis zur Hüfte. Der zerfetzte Rand war von schwarzem Ruß bedeckt und bröselte in winzig kleinen Staubpartikeln zu Boden und überall hatten sich kleine wie große Löcher in das Material gebrannt. Nun, da Ryan die Jacke in seinen Händen hielt, wurde Melody der Blick auf dessen dunkelgraues T-Shirt eröffnet. Es wies einen ähnlichen Zustand auf und war sogar leicht von Blut durchtränkt.
    „Halt mal einen Moment still Ryan“, forderte sie den offenbar verletzten Trainer auf, der mit verwunderter Miene gehorchte und Sekunden später spürte, wie Melody sein Shirt vorsichtig hochzog, um einen Blick auf die darunterliegende Haut erhaschen zu können. Den Spuren an der Kleidung nach zu urteilen, schien der Blonde ernsthafte Verbrennungen erlitten zu haben, worüber sich das Mädchen allerdings lieber genau versichern wollte. Der Blick, der sich ihr schließlich bot, war genau der, den sie erwartet hatte. Von oben bis unten war Ryans Rücken mit Brandwunden übersät.
    Melody wurde bei dem Anblick schon beinahe übel. An einigen Stellen hingen kleine Hautfetzen herab, die noch schwarz verrußt waren und ein paar Wunden hatten sich aufgetan, aus denen tropfenweise Blut hervorschoss. Ja, dieses Bild tat schon beim Hinsehen weh.
    „Nun sag schon, wie schlimm ist es?“, fragte Ryan mit einem eher neugierigen als geschockten Tonfall. Die Rothaarige verstand die Welt nicht mehr.
    „Wie schlimm? Ich kann es nicht fassen, dass du überhaupt aufrecht stehen kannst. Das sieht richtig übel aus Ryan!“
    „Wie kann das sein? Ich spüre überhaupt nichts“, erwiderte der Junge aus Silber City eher an sich selbst gerichtet. Ja, wie war es nur möglich, dass er trotz dieser angeblich schweren Verletzungen keinen Schmerz verspürte? Doch die offensichtliche Lösung kam ihm schnell in den Sinn. Natürlich, dies war sicher Lugias Werk, das musste es sein. Eben jenes Wesen trat nun näher an Ryan heran, worauf es sofort die Blicke der beiden Menschen auf sich zog. Gerade wollte der Blonde seinen Dank aussprechen, doch das silberne Pokémon kam ihm zuvor.
    „Verstehst du es denn nicht?“
    Der Gesichtsausdruck des jungen Trainers sprach Bände. Was sollte er nicht verstehen?
    „Was du hier erlebst, ist die wundervollste Sache, die zwischen Mensch und Pokémon existiert. Ein Gefühl, das nur den wenigsten Menschen zuteil wird. Ich nahm an, dass du es bereits erkannt hättest, nach dem was du gerade erlebt hast.“
    'Was denn für ein Gefühl?', fragte sich der Trainer. Innerlich rätselte mit dieser Frage, als ginge es um Leben und Tod, doch die Antwort wollte ihm nicht einfallen. Die beiden Menschen hatten ganz eindeutig keine Ahnung, von welchem Gefühl Lugia sprach, wagten es aber anscheinend auch nicht, ihre Frage auszusprechen. Das Pokémon ließ sie noch einige Sekunden warten, bevor es schon fast genüsslich und mit unendlicher Hingabe die zwei Worte aussprach.
    „Seelische Verbundenheit“
    Im ersten Moment schienen Ryan und Melody Lugias Worte noch nicht so richtig verarbeiten zu können. Sie blickten das legendäre Pokémon an als ob sie nach wie vor auf eine Antwort warten würden, wobei jenes Pokémon zur Bestätigung sanft lächelte. Nach einigen Sekunden war es dann schließlich Ryan, der seine Stimme wieder fand.
    „Seelische Verbundenheit?“
    Es einfaches Nicken war alles, was er auf seine Frage erhielt.
    „Was genau soll das sein?“, fragte nun Melody, was von Lugia mit einer Gegenfrage an den Blonden entgegnet wurde.
    „Sag Ryan, woher hast du die Wunden auf deinem Rücken?“
    Zunächst war Ryan noch irritiert. Woher sollte er denn wissen, woher die Wunden stammten, wenn er sie nicht einmal gespürt hatte? Das Einzige, was er gespürt hatte war...
    Genau in diesem Moment traf es ihn wie der Schlag. Er erinnerte sich an das Feuer, das im Inneren des Luftschiffes ausgebrochen war, als er gegen Lawrence gekämpft hatte.
    „Das Feuer“, nuschelte er so leise vor sich hin, dass Melody es kaum verstand. Auf ihren fragenden Blick hob Ryan seine Stimme an, sodass sie seine ausgesprochenen Gedankengänge mithören konnte.
    „Als ich vorhin die Blitzkugel geholt hatte,... brach ein Feuer aus. Ich hatte Raichu aus seinem Pokéball geholt, um gegen Lawrence zu kämpfen und... beinahe wäre es von den Flammen...“
    Er brach ab. Er wollte den Gedanken, die Erinnerung an das Bild seines Freundes, wie er dem Tod ins Auge gesehen hatte, so schnell wie möglich wieder vergessen. So etwas wollte er in seinem Leben nie wieder mit ansehen müssen und jeder konnte wohl erahnen, welche Worte sich Ryan verkniff. Lugia erlöste ihn schließlich von seiner grausamen Erinnerung. Ironischer Weise tat es dies, indem es einen anderen, ebenfalls sehr erschütternden Moment zum Thema machte.
    „Und der Sturz von vorhin, was war damit?“
    Diese Erinnerung war sogar noch um einiges frischer und gleichermaßen schmerzvoll für Ryan. Der Moment, in dem er Panzaeron bereits für tot gehalten hatte, war mit die schlimmste Erfahrung seines Lebens gewesen. Doch gleichzeitig spürte er noch einmal einen Schwall der Erleichterung. Die Erleichterung darüber, dass der Stahlvogel überlebt hatte.
    „Noch im Sturz hat Panzaeron die Augen geöffnet... und danach... ich weiß nicht, ich hab zunächst irgendwie nichts mehr gespürt.“
    „Gar nichts?“, hakte Lugia nach, wobei seine Stimme nicht danach klang, als ob es ihm glauben würde. Dies hatte auch einen guten Grund, denn Lugia wusste genau, dass Ryans Worte nicht ganz der Wahrheit entsprachen.
    „Naja, nicht ganz. Ich war noch bei Bewusstsein als ich im Wasser gelandet bin.“
    „Du hattest den Sturz überlebt?“, warf Melody nun ein. Sie klang extrem ungläubig, was man nur nachvollziehen konnte. Wie viele Menschen würden wohl einen Sturz aus zwanzig Metern Höhe ins eiskalte Wasser überleben? Sie war blind davon ausgegangen, dass Ryan nach dem Aufprall bereits tot gewesen war.
    „Ja, das hab ich“, bestätigte der Blonde.
    „Erst als ich auf Lugias Rücken lag, wurde ich...“
    Wieder brach Ryan seinen Satz ab. Die Erinnerung an das schwarze Nichts und die alles verschlingende Leere verschlug ihm in diesem Moment die Sprache. Es war so grausam, an all diese Dinge erinnert zu werden, doch schließlich war es wieder Lugia, welches das eigentliche Thema wieder ansprach.
    „Der einzige Grund warum du überlebt hast, warum du nichts von alldem, was um dich herum passierte, gespürt hast, ist auf die seelische Verbundenheit zurückzuführen. Durch hast du dich selbst den Schmerz in deinem eigenen Körper vergessen lassen. Und weißt du auch warum?“
    Ryan antwortete nicht. Er sah das legendäre Pokémon nur erwartungsvoll an und wartete darauf, dass es weitersprach.
    „Weil du genau das gleiche gespürt hast, wie deine Pokémon. Du hast dich so sehr auf ihr Wohlergehen konzentriert, dass du dein eigenes Leiden nicht spüren konntest. Und da sie beide überlebt haben, hast auch du überlebt. Dein Geist hat über deinen Körper gesiegt.“
    Der Blonde musste diese Worte einige Sekunden auf sich wirken lassen. Einerseits klang es total absurd, was Lugia ihm da gerade erklärt hatte, doch auf irgendeine Weise ergab es auch Sinn. Er hatte Raichu beschützt und deshalb selbst keinen Schmerz verspürt, obwohl er sich ernste Verbrennungen zugezogen hatte. Und er hat den Sturz ins Meer überlebt, da Panzaeron sicher in seinem Pokéball gewesen war, jedoch hatte er im Anschluss dessen Erschöpfung gespürt. Und die Sorge, die Fassungslosigkeit, als er dem Stahlvogel hinterher gesprungen war, war ebenfalls nicht die Seinen gewesen, sondern die Gefühle des Pokémons. Der Schmerz und die Kälte hinterher waren dann wieder seine eigenen gewesen.
    All diese Gedanken sausten durch den Kopf des jungen Trainers, nahmen ihm beinahe den Verstand.
    „Über viele Zeitalter hinweg habe ich diese Art der spirituellen Verbindung nur bei einer Handvoll Menschen beobachten können“, erklärte Lugia mit einem leicht verträumten Blick in dem Himmel. Es war dem Legendären anzusehen, dass es die von ihm eben beschriebene seelische Verbundenheit und damit auch Ryan hoch achtete.
    Dabei war es so absurd, schien so unmöglich, doch es war eine Tatsache.
    Schließlich drehte er sich langsam um und blickte seine sechs Pokémon, speziell Raichu und Panzaeron an, während er gemächlichen Schrittes auf sie zu ging. Zunächst blieb er stumm und regungslos, doch nach ein paar Sekunden viel er wie vom Donner gerührt, auf die Knie. Melody war auf der Stelle bei ihm und stützte seinen Oberkörper, um zu verhindern, dass er ganz umfiel. Ryan allerdings registrierte sie kaum, er hatte nur Augen für seine beiden Freunde, die er nun wohltuend in seine Arme schloss. Weitere Worte fielen nicht, sie waren unnötig, gar völlig fehl am Platz. Niemals könnte jemand beschreiben, was für eine Welle von Emotionen Ryan in diesem Augenblick überrollte. Er genoss diesen Moment, die Gewissheit, dass das Leben für sie alle weiter gehen würde. Er wollte sie gar nicht mehr loslassen.


    „Ryan.“
    Vorsichtig hatte Melodys Stimme geklungen, denn nur sehr ungern störte sie diesen Moment. Sie selbst war von dem, was sie gerade gehört und gesehen hatte, völlig überwältigt und tief bewegt. Als der Blonde dann aufschaute, musste sie allerdings feststellen, dass sie keinen wirklichen Grund für das Ansprechen Ryans hatte. Nun sah dieser ihr tief in die Augen und wartete darauf, dass sie den Mund aufmachte.
    „Was hast du dir nur dabei gedacht, einfach abzuspringen?”, fragte Melody anschließend mit fassungsloser, aber keinesfalls klagender Stimme. Innerlich tadelte sie sich dafür, denn diesen Moment so rüde zu unterbrechen, war eigentlich nicht in ihrer Absicht gewesen. Doch zu ihrem Glück schien Ryan sich daran nicht zu stören.
    „Ich musste einfach”, antwortete er ganz simpel.
    „Ich könnte nie eines meiner Pokémon einfach im Stich lassen.”
    „Ryan...”, plötzlich war ein riesiger Vorwurf in der Stimme der Rothaarigen zu hören.
    „Panzaeron hat dich nur weiter begleitet, weil es dich schützen wollte! Soll das irgendwann einmal umsonst gewesen sein?”
    Der Blonde konnte diese Aussage gut verstehen. Melodys Sorge war ihr auch nicht zu verdenken, doch änderte dies nichts daran, dass er jederzeit sein Leben für seine Pokémon aufs Spiel setzen würde, um sie zu schützen. Denn sie waren sein Leben.
    „Ich könnte es einfach nicht”, wiederholte er anschließend kopfschüttelnd und mit bebender, kaum hörbarer Stimme, während sich neue Wasserperlen in seinen Augen sammelten. Melody erwiderte darauf nichts, sondern beließ es bei einem schwachen Seufzen, dem allerdings ein sanftes Lächeln folgte.
    „Ich hoffen du weißt, wem du zu verdanken hast, dass Panzaerons heutiges Opfer nicht umsonst gewesen war.”
    Mit diesen Worten drehte sie sich um und sah Lugia an, das nach wie vor Ryan aufmerksam und ebenfalls mit einem sanften Lächeln beobachtete. Der junge Trainer nickte nur und trat schließlich vor das silberne Pokémon, seine Augen noch immer leicht wässrig.
    „Lugia ich…“, begann er, doch in diesem Moment merkte er, dass ihm die Worte fehlten um seine Dankbarkeit auszudrücken. Alle Worte, die ihm einfielen, erschienen ihm so leer, so unpassend, so unwürdig. Er hatte es ihm schließlich zu verdanken, dass er an der Seite seiner Pokémon weiterleben konnte. Es hatte ihm das Leben gerettet.
    „Ich danke dir“, sagte er dann einfach.
    „Aber…, was hast du eigentlich gemacht?“
    Natürlich überraschte es Lugia wenig, das Ryan wissen wollte, wie er es geschafft hatte ihn innerhalb von ein paar Sekunden komplett zu heilen, obwohl er gerade vorhin noch dem Tod nahe gewesen war. Also ließ es ihn nicht lange im Dunkeln tappen.
    „Ich habe meine restliche Kraft auf dich übertragen.“
    Diese Antwort hatte Ryan nun wirklich nicht erwartet und das sah man ihm auch an. Fragend runzelte er die Stirn und zuckte mit dem Kopf ein Stück zurück.
    „Meine Energie strömt nun durch deinen Körper und sie ist auch der Grund, warum du in diesem Augenblick keinen Schmerz verspürst“, fügte das legendäre Pokémon hinzu. Die Aufrichtigkeit in seiner göttlichen Stimme war nicht zu überhören.
    „Wir teilen das gleiche Blut. Mit den Jahren wird die Energie nachlassen, aber verschwinden wird sie nie.“
    Ryan konnte es nicht fassen. Das legendäre Pokémon hatte einen Teil seiner Macht abgegeben, nur damit er, ein einfacher Mensch, wieder leben durfte. Er wollte etwas sagen, doch Lugia erahnte es schon und schnitt ihm das Wort ab.
    „Weitere Worte sind überflüssig, ich wollte das! Es ist das Mindeste, was ich für dich tun kann, also gibt es nichts mehr dazu zu sagen.“
    Ryan war da zwar völlig anderer Meinung, aber ausnahmsweise beließ er es dabei und sagte nichts, sondern nickte nur stumm.
    Völlig unerwartet mischte sich nun Laschoking ein und trat an Ryan heran. Das Monarch-Pokémon war während dieser ganzen Aktion völlig in Vergessenheit geraten, was wohl hauptsächlich daher rührte, dass es nur als stummer Beobachter zugesehen hatte. Doch dass es still gewesen war, bedeutete nicht, dass es nicht genauso mitgefühlt hatte, wie Melody und Lugia. Tatsächlich lächelte es ebenfalls herzlichst, während es den Jungen aus wässrigen Augen ansah.
    „Nun ist es beinahe vollbracht, es gibt nur noch eine Sache zu tun Ryan.“
    Es blickte hinauf zum Schrein und Ryan folgte seinen Augen. Dann griff er in seine Tasche und holte die rote Feuerkugel, die blaue Eiskugel und die gelbe Blitzkugel hervor und betrachtete sie einen Moment lang. Die Feuerkugel leuchtete nach wie vor hell auf, während die anderen beiden noch matt und glanzlos waren.
    Doch darum würde sich Lugia nun kümmern.

  • [font='Tahoma, Arial, Helvetica, sans-serif'][align=justify][tabmenu][tab=^^]Hi!~
    Dann will ich mal wieder, was?[tab=Fehler]Ein unwichtiger Gedanke, denn Lugia dachte gar nicht daran, ihn einfach so dem Meer zu überlassen, sei er nun am Leben oder nicht.
    Lange würde er nicht im Eiswasser überleben können – wenn er denn überhaupt noch am Leben war. Außerdem ist es genau die gleiche Formulierung wie oben ... macht sich nicht gut.
    Ganz gleich was kommen mochte, es musste wenigstens versuchen, die Chance aufrecht zu erhalten, dass Ryan sich vielleicht überleben könnte.
    Es war nur ein kleines, sehr schwaches Gefühl in seinem Körper, doch widersprüchlicherweise spürte Lugia es klar und deutlich.
    Der Blonde hatte sich auf dem Gebiet des Tauchens nie besonders gut ausgekannt, obwohl er schon immer ein gewisses Interesse an dieser Tätigkeit gehabt hatte.
    Desweiteren fingen seine Lungen an zu brennen und nach Luft zu schreien.
    Die Augen hatte er nur schwach geöffnet, sein ganzer Leib war schlaff und taub, nicht einmal die Kälte nahm er wirklich wahr, doch er bemühte sich, einen Blick auf sein Umfeld zu werfen.
    Lugia stand absolut regungslos da, den Kopf leicht gesenkt, sodass sein Blick - wären seine Augen offen gewesen - direkt auf den Trainer gefallen wäre.
    Doch diesmal waren die Umstände nicht die gleichen.
    Zeit- und raumlos fand sich Ryan am Ende aller Dinge wieder.
    Er litt, und zwar unter dem Einzigen, das es hier gab, was selbst das schwarze Nichts ihm nicht nehmen konnte und auch nicht wollte: Seinen Erinnerungen.
    Chaos und Dunkelheit, erbarmungslos und unaufhaltsam, so würde die Welt enden.
    Dort am Ende von allem schienen sie auf ihn herab.
    Melody merkte gar nicht, dass sie den Atem anhielt und hätte dies auch wohl kaum wahr genommen, selbst wenn sie kurz vor der Ohnmacht gestanden wäre.
    „Ryan, es geht dir gut!“
    Fast zeitgleich öffneten sich die rot-*kein Leerzeichen* weißen Objekte und offenbarten die sechs Freunde, die Ryan seine ganze Reise über begleitet hatten und ohne deren Hilfe er völlig verloren gewesen wäre.
    Einer nach dem anderen erschienen die sechs Pokémon in dem kargen Blumenfeld.
    „Lugia, du musst etwas tun”, bat sie verzweifelt.
    „Pan-*kein Leerzeichen* zaeron?”, stöhnte es leise.
    „Halt mal einen Moment still, Ryan“, (...)
    Das sieht richtig übel aus, Ryan!
    „Lugia, ich…“, begann er, (...)
    Natürlich überraschte es Lugia wenig, das Ryan wissen wollte, wie er es geschafft hatte ihn innerhalb von ein paar Sekunden komplett zu heilen, obwohl er gerade vorhin noch dem Tod nahe gewesen war.
    „Nun ist es beinahe vollbracht, es gibt nur noch eine Sache zu tun, Ryan.“[tab=Kritik]Werden ja immer deutlich weniger Fehler, schön! Etwa so viele wie beim vorletzten, wenn ich mir die Liste so ansehe, und das bei einem längeren Kapitel. Da muss ich dich wirklich loben.
    Hübsch, wie du die Dramatik herüberbringst - Melody, die nichts anderes machen kann, als machtlos aus der Entfernung zusehen und Lugia, das Ryan hinterhertaucht. Schön, wie du auch das Problem von wegen Wasserdruck einbringst, die Wirkung auf Organe, schon bevor der Körper an sich wirklich Schaden nimmt. Und dann liegt er auf der Insel und alle sind gebannt vor Angst, ihn verloren zu haben. Gefällt mir, hier bringst du auch die Gefühle wirklich sehr gut an den Leser. Man merkt wirklich, wie du dich im Laufe der FF immer mehr gesteigert hast, und das ist nur positiv anzusehen. Ich hoffe doch, wenn dlKdW abgeschlossen ist, wirst du dem Schreiben weiterhin treu bleiben?
    Ryan war also doch tot bzw. starb im Wasser. Nun, gefällt mir nicht so, wenn ein Chara (sei es nun ein Mensch oder ein anderes Wesen) auf mehr oder weniger "magische" Art und Weise wieder ins Leben zurückgeholt wird, um ehrlich zu sein. Normale Wiederbelebungsmaßnahmen oder etwas anderes Nachvollziehbares schön und gut, aber Lugia gibt ihm von seiner Kraft ab? Nein, so etwas hasse ich. Der Tod ist etwas Endgültiges, und wenn er nur als Stilmittel benutzt wird, um mehr Spannung zu erzeugen, lässt ihn das lachhaft wirken, ihm wird etwas von seiner Überzeugungskraft genommen. Aber gut, das mag Geschmackssache sein, ich kann das einfach nicht ausstehen und geht sogar soweit, dass ich mal ein wirklich gutes Buch mehrere Monate lang weggelegt habe, weil der Hauptchara starb und plötzlich wieder leben durfte, dank eines magischen Rituals.
    Nun, aber zumindest Panzaeron hat Schaden davongetragen, was ich - so seltsam es klingen mag - positiv anmerken muss. Denn das lässt die Angst der Charas doch nicht vollkommen weichen und so wird auch die Spannung beibehalten. Bin da mal sehr gespannt, was sich noch ergeben wird.~
    Seelische Verbundenheit also, wie interessant ... da hat wohl jeder Autor so seine eigene Vorstellung, wie das aussehen kann. Deine Version finde ich aber irgendwie unlogisch - Ryan ist also praktisch unverletzbar, wenn er seine Pokémon rettet, aber nicht unverwundbar? Das erscheint mir doch ein wenig unlogisch, denn die Brandwunden beispielsweise müssten seinem Körper ja dann auch schaden. Kann ja nicht sein, dass das unbemerkt bleibt. Schön und gut, wenn die Kleidung auseinanderfällt, aber in dieser Hinsicht hättest du das anders machen müssen, es sei denn, da folgt noch etwas in einem späteren Kapitel. Aber wenn er wirklich vollkommen unverwundbar geworden wäre, dann hätte das natürlich wiederum etwas von eine Gary Stue gehabt, was auch alles andere als gut gewesen wäre.
    Nun, dann kann man ja endlich zur Zeremonie schreiten ... ob alles glatt gehen wird? Ich hoffe es, nach all den Entbehrungen ...
    ~ die Kommifledermaus

  • Es tut mir echt wahnsinnig leid das ich kein Kommi zum andern Kapi gegeben hab und das dieses so lange gedauert hat. Aber wenigstens kommt mein Kommi jetzt.
    Ich muss sagen was du in diesem Kapitel geschrieben hast war echt unglaublich es war wirklich dein, so wie ich finde, bestes Kapitel der ganzen Story. Man hat nicht mit ihnen gelebt, es ging sogar schon fast darüber hinaus das man einer der Chars war, es war einfach als ob mir das gerade in wirklichkeit passiert wäre. Man sieht alles direkt vor sich und versinkt total in deinem Text. Und dafür muss ich dich echt loben. Diese ganzen Wendungen waren recht gut und mir haben sie wirklich gefallen denn du hast echt super bewegend beschrieben. Haha ich überschlag mich grad mit den Komplimenten. Das einzige was ab und zu diese tolle Atmosphäre gedämpft hat waren die paar Rechtschreibfehler. Und einige überflüssige Wörter aber sonst habe ich echt nichts zu meckern. Man hat Dinge erfahren die erst unlogisch schienen, man kann nun viel mehr nachvollziehen und verstehen. Und du hast auch echt klasse gründe für ein paar dinge gfeunden die mir echt unlogisch vorkamen. Vor allem das Ryan diesen Sturz überlebt hat wo er doch mit dem Kopf zuerst gefallen ist. Da hilft diese seelische Verbundenheit ja echt viel. Schon cool das Lugia einen Teil seiner Macht auf Ryan übertragen hat und ich kann echt gut nachvollziehen wie man sich bei sowas fühlen muss. Warum ich das nachvollziehen kann darfst du mich allerdings nciht fragen, denn das weiß ich iwie selber nicht.
    So bevor ich jetzt wieder endlos schreibe hör ich mal lieber auf. Aber einmal muss das noch sein: Das Kapitel war wirklich der Hammer und ich find nicht das du es auch nur ansatzweise verändern solltest von der Art her. (Rechtschreibfehler kannst du aba ruhig verbessern :') )
    LG
    ~Akari~

  • Moin, moin und hallo,
    braungebrannt und halb ersoffen komme ichaus dem Urlaub zurück und... habe wieder kommis (*freu;D). Dann will ich auch gleich mal darauf eingehen.


    @Maj
    Wenn selbst du sagst, dass ich in Sachen Rechtschreibung besser werde, muss da ja was dran sein, doch um ehrlich zu sein, bin ich da mit mir selbst noch nicht zufrieden. Am liebsten wäre mir natürlich, wenn ich keine Fehler hätte, doch da scheint mich mein Schreibprogramm iwie aufs Kreuz legen zu wollen. Deshalb nochmals ein Danke an dich, dass du die Fehler immer fleißig rausschreibst. Werde bei Gelegenheit auch wieder verbessern. Dass die Dramatik bei dir gut rübergekommen ist, freut mich natürlich. Will dir ja nicht zu nahe treten, aber manchmal bist du schon ein ziemlich schwieriger Leser^^. Soll natürlich nich heißen, dass ich nicht dankbar für deine Kritiken bin! Schade, dass dir der Part mit Ryans Wiederbelebung nicht so gefallen hat. Ich hab schon damit gerechnet, dass es vielleicht jemanden geben wird, dessen Geschmack das nicht so trifft, aber du hast ja selbst gesagt, dass das Ansichtssache ist. Von daher nehme ich es einfach mal zur Kenntnis. Doch die Tatsache, dass dies der einzige wirkliche Negativpunkt war, den du genannt hast, lässt mich annehmen, dass dir das Kapitel insgesamt gefallen hat.^^


    @Akari
    Schön, dass du auch mal wieder da bist. Ich mach nur Spaß, mach dir keinen Kopf. Du bist so ziemlich der letzte Mensch auf der Welt, dem ich nachsagen könnte, mir zu wenige Kommis zu geben. Dir ht das Kapitel ja anscheinend sehr gut gefallen, was mich natürlich sehr freut. Unbedingt damit gerechnet hatte ich nähmlich nicht, da ich mir nicht so sicher war, wie die Sache mit Ryans "Wiederbelebung" ankommen wird. Aber dir hats ja wohl recht gut gefallen. Auch die Tatsache, dass nun einige Dinge klar werden, die zuvor noch schleierhaft erschinen, freut mich. Ich hatte nähmlich gezielt versucht, auf diese Reaktion hinzuarbeiten und meine Leser erst später in die wahren Hintergründe von Ryans überleben einzuweihen. Dass dies wenigstens teilweise funktioniert hat, ist für mich persönlich ein großer Erfolg. Ja, bleiben noch die Rechtschreibfehler (*seufz). Naja, nobody is perfect, sag ich immer und schon gar nicht wenns um Pokémon und ums Schreiben geht. Dennoch werd ich bei Gelegenheit nochmal drüber schauen und Fehler ausmerzen. Dir jedenfalls mal wieder vielen Dank^^.

  • Moin, moin und hallo,
    so´n Mist, jetzt bin ich doch nen Tag im Verzug, aber was soll´s. Heute werden also die letzten Updates folgen und ich denke, dass ich vor allem in Sachen Gefühlen noch mal ne Schippe drauflegen konnte. Das gilt sowohl für dieses, als auch für die nächsten Kapitel. Überzeugt euch selbst.
    Wiederschauen, reingehauen^^



    Kapitel 19: Das Gleichgewicht der Mächte


    „Komm mit den Schätzen zu mir“.
    Lugia war an die Stelle getreten, an der normalerweise das herrliche Blumenfeld blühte und sah Ryan auffordernd an. Der Blick des silbernen Pokémons wirkte bedenkenlos und selbstsicher. Es schien keine Bedenken zu haben, dass die folgende Aktion schiefgehen könnte, denn in diesem Moment strahlte es eine unglaubliche Überzeugung aus. Außerdem war es absolut entspannt und nichts schien es trüben zu können.
    „Es dauert nur einen Moment“, fügte Lugia schließlich hinzu. Ryan überlegte nicht mehr länger und tat, worum er gebeten wurde. Er trat vor Lugia, senkte den Kopf ein wenig und bot ihm die Kugeln dar. Dann schloss dieses ein weiteres Mal die Augen, während es sich konzentrierte. Nun war der Zeitpunkt gekommen, um seine Kräfte, die es durch monatelange Meditation und Aufbereitung gesammelt hatte, einzusetzen.
    Einige Sekunden geschah zunächst gar nichts, doch dann, mit einem Mal wurde Lugia gleichzeitig von einer gelblichen und von einer bläulichen Aura umgeben. Die Farben, welche wohl für die jeweilige Kugel standen, schimmerten hypnotisierend um den eleganten Körper des Pokémons, während es mit ausgebreiteten Flügeln und gesenktem Kopf stumm dastand. Wie ein leichter Nebel waberte die Energie um seinen stromlinienförmigen Laib und ließ sein Federkleid noch schöner glänzen.
    Ryan rührte sich kein Stück, als sich Lugia schließlich, ohne die Augen zu öffnen, zu ihm hinab beugte und ihn, wie schon zuvor als es den Trainer wiederbelebt hatte, mit der Spitze seines Schnabels an der Stirn berührte.
    Dieses Mal erschien jedoch kein Licht, zumindest nicht bei Ryan. Mit der Berührung des Pokémons begannen die Eis- und die Blitzkugel in Ryans Händen zu leuchten, sodass er nun alle drei Schätze in ihrer voll entfesselten Kraft hielt. Es war ein berauschender und befriedigender Anblick, sie endlich in ihrer vollen Reinheit und Macht zu erblicken. Der Blonde nahm sich einen Moment, um sie genauer zu betrachten, doch er ließ sich nicht zu viel Zeit, denn er wollte das Ganze endlich beenden. Nachdem Ryan noch einmal zu Lugia aufgeschaut hatte, welches nun mit gratulierendem Blick auf ihn hinab sah, drehte er sich um und ging die steinernen Treppen des Schreines hinauf.
    Im Vorbeigehen tauschte er noch einen flüchtigen, aber dennoch sehr wohlwollenden Blick mit Melody, wobei der Rothaarigen etwas auffiel. Ryan hatte sie zuvor noch aus dunkelgrünen Augen angeschaut, doch nun waren sie marineblau, genau wie die Augen von Lugia. Eine Sekunde lang war sie verwundert und überlegte, wie das so plötzlich kommen konnte. Sie nahm schließlich an, dass dies wohl eine kleine Nebenwirkung des Heilprozesses von vorhin war. Sinn würde es in gewisser Weise jedenfalls machen, da ja nun Lugias Energie durch seinen Körper strömte. Mit blauen Augen sah er nebenbei bemerkend keinesfalls schlechter aus. Im Gegenteil, die Seelenspiegel Lugias waren einzigartig und strahlten eine innere Ruhe, Weisheit und Stärke aus, wie nichts Anderes auf der Welt und nun schienen sie förmlich in den Höhlen des jungen Trainers zu sitzen.
    Somit gab es sogar noch eine weitere Sache, die Ryan und Lugia miteinander verband und irgendwie wusste der Blonde sogar darüber Bescheid. Einfach alles sah so... anders aus, seit er wieder aufgewacht war. Einfach heller, freundlicher und lebhafter und tief im Inneren bedeutete ihm diese Bindung unglaublich viel. Doch in diesem Moment kümmerte er sich wenig darum, er hatte etwas zu erledigen.
    'Dann geh ich mal wie Welt retten', dachte er innerlich. Er sprach dies völlig bewusst nicht laut aus, da er sich ein wenig vor der Reaktion der Anwesenden fürchtete. Doch nun war es nicht mehr nötig, sich auf unsinnige Gedankengänge zu konzentrieren. Er hatte schließlich auch allen Grund zur Freude. Es war endlich soweit. Frieden und Einklang.


    Als Ryan nun endlich mit allen drei Schätzen der Titanen am Schrein von Shamouti stand, fühlte er wieder das pure Leben in seinem Körper. Zum ersten Mal seit einigen Stunden. Er hatte über diesen Tag hinweg beinahe willenlos gehandelt und weder Schmerz, noch Erschöpfung gespürt.
    Erst nachdem er ins Meer abgestürzt war, hatte er sämtliche Kraft verloren, doch dank Lugia war er nun wieder voll da und bereit die Sache zu beenden. Melody und Laschoking sahen leicht angespannt zu Ryan hinauf, doch Lugia war die Ruhe selbst, denn es wusste, dass sie sich nun für all die Strapazen des heutigen Tages belohnen konnten. Und damit auch die Titanen und den Rest der Welt.
    Nichts konnte Lugia nun glücklicher stimmen, als zu sehen, wie wieder Ordnung auf der Welt einkehrte und Ryan wieder sein normales, friedliches Leben weiterführen konnte. Dieser betrachtete noch einmal die Steintafel, die über dem Schrein thronte und auf der die Legende, die er nun selbst durchlebt hatte, in antiker Runeninschrift eingemeißelt war. Schließlich trat er genau vor die Ablagestellen für die Kugeln und blickte durch die kunstvoll eingeschlagenen Löcher zu den Inseln des Feuers, Eises und Blitzes hinüber.
    „Bewahret die Harmonie…“
    Ryan sprach langsam die ersten Worte der Legende, als er jede einzelne Kugel an ihren vorgesehenen Platz legte.
    „…zwischen Feuer,… Blitz,… und Eis“.
    Damit war es getan.
    Die Schätze der Titanen lagen an ihren Plätzen. Ryan machte ein paar Schritte zurück und wartete darauf, dass etwas passierte. Melody, Lugia und Laschoking wussten bereits, was als nächstes kam. Nach einigen Sekunden des Wartens wurde Ryan schließlich Zeuge davon, wie die drei Kugel, in einem immensen Licht in ihrer jeweiligen Farbe aufleuchteten. Schließlich vermischten die sich zu eine hellen Grünton, das ihm unglaublich hell ins Gesicht strahlte, doch seltsamer Weise wurde er nicht geblendet.
    Es war ein angenehmes, wärmendes Licht, das regelrecht anziehend wirkte, doch dies war nur der Anfang. Ryan hatte es bislang durch den Schnee, welcher von dem zuvor herrschenden Sturm liegen geblieben war, noch nicht gesehen, aber am Boden des Steinkreises waren einige schmale Rinnen eingemeißelt, die an den sieben Steinsäulen endeten und sich von dort aus zu einem großen Ring zusammenschlossen. Die Sicht darauf wurde so plötzlich frei, da der Schnee auf einmal in die Luft angehoben wurde und vor den Augen der vier verschwand. Er schmolz nicht etwa, er war einfach weg. Als nächstes begann eine grünliche Flüssigkeit aus dem Inneren des Schreins zu laufen und sich über den Boden zu verteilen.
    Die Flüssigkeit floss schließlich in die Rinnen und nach wenigen Sekunden waren sie von einem großen, grünen Wasserringen am Boden umgeben. Dann erreichte die Flüssigkeit die steinernen Säulen am Rand des Kreises und…
    Sie floss tatsächlich die Säulen hinauf!
    Sämtlichen Gesetzten der Physik trotzend, wurden die sieben Steine von oben bis unten – oder eher von unten bis oben – eingehüllt und leuchteten selbst noch einmal kurz auf. In der nächsten Sekunde waren sie von irgendeiner glatten, leicht durchsichtigen Substanz eingehüllt, die zunächst wie Eis aussah. Doch Ryan fuhr mit seiner Hand darüber und es war warm. Einen Moment lang dachte er, es könnte Glas sein, aber dafür war es eigentlich zu trübe. Schließlich kam er zu dem Entschluss, dass er nicht alles bis ins kleinste Detail wissen musste. Hier waren offenbar Mächte am Werk, die weder er, noch sonst ein Mensch je begreifen konnten. So wandte sich der Trainer mit einem auffordernden, aber dennoch freundlichen Blick Melody zu.
    Sie nickte und ohne ein Wort zu sagen, ging sie nun ihrerseits die Treppen zum Schrein hinauf.
    Lugias Lied zu spielen, um die Kräfte der legendäre Vögel ins Gleichgewicht zu bringen war ihr eine Ehre und eine Freude. Wenn es auch nur ein äußerst kleiner Beitrag zur Rettung der Welt war, so erfüllte sie ihn dennoch gern.
    Sie griff in ihre kleine Tasche und holte die Muschel heraus. Letztes Jahr hatte sie zum ersten Mal bei der Legende-Zeremonie dieses Lied selbst gespielt. Seitdem hatte sie es allein aus Tradition und schließlich aus Respekt vor Lugia nur beim Festival spielen wollen, woran sie sich nun, ein Jahr später, auch nach wie vor hielt. Daher war es umso schöner für Melody, wenn sie Lugias Lied zur Feier des Erfolges des Auserwählten anspielen konnte. Doch niemals hätte sie gedacht, dass sie dies nicht im Rahmen der Feierlichkeiten tun, sondern dadurch das Gleichgewicht der Natur wieder in Einklang bringen würde. Und nun tat sie genau dies schon zum zweiten Mal.
    Sie setzte mit ihren Lippen an der Mundöffnung der Muschel an und fing an zu spielen. Melody hatte sich innerlich mit endloser Sehnsucht auf diesen Augenblick gefreut und vorbereitet, doch nie hätte sie ahnen können, was nun geschah: Lugia sang mit ihr zusammen.
    Mit seinen herrlichen Tönen sang es zu dem Lied, das Melody auf ihrer Muschel spielte – sein Lied. Ryan hatte beide Versionen schon einmal gehört, aber nicht zusammen im Duett. Er war von Anfang an von diesem Lied fasziniert gewesen, egal, ob es von Lugia selbst gesungen oder von Melody gespielt wurde, doch beides zusammen, war schöner, als alles, was sich Ryan vorstellen konnte.
    Er schloss die Augen und genoss das Lied so sehr, wie man es überhaupt nur konnte. In diesem Augenblick fühlte er sich so beseelt und erlöst. Als würde das Lied sämtliche Strapazen und Kämpfe des heutigen Tages wegwischen.
    Die sieben Steinsäulen schienen sich ebenfalls zu beteiligen, als hätten sie Willen und Verstand. Abwechselnd leuchteten sie jeweils für einen kurzen Moment auf und imitierten so den Rhythmus des Lieds. Dieses Bild würde Ryan in seinem ganzen Leben nie vergessen. Es war ein Sinnbild für Einklang, Harmonie und dessen, was Menschen und Pokémon gemeinsam erreichen konnten. Bei diesem Gedanken blickte der Blonde zu seinen Pokémon hinüber, die nach wie vor am Rande des Blumenfeldes standen. Sie hatten allesamt die Augen geschlossen und wiegten den Kopf zur Melodie des Lieds sanft hin und her. Selbst Panzaeron wirkte in diesem Moment absolut beseelt und gefesselt von diesen wunderschönen Klängen, obwohl des noch von Impergator gestützt wurde. Eigentlich wollte Ryan seinen Blick gar nicht mehr von seinen Freunden abwenden. Es war solch eine Wohltat, sie so zu sehen. Sie hielten zusammen, teilten Freude und Leid, waren eine Familie. Es gab nichts auf der Welt, das den jungen Trainer glücklicher stimmen konnte.
    Nach ein paar Sekunden nahm Ryan sich dann doch die Zeit, um aufs Meer hinaus zu schauen und die Veränderungen zu sehen. Langsam, aber sicher, beruhigte sich die unruhige See und erste kleine Sonnenstrahlen durchbrachen die düstere Wolkendecke. Dann erschrak Ryan innerlich ein wenig, als er etwas an seinen Füßen spürte.
    Er blickte hinunter zum Boden und sah, dass die grünliche Flüssigkeit, die zuvor hervorgequollen war, nun über den Rand des Steinkreises hinaus lief und er nun bis zum Knöchel darin stand. Doch es ging noch weiter, denn die Flüssigkeit bahnte sich langsam ihren Weg bis zum Blumenfeld am Rande der Klippe und lief diese in einem sanften Wasserfall hinunter, bevor sie langsam ins Meer plätscherte.
    Von Shamouti aus breitete sie sich dann bis zu den Inseln des Feuers, Eises und Blitzes aus und ließ die ganze Küste förmlich erstrahlen, als die Wolkendecke nun endgültig aufbrach und das Wasser zum Glänzen brachte. Dann sah Ryan etwas, das sein Herz aufgehen ließ.
    Arktos, Zapdos und Lavados, die alle zusammen auf der Insel des Eises abgestürzt waren, erschienen am Himmel. Sie waren alle wieder wohl auf und flogen nun friedlich und im Einklang ihrer Kräfte über das Meer, welches nun wieder seine normale, blaue Farbe annahm. Die Eisschicht, die noch teilweise darauf lag, war nun verschwunden, genau wie der Schnee, der eben noch auf dem Steinkreis und den drei Inseln gelegen hatte.
    Einige wenige weiße Wolken blieben am Himmel, doch die Sonne strahlte nun heller, als es Ryan jemals hier auf Shamouti gesehen hatte. Seit er hier angekommen war, hatte stets Finsternis geherrscht und er hatte nicht einen Sonnenstrahl zu Gesicht bekommen. Umso schöner war dieser Anblick nun für ihn.
    Lugia saß inmitten des nun rötlich aufblühenden Blumenfeldes und blickte mit unendlicher Freude im Gesicht aufs Meer hinaus. Dann drehte es sich um und wandte sich Ryan zu. Ohne ein Wort zu sagen, legte es sich auf den Boden direkt vor ihm nieder und sah ihn auffordernd an.
    Es war unnötig zu erwähnen, was es dem Jungen aus Silber City damit anbot. Er sollte auf den Rücken des legendären Pokémons steigen und mit den anderen legendären Vögeln übers herrlich glänzende Wasser zu fliegen. Ryan zögerte, doch das lag allein daran, dass er sein Glück kaum fassen, geschweige denn in Worten ausdrücken konnte. Lugia nickte schließlich, um auf seine Stumme Frage, ob es denn wirklich sein Ernst war, zu antworten. Nun trat Ryan endlich an das Pokémon heran, schwang sich mit einem Ruck rauf und saß recht gemütlich am unteren Ende von Lugias Hals, knapp vor seinen vordersten beiden Rückenplatten.
    Melody unterbrach ihr Spiel nicht, sah nun aber auf und lächelte, als sie diese Szene beobachtete, so gut es mit der Muschel eben ging. Laschoking tat dasselbe. Dieser Trainer, arm an Alter und doch reich an Erfahrung und Freunden, war wahrlich ein Inspiration für alle Lebewesen.
    Dann erhob sich Lugia schließlich aus dem Blumenfeld, einen Ton seines Gesangs ausstoßend und flog den drei Titanen entgegen. Das Gefühl war unbeschreiblich. Ryan hatte ein unendlich glückliches Lächeln aufgesetzt und genoss die Freiheit des Fliegens. Er tat dies schon immer mit seinem Panzaeron, doch das nichts im Vergleich hierzu. Es war wie ein Traum, der schönste Traum, den sich Ryan vorstellen konnte und er wollte nie aufwachen. Doch es wurde noch besser, als sich Arktos, Zapdos und Lavados zu Lugia und ihm gesellten und zum ersten Mal konnte er sie in ihrer ganzen Schönheit aus der Nähe bestaunen, ohne dass sie ihm nach dem Leben trachteten.
    Lugia selbst sorgte schließlich dafür, dass das Bild in jeder Hinsicht perfekt wurde. Ryan konnte nicht wissen, über welche Kräfte es als Wächter des Wassers alles verfügte, doch neben seinen psychischen Fähigkeiten und dem Luftstoß erkannte er nun, dass dieses Pokémon wortwörtlich Kontrolle über das Wasser haben musste. Ein riesiger Unterwasserstrom erhob sich plötzlich aus dem Meer und ragte nun wie ein gewaltiger, blauer Regenbogen über die Inselgruppe, unter dem Lugia und seine Begleiter nun hindurch flogen. Einen Moment lang fragte er sich, ob dies auch schon letztes Jahr so geschehen war. Dass er die Antwort darauf nicht wusste, konnte ihm diesen Moment jedoch nicht in geringster Weise ruinieren. Nichts auf der Welt vermochte dies zu tun. Würde er sich als alter, schwacher Mann irgendwann nur an einen einzigen Tag seiner Jugend erinnern, es wäre zweifellos dieser! Ryan würde ihn niemals in seinem Leben vergessen. Den Moment, in dem er zusammen mit vier der mächtigsten und erhabensten Pokémon, die jemals die Erde bevölkert haben, durch den strahlend blauen Himmel der Orange Inseln geflogen war. Es war einfach perfekt, mehr fiel ihm dazu nicht ein.


    Wenn es nach Ryan ginge, wären sie noch stundenlang durch die Gegend geflogen, hätten den Erfolg ihres Kampfes gleichermaßen genossen, wie die Nähe zueinander. Denn auch wenn jeder der drei Vögel ihn mehrmals beinahe getötet hätte, war er doch noch immer ein Trainer und sie legendäre Pokémon. Jeder Mensch sollte sich glücklich schätzen, auch nur ein einziges Pokémon zu sehen, das sich als solches bezeichnen durfte. Umso dankbarer war der Blonde für die Tatsache, dass er heute gleich vier gesehen hatte. Der Tag war zwar alles andere als friedlich verlaufen, doch dafür trugen die Pokémon nicht die Schuld. Auch aus diesem Grunde war seine Begeisterung für die drei Titanen und natürlich besonders für Lugia gigantisch.
    Doch nun war es langsam an der Zeit, dass die Titanen auf ihre Inseln zurückkehrten. Lugia war bereits wieder in dem Blumenfeld am Steinkreis gelandet, als Melody gerade die letzten Töne von seinem Lied ausklingen ließ. Dann war es zu Ende.
    Die Rothaarige sah nicht auf, öffnete nicht einmal ihre Augen, sie drückte die Muschel einfach nur an ihr Herz. Sie blickte schließlich mit Tränen der Freude in ihren Augen auf, als Ryan von Lugias Rücken herabglitt, an sie herantrat und seine Hand auf ihre Schulter legte. Dabei sah er sie mit einem Blick an, der ausdrückte: das war´s jetzt, wir haben es geschafft!
    Lugia und Laschoking sahen die beiden lächelnd an. Laschoking hatte sich selbst bislang immer als einen Diener des Wächters betrachtet, doch in Wirklichkeit war es für Lugia mehr, als das. Das silberne Pokémon erkannte immer wieder aufs neue die positiven Aspekte des Monarch-Pokémons. Offenheit, Ehrlichkeit und ein gutmütiges Wesen waren nur einige der Punkte, die Laschoking zu einem Vertrauten machten. Mehr noch zu einem Freund.
    Inmitten von all dieser Freude kam Ryan plötzlich ein unangenehmer Gedanke. Sein Gesichtsausdruck trübte sich ein klein wenig und zeugte plötzlich von Sorge und Unbehagen. Er ging auf Lugia zu und blieb dann mit überlegter Miene vor ihm stehen. Ein sanfter Wind vom Meer blies ihm ins Gesicht und ließ seine nun unbedeckten, blonden Haare hin und her wiegen. Er tat sich schwer daran, diese Frage zu stellen, überwand sich nach einigen Sekunden aber doch dazu.
    „Lugia, was soll nun aus Lawrence werden?“
    Er fühlte sich etwas mies, denn nun machte die ganze Gruppe ein nachdenkliches Gesicht. Aber es war eine durchaus berechtigte Frage, auch wenn sie die ausgelassene Stimmung ein wenig dämpfte. Schließlich konnten sie nicht zulassen, dass Lawrence noch ein weiteres Mal davon kam. Er würde niemals Ruhe geben und er würde es immer wieder versuchen, doch Lugia war ein friedliches Wesen und es lag nicht in seiner Natur, einen Menschen mit dem Tod zu bestrafen. Doch das brauchte Lugia in diesem Fall auch nicht.
    „Das liegt nicht in unseren Händen“, antwortete es schließlich.
    „Sondern? In wessen Händen liegt es dann?“, fragte Ryan darauf eindringlich. Das Pokémon antwortete nicht. Stattdessen drehte es sich um und blickte wortlos zur Insel der Blitze. Die drei folgten seinem Blick und sahen nun, dass Zapdos auf seinem Heimweg von Arktos und Lavados begleitetet wurde.


    Langsam kam Lawrence wieder zu Bewusstsein. Quälender Schmerz war das Erste, das er verspürte. Er lag mit dem Rücken auf dem Boden seines völlig zerstörten Luftschiffes und schaute nun unweigerlich gen Himmel. Die Sonne schien fröhlich auf ihn herab, doch in seiner Lage vermochte auch das schönste Wetter nicht, ihn fröhlich zu stimmen. Denn neben der schmerzlichen Tatsache, dass er wieder an seiner Aufgabe gescheitert war, fühlte er sich, als hätte er die Pforte ins Jenseits bereits zur Hälfte durchschritten.
    Er hatte schwere Verletzungen davongetragen und sein ganzer Körper fühlte sich taub an, daher konnte sich noch nicht wirklich bewegen. Lediglich ein leichtes Zucken seiner Muskeln gelang ihm, doch selbst das verursachte ihm Schmerzen. Er konnte gar nicht aufzählen, was ihm alles wehtat. Er fühlte Kälte, eisige Kälte aus dem Inneren seines Körpers. Das erste Anzeichen, dass es für ihn zu Ende ging.
    Doch ganz egal was er jetzt noch hätte tun können, um sich zu retten, es war zu spät, denn sein Schicksal holte ihn nun ein. Ohne jegliche Reaktion lag er am Boden und sah, wie Arktos, Zapdos und Lavados direkt über ihm erschienen. Man konnte sich denken, worauf die Pokémon nun aus waren: Rache und Gerechtigkeit. Sie kreischten wütend vom Himmel zu ihm herab, kreisten dabei bedrohlich um ihn herum als wollten sie ihn langsam in seiner Angst leiden lassen, während sie sich daran ergötzten. Lawrence hatte den dreien schreckliches angetan und das schon zum zweiten Mal. Nun würde er seine Strafe bekommen.
    Er zeigte nicht die kleinste Emotion in seinem Gesicht. Es hatte weder einen Sinn, noch konnte er die Kraft aufbringen, um zu schreien oder um Gnade zu bitten. Jetzt, da er seinem Ende ins Auge blickte, sah er endlich ein, das er verloren hatte. Und so nahe er seinem Ziel doch gewesen war, so hatte er doch nie eine Chance gehabt. Viel zu spät wurde ihm bewusst, welch ein Narr er doch gewesen war, doch auch mit dieser zerreißenden Erkenntnis spiegelte sich keine einzige Emotion in seinem Gesicht wider. Weder Furcht, noch Bedauern, noch Reue, für all dies war es zu spät.
    Er spürte ohnehin nichts mehr, als die Titanen schließlich zu ihren Attacken ansetzten. Er sah nur noch ein helles weißes Licht, als sich der Eisstrahl, der Donnerblitz und der Flammenwurf bündelten und auf ihn zugeschossen kamen. Danach war alles leer.

  • Hallou ^^
    Die ähnlickeit zum film war zwar da, aber es war ja nicht komplett wie im film. Ich finde du hast schöne beschreibungen und alles drin gehabt. Allerdings an der stelle wo ryan mit lugia und den drei titanen durch die lüfte fliegt und das kam das er sich freute sie aus ihrer nähe erleben zu dürfen hättest du noch genauer auf das aussehen der drei eingehen können. Aber sonst war es wiedereinmal klasse gemacht. Ryans Augen sind also blau geworden? Schöner nebeneffekt wie ich finde, wie du es auch schon im text drin hast auch nur logisch wenn kraft von lugia in ryan ist und so. DIe Titanen haben nun auch ihren preis für all die schmerzen eingesammelt, was man allerdings nicht wirklich als preis ansehen kann. Auch hier sind die beschreibungen gut gewesen. Was ich allerdings manchmal nervig fand waren fehlende Wörter. Zum Beispiel an folgender Stelle:


    Ach egal, ich find die stelle grad nich wieder aber du kannst ja mal gucken ob du einige stellen findest. Sonst waren vielleicht noch ein paar kleinere Rechtschreibfehler drin, aber diese haben nicht sonderlich gestört. Ich finde das Ende passend, damit ist ausgeschlossen das lawrence noch einmal wiederkommen sollte. und besonders schmerzhaft war es ja nur noch am anfang für ihn. also ich find das ende gut und freu mich schon auf weiteres von dir :D bis dahin...
    ...lg
    ~Akari~


    P.S. danke das du mich nicht erschlagen hast beim letzten kapi XD

  • Wie versprochen kommt jetzt der Kommi. ^^ Deine Story ist ja auch schon ziemlich nah am Ende, oder? Würde jetzt nur noch auf 1-3 Kapitel schätzen, je nachdem, was du noch vorhast.^^
    Ich weiß nicht mehr, wie viele Stunden ich gebraucht habe, um bis hierhin zu kommen, aber es waren mit Sicherheit einige. Ganz schön beeindruckend, wie weit du in dieser kurzen Zeit gekommen bist - deine Story gibt es doch erst... 7 Monate? Aber genug der Vorrede:


    Startpost
    Dein Startpost ist an sich schon ganz ordentlich, aber es gibt noch Einiges zu verbessern, zum Beispiel: Wie wär's, wenn du das Bild nach oben ziehen würdest? Z.B. direkt über oder unter die Überschrift? Und was soll denn diese dreifarbige Linie dort? Wenn du Farben einbringst, solltest du darauf achten, dass sie mit denen des Bilds harmonieren - in diesem Fall aber würde ich die Linie ganz weglassen, die ist doch überflüssig.
    Die Charaktersteckbriefe kannst du dir eigentlich auch sparen, wenn sie so kurz sind. Schließlich dürfen Steckbriefe niemals die Beschreibung in der Story ersetzen, von daher würde auch keine Information verloren gehen. Hör nicht auf Silver, es ist Quatsch dass eine gute Story ihre Charaktere im Startpost vorstellen muss. Eigentlich ist es sogar eher eine Hilfe für Anfänger.
    Außerdem fehlt dir noch eine Kapitelübersicht. Es wundert mich, dass dir Maj das noch nicht gesagt hat, die ist doch sonst immer so dahinter. ;3 Ich muss zugeben, ich fand Kapitelübersichten früher auch dämlich, aber inzwischen hab ich eingesehen, dass sie sich eigentlich ganz nett machen.


    Prolog
    Für einen Prolog zieht sich dieser Text für meinen Geschmack ganz schön lang hin. Nichts gegen lange Texte, aber es passiert einfach zu wenig. Wirklich interessant war eigentlich nur das Ende, alles davor plätschert einfach so dahin. Was schade ist, denn gerade durch einen Prolog sollte man sich nicht so durchkämpfen müssen. Z.B. erscheint der Grund, aus dem Ryan die Strudelinseln besucht, viel zu beliebig. Man surft doch nicht einfach zu einer Inselgruppe raus, weil man "ein Gefühl" hat. Warum packst du die Sache nicht etwas anders an? Z.B. könnte Ryan sich als er aufs Meer rausschaut, an die Geschichten erinnern - und da er gerade Zeit hat, beschließt er, die Strudelinseln etwas näher anzuschauen (und am besten war er noch nicht vorher schon mal dort, das nimmt der Aktion doch gleich jede Spannung). Also da würde ich wie gesagt ein wenig kürzen. Auch die ganze Höhlenerkundung zieht sich zu lange hin - es ist nicht die Aufgabe eines Prologs, langsam Spannung aufzubauen, sondern möglichst rasch etwas Interessantes zu liefern, was einen neugierig auf die Geschichte macht. Das Interessante, nämlich Lugia, kommt bei dir ja vor, aber der Weg dorthin ist mir zu lang. Ich würde also die Höhlenwanderung verkürzen, und stattdessen die Haupthöhle und Lugias Erscheinen verstärkt beschreiben - und dort die meiste Spannung aufbauen. Diese kleinen Zwischenhöhepunkte wie die Begegnung mit Sandamer und den Zubat sind eigentlich unnötig.
    Außerdem kann man sich Ryan überhaupt nicht vorstellen, für eine zumindest ungefähre Beschreibung deines Hauptcharakters hättest du dir hier die Zeit schon nehmen sollen. Okay, ich sehe, dass du ihn in einem späteren Kapitel ausführlicher beschrieben hast, aber das war meiner Meinung nach schon ziemlich spät (und außerdem hat die Augenfarbe gefehlt, schäm dich! ;P).


    Fehler:
    Vor ihm lag ein gewaltiger Wasserfall, mehrere Meter hoch kam er direkt aus der Höhlenwand und viel in ein großes Auffangbecken, in dem mehrere Garados Platz finden könnten. [...] Plötzlich viel sein Blick auf den Boden. [...] Er glänzte im schwachen Sonnenlicht, dass in die Höhle viel und lag einfach so auf dem Boden, als hätte er auf ihn gewartet.
    Autsch. Gleich so oft der gleiche Fehler. Es heißt "fiel"!


    Story - Inhalt
    Die Story beginnt zwar etwas schleppend mit Ryans Rückkehr nach Silver City, aber ich muss zugeben, ab dem Moment, als er in dem Buch das gleiche Bild des Mädchens sieht, das ihm auch Lugia geschickt hat, hast du mich neugierig gemacht.^^
    Dein Hauptcharakter ist mir allerdings viel zu perfekt. Er hat bereits auf dem Indigoplateau gesiegt, er hat dutzende starker Pokemon und ist ein sehr guter Trainer - wo ist da noch Platz, um sich zu entwickeln? Außerdem ist er halt der typische "Held" - gutaussehend, willensstark, selbstlos, ... Dadurch wirkt er halt viel mehr wie ein "Auserwählter", als wie ein normaler Mensch. Es wäre aber schön gewesen, wenn auch ein Held ein paar Schwächen hätte und nicht so charakterlich nahezu makellos wäre.
    Ich fand es sehr interessant, dass du die ganze Geschichte nach dem "Original" spielen lässt. Ich hatte erst gedacht, dass deine Story eine Alternative wäre. Stattdessen aber ist sie die Fortsetzung. Das hat mich sehr neugierig gemacht, allerdings war ich später enttäuscht, dass du trotzdem fast alles wie im Originalfilm ablaufen lässt. Wenn es eine Fortsetzung ist, sollte man wirklich versuchen, mehr Sachen zu ändern, ansonsten wirkt das Ganze ja wie eine Zeitschleife à la "Und täglich grüßt das Murmeltier"! Konkret war ich unangenehm überrascht, dass du - wenn du schon den gleichen Gegner nimmst - exakt das Gleiche Luftschiff wie damals auftauchen lässt. Eigentlich sollten doch selbst die "Bösen" aus ihren Fehlern lernen - und nächstes mal etwas böser sein xD - nein, ernsthaft, Lawrence hätte doch das Ganze viel mehr aufrüsten können (bei den "neuen" Fangapparaten hab ich keinen Unterschied zu den alten gesehen, aber vielleicht ist mir da was entgangen). Außerdem - wie kann er so dämlich sein und den gleichen Fehler wie beim letzten Mal machen, nämlich die beiden Menschen "einzufangen", nachdem sie schon beim letzten Mal daraufhin sein Schiff von Innen zerlegt, sowie die legendären Vögel freigelassen haben. Auch sonst passiert einfach viel zu viel absolut identisch - warum z.B. sollte das Schiff wieder genau auf der gleichen Insel wie im letzten Jahr abstürzen? Ist das nicht etwas unrealistisch? Wenn ich mich richtig erinnere, waren die einzige "Aufrüstung", die du Lawrence gestattet hast, diese neuen Drohnen. Immerhin etwas. ;3
    Was mir aber besonders zu Anfang gefallen hat, war, dass du durch gezielte Verzögerungen immer wieder neue Spannung aufgebaut hast. Wie z.B. bei der Sache mit der Überfahrt zur Insel, als Ryan lange niemanden finden konnte, und man schon dachte, das wird nichts mehr heute. Ebenfalls toll gemacht fand ich die Gespräche mit Melody, als sie beide dem anderen nicht wirklich etwas verraten wollen - was nebenbei sehr realistisch ist, denn wer erzählt schon einem fast Fremden gleich solche Geheimnisse? Es war außerdem eine tolle Idee von dir, hier und auch später mehrfach die Perspektive zu wechseln.
    Ein wenig problematisch fand ich aber, dass deine Story teilweise extrem vorhersehbar war, was sich erst mit Ryans "Scheintod" wirklich geändert hat. Davor war es selbst an der Stelle, als Lawrence die Blitzkugel erwischt (was im Original ja nicht so war), einfach sowas von klar, wie die Sache enden würde. Was vielleicht auch ein wenig an Ryans Berechenbarkeit liegt - er ist nunmal eine sehr leicht zu durchschauende Persönlichkeit, zumindest ging es mir so.
    Was ich mir also gewünscht hätte, wäre etwas weniger Nacherzählung und dafür mehr Erforschung der Hintergründe gewesen, über die man diesmal genauso wenig oder sogar weniger als im Original erfährt. Wäre es nicht viel interessanter gewesen, zu klären, weshalb eigentlich das Meer plötzlich zugefroren war, obwohl sie am Anfang noch per Schiff reisen konnten? Oder aus welchem Grund sich die legendären Vögel eigentlich seit Lawrence' Auftauchen bekämpfen? In welcher Rolle sich der Pokemonsammler eigentlich sieht - wenn er doch immer davon faselt, von der Bestimmung erwählt zu sein? Ihn einfach für wahnsinnig zu erklären ist zwar gerechtfertigt, aber auch eine ziemlich simple Lösung. Die gefährlichsten und faszinierendsten Bösewichte sind immer noch jene, in deren Gedankenwelt man sich zumindest teilweise hineinversetzen kann.
    Ich will nicht abstreiten, dass deine Story durchaus auch in eigenen Bahnen verläuft. Allerdings sind das abgesehen von einigen kreativen Ideen, wie z.B. dem Verlieren der Blitzkugel, dem "Ersatz-Außerwählten", der nur eine einzige Kugel erwecken kann, dem Fast-Tod seitens Ryan oder der "seelischen Verbundenheit" zwischen Menschen und Pokemon oft nur Kleinigkeiten - wie z.B. dem Einsatz von Surfer statt eines Boots, oder dem Flug auf Panzaeron anstelle diesem improvisierten "Eismobil" im Original. Der generelle Ablauf aber bleibt identisch - was einem zwar manchmal etwas die Spannung nimmt, aber nicht so schlimm wäre, wenn es sich hierbei nicht um eine Fortsetzung handeln würde. Dadurch muss für die Beteiligten wie Melody Vieles wie ein Déjà-Vu wirken - und damit unrealistisch.


    Schreibstil
    Dein Schreibstil gefällt mir an sich ziemlich gut, man kann sich gut in Ryan hineinversetzen und du machst viele schöne, realistisch wirkende Beschreibungen, die mit jedem Kapitel besser geworden sind. Auch die gedanklichen Kommentare seitens Ryan zur Entwicklung der Dinge waren insbesondere zu Beginn immer wieder recht amüsant zu lesen.^^ Völlig fehlerlos schreibst du zwar nicht, aber du bist nah dran. Meistens sind es nur 1-5 Fehler pro Kapitel, das ist keine schlechte Quote.^^ Nur hin und wieder sind mir ein paar Wiederholungsfehler aufgefallen, die könnte man noch ausbügeln.
    Die Pokemonkämpfe waren gut beschrieben und interessant zu lesen. Im ersten Kampf hat es mich aber ein wenig überrascht, dass Brad ausgerechnet ein Kadabra gegen Impergator einsetzt. Das wäre doch nach einem einzigen Knirscher schon futsch... Naja, your choice. ^^ Etwas gewöhnungsbedüftig finde ich dieses ständige "Namen sagen" der Pokemon, es ist zwar im Anime auch so, aber da muss man das ja auch nicht dauernd lesen. xD Dafür labern die Pokis bei dir nicht immer exakt das Gleiche, sondern es passt meistens in den Kampf rein. Von daher nicht allzu schlimm. ;3 Was mir aber auch gefallen hat: Dass du sogar Nebencharaktere beschreibst und ihnen einen eigenen Charakter gibst. Das vergessen viele immer wieder, aber bei dir ist jede Figur der Story ein Unikat, toll gemacht.


    Insgesamt ist deine Story schön geschrieben, voller Emotionen und lebendiger Beschreibungen, aber oft zu vorhersehbar, da zu viel aus dem Original übernommen wurde. Gerade dieses "Die Geschichte wiederholt sich, und das fast 1:1" wirkt ziemlich unrealistisch. Und dein Hauptcharakter ist zwar sympathisch, aber wie gesagt zu "perfekt". Dafür sind die Kämpfe toll dargestellt und insbesondere Lugia sowie die Beschreibung dieser "besonderen Beziehung" zwischen ihm und Ryan haben mir sehr gut gefallen.

  • Servus an alle.


    Da Maj sich offenbar etwas Zeit lässt, will ich schonmal auf alle Kommis zm letztn Kapitel eingehen.


    @Akari: Ich glaube das mit uns wird langsam Standardkommentieren^^. Seit einigen Kapis schon ähneln sich deine Kommentare ziemlich stark und ich bin kaum noch richtige Kritik von dir gewohnt. Ich freu mich natürlich, dass dir die FF gefällt, aber irgendwas muss es doch noch geben, dass dir negativ auffällt oder? Möchte das wissen, weil ich mich ja verbessern will. Aber das aktuell hast du jetzt nur das fehlende Einbringen der Titanen und meine Rechtschreibung erwähnt. Vor allenm letzteres sehe ich auch vollkommen ein, doch das wird langsam etwas ausgelutscht, findest du nicht?^^ Naja, jedenfalls danke, dass du mir nach wie vor treu bist und auch was schreibst, wenn du so gut wie nix zu bemängeln hast. Kenne da genug Leute, die da anders sind oder sogar ganz plötzlich aufhören zu kommentieren. Schön zu wissen, dass du nicht so bist.^^


    Espeon: Vielen Dank für dein Kommentar. Ist ja echt schnell gekommen, immerhin hatten wir ja erst gestern drüber gelabert. Bist ganz schön flink^^. Zu deiner Kritik muss ich aber erstmal sagen: Autsch. Das hört sich doch alles überwiegend negativ an. Klar, du hast jetzt alle meine Missetaten aus insgesamt 18 Kapiteln in ein einziges Kommi gepackt und nicht eben nur aus einem Kapitel, aber dennoch sehe ich da sehr viel Kritik. Nunja, das zeigt wohl umso mehr, wie weit ich von meinem Ziel, irgendwann mit einer FF in den Profibereich zu kommen, noch entfernt bin. Okay, zu meiner Verteidugung muss ich aber auch nochmal betonen, dass dies meine erste Story ist und ich denke ich kann ohne anzugeben behaupten, dass ich mich seit dem Beginn sehr gesteigert habe. Schließlich wurde mir das auch mehrmals von meinen anderen Lesern bestätigt. Teilweise bin ich ja mit dem Text aus den früheren Kapiteln selbst nicht mehr ganz zufrieden. Deine Kritik nehme ich aber natürlich voll und ganz hin. Das ist schließlich deine Meinung und der muss ich mich als Autor stellen (auch wenn ich mal nen Tiefschlag hinnehmen muss). Dass dir der Prolog zu lang ist, überrascht mich jetzt abe doch ziemlich, da ich den eigentlich sehr gelungen fand und er auch Lob zugesprochen bekam, aber okay, deine Meinung halt.
    Ein Punkt, den du besonders häufig erwähnt hast, war die Ähnlichkeit zum Film und da muss ich jetzt mal ganz ehrlich sagen... da hast du nicht unrecht. Das hat jetzt nichts mit Meinung zu tun, sondern das ist einfach Tatsache, dass viele Stellen sich mit dem Film überschneiden, die nicht hätten sein müssen. Jetzt wo du mir das so klar machst, wundere ich mich schon fast, dass das vorher noch keiner bemängelt hat.
    Dann hast du auch noch gesagt, dass die Ryan zu "perfekt" ist. Auch diese Meinung will ich dir nicht ausschlagen, aber ich hatte schlicht und einfach gehofft, meinen Lesern die Situation näher bringen zu können, wenn jemand von Ryans Erfolgsschlag auf einmal in eine Situation gerät, mit der er sich selbst vollkommen überfordert sieht. Dass er keine richtigen Schwächen aufweist, kann ich deshalb nur teilweise so annehmen, aber es stimmt schon irgendwie, was du sagst (Ich weiß, klingt widersprüchlich :geschwätz: ). In seinem Charakterprofil hatte ich ja einige negative Eigenschaften von ihm erwähnt, doch irgndwie hab ich es total verpeilt, das in die FF mit einzubauen. *fail*
    Schön, dass dir manche Sachen aber auch gefallen haben. Hätte mich jetzt doch auch stark erschüttert, wenn´s dir überhaupt nicht gefallen hätte. Auch wenn dieser part einen eher kleinen Teil deines Kommis ausgemacht hat, bin ich trotzdem froh drüber und hoffe, dass du wenigstens ein bisschen Spaß beim Lesen hattest.
    So, damit glaube ich mal einen Großteil deiner Kriterien abgedeckt zu haben. Ich danke dir jedenfalls sehr für dieses ausfürliche Kommentar. Es wird mir sicher stark weiterhelfen mich zu verbessern. Übrigens stehen wirklich nicht mehr viele Kapitel auf meinem Plan, darf´s denn trotzdem noch ne Benachrichtigung per PN oder GB sein?


    ACHTUNG, jetzt kommt nochmal was für alle Leser. Eigentlich hatte ich vor, mit dieser Ankündigung bis zum Ende der FF zu warten, doch nun, da mir Espeon so viel berechtigte Kritik hat zukommen lassen, halte ich den Zeitpunkt für ganz gut:
    Wie ich bereits zu Espi gesagt habe, bin ich inzwischen mit Teilen meine Story (besonders in den früheren Kapis) kaum noch oder gar nicht mehr zufrieden. Daher werde ich diese nochmal gründlich überarbeiten, sobald das letzt Kapi online ist. Ein neues Topic werde ich aber wahrscheinlich nicht aufmachen, sondern einfach nur die Beiträge bearbeiten und das in der Topicüberschrift vermerken. Dabei werden mir die Kommis von euch allen eine sehr große Hilfe sein, denn auch wenn der Storyverlauf nicht vollständig neu geschrieben wird, habe ich doch vor, einige Punkte zu verändern bzw. auszubessern. Das gilt sowol für die Story an sich als auch für den Startpost. Viel mehr möchte ich dazu noch nicht verraten, steht ja auch noch nicht alles fest. Vielleicht ändere ich meine Meinung auch noch und mache doch ein neues Topic auf oder so. Mal sehen, was kommt...


    Puh, das war´s jetzt aba. Wir sehen uns beim nächsten Kapi wieder
    cya

  • Moin, moin und hallo,
    keine langen Vorreden, gleich ran an den Speck, will endlich fertig sein!^^
    Wiederschauen, reingehauen^^



    Kapitel 20: Lugias Entscheidung


    Niemals hätte Ryan sich träumen lassen, dass er mal sehen würde, wie ein Pokemon - in diesem Fall waren es sogar drei - einem Menschen die höchstmögliche Strafe für sein brutales, selbstgerechtes und unverzeihliches Handeln zukommen ließ. Arktos. Zapdos und Lavados hatten ihr Ziel schnell und ohne zu zögern vernichtet. Und dieses Ziel war Lawrence gewesen. Es war alles völlig schmerzlos für ihn gewesen, viel zu schnell ging es und er musste ohnehin bereits völlig am Ende gewesen sein. Lugia hatte ihm schon zuvor stark eingeheizt, doch nun war nichts mehr von ihm und seinem Luftschiff übrig als Schutt und Asche. Im Prinzip haben die Titanen ihm den Übergang ins Jenseits erleichtert, haben sein Leiden beendet. Doch sie hatten dies nicht getan, um dem Pokémonsammler damit einen Gefallen zu erweisen. Nein, das Einzige, das sie daraus zogen, war Genugtuung. Das befriedigende Gefühl der Rache machte auch vor den Seelen solch mächtiger Wesen nicht Halt.
    Somit gab es hier für den Titan des Eises und den Titan des Feuers nichts mehr tun und sie kehrten wieder auf ihre eigenen Inseln zurück. Die Insel der Blitze war von den Kämpfen der vergangenen Stunden komplett verwüstet, aber es war nichts, was die Natur nicht wieder in Ordnung bringen konnte. Die übrigen Trümmer des Luftschiffes würden wieder in die Erde eingehen, die Pflanzen würden sich erholen und neues Leben würde entstehen. Man musste ihr nur Zeit geben und irgendwann würden sämtliche Spuren dieser Kämpfe nur noch eine Erinnerung sein. Und der Vogel des Blitzes würde dafür sorgen, dass das auch so passierte, genau wie die beiden anderen Titanen.


    Auf Shamouti eilten allerdings ganz andere Gedanken durch die Köpfe von Ryan und Melody. Ihre Gesichter zeigten Emotionen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Arktos, Zapdos und Lavados hatten persönlich und endgültig dafür gesorgt, dass Lawrence niemals wieder die Kräfte der Natur stören konnte, und zwar mit der einzigen Möglichkeit, die ihnen geblieben war.
    Eigentlich war es traurig. Menschen und Pokémon sollten in Frieden nebeneinander leben und sich gegenseitig unterstützen, so wie es viele Menschen auch taten, aber Lawrence war wirklich die krasse Ausnahme. Es war eine Schande, dass die Titanen zu solch einem brutalen Schritt gezwungen wurden, doch letztendlich gab es keinen anderen Weg. Und auch, wenn es das einzig Richtige war, fühlte Ryan eine winzige Spur Mitleid mit ihm. Nicht, dass Lawrence dieses Schicksal nicht verdient hätte, es lag vielmehr daran, dass er niemals die Schönheit in den Pokémon gesehen oder irgendeine Form von Zuneigung zu ihnen verspürt hatte, sondern sie für ihn nur Sammelobjekte dargestellt hatten. Er hatte so viel dabei verpasst, so viele schöne Dinge. Dass allein diese eine Tatsache der zweifache Auslöser für so viel Chaos und Leid gewesen war, fühlte sich für den Trainer an wie eine dunkle Wolke in einem ansonsten klaren, blauen Himmel. Stunden zuvor hatte er Lawrence gedanklich mit den schlimmsten Verwünschungen und Flüchen belegt, doch nun fühlte er anders, fühlte, wie weit er sich doch von dem menschlichen Verhalten entfernt hatte, während des vergangenen Tages. Niemals hätte er früher auch nur im Traum daran gedacht, einem Lebewesen so viel Leid zu wünschen und nun, da er sich seiner über Jahre gehaltenen Prinzipien wieder erinnerte, schämte er sich. Er schämte sich dafür, dass er wohl zu denselben Schritten bereit gewesen wäre, wie Lawrence es war, um sein Ziel zu erreichen. Vielleicht, ja nur vielleicht war er ihm gar nicht so unähnlich.
    Doch dann drehte sich Ryan um und sah in die Gesichter seiner neuen Freunde. Lugia, Melody und Laschoking sahen ihn lächelnd an. Jeder von ihnen wusste, dass es nicht so hätte kommen müssen, doch irgendwie war der Tod von Lawrence auch ein Grund zum Feiern. Denn nun war die Sicherheit der drei legendären Vögel und des Gleichgewichts ihrer Mächte auch für die Zukunft gesichert. Und wenn es doch einmal wieder Probleme geben sollte, war noch immer der Wächter des Wassers da. Ja, sie hatten tatsächlich Grund zum Feiern, doch war der Grund dafür garantiert nicht der Tod eines Menschen. Doch was hatte er sich eigentlich erhofft? Dass Lawrence seine Pläne aufgeben würde? Niemals, dieser Schritt, den die Titanen getan hatten, war von Anfang an unausweichlich gewesen. Es spielte gar keine Rolle, wie Ryan sich dabei fühlte, denn es zählte einzig und allein das, was sie heute gewonnen hatten – nicht das Verlorene.
    Schließlich erwiderte der Blonde das Lächeln der drei und kam auf Lugia zu. Die Dämmerung setzte nun langsam ein und tauchte die Inseln in rot-orangefarbenes Sonnenlicht. Der brennende Himmelkörper bot einen herrlicher Anblick, doch Ryan hatte nur Augen für das legendäre Pokémon, dessen Federn in diesem Licht ein Mal mehr herrlich schön glänzten. Lugia senkte schließlich den Kopf etwas, als der junge Trainer vor ihn trat, damit sie in etwa auf Augenhöhe miteinander reden konnten. Dafür war der Größenunterschied der beiden allerdings etwas zu groß und so schaute Ryan doch etwas nach oben, als er das Wort ergriff.
    „Lugia, es war mir eine Ehre“.
    Das war alles, was er zu diesem Tag, zu diesen Ereignissen und Erfahrungen sagen konnte und mehr war auch nicht nötig. Das Band, das Ryan mit dem legendären Pokémon teilte stellte dieses für ihn wie ein offenes Buch dar. Allein in seinen marineblauen Augen erkannte er jedes Gefühl, jeden Gedanken, jeden Winkel in seiner unendlich gutmütigen Seele und umgekehrt war es nicht anders.
    „Die Ehre war ganz auf meiner Seite“, entgegnete Lugia.
    „Ich wusste, ich hatte den Richtigen für diese Aufgabe ausgesucht und du hast sie erfüllt, ohne ein Wort der Beschwerde zu verlieren. Du hast wahrlich alles gegeben und nichts dafür verlangt“.
    Ryan musste leicht auflachen.
    „Ohne deine Hilfe hätte ich es nicht geschafft“, sagte er darauf in grenzenloser Bescheidenheit. Nun kam ganz plötzlich Melody zwischen die Beiden.
    „Ihr habt es zusammen geschafft und das wisst ihr genau. Nehmt beide das Lob des anderen entgegen und lasst es gut sein.“
    Nach diesem Satz verstummte sie kurz und warf Lugia einen schuldbewussten Blick zu. Sie hatte einen leicht genervten Unterton in ihren Worten erkannt und schämte sich in der nächsten Sekunde dafür, auf diese Art und Weise mit einem legendären Pokémon gesprochen zu haben. Doch eigentlich hatte sie in gewisser Weise sogar Recht. Der Blonde hatte heute bereits mehrmals seine grenzenlose Dankbarkeit für die unschätzbar wertvolle Hilfe Lugias geäußert, während dieses stets versucht hatte, sich als „Nebenakteur“ darzustellen. Man konnte behaupten, dass sie versucht hatten, der Heldenrolle zu entfliehen, was die Rothaarige nicht so recht begreifen wollte. Jedoch war dies keine Entschuldigung für diese Wortwahl.
    Doch das silberne Pokémon lächelte Melody nur mit einem verständnisvollen Blick an.
    „Du kannst alles zu mir sagen, es gibt keinen Grund für Reue“.
    „Lugia hat Recht“, mischte sich Ryan wieder ein.
    „Heute ist ein Tag der Freude. Wir alle können stolz sein, auf das, was wir geleistet haben und keine Worte dieser Welt können das überschatten“.
    Melody fiel nach diesen Worten zwangsläufig auf, was Ryan doch für ein außergewöhnlicher Trainer war. Er war noch so jung und wirkte trotzdem so erwachsen. Als ob er schon vor dem heutigen Tag bereits viel erlebt hätte, doch in Wirklichkeit hatte er diese psychische Reife fast ausschließlich aus dem heutigen Tag geschöpft. Melody wusste es zwar nicht, doch mit Ryans Gefühlen war es ähnlich. Natürlich zeigte er Ehrgeiz und Emotionen, wenn er zum Beispiel einen Pokémonkampf bestritt und natürlich war es auch sonst alles andere als gefühllos. Aber noch nie hatte er an einem einzigen Tag so viele Emotionen und Gefühle gezeigt, wie heute, nicht einmal annähernd. Doch das war keine große Verwunderung. Obwohl Melody all dies in gewisser Weise bereits einmal erlebt hatte, hatten sich auch ihrer Gefühle mehrfach überschlagen, hatten Höhen und Tiefen erlebt und waren nun an diesem Punkt des endlosen Glücks angelangt, mit dem dieser Tag enden sollte. Und im Gegensatz zu dem Trainer aus Silber City war sie kaum mehr als eine Beobachterin gewesen. Ryan hat nun so viel gesehen, getan und erreicht, wie es wohl nur die wenigsten Pokémonmeister vor ihm hatten. Darauf war er stolz und das völlig zu Recht. Mit diesem wohltuenden Gedanken blickte er schließlich der malerischen Sonne, die sich langsam dem Horizont zu nähern begann, entgegen.


    Nun ging dieser in vielen Hinsichten unvergessliche Tag langsam zu Ende und es wurde wohl allmählich Zeit, sich voneinander zu verabschieden. Ryans Pokémon hatten sich alle eine lange Pause im Pokémon Center verdient und danach würde er wohl wieder zurück nach Hause reisen, nach Silber City. Zu Hause, war das wirklich Silber City? Wo war das eigentlich? Im Grunde gab es so etwas für Ryan nicht. Wenn er zu lange an einem Ort blieb, glaubte er das Leben nicht mehr zu spüren. Er würde wohl immer weiterreisen und unzählige weitere Abenteuer erleben, doch dieses hier würde sein ganzes Leben lang unvergessen bleiben. Doch irgendwie war er traurig, dass es nun vorbei war.
    „Ich schätze, es wird langsam Zeit 'auf Wiedersehen' zu sagen“, sagte er schließlich mit einem wehmütigen Unterton, der deutlich machte, dass er sich nicht unbedingt auf diesen Moment gefreut hatte. Seine Stimme war schwach, klang leicht entmutigt und die Betrübnis über den bevorstehenden Abschied stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    „Ob wir das tun, …“, setzte Lugia als Antwort an, worauf Ryan, Melody und auch Laschoking aufhorchten.
    „…ist allein deine Entscheidung.“
    Ryan war verwirrt über diese Aussage. Wie sollte er das denn entscheiden können? Sollte er etwa hier auf Shamouti bleiben? Nein, Lugia würde sich nicht sein ganzes Leben lang in diesen Gewässern aufhalten, es musste einen anderen Grund geben!
    „Was meinst du damit?“, fragte er schließlich. Lugia lächelte noch einen Moment stumm, bevor es diese Aussage dann erklärte.
    „Seit über eintausend Jahren wache ich nun über die Meere und das Gleichgewicht der Natur, doch… irgendwann kommt auch für jeden meiner Art der Zeitpunkt, an dem diese Aufgabe… an die nächste Generation weitergegeben wird.“
    Ryan und Melody konnten kaum glauben, was sie gerade gehört hatten.
    „Willst du damit etwa sagen…“, setzte Melody an.
    „Ja, für mich ist dieser Zeitpunkt nun gekommen. Mein Sohn wird von nun an über die Meere wachen.“
    Diese Worte überraschten Ryan in zweierlei Hinsicht. Er hatte bislang immer vermutet, dass Lugia ein einzigartiges Pokémon war, das es nur ein Mal auf der Welt gab und daher hatte er auch vermutet, dass es ewig der Wächter der Ozeane sein würde. Doch so, wie es aussah, war das ein Irrglaube.
    „Ist das dein Ernst?“, fragte er noch einmal, um sicher zu gehen, dass er sich nicht verhört hatte.
    „Es ist an der Zeit“, gab Lugia bestätigend zur Antwort.
    „Mein letzter Wille als Wächter war es, mit dem Menschenjungen, den ich selbst ausersehen habe, noch diesen einen Kampf zu führen.“
    Ryan war es gerade genau erklärt worden und nun war er sich sicher, dass er richtig gehört hatte, aber wirklich fassen konnte er es noch immer nicht. Doch stellte sich ihm nun eine Frage, dessen Antwort sein Leben für immer verändern sollte.
    „Und was hast du nun vor?“
    „Mein größter Wunsch wäre es... dich dich auf deinen Reisen begleiten.“
    Das war zu viel für Ryan. Diese Frage haute ihn wortwörtlich beinahe von den Füßen. Sein Körper erschlaffte und Melody musste ihn stützen, damit er nicht völlig ungebremst auf dem Boden aufschlug. Sie half ihm, eine mehr oder weniger fest Sitzposition einzunehmen, während der Blonde einfach nur geistesabwesend ins Nichts starrte. Langsam versuchte er das zu verarbeiten, was Lugia gerade gesagt hatte.
    Es wollte ihn begleiten, ihn!?
    Ryan hatte nicht damit gerechnet, dass ihn heute noch etwas überraschen könnte, doch da war er komplett auf dem Holzweg gewesen. Nach ein paar Sekunden hatte er sich dann wieder etwas gefangen und sah wieder zu Lugia auf.
    „Lugia, willst du mich denn wirklich begleiten? Ich meine… weißt du, worauf du dich bei mir einlässt? Ich habe Fehler, ich… ich bin nicht würdig, mit einem legendären Pokémon zu reisen. Ich... will das nicht“.
    Alle schwiegen, ungläubig darüber, was gerade passiert war. Ryan hatte gerade Lugias Angebot, mit ihm zusammen seine Pokémonreise fortzusetzen, abgelehnt. Doch war sich der junge Trainer offensichtlich nicht wirklich bewusst, was er gesagt hatte und das spürte auch Lugia.
    „Meinetwegen musst du dir keine Gedanken machen. Wenn ich nicht absolut sicher wäre, dass ich dich begleiten wollte, würde ich dich nicht fragen. Es zählt nun einzig und allein, was du willst!“
    Ryan zögerte noch einen Moment. Unentschlossenheit machte sich in ihm breit. Er hatte nie wirklich ernsthaft darüber nachgedacht wie es wäre, ein legendäre Pokémon an seiner Seite zu wissen. Er hatte es immer als falsch angesehen, dass sich ein Wesen, das um ein unendlich Vielfaches mächtiger war als ein einfacher Mensch, eben diesem Menschen seine Dienste anbot. Jedoch war Ryan nicht die Art von Trainer, die so dachte. Keinen seiner Freunde würde er jemals als eine Art Untergebenen bezeichnen und Lugia schon gar nicht, also wo läge da der Fehler? Noch bevor er sich eine Antwort zurechtgelegt hatte, sprach das silberne Pokémon bereits wieder.
    „Vorhin sagte ich, dass ich dich auf jedem deiner Wege begleiten werde und genau so habe ich es auch gemeint.“
    Innerlich lachte Ryan kurz auf, als ihm klar wurde, wie ernst es diese Worte gemeint hatte.
    „Willst du wissen, warum ich dir eine meiner Federn hinterlassen habe?, kam nun die Frage.
    Ryan horchte auf. Eine weitere Sache, die er nie wirklich überdacht hatte, war, ob es denn Lugias Absicht gewesen war, dass er an diesem schicksalhaften Tag den Silberflügel gefunden hatte, der nun um seinen Hals hing. Erst jetzt merkte er allerdings, wie erpicht er darauf war, die Antwort zu erfahren.
    „Keiner meiner Art gibt eine Feder einfach so weg. Unsere Federn sind ein Symbol der Freundschaft und des Vertrauens. Vom ersten Moment an, als ich dich gesehen habe, wusste ich, dass es das Schicksal war, das dich an jenem Tag zu mir in meine Höhle geführt hat. Wir beide sind auf ewig verbunden, wir waren es schon immer.“
    Ryan lauschte wie betäubt den Worten Lugias und sogar Melody fühlte eine ähnliche Fassungslosigkeit, wie der Blonde. Viele Menschen hätten gut und gerne zehn Jahre ihres Lebens geopfert, um solche tiefgründigen Geheimnisse über ein Pokémon wie Lugia zu erfahren – wenn nicht mehr. Und nun wurden ihnen fast nebensächlich dieses Wissen zuteil.
    „Dies ist auch der Grund, warum ich dich für diese Aufgabe ausgesucht habe“.
    „Ist das wirklich die Wahrheit?", fragte Ryan nun ungläubig, selbst überrascht darüber, dass er seine Stimme bereits wiedergefunden hatte..
    „Hast du dich nie gefragt, warum ich nicht den wahren Auserwählten zu mir gerufen habe? Es war vom Anbeginn der Zeit an unser beider Schicksal, hier und heute zusammen zu kämpfen.“
    Natürlich hatte sich Ryan diese Frage gestellt, jedoch hatte er sie nie ausgesprochen. Das war er nun also, der Grund für all die Ereignisse der letzten Tage. Der Grund für das Finden des Silberflügels, seine Träume, seine Taten. Es war Schicksal.
    „Ich… ich weiß nicht,… ich meine… nichts würde mich mehr freuen, als mit dir durch die Welt zu reisen, aber…“
    „Bitte sei ehrlich zu dir“, unterbrach Lugia ihn.
    „Hör auf dein Herz und sag einfach, was du denkst.“
    Ryan sah auf und blickte dem silbernen Pokémon in die Augen. Jedes seiner Worte war absolut wahr und ehrlich. Lugia war sich völlig darüber im Klaren, was es ihn gerade gefragt hatte und es hatte auch mit seinen Worten Recht, dass Ryan das Angebot nicht wirklich ablehnen wollte. Doch er war einfach so überwältigt, dass er nicht klar denken konnte. Nun tat er genau das, was Lugia ihm gesagt hatte: er hörte auf sein Herz.
    „Ich sagte dir, es war mir eine Ehre neben dir zu kämpfen.“
    Er verstummte kurz, während er sich darauf vorbereitete, die nächsten Worte auszusprechen, denn diese sollten sich auf den Rest seines Lebens auswirken.
    „Neben dir zu leben, wäre eine noch größere.“
    Lugia lächelte und nickte respektvoll mit dem Kopf.
    „Aber ich kann es nicht.“
    Laschoking und Melody erstickten beinahe an ihrer Verwunderung, so geschockt waren sie von Ryans Antwort, glaubten sich verhört zu haben. Er lehnte es nun doch tatsächlich ab mit Lugia zu reisen? Meinte er das ernst? Er hatte doch die Gelegenheit bekommen, die Entscheidung genau zu überdenken und nun kam er doch zu diesem Schluss?
    „Lass es mich erklären“, fügte der Blonde hinzu.
    „Ich bin nur ein Pokémontrainer, etwas Anderes werde ich auch in meinem ganzen Leben nicht mehr sein und genau das ist das Problem. Lugia, du und ich können nie zusammen reisen. Menschen werden auf uns aufmerksam werden, gute und böse Menschen. Es gäbe keinen Moment der Ruhe für uns.“
    Als hätte Ryan es dem legendären Pokémon angesehen, dass es mit seiner mentalen Stimme zu einer Antwort ansetzte, sprach er schnell weiter, bevor er unterbrochen werden konnte.
    „Ich weiß genau was du jetzt denkst. Du willst nun sagen, dass du das auf dich nehmen würdest und das rechne ich dir auch sehr hoch an, das kannst du mir glauben.“
    In diesem Moment geschah etwas unvorstellbares – Lugia blieb die Sprache weg. Dieser Junge war wahrhaftig mit ihm verbunden, wenn er schon seine Gedanken erahnen konnte.
    „Aber ich könnte das nicht auf mich nehmen. Ich könnte nicht glücklich damit werden, dich den Blicken und Fragen neugieriger Menschen auszusetzen. Oder der Gefahr habgieriger Menschen wie Lawrence es war.“
    Alle Beteiligten schwiegen, doch Lugia schien nicht sonderlich berührt von Ryans Worten. Recht ausdruckslos wirkte seine Miene, doch der Blonde sprach unbeirrt weiter.
    „Außerdem wird die Welt dich immer brauchen, egal, ob du nun noch über die Meere wachst oder nicht. Du hast einfach so viel Gutes zu geben und ich würde mich furchtbar fühlen, wenn ich all das für mich alleine behalten würde. Außerdem hast du es selbst gesagt, wir sind miteinander verbunden, also sind wir nie wirklich getrennt.“
    Lugia nickte, Ryan sprach tatsächlich weise Worte, obwohl es dem legendären Pokémon noch immer nach seiner Nähe und seinem Dasein verlangte.
    „Und außerdem, können wir uns jederzeit wieder sehen“, fügte der Trainer schließlich hinzu.
    „Auf diese Weise bin ich einfach viel glücklicher mit unserer Bindung. Dir kann ich leider nicht mehr geben als das. Ich wünschte ich könnte es, glaube mir“.
    Es verging ein langer Moment der Stille. Lugia hatte einen undefinierbaren Blick im Gesicht, während Laschoking und Melody Ryans Worte innerlich widerhallen ließen. Er hatte vollkommen Recht mit dem, was er gesagt hatte, das war der Rothaarigen bewusst und sie zollte dem Blonden dafür Respekt. Es verlangte an sehr viel Weisheit und innerer Stärke, um so eine Entscheidung zu treffen, doch wie würde das legendäre Pokémon reagieren? Mit angehaltenem Atem warteten sie darauf, dass Lugia etwas sagte. Schließlich nickte es langsam und setzte ein sanftes Lächeln auf.
    „Es ist erstaunlich, wie du selbst in diesem Moment an andere denkst und dennoch sprichst du wahre Worte. Du hast leider Recht, wir können nicht gemeinsam reisen, aber dennoch sind wir zusammen“.
    Alle Anwesenden entspannten sich wieder. Es war wahrlich die einzig richtige Entscheidung. Ryan würde nichts lieber tun, als an der Seite Lugias zu leben, das war allen bewusst, doch es war ihm mehr an dem Wohlergehen des Pokémons gelegen, als an seinem eigenen Willen. Der Trainer hatte diese Entscheidung allein Lugia zuliebe getroffen und das wusste das silberne Pokémon auch.


    Damit war die Entscheidung gefallen. Ryan und Lugia konnten zwar nicht zusammen reisen, aber dennoch teilten sie ein Band miteinander, das stärker war, als die Nähe des Anderen. Allein so würden sie ihr Leben weiter in vollen Zügen genießen und gleichzeitig füreinander da sein können. Nun, da dies geklärt war, stand Ryan auf, trat an Lugia heran und fuhr mit seiner Hand über sein Gesicht. Es schloss die Augen und blickte für einen kurzen Moment in Ryans Gedanken. In ihnen konnte er vieles sehen: Freude, Fassungslosigkeit im positiven Sinne, Ehre, Treue, Mut… ,genau das, was es vermutet hatte. Dann sah Ryan zu Melody hinüber.
    „Wie sieht´s aus, wollen wir zurück in die Stadt?“
    „Klar, es wird Zeit, dass du eine Pause bekommst“, antwortete sie lächelnd. Selbstverständlich hatte Ryan einen erholsamen Schlaf mehr als nötig, doch primär hatte er etwas anderes im Sinn.
    „Nicht nur ich.“
    Langsam wandte der Blonde den Blick zu seinen Pokémonfreunden.
    „Die Truppe hat sich ihre Auszeit nun redlich verdient“.

  • Hallou :3
    Ok, dann will ich ma wieder nutzloses Zeug von mir geben XD. Ok, wer hätte das erwartet? Ich fand das Kapitel gut, aber irgendwie find ich es jetzt nicht ganz so gut wie das letzte Kapitel, woran das liegt kann ich dir noch nicht sofort sagen, aber ich philosphiere sowieso weiter vor mich hin, während ich dieses Kommi schreibe. Also als erstes hast du gar nichts von der Umgebung beschrieben, vielleicht hatten sich jetzt nicht immer so mega viel Gelegenheiten geboten, aber es fällt mir dennoch auf. Die Gefühle waren ja drin, aber mir haben da doch einige Gedanken von Ryan gefehlt, also Gedanken und nicht nur so etwas vor sich hin gedachtes. (Klingt echt bescheuert, aber ich glaube du weißt was ich meine :P) Außerdem hätte ich gerne noch mehr über Melody/Laschoking gewusst. Sie kamen irgendwie etwas zu kurz, also ich finde da hättest du mehr ihre Mimik und Gestik mehr beschreiben können. Das Ryan dieses Angebot abgelehnt war sehr interessant, aber du hast auch gute Gründe dafür geliefert, was mir gut gefallen hat. Aber ich hätte gerne noch mehr über das mit dem Sohn gewusst, Mensch, das interessiert mich jetzt :D. Irgendwie frag ich mich auch grade ob Ryans Pokemon jetzt die ganze Zeit über in ihren Pokebällen waren oder nicht. Wenn sie nicht in ihren Pokebällen ware, dann hättest du aber noch einiges an Beschreibungen und Gedanken hinzufügen können. Also das wäre mir dann allzu wenig gewesen, aber wenn sie in ihren Pokebällen waren, will ich nichts gesagt haben. Also ums ma etwas kurz zu sagen haben mir in diesem Kapitel hauptsächlich Beschreibungen gefehlt, was in deinem vorherigen Kapitel deutlisch besser war. Rechtschreibung/Grammatik hingegen fand ich besser als letztes Mal. Soweit ich das nämlich gesehen habe, hast du keine gemacht, aber ich will da jetzt nicht zu voreilig sein. *nachguckt*
    Nö, sind soweit keine Fehler drin. (jedenfalls nach Meinug meines Rechtschreibprogramms nicht :D)
    Da hatte ich letztes Mal ein zwei kleine Fehler entdeckt, dieses Mal aber nicht. Auch war es wesentlich kürzer, was jetzt aber nicht soviel ausmacht, da es ja zum Ende hin geht. Dann hätte ich jetzt wahrscheinlich nochmal die nervigste Frage, aber es kommt ja noch ein Kapitel und das wars dann, oder hab ich da was falsch in mein Hirn gekriegt? Ok, sonst belass ich es mal hierbei. Inhaltlich hat es mir soweit ganz gut gefallen. Was ich aber nicht emrh erwähnen brauche, oder? Ok, dann bis zum nächsten Kapi (?)
    LG
    ~Akari~

  • Moin, moin und hallo,
    es ist soweit. Der Abschluss meiner ersten, eigenen Story samt Überarbeitung. War ein für meinen Geschmack zu langer Weg bis hierhin, auch ween das Schreiben zu jeder Zeit sehr viel Spaß gemacht hat. Großartige Änderungen am Verlauf habe ich hier trotz etwas Kritik nicht mehr vorgenommen. Sorry Leute, aber mir gefällt´s halt so besser^^. Nochmal ein herzlichen Danke an alle Leser und Kommi-Schreiber.
    Wiederschauen, reingehauen^^



    Kapitel 21: Ein Abenteuer endet


    Nachdem sie sich von Laschoking und Lugia verabschiedet hatten, ein Vorgang, der zu Ryans Glück sehr schnell und größtenteils frei von Emotionen ablief, waren Ryan und Melody auf Impergator zurück zum Strand von Shamouti geschwommen. Der Weg war nicht ganz ohne, definitiv zu viel für die müden Muskeln des Pokémontrainers und sie wollten schließlich auch keine Aufmerksamkeit erregen, indem sie auf Lugias Rücken dorthin flogen. Das Wasserpokémon hatte noch genug Energie für diesen letzten Ritt und so hatte es den beiden Menschen die Güte erwiesen, sie in die Stadt zu bringen, was es selbstverständlich mit Freuden getan hatte. Es war ein gemütlicher Ritt gewesen, nicht zu Vergleichen mit dem vom Morgen, als die See ungezähmt gegen die Küste geschlagen hatte.
    Sie waren gerade am Strand angekommen und Ryan hatte sich vom Rücken seines mächtigen Wasserpokémon geschwungen, als ein grüner Gegenstand im seichten Uferwasser die Aufmerksamkeit des Blonden erregte. Er erkannte ihn sofort, denn er gehörte eigentlich schon fast zu seiner Person. Es war sein Cappi.
    Wortlos schritt er durchs seichte Uferwasser, während Melody ihm hinterherschaute und bückte sich nach dem Gegenstand. Völlig durchnässt und teilweise mit nassem Sand bedeckt wirkte das Cappi nicht sehr einladend, um es aufzusetzen und so schüttelte der Pokémontrainer den Sand und einen Großteil der Feuchtigkeit heraus, bevor er es dann an seinen vorgesehenen Platz setzte. Eine Sekunde, in der er tief durchatmete, schien er in sich zu kehren, als ob er das Gefühl bereits vergessen hatte. Schließlich drehte er sich um und blickte in das Gesicht von Melody. Der Blonde trug nun neben seinem Cappi lediglich ein Ersatz T-Shirt, welches er zuvor schnell übergezogen hatte und komplett schwarz war und die Initialen seiner Heimatstadt in kunstvoll geschwungener Schrift zeigte. Dazu nach wie vor die blauen Jeans und die schwarzen Schuhe, welche komplett im seichten Uferwasser standen. Seine zerfetzten Kleider würde er bei Gelegenheit entsorgen müssen.
    Einige Sekunden lang starrten sich die beiden Jugendlichen einfach nur an, bevor Ryan plötzlich anfangen musste, belustigt zu lächeln, was von der Rothaarigen erwidert wurde. Über den gesamten vergangenen Tag hinweg hätte man meinen können, der Trainer würde vom Pech verfolgt werden. Und nun, da alle Strapazen überstanden waren, fand er hier am Strand seine Mütze wieder, die er eigentlich schon aufgegeben und sogar fast vergessen hatte. Immerhin etwas, wenn auch nicht viel, aber ein wenig grotesk war dies schon. Nachdem er also einen Moment darüber gelacht hatte, wandte sich Ryan wieder seinem Pokémon zu.
    „Danke Impergator, jetzt hast du für heute endgültig genug getan“, bedankte sich Ryan. Der Alligator nickte nur stumm, nun war es höchste Zeit, dass es sich richtig erholen konnte.
    „Wir bringen dich und die anderen jetzt ins Pokémon Center und dann seid ihr in null Komma nichts wieder fit.“
    Mit diesen Worten rief er Impergator in seinen Pokéball zurück und steckte ihn in seine Gürteltasche. Doch in seiner guten Laune machte Melody ihn auf ein winzig kleines Problem aufmerksam.
    „Ähm, Ryan… da gibt es noch etwas, das du wissen solltest.“
    Melody zögerte, die Worte auszusprechen, aber nach diesem Tag war es dann doch eine eher kleinere Hürde, sich dazu zu überwinden.
    „Naja wir… wir haben hier im Umkreis von vier Kilometern kein Pokémon Center.“
    Ryan haute es fast um, nach so vielen Strapazen kam nun das!
    „Das soll doch jetzt wohl 'n Witz sein oder?“, fragte er fassungslos und die Augen ärgerlich zusammen kneifend.
    „Tut mir leid, das hätte ich früher sagen sollen“, gab Melody mit einem schuldbewussten Lächeln zurück. Das war nun wirklich nicht zu fassen, kein Pokémon Center. Aber Ryan hatte noch eine andere Idee.
    „Na schön, gibt es hier vielleicht irgendwo einen Teleporter?“
    Melody dachte kurz nach.
    „Ähm, ja es gibt einen. Der gehört einem kleinen Forschungslabor hier in der Nähe, vielleicht dürfen wir ihn benutzen.“
    Glück gehabt, mit einem Teleporter konnte Ryan seine Pokémon zu seiner Mutter nach Silber City schicken und die konnte sie dann ins Pokémon Center bringen. Es war bei weitem keine Selbstverständlichkeit, dass eine Familie solch ein Gerät zu Hause besaß. Für gewöhnlich begab man sich, sollte Bedarf bestehen, in ein Pokémon Center, aber wenn seine übrigen Pokémon die Zeit zu Hause verbrachten, war natürlich auch ein Teleporter von Nöten.
    „Na schön, dann ist jetzt Laufen angesagt. Wo geht´s lang?“


    Das kleine Forschungslabor lag etwas vom Hafen entfernt, doch Ryan und Melody hatten den Weg recht schnell hinter sich gebracht. Es handelte sich um ein zweistöckiges Gebäude mit sauber verputzten Wänden in strahlendem Weiß. Somit wirkte es auf den ersten Blick eher wie eine Klinik oder irgendeine Anstalt, da es auch an Fläche nicht viel mehr einnahm, als ein übliches Pokémon Center.
    Ryan und Melody schritten ohne Zeit zu verlieren durch die elektrische Schiebetür, zu dieser abendlichen Zeit waren sie die einzigen hier. Der Blonde musste feststellen, dass das Gebäude auch von der Innenausstattung stark an ein Pokémon Center erinnerte. Einige herabhängende Deckenlampen sorgten trotz der Tatsache, dass sie bis auf die beiden Besucher leer war, für helle Beleuchtung. Der in zartem Rot geflieste Boden musste frisch gebohnert sein, da er die Lichtquellen schon fast übertrieben reflektierte. Der Teleporter stand gleich rechts an der Wand der großen Empfangshalle, welche wohl einen Großteil des Erdgeschosses in Anspruch nahm. Es stand neben einer Reihe von Bildtelefonen und gegenüber von einigen Sitzgelegenheiten für Wartende.
    Ryan fragte sich, ob denn ein kleines Labor wie dieses hier wirklich so viele Besucher haben konnte, schüttelte diesen Gedanken aber gleich wieder ab und betätigte die Glocke auf dem nicht besetzten Empfangstisch. Jedoch schien sich auch nach mehrfach wiederholtem Klingeln niemand für ihn verantwortlich zu fühlen, sodass er und Melody kurzerhand beschlossen, das Gebäude auf eigene Faust zu durchstreifen.
    Nachdem sie bereits einige Zeit lang gesucht, allerdings nur den Hausmeister gefunden hatten, traten sie in einen kleinen Raum mit mehreren, sauber aufgräumten Labortischen. Dort stand endlich ein Mann in weißem Kittel, der gerade einige Unterlagen an einer Schublade durch ging. Der Mann, der kurzes braunes Haar hatte und eine Brille trug, wirkte ein wenig jung für einen Professor aber nach einer kurzen Unterhaltung hatten Ryan und Melody somit von der einzigen verantwortlichen Person, die sich zurzeit im Labor aufhielt, die Erlaubnis bekommen, den Teleporter zu benutzten.
    Zurück im Aufenthaltsraum setzte sich Ryan sogleich an eines der Bildtelefone und wählte die Nummer von zu Hause an. Es klingelte ein paar Sekunden lang, dann eine halbe Minute...
    Schließlich erschien dann nach einer Weile endlich, endlich, ENDLICH seine Mutter auf dem leicht flimmernden Bildschirm, die sich sichtlich freute, von ihrem Sohn zu hören.
    „Hey, Ryan, was für eine Überraschung“, sagte sie gleich mit einer leicht verzerrten elektrischen Stimme. Ryan rief sonst nie zu Hause an, wenn er unterwegs war, da er seine Mutter kannte und nur zu gut wusste, wie sie ein Gespräch in die Länge ziehen konnte. Das Leben war einfach zu kurz dafür, doch das würde der Blonde selbstverständlich niemals aussprechen. Stattdessen erzählte er immer wie beschäftigt er doch angeblich sei und ähnliche Sachen, wenn doch mal der seltene Fall eintrat, dass er zu Hause anrief. Umso mehr strahlte die Frau übers ganze Gesicht.
    „Überraschung“, sagte er mit einem scherzhaften Grinsen.
    „Schön zu sehen, dass es dir gut geht. Wie ist es so auf den Orange-Inseln? Kommst du gut mit deinem Training voran?“, erkundigte sie sich eilig. Melody, die direkt neben Ryan stand, warf ihm einen fragenden Blick zu.
    „Das erkläre ich dir später“, sagte er zu ihr und wandte sich wieder dem Bildschirm zu.
    „Danke, es läuft alles bestens“.
    Ryans Mutter hatte das rothaarige Mädchen die ganze Zeit über im Bild gehabt, schien sie aber erst jetzt wirklich zu sehen.
    „Oh, hallo, hast du Gesellschaft gefunden?“
    „Ja das hab ich“, antwortete Ryan etwas verlegen uns stellte die beiden einander mit knappen Worten vor.
    „Das ist Melody, Melody, das ist meine Mom.“
    „Hallo, freut mich sehr“, sagte sie darauf mit einer grüßenden Handbewegung, wobei sie etwas schüchtern wirkte. In der Tat freute es Melody wirklich, Ryans Mutter kennenzulernen, jedoch hatte sie bereits gemerkt, zu welcher Sorte Mensch sie wohl gehörte. Die Frau auf dem Bildschirm schien vollkommen in einem Grinsen festzustecken und musste sich augenscheinlich ernsthafte Mühe geben, um ihren Redefluss, der ihr zweifellos auf der Zunge lag, zu unterdrücken. Sie erinnerte ein wenig an ihren eigenen Großvater, der wohl auch den ganzen Tag einfach nicht mit dem Reden aufhören würde, wenn man ihn nicht stoppte.
    „Du scheinst ja gut zurecht zu kommen, wie immer“, stellte Ryans Mutter anschließend fest. Wohl war es der alles andere als perfekten Verbindung zu verdanken, dass sie die Schrammen, welche das Gesicht des Trainers zeichneten, und die leichte Schnittwunde an der Wange nicht erkannte. Zwar hatte letztere zwar längst aufgehört zu bluten, doch stach sie noch deutlich hervor.
    „Gibt es auch einen Grund für deinen Anruf?“
    „Ja, den gibt es tatsächlich“.
    Ryan griff nach seinen Pokébällen.
    „Ich wollte dich bitten meine Pokémon ins Pokémon Center zu bringen. Hier befindet sich keins in der Nähe und die Mannschaft hat es dringend nötig“.
    Man konnte deutlich sehen, dass die Frau am anderen Ende der Leitung verwirrt war.
    „Was? Etwa alle?“
    „Alle, die ich bei mir habe“, antwortete Ryan.
    „Ich versteh das nicht. Ist irgendwas passiert?“, wollte sie nun von ihm wissen.
    „Sagen wir, es wurde beim Training etwas rau“, antwortete er mit einem unschuldigen Grinsen. Doch er schaffte es nur selten, seine Mutter anzulügen.
    „Ryan…“
    Sie klang nun mahnend, eben wie eine Mutter, die ihren Sohn bei einer Schandtat ertappt hatte, was ja auch der Wahrheit entsprach. Doch er hatte auch nicht wirklich erwartet, dass sie ihm diese Worte abkaufen würde. Er hatte sie lediglich mal wieder etwas veralbern wollen.
    „Okay, okay“, sagte er beschwichtigend, wobei sich aber noch ein kurzes Lachen anhing.
    „Das ist eine lange Geschichte, ich werde dir alles erklären, wenn ich wieder da bin“, erklärte er dann beschwichtigend. Ryans Mutter schien ob dieser Aussage überrascht.
    „Wenn du wieder da bist? Heißt das, du kommst schon wieder zurück?“
    „Genau das heißt es, morgen mach ich mich auf den Weg.“
    Der Blond emerkte nicht, wie Melody neben ihm leicht zusammenzuckte. Ein paar Sekunden sagte niemand etwas, doch dann schien Ryans Mutter die Nachricht doch noch zu realisieren und sich über sie zu freuen. Sie strahlte augenblicklich wieder übers ganze Gesicht.
    „Okay, ich sag den Pokémon Bescheid und wir werden dich alle erwarten“, sagte sie euphorisch.
    Apropos Pokémon…
    „Richtig, jetzt hätte ich fast vergessen, deine Pokémon entgegen zu nehmen. Leg los, ich bin bereit.“
    Einen nach dem Anderen, legte Ryan seine Pokébälle in den Teleporter, die daraufhin in einem schwachen, weißen Lichtblitz verschwanden und nur jeweils eine Sekunde später in Silber City ankamen.
    „Alles klar, ich mach mich gleich auf den Weg“, sagte Ryans Mutter, als auch der sechste Pokéball sein Ziel erreicht hatte.
    „Vielen Dank, wir sehen uns übermorgen“, sagte Ryan darauf, um damit das Ende des Gesprächs zu erzwingen. Er würde den morgigen Tag so richtig ausschlafen und daher seine Heimatstadt wohl erst am Tag darauf erreichen, worüber sich seine Mutter auch im Klaren zu sein schien, da sie nicht weiter nachfragte.
    „Ja, bis dann“, war die knappe Antwort. Mit diesen letzten Worten beendeten sie die Verbindung und Ryan sah von seinem Stuhl gleich zu Melody auf. Er wusste, was jetzt kommen würde.
    „Du hast deiner Mutter nichts von deinen Absichten erzählt?“
    Stumm schüttelte er den Kopf.
    „Und über Lugia? Oder was auf den Strudelinseln passiert ist?“
    Wieder nur ein Kopfschütteln.
    „Und warum nicht?“
    „Oh, ich wusste, du würdest das fragen“, scherzte Ryan mit einem gespielten Auflachen.
    „Naja, die Wahrheit ist: du bist der erste Mensch, dem ich von meiner Begegnung mit Lugia erzählt habe.“
    Melodys setzte zu einer weiteren Frage an, doch Ryan konnte auch diese bereits deuten und ließ die Rothaarige nicht zu Wort kommen.
    „Sie hätte es nicht verstanden, vielleicht hätte sie mir nicht einmal geglaubt.“
    Melody verstummte. Mütter machten sich nun mal Sorgen um ihre Kinder und genau das trübte manchmal ihre Sicht für die Wirklichkeit. Sie kannte das nur zu gut, daher beließ sie es dabei.
    „Und morgen bist du dann also weg ja?“
    Ihr Tonfall trug nun plötzlich eine gewisse Trauer in sich. Die Zeit, in der sie Ryan nun gekannt hatte, mochte sich wie eine ganze Woche angefühlt haben, doch rückblickend erschien sie nun genau so kurz, wie sie es im Grunde auch gewesen war. Ryan nickte nur langsam. Ihm war Melodys Kummer nicht entgangen und nun realisierte auch er, dass noch ein sehr schwieriger Abschied vor ihm lag.
    „Die Silberkonferenz rückt näher“, hauchte er mit unerwartet erstickter Stimme. Melody musste innerlich lächeln, aber zeitgleich fassungslos den Kopf schütteln. Gerade so schaffte sie es, dem Drang zu widerstehen, dies wirklich zu tun. Er hatte das Abenteuer seines Lebens gerade erst hinter sich und dachte schon wieder an das nächste. Doch wenn man bedachte, dass es hier um eines der größten Ereignisse ging, das es für einen Trainer überhaupt gab, konnte man es auch wieder verstehen. Allerdings wurde diese Bewunderung sogleich von einem wehmütigen Gefühl der Trauer verdrängt.


    Nach dem Telefonat verließen Ryan und Melody langsam und stillschweigend das Gebäude. Sie marschierten Richtung Melodys Heim, wobei sie eine abgelegene Stelle des Strandes passierten, an der ein paar wenige, kleine Boote an hölzernen Stegen ankerten. Es war genau die Stelle, an der sie am Abend des Legenden-Festivals endlich Klartext über Lugia geredet hatten. Der Ort, an dem sie endlich begonnen hatten, ehrlich zueinander zu sein. Es war schon verrückt, wie vorsichtig sie sich doch gegenüber dem anderen verhalten hatten und nun, nicht einmal 48 Stunden später, hatten sie keine Geheimnisse mehr voreinander. Die Sonne erreichte gerade den Horizont und begann langsam, sich mehr und mehr hinter ihm zu verstecken.
    Ryan und Melody standen zunächst einen Moment lang einfach nur da und genossen den Anblick des untergehenden Himmelkörpers. Der Horizont war in feurig rotes Sonnenlicht getaucht, als ob Lavados selbst den Himmel in Brand gesetzt hätte. Bei diesem Gedanken musste Ryan innerlich auflachen. Er musste es ja wissen, wie dies aussehen würde.
    Das war nun also das Ende dieses Abenteuers und es war das größte seines Lebens gewesen. Und es würde immer Dinge geben, die ihn daran erinnerten. Seit Ryan ihn gefunden hatte, hatte er den Silberflügel nicht ein einziges Mal von seinem Hals genommen und er würde es auch nie tun. Er war das Symbol für seine Freundschaft mit Lugia. Die Entfernung, die zwischen ihnen lag, würde keine Rolle spielen, denn ihr Geist war immer Eins. Und sie würden sich wiedersehen, wann immer sie es wollten.
    Schließlich wandte Ryan seinen Blick von dem malerischen Sonnenuntergang ab und blickte Melody an. Die Rothaarige erwiderte seinen Blick und setzte ein sanftes Lächeln auf. Dabei war es nur schwer zu übersehen, wie sie ihren Kummer niederringen musste, was ihr überraschend gut gelang, wie sie selbst festellte. Dieses Mädchen war einfach fantastisch und so lächelte Ryan ebenfalls herzlichst. Auch sie würde er in guter Erinnerung behalten, würde sich an die Zeit mit ihr erinnern, an ihr lachendes Gesicht und die einmalige Zeit, die sie zusammen verbrecht hatten. Der bevorstehende Abschied würde dem Blonden besonders schwer fallen.
    Nun jedoch wollte er nicht daran denken. Je länger er dies tat, desto schmerzvoller würde es werden, wenn er ihr schließlich den Rücken kehren und sie verlassen würde. So kam es, dass Ryan nun wieder seine erschöpften Muskeln spürte.
    „Melody, ich würde vorschlagen, dass wir jetzt gehen. Ich bin so müde, ich könnte zwei Tage durchschlafen.“
    Da musste sie auflachen. Es war noch nicht wirklich spät, aber die Tageszeit spielte nun auch keine Rolle mehr. Sie selbst war todmüde, wie musste sich Ryan erst fühlen?
    „Ja, das ist eine gute Idee.“


    Es wurden nicht ganz zwei Tage, aber so lange hatte weder Ryan noch Melody jemals an einem Stück im Bett gelegen. Die Rückkehr ins das Heim der Rothaarigen hatte sich als turbulenter erwiesen, als den beiden lieb gewesen war, denn Carol und Melodys Großvater hatten einen riesigen Aufstand veranstaltet. Ryan hatte gar nicht bedacht, dass seine Gefährtin die zwei Erwachsenen womöglich überhaupt nicht in ihre Pläne eingeweiht hatte und war dementsprechend zunächst überrascht gewesen, woraus diese so ein Theater zu machen schienen. Eine ausführliche Erklärung bezüglich der Länge und der genauen Hintergründe von Melodys Abwesenheit hatten sie allerdings nicht erhalten. Diese hatten ihnen nämlich ganz keck irgendeine Lüge aufgetischt, bei der sich Ryans Impergator angeblich verletzt hatte und sie somit auf der Insel gestrandet waren, bis der Schmerz für das Wasserpokémon erträglich geworden war. Weiteren Fragen war sie gezielt aus dem Weg gegangen, indem sie diese einfach ignoriert und sich in ihr Zimmer verflüchtigt hatte. Ryan selbst hatte diese Geschichte spontan, aber in bester Schauspielkunst dennoch überzeugend bestätigt, obwohl er innerlich beinahe vor Lachen geplatzt war. Dieses Mädel war wirklich eine Wucht.
    Trotz der nun bereits angebrochenen Mittagszeit hatte eigentlich auch noch keiner der beiden wirklich Lust gehabt, aufzustehen und das gemütliche Bett zu verlassen. Doch neben der Müdigkeit gab es noch etwas anderes, was die beiden quälte – Hunger!
    Während alle normalen Menschen also bereits zu Mittag aßen, nahmen sich Ryan und Melody die Zeit für ein sehr langes und ausgewogenes Frühstück. Die Küche war äußerst geräumig und modern, sodass im Vergleich zum Rest des Hauses schon fast überhaupt nicht mehr zu der friedlichen Atmosphäre eines Inselparadieses passte, die der Blonde sonst hier verspürt hatte. Der große, runde Tisch in der Mitte des Raumes war zwar aus dunkelbraunem Holz gefertigt worden und mit Sicherheit war der Rest der Einrichtung das auch. Doch waren sämtliche Geschirrschränke und Schubladen für Besteck, Töpfe und den ganzen anderen Küchenkram weiß gestrichen, sodass man annehmen könnte, die Küche gehöre zu einem anderen Haus. Dem Appetit der beiden tat dies aber keinen Abbruch.
    Die Rothaarige hatte inzwischen ein pinkes Top ohne Ärmel und blaue Dreivierteljeans angezogen, während der junge Trainer weiterhin mit seinem schwarzen Ersatzshirt und den langen Jeans durch die Gegend stolzierte und selbstverständlich auch wieder sein Cappi trug. Dieses hatte er aber für den Moment nicht auf seinem Kopf, da sich das beim Essen schließlich nicht gehörte.
    Die beiden waren die ganze Zeit alleine im Haus, da Carol um diese Zeit arbeitete und der bärtige Großvater seinen täglichen, ausgedehnten Spaziergang erledigte. Sie waren zwar recht froh über ihre ungestörte Zweisamkeit, sprachen aber kaum ein Wort. Weder beim, noch nach dem Essen und sie wussten auch, woran das lag. Melody mochte Ryan!
    Er war einfach ein unglaublich faszinierender Mensch. Freundlich, mutig, liebevoll, mitfühlend...
    Sie könnte nun ein Dutzend weitere Adjektive aufzählen doch jedes Einzelne davon trug einen enormen Teil zu der Trauer bei, die nun wie eine dunkle Wolke über ihr schwebte und ihre sonst so fröhliches Gesicht trübte. Ja, sie mochte ihn wirklich und zwar mehr, als nur ein bisschen. Sie quälte sich einfach nur mit ihrer Trauer, wollte nicht wahrhaben, dass er Shamouti heute verlassen würde, um sich weiter auf die Silberkonferenz vorzubereiten. Bestürzt ließ sie den Kopf hängen. Seltsam war es schon ein wenig, dass sie so dachte, kannte sie ihn doch erst seit zwei Tagen.
    Ryan sah der Rothaarigen an, dass ihr seine bevorstehende Abreise Kummer bereitete, was auch alles andere als schwer zu verstehen war. Er selbst hatte bereits seit dem Aufwachen immer und immer wieder diesen schmerzhaften Gedanken im Hinterkopf und war kläglich daran gescheitert, ihn niederzukämpfen. Irgendwie musste er es schaffen, die Rothaarige zu trösten, jedoch fand er nicht die richtigen Worte. Aber er konnte ihren Gesichtsausdruck einfach nicht ertragen. Dafür war sie ihm in den letzten zwei Tagen zu sehr ans Herz gewachsen und so versuchte es trotzdem.
    „Hör zu, Melody…“, setzte er an, kurz nachdem er mit dem Essen fertig geworden war und sich nach vorne auf den Tisch lehnte.
    „Ich bin nicht blind, ich sehe, was in dir vorgeht.“
    Die Angesprochene sah nicht auf und sagte auch nichts. Einerseits hatte sie gehofft, dass Ryan einige tröstende Worte an sie richten würde, doch andererseits... Was konnten diese Worte schon bewirken? Bald würde er weg sein und diese Tatsache würde keine Worte der Welt einfach wegwischen können.
    „Ich kann das wohl nicht ändern, aber ich will nicht, dass wir uns auf diese Weise voneinander verabschieden.“
    Melody senkte den Kopf noch ein bisschen tiefer. Sie war nicht sauer auf Ryan und machte ihm auch keinerlei Vorwürfe, dass er sie verließ. Schließlich ging es um ein großes Turnier und sie konnte ihn nicht zum Bleiben zwingen, aber sie vermochte ihre Gefühle nun mal nicht zu ändern. So geschah es, dass sie begann, sich immer und immer stärker in ihrer Trauer zu verlieren, ließ es zu, dass sie das Mädchen innerlich völlig zusammenbrach.
    „Weißt du, du bist nicht die Erste, die ich auf meinen Reisen verlassen muss. Ich musste mich schon von vielen Freuden verabschieden und ich vermisse sie auch. Wenn sie mir nicht fehlen würden, dann wären sie auch nicht meine Freunde, so ist das eben“, fuhr Ryan fort. Die Tränen, die in den Augen der Rothaarigen zu schimmern begannen, entgingen ihm keineswegs. Er selbst kämpfte stark gegen den tonnenschweren Kloß, der ihm im Hals saß, doch wenn er nun ebenfalls an seiner Trauer zerbrechen würde, wäre damit keinem geholfen – am wenigsten Melody. Diese antwortete noch immer nicht, nur ein leichtes Zittern ihrer Schultern, begleitet von einem einsamen Schluchzen ging von ihr aus.
    „Aber weißt du was?“, setzte der Blonde wieder an.
    „Jedes Mal, wenn ich mich nach meinen Freunden sehne, denke immerzu daran, was ich mit ihnen erlebt habe und wie wir so gute Freunde geworden sind. Und dann... fühle ich mich gut.“
    Ryan machte eine kurze Pause, um dem trauernden Mädchen die Gelegenheit zu geben, über die Worte nachzudenken. Zwar war es ihr nicht anzusehen, doch sie war von den Worten berührt und schien sich sogar ein wenig zu besinnen. Diese Worte schienen so einfach, doch sie sprachen deutlich mehr aus, als man auf Anhieb merkte. Melody verstand genau, was der Blonde meinte. So bewirkten diese scheinbar einfachen Worte, dass ihr schweres Herz sich langsam beruhigte. Das Zittern ihrer Schulter erstarb schließlich und sie hob den Kopf wieder ein winziges Stück an.
    „Die Erinnerungen an die, die mir etwas bedeuten, kann mir keiner nehmen und dir auch nicht“, fuhr Ryan schließlich fort.
    „Außerdem muss es ja kein Abschied für immer sein. Ich komme dich garantiert besuchen. Sieh mich und Lugia an, unsere Freundschaft währt von nun an ewig und über alle Distanzen. Und ich sage dir etwas: Für mich ist es mit dir ganz genauso.“
    Sie gesprochenen Worte hallten tausendfach in Melody Kopf wider. Sie war alles andere als selbstverständlich. Sie hatte schließlich mit eigenen Augen gesehen, wie nahe sich Ryan und das legendäre Pokémon standen, welche Bindung sie zueinander teilten. Dass er die Freundschaft zwischen ihnen mit der von ihm und Lugia verglich, war wie der rettende Ruf, den ein kleines Mädchen vernahm, das in seiner Verzweiflung zu versinken drohte. Sie waren wie die Hand, die nach ihr griff und sie aus dem Sumpf der Trauer hinauszog, auch wenn sie den Ort, den Moment, vor dem sie sich so gefürchtet hatte, nicht hinter sich lassen konnte. Die Worte fühlten sich gut an, schienen die Schatten des bevorstehenden Ereignisses zumindest ein wenig zu verjagen. Auch wenn sie nicht vermochten, Melodys Trauer auszulöschen, linderten sie doch den Schmerz. Ryan versuchte wirklich alles, um ihr den bevorstehenden Abschied leichter zu machen und das rechnete sie ihm wiederum hoch an.
    Schließlich blickte sie mit einem liebevollen Lächeln und gleichzeitig tränenden Augen auf und fixierte jene, die zu Ryan gehörten. Einen Moment lang verlor sich sich in der endlosen Tiefe seiner nun marineblauen Seelenspiegel.
    „Ja ich weiß, du musst deinen Weg gehen und ich meinen. Aber du kannst mir glauben, dass ich die Erinnerungen an dich immer in Ehren halten werde.“
    Mehr vermochte die Rothaarige nicht zu sagen, wofür sie sich im Nachhinein hasste. Diese wenigen Worte klangen so leer und lieblos, wurden ihren wahren Gedanken nicht annähernd gerecht. Sie klang nicht wirklich glücklich, ihre Gefühle waren dafür zu gemischt, aber Ryan verstand, was sie damit sagen wollte. Auch für ihn selbst war es hart, denn er hatte mit Melody so viel durchgemacht und sie war ihm eine sehr gute Freundin gewesen, in der kurzen Zeit, in der sie sich kannten. Doch so spielte nun einmal das Leben.


    Wenig später waren Ryan und Melody erneut an der abgelegenen Stelle des Strandes angelangt. Es war ein heller, sonniger Tag und das Wasser glänzte wie tausend Juwelen herrlich im Licht der strahlenden Scheibe am Himmel. Kleine Wellen schlugen sanft und leise rauschend gegen das sandige Ufer, schienen für diesen Augenblick das einzig existierende Geräusch im Universum zu sein und hüllten den Strand in eine idyllische Musik, eine Symphonie der Natur selbst.
    Auf ihrem Weg hierher hatte keiner der beiden ein Wort gesagt. Zu sehr waren sie von der Trauer getrübt, die auch die tröstenden Worte des Pokémontrainers nicht hatten verjagen können und nun war es schließlich soweit. Ryan fühlte, wie der feine Sand unter seinen Schuhen nachgab. Völlig gleich war es ihm, dass dieser sich bereits zuhauf in ihnen angesammelt hatte. Wie gerne würde er sich jetzt einfach in ihm niederlassen und mit Melody zusammen den flachen Ozean beobachten, sich von der schillernden Oberfläche von jenem blenden lassen. Doch anstatt den Ort einiger schöner Minuten in Zweisamkeit darzustellen, war dieser Strand der Ort ihres Abschieds.
    Eine gute Minute verging noch, bevor das, worauf sie hier warteten in Sicht- oder besser gesagt in Hörweite kam. Die himmlischen Töne von Lugias Gesang hallten urplötzlich über den Strand und nur wenige Sekunden später erschien das herrliche Wesen. Es tauchte diesmal sanft und ohne Wassertornado aus dem Wasser, spreizte aber dennoch anmutig die Flügel und ließ sein Federkleid zwischen den unzähligen, perlenartigen Wassertropfen in der Sonne herrlich glitzern. Schließlich landete direkt vor den beiden Menschen.
    Lugia hatte Ryan am Vortag regelrecht darum gebeten, ihn persönlich nach Hause fliegen zu dürfen und somit noch eine Weile bei ihm zu sein, was der junge Trainer dankend angenommen hatte. Dieser trat nun an das legendäre Pokémon heran und fuhr mit seiner Hand sanft über dessen Gesicht. Seine Bewunderung für die Schönheit des silbernen Wesens würde wohl selbst nach Jahren nicht schwinden. Ohne ein Wort zu verlieren legte sich Lugia schließlich vor dem Blonden nieder, um ihm zu bedeuten, dass er auf seinen Rücken steigen sollte.
    Ryan hielt allerdings inne, da er den Blick Melodys schmerzvoll auf sich ruhen spürte und drehte sich nochmals zu dem Mädchen um. Mit gemischten Gefühlen, die sich deutlich in ihrem Gesicht abzeichneten, sah sie ihn an und wirkte dabei so unschuldig und rein, wie die Seele von Lugia selbst. Damit hatte sich der junge Trainer selbst keinen Gefallen getan, hatte er sich doch geschworen, nach vorne zu schauen und nicht zurückzublicken. Schon Tags zuvor hatte er sich vorgenommen, sich nicht auf das schmerzliche Gefühl des Abschieds einzulassen, doch konnte er aus einem ihm unbekannten Grund nicht anders. Er konnte Melody nicht einfach so stehen lassen, nicht sie!
    Diese wollte noch etwas loswerden, doch sie wusste nicht, was es war. Sie suchte nach den Worten, die in ihrem Inneren saßen und darum flehten, endlich an Ryans Ohr zu dringen, doch aus irgendeinem Grund blieb sie stumm. Es gab im Grunde nichts mehr zu sagen. Sie hatten offen und ehrlich über ihre Gefühle gesprochen, doch etwas schien zu fehlen und die Rothaarige konnte nicht sagen, was es war.
    Lugia sagte weiter nichts und beobachtete nur, wie sich Ryan und Melody wehmütig in die Augen sahen. Ihm war sehr wohl klar, wie schwer ihnen dieser Abschied fallen musste, denn anders als bei ihm und Ryan, konnte keiner der zwei einfach so vorbeischauen, wann er wollte. Nein, es würde erst einige Zeit vergehen, bis sie einander wieder treffen würden.
    Der Blonde blickte Melody eindringlich an, sodass diese sich gemustert fühlte. Reflexartig senkte sie ihren Blick, um dem Ryans auszuweichen, doch insgeheim bettelte sie darum, dass er dies nicht als Abweisung auffassen würde. Allerdings konnte sie sich nicht dazu durchringe, ihm weiter in die Augen zu schauen, zu schmerzvoll war der Gedanke, jene für lange Zeit nicht mehr erblicken zu können.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, trat der Mützenträger noch einmal an sie heran. Erneut sich sich Tränen ihren Weg über ihre Wangen und sie ließ bekümmert den Kopf hängen. Ryan spürte, dass ihr noch irgendetwas auf der Seele lastete. So konnte er sie auf gar keinen Fall zurücklassen, jedoch wusste er nicht, was er noch tun konnte, um ihre Trauer zu mindern. Er hatte aus dem Tiefsten seiner Seele zu ihr gesprochen und wusste nun schlichtweg nicht mehr weiter. So hob der Trainer schließlich Melodys Kopf schließlich mithilfe seiner behandschuhten Hand an und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Die einsame Träne fiel von ihrem Kinn hinab in den Sand.
    Ryan hatte alles versucht, um es ihr leichter zu machen, nun fiel ihm nichts weiter mehr ein, außer ihr ein Lächeln zu schenken, mit dem er ihr Mut zu machen versuchte. Sie sahen sich einander in die Augen, suchten in ihnen nach den Antworten auf ihre innersten Fragen, um schließlich immer wieder an demselben Punkt zu enden.
    Nach einigen Sekunden wandte Ryan sich schließlich langsam zum Gehen, doch Melody ergriff urplötzlich seine Hand und hielt ihn zurück. Die Rothaarige hatte in der Sekunde, in der sie den Augenkontakt zu dem blonden Trainer verloren hatte, einen Entschluss gefasst. Nein, mehr noch, sie hatte gefunden, was sie eben noch vergeblich gesucht hatte. Das Gefühl, das tief in ihrem Körper saß und nun endlich schaffte, auszubrechen. Es waren jedoch keine Worte, von denen waren nun gänzlich genug gesprochen worden.
    Es war mehr eine Erkenntnis. Die Erkenntnis darüber, wie ihre wahren Gefühle für Ryan aussahen. Sie hatte die ganze Zeit über absolut offen mit ihm darüber gesprochen, das stimmte, doch erst jetzt erkannte sie deren wahres Ausmaß. Und diese Erkenntnis ließ sie den Pokémontrainer zurückhalten, bevor sie sich schließlich eng an ihn drängte und ihre Lippen mit seinen versiegelte.
    Ryan war zunächst in schier endlosem Maße überrascht, doch dieses Gefühl war nur für den Bruchteil einer Sekunde das Vorherrschende. Eine wohlige Wärme erfüllte plötzlich seinen Körper, als er die Zuneigung des rothaarigen Mädchens in voller Erregung zu spüren bekam. Es war ein herrliches Gefühl, obwohl so unbekannt, so unerwartet. Doch in dem Moment, in dem Melodys samtweiche Lippen auf die seinen trafen, fand auch er das Gesuchte letzte Puzleteil in seinem Herzen. In diesem Moment wurde ihm klar, dass er genau so für sie fühlte, wie sie für ihn und er es die ganze Zeit über nicht gemerkt hatte. Er war sich seiner Gefühle einfach nicht klar gewesen, vielleicht hatte er sie auch irgendwie unterdrückt, unbewusst und ahnungslos, doch nun lagen sie so offen und klar vor ihm – und er akzeptierte sie. Er nahm das Mädchen in die Arme und tastete ihren bebenden Leib, worauf Melody sofort glaubte, die Kontrolle über sich und ihre Sinne zu verlieren.
    Ryan erwiderte den Kuss in vollen Zügen. Wie konnte er nur so blind gewesen sein? Dieses Mädchen war nicht wie seine Freunde, die er von zu Hause oder von seinen Reisen kannte. Nun, da Melody in sein Leben getreten war, wurde ihm schlagartig klar, dass schon seit geraumer Zeit etwas in seinem Leben gefehlt hatte. Und das war ein Mädchen, mit dem er seine Sorgen, Ängste, Hoffnungen und Träume teilen konnte – sie! Zwischen all den Abenteuern der harten Arbeit und den Erfolgen seiner Kämpfe hatte es nur diese eine Lücke in seinem Leben gegeben.
    Sie, die ihre warmen Hände nun um seinen Nacken legte und aufgeregt und unkontrolliert atmete, als ihr Blut zu brodeln begann. Sie bereute es nicht eine Sekunde, dass sie diesen Schritt gewagt hatte. Egal, was nach diesem magischen Moment geschehen würde, es würde tausendmal leichter zu ertragen sein als das Gefühl, sich in diesem einen Moment nicht getraut zu haben. Das Gefühl, ihn in diesem einen Moment nicht geküsst zu haben und das Gefühl der ewigen Ungewissheit, was wohl wäre, wenn sie es doch getan hätte. Sie hätte es sich wahrscheinlich nie verziehen. Die dunklen Wolken der Trauer und des Kummers, die sie den ganzen Tag erfüllt hatten, verpufften schlagartig im Nichts, schienen nie dagewesen zu sein. Alles wirkte plötzlich so einfach, so logisch, als ob ihre Sicht die ganze Zeit über von einem schwarzen Nebelschleier getrübt worden wäre und jener nun von einem erlösenden Lichtschein, stärker als die Sonne, in die hintersten Ecken des Universums gedrängt wurde. Doch zeitgleich griff nun eine leichte Angst nach ihr – die Angst vor Ryans Reaktion. Doch hier und jetzt überragten ihre Glücksgefühle sämtliche Sorgen und Befürchtungen. Für diese wenigen Sekunden, in denen die Zeit still zu stehen schien, vermochte nichts auf der Welt ihre Stimmung zu trüben. Ganz egal was gleich auch passierte, sie würde den Kuss nicht bereuen.


    Schließlich lösten sich die beiden nach einer Weile wieder voneinander und tauschten liebevolle Blicke aus. Sofort konnte die Rothaarige den wohlwollenden Blick Ryans deuten. Sie hatte sich bereits ausgemalt, wie er wohl im schlimmsten Fall hätte reagieren können. Wenn er ihre Gefühle nicht erwidern würde, sie abweisen würde und sie ihn nie wieder zu Gesicht bekam. Doch wäre dies der Fall, so hätte sie dies bereits während des Kusses gespürt. Nun war das genaue Gegenteil eingetreten, denn er schien ebenfalls glücklich über das zu sein, was gerade geschehen war. Sie fühlten beide exakt dasselbe.
    „Sehen wir uns wirklich wieder?“, fragte Melody schließlich mit zarter Stimme.
    „Verlass dich drauf.“
    Nun endlich lächelte sie. Nun, nachdem sie alle Hemmungen hatte fallen lassen, um sich ihren Gefühlen ganz hinzugeben. Und nun tat es auch schon gar nicht mehr so weh. Sie bereute den Kuss nicht im Geringsten, im Gegenteil. Sie würde es bereuen, wenn sie es nicht getan hätte, denn dies war, was sie wirklich fühlte und Ryan hatte es erwidert. Und trotz der Trauer, die sie nach wie vor erfüllte, konnte sie sich nun sogar ein sanftes Lächeln abringen.
    „Sieh dir die Silberkonferenz an, ich werde dir von dort aus Grüße schicken“, sagte der Blonde dann.
    Er hatte es völlig ernst gemeint, aber Melody schien zu denken, dass es nur ein Scherz gewesen war, der den Abschied etwas lockern sollte. Anders konnte er sich das Lachen, das durch die traurige Stimmung nur kurz und leise ausfiel, nicht erklären. Doch Ryan ließ sie in ihrem Glauben, sie würde es dann schon sehen.
    Anschließend ging er wieder auf Lugia zu, welches einen schwer zu deutenden Ausdruck im Gesicht hatte. Doch Sicherlich war es erfreut, geradezu erleichtert, dass sich die beiden Menschen nun so weit geöffnet hatten. Fast glaubte der Trainer, es habe nur darauf gewartet, dass es passierte. Dieser setzte sich nun auf den Rücken des silbernen Pokémons, bevor er sich noch einmal umdrehte, um einige letzte Worte zu Melody zu sprechen, jedoch kam die Rothaarige ihm zuvor.
    „Ryan... wie ist dein voller Name?”
    Das war wohl die absurdeste und gleichzeitig beste Frage, die sie in diesem Moment stellen konnte. Tatsächlich kannten die zwei neuen Freunde nicht einmal den vollen Namen des Anderen, doch dies schien Melody nun ändern zu wollen. Da der Mützenträger diesen Moment auf keinen Fall zerstören wollte, unterdrückte er sein sich ankündigendes Auflachen und antwortete ruhig und ernst.
    „Ryan Carparso.”
    Innerlich hallte der Name in Melodys Geist tausendfach wider, während sie langsam nickte. Ryan Carparso war also der Junge, für den sie so viel empfand. Wie viel sie genau für ihn empfand, wusste sie selbst gar nicht so richtig. Sie waren beide noch jung und sie wollte nicht voreilig von Liebe sprechen. Doch irgendwie fühlte es sich stark danach an, obwohl Ryan der erste Junge war, für den sie solch starke Gefühle hegte. Wusste sie denn überhaupt schon, was wahre Liebe war? Wie sie sich anfühlte?
    Hier und jetzt war das letztendlich vollkommen egal, denn sie hatte das schönste Gefühl ihres bisherigen Lebens kennengelernt, sei es nun Liebe oder nicht.
    Der Blonde Junge verzog seine Miene nun zu einem belustigtem Grinsen. Er schien sich über Melodys Gesichtsausdruck zu amüsieren, doch im nächsten Moment tat diese Geste in Anbetracht des traurigen Abschieds regelrecht weh und er verbannte sie aus seinem Gesicht.
    „Willst du auch meinen wissen?”, fragte das Mädchen nun. Der Blonde lächelte sanft, schüttelte aber langsam den Kopf.
    „Das ist nicht nötig, dein Name ist einzigartig.”
    Die wehmütig lächelnden Gesichtszüge der beiden wurden noch intensiver, während sie sich ein leichtes Schmunzeln erlaubten. Daraufhin strich Ryan sanft mit seiner Hand durch Lugias Federkleid, womit er das Zeichen zum Aufbruch gab.
    „Behalte den Horizont im Auge, von dort werden wir wiederkommen.“
    Sie nickte, während sie das legendäre Pokémon dabei beobachtete, wie es sich erhaben zu seiner vollen Größe und seiner majestätischem Gestalt aufrichtete.
    „Auf Wiedersehen Ryan, auf Wiedersehen Lugia“, hauchte das Mädchen ihnen zu. Folgend auf diese Worte nickte der Blonde vielsagend und auch Lugia wandte sich noch einmal Melody zu und senkte zum Abschied anerkennend den Kopf in einer Verbeugung. Dann drehte es sich zum offenen Meer.
    „Auf geht´s nach Johto!“, rief Ryan nun wieder mit entschlossener und fester Stimme. Das Pokémon breitete seine Flügel aus, hob mit einigen kräftigen Schlägen ab und begann seinen Flug nach Silber City. Nur ein paar Sekunden später waren sie außer Sichtweite.
    Ryan war weg.
    Nun war es vorbei, bis zu ihrem nächsten Treffen. Melody blieb noch ein paar Minuten stumm am Strand stehen, nicht wissend, was sie fühlen oder denken sollte, bis ihr Blick, der ununterbrochen auf dem Horizont lag, plötzlich hoffnungsvoll wurde. Ryan würde wiederkommen!
    Er hatte seine Versprechen bislang immer gehalten und dieses hier war das letzte, das er jemals brechen würde, so gut kannte sie ihn inzwischen.
    Er würde wiederkommen.


    Draußen auf dem Meer war Ryan noch kurz in Gedanken versunken. Er versuchte nicht zurück zu blicken, doch Melodys Lächeln erschien unweigerlich vor seinem inneren Auge. Auch ihm war dieser Abschied unglaublich schwer gefallen und das lag diesmal nicht nur daran, dass er diese gefühlvollen Abschiede hasste. Der zischende Wind, der ihm um die Ohren blies, blieb von dem blonden Trainer völlig unbemerkt. Auch das herrlich blaue Wasser des Ozeans, welches in rasantem Tempo unter ihm vorbeizog, realisierte er nicht wirklich. Hätte er sein Cappi nicht zuvor bereits in seine Tasche gesteckt, so wäre dies nun wohl ob der halsbrecherischen Flugtempos des mächtigen Legendären für immer verloren gegangen, doch es war doch stark zu bezweifeln, dass er sich darum geschert hätte. Hier und jetzt konnte ihn gar nichts von seinen Gedanken losreißen.
    Lugia blieb völlig stumm. Die beiden wussten ohnehin, was in dem jeweils anderen vorging. Doch schließlich dachte Ryan daran, was er zu Melody gesagt hatte. Sie würden sich wiedersehen und bis zu diesem Zeitpunkt würde ihre Freundschaft die Weite des Ozeans überwinden. Nun konzentrierte er sich wieder auf das, was vor ihm lag und ergriff schließlich mit neu gewonnener Zuversicht das Wort.
    „Lugia,…“
    Er zögerte mit seinen nächsten Worten, doch das Pokémon wartete einfach darauf, dass er sie aussprach.
    „…wir können alles schaffen“, wiederholte er schließlich Lugias Worte vom Vortag. Darauf lächelte dieses und es wusste, dass er damit nicht nur auf die bevorstehende Silberkonferenz anspielte.
    Ryan verstand nun, was das legendäre Pokémon wirklich damit gemeint hatte.
    Das Leben, die ganze Welt lag vor ihnen, alle Wege standen offen und jemand, der diese Welt mal eben gerettet hat, war für alles bereit, was diese Wege boten. Doch es waren nicht nur seine Wege, es waren ihre, denn obwohl bald getrennt, würden sie doch immer füreinander da sein. Und Ryan hatte eine ganze Schar an Pokémonfreunden, die ihm jederzeit überallhin folgen würden. Sie würden diese Wege im Geiste zusammen beschreiten, Mensch und Pokémon, Seite an Seite.
    So, wie es schon immer sein sollte.



    The End