Evolis großes Abenteuer

  • [tabmenu][tab=Good Grief!]Okay, die Sache mit Asche und Sacktuch wird langsam so regelmäßig, dass ich wohl echt mal so rumlaufen sollte.
    Aber hier ist es - endlich, finally, at last: das nächste Kapitel - Part one.


    Wie immer irgendwie ein Kampf und eigentlich gibt es nicht wirklich eine Entschuldigung für diese absolut krasse Auszeit, die EgA genommen hat. Sieben Monate(!) ohne Update. Was zur Gurke?! (<- Ist übrigens aus „To the Moon”)
    Wie es dazu kam? Tja, mal wieder eine große Portion fehlende Motivation, eine Prise Faulheit und fehlende Zeit und meine ganz persönliche Sturheit. ^^
    Es war nämlich so. Das folgende Kapitel war in der Form, wie es jetzt in den nächsten Wochen online kommen wird schon lange fertig. Bestimmt einige Monate, wie lang genau, keine Ahnung. Tja, dann war ich zu faul zum Schreiben ganz allgemein und kam nicht zum Überarbeiten. Und als ich dann endlich fertig war, hatte mein getreuer Betaleser Rai-san keine Zeit - zu viel Stress mit der Hochschule. Gut, dachte ich mir, schreib halt weiter. Hab ich dann im Juli auch tatsächlich getan - ja, da bin ich recht stolz auf mich, dass ich da regelmäßig geschrieben habe. ^^
    Und jetzt kommt meine Sturheit ins Spiel. Ich wollte unbedingt den Handlungsstrang bis zu einem bestimmten Kapitel zu Ende gebracht haben. Problem: eine bestimmte Überschrift war für ein bestimmtes Kapitel reserviert. Doch die Thematik der Überschrift - und des Zitates - hätte wohl erst ganz zum Ende des Kapitels gepasst. Und alles wäre mind. 10k lang geworden, wenn nicht noch länger. Und irgendwie hab ich erst vor kurzem gecheckt, dass das alles Schwachsinn ist, dass ein weiteres Kapitel dazwischen das Kraut auch nicht mehr fett macht und das es Latte Macchiato ist, ob auch mal ein etwas kürzeres Kapitel dazwischen kommt.
    To make a long story short: es ist vollbracht! Und nachdem ich diese Odyssee hinter mich gebracht habe, ist Kapitel 10 schon so gut wie fertig und kann hoffentlich zeitnah — Cynda tritt dir selbst in den Hintern! — vollendet werden und ein weiteres Mal von Rai eingehend geprüft werden.
    Das jetzt folgende neunte Kapitel haben wir beide gemeinsam am Mittwoch korrigiert.
    (Nachdem Skype nach allen Regeln der Kunst Probleme gemacht hat, haben wir’s wieder „Dualscreen” gemacht. Sprich Facetime über’s iPhone und Bildschirmübertragung über Skype. Gebraucht haben wir drei Stunden, aber man redet ja auch noch anderes und so prompt geht das PuschnTeam nu auch nüsch zur Arbeit über, wenn man sich ne Weile nüsch gesehen hat, ne? ;D) In diesem Sinne: danke für’s Lesen! ^_^[tab=Sheogorath]
    Hallu Sheo. :D
    Dein Kommi hat mich wirklich sehr gefreut, war eine richtige Überraschung nach so langer Zeit noch einen Leser zu lesen.
    Dann will ich mich mal äußern.


    Neues aus der Gruft
    -> Also ich feier die Überschrift gerade hart. xD
    Nessaja? Die Schildkröte von Tabaluga? Stimmt, klingt tatsächlich ähnlich, aber Naesala ist benannt nach diesem Herren. König der Raben Laguz und des Landes Kilvas. Für meine Krähe brauchte ich natürlich einen Raben als Vorbild und Naesala bot sich an, da ich damals immer noch ziemlich drin in Fire Emblem war. Außerdem sind die Laguz aus Path of Radiance and Radiant Dawn halt awesome. Ich glaube mein Naesala hat auch etwas charakterliches von dem Rabenkönig, aber im Laufe der Zeit wohl nicht mehr so viel, als ich am Anfang mal gedacht hab.
    Oh, Jaffar stammt von dieser Assassine Charakterlich haben die beiden jedoch nichts gemeinsam. Ich musste bei dem Design von Toxiquak nur an die beiden Dolche von Jaffar denken. (Ein weiterer schicker Chara aus Fire Emblem, den ich gefeiert habe. Bekam man im Spiel auf dem GBA damals recht spät und er war dermaßen stark, alter Falter!) Wenn ich Assassins Creed damals schon gekannt hätte, hätte das Toxiquak vielleicht den Namen Ezio bekommen. Möglicherweise. ;)
    Die Namen und ihr Ursprung wird natürlich im Startpost noch ergänzt, wenn die Charas alle offiziell aufgetreten sind. Da gibt’s dann auch ne Menge Links zu den „Original” Charas - sozusagen - wo ich die Namen her hab. (:


    Naesala ist ewiger Zweiter und das kotzt ihn dezent an. Außerdem fühlt er sich als Vogel in einem Höhlensystem natürlich relativ unwohl und würde deshalb natürlich gern wissen, ob er jetzt den Rest seines Lebens so verbringen muss. Er ist neugierig auf den Plan seines Meisters, aber der berät sich ständig mit einem anderen. Naesala hat sich leider den falschen Chara ausgesucht dessen Aufmerksamkeit er haben möchte. Ich glaube, dass Naesala einfach zeigen möchte, dass er etwas kann und seinem Meister zu dienen gibt ihm dieses Gefühl. Aber es frustriert ihn halt die Nummer zwei zu bleiben. (Oh, wie frustriert wird er erst sein, wenn er auf den dritten Platz rutscht …)


    Nein, meine Bjartskular hat mit dem User Bjart - der afaik früher EragonundSaphira oder so ähnlich hieß - nichts zu tun. ;) Wir haben uns lediglich auf die gleiche Quelle bezogen, nämlich der Alten Sprache aus dem Inheritance Circle von Christopher Paolini. Bjartskular bedeutet nämlich Schimmerschuppe und wird in den Büchern - afair ab dem zweiten - als weitere Anrede für Saphira verwendet. Da wollte ich meine Dragorandame auch so nennen. (: Bin noch am Überlegen, ob ich dem Namen nicht noch eine Abkürzung verpasse, aber ich glaub fast nicht.


    Beleuchtung
    Guter Punkt an der Stelle! Ich sollte wirklich öfter auf die wenigen Feuer aufmerksam machen, die in der großen Halle brennen. Spenden zwar nicht viel Licht, aber werden den meisten Pokémon als Lichtquelle ausreichen, da ich glaube, dass die meisten eine relativ gute Nachtsicht haben.


    Räumliche Wahrnehmung
    So ähnlich hatte ich mir das auch gedacht, inwieweit das klappt oder nicht, möchte ich an der Stelle nicht verraten. ^^ Hatte die Idee mal Rusalka vorgestellt und seine Aussage dazu hat meine allzu euphorische Sicht geklärt. Natürlich möchte ich Hiro mit seiner Blindheit nicht allein lassen, aber wie gesagt, ob die Psychokinese ihm letztendlich die Möglichkeit gibt seine Umgebung besser wahrzunehmen oder ob es ihm lediglich helfen wird seine Behinderung zu akzeptieren … abwarten und Tee trinken. (:


    Freundschaftskampf
    Freut mich sehr, dass dir der Kampf gefallen hat. Ich hatte beim Schreiben sehr viel Spaß und auch eine recht konkrete Vorstellung von den Aktionen - Kopfkino vom Feinsten - und ich bin froh, wenn ich das so auch rübergebracht hab. (:
    Wow, also so wie du das jetzt beschrieben hast, bin ich ganz erstaunt, weil so sehr hatte ich da nicht überlegt. ^^ Obwohl man sagen muss, dass der erste Zug durchaus nicht zum Nachteil des Angreifers sein muss. In dem Fall natürlich schon, weil Breaker Yunes Attacken kennt und deshalb eingrenzen kann, womit sie starten wird. Bei einem Kampf in der beide Parteien die Auswahl an Attacken des anderen nicht kennen ist der erste Zug durchaus wichtig. Ich denke da nur gerade an Attacken die Statusprobleme hervorrufen oder die den Ausführenden schützen, wie Schutzschild oder auch Delegator. In dem Punkt wäre man mit so einer Attacke natürlich im Vorteil. In dem Fall hier, hast du Recht, hat es sich Breaker leicht gemacht und Yune den Anfang überlassen. (Gentlebiberlike - srsly, nice Neologism!)
    Aww, danke für dein Lob. ^^ Ich muss aber wirklich sagen, dass ich da weniger geplant vorgegangen bin, als es scheinen mag, wie gesagt, das waren alles Bilder, die ich versucht habe auszudrücken.
    Von der bloßen Abfolge von Attacken und damit allzu starkem rundenbasierten Kämpfen wollte ich weggehen, ja. Früher hätte ich das wahrscheinlich noch mehr gemacht, aber nach dem Lesen einiger Stories — und vor allem verständniserweiternden Unterhaltungen mit Rusalka (Wehe du streitest jetzt was ab. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich mich mit dir am meisten über Pokémon und die Feinheiten dieser Welt unterhalte. ;D)
    Ah, ich weiß, was du mit dem Aufprall meinst. Guter Punkt, hab noch was eingefügt im Satz später. (:
    Danke! Freut mich, dass du das genauso aufgefasst hast, wie ich es wollte. Ich muss nämlich sagen, ich bin ja kein Freund von Gewalt, aber bei Pokémon ist das etwas anderes. Denn es gehört wirklich zu ihrer Natur dazu und ihre Attacken geben dem ganzen eine gewisse Form der „Sicherheit”. Was ich damit meine ist, dass man durch die Attacken - auch wenn sie stark und zerstörerisch wirken mögen - nicht sterben kann. Pokémon mögen sich in ihren Kämpfen zwar verausgaben, aber sie bringen sich da nicht um. Es sei denn - und hier kommt das große Aber - ein Gegner übertreibt es. Wenn die Attacken nämlich nicht mir der reinen Energie der Attacke - die beispielsweise Yune dazu bringt den Schaufler einzusetzen und Breaker, der wesentlich schwerer ist, in die Luft zu katapultieren - Muskelkraft mischt. Gutes Beispiel, was sich später noch in anderen Kämpfen finden wird, wäre hier der Biss. Der Biss oder auch der Knirscher werden mit der Energie des Typs Unlicht ausgeführt. Diese Attacke hält auch nicht ewig und deshalb setzt man den Biss nur kurz ein, um seinen Gegner vielleicht wegzuschleudern oder herunterzuziehen oder ähnliches, je nach Situation. Würde jetzt ein Pokémon zusätzlich seine Kiefermuskulatur benutzen und somit so zubeißen wie es ein Tier tun würde, das wäre durchaus gefährlich und könnte schwerwiegende Verletzungen nach sich ziehen. (An der Stelle fällt mir natürlich sofort die Fähigkeit Titankiefer von Balgoras ein. Als Fossil aus der Urzeit macht so eine Fähigkeit Sinn, damals ging es noch mehr ums Überleben, als in der heutigen Pokémonwelt.) Selbiges gilt auch für andere Attacken, wenn man es übertreibt und darüber hinaus Kraft in eine Attacke steckt ist es möglich den Gegner zu verletzen oder zu töten. Da das in der Gesellschaft der Pokémon nicht akzeptiert wird, tut es auch keiner und die wenigsten gehen wirklich soweit. Da muss man schon unter extremen Gefühlen handeln oder genau darauf aus sein. (Bei der Sache mit den extremen Gefühlen fällt mir die Pokémonfolge mit dem gestiefelten Mauzi ein, wo es gegen ein Snobilikat kämpft und einfach nicht aufhört, obwohl sein Gegner bereits am Boden liegt. Hier hätte es durchaus zu ernsthaften Verletzungen des Snobilikat kommen können, wenn man das Mauzi nicht aufgehalten hätte.)
    Jedenfalls erkläre ich mir das so, vor allem, wären sonst die Pokémonkämpfe allgemein in der Welt nicht etabliert, wenn es zum Tod des Gegners führen würde. Deshalb auch der K.O.-Zustand. Die Energie die ein Pokémon zum Kämpfen aufbringt ist aufgebraucht und es verliert - wie man noch sehen wird kurzzeitig - das Bewusstsein. Es heißt ja auch, wenn man ein Pokémon in den Games besiegt, dass es danach keine Kraft mehr hat und flieht. Ich weiß leider nicht mehr wo, aber ich glaube irgendwo in Diamant das mal gelesen zu haben. Vielleicht in der Bibliothek von Fleetburg? Keine Ahnung, jedenfalls gefällt mir diese Sicht. ^^
    Damit bin ich eigentlich auch gleich auf den Punkt eingegangen, warum ich die speziellen Attacken in den Kämpfen verwende und nicht einfach so beißen oder stoßen lasse. Das würde sich mit meiner persönlichen Erklärung beißen, obwohl man in spielerischen Kämpfen von sehr jungen Pokémon die weniger ernsthaft sind, solche Dinge bestimmt beobachten kann. Da werden dann keine speziellen Attacken ausgeführt, sondern es wird sich so gebalgt. Aber eben auf einem so harmlosen Niveau, dass keine oder nur sehr geringe Verletzungsgefahr besteht. Grundsätzlich sind Pokémon ja friedliche Wesen. (:
    Aber ich weiß, was du meinst und werde mal sehen, ob sich das in anderen Kämpfen nicht umsetzen lässt. Gerade um auch gesellschaftliche Unterschiede auszuarbeiten. (Es gibt halt paar, die nehmen’s nicht so genau mit guten Manieren und ungeschriebenen Gesetzen. Kommt alles noch.)


    Rundflug
    Freut mich, dass dir der Einschub gefallen hat. (: Ich hab ihn hauptsächlich benutzt, um die beiden Handlungsstränge sich treffen zu lassen, aber auch um den Kampf zu entzerren. Man will die Spannung ja hochhalten.
    Bjartskular hast du hierbei schon recht gut beschrieben. Sie ist leicht zu begeistern und eine Frohnatur - eigentlich ja eines der sanftesten Wesen unter Sonne. Nicht nur, weil Dragoran allgemein sehr friedsam sind, sondern einfach, weil sie so ist. Ob sie kampfbegeistert ist, kann ich an der Stelle noch nicht sagen, man wird sie später noch kämpfen sehen. Und dabei wird jemand keine gute Figur machen. ;D


    Vielen lieben Dank für dein Kommi und das Fehlerfinden und für dein vieles Lob. #^^# Freut mich sehr![/tabmenu]

  • [font=palatino]Kapitel IX: Unternehmungen
    Teil I/III


    The important thing in my view is not
    to pin the blame for a mistake on somebody,
    but rather to find out what caused the mistake.
    -- Akio Morita


    Breaker blieb eine Weile nach Atem ringend stehen, doch sein Blick war fest auf seine unbewegte Gegnerin gerichtet. Eine begierige Stille hatte sich über den Pokémon ausgebreitet und auch die Umgebung hielt für einen Moment inne. In stummer Erwartung der kommenden Geschehnisse wagte kein Windhauch die Blätter der Bäume zu bewegen. Lediglich die Sonne schien weiterhin ungerührt auf das Land unter ihr herab, während sie sich ihrem Zenit näherte, als würde diese Aufgabe allein sie vollkommen einnehmen.
    „Wahnsinn”, hauchte Nicki schließlich und als hätte sie damit die Versteinerung der anderen gelöst, atmeten auch die anderen Gruppenmitglieder wieder ein.
    „Wer hätte das gedacht”, meinte Cloud andächtig und die anderen nickten, starrten jedoch weiterhin auf die beiden Kämpfer. Keiner hatte erwartet, dass der Hyperzahn von Breaker stärker sein würde, als Yunes Eisenschweif - selbst Zora musste sich eingestehen, dass sie innerlich daran gezweifelt hatte. Es machte sie jedoch umso stolzer auf ihren großen Bruder, dass sie sich geirrt hatte. Dem Biber zitterten die Beine, sein ganzer Körper tat weh und einige Grasfetzen hingen in seinem zerzausten Fell. Trotzdem zwang er sich auf seine Kontrahentin zuzugehen. Natürlich freute ihn sein Sieg, aber den hatte er immerhin Yune zu verdanken. Micaiah erhob sich aus ihrer liegenden Position, während Myrrh zurück zu den Beerenbäumen schwebte. Die Anspannung stecke noch in ihr und sie fühlte sich voller Tatendrang, aber gleichzeitig auch merkwürdig starr. Sie hatte keinen ernsthaften Kampf mehr gesehen, seit der Biber damals die Feuerstute herausgefordert hatte und doch war diese Auseinandersetzung eine andere gewesen. Trotzdem musste sie gestehen, dass sie dem Evoli-Mädchen den Sieg gegönnt hätte, auch wenn sie sich nicht schlecht geschlagen hatte. Myrrh nahm sich die nächstbeste Tsitrubeere und schwebte eilig zurück - in der Hoffnung, dass Yune bald aus ihrer Bewusstlosigkeit erwachen würde. Als sie wieder neben der Feuerstute stand, trennten Breaker und das Evoli-Mädchen gerade noch zwei Sprünge. Als der Biber zu einem weiteren Schritt ansetzen wollte, stieß ihn ein Schemen beiseite und er kippte ächzend um.
    „Was in aller Welt?!”, schoss es der Puppe durch den Kopf, als sie erkannte, was gerade passiert war.
    Mit Mühe rappelte sich Breaker wieder auf alle Viere und erkannte Riolu vor sich, der auf ihn herabsah. Das Wellenspiel-Pokémon stand völlig ungerührt über seine Tat in entspannter Haltung zwischen ihm und Yune.
    „Hey! Was sollte das?!”, forderte der Biber wütend. Es ärgerte ihn, dass sich der Schakal einmischte und ihn dann auch noch attackierte. Wollte er etwa Streit? Wenn sein Gegenüber darauf aus war, dann konnte er ihn haben, denn die schmerzenden Muskeln und Knochen waren augenblicklich vergessen. So würde sich Breaker nicht behandeln lassen! Doch Riolu erwiderte nichts, nicht einmal den feindseligen Blick, den ihm der Biber zu warf und vor dem selbst dessen kleine Schwester großen Respekt hatte.


    Micaiah wollte gerade einen Schritt auf die beiden zumachen, da berührte Myrrh sie am Bein. Verwundert sah die Stute nach unten, wo die graue Puppe leicht ihren großen Kopf schüttelte.
    „Warum?”, fragte sie mit leiser Stimme besorgt. „Die fangen gleich einen ernsthaften Streit an.”
    „Lass mal”, erwiderte ihre Freundin ruhig. „Das sollen sie mal alleine klären. Wir können die beiden immer noch voneinander trennen, wenn es handgreiflich wird.”
    Mit einem unguten Gefühl wandte sich Micaiah wieder dem Geschehen zu, denn obwohl sie Myrrh vertraute, war sie unsicher, ob das die richtige Entscheidung war. Die beiden waren in der Vergangenheit schon ein paar Mal aneinander geraten, allerdings hatten sie sich da auf Worte beschränkt und meist war einer der beiden gegangen, bevor die Situation eskalierte.
    Während sich Schakal und Biber gegenüberstanden, kam Yune langsam wieder zu Bewusstsein. Sie drehte sich auf den Bauch und hob vorsichtig den Kopf, bevor sie zögernd ihre Augen öffnete. Verwundert erkannte sie die beiden Pokémon vor sich.
    „Was ist passiert? Was ist hier los?”, fragte sie sich verwirrt.
    „Sag mir sofort, was das gerade sollte!”, rief Breaker zornig und richtete sich auf die Hinterpfoten auf. Damit überragte er Riolu ein gutes Stück und dieser musste nun den Kopf in den Nacken legen, um seinem Gegenüber weiterhin in die Augen blicken zu können. Doch es folgte keine Antwort oder eine Erklärung, stattdessen hob das Wellenspiel-Pokémon seine rechte Pfote und legte sie dem Biber auf die Brust. Verständnislosigkeit trat in Breakers Augen, aber gleichzeitig fachte das hartnäckige Schweigen des Schakals seinen Ärger weiter an. Sein rechter Arm zuckte, während er unschlüssig war, ob er Riolu einfach beiseite stoßen sollte oder ihm mit einer Kopfnuss zeigen, dass er sich das nicht gefallen ließ. Das Wellenspiel-Pokémon schloss plötzlich die Augen und bevor der Biber verstand, was vor sich ging, löste sich eine gewaltige Druckwelle aus der Pfote seines Gegenübers und schleuderte ihn in einem Herzschlag zurück. Mit einem erschreckten Schrei landete er mehrere Sprünge entfernt im Gras und krümmte sich vor Schmerz jaulend zusammen.
    „Breaker!”, schrie Zora entsetzt und rannte so schnell sie konnte an die Seite ihres Bruders, gefolgt von den anderen aus der Gruppe, die versuchten zu begreifen, was gerade geschehen war. Nur Nicki war in die entgegengesetzte Richtung gelaufen um eine Sinelbeere zu holen. Verärgert stampfte Micaiah kurz mit dem Huf auf, bevor sie sich den anderen näherte, Myrrh folgte ihr in einigem Abstand. Sie bereute etwas, dass sie der Feuerstute geraten hatte sich nicht einzumischen. Sie hatte nicht erwartet, dass Riolu gleich angreifen würde.
    Nicht ohne Genugtuung knurrte das Wellenspiel-Pokémon kurz seinen von den anderen Gruppenmitgliedern umringten Gegner an. Man sah ihm seine Zufriedenheit an den Augen an, obwohl sein unbewegtes Gesicht wenig verriet. Kurz wedelte sein Schweif von einer Seite zur anderen, bis ihn ein strenges Schnauben von Micaiah aufblicken ließ. Ihre feuerroten Augen sahen ungewöhnlich hart auf den Schakal herunter und ihre flammende Mähne wirkte größer und ungewohnt bedrohlich. Riolu zog etwas den Kopf ein, doch sein verständnisloser Blick machte ihr klar, dass er nicht begriff, warum sie verärgert war. Diese Erkenntnis traf sie härter, als sie erwartet hätte und so wandte sie sich kopfschüttelnd ab - ging durch das kurze Gras auf den am Boden liegenden Biber zu. Er blinzelte einige Male, während er ihr verwundert nachsah. Warum ergriff sie Partei für Breaker, der doch im Begriff war die am Boden liegende Yune ein weiteres Mal anzugreifen?
    Das Evoli-Mädchen blickte ständig zwischen dem vor ihr stehenden Schakal und dem Biber hin und her, doch sie konnte letzteren bald nicht mehr erkennen, nachdem die anderen Gruppenmitglieder ihn umringt hatten. Sie verstand nicht, was Riolu zu einem Angriff motiviert hatte. Als das Wellenspiel-Pokémon die Gefühlswellen hinter sich wahrnahm, drehte er sich um und ihre Blicke trafen sich. Yunes verwirrter und leicht verängstigter Ausdruck in ihren braunen Augen erzeugte ein mulmiges Gefühl in seinem Bauch. Wenn nicht einmal sie erkannte, was er versucht hatte zu verhindern, vielleicht hatte er sich ja geirrt?
    Sie sah ihn eine Weile an, wartete auf eine Erklärung, aber nachdem keine folgte, beschloss sie nach dem Grund zu fragen. Als sie den Mund öffnete, musste er wegsehen.
    „Warum … hast du das gemacht?”, wollte sie verwundert wissen.
    „Ich … hab gedacht, dass … er dich noch mal angreifen will”, erwiderte Riolu zögerlich, während er auf einen Grasfleck neben Yune starrte.
    „Falsch gedacht”, mischte sich Myrrh plötzlich ein, die zu den beiden gestoßen war und an Yunes rechter Seite schwebte. Mit einem Lächeln legte sie ihr die Tsitrubeere vor die Schnauze, die sie dankend annahm und bereits beim ersten Bissen in die leckere Frucht konnte das Evoli-Mädchen spüren, wie die Erschöpfung von ihr wich und die Schmerzen etwas nachließen.
    „Jetzt mal unter uns, so dumm bist du doch gar nicht, dass du die Situation nicht richtig einschätzen konntest”, fuhr die Puppe überraschend anklagend fort. „Aber was rede ich überhaupt, irgendwie bin ich auch dran schuld, dass es so weit gekommen ist.”
    Mehr wollte Myrrh zu dem Thema jedoch nicht sagen und setzte sich stattdessen auf den Boden neben Yune. Einerseits wäre ihr ein klärender Kampf zwischen Schakal und Biber sehr recht gewesen, andererseits war es dabei natürlich mehr als unfair, wenn beide nicht in derselben Verfassung waren. Und immerhin hatte Breaker bereits einen kräftezehrenden Kampf hinter sich gehabt, weswegen die Attacke Riolus für die gesamte Gruppe einem Aufstand oder Verrat gleichkam. Doch je länger sie darüber nachdachte, desto interessanter empfand sie die ungewöhnliche Einmischung.
    „Man will sich ja nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber man müsste schon auf beiden Augen blind sein, um den Grund nicht zu sehen. Aber das behalte ich mal lieber für mich …”


    Die Gedanken des Wellenspiel-Pokémon kreisten um das, was Myrrh gesagt hatte. Hatte er wirklich überreagiert? Hatte er die Situation falsch eingeschätzt? Hatte er die Kontrolle verloren? Aber er war doch vollkommen beherrscht gewesen! Hatte jeden Schritt bewusst getan ohne ihn zu hinterfragen. Doch je länger er darüber nachdachte, desto mehr wurde ihm klar, dass er vielleicht nur das gesehen hatte, was er sehen wollte. Verärgert über sich selbst, ballte er die Pfoten zu Fäusten, als ihn die Erkenntnis traf, dass er Breaker wohl Unrecht getan hatte.
    Innerhalb weniger Bissen hatte der Biber die von Nicki gebrachte Sinelbeere heruntergeschluckt und fühlte sich dadurch bereits um einiges besser. Zwar hätte er sich am liebsten irgendwo zusammengerollt und für die nächste Zeit geschlafen - denn ihm taten immer noch einige Muskeln und Knochen weh - doch die Beere hatte die Kraftlosigkeit gelindert.
    „Alles wieder in Ordnung, Bruderherz?”, fragte Zora besorgt und vergrub ihre Schnauze in seinem braunen noch zerzausten Fell.
    „Aber sicher doch”, erwiderte er und stupste seine kleine Schwester liebevoll an. „Das hat mich nur überrascht, das war alles.” Trotzdem konnte er Riolus Attacke nicht nachvollziehen, aber er hielt sich mit dem Gedanken nicht lange auf, denn eigentlich war es ihm absolut egal. Sicherlich war das Wellenspiel-Pokémon einfach nur neidisch auf seinen Sieg gewesen. Alles andere machte für den Biber keinen Sinn.
    „Geht’s dir gut?”, erkundigte sich Micaiah mitfühlend, als sie den Kopf zu ihm gesenkt hatte.
    „Ja, alles wieder in bester Ordnung”, meinte Breaker breit grinsend. „Immerhin hab ich gewonnen.”
    Die Anmerkung des Siegers war der Startschuss für die Fragen der anderen Pokémon, die ihnen während des Kampfes in den Kopf gekommen waren und auf deren Antworten sie schon sehr gespannt waren.
    „Oh ja und wie!”, quiekte Tricky laut, während er von einem Bein auf das andere hopste. „Du musst mir unbedingt erzählen, wie deine Strategie ist.”
    „Ja, ich will’s auch wissen”, stimmte Sakura begeistert zu. „Was war das übrigens für ein Dings … dieses Dings?”
    „Ja, ja, das Dings!”, wiederholte Fünkchen begierig und ihr Schweif zuckte vor Erwartung auf die Erklärung.
    „Hä? Was für’n Dings?”, fragte der Biber verwirrt und erhob sich auf alle Viere. Er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was die beiden mit „Dings” wohl meinten.
    „Ich glaube sie meinen die Attacke, wo du mit dieser irren Geschwindigkeit über den Boden gekugelt bist”, wagte Lucky die Angaben zu interpretieren. „Oder?”
    „Ja, aber was denkst du denn?”, entgegnete das Kirsch-Pokémon in einem vorwurfsvollen Ton, als hätte der Rammler ihr gerade erklärt wie man läuft. Es war für sie absolut logisch, dass sie nur das gemeint haben konnte.
    „Ach so, ihr meint den Walzer!”, verstand nun Zora, worauf die anderen hinauswollten und lachte laut auf.
    „Walzer!”, wiederholten Sakura und Fünkchen ehrfürchtig.
    „Klingt schon so … gewaltig”, fügte das Elektrohörnchen mit einer ausschweifenden Geste hinzu.


    „Und schon ist unser Breaker wieder im Rampenlicht. Warum wundere ich mich überhaupt?”, dachte die Puppe lächelnd, während sie die Szene beobachtete. Man konnte es drehen und wenden, aber dieser Biber schaffte es aus irgendeinem Grund immer die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wenn sie ehrlich war, war ihr das aber momentan auch ganz recht - er hätte sich schrecklich vernachlässigt gefühlt, würde Yune an seiner Stelle jetzt von den anderen umringt sein.
    Etwas steif erhob sich das Evoli-Mädchen auf die Pfoten und streckte sich ausgiebig, bevor sie damit begann sich mit der Pfote über das Gesicht zu fahren und ihr Fell sauber zu lecken. Es war noch immer etwas feucht und voller Erde aufgrund ihres Schauflers. Riolu stand teilnahmslos daneben, als wäre er überhaupt nicht anwesend. Myrrh bedachte ihn mit einem skeptischen Blick, bevor sie seufzend den Kopf schüttelte und sich stattdessen Yune zuwandte.
    „Geht’s dir besser?”, wollte sie wissen und das Evoli-Mädchen blickte grinsend zu der Puppe auf.
    „Ja, ich fühl mich nicht mehr so schwach. Die Beere hat mir wirklich geholfen.”
    „Einen besseren Kampfplatz als in der Nähe mehrerer Beerenbäume gibt es eigentlich gar nicht”, lachte Myrrh mit geschlossenem Mund. „Guter Kampf übrigens, man darf dich wirklich nicht unterschätzen.”
    „Ach was”, erwiderte Yune von dem Lob ganz verlegen. „Ich hab ja gar nicht gewonnen. Breaker ist viel stärker als ich.”
    „Stärke ist nicht alles, genauso wenig wie zu siegen. Du kannst jedenfalls stolz auf dich sein.”
    Darauf konnte die junge Kämpferin nur lächeln, da ihr der Blickwinkel aus dem Myrrh diesen Kampf sah, sehr gefiel, denn er erinnerte sie an die Einstellung von Refia und ihren Eltern. Da war ihre aufkommende Enttäuschung über die Niederlage schon wieder vergessen, denn obwohl sie nicht mit einem Sieg gerechnet hatte, so hatte sie ihn sich doch insgeheim gewünscht.
    Als sie plötzlich ein starker Ärger auf sich selbst überkam und ein mulmiges Gefühl in ihrem Magen hervorrief, wunderte sie sich. Woher kamen diese Empfindungen auf einmal? Verwirrt davon fiel ihr Blick auf Riolu, der weiterhin zu Boden starrte. Myrrh bedachte den Schakal mit einem ernsten Ausdruck in ihren rosenquarzfarbenen Augen.
    „Riolu?”, fragte Yune vorsichtig. „Alles in Ordnung?”
    Er wirkte auf sie noch verschlossener als sie ihn bisher erlebt hatte und das bereitete ihr Sorgen. Als sie seinen Namen aussprach zuckte er zusammen, reagierte aber ansonsten weiterhin nicht. Die Stille war ihr unangenehm und sie überlegte, ob sie ein weiteres Mal fragen sollte. Als sie jedoch näher kommendes Rascheln hörte, drehte sie den Kopf nach links und sah Breaker, der in einem gleichmäßigen Trab auf sie zulief. Der Rest der Gruppe folgte ihm in einigem Abstand.
    „Was für ein toller Kampf! Danke schön”, bedankte er sich freudestrahlend, als er schließlich vor Yune stehen blieb und sich setzte.
    „Bitte, gerne, mir hat’s auch sehr viel Spaß gemacht”, erwiderte sie lächelnd.
    „Ich hab dich aber nicht zu hart erwischt, oder?”, wollte er besorgt wissen und schien für einen Moment unsicher, ob er sich nicht zu sehr in den Kampf hineingesteigert hatte.
    „Ach was, gar nicht. Mach dir darüber keine Gedanken. Ich war von der Stärke des Hyperzahn wirklich total überrascht gewesen.”
    „Ich auch!”, gestand Breaker verlegen lachend.
    „Das nächste Mal bin ich aber dran!”, mischte sich Tricky lautstark ein. „Ich glaub an mir beißt du dir die Zähne aus!” Er grinste schelmisch bei der Vorstellung, wie der Hyperzahn des Bibers ihn nicht mal kratzen würde. Doch dieser meinte darauf nur: „Dann schwemm ich dich halt weg.”
    Bei dem Gedanken an die Aquaknarre entglitten dem Mobai vor Angst die Gesichtszüge und er musste sich erst fangen, ehe er trotzig entgegnete: „Dann … weich ich halt aus. Mich erwischst du nicht!”
    Bevor sich noch weitere Mitglieder der Gruppe in das Gespräch der beiden einmischen konnten - und man sah an ihren Gesichtern, dass sie nur darauf warteten zum Zuge zu kommen -, meinte Micaiah schnell: „Doch zuerst sollten wir zusehen, dass wir den restlichen Teil des Tages noch für unsere Suche verwenden, nicht wahr?”
    „Auf jeden Fall!”, stimmte Zora überzeugt und motiviert zu.
    „Wisst ihr die Gruppenaufteilung noch?”, wollte Myrrh wissen und bekam eine vielstimmige Zustimmung der Gruppe als Antwort.
    „Dann wollen wir mal, was Cloud?”, wandte sich Storm freudig an ihren Freund.
    „Roger”, erwiderte dieser und nachdem sie von der Stute ein bestätigendes Nicken bekommen hatten, begannen die beiden Staralili auch schon mit flatternden Flügeln an Höhe zu gewinnen und gelangten in kürzester Zeit über die Baumkronen, hinter denen sie schließlich in Richtung Norden verschwanden.
    „Ich weiß schon, wo wir zuerst hingehen können!”, meinte Tricky voller Begeisterung und rannte auf den Rand der Lichtung zu.
    „Das ist ja toll, aber kannst du nicht auf uns warten?”, erwiderte Sakura genervt und folgte ihm eilig, hinter ihr sprang Fünkchen und Micaiah trabte kurz, bis sie die drei jungen Pokémon eingeholt hatte.
    „Dann auf zum Fluss!”, forderte Nicki entschieden ihre Gruppe auf und schlug gemeinsam mit Lucky bereits die Richtung ein. Zora folgte den beiden schnellen Schrittes und auch Breaker wollte ihr gerade hinterher, als er jemanden seinen Namen rufen hörte. Verwundert schaute er zurück und bemerkte wie Riolu auf ihn zukam.
    „Was will der denn jetzt?”, fragte sich der Biber verwirrt.
    „Ja?”, erwiderte er, als der Schakal schließlich vor ihm stand. Er wusste nicht genau, was er davon halten sollte - Riolu waren doch sonst immer alle egal -, aber er war neugierig genug es herauszufinden.
    „Ich …”, begann sein Gegenüber etwas zögerlich, erlangte aber schnell seine übliche Haltung zurück, „wollte mich nur bei dir entschuldigen. Der Angriff vorhin war unfair gewesen - es tut mir leid.”
    „Och das”, entgegnete Breaker gelassen und wippte abwinkend mit seinem platten Schweif auf und ab, als er sich in Bewegung setzte. „Sag das nächste Mal einfach bescheid, wenn du einen Kampf willst, ich sag dazu bestimmt nicht Nein.”
    „In Ordnung”, konnte das Wellenspiel-Pokémon gerade noch erwidern, ehe der Biber begann schnell zu seiner Gruppe aufzuschließen.
    „Ich glaub es ja nicht!”, schoss es Myrrh durch den Kopf während sie die Szene zusammen mit Yune interessiert beobachtet hatte. „Nicht, dass ich gedacht hätte, Riolu wäre nicht in der Lage sich zu entschuldigen, aber ich hatte angenommen, dass er sich schon aus Prinzip nicht dazu herablässt das bei Breaker zu tun. Aber damit wäre das zumindest aus der Welt geschafft.”


  • [font=palatino]Kapitel IX: Unternehmungen
    Teil II/III


    Als sich der Schakal zu seinen Gruppenmitgliedern umdrehte, warf ihm die Puppe einen anerkennenden Blick zu. Das Evoli-Mädchen lächelte nur, froh darüber, dass die Sache nun geklärt war. Die Aufmerksamkeit schien ihm jedoch unangenehm und so fragte Yune zur Ablenkung Myrrh: „Werden wir durch dasselbe Gebiet gehen, wie bereits mit den Sengo?”
    „Nicht ganz”, erwiderte die Puppe, während sie zum Ausgang der Lichtung schwebte. „Zuerst gehen wir Richtung Höhle und danach folgen wir dem Rand des Gebirges, bis wir vor uns das Grasland der Route sehen. Von dort aus halten wir uns dann weiterhin westlich und befragen in der Umgebung, die an das Gebirge anschließt, die Bewohner.”
    Als die beiden jungen Pokémon sie schließlich eingeholt hatten, gingen sie gemeinsam den von Myrrh beschriebenen Weg.
    In der Zwischenzeit entwickelte sich ein lockeres Gespräch zwischen der Puppe und dem Evoli-Mädchen, da erstere sehr interessiert daran war, wie die Kampfausbildung von Yune ablief - immerhin hatten beide bei einem Trainer das Kämpfen gelernt. Riolu hielt sich während des Gesprächs im Hintergrund, zu dem er ohnehin nichts hätte beisteuern können. Außerdem hatte er genug damit zu tun, seine eigene Handlung zu begreifen, da er weiterhin nicht nachvollziehen konnte, wie er sich nur derartig geirrt haben konnte. War seine Beobachtung so falsch gewesen? Zwar musste er nach einiger Zeit des Überlegens eingestehen, dass Breakers Körpersprache nicht darauf hingedeutet hatte, dass er weiter angreifen wollte, aber das erklärte leider nicht, warum Riolu so fest davon überzeugt war, dass dieser es tun würde. Doch bei der Suche nach dieser Antwort wurde er stetig von der Fröhlichkeit abgelenkt, die ihn von Yune erreichte und so gab er es schließlich auf. Bis sie ihr Ziel erreicht hatten, folgte er dem Gespräch der beiden Trainerpokémon die in Erinnerungen schwelgten.
    Das Blätterdach über ihnen lichtete sich so wie sie dem Rand des Waldes näher kamen und die Sonne schien ungehindert von ihrem Zenit auf das Land herab. Keine Wolke schwebte über den azurblauen Himmel, der sich über ihnen erstreckte und dessen intensive Farbe, die zum Horizont hin etwas ausgewaschen wirkte, Yune zum Staunen brachte. Als die Schatten der Bäume schließlich hinter ihnen lagen, waren sie dem Sonnenschein ungeschützt ausgeliefert und spürten innerhalb weniger Herzschläge wie heiß dieser Tag eigentlich war. Sie gingen noch ein Stück über die Grasebene, bevor sich vor ihnen bereits steiniges Felsland ausbreitete und den Ausläufer des ersten Berges darstellte. Das zuvor noch weiche, ausgiebig wachsende Gras wurde zunehmend lichter und struppiger, bis es schließlich hartem, ausgetrocknetem Boden wich.
    Myrrh blieb stehen und verschaffte sich einen Überblick über das Gebiet, welches vor ihnen lag und in dem sie Informationen sammeln sollten. Der Ausläufer eines Berges ragte in die Route zwischen Schleiede und dem Kühnheitssee hinein und schien nicht allzu sehr von Pokémon bewohnt zu sein, da es recht ungeschützt war. Doch als sie näher hinsah, entdeckte sie eine Höhle im Gestein und beinahe versteckt einen Zugang, der wohl zu einem Tal zwischen den Bergen führte.
    „Na, das sieht nach einem recht anspruchsvollen Stück Arbeit aus”, bemerkte die Puppe, bevor sie sich zu ihren beiden Begleitern umdrehte. „Ich schlage vor, wir sehen uns zuerst die Höhle dort an und versuchen dann in dem Tal ein paar weitere Bewohner dieser Gegend zu entdecken. In der Höhle müssen wir besonders vorsichtig sein, denn es könnte sein, dass einige Pokémon diese für ihre Mittagsruhe verwenden. Und es ist schwer abzusehen inwieweit die Bewohner Fremden gegenüber freundlich gesinnt sind - manch einer kann ziemlich gereizt wirken, wenn man einfach so in sein Revier spaziert. Falls euch also jemand unfreundlich gegenübertritt dann verschwindet besser, ja? Wir werden uns nämlich vielleicht aufteilen müssen.” Myrrh blickte kurz hinauf zum Himmel und schätzte die Zeit die ihnen noch blieb ein - immerhin war es bereits leicht nach Mittag.
    „Es sollte eigentlich noch eine ganze Weile hell sein, aber über die Berge kommen manchmal unerwartet Wolken und das Wetter kann sich schnell ändern.” Mit einem breiten Grinsen und einem entschlossenen Funkeln in den rosenquarzfarbenen Augen blickte sie die beiden Pokémon vor sich an. „Na, seid ihr bereit?”
    Riolu hatte der Puppe nur mit einem Ohr zugehört, er hatte bereits selbstständig versucht festzustellen, welche und wie viele Pokémon sich in ihrer Umgebung aufhielten. Er nahm schwach einige Gefühlswellen wahr, die noch zu weit von ihm entfernt waren, als dass er sie einem bestimmten Pokémon zuordnen konnte. Yune blickte zu Riolu auf, der derartig in Gedanken versunken schien, dass er wohl nicht auf Myrrh eingehen würde, sodass sie stattdessen für sie beide sprach: „Ja, bereit. Wir werden vorsichtig sein.”
    Mit einem zustimmenden Nicken der Puppe hielten sie auf die Höhle zu, die sich im Gestein öffnete. Der Eingang war für Yune ebenso imposant, wie der zur Höhle in der Micaiah und die anderen wohnten und sie fragte sich, wie viele Pokémon dort wohl lebten.
    Die Finsternis des Berges verschluckte sie am helllichten Tag und das Evoli-Mädchen blinzelte einige Male, bis sich ihre Augen an die plötzliche Dunkelheit gewöhnt hatten. Riolu hatte sich gar nicht erst auf seinen Sehsinn verlassen, sondern orientierte sich anhand der Gefühlswellen und suchte nach anderen außer denen seiner Begleiter. Für Myrrh war die vorherrschende Dunkelheit kein Unterschied zur Helligkeit draußen und sie stieß verblüfft aus: „Wow! Das sieht ja eher nach einem Tunnel als nach einer Höhle aus.”
    Die Stimme der Puppe hallte etwas und Yune erkannte Myrrh vom hereinfallenden Licht des Eingangs. Hinter dieser erstreckte sich allerdings undurchdringliche Schwärze.
    „Wohin führt dieser Tunnel?”, fragte das Evoli-Mädchen und blickte rechts und links die steinernen Wände an, deren Furchen im Gestein lange Schatten warfen.
    „Eine sehr gute Frage”, gab der Geist zu. „So wie es aussieht macht er keine Biegung und auf der anderen Seite der Gebirgskette liegt Trostu. Immerhin sind Lucky und Nicki über die Berge hierher gekommen und sie waren ja beide in Trostu.”
    Eine Weile schwebte die Puppe unschlüssig auf der Stelle und überlegte, ob es ihnen helfen würde dem Tunnel zu folgen und vielleicht weiter im Berg Pokémon zu finden. Aber welchen Sinn hatte das? Es schien ihr unwahrscheinlich, dass Refia überhaupt hier war, deshalb konnte sie auch niemand an diesem Ort gesehen haben.
    „Hm …”, entkam es ihr und sie schwebte etwas tiefer hinein. Yune wusste nicht genau, was sie tun sollte und wollte deshalb Myrrh folgen, als sie einen seltsamen Geruch bemerkte. Sie blieb stehen und schnüffelte erneut. Der Duft war schwach und er kam ihr wenig intensiv, eher schal vor aber sie kannte ihn. Er wirkte so vertraut. Mit gesenktem Kopf versuchte sie festzustellen woher der Geruch kam und ging einige Schritte rechts auf die Tunnelwand in der Nähe des Eingangs zu. Riolu hatte ihre Verwunderung gespürt und schlug die Augen auf. Interessiert beobachtete er, wie sie stehen blieb und die Luft prüfte. Er selbst hatte ebenfalls einen abgestandenen Geruch wahrgenommen, sogar mehrere. Zwei Düfte schienen zu Pokémon zu gehören, da war er sich sicher, obwohl sie bereits alt waren. Doch den dritten Geruch konnte er nicht zuordnen, obwohl er ihm nicht ganz fremd war. Und während er Yune beobachtete, fiel ihm auf, woher er ihn kannte, wenn auch nicht ganz so intensiv.
    „Ob so vielleicht … ein Mensch riecht?”
    Das Evoli-Mädchen sog immer wieder die Luft an der Stelle ein - wo der Geruch am deutlichsten war - und versuchte festzustellen, warum ihr dieser Duft so vertraut war, bis es ihr plötzlich einfiel.
    „Mama …”, meinte sie halblaut und senkte den Kopf zu dem mit kleinen Steinen übersäten Boden.
    „Hast du was gesagt, Yune?”, fragte Myrrh, die ihre Stimme gehört hatte und wieder zu den beiden schwebte. Ruckartig hob sie den Kopf und sah die Puppe mit freudigen Augen an.
    „Sie waren hier! Sie waren hier, ich kann Mama riechen, genau hier. Hier hat sie gelegen. Genau hier, Myrrh!”, sprudelte es aus ihr heraus und sie konnte kaum glauben, dass sie tatsächlich eine Spur gefunden hatte. Dass sie tatsächlich hier war, wo auch ihre Familie noch vor einiger Zeit gewesen sein musste. Einen Moment lang konnte der Geist nicht antworten - sie war überrascht, dass Yune den Geruch wahrgenommen hatte. Doch sie fasste sich schnell wieder und erwiderte: „Das ist großartig! Die erste Spur überhaupt. Meinst du, du kannst sagen, wie lang es her ist, dass sie hier waren?”
    „Einen Tag”, antwortete Riolu stattdessen und die Augen seiner Begleiter richteten sich ruckartig auf ihn.
    „Sicher?”, fragte Myrrh ernst nach, da sie nicht verstehen konnte, warum er das so genau sagen konnte.
    „Ja. Ich hab die Gerüche auch wahrgenommen, aber ich konnte sie nicht zuordnen. Dafür bin ich mir sicher, dass sie einen Tag alt sind. Sie müssen sich während des Gewitters hierher geflüchtet haben und waren auch die Nacht über hier, aber am Morgen sind sie weitergezogen”, erklärte das Wellenspiel-Pokémon ruhig und drehte den Kopf zu Yune, die ihn überrascht ansah.



    Undurchdringliche Dunkelheit umgab ihn, als er die kleine Nebenhöhle betrat. Seine Krallen klackten auf dem steinernen Boden und kündigten seinem Herrn seine Anwesenheit an, ehe er diesen selbst wahrnehmen konnte. Doch Naesala wusste, dass sein Meister ihn ohnehin schon anhand seines weißen Brustgefieders sehen konnte, selbst in absoluter Finsternis, denn er benötigte kein Licht für seine Sicht, im Gegensatz zum schwarzen Vogel. Er wusste anhand des Echos seiner eigenen Schritte, wann er den richtigen Platz eingenommen hatte und breitete ehrfürchtig seine Schwingen aus, bevor er sich tief verbeugte. Mit geschlossenen Augen und den Schnabel fast am Boden, wartete er darauf, dass sein Herr sich ihm zeigte. Die Stille war tief und drückend, einzig sein erhöhter Herzschlag dröhnte in seinen Ohren. Einige lange Momente geschah nichts, bis schließlich eine unbekannte Kälte unerwartet in die Glieder Naesalas kroch und als er seinen Kopf hob, erkannte er die beiden schwebenden roten Augen, die auf ihn herabblickten.
    „Mein Gebieter, Darahan und Drake sind von ihrer Mission erfolgreich zurückgekehrt”, berichtete er mit zufriedener, ehrerbietender Stimme. „Wir haben wie angeordnet eine der unteren Höhlen für den vorläufigen Verbleib unseres Neuzugangs ausgewählt.”
    „Sehr gut”, kam es aus einem plötzlich erschienenen grinsenden Mund, der geradlinige, weiße Zähne enthüllte und Naesala erhob sich. „Ich kann beim besten Willen kein Risiko in dieser Sache eingehen und ich will, dass niemand zu ihm geht, außer Ajuga. Wir müssen erst noch feststellen inwieweit sich dieses Feuer bändigen lässt. Richte jedenfalls beiden meinen Dank aus.”
    „Jawohl, Herr”, erwiderte die Krähe zu den beiden Augen aufblickend und versuchte sich seine Erleichterung nicht allzu stark anmerken zu lassen. Selbst er musste sich vor dem unberechenbaren Gemüt des dunklen Meisters fürchten und das, obwohl er es so weit gebracht hatte. Naesala stand sehr hoch in der Gunst seines Lords und doch war ein anderer Geflügelter dessen rechte Hand.
    „Sag mir”, begann die dunkle Stimme sich erneut zu erheben und in der Höhle zu hallen. „Was fandest du auf deinem Erkundungsflug? Irgendetwas interessantes?”
    „Mein Meister, auf der anderen Seite der Bergkette wurde ich Zeuge eines Kampfes”, erwiderte die Krähe stolz.
    „Ein Kampf?”, wiederholte die Stimme mit ungeheucheltem Interesse.
    „Ja, Herr. Eine Gruppe von Pokémon sah einem Kampf zu. Die meisten Zuschauer waren schwach, die üblichen unentwickelten Pokémon dieser Lande. Haspiror, Staralili, Mobai, Kikugi, Pachirisu, Bidiza. Sehr uninteressant. Doch darunter befanden sich auch ein Gallopa, ein Banette und ein Riolu, Herr.”
    „Wirklich? Ein Riolu also auch …” Für eine Weile verschwand der Mund und in die roten Augen trat ein nachdenklicher Ausdruck. Doch dieser erlosch einen Moment später bereits und stattdessen erschien ein noch breiteres Grinsen. „Aber sag mir, wer hat denn nun gekämpft, Naesala?”
    „Erstaunlicherweise waren die Kämpfer ein Bidifas und … ein Evoli, Lord.”
    „Welch merkwürdige Gruppenzusammensetzung, findest du nicht auch?”
    „Ja, Meister, ich wunderte mich sehr darüber. Aber sie waren nur eine bunt zusammengewürfelte Gruppe an Schwächlingen, bis natürlich auf das Gallopa und das Banette - die sahen doch sehr vielversprechend aus”, erwiderte Naesala und öffnete den Schnabel zu einem Vorschlag, doch ehe er noch etwas hinzufügen konnte, hatte der Meister bereits entschieden.
    „Das Evoli.”
    „Wie bitte?”
    „Bist du taub? Das Evoli interessiert mich, der Rest ist nicht von Bedeutung.”
    „Aber Meister, was wollt ihr bitte mit einem schwachen, nichtsnützigen Evoli anfangen?”, wagte die Krähe Bedenken anzumelden und bemerkte zu spät, dass sie ihre Gedanken laut ausgesprochen hatte. Naesala begann vor Kälte zu schlottern, als sich lautlos und schnell die Augen auf ihn zubewegten und kurz vor seinem Schnabel stoppten. Sie waren zu Schlitzen verengt und durchbohrten mit ihrem Blick ihr Gegenüber, bis das Kramshef den Kopf von selbst etwas entfernte, während er bereits am ganzen Leib zitterte. Eine unsichtbare Hand ließ den geschliffenen Finsterstein schweben, den die Krähe um den Hals trug. Er musste sich zusammen nehmen nicht zurückzuweichen.
    „Du weißt, ich kann es ganz und gar nicht ausstehen, wenn man mir widerspricht, Naesala. Du trägst diesen Stein nicht ohne Grund und ich kenne diesen nicht. Sag mir, was liegt dir daran?”, fragte sein Meister bohrend, während sich sein breit grinsender Mund nicht bewegte.
    „Er … ist ein Zeichen meiner Treue zu eu-euch, mein Lord. Se-eht ihr das eingeritzte A?”, brachte der schwarze Vogel mit Mühe heraus.
    „Oh ja, ich kann es sehen. Eine sehr schöne Arbeit. Nun, ich werde über dein Betragen hinwegsehen - dieses eine Mal noch. Ich sage es also nur noch ein einziges Mal: ich will dieses Evoli. Also such dir deine Begleiter für die Jagd aus und warte auf mein Zeichen - ich möchte mich noch kurz mit Ajuga vorher beraten.”
    „Ja wohl, mein Herr. Wird sofort erledigt”, erwiderte Naesala knapp, während sich sein Herzschlag immer mehr erhöhte.
    „Gut. Du bist entlassen”, meinte die Stimme und mit einem Mal berührte der Finsterstein wieder das weiße Brustgefieder seines Besitzers und die Kälte hatte abgenommen. Die schwarzen Augen und der breit grinsende Mund waren in der undurchdringlichen Finsternis verschwunden. Noch einmal verneigte sich das Kramshef in der Dunkelheit, bevor er sich umdrehte und mit schnellen Schritten die Höhle verließ.



    „Das bedeutet also, es macht wenig Sinn hier im Tunnel nach Bewohnern zu suchen, die sie gesehen haben, denn wir wissen ja, dass sie hier waren. Viel wichtiger ist herauszufinden, wohin sie danach gegangen sind. Also müssen wir wieder raus und draußen sehen, ob wir jemanden finden, der uns weiterhelfen kann. Es würde schon viel helfen, wenn wir wüssten, ob sie nach Norden oder Süden - nach Schleiede oder in Richtung Weideburg gegangen sind”, meinte Myrrh nachdenklich. „Sehr gute Arbeit ihr zwei, schauen wir mal, wen wir draußen so finden.” Die beiden Pokémon nickten und die Puppe schwebte voraus in Richtung Ausgang. Riolu wollte ihr gerade folgen, als er bemerkte, dass Yune sich nicht bewegte. Stattdessen blickte sie in Gedanken versunken auf den Höhlenboden, als hätte sie Mühe sich davon zu lösen. Er rang eine Weile mit sich, ob er sie ansprechen sollte oder nicht; blickte noch einmal zu Myrrh, die gerade im Schein der hereinfallenden Sonne stand und nachdenklich aussah. Schließlich entschied er sich dazu Yune anzusprechen - sonst verloren sie zu viel Zeit.
    „Alles in Ordnung mit dir?”, fragte er vorsichtig als er einige Schritte auf sie zukam.
    „Ja, es geht schon”, antwortete sie und hob langsam den Kopf. „Es ist nur so merkwürdig. Hätten sie gewartet und wären hier geblieben, dann hätten wir sie getroffen.”
    „Aber wir sind trotzdem ganz nah an ihnen dran und es hat sie bestimmt jemand gesehen”, versuchte er sie aufzuheitern und zwang sich dazu, sich zu entspannen und ruhiger zu werden. Sie durfte auf keinen Fall seine Anspannung merken und noch weniger sollte sie irgendwie Zweifel an seinen Worten hegen. Denn das was er sagte, entsprach nicht dem was er dachte.
    „Ja, du hast Recht”, erwiderte Yune und lächelte ihn an. „Danke.” Sie blickte noch einmal kurz zu Boden, bevor sie sich davon löste und an Riolu vorbei auf Myrrh zuging, deren rosenquarzfarbene Augen im Sonnenlicht leuchteten, als sie den Kopf zu den beiden Pokémon drehte. Das Wellenspiel-Pokémon folgte und atmete tief ein und aus.
    Als die drei sich draußen trafen, entschied die graue Puppe einem schmalen Weg zu folgen, der sich zwischen zwei der Berge öffnete und in eine breite Schlucht führte - den Zugang hatte sie bereits bei der Ankunft des Gebietes gesehen. Der Boden war trocken und hatte sich in der Sommersonne aufgewärmt und das wenige Gras, welches an einigen Stellen wuchs, war ganz hart. Sie erkannten mehrere Höhleneingänge, aber ihre Zuversicht sank bei der bedrückend vorherrschenden Stille. Eine kurze Brise raschelte im trockenen Gebüsch, sonst war kein Laut zu hören.
    „Wow, hier steppt wirklich das Ursaring”, bemerkte Myrrh ironisch anerkennend, wurde aber von ihren Begleitern nicht verstanden, sodass sich Yune fragte, was die Puppe damit aussagen wollte. Sie konnte nirgendwo ein Ursaring sehen. Und ehe sie nachfragen konnte, meinte der Geist: „Scheint als müssten wir von Höhle zu Höhle gehen. Ich würde sagen, wir fangen rechts an und arbeiten uns vor bis wir wieder hier ankommen.”
    „Klingt gut”, meinte Riolu und auch das Evoli-Mädchen gab nickend ihr Einverständnis.


  • Okay ich hab jetzt deine Geschichte in einem Rutsch durchgelesen ^^
    Sie ist dir wirklich gut gelungen und ich liebe alle ihre Charaktere vorallem Riolu.
    Hoffentlich entwickelt sich zwischen Riolu und Yune noch mehr :)
    Oh und wie ich Cliffhänger hasse grrr.
    Ich will wissen wie es weitergeht ^^
    Ob sie die Eltern und Trainerin von Yune finden und was dann geschieht ob sie bei ihren neuen Freunden bleibt oder mit ihrer Familie geht. (Vielleicht schließt sich Riolu ja auch Ihnen an ^^)


    Zum Kapitel gibt es nicht viel zu bemängeln ein paar Schönheitsfehler, naja mir ist einer aufgefallen.
    "Das Blätterdach über ihnen wurde lichter,..." das hört sich irgendwie komisch an zumindest für mich. Ich würde es so verbessern: " Das Blätterdach über ihnen lichtete sich" Aber wenn ich hier schmarm vertexte korrigier mich ruhig.


    Meine Lieblingsstelle ist die wo sie den Schlafplatz der Eltern finden. Ich fühle genau was Yule in dem Moment fühlt, hier hast du also nichts falsch gemacht.


    Abschließend würde ich mich auch uber eine Benachrichtigung per PN wenn du ein neues Kapitel geschrieben hast freuen.
    LG Kimikan

    Freundescode: 2122-7667-6920
    Safari: Eis
    Pokemon: Shnebedeck, Arktip, Jugong
    Beim hinzufügen bitte PN an mich :) . Mein Nebenfreundescode steht auf meinem Profil es ist eine Käfersafari.

  • [tabmenu][tab=Zu später Stunde eine Meldung]
    Bald kommt Teil 3 — genauer gesagt, morgen im Laufe des Tages. (:
    Aber an der Stelle möchte ich auch sagen, dass ich nicht versprechen kann, ob in diesem Jahr noch ein neues Kapitel hier erscheinen wird. Geschrieben ist das nachfolgende Kapitel schon, aber noch nicht betagelesen und wann es dazu kommt, lässt sich bei Rais vollem Terminkalender schwer sagen. Außerdem werde ich versuchen am übernächsten Kapitel zu arbeiten, damit das 2015 alles etwas flüssiger und regelmäßiger hier läuft mit den neuen Kapiteln. Die Story soll nämlich da einen großen Schritt nach vorne machen und ich hab lieber schon etwas mehr vorgeschrieben, damit keine Lücken entstehen, weil ich nichts fertig habe.


    Aber das ist alles noch Zukunftsmusik und planen geht ja immer leichter als effektiv umsetzen. ^^”


    Aber jetzt erstmal zum Kommi!


    EDIT: Sou und hier ist Teil 3 des Kapitels. (: Und ich präsentiere stolz einen meiner persönlichen Lieblingscharas! Ihr werdet ihn in dem folgenden Kapitel -- wenn es mal betagelesen ist, versteht sich -- noch besser kennen lernen. Ach, ich mag ihn. Und wundert euch nicht über seine Sprache, das gehört so! Fun-Chara ftw!
    Und ich werde mir heute mal kurz die PN-Benachrichtigung sparen und etwas anderes ausprobieren, weil ich das Gefühl hab, dass ich inzwischen mehr Leute benachrichtigen muss, als so eine Konversation überhaupt fassen kann.
    Deshalb hier die Namen:

    @Canberra - @Noxa - @Majiata - @Rajani - @Rumo - @Flying Sea - @Almarican Kain - @Sheogorath - @Chess - @Silvers - @Kimikan


    Viel Spaß beim Lesen. (:
    [tab=Kimikan]Hallo Kimikan. (:
    Ich hab mich sehr über deinen Kommi gefreut, vielen Dank dafür.
    Ich bin ja immer total überrascht, wenn jemand EgA tatsächlich in einem Rutsch durchliest, deshalb hast du dir einen großen Keks dafür verdient! ^_^
    Danke für dein Lob! Mir liegen alle meine Charas sehr am Herzen, aber ich hab Myrrh, Riolu und natürlich Yune besonders lieb gewonnen über die vergangenen Jahre.
    Lass dich überraschen, aber ich sag’s mal so die „Chemie” zwischen den beiden stimmt. ;D
    Ja, Cliffhänger mach ich gerne. Obwohl die sich hier natürlich durch die geteilten Kapitel noch mehr häufen. Aber ich will einfach meine Leser nicht mit 10k Wörter erschlagen, das kann ich nicht verantworten. Durch so eine Textwand sich auf einem Bildschirm zu kämpfen ist nicht so gut, find ich.
    Na, ich will nicht zu viel verraten, aber du hast da schon eine sehr interessante Theorie aufgestellt.


    Danke für den Hinweis, hab ich gleich mal ausgebessert! Deine Formulierung klingt wirklich flüssiger, sag ruhig öfter, wenn dir so etwas auffällt, ich mag solche Verbesserungen.


    Die Stelle gefällt dir? Ui, das freut mich sehr, weil die ist nämlich ganz neu. Die gab es in der alten Version von EgA noch nicht und die Idee dazu kam mir auch erst während des Schreibens und da freut’s mich natürlich, wenn das so gut geworden ist, wie ich mir das vorgestellt habe.


    Aber sicher, du kommst gleich auf die Liste! Vielen Dank für deinen Kommi noch mal. ^_^[/tabmenu]

  • [font=palatino]Kapitel IX: Unternehmungen
    Teil III/III


    Somit hielten die drei auf den ersten Höhleneingang zu, doch zu ihrer Verwunderung war diese unbewohnt. Myrrh konnte sich nicht erklären, wie hier eine ungenutzte Unterkunft sein konnte, aber tatsächlich konnten Riolu und Yune keinerlei Geruch wahrnehmen der irgendwelche Besitzer anzeigen würde. Verwirrt darüber, gingen sie zur nächsten Höhle, in der sich jedoch ebenfalls seit längerer Zeit niemand mehr aufgehalten hatte.
    „Das gibt’s doch nicht! Wie können diese Höhlen denn unbewohnt sein?”, wunderte sich die Puppe laut, doch weder Riolu noch Yune hatten eine Antwort darauf. Während sie weitergingen, fiel es Myrrh jedoch wie Schuppen von den Augen: was sie als geschützten Kessel zwischen den Bergen gesehen hatte, war in Wahrheit eine Sackgasse. Es gab nur einen Weg hinein und hinaus und falls dieser versperrt oder nicht zugänglich war, saß man in der Falle. Zudem war der Weg sehr schmal - obwohl er so gut versteckt war.
    „Ich versteh das nicht”, begann das Evoli-Mädchen schließlich. „Warum lebt hier niemand? Es ist doch so geschützt?”
    „Das hab ich auch zuerst gedacht”, erwiderte Myrrh. „Aber denkt mal nach. Es gibt nur einen Weg hinein und hinaus. Die Höhlen beweisen, dass hier mal Pokémon gewohnt haben, aber ich glaube fast, dass das vor sehr langer Zeit war, als es noch nicht so viele Trainer gab. Zwar ist der Eingang gut versteckt, aber viele Trainer sind auf ihrer Suche nach Pokémon, die man fangen kann, sehr gründlich. Was immer hier passiert ist, die Bewohner der Gegend wissen es und sind seitdem nicht mehr hier gewesen.”
    „Und was machen wir jetzt?”, fragte Yune, als sie wieder beim Eingang des Tals angekommen waren.
    „Wir nehmen einfach die nächste Schlucht. Es gibt noch eine etwas weiter südlich von hier. Die letzte bevor das Gebirge aufhört und der Wald sich bis zum Kühnheitssee erstreckt. Allerdings frage ich mich …”, brach die Puppe ab, schüttelte dann aber den Kopf und fuhr fort, „Gut, also dann mir nach.”
    Sie ließen die unbewohnte Schlucht hinter sich und liefen weiter südlich über den harten, sandigen Boden in der Nähe der Bergkette. Myrrh hatte das Tempo etwas angehoben, da sie durch das nutzlose Erkunden Zeit verloren hatten, die ihnen vielleicht später fehlen würde. Die Sonne war weitergezogen und es war schon Nachmittag. Riolu und Yune hatten ihre Mühe mit dem schwebenden Geist mitzuhalten, da ihnen beiden bereits die Pfoten weh taten. Das Evoli-Mädchen versuchte nicht an eine Pause zu denken, obwohl sie sich eine wünschte. Stattdessen versuchte sie zu erraten, was Myrrh vorhin sagen wollte, bevor sie abbrach. Was fragte sich die Puppe wohl? Sie waren beinahe bei der nächsten Schlucht angekommen, als Yune schließlich ein beunruhigender Gedanke kam.
    „Die Pokémon hier sind sehr weit entfernt von dem Tunnel, in dem Refia und meine Eltern waren. Vielleicht haben sie sie dann gar nicht gesehen?”
    Dieser Gedanke beunruhigte sie etwas, bis ihr einfiel, dass es möglich war, dass sie in Richtung Süden gegangen waren. Und dann wären sie ja dort vorbeigekommen und sicherlich den dort lebenden Pokémon aufgefallen.


    Die Schlucht die sich nun vor ihnen zwischen den Bergen öffnete war weniger breit als die zuvor. Im Gegenteil, sie wand sich hindurch wie ein Arbok und machte einige Biegungen, sodass man vom Eingang nicht weit hineinsehen konnte. Der unebene Boden war ausgetrocknet und hart — das an vereinzelten Stellen wachsende Gras machte einen vertrockneten Eindruck. Nur wenig Gestrüpp wuchs an den felsigen Wänden und die zarten Gebirgsblumen die dazwischen einen Platz gefunden hatten wirkten wie ungeschickte Farbflecke auf dem ewig grauen Gestein. Sie folgten dem Verlauf der Schlucht in der sich die Hitze der Sonne gestaut hatte.
    „Riolu, kannst du nach vorne kommen?”, wollte Myrrh unvermittelt von ihm wissen. Er war verwirrt, begab sich jedoch bereitwillig zu der Puppe, sodass Yune hinter den beiden lief. Sie betrachtete die Umgebung voller Interesse und bekam das Gespräch vor ihr gar nicht mit.
    „Kannst du mir bescheid geben, wenn du andere Pokémon spürst?”, fragte der Geist und bekam von ihrem Gegenüber einen entgeisterten Blick. „Hey, hey, jetzt sei nicht so überrascht. Ich bin nicht auf den Kopf gefallen musst du wissen, ich weiß von deiner Fähigkeit, immerhin hab ich Micaiah davon erzählt.”
    „Du …? Wer weiß das sonst noch?”, erwiderte Riolu halb knurrend. Wenn die ganze Gruppe davon wusste, konnte er nicht sagen, was er noch denken sollte. Wem er noch trauen sollte. Wie er sich verhalten sollte. Myrrh bemerkte die Verunsicherung, die sich bei dem Schakal aufstaute und erwiderte deshalb beruhigend: „Niemand - nur Micaiah und ich, keine Sorge. Denkst du ernsthaft wir hätten das einfach so ausgeplaudert?”
    Die Offenheit in den Augen der Puppe unterstrich die Ehrlichkeit ihrer Worte und Riolu schämte sich dafür, dass er daran gezweifelt hatte. Er wandte den Blick ab und gab leise zu: „Nein. Aber ich hatte Angst es wäre so.”
    „Hey”, meinte Myrrh ruhig und schwebte etwas näher zu ihm. „Deine Fähigkeit ist nichts schlechtes. Du musst dich dafür nicht schämen und sie als Last sehen.”
    „Und als was soll ich sie sonst sehen? Sie ist gefährlich”, entgegnete er bitter. „Und das macht mich gefährlich.”
    „Wegen dieser einen Sache von früher denkst du das? Komm schon, du warst grade erst geschlüpft, du bist doch nicht dafür verantwortlich.”
    „Doch natürlich! Wenn ich … sie früher gewarnt hätte oder keine Angst gehabt hätte, dann …”
    „Dann meinst du, wäre nichts passiert? Und das macht dich gefährlich?”
    „Ja, sicher.”
    „Hör mal”, meinte Myrrh ruhig, aber bestimmt, „du bist nur so gefährlich, wie du sein willst. Ich kann nachvollziehen, dass deine Fähigkeit … anders ist, aber das macht dich aus. Und ich weiß, dass du dich mit den anderen aus der Gruppe nicht so gut verstehst, weil du lieber für dich bist. Aber erstens kann man nicht alles im Leben nur mit sich selbst ausmachen und zweitens glaube ich, dass du bereits einen Freund gefunden hast.”
    Riolu blickte verwundert auf. „Wen denn?”
    Die Puppe blickte über ihre Schulter zurück und er folgte ihrem Blick. Dort lief Yune mit schon etwas schweren Pfoten und betrachtete die Felswand zu ihrer rechten.
    „Meinst du?”, fragte der Schakal vorsichtig. „Meinst du, sie möchte wirklich mit mir befreundet sein? Weil … ich mag sie, aber … ich weiß nicht, ob sie mich mag.”
    Myrrh blinzelte ihm aufmunternd zu. „Soweit ich das beurteilen kann, hat sie dich gern. Aber vielleicht erzählst du ihr einfach etwas mehr von dir. Ich könnte mir vorstellen, dass Yune dadurch etwas verunsichert ist.”
    „Ja, ich glaube das sollte ich wirklich”, erwiderte Riolu nachdenklich.
    „Sei einfach du selbst”, meinte die Puppe und strich ihm über den Rücken. „Also, gibst du mir bescheid, wenn du andere Pokémon spürst?”
    „Natürlich”, war seine entschlossene Antwort und bekam ein dankbares, breites Grinsen von ihr.
    Die beiden gingen nebeneinander weiter und während Myrrh mit ihren Augen die Gegend absuchte, war Riolu darauf konzentriert mögliche Gefühlswellen anderer wahrzunehmen. Damit ihm das am besten gelang, schottete er sich vollkommen von allen anderen Wellen ab.
    Yune trottete gedankenverloren hinter den beiden her. Ihr war in den Sinn gekommen, dass sie von allen die Geschichte kannte, wie sie zu Micaiah gekommen waren und wie sie einander getroffen hatten, nur von dem Schakal wusste sie nichts. Und sein bevorzugtes Verhalten ihr gegenüber war ihr auch rätselhaft. Warum mied er die Gesellschaft der anderen jungen Pokémon, die er doch sicherlich länger kannte und schenkte gerade ihr nach so kurzer Zeit schon so viel Aufmerksamkeit? Natürlich mochte sie ihn und freute sich darüber, aber trotzdem verwirrte es sie auch.
    Sie war so sehr mit dem Grübeln beschäftigt, dass sie eine Bodenunebenheit übersah und mit der Pfote daran hängen blieb. Stöhnend landete sie mit der Brust unsanft auf dem harten Boden und rang für einen Herzschlag nach Luft.
    „Aua”, entkam es ihr leise.
    Langsam rappelte sie sich auf und merkte, wie ihr die Muskeln vom langen Laufen weh taten. Sie drehte sich um, um zu sehen, worüber sie da gestolpert war und erkannte eine steinige Erhebung im Boden. War sie tatsächlich über diesen großen Brocken gestolpert?
    „Hey, konnsd ned aufpassn wo du hie latscht?”, meldete sich eine verärgerte Stimme zu Wort. Verwirrt blickte Yune sich um, aber sie konnte niemanden entdecken, obwohl der Redner ganz in ihrer Nähe sein musste.
    „Es hat doch nicht der Stein geredet, oder?”
    Erschrocken wich sie zurück und starrte auf den Brocken vor sich, der plötzlich begann sich von selbst zu bewegen. Er fing an zu wackeln und plötzlich kamen zwei steinerne Arme aus dem Boden hervor. Sie stützten sich ab und stemmten den Brocken nach oben, bis dieser vor Yune schwebte und mit verstimmt wirkenden Augen auf sie herabblickte. Starr vor Angst beobachtete das Evoli-Mädchen den kleinen Felsen vor sich und wagte kaum zu atmen.
    „Wos is? Hot’s da’d Sproch verschlagn, ha? Na, des is ja aa ka Wunder, bei so am feschen Kleinstein, wie i oans bin, ha?” Schnell hintereinander nahm ihr steinernes Gegenüber einige Posen ein, die wohl seine Stärke und Schönheit unterstreichen sollten. Trotzdem war es eher von der gewöhnlichen und unscheinbaren Sorte, wenn auch mit einem ausgesprochen gut ausgeprägten Ego.
    „Du … bist ein Kleinstein?”, fragte Yune und holte einmal tief Luft. Sie wusste von diesen Pokémon, hatte jedoch noch keines vor sich gehabt.
    „Na sischa”, erwiderte ihr Gegenüber selbstsicher. „Wos soll i denn sonst sein, ha?”
    Sie wusste darauf keine Antwort und ihr fiel auf, dass auch sonst niemand reagiert hatte. Verwirrt fragte sie sich, warum Myrrh und Riolu noch nichts gesagt hatten und drehte sich zu den beiden um. Doch sie waren nicht mehr da!
    „Oh nein”, entkam es ihr erschrocken und lief ohne ein weiteres Wort zu dem Kleinstein in die Richtung, in der sie die beiden vermutete. „Ich darf sie hier nicht verloren haben.”
    „Ha? Wadn nu los? Hab ick wat falsches jesacht?”, fragte sich das Gestein-Pokémon verdutzt, war aber zu perplex, um dem unbekannten Evoli zu folgen.
    Mit klopfendem Herzen folgte Yune rennend dem Verlauf der Schlucht und hoffte darauf, die beiden bald vor sich zu entdecken. Nach der überraschenden Begegnung mit dem Kleinstein war sie zu verunsichert, um nach ihnen zu rufen.



    „Hey! Pia! Vesuvio! Kommt raus, es ist Zeit für’s Abendessen!”, rief das Elevoltek in den Wald. „Pia! Vesuvio! Nun kommt schon!” Er verstärkte seine Stimme indem er seine Hände wie einen Trichter vor den Mund hielt, aber es folgte keine Reaktion zwischen den Bäumen auf seine Rufe. Die beiden dünnen, langen Schweife des Donnerkeil-Pokémon zuckten nervös hin und her. Sein gelbes Fell war von einigen schwarzen Streifen durchzogen und seine krallenbewehrten Füße hinterließen deutliche Abdrücke im weichen Boden.
    „Wo können sie nur sein? Sie werden doch wohl hoffentlich nicht ins Moor gegangen sein …”, grübelte er, als er auf dem Boden mit wachsamen roten Augen nach Spuren suchte. Vorsichtig bog er einige Zweige von Sträuchern zur Seite, obwohl in seinen starken Armen genug Kraft gewesen wäre, diese abzubrechen oder vollständig auszureißen. Seufzend blieb er schließlich stehen und fingerte an dem schwarzen Expertengurt herum, den er um seinen rechten Oberarm gebunden hatte.
    „Ich werd doch wohl nicht zurück laufen müssen und Lyn um Hilfe bitten? Das kann’s jetzt echt nicht sein, wo sind sie bloß?”, brummte er verärgert und überlegte fieberhaft, wo die beiden Ausreißer nur stecken könnten.
    „Thunder?”, hörte er plötzlich eine bekannte Stimme hinter sich seinen Namen sagen und drehte sich zu dieser um. Zwischen den Baumstämmen trat eine Füchsin hervor, deren goldgelbes Fell selbst im Halbdunkel unter den Baumkronen seidig glänzte. Neun Schweife wehten hinter ihr her, deren Spitzen orangefarben gefärbt waren. In ihren hellen roten Augen lag ein besorgter Ausdruck.
    „Sind sie noch nicht aufgetaucht?”, wollte die Fähe wissen, als sie schließlich an seiner Seite stand.
    „Nein, Nona und das wundert mich wirklich. Ich meine, sie haben doch immer so einen Appetit, Vesuvio quengelt schon einige Zeit vorher und du kennst doch Pia, die unterstützt ihn doch darin ständig. Vor allem gingen sie heute sogar ohne Frühstück aus dem Haus!”
    „Das ist wirklich ungewöhnlich. Haben sie denn gesagt, wohin sie wollten?”, hakte Nona verwundert nach und setzte sich auf die von Moos übersäte Erde. Es war wirklich noch nie vorgekommen, dass die beiden jungen Pokémon ohne vorher etwas zu Essen nach draußen gegangen waren.
    „Ach, irgendwas von wegen einer Schatzsuche - du kennst doch Vesuvio”, erwiderte Thunder resigniert und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich weiß nicht, was ich machen soll, wenn ich sie nicht finde. Ansonsten könnte ich natürlich Lyn, Kira oder Zaron fragen, ob einer von ihnen suchen will, aber soweit ich weiß, ist Lyn zum Wachdienst eingeteilt und Kira und Zaron sind meines Wissens nach noch auf Rundflug. Bis einer von ihnen Zeit hat, ist es vielleicht schon dunkel.”
    „Pia und Vesuvio werden sicher bald auftauchen”, versuchte Nona ihren Kameraden zu trösten und stupste ihn freundschaftlich mit der Schnauze am Arm. „Bestimmt haben sie dich gehört, aber sie schleichen sich sicherlich an, weil sie dich erschrecken wollen.”
    „Ja, da könntest du Recht haben”, meinte Thunder zuversichtlich und ließ seinen Blick noch einmal durch die Bäume schweifen. Still warteten die beiden und horchten angestrengt auf ein verdächtiges Rascheln in den Sträuchern oder ein Knacken im Unterholz. Doch es herrschte eine bedrückende Ruhe im Wald, nicht einmal eine Böe ließ das Laub über ihnen in der heißen Sonne flüstern. Gerade wollte das Donnerkeil-Pokémon seiner Kameradin vorschlagen, dass sie wohl doch besser umkehren sollten, als er das schwache Klingeln eines Glöckchens vernahm. Zuerst dachte er, er habe es sich eingebildet, aber auch Nona neben ihm drehte ihre Ohren, um den Ausgangspunkt des Geräusches auszumachen. Das zuerst noch zarte Klingeln schwoll an, wurde lauter, hektischer und vom Knacken kleinerer Zweige und dem Rascheln in einem nahen Strauch begleitet. Schließlich erschien im wilden Lauf eine kleine gelbe Elektromaus, die mit keuchendem Atem schluchzend auf Thunder zuhielt und sich an seinem linken Bein festkrallte. Wimmernd und unter Tränen schwer Luft holend vergrub das Pichu sein Gesicht in dem gelben Fell des Donnerkeil-Pokémon.
    „Pia! Hey, Kleine, was ist denn los?”, fragte er vorsichtig und kniete sich mit dem rechten Bein auf den Boden, sodass er der Babymaus über den Kopf streichen konnte. Die dreieckigen Ohren mit dem schwarzen Streifen waren etwas nach hinten gelegt und der kleine, schwarze, platte Schweif zuckte hin und her. Winzige Blitze entkamen den rosafarbenen Wangen, doch Thunder spürte diese schwachen Elektrostöße nicht. Das stetige Schluchzen wurde von dem zarten Klingeln der Sanftglocke untermalt, die Pia im Nacken trug. Unter dem Weinen des kleinen Pokémon klang das sonst fröhliche Bimmeln jedoch seltsam verzerrt und melancholisch. Er wechselte einen besorgten Blick mit Nona, die ebenso verwundert über das völlig verängstigte Pichu war, wie er selbst.
    „Sch … keine Angst, Pia, sch … keiner tut dir etwas, du musst keine Angst haben”, versuchte er die Babymaus zu beruhigen und hob diese hoch, welche den Griff um sein Bein löste, um sich daraufhin in sein Brustfell zu krallen. Es dauerte einige Zeit, bis das Schluchzen leiser wurde und nicht mehr so viele Tränen über das Gesicht Pias strömten. Beruhigend wiegte Thunder sie in den Armen, als sie schließlich den Kopf hob und ihn aus glasigen Augen anschaute.
    „Geht’s dir besser, Pia?”, wollte er wissen und zwang sich zu einem beruhigenden Lächeln, auch wenn ihm nicht danach zumute war. Es war kein gutes Zeichen, dass die Babymaus ohne Vesuvio zu ihnen gekommen war und ein noch schlimmeres Zeichen war die Tatsache, wie verschreckt sie war. Irgendetwas Schlimmes musste passiert sein, denn die beiden waren kaum voneinander zu trennen und niemals hätte Pias Freund sie allein gelassen.
    „Ja”, meinte die kleine Elektromaus mit zitternder Stimme und wischte sich mit der Pfote über die Augen. Nona reckte den Kopf nach oben, bekam aber kaum etwas zu sehen, da das Donnerkeil-Pokémon sie um ein ganzes Stück überragte. Thunder kniete sich daraufhin hin, damit die Fähe ebenfalls etwas sehen konnte.
    „Schau mal, Nona ist auch hier.”
    „Hallo, Nona”, begrüßte die Babymaus das Vulnona mit schwacher Stimme.
    „Hallo, Pia. Was ist denn passiert? Warum musstest du so weinen?”, fragte das Feuer-Pokémon und die neun Schweife wallten nervös auf und ab.
    „Weil ich so Angst hatte, dass sie hinter mir her sind”, begann die kleine Elektromaus zögerlich zu erzählen. „Aber sie wollten gar nichts von mir, dafür …” Pia verstummte, als ihr wieder die Tränen kamen und ihre Stimme versagte.
    „Keine Angst, wir sind hier, keiner kann dir etwas tun”, meinte Nona beruhigend und leckte ihr über den Kopf. „Keiner kann dir was tun. Wer wollte etwas von dir und wo ist Vesuvio?”
    „Sie … sie haben ihn mitgenommen!”, brach es aus der Babymaus heraus. „Sie haben uns erschreckt und dann - und dann wollte Vio mich beschützen und hat ihnen gesagt, sie sollen ver-verschwinden. Aber sie haben ihn nur au-ausgelacht und dann wurde er wütend und - und wollte sie mit seinem Smog verscheuchen. Vio sagte, ich solle mich verstecken und das hab ich gemacht und dann - dann kam so ein Windstoß und er wurde vom Rauch eingehüllt und ich ko-konnte ihn nicht sehen. Dann … dann hab ich ihn kurz schreien hören, a-aber ich traute mich nicht in den Smog und als er verzogen war … hing Vio im Maul von ihm und dann sind sie verschwunden!” Schluchzend vergrub Pia ihr Gesicht wieder in Thunders Fell, welches von den Tränen an der Stelle bereits feucht war. Völlig entgeistert starrten sich Füchsin und Donnerkeil-Pokémon an, deren Befürchtungen durch die Geschichte der Babymaus Gestalt angenommen hatten.
    „Wer hat euch erschreckt und Vesuvio mitgenommen?”, hakte Nona sanft nach, während sich ihr Kamerad sichtbar anspannte.
    „Es … es waren ein großes Bru-Brutalanda und ein Pio-Piondragi”, schniefte Pia und blickte zu Thunder auf, „Ich hab Angst, dass sie Vio weh tun, sie waren so gemein.”
    „Keine Angst, Kleines”, meinte das Donnerkeil-Pokémon schnell. „Wir lassen nicht zu, dass sie ihm weh tun. Jetzt gehen wir erstmal zurück zur Höhle.” Bei den Worten erhob er sich und strich der Babymaus einige Male beruhigend über den Kopf.
    „Trainer”, knurrte er und ein kurzer Blitz zuckte zwischen den kugeligen Enden seiner beiden Hörner.
    „Vielleicht”, hauchte Nona, „aber die Vorgehensweise ist sehr ungewöhnlich für einfache Trainer. Das hat etwas erschreckend Geplantes an sich. Jedenfalls müssen wir so schnell wie möglich zurück und das Ninian erzählen.”
    Mit diesen Worten sprintete das Vulnona voraus und Thunder folgte so schnell er konnte, während er Pia sanft mit beiden Armen an seine Brust drückte. Das Klingeln der Sanftglocke begleitete sie auf ihrem Weg zwischen den verräterisch stillen Bäumen.


  • [tabmenu][tab='Vorwort']
    Hey, @Cyndaquil!


    So, nun komme ich endlich mal dazu, auch EgA wieder kommentieren zu können. Mach dich bereit, es geht los!
    [tab='Unternehmungen I-II']
    Geist der Wüste
    Wie niedlich, der sonst schweigsame und die Abgeschiedenheit vorziehende Riolu taut seit Yunes Auftauchen langsam auf. Dass ihn das verändert, sieht man nicht nur an seinem Verhalten ihr gegenüber bzw., dass er sie in einer Art Kurzschlussreaktion beschützen will. Allein, dass er derart austickt, er als ansonsten kühles und beherrschtes Taschenmonster, zeigt, dass ihn etwas (oder jemand ….) gewaltig aus der Fassung bringt. Auch die Tatsache, dass er deutlich mehr spricht als es offenbar früher der Fall war, kündigt einen Wandel in seinem Geist an. Finde ich gut, auch, dass das eher subtil geschieht und nicht mit „ich liebe sie, sie hat mein Leben verändert!“-Sätzen noch abrupter vermittelt wird.


    Eine heiße Spur
    Dass sie auf die Spuren der Familie Yunes treffen, war folgerichtig – Yune konnte ja nicht ans andere Ende der Region verschollen sein und dass irgendeine Gruppe früher oder später die Spur aufnimmt, ist allzu logisch. Was ich damit sagen will: Oft wirkt so etwas ein wenig gezwungen zufällig, hier ist das aber überzeugend eingebettet.


    DarkMaster
    Muahahahahaha *hust* bekommen wir es also mal wieder mit Naesala zu tun. Und endlich auch deutlicher mit dem schillernden Herrn der Finsternis! Ich liebe diese Kapitelstellen ja, und Mr. A verspricht eine interessante Figur zu werden. Wie auch immer, ich habe neue Theorien zur Identität *höhö*


    Ich persönlich halte 1) für am Wahrscheinlichsten und sehe 2) und vor allem 3) mehr als interessante Gedankenspiele, aber ich dachte, du würdest sie trotzdem gern lesen :D
    [tab='Teil 3']
    Höhlenwohnungen
    Warum ist es eigentlich so verwunderlich, dass einige Höhlen unbewohnt sind? Die Lebensbedingungen wären zwar auf den ersten Blick nicht schlecht, wie Myrrh offenbar zunächst auch geurteilt hat. Aber anscheinend liegen viele Höhlen dicht beisammen, ich persönlich wäre also nicht so arg überrascht, dass nicht jede bewohnt ist – Gemeinschaften wie die Micaiahs müssen ja nicht die Regel sein und Konkurrenzdenken dürfte an der Tagesordnung sein. Zumal man, wären die Schlucht gut bewohnt gewesen, imo nicht erst in den Höhlen selbst Leben angetroffen hätte – es hätte sicherlich Späher gegeben, könnte ich mir vorstellen, die die Ankömmlinge in Empfang genommen hätten. Erst beim „Anklopfen“ derart überrascht zu sein, hm … woran liegt das?
    Die Gründe dagegen, wieso der Platz letztlich so verlassen ist, sind hervorragend ausgearbeitet. Dass eine Sackgasse nicht vorteilhaft ist, der Ort offenbar schonmal bewohnt war und dann verlassen wurde … schöne, vor allem natürliche, Überlegungen!


    Der Puppe Gedanken
    Ich frage mich auch, was Myrrh dachte. Irgendetwas sagt mir, dass es nicht das ist, was Yune später in den Sinn kommt … passt zu meinen abstrusen Theorien weiter oben, haha. Aber allein die Tatsache, dass man sich solche Gedanken machen kann, beweist, dass deine Geschichte wahnsinnig viele Ansatzpunkte hat, dass man über sie fantasieren kann und sie viel Stoff für mehr bietet!


    Interessante Umgebung
    Du brauchst Yunes Faszination von der Umgebung sicherlich, um zu erklären, weshalb sie den Anschluss zu den beiden anderen Pokémon verliert. Man mag es als Verdeutlichung ihres naiven, jugendlichen Charakters sehen, dass sie so leicht zu begeistern ist, aber … ich muss gestehen, mich persönlich überzeugt das nicht so ganz. Du beschreibst die Umgebung ja selbst als karg und vertrocknet, und eigentlich macht das Gesagte nicht den Eindruck, als gäbe es so viel Interessantes zu sehen, dass man leicht den Anschluss zu der Gruppe verlieren kann, die einem beim Suchen der geliebten Familie helfen soll. Natürlich kann man in jeder Landschaft faszinierende Details entdecken – verworrende Muster im Fels, unbekannte und seltsam duftende Pflanzen, völlig schräg und verrenkt aus dem Fels ragende Pflanzen, kleine Quellen oder an Pokémon erinnernde Felsanordnungen – aber wenn das so gemeint ist, kommt das hier leider so nicht zum Tragen.


    Riolus Vergangenheit
    Ah, so langsam kommen erste Details über den Schakal ans Licht. Diese angedeuteten und doch im Dunkeln gelassenen Punkte reizen den Leser, weil er natürlich die ganze Wahrheit erfahren möchte, und man fragt sich unweigerlich, was genau passiert ist. Eine schöne Methode, um Spannung aufrecht zu erhalten!


    “Du bist nur so gefährlich, wie du sein willst“
    Awwww, dieser Satz ist sowas von zitierfähig! Ich finde es immer äußerst genial, wenn jemand es schafft, Phrasen zu formulieren, die man sich in sein Poesiealbum schreiben könnte. Klasse Arbeit!


    Kleinstoin
    Ich finde den Brocken sehr hübsch charakterisiert – ich wette, es hat Spaß gemacht, ihn zu schreiben, nicht? Er lockert das Ganze an dieser Stelle schön auf und passt gut ins Gesamtkonzept, wenn er auch nicht besonders lange zu sehen ist (erinnert mich ein wenig an die Numemon aus der ersten Digimonstaffel, haha). Kann es sein, dass hier eigene regionale Sprachvarianten eingeflossen sind? ;)


    Tierische Verhaltensweisen
    Es kann sein, dass ich mich wiederhole, aber manche Dinge kann man auch nicht oft genug sagen: Du charakterisierst deine Figuren teilweise mit einer Feinheit und scheinbaren Nebensächlichkeit, die beeindruckend ist. Da sind Schnauzenstubser oder das bloße Drehen von Ohren, die nicht nur die Aktion im jeweiligen Moment beschreiben, sondern etwa auch deine grundsätzliche Basisinterpretation von Pokémon. Die genannten Beispiele verdeutlichen in ihrer unscheinbaren Nennung, dass du eine animalischere Darstellungsweise bevorzugst, sie also eher wie Tiere als Menschen charakterisierst, da es sich hier doch um Gesten/Köroerregungen eben solcher und nicht die von Menschen handelt.
    Die Items, die die Pokémon im letzten Abschnitt des Kapitels fragen, sind ebenso dezente (wenn auch etwas deutlicher hervorgehobene) Details. Hier stehen sie dafür, dass die Taschenmonster offenbar mal Kontakt mit Menschen hatten, aufgrund ihrer später angedeuteten Abneigung gegen Trainer sogar einmal solche begleitet haben. Ich finde es immer äußerst kunstvoll, wenn man Details auf diese Art und Weise einbindet (solange sie nicht in diesem speziellen Moment hätten deutlicher sein müssen). Wie schon mehrmals gesagt, ich mag das verdammt gern an EgA!


    Eine neue Gruppe
    Mir schoss gerade der verrückte Gedanke durch den Kopf, dass es jetzt vielleicht noch eine weitere Haupthandlungsebene geben wird, unabhängig von Yune und Micaiahs Gruppe. Ob nun ein zweites Standbein der Geschichte entsteht oder nicht, es ist sicherlich interessant, dass uns nun eine zweite Gruppe vorgestellt wird, die aus völlig unterschiedlichen Pokémon besteht. Da du Pokémon mehr als Tiere darstellst, ist es sicherlich nicht die Regel, dass es solche Zusammenschlüsse gibt – auch Micaiahs Herde oder die Sengogruppe deuten an, dass Pokémonarten bei dir eher innerhalb eines Spezies-/Evolutionsreihenverbandes bleiben, oder sich die Gruppenzusammensetzung zumindest an einer Art Verwandtschaft orientiert. Dass sich Pokémon in artfremden Gruppierungen zusammenschließen, lässt also für mich auf große Not(wendigkeit) bzw. schlimme, einschneidende Ereignisse schließen, die es den einzelnen Mitgliedern verwehrten, in einem Schwarm, Rudel oder einer Herde Zuflucht zu finden. Wenn man genauer darüber nachdenkt, scheinen einige der Betreffenden dabei Bezug zu Menschen gehabt zu haben – nicht nur Yune oder Myrrh, es gab ja auch Schlüpflinge, die zwar nie wirkliche Trainerpokémon wurden, aber auch nicht in freier Wildbahn aufgewachsen sind und demnach aus menschlichem Umfeld stammen. Interessant … (und ja, ich hab im Hinterkopf, dass es noch mindestens eine dritte „artfremde Gruppe“ gibt – aber die ist mehr oder weniger zwanghaft zusammen, soweit man bisher weiß x3)



    [tab='Nachwort']
    Die Handlung verdichtet sich und die Hauptfäden scheinen langsam zusammenzulaufen oder sich zumindest anzunähern … ich bin sehr gespannt, was als nächstes passiert!


    Glg


    ~ Sheo
    [/tabmenu]

  • [tabmenu][tab=Vorgeschwafel]Oh my. Ich seh schon, hier muss ich nicht nur Staub wegpusten, hier muss ich Generalreinigung machen. Hehe, an alle die diese Story noch nicht vollständig aufgegeben haben, danke für eure Geduld! Ich werde sie leider noch eine ganze Weile in Anspruch nehmen müssen. Die gute Nachricht: Kapitel X und Kapitel XI sind fertig geschrieben! Die schlechte Nachricht: leider ist der Terminkalender meines treuen Betalesers -- PuschnOne -- zurzeit recht voll und meiner irgendwie auch und deshalb ist es grad bissl schwer. (Irgendwie ist 2015 nicht mein Jahr, ich sag wie's ist. Das erste Halbjahr war ... ja, gelinde gesagt grauenhaft.) Aber nichtsdestotrotz EgA geht nicht unter. Also nicht solange ich das verhindern kann. (Ehre und so.)
    Falls also irgendwer die Tage noch in die Story einsteigen will: so schnell wird's kein Update geben also könnt ihr euch mit Lesen gern Zeit lassen.
    Anyway, jetzt bekommt erstmal @Sheogorath das Rekommi, was schon monatelang bei mir rumliegt. ^^ [tab=Sheo]Hallo Sheo. (:


    Dein Kommi hat mich sehr gefreut, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast!


    Geist der Wüste
    Das freut mich, dass die Veränderung in Riolus Verhalten so subtil vonstatten geht, wie ich mir das vorgestellt hab. War mir an der Stelle einfach sehr wichtig eine Art Entwicklung aufzuzeigen. Außerdem würde ich an der Stelle noch nicht sofort von „Liebe” im eigentlichen Sinne sprechen, da ich der Ansicht bin, dass davor erstmal eine Freundschaft entstehen muss. Und genau an der wird hier momentan gearbeitet — auch wenn Riolu natürlich klar gemacht hat, dass ihm daran mehr liegt als Yune. Was in ihrem Fall aber nur daran liegt, dass sie ein kleines Bisschen zu naiv ist, aber das bessert sich später. (Sie ist halt so wie ich: Winke mit dem Zaunpfahl? Was ist das? Ich mag’s lieber direkt, den Schlag auf den Kopf mit dem Zaunpfahl hab ich lieber. ;D)


    Eine heiße Spur
    Vielen Dank. (: Ich hab versucht, es hier sinnvoll einzubetten, es ist ja auch nicht so, als würden sie Kontinente trennen, sondern lediglich ein paar — Kilometer? Ich wage zwar nicht zu sagen, wie lang die Route 214 ist, aber kurz ist sie nicht und der Weg von Schleiede nach Weideburg beispielsweise ist ja auch nicht zu unterschätzen. Deshalb ja, aus der Welt sind weder Yunes Eltern noch sie selbst, aber das Gebiet ist trotzdem groß genug, um eine größere Suche notwendig zu machen.


    DarkMaster
    Uh, sehr schicke Theorien deinerseits, hat mir sehr gefallen deine Überlegungen zu lesen. (: Jup, Mr. A — bin ja gespannt, wie allgemein die Reaktionen auf seinen richtigen Namen sein werden, den ich von einem Fire Emblem: Path of Radiance Charakter genommen hab, — ist mein dunkler Herrscher, mein Antagonist und trotzdem mag ich ihn. Vielleicht auch deshalb, weil ich versuche seine „bösen” Taten ein wenig nachvollziehbar zu machen. Was sie nicht rechtfertigen soll, aber ich wollte nicht mit der typischen „Ich will die Weltherrschaft an mich reißen”-Geschichte gehen. ;D
    An der Stelle kann ich, so denke ich, es enthüllen, deine erste Vermutung ist absolut korrekt. Obwohl mir die Verschwörungstheorien mit Myrrh auch sehr gut gefallen, aber dafür ist ihr Charakter nicht ausgelegt. Trotzdem, so ne Art „böser Zwilling” hätte sich an der Stelle gut gemacht. ;)


    Höhlenwohnungen
    Warum Myrrh sich so wundert, ist vielleicht nicht zuerst nachvollziehbar und hat vielleicht was mit meiner persönlichen Sichtweise der Pokémonwelt zu tun. Wie schon oft erwähnt, sind für mich Pokémon durchweg friedliche Wesen, die eigentlich sehr gut nebeneinander leben können, egal, welchem Typ oder welcher Art sie angehören. Das liegt daran, dass ich in EgA die „Beerenfresser”-Theorie vertrete — was daran liegt, dass die Story einfach von meinem 16 Jahre alten Ich ausgearbeitet wurde und ich mich damals gegen das „Fressen und Gefressen werden” entschieden habe, ebenso wie Gewaltdarstellungen die Blut involvieren. Heute würde ich dem Ganzen vielleicht einen etwas ernsteren Charakter geben, vielleicht — und es deshalb keine Nahrungskette in dem Sinne gibt. Im Gegenteil, der einzige Feind der Pokémon ist hier letztendlich der Mensch, weswegen unterschiedliche Pokémongruppen zusammen einen enormen Vorteil haben, sich vor den Menschen zu schützen. (Wie gesagt, Pokémon haben etwas gegen das „aufgezwungene” Fangen werden. Sie zeigen sich den Menschen, wenn sie gefangen werden wollen, not the other way round.) Aber, wie du später noch feststellen wirst, wären das grundsätzlich eher Gruppen gleichartiger Pokémon nebeneinander, weshalb Micaiahs Gruppe und die später erwähnten deutlich herausstechen. (Interessanterweise muss ich gestehen, hab ich mir gar nicht so viele Gedanken um die Geschichte der Gruppe gemacht, in der Thunder und Nona leben. Wird wohl Zeit, das zu ändern.)
    Back to topic: von einem Standpunkt aus gesehen, in dem der einzige „Feind” der Mensch ist, wären die Höhlen ohne diesen Feind ideal zum Leben für verschiedene Pokémon. Aufgrund ihrer positiven Sicht der Menschen, hat Myrrh dieses Detail im ersten Moment übersehen und musste sich deshalb daran erinnern, dass die Höhlen nicht so geschützt sind wie man meinen mag.
    Und ja, vermutlich wären auch dann nicht alle bewohnt gewesen, da hast du recht. (:


    Der Puppe Gedanken
    Eigentlich war Yune gar nicht so verkehrt damit, Myrrhs Gedanken zu erraten. ;) Letztendlich hätte Myrrh mit diesem Satz beinahe ausgesprochen, wie sinnlos sie die Sache momentan gerade findet. Sie hatte bereits dort erkannt, dass Refia nicht in der Berggegend war, nachdem sie von der Höhle nach dem Gewitter aufgebrochen war. Was sie nämlich nicht war, Refia ging danach zum Prachtseehotel, aus rein praktischen Gründen und um sich neu zu organisieren. (Kleine Anmerkung: sehr zum Leidwesen von Sunlight, weswegen sie den Trip im Pokéball verbringen musste.)
    Aber es freut mich sehr, dass EgA so ein paar Gedankenspiele zulässt und es macht mich sehr viel Spaß die Überlegungen meiner Leser zur Storyline zu lesen. ^.^


    Interessante Umgebung
    Okay, ich gestehe, das war hier etwas konstruiert. Vielleicht etwas zu stark. Andererseits muss man sagen, dass Yune bisher noch nicht in einer Schlucht war und diese deshalb allein aufgrund ihrer Größe schon beeindruckend ist. Letztendlich kommen hier ein paar Dinge zusammen: zum einen Erschöpfung — die einzige, die „beinahe” unentwegt auf den Beinen sein kann, ist Myrrh einfach deshalb, weil sie schwebt —, daraus resultierende mangelnde Konzentration. Außerdem ist sie ja nicht wirklich gedanklich bei der Sache, was nicht damit zusammenhängt, dass sie ihre Familie nicht finden will, sondern, weil sie sich einmal mehr um Riolu wundert. Ich mein, das ist schon ein bissl seltsam, wenn man „neu” in eine Gruppe hineinkommt und Mr. Cold ausgerechnet an einem interessiert ist. Mich würde so etwas schon ne ganze Weile beschäftigen, muss ich sagen.
    Aber ja, das hier ist ein Plotdevice, wahrscheinlich nicht besonders gut ausgearbeitet, weil ich in der ersten Fassung diese Trennung drin hatte und sie auch in der zweiten Fassung übernehmen wollte. ^^”


    Riolus Vergangenheit
    In dem Falle lasse ich hier den Leser mehr wissen, als Yune, die erst in einem späteren Kapitel die vollständige Geschichte hören wird. Da erfährt der Leser dann auch den ganzen Rest, darf aber schon vorab ein bissl mehr wissen. ;)
    Und um zurück zum Punkt „Freundschaft” zu kommen, brauche ich die Enthüllung vor Yune später, um eine Art „Fundament” für ihre Freundschaft zu schaffen, weil auch Yune merkt, dass das ein Vertrauensbeweis ist, wenn er darüber so offen spricht.


    „Du bist nur so gefährlich, wie du sein willst.”
    #^^# Wow, das freut mich jetzt sehr, dass dir der Spruch so gefällt. Die Szene ist nämlich ganz neu, in der ich Myrrh und Riolu den Dialog führen lasse und deshalb freut’s mich besonders, dass sie gefallen hat.


    Kleinstoin
    Er ist mein Favo! Ich mag dieses Kleinstein so sehr, du kannst es dir wahrscheinlich nicht vorstellen. xD (Und er ist auch Rais Liebling.) In der ersten Fassung von EgA hab ich an der Stelle einfach einen Chara gebraucht und ich konnte an ihm in dieser Fassung natürlich nicht vorbeigehen. Es macht großen Spaß über ihn zu schreiben und ja, seine Dialekte sind regional. Obwohl sein „icke” ja eher aus dem Norden Deutschlands kommt — Berlinerisch? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht ganz oder ist es doch sächsisch? ^^” — während der andere Dialekt ganz klar mein kläglicher Versuch des Boarischen ist. Ich geb zu, ich sprech kein boarisch, nicht ein Wort und das obwohl ich in Bayern geboren bin. Wurde deshalb in der Grundschule auch dem „Oachkatzlschwoaf”-Test durchzogen, weil alle dachten, ich wär ein Preiß. (Ich bin übrigens ziemlich strikt gegen diese dämliche Einteilung, lol. Weißwurschtäquator und so, alles Schwachsinn.) Deshalb, vielleicht nicht gut gelungen, aber in der Sprache von Kleinstein sind ein paar Insider drin, die mir wichtig waren drin zu lassen. (Behold ümmä Toastbrot! — Und nein, das muss niemand verstehen, ist PuschnStyle. xD)
    Wenn ich so drüber nachdenke, hätte ich Kleinstein ja gerne einen österreichischen Dialekt verpasst. Vielleicht Weanerisch! Leider fehlt mir da noch mehr das Wissen, dabei könnt ich das stundenlang hören. In Österreich gibt’s so viele tolle Wörter und Redewendungen!


    Tierische Verhaltensweisen
    Wow, so viel Lob, vielen Dank! #^^#
    Ich muss sagen, ich hab diesen Stil vielleicht meiner Vorstellungskraft zu verdanken und möglicherweise dem zu starken Konsum von Zeichentrickfilmen mit dem Fokus auf Tieren. Ich stell mir das viel wie in einem Film vor, in dem solche Kleinigkeiten durchaus wichtig sind und deshalb versuche ich diese auch immer wieder umzusetzen und praktisch darzustellen, was ich „sehe”. In Filmen wird das ja auch verwendet, um den Charakteren ein möglichst „natürliches” Verhalten zu geben und das versuche ich hier auch. Und natürlich hab ich viel wohl auch meinen zwei Katzen zu verdanken, deren Körpersprache ich zwar nicht entziffern kann, aber hochfaszinierend finde.
    Muss ich an der Stelle sagen, dass ich gar nicht so genau weiß, wo Thunder seinen Fokusgurt herhat. Ich weiß nicht, ob er mal mit Menschen zu tun hatte, geplant war es bisher nicht. Aber es werden später durchaus noch ein paar Items vorkommen, die nicht heißen müssen, dass die Pokémon Kontakt zu Menschen hatten. Auch wenn es menschliche Objekte sind, haben sie ja indirekt eine Wirkung auf die Pokémon. Oder auch keine Wirkung, später wird ein Charakter auftauchen der ein Zauberwasser trägt, davon aber aufgrund seines Typs keinerlei Nutzen hat. Trotzdem hat dieses Item eine Bedeutung für das Pokémon. (Ebenso wie Pias Sanftglocke, die war nämlich ein Geschenk von einem anderen Charakter.)


    Eine neue Gruppe
    Und da hast du schon wieder Recht. Es gibt eine weitere Haupthandlung. EgA besteht aus mehreren Handlungssträngen, je nachdem wie man es sieht, sind es drei oder vier. Wenn man Strang eins Micaiahs Gruppe zuordnet und Strang zwei Lord A ist, dann ist Strang drei Refia und Strang vier die Gruppe der Nona und Thunder angehören. Wie die Verwicklungen nun sein werden, enthülle ich an der Stelle mal nicht, das kommt noch früh genug, schätze ich, heraus.
    Und ja, es ist nicht die Regel, dass sich Pokémon außerhalb ihrer Art zu derartig gemischten Gruppen zusammenschließen wie es bei Micaiahs Gruppe der Fall ist. Wie schon oben erwähnt, irgendwie hab ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht, wie sich die Gruppe gebildet hat, der Nona und Thunder angehören. Wie sich die „Anführer” — nennen wir sie mal so, obwohl die Hierarchien hier sehr flach sind — gefunden haben, weiß ich und ich denke, dass man diese Gruppe einfach als Gegenteil von der Gruppe des dunklen Lords ansehen kann. Weswegen man dann doch wiederum sagen kann, dass die Mitglieder mit Menschen zu tun hatten … wie du schon sagtest. Ah, ich seh schon, ich muss mir da mal mehr Gedanken machen. (Eigentlich seltsam, dass ich das nicht schon habe, aber der Fokus lag immer mehr auf Micaiahs Gruppe und dem Clan des Meisters, weswegen ich auf die andere Gruppe etwas vergessen habe. Aber das wird sich noch ändern. Kapitel zwölf bekommt da einen interessanten Plot. ;) )
    Und ja — schon wieder :D — es gibt noch eine „dritte” Gruppe, die aber innerhalb des Clans des dunklen Meisters ist.
    Ich jonglier hier mit vielen Charas — nicht zu empfehlen, muss ich sagen, lol, das ist eine klare Jugendsünde aus den Anfängen meines Schreibens — aber irgendwie macht es auch Spaß so zu arbeiten. Und ich freu mich immer sehr, wenn die Zeit gekommen ist, neue Charas zu enthüllen, ich hab da — so denke ich — einige interessante noch in petto. :D


    Danke für’s Fehlerfinden, die werden natürlich ausgebessert werden!
    Und noch einmal vielen Dank für dein Kommi, hat mich wahnsinnig gefreut das zu lesen. (:
    [/tabmenu]

  • Es geht weiter!


    Ja, lang ist's her, aber jetzt kann ich endlich den ersten Part von Kapitel X präsentieren. Ich mag das Kapitel ja sehr, weil einer meiner absoluten Lieblingsrandomcharacter hier seinen großen Auftritt hat. Ihr werdet ihn erkennen, wenn er auf der Bildfläche auftaucht, er war im letzten Kapitel am Ende schon dabei. Ich hoffe bloß, es gibt keine Verständigungsprobleme, weil er spricht mit recht starkem Akzent. ;D Ist aber ein durch und durch anständiger Kerl.


    Ach ja, die gute Myrrh wird hier einen etwas untypischen Ausdruck benutzen. Wer wissen möchte, woher ihr Ausspruch "Was zur Gurke!" kommt, der sollte sich mal folgendes Let's Play anschaun: *klick* Sehr empfehlenswert.


    Was der erste Part von Kapitel X sonst noch so zu bieten hat, lest ihr am besten selbst. Möchte hier ja nicht rumspoilern. (:

  • [font=palatino]Kapitel X: Am Ende des Tages
    Teil I/III


    Never give up! It is wiser and better
    Always to hope, than once to despair.
    — Martin Farquhar Tupper


    Ein Windstoß verfing sich zwischen den steilen Wänden der Schlucht und zauste Yunes Fell. Sie musste scharf abbremsen, als sich vor ihr der Weg teilte. Ihr Atem ging stoßweise während sie von rechts nach links blickte und sich nicht entscheiden konnte, welchen der beiden sie nehmen sollte. Welchen hatten wohl Riolu und Myrrh genommen? Sie war zu aufgewühlt, um wirklich klar denken zu können, sodass sie nicht auf die Idee kam, nach Spuren der beiden zu suchen. Die Ratlosigkeit darüber, welchen der beiden Wege sie nehmen sollte und wohin sie dieser führen würde, machte sie nervös und verstärkte ihre Angst noch mehr. Ihr Schweif peitschte von einer Seite zur anderen, während eine weitere Böe grob durch ihr braunes Fell fuhr.
    „Rechts oder links?”
    Schließlich entschied sie sich für den rechten Weg, da sie es nicht mehr länger aushielt, unschlüssig vor der Gabelung zu stehen. Zuerst ging sie noch vorsichtig darauf zu, doch bald begann sie zu rennen und hoffte, in dieser Schlucht schließlich auf die beiden zu treffen.



    „Eins, zwei, drei …”, begann Myrrh leise die Höhlen zu zählen, die sie am Ende der Schlucht in einem Kessel gefunden hatten. Es herrschte eine drückende Stille vor, die die Puppe unruhig machte und gleichzeitig ihre Zuversicht schwinden ließ. Falls diese Höhlen nicht genauso unbewohnt wie die letzten waren, so hatte sie immer mehr das Gefühl, dass es hier keinerlei Neuigkeiten geben würde. Diese Unterschlüpfe waren zu abgelegen von dem eigentlichen Verlauf der Route und es war für sie sehr unwahrscheinlich, dass sich Refia hierher verirrt haben könnte.
    „Obwohl … wenn sie gewissenhaft nach Yune sucht oder gesucht hat, dann müsste sie hier eigentlich ebenfalls vorbeigekommen sein. Aber trotzdem, irgendwie hab ich ein komisches Gefühl bei der Sache …”, dachte sie besorgt. Es machte für sie mehr Sinn, dass die Trainerin sich nach dem Gewitter zuerst selbst eine Bleibe gesucht hatte, bevor sie wirklich damit anfing nach ihrem Pokémon zu suchen. Aber sicher war sie sich trotzdem nicht, denn sie konnte Refia nur schwer einschätzen. Die Puppe wandte den Kopf kurz nach links, wo Riolu an ihrer Seite mit geschlossenen Augen ging — aber so sicher, als würde er seine Umgebung ganz genau wahrnehmen.
    „Faszinierend.”
    Sie wartete schon länger auf eine Reaktion von ihm, aber sie waren von den Höhlen noch viele Sprünge entfernt und deshalb ging Myrrh davon aus, dass der Schakal die möglichen Gefühlswellen noch nicht identifizieren konnte. Und so war es. Riolu war noch nicht in der Lage, die vorhandenen Wellen Pokémon zuzuordnen. Eines wusste er jedenfalls: hier lebten einige; was es für ihn nicht einfacher machte. Sie näherten sich den großen Öffnungen im Gestein und er vermutete, dass eine Emotionswelle einem dort lebenden Hippoterus gehören könnte. Er konzentrierte sich stärker darauf um sicher zu gehen und tatsächlich: es war eines der großen Boden-Pokémon. Stolz darüber konzentrierte er sich gleich auf die nächsten Wellen, die er zwei Skunktank zuordnen konnte. Ein zufriedenes Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Diesen Aspekt seiner Fähigkeit mochte er sehr und in seinem Eifer wollte er weiter die Bewohner dieses Talkessels anhand ihrer Gefühlswellen identifizieren.
    Mit einem Mal überkam ihn ein plötzliches Unwohlsein. Starke Angst zusammen mit Verzweiflung erreichten ihn und ließen sein Herz schneller schlagen. Riolu bemerkte gleich, dass es nicht seine eigenen Emotionen waren und versuchte angestrengt die Quelle in der näheren Umgebung ausfindig zu machen. Aber keine der vorhandenen Wellen brachte diese Gefühle mit sich. Verwirrt blieb er stehen und öffnete vorsichtig die Augen. Myrrh schwebte in Gedanken versunken weiter und begann, sich im Kopf die richtigen Worte zurechtzulegen, mit denen sie den hier ansässigen Pokémon den Grund ihres Besuches erklären wollte. Dabei versuchte sie mögliche Zweifel von sich zu schieben, auch wenn es ihr nicht völlig gelang.



    Keuchend rang Yune nach Atem, als sie schließlich vor einer steilen Felswand stehen blieb. Sie blickte an dem furchigen Gestein nach oben zu einem hellblauen Himmel, der mehr und mehr von weißen Wolken bevölkert wurde. Hektisch sah sich das Evoli-Mädchen mit wild klopfendem Herzen um auf der Suche nach einem weiteren Weg. Doch es gab keinen, außer den, den sie gekommen war. Sie war in einer Sackgasse. Ihre Stimme versagte, als sie das Maul öffnete, um nach den beiden zu rufen. Tränen sammelten sich in ihren braunen Augen, als die Angst ihren Körper lähmte. Nur ihr Kopf wurde von Fragen überflutet. Was würde passieren, wenn sie Myrrh und Riolu nicht mehr fand? Wie sollte sie ihre Familie finden? Was sollte sie dann tun?
    „Ich hab sie verloren. Warum hab ich nicht besser aufgepasst?”, schoss es ihr durch den Kopf und sie begann zu schluchzen. Aus den Augenwinkeln rannen die Tränen in ihr braunes Fell. Genauso hatte sie sich gefühlt, als sie von ihren Eltern getrennt worden war.
    „Warum seid ihr nicht in dem Tunnel geblieben? Warum habt ihr nicht auf mich gewartet? Dann … wär ich nicht schon wieder allein”, weinte sie leise und kauerte sich auf den Boden, die Schnauze in den Vorderpfoten vergraben.



    Woher konnte dieses Gefühl nur kommen? Einem plötzlichen Impuls folgend, blickte Riolu hinter sich. Seine Augen weiteten sich vor Schreck und er schaute sich hektisch um. Wo war Yune? Warum war sie nicht mehr hinter ihnen? Er drehte sich um die eigene Achse und suchte mit seinem Blick den Rand des Talkessels ab. Für einen Moment glaubte er, sie einfach nur übersehen zu haben, aber sie war nicht da! Sein Herzschlag begann sich zu erhöhen, als sich die Fragen in seinem Kopf überschlugen. Warum war ihm nicht aufgefallen, dass sie nicht mehr bei ihnen war? Wie konnte er sie nur verlieren? Warum hatte er nicht besser aufgepasst? Für einige Augenblicke fühlte er sich wie gelähmt von seinen Schuldgefühlen. Er konnte nicht glauben, dass das passiert war. Ohne ein Wort zu Myrrh sprintete er den Weg zurück, den sie gekommen waren. Er musste Yune finden — sofort!
    „Sag mal …”, begann die Puppe beiläufig, „wie viele Pokémon spürst du denn ungefähr hier in der Nähe?”
    Sie blieb mehrere Sprünge von einem der Höhleneingänge entfernt schwebend in der Luft stehen und sah sich um, gedanklich mit dem weiteren Vorgehen beschäftigt. Wie lang es wohl dauern würde die Pokémon zu befragen? Wie würden diese überhaupt reagieren?
    „Ich hoffe sehr, wir verschwenden hier nicht unsere kostbare Zeit”, ging es ihr durch den Kopf. Sie schob den Zweifel beiseite und bemerkte, dass sie noch keine Antwort erhalten hatte.
    „Mh?”, entkam es ihr und sie drehte sich verwundert um. Zu ihrer Überraschung stand hinter ihr niemand. Und auch sonst war niemand in der Nähe.
    „Was zur Gurke ist hier los?”
    „Riolu? Riolu!”, rief sie lauter als sie wollte und schlug sich erschrocken die Hand vor den Reißverschlussmund. Hoffentlich hatte sie damit jetzt keinen der Bewohner aufgeschreckt. Aufgewühlt schwebte sie zum Ausgang des Talkessels.
    „Wo ist Riolu? Und wo in aller Welt ist eigentlich Yune? Oh … verflixt!”, fluchte sie innerlich und machte sich in der Schlucht auf die Suche nach den Beiden. Sie konnte kaum glauben, dass das wirklich passiert war. Dass sie sich tatsächlich verloren hatten.
    „Myrrh, das hast du ja wieder ganz toll hinbekommen!”



    „Die Besucher hier werdn aber a ümmä wunderlischer. I moan, erst kemmans und dannad verschwindens wieda. Wie auch ümmä. Aber interessieren würd’s mi ja scho, wat so ein Evoli hier eigentlich zu suchn hat, ne? Aber ich bin ja ned oana, der ois wissen muas, gelle?”, redete das Kleinstein mit sich selbst, während es über den Boden schwebte und am Rand der Schlucht nach geeigneten Felsen für ein Bett Ausschau hielt. Denn zu diesem Zweck hatte er seine Höhle überhaupt zu dieser Uhrzeit verlassen, damit er in aller Ruhe geeignetes Material für seinen Schlafplatz finden konnte.
    „Hoffentlich muas i ned welche zerstückeln. Dat wär vielleicht ne Schinderei! Ne, ne, sowat kann ick heut jar nüscht gebrauchen. Fei echt ned!”, murmelte er vor sich hin. Schließlich kam ihm jedoch eine viel bessere Idee.
    „I woas! I leg mi oanfach no a wengal hie. Bessa i nutz die Zeit aus, bevor die janze Welt wieder herumplärrt. Ach, wat bin ick doch für ein schlaues Kleinstein! Dabei meint Mutti immer, ich wär so faul. Was se wohl damit jemeint hat, ha? Ach, wat soll’s!” Er zuckte verständnislos mit den Achseln und ließ sich mit einem dumpfen Laut zu Boden fallen, wo er seine Arme unter seinem kugeligen Körper verschränkte. Mit geschlossenen Augen schmiegte er sich an den harten Untergrund, der für ihn so weich wie Gras war.



    Riolu benötigte nur kurze Zeit, um die Strecke in der Schlucht zurückzulegen und schon bald befand er sich wieder an der Stelle wo sich der Weg teilte. Er stoppte vor der Gabelung und rang nach Atem. In seiner Brust flatterte sein Herz wie ein junges Staralili bei den ersten Flugversuchen. Keuchend blickte er sich um, in der Hoffnung Yune zu entdecken, doch um ihn herum erhoben sich nur die Felswände der Schlucht in den Himmel. Er wusste, dass ihm die Gefühlswellen besser helfen konnten, als seine Augen. Aber er schaffte es nicht, sich zu konzentrieren. Von der Aufregung war sein Körper mit Adrenalin überflutet worden und er konnte nicht stillstehen. Unruhig wechselte er von einem Bein aufs andere und sein Inneres war so aufgewühlt, dass er den Fokus verlor.
    Der Schakal blickte auf seine Pfoten und bemerkte, dass sie feucht waren und zitterten. Er ballte sie zu Fäusten und schloss die Augen. Er musste sich beruhigen und begann damit, langsam und gleichmäßig zu atmen. Nach einigen Herzschlägen versuchte er erneut sich auf die Gefühlswellen zu konzentrieren. Seine Sicht wurde dunkelblau, die Umgebung setzte sich aus Schemen und verschwommenen Konturen zusammen. Und da sah er Yunes Wellen. Sie wallten in einem hellen Azurblau auf ihn zu. Disharmonisch in ihren Bewegungen waren die Wellen erfüllt von Trauer, Angst und Einsamkeit. Die Emotionen erreichten ihn so stark, dass es ihm trotz seiner inneren Abwehr wehtat.
    Er schlug die Augen auf und sprintete die Schlucht entlang aus der Yunes Gefühlswellen kamen.
    Myrrh sah gerade noch Riolus davonlaufende Gestalt, bevor sie die Gabelung erreichte. Sie erhaschte einen weiteren Blick auf ihn, als die Schlucht eine Biegung machte und sie ihn nicht mehr sehen konnte. Sie schwebte eilig hinter dem Schakal her und hoffte ihn schließlich einzuholen. Und vielleicht sogar Yune zu finden.
    „Wenn hier noch mehr schief geht verzeih ich mir das nie!”



    Als das Ende der Schlucht in Sicht kam, verlangsamte Riolu seinen Lauf. In einiger Entfernung entdeckte er eine kleine, auf dem Boden kauernde Gestalt. Hinter ihr erhob sich die steilaufragende Felswand in die Höhe, die keinen weiteren Ausweg bot. Heftig nach Luft ringend bewegte er sich auf Yune zu und ein erleichtertes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Die Freude darüber sie gefunden zu haben, ließ sein Fell angenehm prickeln, während er sich ihr mit langsamen Schritten näherte. Als sein Herzschlag schließlich nicht mehr so laut in seinen Ohren pochte und sein Atem sich beruhigt hatte, konnte er hören wie sie leise weinte. Yune hatte ihre Schnauze in den Vorderpfoten vergraben und ihr Körper bebte unter den Schluchzern. Der Anblick versetzte ihm einen Stich in die Brust, der noch mehr schmerzte, als er ihre Verzweiflung nun aus nächster Nähe spürte. Riolu musste sich nicht einmal darauf konzentrieren.
    Vorsichtig ging er vor ihr in die Hocke. Er hielt es kaum aus sie weinen zu sehen und doch zögerte er, ihr zu zeigen, dass sie nicht mehr allein war. Seine aufkommenden Schuldgefühle hielten ihn davon ab. Es war doch seine Aufgabe auf sie aufzupassen und darin hatte er schmerzlich versagt.
    „Es tut mir so leid, Yune. Das ist meine Schuld …”
    Doch schließlich war seine Erleichterung darüber, sie unverletzt zu sehen größer und er konzentrierte sich auf diese beruhigende Emotion. Mit einem freudigen Lächeln im Gesicht legte er vorsichtig seine Pfote auf ihre.
    Das Evoli-Mädchen bemerkte ein angenehmes Gefühl, das sich wie eine warme Decke auf ihrem Körper anfühlte und schließlich eine Berührung. Sie hob verwundert den Kopf und blickte in das fröhliche Gesicht des Schakals. Ungläubig blinzelte sie ein paar Mal, sodass ihr noch mehr Tränen ins Fell rannen.
    „Riolu?”, fragte sie vorsichtig mit schwacher Stimme, denn sie hatte Angst, dass sie sich das vielleicht nur einbildete.
    „Keine Angst, ich bin da. Du musst nicht mehr weinen”, erwiderte er tröstend.
    „Du hast mich gefunden”, meinte sie glücklich und noch ein paar Tränen flossen aus ihren braunen Augen.
    „Sch … sch … alles ist wieder gut.”
    Mit einer Pfote strich er vorsichtig über das feuchte Fell an ihrer Wange und die plötzliche, fremde Berührung ließ Yune erstaunt verharren. Ihr Herzschlag erhöhte sich, als Riolu sich nach vorne beugte und seine Schnauze an ihren Kopf lehnte. Er hoffte, sie so zu trösten, wie er es von Micaiah kannte. Die Nähe zu ihm verwirrte das Evoli-Mädchen zuerst und sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Doch als sie seinen gleichmäßigen Herzschlag in der Stille hörte, wurde sie stetig ruhiger. Sie war nicht mehr allein. Voll Dankbarkeit schloss sie die Augen.



    Myrrh traf schließlich am Ende der Schlucht ein und erkannte ihre beiden Begleiter eng beieinander sitzend. Erleichtert seufzte die Puppe, froh darüber beide wohlauf zu sehen. Sie näherte sich langsam und musste lächeln.
    „Ja, ja”, dachte sie bei sich. Es missfiel ihr zwar, diese Zweisamkeit zu stören, aber leider hatten sie immer noch eine Aufgabe zu erledigen. Allerdings wollte sie die beiden nicht erschrecken — als Geist lag es in ihrer Natur sich lautlos zu nähern — und so kickte sie einen kleinen Stein von sich. Das leise Klappern auf dem felsigen Boden durchbrach die vorherrschende Stille und hallte in der Schlucht wider. Riolus Ohren zuckten, er löste sich von Yune und beide wandten sich zu dem Geräusch um.
    „Myrrh!”, entkam es dem Evoli-Mädchen freudig, als sie die graue Puppe erblickte, die sich schnell näherte. Der Schakal trat zurück als der Geist Yune in eine feste Umarmung schloss.
    „Yune! Was bin ich froh, dass Riolu dich gefunden hat. Ist alles in Ordnung bei dir?”
    Für einen Moment war sie so überrascht, dass sie nicht auf Myrrhs Frage antwortete — auch, weil diese das Evoli-Mädchen so stark an sich drückte, dass ihre Schnauze von einem Arm bedeckt war. Sie ließ schließlich los und strich, mit einem erleichterten Ausdruck in ihren rosenquarzfarbenen Augen, Yune über den Kopf. Diese lächelte daraufhin freudig und meinte: „Ja, alles in Ordnung. Mir ist nichts passiert.” Sie senkte dann den Blick und fügte schuldbewusst hinzu: „Ich hab euch nur aus den Augen verloren und dann Angst bekommen, dass ich euch nicht mehr finde.”
    „Das ist alles meine Schuld!”, erwiderte Myrrh verärgert über sich selbst. „Ich hätte viel besser aufpassen müssen. Hätte ich besser auf dich geachtet, wäre das alles gar nicht passiert. Es tut mir so leid, Yune.”
    „Ich hätte selbst aber auch besser achtgeben müssen. Es ist nicht deine Schuld, du warst doch vorgegangen um nach den Höhlen zu suchen”, versuchte sie die Puppe aufzumuntern, die sehr niedergeschlagen über ihren Fehler war.
    „Das ist sehr lieb von dir, aber ich hab die Verantwortung für euch zwei. Aber reden wir nicht mehr darüber. Es ist ja glücklicherweise alles gut gegangen.” Bei diesen Worten bedachte Myrrh den Schakal mit einem stolzen Blick voller Anerkennung, auf den er mit einem kurzen Nicken reagierte. Der graue Geist erhob sich — schwebte wieder einige pfotenbreit über dem Boden — und Yune wischte sich mit den Pfoten über ihr Gesicht. Sie hoffte so ihr von den Tränen feuchtes Fell etwas trocknen zu können.
    „Seid ihr auf die hier lebenden Pokémon getroffen?”, wollte sie interessiert wissen, nachdem ihre Begleiter sie nur still angesehen hatten.
    „Bisher nicht”, gab Myrrh zu. „Wir fanden zwar die Höhlen, aber konnten noch nicht herausfinden, ob sie bewohnt sind.”
    Sie musste sich ein resigniertes Seufzen verkneifen, da sie bereits nicht mehr sicher war, ob sich die ganze Sache überhaupt noch lohnte. Sehr zu ihrem Missfallen lief ihre Suche nicht so, wie sie es sich gedacht hatte. In ihrer Vorstellung waren sie jetzt bereits mit einer heißen Spur auf dem Rückweg und mussten sich nur noch mit dem Rest der Gruppe beraten, der hoffentlich weitere nützliche Informationen gefunden hatte. Sicherlich hatten sie herausfinden können, wo Refia zuletzt war. Aber das sagte ihnen nicht, wo sie sich momentan befand. Und gerade das hatte die Puppe gehofft herausfinden zu können.
    Yune fiel der ernste Ausdruck im Gesicht Myrrhs auf und sie erinnerte sich an den Grund, warum sie überhaupt voneinander getrennt wurden.
    „Ich hab ein Kleinstein getroffen!”, entkam es ihr plötzlich. „Oder eher bin ich über es gestolpert. Vielleicht weiß es mehr?”
    Ihre beiden Begleiter starrten sie für einen Moment verwundert an, bis sie verstanden, das wohl diese Begegnung dazu geführt hatte, dass sie einander aus den Augen verloren hatten. Doch keiner der beiden wollte sich wieder daran erinnern, deshalb meinte Myrrh begeistert: „Ausgezeichnet! Dann hat die Sache ja vielleicht doch noch ihr Gutes. Weißt du noch, wo du es getroffen hast?”
    „Ich denke schon, ja”, meinte das Evoli-Mädchen nach kurzem Überlegen. Sie hoffte, sie konnte die Stelle wiederfinden, wo sie den zweiarmigen Fels das letzte Mal gesehen hatte.
    „Dann gehen wir mal zu ihm!”
    Trotz des Tatendrangs in ihrer Stimme, vergewisserte sich die Puppe nun sorgfältig, dass ihre beiden Begleiter ihr auch folgen konnten, als sie voraus schwebte. Sie wandte kurz den Kopf zurück und als sie sich sicher war, dass Riolu und Yune hinter ihr gingen folgte sie der Schlucht — den Weg zurück, den sie gekommen waren, bis sie schließlich an der Weggabelung ankamen.
    Die Blicke des Evoli-Mädchens und des Schakals trafen sich und sie grinste ihn aus Verlegenheit nur dankbar an, obwohl sie gern etwas gesagt hätte, kam ihr jedes Wort seltsam kraftlos vor um sich richtig auszudrücken. Er erwiderte ihre Freude mit einem leichten Lächeln und rückte näher zu ihr, während sie weiter Myrrh folgten.



  • Hallo Leserinnen und Leser,


    bevor dieses Topic nun doch irgendwann seinen Weg in die inaktiven FFs findet, wollte ich es doch noch mal hervorholen, ein wenig den Staub wegpusten und sagen: hier ist es noch lange nicht vorbei! Denn EgA wird dieses Jahr sieben Jahre alt und deshalb soll -- so der Plan -- in diesem Jahr besonders viel veröffentlicht werden.
    Wer sich jetzt fragt, wie das sein kann, dass EgA sieben Jahre alt wird, wenn dieses Topic von 2011 ist? Nun, zum ersten Mal wurde EgA im Juli 2009 (ein denkwürdiges Jahr!) veröffentlicht. Das erste Topic gibt's nüsch mehr, also müsst ihr mir einfach glauben. (Oder ihr fragt einen Leser der ersten Stunde, beispielhaft sei hier Rusalka-san erwähnt.)


    Ein neues Jahr und somit gibt's auch ein paar Neuerungen. Zuerst, wie schon erwähnt, möchte ich dieses Jahr besonders viel und intensiv an EgA schreiben und auch veröffentlichen. Ob das klappt, wird man sehen, das hängt nämlich nicht nur von meiner Produktivität ab -- I'm really working on it! -- sondern auch von der freien Zeit meines treuen Betalesers Rai-san -- thanks for stayin' with me, PuschnOne!


    Die zweite Neuerung ist, dass ich diese ganzen Benachrichtigungen endgültig aufgeben werde. Schon seit längerem fühl ich mich, als würde ich meinen Lesern nur mehr Spam in ihre Postfächer schicken und damit ist Schluss. Und nein, ich werde auch keine @-Benachrichtungen durchführen, weil ich mich an dieses System im BB einfach nicht gewöhnen kann. (Woanders geht's, im BB nicht. Call me stupid, oldschool or just an idiot, I honestly don't care.)
    Ich bin einfach mal naiv und hoffe, dass die Updates trotzdem auffallen, falls nicht, war das ein Schuss in den Ofen. ^^


    Zuletzt möchte ich aber allen Lesern danken! Obwohl die Feedbackquote sich hier schön konstant bei null eingependelt hat, hoffe ich, dass ich mit dem einfachen Titel vielleicht ein paar Leute hierher gelockt habe und mit meiner kleinen Geschichte unterhalten konnte.
    Und wenn du das Topic gerade zum ersten Mal besuchst: Willkommen! Mein Name ist Cynda und das ist meine erste FF. (:
    Much thanks!


    --> in wenigen Minuten folgt Part zwei von Kapitel X


  • Kapitel X: Am Ende des Tages



    Teil II/III


    Sie fanden das Kleinstein nicht weit von der Stelle, wo das Evoli-Mädchen unglücklich über es gestolpert war. Es lag am Rande der Schlucht auf seinen beiden Armen und schlief. Es bemerkte nicht, dass sich jemand näherte, denn wäre sein Schnarchen auch nur etwas lauter gewesen, hätte es in den eng stehenden Felswänden gehallt.


    [font='palatino']Yune wunderte sich etwas über dieses Pokémon. Sie konnte nicht nachvollziehen, wie es nach so kurzer Zeit wieder so fest schlafen konnte — am helllichten Tag? Sie schaute verunsichert zu Myrrh auf, die ebenfalls etwas ratlos darüber war, wie und ob man schlafende Kleinstein wecken konnte. Doch die Entscheidung wurde ihr abgenommen, als das Gestein-Pokémon sich schließlich bewegte und den Kopf von den Armen hob. Verschlafen blinzelte es einige Male und gähnte dann lautstark, während es wieder etwas über dem Boden schwebte. Teilnahmslos blickte es die drei Pokémon vor sich an, bis es mit einem Mal die Augen aufriss und laut meinte: „Du bischt doch des Evoli von vorhin, ha?”
    „Ja, bin ich. Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken”, erwiderte Yune etwas leiser, da es ihr nicht behagte hier laut zu sprechen.
    „Ach, dat!”, winkte ihr Gegenüber ab. „Dat war ned so schlimm. I moan, logisch, is es ned schee, oba i kimm damit scho z’recht is ja ned a so, das i goa ned schloff. Vui schlimma war des steh lossn. Dat passiert mir normalerweise nämlich nüsch und dat war schon ein seltsames Gefühl. Ist halt ümmä so ne Sache, ne? Ick men, also so standard, is dat ja nu nüsch, ne? Aba sog ma liaba wos du übahapst hier mochst. Weil, i hob die hia no nia g’seng und i kenn ja doch scho also so grundsätzlisch kenn i scho alle hiar, gell? Da kann kena mia dat Wassa reichen, ne? Also, wenn ena sich oskennt, dann bin det i. Also ick - der Stone, ne?”
    Riolu verdrehte unbemerkt die Augen. Dieses Kleinstein redete ihm zu viel unnötiges Zeug und noch dazu ständig über sich selbst. Er bezweifelte, dass ihnen dieser Stone weiterhelfen konnte. Myrrh atmete unbemerkt tief durch.
    „Nur keine Panik, nur weil wir es hier mit einem Plappermaul zu tun haben, das mehrere Dialekte in seiner Sprache mischt, muss es ja nicht heißen, dass er nichts weiß”, versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Nachdem sie schon so viel Zeit verloren hatten, wäre es der Puppe wirklich mehr als recht, wenn sie wenigstens nicht mit vollends leeren Händen zurückkehren würden.
    „Wir sind auf der Suche nach einer Trainerin und ihren Pokémon”, erwiderte Yune, um ihr Gegenüber aufzuklären. „Hast du vielleicht jemanden in den letzten paar Tagen gesehen?”
    „Mhm”, meinte Stone und legte seine rechte Hand nachdenklich ans Kinn. „Loss mi amoi übaleng. A Trainer, in den letzten poar Dog. Mh, na, na, i glab ned. Da war tatsächlich mal ena hier, aba dat is schon so lang her, da kann ick mick fast nimma dran erinnern. Ah, ick wes! Det war vor zwej Monatn oder so. Scho a wengal her, gell?”
    „Oh”, entkam es Yune enttäuscht und sie blickte zu Boden. War Refia wirklich nicht hier gewesen? Aber es musste so sein, sonst hätte das Kleinstein doch sicherlich etwas gesehen! Aber wenn die Trainerin nun wirklich nicht in der Nähe gewesen war, dann würden sie hier auch nicht herausfinden wo sie nun sein könnte. Das Evoli-Mädchen wünschte sich einmal mehr, dass ihre Freundin und ihre Eltern in der Höhle geblieben wären. Dann hätten sie sich dort getroffen.
    Myrrh wusste nicht, ob sie verärgert oder enttäuscht sein sollte. Irgendwie konnte sie sich nicht entscheiden. Auf der einen Seite ärgerte sie sehr, dass sie sich so auf die Bergkette versteift hatte. Ihr hätte klar sein müssen, dass es absolut unwahrscheinlich war, dass Refia sich hier blicken lässt. Welchen Grund hätte die Trainerin denn gehabt, ausgerechnet hier nach Yune zu suchen? Gar keinen. Warum war sie sich dann so sicher gewesen, dass es sinnvoll wäre, hier nach Informationen zu suchen? Die Puppe verstand sich selbst nicht und die Enttäuschung darüber, dass es hier wirklich keinerlei Anhaltspunkte gab, raubte ihr die Zuversicht.
    „Gut, zumindest die Spur in dem Tunnel haben wir gefunden, aber das ist ein geringer Trost. Es ist ja nicht so wichtig, wo sie waren, es ist wichtig wo sie jetzt sind! Und da gibt’s halt einfach zwei Möglichkeiten: Schleiede oder Weideburg. Ich hatte gehofft, irgendjemand hätte sie hier nach Süden gehen sehen, dann bräuchte man nur eins und eins zusammenzählen, um zu wissen, wo sie sich jetzt befindet. Jetzt können wir eigentlich genauso gut auch wieder zurückgehen. Es macht keinen Sinn noch länger hier Zeit zu verschwenden”, ging es ihr durch den Kopf.
    Riolus Blick lag auf Yune — im Augenwinkel erkannte er, dass Stone die plötzliche Stille unangenehm wurde — und fragte sich, was er tun könnte, damit sie sich besser fühlte. Im Grunde wusste er es schon: sie wollte zurück zu Refia und ihren Eltern. Obwohl er ihr gerne dabei helfen würde, sträubte sich etwas in ihm.
    Die niedergeschlagene Stille verunsicherte das Kleinstein, dem nach einiger Zeit die Idee kam, dass die Suche nach dieser Trainerin für die drei Gäste wohl sehr wichtig war. Deshalb meinte er hastig: „Aba was woas i scho! I moan, so aufmerksam bin i a neda. Sehr gut möglich, dat jemand anders die Trainerin jesehen hat. Da müsstn wir nur die andern frajen, ne? Dat ist überhaupt ken Problem!” Stone grinste breit, als er an den Drei vorbei schwebte und sich zur Weggabelung begab. Yune wechselte mit Myrrh einen hoffnungsvollen Blick und sie folgten dem Kleinstein durch die linke Schlucht in den Talkessel. Inzwischen hatten sich einige Wolken vor die Sonne geschoben und die Wände warfen nur noch schwache Schatten auf den harten Boden.
    „Eigentlich solltn se jetzt amoi wach sein. I moan, iar wisst’s scho, Siesta und so. Alle schlofans in ihre Höhln und hean und seng nix. Wollt ick eijentlich och machn, aber wie auch ümmä, so ohne jescheite Steine, jeht das net, ne?”, plauderte Stone fröhlich vor sich hin, während er voran schwebte. Er hoffte dadurch etwas die Stimmung zu heben, doch das war eigentlich nicht mehr nötig, denn Yune reichte die geringste Aussicht, dass ein anderer Bewohner Refia vielleicht gesehen hatte vollkommen aus. Myrrh blieb doch etwas skeptisch und ließ sich nicht allzu sehr mitreißen. Sicherlich hoffte sie letztendlich auf einen Erfolg ihrer Suche, aber sie erwartete nicht mehr viel. Falls überhaupt jemand Refia gesehen hatte, dann wohl nur flüchtig und ob diese Angaben verlässlich wären, stellte sie in Frage. Der Schakal traute der Sache am wenigsten. Von dem Kleinstein hielt er nicht besonders viel und er hatte die Gefühlswellen der Bewohner zuvor zwar nur undeutlich und schwach wahrgenommen, doch er hatte nicht den Eindruck gewonnen, dass sie sich weit von ihrem zu Hause entfernen würden.
    Als sich die Schlucht vor ihnen schließlich zum Talkessel öffnete, herrschte plötzlich ungeahnt reges Treiben. Eine kleine Gruppe Rihorn stampfte gerade aus einer Höhle und Yune bewunderte ihren massigen Körperbau mit den großen, steinernen Schuppen. Sie rempelten sich freudig an und als sie zu rennen begannen, dröhnten ihre Schritte in der Luft. Aus einer anderen Öffnung im Gestein rollten zwei junge Skunkapuh, die völlig in ihr spielerisches Balgen vertieft waren, sodass sie ihre Umgebung nicht wahrzunehmen schienen. Ihr lilafarbenes Fell war bereits ganz staubig und ihre buschigen Schweife zerzaust. Sie quiekten immer wieder, bis sich eines von ihnen losreißen konnte und sie einander zu jagen begannen. Im Eingang der Höhle lag nun ein pinkfarbenes Skuntank und beobachtete mit seinen Augen aufmerksam die Bewegung der beiden jungen Stinktier-Pokémon, die versuchten sich gegenseitig zu fangen. Wenig später erschien ein weiteres, dieses mal mit lila gefärbten Fell, und begann dem anderen Skuntank das Fell zu lecken. Ein großes Hippoterus trat aus dem Schatten einer weiteren Höhle, doch blieb seine Haut auch im Sonnenschein vollständig schwarz. Es blickte sich aufmerksam um, schwang seinen massigen Kopf erst zur einen und schließlich zur anderen Seite. Nachdem es sich vergewissert hatte, dass alles so wie immer war, blickte es hinter sich und gab ein tiefes Brummen von sich. Unter fröhlichem Quieken galoppierten zwei Hippopotas auf ihren kurzen Beinen ins Freie. Ihre großen, sandfarbenen Schnauzen streckten sie nach oben, als ihnen der bewölkte Himmel auffiel. Als das massige Schwergewicht-Pokémon folgte, lief an seiner Seite ein weiteres Junges, jedoch mit einer dunkelbraunen Schnauze. Yune bemerkte, dass auch die Farben der Flecken bei diesem ganz anders waren, als bei den zuvor erschienenen Hippopotas. Und schließlich fiel es ihr auf: wo die anderen beiden sandgelb gefärbt waren, war dieses dunkelbraun gefärbt und wo im Gegenzug die anderen dunkelbraun waren, besaß dieses eine sandgelbe Färbung.
    „Die haben aber eine ganz seltene Farbe!”, sprach sie ihre Beobachtung laut aus und sah zu Myrrh hoch, die nickte. Doch bevor die Puppe dies erklären konnte, ergriff Stone das Wort.
    „Ja, gell? Aba so ungewöhnlich is des nu a wiada ned. Wisst’s ihr, dat sin einfach nur de Weibschen. De beden Racker da vorne, ne, dat sin Mänschen. Deshalb ham de so a seltsame Forb.”
    „Ach so”, erwiderte das Evoli-Mädchen ganz erstaunt. „Ich wusste gar nicht, dass die Unterschiede so auffällig sein können.”
    „Ist auch bei den wenigsten Rassen der Fall”, erklärte Myrrh. „Aber bei Hippopotas und Hippoterus merkt man es besonders deutlich.”
    Ein tiefes Grollen erfüllte plötzlich den Talkessel und die Erde begann unter den Pfoten von Yune und Riolu zu beben. Immer lauter und dröhnender wurde das Geräusch, bis schließlich sogar die Luft zu vibrieren schien. Die Bewohner des Tals richteten ihren Blick auf eine Höhle, blieben aber ansonsten ruhig als mit ungeahnter Geschwindigkeit eine große Kugel aus Gestein heraus rollte. Sie wurde von fünf etwas kleineren, dunkelgrauen Gesteinsbrocken begleitet, hinter denen noch drei weitere, noch kleinere Felsen kugelten. Als die große steinerne Kugel stehen blieb, erschien ein Kopf, zwei Arme und zwei massige Beine. Auch die anderen größeren Gesteinsbrocken enthüllten vier Arme, obwohl sie zwei stets an ihrem Körper hielten, und zwei Beine. Die letzten drei Felsen, hatten schließlich nur mehr Arme und Yune erkannte, dass sie genauso aussahen wie Stone.
    „Darf ick vorstellen? Golem, unser werter Boss. Der Obermacker, der oinzig wohre Pfundskerl, der joßartische, unjaublische, jijantische, Golem. I konns nua ümmä wiedä beton, des is a wahrer Kerl. Ois andre, san koane. I a neda”, meinte Stone überschwänglich und zeigte mit beiden Armen auf das riesige Geowaz. „Der Rest san unsere kloane Gruppn. Ah ja, de goldne Schönheit da hintn, ne, dat is mei Mutter. Und irjenwo müsst noch mei Bruada sei, aba i woas neda. Der is nia, wo a sein soi. Komischer Kerl.”
    „Wow”, war alles was Myrrh erstaunt herausbrachte, denn sie musste gestehen, dass sie von der Statur des Geowaz äußerst beeindruckt war. Entgegen der Durchschnittsgröße war dieses Urgestein-Pokémon nämlich ebenso groß wie das Hippoterus. Die roten Augen besaßen einen ernsten und autoritären Ausdruck und die Puppe konnte nur hoffen, dass sie es hier nicht mit einem Trainerhasser zu tun hatten. Zutrauen würde sie es Golem nämlich.
    „Sind das alle Bewohner dieses Tals?”, fragte sie schließlich und sah Stone an.
    „Jup. Mehra samma ned. A wenn’s sche wär moi zum sagn: hau die hera samma mehra”, erwiderte das Kleinstein mit einem breiten Grinsen. „Ihr könnt’s jeden hia frogn. Jut möglisch, dat ena wat jesehen hat, ne?”
    Die drei Pokémon wechselten einen Blick und nickten sich entschlossen zu.
    „Danke, Stone. Du hast uns sehr geholfen”, wandte sich Myrrh an das Kleinstein.
    „Gern g’schehn”, erwiderte er mit einem breiten Lächeln und blickte den Drei nach, wie sie sich dem ersten Höhleneingang näherten. Dort lagen immer noch die beiden Skuntank, wie alle ihrer Rasse trugen sie ihre buschigen Schweife über dem Rücken, sodass die Spitze ihnen zwischen den kleinen, spitzen Ohren ins Gesicht fiel. Sie hoben interessiert den Kopf von ihren Pfoten, als die drei fremden Pokémon auf sie zukamen.
    „Hallo”, grüßte die Puppe und mit einem freundlichen Lächeln.
    „Guten Tag”, erwiderte das lilafarbene Stinktier-Pokémon mit einer tiefen männlichen Stimme.
    „Ich hoffe wir stören euch nicht gerade, aber wir suchen jemanden und wollten euch fragen, ob ihr denjenigen vielleicht gesehen habt.”
    „Um wen handelt es sich denn?”, fragte das Skuntank mit dem pinkfarbenen Fell in einem deutlich weiblichen Tonfall.
    „Es geht um eine Trainerin und ihre beiden Pokémon - ein Psiana und ein Nachtara. Ist hier in den letzten Tagen jemand vorbeigekommen, auf den die Beschreibung passt?”
    Die beiden wechselten einen verwunderten Blick, schüttelten aber schließlich beinahe synchron den Kopf.
    „Tut uns leid, wir haben schon eine Weile keinen Trainer mehr gesehen. Und sind ehrlich gesagt auch recht froh drum.”
    „Nachvollziehbar”, erwiderte Myrrh nachdenklich, „vielen Dank trotzdem. Auf Wiedersehen!”
    „Wiedersehen”, verabschiedeten sich die zwei Pokémon und als die Puppe mit Riolu und Yune weiterging, liefen die beiden jungen Skunkapuh japsend zu ihnen. Der Geist musste lächeln, sie hatte bereits vermutet es hier mit einer Familie zu tun zu haben und konnte deshalb ihre negative Meinung gegenüber Trainern gut verstehen. Obwohl sie sich nichts hatten anmerken lassen, konnte die Puppe doch spüren, dass ihnen die Frage nach Refia unangenehm war.
    „Nun ja, was soll man auch machen. Sie haben Kinder und außerdem ist die Mutter außerordentlich selten gefärbt. Bei der Masse an rücksichtslosen Jugendlichen ist es kein Wunder, dass der Ruf der Trainer unter den Pokémon so schlecht ist.”
    „Myrrh?”, fragte das Evoli-Mädchen schließlich vorsichtig und blieb stehen.
    „Ja?”, erwiderte sie und drehte sich zu Yune um, die zu Boden blickte und entmutigt aussah.
    „Meinst du wir sollten weiter fragen?”
    „Aber natürlich, warum sollten wir jetzt aufhören?”
    „Ich … ich glaub nicht, dass sie hier jemand gesehen hat”, meinte sie schließlich so leise, als würde sie sich für ihre eigene Skepsis schämen.
    „Hey, Kopf hoch”, entgegnete die Puppe und strich Yune über den Kopf. „Wir wissen nicht, ob nicht doch jemand etwas gesehen hat. Und vielleicht finden wir trotzdem eine nützliche Information. Es schadet bestimmt nicht sich noch weiter umzuhören.”
    „Meinst du wirklich?”, wollte das Evoli-Mädchen wissen als sie zu Myrrh aufschaute.
    „Aber sicher doch”, bekräftige diese ihre Worte. „Und außerdem sind wir ja nicht die einzigen die suchen. Die anderen hören sich ja auch um und selbst wenn wir keinen Hinweis finden sollten, irgendjemand hat sie bestimmt gesehen.”
    Die Puppe verstand sehr gut, wie es Yune zu mute war, sie selbst war auch nicht mehr allzu positiv gestimmt. Aber sie war gewillt sich von einem Rückschlag nicht entmutigen zu lassen. Für sie war es ein Trost zu wissen, dass auch die anderen aus der Gruppe sich umhörten und sie so mit Sicherheit Refia auf die Spur kommen würden. Sie mussten einfach! Der zuversichtliche Ausdruck im Gesicht des Geistes gab dem Evoli-Mädchen ein gutes Gefühl und sie war gewillt die Sache zu Ende zu bringen — egal mit welchem Ergebnis.
    „Ist gut, dann sollten wir jetzt zu den anderen Pokémon gehen, stimmt’s?”, erwiderte Yune mit einem Lächeln.
    „Genau. Immer schön positiv bleiben!”


    Doch die positive Einstellung der Puppe wurde nicht mit Erfolg belohnt. Sie entschieden sich als nächstes, die kleine Gruppe Rihorn zu befragen, doch die hatten schon seit längerer Zeit niemanden gesehen. Was auch daran lag, dass sie sich meist in dem kleinen Gebirge aufhielten und selten die Route betraten. Diese Auskunft war zwar enttäuschend, aber Myrrh wollte noch nicht von ihrer hoffnungsvollen Laune abweichen, bedankte sich freundlich und ging gemeinsam mit Yune und Riolu auf das Hippoterus zu. Das große Schwergewicht-Pokémon hatte viel zu erzählen, da sie schon eine ganze Weile in diesem Talkessel lebte und bereits zum vierten Mal Junge hatte. Doch dies würde ihr letzter Wurf sein, erklärte sie den Besuchern, da ihr Gefährte sich vor zwei Monaten hatte von einem Trainer fangen lassen, um endlich die weite Welt sehen zu können. Der Stolz in den Augen des Hippoterus beeindruckte Yune und sie freute sich darüber hier jemanden getroffen zu haben, der mit den Trainern eine positive Erinnerung verband. Auch Myrrh war davon angenehm überrascht gewesen und sie blieben eine Weile bei der Mutter und ihren drei Kindern, die ihnen freundlicherweise Beeren zur Stärkung anboten. Doch schließlich mussten sie sich verabschieden und gingen auf Golem und seine Sippe zu.
    Die Reaktion des großen Geowaz war verhalten, seine Antwort mehr als kurz und abwehrend. Er meinte, er habe schon seit längerer Zeit keine Trainer mehr hier gesehen und das sei auch besser so. Damit war für ihn das Gespräch beendet, denn er wendete sich, ohne ein weiteres Wort an die drei Besucher zu richten, ab und ging voran in eine am hintersten Ende des Kessels abgehende Schlucht. Seine Gruppe folgte ihm und bedachte Myrrh und ihre beiden Begleiter mit fragenden Blicken. Sie schienen den Grund des Besuches der Fremden nicht zu begreifen, aber keiner von ihnen hatte sich die Mühe gemacht danach zu fragen. Die Puppe musste sich zusammennehmen bei so viel Ignoranz nicht böse Blicke zurückzuwerfen. Sie seufzte schließlich deutlich hörbar und wandte sich ab — Riolu und Yune folgten ihr langsam. Beide waren müde und ihnen taten die Pfoten vom vielen Laufen weh. Hinzu kam die Enttäuschung darüber, ohne eine nützliche Information zu den anderen zurückzukehren, was besonders das Evoli-Mädchen sehr bedrückte. Sie hatte so gehofft einen Hinweis auf ihre Familie zu erhalten und sei es nur eine ganz kleine Sache gewesen. Hätten sie nur kurz jemand vorbeigehen sehen, hätte ihr das schon gereicht! Aber keinerlei Anhaltspunkt zu haben, wohin Refia und ihre Eltern nach ihrem Aufenthalt in dem Tunnel hingegangen waren, ließ ihre Hoffnung sie zu finden schrumpfen.
    Riolu bekam die niedergedrückte Stimmung von Yune so deutlich mit, als wären es seine eigenen Gefühle und er versuchte verzweifelt aufmunternde Worte zu finden. Gleichzeitig wog die Tatsache, dass er selbst über ihren Misserfolg nicht enttäuscht war schwer auf seinem Gemüt. Warum sträubte er sich so gegen die Vorstellung sich von Yune verabschieden zu müssen? Warum war er nicht ebenso eifrig bei der Sache wie Myrrh? Warum war er überhaupt so sehr auf das Evoli-Mädchen fixiert? Er verstand sich selbst nicht und wusste nicht einmal, wie er darüber sprechen sollte.
    „Ach ja”, seufzte die Puppe und blieb am Ende des Talkessels stehen, kurz bevor sich die steinernen Wände vor ihr wieder verengten und sie die Schlucht betraten, die sie zurück zur Route führen würde. „Das war ein ziemlicher Reinfall.” Sie drehte sich zu den beiden um und bemerkte, dass ihre Begleiter vor Erschöpfung ganz teilnahmslos waren.
    „Schade, dass niemand etwas gesehen hat”, meinte Yune leise und setzte sich. Am liebsten hätte sie sich hingelegt, um ihre Pfoten zu entlasten, aber sie wusste nicht, ob sie danach noch die Kraft hätte wieder aufzustehen oder nicht sofort einschlafen würde.
    „Ja, das stimmt”, musste Myrrh zugeben. „Aber das heißt nicht, dass sie nirgendwo gesehen wurden. Ich bin mir sicher, dass eine von unseren Gruppen etwas herausgefunden hat. Es muss einfach so sein!”
    „Und außerdem”, begann Riolu leise und sah zu dem Evoli-Mädchen nach unten, die verwundert zu ihm aufblickte, „ist es erst einen Tag her. Refia wird bestimmt geplant an die Suche nach dir herangehen und dafür wird sie etwas Zeit brauchen, wenn sie dich finden will. Gut möglich, dass sie gerade in diesem Moment die letzten Vorbereitungen trifft.”
    Yune musste lächeln, nicht nur, weil sie sich ihre Freundin vorstellte, wie diese ihren Rucksack packte, bereit sie zu finden, sondern auch aus Dankbarkeit, weil Riolus Worte sie aufgeheitert hatten.
    „Bestimmt ist es so, wie du sagst”, erwiderte sie hoffnungsvoll. Auch Myrrhs Mund verzog sich zu einem Grinsen, bevor sie zum Himmel aufblickte, der inzwischen von immer mehr Wolken bedeckt war und die Erde noch mehr vom Sonnenlicht abschirmte.
    „Dann sollten wir wohl mal zurück zum Treffpunkt gehen. Bei den Wolken ist es schwer zu sagen, wie viel Zeit uns noch bis Sonnenuntergang bleibt”, meinte die Puppe schließlich. „Seid ihr bereit?”
    „Ja”, antworteten ihre beiden Begleiter und schienen bei der Aussicht zu den anderen zu stoßen wieder etwas erfrischter.
    „Dann los.”
    „Stehn bleibn! Hoid! Ihr könnts doch ned so einfach abhaun! Dat gibbet doch nüscht!”, rief eine Stimme hinter ihnen. Eilig kam Stone auf die drei zugeschwebt und blieb mit einem verletzten Ausdruck in den Augen stehen. „Das hätt i jetzt ned von euch docht, das ihr oanfach gehts.”
    „Oh, Stone, entschuldige, wir haben dich nicht mehr gesehen, nachdem Golem mit dem Rest der Gruppe gegangen war”, erwiderte Myrrh entschuldigend. Trotzdem wunderte sie sich darüber, dass das Kleinstein noch einmal zurückgekommen war.
    „I woas scho, aba i muas mi doch von euch verabschiedn. Kommt ja nu nüsch jeden Tach vor, dat wir hier Besuch ham, ne? So wia iahr ausschauts, hat aba koana was gsehng, ha?”
    „Stimmt, die Trainerin nach der wir suchen war wohl nicht hier.”
    „Des is schod. I hob echt dacht, das se oana gseng hod. Ick bin mir aber sehr sischa, dat ihr se finden werdet. Muas ja so sei, gell?” Stone grinste breit, bevor er fortfuhr: „Dann wünsch i euch ois guade, haut’s eine und schaun wa amoi, vielleicht sieht man sich amoi wiada.”
    „Danke, Stone, dir wünschen wir natürlich auch alles Gute. Pass auf dich auf”, erwiderte das Evoli-Mädchen lächelnd.
    „Sischa, doch. Pfiadi!”, verabschiedete sich das Kleinstein von den drei Besuchern und winkte mit beiden Armen.
    Myrrh winkte zurück, Yune wedelte mit ihrem Schweif und selbst Riolu konnte sich dazu durchringen den Arm zum Abschied zu heben.


    Somit machten sich die drei Pokémon auf den Rückweg zu der Beerenlichtung. Der Himmel verdunkelte sich immer mehr und ein starker Wind verfing sich in der Schlucht und fuhr mit kräftigen Böen über sie hinweg. Kurz bevor sie auf die Route traten, fielen die ersten Regentropfen aus den aschgrauen Wolken über ihnen. Zuerst waren sie kaum wahrzunehmen und ganz fein, sodass sie als winzige Tropfen in Yunes und Riolus Fell hingen. Lediglich Myrrhs Stoff sog sie auf und wo sie diesen trafen verdunkelte er sich. Doch nach kurzer Zeit wurden es immer größere Tropfen, bis schließlich ein starker Regenschauer über das Land niederging. Die Drei begannen zu rennen, um den Wald zu erreichen, bevor sie komplett durchnässt waren. Doch der Schakal und das Evoli-Mädchen hielten das Tempo nicht lange durch und so musste sich die Puppe bei ihrer Flucht vor dem Regen zurückhalten. Als sie an dem Tunnel vorbeikamen — der wohl nach Trostu führte — blieb Yune kurz stehen und stellte sich vor wie Refia und ihre Eltern dort vor dem Gewitter Schutz gesucht hatten. Ihr wäre es auch sehr recht gewesen, dort Halt zu machen, bis der Regen etwas leichter wurde oder vielleicht sogar aufhörte. Aber sie musste sich schnell von dieser Vorstellung verabschieden, als sie merkte, dass Riolu und Myrrh weitergegangen waren und Yune wollte auf keinen Fall die beiden noch einmal aus den Augen verlieren.
    Als das Evoli-Mädchen schließlich feuchtes Moos und Blätter unter ihren Pfoten spürte, blickte sie fröhlich auf den Boden und stellte erleichtert fest, dass sie sich kurz vor dem Wald befanden. Unter dem dichten grünen Schmuck der Baumriesen erreichten nicht so viele Regentropfen die Erde, da hier kein Wind durch ihre Kronen fuhr. Die Puppe gönnte ihren Begleitern eine kurze Rast, bevor sie den restlichen Weg zur Beerenlichtung hinter sich bringen würden. Der Schakal setzte sich im Schneidersitz hin, um seinen Pfoten zu entlasten. Er war in seinem ganzen bisherigen Leben noch nie so viel an einem Tag gelaufen und obwohl er sich seine Erschöpfung nicht anmerken lassen wollte, musste er sich vor Müdigkeit kurz über die Augen reiben. Yune wollte zuerst nur sitzen bleiben, aber lag dann mit unterschlagenden Vorderpfoten auf dem fechten Moos. Es war ihr zwar unangenehm, dass ihr Bauchfell nass wurde, doch in diesem Moment war ihr selbst das egal. Sie musste sich konzentrieren nicht einzuschlafen, auch wenn sie einen Gähner nicht unterdrücken konnte.
    „Arme Kinder, sind ganz erschöpft vom vielen Laufen”, dachte Myrrh mitleidig, als sie die beiden ansah. Ihr Stoff war durchweicht, die Schleppe an ihrem Hinterkopf hing wie ein nasser Lumpen herab und von ihren Fingerspitzen lösten sich immer wieder Wassertropfen. Sie verzichtete darauf sich hinzusetzen, sondern schwebte, in drei Sprüngen Entfernung zu den beiden, auf der Stelle und starrte in den Wald. Die Tatsache, ohne Informationen zurückzukommen ärgerte sie sehr. Zwar war sie immer noch fest davon überzeugt, dass eine andere Gruppe etwas herausgefunden hatte, aber sie hätte sich Yune zuliebe gewünscht, dass auch ihr Abstecher zu der Bergkette erfolgreich wäre.
    „Die andere Frage ist eher: was machen wir, wenn wir wissen, wo Refia steckt? Man kann Yune ja nicht allein dorthin schicken. Irgendjemand müsste sie begleiten — jemand, der sich in der Gegend auskennt”, ging es der Puppe durch den Kopf. „Micaiah würde es sicherlich gerne tun, aber das wird sie nicht. Also bleib eigentlich nur noch ich übrig.”
    Die Vorstellung das Evoli-Mädchen nach Hause zu bringen gefiel Myrrh. Sie würde gerne Refia, Schatten und Sunlight kennenlernen und erfahren, was für Persönlichkeiten sie sind. Die Trainerin erinnerte die Puppe — nach den Erzählungen von Yune — doch sehr an Johannes und es freute sie, dass es noch verantwortungsbewusste Menschen auf dieser Erde gab. Es wäre für die vielen wild lebenden Pokémon eine große Erleichterung, wenn mehr Leute so eingestellt wären.
    „Können wir weiter?”, wandte sie sich schließlich an ihre beiden Begleiter, die nur mit einem müden Nicken antworteten. Riolu und Yune erhoben sich langsam und waren beide noch etwas wacklig auf den Beinen — wenn auch das Evoli-Mädchen einige Schritte länger brauchte als der Schakal.
    „Sehr gut, dann schauen wir mal, dass wir die restliche Strecke auch noch hinter uns bringen. Dann können wir uns in der Höhle endlich richtig ausruhen.”

    [font='palatino']


  • Das große Abenteuer geht weiter; hey Cynda!


    Ich war ja schon seit jeher gespannt, wie du das humorvolle Kleinstein umsetzt. Stone ist auch ein passender Name und sein Ausdrucksstil könnte gar nicht besser zu ihm passen, finde ich. Eher einfach, eher ... okay, dümmlich will ich nicht sagen, locker einfach und der bayrische Dialekt unterstreicht das ganze nochmal und macht es auch überraschend unterhaltsam. Zumindest kam ich gar nicht mehr aus dem Grinsen raus und die Mission ist dir also durch und durch gelungen!
    Der Besuch bei den wilden Pokémon - irgendwie war das nicht so ganz ersichtlich, ob sich die Gruppe nun auf bestimmte Pokémon beschränkt oder nicht - war zwar recht ernüchternd, hat aber auch wieder neue Erkenntnisse darauf gebracht, dass die Pokémon keine Menschen in ihrer Nähe wissen wollen. Verständlich, wenn man überlegt, was sie teils mit ihnen anstellen und wie sie sie "jagen". Die alte Geschichte um den Pokéball und die Bindung zwischen Menschen und Trainern, hm?
    Allgemein fand ich das Kapitel seht atmosphärisch und die Charaktere besonders lebhaft, wie gehabt eigentlich. Yune ist einfach das Herzstück der Geschichte schlechthin, Myrrh, die große Schwester und langsam bahnt sich ja hoffentlich auch eine Art Beziehung an. Nach dem Kampf in einem der letzten Kapitel ist das zumindest abzusehen und ich hoffe doch, dass die Gruppe bald mit ihrer Suche nach Refia Erfolg haben wird. Da ist schon relativ viel an Handlungssträngen offen und die Wechsel zur anderen Seite machen auch immer Laune auf mehr.
    Ach ja, auch wenn du es weniger magst: Mach trotzdem Benachrichtigungen. Wer sie nervig findet, kann sich ja bei dir melden und dir das sagen und so hast du wenigstens eine gute Werbung für neue Kapitel. Nur ein kleiner Tipp.


    In dem Sinn, bis zum dritten Part. Wir lesen uns!

  • @Rusalka aka Lieblings-Flunkifer! <3
    Du hast mir mit deinem Kommi eine sehr große Freude gemacht, aber das weißt du ja bereits. :3 Und nächstes Mal sagst du einfach bescheid, wenn du dir die Zeit nimmst, hier was zu tippen, damit ich es nicht erst Tage später entdecke, ok?


    Aww, das freut mich, wenn dir Stone so gut gefallen hat. Er ist einer meiner lustigsten Nebencharas, kurzer Auftritt, aber so jemanden braucht es einfach auch mal. Er ist ein sehr gemütlicher Typ und ausgesprochen einfach gestrickt. Das Boarisch musste sein, um ihm diese Gemütlichkeit zu geben, finde ich. Aber als mir die Idee mit dem Norddeutschen Dialekt kam — welcher auch immer es ist, genau weiß ich das gar nicht. Berlinerisch vielleicht? — musste ich das einfach so umsetzen. Und, wenn er dich zum Lachen brachte, ist die Mission mir wirklich geglückt. :D
    Nein, es wurde sich nicht auf bestimmte Pokémon beschränkt — es ging ja um die reine Infosuche, da war Myrrh eigentlich jeder Recht der irgendwie was gesehen haben könnte. Der Rest von Micaiahs Gruppe ging genauso vor, es wurden ja nur die Gebiete eingeteilt, in denen gesucht werden sollte.
    Ich kann mir nicht helfen, ich finde die Rolle des Pokéball wahnsinnig faszinierend. Irgendwas muss diese „Maschine“ letztendlich bewirken, wenn ich auch noch nicht genau weiß was. Vielleicht stell ich da tatsächlich einfach mal ganz frech meine eigene Theorie auf, die ich dann konsequent verwende — mal sehen!
    Vielen Dank für dein liebes Lob. ^.^ Es freut mich, dass du Myrrh als große Schwester erkannt hast, denn genau diese Rolle soll sie auch bekommen. Sie war von Anfang an als Schwesterfigur gedacht — was besonders im späteren Verlauf noch sehr interessant wird! Und richtig erkannt, zwischen Riolu und Yune wird es langsam enger. (: Ich hab es vermutlich irgendwo schon mal in nem Rekommi erwähnt, aber mir ist wichtig diese Sache langsam aufzubauen. Es macht in Bezug auf das Alter der Beiden keinen Sinn hier die große Romanze aufzufahren, deshalb wird das alles eine gewisse Entwicklung haben. (Und ich kann dir sagen, da kommen noch so paar Schwächen zum Vorschein.)
    Jup, ich hab hier einige Handlungsstränge offen, die ich mir auch gern offen halte und verfolge. Ich hoffe bloß, dass sich da nichts verhäddert. xD
    Ob die Gruppe Erfolg hatte oder nicht, das erfährst du gleich im kommenden letzten Kapitelteil. ;)


    If you say so — dann versuch ich mich gleich mal an den Benachrichtigungen und flute meine Leser. ^^


    Allgemein möchte ich noch anmerken, dass ich zwei komplett fertige Kapitel habe, nachdem mein getreuer Betaleser Rai-san sie durchgesehen hat. (Danke für diesen Marathon! <3) Wird also im März wohl öfter Updates kommen — jedenfalls ist das geplant.


    Und nu, I proudly present, the last part of chapter ten!


    @Lauriel@Noxa@Majiata@Rajani@Rumo@Flying Sea@Almarican Kain@Deception@Silvers@Kimikan


    EDIT: Oh my freakin'! Wie's mir jetzt erst auffällt, dieses Topic von EgA ist ja auch schon wieder fünf Jahre alt! Wie doch die Zeit verfliegt, es ist schon krass. Wird wirklich Zeit, dass ich mich dranhänge und diese Story beende, aber ich denke, in diesem Jahr wird das noch nicht der Fall sein. Trotzdem, hoffe ich in diesem Jahr sehr weit zu kommen.
    In diesem Sinne, aber erstmal ein großes Dankeschön, an alle, die hier lesen! Es bedeutet mir viel, dass diese Geschichte gelesen wird.

  • Kapitel X: Am Ende des Tages


    Teil III/III


    Auf ihre Umgebung achtete Yune kaum noch; sie trottete mit Riolu an ihrer Seite nur mehr Myrrh hinterher, die scheinbar mühelos einem Weg zwischen den Bäumen folgte. Dort wo das Blätterdach lichter war, sah man den Regen ungehindert zu Boden fallen. Die Tropfen verfingen sich in Farnblättern und setzten sich auf kleine Grashalme, durchnässten das Moos und ließen herabgefallene Blätter glitschig werden. In der feuchten Luft hing der Geruch von nassem Holz und duftenden Tannennadeln. Das braune Fell des Evoli-Mädchens hing vollgesogen mit Wasser an ihrem Körper und erinnerte sie unangenehm an den Tag, als sie von ihrer Familie getrennt worden war. Nur der Anblick des Waldes, der den Regen still hinzunehmen schien, lenkte sie von den auftauchenden Bildern in ihrem Kopf ab. Obwohl sie die Wärme der Sonne immer sehr genoss, gefiel ihr die kühler werdende Luft und sie atmete die vielen Gerüche begierig ein.


    „Kannst du sie riechen?”, fragte Riolu plötzlich und Yune blickte zu ihm auf. Auch sein schwarz-blaues Fell hatte sich mit Wasser vollgesogen und hing durchweicht an seinem schlanken Körper.
    „Was soll ich riechen?”, erwiderte sie verwirrt, da sie nicht verstand, was er meinte.
    „Wenn ich es dir sage, weißt du worauf du dich konzentrieren musst, aber dann hast du’s nicht selbst herausgefunden. Wonach riecht es hier? Kommt dir der Duft bekannt vor?”
    In seiner ruhigen Stimme lag etwas Ermutigendes, etwas was Yune eigentlich nur von ihren Eltern kannte, wenn sie ihr etwas Neues zeigen wollten. Und sie war neugierig darauf, was es sein könnte, also sog sie noch einmal ganz bewusst die Luft ein, um die Gerüche besser festzustellen. Zuerst roch sie nichts bekanntes, denn obwohl ihr die Düfte des nassen Waldes nicht mehr fremd waren, glaubte sie nicht, dass Riolu darauf hinaus wollte. Es musste etwas anderes sein. Sie blieb kurz stehen und schloss die Augen, als sie die Schnauze in die Höhe reckte und noch einmal die Luft prüfte. Schließlich fiel ihr ein Duft auf, süßlich und frisch, ein starker Kontrast zu dem scharfen Geruch der Tannennadeln und den nassen Blättern auf dem weichen, erdigen Boden. Sie ging weiter, konzentrierte sich auf diesen süßen Duft, der ihr vertraut vorkam. Es war nicht der Geruch der Wiesenblumen, die ihre Mutter ihr auf dem Weg immer wieder zeigte. Aber es waren eindeutig Blüten, jedenfalls wollte Yune nichts anderes einfallen, was so süß riechen konnte.
    Der Schakal beobachtete mit einem leichten Lächeln, wie das Evoli-Mädchen immer wieder den Kopf bewegte und begierig schnupperte. Sie waren immer noch weit genug von der Quelle entfernt, dass sie nicht sehen konnte, wovon der Duft ausging. Und er war sich sicher, dass es ihr gleich einfallen würde, woher sie ihn kannte.
    Abrupt blieb Yune stehen und wandte sich mit einem vor Freude strahlenden Gesicht an Riolu.
    „Die Beerenbäume! Das ist der Geruch von den Blüten der Beerenbäume auf der Lichtung”, meinte sie begeistert und absolut überzeugt.
    „Richtig”, erwiderte der Schakal freundlich, „das hast du sehr gut erkannt.”
    „Ich hab mich nie darauf konzentriert wie alles um mich herum riecht und mir nie irgendwelche Düfte gemerkt”, gab sie zu, als sie weiter Myrrh folgten.
    „Ich bin mir sicher, dass du das noch von deinen Eltern gelernt hättest”, meinte Riolu zuversichtlich. „Sie hatten nur noch keine Gelegenheit es dir zu zeigen.”
    „Ahm …”, begann das Evoli-Mädchen etwas verunsichert, weil sie sich nicht ganz traute, ihre Frage zu stellen. Wenn Riolu sich so gut auskannte, konnte sie bestimmt einiges von ihm lernen. Doch sie war sich unsicher darüber, ob er das überhaupt wollte.
    „Was meinst du?”, wollte der Schakal wissen und schaute sie an. Seine roten Augen wirkten ganz neugierig darauf, was sie sagen wollte, aber Yune traute sich nicht ihn anzusehen. Schließlich meinte sie: „Magst du es mir beibringen? Das mit den Gerüchen, mein ich.”
    „Gerne”, erwiderte Riolu und lächelte sie an, was das Evoli-Mädchen ebenfalls grinsen ließ. Sie überkam plötzlich ein starkes Glücksgefühl und vergaß daraufhin für kurze Zeit sogar ihr durchweichtes Fell. Als sie wieder nach vorn sah, erkannte sie zwischen zwei Bäumen eine weite Fläche und stand im nächsten Moment gemeinsam mit Riolu auf der Beerenlichtung. Einige Sprünge entfernt zu ihrer linken Seite stand Myrrh vor Micaiah, die sich unter ein paar Bäume gestellt hatte. Die feurige Mähne und der flammende Schweif des Gallopa waren kleiner geworden und Dampf stieg von ihnen auf. Die restliche Gruppe stand daneben — lediglich Mobai hatte Schutz unter dem Bauch der Stute gesucht und betrachtete mit einer Mischung aus Angst und Abscheu das feuchte Gras und den herabfallenden Regen.
    „Und wie nennen wir das?”, scherzte Myrrh mit einem breiten Grinsen. „Essen im Regen?”
    „Keine schlechte Idee, aber ich bin dafür, dass jeder sich ein paar Beeren schnappt und wir in der Höhle heute essen. Ich bin ja kein Goldini, du verstehst”, erwiderte Micaiah amüsiert und die restliche Gruppe nickte. Sie begannen ein paar Beeren aufzusammeln, jeder so viel, wie er tragen konnte und machten sich auf den Rückweg. Lediglich Tricky weigerte sich unter dem schützenden Bauch der Stute hervorzukommen, ihm bereitete schon das nasse Gras großes Unbehagen.
    Viel wurde auf dem Rückweg nicht gesprochen, was einerseits daran lag, dass viele Mitglieder der Gruppe ihre Beeren im Maul trugen und andererseits schienen alle so erschöpft zu sein, dass ihnen nicht nach Gesprächen zumute war. Obwohl Yune die Stille verstehen konnte, wühlte es sie innerlich auf. Und wenn keine Gruppe etwas herausgefunden hatte? Was würden sie dann tun?
    Das Licht begann zu schwinden während der Regen weiterhin anhielt und das Fallen der Tropfen als allgegenwärtige Melodie die Luft erfüllte. Das stetige Zerplatzen auf Blättern und Ästen, das leise Hinabgleiten von Grashalmen gemeinsam mit dem lautlosen Versinken im erdigen Boden. Die Hufe der Stute verursachten ein schmatzendes Geräusch auf dem von nassen Blättern bedeckten Boden. Über der Gruppe flogen die beiden Staralili, jeder trug eine Sinelbeere im Schnabel, und trotzten dem Regen.
    Sie erreichten schließlich die Höhle und blieben erschöpft und durchweicht in der Nähe des Eingangs stehen. Zora und Breaker begannen sich zu schütteln, um das Wasser aus ihrem Fell zu bekommen und auch Fünkchen tat es ihnen mit den beiden Haspiror gleich.
    „Hey! Passt doch auf! Ich will nicht nass werden!”, beschwerte sich Tricky lautstark, der sich erst in der Höhle getraut hatte, zwischen den Beinen von Micaiah hervorzukommen.
    „Tschuldigung”, erwiderte das Pachirisu peinlich berührt, welches in seiner Nähe stand. „Das hatte ich vergessen.”
    „Reg dich ab, Tricky”, kommentierte Breaker das Aufbegehren des Mobai, nachdem er die im Maul getragene Amrenabeere abgelegt hatte. „Die paar Tropfen schaden dir nun auch nicht, du hast mit Abstand am wenigsten von dem Regen abbekommen.”
    „Aber du weißt genau, dass ich kein Wasser mag!”, motzte dieser zurück und stapfte mit klackernden Schritten tiefer in de Höhle. „Da geh ich lieber schon mal vor, wo’s wirklich trocken ist.”
    „Ich geh mit”, meinte Sakura fröhlich hopsend. „So ein Regenguss ist so erfrischend, aber das Wasser aus eurem Fell will ich auch nicht abbekommen.”
    „Wartet doch!”, rief Fünkchen überrascht und strich sich ihr nasses Fell mit den Pfoten glatt, bevor sie den beiden eilig folgte. „Ich bin auch gar nicht mehr nass, wirklich nicht.”
    „Uch wech jo nüch wach ia einkt aba uch hab unga”, meinte Cloud plötzlich und erntete von den Übrigen einen verwirrten Blick. Er blinzelte einige Male verwundert, da er nicht verstand, was sie meinten.
    „Nimm doch die Sinelbeere aus dem Schnabel, dann versteht man dich auch gleich besser”, kicherte Storm und ihr Freund legte sichtlich peinlich berührt die Frucht ab.
    „Ups, hatte ich ganz vergessen. Na, jedenfalls hab ich Hunger und ich finde, wir sollten jetzt essen!”
    „Sehr gute Idee”, stimmten Myrrh und Micaiah gleichzeitig dem Vorschlag zu.
    „Dann lasst uns mal den Drei folgen”, meinte die Feuerstute und der Trupp ging hinter ihr in die Höhle. An den rauen, furchigen Gesteinswänden tanzten die Schatten im Licht ihrer Flammen und Yune betrachtete das lautlose Spiel, welches von den gleichmäßigen Schritten der Gruppenmitglieder begleitet wurde. Am Ende der Höhle angekommen, ließen sich alle erschöpft und erleichtert auf den Boden nieder und verspeisten die wenigen Beeren, die sie mitgenommen hatten. Danach widmeten sich die meisten der Pflege ihres Fells oder Federn, da sie in der Nähe von Micaiahs Feuer alle etwas trockener geworden waren. Myrrh blieb beim flammenden Schweif der Stute, da sie bei ihrem Stoff nur darauf warten konnte, dass er trocknen würde. Die Staralili bearbeiteten mit ihren langen Schnäbeln ihr aufgeplustertes Gefieder, strichen an den einzelnen Federn entlang und schüttelten sich immer wieder. Breaker und Zora ließen ihr Fell ebenfalls rein durch die Wärme von Micaiahs Flammen trocknen, während Lucky und Nicki damit beschäftigt waren, das Wasser aus dem weichen beigefarbenen Fell auf ihren Körpern zu wringen oder sich über die Pfoten zu lecken und ihr Gesicht zu putzen. Auf Sakuras glatter Haut waren kaum Regentropfen haften geblieben und die wenigen, waren ebenfalls bereits verdunstet, ebenso wie auf Trickys steinernem Körper das Wasser bereits nicht mehr zu sehen war. Fünkchen hingegen war eifrig damit beschäftigt, ihr weißes Fell und besonders ihren großen, buschigen Schweif trocken zu bekommen. Als sie dann die beiden Haspiror, sowie die Geschwister bei Myrrh am Feuer von Micaiah sah, gesellte sie sich dazu.
    Riolu und Yune hatten still zusammen gegessen, auch wenn das Evoli-Mädchen nicht so viel Appetit gehabt hatte. Nur ihr knurrender Magen hatte sie dazu gebracht etwas zu essen, obwohl ihr nicht danach war. Sie war viel zu neugierig auf die Berichte der anderen, doch von aufgeregten Fragen hielt sie ihre Schüchternheit und Müdigkeit ab. Obwohl sie zu gern die Ergebnisse sofort gehört hätte, konnte sie sich kaum auf den Beinen halten und wusste nicht, ob sie nicht gleich einschlafen würde. Der Schakal leckte sich nach dem Essen über die Lippen und stand auf. Er saß mit Yune am Weitesten von Micaiah weg, da beide am selben Punkt zum Stehen gekommen waren und sich hingesetzt hatten. Aber jetzt wollte er näher ans Feuer der Stute und ging auf sie zu. Freudig streckte sie ihm den Kopf entgegen und er legte seine Pfote auf ihre warmen Nüstern. Myrrh winkte das Evoli-Mädchen herbei, die abwesend den Schakal beobachtet hatte, und sie erhob sich langsam, bevor sie mit schweren Pfoten auf die Puppe zuging. Bei dieser angekommen lächelte sie kurz und setzte sich auf die Hinterpfoten. Doch diese Position hielt sie nicht lange durch und streckte sich schließlich auf dem kalten Boden aus, um ihre Beine zu entlasten.
    Auch der Rest der Gruppe zeigte die erste Müdigkeit und nachdem Tricky schamlos laut gegähnt hatte, folgte eine Reihe weiterer, wenn auch deutlich leiserer Gähner von den anderen.
    „Was für ein Tag, was?”, begann Myrrh schließlich und blickte sich um. „Ich weiß ja nicht, wie’s euch geht, aber ich könnte jetzt einige Tage lang schlafen.”
    „Ich auch”, stimmte Fünkchen zu und die meisten nickten müde.
    „Aber ein wenig Aufmerksamkeit brauchen wir schon noch”, schaltete sich Micaiah mit ruhiger Stimme ein. „Immerhin wollen wir doch sicher alle wissen, was die anderen herausgefunden haben. Oder nicht?”
    „Falls man überhaupt etwas herausgefunden hat”, murmelte Myrrh resigniert. Die fehlenden Ergebnisse ihrer Gruppe störten sie sehr und sie konnte das Gefühl wertvolle Zeit verschwendet zu haben, weil sie einer falschen Einschätzung gefolgt war, nicht abschütteln. Sicherlich, sie wussten, wo Refia sich nach dem Gewitter aufgehalten hatte, aber wo war sie jetzt? Wenn sie das nicht wussten, war es aussichtslos sie wirklich zu finden.
    „Es würde wenig Sinn machen sich aufzuteilen und sowohl in Schleiede als auch in Weideburg zu suchen. Wie in aller Welt soll man sich denn verständigen, wenn eine Gruppe auf Refia getroffen ist? Der Abstand zwischen den beiden Städten ist zu groß, als das Cloud und Storm da als Vermittler dienen könnten”, ging es der Puppe durch den Kopf.
    Die Gruppe war still und unruhig geworden. Sie vermieden den Augenkontakt zueinander und taten beinahe so, als hätten sie Micaiah gar nicht gehört. Yune wunderte sich darüber und begann zu zweifeln. Hatten die anderen etwa auch nichts herausgefunden?
    Die Stille lag schwer über ihnen und niemand wagte sie zu zerstören. Ihre Hoffnung wirkte zerbrechlich wie der erste Frost, der die Oberfläche eines Sees hatte erstarren lassen. Und keiner schien herausfinden zu wollen, wie stabil diese Eisdecke war und wie viele Rückschläge ihre Zuversicht aushalten konnte. Aber Schweigen brachte sie auch nicht weiter.
    Riolu hatte die Gefühlswellen der Gruppe aufmerksam verfolgt und die Veränderung in ihrer Stimmung wahrgenommen. Von der Feuerstute ging lediglich Verwunderung und Unbehagen aus, Myrrh dagegen war resigniert und wütend auf sich selbst und das Evoli-Mädchen verunsichert. Sie wusste nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollte oder was die Stille der anderen zu bedeuten hatte. Der Schakal musste sich ein verstimmtes Knurren verkneifen, als sein Blick auf die anderen Mitglieder der Gruppe fiel.
    „Feiglinge.”
    Er atmete einmal tief durch und zerriss die Stille mit den Worten: „Wir wissen wo Refia war.”
    Alle Augen richteten sich auf den Schakal, der so selten vor der Gruppe sprach, dass die meisten einen Moment brauchten um zu begreifen, dass es seine Stimme war.
    „Ist das wahr?”, wollte Zora verwundert wissen und wandte den Kopf zu Yune, die zustimmend nickte.
    „Ja, ich hab die Duftspur meiner Mama in einem Tunnel gefunden.”
    „Welcher Tunnel?”, fragte Micaiah interessiert und sah zu Myrrh.
    „Der, der durch das Gebirge führt. Ich denke er endet in Trostu. Ziemlich schnurgerade, keine Biegung soweit ich das sehen konnte”, war ihre knappe Antwort. Sie saß mit verschränkten Armen da und wirkte auf die Stute wie ein bockiges Ponita.
    „Das heißt”, fuhr Riolu fort, „wir wissen, wo sie nach dem Gewitter Schutz gesucht haben. Aber die Spur war schon schal und jetzt gilt es herauszufinden, ob sie nach Norden oder Süden gegangen sind.”
    „Leider haben wir dazu nichts herausfinden können”, erwiderte die Feuerstute enttäuscht. „Wir sind nach Norden gegangen, an den Rand des Waldes, bevor es nach Schleiede geht. Leider haben wir nicht besonders viele Pokémon so nah an der Stadt getroffen und die, die wir trafen meinten, sie sehen täglich so viele Menschen, sie könnten gar nicht sagen, ob sie Refia und Yunes Eltern gesehen haben oder nicht.”
    „Ärgerlich”, bemerkte Myrrh, „aber einen Vorwurf kann man ihnen nicht machen. Die wenigsten achten wirklich auf die reisenden Trainer und ihre Pokémon.”
    „Am Fluss wusste auch keiner was”, meldete sich Nicki zu Wort. „Die Pokémon die dort leben, sehen sehr selten Trainer und alle die ab und an zum Kühnheitssee schwimmen achten auch nicht besonders viel auf die Menschen.”
    „Im Gegenteil”, mischte sich Zora ein, „die meisten verstecken sich ganz schnell, wenn sie einen Menschen sehen.”
    „Und als wir nach Schatten und Sunlight stattdessen gefragt haben, waren sie sich auch nicht sicher, ob sie sie gesehen haben”, fügte Breaker enttäuscht hinzu. „Keiner hatte sie gesehen. Tut mir leid.” Er blickte auf und sah Yune entschuldigend an, die sich jedoch zu einem Lächeln durchringen konnte.
    „Wir haben auch nichts gefunden, als wir beim Gebirge geschaut haben. Die Pokémon meiden die Trainer sehr …”
    „Meint ihr”, begann Fünkchen vorsichtig, „dass sie nach Weideburg gegangen sind?”
    „Wie kommst du darauf?”, wollte Tricky verwundert wissen.
    „Naja, ich hab mir gedacht, dass eine suchende Trainerin doch den Pokémon in der Nähe von Schleiede bestimmt aufgefallen sein müsste. Ich meine, das sieht man dort bestimmt nicht oft.”
    „Da könntest du Recht haben, Fünkchen”, erwiderte Myrrh nachdenklich. „So was fällt auf und ich schätze Refia schon als sehr gründlich ein. Wenn sie in der Nähe von Schleiede wäre, wäre das sicherlich etwas gewesen, was die Pokémon dort beobachtet haben müssten. Immerhin ist es ja erst einen Tag her.”
    Cloud und Storm wechselten einen vielsagenden Blick und nickten sich schließlich entschieden zu.
    „Wir beide wissen vielleicht wo Refia ist”, begann das Staralili-Weibchen vorsichtig.
    „Ja und?!”, fuhr die Puppe interessiert hoch und alle fixierten die beiden jungen Vögel.
    „Nun ja”, gab Cloud zu und wechselte kurz von einem Bein auf das andere, „wir sind uns nicht ganz sicher.”
    „Erzählt ruhig, was habt ihr herausgefunden?”, fragte Micaiah gelassen und warf Myrrh einen Blick zu, der deutlich machte, dass sie mit Druck nichts erreichte. Der Geist konnte sich selbst nicht verstehen, so ungeduldig und aufbrausend war sie doch sonst nicht.
    „Also wir sind ein wenig herumgeflogen und nachdem ihr euch hauptsächlich auf Norden und Westen beschränkt hattet, dachten wir, wir fliegen mal ein wenig nach Süden.”
    „In die Nähe des Sees wo wieder Wald ist, weil da bestimmt einige Vogel-Pokémon sind”, fügte Storm hinzu.
    „Genau”, fuhr Cloud fort. „Und auf dem Weg dorthin trafen wir einen kleinen Schwarm Staravia.”
    „Keine Verwandten von uns”, bemerkte seine Freundin schnell.
    „Und die meinten, sie wären seit drei Tagen jetzt in der Nähe des Kühnheitssees gewesen und wollten nun nach Schleiede. Als wir sie fragten, ob sie Refia gesehen hatten, meinte sie, dass ihnen eine Trainerin aufgefallen sei, die sich sehr viel und lange rund um den See aufgehalten hatte. Und sie hätte immerzu etwas gerufen”, erzählte der junge Star.
    „Und was hat sie gerufen?”, wollte Zora neugierig wissen und sprach damit die Frage aller aus.
    „Sie hat ‚Yune’ gerufen!”, platzte Storm freudig heraus, bevor Cloud überhaupt den Schnabel öffnen konnte. Erleichtert atmete die Gruppe auf, Myrrhs schlechte Laune war weggeblasen und sie grinste breit über den Erfolg. Das Evoli-Mädchen war so überwältigt, dass sie gar nichts darauf sagen konnte, während die anderen freudig den beiden Staralili ihr Lob aussprachen.
    „Sehr gut gemacht ihr zwei”, meinte Micaiah. „Diese Information hilft uns sehr!”
    „Auf jeden Fall!”, stimmte die Puppe mit ein. „Refia kann sich inzwischen also nur in Weideburg aufhalten oder aber sie hat sich im Hotel Prachtsee einquartiert und sucht von dort aus. Wie auch immer, es ist klar, dass wir nach Süden müssen.”
    Die ersten öffneten schon ihren Mund, um weitere Anmerkungen zu machen, doch die Stute bemerkte schnell: „Das werden wir dann morgen weiter besprechen. Der Tag war sehr anstrengend, wir sind alle sehr müde und um das richtig zu planen müssen wir alle hellwach und aufmerksam sein.”
    „Ich weiß aber gar nicht, ob ich jetzt schon schlafen kann”, warf Tricky ein. „Das war alles so aufregend!”
    „Ja”, meinte Fünkchen, „wie soll man denn jetzt schlafen können?”
    „Dann werde ich euch jetzt eine Geschichte erzählen, damit ihr euch alle etwas beruhigt und besser einschlafen könnt. Einverstanden?”, schlug Micaiah vor und freudige Zustimmung erfüllte die Höhle.
    „Au ja!”, freute sich Nicki und rückte näher an Lucky. Auch die anderen Mitglieder rückten näher zusammen und bald hatte sich ein enger Kreis vor der Stute gebildet. Yune erinnerte sich daran, dass sie bereits bei ihrer Ankunft eine Geschichte gehört hatte und war sehr neugierig. Sie kannte Erzählungen vor dem Schlafengehen von ihrer Mutter, manchmal hatte aber auch Refia welche erzählt, die sie kannte. Wie die anderen legte sie sich bequem auf den Boden und wartete gespannt darauf, dass die Feuerstute beginnen würde. Myrrhs Reißverschlußmund hatte sich zu einem breiten Grinsen verzogen, als sie die jungen Pokémon beobachtete, die ganz hungrig nach diesen Geschichten waren. Einzig bei Riolu sah sie wenig Gefühlsregung, aber sie wusste auch so, dass es ihm genauso erging.
    „Die heutige Geschichte heißt ‚Das Ponita und das Magcargo.’”


  • Hallo Lieblings-Feuermaus!


    Endlich geht es weiter und weißt du, mir wird erst jetzt wirklich bewusst, wie lange diese Geschichte schon läuft und wie spannend sie trotz allem geblieben ist. Obwohl es eher gemächlich in der Geschichte voran geht, vergeht die Zeit während des Lesens wie im Flug und man freut sich über die kleinen Ergebnisse und Begebenheiten wirklich sehr.
    In diesem Kapitel sollten wohl vor allem Riolu und Yune zum Zug kommen. Überhaupt ersterer lässt es sich ja nicht nehmen und versucht, die Bindung zu Yune weiterhin aufzubauen. Bei ihm verwundert es ja insofern, weil er gegenüber den anderen Mitgliedern der Truppe eher verschlossen oder wortkarg ist. Scheint so, als hätte er nun endlich seinen Seelenverwandten gefunden, wenn er sich so gut mit jemandem unterhalten kann (das erinnert mich an jemand anderes). Yune wirkt hier zur Abwechslung auch wieder einmal etwas naiv und ruhig, was besonders bei der Geruchsszene zu sehen war. Ich find's interessant, dass sie das Spurenlesen auch noch lernen muss; dabei hätte ich gedacht, sie hatte dazu schon die Gelegenheit, das von ihren Eltern zu lernen. Nun ja.
    In der Höhle empfand ich, dass die Stimmung recht schnell auf niedergeschlagen umgestiegen ist, was anhand der vorher herrschenden Müdigkeit eher merkwürdig ist. Da fehlte mir persönlich ein gewisser Auslöser, der das verdeutlicht hätte. Mit Riolus Einwenden und Storms und Clouds Geschichte hat die Stimmung jedoch wieder eine Kehrtwende vollzogen, genauso wie erwartet. Hier fand ich den Verlauf wesentlich angenehmer, weil eben die Spannung da ist und sich alle erst einmal beruhigen müssen. Auf jeden Fall war das noch ein gelungener Schluss für das Kapitel und diese Erzählstunde von Micaiah erinnert mich an irgendetwas. War es eine Sendung oder ein Buch, aber das hat jemand mal ähnlich gemacht, glaube ich. Vielleicht täusche ich mich da auch.


    Ach ja, falls du es nicht im nächsten Kapitel geplant hast: Wie wär's mit einem Special zu "Das Ponita und das Magcargo"? Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Geschichte Interessenten hätte.


    In diesem Sinne: Bis dahin, man liest sich!

  • Danke Lieblings-Flunkifer ( @Rusalka ) für deinen Kommi! ^.^
    Das freut mich, dass du das so empfindest — manches Mal denk ich mir, es geht doch etwas zu langsam in der Story voran. Aber ich hab noch ein paar Kapitel in der Hinterhand, die hoffentlich ein wenig Schwung in die Sache bringen. Allgemein geht es ja jetzt demnächst erst richtig los!
    Jup, Riolu und Yune bekommen hier mehr Screentime, was ja auch so sein soll. Es stimmt, Riolu geht bei Yune wesentlich mehr aus sich heraus als bei den anderen, das liegt vor allem ihrer ähnlich ruhigen Art. Der Rest ist Riolu einfach zu aufgeweckt — obwohl das Haspiror-Pärchen ebenfalls eher ruhig ist. Manchmal gibt es eben einfach diese Begegnung die das Leben verändern — so ist es auch bei Riolu und Yune. (:
    Stimmt, man möchte meinen, dass Sunlight und Schatten ihrer Tochter das Spurenlesen bereits beigebracht haben. Immerhin ist Yune ja schon eine Weile auf der Welt. Das zu erklären ist vermutlich ein kleiner Spoiler, aber ich mach’s trotzdem. (Aber in einem Spoiler!)


    Was ich vor allem auch damit zeigen wollte, ist, dass gewisse Sinne bei wildlebenden Pokémon einfach deutlicher ausgeprägt sind, weil sie eher auf diese angewiesen sind. Klar, braucht man auch bei einem Trainer seine Nase, Gehör und natürlich seinen Sehsinn. Aber bei weitem nicht so geschärft, wie in der freien Wildbahn.
    Jup, I admit it: mit der Höhlenszene hatte ich von Anfang an so meine Probleme. Schon in der ersten Fassung. Einerseits möchte man meinen, dass Cloud und Storm ihre Erkenntnisse sofort präsentieren, was jedoch das präsentieren der anderen vollkommen überflüssig gemacht hätte. Gleichzeitig sind die beiden sich der Information, die sie bekommen haben, doch nicht ganz sicher. Es wäre ihnen da recht gewesen, wenn sie eine „zusätzliche“ Info hätten liefern können und nicht die einzige überhaupt. Und der Rest war natürlich enttäuscht, dass sie selbst nichts brauchbares herausgefunden haben.
    Die Sache mit dem „Geschichtenerzähler“ ist ein recht häufig verwendetes Stilmittel. (: Ich hab das erstmals bei Richard Adams in seinem Buch „Watership Down“ gelesen. (Absolut empfehlenswert!) Seit der ersten Geschichte versuche ich damit vor allem eine gewisse Kultur oder Gesellschaft unter den Pokémon darzustellen. Ob das gelingt, weiß ich nicht, aber es macht eine Menge Spaß diese kleinen Geschichten zu schreiben und außerdem, wer bekommt nicht gern eine Geschichte erzählt? Und gerade für die jungen Pokémon — die ja allesamt ohne Eltern letztendlich aufwachsen — sind solche Erzählungen ausgesprochen wichtig.
    Und natürlich hab ich geplant, dass die Erzählung auch vorkommt, das ist gleich der erste Teil des neuen Kapitels. (:
    Noch mal Danke, dass du dir die Zeit genommen hast. <3


    Sou, ich hatte ja irgendwie im März gesagt, dass jetzt regelmäßigere Updates kommen und — wie man sieht — ist daraus nicht wirklich was geworden. Asche auf mein Haupt! Ich versuch es im April besser zu machen, deshalb kommt hier gleich mal Teil eins von Kapitel elf.


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    @Lauriel@Noxa@Majiata@Rajani@Rumo@Flying Sea@Almarican Kain — @Deception — @Silvers@Kimikan

  • Kapitel XI: Schmerzhafte Erinnerung
    Teil I/II


    „Seelische Wunden bleiben meist so lange, bis einem eine neue Bekanntschaft diese vergessen lässt.“
    Rusalka



    „Es war einmal ein Magcargo, das den Namen Masaru trug und in einer felsigen Gegend lebte. Eines Tages beschloss er, seinen Freund zu besuchen. Sein Freund war ein Pottrott und lebte einige Meilen von ihm entfernt an einem Fluss in der Ebene. Er machte sich also am Morgen des nächsten Tages auf und ging seines Weges, gemütlich wie es für seine Art eigen war. Die Sonne wanderte über den Himmel und Masaru ging weiter durch die felsige Landschaft, rechts und links von ihm erhoben sich Hügel und Berge und am Ende, als die Sonne sich schließlich im Westen bereit machte unterzugehen, war Masaru aus der Schlucht herausgetreten und blickte auf den Wald vor sich. Er entschloss sich Rast zu machen und schlief bis zum nächsten Morgen.


    Als die Sonne ihn am nächsten Tag weckte, machte Masaru sich auf und ging weiter. Er versuchte etwas schneller als zuvor zu sein und freute sich, als er am frühen Nachmittag schließlich das Ende des Waldes erreicht hatte. Etwas schwer atmend stand er dort und blickte auf die Ebene vor sich.
    „Wohin des Weges?”, fragte ihn plötzlich eine Stimme an seiner Seite. Er wandte den Kopf und sah neben sich ein Ponita, welches ihn interessiert anschaute.
    „Zum Fluss”, war die knappe Antwort zwischen zwei Keuchern.
    „Wo kommst du denn her?”
    „Aus einem felsigen Tal in den Bergen.”
    Das Ponita schaute ihn verwundert an und meinte schließlich nach einer Weile: „Meinst du nicht, dass das etwas gewagt ist für jemanden wie dich?”
    „Warum?”, fragte Masaru und legte verwirrt den Kopf schief.
    „Du bist doch so furchtbar langsam! Am Ende übernimmst du dich noch, du bist doch jetzt schon völlig aus der Puste. Der Weg bis zum Fluss ist für mich nicht weit, ich schaff das innerhalb weniger Herzschläge, aber du? Du brauchst doch noch zwei Tage dafür!”, begehrte das junge Feuerpferd auf.
    „Danke für deine Anteilnahme, aber ich schaff das schon”, erwiderte Masaru knapp und ging weiter seines Weges. Es war doch egal, wie lange er für seinen Weg bräuchte, solange er am Ende bei seinem Freund ankam. Das Wetter war weiterhin schön und er musste sich somit keine Gedanken darüber machen, dass es regnen würde und er sich einen Unterschlupf suchen musste. Das Ponita ging neben ihm her und beobachtete ihn eindringlich. Zuerst versuchte Masaru es zu ignorieren, aber schließlich konnte er nicht mehr.
    „Ja?”, fragte er etwas genervt.
    „Oh, nichts weiter”, antwortete das junge Feuerpferd. „Ich hab mich nur gefragt, wenn du so verbissen bist, dann würde ich glatt ein Rennen gegen dich veranstalten.”
    „Ein Rennen?”
    „Ja. Wenn ich gewinne drehst du um und gehst nach Hause.” Das Ponita hob triumphierend den Kopf, als hätte es bereits die Ziellinie überquert. Masaru verstand nicht ganz, was es seinem Gegenüber brachte, wenn er bei einer Niederlage wieder zurück dorthin ging, wo er lebte, aber er wollte seinen Freund besuchen und sich nicht daran hindern lassen.
    „Und was ist, wenn ich gewinne?”, wollte er ernst wissen.
    „Falls”, erwiderte das junge Feuerpferd hochnäsig. „Falls es dazu kommen sollte, dass du tatsächlich aus irgendwelchen Gründen, die sicherlich nicht fair sind, gewinnen solltest dann …”
    „Dann?”, hakte Masaru nach, als das Ponita plötzlich nachdenklich schwieg.
    „Dann zeig ich dir eine Abkürzung”, entschied es. „Ich kenn mich nämlich in dieser Gegend sehr, sehr gut aus, musst du wissen.”
    „Gut, einverstanden”, erwiderte das Magcargo, auch wenn ihm bei dieser Sache unwohl war. Doch diese Herausforderung abzulehnen hätte ihm wohl nichts gebracht, er war sich sicher, dass das junge Feuerpferd ihn nicht in Ruhe gelassen hätte.
    „Sehr schön. Ich würde sagen, unser Startpunkt ist genau hier, wo wir gerade sind. Und das Ziel ist …”
    Es sah nach vorne und entdeckte eine Eiche, die in einiger Entfernung auf einer kleinen Anhöhe stand. Zufrieden nickte das Ponita über seine Entdeckung.
    „Diese Eiche!”
    „Alles klar.”
    „Bist du bereit?”
    „Ja.”
    „Auf die Plätze …”
    Masaru richtete seinen Blick fest auf den großen Baum in der Ferne. Er wusste zwar noch nicht, wie er diesen vor dem Ponita erreichen sollte, aber er war gewillt es zu versuchen. Das Feuerpferd neben ihm begann aufgeregt zu tänzeln und schien bereit, jederzeit nach vorne loszupreschen.
    „Fertig … los!”
    Gerade als es das letzte Wort ausgesprochen hatte, sprang das Ponita nach vorne und jagte in wildem Galopp über die Ebene. Masaru gab sich Mühe ebenso flott wie zuvor voran zu kommen. Er konzentrierte sich auf das gleichmäßige nach vorn Gleiten und war darauf bedacht, keinen Umweg zu nehmen und möglichen Hindernissen auf seinem Weg früh genug auszuweichen, sodass er nicht langsamer werden musste.
    „Vielleicht kann ich ja doch gewinnen, wenn ich einfach stetig vorangehe”, dachte er hoffnungsvoll und ging weiter.
    Das Ponita schaffte es schnell zum Fuß der Anhöhe, auf der die Eiche stand. Es atmete heftig und seine Beine zitterten von dem schnellen Galopp etwas, aber es war sehr zufrieden. Den letzten Rest wollte es vor den Augen seines Mitstreiters zurücklegen, damit er den Sieg miterleben konnte. Doch momentan war von diesem noch gar nichts zu sehen, deshalb entschloss es sich auszuruhen. Siegessicher und zufrieden legte es sich in das von der Sonne gewärmte Gras und schloss die Augen. Und bevor es es richtig merkte, war es auch schon eingeschlafen.”


    „Das ist gemein!”, warf Tricky entrüstet ein. „Das Ponita ist doch viel schneller als Masaru! So was macht man einfach nicht!“ In seinen gelben Augen funkelte die Verärgerung über so ein ungerechtes Verhalten, als er mit seinen Füßen auf den Boden schlug.
    „Genau, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ein Ponita so gemein sein kann”, stimmte Fünkchen ihm zu und schaute Micaiah zweifelnd an.
    „Warum nicht?”, fragte die Stute amüsiert und beugte den Kopf etwas nach unten.
    „Na, weil … weil du so nett bist. Es sind doch bestimmt alle Ponita und Gallopa so nett”, war die überzeugte Antwort des Elektrohörnchens und es unterstrich seine Aussage mit einem bestimmten Kopfnicken.
    „Genau, das find ich auch!”, meinte das Mobai. „So ein gemeines Verhalten kann nie und nimmer von einem Ponita stammen!“
    Micaiah musste sich ein ein breites Lächeln verkneifen, denn es schmeichelte ihr sehr, wie hoch die Meinung ihrer jungen Freunde von ihrer Rasse war. Das zeigte ihr, dass sie es allein durch ihr eigenes Verhalten geschafft hatte, das Bild aller Feuerpferde positiv zu zeichnen. Doch nichts war wichtiger, als Verallgemeinerungen zu vermeiden. Diese Lektion hatte sie selbst in den letzten Monaten gelernt.
    „Das ist sehr lieb von euch, dass ihr das sagt“, erwiderte sie schließlich, „aber ich kenne viele Ponita und Gallopa und einige sind wirklich gar nicht nett und freundlich. Ich denke, Myrrh hat auch schon viele Pokémon derselben Rasse kennengelernt, die ganz unterschiedlich waren. Nicht wahr?”
    Die Puppe nickte wissend mit ihrem großen Kopf, als sich die Augen der anderen ihr zuwandten.
    „Man kann nicht sagen, wenn man ein Pokémon einer Art kennt, kennt man alle“, fügte sie hinzu und hob mahnend ihre graue Stoffhand.
    „Das stimmt”, fügten Cloud und Storm gleichzeitig hinzu.
    „Das heißt …”, meinte Fünkchen zögerlich und beunruhigt. „Das heißt, dass es auch gemeine Pachirisu gibt?”
    Ihre schwarzen Augen waren plötzlich voller Sorge darüber, denn diese Möglichkeit hatte sie nie in Betracht gezogen.
    „Wahrscheinlich“, erwiderte Micaiah, „aber deshalb sind ja nicht alle gemein. Und wenn jemand auf ein nicht so freundliches Pachirisu getroffen ist und dann dich kennenlernt Fünkchen, dann weiß er, dass nicht alle Pachirisu gleich sind.“
    Fünkchens Gesicht hellte sich sichtlich auf, bei dem Gedanken, dass das Verhalten anderer ihrer Art nicht auf sie selbst zurückfällt.
    „Selbst wenn wir innerhalb unserer Art gleich aussehen, so sind wir doch alle unterschiedlich. Und letztendlich sind wir alle Pokémon, wir haben jedes Recht unterschiedlich zu sein“, erklärte Myrrh. „Das Wichtigste ist doch, dass wir anderen nicht vorsätzlich schaden. Wenn jeder unabhängig von seiner Art sein Gegenüber so behandelt, wie er selbst behandelt werden möchte, hätten wir alle weit weniger Probleme.“
    Zufrieden stellte die Stute fest, wie die Gruppe über die Worte der Puppe nachdachte. In den vom Feuerschein erhellten Gesichtern zeichnete sich eine Erleichterung ab, die Micaiah sehr freute. Sie schienen die Lektion verstanden zu haben.
    „Gut, dann erzähl ich jetzt weiter …”, fuhr sie schließlich fort.


    „Masaru kämpfte sich voran, sein Ziel im Blick. Aufgeben kam für ihn nicht infrage, da verlor er lieber, bevor er sich heimlich davon machte und das Ponita mit einem unfairen Triumph zurückließ. Die Eiche kam langsam in Sicht, während die Sonne weiter ihres Weges zog. Sie hatte ihren Zenit bereits überschritten und das Magcargo glaubte fast nicht daran, dass er es noch schaffen konnte. Seine unverhoffte Rivalin hatte sicherlich das Ziel bereits erreicht und wartete ungeduldig auf ihn. Doch er wollte nicht zu sehr an das freche Ponita denken, sondern freute sich lieber auf den Besuch bei seinem Freund. Falls er tatsächlich ihn jetzt nicht sehen konnte, dann würde er ihn eben zu einem späteren Zeitpunkt treffen. So oder so, er würde sein Ziel erreichen.
    Als es Nachmittag wurde, erreiche Masaru schließlich den Fuß des Hügels, auf dem die Eiche stand.
    „Fast geschafft”, keuchte er und machte sich an den Anstieg. Er war so konzentriert darauf, zu dem großen Baum zu kommen, dass er das schlafende Ponita einige Sprünge neben sich im Gras gar nicht gesehen hatte. Dieses wiederum schlief so fest, dass es bei dem leisen Vorangleiten des Magcargo auch nicht geweckt wurde. Masaru kämpfte sich den Hügel hinauf und die Eiche kam immer näher.”


    „Er wird es schaffen, er wird es schaffen!”, freute sich Sakura aufgeregt, sprang auf ihre winzigen Beine und begann einen Freudentanz vorzuführen.
    „Meinst du? Das Ponita kann immer noch aufwachen und ihn ganz schnell überholen”, erwiderte Tricky zweifelnd und schien besorgt darüber, dass Masarus Anstrengungen am Ende in einer Enttäuschung enden würden.
    „Ich glaub nicht”, mischte sich Breaker ein. „Das schläft doch so tief, das wacht bestimmt nicht mehr auf bis Masaru oben angekommen ist. Da bin ich mir ganz sicher.” Er unterstrich seine Aussage mit einem Schlag seines platten Schweifes auf dem Höhlenboden. Von dem Sieg des Magcargo war er absolut überzeugt.
    „Bist du dir da sicher?”, wollte Fünkchen hibbelig wissen, während sie ihren Schweif vor lauter Spannung fest umklammert hielt.
    „Ganz sicher”, bekräftige Zora die Aussage ihres großen Bruders. Auch sie zweifelte keinen Moment daran, dass sich Masarus Durchhaltevermögen am Ende auszahlen würde.
    „Jetzt lasst Micaiah endlich weitererzählen, sonst erfahren wir’s nie”, bestimmte Storm schließlich, was die anderen verstummen ließ, sodass sich alle Augen wieder auf die Feuerstute richteten. Mit einem breiten Lächeln nahm die Stute ihre Erzählung wieder auf.


    „Masaru hatte die Eiche beinahe erreicht, da wachte das junge Ponita auf und blickte sich verschlafen um. Es stand auf und ging einige Schritte zurück, während es nach dem Magcargo Ausschau hielt.
    „Der ist wohl noch nicht mal in der Nähe”, freute sich das kleine Feuerpferd. „Wird Zeit, dass ich die Eiche erreiche und es ihm zeige!”
    Es drehte sich um und blickte zur Eiche auf dem Hügel. Mit vor Schreck geweiteten Augen sah es, wie Masaru gerade die letzte Entfernung bis zum Ziel hinter sich brachte. Es sprang nach vorne und galoppierte den Hügel hinauf, in der Hoffnung einen knappen Sieg davonzutragen, doch der tapfere Masaru war schließlich schneller und erreichte ausgelaugt und keuchend die Eiche vor dem jungen Feuerpferd. Verdutzt blickte er sich um, denn er erwartete seine Rivalin eigentlich in der Nähe, doch er konnte sie nicht sehen. Schließlich vernahm er schnelles Hufgetrappel hinter sich und dort tauchte das Ponita auf, ebenfalls schwer atmend. Keiner von beiden konnte in diesem Moment sprechen, sie schnappten nach Luft und waren zu überrascht über diesen Ausgang, um etwas sagen zu können. Nach einer Pause, die beiden endlos vorkam, meinte Masaru schließlich: „Hab ich … hab ich wirklich gewonnen?”
    „Ja”, erwiderte das Ponita bockig. „Du hast gewonnen.”
    „Wie …?”
    „Ganz einfach. Ich bin unvorsichtig geworden und hab mich unten von meinem auslaugenden Spring ausgeruht. In der Zwischenzeit hast du es tatsächlich geschafft hier hochzukommen”, war ihre wortkarge Antwort in der Masaru deutlich den Ärger heraushören konnte.
    „Nun gut”, wandte sich das Feuerpferd schließlich an das Magcargo, bevor dieser einen Kommentar abgeben konnte. „Ich hab gesagt, ich zeig dir eine Abkürzung, also werde ich das auch tun.”
    Masaru nickte zufrieden und konnte mit der Hilfe des Ponita das Tal schneller durchqueren. Dadurch erreichte er sein Ziel einen ganzen Tag früher, als er es geplant hatte. Als er schließlich bei seinem Freund Pottrott ankam, hatte er eine Menge zu erzählen.”


    „Ich freu mich so, dass Masaru gewonnen hat”, quiekte Fünkchen glücklich.
    „Er hat es sich ja auch verdient”, erwiderte Nicki. „Er hat nicht aufgegeben, bis er sein Ziel erreicht hat und war nicht so selbstsicher wie das Ponita.”
    „Richtig”, stimmte Myrrh zu. „Und deshalb wollen wir auch nicht aufgeben, nicht wahr?”
    „Auf keinen Fall!”, rief Tricky voller Tatendrang. „Wir schaffen es ganz bestimmt Yunes Familie zu finden.”
    Bevor die restliche Gruppe jedoch von der Energie des jungen Mobai angesteckt werden konnte, erklärte Micaiah: „Aber erstmal müssen wir uns alle ausruhen. Morgen wird sicherlich nicht weniger anstrengend als heute.” Sie legte demonstrativ ihren Kopf auf den Boden und zeigte damit allen, dass es nun wirklich an der Zeit war zu schlafen.
    „Ist gut. Gute Nacht!”, gähnte Zora schläfrig und kuschelte sich an ihren Bruder, der sich bereits zusammengerollt hatte. Auch die anderen Mitglieder wünschten sich eine geruhsame Nacht, suchten sich einen bequemen Platz oder legten sich dort hin, wo sie gerade saßen. Die Puppe lehnte sich zufrieden grinsend an die Flanke der Stute und schloss ihre Augen, zu ihren Füßen bedeckte Yune ihre Schnauze mit ihrer buschigen Schweifspitze. Riolu schmiegte sich an Micaiahs Hals, auch wenn ihm noch nicht nach Schlafen zumute war. Zwar fühlte er die Schwere der Müdigkeit in seinem Körper, aber sein Kopf wollte noch nicht ruhen. Zu viele Gedanken wirbelten durch sein Bewusstsein — Vorstellungen und Ängste. In der Vergangenheit hatte ihn die Wärme der Stute stets trösten und seine wirren Empfindungen und Gedankengänge beruhigen können. Aber heute reichte diese nicht aus. Er öffnete die Augen und blickte zu Yune.
    Er konnte nicht abstreiten, dass er sie mochte und er konnte auch nicht das Gefühl abschütteln, dass er neben Micaiah und Myrrh jemanden gefunden hatte, der ihn mochte. Auch wenn er sich dabei nicht so sicher war. Mit den anderen jungen Pokémon aus der Gruppe verband ihn nichts. Er fühlte sich in ihrer Nähe nicht wohl. Ob das daran lag, weil er sich selbst abgeschottet hatte oder an etwas anderem, konnte er nicht sagen. Inzwischen war ihm bewusst, dass ihre Haltung ihm gegenüber nur eine Reflektion dessen war, was er ihnen entgegenbrachte. Aber das hatte ihn nie sonderlich gestört, im Gegenteil es hatte ihm zugesagt. Er war nicht wie die anderen.
    So leise und vorsichtig wie er konnte, stand er auf und ging zu Yune. Das wenige, warme Licht, welches von den geschrumpften Flammen von Micaiah ausging, legte einen rötlichen Schimmer auf ihr braunes Fell. Er setzte sich neben sie auf den Boden und zögerte. Sollte er sie wirklich wecken? Konnte nicht alles, was er ihr sagen wollte, bis morgen warten? Aber er hatte Angst, dass morgen zu spät sein könnte. Vorsichtig streckte er seine Pfote aus und berührte sie an der Schulter. Das Evoli-Mädchen bewegte sich, hob den Kopf und öffnete verschlafen die Augen. Zu ihrer Überraschung erkannte sie Riolu neben sich. Warum hatte er sie geweckt?
    „Entschuldige”, murmelte er als ihn der Mut verließ. „Ich … ahm …”
    „Was ist los?”, fragte sie leise und schien besorgt. Sie hatte ihn bisher nicht unsicher erlebt und fragte sich, was der Auslöser dafür sein könnte. Sie konnte in dem wenigen Licht seine Gesichtszüge nur schwer erkennen und das ließ sie sich nur noch mehr wundern.
    Riolu wollte beinahe wieder gehen, sich an Micaiah kuscheln und hoffen, dass Yune sich nicht lang über sein Verhalten wundern würde. Doch dann fiel ihm ein, wie mutig sie allen ihre Herkunft erzählt hatte und er war gewillt dasselbe zu tun.
    „Ich weiß, dass du müde bist, aber ich wollte nicht bis morgen warten, um es dir zu erzählen”, begann er leise. „Weil ich dir noch gar nicht gesagt habe, wie ich zu dieser Gruppe gestoßen bin.”
    Das Evoli-Mädchen blinzelte kurz und wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Aber sie hob interessiert die Ohren und das reichte Riolu im Moment aus.
    „Ich habe meine Eltern nie kennengelernt, obwohl ich sie schon sehr früh gespürt habe. Du musst wissen, dass ich die Gefühle anderer Pokémon wahrnehmen kann. Ich kann sie direkt sehen“, begann er schließlich.
    „Sehen? Wie kannst du das sehen?”, wagte Yune flüsternd zu unterbrechen.
    „Wenn ich die Augen schließe und mich konzentriere, dann kann ich die Gefühle anderer wie Wellen sehen. Und ich kann sie dann direkt wahrnehmen”, erklärte er ruhig. „Myrrh meinte, dass das eine Eigenart von meiner Rasse wäre. Ich habe schon in meinem Ei ab und an die Gefühlswellen meiner Eltern gespürt und manchmal sogar gesehen. Jeden Tag seit ich denken kann, waren sie um mich herum. Ich war nie ohne sie. Bis sie plötzlich schwächer wurden …“
    Riolu musste wegsehen, als sich dieselbe Angst wie damals in ihm breit machte. Es dauerte einige Herzschläge, bis er weitererzählte.
    „Ich bekam Angst und dachte, sie würden fortgehen. Doch dann bemerkte ich, dass ich mich bewegte — ich ging fort von ihnen! Aber ich konnte nichts dagegen tun, bis ihre Gefühlswellen schließlich fort waren und mit ihnen jede Wärme. Stattdessen fühlte ich nur noch Kälte. Und Ärger und ich hörte verzerrte, dunkle Worte. Manchmal war die Stimme weg, aber die Kälte war immer da. Ich hatte Angst, aber ich wusste nicht, was ich tun konnte, denn ich war noch nicht stark genug, mich aus meinem Ei zu befreien. Also musste ich diese Kälte irgendwie aushalten … ich weiß nicht mehr, wie lang ich sie spürte, aber irgendwann war sie weg. Und dann war da nur noch Stille. Keine Worte. Keine Empfindungen. Nichts. Und ich wusste, ich war ganz allein.”
    Wie gern hätte er diese Momente, deren Länge er nicht in Zeit bemessen konnte, für immer vergessen. Aber es ging nicht und manchmal suchten sie ihn sogar in seinen Träumen heim. Er versuchte die aufkommenden Erinnerungen mit einem energischen Kopfschütteln zu verscheuchen, doch es fühlte sich eher an, als würde er sie nur in eine Ecke schleudern. Wo sie sich zwar verkrochen, aber nie völlig fort waren.
    Geduldig wartete Yune, bis Riolu weitererzählen würde. Sie zog die Hinterpfoten unter ihren Körper, als sie eine plötzliche Kälte befiel. Für einen Herzschlag dachte sie, dass sich so der Schakal gefühlt haben musste. Obwohl sie seine Augen in dem wenigen Licht kaum sehen konnte, meinte sie, dass er auf den Boden schaute und es vermied sie anzusehen. Für Yune war die Vorstellung ihre Eltern zu verlieren kaum zu ertragen. Sie fühlte sich bereits in der kurzen Zeit, in der sie von ihnen getrennt war, oft einsam und traurig. Und dabei wusste sie ja, dass sie irgendwo in der Nähe sein mussten! Aber Riolu wusste überhaupt nicht wo seine Eltern waren, er hatte sie nicht einmal kennengelernt. Sie empfand großes Mitleid für den Schakal und hätte gerne etwas Aufmunterndes gesagt, aber ihr fiel nichts ein. Schließlich kam ihr die Frage in den Sinn, warum die Gruppe nicht nach seinen Eltern suchte.
    „Ich weiß nicht, wie lang ich niemanden spürte”, fuhr er schließlich leise fort. „Irgendwann jedoch bewegte sich etwas Großes auf mich zu und es strahlte so viel Wärme aus, dass ich für einen Moment dachte, es würde nur daraus bestehen. Ich hörte ganz leise Worte, die ich nicht verstand, von deren Klang ich aber merkte, dass sie freundlich waren. Danach legte sich dieses Wesen zu mir und durch meine Eierschale drang eine plötzliche Hitze, an die ich mich erst nach einer Weile gewöhnte. Doch dann genoss ich die wohlige Wärme und die Gesellschaft. Von diesem Augenblick an, war ich nicht mehr allein.”


    [align='justify']

  • Hallo Cynda,


    danke, dass du den Wunsch erfüllt und die aus dem letzten Kapitel angedeutete Geschichte erzählt hast. Wirklich was darunter vorstellen konnte ich mir ja anfangs nicht, aber das hat sich schnell gelegt. Im Grunde ist es ja eine Variation von Hase und Igel, wobei mir hier besonders die Erzählweise gefällt. Sehr charakterbezogen, wie man es von dir kennt und daher auch sehr authentisch. Generell ist es recht interessant, wie sich ein fremdes Ponita einfach in die Belange eines anderen einmischt und ihn noch dazu zu einem Rennen herausfordert. Ich möchte nur nebenher erwähnen, dass hier Potenzial gewesen wäre, um hier auch noch Beweggründe zu nennen oder um die beiden eine Art Bekanntschaft aufbauen zu lassen. Das ist für eine kürzere Geschichte oder ein Märchen vielleicht eher ungewöhnlich, kann sich aber unter Umständen sehr positiv auswirken.
    So oder so mag ich es auch, wie sich die Geschichte auch auf Yunes Abenteuer an sich bezieht. Ganz egal, was passiert oder welche Hindernisse im Weg stehen, mach einfach weiter und es wird etwas Gutes passieren. Auf einfache Art und Weise werden so auch alle Charaktere motiviert, dass sie niemals aufgeben sollen, auch wenn es vielen vielleicht noch nicht bewusst ist, und das hast du schön umgesetzt. Auf der anderen Seite erfährt man nun ja auch mal etwas mehr zu Riolu und wie er zur Gruppe kam. Wurde ja auch endlich mal Zeit, dass er sich Yune öffnet und das Shipping weitergehen kann (hätte ja nur noch Myrrh mit einem breiten Grinsen im Hintergrund gefehlt). Es ist eigentlich wie erwartet. Er hat seine Eltern nie kennengelernt, war in einer anderen Gruppe und wurde schließlich von Micaiah aufgelesen. Da verwundert es auch nicht, dass er einen so starken Bezug zu ihr hat. Ich bin mir aber auch sicher, dass er sich den anderen entsprechend öffnen wird, wenn genug Zeit vergeht.


    In diesem Sinn, man liest sich!

  • Danke wieder an den Besten (also known as @Rusalka) für das liebe Kommi. (:


    Ich hab mir jetzt endlich mal den bitter nötigen Tritt in den eigenen Hintern verpasst — ja, das darf man sich ruhig bildlich vorstellen — und werd nun endlich den zweiten Teil dieses Kapitels online stellen. Überfällig seit Monaten(!) und wer weiß, vielleicht freut sich ja jemand drüber.
    And now the Cheetahmen! No, wait, wrong thing. Ich meinte natürlich: und jetzt das Rekommi!


    Für mich ist die Folklore und Kultur der Pokémon ausgesprochen interessant und wichtig, angelehnt an die Kultur der Kaninchen die Richard Adams in seinem Buch „Watership Down“ aufbaut. Deshalb käme es mir gar nicht in den Sinn, über eine Geschichte nur zu sprechen, sie aber nicht in der Geschichte zu erzählen. Mal ganz davon abgesehen, dass es wahnsinnigen Spaß macht! :D
    Allerdings muss ich dich hier korrigieren, es ist keine Variante von dem bekannten Märchen „Der Hase und der Igel“, sondern basiert auf der Fabel von Aesop: Die Schildkröte und der Hase. In meiner Variante hier Schnecke und Pferd, obwohl ich zuerst durchaus an Qurtel gedacht hatte, mir gefiel aber dann Magcargo doch besser.
    Du sprichst genau das an, was mich an der Geschichte auch leicht stört: diese überstürzte und unbegründete Einmischung von dem Ponita. In der Vorlage zu dieser Erzählung will die Schildkröte dem Hasen eine Lektion erteilen und fordert ihn zu einem Rennen heraus, um ihn etwas zu beweisen. In meiner Version empfand ich das als seltsam und nahm deshalb als Initiator des Ganzen das Ponita. Die Beweggründe fehlen und du hast Recht, es wäre wirklich interessant gewesen, die hier näher darzustellen. Letztendlich hätte das jedoch bei meiner Erzählweise komplett den Rahmen gesprengt. xD Mit der Wahl des Ponita als Charakter ist mir zumindest eine kleine Lektion gelungen, dass man nicht von einem einzigen Pokémon auf eine ganze Rasse schließen kann. Ich mag diese Thematik und nachdem Micaiah bisschen die „Mutterfigur“ der Gruppe ist, war es interessant ein absolut unverschämtes Ponita in der Geschichte auftauchen zu lassen.
    Wow, diese Parallele zu Yunes Geschichte hab ich jetzt gar nicht gezogen, aber du hast Recht!
    Jap, es war Zeit, dass sich Riolu öffnet — gut, dass du Shipping erwähnst, denn das stimmt hier durchaus!
    Mhm … ich weiß grad nicht, ob ich dich korrigieren soll oder nicht, aber … okay, ich mach’s doch. Du hast mit deiner Zusammenfassung von Riolus Geschichte fast Recht. Bis auf die Tatsache, dass Riolu nie in einer anderen Gruppe war. Er war bei seinen Eltern und wurde dann von jemandem von dort weggebracht. Wer das war, nun, das habe ich vor noch aufzuklären, obwohl ich nicht weiß, ob mir das so galant gelingen wird, wie ich mir das vorstelle. Aber das wird man dann sehen. ;)
    Der Grund für Riolus Verschlossenheit wird jetzt im kommenden Teil vielleicht geklärt werden, bin jedenfalls gespannt, welche Reaktionen ich bekomme. (Obwohl ich an der Stelle anmerken muss, dass die Geschichte von Riolu bereits in der ersten Fassung von EgA so vorhanden war — ist also nichts Neues, aber nachdem schon so viel Zeit vergangen ist … vielleicht ja doch?)
    Vielen Dank für dein Lob und deine Anmerkungen; freu mich immer sehr darüber! <3


    In diesem Sinne: hier ist der nächste und bei diesem Kapitel sogar letzte Part!


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