Hui, wieder eine neue Geschichte, da muss ich doch gleich kommentieren :D Eine Liebesgeschichte soll es sein, und ganz ohne Stilmittel? Nein, das geht nicht, und ich sage dir, ich habe sogar welche gefunden ^___^
Eine Liebesgeschichte über Regenschirme. Als Erstes kommt einem nun der Gedanke, dass zwei Regenschirme sich ineinander verlieben und du aus der ganzen Geschichte eine riesige Personifikation machst, in der Gegenstände leben und genau wie Tiere sprechen können. Aber, wie ich das bereits von deinen Werken kenne, kam es natürlich anders, als ich es erwartete, und es handelte doch tatsächlich von der Spezies Mensch.
Er flog ungeschickt, ungelenk, landete kurz am Boden um dann seine Reise direkt weiter fortzusetzen. Der Wind spielte sprichwörtlich mit ihm. Lies (Ließ) ihn mal nach links und mal nach rechts gleiten. Gelegentlich ließ er ihn einen Salto machen oder senkrecht nach oben steigen. Als ihm plötzlich jemand sein Spielzeug wegnahm.
Mir gefällt es, dass du hier so kurze Sätze hintereinander bildest (nennt man das nicht auch parataktisch?). Das verdeutlicht die Unruhe, die bei dem Unwetter draußen herrscht, der Unfrieden, das Durcheinander, das der Wind dort stiftet und gleichzeitig die Willkür, die in seinen Taten liegt. Ich mein, du beschreibst ja selbst, dass er den Regenschirm ma so und ma anders tanzen lässt, wie es ihm gerade beliebt und damit greifst du prinzipiell genau das auf, was auch die wichtigste Eigenschaft an miesem Wetter bzw am Wind ist. Nämlich, dass er unberechenbar ist und man nie weiß, wie seine nächsten Vorhaben aussehen. Zuvor gefällt mir auch, dass du Bezug auf das Fernsehsignal nimmst, dadurch kann sich der Leser noch besser in die Lage des Erzählers hinein versetzen. Denn wer kennt es nicht? Gerade läuft ein spannender Film im TV, der Höhepunkt des gesamten Handlungsstranges und dann macht einem das Wetter einen Strich durch die Rechnung -__- Mir fällt auf, jetzt, da ich das so schreibe, dass bei einem Großteil deiner Geschichten etwas sehr Persönliches mitspielt, eine gewisse Subjektivität, Eigenempfinden. Vielleicht ist es gerade das, was mich dabei so fasziniert und mich wirklich mit Begeisterung dazu verleitet, deine Werke zu lesen und zu kommentieren, wer weiß. Auf jeden Fall finde ich es erstaunlich und wirklich außerordentlich, wie es dir gelingt, den Leser auf deine ganz eigene Art und Weise anzusprechen, ihn in seine Sichtweise zu verleiten und dennoch eine unterhaltsame und keineswegs langweilige Geschichte zu liefern. Bravo, ehrlich :>
Aber weiter im Text.
Ihre Haare tropften (troffen?) nass von der Stirn und die durch und durch feuchte Jacke flatterte um ihren Körper. Sie sah den Mann und die Überbleibsel ihres Schirms in seiner Linken. Sogleich kam sie zu ihm um ihm den Leichnam des tapferen Soldaten abzunehmen. Alle vier flüchteten sich unter einen nahen Pavillon, hinaus aus meinem Blickfeld.
Bei dem "tropfen" und meiner Verbesserung bin ich mir zugegebenermaßen unsicher, da erscheinen mir beide Worte irgendwie sinnfremd. Also bleibt es dir ma überlassen, wie du es machst, ich geb nur meine Meinung ab ~ Genial finde ich die Sache mit dem "Leichnam des tapferen Soldaten". Ich bin von dieser Personifikation so dermaßen begeistert, schlichtweg, weil sie dir im Bezug auf einen Regenschirm eingefallen ist, den man im Grunde niemals so bezeichnen würde, ich zumindest nicht :D Du siehst hier die Personen, sowie die Regenschirme wahrhaft als Individuen an, wie man dem letzten Satz des Zitates ja auch entnehmen kann. Und natürlich weiß man, dass Schirme an sich nicht flüchten können, es sei denn, es wurde von Kräften wie dem Wind veranlasst :> Spontan würde ich sagen, du hättest in dem Augenblick, als die Frau den Regenschirm wieder an sich nimmt, noch ihre Mimik beschreiben können, und vorher einfach ganz pauschal ihre Haarfarbe, wäre ja lediglich ein einziges Adjektiv und würde nicht so viel an deiner Geschichte verändern. Einfach nur, ob sie erleichtert war, traurig, ob sie vielleicht sacht gelächelt hat, etwas in der Richtung. Bei dem Mann dasselbe. Wieso sollte man einen solchen Regenschirm denn festhalten? Hat er die Frau schon vorher gesehen oder tut er sowas immer, wenn er verlorene Gegenstände entdeckt? Zum besseren Verständnis wäre das als Ergänzung nicht schlecht gewesen.
Und so langsam wird mir auch klar, wieso du zwischen einer Liebesgeschichte zwischen Regenschirmen (wie oft hab ich das schon geschrieben? xD) sprichst, naja, teilweise. Du verleihst ihnen ja beinahe wirklich eine eigene Persönlichkeit, so, wie du sie hier beschreibst, als wohnte ihnen Leben inne, als wären sie in der Lage, zu gehen, fast zu denken. Von dieser Perspektive habe ich derartige Gegenstände noch nie betrachtet und ich finde es toll, dass du diese Sichtweise in deiner Geschichte aufgreifst. Von daher kann ich nicht behaupten, das sei dein schlechtestes Werk bisher. Nun, es behandelt keine Problemsituation, wie es normalerweise in Kurzgeschichten der Fall ist, doch deine Geschichten verfügen allgemein über etwas Interessantes. Es liest sich locker, leicht und es handelt sich eigentlich jedes Ma um Alltagsszenen. Sprich man fühlt sich allein schon durch das Thema angesprochen. Ob nun alle Kriterien erfüllt sind oder nicht, Herrgott, eine Geschichte kann doch trotzdem gut sein :o Mach dir da nicht so viele Gedanken ^____^
Du greifst am Ende nochma den nächsten Tag auf, um die Geschichte zu einem hier erst angedeuteten Ende zu führen. Denn da sind sie ja noch nicht wirklich zusammen, hm? Das sagst du ja wirklich explizit erst im nächsten Abschnitt und das ist imo auch gut so. Bei der Situation, in der die Frau so lacht, kann man sich ja noch einige Gedanken dazu machen. Man könnte sich fragen, wie lange es gedauert hat, bis sie zusammen kamen oder wieso sie durch so einen beinahe banalen Zwischenfall dann letztlich zueinander gefunden haben. Man sagt ja, sowas passiert einfach, ohne sonstige Einflüsse, dennoch erscheint es mir nach wie vor etwas unwahrscheinlich. Dies ist aber gar nicht schlimm, deshalb macht man sich ja Gedanken dazu x) Und irgendwie ist dein Szenario da ja schon süß, sie wären sich voraussichtlich nie begegnet, hätte er nicht den Regenschirm festgehalten... und so entscheidet eine kleine, vielleicht im Affekt oder unbewusst getätigte Handlung über den Werdegang der Gefühle ^___^
Insgesamt kann ich also sagen, dass mich auch dieses Werk wieder begeistert hat. Zugegeben, die Kriterien waren nicht erfüllt, aber es tut auch gut, manchmal eine erheiternde Geschichte zu lesen, anstatt ständig diese zum Negativen tendierenden Kurzgeschichten, wie es ja in der Regel der Fall ist. Mach bitte weiter so, Rechtschreibung und Formulierungen wie immer top, ich habe auch in meinem Kommentar ja kaum meckern können :> Das Einzige, was mich stört, ist, dass mein Kommentar dadurch so kurz ist ~
LG
Schattenseele ~