Love, Jealousy and other Problems!

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • SChön, es geht schon weiter?
    Was ist passiert, das es so flott voran geht?


    Wieder mal ein schönes Kapitel, vor allem, weil ich es mag wenn man quasi vom Regen in die Traufe oder generell von einem Problem ins nächste stolpert.
    Somit bin ich ja mal neugierig wie eng es für Nachtara wird,
    denn irgenwie glaube ich nicht, dass ihr es sterben lasstr.
    Vllt. irre ich mich aber auch. Ich mag es auch, wie Chloé dann auch noch iwie eifersüchtig auf Nachtara ist, weil Jace es in den Armen hält.
    Schöne Sache, auch wenn ich der Meinung bin, dass bei euch jetzt schon immer mal wieder die Eifersucht richtig ... greifbar sein müsste.
    Was mehr daran liegt, dass ich das einfach mal wieder richtig im kapi haben will, statt so nebenbei.
    Denn, soweit ich es gerade weiß, hab leider ein Hirn wie ein Sieb und keine lust nochmal nach zu schauen,
    sind die Jungs in Chloé, die Mädchen in Jace verknallt :?: , also könnte das vllt. mal wieder auftauchen.
    aber eigtl. ist es ja oft dabei, bloß war eben wohl Team Galaktik deutlich wichtiger, als die Eifersuchts.geschichte.
    Das habt ihr auer auch wieder gut untergebracht, in Lucias Reaktion, als alls sich nur um Chloé sorgen.


    Also im großen und ganzn habe ich nichts aus zu setzen, auch Rechschreibfehler finde ich keine.
    Damit verabschiede ich mich, nach einem Relativ kurzen Kommi
    und meld mich nach dem /den Nächsten Kapitel/n wieder.
    Bis dann
    Nachtara


  • Jace funktionierte wie ein Uhrwerk. Sobald eines ihrer Pokemon verletzt oder krank war, war sein Verstand ein Computer. Jede Information wurde sofort abgerufen, dies war zu tun, dieser Trank war zu verwenden. Alles lief perfekt. Außer jetzt. Wieso wirkte die Beere noch nicht? Gift ist Gift und die Pirsifbeere funktioniert doch eigentlich immer!
    "Jace, können wir nicht irgendwie schneller vorran kommen? Das dauert viel zu lange!" Garys Stimme war brüchig. Er versuchte die Schluchzer zu unterdrücken, was ihm nicht immer gelang. Dem Professor in spe war jedes seiner Pokemon so wichtig, wie sein eigenes Leben, das konnte Jace schon oft beobachten.
    "Es gibt eine Möglichkeit. Arkani, aber es kann nur zwei Personen tragen und einer muss auf die Mädchen aufpassen" gab Jace zurück. Der Züchter lief auf Hochtouren, wie ein Computer, alles wurde bedacht.
    "Dann trennen wir uns halt! Wir treffen uns vor dem Pokemoncenter, aber beeil dich! Bitte!" Jace hatte Gary sehr selten Bitte sagen hören.
    "Ok, aber ich nehm dir ein Mädchen ab"
    "Tu was du nicht lassen kannst, aber hilf Nachtara!"
    Jace ließ noch im Rennen den Ball durch die Luft sausen, der große rot-braune Wolf erschien und Jace sprang auf. Der Grünäugige hielt einem der Mädchen seine Hand hin.


    Ohne zu zögern ergriff Chloé die Hand des Züchters. Man konnte einfach nicht mehr angehender Züchter sagen. Was er tat, wie er reagierte, es gab nur weniger seriöse Züchter die auch nur annähernd so gut waren wie Jace. Ein verträumtes Lächeln schlich sich auf das Gesicht der jungen Koordinatorin und dieses hellte sich sogleich auf. Dann spürte sie, wie Wärme in ihre Gesichtszüge stieg, was soviel bedeutete, dass sie rot wurde. Kein Wunder bei der ausgehenden Wärme von Jace' Hand. Auch wenn er gestresst und voller Sorge war, so umschlossen seine Finger ihre Hand zärtlich und voller...Liebe? Okay, Chloé wusste, wie abwegig dieser Gedanke war, doch ihr Herz machte dabei einen Sprung. Doch dann ging alles ganz schnell, sodass das Mädchen keine Zeit mehr hatte, darüber nachzudenken. Jace' warme Hand zog sie mit einer unerwarteten Schnelligkeit hinauf auf das erschreckend große Arkani, bis sie sanft in seinem roten Fell zu versinken schien. Kaum war sie gelandet, umschlang sie ohne Nachzudenken Jace' Taille. Und erneut wurde sie von ihren Gefühlen überrumpelt. Er war so warm. Es war nicht gerade kalt in der Umgebung, aber so warm wie er - es war eine unglaubliche Empfindung für das Mädchen. Hinzu kam noch, dass die Jugendlichen keine Zeit gehabt hatten, sich wieder anzuziehen. Die Scham, dass Chloé nur Unterwäsche trug, wurde von der Tatsache überdeckt, dass sie Jace' weiche Haut spüren konnte. Sie drückte sich so nah wie nur möglich an seinen nackten Oberkörper, und wieder wurde ihr Gesicht kochend heiß. Sie fragte sich noch, wie ein einzelner Mensch nur so warm sein konnte, als er ohne eine Vorwarnung Arkani anstieß und dieses sogleich losrannte. Die plötzliche Erschütterung erschreckte das Mädchen, doch schnell gewöhnte sie sich an den Wind, der ihr peitschend ins Gesicht schlug, und an die wippenden Bewegungen des Pokemon, die Chloé auf und ab hüpfen ließen. Glücklicherweise hatte sie Jace, an den sie sich klammern konnte, sonst wäre sie mit sehr großer Sicherheit auf den harten Boden gefallen. Und, ehe sich das Mädchen versah, waren sie schon vor dem Pokemoncenter zum Stehen gekommen und warteten auf die beiden zurückgelassenen Freunde.


    "Komm, Chloé. Wir müssen Nachtara zu Schwester Joy bringen" sagte Jace und ging mit der Koordinatorin in das große Gebäude.
    Die Jugendlichen wurden von einem fröhlichen "Chaneiraaa" begrüßt. Das ei-förmige, rosa Pokemon sah erst fröhlich drein, da es neue Gesichter erblickte, doch dann wechselte sein Gesichtsausdruck in betrübt, als es das verletzte Nachtara bemerkte. "Chachachaneiraaaaaaa" Nach dem Ruf des Pokemon erschien sofort eine junge Frau mit rosa Haaren und einem Krankenschwestern-Outfit.
    "Was ist denn Chaneira? Oh, euer Pokemon sieht nicht gut aus. Was ist passiert?"
    "Wir hatten eine üble Begegnung mit einem Skorgro. Ich hab Nachtara schon eine Pirsifbeere gegeben, aber es hat nicht viel gebracht."
    "Wieso hat die Beere nicht funktioniert? Egal darüber reden wir später. Chaneira hol eine Trage, wir bringen Nachtara in den Behandlungsraum. Keine Sorge es wird schon wieder. Sollen wir auch nach euren anderen Pokemon sehen?"
    "Das können sie später machen, würden sie sich bitte erstmal um Nachtara kümmern?"
    Gerade kam Chaneira mit einer Trage wieder. "Ok, wir werden eine Weile brauchen. Geht ihr doch in ein Zimmer und zieht euch erstmal um."
    Erst jetzt wo Offizer Joy Jace darauf hingewiesen hatte, bemerkte dieser, dass er immer noch nur seine Badehose an hatte und Chloé nur ihre Unterwäsche.


    Lucia blickte schüchtern durch ihre blauen Haarsträhnen den Trainer neben ihr an. Sie rannten nicht mehr, aber es war ein schneller Gang, so schnell, dass Lucia angefangen hatte zu keuchen. Sie sah Gary besorgt an. Er schien völlig fertig zu sein wegen seinem Nachtara. Naja, verständlich. Als Lucia daran dachte, wie Chloé Jace' Hand ergriffen hatte, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt, wurde ihr schlecht. Wieso hatte sie das getan? Jace war viel näher an ihr dran gewesen, aber nein, Chloé war ihr in den Weg gehüpft und war auf das wunderschöne Arkani gestiegen. Lucia schluckte. Ihr Körper begann zu Kribbeln. Sie begann unwillkührlich mit ihrer rechten Hand ihre linke zu massieren. Sie knotete mit ihrem Daumen die vier Knöchel unter ihrer zarten Haut, die sofort unter dem Druck nachgaben. Lucia atmete einmal tief durch, ihre Brust hob und senkte sich regelmäßig. Hätte sie doch nur daran gedacht, dass sie nur Unterwäsche trug. Aus dem Augenwinkel konnte sie wahrnahm, wie Garys Blick auf ihr haftete, und auch wenn die Trauer noch nicht vollständig gewichen war, so lag plötzlich ein ganz neuer, kurz aufgetauchter Glanz in seinen Augen. Auch wenn Lucia sich unter dem Blick nicht ganz so wohl fühlte, schlich sich doch ein Lächeln auf ihr Gesicht. Sie musste zugeben dass sie stolz war, Garys Schmerz zumindest für kurze Zeit gelindert zu haben. Lucias Blick schweifte wieder hinab zu ihrer Hand, die immer noch massiert wurde. Die feinen Adern traten durchschimmernd hervor, und Lucia spürte, wie ihr ein paar ihrer blauen Haarsträhnen ins Gesicht fielen, die noch nicht ganz trocken waren. Plötzlich konnte sie sehen, wie Gary stehen blieb und sie hörte, wie er scharf einatmete und sagte: "Da wären wir. Hoffentlich haben sie schon was getan." Aprupt blieb Lucia ebenfalls stehen, sie befanden sich schon direkt vor dem Pokemoncenter. Die automatische Tür öffnete und gab den beiden Jugendlichen den Blick frei auf einen Anblick, mit dem weder der Junge noch das Mädchen in dieser Situation gerechnet hatten.

  • ^^


    Toll.
    Was ich mag, ist z.B., dass sie sich dann aufteilen. Mir war iwie klar, dass Jace Chloé mitnehmen wird, auch, dass Lucia damit ein Problem haben würde.
    Was mich aber doch wundert, ist das ihr das mit der Unterwäsche entfallen ist. Ich habe zwar selbst auch nicht mehr dran gedacht, aber trotzdem wudert es mich. Vor allem, ich wäre am liebsten noch vor der Stadt bgesprungen und hätte auf die anderen gewartet oder so, es ist ja iwie schon ziemlich peinlich.
    aber das tut nix zur Sache.


    Worauf ich mich besonders freue, ist zu sehen was genau im Pokémoncenter abgeht, den der letzte Satz hat mich doch ziemlich neugierig gemacht.
    Mir geht zwar schon die eine oder andere Theorie durch den Kopf,
    aber wer weiß, was ihr euch ausgedacht habt?


    Naja. Noch immer finde ich keine Fehler in der Rechtschreibung, eigtl. ja gut, aber ich weiß bald nicht mehr, was ich in die Kommis packen soll o.O
    Ansonsten:
    Ja, wie gesagt, ich weiß nicht mehr, was ich sagen soll,l
    also verabschiede ich mich an dieser stelle und überlege mir lieber mal was, das ich nächstes mal mit einbringen kann, wenn ich kommentiere.
    Bis dann
    Nachtara


  • "Ähm... also..." Jace, das ´Uhrwerk´, fing an zu stottern und blieb starr stehen. Sein Gesicht färbte sich rot und beschämt blickte er zu Boden. "Sollen wir uns umziehen?"
    "Ja, mir wird langsam kalt" antwortete Chloé. Jace konnte die Koordinatorin nicht ansehen, er schämte sich noch immer etwas für die Sache am See. Sein Herz schlug schneller, als er daran zurück dachte. Er schüttelte sanft den Kopf um diese Gedanken wieder zu verscheuchen. Der Züchter schloss die Augen und atmete ein paar mal tief ein und wieder aus. Als er seine Lider wieder öffnete, bemerkte er Chloés Blick auf sich ruhen. Sie schaute zwar etwas verwirrt und sehr schüchtern, dennoch wirkten ihre grünen Augen warm und er fühlte sich geborgen. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Dann spürte er eine sanfte Berührung an seinem Handgelenk. Auch Chloés süße Gesichtszüge wurden von einem putzigen Grinsen geschmückt. Dieser Anblick ließ Jace noch mehr lächeln. Dann zog die Koordinatorin den Züchter in Richtung der Trainerräume. In schnellem Schritt gingen sie an einigen Türen vorbei, bis Chloé vor einer Tür stehen blieb. Jace hätte die Koordinatorin fast umgerannt, aber er konnte rechtzeitig bremsen und hielt sich an Chloés Hüfte fest. Die beiden Jugendlichen sahen sich tief in die Augen.
    "Chloé" flüsterte Jace. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.
    "Jace" wisperte Chloé. Ihre Augen funkelten. Plötzlich ging eine Tür hinter ihnen auf und sie schraken zusammen. Jace ließ die Koordinatorin los. "Ich geh ins Zimmer und zieh mich um" sagte diese und wandte sich ab um in den Raum zu gehen vor dem sie stehen geblieben waren. Jace blieb im Türrahmen stehen und schaute dieses Mädchen sehnsüchtig an.


    Chloé wusste nicht, warum. Warum er das tat, warum er so war, warum es sie so überwältigte. Ihr war ganz heiß, ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust, sodass sie befürchten musste, dass der Junge, der atemberaubende Junge vor ihr, es hören würde. Und selbst wenn er das nicht würde, so konnte er das an ihrer gewandelten Gesichtsfarbe erkennen: Ein schönes, kräftiges Rot. Ihre Stimme war verdammt trocken gewesen, als sie gesagt, viel mehr gekrächzt hatte, dass sie sich umziehen wollte. Sofort hatte sie sich von Jace abgewandt, jedoch nur um zu verbergen, wie peinlich ihr diese Situation war, aber nicht, dass sie sie nicht schön fand. Im Gegenteil. Ihr Atem ging unvermeidbar schnell bei dem Gedanken an den Jungen, der sie da von hinten ansah mit den weichesten, grünsten Augen die das Mädchen kannte. Kaum war sie in der Mitte des Zimmers angelangt, beugte Chloé ihre Arme, sodass sie ihren Rücken streichelten. Ein paar Haarsträhnen fielen ihr ins Gesicht, sodass sie das Lächeln, was aufgekommen war, gut verstecken konnte. Sie suchte fieberhaft nach dem Verschluss, der ihre Wäsche beisammen hielt, und knibbelte mit ihren Fingernägeln, die ihrer Meinung nach viel zu kurz waren, daran rum. Bis das Mädchen, was sich eigentlich nur umziehen wollte, ein sehnsüchtiges, unerwartetes Seufzen vernahm. Schnell drehte sie sich um, ihre Haarsträhnen kitzelten ihr Gesicht, und Jace trat erneut in ihr Blickfeld, er stand noch immer im Türrahmen. Perplex blieb Chloé stehen und verweilte so wie zuvor. Haarsträhen, die ihr im Gesicht klebten, die Hände am Verschluss ihrer Wäsche. Und ihr Herz blieb stehen. Sie leckte sich kurz über die Lippen, um ihrer Stimme Sicherheit zu geben. Was ihr anscheinend besser gelang, als sie vermutet hatte. "Willst du nicht in ein anderes Zimmer?" Chloé setzte ihre Stirn in Falten und zog ihre Augenbrauen hoch. Erneut spürte sie Hitze in ihr Gesicht steigen. Auch Jace wurde zunehmend röter und stotterte völlig überrascht: "Ähm...äh...klar, ich...sorry..." Er wuschelte sich spielerisch durch die braunen, sowie schon zerzausten Haare und wandte sich zum Gehen, als seine Augen größer wurden und fast heraustraten. Chloé wollte schon zu ihm hingehen, als sie eine bekannte Jungenstimme vernahm. "Na, wie geht es meinem Nachtara?"


    Gary stand in der Tür des Pokemoncenters und sah wie Jace von Chloé weg gezogen wurde. Der Professor in spe gab ein verächtliches Schnauben von sich. "Was ist denn mit den Beiden los?" grummelte Lucia verärgert.
    "Keine Ahnung, ist mir auch egal!" sagte Gary und ballte seine Hände zu Fäusten.
    "Komm lass uns die beiden mal ein bisschen ausspionieren!" hauchte Lucia und schlich Jace und Chloé ein Stück hinterher.
    Gary schnaubte erneut und ging der blauhaarigen Koordinatorin hinterher.
    "Was zur Hölle tun sie da? Die schauen sich nur an!" flüsterte Gary.
    Lucia schluckte und wisperte: "Die sind doch süß." Gary hörte wie dieser Satz regelrecht vor Sarkasmus triefte.
    Als ein junger Trainer mit roter Cap und schwarzem T-Shirt aus einem anderen Zimmer erschien schreckten die beiden möchtegern Spione zusammen. Nachdem der Junge vorbei gegangen war und ihnen einen komischen Blick zugeworfen hatte, richteten Gary und Lucia ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihr Ziel, doch sie konnten nur noch den Rücken von Jace sehen. "Strippt Chloé jetzt für Jace oder was ist hier los?" sagte Gary und kaum dass er den Satz beendet hatte, schlug Lucia ihm auf die Schulter.
    "Chloé macht sowas nicht!" fauchte die Blauhaarige.
    Der braunäugige Trainer starrte das Mädchen erst böse an, sprang auf und ging los.


    Lucia hätte nicht gedacht, dass Gary ohne Vorwarnung einfach aufspringen und zu Jace gehen würde. Sein Gang war stark, zielstrebig, aber auch voller Wut und Angespanntheit. Nervös schluckte Lucia und begab sich dann doch mit wackeligen Beinen auf den Weg hinter dem angehenden Professor her. Ihr Herz raste. Wie würden die beiden reagieren? Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte. Das Mädchen begann zu zittern und ihr Atem kam mit keuchenden Stößen aus ihren Lippen hervor. Und schon war sie bei ihm angelangt. Bei Jace. Und Gary. Der Hass in Garys Blick war unübersehbar, man hätte ihn beinahe mit den Händen greifen können. Er funkelte Jace grimmig an, sodass man den Eindruck hatte, dass sich Funken in der dicken Luft gebildet hatten. Jace sah überrascht, aber dennoch konfliktbereit zurück. Lucia reckte sich ein bisschen und stellte sich auf die Zehenspitzen, um einen Blick auf Chloé erhaschen zu können. Diese wirkte wie erstarrt. Ihre Augen waren weit aufgerissen und ihre Lippen schienen ungemein trocken. Steif stand sie da, mit Angst im Blick. Man konnte den Kloß in ihrem Hals unter der dünnen Haut ausmachen. Irgendwie empfand Lucia Genugtuung, als sich ihr dieser Anblick bot. Sie mussten immer noch nach Herzhofen, und das so schnell wie möglich. Garys Nachtara und auch am besten gleich alle Pokemon mussten behandelt werden. Und die beiden hatten immer noch Zeit für andere Sachen. Da tat ihnen dieser Schock doch ganz gut. Plötzlich breitete sich ein Kloß in ihrem Hals aus. In ihrem Kopf machten sich zwei Tatsachen breit. Die erste: Wäre sie in Chloés Situation, so hätte sie genauso reagiert. Bei einem Jungen wie Jace konnte man einfach nicht anders. Und die zweite Tatsache: Es machte sie tierisch eifersüchtig. Doch wieso? Sie kannte weder Jace noch Gary nicht lange. Deshalb sollte, deshalb durfte diese Freundschaft, diese jahrelange Freundschaft der beiden Mädchen nicht zugrunde gehen. Tränen sammelten sich in Lucias blauen Augen, die sie jedoch gekonnt wegblinzelte. Erneut sah sie zu Gary und Jace. Es herrschte eine Spannung in ihrem Blickaustausch, die gigantisch war. Beide Kiefer waren bis aufs Äußerste angespannt, die vier Hände der Jungen zu Fäusten geballt, sodass sie Knöchel weiß heraustraten. Aus dem Augenwinkel konnte Lucia erkennen, wie Chloé ihre Sprache suchte, doch sofort wurde die unangenehme Stille unterbrochen, von der aufgeregten Stimme von Schwester Joy. "Nachtara, ihr müsst euch Nachtara ansehen!"


  • Der Ruf von Schwester Joy ließ alle vier Jugendlichen zusammenschrecken. In Garys Gesicht spiegelte sich nur pure Angst. Alle rannten in die Richtung aus der die Stimme kam und dann sahen sie es: Das schwarze Pokemon mit den goldenen Ringen sprang fröhlich durch die Gegend.
    "Nachtara! Dir geht es gut!" rief der braunäugige Trainer und nahm sein Pokemon in die Arme. Jedem Jugendlichen viel ein Stein vom Herzen und alles andere war für diesen Moment vergessen.
    "Das ging aber schnell. Wie haben sie das geschafft?" sagte Jace und sah die Krankenschwester trotz seines Grinsens fragend an.
    "Ich musste auch nicht viel machen. Die Vergiftung war schon aufgehoben. Deine Beere brauchte nur etwas Zeit, sie war wohl schon etwas älter, kann das sein?" antwortete Schwester Joy. Jace blickte darauf verlegen zu Boden und nickte. "Ihr solltet eine kurze Pause einlegen und dann nach Trostu. Die Pension dort hat ein großes Beerenfeld. Dort kannst du dich mit frischen Beeren eindecken" sagte die pink gekleidete Frau.
    "Können wir einen Abstecher nach Trostu machen?" bettelte Jace seine Begleiter an.


    Chloés Augen glänzten. Natürlich war die Situation vorhin peinlich gewesen, ohne Frage, was sollte Lucia nur von ihr denken. Sie wollte doch um keinen Preis ihre beste Freundin verlieren. Doch diese peinliche Situation schien komplett vergessen, als Schwester Joy den Vorschlag mit Trostu machte. Chloé hatte schon viel von dem kleinen Dorf Trostu gehört. Es sollte schön sein, nicht groß und edel und protzig, sondern schön im ruhigen, dorflichen Sinne. Und die Pension war überall in Sinnoh bekannt und beliebt. Die Koordinatorin begann zu zittern vor Vorfreude. Sie konnte es kaum erwarten, die steinige Stadt zu verlassen, die schon von Weitem unfreundlich wirkte mit ihren Kanten. Außerdem war da noch das Unbehagen, wenn sie daran dachte, dass sich am Stadtende das Hauptquatier des Team Galaktik befand. Ein Kloß machte sich in Chloés Hals breit und ihr Pulsschlag pulsierte. Verständlich, dass sie schnell rauswollte aus dieser Stadt. Also sprang sie aufgeregt auf und ab und wedelte mit ihren Händen, sodass Wind aufkam. Mit sich fast überschlagener Stimme rief Chloé: "Jajajaja! Trostu ist klasse! Lucia, wir wollten doch schon immer mal in die Pension. Und es ist schön dort, und kurz vor Herzhofen. Ich bin auf jeden Fall dafür, ihr auch?" Ihr Atem ging schneller und sie zitterte nervös. Sie setzte einen Hundeblick auf und blickte nacheinander Lucia und Gary an. Hinter ihr konnte sie ein sanftes Lachen von Jace vernehmen, was sie erröten, aber auch kurz lächeln ließ. In den Gesichtern der beiden anderen Trainer konnte sie Belustigung ablesen. Die zwei grinsten und schüttelten lachend ihre Köpfe. Lucias blaue Haare flogen ihr um die Ohren und erwischten sogar kurz Gary, so nah standen sie zusammen. Dann nickten sie im Takt und Lucia sagte: "Klar, Chloé. Das wird lustig." Und ein süßes Lächeln verblieb auf ihren Lippen. Auch Gary nickte begeistert. "Ja Kleiner, ich weiß schließlich, dass du fast ausschließlich wegen der Pension nach Sinnoh gekommen bist." Er hob die Hand, grinste spitzbübisch und schlug mit Jace ein. Die Stimmung erhellte sich schlagartig, und die vier Jugendlichen gingen, nachdem sie ihre restlichen Pokemon zur Untersuchung Schwester Joy überlassen hatten, auf ihre Zimmer und begannen sich für den Weg nach Trostu umzuziehen.


    Jace durchwühlte seinen Rucksack auf der Suche nach trockenen Klamotten. Als er gerade ein blaues T-Shirt heraus zog, das ein wenig zerknittert war, ertönte Garys Stimme: "Zum Glück geht es meinem Nachtara besser. Du hast echt ganze Arbeit geleistet, Kleiner. Ich hatte kurzzeitig die Vorstellung, du wärst ein Roboter, der nur auf das Pflegen von Pokemon programmiert wurde." Gary lachte.
    "Du weißt doch wie ich drauf bin, sobald meine Kenntnisse gefragt sind" antwortete Jace, zwinkerte seinem Kollegen zu und zog eine kurze blau-weiß karrierte Hose aus seinem Rucksack.
    "Das ist eine Gabe, Kleiner! Du müsstest mal sehen, wie deine Augen leuchten, sobald du zu deinen kleinen Früchten greifen kannst" spottete Gary.
    Jace´ böser Blick wirkte noch bedrohlicher, da er nur noch ein Handtuch trug, allerdings führte dieser nur dazu, dass Gary einen enormen Lachanfall bekam. Während der angehende Professor sich vor lachen auf dem Boden kugelte, zog Jace sich die heraus gelegten Kleidungstücke an und wollte schon zur Tür gehen, als die braunen Augen von Gary ihn fixierten: "Stopp! Wo willst du hin? Wir haben noch was zu bereden."


    Endlich konnte Chloé sich die zwickende Unterwäsche ausziehen, was ihr auch schon mit ein paar Handgriffen gelang. Geschwind schlüpfte sie in die zurechtgelegten Kleidungsstücke, die aus einem weiten, weißen Top und einer kurzen, blauen Hose bestanden. Das Wetter war schön, so würde sie hoffentlich nicht frieren. Geschmeidig schmiegte sich der weiche Stoff an ihre Haut, und das Top war so federleicht, dass Chloé es fast gar nicht spürte.
    Es hatte durchgehend eine unangenehme Stille zwischen den beiden Mädchen geherrscht. Chloé schluckte. Sie leckte sich über die Lippen und suchte fieberhaft nach einem Gesprächsthema, als Lucias Stimme die Stille unterbrach. "Das sieht echt hübsch aus, was du da anhast." Ein zögerliches Lächeln umspielte ihre Lippen. Ihre blauen Haare fielen ihr in sanften Locken über die Schultern und umschmiegten ihr Gesicht, was ihre Augen zum leuchten brachte. Doch trotzdem war ihr Blick irgendwie traurig. Chloé setzte ihre Stirn in Falten und antwortete etwas verwundert, während sie sich ein paar Haarsträhnen hinter das Ohr strich: "D...danke. Aber deine Klamotten sind auch wunderschön." Sie blickte auf und musterte Lucias Körper, der in eine seidige, weiße Tunika gehüllt war, die ihre Kurven galant umzierte. Chloé lächelte. "Vielleicht machen wir ja noch einen Abstecher ins Einkaufszentrum, das hier ist schließlich das größte in ganz Sinnoh." Ihr Lächeln wurde breiter, und sie wartete gespannt auf eine Antwort, während sie ihre einzelnen Strähnen in die Hände nahm und sich daran machte, sie hochzubinden. Plötzlich erklang eine erschütterte, verzweifelte Stimme, die Chloé erst nicht als Lucias eingeschätzt hätte. Doch es war die ihre. "Hör doch auf über Klamotten zu reden. Was sollte das mit Jace? Du kennst ihn doch kaum! Es sah so aus als hättest du ihn in dein Zimmer locken wollen und -" Anfangs war Chloé traurig gewesen über die Vorstellung, die Lucia von ihr zu haben schien. Doch nach dem zweiten Satz kochte es über. Sie ließ die Arme sinken, ihre Haare blieben glücklicherweise wo sie waren, und es donnerte nur so aus ihr heraus. "Was sollte was mit Jace? Wie sah es aus? Stell dich nicht dumm, Lucia. Ich kenn ihn kaum, das stimmt schon, doch wir haben nichts gemacht, okay? Werd doch nicht lächerlich." Fast verächtlich schnaubte die Brünette, und eine sorgfältig zurückgelegte Haarsträhne fiel zurück in ihr Gesicht, was auch nicht unbedingt zur Beruhigung beitrug. Das Mädchen atmete ein paar mal tief ein und aus und fuhr dann mit ruhigerer Stimme fort. "Hör zu, so meinte ich das nicht. Wir sind halt alle ein wenig gestresst von der Reise, tut mir Leid, aber - " Doch sie wurde von einem Klopfen an der Tür unterbrochen, und die beiden Mädchen zuckten zusammen. "Wir bereden das wann anders, aber es war nur eine Feststellung, ich bin nicht sauer oder so", flüsterte Lucia noch schnell, bevor sie mit lauterer Stimme rief: "Was?" Garys Stimme ertönte. "Darf ich die Damen stören und sie bitten, hinauszutreten und uns nach Trostu zu begleiten?"


    Jace´ Herz setzte aus, als Gary diese Worte aussprach. Was wollte er bereden? Was hatte Jace denn angestellt? "Was lief da vorhin mit Chloé?" fragte Gary grimmig.
    "Mit Chloé? Da lief nichts! Was denkst du denn?" konterte Jace.
    "Ach jetzt leugne es nicht! Ich hab es doch genau gesehen! Ihr wärt doch fast in die Kiste gestiegen!" sagte Gary in einem lauteren Tonfall.
    "Erstens: Wären wir nicht! Wir haben uns nur umarmt! Und zweitens: Wieso regst du dich deswegen so auf?" erwiederte der Züchter.
    "Erstens: Eine Umarmung ist eine simulierte Nummer in der Öffentlichkeit! Und ich hab doch gesehen, wie du sie angegafft hast! Und zweitens: Lass mich doch! Ich darf mich aufregen worüber ich will!" brüllte Gary schon fast.
    "Rede jetzt keinen Scheiß! Ich hab sie angeschaut, weil sie halt sehr schön ist. Was solls? Deine Aufregung ist total unbegründet! Es sei denn...? Nein! Gary, das ist nicht dein ernst oder?" Jace starrte Gary an. Das Gesicht des Züchters wurde erst von einem triumphierenden Grinsen geziert, doch dann fiel ihm ein was diese Erkenntniss bedeutete.
    "Halt die Fresse! Vergiss einfach, dass ich gefragt habe!" knurrte Gary und stampfte aus dem Zimmer raus, Jace folgte ihm mürrisch.
    Die beiden Jungs warteten vor dem Zimmer der Mädchen. "Typisch Weiber! Brauchen eine halbe Ewigkeit um sich umzuziehen", grummelte Gary und klopfte an die Tür, "Darf ich die Damen stören und sie bitten, hinauszutreten und uns nach Trostu zu begleiten?"
    Es dauerte keine 20Sekunden bis die Mädchen heraus traten. Sowohl Jace und Gary fielen die Kinnladen herunter, als sie die hübschen Ladies sahen. "Mund zu, sonst kommen Fliegen rein, Jungs" sagte Lucia und streckte ihre Zunge raus.
    "Von mir aus können wir jetzt aufbrechen" schlug Chloé vor und lächelte. Jace schluckte, sein Herz schlug wie verrückt.
    "Kommt Jungs, wir wollen doch so schnell wie möglich in Trostu sein" drängte Lucia und griff Jace´ Handgelenk um ihn aus dem Pokemoncenter zu ziehen.

  • Hi Leute ^^
    Ich meld mich jetzt vllt. nicht mehr nach jedem Kapi, ich weiß ja eh nie, was ich schreiben soll.
    Aber jetzt schreib ich trotzdem was dazu ^^


    [tabmenu][tab=~][tab=Geschichte]


    [subtab=Kapitel 16]
    Wie süß, ein kurzer Moment zwischen den Verliebten ♥.
    Schöne Sache, und es wird klar, dass das noch nicht vorbei ist.
    Was die ersten beiden Abschnitte angeht:
    an merkt wirklich, dass die beiden Verliebt sind. Ich find es iwie süß, auch wenn ich verwirrt bin...
    Aber dazu überleg ich mir selbst mal, wo mein problem liegt.
    Du hast toll beschrieben, wie sich die beiden fühlen, wie es ihnen geht, wo sie doch plötzlich alleine sind ^^
    Auch wenn ich iwie nicht verstehe, warum Jace immer noch da steht...
    Nja, das ist wohl mein Problem, bei der ganzen sache.
    Jedenfalls finde ich den Abschnitt toll, wenn es auch iwie peinlich ist, wenn ,an net weiß, was man sagen soll und so.


    Die andere Hälfte des Kapis:
    Jetzt kommt so ne richtig schöne Eifersuchtsszene *freu*
    War ja klar, dass genau im am wenigstens passendsten Moment die anderen auftauchen.
    Aber wo wäre sonst die Spannung? Ich freu mich jedenfalls, ich mag geschichten mit Eifersucht, Liebe und Liebeskummer ^^
    Auch hier hast du wieder toll beschrieben und an dieser Stelle habe ich eine Neue Vermutung ^^.
    Aber was das angeht werde ich einfach mal abwarten, bei eurem aktuellen Tempo kann es ja nicht lange dauern, bis ich Genaueres weiß :)
    Mehr fält mir dazu nicht mehr ein.


    [subtab=Kapitel 17]
    Dem Nachtara geht es gut?
    Es hatte mehr den Eindruck gemacht, als wäre es tot...
    Aber auch ne Möglickeit, immemr an Stellen, an denen etwas schlimm scheint, wenn es gar nicht so ist.
    Auch das baut iwie spannung auf, finde ich.


    Was ich vor allem mag, ist Chloés Reaktion auf Trostu.
    Jajajajaja ... ^^
    Man merkt, wie unangenehm ihr das alles ist, wenn sie so schnell weg will.
    Aber was danach kommt ist mein Lieblingsteil:
    Der Streit... bzw. beide.


    3. Abschnitt:
    Man merkt, dqass sich Ärger anbahnt, allein in diesem einen Satz:
    Wir haben noch was zu bereden.


    Ich glaube, dass so ein Satz oft die Einleitung für iwelche Gespräche über Probleme etc. sind.
    Somit ist klar, was folgt.
    Was ich aber auch gut finde, ist der Teil vorher:
    Gary lässt sich erst nichts anmerken, wirkt ganz normal, kann ich mir gut vorstellen ^^


    4.Abschnitt.
    Klar, dass auch Lucy ein Problem mit der ganzen Sache hat.
    Aber ich denke, das war erst der Anfang. Zwar haben sie das ganze erst mal beiseite gelassen, aber ich bin sicher, das wird noch ein Handfester Streit.
    Oder aber, vorher erfüllt sich meine bereits zu Kuraudos Kapitel geäusserte Vermutung.
    Wer weiß?
    Anders als Gary sieht man Lucia an, dass sie ein Problem hat, bei ihr finde ich das angemessen, iwie passt das zu ihr, auch wenn sie es zu verbergen versucht, sieht man ihr an,
    wenn sie ein Problem hat.
    Was du zuvor geschrieben hast, das Chloé versucht ab zu lenken passt auch gut, denn wer will schon mit der Freundin streiten?
    Jedenfalls finde ich diesen, sowie auch den letzetn abschnitt und die vorigen gut.


    5. Abschnitt.
    Klar, dass es bei den Jungs anders ist, als bei den Mädels.
    Sie schreien sich an und so,.
    Das passt iwie zu jungs, ich habe wohl den falschen eindruck, aber mir kommt es so vor.
    abgesehen davon:
    Woher soll ich wissen, wie bei den jungs streit genau abläuft, halt unter freunden?
    Ich bin schließlich keiner.
    Aber klar, einer verzieht sich, will nicht, dass es jemand mitbekommt, aber eins ist klar:
    Die Sache ist auch hier noch nicht erledigt.
    Auf die Fortsetzung dieses Streits freue ich mcih iwie schon.
    Ich mag schließlich ach das ganze Liebes-Chaos.
    Also macht weiter so, ich bin wieder neugierig auf das nächste Kapi.



    [tab=Sonstiges]
    Ok, ich habe den Eindruck das meine Kommis auch immer Einfallsloser werden, weil ich eigtl. schon fast alles gesagt habe, wobei ich sowieso kein meister im kommentieren bin.
    Ich frage mich echt, warum niemand etwas dazu sagt, dennn Schlecht ist die Geschichte wirklich nicht.
    habt ihr vllt. schon mal einen Antrag im Kommitopic erstellt?
    vllt. finden sich da ja leute, die endlich mal indie Tasten hauen und euch n vernünftiges Feedback geben können.
    Ich kriegs ja net auf die Reieh.
    Na ja, was soll ich sagen?[/tabmenu]Ich freu mich auf das nächste Kapitel und
    melde mich bald wieder,
    LG
    Nachtara

  • Schon wieder empfand Chloé leichte Messerstiche im Herzen, als sie sah, wie Lucia Jace am Handgelenk anfasste und wegzog. Doch im Prinzip war es ja ihr gutes Recht, schließlich gehörte Jace Chloé nicht, sie waren ja nicht zusammen. Ein Kloß machte sich in ihrer Kehle breit. Die Wahrheit machte sie traurig, auch wenn sie nicht wusste wieso. Ihre Hände zitterten, und ihre Knöchel traten weiß hervor. Sie musste nur daran denken, wie er sie angesehen hatte, wie seine Augen zu flüssigen Smaragden geworden waren, wie warm er gewesen war. Ein wohliger Schauer lief ihr bei dem Gedanken über den Rücken, und ihr Herzschlag ging schneller. Doch viel Zeit über den Moment nachzudenken, der ihr förmlich den Atem raubte, blieb der Koordinatorin nicht, denn Lucia hatte, mit Jace im Schlepptau, ein ordentliches Tempo drauf. So musste sich Chloé ranhalten, dicht neben ihr Gary. Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, wie er sie anblickte, in seinem Blick spiegelte sich Misstrauen und noch mehr, was Chloé jedoch in dem Moment nicht einschätzen konnte. Plötzlich blieben die beiden vor ihnen stehen, und das geschah so aprupt, dass Chloé fast über Lucia stolperte, doch sie konnte sich mit viel Mühe noch halten. Die Jugendlichen waren vor der Theke des Pokemoncenters stehengeblieben, und Lucias Hände ruhten nun auf dieser, und Chloé konnte beobachten, wie Jace sich unauffällig einige kleine Schritte von der Blauhaarigen entfernte und sich dabei, sich sichtlich unwohl fühlend, das Handgelenk rieb, wo Lucia ihn festgehalten hatte. Dabei blickte er ziemlich nüchtern zu Chloé hinüber, die bei der ganzen Situation Genugtuung empfand und zufrieden lächelte. Plötzlich riss Lucia die Brünette aus ihren Gedanken. "Wir möchten unsere Pokemon abholen, wir haben es ziemlich eilig!" Nur ein paar Sekunden später war schon Schwester Joy vor den Trainern aufgetaucht und übergab mit ihren freundlichen Gesichtszügen die gesamten Pokebälle Lucia, diese verteilte die jeweiligen Pokemon den Trainern, die sie gehörten. Noch ehe alle ihre Bälle verstaut hatten, hatte Lucia schon wieder den Arm von Jace ergriffen, der dabei nicht gerade glücklich wirkte, und zog ihn in Richtung Tür. Chloé biss sich auf die Zunge und ihr Kiefer spannte sich an. Doch sie konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn ohne Vorwarnung hatte Gary seine Finger mit ihren verschränkt und lief, mit dem Blick starr auf die Tür gerichtet, den beiden anderen nach. Chloé wollte sich wundern - doch es würde eh nichts bringen. So keuchte sie bald vor Anstrengung, als die vier endlich auf der Route angekommen waren und ihren Schritt endlich verlangsamten.


    Der Wind zerzauste seine braunen Haare. Sein Handgelenk schmerzte und er wünschte sich, dass der Blauschopf ihn eindlich los lassen würde. Auf dem Weg zur Route 215 versuchte Jace seine Gedanken ein wenig abschweifen zu lassen. Seine smaragdgrünen Augen huschten über die Stadt. Sie war sehr kantig, steinig und alles andere als gemütlich. Wie konnten hier nur Menschen leben, fragte sich Jace. Für Jungesellenabschiede könnte diese Stadt eventuell ganz ok sein. Das Casino und das Kaufhaus lockten wahrscheinlich viele Touristen an, aber wer hier wohnen will muss schon einen Dachschaden haben. Es herrschte eine merkwürdige, bedrückende Atmosphäre, als würde eine dicke Wolke das Atmen erschweren. Dem jungen Züchter fielen noch zwei Sachen ins Auge. Erstens die vielen Krater im Osten der Stadt und zweitens das riesige Gebäude, dass aussah, als wäre es aus einem Sciensfiction-Film entsprungen. Es hatte große Stacheln an den Seiten, es wirkte wie ein gigantisches, quadratisches Baldorfisch. Dazu war es noch mit unzähligen Satelittenschüssel bestückt. Es war eindeutig unheimlich in dieser Stadt und Jace war froh, als sie das Stadttor erreichten und endlich auf dem Weg nach Trostu waren.
    Der grünäugige Züchter wollte gerade auf seine Uhr schauen, als er wieder diesen Druck auf seinem Handgelenk vernahm und ein leichter Schmerz ihn zusammenzucken ließ. "Oh, hab ich dir wehgetan?" fragte Lucia und sah ihn traurig mit ihren tiefblauen Augen an.
    "Ja, hast du" antwortete Jace schroff und riss sich aus Lucias Klammergriff los.
    "Das tut mir leid" sagte die Koordinatorin betrübt, ergriff Jace Handgelenk zärtlich, führte es zu ihren Lippen und küsste sanft die gereizte Haut.
    "Lass das!" beschwerte sich der Züchter und entzog sich erneut dem Griff von Lucia.
    Jace machte schnell einen Schritt zur Seite um einer wiederholten Berührung der Koordinatorin zu entgehen. Er rieb sich das Handgelenk und sah wärendessen über seine Schulter zu Chloé. Doch was er sah, ließ sein Herz still stehen. Seine grünen Augen waren weit aufgerissen, seine Hände ballte er zu Fäusten. Wieso tat sie ihm das an? Hatte sie die Sache im Pokemoncenter schon fast vergessen? Er konnte ihr einfach nicht in die Augen sehen und wendete seinen Blick direkt wieder ab. Er starrte apathisch auf den Boden vor seinen Füßen. Warum empfand er diesen Schmerz in seiner Brust? Chloé war ja nicht seine feste Freundin, weshalb dieser Schmerz unbegründet war. Dennoch war der Gedanke, jemand anderes in Chloés Nähe zu sehen, unerträglich für ihn. Sein Atem ging unregelmäßig.
    Plötzlich spürte er eine Berührung an seinem Oberarm. Jace zuckte zusammen und sah dann in die blauen Augen von Lucia, die ihn besorgt ansah. "Ist alles ok bei dir?" fragte diese.
    "Jaja, alles prima. Ich... ich brauch nur eine kurze Pause." antwortete er und sah weiter den Boden an.


    Als hätte Chloé die Szene, diese Vertrautheit zwischen Lucia und Jace nicht gesehen. Klar, Zufriedenheit hatte sie ein weiteres Mal überströmt, als er sich ihrem zuckersüßen Kuss entzogen hatte, doch sogleich war ihr Herz wie eingefroren, als Jace sie erst entschuldigend und dann enttäuscht angesehen hatte. Ihr Lippen waren staubtrocken und schienen wie zusammengewachsen. Es war doch nicht ihre Schuld, dass Gary sie in seinem festen Griff gefangen hielt. Betreten tat sie das was Jace tat - sie blickte still zu Boden, ihre Schuldgefühle fraßen sie beinahe auf, obwohl dies völlig unbegründet war. Sie versuchte, ihre Lippen zu öffnen, was ihr nur mit großer Mühe gelang, um diese dann mit ihrer Zunge zu befeuchten. Vorsichtig versuchte sie, sich Garys Griff zu entziehen, ihm unmissverständlich aber dennoch unbemerkt klarzumachen, dass sie das nicht wollte. So widmete sie ihm einen Blick, der Unwohlsein signalisierte, und dann versuchte sie sich durch Bewegungen ihrer Hand, die sich in Garys angespannt schlängelte, frei zu kommen. Als sie ihren sowieso schon lockeren Griff weiterhin lockerte, zog Gary fragend eine Augenbraue hoch, verfestigte dann jedoch seine Umklammerung. Als Chloé verzweifelt und spielerisch melancholisch seufzte, atmete der Junge verkrampft ein und ließ mit einer harten Bewegung Chloés Hand los, die noch eine Weile die Wärme beibehielt, aber dennoch unruhig pulsierte. Dann blinzelte das Mädchen überrascht, als sie schwach die Worte von Jace vernahm, dass er eine Pause bräuchte. Ihr Herz schlug aufgeregt, vielleicht konnte sie das jetzt klären. Doch sofort war Lucia wieder an seiner Seite. Chloé schluckte schweren Herzens. Doch ehe sie sich versah, setzte sich Jace auf einen großen, festen Baumstamm, die Arme auf die Knie gestützt und den Kopf hängen. Chloé traten Tränen in die Augen. Hatte sie das angerichtet? Ihre Brust vibrierte vor aufkommenden Schluchzern. Sie wollte sich neben Jace setzen, doch Lucia kam ihr zuvor. Doch Chloés Hoffnung sollte nicht ganz ersterben, als Jace kurzerhand aufstand und seinen Blick sanft auf die Brünette gerichtet hatte.


    Jace hasste Lucias Berührungen. Selbst wenn diese sanft und zärtlich waren, blieben ihre Hände irgendwie kalt, hart und unpassend. Er setzte sich kurz auf einen Baumstamm um Lucia für nur eine Minute los zu sein. Er atmete zweimal tief durch um einen klaren Kopf zu bekommen und da war es wieder. Diese eisige Berührung. Er hatte nichts gegen Lucia, sie war eigentlich ganz nett, aber sie sollte bloß ihre Finger von ihm lassen. Also sprang er auf und rief in die Runde: "Ich wäre jetzt für eine Pause."
    "Ok, wenn du schon schlapp machst, Kleiner" spottete Gary, doch ein lautes Knurren seines Bauches ließ in erröten und beschämt zu Boden schauen.
    "Also, dass heißt wohl, dass du auch eine Pause willst" konterte Jace und streckte seine Zunge raus. "Wie sieht es mit euch aus? Chloé? Lucia?" richtete er sich nun an die Mädchen.
    "Ich kann eine Pause gut gebrauchen. Mir tun schon die Füße weh" meldete sich Lucia zu Wort.
    "Ein wenig Erholung kann nicht schaden" sagte Chloé.
    "Also ist es einstimmig beschlossen. Ich such in der Nähe etwas zu essen. Ihr kümmert euch um den Rest" sagte Jace und verschwand hinter einem Busch.


    Chloé konnte nicht anders, ihre Füße schienen ihr ohnehin nicht mehr gehorchen zu wollen. Schnellen Schrittes ging sie Jace hinterher, dem Jungen, der sich nicht von Lucia unterkriegen zu lassen schien, was Chloé durchaus gefiel. Sie lächelte, doch wusste sie, dass das Lächeln ersterben würde, sobald Jace mit ihr reden würde. Sie hatte die Sache im Pokecenter nicht vergessen - wie konnte sie auch, es war wunderbar gewesen, ihr Herz hatte nie so schnell geschlagen, dem war sie sich sicher. Sie stampfte weiter, bis ein Busch ihren Weg kreuzte, und einzelne Äste verfingen sich in ihren Haaren, sodass sich ihre Hochsteckfrisur langsam auflöste. Doch das war Chloé egal. Als sie Jace sah, der am Boden kniete, verspürte das Mädchen erst Erleichterung, dann jedoch Furcht. Wie würde er reagieren? Bevor sie zum ihm ging, blickte sie sich noch einmal kurz um, um sicher zu gehen, dass ihr auch ja niemand folgte. Als sie Stille vernahm und die beiden anderen ruhig auf dem Baumstamm quatschen sah, nahm sie einmal tief Luft und ging langsam auf Jace zu.
    Er drehte sich um, nachdem sie anscheinend ein ihr unbemerktes Geräusch gemacht hatte. Sein Blick war unschwer zu deuten - Freude aber dennoch Misstrauen. Er hielt ein paar Beeren in der Hand, gelb und rund, unten spitz zulaufend. Das intensive Gelb der Beere stach sich mit den unglaublich grünen Augen von Jace. Seine Stimme ertönte leise, er wollte wohl auch nicht, das jemand das Gespräch mitbekam. "Labrusbeeren." Sein Blick senkte sich auf die Beeren in seiner Hand, und ein Lächeln umspielte seine vollen Lippen. "Süß, trocken und sauer. Perfekt für eine Stärkung zwischendurch." Er sah wieder zu Chloé, sein Blick wirkte distanziert, aber dennoch neugierig. "Was denn? Willst du mir sagen, was das gerade war? Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, ist ja nicht deine Schuld, ich kenne Gary gut genug, aber - " "Jace," Chloé ließ den angehenden Züchter nicht ausreden. Sie hatte ihren Blick gesenkt und ihre Hände zu Fäusten geballt, die zitterten und ungemein feucht waren vor Aufregung. Sie schien die Kontrolle zu verlieren, doch sie musste das jetzt einfach klarstellen. "Ich hab nicht vor mich zu rechtfertigen. Ich will nur dass du weißt, er hat meine Hand ergriffen, ob du's mir glaubst, ist deine Sache. Und du? Lucia klebt förmlich an dir, das passt mir auch nicht gerade, aber was soll ich schon sagen, schließlich sind wir ja nicht..." Erschrocken stockte sie. Sie riss ihre Augen weit auf und biss sich auf die Zunge. 'Zusammen', echote es in ihrem Kopf. Tränen stiegen in ihre Augen, und sie spürte Jace' Blick auf ihr ruhen. Ihre zuvor vor Aufregung erregte Stimme wurde ruhiger, und es war kaum mehr ein Flüstern, was sie herausbrachte. "Wie dem auch sei. Ich...ich will einfach, dass du mir glaubst. Ich hätte lieber deine Hand gehalten, als Garys." Sie schluckte schwer. Ihr Herz raste, es musste kilometerweit zu hören sein. Plötzlich spürte sie, wie jemand ihre pulsierende Hand ergriff und sie zärtlich mit dem Daumen streichelte. Es ließ sie tief durchatmen. Sie blickte auf und sah in die flüssigen Smaragde, die man geläufig als Jace' Augen bezeichnete. Er lächelte sanft. Der Druck seiner Hand wurde fester, aber nicht unangenehmer. Dann geschah das, was Chloé bei Gary nicht als gut empfunden hatte: Er verschränkte seine Finger mit ihren. Ihre Haut wurde von dem Punkt aus warm und es kribbelte überall. Ihr Atem verlief in unregelmäßigen Stößen. Jace lächeln wurde breiter und er sah sie liebevoll an. "Besser?" fragte er mit zärtlicher Stimme. Benommen, nicht in der Lage zu antworten, nickte Chloé glücklich. Zum Glück übernahm Jace das Reden. "Jetzt ist ja alles wieder gut, und ich glaube dir. Pass auf, ich steck die Beeren ein, sag den anderen, ich hätte nichts gefunden, und dann beeilen wir uns und gehen nach Trostu, in Ordnung?" Zu Chloés Enttäuschung ließ er ihre Hand los, stand auf und packte seine Beeren sogleich in die Tasche. Als wäre seine Hand eine Blockade ihrer Stimme gewesen, atmete Chloé tief ein, nickte und sagte: "Okay. Ab nach Trostu." Die beiden gingen nacheinander durch den Busch und erregten so Lucias und Garys Aufmerksamkeit. Sogleich ergriff der Züchter das Wort. "Wir haben leider nichts essbares gefunden. Lasst uns schnellstmöglich nach Trostu gehen, da können wir uns immer noch ausruhen." Ohne ein weiteres Wort zu verlieren standen Lucia und Gary auf und folgten Jace und Chloé. Und mit großen Schritten näherten sie sich immer weiter dem kleinen, ruhigen Dorf.

  • Der Wind ließ die Blätter rascheln. Die Sonne hatte ihren Zenit bereits überschritten. Die erschreckenden Momente der letzten Tage zeichneten sich in den Gesichtern der vier Reisenden schon deutlich ab. Immer wieder unterbrach ein Magenknurren die beruhigenden Melodien der Natur.
    "Sind wir bald da?" drang eine weibliche Stimme an Jace´ Ohr.
    "Ihr lebt in Sinnoh, da müsstest du doch wissen, wie lange wir noch laufen müssen" antwortete er Lucia, die daraufhin nur verstimmt zu Boden sah und etwas über ihre Füße grummelte. Langsam zeichneten sich am Horizont Umrisse kleiner Häuser ab. Der Duft frisch blühender Beerensträucher kroch in Jace´ Nase. "Da vorne ist es!" rief er aus und begann seinen Schritt zu beschleunigen bis er durch das Stadttor rannte. Er blieb stehen und atmete ein paarmal diesen süßen, bezaubernden Duft ein.
    "Und was machen wir jetzt?" fragte Gary, der seine Hände in seine Hosentaschen vergrub.
    "Ihr geht ins Pokemoncenter und besorgt uns zwei Zimmer. Ich gehe in die Pension. Bis gleich" entgegnete der potenzielle Züchter und ließ die Anderen überrascht stehen.
    Jace konnte die Pension nicht übersehen. Es war das größte Haus in der Stadt. Es hatte einen gigantischen Garten, der wahrscheinlich schon als Park bezeichnet werden konnte. Ein Zaun umgab das ganze Gelände und ein älteres Paar spielte mit vielen kleinen Pokemon.
    Jace´ Augen begannen zu funkeln. Er trat in das Haus. Ein Windspiel, das an der Tür befestigt war erklang und die ältere Frau betrat den Raum durch die Terrassentür. Man sah ihr an, dass sie schon viele Jahre lang ihr Leben genoss. Viele kleine Fältchen breiteten sich auf ihrem Gesicht aus und ihr Gang verlief langsam und humpelnd. Ihre Haare hatten schon eine grau-silberne Färbung. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen.
    "Guten Tag junger Mann. Was kann ich für dich tun? Möchtest du, dass wir für eine Weile auf eines deiner Pokemon auspassen?" fragte die Dame. Ihre Stimme war ruhig und gelassen.
    "Guten Tag verehrte Dame. Nein, ich möchte kein Pokemon hier lassen. Ich bitte darum, ihnen ein paar Tage bei der Arbeit mit den Pokemon zusehen und helfen zu dürfen und um meinen Beerenvorrat aufzufrischen" antwortete Jace mit zittriger Stimme. Er hoffte, dass man ihm seine Aufregung nicht ansah. Sein ganzer Körper war angespannt und er spürte, wie kalter Schweiß sich auf seinen Handflächen breit machte.


    Man hatte Jace seine Aufregung angehört. Chloé lächelte, starrte aber dennoch verblüfft dem angehenden Züchter hinterher. Er war geradewegs in Richtung der Pension gerannt, er schien alles um sich herum völlig vergessen zu haben. Als er durch die Tür getreten war, spürte Chloé ein Gefühl von Endgültigkeit. Das Mädchen schluckte, doch sie konnte es Jace nicht übelnehmen, schließlich wusste sie, das er ein außergewöhnlich guter Züchter war und viel für seine Pokemon tun würde. Und für sie selber, schließlich hatte er auch vor, Beeren zu ernten.
    Chloé atmete die reine Dorfluft ein und entspannte sich sogleich. Sollte er sich doch amüsieren. Nach dem Gespräch hatten beide das bitter nötig. Sie richtete ihren Blick auf Lucia und Gary, die ebenfalls dem Trainer nachsahen. Lucia holte tief Luft, schloss für den Bruchteil einer Sekunde die Augen, drehte sich dann zu Chloé und sagte mit fröhlicher Stimme: "Okay, wir sind in Trostu, Herzhofen ist nicht mehr weit. Kommt, wir gehen Jace' Bitte nach und gehen in das Pokemoncenter. Wir brauchen alle eine Pause." Das erste Mal seit langem war Chloé dankbar für die Worte der Blauhaarigen. Ohne Widerworte begaben sich die drei Jugendlichen in Richtung des einladenden Pokemoncenters. Auf den Fensterbrettern waren Töpfe mit bunten Blumen zu sehen, die in voller Blüte standen. Die Sonne stand hoch am Himmel, es war schlicht schön im Dorf. Ein letztes Mal blickte sich Chloé um und sah sehnsüchtig zum Pensionsgebäude hinüber, das zu diesem Ort passte wie Cola zu einem Cheeseburger. Sogleich meldete sich Chloés Magen zu Wort. So beschleunigte sie noch ihren Schritt und trat, gemeinsam mit den anderen in das Pokemoncenter, und ein wohliger Geruch stieg in ihre Nase. Eine Mischung aus Blumen, Kaffee und Kuchen und nicht zu stark riechender Medizin. Die Trainer hatten inzwischen die Theke erreicht, und Schwester Joy begrüßte sie. Chloé fragte sich, wie nur jede Schwester Joy gleich aussehen konnte. "Herzlich Willkommen in Trostu." Ihre Stimme wurde leiser und sie sah die Jugendlichen wehmütig an. "Ihr seht sehr erschöpft aus, als hättet ihr eine harte Reise gehabt. Es tut mir Leid, aber ich habe nur noch ein Zimmer frei." Das Herz von Chloé blieb stehen. Sie brauchten eine Pause, das war nicht zu leugnen. Doch sofort hellten sich die Gesichtszüge der rosahaarigen Schwester wieder etwas auf. "Aber ihr habt Glück, das Zimmer ist groß und besitzt vier Betten. Und da ihr nur drei seid -" "Vier." berichtigte Chloé. Ihre Stimme klang aufgeregt, als sie an Jace dachte. Schwester Joy schien erst überrascht, lächelte dann aber und fuhr fort. "Ach, der Junge, der vorhin zur Pension gerannt ist? Ich habs durch das Fenster beobachten können. Okay, gar kein Problem. Hier ist euer Schlüssel," behutsam legte sie das kleine Metallstück in Garys geöffnete Hand. "Verliert ihn nicht, es gibt keinen Ersatz. Und ruht euch aus. Wenn ihr etwas braucht, ich bin durchgehend hier unten zu finden." Sie lächelte warm und umschloss mit einer einzigen Handbewegung die gesamte untere Etage. "Danke, das ist sehr lieb." sagte Lucia und übernahm die Führung, indem sie zur Treppe und diese hinauf trat. Gary und Chloé fogten ihr lautlos. Die Brünette lächelte der Krankenschwester noch einmal dankend zu. Doch als sie die lange hölzerne Treppe hinaufgingen, konnte Chloé nicht aufhören an Jace zu denken.


    Jace sah die alte Dame angespannt an. Sie ließ sich nicht in die Karten blicken. Würde sie seine Bitte ablehnen? Sie sah weiter fröhlich drein.
    Jace hielt seinen Atem an, als die alte Frau zu reden begann: "Verehrte Dame klingt zu förmlich. Nenn mich Marie. Und wie lautet dein Name, junger Mann?"
    Der angehende Züchter entspannte sich ein wenig und holte tief Luft: "Guten Tag, Marie. Ich heiße Jace."
    "Jace, ein interessanter Name. Ist das eine Abkürzung?" fragte Marie.
    Der grünäugige Trainer blinzelte ein paar mal: "Ja, mein voller Name lautet Jonathan Christopher."
    Das Lächeln der alten Frau schien intensiver zu werden, sie wirkte sehr zufrieden. "Du möchtest uns also behilflich sein. Gibt es dafür einen bestimmten Grund?"
    Jace fühlte sich ein wenig an der Nase herumgeführt. Wieso stellte diese alte Dame so viele Fragen? War das eine Art Eignungstest? "Ja, ich möchte Züchter werden. Ich habe schon viel über das Aufziehen von Pokemon gelesen, doch jetzt zieht es mich in die Praxis. Ich hoffe hier viele nützliche Tipps auszuschnappen" antwortete Jace wahrheitsgemäß.
    "Ok, dann komm mal mit" sagte Marie und ging in den Garten. Jace war einen Sekundebruchteil überfordert, bis er realisierte was passiert war. Dann folgte er ihr mit schnellem Schritt. Als der angehende Züchter durch die Tür trat, gelang er in den von der Sonne hellerleuchteten Park. Jace schien es, als wäre er im Paradies gelandet. In den Baumwipfeln blühten nicht nur diverse Beeren es tummelten sich auch diverse Käfer- und Flugpokemon, während unter diesen es sich Pflanzen- und Giftpokemon gemütlich gemacht hatten. Auf der offenen Wiese spielte ein älterer Mann mit Normal-, Kampf- und Feuerpokemon. In etwas Entfernung spiegelte sich die Sonne in einem See, in dem sich Wasser- und Eispokemon aufhielten. Der See grenzte an ein wüstenähnliches Gebiet an, in dem sich Gestein-, Boden- und Stahlpokemon versteckten. Ein gigantischer Felsen ragte aus dem Sand heraus, in dem ein sich ein großes Loch befand. Jace blieb der Atem stehen. "Überwältigt?" fragte Marie und lachte. Der junge Trainer konnte nur nicken. "Das ist normal. Wir haben immer mindestens drei Vertreter jedes Typen hier. Jakob! Komm mal bitte her. Wir haben hier einen dynamischen jungen Mann, der uns helfen will!" Der alte Mann, der mit den Pokemon beschäftigt war, richtete sich auf und kam mit kleinen Schritten auf Jace und Marie zu. Als der Mann vor ihnen stehen blieb sprach Marie weiter: "Das ist Jace. Er will uns ein wenig unter die Arme greifen."
    "Ah, frisches Blut. Ich bin Jakob." Die Stimme des alten Herren war rau und man merkte, dass er viele Jahre durch die Welt gereißt war. Jace musterte ihn. Seine Augen waren leicht zusammengekniffen und seine Haare waren schon beinahe weiß. Er hatte viele Falten auf der Stirn und eine große Nase. Jakob hatte die Arme hinterm Rücken verschränkt und stand etwas gebeugt vor ihnen. "Darf ich einen Blick auf deine Pokemon werfen?"


    Chloé starrte aus dem Fenster im Erdgeschoss, von dem aus man einen fantastischen Blick auf die Pension und den riesigen Garten davor werfen konnte. Deutlich konnte sie drei Silhouetten erkennen, zwei kleinere, gebeugte und eine etwas größere, die kerzengrade dastand. Diese vermutete sie als Jace. Das Mädchen lächelte verträumt. Er musste sich verdammt freuen. Dann wandte sie den Blick ab und schaute hinunter zu ihrem Teller, auf dem noch eine halbe Waffel ruhte. Diese Hälfte war jedoch so gigantisch, dass sie locker als ganze Waffel durchgegangen wäre. Gedankenverloren stocherte sie mit ihrer Gabel in dem Teig herum, der ihrer Meinung nach zur Hälfte aus Zucker bestand. Natürlich hatte sie Hunger gehabt, doch diese Kalorienbombe hatte ihren Appetit besänftigt. Chloé rümpfte die Nase und ließ die Gabel sinken, um sich ihrer Tasse Kaffee zu widmen, die nur noch lauwarm war. Ihre Finger umschlossen den Henkel der Tasse und sie führte diese zu ihrem Mund, wo sie an ihren Lippen verweilte, während Chloés Augen Lucia und Gary beobachteten, die nebeneinander saßen. Könnte nicht einfach aus ihnen was werden? Dann hätten sie alle überhaupt keinen Stress. Chloé seufzte stumm in sich hinein und nahm einen kräftigen Schluck des mit Milch gemischten Kaffees. Sie passten doch wunderbar zusammen. Aber sie konnte ja nichts dagegen tun, dass es so war wie es nunmal war. Nach einem weiteren kräftigen Schluck war die Tasse zu Chloés Überraschung schon leer, und sie stellte sie wieder ab. Sie leckte sich über die Lippen und sagte mit gestärkter Stimme: "So, Herzhofen ist ja nicht mehr weit. Aber der Wettbewerb hat noch lange Zeit. Wollen wir nicht einen Umweg machen?" Lucia, die bis dahin in ihrem Latte Machiatto herumgerührt hatte, blickte verwundert auf und blinzelte ein paar Mal. Gary, der sich gerade einen vor Fett triefenden Hamburger in den Mund stopfte, hielt ebenfalls inne. Da Chloé nun die ungeteilte Aufmerksamkeit besaß, fuhr sie fort. "Naja, bis zum Wettbewerb sind es noch ein paar Tage, und wieso sollten wir die ganze Zeit in Herzhofen gammeln? Wir könnten den Kraterberg erkunden, und Gary, du interessierst dich doch bestimmt für Pokemongeschichte. Die findest du in Elyses reichlich. Und dann können wir gucken, welchen Weg wir genau nehmen." Chloé blickte die beiden Trainer flehend an, die sofort begeistert zu sein schienen. "Klar, ein Abstecher kann nicht schaden!" meinte Lucia, deren Augen glänzten. Gary biss von seinem Hamburger ab, kaute genüsslich, aber Chloés Meinung nach viel zu schnell, schluckte fast würgend hinunter und nickte euphorisch. "Klasse Idee. Ich wollte schon immer was über die Geschichte Sinnohs -" Er konnte nicht aussprechen, da ein deftiger Rülpser seine Lippen verließ. Er lief ein wenig rot an und grinste entschuldigend, aber dennoch sarkastisch. Chloé deutete das alles als Zustimmung. "Okay, dann ist es beschlossen." Zufrieden lächelte die Koordinatorin. Es konnte also doch mal alles ruhig von Statten gehen. Erneut sah sie zum Fenster hinauf, und erschreckt musste sie feststellen, dass es schon dämmerte. Hatten sie so viel Zeit verloren oder waren sie einfach zu sehr in ihre Mahlzeit vertieft gewesen? Und war Jace noch immer in der Pension? Aufkommende Panik und Sorge überkam Chloé, die jedoch sofort wieder schwand, als Jace, mit einem breiten Grinsen im Gesicht, durch die Tür des Pokemoncenters auf die Jugendlichen zulief.

  • "Ohh, interessant! Du kümmerst dich sehr gut um deine Pokemon" sagte Jakob, seine Stimme war erfüllt von Freude. "Das Fell deines Arkani glänzt förmlich. Dein Aquana ist sehr gut trainiert. Und was mir am meisten auffällt ist die Kugel am Hals von Dragonir. Würdest du es schlecht behandeln, wäre sie trüb, aber diese ist glasklar. Das beweist, dass du es sehr gut behandelst. Sehr bemerkenswert" lobte der alte Mann. Auf Jace Gesicht breitete sich ein Grinsen aus.
    "Vielen Dank. Ich bin sehr stolz auf meine Pokemon" prahlte der Züchter in spe und tätschelte den Kopf seines Arkanis.
    "Ich denke, jemanden wie dir können wir unsere Schützlinge anvertrauen" sagte Jakob.
    "Yeah!" Jace machte einen Freudensprung und riss die Arme in die Luft. "Vielen Dank!"
    "Momentan haben wir allerdings nichts zu tun und du siehst sehr erschöpft aus. Besorg dir ein Zimmer im Pokemoncenter und komm morgen wieder. Dann kannst du zeigen , was du kannst" sagte Marie. Jace fröhlicher Gesichtsausdruck zerfiel in einen etwas Enttäuschten.
    Der junge Trainer rief seine Pokemon zurück, nickte eifrig und sagte: "Um ein Zimmer muss ich mich nicht mehr kümmern, meine Freunde haben das schon erledigt."
    "Ach, du bist nicht allein hier? Vielleicht haben sie ja Lust uns Morgen ebenfalls zu helfen?" fragte Marie.
    "Ich frag sie gleich mal. Wir sehen uns dann morgen. Bis dann" antwortete Jace und eilte zum Pokemoncenter.


    Kaum nachdem Jace vor den anderen Trainern zum Stehen gekommen war, atmete er schnell ein und aus und Chloé war gefesselt von seinen Gesichstzügen, die Freude beinhalteten und noch unzählige andere Emotionen. Noch nie war ihr ein Junge wie Jace begegnet. Sie lächelte, stand auf und hörte, wie es ihr Lucia und Gary gleichtaten, ehe sich alle zu Jace gesellten. Sein aufgeregter Atem stoppte kurz, als wollte er etwas sagen, dann blieb sein glasklarer Blick an etwas hinter Chloé haften, seine Wangen plusterten sich empört auf und er sagte mit noch etwas zitternder Stimme: "Ihr habt einfach so ohne mich gegessen?" Seine Augen sprühten vor gespielter Wut und ein herzliches Lachen seinerseits folgte. Dann blickte er aber sofort wieder ernst drein. "Nein, mal im Ernst. Ihr wisst doch, was für einen Hunger ich hab. Wie könnt ihr nur?" Nacheinander schweifte sein Blick erst Lucia, dann Gary, und verharrte dann ein paar Sekundenbruchteile länger auf Chloé, die Jace, unbemerkt der anderen, noch zart anlächelte. Chloé erwiderte das Lächeln schüchtern und streifte sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Hinter ihr hörte sie die Stimme von Lucia. "Die halbe Waffel von Chloé ist noch übrig, und mein Latte Machiatto ist auch noch halb voll. Gary hat noch ein paar Pommes auf seinem Teller." "Aber die wollte ich doch noch -" unterbrach Gary sie, doch Lucia hielt ihm spielerisch die Hand vor den Mund, sodass der angehende Professor sogleich zum Schweigen gebracht wurde. Gereizt blickte er Lucia an, die unbefangen lachte. Jace Augen glänzten bei dem Vorschlag der Koordinatorin, und sofort begab er sich schnellen Schrittes an den kleinen Tisch neben dem Fester. Herzhaft biss er in ein großes Stück der Waffel, und ihm schien es nicht im Geringstens zu stören, dass die hälfte der Waffel aus purem Zucker bestand. Nachdem er einen kräftigen Schluck des Latte Machiatto genommen hatte, begann er zu erzählen, wie es in der Pension so war.
    Inzwischen waren die Lichter im Pokemoncenter angesprungen und draußen war es bereits dunkel. Es war Chloé so vorgekommen, als hätte Jace niemals mit seinen Erzählungen enden wollen. Die ganze Zeit über hatte er verträumt durch die Gegend geschaut, mit glänzenden Augen, und seine Stimme hatte sich des Öfteren beinahe überschlagen, so aufgeregt war er. Durchgehend hatten Lucia, Gary und Chloé ihn interessiert angesehen, seinen Erzählungen in ihren Phantasien Farbe verliehen und immer mehr Gefallen an der Idee gefunden, mit in die Pension zu kommen. Nach mehreren Fragen war es entschieden, und die Vorfreude konnte niemanden mehr auf den Sitzen halten. Chloé lächelte. Jace war so begeistert, er war der ideale Züchter. Ihr wurde warm ums Herz und sie konnte Jace nur ansehen. Er hatte es tatsächlich geschafft, die ganzen Reste komplett aufzuessen, ohne eine nennenswerte Pause. Nachdem Jace nach Atem ringend geendet hatte, gab Chloé ein herzhaftes Gähnen von sich. Lucia tat es ihr gleich und grinste entschuldigend. "Es war eine sehr anstrengende Reise. Lasst uns schlafen gehen." "Ach ja, ihr habt ja Zimmer bestellt. Komm Gary, wir gehen auf unser's und dann - " "Ähm," unterbrach Lucia fast beabsichtigt. Alle wechselten einen etwas nüchternen Blick. Dann sprach Gary es aus. "Sorry Kleiner, es gab nur noch ein Zimmer mit vier Betten. Damit müssen wir leben." Und dann stellte er sich näher zu Jace und flüsterte, nur für ihn hörbar: "Aber halb so schlimm. Vielleicht können wir ja Blick erhaschen." Gary zwinkerte, und Jace wirkte erst perplex, knuffte Gary dann aber freundschaftlich neckend in die Schulter. Von all dem hatte Chloé nichts mitbekommen, so hörte sie nur Jace' Stimme, die sie aus ihren Tagträumen riss. "Okay, dann eben so, nicht schlimm. Lasst uns gehen, morgen werden wir in neuer Frische und völlig ausgeschlafen erwartet." Er ging voran, dicht gefolgt von seinen Freunden. Oben angekommen schlossen sie die Tür auf, sodass der Blick auf zwei Hochbetten freiwurde. Sowohl von Gary als auch von Lucia war ein energisches "Ich schlafe oben!" zu hören, sodass diese Angelegenheit schnell beschlossen war. Im Raum herrschte eine merkwürdige, ruhige Atmosphäre, die sofort schläfrig machte. Nocheinmal lächelte Chloé Jace zu, bevor sie sich ins Bett unter Lucias legte, ohne sich die Mühe zu machen sich umzuziehen. Und mit Jace als letzten Gedanken, schlief sie friedlich und lächelnd ein.


    Durch das grelle Sonnenlicht, das durch ein Fenster in den Raum fiel, wurde Jace aus einem sehr tiefen, traumlosen Schlaf geweckt. Er streckte sich ausgiebig und setzte sich auf die Bettkante. Sein Blick schweifte durch den Raum. Die Anderen waren noch am träumen und Gary schnarchte laut, sehr laut. Leise schlich sich Jace ins Bad und stieg unter die Dusche.
    Das heiße Wasser prasselte auf seine geschundene Haut. Es war ein schönes Gefühl den Kopf unter das fließende Nass zu stecken und einmal alles auszublenden. Die Flüssigkeit spülte den Dreck der letzten Tage weg. Erfrischt und hellwach trat er aus der Kabine und sah in das erstarrte Gesicht von Chloé.
    Chloé kniff die Augen zu und stotterte: "Tu-tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du duschst. Sorry!" Sie schlug die Tür zu und Jace stand noch tropfend allein im Raum.
    Nach ein paar Augenblicken schloss er die Tür ab und begann sich abzutrocknen. Als er gehüllt in ein rotes T-Shirt und einer dunklen Jeans aus dem Badezimmer kam, warteten die anderen schon auf ihn. Gary und Lucia schienen noch sehr verschlafen, aber Chloé hockte mit angezogenen Knie auf ihrem Bett und verbarg ihr Gesicht darin. "Na endlich, was hast du so lange dadrin gemacht?" spottete Gary.
    "Naja, wenigstens sehen meine Haare nicht so aus, als hätten ein Dutzend Taubsis darin genistet" konterte Jace. Daraufhin fuhr sich Gary durch die Haare und funkelte Jace böse an. "Wer will als nächstes ins Bad? Chloé?"


    Als Chloé die Stimme von Jace vernahm, schreckte sie entsetzt hoch. Mit hochrotem Kopf sah sie den Jungen an, der gerade noch nackt im Bad gestanden hatte. Nackt...am liebsten hätte die Koordinatorin wieder den Kopf in ihren Knien versteckt. Und das für immer. Das einzige was einen noch ahnen ließ, dass Jace geduscht hatte, waren seine nassen, braunen Haare, die wild auf seinem Kopf prankten. Jace blickte Chloé mit einer Mischung aus Belustigung und Unbehagen an, die die Koordinatorin sogleich aufspringen ließ. Ohne was zu sagen, da ihre Stimme wahrscheinlich total zittirg und aufgeregt geklungen hätte, wenn sie denn überhaupt ein Wort rausgebracht hätte, huschte sie lautlos ins Bad. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, atmete die Brünette erleichtert auf. Auf der anderen Seite der Tür konnte sie die leise Stimme von Gary hören: "Was für einen Geist hat die denn gesehen?" Mit immer noch hochrotem Kopf drehte Chloé mit schwitzigen Händen den Schlüssel, der im Schloss steckte, streifte ihre von der Nacht zerknitterten Klamotten vom Leib und stieg unter die Dusche. Gerade als sie anfangen wollte, das nasse Element, das auf ihrer Haut angenehm prasselte, zu genießen, musste sie unwillkührlich daran denken, dass nur wenige Minuten zuvor Jace hier gestanden hatte. Nackt. Und die Entspannung wurde zusammen mit Chloés Würde von den Wassertropfen hinfortgetragen.
    Das Duschen hatte nicht lange gedauert, es hatte ja doch keinen Sinn, sagte Chloé sich. Nachdem sie sich die gleichen Klamotten wieder angezogen hatte, war sie hinausgegangen, wo alle auf ihren Betten saßen. Lucia und Gary hatten beschlossen, nicht duschen zu gehen, da es schon weit nach 10 Uhr war und sie unbedingt endlich in die Pension wollten. Damit waren die beiden anderen sofort einverstanden, Jace, weil er es kaum erwarten konnte, den Alltag der Penion kennenzulernen, und Chloé, weil sie jede unangenehme Situation vermeiden wollte, was am besten in der Gruppe gelang. Ohne zu frühstücken machten sich die Jugendlichen auf den kurzen Weg zur Pension, auf dem nicht geredet wurde. Chloé beobachtete Jace, der mit jedem Schritt glücklicher wirkte. Als sie vor dem gemütlichen Haus stehen blieben, machte Jace mit gestrafften Schultern die Tür auf. Chloé traute ihren Augen nicht. "Ooooooooooh! Nein, wie süß. Babypokemon!"


    "Ah, Jonathan! Wir haben uns schon gefragt, wann du kommst" ertönte eine feminine Stimme. Marie, die gerade damit beschäftigt war die Pflanzen zu gießen, kam langsam auf die Jugendlichen zu.
    "Jonathan?" fragte Lucia mit einem unterdrückten Lachen. Jace warf ihr nur einen finsteren Blick zu.
    "Guten Tag Marie. Wo ist Jakob?" antwortete Jace.
    "Mein lieber Mann kümmert sich gerade um die Pokemon in der Höhle. Sind das deine Freunde?" fragte Marie.
    "Ja, darf ich vorstellen. Chloé, Lucia und Gary." Mit den genannten Namen deutete er auf die jeweilige Person.
    "Guten Tag" sagten die anderen im Chor.
    "Guten Tag. Ich freu mich eure Bekantschaft zu machen. Wenn ihr wollt, könnt ihr eure Pokemon gerne frei rumlaufen lassen" antwortete die alte Pensionleiterin. Aufs Komando ließen alle ihre Pokemon frei. "Och, ihr habt wirklich süße Pokemon" grinste die Frau.
    Ein quitschendes Geräusch ließ alle Beteiligten zusammen zucken. "Aaawwww! WIE SÜß!" schrie Chloé als ein Pichu sich an ihr Bein schmiegte und ein überglückliches "Pichuuu" von sich gab. Chloé konnte nicht mehr und gab sehr hohe Geräusche von sich und flatterte mit den Armen. Jace musste bei diesem Anblick lachen. Er fand Chloés Reaktion bezaubernder, als das kleine Elektropokemon. Die Koordinatorin hob das Pokemon hoch und drückte es an ihre Brust. "Du bist soooooooooooooo süß" quitschte sie. Doch dann schlüpfte das kleine Pokemon aus ihren Armen und lief davon. "Ohhh" Chloé formte mit ihren Lippen einen Schmollmund, der bei allen Beobachtern einen Lachanfall auslöste.
    "Also, wie können wir helfen?" fragte Jace, als er sich wieder halbwegs eingekriegt hatte.
    "Die Mädchen kommen mit mir und ihr Jungs geht zu Jakob" antwortete Marie.
    Nach einem einvernehmlichen Nicken teilten sich die Jugendlichen auf. Jace und Gary gingen in Richtung des großen Felsens im Wüstengebiet. Als sie am Eingang ankamen, rief Jace: "Jakob? Bist du hier?" Der Schrei prallte von den Wänden ab und das Echo war laut in der Höhle zu hören.
    Nach ein paar Augenblicken erklang das Echo von Jakobs Stimme: "Christopher, komm rein!" Gary sah Jace belustigt an, während der Züchter seinen Freund nur entnervt anstarrte. Festen Schrittes traten die beiden Jungs in die Dunkelheit.

  • Haha, nach drei Kapis hab ich was zu tun ^^
    Ok, dann wolln mer mal.


    [tabmenu][tab=~][tab=Geschichte]
    [subtab=Kapitel 18]
    schön.^^
    Was ich mag, ist u.a. die Beschriebung, als Lucia und Gary die , mist, mir fällt das Wort nicht ein.
    Ah ja, als sie die Initiative ergreifen.
    Muss iwie fies sein, wenn Jace sich sowieso schon sounwohlfühlt und dann auch noch Chloé mit Gary sieht xD
    Aber auch anders rum.
    Wo wir gerade dabei sind:
    Ich hab, glaube das war der absatz, einen Fehler gefunden:


    Dazu braucht es wohl keinen Kommentar.
    Zudem finde ich, hast du die Stadt gut beschrieben, das Galaktik-Hauptgebäude, sowie auch den Rest der Stadt.
    Du hattest es glaube ich als Touristenziel oder so benannt, zum Wohnen aer nich so toll.
    Weiß ich jetzt nicht genau.


    Meine Lieblingsstelle ist dann die, wo die beiden alleine sind, also Choé und Jace.
    Wenn du mich fragst, das Mädchen hat sich so gut wie Verraten, mit dem 'schließlich sind wir ja nicht ...' ^^
    Ich mag sowas, aber ich hoffe echt, dass aus den beiden noch was wird ^^.
    Nja, ich mache mal mit dem nächsten Kapi weiter, ich hab nämlich nicht ewig Zeit.


    [subtab=Kapitel 19]
    Also ich finde der Titel ist verwirrend.
    Es klingt für mich, als wären sie nicht einfach nur den Tag über unterschiedlich beschäftigt, sondern als wäre was schlimmes passiert O.o
    Vielleicht bin ich aber auch die einzige, die das so sieht.


    Ich kann mir vorstellen, dass Jace nervös ist,
    aber was ich ... öhh
    kp, was ich eigtl. sagen will.
    Ich finde ja so leute, die immer fröhlich reden, wenn man selbst total nervös ist immer nervig. Das erinnert mich so an meinen Mathelehrer.
    Jedenfalls muss es fies sein, wenn man nicht weiß, wie die sache ausgeht und der andere redet da einfach munter vor sich hin ^^
    Was mich aber verwundert hat, war Jace richtiger Name...
    Ich hätte aber auch keine
    Abkürzung erwartet, wobei mir diese deutlich besser gefällt.


    Ich springe mal zum nächsten Absatz:
    Ein zimmer für vier, das find ich wie komisch ^.^
    aber na ja, wenn es eben nicht anders geht .
    was ich finde, was man wirklich mal mit reinbringen musste, war die Sache mit den Schwester Joys.
    Dass alle gleich aussehen ist ne komische macke, aber trotzdem, es wäre komisch wenn es nicht so wäre, nachdem es über eine ewigkeit so war.
    ich schweife ab.
    ich glaube, ich ändere mal meine art, das alles zusammen zu fassen ^^'
    aber erst nächstes mal, jetzt noch ein Fehlerchen ^^


    Zitat von Onee-Chan

    Jace war einen Sekunde_bruchteil überfordert, bis er realisierte was passiert war.


    So, damit mach ich Schluss, und versuche iwann makl was Sinnvolles zusammen zu kratzen.


    [subtab=Kapitel 20]


    Ok, ich finde du hast einen Guten einstieg gemacht.
    Damit, dass dann eben Jace auch Feierabend macht und zu den anderen geht.
    Aber ich habe eher was zum Zweiten Abschnitt zu sagen:


    Du beschreibst toll, wie es Chloé geht, als Jace wieder autaucht, besser, wie sie fühlt.
    Was ich aber noch besser finde, ist die Tatsache, dass sich Jave so aufregt, dass die anderen schon gegessen haben ^^.
    Und wie sich Gary über Lucys Vorschlag freut ^o^


    Das mit der Dusche ist echt peinlich, ich kann verstehen, dass sich Chloé erst mal nicht sehr wohl fühlt...
    Vor allem ihr muss das echt peinlich gewesen sein, den Eindruck habe ich.
    Gut nach zu volziehen, dass sie lieber davon abgelenkt ist.


    Was ich am liebsten habe ist die Sache mit Jonathan und Christopher, weil Jace ja viiieeel zu lang ist ^^
    Vor allem, weil die Namen für mich immer noch iwie komisch klingen, jedenfalls für einen Teenie.
    Oh Gott, Pichu ist echt süß ^^
    Kann das nicht dauerhatf dabei bleiben? *ettel*
    Nein, schon gut.
    Ich merke bloß, dass ichabsolut nicht richtig weiß, was ich noch sagen kann.
    Also beende ich am besten mit den Fehlern und verabschiede mich danach.





    [/tabmenu]


    Bis dann ^-^

  • Chloé konnte Jace und Gary gerade noch so hinterher blicken, als auch schon die alte, aber dennoch liebevolle Stimme von Marie sie aus ihren Gedanken riss. "So, Lucia und Chloé, richtig?" Stumm nickten die beiden Mädchen, die mütterlich von der Pensionsleiterin gemustert wurden. Ein Lächeln machte sich auf den alten Gesichtszügen der Frau breit. "Schöne Namen. Meine Nichte heißt ebenfalls Lucia." Bei den Worten zwinkerte sie Lucia kurz zu, die schüchtern zu lächeln begann. Marie erzählte weiter, und Chloés Gesicht hellte sich sogleich auf, dass es Marie genauo machte wie wohl jede andere Oma auf der Welt: Sie erzählte und erzählte, jedoch so niedlich, dass es niemanden störte. So lauschten die beiden Mädchen weiter der in die Jahre gekommenen Stimme. "Jaja. Und Chloé? Ist das eine Abkürzung wie die bei eurem Freund Jonathan?" Verdutzt blickten sich Chloé und Lucia in die Augen und blinzelten wild. Im Chor gaben sie ein lautes, verwirrtes "Jonathan?!" von sich, was die alte Lady zusammenzucken ließ. Misstrauisch sah sie die Mädchen an. "Ja, Jonathan Christopher, so hat er sich hier zumindest mit ganzem Namen vorgestellt. Er wird gerufen..." "Jace!", brach es aus den beiden Koordinatorinnen heraus, die sich sogleich erst wütend, aber dann belustigt ansahen. Doch Chloé glaubte eine enorme Feindseligkeit in Lucias Blick gesehen zu haben, was ihr ein mulmiges Gefühl verschaffte. Sie befeuchtete sich ihre trockenen Lippen und ihr Blick schweifte wieder zu Marie, die begonnen hatte, großmütterlich zu kichern. Nachdem sie geendet hatte, ergriff sie wieder das Wort. "Naja, Schluss damit, hauptsache ich kenne eure Namen. Also, ihr wollt was tun. Chloé, da ich deine unglaubliche Begeisterung gegenüber Babypokemon beobachten, und hören, konnte, führe ich dich zuerst zu unserem 'Kindergarten'. Er wird dir gefallen." Die alte Dame lächelte zärtlich, als wüsste sie genau, was sie tat. Und das tat sie auch. In Chloés Kopf begann sich ein stetiges, schrilles Bimmeln breit zu machen. Babypokemon! Bei dem Gedanken daran wurden ihre Hände vor Aufregung feucht und ihr Atem ging stoßweise. Ihr Mund hatte sich geöffnet und zu einem gigantischen Grinsen verzogen, während sich in ihrer Kehle ein Geräusch anbahnte, das sie bei Babypokemon immer machte. "Aaaaaaaw...danke, Marie. Liebend gern, danke, danke, danke, aaaaaaw!" Mehr konnte die überwältigte Bünette nicht herausbringen. Ihr immer größer werdendes Grinsen, das inzwischen nichtmal mehr ihre Zähne verbarg, versuchte die Brünette hinter ihren Fäusten zu verstecken. Sie hörte nur noch das Pochen ihres Herzens in ihren Ohren, sodass sie die Worte von Marie kaum mehr wahrnahm, die an Lucia gerichtet waren. "Und du, mein Kind, gießt erst einmal die Blumen hier überall, sie müssen ja schön aussehen. Es dient einer besseren und gesünderen Atmosphäre." Lucia murmelte irgendwas unverständliches, aber es war Chloé egal, als Marie auf sie zukam und weiterhin einladend lächelte. Sie ergriff, als wäre es ganz selbstverständlich Chloés Handgelenk, das noch immer leicht zitterte, und sagte: "Komm mit, die kleinen sind sehr zutraulich, sie werden dich lieben!" Chloés Mund tat schon weh vom ganzen Grinsen, doch sie konnte nicht aufhören. Dann zog Marie sie lächelnd in einen Raum, der nach Milch, Blumen und Babypuder roch. Und Chloé war entzückt.


    Die zwei jungen Trainer gingen langsam durch die Höhle. Es herrschte absolute Stille. Die Dunkelheit war greifbar. Eine Gänsehaut machte sich auf Jace´ Körper breit, die einerseits durch die Kälte, die in dem Tunnel herrschte, andererseits durch die gruselige Atmosphäre hervorgerufen wurde.
    "Man sieht hier ja die Hand vor Augen nicht" grummelte Gary und stieß sich den Fuß an einem Stein. "Aua!" Jace musste grinsen, sagte aber nichts. "Diese Dunkelheit nervt!" sagte Gary und ließ einen Pokeball durch die Luft sausen. Ein roter Lichtblitz blendete die Jungs. "Elektek, setz Lichtschild ein!" befahl der Professor in spe seinem Pokemon. Einen Augenblick später war ein Teil der Höhle hell erleuchtet. Das Elektropokemon hielt eine grelle Lichtwand vor sich. Plötzlich schallte ein Schrei durch die Gegend. Dutzende Silhouetten huschten durch den Raum. Etwas flog dicht über Jace´ Kopf hinweg. Der junge Züchter hörte einen Schrei dicht neben sich.
    "Gary? Alles ok bei dir?" rief er, als aufeinmal eine Fratze direkt vor seinem Gesicht auftauchte. Jace wich einen Schritt zurück und stolperte über etwas, das ein jaulendes Geräusch von sich gab.
    "MACHT SOFORT DAS LICHT AUS!" ertönte eine Männerstimme. Aufs Kommando erstrahlte erneut ein roter Blitz und es war wieder stockduster in der Höhle, fast jedenfalls. Eine schwacher Schein schimmerte vor den beiden Trainern. "Welcher Idiot ist Schuld daran?" fragte die Stimme und erst jetzt erkannt Jace, wer da sprach.
    "Guten Tag Jakob! Ich bins Jace. Das Licht kam von dem Elektek meines Freundes Gary" antwortete der Züchter in spe.
    "Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass hier Pokemon sind" sagte der zukünftige Professor in einem traurigen Ton.
    "Solche Deppen kann ich hier nicht gebrauchen! Du schreckst die ganzen Pokemon auf! Verschwinde und helf meiner Frau!" befahl der Pensionleiter diesmal etwas ruhiger, aber immernoch sehr gereizt. "Christopher, du kommst mit ich brauch deine Hilfe."
    Jace und Gary versuchten in der Finsternis einen Blick zu tauschen, was allerdings nicht erfolggekrönt war, statdessen sagten beide im Chor: "Bis gleich", was beide zum grinsen brachte. Jace folgte dem schwachen, flackerndem Licht immer weiter unter die Erde, immer weiter weg von seinen Freunden, immer weiter in die Dunkelheit.


    Zuerst hatte Chloé gedacht, sie träumte. Doch der Traum endete nicht. Normalerweise waren die Träume der Koordinatorin immer nach dem gleichen Muster aufgebaut: Sie träumte, meistens etwas schönes. Nach einer kurzen Zeit, meist 5 Minuten, des Glücks passierte etwas Schreckliches und sie wachte auf. Doch dem war nicht so. Im Gegenteil, es wurde immer schöner. Zuerst war da das Pichu von vor ein paar Minuten. Es hatte Chloé freudig empfangen und war seit dem nicht mehr von ihrer Seite gewichen. Die erste Aufgabe, die Chloé zu erledigen hatte, sie musste den kleinsten Babypokemon das Fläschchen geben. Sie hatte diese Aufgabe nur zu gerne erfüllt, oblgeich ihr Kiefer noch immer unnatürlich schmerzte vom Dauergrinsen. Sie konnte ihre Blicke kaum abwenden von den zuckersüßen Pokemon. Da waren in einer Ecke ein Riolu, ein Wonneira und ein Pii, die freudig Fangen spielten und dabei immer wieder hinfielen, aber weitermachten. Auf einer großen, hellblauen Decke kuschelten drei frisch geschlüpfte Pachirisu, die friedlich schliefen. In einer Art Baby-Käfig befand sich ein unzufrieden wirkendes Rabauz, das eingeschnappt mit einer kleinen Plüsch-Banane spielte. Auf dem Wickeltisch kümmerte sich Marie gerade um ein Haspiror, indem sie ihm Babypuder auf dem Fell verteilte. Auch ihr schien die Arbeit Spaß zu machen. Und dann waren da noch unzählige knuffige Babypokemon, die herumtollten, schliefen oder sich ihre neue Aufpasserin anschauten. Momentan hielt Chloé ein Azurill im Arm, das gierig an der Flasche sog und die Milch fast komplett leerte. Es kuschelte sich eng an die Brünette und rieb seinen kleinen Kopf an ihre Brust. Chloé lächelte liebevoll. Sie war im Paradies. Zärtlich streichelte sie die blaue Haut des Pokemon mit dem Daumen, und ein zufriedener Ausdruck legte sich auf dessen Gesicht. Es nahm seine Lippen von der Flasche und schien, als wollte es einschlafen, doch Chloé legte es sanft und behutsam auf eine Decke, wickelte es vorsichtig, ohne das Azurill zu wecken, ein und hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. Ein verträumtes Lächeln breitete sich auf Chloés Gesicht aus, als sie von der Stimme von Marie daran erinnert wurde, dass auch der schönste Traum einmal ein Ende hat. "Chloé, ich bewundere deine Fähigkeiten. Die kleinen lieben dich, und du weißt genau, wie du mit ihnen umzugehen hast. Du kannst gerne jederzeit wiederkommen. Aber sieh nur raus. Die Sonne ist schon untergegangen. Die Pokemon legen sich jetzt nach und nach hin. Ihr wart alle eine große Hilfe, aber ihr braucht selber euren Schlaf. Geht ins Pokemoncenter. Wir werden uns ja morgen wiedersehen."


    Jace hatte das Gefühl die Dunkelheit würde ihn auffressen. Immer wieder ertönte ein Geräusch, das der Züchter nicht zuordnen konnte. Es war eindeutig unheimlich in diesem, in den Fels gehauenem Gang. "Jakob, wo gehen wir hin?" fragte Jace nach einigen Minuten. Jedenfalls kam es ihm wie Minuten vor. Sein Zeitgefühl war durch die Finsterniss völlig aus dem Takt geraten.
    "Ein Frischling hat sich hier drin verlaufen und wurde von einigen Geist- und Unlichtpokemon schikaniert. Ganz schön frech diese Biester" antwortete der alte Mann.
    "Ach, deshalb ist es hier drin so unheimlich! Ähm... was ist ein Frischling?" erkundigte sich Jace.
    "Unheimlich? Ich finde es hier sehr gemütlich, nur mögen es diese Monster nicht, wenn man sie besucht. Undankbare Biester. Als Frischlinge bezeichnen wir Pokemon, deren Schlüpfen schon so lange her ist, dass sie schon auf eigenen Beinen stehen können und wir sie deshalb in das passende Territorium umsetzen."
    "Und woher weißt du, dass hier ein Frischling drin ist?"
    "Weil hier auch Drachenpokemon leben und diese eindeutig viel netter sind als die Geister hier drin. Ein Draschel kam heute morgen völlig aufgelöst aus der Höhle gerannt, da war mir schon klar, dass hier wieder ein Frischling drin sitz" prahlte Jakob.
    "Und trotzdem müssen wir hier orientierungslos durch die Dunkelheit wandern" spottete Jace.
    "Schau doch mal genau hin" sagte der alte Mann und erst jetzt sah Jace, wie eine große, grau-weiße Kugel vor ihnen herlief. Dem jungen Trainer blieb der Atem stehen. Wie konnte er übersehen, dass sie schon die ganze Zeit einem Pokemon gefolgt waren? "Hast du es entdeckt?" lachte Jakob. Jace nickte nur. Das Draschel gab einen Laut von sich, der sehr genuschlt klang. "Wir sind da."
    Jace kniff die Augen zusammen um trotz des kaum vorhandenen Lichtes etwas zu erkennen. Er sah erst nur ein paar schwarze Felsbrocken. Doch dann öffnete ein Felsbrocken ein Auge und schaute die zwei Männer traurig an. Die Felsbrocken versuchten aufzustehen, doch sie fielen wieder zu Boden. "Ein Hippopotas!" rief Jace, als er erkannte um welches Pokemon es sich handelte.
    "Richtig! Und jetzt hilf mir es hier raus zu bringen" sagte Jakob.
    "Wir sollten erst schauen, ob es nicht verletzt ist" entgegnete Jace, der wieder ganz in seine Arbeit vertieft war. Er hockte sich hin und tastete das Bodenpokemon ab. Es jaulte ein paar mal auf. "Wir müssen es verbinden und dann vorsichtig hier raus tragen" verkündete er und sah Jakob fragen an. Dieser stellte einen Erste-Hilfe-Kasten -den Jace natürlich erst jetzt bemerkte - neben dem Pokemon ab. Der Züchter funktionierte mal wieder wie ein Uhrwerk. Er trug eine Salbe auf, legte einen Verband an, rief Arkani und trappierte das verletzte Hippoptas auf es.
    "Erstaunlich gute Arbeit, Christopher" lobte Jakob
    "Dankeschön, jetzt schnell raus hier!" sagte Jace.


    "Blumen gießen." Entrüstet verteilte Lucia die durchsichtige Flüssigkeit über unzählige Blumen, die in verschiedenen Farben aufleuchteten. Orange, violett, rot, saphirblau...Es war schön hier, das musste die Koordinatorin zugeben. Gereizt blickte sie sich die Blumenbeete an, die noch vor ihr lagen. Ihr Blick schien Blitze zu versprühen. "Blumen gießen, Blumen gießen. Und Chloé? Darf Babypokemon großziehen. Ist ja mal wieder typisch. Hmpf." Lucia schnaufte und riss mit dieser eigentlich leisen, unscheinbaren Geste eine kleine Knospe aus der Erde. Sofort übermannten sie Schuldgefühle, und mit zitternden Händen versuchte sie, die Wurzel wieder in die Erde zu verankern, was ihr nur begrenzt gelang. Plötzlich drang eine Stimme an ihr Ohr, und sie schreckte hoch. "Blumen gießen? Dein Ernst? Ich hatte gedacht, euch wird interessantere Arbeit angeboten." spottete Gary. Lucia sah auf und funkelte ihn wütend an. "Jaja. Chloé darf Babypokemon pflegen. Aber was solls. Das Wichtigere ist, was machst du hier? Haben dich die bösen Geistpokemon erschreckt?" Das Mädchen machte einen Schmollmund, und Gary konnte den Spott auf ihn niederprasseln spüren. "Klappe," brachte er unter zusammengebissenem Kiefer hervor. "Er sagte ich sei ein Idiot. Und ein Depp." Zähneknirschend sah der Trainer auf die bunten Blumen, die aus einem Topf hervorlugten und bereits nasse Erde besaßen. "Eins musst du ihm lassen - er hat Recht." Lucia grinste und provozierte Gary nur noch mehr, sodass er seine Hände zu Fäusten ballte und begann zu zittern. Lucia kicherte. "Mach dir nichts draus. Ich bin hier gleich fertig, und draußen ist es schon dunkel, wir gehen gleich eh alle zum Pokemoncenter." Wie auf Stichwort öffnete sich eine Tür hinter den beiden, und eine erschöpft wirkende Chloé trat in die große Halle, in der viele Blumen blühten. Bei dem Anblick glänzten ihre Augen, doch der Glanz konnte nicht den Schleier der Müdigkeit verscheuchen. Mit geschaffter Stimme sagte sie: "Hey, Leute. Wo ist Jace? Marie sagt, wir sollen zum Pokecenter gehen und uns ausruhen." Ihre Aussage wurde von einem Gähnen unterstrichen. Lucias Blick traf Gary, dessen Gesichtszüge sich sofort aufgehellt hatten, als er das brünette Mädchen erblickt hatte. Lucia biss sich auf die Zunge. Wie gesagt, ein Idiot, dachte sie. Plötzlich öffnete sich die Tür, die in den gigantischen Garten führte, und Jace, mit Dreck und Schweiß bedeckt, betrat den Raum, und Lucia konnte seine Muskeln durch das Tshirt sehen, das an seiner Haut klebte. Es raubte ihr den Atem, genauso wie Chloé, die in dem Moment langsam aber hörbar einatmete. Lucia spannte sich an, als sie Jace' Stimme hörte. "So, ich bin soweit erledigt. Gehen wir, ich will eigentlich nur noch schlafen." Auch der Junge gähnte und ging ohne große Umschweife direkt den Weg zum Pokemoncenter. Lucia stellte schnell die Gießkanne ab, rief noch ein "Bis morgen!" in die Stille der Pension hinein und eilte den ihr zuvorgekommenden Jugendlichen hinterher.
    Im Pokemoncenter hielten sie sich mit nicht viel auf. Sie bestiegen sofort die Treppe und nachdem die hölzerne Zimmertür hinter ihnen schwer ins Schloss gefallen war, warfen sie sich alle in ihre Betten, erneut ohne auch nur daran zu denken, sich umzuziehen. Nur Gary und Jace, sie zogen ihre Tshirts aus, sodass ihre makellosen Oberkörper zum Vorschein kamen. Gary schien sofort eingeschlafen zu sein und sein leises Schnarchen erfüllte den Raum. Jace schien noch vor sich hinzuträumen, während Lucia ihn schweigend und sehnsüchtig begutachtete, ohne zu wissen, das Chloé es ihr gleichtat.


    Chloé blinzelte. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie sie eingeschlafen war, sie hatte zuviel Zeit damit verbracht, Jace anzusehen, wie sich sein nackter Oberkörper im Takt seines gleichmäßigen Atems hob und senkte...Chloé schluckte und spürte, wie trocken ihre Kehle war. Sie leckte sich über die Lippen und blinzelte erneut, um sich an die Dunkelheit im Zimmer zu gewöhnen. Auf dem Hochbett sah sie Gary mit offenem Mund schnarchen, was sie zum Lächeln brachte. Er war schon irgendwie niedlich. Über sich hörte sie das Bett knartschen, als Lucia sich anscheinend umdrehte. Mit den Augen suchte sie die vierte Person, die im Zimmer sein musste - Jace. In seinem Bett lag er nicht, die Decke war unordentlich gefaltet und das Kissen zeigte noch seinen Kopfabdruck. Sie sah sich im Zimmer um. Keine Spur, aber das Kissen ließ schließen, dass er noch nicht lange weg sein konnte. Chloé wurde schlagartig schlecht. Wo war er, mitten in der Nacht? War ihm etwas passiert? Wieso hatte er niemanden geweckt? Diese und weitere Fragen drehten sich in ihrem Kopf und ihr wurde schwindelig davon. Chloé wusste, ohne dass Jace in seinem Bett liegen würde könnte sie nicht mehr weiterschlafen. Wieso hier also rumliegen? So schob sie die Decke beiseite, stand stolpernd auf und bewegte sich langsam, um niemanden zu wecken, auf die Tür zu. Leise öffnete sie diese und schloss sie vorsichtig hinter sich. Nur ein paar Minuten später hatte sie die Tür der Eingangshalle erreicht. Noch ein letztes Mal schaute sie sich unwohl um, ehe sie hinaus in die Dunkelheit trat.


  • Jace hatte einen unruhigen Schlaf. Er wälzte sich im Bett hin und her. Ihm ging das kleine Hippopotas nicht aus dem Kopf und die Worte von Jakob...
    Jace setzte sich auf die Bettkante und rieb sich die Augen. Er lauschte in die Stille. Gary schnarchte und die Mädchen atmeten rythmisch und ruhig. Langsam richtete sich Jace auf und schlich zur Tür. Er versuchte die Tür so leise wie möglich zu öffnen und zu schließen. Die komplette Etage war totenstill und fast so finster wie die Höhle. Ein Grinsen schlich sich auf das Gesicht des jungen Trainers bei dem Gedanken an die Höhle. Langsam ging er die Treppe runter, bedacht darauf, so leise wie möglich zu sein. Als er in der Eingangshalle des Pokemoncenters ankam, schrak er zurück. Die Lampen leuchteten schwach und Chaneira stand hinter dem Tresen. Als das Pokemon den Trainer sah, wollte es schon laut rufen, doch Jace hob den Zeigefinger vor seine Lippen und gab dem Pokemon zu verstehen, dass es ruhig sein soll. Dieses nickte kurz und arbeitete weiter.
    Jace trat in die Nacht. Es war kalt, ein eisiger Wind wehte über das Dorf. Der Himmel war tief dunkelblau und von Millionen kleiner, leuchtender Flecken bedeckt. Mit festem, schnellem Schritt machte er sich auf dem Weg. Bald erreichte er sein Ziel. Die Tür war nicht abgeschlossen und Jace trat ein. Das Zimmer war hell erleuchtet und mehrere Personen standen im Raum. Er wurde schon erwartet.
    "Ah! Guten Tag, was machst du den hier?" ertönte eine männliche Stimme, die Jace mehr als bekannt war.


    Chloé wurde sofort mulmig und sie bekam ein schlechtes Gefühl im Magen, als sie aus dem vertrauten Pokemoncenter in die Kälte der Nacht hinaustrat. Beunruhigt sah sie sich um, und ihrer Meinung nach war es schon fast zu still. Nichts bewegte sich, die Zeit schien komplett eingefroren. Die Blätter an den waldgrünen, satten Bäumen wagten sich nichtmal in der sanften Brise zu bewegen, die auftrat. Doch, selbst als sich Chloés grüne Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie nichts erkennen, nur die schwachen Umrisse der umliegenden Häuser in Trostu. Sie bewegte ihren Kopf weiter, bis sie ein etwas größeres Gebäude vernahm. Sie konnte es sogleich als Pension identifizieren, und schon beim Gedanken daran, dass sich Jace in dem Haus befand, schlug ihr Herz wieder einen Takt schneller. Plötzlich fröstelte das Mädchen. Mitten in der Nacht rauszugehen war wohl doch keine gute Idee gewesen, zusätzlich war sie stark übermüdet. Doch sowas passiert eben, wenn man mitten in der Nacht aufwacht und ohne eine bestimmte Person nicht weiterschlafen kann, dachte sich die Brünette. Also setzte sie ihren Blick direkt auf die Pension. Sie musste unwillkührlich lächeln, wenn sie daran dachte, wie sich in ihr Jace befand, die Pokemon und deren Unterlagen studierte und gar nicht mitbekam, dass es schon weit nach Mitternacht war. Was er wohl zu Chloés unangemeldeten Besuch sagen würde? Schnellen Schrittes, die Arme um ihre Brust geschlungen, ging Chloé direkt in die Richtung, aus der der kalte Wind zu kommen schien. Und obwohl Trostu im Gegensatz zu anderen Städten ein wirkliches Dorf war, kam ihr der Gang ungewöhnlich lang vor. Sie musste schlucken, und befeuchtete sogleich mit ihrer Zunge ihre spröde gewordenen Lippen. Plötzlich vernahm sie ein leises Geräusch, doch in der unheimlichen Stille ließ es sie aufschrecken. Ihre Sinne waren bis aufs Äußerste geschärft, und ihre Augen suchten gespannt erneut die Gegend ab. Diesmal jedoch, im Gegensatz zum ersten Male, konnte das Mädchen eine Silhoutte erkennen, die man in der Dunkelheit kaum einordnen konnte. Chloés Herz machte einen Sprung. Konnte es Jace sein? Jedenfalls schien er aus der Richtung der Pension zu kommen. Chloé begann zu grinsen und verdrängte beinahe schon den Gedanken, das es auch nur jemand anders gewesen sein könnte. Erfreut rief sie, ohne groß weiter darüber nachzudenken, seinen Namen. "Jaaaace!" Der Umriss des Menschen blieb aprupt stehen. Chloé tat es ihm gleich. Plötzlich fühlte sie sich gar nicht mehr wohl. Im Gegenteil. Sie verfluchte sich, dass sie diesen Fehler begangen hatte.


    Jace hielt den Atem an. Seine Hand wanderte schon zu seinem Gürtel, wo seine Pokemon kampfbereit warteten. "Was machst du hier?" sagte der junge Trainer mit purer Wut in der Stimme.
    "Darf ich nicht auch mal Urlaub machen?" antwortete der Mann. Ein schreckliches Lachen erfüllte den Raum.
    "Du solltest besser verschwinden und deine trotteligen Freunde gleich mitnehmen!" Jace' Augen funkelten vor Anspannung. Er hielt schon den ersten Ball in der geballten Faust.
    "Was fällt dir ein, mir vorzuschreiben, was ich tun soll? Nur weil ihr am See in der Überzahl ward? Junge, diesmal sind wir in der Überzahl!" antwortete Matze. Nach diesen Worten wurde Jace von sechs Männern mit türkisen Topffrisuren umzingelt. Der junge Züchter knurrte und wollte gerade seinen Pokeball werfen, als die eiskalte Stimme von Matze ertönte: "Das würde ich lieber lassen, sonst passiert den Alten hier was." Der Glatzkopf mit der Sonnenbrille machte einen Schritt zur Seite.
    Jace´ Herz blieb stehen. Jakob und Marie waren gefesselt und geknebelt. "Du elendiger Bastard!" fauchte Jace. Ein fallender Schmerz durchzog seine Wange. Der junge Trainer spürte, wie seine linke Gesichtshälfte rot anlief. Wut und Verzweiflung duchströmten seinen Körper. Jace sah in dieses hässliche, glatte Gesicht. Direkt in diese, durch die Sonnenbrille verdeckten, Augen. Hass, purer Hass überwältigte Jace und er schlug zu. Einen Sekundenbruchteil später wurde er von zwei Rüpeln zu Boden gedrückt.
    "Du kleiner Wurm!" schrie Matze, "Was fällt dir ein, mich zu schlagen! Fesselt ihn und schmeißt ihn zu den anderen!"
    "Jawohl, Sir!" antworteten die Rüpel.
    Als Jace ebenfalls gefesselt und geknebelt neben dem Betreuerpärchen saß, hockte sich Matze vor ihn und sagte "Du unwichtige Amöbe! Weißt du, was ich jetzt mache? Da du hier bist, wird die süße Kleine auch hier irgendwo sein. Also werde ich sie jetzt suchen und ein wenig Spaß mit ihr haben." Erneut erfüllte teuflisches Lachen den Raum.
    Matze machte sich auf den Weg zur Tür, doch ein Rüpel hielt ihn auf: "Sir, sollen wir mit der Mission vorfahren?"
    "Ja, sollt ihr. Sammelt die Pokemon ein und fackelt danach hier alles ab" Matze sah kurz zu Jace, "Ich wünsche dir einen schönen Feuertot." Er lachte wieder und verließ die Pension.


    Ein paar Sekunden verstrichen. Wenn überhaupt. Und Chloé konnte schon allein an den Umrissen der Person erkennen, dass es niemals Jace gewesen sein konnte. Jace' Züge waren weich, so weich, dass Chloé gerne darauf einzuschlafen vermochte. Doch diese waren hart. Und dem Mädchen wurde bewusst, dass sie diese Härte gut genug kannte. Und ihr Herz blieb stehen. Ihr Atem schien nicht mehr zu existieren, sonst hätte sie weitergeatmet. Doch sie war komplett zugefroren, was sicher nicht nur an der Kälte lag, die binnen weniger Sekunden noch stärker aufgezogen war. Chloé versuchte den aufsteigenden Kloß der Angst hinunterzuschlucken, doch es gelang ihr nicht. Tränen sammelten sich in ihren Augen, und sie biss die Zähne zusammen. Dann sah sie ein Grinsen im schwach einfallenden Mondlicht glitzern, es hätte das eines Gengar sein können. Doch ein Gengar war süß. Als Chloé die Stimme hörte, die von einem eisigen Windzug zu ihr hinüber getragen wurde, erstarrte sie erneut. Der Tod war sicher nicht halb so schlimm wie diese Situation. "Ach, du bist es wieder, Kleine. Tut mir Leid, Jace ist nicht hier." Der Klang seiner kalten Stimme war von Sarkasmus nur so durchtränkt, und triefte vor überspielten Hass. Chloé lief eine lautlose, einsame Träne über die Wange. Die Tatsache, das er Recht hatte, das Jace nicht da war, wollte Chloé einerseits nicht wahrhaben, doch andererseits wusste sie, wie Recht er hatte. Matze. Wieso musste sie ihm immer wieder begegnen? Und vorzugsweise noch allein? Ihr Herz raste vor Wut und Angst. Sie konnte nichts weiter tun, als seiner obzösen Stimme zu lauschen - diese wäre der Eisberg gewesen, an dem Chloé untergegangen wäre. "Hier sind nur ich und du. Und, wie schön, wieder alleine. Leider wurde ich das letzte Mal ja wieder von deinen kleinen Aufpassern gestört. Wie heißen sie doch gleich? Gary und Jace? Süße Namen für zwei kleine vorpubertärende Giftzwerge. Aber jetzt sind sie nicht da. Wieso gehst du kleines Mädchen auch alleine, mitten in der Nacht vor die Tür? Sie sollten allmählich wissen, dass es dein Verderben sein könnte." Er stoppte, und atmete scharf ein. Anscheinend hatte er eine gewaltige Ansammlung dieser Ansagen im Ärmel. Chloé konnte durch ihren Tränenschleier sehen, dass er ein paar Schritte auf sie zukam. Das zitternde Mädchen erstarrte augenblicklich. Sogleich war er nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt. Sie schwor sich, es kühlte sich dramatisch ab, und wie schon so oft fragte sie sich, wie ein einziger Mann solch eine Kälte ausstrahlen konnte.


    Jace, Marie und Jakob konnten nur zusehen, wie die sechs Rüpel versuchten alle Pokemon einzufangen. Einerseits ein sehr trauriger, andererseits ein sehr amüsanter Anblick. Es war nicht schwer zu sagen, wer schlauer war. Die Pokemon veräppelten die Rüpel nach Strich und Faden. Jace hörte immer wieder, wie die Rüpel fluchten. Irgendwann versammelten sich die Rüpel im Raum.
    "Diese Viecher sind echt gerissen!" sagte einer.
    "Es sind blöde Pokemon! Wir brauchen nur einen Plan, wie wir sie einfangen!" entgegnette ein anderer.
    "Und wie?" sagte ein dritter.
    "Das überleg ich mir noch!"
    "Wozu sollen wir diese schwachen Pokemon überhaupt einfangen?" fragte der erste Rüppel wieder.
    "Das gehört zum geheimen Plan des Bosses" antwortete ein anderer.
    "Wofür brauchen wir dutzende kleine Pokemon? Sobald wir Dialga und Palkia haben, gehört uns die ganze Welt!" entgegnete der erste Rüpel wieder.
    "Vielleicht werden sie als Futter benutzt oder was weiß ich! Wir sollen sie einfangen und fertig!" sprach der zweite Rüpel, "Ich sammel die Eier ein und ihr fangt die restlichen Pokemon ein." Grummelnd zogen die anderen Rüpel ab und der zurückgebliebene fing an die bunten Eier in einen Karton zu stecken.
    Jace hörte, wie Marie unter dem Seil anfing zu schluchzen. Er sah kurz zu dem Pensionspaar. Marie lehnte an Jakobs Schulter. Der Blick des Pensionsleiters spiegelte Hass und Wut, dennoch sah Jace ein kleines Glitzern in ihnen. Dann erinnerte sich Jace wieder an die Worte von Jakob. Als Jace und Jakob sich um das verletzte Hippopotas gekümmert hatten, hatte Jakob ihm von den Eier erzählt, die nicht abgeholt werden und was mit den Pokemon passiert, die daraus schlüpfen. Und er hatte gesagt, dass bald wieder ein kleines Babypokemon schlüpfen würde, und zwar heute Nacht.


    Chloé schluckte. Sie spürte seinen kalten, wollenden Atem auf ihrer Haut, und langsam bewegte er seine Hand auf ihr Kinn zu. Ehe sich Chloé versah, ruhte seine starre Hand an ihrem Kinn und drückte ihren Kopf unsanft hoch, sodass sie gezwungen wurde, ihn anzusehen. Das hatte sie bisher immer relativ gut vermeiden können, doch jetzt musste sie ihm direkt ins Gesicht sehen. Es trieb Erinnerungen an ihr erstes Aufeinandertreffen in ihren Kopf, und sie vergoss weitere Tränen. Sie begann zu hyperventillieren, und zitterte noch mehr. Sie wollte ihren Blick abwenden, doch er hatte sie fest in seinem stählernen Griff. Seine kalte Stimme ertönte abermals. "Nicht weinen, dazu hast du gar keinen Grund. Niemand ist hier, so können die beiden Nervensägen nicht sehen, wie wir unseren Spaß haben. So brauchst du dich nicht bei ihnen zu rechtfertigen. Komm einfach mit und tu was ich dir sag, dann brauchst du keine Angst zu haben. Und es wird kaum wehtun." Hinter seiner Sonnenbrille konnte Chloé den lüsternden Blick erahnen, der da auf ihr ruhte. Sie hatte die Worte noch nicht realisiert, und wollte es auch gar nicht. Sie wollte nur weg. Doch sie wusste, dass ihre Beine nachgeben würden. Da würde er ihr erst Recht wehtun. Sie schluckte abermals schwer, doch sie hatte zu nichts mehr Kraft. Sie wollte zu Jace. Er sollte sie nur in den Arm nehmen und sie vor diesem Bastard beschützen. Ihre Tränen wollten gar nicht aufhören zu fließen. Sie ballte ihre zitternden Händen zu Fäusten. Ihr war bewusst, dass sie eigentlich keinerlei Chance hatte. Er war über einen Kopf größer und bestimmt tausendmal stärker als sie. Sie spürte noch, wie seine andere Hand an ihren Rücken griff. Und weiter hinunter sank. Chloé erschauderte unter der grausamen Berührung, und ihr Gehirn setzte aus. So merkte sie kaum mehr, wie sie unter dem plötzlich eingetretenden Adrenalin den Namen rief, von dem Jungen, den sie jetzt sehen, spüren, hören, riechen, und auch gehören wollte. "Jaaaaaaaaaaaace!" Voller Angst schrie sie den Namen, er musste es gehört haben. Er musste einfach. Doch dann passierte auf eine Art genau das, was Chloé befürchtet hatte. Matzes Griff wurde härter, seine Finger gruben sich schmerzend in ihre Haut, und seine Miene wurde hart. Man sah, wie sich sein Kiefer anspannte. Auf eine ganz andere Art passierte etwas, womit das Mädchen nicht gerechnet hatte. Er blieb stehen. Zog sie nicht in einen Busch um seinen Gelüsten nachzugehen und sich an ihr zu vergreifen. Er blieb einfach steif stehen. Doch es trieb Chloé nur noch weitere Tränen in die Augen, als sie verstand. "Sei schön leise, meine Kleine. Jace wird nicht kommen. Er ist doch in der Pension. Doch, naja, die wird in wenigen Minuten nicht mehr existieren."

  • Hallihallo! Ich hab mir jetzt die ganze Story auf ex reingezogen und, was soll ich sagen? Ich bin begeistert! Der Schreibstil von euch beiden ist fantastisch, die Story ist wunderbar zu lesen, ich find nur sehr wenige Fehler (Irgendwo hattet ihr mal Ofizzer Joy geschrieben zum Beispiel, das stimmt iwie nich, Joy is kein Oficcer) und auch sonst finde ich eigentlich nur Lob. Ihr bringt die Charas so unsagbar gut rüber, ich kann mich beim Lesen echt super in Jace &' Co. hineinversetzen und auch eure Beschreibungen sind toll, was ich ja bei vielen anderen Storys vermisse.
    Der Verlauf der Story ist super spannend, einerseits die Tatsache, dass irgendwie jeder auf den anderen eifersüchtig ist und andererseits die Team Galaktik-Sache. Beides wunderbar verknüpft, einfach wahnsinn.
    Und zum letzten Kapitel, weil ich jetzt nicht auf alle einzeln eingehen will (ist einfach zu viel ^^)
    Punkt 1: Wärgh, Cliffhanger!
    Punkt 2: Ich will weiterlesen, der Teil der Story ist ja mal meeeega-spannend!
    Punkt 3: Ich muss schon wieder (oder eher immer noch) loben. Die Beschreibungen der Gefühle sind super und auch für den Rest kann ich nur Lob finden.
    Und, eh ich mich hier weiterhin nur wiederhole, mach ich jetzt mal Schluss, hm? Jedenfalls: Mit mir habt ihr ne neue Leserin und Abonnentin mehr. Freue mich drauf, wenns weitergeht!
    LG's
    Sunny~


    P.S.: Ich schätze/hoffe, dass das hier in JaceXChloé und GaryXLucia endet und dachte mir das von anfang an und obwohl ich eher Pearlshipperin bin, hat mir der anfang so gut gefallen, dass ich trotzdem weiterlas und ich bereu's nicht :D (Mich zum lesen einer nicht-PS-story zu bringen ist ne nicht allzu leichte sache, also, großes lob, das schafft nich jeder ^^)


  • "Wie...wie meinen sie das? Nicht mehr...existieren...?" fragte Chloé, völlig starr vor Angst. Ihr war bewusst, egal was er sagen würde, es würde sie zerstören, völlig fertig machen. Panisch schluckte sie, als sie erneut die eisige Stimme vernahm, die Chloé komplett einzufrieren schien. "Sie? Süße, für dich bin ich du." Im schwachen Mondlicht blitzte das fiese Grinsen von Matze auf, und er kam noch ein paar Schritte mehr auf sie zu. Es trennten sie nur noch ein paar Meter, und Chloé konnte schon die eingefrorene Aura des Mannes vernehmen. Auf einmal überkam sie eine unglaubliche Wut, doch sie wusste nicht, ob es am Adrenalin lag, das so plötzlich durch ihre Adern strömte wie ein reißender Fluss. Sie ballte ihre zitternden Händen zu Fäusten und begann schwer zu atmen. Ihre Angst war nicht gewichen - im Gegenteil, die Angst betäubte Chloé. Doch das Adrenalin und die Wut, die sich mischten, halfen ihr, in dieser Situation zu überleben und nicht in Ohnmacht zu fallen. Neben dem Rauschen in ihren Ohren vernahm sie wieder die Stimme, die ihr verfluchterweise gut bekannt war. "Aber wie dem auch sei. Sie wird nicht mehr existieren, wie gesagt." Seine Zähne, die bei genauerem Hinsehen einen gelben Überzug hatten, wurden erneut bei seinem breiten, fiesen Grinsen freigegeben, und Chloé hatte das Gefühl, von der Angst gefressen zu werden. Verzweifelt kämpfte sie gegen den Drang an, einfach in Ohnmacht zu fallen, was so viel einfacher gewesen wäre als das hier zu ertragen. Sie blinzelte ein paar Mal und spürte, wie an ihren langen Wimpern bereits Tränen klebten. Doch sie schärfte ihren Blick, musste sich konzentrieren, und sie wusste auch wieso. Jace. Sein Name hallte in ihrem Kopf wie eine Lautsprecherdurchsage in einem Supermarkt, laut und unaufhörlich. Mit dem Namen im Hinterkopf bemühte sich das Mädchen weiterhin standhaft zu bleiben und zuzuhören. "Du kannst es ruhig erfahren, vielleicht werf ich dich ja mit hinein, aber du bist mir eindeutig zu schade." Er gab ein glucksendes Geräusch von sich. Wie abartig er doch war. "Das alte Pensionspaar und dein kleiner Freund und Helfer sitzen gefesselt in der Pension und dürfen zusehen, wie meine Rüpel die Pokemon und die Eier einstecken." Allein bei den Worten durchzuckte Chloé die Angst so heftig, dass sie sicher war, sie würde von ihr zu Boden gerissen. Doch ihre wackeligen Beine hielten stand. Sehnsüchtig musste sie an Jace denken, wie er gefesselt irgendwo saß und beobachten musste, wie ein paar Dümmköpfe ihm die Sache vor der Nase wegnahmen, die ihm wirklich wichtig war - die Pokemon in der Pension. Chloé war sich sicher, die Verzweiflung, die sie da zum erneuten Male überkam, war ebenso intensiv wie die von Jace. Ihr Herz pochte so laut, und ihr Atem wollte ihr nicht gehorchen, weil sie die Befürchtung hatte, dass das erste der harmlose Teil der Geschichte war.
    "Und sobald wir fertig sind, stecken wir die Pension mitsamt den nervenden Menschen in Brand." Stille. Die Luft um sie herum schien zu brennen, und Chloé konnte nicht verhindern, wie ihr die erste Träne die Wange hinunterlief. "In...Brand?" schluchzte sie. Sie konnte nicht mehr herausbringen. Ihre Stimme brach und endete in einem stillen Schluchzen. Leise konnte sie noch Matzes Stimme vernehmen: "Ruhig, Kleine. Da du das jetzt weißt, kannst du an der Seite deines Freundes sterben. Aber vorher - " Er ließ den Satz unbeendet in der Luft hängen, doch Chloé ahnte, was er vorhatte, mal wieder. Sie wollte weglaufen, wusste aber, dass es ihr nichts bringen würde. Plötzlich, nachdem Matze erneut ein paar Schritte auf sie zugekommen war, erkannte sie eine beinahe unsichtbare Bewegung hinter dem grausamen Menschen. Umrisse, schemenhaft, aber sie waren da. Und Chloé schöpfte wieder Hoffnung.


    Jace beobachtete den Rüpel. Er war dünn, schon fast mager. Seine Hände waren mit Handschuhen bedeckt und seine türkisen Haare sahen so aus, als hätte er seinen Kopf in eine Schale voller Fett gesteckt und seine Frisur dann einfach glatt gestrichen. Man konnte nicht gerade sagen, dass der Rüpel vorsichtig mit den Eiern umging. Immer wieder wäre ihm fast eines auf den Boden gefallen. Immer wenn das passiert war, fluchte er. Jace hätte ihn am liebsten angeschrien, was für ein Trottel er doch war, aber der Knebel hinderte ihn daran. Vom Hof ertönten immer öfters weitere Flüche. Gerade kam ein Rüpel mit dem Pichu in den Händen herein: "So ich hab eines und wohin damit?"
    "Am besten in einen Pokeball und dann ab in einen Sack! Du Vollidiot!" entgegnete der andere Rüpel.
    "Es hat aber keinen Pokebaaaaaaa..." Das kleine Pichu hatte dem Rüpel einen Elektroschock verpasst. Der Rüpel leuchtete gelb auf und gab einen Schmerzenschrei von sich. Leicht verkohl und mit zerstörter, schwarzer Frisur fiel dieser zu Boden. Jace hätte bei diesem Anblick am liebsten laut gelacht. Leider war das gelbe Pokemon total erschöpft und lag neben dem Rüpel.
    Der Rüpel, der mit den Eiern beschäftigt war, trat ein paar mal zu. "Steh auf du Idiot!" Der geschockte Rüpel rappelte sich auf und beförderte das mausähnliche Pokemon mit einem Fußtritt quer durch den Raum. Eine Woge puren Hasses und Wut durchströmte Jace. Der Typ, mit der nun zerstörten Frisur, schnappte sich das verletzte Pichu und ging wieder aus dem Raum, während der andere weiter die Eier einsammelte.
    "Ihr habt sehr viele nervige kleine Biester hier" sagte der Rüpel zu dem Pensionspaar. Marie hatte sich in Jakobs Schulter vergraben, während ihr Mann den Rüpel mit einem Blick ansah, der hätte töten können. Doch der Rüpel lachte nur auf und setzte seine Arbeit fort.
    Jace zermürbte sich den Kopf. Es musste einen Ausweg aus dieser Situation geben. Könnte er an seine Pokebälle rankommen... Keine Chance, die wurden ihm abgenommen und lagen auf dem Tresen der Pension. Sie lagen nur wenige Meter entfernt und dennoch waren sie unerreichbar für den jungen Trainer. Seine Pokemon waren gefangen wie er. Dieser Anblick versetzte ihm einen Stich ins Herz. Jace konnte Matze förmlich lachen hören. Ein helles Licht riss Jace aus dem tiefen, dunklen Loch. Er blinzelte ein paar mal um sich an das Licht zu gewöhnen, doch nach einem Knacken war das Licht verschwunden. Jace sah den Rüpel mit einem entsetzten Gesichtsausdruck. Er hielt gerade ein kleines, blaues Pokemon mit weißen Panzerplatten auf dem Kopf fest. Dieses funkelte ihn böse an, fauchte und rammte dem Rüpel seinen Kopf gegen die Stirn. Der Rüpel fiel zu Boden und das Pokemon stand triumphierend auf seiner Brust. Ein Funke hoffnung Hoffnung leuchtete in Jace auf.
    Das Kindwurm sprang einige Male auf dem Brustkorb des Verbrechers rum, und fauchte dann fröhlich über den Knock Out. Dann sah es zu den Gefangenen rüber und legte den Kopf leicht schräg. Langsam, aber mit festem Schritt ging es auf Jace zu. Aus Jace´ innerem Funken wurde mit jedem Schritt des kleinen Drachenpokemon ein immer heller brennendes Feuer. Das Herz des Trainers schlug wie wild, als das Kindwurm vor ihm stand und ihn traurig ansah. Es hatte den Kopf wieder leicht zur Seite gelegt. Jace sah kurz zu dem Pensionspaar rüber. Die Augen von Jakob leuchteten ungläubig. Maries Augen waren von den Tränen noch rot, aber sie strahlte trotzdem zuversichtlich. Nun sah der junge Züchter wieder das Pokemon, ihre letzte Hoffnung, die einzige Chance hier lebend wieder raus zu kommen.
    Das blaue Drachenpokemon fing an laut zu fauchen. Seine Augen funkelten. Jace konnte die kleinen spitzen Zähne sehen, die plötzlich Feuer fingen. Erschrocken kniff Jace die Augen zu.
    Der junge Trainer erwartete eine Welle brennenden Schmerzes, doch stattdessen spürte er, wie der Druck der Fesseln von seinen Armen und seinem Körper fiel. Er öffnete die Augen. Das Kindwurm sprang erneut fröhlich auf und ab. Jace sah hinab. Das Seil, mit dem er gefesselt war, hatte verkohlte Enden und lag schlaff auf dem Boden. Perplex hob er die Arme. Ein triumphales Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Er riss sich den Knebel vom Gesicht und versuchte Marie und Jakob zu befreien. Das Kindwurm fauchte. Jace sah zu ihm: "Vielen Dank, Kindwurm. Kannst du das von eben nochmal machen?" Das Pokemon nickte und erneut fingen seine Zähne Feuer.
    "Vielen Dank, Kindwurm. Du hast uns alle gerettet!" sagte die befreite Marie und knuddelte das Kindwurm.
    "Jace, du solltest diesen Matze aufhalten. Marie und ich kümmern uns um diese Trottel hier" sprach Jakob.
    "Seid ihr sicher, dass ihr das allein schafft?" widersprach Jace, obwohl er schon auf dem Weg zur Tür war.
    "Christopher, wir sind zwar alt, aber nicht schwach. Diese türkisen Eierköpfe werden ihr blaues Wunder erleben, versprochen" entgegnete Jakob.
    "Ok, viel Glück" sagte Jace, als er bei der Tür war. Doch ein lautes Fauchen ließ ihn zurückschrecken. Er drehte sich um. Das kleine Kindwurm sprang vor ihm auf und ab.
    "Ich glaub, er will dir helfen. Nimm ihn ruhig mit. Bei dir ist er in guten Händen" sagte Marie.
    "Stimmt das? Willst du mir helfen?" richtete Jace sich an das Pokemon. Dieses fauchte voller Tatendrang. "OK, dann komm mit. Bis später!" Gemeinsam mit dem frisch geschlüpften Pokemon verließ Jace die Pension und stand wieder in der alles verschlingenen Dunkelheit.


    Chloé wusste, dass es Jace war. Es musste einfach Jace sein. Irgendwie musste er es aus der Pension geschafft haben, über die Matze eben noch so schamlos geredet hatte. Es war kein Geist. Das Mädchen hatte es sich nicht eingebildet. Sie erkannte an der immer näher kommenden Silhouette, dass es Jace sein musste. Die Hoffnung, die sich in ihrem Magen angefangen hatte zu verbreiten, schien eine Kraft auszustoßen, die sich bald in ihrem ganzen Körper befand. Sie spürte förmlich, wie sie von innen leuchtete. So vernahm sie auch keinerlei Angst, als sie den lüsternden Blick von Matze auf ihr vernahm, der den anschleichenden Jungen noch nicht bemerkt zu haben schien. Chloés Mundwinkel zuckte, kaum merklich, doch war es der Anfang eines siegessicheren Lächelns. Selbstbewusst ergriff sie das Wort, und das schien Matze so zu überraschen, dass er plötzlich stehenblieb, und Chloé sonnte sich unter dem ungläubigen Blick, der da hinter der Sonnenbrille auf ihr ruhte. "Tut mir Leid, aber ich kann nicht zulassen, dass du diese wunderbare Pension zerstörst," sie schluckte ihre aufkommende Unbehaglichkeit hinunter, um mit trockener Stimme zögerlich weiterzusprechen, auch wenn sie befürchten musste, dass es ihr Untergang sein könnte, denn Matze hatte seinen Kiefer bis auf's Äußerste angespannt. "Und noch weniger kann ich nicht zulassen, dass du mich anfasst, du abartiges Schwein!" Wieder hing eine Stille in der Luft, die alles einzufrieren schien, nur das scharfe Einatmen von Matze durchbrach diese Stimmung. Mittlerweile stand der Umriss dicht hinter dem Mann, und Chloé blinzelte, um trotz der Dunkelheit erahnen zu können, wer es war - und tatsächlich erkannte sie es an den Haaren. Und sie fühlte sich sicher. Eine unsichtbare Kraft schien sie zu drängen - sie drängte Chloé, auf Jace zuzurennen, ihn zu umarmen und ihm zu danken, das er sie zum tausendstenmale gerettet hatte. Doch ein Impuls verriet ihr, dass das der größte zu machende Fehler war, und widerwillig blieb sie stehen und kämpfte gegen den Impuls an. Als es passierte. Chloé hörte einen Schrei - kurz, schrill, völlig kalt. Es war ihrer. Er hatte ihre Kehle so schnell verlassen, dass sie es nicht mal wahrgenommen hatte. Matze war auf sie zugehechtet, hatte seinen starken Arm um ihren Hals gelegt, der sich zunehmend zudrückte und eine beinahe zerschmetternde Kraft auf sie ausübte, die ihr den Atem raubte. Ihre Lungen zogen sich zu und in Folge dessen sammelten sich fast ganz natürlich Tränen in ihren Augen und sie begann zu husten. Hinter dem Dröhnen in ihren Ohren hörte sie die von Wut verzerrte Stimme von Matze: "Ich sag dir gleich mal, was ich Schwein mit einer wie dir mache, ich -" "Ja, was wirst du tun?" Es war Jace. Auch wenn der Druck, den Matze ausübte, nicht weniger wurde, so war Chloé doch erleichtert. Geschockt löste sich der Griff und Chloé stolperte zu Boden, wo sie fühlte, wie sich ihr Knie vom Aufprall aufschürfte. Sie kniff die Augen zusammen und gab ein zischendes Geräusch von sich. Als sie die Augen wieder öffnete, konnte sie erkennen, wie ein Pokemon Matze mitten ins Gesicht sprang. Dieser fiel unsanft zu Boden. Mehr sah sie nicht, ihr Kopf drehte sich und hinter ihren Lidern tauchten stetig ein paar Lichtpunkte auf, doch sie bemühte sich, bei vollem Bewusstsein zu bleiben. Als sie die Augen erneut öffnete, sah sie, wie Jace auf sie zukam, mit einem selbstzufriedenen, aber dennoch besorgten Ausdruck im Gesicht, der Chloé sogleich alles andere vergessen ließ.


    "Ist alles ok bei dir?" fragte Jace, als er vor Chloé kniete. Er hielt ihr Gesicht sanft in seinen Händen. Beruhigend fuhr er ihr mit den Damen über die Wangen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. "Hat das Schwein dir etwas angetan?" Sorge und Wut durchtränkten seine Stimme.
    "Nein, mir geht es gut, solang... solang du bei mir bist" antwortete Chloé. Ihre grünen Augen funkelten im Mondlicht. Der Wind umspielte kindlich ihre braunen Haare, die wie das Fell eines Evoli schimmerten. Ein bezaubernder Anblick.
    "Du bist wunderschön" flüsterte Jace unbewusst. Ein Lächeln zierte Chloés schmales Gesicht. Jace konnte nicht sagen, wie lange sie sich einfach nur ansahen. Sein Herz schlug wie verrückt. Der junge Trainer befürchtete, dass es gleich zerspringen würde. Doch das war egal. Alles war egal, solange er in diese grasgrünen Augen sehen konnte. Chloés Augen. Ihr Wärme spüren konnte. Chloés Wärme. Ihren Duft riechen konnte. Chloés Duft. Ihre leise Atmung hören konnte. Chloés Atmung. Es war perfekt. Nichts konnte diesen Augenblick zerstören. Garnichts, wirklich garnichts, bis auf ...
    Matze stöhnte. Jace wirbelte herum. Matze stützte sich auf allen Vieren. Kindwurm stand neben Jace und fauchte. "Du elendiges Mistbalg!" keuchte der Glatzkopf. "Was fällt dir ein, mir so einen Wurm ins Gesicht zu werfen!" Bedrohlich erhob sich die Silhouette vom Boden. Matze türmte sich auf wie ein Bär. "Das wirst du mir büßen!" knurrte dieser. Zwei rote Lichtblitze erhellten die Nacht. Jace und Chloé standen ein Paar wolfsähnliche Pokemon gegenüber. In dem fahlen Mondlich wirkten sie wie zwei Höllenhunde. Ihr Knurren durchbrach die nächtliche Stille. Einer der Höllenhunde hatte sichelförmige Hörner. Seine Zähne funkelten wie reines Elfenbein. Während das Fell des Anderen pechschwarz leuchtete. Sein Wolfsgeheul ließ Jace einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen.
    "Magnayen, Hundemon! Angriff!"


  • Chloé war erstarrt. Völlig. Sie hatte sich nicht mehr bewegen können, seitdem Jace sie berührt hatte. Seine Finger waren sanft über ihre Haut gefahren, so sanft, dass es beinahe nicht als Berührung durchgegangen wäre. Seine Worte, seine schmeichelnden Worte hatten ihre Haut gekitzelt, und sein Atem hatte süßlich gerochen. Jace hatte es geschafft, selbst den Schmerz in ihrem inzwischen blutigen Knie vergessen zu lassen, wofür sie ihm sehr dankbar war. Doch Chloé wusste mittlerweile, kein Moment war für immer, auch wenn es ihr manchmal so vorkam. Ruckartig hatte sich Jace umgedreht, und mit zurückgekehrter Angst musste Chloé beobachten, wie Matze wieder aufgestanden war und seine Pokemon gerufen hatte - Magnayen und Hundemon. Die Augen der beiden Hunde glitzerten bedrohlich im Mondlicht, und sie knurrten gnadenlos. Chloé begann zu zittern, und auch wenn sie sich vorhin nicht wegen der Anspannung bewegen hatte können, dann war die Anspannung jetzt der Angst gewichen.
    Jace war aufgesprungen. Chloé hätte es auch gern getan, doch neben der Angst machte ihr ihr Knie zu schaffen, das Blut sickerte inzwischen schon in das trockene Gras, das in der Dunkelheit nunmehr tiefschwarz wirkte. Chloé konnte einfach nur zusehen. Kurz überlegte sie, ein paar ihrer Pokemon zu schicken, doch da hörte sie gedämpft die angespannte Stimme von Jace, der ihr zuvor kam. "Du solltest allmählich wissen, dass du uns in Ruhe lassen solltest. Besonders sie -" Chloé merkte, wie er sich leicht zu ihr drehte und sie aus dem Augenwinkel betrachtete. Das Mädchen errötete leicht und war der Dunkelheit dankbar. Dann fuhr Jace fort. "Also muss ich dir wohl ein für alle Mal eine Lektion erteilen. Dragonir - " Mit diesen Worten warf er einen Ball hoch in die Luft, und ein roter Lichtblitz erhellte die Nacht. Unmittelbar danach trohnte eine riesige, geschmeidige Schlange im Gras, die im Mondlicht nicht minder bedrohlich wirkte als die Hunde. Neben das schöne Dragonir, von dem Chloé ganz begeistert war, gesellte sich das Kindwurm, das entschlossener wirkte, als es sich Chloé vorstellen konnte. Ohne große Anfangsrede begann der Kampf, doch er war zu schnell für die Koordniatorin, um ihn zu verfolgen. Sie versuchte ihren Blick zu schärfen, und als sie das tat, blieb ihr der Atem stehen als sie sah, wie grausam die Hunde angriffen.


    Matzes Gegacker hallte durch die Nacht. Jace hatte seine Hände zu Fäusten geballt. Adrenalin durchströmte seinen Körper. Die Sterne, den Mond, den Wind. All das nahm er kaum noch war. Seine Gedanken kreisten um zwei Dinge. Matze endlich das zu geben, was er verdiente und sie zu beschützen. Chloé zu beschützen. Die Höllenhunde rannten auf ihn zu. Die Zähne gefletscht. Sie sprangen und ihre Mäuler waren weit aufgerissen. Dragonir stellte sich ihnen in den Weg. Ein einzelner, hoher Schmerzensschrei durchbrach die Nacht. Die Kiefer der Unlichtpokemon umschlossen die blaue Haut von Dragonir. Kleine Rinsale Blut liefen über den schlangenförmigen Körper. Jace Augen weiteten sich. Die wolfsähnlichen Pokemon schüttelten ihre Köpfe hin und her. Dragonir schrie lauter. "Du elendiges Monster!" schrie Jace.
    "Was denn, du Bengel? Kannst du kein Blut sehen?" Erneut lachte Matze auf.
    Jace fing an zu zittern. Hass und Wut. Das einzige das er momentan fühlte. "Kindwurm" presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Das kleine Drachenpokemon rannte auf Dragonir zu. Es sprang und rammte seinen steinernen Schädel gegen Hundemons Kopf. Dieses lies Dragonir los und taumelte ein paar Schritte zurück. Das Feuer, das zwischen Kindwurms Kiefer aufflackerte, brannte sich in das Fell von Magnayen. Das schwarz-graue Wolfpokemon jaulte schmerzerfüllt. Dragonir rappelte sich auf. In den Augen des schlangenförmigen Pokemon funkelte Rache. Es hob den Kopf.
    Kindwurm hing immer noch in Magnayens Fell. Das Unlichtpokemon sprang auf und ab, in der Hoffnung, den Parasit abzuschütteln. Hundemon schlug das kleine Drachenpokemon herunter und begrub es unter seiner Pfote. Der Höllenhund fauchte. Kindwurm schrie. Eine blaue Kugel fegte über den Boden und schleuderte Hundemon durch die Luft.
    Kindwurm rappelte sich auf und rannte zu Dragonir, das den Kopf gen Himmel richtete.
    Hundemon humpelte zu Magnayen. Die Höllenhunde fauchten bedrohlich. Der gehörnte Hund riss das Maul auf und ließ einen geballten Strahl Energie auf Dragonir und Kindwurm niederfahren.


    Chloé erschauderte bei jeder Attacke, die ausgeführt wurde. Als sie das Blut, das Dragonir vergossen hatte, sah, drehte sich ihr der Magen um. Sie konnte sowieso kein Blut sehen, weder ihr eigenes, noch das anderer. Doch die Koordinatorin war sich sicher, noch nie hatte sie das unschuldige Blut eines Pokemon fließen sehen. Chloé kämpfte mit einem Würgereiz, der sie wegsehen ließ. Sie hasste Gewalt. Deshalb war sie Koordinatorin geworden, sie liebte es, die Schöhnheit ihrer Pokemon zu präsentieren und alles aus ihnen rauszuholen. Wenn sie sich hingegen die blutigen Kämpfe ansah, die Matze jedes Mal vollführte, bekam sie eine unangenehme Gänsehaut. Sie spürte einen bitteren Geschmack in ihrer Kehle, die sie ächzend versuchte, hinunterzuschlucken. Ihre Augen wanderten zu ihren Händen und erstaunt stellte Chloé fest, dass sie mit getrocknetem Blut übersäht waren und zudem noch zitterten. Das Blut musste von ihr stammen - sie hatte schließlich kein kämpfendes Pokemon berührt. Es handelte sich wahrscheinlich um das Blut aus ihrem Knie, und sie fragte sich, wie eine einzelne Wunde so viel Blut verlieren konnte. Doch plötzlich ging ein Ruck durch ihren Körper, der sie hochfahren ließ. Ihr Körper begann zu vibrieren, und von der Erschütterung wurde Chloé so schöagartig übel, das sie zu würgen begann. Hinter einem Tränenschleier sah sie auf, konnte jedoch nichts erkennen außer Stab, der sich sofort in ihrer Kehle und in ihren Lungen festsetzte und sie zum Husten verleitete. Die Staubwolke war nicht allzu dicht - man konnte noch die Umrisse von den Kämpfenden wahrnehmen. Doch dann ertönte die vor Angst getränkte Stimme von Jace: "Nein, nicht!" Aber es schien zu spät. Chloé kniff unbewusst die Augen zusammen, ehe ihre Ohren dröhnten. Eine gewaltige Explosion donnerte über dem Platz nieder, und Chloés Herz schien bei dem Lärm in die Hose zu rutschen. Von der enormen Wucht wurde sie zurückgeschleudert. Sie versuchte die Augen zu öffnen, doch alles, was sie sah, war eine Staubwolke, so dick und undurchdringbar, dass Chloé fürchtete, Jace wäre in ihr untergegangen.


    Der Staub kroch Jace in die Atemwege. Er konnte nichts sehen und musste Husten. Ein schrilles Pfeifen klang in seinen Ohren. Dennoch hörte er Matzes schreckliches Gegacker. Diese hässliche Kombination aus Grunzen und Lachen, die einem den Magen zuschnürrte.
    Langsam legte sich der Rauch. Jace hustete. Ein tiefer Krater lag vor ihm. Am Rand lagen die beiden Drachenpokemon. Dragonir zuckte und versuchte sich aufzurappeln. Während Kindwurm flach am Boden lag und sich nicht mehr bewegte. Leicht hob sich seine Brust und senkte sich. Es lebte, aber weiterkämpfen würde es jetzt bestimmt nicht mehr. Matzes Lachen hallte immernoch durch die Dunkelheit. "Tja, diesmal hab ich gewonnen und du hast verloren! Ich hab deine Pokemon dem Erdboden gleich gemacht! Hahaha!" Ein kalter Schauer lief dem jungen Züchter über den Rücken. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Seine Haare fielen ihm ins Gesicht und verdeckten seine Augen. Sein Blick war zu Boden Gerichtet. Ein Knurren verließ seine Kehle. Ein gequältes Geräusch erklang in der Finsternis. Jace sah auf und erblickte Dragonir. Es stand aufrecht. Seine Haut war mit Blessuren übersäht. Der Mond spiegelte sich in den hasserfüllten Augen des Drachenpokemon. Dragonir stieß einen Kampfschrei aus und begann hell zu leuchten. Das grelle Licht verleitete Jace dazu, die Augen zu zukneifen und diese mit der Hand zu bedecken. Dieser Anblick musste selbst Matze die Sprache verschlagen haben, denn es war totenstill. Jace hörte noch nicht einmal das Rascheln der Blätter. Nichts und niemand gab ein Geräusch von sich. Bis plötzlich ein tiefes Brüllen diese unheimliche Stille durchbrach. Jace sah zu Dragonir. Doch dort wo eben noch das schlangenförmige, blaue Drachenpokemon stand, war nun ein großer, braun-oranger Drache mit Armen, Beinen und zwei kleinen, blauen Flügeln.
    Jace sah ungläubig zu seinem Pokemon. Dann zierte ein schiefes Grinsen sein Gesicht. Ein einziger Satz. Noch nicht einmal ein Satz. Nur zwei Worte, die das komplette Kampfgeschehen änderten, verließen seinen Mund: "Dragoran, Drachenpuls!"
    Ein tiefblauer Strahl verließ das Maul des frisch entwickelten Drachen. Die Höllenhunde jaulten laut auf, als der Drachenpuls sie traf. Erneut stieg eine rießige Rauchwolke auf und verdeckte alle Pokemon. Erneut herrschte Totenstille. Jace wagte es nicht zu atmen.



    Chloé war zwar ohnehin eines dieser Mädchen, das an Märchen, Mythen und Wunder glaubte. Doch selbst ihr schien es unglaublich, was da geschah: Jace' Dragonir hatte sich entwickelt. Einfach so, wo es doch so aussichtslos schien. Sie selbst verspürte eine so enorme Genugtuung bei dem entsetzten Blick von Matze, das es ihr den Atem raubte. Ohne, dass sie wusste, was sie tat, begann Chloé, schallend zu lachen. Ihr Lachen ging jedoch in dem Drachenpuls, der wunderschön und bedrohlich zugleich in der Dunkelheit glänzte, völlig unter. Bis auf's Äußerste angespannt sah sie zu den Pokemon. Der markerschütternde Schrei dre beiden Pokemon ließ Chloé eine Gänsehaut bekommen, und sie zuckte zusammen. Doch ein merkwürdiges Gefühl machte sich in ihrem Magen breit, ähnlich wie eine Mischung aus Vorahnung und Wissen. Er hatte verloren. Der elendige Mitskerl hatte endgültig verloren. Chloé schärfte ihren Blick, sodass sie es erkennen konnte, und ein erleichterter Schrei ihre Kehle verließ. Hundemon und Magnayen lagen am Boden. Platt, völlig fertig. Das Mädchen atmete scharf aus und sie hatte gar nicht wahrgenommen, wie sie die Luft angehalten hatte. Sie konnte einen so entstellten Blick auf dem Gesicht von Matze erkennen, dass ein schwaches Grinsen auf ihrem Gesicht verblieb. Doch plötzlich lächelte der großgebaute Mann ebenfalls, und Chloé erstarrte, sie befürchtete, dass es noch nicht vorbei war. Und diesmal merkte sie, wie sie die Luft anhielt. Matze gab ein bedrohliches Glucksen von sich, es erklang nur kurz, doch es war da. Und dann sprach er unter so gepresster Stimme, dass Chloé befürchten musste, er würde gleich auf irgendetwas einschlagen. "Ich sehe, ich hab verloren." Er atmete ein, als wollte er noch etwas sagen, doch sein Kopf drehte sich in Richtung des Pokemoncenters. Chloé folgte seinem Blick, und einer ihrer Mundwinkel zuckte in freudiger Erwartung. Denn sie sah deutlich die Silhoutten ihrer beiden Freunde. Lucia und Gary kamen geradewegs auf sie zu, wenn auch etwas müde wirkend. Chloé musste blinzeln. Sie bemerkte es erst jetzt, doch der Himmel schien schon eine hellgraue Farbe angenommen zu haben, die auf die Morgendämmerung hinwies.
    Lucia und Gary waren inzwischen stehengeblieben, ihre schockierten Blicke schienen zwischen Jace' Dragoran und Matze hin- und herzuwandern. Doch es sollte Matze nicht noch mehr aus der Fassung bringen. Man sah zwar seinen angespannten Kiefer, doch er bemühte sich, seine gefasst wirkende Fassade zu bewahren, doch Chloé besaß Menschenkenntnis genug, um das zu durchschauen. Dann ertönte wieder seine kalte, tonlose Stimme. "Jaja, ist ja gut. Ihr habt mich besiegt, ich werde mich rächen, blabla. Das kennen wir doch." Sein Blick hinter seiner Sonnebrille schweifte kurz zu Chloé, das konnte diese spüren. Dann fügte er noch ein "Sayounara, ihr Nieten!", hinzu, und eine weitere Staubwolke kam auf. Chloé hatte mittlerweile genug von Staubwolken und Explosionen. Sie waren beide so laut und unschön. Der dicke Staub setzte sich auf ihren Wimpern ab, und als sie ihre tränenden Augen öffnete, war Matze mit seinen Pokemon spurlos verschwunden.


  • Er war weg. Spurlos verschwunden. Dieser Dreckskerl war abgehauen. Erneut stieg Wut in dem jungen Züchter auf. Dann ertönte eine maskuline Stimme: "Was zum Kuckkuck ist hier passiert? Wir wurden von einer Explosion wach und ihr zwei ward verschwunden!"
    Jace drehte sich um und erblickte Lucia und Gary. Ihre Gesichter waren voller Sorge. Unter ihren Augen lag ein schwacher, blauer Schatten. "Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung mit Matze. Keine große Sache. Ich hab ihm einen Arschtritt verpasst und er ist abgehauen" antwortete Jace.
    "Wieso hast du uns nicht gerufen! Jetzt hab ich den ganzen Spaß verpasst" schmollte Gary sarkastisch.
    "Du warst schon immer ein Idiot" lachte Jace.
    "Und wessen Dragoran ist das?" mischte sich Lucia ein.
    "Ich würde sagen, es gehört mir" entgegnete Jace.
    "Was?!? Herzlichen Glückwunsch!" quieckte die blauhaarige Koordinatorin.
    "Nicht der Rede wert" sagte der Züchter und machte eine abweisende Handbewegung. Da riss der junge Züchter die Augen auf und rannte aufs Schlachtfeld. Er kniete sich hin und nahm das besiegte Kindwurm in die Arme.


    Chloé hatte in dem Moment gewusst, in dem Lucia und Gary auf sie zugerannt kamen, dass sie ihre Zähne zusammenbeißen und versuchen musste, aufzustehen. Das tat sie dann auch, und selbst wenn ihr Knie einen stechenden Schmerz in ihren Körper entsandte, so spannte sie doch ihren Kiefer an und konnte den Schmerz nicht ganz aus ihren Gedanken vertreiben. Nachdem sie aufgestanden war, ging sie zu ihren Freunden hinüber, auch wenn sie das humpeln nicht ganz überspielen konnte. Dann überströmte ein enorme Erleichterung die Koordinatorin, von der sie nicht sagen konnte, woher sie kam. Wahrscheinlich, weil sie nach all dem Ärger wieder die Gewissheit bekam, dass ihre Freunde bei ihr waren. Als sie angekommen war, sah sie den schockierten Blick von Gary, der auf ihrem Knie haftete. Sofort war es ihr unangenehm, Garys Blick schien beinahe auf ihr zu kleben, und Chloé hätte sich ihm gerne entzogen, doch sie wollte jetzt nicht wieder eine eigenartige Situation hervorrufen. Also nahm sie es hin, auch als sie hinzukommend auch noch Lucias entsetzte Stimme vernahm. "Chloé, was ist passiert? Hat er dir etwas angetan?" "Das wüsste ich auch mal gerne!", stimmte Gary mit ein, seine Stimme bebte vor Anspannung. Chloé hob besänftigend die Hände. "Nein, nein, beruhigt euch. Ich bin nur hingefallen, ihr kennt doch meine Tollpatschigkeit." Sie versuchte die Situation mit einem erhellenden Lachen aufzulockern, doch die Blicke ihrer Gegenüber blieben skeptisch. Chloé versuchte, abzulenken, und ihre Augen wanderten zu Jace, der gebückt über dem kleinen Kindwurm kniete, über das sich Chloé noch immer wunderte. Als hätte Jace ihre Gedanken gelesen, kam er mit dem Kindwurm in den Armen auf die Jugendlichen zu. Seine Stimme klang verändert, aber Chloé konnte nicht einschätzen, wieso. "Das hier ist das Kindwurm, dem wir alles zu verdanken haben. Es hat mich und Marie und Jakob befreit. Es ist zwar K.O.,aber es geht ihm abgesehen davon eigentlich ganz gut. Eine Beere, und es ist wieder auf den Beinen." Auch er klang erleichtert, seine Augen glänzten, auch als er Chloé erblickte. Diese errötete unter dem Blick und warf mit einer einzigen Bewegung ein paar Haarsträhnen vor ihre Augen. Plötzlich konnte das brünette Mädchen eine leise Stimme in ihrem Gehörgang vernehmen, die ihr schon stark vertraut vorkam. Chloé konnte sehen, wie sich alle der Stimme zuwandten, und besonders Jace hellhörig wurde. Es war die unverkennbare Stimme von Marie.


    "Wie ich sehe, hattet ihr auch keine Probleme hier draußen. Die Rüpel sind uns entwischt, aber alle Pokemon sind gut auf" erklang die Stimme der Pensionsleiterin.
    "Fast alle" korrigierte Jace, "Kindwurm ist erledigt. Zum Glück keine schweren Verletzungen."
    Marie ging die letzten Schritte auf Jace zu und streichelte sanft den Kopf des kleinen Drachenpokemon. "Er ist nur müde. Es hatte schließlich einen anstrengenden ersten Tag auf Gottes schöner Welt. In ein paar Stunden ist es wieder vollkommen fit."
    Jace fiel ein Stein vom Herzen und er atmete beruhigt auf. Jace sah zum Himmel hinauf. Am Horizont erschien schon die Sonne und tauchte den Himmel in ein flammendes Specktakel.
    "Ich hoffe ihr habt nichts dagegen, wenn Jakob und ich euch zum Frühstück einladen. Ihr seht ein wenig erschöpft aus und seid bestimmt hungrig" sagte Marie und ging schon, ohne eine Antwort zu abzuwarten, in Richtung Pension.
    Die vier Jugendlichen wechselten kurz ein paar Blicke und marschierten dann der Pensionsleiterin hinterher. Als sie durch die Tür gingen, erblickten sie ein riesiges Buffet.


    Chloé staunte nicht schlecht. Mit offenem Mund stand sie da, ihre jadegrünen Augen weit aufgerissen. Es war eindeutig das überwältigenste Buffet, das sie je gesehen hatte. In zwei Schalen waren jeweils ein Dutzend Brötchen bereit, verzehrt zu werden. Eine Menge bunte Salate standen in vielen Schalen auf der meerblauen Tischdecke, die einen wunderbaren Kontrast zu den unzähligen, bunten Blumen bot. Eine Menge Aufstriche waren verteilt, Kräuterbutter ließ Chloé besonders das Wasser im Mund zusammenlaufen. Gierig leckte sie sich über die Lippen, doch es war nur die Minderheit des Buffets. Drei Krüge voller weißer Milch, Chloé schätzte diese stammte von einem Miltank, lockten, den Durst zu löschen. Kakaopulver, Tee, Kaffee...Chloé konnte aus dem Augenwinkel erkennen, wie sich die drei anderen Trainer ebenfalls über die Lippen leckten, und alle Mägen schienen im Gleichtakt zu knurren. Chloé wandte ihren Blick wieder zum Buffet, das ihr weiterhin den Atem raubte. Da stand noch ein geflochtener Korb mit braunen und weißen Eiern, und nicht eines hatte einen Riss in der Schale, so schien es Chloé. Teller, Becher, Messer und Gabeln waren ordentlich zu Stapeln aufgereiht. Endlich wurde Chloé aus ihren Gedanken gerissen, als die schon brüchige Stimme von Jakob erklang: "Na, schlagt doch keine Wurzeln. Das Buffet ist eröffnet, esst soviel ihr wollt!" Chloé musste lächeln, ihrer Meinung nach passte eine alte, erschöpfte Stimme nicht zu so viel Begeisterung.
    Jedoch ließen sich das die Jugendlichen nicht zweimal sagen. Chloé und die anderen stürzten sich regelrecht auf das Buffet. Gary schnabbte sich gleich zu Anfang zwei Brötchen, als Bestrich eine dicke Schicht Marmelade, dann noch Käse und eine Art Wurst. Nachdem er sich eine große Tasse Kakao eingeschüttet hatte, ging er zum Tisch. Chloé konnte sich nicht erklären, wie das alte Pensionspaar in so kurzer Zeit ein so großartiges Buffet auf die Beine stellen konnte. Hinzu kam noch, dass sie angegriffen worden waren. Doch vielleicht gehörte das einfach zu ihren Geheimnissen, schon vor Sonnenaufgang ein Buffet zu erstellen. Gedankenverloren nahm sich nun auch Chloé ein Brötchen. Nach langem Überlegen nahm sie sich noch ein Scheibe Käse und, da sie einmal darüber hinwegsah, dass es ein Dickmacher war, einen fetten Bestrich Nuss-nougat Creme. Dann noch ein Ei, und natürlich, da ihr sonst sofort die Auge zugefallen wären, einen starken Kaffee.
    Als sie an den Tisch stieß, sahen die anderen nichtmal auf. Erst war Chloé gekränkt, doch dann schob sie das Verhalten einfach auf die allgegenwärtige Müdigkeit, seit zwei Tagen hatten sie schließlich kaum geschlafen. So setzte sie sich neben Lucia, direkt Jace gegenüber, der schon sein zweites Brötchen gierig in sich hineinschob, mit einer riesigen Scheibe Wurst belegt. Kurz schien er sich verschluckt zu haben, doch er spülte den aufkommenden Würgereiz mit einem großzügigen Schluck Kakao hinunter. Chloé widmete sich als Erstes ihrem Brötchen, und kaum war der sinnliche Geruch in ihre Nase gestiegen, knurrte ihr Magen und sie merkte erst jetzt, wie hungrig sie eigentlich war. Nach wenigen Minuten war das Brötchen in ihr verschwunden und erst da bemerkte das Mädchen, wie sich alle sich selbst zugewendet hatten, es herrschte eine Stille, die nur hin und wieder von Brötchengeknister, Geschlürfe und Magengeknurre unterbrochen wurde. Bis sich Marie nach einem kurzen Blick zu ihrem Mann räusperte. "Nun ja, es scheint euch ja zu schmecken, das freut mich. Es wird schon jetzt hell, da müsst ihr euch stärken." Alle hatten innegehalten, um der Frau zu lauschen. Jace nickte, kaute schnell sein Ei zuende, schluckte hinunter und brachte mit energiegeladener Stimme hervor: "Ja, es ist klasse. Ist das alles selbstgemacht?" Er wartete nicht einmal auf eine Zustimmung der Pensionsleitung, er sprach einfach weiter, nach einem kräftigen Schluck Kakao. "Ja, die Stärkung tut echt gut. Wir gehen wohl auch gleich weiter, wir haben noch einen weiten Weg vor uns, und -" "Oh." Maries Stimme klang überrascht und irgendwie...enttäuscht. Ihre Miene verfinsterte sich sogleich, und die kleinen Fältchen überall in ihrem Gesicht sackten in sich zusammen. Sie widmete ihrem Mann einen Blick, den dieser auffing, doch Chloé konnte sich das nicht erklären. Sie begann, an ihrem Kaffee zu nippen, und sie war froh über den Energieschub, der ihr da so plötzlich durch die Adern schoss und sich wohlig mit ihrem Blut vermischte. Sie blinzelte ein paar Mal, und dann sprach Jakob weiter. "Das ihr weiter wollt, wussten wir nicht." Seine Stimme schien zu brechen, doch er fasste sich wieder relativ schnell und sah hilfesuchend zu seiner Frau. Sie schluckte und ergriff das Wort. "Jonathan, es ist so. Wir sind schon alt, und leiten diese Pension schon seit Jahrzehnten." Es herrschte eine unangenehme Stille, als Marie schwer einatmete. Chloé hatte den Atem angehalten und sah zu Jace, der ebenfalls völlig erstarrt war. Man sah, wie sich ein Kloß in seinem Hals gesammelt hatte, den er nur mit Mühe und einem noch größeren Schluck Kakao hinunterschlucken konnte. Marie sprach weiter. "Und was soll aus all den Pokemon werden, wenn wir...hinfortgehen?" Ihre Züge wurden zärtlich und ein kleines, zögerliches Lächeln umspielte ihre trockenen Lippen. "Wir haben deine Fähigkeiten gesehen. Sie sind für so junges Blut erstaunlich." Wieder eine Pause. Chloé hatte sich inzwischen so angespannt, dass sie befürchten musste, die Kaffeetasse in ihrer Hand würde zerbrechen. Jace hatte sich schon seit einer beunruhigend langen Zeit nicht mehr bewegt, steif blickte er Marie und Jakob an, doch auch mit einem Blick in den Augen, den Chloé nicht deuten konnte. Als dann wieder Maries Stimme ertönte, war Chloé sich sicher, jeder hatte vollends die Luft angehalten. "Nun, Jonathan, mein Mann und ich wollen dich hiermit fragen, ob du die Pension übernehmen möchtest."

  • Jace stockte der Atem. Er hätte nie mit so einem Angebot gerechnet! Sein Herz raste. Was für Möglichkeiten würden sich bieten? Jace' Gedanken schweiften ab...
    Die Sonne schien auf die Wiese. Dutzende Pokemon tollten um den Züchter herum. Eine leichte Brise wirbelte Blätter auf. Jace ging zum See und warf eine Angel hinein. Auf der Wasseroberfläche huschten Geweiher umher. Ihre Bewegungen verwischten die Reflektionen des Lichtes. Ein Ruck ging durch Jace´ Köper. Er zog die Angel ein. Ein dicker, blauer Fisch mit langen Barthaaren lag am Ufer. Jace streichelte dem Welsar über den Rücken und holte ein kleines Fläschchen aus der Tasche. Das Fischpokemon öffnete sein Maul und Jace schüttete den Inhalt des Fläschchens hinein. "Braves Welsar. Und jetzt ab zurück ins Wasser" Jace tätschelte dem Welsar erneut den Rücken. Dieses sah den jungen Mann finster an. "Ach, hab ich ganz vergessen." Jace stand auf, pflückte eine pralle Amrenabeere und warf sie dem Welsar zu. Dieses sprang hoch, schnappte die Beere in der Luft und verschwand im Wasser. Der Züchter grinste und ging zurück ins Haus.
    Als er durch die Tür kam, ertönte eine feminine Stimme: "Und Schatz? Geht es dem Welsar besser?"
    Jace lächelte und rief: "Ja, es ist fast wieder kerngesund. Was gibt es zum Essen?"
    Eine junge Frau mit braunen Haaren und grünen Augen betrat den Raum und ging auf Jace zu. "Was willst du denn?" sagte diese und umarmte ihn.
    "Wie wäre es mit Pizza?" grinste Jace.
    "Schaaaatz? Nein! Ich hab schon Nudeln gekocht" antwortete Chloé, gab Jace einen Kuss und verschwand wieder im Nebenraum.

    Jace schrak aus seinen Tagträumen auf, als Maries Stimme ertönte: "Was ist Jonathan? Tut uns leid, wenn wir dich jetzt so überrumpelt haben, aber wir brauchen eine Antwort."
    Der junge Züchter sah erst zu dem Pensionspaar rüber, dann seine Begleiter. Einem nach dem anderen. Erst Gary, dessen Blick erst erschrocken wirkte, doch dann zierte ein Lächeln sein Gesicht. Danach Lucia, die ihn auch glücklich ansah. Zum Schluss Chloé. Sie lächelte zwar, doch die Koordinatorin wirkte abwesend. Sie sah Jace nicht an. Als sich ihre Blicke dann trafen, sprang Jace regelrecht vom Stuhl auf. "Ich bedanke mich sehr für dieses Angebot, aber... Ich brauche etwas Bedenkzeit. Entschuldigt mich bitte." Mit diesen Worten rannte Jace aus der Pension.


    Chloé konnte es nicht glauben. Es waren schon Sekunden seit der Frage verstrichen. Und sie war sich sicher, sie würde es auch in Tagen nicht verkraftet haben, jedenfalls nicht solange, bis Jace eine Antwort gegeben hatte. Und auch das konnte Chloé nicht mit Bestimmtheit sagen. Sie wusste, sie würde erst wieder aufatmen können, sobald er sagen würde: Ich will die Pension nicht übernehmen, ich begleite meine Freunde.
    Traurig lächelte die Koordinatorin vor sich hin. Das durfte sie doch nicht von Jace verlangen, schließlich wusste sie, wie sehr er die Arbeit in der Pension liebte. Und während sich die Gedanken in ihrem Kopf drehten, schweifte sie immer weiter ab...
    Doch sie schrak auf, als Jace hinausstürmte. Die Koordinatorin hatte gar nicht bemerkt, wie er aufgestanden war. Kurz bevor er aus der Pension stürmte, hatten sich noch ihre Blicke getroffen, und Chloé war sich sicher, niemals einen so zerrissenen Blick gesehen zu haben. Seine Augen lagen tief in ihren Höhlen und seine Augen hatten den wundervollen Glanz verloren, den Chloé so sehr liebte. Sie macht sich mehr als nur Sorgen und sprang, nur kurz nach Jace, ebenfalls auf, mit der Stirn in Falten gelegt. Ein Rauschen machte sich in ihren Ohren breit und nur aus den Augenwinkeln konnte sie die Reaktionen von Gary und Lucia beobachten. Auf Garys Gesicht spiegelte sich ein Lächeln, was in Chloés Augen so hinterhältig wirkte wie das einer Schlange, die gerade sein Opfer ausgesucht hatte. Sie wusste nicht, wieso er so lächelte, schließlich waren die beiden extra für einen gemeinsamen Urlaub hierhergekommen, und das wollte er einfach belächeln und aufgeben? Lucia hingegen sprang ebenfalls auf, schien dann jedoch bemerkt zu haben, was sie da tat und setzte sich schleunigst wieder stillschweigend hin. Sie lächelte schwach und dennoch wirkte ihr Blick weit weg, und Chloé fragte sich, ob sie vorhin genauso ausgesehen hatte: So friedlich und dennoch verloren zugleich. Die Brünette schärfte ihren Blick und meinte sogar zu erkennen, wie sich Tränen in den Augen der Blauhaarigen sammelten. Hatte Chloé etwa doch Recht mit ihrer Vermutung? Ein Kloß sammelte sich in ihrem Hals, er schien so schwer zu sein wie Blei, und er raubte der Koordinatorin förmlich den Atem. Scharf und bewusst atmete sie ein, um ihre Lungen wieder mit kalter, erfrischender Luft zu füllen. Erst da merkte sie, wie viel Zeit eigentlich vergangen war. Chloé blinzelte ein paar Mal, und erstaunt stellte sie fest, dass sich ebenfalls in ihren Wimpern Tränen abgesetzt hatten, die aus dieser Perspektive merkwürdigerweise wunderschön schimmerten. Ein Blick zum alten Pensionpaar verriet ihr, dass nicht nur sie bestürzt über Jace' Flucht zu sein schien. Marie hatte eine Hand vor ihren Mund gelegt, und mit ein paar Schluchzern zitterten ihre feinen Fältchen im Takt ihres Atems. Jakob streichelte beruhigend mit seiner Hand über ihren Rücken, und sie hob und senkte sich mit den Schluchzern seiner Frau. Nachdem sie sich wieder gefasst hatte, sprach sie mit zittriger Stimme: "Es tut mir Leid, ich wollte ihn nicht so verschrecken." Sie verstummte und schluckte schwer. Sie tat Chloé aufrichtig Leid. Mit flatterndem Herzen sagte sie, mehr zu sich selbst: "Ich red mit ihm.", und war sogleich aus der Pension verschwunden.


    Jace spürte den kühlen Vormittagswind über seine Haut streichen. Er wirkte sehr beruhigend. Die Sonne war schon komplett aufgegangen und ließ den Morgentau silbern glänzen. Der junge Züchter stand am Zaun der Pension. Langsam standen auch die Pokemon auf und fingen an herum zu tollen. Es schien, als wäre nichts in der letzten Nacht passiert. Ein paar Bidiza wälzten sich auf der Wiese. Sie schienen so unbeschwert, so friedlich. Jace fragte sich, ob sie überhaupt mitbekommen haben, was letzte Nacht passiert war. Zu den Bidiza gesellte sich ein Pichu. Der junge Züchter musste schmunzeln, als er daran dachte, wie der Rüpel geschockt wurde. Dann erinnerte sich Jace an das Pichu, das sich an Chloé gekuschelt hatte. Und erneut waren seine Gedanken bei diesem einem Mädchen. Dieses Mädchen mit den braunen Haaren. Dieses Mädchen mit den grünen Augen. Dieses Mädchen mit dem süßen Geruch. Dieses Mädchen mit dem bezaubernden Lächeln. Dieses Mädchen, das so quitschende Geräusche von sich gab, wenn sie etwas Süßes erblickte. Dieses Mädchen, das sein Herz zum rasen brachte. Dieses Mädchen, das ihn in seinen Träumen begleitete. Jace sah zum Himmel empor. Dort oben kreisten ein paar Pokemon. Manchmal wünschte sich Jace, er könnte auch fliegen. Einfach davon fliegen. Jace seufzte. Plötzlich stand Chloé neben ihm. Bubum. Jace schrak zurück. Bubum. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Bubum. "Was machst du hier?" fragte Jace.
    Chloé lächelte. "Ich... ähm... fandest du das Frühstück auch so super?"
    "Ach! Hör mich auf damit! Du willst mich fragen, warum ich abgehauen bin. Stimmts?" Jace konnte der Koordinatorin nicht in die Augen sehen. Sein Blick verlief über die Wiese ins Nichts. "Soll ich dir was sagen? Ich weiß nicht, ob ich dieses Angebot annehmen kann... So viel Verantwortung. Bin ich überhaupt dafür bereit?"


    Chloé zitterte. Und wenn sie es nicht sichtbar tat, dann in ihrem Inneren, denn dort schien alles zu vibrieren. Sie war immer ein schüchternes Mädchen gewesen, solang sie denken konnte. In ihrer Kindheit hatte sie sich immer hinter ihrer Mutter versteckt, sobald sie auf Fremde gestoßen waren. So konnte sie sich nicht erklären, woher sie diesen Mut nahm, sich einfach so neben Jace zu stellen. Doch irgendwie überkam sie deshalb ein Gefühl des Stolzes. Sie amtete tief ein, um sich zu Beruhigen, doch ihr schien es, als könnte sie dieses Ziel in Jace' Anwesenheit einfach nicht erreichen. Sie musterte den Jungen, dessen braune Haare so sanft wie flüssige Schokolade im Wind wehten. Und erst jetzt bemerkte Chloé, dass sie so nah bei ihm stand, das eine seiner Strähnen ihre Wange kitzelte. Das Mädchen lief dunkelrot an und versuchte, die eine Haarsträhne mit den ihren zu verdecken. Sie lehnte sich über den Zaun, sodass sie einen guten Blick auf die Pokemon auf der Wiese erhaschen konnte, und als sie das Pichu erblickte, zuckten ihre Mundwinkel und daraus entstand sogleich ein Lächeln. Der Wind wurde stärker und blies ihr ins Gesicht, als sie den aufgebrachten Ton von Jace vernahm, der sie zusammenzucken ließ. Sie hatte seine Stimme selten so scharf vernommen, so schneidend, schärfer als die Krallen eines Magnayen. Unwillkührlich musste Chloé an die letzte Nacht denken und daran, wie müde sie eigentlich war, und dass sich diese Müdigkeit auch in Jace' Gesichtszügen abzeichnete. Ein paar seiner Strähnen fielen ihm trotz der Brise schlaff ins Gesicht, seine Augen wirkten zwar aufgebracht, blickten aber dennoch trübe in die Ferne. Chloé sog die Luft ein und es erleichterte ihre Lungen ungemein, sodass sie antworten konnte. Mit Bedacht wählte sie ihre Worte. "Jace...du bist der begabteste, unglaublichste Junge, den ich kenne. Deine Fähigkeiten als Züchter sind...beindruckend." Sie schluckte. Chloé wusste, jedes Wort, was sie herausbrachte, konnte ein Fehler sein. "Ich würde dir meine Pokemon blind anvertrauen. Jace, wenn es jemanden gibt, der dafür bereit wäre, dann du." Ein unglaublicher Druck schien ihr von der Seele gefallen zu sein, doch ebenso schien sich Chloé gerade ihr eigenes Grab zu schaufeln. Doch er sollte glücklich sein, das hatte er sich verdient. Vorsichtig blickte Chloé zu Jace hinüber, der sie mit einer Mischung aus Trübsinn und Stolz ansah. Ihre Blicke trafen sich, doch Chloé spürte, wie sich unter seinem musterndem Blick die Luft aus ihren Lungen zog. So wich sie seinem Blick aus und starrte auf ihre Hände, die sich eilig ineinander vergruben. Dann hörte sie wieder die engelsgleiche Stimme von Jace: "Danke Chloé. Das hilft mir." Kurz schien er zu überlegen, was er sagen wollte, dann lächelte er schief, aber irgendwie schien noch immer Skepsis seine Gesichtszüge zu zieren. "Wenn du sagst, du würdest mir deine Pokemon blind anvertrauen, nun...vertraust du mir? Würdest du dich mir blind anvertrauen?" Chloé war hellhörig geworden und auch wenn sie nicht hinsah, so konnte sie genau spüren, wie er sie ansah. Doch sie konnte einfach nicht mehr wiederstehen, und so trafen sich erneut ihre Blicke, doch diesesmal wich Chloé nicht zurück. Seine vollen Wimpern umspielten seine Augen, in die der ursprüngliche Glanz zurückgekehrt war. Sein Blick war glasklar und zärtlich zugleich. Ohne Worte, da ihre Kehle so trocken war, nickte Chloé und leckte sich über die spröden Lippen. Jace' Blick wanderte kurz zu ihren Lippen, und schien sich von ihnen gar nicht mehr lösen zu wollen. Doch als Chloé langsam antwortete, sah er sie wieder direkt an. "Jace...ich würde dir alles anvertrauen. Aber bitte, sag mir: Bleibst du bei mi...uns...oder kümmerst du dich um die Pension?"


    Gary saß immernoch am Tisch mit Lucia, Marie und Jakob. "Es ist nicht ihre Schuld. Jace musste noch nie so eine schwere Entscheidung treffen", erklärte der Professor in spe. "Selbst die Entscheidung welches sein erstes Pokemon sein sollte, ist ihm buchstäblich zugelaufen."
    "Wie meinst du das, Gary?" fragte Lucia, die plötzlich hellhörig geworden war.
    "Als er sie entscheiden sollte, ließ er alle zur Verfügung stehenden aus ihren Bällen, um sie zu begutachten. Dann sprang ihn das Fukano an und leckte ihm das Gesicht ab. Tja jetzt ist es ein Arkani, das schneller ist als ein Blitz" erklärte Gary.
    "Das ist ja knuffig" kicherte die blauhaarige Koordinatorin.
    "Trotzdem. Für Jace ist es schwer Entscheidungen zu treffen" wiederholte Gary.
    Sowohl Lucias Augen, als auch Maries Augen fingen an zu tränen. "Ich wusste davon nichts. Es tut mir so leid. Ich hätte ihn nicht so überfallen sollen" schluchzte Marie.
    "Es ist ja nicht ihre Schuld. Sie müssen Jace nur etwas Bedenkzeit geben. Ich verspreche ihnen heute Abend haben sie seine Antwort" versuchte Gary die Pensionsleiterin zu beruhigen.
    "Wenn du dir da sicher bist. Gary, Lucia, bitte redet mit Christopher. Es wäre eine Schande diese Pension jemandem zu geben, der nicht so ist wie Jace. So behutsam, so zielgerichtet, so begeistert, ach ich finde einfach keine passenden Worte. Kommt doch später wieder vorbei, wir würden euch gerne für eure Hilfe belohnen. Marie es wird Zeit, dass wir die Pokemon füttern," sagte Jakob, erhob sich und ging mit Marie aus dem Zimmer.
    "Und was machen wir jetzt?" fragte Lucia.
    "Wir gehen raus und reden mit Jace. Er wird diese Pension nehmen und wenn ich ihm dafür in den Hintern treten muss!" antwortete Gary. grinste schief und marschierte aus der Pension.
    "Warte doch auf mich!" schrie Lucia und lief dem jungen Trainer hinterher.
    Als sie draußen von der frischen Brise empfangen wurden, erblickten sie sofort Jace und Chloé, die am Zaun standen.
    "Hey! Was macht ihr hier?" rief Gary. Jace und Chloé drehten sich erschrocken um.
    "Ach, ihr seid es" sagte Jace und drehte sich wieder um.
    Gary knurrte beleidigt. "Kleiner! Du weißt hoffentlich, was für eine Chance du dir hier erhälst, oder?"
    "Ja! Und jetzt lass mich in Ruhe!" bellte Jace.
    "Du bist ein Vollidiot, wenn du dir diese Gelegenheit durch die Lappen gehen lässt!" Gary ging auf den jungen Züchter zu und packte ihn an der Schulter. "Junge, es war doch immer dein Traum und jetzt willst du ihn einfach aufgeben?"
    "Lass. Mich. In. Ruhe!" fauchte Jace.
    "Weißt du was? Heul doch rum wie ein Baby. Heute abend musst du dich entschieden haben! Wir gehen jetzt" antwortete Gary, packte die Mädchen am Handgelenk und zerrte sie zum Pokemoncenter.
    "Gary! Was soll das!" schrie Chloé, als die Tür sich hinter ihnen schloss.
    "Ich kenn Jace länger als ihr. Unter Druck trifft er die besten Entscheidungen. Wir sollten uns jetzt ausruhen und warten bis er hier erscheint" sagte Gary in einem sehr ruhigen Tonfall.


    Chloé war erschreckt zusammengefahren, als sie die Stimme von Gary vernommen hatte. Eine Zeit lang war es ihr doch tatsächlich so vorkommen, als würde es nur sie und Jace geben, und das eine Ewigkeit lang. Doch dann war Gary hereingeplatzt und hatte sie einfach weggezogen. Lass ihn in Ruhe, Gary. Ich will bei ihm bleiben, hätte die Brünette gerne gerufen, doch irgendwie schien ihre Kehle ausgetrocknet, sodass die Worte nur unausgesprochene Gedanken blieben. Im Pokemoncenter angekommen, war Chloé völlig aufgebracht. Wenn Jace sich so schwer entscheiden konnte, könnte er sonst was tun, um sich seiner Entscheidung bewusst zu werden; Chloé verspürte eine eigentlich völlig unbegründete Angst, wenn sie daran dachte, dass Jace manchmal ohne Nachzudenken handelte. Doch es schien Gary egal, und auch Lucia hatte sich anscheinend wieder gefangen. Die Blauhaarige schob sich eine einzelne Strähne hinter ihr Ohr, gab dann einen verzweifelten Laut von sich und sagte: "Ich geh dann mal duschen, ich hab das Gefühl, ich hätte das seit Tagen nicht gemacht." Sie schmunzelte und verzog sich ohne ein weiteres Wort in Richtung des Zimmers. Na toll. Jetzt war Chloé wieder mit Gary alleine. Sie schluckte und ging mechanisch ein paar Schritte auf einen Tisch zu, wo die drei zuvor genüsslich gegessen hatten. Zu Chloés Entsetzen folgte ihr Gary, der einen Ausdruck im Gesicht hatte, der sehr zufrieden wirkte, und ein spitzbübisches Grinsen zierte seine Lippen. Mit den Händen in den Hosentaschen setzte er sich neben Chloé, die sich unbemerkt auf einen Stuhl sinken gelassen hatte. Der Braunhaarige drehte seinen Stuhl um und benutzte die Lehne zum Abstützen. Dann schüttelte er übertrieben mit dem Kopf, sodass seine Haare ihm um sein kantiges Gesicht flogen. Chloé sah ihn direkt an und spürte, dass er etwas zu sagen hatte, worüber er sich jedoch noch das Hirn zu zerbrechen schien. Als dann die Worte nur noch so aus ihm heraussprudelten, wäre Chloé am liebsten zusammengebrochen.


    Garys Herz machte einen Hüpfer, als er endlich mit Chloé allein war. Er setzte sich lässig auf einen Stuhl um möglichst nah bei ihr zu sein. Jetzt brauch ich nur noch die richtigen Worte, dachte Gary und grinste hämisch. "Du Chloé? Kann ich dir was anvertrauen?" sagte er dann laut, wobei er die brünette Koordinatorin aus dem Augenwinkel ansah. Das Mädchen zuckte zusammen, sah den Profesor in spe etwas ängstlich an und nickte zögernd.
    "Ich weiß, warum es Jace so schwer fällt, sich zu entscheiden. Er ist in Lucia verliebt" Gary fing Chloés ungläubigen, geschockten und traurigen Blick auf. Was sie wohl gerade denkt? grübelte der braunhaarige Trainer.
    "Aber, aber, aber, aber, aber..." begann Chloé zu stottern.
    Doch Gary unterbrach sie: "Das ist Jace´... hm wie sag ich es am besten... Masche. Erst macht er einen auf abweisend und nicht interessiert. So ist Jace halt. Ich kenn ihn schon seid dem Kindergarten. Du kannst mir vertrauen. Obendrein macht diese ´Ich bin unerreichbar für dich´-Masche die Mädchen noch wilder auf unseren angehenden Züchter. Er steht voll auf unseren Blauschopf." Nun fixierte er die Brünette mit seinen braunen Augen. Ein schiefes Grinsen zierte sein Gesicht. Doch der Blick der Koordinatorin verschwand im Nichts. Och die Arme. Ich tröste sie mal, dachte Gary selbstzufrieden und strich Chloé über die Schulter. "Hey, was hast du denn? Es wird doch alles gut. Jace übernimmt die Pension und ich bring euch nach Hause. Sind wir halt nur noch zu dritt, na und?" Gary grinste leicht. Doch Chloé blickte immer noch apatisch vor sich hin. Gary streichelte immer noch ihren Rücken, nahm ihr Kinn in die andere Hand und drehte ihr Gesicht zu sich hin. Tränen sammelten sich in Chloés Augen. "Wir dürfen Jace nicht daran hindern, seinen Traum zu erfüllen. Es wäre unfair ihm gegenüber und sehr egoistisch von uns" setzte Gary fort und sah zu, wie die Tränen Chloés Wange hinunterrollten. Der Professor in spe wischte sie mit seinem Daumen weg.
    Plötzlich ertönte eine Stimme. "Hier seid ihr also! Chloé, was ist los mit dir, Süße?" Lucia stand vor ihrem Tisch. Als Chloé erschrocken hochsah, sprang sie auf und rannte weg. "Was hast du angestellt, Gary?" fauchte Lucia und funkelte Gary finster an.


    Noch immer prickelte die Berührung von Garys Daumen auf Chloés Wange, doch die Wärme wurde unaufhörlich von ihren Tränen weggespült. Ein paar ihrer brünetten Strähnen klebten von der Flüssigkeit in ihrem Gesicht, und Chloé konnte einfach nicht aufhören zu schluchzen. Eine Welt schien über ihr zusammengebrochen zu sein, und ihr Herz zersprang mit jedem Schritt in immer winzigere Splitter. Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein. Gary hatte sie angelogen, ganz bestimmt! Doch sobald die Koordinatorin an den ernsten Tonfall in seiner Stimme dachte, blieb ihr das Herz stehen und weitere Tränen liefen die bereits vorhandenen Spuren hinunter. Erst als sie aus der Tür des Pokemoncenters getreten war, merkte sie, wem sie da in die Arme lief: Jace. Doch wenn sie es sich selbst eingestand, wollte sie sich jetzt einfach nur in seine warme Umarmung sinken lassen. Doch ob er das wollte? Sie kannte ihn inzwischen doch gut. Die Situation im Zimmer, die unzähligen anderen...sie mussten doch etwas bedeutet haben, oder war er wirklich so ein Aufreißer? Chloé spürte die salzige Flüssigkeit ihrer Tränen auf ihren Lippen und leckte sich diese ab. Plötzlich sah die verschwommen durch ihren Tränenschleier die Person, vor der sie im Moment am meisten Angst hatte. Jace stand noch immer am Zaun, den Rücken ihr zugewandt. Chloé blieb aprupt stehen und sog scharf die Luft ein. Ihre Tränen hielten einen Moment lang inne, doch dann wurde die Stille von einem verräterischen Schluchzen durchbrochen, und zu Chloés Entsetzen drehte sich der Junge vor ihr um. Soweit es die Brünette erkennen konnte, wandelte sich sein Blick von Gereiztheit zu Freude und anschließend zu großer überraschter Sorge. "Chloé?" wisperte er. Dieses Wort wurde von einem Windhauch zu Chloés Ohren getragen. Wie er es aussprach, so zärtlich. Weitere Tränen verließen ihre Augen, und sie konnte nichts weiter tun, als ihn anzusehen. Und bei seinem Anblick schienen die Tränen nur so aus ihr herauszusprudeln, und sie konnte es nicht verhindern. Sie dachte an Garys Worte, und ein erneuter Messerstich in ihr Herz setzte ihr zu. Schwach vernahm sie die Stimme von Jace, die von Besorgnis durchtränkt war. Oder von gespielter Besorgnis, Chloé wusste nicht mehr, was wahr und was gelogen war. "Chloé, was ist los? Wieso weinst du? Hat Gary irgendwas...?" Doch unerwarteterweise hörte sie ihre eigene Stimme, die die Worte von Jace unterbrach, doch ihre ohnehin leise Stimme war von Trauer und Schluchzern nur so durchzogen. "Ich...pack jetzt meine Sachen. Wir machen uns nach dem Mittagessen auf den Weg nach Elysis." Und plötzlich schienen sich ihre Beine wieder verfestigt zu haben, denn sie drehte sich um und rannte weinend zurück zum Pokemoncenter, ohne dass sie Jace' letzte Worte hören konnte.

  • "Gary, du mieser ... HMPF!" grummelte Jace vor sich hin, nachdem Gary mit den Mädchen abgehauen war. Er sah wieder auf die Wiese, doch die Pokemon waren verschwunden. Jace seufzte. Eine kühle Brise wehte ihm durchs Haar und der junge Züchter atmete ein paar mal ruhig ein und aus. "Was mach ich jetzt?" flüsterte er leise, nur für sich. Ihm gingen so viele Gedanken durch den Kopf, dass er Kopfschmerzen bekam. "Ahhhhh!" Jace schrie und wuschelte sich durch die Haare. "Ich hab doch keine Ahnung was ich machen soll! Man." Der junge Züchter lehnte sich an an den Zaun. Betrübt sah er zu, wie das Gras vom Wind hin und her geschaukelt wurde. "Wenn mir doch nur jemand diese Entscheidung abnehmen könnte, hmpf." Der grünäugige Trainer schloss die Augen, um sich kurz zu beruhigen. Als er sie öffnete, lagen die kleinen Bidiza auf der Wiese und schliefen. "So ein ruhiges Leben möcht ich haben" stöhnte Jace. Plötzlich erklang ein Schluchzen und Jace drehte sich um. Da stand Chloé, weinend, nur wenige Meter von ihm entfernt. Nur ein Augenblick. Das Herz des jungen Züchters schlug wie wild, sein Atem ging stoßweise. Tausend Fragen zermaterten sein Hirn. Doch dann sagte das grünäugige Mädchen etwas, das Jace einen Schlag in die Magengegend verpasste, und rannte davon, wodurch Jace einen stechenden Schmerz in der Brust verspürte. Jace wollte gerade hinterher rennen, als ein fauchendes Geräusch hinter ihm ertönte. Jace wirbelte herum. Was mach ich hier? Ich muss Chloé hinterher! dachte er, als er das kleine Kindwurm von letzter Nacht erblickte. Dieses kleine Drachenpokemon fauchte und sprang fröhlich auf und ab, als es Jace sah. "Es tut mir Leid, Kindwurm, aber ich hab gerade keine Zeit um mit dir zu spielen" sagte Jace und wollte gerade wieder los sprinten, doch das blaue Pokemon wedelte mit den Armen und quengelte. "Was willst du?" fragte Jace und sah das Kindwurm mit einer Mischung aus Gereiztheit und Dankbarkeit an. Das kleine Pokemon hob die Ärmchen hoch, fauchte und sprang wieder auf und ab. "Soll ich dich mitnehemen?" Verdutzt blickte Jace das Pokemon an. Dieses machte mit seiner Aufführung weiter und nickte dabei. "Na gut, irgendwie muss ich dir ja noch danken für die letzte Nacht." Jace griff über den Zaun, packte Kindwurm unter die Arme, legte es auf seine Haare und rannte mit den Worten: "Halt dich gut fest!" los.


    Chloé war so schnell gerannt, dass ihre Lungen brannten. Sie selbst hätte sich nach diesem Weinkrampf nicht die Stärke zugetraut, so schnell zu rennen. Nun hechelte sie angestrengt, und ihre Beinen schienen, als wollten sie jeden Augenblick unter ihr nachgeben. Chloé war einfach an Gary und Lucia vorbeigerannt, die in eine heftige Diskussion verstrickt waren. Die beiden hatten Chloé wohl bemerkt, aber nichts weiter gesagt, worüber diese sehr glücklich war. Auch wenn glücklich in dieser Situation nicht das richtige Wort war. Sie war in dem Zimmer angelangt und nachdem die Tür sich hinter ihr mit einem klack geschlossen hatte, ging sie zur anderen Seite des Raumes, den sie ohnehin nur verschwommen wahrnahm, und lehnte sich aus dem Fenster, um ihre brennenden Lungen mit kühler Luft zu versorgen. Einen kurzen Zeitpunkt hatten ihre Tränen aufgehört zu laufen, und die Rinnsale aus Tränenflüssigkeit begannen zu kitzeln, als sie anfingen zu trocknen. Doch sobald Chloé wieder an die Worte von Gary dachte, liefen die Tränen wieder grausam ihre Wangen hinab. Ich weiß, warum es Jace so schwer fällt, sich zu entscheiden. Er ist in Lucia verliebt. Die Worte hallten laut und dumpf in ihrem Kopf wider, und bei dem Gedanken zog sich ihr Herz zusammen. Das ist Jace´... hm wie sag ich es am besten... Masche. Erst macht er einen auf abweisend und nicht interessiert. So ist Jace halt. So ist Jace halt. Chloé dachte, sie wüsste mittlerweile, wie Jace halt ist. Das Mädchen schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter, doch es half nichts, und weitere Tränen suchten sich ihren Weg. Verschwommen sah sie grüne Farbtupfer, die sie Bäumen zuordnete. Plötzlich ließ sie ein Geräusch herumfahren, und zu ihrem Bestürzen stand Jace in der Tür, vor Anstrengung keuchend und mit einem Pokemon auf dem Kopf. Auch wenn diese Tatsache Chloé wunderte, so ärgerte sie sich doch mehr über sich selbst, dass sie nicht abgeschlossen hatte. Jace fasste sich relativ schnell und redete so schnell, das Chloé Mühe hatte, ihm zu folgen, da sich seine Stimme beinahe überschlug. "Chloé, was ist los? Warum rennst du vor mir weg? Ich weiß die Entscheidung ist hart, aber Elyses?! Wieso sagt mir niemand - " Doch Chloé unterbrach ihn und mit einem letzten Schluchzen warf sie sich Jace in die Arme, ohne das sie mitbekommen hatte, wie sich ihre Beine in Bewegung gesetzt hatten. In seiner Umarmung angekommen, wo sie die wohlige Wärme einsog, schmiegte sie sich eng an seine Schulter und fühlte sich schon beinahe schuldig, dass sie sein T-shirt nass heulte. Sanft streichelte er ihr über die Haare, was sie einen kurzen Moment beruhigte. Er sagte irgendwas, doch Chloé konnte es nicht ganz verstehen, da sich wieder dieses nervige Rauschen in ihren Ohren breitgemacht hatte. So wimmerte sie nur "Jaaaaaaace...", doch sein Name ging in ein paar Schluchzern unter und verschwand in seiner Schulter. Dann konnte Chloé seine Worte besser verstehen, die so nah an ihrem Ohr zu ihr durchdrangen, dass ihr ein wohliger Schauer über den Rücken lief. Und sie war sich sicher, wenn es etwas gab, was sie auf den Boden der Tatsachen zurückbringen würde, dann seine Stimme. "Chloé, atme tief durch. Und dann erzähl mir, was passiert ist."


    Jace war überrumpelt. Als Chloé ihn einfach umarmte, setzte sein Herz für einen Schlag aus und sein Atem stockte. Nachdem Jace realisierte, was hier vor sich ging, legte er einen Arm auf ihre Schulterblätter und streichelte mit der anderen Hand über ihre Haare. "Chloé... es ist alles gut. Hör bitte auf zu weinen..." Dieser Anblick trieb einen Pfahl in Jace´ Herz. Was war passiert, dass diese wunderschönen grasgrünen Augen sich mit Tränen füllten? "Chloé, atme tief durch. Und dann erzähl mir, was passiert ist" flüsterte Jace in Chloés Ohr.
    Nach einigen weiteren Schluchzern verließ ein Wort ihre Lippen: "Jace"
    Das Herz des jungen Züchters machte einen Sprung. "Ja was ist?"
    "Ähm... ach nichts. Schon OK" stotterte sie, ließ ihre Arme sinken und machte einen Schritt zurück.
    "Du heulst doch nicht wegen nichts rum! Jetzt sag schon, was passiert ist!" sagte Jace etwas lauter.
    "Es ist nichts" flüsterte Chloé, rieb sich mit dem Handrücken die Tränen von einer Wange und wollte sich wieder zum Fenster drehen. Angst stieg in Jace auf. Schon wieder wandte sie sich von ihm ab! Wieso nur? Jace fürchtete, nie wieder ihr bezauberndes Lächeln zu sehen. Impulsiv griff er nach ihrem Arm und zog sie näher zu sich. Er sah ihr tief in die geröteten Augen. "Jetzt sag mit bitte was passiert ist! Du kannst dich doch nicht ewig von mir abwenden! Weißt du überhaupt, wie sehr mich das verletzt?" Langsam stiegen auch Jace die Tränen in die Augen. Er ließ ihren Arm los und starrte zu Boden.


    Chloé blinzelte die letzten Tränen weg, die sich in ihren Augen gesammelt hatten. Noch nie hatte sie Jace so verletzt gesehen, sie hatte nichtmal im Traum daran gedacht, dass er so eine Verletzlichkeit überhaupt zeigen könnte. Und das auch noch in der Gegenwart einer Person, für die er, laut Gary, nichts empfand. Chloé schluckte, und ein bitterer Geschmack machte sich in ihrem Mund breit. Er hatte ihren Arm zwar losgelassen, doch ihre Haut pulsierte noch immer an der Stelle, wo er sie berührt hatte. Sein Gesicht war in einen Schatten gehüllt, und seine Augen wurden von seinen Haaren verdeckt. Chloé befeuchtete ihre Lippen, und ließ sich noch mal seine letzten Worte durch den Kopf gehen. Und unwillkührlich fragte sie sich, wie sie ihn verletzen konnte, wo Jace doch angeblich etwas für Lucia empfand. Und Chloé begann, eine tiefe Abneigung gegenüber Gary zu empfinden, doch seine Worte wollten nicht aus ihrem Geist verschwinden. Sie suchte nach den richtigen Worten. "Jace," hob Chloé an, doch wollte ihr nichts vernünftiges einfallen. Aber zumindest hatte Jace seinen Kopf gehoben und sah sie jetzt direkt an - seine Augen wirkten immer noch glasig und waren von dunklen Schatten unterlegt, die auf eine harte Nacht hindeuteten. Die er schließlich auch gehabt hatte. Und dann kamen ihr die Worte in den Geist, einfach so. Sie formten sich in ihrem Kopf, und sie musste sie nur noch aussprechen. Was Chloé dann auch mit zusammengebissenen Zähnen tat. "Jace...liebst du Lucia?"


    Jace hatte das Gefühl vom Donner getroffen zu werden. "WAS?!? Nein! Ich steh noch nicht mal auf sie! Ich liebe ..." gerade als Jace sich fast verplappert hätte, fauchte Kindwurm so laut, das Jace zusammen zuckte. "Was ist los, Kindwurm?" fragte Jace um vom Thema abzulenken. Das kleine Drachenpokemon fing an zu weinen und zog an Jace´ Haaren. "Auaaaaa!" Der junge Züchter packte das Kindwurm und hielt es vor sein Gesicht.
    "Jace? Von wo hast du eigentlich das Kindwurm?" fragte Chloé plötzlich.
    "Es gehört mir nicht. Es ist aus der Pension und erst vor ein paar Stunden geschlüpft. Es hat mich, Marie und Jakob heute Nacht befreit und ist mir eben sozusagen hinterher gelaufen" antwortete Jace.
    "Dann ist es ja noch ein Baby! Och wie süß" sagte die Koordinatorin und tätschelte dem Kindwurm den Kopf. "Vielleicht hat es ja Hunger?"
    "Das könnte gut sein. Hm..." Plötzlich klopfte es an der Tür.
    "Chloé? Dürfen wir reinkommen?" fragte eine allzu vertraute, feminine Stimme.
    "Ähm..." Die Brünette warf dem Züchter einen Blick zu, der daraufhin nur mit den Achseln zuckte, "OK, komm rein Lucia."
    Noch bevor Lucia die Tür ganz aufgemacht hatte, begann sie zu reden: "Was machst du hier all... Oh! Hi, Jace!" Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht der Blauhaarigen aus und Jace lief ein kalter Schauer über den Rücken.
    "Hi, Lucia. Ich geh dann mal zur Pension und fütter das kleine Kindwurm. Kommt doch gleich nach." sagte Jace und flüchtete aus der Tür.


    Nein hatte er gesagt. Noch immer leicht schockiert stand Chloé da und beobachtete den angehenden Züchter, wie er zur Tür hinaus marschierte, direkt an Lucia und Gary vorbei, der, bei genauerem Hinsehen, ziemlich zerknirscht wirkte. Doch nichts konnte Chloé ablenken. Nein! Ich steh noch nicht mal auf sie! Ich liebe ... Chloés Herz flatterte mit einer Leichtigkeit wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. Mit dieser Leichtigkeit in sich fiel es ihr nicht schwer, ebenso an Lucia und Gary vorbeizugehen, direkt Jace hinterher, der jedoch ein ordentliches Tempo draufhatte, er war schon aus dem Pokemoncenter verschwunden. Chloé beschleunigte ihren Gang jedoch nur leicht, nichts schien sie mehr zu belasten. Die Brünette merkte, wie sich ein argwöhnisches Lächeln auf ihrem Gesicht breitmachte, das jedoch nicht komplett die Tränenspuren verdecken konnte. Chloé schien aber kaum mehr was wahrzunehmen, es war, als würde sie alles verschwommen wahrnehmen, und nur Jace stach scharf hervor. Doch dann unterbrach die helle Stimme von Lucia sie. "Hey, ich hab mit Gary geredet." Chloé wurde hellhörig und sofort schien sich ihre heile, sorgfältig erbaute Welt aufzulösen. Sie schluckte. "Ja, und? Was hat er gesagt?" Zu ihrem Erstaunen klang ihre Stimme nicht halb so schlimm, kratzig oder verweint, wie sie angenommen hatte. "Nun ja, er hat sich, nachdem ich ihn angeschrien habe, dafür entschuldigt, dass er dich zum weinen gebracht hat." Ihre Stimme, die Chloé unter tausenden wiedererkennen würde, klang mitfühlend. "Und er sagt, es ist nichtmal sicher, ob Jace überhaupt die Pension übernimmt. Wir werden bestimmt noch unseren Spaß haben, glaub mir." Sie zwinkerte Chloé zu, die zwar noch weiter geradewegs zur Pension ging, aber innerlich zu Eis erstarrt war. Hatte er sie doch tatsächlich angelogen! Mistkerl, dachte Chloé, drehte sich zu Gary um und fixierte ihn mit einem bösen, durchdringenden Blick, der Gary jedoch nur zum Schmunzeln brachte. Chloé sammelte ihre Stimme und suchte nach den richtigen Worten. "Ja, ich war ziemlich traurig deswegen, wir kennen ihn ja erst seit ein paar Tagen, und schon soll er hierbleiben..." Sie ließ das Ende des Satzes in der Luft hängen, als sie vor der Pension angekommen waren und anklopften. Dumpf hallte das Geräusch auf dem Holz wider, und sogleich öffnete Jakob die Tür. "Da seit ihr ja, Jace hat schon erzählt, dass ihr auch kommt." Jakob lächelte, wie ein alter Mann nunmal lächelte, doch ein Schatten schien sein Gesicht zu überziehen. Was vermutlich an Jace' Entscheidung lag. Chloé schluckte. Schweren Herzens trat sie mit den Füßen über die Schwelle und sofort trat Jace in ihr Blickfeld, der sich neben das Kindwurm gekniet hatte und seinen Kopf streichelte, während es genüsslich einen Brei verzehrte, der, wie sie Jace kannte, aus Beeren bestand. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, das jedoch sofort wieder erstarb, als sich Marie zu Wort meldete. So gerne sie die alten Leute auch hatte, sie konnte im Moment einfach keine weitere Emotion ihnen gegenüber spüren, bis Jace seine Entscheidung getroffen hatte. "Es freut mich, euch zu sehen." Sofort wandte sie sich Jace zu, der aufgestanden war und auf seine Freunde zukam. Als habe sie kein Interesse an uns, dachte Chloé bestürzt und lauschte dann den Worten der alten Frau. "Jace, es freut mich, dass das Kindwurm von dir so liebevoll umsorgt wird." Sie machte eine kurze Pause, und Jace hatte eine Augenbraue hochgezogen. "Ach, es hat mich praktisch als erstes gesehen, nachdem es geschlüpft ist, vielleicht hält es mich für seine Mami." Seine Mundwinkel zuckten amüsiert, doch man sah ihm an, das er im Moment eigentlich nicht für Scherze auferlegt war. Marie lachte kurz und sprach dann weiter. "Naja, solcherlei Gefühle hegen unsere Neugeborenen eigentlich nicht - " Kurz schien sie nachzudenken, ehe sie fortfuhr. "Worauf ich hinauswill, ich hab das Kindwurm beobachtet, und mein Mann und ich dachten uns, vielleicht möchtest du es haben, es scheint dich begleiten zu wollen." Wie auf Stichwort kam das kleine Pokemon auf Jace zu und rieb seinen Kopf zufrieden an Jace' Bein. Dieser wirkte völlig erstarrt, so wie seine Freunde auch. Gary sog scharf die Luft ein, und Jace stotterte: "Aber...aber...j..ja, gerne, aber..." Sein Mund blieb überrascht offen, was alle zum Lachen brachte, und das Kindwurm sprang an ihm hoch. Marie brachte ein Glucksen heraus, das nur allzu großmütterlich klang, und fuhr fort. "Dann wäre das ja geklärt. Und nun zu euch - " Demonstrativ drehte sie sich zu den anderen dreien um, und auch nun zierte ein Lächeln ihre Lippen. Die drei schienen gleichzeitig die Luft anzuhalten, in gespannter Erwartung. "Natürlich haben wir uns nicht nur für Jonathan etwas überlegt," fuhr Marie fort. "Ihr sollt die hier bekommen." Mit einer weit reichenden Handgeste bedeutete sie den Jugendlichen in Richtung Jakob zu sehen, der, zum allgemeinen Erstaunen, ein Kissen mit drei Eiern darauf trug und fröhlich grinste. Die drei, und auch Jace, konnten nur schweigend hinsehen. Marie lachte. "Ihr könnt sie haben, sie haben alle reinrassige, gute Eltern und werden gesund sein. Seht es als Dank unsererseits für alles. Ihr könnt euch aussuchen, wer welches Ei bekommt," dann wurde ihr Lachen breiter und sie fügte hinzu: "Natürlich wissen wir, welches Pokemon sich in den einzelnen Eiern verbirgt, aber das soll unser Geheimnis bleiben. Lasst euch überraschen, nur wer Geduld zeigt, wird auch erfolgreich sein." Chloé konnte sich kaum rühren, doch Jakob hielt ihnen die Eier hin, es schien also kein Scherz zu sein. Zitternd hob sie ihre Hand, als würde sie gesteuert werden, und ohne zu Zögern bewegte sich diese auf ein hellrotes, glänzendes Ei zu. Chloés Wahl war gefallen. Verstohlen blickte sie zu Lucia und Gary hinüber. Lucia schien wie Chloé von irgendeiner ihr unbekannten Macht ergriffen und nahm sich behutsam ein lilanes Ei, wohingegen Gary sich mit einem gierigen Funkeln in den Augen, aber dennoch einem dankbaren Blick ein royalblaues Ei krallte. Jace staunte nicht schlecht, das konnte Chloé an seinem Gesichtsausdruck ausmachen, doch auch in seinen Augen schien ein Glanz zu liegen, der diese wunderbare Situation zu verdüstern schien. Und Chloé konnte verstehen, warum. Als sich alle an ihre neuen Pokemon, oder Eier, gewöhnt hatten, machten Marie und Jakob ernste Gesichter und Jakob sprach dann alle an, Falten hatten sich auf seiner Stirn gebildet, doch Chloé konnte nicht sagen, ob sie vom Alter oder von einer neuen Sorge kamen. "Nun, wir hoffen, ihr freut euch." Er drehte sich, kaum wahrnehmbar, ein paar Millimeter zu Jace um, und dessen Miene wurde schlagartig hart und sein Kiefer spannte sich an. Seine Augen hatten jenen Glanz verloren, in dem Chloé praktisch jedesmal zu versinken schien, sobald sie zu lange hineinsah. Jakob sprach weiter. "Christopher - " "Ich heiße Jace!" fuhr dieser ihn so hart an, wie Chloé es nicht für möglich gehalten hätte. Seine Augen funkelten gefährlich, doch das Mädchen wusste nicht, wieso. Auch das Pensionspaar zuckte sichtlich zusammen, doch Jakob sprach ungehindert weiter. "Jace. Wir brauchen eine Antwort. Übernimmst du die Pension? Ja oder nein?"

  • Jace´ Herz schlug bis zum Hals. Kalter Schweiß sammelte sich in seinen Handflächen. Seine Augen schweiften durch den Raum. Der Züchter wurde von allen angestarrt. Sein Blick war auf Jakob und Marie gerichtet, die ihn fragend und dennoch hoffnungsvoll ansahen. Diese Augen waren voller Hoffnung. "Wir sind uns sicher, du würdest diese Pension noch besser führen, als wir es momentan machen. Wenn es Probleme geben sollte, stehen wir dir immer zur Seite. Christ... Jace" sagte Jakob. Der junge Züchter atmete einmal tief durch und sah dann zu seinen Freunden. Gary grinste Jace zu. Das blaue Pokemonei hielt er fest in den Armen. Lucia hatte ein schwaches Lächeln aufgesetzt, doch den feuchten Schleier vor ihren Augen konnte sie nicht verbergen. Auch sie hielt das Ei fest umarmt. Dann kreuzte Jace´ Blick den von Chloé. Ihr Gesicht schien fröhlich, wahrscheinlich wegen diesem großen, roten Überraschungsei, doch das Grasgrün in ihren Augen war blass und rot umrandet. Jace wendete sich ab und sah auf seinen Daumen. Er lächelte und blickte zu dem Pensionspaar. "Marie, Jakob. Es tut mir leid, aber ich kann die Pension nicht übernehmen." Jace hörte, wie alle um ihn herum die Luft scharf einsogen.
    "Aber Jace!" begann Gary, doch der junge Züchter hob die Hand und Gary verstummte. Marie krallte sich in Jakobs Arm und blickte zu Boden. Jakob ballte die Hände zu Fäusten.
    Jace´ Lächeln wurde breiter und er fuhr fort: "Jedenfalls noch nicht."
    Die Pensionleiterin sah auf. Tränen rannten ihr über die faltigen Wangen. "Wie meinst du das?" schluchzte sie.
    "Ich werde meine Freunde begleiten. Irgendjemand muss doch darauf achten, dass sie die Eier gut behandeln und sie können ja nicht selber auf sich aufpassen. Sobald unsere Reise beendet ist, werde ich zurück kommen und die Pension übernehmen. Bis dahin hoffe ich, schafft ihr es auch noch ohne mich."


    Eine gebannte Spannung umfasste sie alle, schien schon immer in der Pension gehaftet zu haben, um in diesem Moment die gesamte Luft zu erfüllen. Und eine Stille, eine Stille, die ein leichtes Unbehagen in Chloé auslöste. Sie rammte ihre Fingernägel in ihre Faust, sodass es schmerzte, doch sie musste es um jeden Preis verhindern: Verhindern, dass sie schrie. Denn in dem Moment, in dem Jace verkündet hatte, er würde sie doch nachhause begleiten, hatte Chloé eine Welle von Erleichterung, Freude und Glück überschwemmt. Sie schien von ihr mitgerissen zu werden, wollte sich ihr einfach nur hingeben, doch sogleich bemerkte die Brünette, dass sich dieses erleichterte Gefühl auch in ihrer Kehle breitmachte. Und ein Schrei bahnte sich an, war schon so weit vorgedrungen, dass sie ihn kaum mehr verhindern konnte. Doch, ehe sie sich versah, war der erleichterte Aufschrei ihrer Kehle entrunnen und sie rannte auf Jace zu. Sie wollte ihn umarmen und tausendmal danken - dafür, dass er sie nicht alleine lassen würde. Als sie sich an das kostbare Ei in ihren Armen erinnerte, und sofort verlangsamte sich ihr Schritt und sie blieb wenige Zentimeter vor dem Züchter stehen, der die Arme schon ein wenig gehoben hatte, um sie anscheinend in eine Umarmung zu hüllen. Chloé spürte, wie ihr Gesicht kitzelte und rot wurde, und sie wollte zu Boden sehen, doch sein Blick fesselte sie. Ihre Augen hatten sich erneut mit Tränen gefüllt, doch diesmal vor Freude. Eine Träne lief ihr stumm die Wange hinab und löste sich langsam auf ihren zu einem Lächeln geformten Lippen auf. Sie schmeckte den salzigen Geschmack und schluckte, und dann hörte sie eine Stimme hinter sich, doch trotz des aufgebrachten Tonfalls drehte Chloé sich nicht um, sie konnte ihren Blick von Jace einfach nicht abwenden. "Ist das dein Ernst?", donnerte Gary. "Die Pension, das ist dein Traum! Du bist nur wegen ihr nach Sinnoh gekommen! Wieso gibst du das auf? Ich kann die beiden gerne alleine begleiten!" Das Wort alleine jagte Chloé einen kalten Schauer über den Rücken und sie war dankbar für die Wärme, die Jace trotz der Angespanntheit ausstrahlte. Jace wirkte gefasst, aber dennoch konnte Chloé in seinen Augen sehen, wie dünn das Band seiner Fassung wirklich war. "Gary, du hast Recht, die Pension ist mein Traum. Aber ich gebe diesen Traum nicht auf! Ich begleite die Mädchen bis nachhause, dann kehre ich hierher zurück und lebe diesen Traum." Sein Blick haftete auf Chloé, sanft und dennoch ziemlich weit entfernt, so schien es der Brünetten. Diese spürte, wie ein paar unausgesprochene Worte in der Luft hingen, doch Jace' Blick verriet ihr, dass sie es dabei belassen sollte. Gary war zum Schweigen gekommen, da er dem nichts mehr hinzuzufügen hatte. Jace sprach sichtbar ruhig weiter. "Aber mal ein anderes Thema. Ihr wollt nah Elyses?" Seine Augen brannten aus ihren dunklen Höhlen hervor, er benötigte wirklich wieder eine Mütze Schlaf. Lucia antwortete an Garys Stelle, der sich anscheinend zusammenreißen musste, um nicht laut loszubrüllen. "Ja, Jace, wir haben das schon vor einer Weile beschlossen. Der Wettbewerb hat noch lange Zeit, da können wir doch Sinnoh genießen, ihr habt ja auch noch nicht viel gesehen." An dem Punkt machten sich Schuldgefühle in Chloé breit, und sie schluckte. Jace hatte sich anscheinend beruhigt und wandte sich zum Pensionspaar. "Gut. Marie, Jakob, ich danke euch für alles. Ich werde wiederkommen, versprochen. Aber jetzt machen wir uns erstmal auf den Weg nach Elysis."


    Nach diesen Worten drehte Jace sich zur Tür um und wollte mit den anderen Jugendlichen gehen. Doch ein Fauchen ließ ihn zurückschrecken. "Jace, du willst doch nicht etwa Kindwurm hier zurücklassen, oder?" sagte Jakob. Jace drehte sich um. Das kleine Drachenpokemon stand schon vor Jace´ Füßen.
    "Ihr seid euch sicher, dass ich den kleinen einfach so mitnehmen darf?" fragte Jace.
    Jakob und Marie nickten synkron. "Du darfst unser Baby gerne mitnehmen. Bei dir ist er in guten Händen." Maries Stimme war zwar immer noch brüchig, aber sie schien ganz zufrieden mit Jace´ Entscheidung. Der junge Züchter hob Kindwurm hoch und legte ihn wieder auf seine Haare. "Pass gut auf dich auf. Wir vertrauen auf dein Wort. Bis bald" schluchzte Marie und brachte sogar ein Lächeln zustande.
    "Das werde ich. Bis bald." Daraufhin verließ Jace die Pension.
    Im Sonnenschein warteten schon seine Freunde mit ihren neuen Eiern. "Also ich hab es eindeutig besser als ihr. Ich muss Kindwurm nicht durchgehend im Arm halten. Haha" sagte Jace und ging mit festen Schritt auf das Pokemoncenter zu.
    "Na und? Ich wette, das Pokemon, das aus meinem Ei schlüpft ist viel stärker als dein Kindwurm" höhnte Gary.
    "Gary, Gary, Gary. Kindwurm ist ein Drache. Nichts kann einen wütenden Drachen aufhalten!" Als würde Kindwurm diese Aussage unterstreichen wollen, stellte es sich aufrecht hin, wedelte mit den Armen und fauchte. Der Professor in spe gab nur ein verächtliches Schnauben von sich und lief stur weiter.
    "Jaaaace? Würdest du mir mit dem Ei helfen?" fragte Lucia und sah den Züchter mit einem traurigen Hundeblick an.
    "Vielleicht! Sobald du schlecht zu dem Ei bist, nehm ich dir es aber weg" antwortete Jace und streckte der blauhaarigen Koordinatorin lachend die Zunge raus.
    "Du bist doof" sagte Lucia und schmollte gespielt vor sich hin.
    Jace sah zu Chloé, die in Gedanken versunken ihr Ei ansah. Plötzlich schaute die Brünette auf, lächelte und hielt Jace ihr Ei vor die Nase. "Was glaubst du schlüpft hier raus?"
    Der junge Züchter blinzelte ein paar mal und überlegte kurz. "Ich schätze ein süßes" sagte er und grinste.
    "Ich hoffe doch, dass es süß wird. Dann kann es mich bei den Wettbewerben unterstützen." Sanft glitt Chloés Hand über die harte Schale. Als die kleine Gruppe vor der Tür des Pokemoncenters standen, blickte Jace noch einmal zurück. Marie und Jakob kümmerten sich wieder um die Pokemon. Irgendwann wird das alles mir gehören, dachte Jace und betrat mit hochgezogenen Mundwinkeln die Eingangshalle.


    Von da an schien alles an Chloé vorbeizuziehen. Sie waren in die Eingangshalle des Pokemoncenters getreten, und ein blumiger, mit Gebäck verstärkter Geruch schlich sich in die Nase der Koordinatorin. Alles war sauber und aufgeräumt - wie immer also, und wirkte stark desinfiziert. Chloé bemerkte verschwommen das Chaneira, das die vier Jugendlichen mit einer Miene ansah, als hätte es sich längst an das ständige Kommen und Gehen dieser gewöhnt. Die vier gingen ohne Umschweife direkt die Treppe hoch, traten durch die Tür und jeder wandte sich seinen Sachen zu. Jace hatte nicht viel ausgepackt - so verstaute er nur eine Menge Beeren, von denen Chloé nicht wusste, dass er sie doch gepflückt hatte. Gary schien seinen gesamten Rucksackinhalt auf sein Bett verteilt zu haben, und das alles stopfte er wieder wahllos hinein. Lucia hatte nur ein paar Oberteile einzupacken. Chloé hingegen versucht die Teile in ihrem Beutel gewollt zu verschieben und klein zu drücken, in der Hoffnung, das Ei, das größer wirkte als sie es sich vorgestellt hatte, passte hinein. Und tatsächlich, das Ei schmiegte sich an die Kleidungsstücke, die es sanft umhüllten und vor den gröbsten Erschütterungen bewahrten. Zufrieden mit sich zog Chloé den Reisverschluss zu und ging zusammen mit den Anderen die Treppe zum letzten Mal hinunter. Schwester Joy musste gespürt haben, dass die vier weiterziehen wollen, denn sie stand einladend im Erdgeschoss, mit einem herzlichen Lachen auf den Lippen, und überreichte ihnen zum Abschied noch ein großzügiges Lunchpaket, was sie alle dankend annahmen. Dann traten sie hinaus, und das Sonnenlicht kitzelte sanft Chloés Haut. Die leichte Brise streichelte ihre Haare und kühlte sie wohltuend ab. Noch ein letztes Mal trat die Pension in Chloés Blickfeld, die so friedlich wirkte, als wäre niemals etwas mit ihr geschehen, und die Brünette bekam ein mulmiges Gefühl im Magen, wenn sie daran dachte, dass diese Pension, wohlgehütet im Herzen von Trostu, einmal Jace gehören würde. Und schon jetzt, auch wenn ihnen noch eine lange gemeinsame Zeit bevorstand, musste Chloé die aufkommenden Tränen mühsam hinunterschlucken, die von dem Gedanken hervorgerufen wurden, dass Jace sie früher oder später verlassen würde. Doch Chloé wusste, es dauerte noch, weswegen sie vorerst aufatmete. Sie schaute sich erneut um. Abgesehen von ihren Freunden, wirkte die Route 210, wie Chloé vermutete, sehr friedlich und harmonisch. Verschieden Pokemon tummelten sich in den Baumwipfeln, das Gras wippte sanft im Takt des Windes und gab beinahe knirschend unter den Fußsohlen der Trainer nach, und Chloé konnte bei genauerem Hinsehen einen schon platt getrampelten Weg erkennen, und auf dem hatte das zuvor sattgrüne Gras eine leicht braune Färbung angenommen. An den beiden Seiten des Weges prankten prunkvolle, in voller Blüte stehende Blumen in allen Farben, die Chloé bekannt waren. Sie leuchteten hell im untergehenden Sonnenlicht, und ihre Pollen schwebten wie Staubpartikel im Schein der Sonne. Diese Route war atemberaubend, Chloés Augen glänzten. Dann blickte sie hinüber zu ihren Freunden. Lucia blickte sich mit ebenso glänzenden Augen in der Gegend um, und schien genauso begeistert wie Chloé. Deren Blick streifte Gary, der sich kaum für seine Umgebung zu interessieren schien, denn er streichelte hingebungsvoll sein Ei, als wolle er so die Schale zum Schmelzen bringen, um sofort das geheimnisvolle, darin lauernde Pokemon in den Händen halten zu können. Nur wer geduldig ist, wird auch erfolgreich sein. Maries Worte hallten Chloé durch den Kopf und sie musste schmunzeln. Dann sah sie zu Jace und war wie schon des Öfteren von seiner Erscheinung fasziniert. Die Sonne befand sich hinter ihnen allen - weshalb Jace mehr denn je wie ein Engel aussah. Seine Haare glänzten im hellen Licht beinahe golden, caramellfarben. Seine Augen stachen wie so oft hervor, doch diesmal nicht wegen der Müdigkeit, sondern wegen der unnachlässigen Farbe, smaragdgrün, nicht minder glänzender als eben dieser Stein. Seine Umrisse waren in ein schwaches, weißes Licht getaucht, und selbst mit dem Kindwurm auf dem Kopf, das sehr zufrieden wirkte, sah er überhaupt nicht lächerlich aus. Ein Lächeln schlich sich auf Chloés Gesicht und ließ sie beinahe komplett vergessen, dass sie nur ein paar Stunden, oder Minuten, zuvor, hemmungslos geweint hatte. Dann richtete Chloé ihren Blick wieder nach vorne, und eine scharfe Abzweigung ließ sie aprupt stehen bleiben. Jace schien sich erschreckt zu haben, da er verwundert die klare Luft einsog, und sagte: "Chloé, geh weiter, es geht nur in eine Richtung, du kannst uns nicht falsch führen. Hinter der Abzweigung liegt glaub ich bald Elyses. Wir sind also bald da." Er grinste, das konnte die Brünette spüren, auch wenn sie ihn nicht direkt ansah, denn noch immer fesselte die bedrohlich wirkende Kurve ihren Blick. Doch sie vertraute Jace blind, so wie sie gesagt hatte. Entschlossenen Schrittes ging sie voran, und hinter der Abzweigung, die nun doch nicht so bedrohlich war, blieb Chloé erneut stehen, diesmal aus Erstaunen. Sie hatte gar nicht mitbekommen, wie schnell sie gegangen waren, wie rasant die Zeit vergangen war. Doch jetzt merkte Chloé plötzlich, dass es allmählich schon dämmerte, denn ein roter Schimmer legte sich bereits über die Sonne. Sie hatte also mal wieder zu viel Zeit in ihren Gedanken verbracht, na super. Denn jetzt konnte sie sie schon schwach erkennen - ein paar Häuser, schlicht, die meisten aus Holz, die einzeln um etwas kraterartiges herumstanden. Elyses. Gary jubelte auf und lachte schallend, und auch Lucia und Jace stimmten ein. "Wir sind da!", sagten alle im Chor. Chloé zog erfreut ihre Augenbrauen hoch. Immer größer wurden die Häuser, als sie alle gemeinsam auf sie zugingen. Und als sie Elyses betraten, verspürte Chloé zum einen Erleichterung, und zum anderen einen leichten Anflug von Trauer, dass sie Trostu hinter sich gelassen hatten.

  • Gary setzte ohne darüber nachzudenken eine Fuß vor den anderen. Route 210 war zwar eine schöne Route, aber solange er keine Pokemon beobachtete, waren ihm die Feinheiten der Umgebung egal. Momentan hatte der Professor in spe nur ein `Studiumobjekt´: das blaue Pokemonei. Behutsam strich er über die harte Schale. So viele ungeklärte Fragen. Vielleicht sollte ich mich auf die Geburt der Pokemon spezialisieren? Dieses Gebiet ist kaum erforscht. Das ist die Gelegenheit dieses Phänomen genau zu beschreiben. Ein Lächeln machte sich auf Garys Gesicht breit. Ich frag mich, was die Färbung des Eis über das Pokemon aussagt. Gibt es überhaupt Zusammenhänge? Zeigt es welche Farbe das Pokemon haben wird? Oder vielleicht den Typ? Wenn es der Typ wäre würde ein Wasserpokemon schlüpfen. Gary zermürbte sich den Kopf mit dutzenden von Fragen über Pokemon und deren Eiern, bis er seufzend den Kopf hob und schon die Stadt erblickte.
    Nachdem sie die alt aussehende Stadt betreten hatten, deren Häuser nicht wirklich als modern bezeichnet werden konnten, begann es in Garys Fingern zu kribbeln. Alle Häuser waren um einen kleinen Krater herum gebaut. In diesem Krater befand sich ein großer Schrein und dahinter öffnete sich eine Höhle. "Tja, jetzt kümmert ihr euch um ein Zimmer und ich schau mich ein wenig um. Bis später" sagte Gary und ließ seine erschrockenen Begleiter stumpf stehen.
    Vorsichtig ging der zukünftige Professor eine Treppe hinab, um in den Krater zu gelangen. Der Schrein war aus Holz errichtet. Die Türen waren zwar geschlossen, dennoch schien schwaches Licht aus den Schlitzen in dem Holz und ein süßlich-bitterer Geruch erfüllte die Luft. An dem Schrein scheint nichts besonderes zu sein. Hm, ich frag mich, was da drin ist. Gary ging ein paar mal um die kleine Holzhütte herum. Nach einigem Gegrübel beschloss Gary, sich den Elyses-Ruinen zuzuwenden. Vor dem Eingang der Höhle prangten zwei riesige Tafeln, in denen jeweils ein Pokemon eingrafiert war. Diese Pokemon hab ich noch nie gesehen. Was sind das für Pokemon? Gary rieb sich das Kinn. Er sah sich die linke Platte genauer an. Moos kletterte an den Ränder der Tafeln hoch und Schmutz hatte sich in den Ritzen der Grafur gesammelt. Ich werde hierraus einfach nicht schlau. Hmpf! Bedrückt betrat Gary die Höhle und wurde von völliger Dunkelheit umgeben.


    Nicht nur Chloé blickte Gary verwundert nach. Alle waren kurz wie angewurzelt stehengeblieben, als der angehende Professor einfach davongeeilt war. Und auch wenn die Koordinatorin nicht dasselbe für ihn empfand wie für Jace, nein, nicht annähernd so viel, so beschlich sie doch ein mulmiges Gefühl, als er die Höhle betrat, denn irgendwie hatte es etwas Endgültiges. Doch die anderen schienen nicht so zu empfinden, Jace zuckte gleichgültig, fast gelangweilt mit den Schultern und ging geradewegs weiter zum Pokemoncenter, das sich zwar von der Farbe deutlich von den anderen Häusern unterschied, aber jedoch keineswegs in seiner Größe. Auch Lucia ging weiter, aber Garys plötzliches Verschwinden schien sie deutlich mehr mitzunehmen als Jace, denn sehnsüchtig blickte sie ihm nach, und in Chloé machte sie ein kleiner Funken Hoffnung breit, dass Lucia vielleicht doch ihn wollte. Doch dieser kleine Funke erlosch so schnell wieder, wie er gekommen war. Denn als sie weitergingen, schmiegte sich die Blauhaarige eng an Jace an und kraulte das Kindwurm, das müde auf seinem Kopf einzunicken drohte. Missmutig schaute Chloé zu Boden, damit sie es nicht ertragen musste, weil sie es nicht ertragen konnte. So gingen sie die wenigen weiteren Schritte, bis sie an der Tür des Pokemoncenters angekommen waren, und Chloé blickte wieder auf. Wenn sie es richtig einschätzte, war dieses Gebäude sogar fast noch kleiner als die einzelnen Häuser. Doch es stach sichtbar in dem kleinen Dorf hervor. Schwungvoll, fast zu schnell für so einen ruhigen Platz, schwang die Tür auf, und eine gemütliche Eingangshalle kam dahinter zum Vorschein. Doch sie war deutlich kleiner als erwartet, im Gegensatz zu Trostu war es eine Pokemon heilende Hütte. Das Gebäude hatte keine zweite Etage und besaß augenscheinlich nur zwei Gästezimmer und einen OP für den Ernstfall. Natürlich noch eine Theke, hinter der eine Schwester Joy sie freundlich anlächelte - und ein weiteres Mal fragte Chloé sich, wie sie nur alle gleich aussehen konnten. Sie behielt es im Hinterkopf, diese besonders nett wirkende einmal danach zu fragen. Um diese Erscheinung zu bestätigen, begrüßte die pinkhaarige Frau sie herzlich. "Guten Tag, junge Trainer. Ihr seht müde aus, hier könnt ihr euch gerne ausruhen, bald bricht ja auch schon die Nacht an. Seit ihr zu dritt?" In die Pause hinein kam Jace zu Wort, der aber sichtlich desinteressiert wirkte, was aber wahrscheinlich an seiner Müdigkeit lag, die man ihm deutlich an den grauen Schatten unter seinen Augen ansehen konnte. "Nein, wir sind zu viert, unser Freund erkundet gerade die Ruinen im Krater." Seine Stimme klang angespannt und ungeduldig, als wolle Jace nur noch ins Bett und sich komplett ausschlafen. Man sah, wie sich sein Kiefer anspannte, als versuchte er, nicht zu gähnen. Schwester Joy fuhr ungeachtet Jace' eiserner Miene fröhlich fort. "Achso, ein kleiner Entdecker. Auch wenn wir stolz auf unsere Ruinen sind, da gibt es nicht sehr viel zu sehen. Aber okay, ich sag ihm Bescheid, wenn er kommt." Dann zückte sie zwei kleine, metallene Schlüssel. Den einen überreichte sie Chloé, den anderen Jace. Getrennte Zimmer also, das tat ihnen bestimmt auch mal gut. Der Schlüssel lag kühl und beruhigend in Chloés Hand, und sie strich sanft mit dem Daumen darüber. Schwester Joy sprach weiter. "Gut, ihr seht, es gebt nur zwei Zimmer. Das links neben der Theke ist für die Mädchen, das rechts für die Jungen. Ruht euch schön aus. Gute Nacht." Sie lächelte und wartete geduldig, bis sich die Jungendlichen ihren Zimmern zuwandten. Jace blickte, sichtlich erschöpft noch einmal zu Chloé hinüber und fing ihren Blick auf, und seiner wurde augenblicklich zärtlicher. Er lächelte und raunte ein "Gute Nacht", sodass nur Chloé es hören konnte. Sie lächelte schüchtern zurück und wurde rot, versuchte es aber hinter ihren Haaren zu verbergen. Und als Jace hinter der Tür verschwunden war, hatte es nicht den Anschein, dass er noch auf seinen Sandkastenfreund warten wollte.


    Gary leuchtete mit einer Taschenlampe, die er eben aus seinem Rucksack gezogen hatte, über die kahlen Wände der Höhle. Stein, Stein, Stein. Oh! Noch mehr Stein grummelte Gary innerlich vor sich hin. Langsamen Schrittes schlich er durch die Höhle. Es war totenstill. Gary hörte nur, wie sein eigener, regelmäßiger Atem von den Wänden wiederhallte. Hier ist nichts und niemand. Gary seufzte. Doch plötzlich huschte sein Licht über eine Höhlenmalerei. "Wow" hauchte der junge Trainer und begutachtete die Zeichnung. Es waren drei, sehr ähnliche Pokemon in einem Dreieck abgebildet. Sie unterschieden sich nur in der Form und Farbe ihres Kopfschmuckes. Das obere Pokemon hatte einen gelben Helm, während der Kopf des Linken rosa und der Kopf des Rechten blau gefärbt war. In der Mitte des Bildes war ein roter Kreis. Gary packte die Taschenlampe zwischen die Zähne, setzte seinen Rucksack ab, was nicht sehr einfach war, da er immernoch das Ei in den Armen hielt, und zog ein kleines Notizbuch hervor. Vorsichtig legte Gary sein Ei auf den Rucksack und begann die Höhlenmalerei abzuzeichnen. Ich frag mich, was das darstellen soll. Als er fertig war, packte er alles wieder ein und verließ die Höhle, immernoch am grübeln, was an dieser Wand dargestellt war. Im Freien ließ der Mond alles in einem fahlen Licht glänzen.
    Als Gary in das Pokemoncenter eintrat, wurde er fröhlich von Schwester Joy empfangen: "Guten Abend! Du bist gehörst bestimmt zu dem Jungen und den beiden Mädchen."
    "Guten Abend. Ja, das stimmt. Ich war noch in den Ruinen" antwortete Gary.
    "Deine Freunde sind schon vor ein paar Stunden auf ihre Zimmer gegangen. Deines ist rechts" die Frau mit den rosa Haaren zeigte auf die entsprechende Tür.
    "Danke" sagte Gary und ging geradewegs in sein Zimmer. Zu seiner Enttäuschung standen nur zwei Betten in dem kleinen Raum. Verdammt, wir schlafen nicht mit den Mädchen in einem Zimmer. Echt mies. Leises Atmen drang aus einem der Betten. Jace schlief schon. Das Kindwurm lag neben Jace und zappelte mit den Armen. Träumt es etwa vom Fliegen? Dachte Gary und lächelte. Der Professor in spe legte das Ei auf das freie Bett und seinen Rucksack auf den Boden. Er zog sich die dreckigen Klamotten aus und legte sich nur mit Boxershorts bekleidet ins Bett. Dann zog er erneut sein Notizbuch und die Taschenlampe aus dem Rucksack und begann zu schreiben:
    1. Tag
    Ich habe heute ein blaues Ei vom Pensionspaar aus Trostu erhalten. Es verhält sich wie ein Stein. Keine Bewegungen. Keine Geräusche. Ich trage es immer in den Armen, um jede Veränderung zu beobachten. Ich speckuliere, dass die Eifarbe etwas über das schlüpfende Pokemon aussagt. Woher die Eier stammen, weiß noch niemand. Ich hoffe dieses Geheimnis irgendwann lüften zu können. Momentan befinde ich mich in Elyses und erkunde die Ruinen (Siehe vorherige Seite. Skizze).

    Gary schloss sein Notizbuch und verstaute es wieder im Rucksack. Als er sich auf die Seite legte um einzuschlafen, hörte er noch, wie Jace im Schlaf vor sich hin murmelte: "Chloé... Ich... schnarch..."


    Chloé schreckte aus einem traumlosen Schlaf auf, als sie Schritte außerhalb ihres Zimmers vernahm, welches trotz der Größe gemütlich gestaltet war. Die Fenster waren mit indigoblauen Vorhängen bedackt, die nur schwaches Mondlicht hindurchließen, das das Zimmer in ein mattes Silber tauchte. Die Einzelbetten standen jeweils an den beiden Zimmerseiten und besaßen beide neben dem weichen, weißen Daunenbettzeug eine rot-gelb karrierte Steppdecke, die angenehme Wärme spendete. Chloé hatte sie sich bis zu den Ohren gezogen, da es trotz der Jahreszeit Nachts durchaus frisch war und sie den Schließmechanismus des Fensters noch nicht begriffen hatte, was vielleicht auch an der Müdigkeit lag. Außerdem hatte sie sich nur ein Nachthemd übergestreift, was zur Kälte beitrug. Der Boden des quadratischen Zimmers bestand aus Laminat, das im Mondlicht schwach schimmerte, als wäre es feucht. An der Wand über Lucias Bett hing ein Bild, und Chloé vermutete, dass es Elyses darstellte, jedoch vor vielen Jahren, da es eine Aufnahme in Sepiatönen war. Sowohl Lucia als auch Chloé schliefen mit ihren Eiern im Bett - und irgendwie schien das wachsende Leben in ihnen eine tröstende Wärme zu spenden, was Chloé dazu veranlasste, sich enger, aber dennoch vorsichtig an es zu kuscheln. Doch nun fokussierte sie ihr Gehör wieder auf die Schritte, die in der Eingangshalle zu hören waren. Kurzzeitig verstummten sie, und dann ertönte Schwester Joys Stimme, die Chloé aber nicht ganz verstand. Dann noch eine Stimme - unverkennbar die von Gary, doch die einzelnen Wörter blieben auch diesmal dem Mädchen verborgen. Langsam verhallten die Schritte, wurden leiser, bis das vorsichtige Schließen einer Tür zu vernehmen war, und schon war es im Pokemoncenter wieder still. Chloé hörte nur ihren und Lucias Atem und ihr eigenes Blut in ihren Ohren Rauschen und, je nachdem wie sie ihren Kopf auf das weiche Kissen legte, auch ihren regelmäßigen, stetigen Herzschlag. Sie war müde - ihre Wimpern schienen sich kaum voneinander lösen zu können, als wären sie mit Kleister zusammengeklebt. Nur mit Mühe konnte Chloé sie zu Schlitzen öffnen. Ihre Haare kitzelten ihre Haut, doch sie war selbst zum Wegstreichen zu müde. Sie zog ihre Knie eng an ihre Brust und drückt sanft das rotglänzende Ei an sich. Dann vergrub sie ihren Kopf noch weiter in das große Kissen, dass den verhältnismäßig kleinen Kopf der Koordinatorin zu verschlingen schien. Und kaum hatte sie die Augen geschlossen, verschlang er sie tatsächlich: Ein langer, erholsamer Schlaf.