Die Arbeit mit dem Tod

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  • Ich habe vor knapp drei Jahren im Rahmen meiner Ausbildung selber in einem Seniorenheim gearbeitet. Eine der ersten Regeln, die mir die Leitung der Einrichtung mit auf den Weg gegeben hat, war jene, dass ich mich nicht zu sehr mit den Bewohnern anfreunden soll. Und so kalt das auch klingen mag, im Endeffekt ist das genau die Methode, die man anwenden muss, wenn man nicht an diesem Job zerbrechen möchte. Es darf natürlich nicht so weit gehen, dass man die Bewohner lediglich als Akte oder Arbeitsmaterial sieht. Das Beispiel von der Altenpflegerin, die mit ihren Kolleginnen Wetten darüber abgeschlossen hat, welcher Bewohner als nächstes stirbt, habe ich ja bereits gebracht und verurteilt. Aber man sollte sich immer vor Augen führen, dass die Bewohner eines Seniorenheims nicht ohne Grund in so einer Einrichtung leben. Sie sind aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr dazu in der Lage, ihr Leben selbst zu gestalten. Von daher sollte man sich innerlich immer darauf vorbereiten, dass die Bewohner nach und nach schwächer werden und sterben. Natürlich kann ein Todesfall immer noch plötzlich eintreffen, aber keinesfalls wirklich überraschend.


    Eine Verabschiedung kann auch ohne größere Probleme posthum stattfinden. Das ist im Altenheim sogar die wesentlich gängigere Variante. Darüber braucht man sich also keine allzu großen Sorgen zu machen. Es fällt Menschen sowieso wesentlich leichter zu gehen, wenn niemand ihren Sterbeprozess überwacht. Die Arbeit mit dem Tod sieht auch weniger die Begleitung des Sterbeprozesses vor, sondern eher die Vor- und Nachbereitung in Bezug auf den Sterbenden und die eigene Psyche. Ich habe im Altenheim auch einige Leichen zu Gesicht bekommen, allerdings war ich nie beim Sterbeprozess an sich dabei. Die folgenden Gespräche mit den Familienangehörigen sind wesentlich härter.

  • Mal nicht zum Thema Altenheim, da ich in einer solchen Einrichtung, denke ich, eher weniger arbeiten könnte, ausgehend von meiner Vorstellung des Ablaufes etc. Allerdings kann der Tod auch wo anders lauern, zum Beispiel im Krankenhaus, wo ich mich bald seit 2 Jahren in der Ausbildung befinde. Meine Erfahrungen mit dem Tod dort, beschränkt sich auch auf zwei Ereignisse. In der Notaufnahme. Eine etwas ältere Person mit Hirnblutungen, die schon einige Zeit bewusstlos zu Hause lag, es bemerkte zwar jemand, aber es war wahrscheinlich schon zu spät, sein Tod war eigentlich noch nicht zu 100% sicher, allerdings hat mir ein Krankenpfleger dort gesagt, dass es am wahrscheinlichsten ist, dass er stirbt. Als ich dann so weit gedacht habe, dass es auch einem Verwandten von mir passieren könnte o.ä., hatte ich durchaus mit den Tränen zu kämpfen. Das war in der Situation auf jeden Fall schwer für mich, aber ich konnte das dann doch irgendwie bewältigen. Den anderen Fall habe ich nur am Rande mitbekommen und ich weiß auch gar nicht mehr, weswegen dieser Patient in der Notaufnahme war. Im Nachhinein habe ich bei einem Gespräch zwischen den Pflegern gehört, dass der zuständige Arzt, den Patienten unbewusst bzw. durch seine Art unter Druck gesetzt hat und es wohl eigentlich gar nicht zum Tod hätte kommen müssen, aber er ist dann doch eingetreten.
    Die Arbeit verändert den Menschen definitiv, das konnte mir auch jemand bestätigen, der in der Notaufnahme arbeitet. Wenn ein schwerer Fall kommt, der tödlich enden kann, dann man auch nicht die ganze Zeit unsicher sein und mit den Tränen kämpfen, für die Arbeit wäre es gut, einen kühlen Kopf zu bewahren und ich weiß, dass sowas nicht für jeden etwas ist. Es wird immer klar gesagt, man muss Arbeit vom Privatleben trennen können, man sollte manchmal nach Hause gehen und nicht weiter daran denken, was man heute gesehen oder erlebt hat, sonst kann man das auch nicht lange aushalten.
    Bei einer Geschichte einer Kollegin, die davor in einem anderen Krankenhaus gearbeitet hat, sind zwei Säuglinge gestorben und ich denke nicht, dass ich darauf noch weiter eingehen muss. In der Arbeit hört man immer wieder, dass es ein Unterschied ist, ob ein älterer Mensch stirbt, oder ein Kind. Ich selbst habe mir noch keine Gedanken darum gemacht, ich kann natürlich verstehen, wieso jemand so denken kann, aber ob ich es tue, ich weiß es nicht. Darüber will ich mir eigentlich auch keine Gedanken machen, wenn ich ehrlich bin.
    Bei der Station, auf der ich momentan arbeite, hat man eher am Rande mit dem Tod zu tun, da dort Kinder behandelt werden, die dem Tod (knapp) entkommen sind. Wenn man von einem Verkehrsunfall hört, bei dem ein Mensch von einem VW Bus ähnlichen Auto angefahren wurde und dabei durch die Luft flog, das überlebt hat, ist man im ersten Moment natürlich froh, auch wenn sowas in den Nachrichten kommt, aber man denkt nicht weiter. Man macht sich meist keine Gedanken darum, wie der Mensch jetzt lebt. Das Kind mit dem angesprochenem Unfall ist gelähmt, inkontinent, kann nicht essen, sich nicht mitteilen. Es ist eine Qual für die Eltern, sie sind unsicher und das ist verständlich. Man wünscht sich, dass so etwas einem in der eigenen Familie nicht passiert. Ich zitiere eine Kollegin: "Sowas wünscht man nicht mal seinem größten Feind."
    Manchmal wäre der Tod vielleicht auch besser, so hart das klingen mag.

  • Man muss das von dieser Sicht aus sehen.


    Zum Beispiel bei einem Arzt.


    In seinem Studium muss ein Arzt an toten Tieren und Menschen fummeln, damit sie etwas über die tierischen und menschlichen Anatomien verstehen und irgendwann unser Leben retten können. Man kann ja nicht an lebendigen Menschen. Das geht doch nicht.


    Auch die besten Ärzte sind wegen den Leichen und dem ganzen Blut oft umgekippt, aber man gewöhnt sich daran. Ist doch selbstverständlich oder? Aber es ist ganz normal, dass ihre Persönlichkeit dadurch geändert wird.



    Und nun zu den Fragen;


    Glaubt ihr,dass die Arbeit mit dem Tod eine Person privat beeinflusst?
    Wenn ja,wie?, und wenn nein,warum nicht?

    Natürlich beeinflusst das eine Person. Stellt ihr euch mal vor, dass ihr ein Rechtsmediziner seid und euer Onkel wurde ermordet und ihr müsst eine Obduktion machen. Ich könnte das nicht ertragen und hätte Albträume und eine stark schwankende Persönlichkeit.
    Könntet ihr eine Arbeit die mit dem Tod zusammenhängt ausüben?
    Nein, könnte ich nicht. Aber ich habe großen Respekt an die Leute, die das machen.

  • Stellt ihr euch mal vor, dass ihr ein Rechtsmediziner seid und euer Onkel wurde ermordet und ihr müsst eine Obduktion machen. Ich könnte das nicht ertragen und hätte Albträume und eine stark schwankende Persönlichkeit.

    Na, ich will doch mal ganz stark bezweifeln, dass es Rechtsmediziner überhaupt rechtlich erlaubt ist, Verwandte zu obduzieren. Da gibt es doch bestimmt auch sowas wie eine Befangenheitsklausel, ganz abgesehen davon, dass glaube ich kein Arbeitgeber einem Angestellten sowas zumuten würde.

  • Die Arbeit mit dem Tod beeinflusst nicht mehr als andere Jobs, die vom Spektrum einen ähnlichen Umfang aufweisen, also breit gefächert sind. Bezogen auf den Umfang, nicht auf die jeweiligen Ausprägungen. In diesem Segment muss ein Arbeiter allerdings eine gewisse Härte mitbringen, andernfalls könnte beispielsweise Leichenwäsche nicht aushaltbar sein. So, wie manche kein Blut sehen können (wollen!), eignet sich ein derartiger Job nicht für jeden. Denke, dass meist die Persönlichkeit nicht derart stark umgewälzt wird, als dass diese sich für andere erkennbar maßgeblich anders wahrnehmbar ist. Womöglich stumpft man ab, sodass Unfälle beispielsweise im Straßenverkehr subjektiv weniger schlimm erscheinen als sie auf andere wirken.


    Die Arbeit mit dem Tod weist eine Parallele mit jener im Krankenhaus auf: Die Kunden gehen einem nicht aus. Wobei die Arbeit mit dem Tod etwas Grausames im Hinblick aufs Finanzielle darstellt, wovon ich nach Vaters Tod vor zirka vier Monaten berichten kann. Würdevoll, wie manche Rezensenten der Trauer-"Feier"-Firma (ein Oxymoron) ihren ausgerichteten Feiern als Attribut nachsagen, waren selbige sicher schon; würdevoll sind die Preise allerdings ganz und gar eben nicht, vielmehr wird ausgenutzt, dass Menschen in Trauer nicht zum Knausern neigen. Würdevoll zu mir und Mutter sind diese Menschen also nicht. Nur weil alle Firmen dieser Dienstleistungen teuer sind, heißt das nicht, dass man diese Praxis nicht pauschal auf einen Anbieter bezogen kritisieren darf; selbst das Günstigste ist das Geld streng genommen nicht wert, ein Glück, dass Vater das Günstigste laut eigener Aussage wollte, Mutter erwarb bei meiner Anwesenheit bei den "Verkaufsgesprächen", ich wollte Kohle sparen, Dinge wie einen Sarg, die das Zweitbilligste darstellen.

  • Ich finde es interessant wie Leute immer zu diesen Berufen finden.
    Aber letzendlich ist es wie bei allem, Tätigkeiten müssen ausgeübt werden und auch dafür gibt es eine bestimmte Bezeichnung, der als Beruf ausgübt wird.
    Hierbei ist es aber so, dass man es auch abhaben kann, ist genauso wie Krankenschwester etc., du kannst mit dem Tod konfrontiert werden oder wirst damit konfrontiert.
    Das ist natürlich nicht jedermans Sache.


    Ich hab zwar auch schon was grausames bei einem Unfall miterleben dürfen, der Anblick hat mich um ehrlich zu sein in keinsterweise verschreckt.
    Nur permanent damit zu tun haben will ich nicht, denn was ich wesentlich schlimmer finde als den Tod selbst, ist das Lied der Familie und Angehörigen.



    Zumal finde ich es schon dreist was manche Bestattungsunternehmen für Geld aus der Trauer der Familie ziehen.

  • Mipha

    Hat das Label Allgemeine Diskussionen hinzugefügt.
  • Yuki

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