Ich habe vor knapp drei Jahren im Rahmen meiner Ausbildung selber in einem Seniorenheim gearbeitet. Eine der ersten Regeln, die mir die Leitung der Einrichtung mit auf den Weg gegeben hat, war jene, dass ich mich nicht zu sehr mit den Bewohnern anfreunden soll. Und so kalt das auch klingen mag, im Endeffekt ist das genau die Methode, die man anwenden muss, wenn man nicht an diesem Job zerbrechen möchte. Es darf natürlich nicht so weit gehen, dass man die Bewohner lediglich als Akte oder Arbeitsmaterial sieht. Das Beispiel von der Altenpflegerin, die mit ihren Kolleginnen Wetten darüber abgeschlossen hat, welcher Bewohner als nächstes stirbt, habe ich ja bereits gebracht und verurteilt. Aber man sollte sich immer vor Augen führen, dass die Bewohner eines Seniorenheims nicht ohne Grund in so einer Einrichtung leben. Sie sind aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr dazu in der Lage, ihr Leben selbst zu gestalten. Von daher sollte man sich innerlich immer darauf vorbereiten, dass die Bewohner nach und nach schwächer werden und sterben. Natürlich kann ein Todesfall immer noch plötzlich eintreffen, aber keinesfalls wirklich überraschend.
Eine Verabschiedung kann auch ohne größere Probleme posthum stattfinden. Das ist im Altenheim sogar die wesentlich gängigere Variante. Darüber braucht man sich also keine allzu großen Sorgen zu machen. Es fällt Menschen sowieso wesentlich leichter zu gehen, wenn niemand ihren Sterbeprozess überwacht. Die Arbeit mit dem Tod sieht auch weniger die Begleitung des Sterbeprozesses vor, sondern eher die Vor- und Nachbereitung in Bezug auf den Sterbenden und die eigene Psyche. Ich habe im Altenheim auch einige Leichen zu Gesicht bekommen, allerdings war ich nie beim Sterbeprozess an sich dabei. Die folgenden Gespräche mit den Familienangehörigen sind wesentlich härter.