Kapitel 13 : Verloren im Wald
Am nächsten Morgen wachten die 4 Freunde, fast zeitgleich auf. Zuerst wachte Sharon auf und zog sich an. Nach kurzer Zeit wachten dann auch die Anderen auf. "Morgen!", begrüßte Gin seine Freunde mit verschlafener Stimme. "Morgen. Gut geschlafen?", antwortete Drake. Die Antwort von Sharon und Mia war "Ja" und die von Gin war "Nein". Sharon sah Gin an, weil sie genau wusste, warum er so schlecht schlief. "Achja, Gin. Was war eigentlich heute Nacht? Du warst weg, stimmt´s?", informierte sich das Mädchen bei Gin. "Was, du warst weg?", sprach Drake dazwischen. Gin antwortete :"Äähm...ja. Ich wollte nur was frische Luft schnappen." - "War scheinbar sehr anstrengend", entgegnete Sharon misstrauisch, "warum warst du dann so fertig, als du wieder hier warst?" Gin wollte sein Verschwinden nicht an die große Glocke hängen, weil er keine Lust hatte, mit Fragen gelöchert zu werden. "Äähm...also ich...", versuchte der Junge eine vernünftige Antwort zu Umgehen. Plötzlich klopfte jemand an der Tür. "Herein!", rief Mia. Die Tür öffnete sich und Leonardo betrat den Raum. "H-Hallo. Gut geschlafen?", begrüßte er sie. Drake antwortete :"Ja, danke. Du?" - "A-Auch, danke. Ich wollte euch nur Bescheid sagen, dass es Frühstück gibt", begründete er sein Auftauchen. Mia entgegnete: "Danke, wir kommen gleich." Der Gelehrte nickte, verließ das Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. Nachdem sich alle angezogen hatten, gingen sie runter, um etwas zu essen. "Man, hab ich Hunger!", sagte Mia, als ihr Magen knurrte. Toseko verkroch sich wieder in Gin´s Kapuze und zeigte sich auch vorerst nicht. Als die Freunde die Speisehalle betraten, entdeckten sie schon, dass viele Gelehrte an den Tischen saßen. Die Speisehalle war sehr groß und enthielt viele Tischreihen, an der Wand, neben der Tür stand ein Geschirrwagen, zu dem man sein Geschirr bringen konnte. Das Essen stand auf allen Tischen, sodass sich jeder selbst nehmen konnte, was er wollte. Sie setzten sich zu dem Tisch, an dem auch Leonardo saß und nahmen sich etwas zu Essen. Nur Gin aß nichts. "Keinen Hunger, Gin?", fragte Drake den Jungen. Er schüttelte wortlos den Kopf. Drake zuckte mit den Schultern und aß weiter. Als Leonardo fertig gegessen hatte, brachte er sein Geschirr weg und ging zur Eingangshalle, um sich weiter mit seinen Studien zu beschäftigen. Kurz danach stand Gin auf und sprach :"Ich geh nach draußen!" Bevor jemand etwas dazu einwerfen konnte, verschwand Gin mit seinem Geschirr, das er dann auch zum Wagen brachte. "Hm...Gin scheint schlecht gelaunt zu sein", seufzte Mia. "Das passiert bei ihm ja schon mal, lassen wir ihn einfach in Ruhe!", antwortete Drake. Nachdem Sharon fertig war mit Essen, stand sie ebenfalls auf. "Ich geh mal zu Leonardo, ich muss mit ihm reden", sagte sie. "Hm...tu das!", entgegnete Drake, ohne sie anzuschauen. Sharon ging zur Eingangshalle und setzte sich zu dem Gelehrten. "Leonardo, können wir mal reden?", fragte sie ihn. Er legte das Buch, in dem er gerade las, zur Seite und schaute sie an. "Natürlich, was gibt´s?", antwortete er freundlich. Sharon begann zu reden :"Ich mach mir Sorgen um Gin. Ihn haben wohl wieder seine Erinnerungen von damals beschäftigt. Ich habe ihm zwar gesagt, er soll versuchen, das zu ignorieren, aber ich bin mir nicht sicher, ob er das wirklich schafft." Leonardo überlegte kurz und antwortete dann :"W-Weißt du, ich kenne mich nicht so gut mit der Psyche der Menschen aus...aber ich glaube, dass man sich nicht so leicht da einmischen kann, wie er mit so etwas umgeht.“ - „Was meinst du?“, fragte Sharon verwirrt. Leonardo erklärte :“N-Naja, er hatte viele Jahre mit Verletzungen und Schmerzen zu kämpfen, deshalb hat er sich so entwickelt. I-Ich glaube, da kann man nur tatenlos zuschauen. Dass er sich selbst verletzt gefällt zwar niemandem, aber er zwingt sich selbst dazu. Das war für ihn viel zu schlimm, sodass das Ritzen und was er sonst noch macht, krankhaft geworden ist.“ Sharon guckte nun etwas traurig und entgegnete :“Ich will aber nicht, dass er sich selbst verletzt und so leidet. Drake und Mia wollen das auch nicht.“ Sie ließ den Kopf hängen und überlegte. Leonardo sagte nichts. Nach kurzer Zeit hob das Mädchen plötzlich den Kopf und sprach fest entschlossen :“Egal, was in ihm vorgeht! Ich werde ihm helfen, egal was ist!“ Leonardo lächelte und antwortete :“Er kann echt von Glück reden, euch zu haben…und besonders dich. Ich denke, ihr werdet ihm schon irgendwie helfen können!“ Sharon sagte lächelnd :“Danke, Leonardo…dass du dir Zeit für mich genommen hast!“ Der Gelehrte nickte und antwortete überzeugend :“Ihr schafft das!“ Plötzlich tauchten Drake und Mia auf und gingen zu dem Tisch, an denen die beiden saßen. „Hallo!“, begrüßte Mia die Beiden. Sharon antwortete :“Tag. Hast du genug gegessen, Mia?“ Das Mädchen lächelte und nickte. „Wollten wir nicht irgendwann Pläne machen, wie wir mit den Träkon fertig werden?“, fiel Drake ein. „A-Achja, stimmt. Wir brauchen dafür Gin!“, merkte Leonardo an. „Wo ist der Junge?“, fragte Mia ungeduldig, „hoffentlich ist er nicht abgehauen, um sich selbst zu verletzen!“ Sharon wühlte in ihrer Hosentasche, holte Gin´s Deseart Eagle und sein Butterfly raus und legte sie auf den Tisch. „Mach dir mal keine Sorgen!“, antwortete sie selbstsicher. „Ha! Du bist genial! Er scheint es aber nicht gemerkt zu haben…komisch!“, entgegnete Mia. Plötzlich öffnete sich die Eingangstür. Gin trat ein. „Scheiße!“, sprach Sharon, als sie Gin´s Arm ansah. Der Junge trat näher und hatte eine Glasscherbe in der linken Hand, an der auf einer Hälfte Blut dran war. Er hatte am linken Arm Wunden. „D-Das habe ich irgendwie damit gemeint!“, flüsterte Leonardo zu Sharon. „Hast du dich gut amüsiert, Gin?“, fragte Drake ihn grinsend. Mia stieß dem Jungen mit dem Ellbogen in die Rippen. Sharon seufzte, als sie Gin sah. Der Junge setzte sich an den Tisch und sagte :“Ganz ruhig, ich hab schon Schlimmeres getan.“ Drake antwortete :“Du hast es also geschafft, dich zu reduzieren. Gut gemacht!“ Sharon sprach :“Ich frage mich, wie dass noch schlimmer sein könnte…“ Gin erklärte: “Früher hab ich mir Wunden in den Arm geritzt und diese genau an eine Stein- oder Tischkante geschlagen, sodass ich gefühlte 5 Liter Blut verliere.“ Mia wünschte sich, dass sie das jetzt nicht gehört hätte: “Baah, Gin. Du bist doch nicht mehr normal!“ Daraufhin antwortete der Junge gelangweilt :“Erzähl mir mal was, was ich nicht schon seit so vielen Jahren weiß!“ Leonardo wollte nun zur Planung kommen und beendete die Diskussion :“O-Okay, wollen wir dann mal anfangen?“ Sharon nickte und legte einen Verband um Gin´s Arm. Drake und Mia setzten sich hin und hörten Leonardo zu. „Die Feinde haben sich schon ordentlich verbreitet, besonders in den westlichen Gebieten. B-Besonders in Reco wird nun Verstärkung benötigt. Und genau diese Stadt ist euer erstes Ziel. Das Problem dabei ist, dass man diese Stadt mit der Himmelsfähre nicht direkt erreicht, sie hält nämlich nur an einem Wald, durch den man gehen muss, um in die Stadt zu gelangen. V-Vielleicht habt ihr ja schon mal vom „Death Forest“ gehört…“ Plötzlich fiel Sharon, die den Arm von Gin verband, dem Gelehrten ins Wort :“Death Forest? Ist das dein Ernst? Das ist der größte Wald Hiroyas, in dem sind schon viele Leute verschwunden! Und da sollen wir durch?!“ Leonardo nickte und entgegnete :“Ja, das sollt ihr. Ich denke aber, dass ihr das schafft, weil ihr ja gute Kämpfer seid und den Gefahren trotzen könnt. Also…ihr wisst, was ihr zu tun habt?“ Drake, Mia und Drake nickten. Sharon auch, aber mit einem unsicher Gesichtsausdruck. Das merkte Gin und sagte zu ihr :“Keine Sorge, ich pass auf dich auf!“ Sharon wusste, dass Gin es ernst meinte. Auch, wenn sie ein Bisschen ärgerlich auf ihn war, wusste sie, dass sie ihm vertrauen kann. Er hat ihr oft genug aus der Patsche geholfen. Sharon nickte und sagte :“Okay. Ich denke, das wird kein Problem!“ Leonardo erwiderte :“Okay, dann wünsche ich euch viel Glück!“ – „Danke!“, antwortete Mia und stand mit den anderen auf. Sharon gab Gin seine Deseart Eagle und sein Butterfly wieder, welche er dann auch sofort in seine Tasche steckte. Die Rebellen verließen die Universität und gingen zur Fährenstation. Sie kauften Tickets und warteten etwa 10 Minuten auf die Himmelsfähre. Als diese endlich ankam, stiegen sie ein und setzten sich auf die Sitze. Es waren nicht viele Passagiere dabei, was sehr komisch war, denn in den meisten Fällen ist die Himmelsfähre richtig voll. Die Fahrt begann und die Fähre setzte sich in Bewegung. Nach ein paar Minuten Fahrt, hörten die Rebellen plötzlich ein „Miau“ aus der Kapuze von Gin. Sharon griff in die Kapuze und holte Toseko raus. „Hast du die ganze Zeit dort drin geschlafen?“, fragte Sharon die Katze. Toseko schaute das Mädchen mit einem verschlafenen Blick an und miaute. „Achja, du warst ja gestern auch so fertig, wie Gin“, sagte sie und legte ihn auf ihren Schoß. Dann wandte sie sich Gin zu und fragte diesen :“Also, sag mal bitte. Was war gestern Nacht los?“ Gin verdrehte die Augen und antwortete :“Da waren einige Träkon, die Gebäude mit Dynamit zerstören wollten. Ich hab das mitgekriegt und bin mit Toseko raus gegangen, um sie zu beseitigen.“ – „Und weiter?“, fragte Sharon neugierig. Der Junge antwortete :“Anfangs ging alles gut, doch dann wurde Toseko geschnappt und bedroht. Ich hab es aber durch Glück noch geschafft, die Träkon zu beseitigen, ohne dass Toseko etwas passiert ist, oder Gebäude zerstört wurden.“ Klang für Sharon gut. „Und warum hast du uns das nicht erzählt? Ist doch gut, was du getan hast!“, erwiderte sie. „Ich wusste nicht, wie ihr reagiert, wenn ich erzähle, dass Toseko und ich uns getrennt haben. Und besonders nicht, dass die Träkon ihn hätten umbringen können.“, sagte er. Das Mädchen lächelte und antwortete :“Ist doch nicht schlimm. Ich meine, es war sicher die beste Idee, sich zu trennen. Sonst wäre es vielleicht einem Träkon gelungen, etwas zu zerstören.“ Gin zuckte mit den Schultern, ohne ein Wort zu sagen. In der Zwischenzeit schaute Mia aus dem Fenster, um sich die Zeit zu vertreiben. Sie sah zum Beispiel eine große Wiese, auf der sich Kühe befanden. Sie erblickte hohe Berge, dessen Erklimmen gar unmöglich ist. „Guckt mal! Da ist New Traskar-City!“, berichtete Mia plötzlich aufgeregt. Sharon, Drake und Gin schauten aus dem Fenster und erblickten die Stadtmauern von New Traskar-City und viele Gebäude. Man konnte sehen, dass sie wirklich noch nicht lange da waren, was einen schönen Anblick der Stadt garantierte. „Wow, sieht echt nicht schlecht aus!“, meinte Sharon. Gin nickte zustimmend, während er die an ihnen vorbeiziehende Stadt betrachtete. Als New Traskar-City außer Sicht war, drehten sich alle wieder um…nur Mia´s Blick blieb noch an der Landschaft hängen. Plötzlich ertönte eine Durchsage :“An alle Passagiere! In 5 Minuten werden wir den Death Forest erreichen! Ausstieg auf der linken Seite. Danke, dass sie mitgefahren sind!“ Die Durchsage erleichterte Mia :“Zum Glück war das jetzt keine lange Fahrt, wie nach Fräym-City!“ Sie drehte sich um, damit sie wieder richtig auf ihrem Sitz saß. Als die Himmelsfähre anhielt und sich die Türen öffneten, stiegen die Freunde aus…und sie waren die Einzigen. Sie standen nun einige Meter vom Wald entfernt. Es gab einen Weg, der direkt dort hinein führte. Die Baumkronen waren dunkelgrün, was ein Bisschen gruselig aussah. Schaute man direkt in den Wald hinein, verschwand nach einigen Metern die gute Sicht, sodass man nicht weiß, was einen dort erwartet. „Okay, dann mal los!“, sprach Drake und ging in den Wald. Gefolgt von Mia, Sharon und Gin. Sie gingen langsam und entspannt durch den Wald…nur Sharon hatte ein Bisschen Angst. An manchen Stellen raschelten Gebüsche und irgendwelche Kreaturen huschten von der einen Seite zur anderen…und zwar so schnell, dass man nicht erkennen konnte, um welches Tier es sich handelt. Sharon´s Blick wanderte von links nach rechts, weil sie jederzeit damit rechnete, dass irgendetwas sie angreift, oder so. Nachdem die Freunde ein gutes Stück gegangen waren, ertönte plötzlich das Gejaule eines Wolfes. Sharon erschrak und klammerte sich an Gin´s rechten Arm. Gin schaute das Mädchen an. „Keine Angst, Sharon…“, sprach er zu ihr. Das minderte ihre Angst ein Bisschen…trotzdem hatte sie immer noch Sorgen, dass etwas passieren würde. Drake schaute auch ab und zu zur Seite und blieb so ständig auf der Hut, vor Gefahren. An einer Stelle entdeckte er einen Baum, auf dessen Stamm mit Blut die Worte „Ihr seid verloren“ standen. „WAAH!“, erschrak Sharon und klammerte sich fester an Gin´s Arm. „Sharon, wenn du so weiter machst, kommt mein Blut nicht mehr dahin, wo es hin soll…wobei das wiederum auch egal ist, es kommt ja eh wieder ans Messer.“ Doch Sharon reagierte nicht darauf. „Gehen wir weiter!“, schlug Drake vor. Seine Freunde stimmten dem zu und gingen weiter, angeführt von Drake. Etwa 20 Minuten folgten sie dem Weg, ohne ihn zu verlassen. Plötzlich entdeckte Mia den Baum, den sie zuvor sahen. „G-Guckt mal dort“, sprach Mia und zeigte auf den Baum. „Das…ist der von vorhin!“, stellte Drake ebenfalls fest, als er den Baum erblickte. „Und guckt mal nach unten!“, sagte Gin. Die Blicke der Anderen wanderten nach unten. Dort waren einige Äste zu sehen, Dicke und Dünne. „Die sehen genau so aus, wie die Äste die wir vorhin sahen“, stellte nun Sharon fest. Mia war die Erste, die begriff, was das bedeutete :“Das heißt, wir sind im Kreis gegangen…ich fürchte, wir haben uns verirrt. Also sind wir wirklich verloren!“