Fairytale gone bad

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  • Huhu, ihr beiden Prinzessinen!
    Ein schönes neues Jahr wünsche ich euch, wenn auch etwas spät ): Aber besser spät als nie, nicht wahr?
    Ich habe mich hier wirklich lange Zeit nicht blicken lassen, irgendwie hab ich es immer vergessen. Deswegen kriegt ihr jetzt einen ausführlichen Kommi.


    Kapitel II - Wenn dich die Dunkelheit verschlingt
    Ein guter Titel, der sehr poetisch klingt. Es verrät zwar ein bissel vom Inhalt, aber nichts, was jetzt direkt einen Herzinfarkt bei mir auslösen würde. Schön finde ich es bei euren Titeln auch, dass ihr sie in Deutsch verfasst. Ich hab zware nichts gegen Englisch, aber manchmal ist es einfach angebracht, die Heimatsprache zu verwenden. Und bei Englisch muss man immer übersetzen. Aber irgendwie kommt mir die Kapitelüberschrift bekannt vor... nur weiß ich nicht, woher xD Wenn es mir wieder einfällt, meld ich mich.
    Hier möchte ich einmal ein ganz großes Lob an dich aussprechen, Vany. Denn obwohl vom Inhalt her noch nicht alles drunter und drüber geht vor lauter Action, schaffst du es gekonnt, etwas Anderes in Szene zu setzen. Das sind die Gefühle und das Innenleben deiner Protagonistin. Wie sie überlegt, wie sie jetzt ohne Herz weiterleben soll, dass es zu schade wäre, ihr Leben jetzt einfach wegzuwerfen und wie sie zwischen Hoffnung und Verzweiflung schwankt. Die Absätze waren schön zu lesen, man konnte den Gedankengängen gut folgen. Du bringst das sehr gut rüber. Ich wusste gar nicht, wie emotional du auch schreiben kannst! Es hat mich ein wenig erstaunt - versteh dass jetzt nicht falsch! Ich weiß, dass du sehr gut schreiben kannst, dein Wortschatz ist ja auch nicht gerade klein (von deiner Fantasie mal ganz zu schweigen), aber bisher hast du nie wirklich gezeigt, was in dir steckt. DIeses Kapitel zeigt es mir ganz deutlich. Klopf dir mal auf dire Schulter, Prinzessin!
    Deine Protagonistin ist mir auch sehr sympahtisch, auch ihre Zofe...? Noemi. Ich verstehe auch, warum Nyssa (Probleme mit dem vollständigen Namen, sorry) die Reise allein bewältigen will. Noemi bedeutet ihr etwas, dass merkt man sofort; wie vorsichtig und liebevoll die beiden Mädchen miteinander umgehen, ist echt schön beschrieben. In jedem kleinen Wort, welche sie wechseln, ist es enthalten.
    Wo ich zum nächsten Punkt komme, den Dialogen. Sie sind, von der Struktur her, sehr gut gestaltet. Auch vom Inhalt her hab ich nichts zu meckern, weil du dich nicht mit Nebensächlichkeiten aufhälst. Aber mir fällt etwas anderes auf, Vany: Zwischen einem Satz zwischen Nyssa und Noemi vergehen erstmal fünf Zeilen oder ein ganzer Absatz, bis es eine Erwiderung gibt. Es ist jetzt kein Weltuntergang, aber es fällt mir auf. Ich weiß nicht, wie du dass wahrnimmst, aber mich als Leserin nervt es ein wenig. Ich m uss mich erstmal durch zehn andere Sätze und Gedanken "kämpfen", bis ich bei der folgenden Erwiderung angelangt bin. Und dann manchmal sogar vergessen hab, was denn eigentlich gesagt wurde. Ein gutes Beispiel hierfür ist, ganz klar, die Aussage von Noemi im Kapitel zuvor, dass so etwas schon einmal vorgekommen ist. Das mit den Herzen. Und du brauchst mehr als ein halbes Kapitel, um darauf einzugehen. Klar, du konntest es auch nicht früher, sonst hättest du wieder durch die hAndlung gehetzt. Aber vielleicht hättest du Noemi den Satz noch einmal wiederholen lassen können, in dem jetzigen Kapitel. Wäre für die Leser weniger verwirrend gewesen.
    Der Abschied zwischen Nyssa und Noemi war traurig und auch emotional. Deine Beschreibungen stechen, natürlich, mal wieder, aus der Handlung heraus, aber mich stört das gar nicht (:
    Ansonsten kriegt man den nächsten Part deines Kapitels die beschwerliche Reise von Nyssa mit. Wobei ich mich hier wirklich frage, warum sie dass auf sich nimmt... Gefühle hat sie ja noch, atmen tut sie auch... wo liegt also das Problem? Bei dem fehlenden Herzschlag? Dass finde ich ein bisschen merkwürdig. Aber egal. Vielleicht kommt ja noch was. Zum Beispiel eine Deadline, eine Anzahl von Tagen oder Wochen, die die Mädchen ohne Herz überleben können.
    Interessant finde ich hier dann das Auftauchen des Fremden. Bitte sag mir nicht, dass sie ihm jetzt widerstandslos folgt! Jedes kleine Kind lernt doch, vertraue keinem Fremden. Erst recht nicht, wenn du allein unterwegs in einem stockfinstren Wald bist xD Wer wettet mit mir, dass sie richtig auf die Nase fliegt mit dieser Naivität?


    Ein perfektes Kapitel, bis auf die Kritik mit den Dialogen. Ansonsten: Rechtschreibfehler wurden ja schon aufgezählt, da halt ich mich mal raus.
    Bin stolz auf dich, Prinzessin <3


    Kapitel II - Der ew'ge Kampf
    Schön an diesem Titel hier finde ich, dass du das i weggelassen hast, Carii. Es macht ihn gleich viel persönlicher und lässt ihn herausstechen. Schöne Idee. Auch schön diese Beschreibung eines Wesens, dass du am Anfang deines kapitels stehen hast. Ich nehme an, du hast es selbstgeschrieben? Bewundernswert <3
    Und wir wenden uns wieder Gwen zu, bei deren Name ich auch nicht dauernd gucken muss, wie er jetzt geschrieben wird. Der Edelstein-Triologie sei Dank (:
    Sie läuft also durch die Landschaft, erinnert mich an das Kapitel zuvor. Eure Protagonistinnen haben es mit dem Wandern, kann das sein? (; Aber auch hier sind schöne Beschreibungen, auch, wenn da noch Luft nach oben vorhanden ist. Zwar bist du schon ausführlich, aber du könntest genauer auf die Kleidung von Gwen, die Kälte oder die bäume eingehen. Oder auch nur, wie sich der Boden unter ihren Füßen anfühlt. Du musst ja nicht alles auf einmal einbauen; nach einer wörtlichen Rede ist es immer schön, einen kurzen Satz zu der Umgebung hinzuzufügen. Du kannst noch so viel mehr, Carii! Nutz es aus.
    Das Aufeinandertreffen mit dem Schatten... ich nenn ihn jetzt einfach so, weil Herzloser ja nicht passt... war interessant. Sorry für mein Zögern, nur weiß ich grad nicht so, was ich denken soll. Denn irgendwie fällt es mir schwer, anzuerkennen, dass es zwei Arten von Herzlosen gibt. einmal die Hellen und einmal die Dunklen. Gut, dass macht die FF natürlich nur noch interessanter und spannender, aber eben auch sehr viel komplexer. Und verwirrt mich ^-^ Aber wie Gwen auch erst einmal anfängt, mit dem Schatten zu diskutieren und ihn zu piecksen xD War sehr lustig zu lesen.
    Eine ganz andere Wendung nimmt die FF dann, als diese Idreal auftaucht. Sie erinnert mich wirklich an einen Engel. Mir ging genau dasselbe wie Gwen durch den Kopf.
    Schade, dass wir nicht mehr miterleben, wie sie den SChatten verjagt. Aber auch neugierig bin ich auf Emmet. Auch, wenn ich ja schon ahnte, dass er dieser Fremde ist (:


    Alles in allem ein starkes Kapitel, nur leider viel zu kurz, Carii ): Wie lange muss ich mich auf die Fortsetzung hingedulden? Hoffentlich nicht allzu lange... *besorgt*
    Man sieht wieder, dass ihr echt was draufhabt und bin wirklich stolz darauf, euch Kollegen nennen zu dürfen :*


    Liebe Grüße, eure Cassia
    (Die gestern Abend erstmal "Onnce upon a time" geguckt hat und die ganze Zeit "Let it go", von Frozen hört...:D

    So this is me
    In dieser Rüstung, viel zu schwer
    Ihr wollt einen Helden, doch
    Meine Stärke überschätzt ihr

  • Vorgeblubber: Diesmal hat es für ein neues Kapitel nicht so lange gedauert, haha. Danke Cassia für dein Feedback, ich habe sofort versucht, es bezüglich der Dialoge umzusetzen :) danke dir für dein Feedback, wie auch den anderen <3


    Kapitel III - Glockengeläut


    Die kalte Nachtluft durchflutete meine Lungen, ließ einen Kälteschauer nach dem anderen durch meinen Körper fahren. Ich konnte inzwischen schon gar nicht mehr sagen, wie lange ich mit dem mysteriösen Fremden bereits durch die Nacht gewandert war - uns voraus immer nur der orange-gelbe Lichtkegel, der gerade mal ein paar Meter Sichtweite bot. Am Rande meines Blickfelds erhaschte ich kurzzeitig immer mal wieder Schatten, die mir Angst einjagden - ob es nun nur Motten oder größere Tiere waren, vermochte ich nicht zu sagen oder mir gar auszumalen. So starrte ich größtenteils auf den Haarschopf unmittelbar vor mir, der Lichtschein der Lampe glänzte geheimnisvoll an seinem Scheitel, sodass ich meine Augen nicht abwenden konnte. Fasziniert beobachtete ich das Lichtspiel, bis ich realisierte, dass dieses stetig abnahm, dass eine immer kleiner werdende Fläche in den Lichtkegel getaucht wurde. Na gut, es war eine Gaslampe und so nicht für die Ewigkeit bestimmt, aber wir konnten doch noch nicht so lange gelaufen - ja, wirklich gelaufen, meine Lungen brannten von der Anstrengung! - sein. Auch die Dunkelheit ließ mich keine Rückschlüsse darauf ziehen, wie spät es inzwischen war oder wie lange ich mich bereits in diesem angsteinflößenden Wald befand. Somit blieb mir meines Erachtens keine andere Wahl, als den schönen Fremden, der mich, ohne dass ich dies bewusst gemerkt hatte, mit sich zog, indem er mein aschfahles Handgelenk mit seinen starken, warmen Händen umgriff. Diese Hände waren tatsächlich von solch einer vollkommenen Wärme, dass ich kurz stutzte und mir auf die Zunge biss, bis ich einen rostigen Geschmack wahrnahm und ein Würgen unterdrücken musste. Ich hörte kurz und vorsichtig in mich hinein, schloss für den Bruchteil einer Sekunde meine Augen, weil mich ja ohnehin jemand durch diesen schmalen Weg inmitten der Dunkelheit führte, und versuchte fieberhaft und angestrengt, mein Herz pochen zu hören. Pochen wie damals, als mich der liebe Neffe von Mutters Schwester angelächelt hatte und ich mich alsbald schüchtern hinter dem ausgefallen Rock meiner Mutter versteckt hatte. Er hatte mich mit seinen lassiven grünen Augen angeschaut, wobei ich damals noch gedacht hatte, Jungs seien doof - eine Einstellung, die ich längst abgelegt hatte. Ich erinnerte mich noch daran, wie Mutter meinen schwarzen Haarschopf gestreichelt und mir zugeflüstert hatte, wie auffallend die rote Farbe auf meinem blassen Gesicht herausstechen würde. Damals war es mir peinlich gewesen, wie laut mein Herz gegen meine Brust geschlagen hatte, als wolle es diese zersprengen. Doch jetzt hörte ich gar nichts - kein aufgeregtes Herzklopfen, obwohl ich ein gewisses Kribbeln auf meinen Wangen empfinden konnte. Kein Pulsschlag, der mich sowohl an meinen Handgelenken als auch an meiner Kehle daran erinnern könnte, dass ich noch immer am Leben war. Nichts. Nur mein angestrengtes und schweres Atmen. Im Lichtschein erkannte ich eine kleine, weiße Wolke, die mir während des Laufens wieder ins Gesicht schlug.
    "Wo laufen wir hin?" fragte ich, meine Stimme klang dünn und weit entfernt, meine Kehle brannte. Erkältete ich mich etwa auch noch?
    "Weit weg.", war die simple Antwort, die mich jedoch in keinster Weise zufriedenstellte.
    "Wie weit weg?" Ich riss meine Augen auf. Meine Stimme ging einige Oktave höher, als ich folgend sagte: "Nach Germanien?" Wieso sonst sollte mich ein völlig Fremder in genau dem Zeitraum, in dem ich mein Herz verloren hatte, durch den tiefdunklen Wald Richtung Süden führen? Es musste so sein.
    Doch ich hörte ihn nur kichern, seine Schultern bebten. Wut schnürte sich durch meine Brust und ich biss die Zähne zusammen. War er tatsächlich so arrogant? Irgendwie konnte ich mir dies nicht vorstellen - lag es daran, dass seine warme Hand im totalen Kontrast zu seiner anscheinend inneren Kälte stand? Ich verstand es nicht. Weder meine Gefühle noch die allgegenwärtige Situation. Aber glücklicherweise erhob der Mann vor mir dann doch die Stimme - eine Stimme, so tief und gedämpft, dass sie in meinen Ohren stetig weiter vibrierte und mir Schauer über den Rücken jagde.
    "Für eine Prinzessin, dessen Geschlecht du offensichtlich angehörst, weißt du gut Bescheid. In der Tat befinden wir uns auf dem unmittelbaren Weg in das ferne Germanien." Abrupt blieb er stehen, sodass ich fast in ihn hineinrannte. Ein Windhauch trug seinen unverkennbaren Geruch zu mir hinüber, eine Mischung aus Seife, Pfefferminze und Schweiß. Dieser Geruch brachte meine Gefühle in Wallung, und es wurde nicht besser, als er sich umdrehte und mir standhaft in die Augen blickte, so, als wolle er meine Seele erkunden. Ich blieb unsicher stehen, bedacht, keinen Muskel zu rühren, so steif wie ein Brett zu sein. Selbst wenn mein Inneres beim Anblick des Fremden so weich wurde wie das Daunenkissen meines Bettes im Schloss, in welches ich gerade am liebsten einen dumpfen Schrei entladen hätte. Ich befeuchtete unsicher meine spröden und von der trockenen Luft aufgeplatzten Lippen, die nach der Nacht selbst schmeckten. Obgleich es mir kaum möglich erschien, in der Gegenwart des Fremden zu reden, erhob ich meine zitternde Stimme und sprach: "Prinzessinnen müssen nicht unbedingt schwer von Begriff sein. Aber welchem Geschlecht gehört ihr eigentlich an, mein Herr?"
    "Oh, und gewählt ausdrücken könnt Ihr euch. Welchem Geschlecht ich angehöre, ist in der itzigen Lage, in welcher wir uns befinden, von keinem Belang. Wichtig ist für euch nur zu wissen, dass Ihr mir vertrauen könnt, und das ist in der momentanen Lage ein wertvolles Gut."
    Seine Worte verzauberten mich. Ich biss mir auf die Zunge, die alsbald nach Blut schmeckte, weil ich mir nicht eingestehen wollte, wie sehr mich dieser Fremde anzog und gleichzeitig verrückt machte. Ich hatte nie viel darauf gegeben, mit königlicher Blesse und dem nicht minder königlichen Blut gesegnet zu sein, besonders dann nicht, als Vater diese Hexe, als welche anscheinend nur ich in der Lage war sie zu erkennen, geheiratet und ihr somit die vollkommene Macht über das Königreich zugesprochen hatte. Ich hatte mir auf meine adelige Abstammung nie etwas eingebildet. Aber gerade diese Tatsache, dass ich ein eingebildetes Prinzesschen sei, die ihre Diener herumschubste und Tag ein, Tag aus auf dem Thron neben der Königin säße, diese Tatsache unterstellte mir der Fremde. Und trotzdem war ich nicht in der Lage, ihm in irgendeiner Form böse zu sein. Dafür war er viel zu attraktiv.
    "Wieso führt Ihr mich nach Germanien? Ist es, weil..." Aber ich befand mich nicht in der Lage, weiterzusprechen. Ich spürte die Hitze der Tränen in meinen Augenwinkeln als auch in meinem Hals aufsteigen, die ich beharrlich zu ignorieren versuchte. Seine Stimme beruhigte mich ein wenig.
    "Ich führe Euch nach Germanien, weil Ihr mit eurer seelischen Last nicht alleine seid, Madam. In Germanien befindet sich jemand, der euren hiesigen Verlust ebenfalls empfand. Ihr Name ist im Moment nicht von Belang. Ihr müsst sie finden, ihr werdet sie erkennen, wenn es soweit ist. Die Überfahrt wird lang, aber Ihr werdet sie lebend überstehen. Wenn das Schiff in Germanien anlegt, findet ihr in der Nähe des Stegs einen Wald vor - ähnlich wie der hiesige, aber längst nicht so gefährlich. Dort müsst Ihr dem Weg folgen, komme ja nicht von diesem ab - und alsbald werdet Ihr sie finden, und gemeinsam könnt ihr eure Herzen wiedererlangen."
    Er wusste es also tatsächlich. Ich biss mir auf die Lippen, sodass sie bestimmt aus meinem weißen Gesicht hervorstechen mussten. Unbändige Fragen gingen mir durch den Kopf, sodass mir bald die Schläfen pochten. Wer war 'sie'? War sie ebenso herzlos wie ich? Sie musste es ja sein, sonst hätte er mir niemals davon erzählt...Wie kam es zu diesem Verlust von uns beiden? War Germanien wirklich so groß und majestätisch, wie ich es mir vorstellte? So gerne ich mir diese Fragen selbst beantwortet hätte, oder, noch lieber, den schönen Fremden danach gefragt hätte, so musste ich mir eingestehen, dass ich sie mir größtenteils nur stellte, weil ich Angst hatte. Unbändige Angst, die mir die Brust zuschnürte und mir das Atmen schwer machte.
    Der Fremde zog mich weiter und weiter, und durch den undurchdringlichen Tränenschleier vor meinen Augen, die mir die Welt in ein Trugbild der Fiktion verwandelte, sodass alles an mir nur noch vorbeizog, kam plötzlich etwas anderes als die unendlich scheinende Schwärze in mein Blickfeld, und ich hielt die Luft an. Meine Brust war schwer wie Blei. Die Dunkelheit schien sich in eine Ohnmacht zu verwandeln, doch ich musste dem widerstehen. Der unwiderstehlichen, tauben Dunkelheit. In mein Blickfeld trat ein Schiff, so groß und gigantisch, dass mir kaum ein anderes Wort dafür einfallen wollte. Das Schiff, welches mich von meiner geliebten Heimat ins ferne, unbekannte Germanien befördern sollte.


    Komme ja nicht von deinem Weg ab. Immer durch den Wald. Dann wirst du alsbald auf sie treffen.
    Meine Gedanken kreisten stetig um seine letzten Worte, während das Himmelszelt bereits gütig die ersten Sonnenstrahlen hinab auf die Erde schickte, wo sie sogleich ein flächendeckendes Gemälde in den Himmel malten. Ich kam nicht umhin, mir die Frage zu stellen, weshalb das alles geschah - weshalb ich kein Herz mehr besaß, weshalb ich in einer Ecke auf dem Schiffsbug kauerte, die Knie angezogen und an meinen Nagelbetten kauend. Weshalb mir Gott diese Reise aufbürdete. Mein Blick war leer und lag auf den feinen Holzmaserungen, auf denen ich saß. Das Schiff wir im Endeffekt doch nicht so groß, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es war ein ganz normales, hölzernes Boot, auf denen gerade einmal vierzig Soldaten ihren Platz fanden, wenn sie in ferne Gebiete reisen mussten um ihren König zu verteidigen. Unten gab es gerade mal zwei Kajüten - beide bis zum Bersten voll mit jungen Männern, die dem Sonnenaufgang schlafend entgegen steuerten. Ich saß derweil draußen, genoss den kurzen Moment der Ruhe, sog genüsslich die frische Luft ein, die nach Salz, Fisch und Schweiß duftete. Der allgegenwärtige Wind fegte durch meine schwarzen Haare, ließ mir einzelne Strähnen ins Gesicht peitschen und dort verweilen. Sobald ich meinen Blick von den faszinierenden Maserungen des organischen Stoffes, aus welchem das Schiff erbaut war, abwendete, erblickte ich nur wenige Menschen. Hin und wieder kam einer dieser Soldaten vorbei, hockte sich vor mich. Doch sobald er den Mund geöffnet hatte, mir sogleich seine schiefen, von einem gelben Film umgebenen Zähne ins Gesicht sprangen und der Duft von Rum mir die Sinne zu verschleiern drohte, lehnte ich die Hilfsangebote dankend ab. Sie hatten viel mit mir geredet, die Stimme immer wieder zu johlenden Ekstasen verformt, sodass ich mich vollends auf das Rauschen des Meeres zu konzentrieren versuchte. Doch ein paar einzelne Brocken des einseitigen Monologes waren doch ab und an zu mir durchgedrungen - wie sie nach Germanien wollten, um ein fernes Dorf zu plündern und den Armen noch ihren letzten Notgroschen zu klauen. Dass ihr Kapitän sie erst zu richtigen Männern gemacht hätte. Dass ich Glück hätte, dass mich der Käp'ten mitnähme, weil er Frauen wie mich sonst immer den Haien zum Fraß vorwerfe. Dass er Hook hieße. Doch all das interessierte mich nicht, sie alle gingen beizeiten wieder ihren Hauptbeschäftigungen - so weit ich hören konnte Rum trinken, der ohnehin knapp war, gröhlen und sich prügeln - nach. Und ich sah mir die vielen Verzweigungen des Holzes an und dachte bei mir, dass das Material des Schiffes komplexer gestrickt war als die Crew. Natürlich fragte ich mich auch beiläufig, ob mich der Fremde an Piraten verkauft und mich somit verraten hätte. Doch sobald mein Blick auf die Verzierungen des Himmels fiel, die bisweilen durch rosa dominierten, sich aber nun auch durch azurblau kennzeichneten, musste ich unwillkührlich an die Güte in seinen Augen denken, sodass sich mir unverständlicherweise ein zartes Lächeln auf's Gesicht schlich und meine pessimistischen Gedanken sofort mit der kühlen Morgenluft fortgetragen wurden.
    Nachdem mich nun auch ein weiterer Soldat, Pirat oder wie ich ihn sonst nennen sollte, in Ruhe gelassen hatte, legte ich meinen Kopf abermals auf meine Arme, welche wiederum auf meinen angezogenen Knien Platz fanden. Ich musste bereits aschgraue Schatten unter meinen Augen haben, denn diese schienen meine Lider immer wieder hinunterziehen zu wollen. Die Müdigkeit nagte merklich an mir. Ich biss mir auf meine Unterlippe, die ebenfalls spröde und aufgeplatzt war. Kurz musste ich schmunzeln, als ich daran dachte, dass noch keiner der Männer mich gefragt hatte, woher ich kam. Gut, das einzige, was noch ein Hinweis auf meine Abstammung sein konnte, war mein Kleid, welches momentan jedoch auch bereits dunkle Rußflecken aufwies. Ich blickte auf meine nackten Füße, und auch zwischen meinen Zehen befand sich Moos, Gras und Erde. Ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, ob ich bereits ohne Schuhe aus dem Schloss gegangen war oder ob ich skurillerweise beide Schuhe gleichzeitig verloren hatte im finsteren Wald - genau genommen schien meine ganze Erinnerung von einem einzigen, undurchdringbaren Schleier eingenommen zu sein. Wie es wohl Noemi ging? Machte sie sich Sorgen? Bestimmt, sie machte sie immer Sorgen, selbst wenn es um Banalitäten wie das Frühstück ging. Tränen sammelten sich in meinen Augenwinkeln. Ich hoffte, dass es ihr gut ging, im Schloss.
    Das Schiff wackelte, doch es schien, als seien sogar meine Muskeln zu müde, um sich auch nur entlang der Bewegung zu rühren. Der salzige Geschmack schlich sich sogar in meinen Mund, sodass ich ein Würgen unterdrücken musste. Wann hatte ich eigentlich das letzte Mal gegessen? Waren es nicht die Äpfel von Stiefmutter gewesen? Wie zur Bestätigung gab mein Magen ein hingebungsvolles Knurren von sich. Ich seufzte, was jedoch gegen das Tosen des Meeres nicht ankam. Das einzige, was ich nebenbei noch in meinen Ohren zu vernehmen fähig war, waren Glocken.
    Glocken? Gut Nyssa, erst kommen die Halluzinationen, dann setzt der Hungertod ein. Dann kann dich dieser Käp'ten Ruck noch immer über Bord werfen!
    Ich vergrub mein Gesicht zwischen meinen Armen und schloss verzweifelt die Augen. Jetzt drehte ich auch noch durch. Passierte das mit der Zeit, wenn man kein Herz mehr besaß? Konnte dann das Gehirn nicht mehr richtig durchblutet werden und starb mit der Zeit ab? Schaffte ich es dann überhaupt noch nach Germanien? Wenn nicht, was geschah dann mit meinem Herzen? Würde es auf ewig verloren gehen?
    Doch halt, ich hörte wirklich Glocken. Kleine, leise, helle Glöckchen, besser gesagt. Es war nicht viel, wäre bei den Männer in der Kajüte wahrscheinlich nicht mal als Geräusch durchgegangen, aber ich vernahm es ganz deutlich. Als würde jemand zwei Glöckchen direkt neben meinem Ohr leuten.
    Ich blickte auf und musste meine Sicht zunächst mal schärfen. Und dann nochmal. Ich blinzelte schnell, rieb mir die trockenen Augen und gleichzeitig den Schlaf aus ihnen heraus. Das permanente Glockengeläut verschmolz stetig zu einem einzigen Ton, zu einer Melodie, die mir unwillkührlich ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Auch, wenn ich bereits erneut begann, an meinem Verstand zu zweifeln. Vor mir schwebte eine kleine, grazile Fee, nicht größer als mein kleiner Finger, welchen ich verwundert neben das vor mir fliegende Geschöpf hielt. Tatsächlich war es ein kleines Mädchen, als welches ich diese magische Fee einschätzen würde, gekleidet in grünen Satinstoff und mit einem fein hochgesteckten, blonden Haarknoten auf dem Kopf. Ein solches Wunderwerk mit den Haaren konnten bei meiner Frisur nur meine besten Diener vollbringen - in der Hinsicht war ich wirklich unselbstständig. Die kleine Elfe war zudem noch mit einem wundersamen Schimmer umgeben, goldener als die Sonnenstrahlen, die eben aufgingen. Ihre kleinen Gesichtszüge waren fein, beinahe so perfekt wie die einer Puppe. Mir blieb kaum Zeit, meine Gedanken zu ordnen, da erklang erneut der unverkennbare Glockenklang und die kleine Fee schlug mit ihren am Rücken befestigten Flügeln und flog hinauf zur Bande. Ich war so gefesselt von dem wunderschönen Anblick, dass sich meine Gliedmaßen wie von selbst bewegten und ich sogleich auf meinen nackten Füßen an der Reling stand. Behutsam legte ich meine verschmutzten Hände auf das feste Holz, mein Blick ließ aber nicht von der kleinen, wundersamen Gestalt ab, die unabdingbar neben meinem Kopf schwebte. Als sie sich plötzlich auf meiner Schulter niederließ, ging ein kleiner, elektrischer Schauer durch meinen Körper, den ich nicht zuordnen konnte. Mein Atem stockte, so unerklärlich war für mich die hiesige Situation. Es klimperte erneut, und die kleine Fee zeigte mit einem ihrer zierlichen Ärmchen gen Festland. Als mein Blick ihrer Bewegung folgte, sah ich, dass unmittelbar vor uns ein Wald aufragte. Wir waren tatsächlich die ganze Nacht gefahren, und nun, mit dem unverkennbaren Sonnenaufgang, hatte ich mein Ziel erreicht - Germanien. Ich schaute zurück zu der Fee, die mich süffisant lächelnd ansah und schwimmende Bewegungen machte. Meine Mundwinkel schnellten nach oben. Wir waren beinahe da, wieso sollte ich mich in die unbekannten Tiefen stürzen?
    "Wie heißt du?" flüsterte ich, in der Erwartung, eine Antwort zu kriegen, ein Lächeln, irgendwas. Stattdessen begann erneut der Horror.
    "Tinkerbell! Fasst sie, sie wird uns zu ihm bringen!" Schnell drehte ich mich um, spürte, wie die kleine Fee sich von meiner Schulter erhob und geschwind den Weg gen Osten suchte, um möglichst schnell weit weg zu kommen. Als ich mich umgedreht hatte, traten viele der Männer in mein Blickfeld, alle mit Schwertern bewaffnet, alle auf mich zurennend. Der Ausruf musste von dem grotesk wirkenden Mann gekommen sein, welcher in einen zum Boden gehenden, roten Mantel gekleidet war und schulterlange, schwarze Haare besaß. Ich schluckte, Adrenalin machte sich in meinen Adern breit. Der Holzboden bebte unter den schweren Schritten der Männer, und mit den Gedanken noch bei dem verblüffenden Erlebnis, drehte ich mich um, schloss die Augen, atmete abermals die salzige Seeluft ein und sprang mit den Füßen voraus in die kalte, schwarze See.


    Mein Kleid klebte an mir wie eine zweite Haut. Es war so unangenehm, dass ich mit dem Gedanken spielte, es ausziehen, aber dann wäre ich mit Sicherheit erfroren, denn schon jetzt war es unvorstellbar kalt, sodass sich eine Gänsehaut auf meinem Körper breit machte. Ich rannte schwer atmend durch den Wald, den der Fremde mir geraten hatte, und tatsächlich empfand ich keinerlei Furcht. Nur die Kälte setzte mir zu, jedes Mal, wenn ich schwer atmete, drang eine kleine, weiße Wolke an die Luft. Ich war schon gar nicht mehr in der Lage, meine Füße zu spüren. Doch ich musste weiter - ich war bereits in Germanien angekommen, ich würde jetzt nicht aufgeben. Die Müdigkeit hatte sich durch das eiskalte Wasser kurzzeitig verabschiedet, kehrte nun aber wieder, was es mir ebenfalls nicht leichter machte. Inzwischen war es bereits Morgen - die Sonne stand tief am Horizont und machte sich für den kommenden Tag bereit.
    Wen hatten die - inzwischen war ich mir sicher - Piraten wohl gesucht? Wieso wollten sie diese kleine Fee in ihren Besitz nehmen? Ich wusste es nicht und rannte stattdessen unnachgiebig weiter.
    Nach schier einer unendlichen Zeit kam eine Lichtung in mein Blickfeld, mit Gras, welches sich in der aufkommenden Brise wog und frisch und herrlich duftete. Ich verlangsamte meinen Schritt bis ich nur noch ging und tief ein und aus atmete. Es war ein flacher Atem, meine Beine und Gelenke zitterten. Doch das Gras unter meinen nackten Füßen streichelte sanft meine Sinne und beruhigte allmählich meine Nerven. Ich ging tiefer hinein in die helle, lichtdurchflutete Stelle, welche vom Wald umrandet war. Zu meinem Erstaunen befand sich eine Gestalt in ihrer Mitte, doch sie passte so perfekt ins Bild, dass ich mich erst nach ein paar Sekunden über sie wunderte. Ihre braunen, kurzen Haaren bewegten sich ebenso wie das Gras im Wind, auch sie sah dreckig, aber lebeding aus.
    "Ich führe Euch nach Germanien, weil Ihr mit eurer seelischen Last nicht alleine seid, Madam. In Germanien befindet sich jemand, der euren hiesigen Verlust ebenfalls empfand."
    Meine Augen weiteten sich und ich hielt den Atem an. Endlich schien die Anwesende meine Präsenz ebenfalls bemerkt zu haben und drehte sich mit dem Oberkörper zu mir um.
    "Ihr Name ist im Moment nicht von Belang. Ihr müsst sie finden, Ihr werdet sie erkennen, wenn es soweit ist."
    Und ich erkannte sie. Das war die zweite Herzlose, die ich die ganze Zeit gesucht hatte.


    ***


    "Timothy! Timothy, bringe mir die Herzen, aber schnell, sonst verlierst du deinen Kopf!" Die mächtige Stimme hallte laut durch den Palast, erschreckte Sklaven und Diener. Ein kleiner Junge, zählte kaum zehn Jahr, kam mit vor Angst schlotternden Beinen vor der Königin zum Stehen. In seinen Händen ein violett-farbenes Kissen. Auf diesem Kissen zwei nebeneinander liegende, pochende Herzen. Sie schlugen im selben Rhytmus. Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf die Gesichtszüge der Herzkönigin.
    "Ausgezeichnet, Timothy. Lege sie zu den anderen." Als sich der kleine Junge umdrehte und gerade erleichtert ausatmete, flüsterte die gnadenlose Königin einem ihrer Diener zu: "Und wenn er die Herzen der beiden Prinzessinen abgeliefert hat, dann ab mit seinem Kopf."

  • Schönen Abend, Onee-Chan!


    Da ich am Tag, an welchen du dieses Kapitel gepostet hast, keine Zeit hatte, da eine Freundin Geburtstag hatte, kommt jz ein verspäteter Kommi^^


    MFG
    Rexilius

  • Huhu!
    Hier ist zwar lange nichts mehr gepostet worden, aber ein Grund mehr, hier wieder etwas Schweung reinzubringen. Zumal ich in den letzten Monaten echt nichts kommentiert habe. Und ich schulde ja noch ein Kommi.


    Glockengeläut
    Ich werde sooo neidisch bei den Titeln. Einfach, weil sie awesome sind... und meine einfach nicht. :/ Obwohl Glocken bei mir keinen guten Stand haben; Glockengeläut schonmal gar nicht. Aber darüber seht jetzt bitte einmal höflich hinweg. Danke^-^
    Der Anfang ist sehr schön. Jedoch kommt hier eine FRage direkt bei mir auf: Wessen Sichtweise lese ich gerade? Das ist etwas schwer. Vielleicht wäre es langsam, bei der stetigen Fülle euer Kapitel, am Anfang jedes Kapitels kurz zu sagen, wer jetzt spricht. Würde mir jetzt diese Verwirrung ersparen xD
    Was mir jedoch sofort auffiel, war, dass ihr viel mehr Beschreibungen reingebracht habt. Ich hatte euch dies ja beim letzten Kapitel ans Herz gelegt und bin mehr als glücklich, dass ihr dies scheinbar übernommen habt. Super! Und gleich liest sich alles viel angenehmer, weil man sich durch die Beschreibungen schön ins Geschehen reinempfinden kann. Die Beschreibungen sind auch ausgesprochen gelungen. Gerade die, wo ihr ein wenig mit Worten spielt.
    Vom Inhalt her finde ich es interessant, dass jetzt tatsächlich, nach langem Abwarten, die beiden Mädchen aufeinandertreffen. Jedocvh finde ich es etwas verwunderlich, dass sie sich einander einfach so erkennen. Ich hoffe, da folgt noch eine Erklärung, zumindest eine Kleine. Ansonsten ist alles im Lot.
    Was mir diesmal besonders gefallen hat, war der letzte Absatz. Ahhhh, die Herzköningin. Herrlich! Es waren keine fünf Sätze, und trotzdem hat mich diese Stelle besonders gefangen; endlich ein Blick auf die Bösewichtin der Geschichte. Und sie erinnert total an die Herzkönigin aus "Alice im Wunderland". Brutal und grausam, perfekt getroffen. Obwohl mir der Kleine schon leid tut... aber zu ändern ist es nicht.
    Fehler jeglicher Art sind mir nicht untergenommen.


    Ein gutes Kapitel, habt ihr gut gemacht. Hoffe, ihr schreibt, trotz dieser längeren Pause, weiter.
    GLG, Cassia

    So this is me
    In dieser Rüstung, viel zu schwer
    Ihr wollt einen Helden, doch
    Meine Stärke überschätzt ihr