Wie ein Anime entsteht

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • Im folgenden möchte ich euch kurz erklären, wie ein Anime für gewöhnlich entsteht. Natürlich gibt es immer Sonderfälle, doch die allgemeinen Abläufe bleiben meistens zumindest ähnlich. :)
    Ich werde teilweise dabei zwischen drei "Arten" von Anime unterscheiden.

    Original-Anime
    = Ein Anime ohne jedwede Vorlage, bei dem das Script speziell für den Anime produziert wurde. Ich zähle hier auch Anime, die als parallel laufendes Anime/Manga-Projekt starten, hinzu (Beispiele: Doremi, Basquash!)


    Merchandise-Anime = Ein Anime der als Merchandise-Werbung entwickelt wurde. Meist beruhend auf Figuren oder einfachen Videospielen, jedoch ohne eine direkte Umsetzung etwaiger Geschichten zu sein (Beispiele: Pokémon, Digimon, Duell Masters)


    Animeumsetzungen = Umsetzung von einem Manga, Spiel oder Roman als Anime. (Beispiele: Naruto, Steins;Gate, TrueTears)


    Denn in einigen Punkten - allein auch aufgrund der Rechte - unterscheiden sich diese Serien in der Preproduction.
    Doch kommen wir nun zum eigentlichen Text:


    1. Phase: Preproduction


    Jedes Projekt beginnt mit einer Idee. Irgendjemand hat eine Idee und irgendwie wird diese dann zu einem Anime.
    Gerade in dieser Phase ist es aber sehr unterschiedlich, mit welcher Art von Anime wir es zu tun haben, weshalb ich es gerade hier Aufteilen werde.


    1.1. Preproduction eines Original Anime


    Gerade mit dem Original-Anime ist es so eine Sache, denn wer hier nun welche Idee hat, das ist immer die Frage. Manchmal hat ein Autor eine Idee und bringt die an ein Studio - doch das funktioniert meist nur, wenn der Autor bereits einen Namen hat und idealer Weise hohe Tiere im Studio kennt.
    Manchmal findet jemand ein altes Script und findet es so gut, dass er den Autor beauftragt es neu zu machen, um es in einen Anime umzusetzen.
    Und manchmal wird ein Projekt von Produzenten, Regisseur und/oder Künstlern geplant und erst dann ein Autor mit der eigentlichen Story beauftragt.


    Aber in irgendeiner Rolle finden sich ein Autor, ein Produzent, ein Designer und ein Regisseur zusammen und beginnen ein Projekt zu planen. Dabei wird erst einmal ein Draft, also eine Handlungsskizze für das Projekt erstellt, die auch von allen Produzenten bewilligt werden muss, wie auch die Charakterdesigns. Dann macht man sich meist daran einen oder mehrere Sponsor(en) für das Projekt zu suchen, um Geld dafür zu bekommen.
    Manchmal kann es sein, dass sogar erst danach sich für ein konkretes Studio entschieden wird.
    Dann werden die Zeichner, Animationstechniker und eventuell zusätzliche Autoren für das Projekt gesucht.


    1.2. Preproduction eines Merchandise-Anime


    Merchandise-Anime haben eigentlich immer denselben Hintergrund: Es gibt ein Spiel (meist an eine etwas jüngere Zielgruppe gerichtet), egal ob dies nun ein reales Spiel oder ein Videospiel ist und der Rechteinhaber möchte dieses Spiel gerne bekannter machen.
    Deswegen wendet er sich an ein Animationsstudio. Gerade die größeren Spielehersteller in Japan haben meist ein Studio ihres Vertrauens, zu dem sie meistens gehen. Es wird sich mit den höheren Personen des Studios beraten um dann Geschäftsbedingungen zu erstellen. Immerhin stellt das Animationsstudio hier Werbematerial her, weshalb Geld immer eine zentrale Rolle in diesen Verhandlungen spielt.


    Dann wird ein Autor beauftragt - meist jemand, der schon einmal für das Studio gearbeitet hat - ein Konzept für die Serie zu erstellen. Denn meist sind die Konzepte nur lose auf etwaigen „Plots“ der Spiele basierend.
    Erneut entsteht ein „Draft“ auf dem basierend dann ein Designer beauftragt wird.
    Meist werden schon in dieser Stufe weitere Autoren und Zeichner hinzu geholt, noch während man nach einem Regisseur sucht, der bei diesen Serien oft das letzte wichtige Mitglied des Staff ist, das gesucht wird.


    1.3. Preproduction einer Animeumsetzung


    Am einfachsten ist sicher die Umsetzung eines vorherigen Materials... Nun, vielleicht auch nicht.
    Denn auch wenn man die Story und das Charakterdesign bereits vorgegeben hat, so müssen hier immer rechtliche Schritte geklärt werden.


    Bei Umsetzungen kann beides sein: Entweder hat ein Studio (entweder, weil es gut zu seinem Programm passt, oder, weil der Manga/das Spiel/der Roman erfolgreich ist) Interesse an der Umsetzung, oder der Herausgeber der Quellmaterials hätte Interesse an einer Animeumsetzung.
    So oder so: Es muss sich abgesprochen werden, da auch hier Rechte und Geld eine Rolle spielen.


    Auch hier wird aber ein Autor mit der „Series Composition“, also der Zusammenstellung der Serie beauftragt, um das Material für das Medium Anime entsprechend umzugestalten. Immerhin ist Kapitelaufteilung immer etwas anderes, wie Folgenaufteilung.
    Manchmal werden auch Charakterdesigns verändert. Dies war gerade früher noch ein größeres Thema, wo die Designs manchmal vereinfacht werden mussten.
    Außerdem braucht man auch hier Regisseur, Autoren für die einzelnen Episodenscripts und natürlich Zeichner und Techniker für die Animation.


    2. Phase: Production


    Die Produktion umfasst vorrangig die eigentliche Animation. Es ist ein wenig strittig, inwieweit nun die Drehbücher für die einzelnen Folgen in den Pre-Production-Bereich fallen, gerade da bei längeren Serien (generell ab 24/26 Folgen) normal neue Folgen produziert werden, während andere Folgen bereits ausgestrahlt werden.


    Generell beginnt die Animation mit Storyboards. Das sind grobe Skizzen des Bildaufbaus der einzelnen Szenen, die je nach Teamaufbau vom Regisseur, Animation Director, von beiden zusammen, dem Lead für die einzelne Folge und/oder auch von eigenen Storyboardern erstellt werden. Die Einteilung dahingehend variiert gerade in Japan stark abhängig vom Team und vom Studio. Das Storyboard wird vor der eigentlichen Animation normal immer zu einem Animatic, also zu einem animierten Storyboard, umgesetzt.
    Je nach Budget des Projekts werden eventuell Moodboards erstellt, also „colorierte Storyboards“ die die Farbabstimmungen zeigen. Dafür stehen in der Animeproduktion jedoch meist nur bei Projekten mit viel Zeit und großem Budget die Ressourcen zur Verfügung.


    Danach werden die Keyframes vom Animationsteam des Studios gezeichnet. Das sind die Haupt-Einstellungen in der Animation, die aneinandergereiht noch sehr grob und gar nicht flüssig aussehen. Normal werden sie nicht einmal coloriert.
    Und diese Keyframe Animation wird dann in den meisten Fällen an ein anderes Studio weitergereicht.


    [Blockierte Grafik: http://img.photobucket.com/albums/v481/kaen_kazui/KeyframeCourage_zpsc18db057.gif] [Blockierte Grafik: http://img.photobucket.com/albums/v481/kaen_kazui/InbetweenAnimation_zps97103d92.gif]
    Ein sehr simples Beispiel für Keyframe (links) und In-Between Animation (rechts)


    Was folgt ist die „Inbetween“-Animation. Diese nimmt die Keyframes und füllt die „leeren“ Frames zwischen diesen aus.
    Wenn ihr bei einem Anime auf Pause drückt, habt ihr oft leicht verschwommene Bilder - also Frames - bei denen es oftmals auch so aussieht, als würdet ihr zwei oder gar drei Bilder gleichzeitig sehen: Das sind Inbetweens.


    Früher gab es übrigens noch den Schritt der „Clean-Up Animation“, bei der die meist erst einmal sehr skizzenhaften Keyframes gesäubert wurden, da diese meist mit Bleistift entstanden. Heute erfolgt dieses Säubern jedoch meist in einem Schritt bei der Keyframe Animation, da diese normal am PC entsteht.
    An welcher Stelle die Coloration erfolgt, variiert ebenso meist nach Studio und Projekt. Ebenso variiert es, wer dafür Verantwortlich ist - also ob die Farbe und die Gestaltung der Hintergründe im eigenen Studio erfolgt oder in einem der anderen.


    Übrigens: Inbetween-Animation und nicht selten auch andere „niedere Arbeiten“ werden mittlerweile aus Kostengründen gerne nach Korea oder neuerdings auch nach Indien ausgelagert, da dies billiger ist, als es von einem japanischen Studio machen zu lassen. Gerade bei „Großprojekten“ wie die endlosen Shonen-Serien, wird praktisch immer ausgelagert.


    Viele Leute zählen die Aufnahme der Synchronisation ebenso zur eigentlich Produktionsphase. Allerdings nur die Aufnahme...
    In Japan erfolgt die Aufnahme der Synchronisation prinzipiell eigentlich immer nach der Animation und meist für jeden Sprecher einzeln.



    3. Phase: Post-Production


    Alles, was logischer Weise nun noch fehlt, gehört in den Bereich der Post-Produktion.


    Das ist der Zusammenschnitt der Folgen, sprich die Anordnung der Szenen und die Szenenübergänge - wie auch der Zuschnitt von Opening und Ending.
    Das ist die Komposition und die Aufnahme des Soundtracks (auch wenn man hier ein wenig streiten kann, ob das nun Produktion oder Post-Produktion ist) und der Zuschnitt von Soundtrack, der vorher aufgenommenen Synchronisation und natürlich auch Soundeffekten zum Bildmaterial.
    Und - auch das kann auch bei einem Anime dazu gehören - das hinzufügen von Effekten. Seien es Videoeffekte oder Visual Effects.
    Diese Schritte geschehen normal im eigentlichen Studio.


    Hier entscheidet normal der Hauptregisseur des Projekts zusammen mit dem Regisseur der jeweiligen Folge, welche Maßnahmen vorgenommen werden, wo die Schnitte zu setzen sind und welche Stücke des Soundtracks beispielsweise für welche Szenen verwendet werden.
    Generell braucht es etwa zwischen 4 und 8 Wochen eine Folge eines Anime zu produzieren, auch wenn generell mehrere Folgen gleichzeitig produziert werden, da mehrere verschiedene Teams innerhalb eines Studios an einer Serie arbeiten, so dass Beispielsweise Team A Folge 1 und 2 macht, Team B Folge 3 und 5 und Team C dann Folge 4 und 6.
    Bei Einzelprojekten eines Studios, vor allem wenn es Serien mit 11 bis 13 Folgen sind, kommt es allerdings auch vor, dass es nur ein Team gibt, dass dafür länger Zeit hat. Immerhin sind solche kurzen Serien meist fertiggestellt, noch bevor die erste Folge ausgestrahlt wird.
    Nur bei langen Projekten, wie den Animefassungen zu den über lange Zeit laufende Shonen-Serien werden hier anders gehandhabt, da es hier oftmals irgendwann zu zeitlichen Engpässen kommt. Dies gilt allgemein für über mehrere Jahre laufende Serien mit voller Folgenlänge. Hier kommt es vor, dass ein Team es irgendwie schaffen muss, eine Folge innerhalb von 2 bis 3 Wochen fertigzustellen, was meist auch die Erklärung für die nicht selten kritisierte schlampige Animation von vielen, dieser Serien ist.


    Ansonsten ist die Qualität der Animation ansonsten meist abhängig vom Studio (Personal & Hardware) und dem Budget der Serie.