U-Bahn-Politik (9. August 2011)
Ein Kommunist, ein Nationalsozialist und ein Mädchen sitzen gemeinsam auf einem 4er-Platz in der U-Bahn. Der Nazi hat eine Gratis-Zeitung in der Hand und liest, das Mädchen kommt gerade von der Schule. Die drei kennen sich bereits, denn sie fahren jeden Tag zusammen nach Hause.
Kommunist: *grummel* Warum hat der da a Zeitung und ich ned? I will a eine. Du solltest sie teilen, damit wir alle was davon ham.
Nazi: Heast, damit die scheiß Türken sich damit den Oarsch auswischen, weils es eh ned lesen können? Hahaha.
Mädchen: He du, warum hast dir keine eigene geholt?
Nazi: Genau, recht hats, die Kleine.
Mädchen: Du brauchst nix reden, ich bin Türkin.
Kommunist: Haha, da hats dir geben, bist deppert. Erlebt ma auch ned alle Tag.
Nazi: Ausnahmen bestätigen die Regel, sagt da Obmann a immer!
Kommunist: Auf so an kapitalistischen Gierrammel hörst du a no? Hetzen tuat der, nix anderes! Wenns nach dem ging, dann hätt unsere kleine Freundin.. äh, wie heißt du no amal?
Mädchen: Sara, aber ich bin ned deine Freundin...
Kommunist: ...unsere Freundin Sara jetzt wirklich nur de Zeitung als Klopapier.
Nazi: Jo, aber was soll ma tuan gegen die Islamisierung? Wenns uns ned die Hoar vom Kopf fressen, dann bombens uns as weg!
Kommunist: Bist narrisch worden? Warum solltens des? Höchstens weils ihr so garstig zu ihnen seids.
Nazi: Wos? Der Allah hats ihnen doch so befohlen, steht im Koran. Hat ma a oider Hawara dazählt, der amal an Rabbi kannt hat.
Mädchen: Ein Rabbi is aber ein Jude...
Kommunist: Du meinst wohl an Muezzin, haha.
Nazi: Wie auch immer. In Norwegen herrschen jedenfalls bessere Verhältnisse als hier, gut hat ers gemacht, auch wenn er die ganzen Kommunisten da nicht gleich hätt abknallen müssen. Aber nicht jeder hat halt das Talent zum Reden.
Kommunist: Bessere Verhältnisse als hier? In der schnutzigen U-Bahn? Kann scho leicht sein.
Nazi: A Witzbold bist, haha. Aber was soll ma sagen, aufregen brauchst di ned wegen die paar Toten in Oslo. Da Stalin hat vü mehr krepieren lassen.
Mädchen: Deshalb is der Attentäter a kein guter Mensch.
Kommunist: Recht hats.
Mädchen: Stalin aber sowieso ned.
Kommunist: Predig uns ned, was gut und bös is, Mädel. Des wiss ma beide guat genug. Aber manchmal müssen Opfer bracht werden, damits dem Volk besser geht!
Nazi: Sag i a immer. Sind ma uns endlich amal einig!
Mädchen: Solangs mi ned einfach so umbringts.
Kommunist: Di doch ned. Alle, die gegen des Volk san, wie der norwegische Attentäter oder unser Freund da und dessen Freunde...
Nazi: Aha, aha! War des a Drohung? Willst mi umbringen?
Kommunist: Na, aber anscheinend fühlst di angesprochen, wenn i sog „gegens Volk“...
Mädchen: Ich glaub, der hat a was gegen di. Und gegen mi. Und gegen alle, die gegen ihn san.
Nazi: Niemals! I bin nur gegen Islamisten und Menschen, die Sachen kaputt machen... wie heißen die no amal, die auch ins World Trade Center geflogen san, wart...
Mädchen: Terroristen?
Nazi: Aber ge, das is doch es gleiche wie Islamisten. Da fallt ma ein, ein gscheider Mensch hat amal gsagt: „Islamismus und Islamisten gehen Hand in Hand mit Terrorismus und Terroristen.“ Dem Obmann hats a gfallen.
Kommunist: Wenn er meint. Und jetzt gib ma endlich die scheiß Zeitung, ich muss bald aussteigen und du hast as eh scho dreimal durch.
Nazi: Scho aus Prinzip ned. Is meine.
Mädchen: Und wennst dann aussteigst, lasst es eh liegen.
Nazi: Na und? Glaubst i schlepp die mit heim? Aber dem da geb ichs ned.
Mädchen: Darf ichs haben? I muss aufs Klo und bei die öffentlichen gibts nie a Papier.
Nazi: Was hab i da gsagt? Lesen kanns es eh net.
Kommunist: *grummel*
Mädchen: Blödsinn. Sicher könnt ichs lesen, will i aber ned. Schundblattl.
Kommunist: Jetzt seh ichs erst. Warum liest du denn des, für so blöd hätt i di ned gehalten.
Nazi: Da Obmann hat da an Artikel geschrieben. Er will den Verein in die Partei einschleusen. Und weils nix kost, lesens jetzt viele Leut. Vielleicht komm ma dann sogar ins Parlament!
Kommunist: Oider Propagandist.
Nazi: Beste Werbung.
Mädchen: Zerst muss ma’s aber lesen.
Nazi: A Drittel des Volkes tuat des a. Es zweite Drittel is zu klug dafür, des dritte verwendets höchstens als Klopapier.
Kommunist: Daher habts es Rechten immer eure Wähler.
Nazi: Wir ham wenigstens welche.
Kommunist: Pappn. *grummel*
Mädchen: Wenns es zwei zum Wählen seid, wähl ich keinen von euch...
Kommunist: Da werds a bald keine Wähler mehr haben, wenn des mit der Migration so weiter geht. Ned, dass mi des stören würd...
Nazi: Woher san dann unsere Wähler?
Mädchen: Sehts den kleinen Buben dort?
Kommunist: Den kleinen Blonden?
Nazi: Der so extrem fett is?
Mädchen: Ja, genau der.
Bub: Mama, darf i heut von da Schule daheim bleiben? Es gefallt ma ur ned... es Rechnen is ur schwer und der Muhammed haut mi immer.
Mutter: Warum tuat der des?
Bub: Der Thomas zwingt ihn immer und der Muhammed kann aber ned zur Frau Lehrerin gehen, weil er nicht weiß, wie ers ihr sagen soll. Sie glaubt ihm nämlich ned.
Nazi: Warum glaubts ihm ned?
Mädchen: Sie meint, dass alle ausm Ostblock gewalttätig sind, weil die Rechten des so propagieren.
Kommunist: Da ham ma’s wieder. Warum tuat da keiner was dagegen?
Mädchen: Weil es Politiker euch um eine Zeitung streits.
Kommunist: Er hätts ma auch einfach geben können, dann wär die Sach gessen gewesen.
Nazi: Is halt böd.
Kommunist: I will doch eh nur es Sudoku machen...
Nazi: Warum hast des ned glei gsagt? Die mach i eh nie.
Mädchen: Wie auch immer. *steigt aus*
Kommunist: Scheiße. Jetzt hab i mei Station verpasst.
(Wegen der Länge der Texte ist dies erst die erste Satire.)